Biografien & Erinnerungen
Die schwerste Zeit meines Leben - Nebenkostenabrechnung

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"Die schwerste Zeit meines Leben - Nebenkostenabrechnung"
Veröffentlicht am 18. Juli 2012, 44 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich bin eine humorvolle Person. Ich bin einzigartig. Ich liebe das Leben. Meine Fantasie ist grenzenlos. Lache gerne, verweile am liebsten unter den Menschen.
Die schwerste Zeit meines Leben - Nebenkostenabrechnung

Die schwerste Zeit meines Leben - Nebenkostenabrechnung

Beschreibung

Ich lebe von ALG II. Die Nebenkostennachzahlung ist zu hoch. Das Amt fordert eine Überprüfung - fast drei Jahre Kampf ! Bis zur völligen Erschöpfung. Fazit: Nicht jeder der Recht hat - bekommt Recht.

 

 

Amtsgericht : Rechtspfleger Manzuuk.

 

Ich krümme meinen Zeigefinger und klopfe an. Eine tiefe Stimme antwortet: „Herein!“

Zögerlich betrete ich den Raum. Hinter dem Schreibtisch auf einem ledernen schwarzen Sessel sitzt mit einer Nickelbrille auf der Nase ein schwergewichtiger Mann. Er schaut mich fragend an, bevor er unter der Brille hervorlugt und mit krächzender Stimme fragt, was er für mich tun könne. Verlegen nestele ich an meinen langen Haarspitzen. „Entschuldigung,“ flüstere ich sehr leise, „bin ich hier richtig, ich brauche einen Beratungsschein!“

Der Mann steht auf, streckt mir seine großen Pranken entgegen - ich spüre einen festen schwitzigen Händedruck. Er weist mich an, ich solle mich bitte schön setzen. Irritiert blicke ich mich um und entdecke einen alten Holzstuhl. Ich sitze mich vorsichtig darauf. Der Beamte etwa fünfzig Jahre alt, zieht eine Schublade auf und legt ein Formular auf den Schreibtisch. Nun fragt er mit sonorer Stimme, um was es eigentlich ginge. Schüchtern und im eigenen Schweiß gebadet antworte ich ihm.

Mein Sachverhalt habe ich in drei Sätzen erklärt. Ich sei arbeitslos und mein Vermieter fordere eine hohe Summe Nachzahlung der Miet - Nebenkosten. Das Amt lehne es ab, die enorm hohe Kosten zu zahlen. Ich solle die Nebenkosten von einem Anwalt überprüfen lassen.

Nun fülle ich diesen Antrag aus, der Rechtspfleger überprüft ihn und gleicht ihn mit dem Arbeitslosengeldbescheid ab. Er fordert von mir 10,- Euro. Diese lege ich auf seinen mit Akten überfüllten Holztisch und verabschiede mich. Raus aus diesem Amtszimmer und diesem Gebäude. Erdrückend. 

Ohne Umschweife eile ich zu meinem von mir ausgesuchten Anwalt. Dieser beginnt gleichsam mit der juristischen Arbeit. Briefe werden an den Vermieter versandt, dieser bleibt stur und beharrt auf seine Kosten. Jeder normal denkende Mensch weiß, das diese Kosten nicht vereinbar mit den Kosten des Vorjahres sind. Wie ist es möglich, das eine Person im Jahre zuvor eine zweistellige Kostennachzahlung gegenüber diesem Jahr eine dreistellige Kostennachzahlung vorweist? Mein Anwalt erbost - angesichts des Verhaltens meines Vermieters. Oft taucht er in der Kanzlei meines Anwaltes auf - auch scheut er keine Kosten und Mühe und fährt auf das Amt, um dort seine Kosten zu erhalten. Der Schriftverkehr zwischen meinem Anwalt und meinem Vermieter hält an. Mindestens fünfzig Briefe verließen schon die Anwaltskanzlei in Richtung Vermieter - immer wieder wird er aufgefordert, die Nebenkostenabrechung von einem Fachmann überprüfen zu lassen. Er solle sich doch auch Hilfe holen. Ein Jahr vergeht, nun kommt es zu einem Eklat. An meinem Geburtstag, steht das Vermieter - Ehepaar vor meiner Wohnungstür und bittet um Einlass. Auf Geheiß meines Anwaltes solle ich jeden persönlichen Kontakt zu diesen Menschen meiden. Die hochnäsige, eingebildete Angetraute des Vermieters stellt ihren rechten Fuß in die Wohnungstür. Der Vermieter plärrt, ich solle doch endlich die Kosten bezahlen. Ich stelle mich stur und bitte das Ehepaar im höflichen Ton, mich doch bitte in Ruhe zu lassen und alles weitere über meinen Anwalt zu klären. Minutenlang beschwören sie mich. Mein Geburtstagkuchen ist inzwischen im Backofen verbrannt. Ein schöner Geburtstag. Nach von mir gefühlten unendlichen Minuten gibt das Ehepaar nun ihren Plan auf. Als die Wohnungstür geschlossen ist, beginne ich bitterlich zu weinen. Meine Nerven!!!

Die Zeit läuft.

Es ist inzwischen schon ein Jahr vergangen und mein Anwalt fordert mich auf wieder auf das Amtsgericht zu gehen und einen Beratungsschein zu holen. Mit beklemmendem Gefühl schleiche ich mich abermals in das Amtsgebäude. Wieder begrüßt mich der schwergewichtige Rechtspfleger, erbittet den Sachverhalt und kassiert 10,- Euro.

Nochmals schickt der Anwalt einen langen Brief zu meinem Vermieter. Offensichtlich kommt nun dem engstirnigen, alten, verbohrten Menschen die Einsicht, dass er sich eventuell auch juristischen Beistand holen könne.

Ich habe einige Kilos an Körpergewicht verloren. Ständig stehe ich unter Strom. Das Amt beharrt weiter hartnäckig darauf, das diese Nebenkosten zu hoch angesetzt sind.

An einem regnerischen Morgen klingelt es an der Haustüre. Erschrocken spute an die Sprechanlage um zu erfahren wer etwas von mir will. Der Postbote überreicht mir ein Einschreiben, dieses beinhaltet die Wohnungskündigung, verfasst von einem Rechtsvertreter meines Vermieters.

