Krimis & Thriller
Unfall - keiner

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"Unfall - keiner"
Veröffentlicht am 13. Juni 2012, 198 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

23 Jahre, Rettungssanitäterin und Kinderkrankenschwester
Unfall - keiner

Unfall - keiner

Beschreibung

Als die Kolumnistin Susan Tiebtreu ihren Ehemann in flagranti mit einer anderen erwischt, packt sie ohne nachzudenken ihre Sachen und flüchtet zu ihrer besten Freundin in den Osten. Während sie sich eigentlich nur eine Auszeit nehmen wollte, stört ein Mordfall ihre Ruhe und weckt ihr Interesse, und fördert vielleicht sogar ihre Berufliche Zukunft... Ganz klar ein "Frauen-Thriller" mit viel Sarkasmus, aber nicht weniger Blut... .)

1. Kapitel- Anamnese

 Kapitel 1

 

Anamnese

 

 

Während ich das angenehme Schütteln der Bahn genoss, fielen die ersten Tropfen auf das alte Bahnfenster. Sie wirkten ein bisschen einsam. Oder kam mir das nur so vor, weil ich mich selber einsam fühlte? Eigentlich sollte ich mein Notebook herausholen und an meiner Kolumne schreiben. Ich bin Journalistin, (ok, eigentlich Kolumnistin), aber ich bin der Meinung, dass sich „Journalismus“ nach Abenteuer, Intelligenz und Attraktivität anhört. Während Kolumnen nach - Zuhause vor ihrem Notebook sitzen und kein interessantes Leben haben- klingt. Außer natürlich man ist Carrie aus Sex and the City, aber mein Gehalt reicht nicht mal annähernd für teure Designer  Schuhe, daher habe ich auch nicht ein halb so interessantes Leben wie sie. Ich bin sowieso schon viel zu weit zurück mit meiner Arbeit. Ich schreibe für die Frauenzeitung Cosmopolitan. Meine Arbeit beschränkt sich meistens auf die heißen Mann-Frau Debatten oder diverse Sexpraktiken. Und ich muss sagen, ich mag meinen Job. Wirklich, er macht mir Spaß. Aber manchmal kommt man in so ein Loch. Ein tiefes „Ich habe keine Idee mehr zum Schreiben“ Loch. Ich sag euch, da rein zu kommen ist leichter als wieder raus. Genau deswegen sitze ich jetzt in diesem Zug. Ich musste weg, weg aus München, weg aus meiner Wohnung. Eigentlich konnte ich mir diesen spontanen Urlaub gar nicht erlauben, aber ich glaube es zählt gar nicht als Urlaub, wenn ich dort versucht etwas zu schreiben, oder? Zuhause hätte ich keine zwei Zeilen schreiben können. Ich musste weg von Marc. Ironischer weise ist Marc so etwas wie meine Muse. Er liefert mir immer wieder Stoff aus dem ich heiße Mann-Frau-Konflikte basteln  kann. Ich glaube es gibt keine zwei Menschen, die so unterschiedlich sind wie Marc und ich. Unsere Beziehung und das Wissen aus meinem abgebrochenen Psychologie Studium ergibt meistens einen richtig guten Artikel. Leider musste Marc mir vor drei Tagen meine These, dass alle Männer Grundlegend schlecht sind, beweisen, indem er mit meiner Praktikantin in unserem neuen Ikea Bett geschlafen hat!  Ich wusste, dass es irgendwann von Nachteil sein würde, dass er der Jurist einer Frauenzeitschrift ist (aber ich glaube, dass darf ich so gar nicht sagen, da er mir meinen Job beschafft hat). Meine Praktikantin ist süße 19 Jahre jung und damit ganze neun Jahre jünger als ich selbst. Neun Jahre finde ich persönlich schon viel, aber wenn man dann mal überlegt, dass ich selbst schon sieben Jahre jünger bin als Marc, erkennt man den eigentlichen Schock. Ab jetzt absolvierte die kleine Abiturientin höchstens noch ein Praktikum in Marcs Kanzlei, aber sicher nicht mir bei meiner  Zeitung, und ab der nächsten Ausgabe auch bei keiner anderen Frauenzeitung mehr. Es ist nicht meine Art, sich in meiner Kolumne über Menschen auszulassen, mit denen ich privat ein Problem habe, aber ich sah es als meine Pflicht jede reife, erwachsene Frau vor den kleinen Mädchen zu warnen, die uns unsere Männer weg schnappen. Marc und ich hatten vor zwei Jahren geheiratet und mit diesem Seitensprung bestätigte sich nur, was ich die ganze Zeit schon vermutet hatte, Marc ist nie wirklich erwachsen geworden. Genau genommen hatte er sich kein Stück verändert, seit dem regnerischen Februar Montag, an dem wir uns vor sechs Jahren kennen lernten. Damals fand ich seinen jugendlichen, lockeren Kleidungsstil ansprechend und interessant, heute wirkt er an einem erwachsenen Mann nur noch lächerlich. Leider nimmt das kein Stück an seiner Attraktivität, so dass man ihm die alters unpassende Kleidung nur zu gerne nachsieht. Das einzige was hinzugekommen waren sind ein paar graue Strähnen in seinem vollem schwarzen Haar, und  spätestens seit George Cloony wissen wir Frauen, wie attraktiv graue Haare bei Männern sein können.

Ich betrachte mich im Fensterbild. Mittlerweile hatte ich kinnlange stufige Haare, noch vor 24 Stunden hingen meine blonden Haare hüft lang meinen Rücken hinunter.  Marc sagte immer ich würde damit verspielter und mädchenhafter aussehen, schon dort hätten meine Alarmglocken nicht mehr still stehen dürfen. Welcher reife erwachsene Mann möchte schon eine mädchenhafte Frau? Wahrscheinlich ist Marc irgendwo zwischen 20 und 25 in seiner Entwicklung stehen geblieben. Welch eine Ironie, dass die kleine Praktikantin kurze schwarze Haare hatte. „Das habe ich um von den Männern ernst genommen zu werden, sonst sehen sie immer ein kleines Schulmädchen vor sich. In deinem Alter geht das vielleicht mit den langen Haaren, in meinem aber noch nicht. Außerdem macht es mich frech und selbstbewusst“, hatte sie zu mir gesagt. Bei dem Beisatz „in deinem Alter“ wollte ich schon empor taufschimpfen, doch ich verkniff es mir. Ich war erfolgreich, attraktiv und verheiratet, was wusste eine 19 jährige schon vom Leben? Außerdem wollte ich weder frech, noch selbstbewusst aussehen. Ich war selbstbewusst und frech brauchte ich nicht zu sein, weil mein Umfeld mich ernst nahm.

Gelangweilt sah ich auf die Uhr. Um achtzehn Uhr sollte ich am Hauptbahnhof Halle an der Saale einfahren, bis dorthin waren es noch vier Stunden. Ich durfte nicht die ganze Zeit an Marc denken. Etwas genervt schlug ich gegen das Fenster. Nicht ohne einen strafenden Blick einer alten Dame ein paar Reihen weiter vorne zu ernten.  Warum musste so etwas immer mir passieren? Ich glaube meine Freunde hielten nie viel von der Hochzeit mit Marc. Er war schon immer etwas anstrengend und ich brauchte viel Kraft um immer Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit zu bleiben. Außerdem lächelte er gerne anderen Frauen  in meiner Anwesenheit zu. Vielleicht war die Hochzeit ein verzweifelter Versuch ihn an mich zu binden, oder mich an ihn? Ich habe nie wirklich daran gezweifelt, dass Marc mein Traummann ist, Liebe ist nun mal Arbeit. Es heißt schließlich ja auch Blowjob und nicht Blowholiday!

Allein aus Ablenkung wühlte ich in meiner viel zu großen Reisetasche nach meinem pinken iPod. Natürlich auch ein Geschenk von Marc, aber ich liebte diesen iPod einfach viel zu sehr um ihm das anzutun, was ich gerne Marc angetan hätte. Schon schossen die monotonen Gesänge von Clueso durch die Kopfhörer. Der wusste auf fast alles eine Antwort. Ein Sehr sympathischer junger Mann, ich durfte ihm bei einem Auftritt kurz kennen lernen. Er wusste, was er wollte und vor allem, dass er es in einer Monogamie finden konnte. Da ich keine Ahnung hatte wie lang ich bleiben würde, hatte ich einfach alles in die viel zu große Reisetasche geworfen. Um dann zu merken, dass die schmalen Bahngänge viel zu klein sind um mit so einer Tasche hindurch zu kommen. Auch jetzt gerade stand die Tasche unpraktisch im Gang, aber sie war einfach zu schwer, um sie auf die Gepäckablage zu heben. Schon die Treppen hinauf zum Bahnsteig war eine Herausforderung gewesen. Auf der Hälfte erbarmte sich ein junger Mann die Tasche für mich hochzutragen. Oben zwinkerte er mir zu und fragte, ob er sonst noch etwas für mich machen könnte.

