Kurzgeschichte
Die Frau im Mond

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"Die Frau im Mond"
Veröffentlicht am 23. Juli 2012, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

ich spiele sehr gerne Baseball und schreibe seit etwa einem jahr Kurzgeschichten, die mir plötzlich einfallen...
Die Frau im Mond

Die Frau im Mond

 

In Houston herrschte wie immer eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit und die Astros hatten schon wieder verloren. Joe schnappte seinen Koffer vom Laufband und ging in Richtung Ausgang, vorbei an den vielen Menschen, die ihr Ziel erreicht hatten oder es immer noch suchten. Die Krawatte drückte, das Hemd klebte am Körper und die Füße schmerzten. Im Taxi lief "Just The Way You Are" von Bruno Mars und die Gedanken waren sofort wieder bei ihr. Trotz aller Arbeit, des ganzen Stresses, der vielen Flüge und unterschiedlichen Hotels. Er war rast- und heimatlos, aber in einem immer verortet - in seiner Liebe zu ihr.

 

 

 

Es ging durch Häuserschluchten, über wurmartige Highways und betriebsame Straßen. Joe versuchte, einen Punkt in allem zu finden, den er nur für einen kurzen Augenblick fixieren könnte, doch alles raste an ihm vorbei. Farben, Lichter, Geräusche, Eindrücke - eigentlich zu viel, um alles aufnehmen zu können. Seine teure, viel zu große Uhr zeigte 8:06 pm, den Zeitpunkt, an dem er sie zum ersten mal gesehen hatte, damals in Raleigh, North Carolina, auf der Hochzeit seines besten Freundes. Sie hatten sich am Buffet getroffen und waren ins Gespräch gekommen. Die Uhrzeit merkte er sich damals ohne besonderen Grund - es war eines dieser Dinge, die erst durch die Zukunft an Bedeutung gewinnen. Nach einigen Tänzen und zu vielen Bieren hatten sie ihre Telefonnummern ausgetauscht.

 

 

 

In den folgenden Monaten telefonierten sie häufig, eigentlich beinahe täglich und irgendwann arrangierten sie ein Treffen. Es kostete ihn schon einiges an Organisation, aber er wollte sie unbedingt sehen.

Und sie enttäuschte ihn nicht. Ihr Haar, ihre Augen und ihr Mund waren so schön, wie in seiner Erinnerung. Wann immer sie lächelte, blieb die Zeit für eine Winzigkeit stehen. Trotzdem war alles viel zu schnell vorbei und er musste wieder zurück in sein Leben, das nun anders war, denn sie wurde ein Teil davon. Es gelang ihm viel zu selten, sie zu sehen, sie zu genießen und einfach nur anzusehen. Joe wusste, dass sein bisheriges Leben nicht zu ihm und auch nicht zu ihr passte, aber er konnte es nicht so einfach ändern. Zu viel hing daran, als dass er sofort irgendwas hätte bewirken können.

 

 

 

Irgendwann erhielt er eine Nachricht von ihr. Sie hielte es nicht mehr aus, könne ihn nicht ständig vermissen. Es gehe so nicht mehr weiter, stand darin. Alles klang nach Abschied. Plötzlich war sie weit weg, unerreichbar. Ganz so wie der Mond. Selbst wenn der mal von Wolken verdeckt ist, weiß man, dass er da ist. Ist er zu sehen, gehört zum Leben dazu, auch wenn man ihn nicht berühren kann. Den Mond kann man nicht entführen.

 

 

 

 

Was war, war nun vorbei. So durfte es nicht sein. Erinnerungen beherrschten von nun an sein Denken. Joe erkannte in jeder anderen Frau ein Teil von ihr, aber nie fand er sie ganz. Er wollte auch keine Durchschrift von ihr, er wollte sie, die Einzigartige.

Das Taxi stoppte vor seinem Hotel. Joe bezahlte den Fahrer, stieg aus, packte wieder seinen Koffer und blickte zum Himmel. Seine Augen fanden den Mond, der den klaren Himmel beherrschte. Er dachte an sie. Morgen schon sollte er in Baltimore sein. Dort scheint auch der Mond.

 

 

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baseballgeek
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baseballgeek Ich danke euch beiden für eure Kommentare!
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Bergwirt Mond - Sehr gut geschrieben, noch oft denke ich zurück als Kind, da habe ich auch ständig den Mond betrachtet und ihm meine Geheimnisse oder Ärger erzählt... manchmal auch heute noch..

glg bergwirt
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE So ist es, Blicke zum Mond können auch eine sehnsuchtsvolle Verbindung herstellen.
Gut geschrieben.

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
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