Nun auch das noch - Wohnungskündigung, weil ich die hohe Nebenkostennachzahlung ablehne. Mit zittriger Stimme kontaktiere ich meinen Anwalt, dieser räumt mir ein Beratungsgespräch tags darauf ein. Empört über die Vorgehensweise seines Kollegen verfasst mein Anwalt ein Gegenschreiben, in diesem erklärt er der gegnerischen Partei, dass eine Verweigerung der Kostennachzahlung in dieser Höhe, kein Kündigungsgrund der Wohnung sei. Die Kündigung sei somit nichtig. Beruhigt ziehe ich von dannen. Nun denke ich, jetzt ist es ausgestanden und der Vermieter hat ein Einsehen. Denkste!!! 

Sonntags - Abend 22.00 Uhr Lärm im Treppenhaus. Die leer stehende, an meine Einzimmerwohnung angrenzende Wohnung wird aufgeschlossen. Ich luge durch den Türspion und entdecke, das der Sohn meines Vermieters bepackt mit einer Kiste die Treppe hoch steigt, im Schlepptau eine junge Frau. Nach etwa zwei Stunden kehrt Ruhe ein. Kurz nach Mitternacht. Die Toilettenspülung wird betätigt, das Brausen der Dusche ist zu hören. Seltsam denke ich - was passiert nun? In dieser Nacht wälze ich mich unruhig im Bett herum. Völlig ermattet öffne ich einige Tage später den Briefkasten und angle einen Brief meines Anwaltes heraus.

Eigenbedarf !!! Der Vermieter kündigt mir jetzt wegen Eigenbedarfs meine Wohnung. Ihm ist scheinbar kein anderer Grund mehr eingefallen um mich aus der Wohnung zu jagen. Diesen Sachverhalt gespickt mit Lügen und Erfindungen zweifele ich an. Der geizige Vermieter wird wohl niemals Wände einreißen um aus zwei Einzimmerwohnungen, eine Zweizimmerwohnung zu errichten. Er spielt eine Show, die keines weiteren Kommentares bedarf. Er lässt seinen Sohn offensichtlich zur Zeit auch ohne Erwerb in dem Einzimmerappartement wohnen.

Ich lege dieses Schreiben dem Amt vor. Die Sachbearbeiterin verneint eine Umzugsunterstützung, auch will sie nochmals einen genauen Hergang dieses Tatbestandes wissen. Ich kläre sie darüber auf, das ich in einem Mehrfamilienhaus wohne, in dem einige Wohnparteien nicht bewohnt sind. Mein Vermieter meint, er könne alle ihm entstehenden Unkosten auf die in der Wohnanlage wohnenden Partei umlegen, deshalb sei diese hohe Summe entstanden. Die Sachbearbeiterin bestätigt meine Vermutung, das der Vermieter einige Male auf dem Amt Terz gemacht habe. Mir ist dies peinlich. Nervös und beunruhigt reise ich wieder heim. In meiner großen Not wende ich mich einige Tage später an eine soziale Beratungsstelle in der Hoffnung, diese geschulten Angestellten können mir helfen - falsch gedacht....!!!!

Ich bin am Ende meiner Kräfte. Verzweifelung pur. Wer hilft mir? Ich suche in meiner allergrößten Not meine Freundinnen auf. Einige trösten mich, andere wissen keinen Rat. Auch meine Familie ist ratlos.

Nun aber reicht es scheinbar meinem Vermieter. Nichts ahnend und den Gedanken nachhängend spaziere ich ruhig an einem sonnigen Wintermorgen den Gehweg entlang, was soll eine erwerbslose Person in meiner Situation tun? Verträumt schaue ich gen Himmel und beobachte die Raben welche kreischend ihre Kreise fliegen.

„Ziehen sie endlich aus, und bezahlen sie die anstehenden Kosten!“, brüllt ein Mensch neben mir - mein Vermieter. Er schiebt sein Fahrrad, mit diesem fährt der pensionierte Beamte und frühere Sportler meist durch die Gegend, um sich offensichtlich jung zu halten - denn mit dem Alter hat dieser Mensch große Probleme. Ich erschrocken und im Schweiß gebadet - trotz Winterkälte, antworte nicht. Ich flüchte über die große Verkehrsstraße und verschwinde schnell in einem Drogeriemarkt. Der Vermieter folgt mir über die Straße nach und lässt aber dann von mir ab. Zittrig stehe ich im Markt. Die Verkäuferin entdeckt mein Unwohlsein und bietet ihre Hilfe an - ich lehne dankend ab. Ich verlasse den Markt und laufe in Trance zu meinem Anwalt. Hastig drücke ich den Klingelknopf - mir wird geöffnet. Weinend werfe ich mich auf den roten, schäbigen Ledersessel, welcher vor der Kundentheke steht. Die Anwaltsgehilfin, die Schwägerin meines Cousin beruhigt mich, indem sie mir eine Tasse Kaffee reicht. Schluchzend erzähle ich den Vorfall. Mein Anwalt hat noch einen anderen Klienten in seinem Zimmer sitzen. Die Gehilfin meldet mich an. Kopfschütteln hört sich der Anwalt die Begebenheit an, und diktiert einen Brief in dem erwähnt wird, dass der Vermieter solche Überfälle lassen solle - bei wiederholter Tat bezahle er mir eine Summe von 200,- Euro. Der Gegenbrief zu diesem Schreiben - ist bestückt mit der Verleumdung des Vorfalls. Habe von nun an große Angst vor meinem Vermieter - eigentlich bin ich eine starke Persönlichkeit.

Mein Jurist und ich suchen inzwischen nach einer Lösung, wie ich eventuell kostenlos aus dieser Wohnung aus ziehen könne, denn das Amt verweigert die Umzugskosten. Ich offeriere dem Advokat meine Schimmelflecken in meiner Wohnung. Ich fotografiere diese, lasse die Bilder teuer entwickeln, mein Anwalt verhält sich etwas merkwürdig. Eines Tage höre ich Worte, die mir die Gerechtigkeit in unserem Lande anzweifeln lassen.

„Wissen sie gnädige Frau, ich habe inzwischen schon so viel für sie getan, aber ich habe nichts an ihnen verdient, wäre es nicht besser, sie würden freiwillig ausziehen?“

Habe ich was an den Ohren? Ach, so ja ich bin ja ohne Beschäftigung - habe keine Rechtschutzversicherung - sonst hätte ich einen Privatdetektiv beauftragen können, zwecks Eigendarfs.