Zu gerne hätte ich ihn gefragt, ob er eine Lösung wusste, was Frau machen sollte, wenn sie von dem Mann, der ihre Zukunft sein sollte, betrogen worden war. Aber natürlich fragte ich das nicht. Er war kaum älter als die kleine Praktikantin und wollte offensichtlich nicht mehr als ein Abenteuer mit einer erfahrenen Frau.  Armer Kerl! Das richtige Mädchen für ihn schlief ja auch mit meinem Mann!

Natürlich bedankte ich mich und ging dann weiter. Ich habe nämlich noch eine Moral und daher Hemmungen vor einem zu großen Altersunterschied, und ich musste zugeben, dass Marc den schon durchaus erweitert hatte.  Aber wie ich immer wieder feststellen musste, hielten Männer nicht viel von Moral, dafür aber von jungen Mädchen.

Marc und ich hatten keine Kinder. Obwohl er toll mit Kindern umgehen konnte und auch bei mir Kinder nicht fluchtartig die Stadt verließen. Ich persönlich konnte mehr mit Kindern anfangen, sobald sie reden konnten, aber Marc liebte Kinder, egal welchen Alters, neuerdings ja sogar Kinder über achtzehn.

 Ich glaube wir genießten beide zu sehr den Luxus. Wir fuhren gerne in teure Hotels, gingen essen oder in ein Musical. Ein Kind hatte bis jetzt einfach nicht in unser Leben gepasst.

Ganz anders als meine beste Freundin Sophia, sie hatte mittlerweile zwei Kinder. Eigentlich drei, wenn man ihren leicht verrückten Ehemann hinzu zählt, Josephina ist sieben Jahre alt und Lucas fünf. Sie hat früher bei mir in München gewohnt und ist für ihr Studium nach Halle gezogen. Dort hat sie dann eine Stelle als Innenarchitektin bekommen und ging vor einem Jahr wieder an ihre Hochschule als Professorin zurück. Während ihrer Studienzeit zog ihr- damals noch- Freund aus Sehnsucht nach Halle. Als Schreiner fand er auch in Halle einen Job.  So war das glückliche Paar wieder vereint. Die beiden sind jetzt seit neun Jahren verheiratet und ich erinnere mich an keinen richtig großen Streit und ich muss sagen, ich bin trotz der Entfernung immer auf dem neusten Stand. Erst jetzt bemerkte ich wie sehr mir die beiden Kinder von Sophia fehlten.  Das Leben von Sophia hatte etwas von einer Sitcom- irgendwie einfach zu perfekt. Vielleicht sprach da aber auch ein bisschen der Neid aus mir heraus.

Als ich ein paar Stunden später erwachte, war ich schon in Weißenfels. Bald würde ich ankommen. Erneut betrachtete ich mich im Fenster. Vom Schlafen war mein Gesicht zerknittert und merkwürdig entstellt. Wie beschreibend für mein Leben. Genervt rubbelte ich mit meiner Hand über mein Gesicht um die Knicke weg zu bekommen.

„Das geht so nicht, da hilft nur abwarten, in ein paar Minuten sind die weg, die Zeit heilt alle Wunden“, lachte ein alter Mann hinter mir.

„Wie alles andere auch“, murmelte ich. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Hatte er mich die ganze Zeit beobachtet? Heute war man nicht mal in der Bahn sicher!

 

Langsam erhob ich mich und machte mich mit meiner riesen Tasche Richtung Tür. Ich stehe gerne ein paar Minuten früher auf, weil ich tierische Angst habe in der Bahn zu bleiben und nicht rechtzeitig hinaus zu kommen. Vielleicht hatte ich Marc nur deswegen geheiratet, aus Angst nicht rechtzeitig aus der Bahn der unverheirateten Frauen hinaus zu kommen.

Zugegeben, diese Metapher war wirklich schwach.

Endlich wurde Halle durchgesagt und die Bahn kam quietschend zum Stehen. Innerlich betete ich, dass Manuel mit am Bahnhof sein würde, damit ich diese Tasche nicht mehr tragen musste. Auch wenn es sehr unrealistisch war. Manuel blieb meistens bei den Kindern.

Kennt ihr das? Ihr steigt aus der Bahn aus und sucht die Menschen, die euch abholen wollten? Meistens brauchte man dafür ein paar Minuten. Mir konnte das nicht passieren. Sobald ich halbwegs zu erkennen war hörte ich eine quietschende Stimme, die immer lauter wurde.

„Tante Susana!“ Ein kleines Mädchen mit langen braunen Locken kam auf mich zugerannte. Ich schloss sie tief in meine Arme

„Man Josephina, du wirst ja immer größer!“

„Natürlich, ich bin schließlich ja auch schon sieben!“

„Musst du dann nicht längst im Bett liegen?“

„Nein, Lucas, der musste schon ins Bett! Der ist ja noch fast ein Baby. Aber ich durfte aufbleiben, um dich abzuholen und du darfst auch heute bei mir im Zimmer schlafen, hat Mama gesagt!“

Ich drückte das kleine Mädchen fest an mich und empfand das erste Mal seit den letzten drei Tagen innerliche Ruhe. So als wäre ich endlich Zuhause angekommen. Kinder haben die Eigenschaft, dass man alles andere herum vergisst.

 

Es dauerte noch etwas bis ich endlich in dem gemütlichen Wohnzimmer Platz nehmen konnte. Josephina war nicht bereit ins Bett zu gehen, wenn ich ihr nicht verspracht später bei ihr zu schlafen. Zum Glück war am nächsten Tag Samstag, so würde sie nicht müde in der Schule sitzen müssen. Manuel und Sophia haben so eine verliebte Art miteinander umzugehen, dass jedem außenstehendem gleich schlecht wird. Zum Glück liebe ich meine beste Freundin so sehr, dass ich ihr dieses Glück gönnen kann und ich es daher nicht ganz so abstoßend finde. Perfekt wie Manuel einfach ist, ging er früh ins Bett um Sophia und mich mit dem Frauengesprächen allein zu lassen. Bei einem guten Rotwein saßen wir nun auf ihrem weißen Sofa. Ja, ich weiß, Rotwein auf weißem Sofa- aber ich bin erwachsen, ich werde schon nichts verschütten- hoffentlich! Jedes Mal wenn ich in ihrem Wohnzimmer saß war ich überwältigt, nicht nur, weil sich jedes Mal etwas verändert hatte, sondern auch weil sie einfach ihr Handwerk als Innenarchitektin verstand. Eine Zeit lang hatte ich überlegt, ob ich von ihr meine Wohnung einrichten lassen sollte, doch unser Budge war bei weitem nicht das, was sie sonst von ihren Kunden gewöhnt war.

Sie strich gedankenverloren eine rote Decke glatt. „Möchtest du erzählen was passiert ist?“

Resignierend starrte ich in die Luft. „Ich glaube da gibt es nicht viel zu erzählen. Er hat in letzter Zeit viel gearbeitet und ich auch. So ist das nun manchmal, ich kann ja nicht ständig aufpassen, dass er keine Langeweile hat. Dann komme ich früher als gewohnt nach Hause und in meinem Bett liegt mein Mann und ein Kind.“ Erneut kamen die Bilder herauf, die ich einfach nicht mehr los wurde. Ich wünschte fremdgehen wäre eine Straftat, dann würde ich vielleicht ein bisschen Ruhe finden, Mit der Gewissheit, dass die beiden bestraft wurden. Aber die Ungewissheit ob das kleine Mädchen gerade wieder in meinem Bett lag, war fast noch schlimmer, als die Gewissheit zu haben. Vielleicht war das aber auch ein Irrtum.

„Und was hat er gesagt?“ Sophia versuchte vorsichtig mit dem Thema umzugehen. Vielleicht befürchtete sie, dass ich gleich losheulen, oder schreien, oder einfach vor Schmerzen zu Staub verfallen könnte. Ich konnte sie beruhigen, dass würde ich nicht. Wobei ich das zu Staub verfallen schon gerne mal versuchen würde. 

„Er hat gesagt, dass es eine einmalige Sache war und sie sich ihm an den Hals geworfen hat. Und dass er sich einfach Unwohl gefühlt hat, weil er langsam alt wird. Er beteuerte mir, dass es nur ein Ausrutscher war.“

Sophia lachte ironisch, „na klar, der arme Mann konnte nicht anders.“

„Ich habe ihr gesagt, dass ich bis drei zählen würde und dass sie besser bis drei aus meiner Wohnung verschwunden sein sollte, sonst würde sie diese nie mehr Lebens verlassen.“ Ich grinste Sophia an. „Bei zwei war sie draußen-Splitterfasernackt. Ihre Kleider habe ich vom Balkon geworfen. Dann habe ich Marc gesagt, er solle aus unserer Wohnung verschwinden und angefangen seine Kleider vom Balkon zu werfen.“

Sophia schlug mir anerkennend auf die Schulter. „Wie in jedem guten Film, ich hoffe es hat ein bisschen geholfen!“

„Das Problem ist, dass Marc, zu Recht, sagte, dass ich ihn nicht rauszuwerfen kann. Rechtlich gehört die Wohnung uns beiden und wir dürfen beide dort weiter leben. Die letzen drei Tage hat er im Hotel gewohnt, aber heute Morgen meinte er, er würde wieder nach Hause kommen, schließlich wäre es ja auch sein Zuhause.“

„Ach was! Er ist ein Scheiss Kerl und das war er schon immer! Er hat dich betrogen! Er hat überhaupt keine Rechte mehr! Morgen ist eine Party von meinen Master Studenten, da gehen wir zusammen hin!“ Ich sah das erste Mal heute in ihr Gesicht. Sie sah wirklich gut aus, sehr glücklich. Keine einzige Sorgenfalte befand sich auf ihrer Stirn, die Haare trug sie in einem wilden Bob, der ihr schlankes Gesicht betonte. Sophia war bei ihren Studenten sehr beliebt, sie war die Art von Professorin, die man zu den Studentenparties einlud, weil sie sympathisch waren und es immer gut war, eine attraktive Frau dort zu haben. Ein paar Mal hatte sie mich mitgenommen. Aus einer gewissen Distanz beneideten wir die jungen Leute. Sie hatten keine Verpflichtungen und lebten einfach in den Tag hinein- und dass obwohl einige in den Körper von wirklich reifen Männern steckten.

„Ich musste da einfach weg.“ Sophia legte ihren Arm um meine Schulter.

„Du kannst hier so lange bleiben, wie du möchtest. Josephines Zimmer ist groß genug, dass dein Bett dort stehen bleiben kann und wenn du mal einen Raum zum zurück ziehen brauchst, kannst du auch in unser Schlafzimmer.“

Ich schloss die Augen, ich war ihr so dankbar, dass sie mir diesen Ort der Ruhe hab. Ich musste es nicht mal sagen, sie wusste es einfach. Den Restlichen Abend verbrachten wir mit den Schwelgen in Erinnerungen. Erinnerungen an meine Komischen Exfreunde oder unsere verrückten Lehre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


2. Kapitel Lokale Anästhesie

Kapitel 2

 

Lokale Anästhesie

 

 

„Bist du schon wach?“ Nein, natürlich war ich noch nicht wach. Warum sollte ich auch? Jeder Mensch konnte doch weiter schlafen, wenn ein fünf jähriger Junge auf einem saß und mit seinem Auto über den Rücken fuhr. „Brrrr Brrr guck mal! Bum! Die beiden bauen gerade einen Unfall!“ Genau, ein Unfall, so fühle sich mein Kopf an. Ein Rotwein und später Bailys Unfall. Vergessen durch Alkohol. Sehr wirksam, heute würde ich sicher nicht viel an Marc denken, sondern nur wie ich diese Kopfschmerzen wieder los werden konnte.

„Machst du jetzt die Augen auf?“ Und schon tasteten die Kleinen Finger von Lucas nach meinen Augenliedern um sie brutal aufzuziehen. Schell riss ich die Augen auf

„Ja Lucas, ich bin wach, alles klar!“ Ich lächelte den Jungen an. Er wurde von Besuch zu Besuch hübscher. Er würde die Mädchen mal ganz schön an der Nase herumführen können. „Papa sagt, ich soll dich wecken, es gibt nämlich Frühstück. Es ist dafür eigentlich schon ganz schön spät!“ Immer wieder staunte ich über den Wortschatz der beiden Kinder. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stöhnte innerlich laut auf, es war gerade acht Uhr, an frühstücken war an einem Samstag noch lange nicht zu denken. Trotzdem warf ich mir einen von Marcs alten Pollovers über, die ich als Bademantel Ersatz nutze und ging mit dem Kleinen an der Hand die Treppe hinunter. „Guten Morgen!“, rief Josephina. Der Frühstückstisch war mit allem möglichem gedeckt. Frisches Obst, Brötchen, Marmeladen, Aufschnitt, Kellogs, Kaffee, Säfte und Kakao. Bei uns Zuhause bestand das Frühstück aus Kaffee und Brötchen, keiner von uns war bereit früh aufzustehen um so ein Essen zu zaubern.

„Sitz neben mir! Sitz neben mir!“ schrie Josephina.

„Nein!!! Neben mir!“, ich war sicher, dass Lucas gar nicht neben mir sitzen wollte. Er wollte lediglich dasselbe wie seine Schwester.

Ich setze mich neben Josephina. „heute Mittag sitze ich neben dir Lucas.“

Der Kleine junge zog einen Schmollmund, schenke dann aber gleich, mit einem Lächeln, seine ganze Aufmerksamkeit wieder seiner Tasse Kakao. Ich beobachte Sophia und Manuel, wie sie als perfekt eingespieltes Team ihren Kindern die Lebensmittel über den Tisch reichten und dabei selber mit einem Lächeln auf den Lippen zum Essen kamen.

„Hat er sich mal bei dir gemeldet?“ Manuels Frage riss mich aus meinen Gedanken.

„Wer?“ Ich sah ihn fragen an

„Natürlich Marc!“

„Manuel bitte, sie möchte vielleicht nicht darüber reden!“, wies Sophia ihn zurecht.

„Ich kenne sie nun schon über zehn Jahr und ich behaupte, dass wir befreundet sind und zwar nicht nur weil ich dein Mann bin, also darf ich sowas fragen, oder Susan?“ Er sah mich erwartungsvoll an.

Ich lächelte, „natürlich darfst du. Nein, er hat sich noch nicht gemeldet, da ich aber auch mein Handy aus habe, könnte es schwer für ihn sein mich ans Telefon zu bekommen.“

„Du musst ihm schon die Chance geben um dich zu kämpfen oder zumindest es dir zu erklären“, wand Manuel ein.

Sophia sag ihn mit großen Augen an. „Wie bitte? Er hat sie betrogen, sie ist ihm gar nichts schuldig! Er hat das alles versursacht und Susan wird sicher nur noch über Anwälte mit ihm reden!“

Nun sah Manuel mich mit großen Augen an. „Du willst dich scheiden lassen?“

„Was bedeutet scheiden?“, rief Lucas dazwischen.

„Das bedeutet, dass zwei Menschen sich nicht mehr so lieb haben und deswegen weniger Zeit zusammen verbringen wollen“, erklärte ich Lukas, „und Nein“, wand ich mich zu Manuel, „ich weiß noch nicht was ich mache. Ich weiß nur, dass ich ihm momentan nicht in die Augen sehen kann und erst mal mit mir selber klar kommen muss. Bis ich das nicht geschafft habe, bringt auch ein Telefonat zwischen ihm und mir nichts. Außerdem bin ich ihm nichts mehr schuldig.“

Manuel ergriff meine Hand. „er hat hier angerufen und mich gebeten ihm Bescheid zu sagen, wenn du hier bist. Hör ihn wenigstens an. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, aber er bereut es und ich denke er liebt dich.“

„Ts tolle Liebe“, murmelte Sophia.

Das restliche Frühstück verlief freundlich und mit viel lachen. Es tat gut mal wieder unter Menschen zu sein, bei denen nicht die Arbeit an erster Stelle stand, so wie in der Redaktion oder der Kanzlei.

„Wie läuft es eigentlich in der Hochschule?“, fragte ich Sophia beim abträumen des Tisches.