Mich erschüttert dieser Satz, das ich stundenlang weine. 

Zuvor wurde eine Wohnungsbesichtigung durchgeführt, anwesend waren der Rechtsvertreter der Mietleute mit dem Vermieter samt Gattin und mein Rechtsbestand mit seinem kleinen Sohn. Die Mietminderung welche auf Rat meines Anwaltes in Anspruch nehme, wird aufrecht erhalten.

Nach diesem Ereignis ist einige Woche Ruhe, bis es zum großen Knall kommt.

Der Vermieter hat eine Räumungsklage eingereicht.

Mein Anwalt redet bei Durchsicht dieses Schreiben etwas von eidesstattliche Versicherung, Gerichtsvollzieher, Zwangsvollstreckung und Haftbefehl. Ich bin wie vor den Kopf gestoßen - ich verstehe kein Wort. Der Anwalt hat offensichtlich aufgegeben. Die Gerichtsverhandlung rückt näher, ich bin guter Dinge, das ich sie gewinnen werde und der Vermieter, wenn er mich aus der Wohnung haben will, den Umzug bezahlt - was habe ich nur für eine Denke?

Nun beginnt der schlimmste Abschnitt meines bisherigen Lebens...!!!

Ich sitze auf meinem bunten Sofa, vor mir liegt die Aktenmappe, welche ich einen Tag vor der Gerichtsverhandlung noch einmal durchstöbere. Briefe über Briefe, Aufforderungen, teure Fotos ... nichts habe ich erreicht. Ich beginne zu weinen. Habe ich mir den falschen Anwalt ausgesucht ? Ist dies alles soweit gekommen, weil ich keine Beschäftigung habe und auf Staatskosten lebe? Weshalb werden reiche Menschen immer noch reicher? Fragen über Fragen und keine Antwort. In dieser Nacht mache ich kein Auge zu. Mir geht das ganze Theater nochmals durch den Kopf. Wie fing eigentlich alles an? Ach, der Vermieter verlangt eine zu hohe Nebenkostennachzahlung und das Amt übernimmt diese Kosten nicht, nicht bis der Vermieter diese hohe Kosten belegen und begründen kann. Dies kann er nicht - denn es ist offensichtlich, dass der Fehler bei ihm liegt. Sein Anwalt ist etwas cleverer als mein Rechtsvertreter. Nein, so ist es auch nicht korrekt - ich kann keine Rechtsschutzversicherung vorweisen, mein Anwalt erhält zu wenig Kohle...!!!

Eigenbedarf, das ich nicht lache...!!! Aber wie beweisen? Ich kann kein Privatdetektiv beauftragen...! Die Raffinesse meines Vermieter ist unverkennbar. Inzwischen habe ich nochmals den Rechtspfleger im Amtsgericht besucht, und wiederum das selbe Prozedere

Ich stehe auf, es ist 7.00 Uhr. Ich fühle mich gerädert. Frühstück fällt aus. Nach der Morgentoilette fahre ich mit meinem alten 21 jährigen Polo in Richtung Kreisstadt. Parke das Auto auf dem Kirchenvorplatz und betrete die Kirche. Knie mich in die hinterste Reihe und bete. Ich flehe Gott an, mir in der kommenden Stunde bei zu stehen. Laufe zum Opferstock und zünde eine Kerze an, auch von der heiligen Maria erflehe ich Beistand.

Nervös laufe ich umher, es ist noch Zeit bis zum Gerichtstermin. Der Vermieter, dessen Angetraute nebst Sohn marschieren grinsend an mir vorbei. Prompt fährt auch schon deren Rechtsbeistand an und begrüßt sie herzlich. Von meinem Fürsprecher keine Spur. Ich werde immer nervöser, meine Blase drückt, ich suche die Toiletten auf. Als ich die Türe öffne, steht die Frau des Vermieters am Waschbecken, ich bin ein höflicher Mensch und sage im freundlichen Ton “Guten Morgen!“ Keine Antwort. ok - denke ich, dann eben nicht. Noch eine halbe Stunden bis Prozessbeginn. Alleine, traurig, zornig stehe vor dem Gebäude und erwarte meinen Anwalt. Fünf Minuten vor dem Termin erscheint er endlich. Streckt mir seine Hand entgegen - ich spüre eine lasche Hand... was bedeutet dies ? Nun ist mir klar, mein Anwalt hat aufgegeben, er will diesen Prozess nicht gewinnen. Keine Freundin, kein Freund, kein Familienmitglied begleitet mich in den Gerichtssaal, ich bin ganz alleine. Es tut verdammt weh. Ich habe fürchterliche Angst.

Schweigend betrete ich mit meinem Anwalt das Gerichtsgebäude.

Meine Blase drückt, ich entschuldige mich und suche nochmals rasch eine Toilette auf.

Mein Anwalt steigt die steinernen, breiten aus Buntsandstein bestehende Treppe vor mir nach oben.

Zimmer Nummer 234567 hier findet nun meine Verurteilung statt. Zuvor habe ich diesen Termin schon am Aushang des Flures entdeckt. Scheinbar ist es normal erst einmal etwas Small - Talk zu halten. Eine junge, schwangere Richterin sitzt auf einem Stuhl, bewegt sich behäbig auf mir zu, streckt zuerst meinem Anwalt dann mir die Hand hin. Nun reden sie erst einmal über das Wetter und über den alltäglichen Tratsch. Nun was soll dies sein - denke ich? Erwarten sie noch jemand? Einige Minuten später, beginnt die Verhandlung. Meine Anwalt hockt duckmäuserisch rechts neben mir auf einem hölzernen Stuhl. Der Gegenanwalt und dessen Mandanten haben sich mächtig breit vor der Richterin gemacht. Mein Vermieter strahlt die Richterin an. Mit erhabenen Haupte sitzt nun die Familie mit deren Sohn und Anwalt im Saal und prallen mächtig. Ich vernehme alles im Trance. Was ich da höre - verschlägt mich gänzlich die Sprache... lauter Lügen...!!! Es kommt ganz heftig... !!! Menschen gibt es - was ich so schlimm empfinde in diesem Augenblick, dieses Ehepaar ist streng katholisch und marschiert bei jedem Glockenschlag in das Kirchengebäude... Gott was lässt du zu?