„Die Arbeit macht mir Spaß. Es gibt viele sehr talentierte Menschen, aus denen wirklich einmal etwas werden kann. Aber leider nehmen auch viele das Studium nicht ernst genug. Manchmal wünschte ich die jungen Leute würden endlich mal durchschauen, wie es da draußen wirklich abläuft.“

Sophia war selber ehrgeizig und erfolgreich. Sie hatte noch nie verstanden, wie Menschen sich gehen lassen oder zu faul sein konnten. Ich wiederrum verstand es nur zu gut, dass man manchmal lieber etwas abbrach, als es mit Fleiß zu Ende zu bringen.

„Besonders interessant ist ein Student. Er ist im ersten Semester Master, Carlos. Er ist ungewöhnlich talentiert. Zaubert aus beinah hoffnungslosen Fällen einen wahren Traum. Er ist ein bisschen zurück gezogen, scheint aber dennoch keine Probleme mit den anderen Studenten zu haben. Er gibt mir regelmäßig Arbeiten, die er privat entworfen hat, damit ich ihm meine Meinung sage. Aus ihm wird mal jemand ganz großes. Für ihn ist Innenarchitektur nicht nur eine Arbeit, bei ihm ist es ein Kunstwerk. Er ist Künstler.“ Sophias Augen leuchten, als wäre sie ein kleines Kind und hätte einen glänzenden Stein gefunden, der sie beeindruckte. Sie fühlte sich selber als Künstlerin, hatte sich aber dennoch für den Job an der Hochschule entschieden, da sie für ihre Familie einen geregelten Tagesablauf haben wollte, so wie geregeltes Einkommen. Ihr war die Familie wichtiger, als ihre persönliche Entfaltung. Wobei, wenn ich sie dabei beobachtete, wie sie Lucas auf den Arm nahm und sich von ihm in seine Kleine Welt entführen ließ, musste ich zugeben, dass dort vielleicht ihre persönliche Entfaltung lag, in ihrer Familie.

„Ich werde ein bisschen runter zur Saale gehen.“ Sagte ich plötzlich, denn ich erkannte, dass ich gerade ein paar Minuten für mich brauchte. Ich hatte keine Familie mehr, da meine Familie nur aus meinem Mann bestanden hatte. Ich war das ernste mal seid sechs Jahren wieder auf mich allein gestellt, ohne jemand der mich auffangen konnte, wenn ich stürzte.

„Darf ich mitkommen?“, Josephinas Augen leuchteten.

„Nein“, sagte Sophia schnell, „Susan brauch mal ein paar Minuten für sich.“

„Ist schon ok“, sagte ich. „Josephina nimm doch bitte dein Fahrrad mit und dann können wir los.“

Die kleine Josephina strampelte munter den Weg am Saaleufer entlang und sag diverse Kinderlieder.  Mir ging Manuel Satz nicht mehr aus dem Kopf. Er dachte wirklich, ich sollte Marc anzuhören. Fast schon, dass es meine Pflicht war, als seine Frau. Aber ich hatte meine Verpflichtungen erfüllt, ich war an seiner Seite, unterstütze ihn in seiner Kanzlei, ich war treu geblieben. Er hatte die Abmachungen gebrochen. Es war ganz alleine seine Entscheidung, als er das kleine Mädchen in unsere Wohnung einlud, nicht in irgendein billiges Hotelzimmer, in unsere, durch harte Arbeit aufgebaute, Wohnung. Marc wusste genau worauf er sich einließ.

Vielleicht wusste ich es auch. Marc und ich hatten schon immer eine anstrengende Beziehung geführt. Ich wusste noch genau, wie viel Hoffnung ich in die Ehe gesetzt hatte. Die Hoffnung, dass dann alles leichter werden würde, dass diese Unruhe zwischen uns sich legen würde. Aber der Ehering änderte nichts, außer dass mein Blick des Öfteren zu seiner linken Hand wanderte, um zu sehen, ob er ihn wirklich trug. Meistens war das der Fall gewesen.  

Obwohl ich durch meine Kolumne als zynisch  und pessimistisch in Sachen Männer galt, war ich romantisch. Es war einfach ein ungeschriebenes Gesetzt, dass sich Ironie besser als Optimismus unter den heutigen Frauen  verkaufte. Auch dass ist weniger unsere Schuld, als mehr, dass wir alle schon so oft von Männern enttäuscht worden sind. Als ich heiratete, war ich mir sicher, dass es für immer sein sollte. Ich wollte ein Zeichen setzten in dieser Welt, wo immer mehr Ehen geschieden wurden. Ich wollte, dass meine Ehe noch etwas bedeutet und zwar „für immer“ und nicht „vorrübergehend“. In meiner Überzeugung hatte ich aber nie in Erwägung gezogen, dass man manchmal gar keine andere Wahl als eine Scheidung hatte. Ich hatte keinen Einfluss auf die Handlung meines Mannes. Ich hatte ihn nicht vernachlässigt. Was würde wohl ein Pfarrer dazu sagen? Er konnte doch schlecht von mir verlangen, dass ich die Ehe weiterführte trotz des Betruges durch meinen Mann. Ich hatte vorgehabt „bis dass der Tod euch scheidet“ einzuhalten, ich konnte ja nicht ahnen, dass Marc das anders sah. Ich wusste nicht mal, ob er mich das erste Mal betrogen hatte, aber ich wusste auch nicht, ob ich das wirklich wissen wollte. Würde es mich weiter bringen, wenn da noch mehr waren? Es würde einfach die Vergangenheit kaputt machen. Auf der anderen Seite, wollte ich schon wissen, was die Wahrheit war.

„Schau mal Susan!“ Josephina zeigte auf die Saale. Dort ließ sich gerade eine Ente samt Familie ins Wasser gleiten, darunter auch vier kleinen Küken. Es war Mitte November, eine wirklich ungewöhnliche Zeit für Nachwuchs. Einen Moment überlegte ich, ob die Kleinen überhaupt eine Chance hatten den Winter zu überleben, aber ich nahm mir vor ab jetzt jeden Tag mit den Kindern hier die Küken füttern zu gehen. Die Kleinen waren noch sehr vorsichtig im Wasser und der Enterich zog große Kreise um seine Familie um sie zu schützen. Begeistert beobachtete Josephina jede Bewegung der Enten. Als Kind muss das Leben wirklich einfach und schön sein.

„Gehen wir nach Hause!“ sagte ich und lächelte sie an. Wie gerne wäre ich nochmal in ihrem Alter, einem Alter, als man mit dem Wort „Untreue“ noch nicht viel anfangen kann.

 

Im Haus angekommen erreichte uns als erstes der Geruch von warmer Milch.

Sophia steckte den Kopf in den Flur. „Da seid ihr ja, ich habe warmen Kakao gemacht! Draußen war es sicher kalt oder?“

Ich half Josephina beim ausziehen der dicken Winterstiefel und folgte ihr dann in die Küche.

„Susan hier hat eine Clair angerufen und dich um einen Rückruf gebeten“, sagte Sophia. Clair war eine Kollegin aus der Redeaktion. Sie war für einen Teil der Modeseiten zuständig und half mir manchmal mein Outfit aufzupäppeln. Außerdem gingen wir, immer wenn es möglich war, zusammen im nahegelegenen Restaurant Mittag essen, wir gehörten zu den wenigen in der Redaktion, die überhaut anständig aßen. Ich hatte ihr für Zwischenfälle Sophias Nummer dagelassen, da ich ja über mein Mobiltelefon momentan nicht erreichbar war. Ich nahm mir das Telefon und rief Clair zurück.

„Hallo Clair, hier ist Susan, wie kann ich dir behilflich sein?“

„Hi Susan, geht’s dir etwas besser? Hier hat eine Kolumnistin von der Glamour angerufen und nach dir gefragt, ich dachte das könnte dich interessieren. Sie heißt Jaqueline Pierres.“ Ich kannte Jaqueline von einem Seminar. Sie war bekannt im Journalisten Kreisen, eine sehr gute und ehrgeizige Kollegin. Ich bedankte mich bei Clair und wählte gleich Jacquelines Nummer.

„Pierres“, bluffte Jaqueline ins Telefon.

„Hallo, hier ist Susan, meine Redaktion hat mich informiert, dass du versucht hast mich zu erreichen.“

Gleich klarte ihre Stimme sich auf. „Hi Susan, schön, dass du gleich zurück rufst. Ich habe das von deinem Mann gehört, mein Beileid!“

Natürlich hatte sie das gehört, ich war bekannt in diesen Kreisen und auch Marc war nicht unbekannt. Jeder hatte es gehört. Wunderbar!

„Was kann ich für dich tun Jaqueline?“

„Ich habe hier gerade eine Bewerbung von einer Praktikantin liegen und wollte nur sicher gehen, dass es nicht um deine Praktikantin handelt.“ Sie gab mir die Daten durch und ich bestätigte ihr, dass es sich um das Mädchen handelte, dass mit meinem Mann geschlafen hatte, was für eine Demütigung!

„Gut Süße, dann werde ich jetzt diese Bewerbung an alle renommierten Frauenmagazine schicken. Dem Mädchen werde ich raten sich ein anderes Gebiet Fachgebiet im Journalismus zu suchen, da sie hier wohl kaum noch Fuß fassen wird. Die hat doch nicht geklaubt, dass die einer von uns sowas antun kann und es keine Konsequenzen hat.“ Jaqueline schnalzte mit der Zunge, „dummes Kind!“

Innerlich gab ich ein Stoßgebet zu Gott, dass ich mich steht’s bemühte mit allen Kolleginnen auf gutem Fuß zu sein, eine wie Jaqueline wollte ich nicht gerne gegen mich haben. Außerdem war ich bei einigen wirklich beliebt und wenn diese hörten, was das kleine Mädchen mir angetan hatte, war es unwahrscheinlich dass ein gutes Frauenmagazin sie noch nehmen würde. Irgendwie steckten wir doch alle unter einer Decke.

„Danke Jaqueline, ich weiß das wirklich zu schätzen.“

„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Wir müssen doch zusammen halten. Und wenn du wieder Zuhause bist, musst du unbedingt mal bei mir vorbei kommen und ich zeige dir hier unsere Szene, wir haben auch ganz süße Kerle. Da wird schon der richtige für dich sein. Küsschen!“ Schon war die Leitung unterbrochen. Jaqueline war manchmal etwas anstrengend und wir waren nicht halb so gut befreundet, wie sie sich gab, doch es konnte nie schaden so eine Person zu kenne. Den richtigen Kerl? Ein merkwürdiger Satz, noch vor vier Tagen hätte ich ihr gesagt, dass ich den richtigen Kerl schon hatte. Wie schnell dich alles wenden konnte.

„Alles ok?“, rief Sophia aus der Küche.

„Ja“, bestätigte ich ihr, „mein Kopf dröhnt nur noch etwas, wann müssen wir los?“

Sophia reichte mir eine Paracetamol®. „Leg dich doch etwas in mein Bett, wir werden gegen neun Uhr los fahren!“

Dankbar nahm ich die Schmerztablette und ging nach oben.

 

Gegen zwanzig Uhr erwachte ich, ich hatte vier Stunden geschlafen und fühlte mich viel besser.

Ich sprang unter die Dusche und stand dann vor meiner Tasche um zu überlegen was ich anziehen sollte, da kam Josephina herein.

„Sag mal Josie, was hat deine Mama denn heute an?“

Josephina riss allwissend die Augen auf.

„Mama hat einen langen Rock an und meine Lieblings Bluse die rote. Warum? Wollt ihr beide dasselbe anziehen?“

Ich lachte, „nein Josie, wir ziehen nicht das selbe an.“

Ich war früher auf vielen Stundenparties gewesen, aber da hatte ich schließlich auch selber noch studiert. Jetzt war ich älter und die Begleitung einer Professorin, da sollte ich schon irgendwie ins Bild passen. Ich endschied mich für eine Jeanse und eine schwarze Bluse. Ich konnte es ja mit einer schönen Kette und Stiefel aufpeppen.

Unten betrachtete ich Sophia. Sie sah zurückhaltender aus, als auf den Parties, wo wir früher waren. Ein Knielanger weißer Rock und eine rote Bluse, dazu schwarze Stiefel. Es wirkte nüchtern.

Als Sophia mein Blick auffiel lachte sie.

„Ich bin Professorin Susan, die Jungs und Mädels sollen mich ernst nehmen, ich kann nicht zu auf gestylt dahin gehen! Du wiederrum“, sie zwinkerte, „darfst dich so anziehend kleiden wie du möchtest! Einige der Jungs sind 26 Jahre alt, also nicht viel jünger als du!“ Ich sah an mir runter. Jeanse und Bluse, ich blieb dabei, für ein Kurzes Kleid oder einen kurzen Rock war ich nicht in der Stimmung. Ich öffnete nur einen weiteren Knopf an meiner Bluse.

„Ich finde ihr seht toll aus, beide, egal was ihr anhabt!“, sagte Manuel und gab Sophia einen langen Kuss.

„Ich wünsche euch viel Spaß!“

 

Die Party war in einer Etage eines Studentenwohnheims. Die Musik war im Flur aufgebaut und alles tummelte sich in der kleinen Küche oder auf einen der Balkone. Die meisten Studenten waren schon alkoholisiert und tanzten ausgelassen zu der Musik. Sophia war gleich an der Tür abgefangen worden und war mit Fragen über die letzte Hausarbeit gelöchert geworden. Ich ging langsam weiter und beobachtete die Jugend.

Plötzlich stelle sich mir ein blonder Lockenkopf in den Weg.

„Stopp!“, als erstes fiel mir seine unglaublich blauen Augen auf und sein charmantes Lächeln.

„Wer hier vorbei geht, braucht unbedingt etwas zu trinken!“, er hielt mir einen Plastikbecher mit einer roten Flüssigkeit entgegen.

Ich zog eine Augenbraue hoch, „ich trinke aus Prinzip nichts was mir jemand bringt. Ich sehe gerne wie es eingeschüttet wird.“

Er schlug die Augen auf. „Ich habe es selber eingeschüttet und aufgepasst. Es ist wirklich gut, du solltest es probieren.“ Er kam ein Stück näher auf mich zu, so dass sich unsere Schultern berührten. „Könnten diese Augen lügen?“

Ich musste lachen. „Ich weiß nicht einmal wer du bist und mich abzufüllen wird dir nichts bringen, ich bin mir einer Freundin hier und die wird mich auch wieder mit zurück nehmen.“

„Ich habe nicht vor dich abzufüllen!“ Er hob seine Hand. „Ehrenwort!“ Dann kramte er in seiner Hosentasche und holte seinen Studentenausweis heraus und gab ihn mir. Pascal Miertz, 24 Jahre alt, Multimedia Design Student. Das Foto war unverkennbar der junge Mann vor mir. Dann gab er mir eine Visitenkarte.

„Die gibst du dann deiner Freundin und wenn du nicht mehr nach Hause kommst, weiß sie wo du bist…“ Er zwinkerte mir zu.

Ich nahm die Karte und steckte sie in meine Hosentasche. Er war wirklich hübsch.

„Ich habe dich hier noch nie gesehen. Was studierst du?“ Er sah mich erwartungsfroh mit seinen blauen Augen an.

„Ich studiere nicht. Ich besuche nur eine Freundin.“

„Glück für mich…“, sagte er und versuchte mir tief in meine grünen Augen zu sehen. Ich hätte gerne als unsichtbarer Beobachter die verschiedenen Körpersprachen der Studenten beurteilt. Wer es ernst meinte und wer nur für einen Abend seinen Spaß sucht.

„Also erzählst du mir wer du bist, was du machst?“ Pascal sah mich fragend an. Ich seufzte.

„Ich bin Susan Tiebtreu, 28 Jahre alt und arbeite als Journalistin.“

Sein Interesse war geweckt. „Journalistin, ja? Wofür denn? Eine interessante Zeitung? Bist du hier um Informationen für einen Artikel zu sammeln?“

Ja, Informationen würde ich hier genug finden für meine Kolumne. Es wimmelte von Frauen mit falschen Hoffnungen. Sie alle suchten die Wahre Liebe oder zumindest eine ernsthafte Beziehung. Während die meisten Männer am nächsten Morgen diese Frauen mit keinem Blick mehr würdigen werden. Sie werden ihnen aus dem Weg gehen um die Aufdringlichen Fragen nicht beantworten zu müssen, warum sie mit den Frauen geschlafen haben wenn sie nichts mit ihnen zu tun haben wollten.