„Ich mache zur Zeit ein Sabbatjahr!“

„Was bitte - machen Sie?“

„Ein Sabbatjahr!“

„Erklären sie es mir bitte!“

„Dies ist ein Jahr so zu sagen eine Auszeit vom Beruf - Selbstfindung, halt!“

Ich traue meinem Gehörvermögen nicht, was ich da erfahre, das wirft den stärksten Menschen um. Welche Intrige - beziehungsweise Geschichte hat sich diese Familie eigentlich ausgedacht, um den Eigenbedarf zu begründen?

„Wir haben geplant, die zwei Wohnungen miteinander zu verbinden, um eine größere Wohnung daraus zu machen, damit ich und meine Lebensgefährtin samt ihrem 15 jährigen Sohn dort einziehen kann!“

„Ok gut- um dieses Vorhaben zu verwirklichen muss die Angeklagte ihre Wohnung räumen, verstehe ich diesen Sachverhalt richtig?“

Kopf nicken. Grinsen des alten, verbohrten Vermieters.

Nach diesen Sätzen, die nur mit Lügen bespickt sind - verlässt der Sohn der Familie den Saal, er darf sich sogar noch Zeugengeld abholen.

Nun werde ich befragt, nachdem die Richterin die persönlichen Daten abgefragt hat, weshalb ich die Wohnung nicht räumen würde. Ich schildere mit klaren, eindeutigen, lauten Worte, das ich diesen Sachverhalt anzweifele. Mein Vermieter gerät in Rage. Sein Anwalt beruhigt ihn. Auch erkläre ich, dass ich keine Beschäftigung habe - das Amt den Umzug nicht bezahle, weil die Wohnungsgröße und der Mietspreis den gesetzlichen Vorschriften entspricht Die Wohnung ist voller Schimmelsporen, aber auch dies verneint der Vermieter., obwohl diese sichtbar sind.. Schon wieder wird der Vermieter laut. Ich merke, wie die Richterin auf dieses Thema nicht weiter eingeht, denn ihr ist offensichtlich bewusst, das dann der Vermieter entweder die Wohnung vom Schimmelbefall befreien muss, oder gezwungen wird meinen Wohnungswechsel zu bezahlen.

Nun lenkt der Gegenanwalt auf die Nebenkostennachzahlung um. Nun entsteht ein Wirrwarr aus Worten und Gesten, denen ich nicht mehr folgen kann. Einige Wortfetzen nehme ich wahr, die zwischen meinem Anwalt und des Gegners Anwalt gesprochen werden. Beim besten Willen, ich kann bei diesem Wortgefecht keinen klaren Sachverhalt erkennen. Offensichtlich geschieht dies mit Absicht. Die Richterin fragt mich, ob ich dem gesagten folgen könne, ich antworte etwas zögerlich:

„Nicht ganz!“

Nun erkennt offensichtlich mein Vermieter die Gunst der Stunde und sagt im lachenden Ton: „Sehen sie Frau Richterin, die Angeklagte kann nicht folgen, sie hat auch nicht gewusst, was sie noch zu bezahlen hat!“

Nun platzt aber mir auch der Kragen und erwidere mit barschem Ton, das ich noch alle meine Sinne beisammen hätte. Das Wortgeplänkel dauert noch einige Zeit an, bis mich die Richterin fragt, ob ich die Kosten bezahle könne, ich verneine. Nun reden die Menschen in diesem Saal über Kosten des Anwaltes, über Kosten welche das Amt tragen würde und so weiter. Nun schließen die zwei Parteien einen Vergleich. Mein Todesurteil. Mein Anwalt hat nie über einen Vergleich gesprochen. Die Richterin teilt mir nun mit: Der Eigenbedarf sei richtig zu bewerten und ich solle in drei Monaten die Wohnung geräumt haben, sonst käme es zur Zwangsräumung, und diese Kosten solle ich auch noch zahlen. Der Vermieter verzichte im Gegenzug auf einige Kosten. Ich weiß nicht so ganz was mir geschieht und will noch einmal einige Worte mit meinem Anwalt sprechen, denn den Eigenbedarf zweifele an. Mein Anwalt rät mir ab, dagegen Widerspruch ein zu legen, ich solle, das Urteil so akzeptieren. Meine Kräfte haben mich verlassen, ich will nicht mehr. Ich gebe dem Druck nach.

Mein Vermieter muss aber das letzte Wort haben, als ich frage, wo ich so schnell eine geeignete Wohnung finden soll.

Schnippisch antwortet die Ehefrau des Vermieters: „Sie haben auch noch eine Mutter!“

Mein Vermieter schiebt den Satz an: „Es gibt da draußen auch noch eine Arbeitswelt, vielleicht bemühen sich einmal um Arbeit!“

Ich flippe gleich aus. Was hat das Ehepaar gesagt? Mein Anwalt hält mich zurück, sonst hätte ich diesem unverschämten Menschen eine in die Fresse geschlagen. Entschuldigung - aber irgendwann ist es genug. Nein -.es ist er der Anfang vom schweren Kampf, dieser dauert nun schon zwei Jahre...!!!

„Es tut mir leid, sie können diesen Gerichtsbeschluss nicht mehr anfechten, der Vergleich ist rechtsgültig!“

Versteinert sitze ich auf einem weißen Sessel, denn in meiner Panik habe ich einen anderen Anwalt zu Rate gezogen. Extra nochmals einen Beratungsschein besorgt. Auch mein Anwalt hat mir zuvor einen Tag nach der Verhandlung nochmals gesagt, ich müsse in drei Monaten ausgezogen sein, sonst käme es zur Zwangsräumung - denn das Urteil sei wirksam. Ich will es nicht glauben - wie dreist haben die Personen mich Unwissende im Gerichtssaal übergangen. Nun die Bestätigung!