3. Kapitel Komplikationen

Kapitel 3

 

Komplikationen

 

 

Ich weiß noch, dass ich dankbar war Pascal nicht erklären zu müssen, dass ich nur für eine Frauenzeitung schrieb, oder dass ich verheiratet war. Außerdem hatte ich keine Lust ihm klar zu machen, dass wir in verschiedenen Welten lebten. Er war zwar nur vier Jahre jünger als ich, aber er Wohnte in einem Studentenwohnheim. Er lebte von den Kosten des Staates. Ich hatte meine eigene Wohnung, ich arbeite. Es war ein bisschen, als säße er noch in einem Sicheren Nest, während ich schon in der Luft ums nicht abstützen kämpfen musste. Und gelegentlich auch abstürzte. Weswegen ich ja hier war. Auf der anderen Seite wusste ich nichts über ihn, es waren alles nur Vermutungen. Vielleicht war ich auch zu arrogant, vielleicht war er besonders reif für sein Alter oder hatte schon viel erlebt.

Ich war dankbar im ernsten Moment, als der Schrei ertönte. Das finde ich wirklich makaber. Ich war dankbar als jemand hysterisch aufschrie.  Es war unverkennbar der Schrei einer Frau, er war laut und im ersten Moment war es still. Dann begannen alle den Ursprung des Schreies zu suchen und der Geräuschpegel nahm schlagartig zu. Ich, von Natur aus Neugierig, suchte mir einen Weg durch die Studenten. Ich fühlte mich erwachsener als sie und ich glaube ich war es auch. Vor einem Zimmer versammelten sich die Massen. Mein Blick fand Sophia und wir suchten uns einen Weg in das Zimmer. Es war das Zimmer eines Studenten, mitten drinnen stand ein großes Bett und auf diesem Bett lag ein junger Mann in ungewöhnlicher Pose. Sein Körper war merkwürdig verdreht und die Bettwäsche war mit roter Farbe getränkt. Rote Farbe. Moment mal, das war keine Farbe, das war Blut.

„Wie brauchen hier einen Notarzt und einen Rettungswagen“, schrie ich hektisch. „Los! Ruft jemand sofort die 112 an!!“

Ich war es von Sophia gewöhnt, dass sie, wie ich, in Katastrophen einfach die Führung übernahm, ohne drüber nachzudenken, was sie tat. Dieses Mal nicht. Sie stand unglaubwürdig vor dem Bett. Und starrte nur den Verletzten an.

„Hat hier jemand medizinisches Wissen oder eine medizinische Ausbildung?“, schrie ich, während ich um das Bett herum ging und den jungen Mann auf den Rücken drehte. Erst jetzt erkannte ich dass er ein Beil in seiner Brust hatte. Da steckte ein Beil in seiner Brust. Und überall war das Blut. An meinen Fingern. Überall Blut. Mir wurde schlecht. Sophia stand immer noch vor dem Bett und starrte einfach auf den toten Jungen. Kein lebender Mensch hatte so einen Blick wie dieser, so guckten nur Tote. Sein Blick war merkwürdig leer.

Ein schlanker junger Mann mit schwarzem Haar drängte sich an Sophia vorbei.

„Ich bin Rettungsassistent und Medizin Student aus Berlin.“ Er kniete sich neben dem jungen Mann. Legte die Hand an seine Halsschlagader, die Arteria Carotis, wie er seinem Kommilitonen zu rief, während dieser mit einer Herzdruckmassage anfing. Er hatte seine Probleme damit, da das Beil  in der Brust den Druckpunkt versperrte.

„Kein Bewusstsein, keine Atmung, kein Puls! Ist ein RTW unterwegs?“, er sah mich fragend an. Ich hatte keine Ahnung.

„Ja, ich habe die Feuerwehr und die Polizei angerufen“, schrie ein Mädchen. Es war so voll in diesem Raum. Sophia bewegte sich immer noch nicht. So viele Menschen standen einfach da und starrten. Es war unvorstellbar laut. Die Menschen diskusierten, weinten, schrien. Der Mann, der die Herzdruckmassage ausführte, wurde immer wieder mit Blut aus der Wunde bespritzt. Frauen schrien. „Sie!“, der schwarzhaarige Mann am Kopf vom Patienten sah mich an. „Gehen sie runter! Weisen sie den Rettungsdienst ein! Sagen sie wir haben ein spitzes Thoraxtrauma mit beginnender Reanimation!“

„Ist gut!“ Ich rannte die Treppen hinunter wie noch nie in meinem Leben, ich wiederholte immer wieder die Worte von dem Rettungsassistenten um nichts zu vergessen. Spitzes Thoraxtrauma, beginnende Reanimation. Spitzes Thoraxtrauma, beginnende Reanimation. Spitzes Thoraxtrauma, beginnende Reanimation. Ich bezweifelte, dass ich diese Worte jemals wieder vergessen würde. Als ich vor der Tür stand sah ich von weitem schon den Rettungswagen den kleinen Berg herauf kommen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und winkte dem Fahrer, um mich deutlich zu machen.

Der Rettungswagenfahrer grummelte.

„Da oben ist ein Rettungsassistent, er sagt es läge ein spitzes Thoraxtrauma vor und sie hätten mit der Reanimation begonnen. Der Beifahrer lächelte mich an, „das haben sie gut gemacht, jetzt einmal tief durchatmen. Auf welcher Etage ist es denn?“

„Auf der zweiten.“

„Schaffen sie es noch auf den Notarzt und die Polizei zu warten?“

Ich nickte. Mein Gehirn nahm die merkwürdigsten Sachen wahr. Ein bisschen wie unter Drogen. Zum Beispiel, dass der Beifahrer einen kleinen Ohrring trug und der Fahrer nach Zigarettenrauch stank. Mit fiel auf, dass der Beifahrer einen hübschen Hintern hatte, was in dieser Situation wirklich unpassend war. Mir viel auch auf, dass der Notarztwagenfahrer der Ärztin erst über die Wange strich, bevor sie ausstiegen und dass ich überlegte was da wohl lief, ob es eine Beziehung oder eine Affäre war.

Ab dann weiß ich kaum noch etwas. Die Polizei kam. Irgendwann stand Sophia unten bei mir. Wir gaben unsere Namen für Fragen an und sagten, dass wir jeder Zeit zur Verfügung standen. Auf dem Weg zum Auto sah ich Pascal. Er wirkte nicht mehr so selbstbewusst, seine Hautfarbe war fast so hell wie sein Haar und seine blauen Augen fielen daher noch mehr auf.

„Du bist sowas als Journalistin wahrscheinlich gewöhnt“, sagte er monoton.

„Ich schreibe bloß über Männer und ihre Probleme“, sagte ich und sah auf meine Hände, sie waren noch voller Blut. Im Auto begann ich meine Hände an meiner Jeans abzurubbeln, immer stärker, immer schneller, ich wollte das Blut los werden. Bis Sophia energisch anhielt und meine Hände festhielt.

„Susan, du tust dir weh!“ In ihrem Blick waren Tränen.

„Was war da drinnen mit dir los?“, schrie ich. Ich sah sie fassungslos an und erst jetzt kamen wieder die Bilder, wie Sophia einfach vor dem Bett des Jungen stand und nichts unternahm.

Eine Träne lief ihr über die Wange, „der Junge war Carlos.“

 

Sophia und ich saßen noch schweigend auf dem Sofa, an schlafen war nicht zu denken. Jede hing ein bisschen ihren Gedanken nach. Ein junger Mann war tot, ein junger Mann der Sophia nah stand.

„Weißt du wer ihm sowas angetan haben kann?“, fragte ich vorsichtig.

Sophia sah mich fragend an, „Woher soll ich das denn wissen?“

Ich beugte mich ein Stück weiter zu ihr herüber. „Irgendjemand muss ihm das angetan haben. Irgendjemand der ihm wirklich nicht leiden konnte.“

Sophia schüttelte den Kopf. „Carlos arbeitet lieber alleine, aber er ist nicht unbeliebt. Er kommt mit allen aus. Manchmal entsteht ein kleiner Konkurrenzkampf, aber das ist normal.“

„Wie wird es jetzt weiter gehen?“

Sophia schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Am Montag geht ganz normal die Hochschule weiter, denke ich.“

„So normal wie es eben geht…“, murmelte ich.

 

Die Nacht war lang und unruhig. Ich träumte von Blut an meinen Händen und einer Person, die vor mir stand, mit einem Beil in der Brust.  Er schrie mich an, ich sollte herausfinden wer es getan hat. Ich wachte mehrmals in der Nach auf, und sah Gespenster in dem Zimmer. Bis zur Hälfte der Nacht war ich davon überzeugt, dass mich dieser Mord nicht das Geringste anging. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.  Kurz nach drei Uhr Nachts stellte ich fest, dass es einen Grund haben musste, dass mich diese Sache nicht mehr losließ. Marc war immer der Meinung, dass ich viel zu Neugierig war. Vielleicht war das der Grund warum ich als Kind immer Journalistin werden wollte. Etwa mit dreizehn wurde dies dann von dem Wunsch Psychologin zu werden abgelöst. Leider hatte ich bis dahin keine Ahnung, was es wirklich hieß zu studieren. Und dass es mit meiner Faulheit kaum zusammen passte. Ich nahm mir vor mich morgen etwas genau über Carlos zu informieren. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl eine Chance bekommen zu haben. Als Mensch und als Journalistin, nicht Kolumnistin, das hier konnte meine Chance werden.

Schlafen konnte ich trotz dieser Erkenntnis nicht.

 

Das Frühstück am nächsten Morgen verlief weniger freudig wie das am Samstag. Sophia war sehr still, sie hatte die Nacht noch lange Manuel erklärt was passiert war. Nach dem Frühstück zog ich meine Jacke an.

„Wohin gehst du?“ Sophia zog die Stirn in Falten.

„Ich möchte mich mal ein bisschen umhören.“

„Darf ich wieder mitkommen?“ Josephina stand neben mir.

Ich nahm sie auf den Arm. „Jetzt nicht, ich muss zu einem Freund. Beim nächsten mal wieder! Kann ich euer Auto haben?“

„Na klar! Aber heil wieder bringen“, rief Manuel und warf mir Schlüssel zu.

Draußen warf ich einen Blick auf die Visitenkarte von Pascal. Er wohnte ebenfalls im Studentenwohnheim.

Vor dem Wohnheim standen zwei Polizeiwagen. Als ich durch die Tür gehen wollte stieg einer der Beamten aus und kam auf mich zu.

„Wohnen sie hier?“

Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln. „Nein, ich besuche einen Freund. Gibt es da ein Problem?“

Es wande sich kurz seinem Funkgerät zu. „Kat hier möchte eine Frau rein, darf sie durch?“ Rauschen „Warte, ich komme runter.“

Der Beamte sah mich an, „mein Chef kommt runter!“

 

Etwa zwei Minuten später kam ein Polizist Ende dreißig mir entgegen. „Guten Tag ich bin Kommissar Katson.“ Er reichte mir die Hand. Ein fester Händedruck. Ein offenes, charmantes Gesicht. Dunkel braune Haare, tiefe braune Augen, überaus attraktiv. Ich konnte gar nichts dafür, ich nahm diese Sachen einfach automatisch war. Genauso automatisch, wie ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und ihn anlächelte.

„Ich bin Susan Tiebtreu.“

Er musterte mich genauer. „Ich kenne sie. Sie haben gestern den Streifenwagen entgegen genommen.“ Er lächelte erfreut.

„Warum kommen sie wieder hier hin, sie sind doch nicht von hier, lediglich zu Besuch bei ihrer Freundin der Professorin.“

„Woher wissen sie das?“

„Wir haben alle Besucher der Party überprüft.“ Ich überlegte einen Moment. Ich wollte in dieses Haus.

„Und sie kennen noch alle Besucher?“

„Nein“, er schaute ernst, „nur die verdächtigen.“ Mein Herz sank mir in die Hose. Verdächtig? Ich? Dann lachte er, „und die hübschen!“ Mein Herz machte einen Freudensprung. Flirtete der hübsche Kommissar etwas gerade mit mir?

„Also was möchten sie da drinnen?“

Ich beschloss ihm die Wahrheit zu sagen.

„Ich bin Journalistin“, ich holte meinen Presseausweis hervor, „ich interessiere mich privat für diesem Fall.“

„Ich muss ihnen sagen, dass sie nichts machen dürfen, was die Ermittlungen behindern könnte. Schlimm genug, dass überall an der Leiche die Fingerabdrucke dieser Lebensretter sind.“

Ich fand es ein bisschen makaber sich über die Medizin Studenten auszulassen, aber wahrscheinlich war das der Galgenhumor, den man in diesen Beruf entwickeln musste.

„Ich habe nicht vor ihre Ermittlungen zu stören, ich mache meine eigenen, aber“, ich holte elegant eine meiner Visitenkarten heraus, „wenn ich ihnen irgendwie behilflich sein kann, können sie sich gerne bei mir melden.“ Ich hatte mich schon lange nicht mehr so anziehend gefühlt.

„Frau Tiebtreu, nicht dass sie mir dann ihren Mann auf den Hals hetzen.“ Ich sah den Kommissar fragend an. Dann begriff ich. Ich hatte zwei Visitenkarten. Eine mit meinen Kontaktdaten und eine mit denen von Marc und mir, ich hatte die Falsche erwischt. Verdammt!

„Mein Mann ist nicht mehr aktuell“, sagte ich schnell , riss ihm die Visitenkarte aus der Hand und gab ihm eine von den anderen. „Die muss da wohl noch übrig geblieben sein.“ Ich warf sie in den Papiereimer neben mir.

„Wenn das so ist Susan, werde ich mich bei ihnen melden, wenn ich ihre Hilfe brauche, oder etwas anderes. Sie können natürlich sich auch jeder Zeit bei mir melden“, er gab mir seine dienstliche Visitenkarte. Enttäuscht nahm ich sie an, da holte er gerade eine zweite hervor, seine private „Ich darf ihnen natürlich keine Informationen liefern. Aber alles andere.“ Er zwinkerte mir zu.

Dann ging ich lachend an ihm vorbei, warf nochmal meine Haare elegant nach hinten und stieg die Treppen hoch. Was für ein Mann! Der war der Wahnsinn! Ein Polizist wie er im Buche stand, oder zumindest in den Frauenmagazinen.

 

Ich stieg die Stufen hoch bis zur sechsten Etage. Ein Glück, dass die meisten Studenten jung und sportlich waren, denn einen Aufzug gab es nicht. Endlich stand ich vor Zimmer 610. Ich klopfte leicht. Drinnen rummelte es. Dann wurde die Tür geöffnet. Pascal war sogar noch hübscher als in meiner Erinnerung. Sein Lockenkopf war wild durcheinander und seine Augen ganz klein. Er hatte nur eine Boxershorts an und ließ so freien Blick auf seinen durchtrainierten Bauch. Warum hatten diese Jungs nur so viel mehr Zeit Sport zu machen als die Männer in meinem Alter?

Einen Moment überlegte er, woher er mich kannte, dann lächelte er.

„Susan, ich hätte nicht gedacht dich nochmal wieder zu sehen!“

„Ich auch nicht“, gab ich zu, ich deutete auf das Zimmer, „Hast du etwas dagegen, wenn ich rein komme?“

Er überlegte kurz und ich fragte mich schon, ob meine Intuition mich getäuscht hatte, ich dachte er würde mir ohne zu wiedersprechen jeden Gefallen tun, um den ich ihn bitte.

Er schnalzte mit der Zunge und öffnete mir die Tür, damit ich eintreten konnte.

„Hey Julia, wach auf, du musst gehen!“

Das Zimmer war stielvoll eingerichtet. Er hatte eine eigene Küche und einen großen Tisch, in einer Ecke stand ein Doppelbett. Alle Möbel waren in einem dunklen braun Ton gehalten, der sehr Edel wirkte und einen Kontrast du der weißen Wand gab. Pascal hatte viele Kerzen und Stoffe, die darauf schließen, dass er öfter Damenbesuch hatte. Im Bett lag ein junges Mädchen in Unterwäsche, sie sah mich verblüfft an.

„Los Julia“, drängte Pascal.

Julia warf ihm einen bösen Blick zu.

„Ich muss gehen, weil sie kommt?“

Pascal nickte und gab ihr einen kurzen Rock und ein knappes Top.

„Wir sehen uns dann morgen, und schließ bitte die Tür hinter dir.“

Ich schüttelte unglaubwürdig den Kopf. Gab es sowas zu meiner Zeit auch schon? Ich erinnere mich zwar an den ein oder anderen One-Night-Stand, aber ich war schließlich auch schon mir Marc zusammen seid ich zweiundzwanzig war.  Pascal setzte sich lässig auf das Bett, ich nahm auf dem Schreibtischstuhl platz.