Anzeigen schalten - Zeitungen durchwälzen, im Internet recherchieren, Makler kontaktieren, der große Ran beginnt.. Die Wohnung darf nicht zu groß sein, nicht zu teuer, denn sonst bezahlt das Amt die Miete nicht. Während der Suche auch noch um einen Job bemühen. Ich bin aufgedreht - voller Tatendrang... jetzt erst recht! Meine Mutter unterstützt mich trotz ihrer schweren Krankheit mit einigen Scheine, denn auch die Anzeigen in den Tageszeitungen kosten Geld. Schaue mir einige, kleine Wohnungen an, als aber die Besitzer hören, dass ich vom Amt lebe, lehnen sie freundlich ab. Vier Wochen sind nun schon vergangen und ich suche mir nochmals Hilfe beim Sozialarbeiter, dieser sagt auch nichts anderes - der Auszug ist fix. Langsam wird mir mulmig. Der Makler macht mir Hoffnung, ich besichtige mit ihm eine Zwei - Zimmerwohnung, diese sagt mir zu. Ich lege diesen von mir noch nicht unterschriebenen Vertrag dem Amt vor, dieses lehnt die Wohnung ab - zu teuer. Verzweifelung keimt in mir auf. Schlafe kaum, esse fast nichts mehr - nur noch ein paar Wochen, dann Zwangsräumung! Mich hält es nicht mehr in meinem zu Hause, deshalb spaziere ich viel durch die Gegend. An einem sonnigen Frühlingstag treffe ich einen guten Bekannten und rede mit ihm über meine Lebenssituation. Dieser schüttelt nur den Kopf, weist mich aber höflich darauf hin, dass er eine leer stehende Wohnung wisse, sein Kumpel sei dort vor einigen Tagen ausgezogen. Zufällig habe er noch die Telefonnummer des Vermieters in seinem PKW liegen, ob ich diesen Mann einmal anrufen wolle. Ich bejahe natürlich. Eilig renne ich nach Hause und kontaktierte diesen Mann.

Er meint: „Liebe Frau diese Wohnung ist zu groß für sie, ich weiß dass, weil ich mich mit den gesetzlichen Gegebenheiten gut aus kenne - aber oben unter dem Dach wird Anfang nächsten Monat eine kleine Dachwohnung frei, diese können sie ja mal besichtigen!“

„Sie können den Hausmeister dieses Hauses unter folgender Telefonnummer erreichen!“ „Danke - schön vielen Dank,“ sage ich zitternder Stimme, Tränen kullern mir über die Wangen. Nein denke ich erst - die Absage, weil die Wohnung zu groß ist, aber nun eine kleinere Wohnung, Hoffnung keimt auf. Kurzum ich rufe bei diesem Hausmeister an, der Besichtigungstermin ist am nächsten Tag. Erleichtert lege ich auf. Überschwänglich teile ich es meiner Familie und meinen Freunden mit - diese aber dämpfen meine Euphorie, ich hätte ja noch nichts unterschrieben. Wieder einen auf den Tabernakel...!!! Besichtigungstermin - die Wohnung sagt mir zu. Mietvertrag - ab in die Kreisstadt auf das zuständige Amt. Das Amt erteilt die Genehmigung - diese Wohnung darf ich beziehen. Schluchzend verlasse ich das Gebäude, setze mich auf eine Bank am Fluss und weine bitterlich. Gott sei Dank! Gott hat meine Gebete erhört...? Während meiner unsicheren Zeit besuche ich mal wieder ein Gottesdienst. Bekam ich Kraft von oben? Vielleicht! Hilft dir selbst - dann hilft Gott!

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn dies alles reibungslos geklappt hätte. Einige Tage nach dem Unterschreiben des Vertrages, erhalte ich ein Schreiben vom Amt, das sie diesen Mietvertrag so nicht akzeptieren. Himmel - Donnerwetter, hört es denn nie auf? Ich kontaktiere mein Vermieter er solle einen besser lesbaren Vertrag dem Amt zu schicken. Dieser tut es ohne Probleme. Zuvor hat der Hausmeister mit Tipp - Ex darin herum geschmiert - denn die von mir nun angemietete Wohnung, wollte zuerst der Sohn des Hausmeisters anmieten. Diese Hürde wäre geschafft. Wohnung renovieren - Gegenstände packen. Wer aber bezahlt diesen Umzug? Ich lebe vom Amt und habe dafür kein Geld. Auch die Kaution, welche eigentlich der Vermieter heraus rücken soll - bekomme ich nicht.

Ich stehe in der von mir neu angemieteten Wohnung, mir gegenüber steht mein 1,90 m großer Jugendfreund, ihn habe ich als gelernter Maler und Lackierer zu Hilfe gerufen.

„Tapezieren musst du die Wohnung nicht, fahre in den Baumarkt und hole dir zwei Eimer weiße Farbe der Firma „Weiß und Rauh“ (dieser Name ist von mir erfunden - wegen Schleichwerbung) und streiche die Wände damit, dies genügt!“

„Danke schön - mein lieber Freund!“ Eine kurze Umarmung und weg ist er.

Nun beginnt die große Arbeit. Im Baumarkt besorge ich mir die nötigen Utensilien, weiße Wandfarbe und Tönungsfarbe in gelb. Los geht es - ich beginne meine neue Wohnung alleine zu renovieren. Täglich vier bis fünf Stunden, denn ich muss ja auch noch meine Sachen für den Umzug packen. Umzugskarton bekomme ich von meiner Schwester, kaufe mir auch noch welche, gehe in die Supermärkte und erbettele mir Bananenkartons, diese sind sehr stabil.

Mein Körper schmerzt, denn ich bin schwere Arbeiten nicht mehr gewöhnt. Einige Freundinnen sind neugierig und besuchen mich. Um einen neuen Job muss ich mich auch noch kümmern. Die Agentur ist so gnädig und reduziert die Bemühungen auf zwei im Monat.

Eine meiner vier Schwestern (wir sind fünf Mädchen) erhält auch Unterstützung vom Vater Staat - sie ist allein erziehend. Durch Umstände die ich nicht hinterfrage, wissen die Angestellten des Amtes, dass ich noch eine Schwester habe, welche zur Zeit auch keine Beschäftigung hat. Ich erwähne dies in diesem Schreiben, weil ich mir auf dem Amt einen Satz anhören muss der auch keiner Diskussion bedarf. Meine neu zu beziehende Wohnung liegt etwa 50 Meter Luftlinie von meiner jetzigen von mir bewohnten, verschimmelten Wohnung entfernt. Quer über eine Wiese und noch eine Straße überqueren und die neue Wohnung ist erreicht. Da ich für die Kosten des Umzuges auf dem Amt kämpfe, weist mich eine Beamtin im barschen Ton drauf mit folgenden Worten hin:

„Sie besitzen doch einen Pkw, damit können sie die Kleinteile transportieren. Sie haben doch eine Schwester, sie besorgen sich einen Sackkarren damit können sie die Möbelstücke, die Waschmaschine und den Herd über die Wiese fahren, sie brauchen doch gar keinen Umzugswagen!“

Mir bleibt die Spuke weg!

„Sie wissen doch, das ich verurteilt wurde und den Kampf nach zwei widrigen, schwierigen Jahren verloren habe, sie haben doch eine Abschrift in den Akten - oder?“ Kopf nicken.

Ich werde auf ein Sozialkaufhaus verwiesen, diese transportieren Möbel für sozialschwache Menschen zu einem Niedrigpreis. Ich kontaktiere diese Umzugsfirma und vereinbare den Umzugstermin. Diese Hürde wäre geschafft. Wer aber bezahlt die Kaution? Mein Vermieter rückt die von mir vor zehn Jahre gezahlte Kaution mit Zinsen nicht heraus. Er behält sie ein. Wieder eine Fahrt auf das Amt, nach zähem Ringen willig die Arge ein, die Kaution als Darlehen zu übernehmen. Immer weiter und immer weiter, wie ein Hamster im Rad. Ich schufte täglich 16 Stunden, um den Termin des Umzuges einhalten zu können. Meine Mutter unterstützt mich mit einem großen Schein, sonst könnte ich die Wohnung nicht fachmännisch herrichten. Leider sieht meine Mutter meine neue Wohnung nicht mehr - sie verstirbt einige Zeit nach dem Umzug. Am Tage des Umzuges bin ich sehr nervös, die vier Männer schleppen nur noch mein Bett, mein Dreiteiler, meine Wohnlandschaft, mein Kleiderschrank, meine Küche, meine Waschmaschine. Sie sind auch in den angesetzten vier Stunden fertig. Zuvor habe ich die kleinen Gegenstände in Kartons verpackt mit meinem PKW transportiert und in die Dachgeschosswohnung geschleppt. Nun stehen die Kartons umringt von meinen Möbel mitten im Raum. Ich kann mich kaum rühren. Ich rufe einen Elektriker an, welcher mir meinen Herd anschließt. Der Mann meiner Schwester schließt mir die Lampen an, rückt mir die Küche zu recht und schließt die Spüle an. Nach dem dieses geschehen ist, lade ich meinen Schwager nebst meiner Schwester und ihr Sohn als Dank in einen Schnellimbiss ein. Schön das meine Schwester einen Mann hat, der handwerklich begabt ist. Ich dagegen kämpfe alleine gegen die Widrigkeit im Leben - ohne Geld - ohne Partner.....

Die erste Nacht in der neuen Wohnung - etwas gewöhnungsbedürftig. Die Wohnungsübergabe der alten Wohnung wird etwas verschoben, weil ich einen Monat früher als vom Gericht vorgegeben ausgezogen bin. Zu diesem Termin begleitet mich eine Bekannte. Das Vermieterehepaar erscheint zu dieser Übergabe alleine, als es sieht, dass ich eine Begleitperson habe, saust die Frau aus dem Haus und holt den Nachbarn von gegenüber zur Hilfe. Nun geht es los. Der Vermieter mutiert wie immer zur Rechthaberei - ich stehe mit meiner Bekannten betröpfelt herum. Alles hätte in den zehn Jahre kaputt gemacht, er müsse die Wohnung renovieren. Ich solle sie gefälligst ordentlich streichen. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, was er alles zu bemängeln hat. Einige Zeit später, zirka vier Wochen nach dem Umzug, bekomme ich Post. Mein Vermieter verlangt 850,- Euro Renovierungskosten für die alte Wohnung. Mein Schwein pfeift - hört der Mann nie auf. Ich habe eine Privathaftpflicht und gehe mit dem Brief zu meiner Versicherungsagentur. Die nette, zuvorkommende Angestellte schüttelt nur den Kopf - sie würden einige Kosten übernehmen aber nicht alles. So setze ich mich hin und schreibe die Geschäftsstelle in München an und erkläre ihnen den Sachverhalt, dass dieser Mensch mit allem Geld mache. Von 850,- geforderten Euro erhält der Ex- Vermieter 250,- Euro bezahlt. Er hat sich wegen diesen Kosten nicht mehr gerührt. Bloß die neue Nebenkostenabrechnung, die wieder falsch berechnet ist, schickt er mir. Ich hole mir nochmals einen Beratungsschein, deren nun schon fünf und suche einen neuen von mir ausgesuchten Anwalt auf. Dieser überblickt das Schreiben und ihm fällt sofort auf, das diese nicht den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Er schickt meinem Ex- Mieter ein Schreiben, darauf folgt wiederum ein privates Schreiben des Vermieterehepaares. Ich reagiere nicht darauf. Mein neuer Anwalt rät mir, wenigstens einen Bruchteil des Betrages zu überweisen. Ich reiche es dem Amt ein. Offensichtlich hat das Amt diesen Anteil bezahlt. Mein Ex- Vermieter rückt auch die von mir bezahlte Kaution nicht heraus, diese hat er behalten mit der Begründung er habe sie für Wohnungsrenovierung benötigt.

Der Sozialverband schickt mir die Rechnung. Diese reiche ich ebenfalls beim Amt ein. Das Amt übernimmt die Kosten bis auf 90,- Euro, diese solle ich aus einiger Kasse bezahlen. Auch den Elektriker bezahlen sie und einen kleinen Obolus für die Renovierungskosten. Ich bin damit einverstanden. Ich überweise meinen Beitrag an den Sozialverband. Nach vier Wochen bekomme ich von diesem Verein eine Mahnung, ich solle doch bitte meinen Anteil bezahlen. He - was nun? Ich schaue meine Kontoauszüge durch und finde darauf den Überweisungsvorgang. Per Mail weise ich den Verband für sozialschwache Menschen darauf hin, dass ich den Betrag bezahlt habe. Nach etlichen Monaten wieder das selbe Spiel. Ich bekomme eine Mahnung von diesem Träger. Nun platzt mir aber der Kragen. Ich kopiere meinen Überweisungsauftrag und meinen Kontoauszug und schicke sie mit dem Vermerk - sie sollen doch bitte nochmals ihre ungeordnete Buchführung nach diesem Zahlungsvorgang durch forsten, per Mail an die geforderte Adresse. Von nun ist Ruhe. Meine Güte was denn noch alles!!! Inzwischen ist das Schlimmste was einem Arbeitssuchenden passieren kann passiert. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür - zu allem Übel auch noch ein Kumpel von mir....!!!! Jetzt fängt es erst einmal an, es hört offensichtlich nie auf. Ich kann nicht mehr. Weinend, erbärmlich hocke ich mit meinem Neffen, welcher in den Sommerferien bei mir weilt auf dem Sofa... ich bin untröstlich!!!

Ich spiele mit meinem Neffen Mini - Golf, verliere natürlich haushoch - lasse ihn gewinnen. Nach der Partie Golf lade ich ihn noch auf ein Eis ein. Als ich mit ihm nach Hause komme, er fühlt sich sichtlich wohl, in der von mir angemieteten Wohnung, öffnen ich den Briefkasten. Was ich dort finde, lässt meine Knie erweichen. Mein ganzer Körper zittert - ein Schreiben des Gerichtsvollziehers. Dieser ist während der Zeit meiner Abwesenheit vor meiner Haustür gestanden und forderte Einlass. Die Unterschrift lässt mich noch weiter in den Abgrund rutschen, ein guter Freund, der diesen Namen trägt, ist beim Amtsgericht beschäftigt. Als ich seinen Namen entdecke, erschrecke ich fast zu Tode. Wie peinlich ist dies denn, ein Kumpel, mit dem ich zusammen schöne Freizeitstunden verbringe - ist der Gerichtsvollzieher, welcher mit einem Zwangsvollstreckungsbefehl in meiner Wohnung Einlass erbittet. Da ich nicht zu Hause war, steht auf dem Brief, eine Uhrzeit und ein Datum, zu diesem Zeitpunkt muss ich erreichbar sein. Verzweifelt bitte ich meinen kleinen, unschuldigen Neffen, er solle sich bitte einige Minuten alleine beschäftigen. Ich bin wie vor den Kopf gestoßen - was passiert nun? Gerichtsvollzieher - was geht jetzt ab? Ganz langsam erinnere ich mich wieder an die Aussage meines Anwaltes, da komme halt irgendwann der Gerichtsvollzieher und ich müsse eine eidesstattliche Versicherung ablegen. In meiner großen Not telefoniere ich mit der Beratungsstelle für Hilfsbedürftige. Der Berater beruhigt mich, der Gerichtsvollzieher solle erst einmal mit mir reden und mir den Sachverhalt erklären, nach diesem Gespräch darf ich mich nochmals melden. Während des Besuches meines Neffen, dieser dauert noch drei Tage, verdränge ich diesen Termin.

Die Stunde ich da, der Gerichtsvollzieher, sprich mein Kumpel steht vor der Wohnungstür und bittet um Einlass.

Er streckt mir seine Hand entgegen und schaut mich mit fragenden Augen an.

„Was hast du denn da angestellt, ich kenne dich doch jetzt schon viele Jahre, du bist doch ein recht schaffender, ehrlicher Mensch, was ist passiert?“

Weinend erkläre ich dem mir gegenüber sitzenden Kumpel, was geschehen ist. Er sei jetzt nicht als mein Freund hier, sondern als Vertreter des Gesetzes und er müsse nun zur Tat schreiten. Er schaut sich suchend in meiner Wohnung um und erkennt, das er nichts Pfändbares findet. So fordert er mich auf, entweder eine eidesstattliche Versicherung in seinem Büro an einem von ihm vorgegeben Datum ab zu legen, oder aber den Betrag von 850,12 Euro zu bezahlen. Ich kämpfe mit den Tränen und erwidere, dass ich diesen Betrag als Beschäftigungslose nicht bezahlen kann.

„Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten; entweder du bezahlst diesen Betrag in Raten und diese klärst du mit dem Ehepaar (meine früheren Mietsleute) ab - denn diese Kosten sind die Kosten der Gerichtsverhandlung - welche die Eheleute für ihren Anwalt zu bezahlen haben. Oder du legst eine eidesstattliche Versicherung ab, mit allen damit verbundenen Nachteilen, geschieht dies nicht, habe ich die Vollmacht, einen Haftbefehl gegen dich aus zusprechen!“

Mein Kumpel überreicht mir die Dokumente, auf welchen dieser Sachverhalt vermerkt ist. Darauf finde ich den Termin zur Ablegung der eidesstattlichen Versicherung, die Aufforderung die Kosten auf Raten zu zahlen, geschieht beides nicht, ist gegen mich ein Haftbefehl zu erheben. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, wie gelähmt, wie in Trance lasse ich dies alles über mich ergehen. Als mein Kumpel meinen Wohnraum verlassen hat, beginne ich fürchterlich zu weinen. Ich habe keine Kraft mehr und sacke zusammen. Minutenlang kauere ich auf dem Boden. Nun aber durchflutet mich so ein großer Tatendrang, das ich aktiv werde. Nein und nochmals nein - ich lasse mich nicht klein kriegen. Dies wäre doch gelacht! Eine eidesstattliche Versicherung kommt für mich nicht in Frage - die Nachteile hat mir mein Kumpel bis nichts kleinste Detail erklärt. Für mich kommt nur eine Ratenzahlung in Frage. Voller Wut schalte ich den PC an und schreibe einen Brief an den Anwalt meines EX - Vermieters und biete 10,- Euro Ratenzahlung im Monat an. Einige Tage später folgt darauf ein Schreiben, das diese Offerte jeglicher Beschreibung spotte. Ein Betrag von mindestens 50,- Euro solle es schon sein. 

„Es brennt - ich brauche Hilfe!“

„Rufen sie die Feuerwehr!“

„Dies geht nicht, es ist ein Flächenbrand!“

Mein Job - Coach lacht etwas hämisch - am anderen Ende des Hörers.

„Ich brauche dringend einen Job - wenigstens ein 1,50 Job. (Bayern macht eine Ausnahme gemäß des Gesetzes § 16 Abs. 3 SBG II). Der freundliche, sympathische Mann ist ganz Ohr. Ich erzähle ihm, dass der Gerichtsvollzieher vor einigen Stunden meine Wohnung aufgesucht hat, und ich dringend eine Ratenzahlung tätigen muss - sonst gehe ich in den Knast. Ich bin sehr aufgeregt ich rede sehr schnell. Mein Coach verspricht mir, mich zurück zu rufen. Er will sich sofort bemühen, schauen was er für mich tun kann. Ich beruhige mich etwas, setze mich auf den Sessel und rekonstruiere meine derzeitige Lebenssituation. Diese sieht nicht gut aus.

Vor zirka zwei Jahren fing dieses Malheur an - ich erinnere mich noch genau. Damals habe ich die mit Fehler bestückte Nebenkostenabrechung dem Amt eingereicht - diese lehnt die Zahlung ab - nun nimmt das Schicksal seinen Lauf! Erst einen Beratungsschein auf dem Gericht besorgen, damit zu einem Anwalt, dieser gibt nach vielen Fehlversuchen auf. Diese Hintergründe sind nicht mehr zu erfragen. Dann Wohnungskündigung - wegen einer Nichtbezahlung der Nebenkosten, welche nicht gesetzeskonform ist, ist die Kündigung nichtig. Anmelden des Eigenbedarfs - anzweifeln des Sachverhaltes von mir...Mietminderung wegen Schimmelbefall, Wohnungsbesichtigung der verfeindeten Parteien. Räumungsklage des Vermieters. Gerichtsverhandlung - Vergleich!! Gerichtsvollzieher - Gefängnis. Mich packt die Wut. Ich bin eine arbeitslose, allein stehende Frau, arm, keine Starallüren! Keine Rechtsschutzversicherung. Mir ist nun klar - nicht jeder in unserem Staat bekommt Recht der Recht hat.

Mein Job - Coach meldet, er habe eine Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung - gemäß des Gesetzes § 16 Abs. 3 SGB II.

„Wir wollen hier alle nicht, das sie in das Gefängnis gehen!“ ,betont der nette Mann.

Jetzt fallen mir zentnerweise Steine vom Herzen. Endlich Licht am dunkeln Tunneln. Drei Tage später nach dem ich die Formalitäten erledigt habe, beginne ich mit dieser Arbeit. 180,- Euro Mehreinkommen. Nun beginge ich mit der Ratenzahlung. Die ersten 50,- Euro streckt mir meine Freundin vor. Nun zahle ich die Schulden ab. Diese Kosten werden verzinst. Nach eineinhalb Jahren ist dieser schwere Lebensabschnitt beendet.

Mein Fazit:

Ist der Mensch in unserem Land arm, sollte er es sich zweimal überlegen, ob er gegen eine Ungerechtigkeit vor gehen will.

Als ich einige Zeit später wieder das Amt betrete, begegnet mich meine Sachbearbeiterin für Finanzen.

„Na, sie haben ja was mit gemacht, dies war nicht schön - oder?“

„Ihr Vermieter hat sich hier in den Amtstuben einige Male daneben benommen, öfters haben wir ihn des Raumes verwiesen!“

„Da können sie sich ja vorstellen was ich alles mit diesem Menschen erlebt habe!“

„Geld - macht halt geizig!“

Die Angestellte reicht mir die Hand, und bemerkt, dass ich dies ja gut gemeistert habe. 

Nun ist dieser Lebensabschnitt einige Jahre vorbei. Ich lebe in der Wohnung - habe leider noch keinen Job- aber die Liebe des Lebens gefunden Diese lernte ich während der Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung kennen.

Erst durch das Tal der Tränen gegangen, nun das große Glück gefunden.

Einen bitteren Nachgeschmack hat dieses Ereignis. Meine Mutter lebt nicht mehr.

 

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Über den Autor

Zamperle
Ich bin eine humorvolle Person. Ich bin einzigartig. Ich liebe das Leben. Meine Fantasie ist grenzenlos.
Lache gerne, verweile am liebsten unter den Menschen.

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Annabel ich freue mich für dich, dass sich letztendlich alles in Glück gewandelt hat liebe Brigitte. Fasziniert gelesen, was du durchgestanden hast. Respekt. Ich wünsche dir alles, alles erdenklich Gute. Lieben Gruß, Annabel
Vor langer Zeit - Antworten
Zamperle Re: Hut ab vor dieser Frau -
Zitat: (Original von lachmal am 22.04.2013 - 10:34 Uhr) Mir fehlen die Worte und doch ist es oft so.

Ich habe das glück immer bei meiner Tochter unter zukommen.

Sehr gut beschrieben,ist man erst mal vom Stadt Abhäng
ist es immer besser alles so gut wie möglich selber zu überstehen.

LG lachmal

leider habe ich keine Eltern mehr. Meine Geschwister haben ihr eigenes Leben. Diese Tragödie hat mich sehr stark gemacht.
Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
lachmal Hut ab vor dieser Frau - Mir fehlen die Worte und doch ist es oft so.

Ich habe das glück immer bei meiner Tochter unter zukommen.

Sehr gut beschrieben,ist man erst mal vom Stadt Abhängig
ist es immer besser alles so gut wie möglich selber zu überstehen.

LG lachmal
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Mein Gott du armes Mädchen, was hast Du durchmachen müssen !!! Aber sehr schön und verständlich geschrieben. Ich werde Dich weiter lesen
Herzliche Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Zamperle Nicht jeder der Recht hat - bekommt Recht. - arm ist keine Schade! Aber in unserem Land schon - leider !

lg Zamperle
Vor langer Zeit - Antworten
Rehmann Die schwerste Zeit meines Lebens - Ergreifend !!! Immer und immer wieder hört man solche Fälle, aber unser deutscher Staat hat ja nur Geld für´s Ausland, obwohl im eigenen Land die Menschen am verhungern sind ! Wann gehen diesen Bonzen da oben bloß mal die Augen auf ?
LG
H. Rehmann
Vor langer Zeit - Antworten
Zamperle Re: Jetzt bin ich aber froh... -
Zitat: (Original von MerleSchreiber am 20.07.2012 - 18:19 Uhr) nachdem ich so viel Schwieriges und Negatives gelesen habe, kommt zum Schluß das "Sahnehäubchen". Du bist nicht (mehr) allein und kannst das Leben wieder genießen. Ich freue mich für Dich!
LG Merle

Danke liebe Merle,
ja Leben läuft oft eigenartige Wege.
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Jetzt bin ich aber froh... - nachdem ich so viel Schwieriges und Negatives gelesen habe, kommt zum Schluß das "Sahnehäubchen". Du bist nicht (mehr) allein und kannst das Leben wieder genießen. Ich freue mich für Dich!
LG Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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