„Das Bett ist bequemer“, sagte er und sah mich erwartungsvoll an.

„Du kannst nicht so mit Frauen umgehen.“ Ich war geschockt. Pascal war so charmant gewesen und behandelte dieses Mädchen so schlecht.

„Julia ist ein Mädchen, keine Frau, ich schlafe öfter mit ihr und mehr ist da nicht. Dich wiederrum hätte ich mit einem Frühstück geweckt“, er kniff die Augen ein bisschen zusammen, als wollte er meine Gedanken lesen.

„Wenn du ein Mädchen nicht zu schätzen weißt, wirst du auch nicht wissen wie man mit einer Frau umgeht. So etwas wie einfach nur ab und zu miteinander schlafen gibt es nicht, spätestens nach dem dritten Mal entwickelt man irgendwelche Gefühle für einander.“

Ich verspürte den Drang mich neben ihn zu legen. Der Sex mit Marc war fantastisch. Besser als alles was ich zuvor erlebt hatte, aber nach der Zeit ließ die Intimität nach. Männer gaben sich am Anfang viel Mühe, sie waren zärtlich und aufmerksam. Irgendwann war es nur noch Sex, zwar Sex bei dem beide zum Orgasmus kamen, aber das Vorspiel und das Nachspiel verlor an Attraktivität. Meine Hemmungen waren dennoch zu groß, er war 24 Jahre alt und ich hatte keine Lust ihm etwas beizubringen.

„Darf ich dir ein paar Fragen stellen?“

Pascal sah mich durchdringen an. „Wegen dem Mord? Bist du hier um Recherche zu betreiben?“

Wahrheitsgetreu nickte ich.

Er überlegte einen Moment. „Ich werde deine Fragen beantworten, wenn wir zusammen essen gehen.“

Ich lächelte. „Wenn du mit einer Frau essen gehen möchtest ist eine Erpressung sicher nicht der richtige Weg zu fragen.“

Pascal schüttelte den Kopf. „Eine Hand wäscht die andere. Ich lasse mich nicht gerne ausnutzen. Ich möchte, dass du mir eine Chance gibst, dass ich dich kennen lerne und du mich. Vielleicht bin ich ja doch kein so großes Kind, wie du glaubst. Du bist mir gleich aufgefallen, als du gestern durch die Tür gekommen bist. Du bist einfach anders als die Frauen hier. Du versprühst so eine Aktivität“, gestand er.

Ich fühlte mich geschmeichelt, aber ich hatte nicht vor ihm falsche Hoffnungen zu machen. „Nein.“

Er zuckte mit den Schultern und lachte. „Schade, es wäre gut für uns beide geworden, aber dann muss ich dich bitten zu gehen. Es seid denn du willst in meinem Bett weiter schlafen, aber ich warne dich vor, schlafen wirst du dann auch nicht können.“

„Wie bitte?“, ich sah ihn verständnislos an. „Du wirfst mich raus?“

Er nickte. „Ich habe dir gesagt, was meine Bedingung ist, du hast abgelehnt. Anscheinend bist du nur für deine Recherche hier und nicht wegen mir, als kannst du auch gehen.“ Gähnend ließ er sich ins Bett sinken und streckte sich.

Langsam erhob ich mich vom Stuhl und ging Richtung Tür.

„Mach bitte die Tür hinter dir zu“, rief er.

Ich ging immer langsamer, da ich erwartete, dass er mich aufhalten würde, aber das tat er nicht. Diese Tatsache kratze doch ein bisschen an meinem Ego. Geräuschvoll öffnete ich die Tür und schlug sie ebenso laut wieder zu. Ich wartete die Provisorischen drei Sekunden vor der Tür ab. Er kam nicht. Wie oft hatte ich mir an Marc damit schon die Zähne ausgebissen, ich wollte dass er mich aufhielt und er tat es einfach nicht.

Geknickt ging ich Richtung Treppe. Es hatte so gut angefangen.

Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und kehrte zurück zur Tür um dieses Mal energisch anzuklopfen. Ich wollte meine Informationen haben, egal wie.

Pascal lachte, als er die Tür öffnete.

„Heute Abend sieben Uhr hole ich dich ab, ich brauch nur noch die Adresse“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich war sicher, dass er nur flüsterte um mir nah kommen zu können.

„Woher weiß ich, dass du etwas hast, das mich interessierten könnte?“

Er zwinkerte mir zu, „Susan ich habe vieles, was dich interessiert, aber was die Informationen zu Carlos angeht“, er kam noch ein Stück näher, „ich habe ein paar mal mit seiner Exfreundin geschlafen, und die redet wirklich viel nachdem sie gekommen ist!“

Ich verzog das Gesicht. „Pascal du musst diskreter werden, wenn du mal bei richtig tollen Frauen landen möchtest.“

„Vielleicht bin ich ja schon bei tollen Frauen gelandet und ich erzähle dir nur nichts davon. Eine zum Beispiel geht heute Abend eine mit mir essen.“

Seine Anmachsprüche waren so schlecht, dass ich schon wieder lachen musste.

Dann ging ich in Richtung Treppe. Pascal war vielleicht doch nicht so jung, wie ich dachte. Immerhin wusste er wie man mit Frauen umging, um das zu bekommen was er wollte.

4. Kapitel Operation

Kapitel 4

 

Operation

 

 

Als ich das Haus betrat saß Sophia an ihren Schreibtisch. Ich nahm an, dass sie den Morgigen Unterricht vorbereitete. Sie drehte sich zu mir zu.

„Bist du fündig geworden?“

„Ich habe nicht ganz das bekommen, was ich wollte, aber ich treffe mich heute Abend mit einem Studenten um mehr zu bekommen. Dafür habe ich aber“, ich zog die beiden Visitenkarten des Kommissars hervor, „die Nummer von einem echt hübschen Kommissar und er hat meine. Jetzt muss er nur noch anrufen!“ Ich sprang wie ein kleines Mädchen hin und her.

„Na da kannst du aber lange warten!“

Mitten im Sprung hielt ich inne. „Was soll das heißen? Glaubst du, dass ich keine Chance bei ihm habe?“ Ich kniff die Augen zusammen. Jetzt war Sophia wirklich komisch. Und gemein!

„Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube schon, dass er versuchen wird dich zu erreichen. Aber dein Handy ist aus und dass du nicht an dein Festnetzt dran gehen wirst, wird er sich denken können. Bestenfalls ruft er da an und Marc geht dran.“

Verdammt! Da hatte ich wirklich nicht dran gedacht.

„Und was mache ich jetzt?“, fragte ich halb mich, halb sie, „mein Handy an oder nicht?“

Sophia drehte sich zu mir. „Die Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Ich weiß nicht was dir wichtiger ist, unerreichbar zu sein für Marc oder erreichbar für deinen Kommissar.“

Die Antwort auf diese Frage wusste ich selber nicht.

Langsam schlenderte ich hoch ins Kinderzimmer. Josephina und Lucas spielten mit Playmobil®.

„Hey ihr zwei, habt ihr Lust die Enten zu füttern?“

Josephina und Lukas nicken wie wild.

 

Die kleinen Enten stürzten sich auf die Brötchen krümel, die Lucas und Josephina ihnen hinwarfen. Wahrscheinlich bekamen sie wirklich nicht viel Nahrung bei diesem Wetter. Ich entfernte mich ein Stück von den Kindern und holte mein Handy aus der Manteltasche

War ich schon bereit dazu? Was würde mich erwarten, wenn ich dieses Handy anmachte? Warum sollte ich es anmachen?

Ich würde SMS bekommen. SMS, die mir sagten wie viele Anrufe in meiner Abwesenheit gewesen waren, viele Nachrichten ich auf meiner Mailbox hatte, SMS von Marc, vielleicht sogar eine SMS von der kleinen Schlampe, die mit meinem Mann geschlafen hatte. SMS von Marc würde ich vertragen können, SMS von ihr nicht. Vielleicht würde ich das Handy nie mehr an machen und einfach neu Anfangen. Vielleicht sollte ich es jetzt gleich einfach in die Saale werfen, so wie Carrie ihr Handy ins Meer warf nachdem Mr. Big sie vor dem Altar hatte stehen lassen.

Nein, ich war noch lange nicht bereit dazu, also ließ ich das Handy wieder in meine Manteltasche gleiten.

Mir wurde kalt. Bis jetzt hatte ich nur einen ungeheuren Hass auf Marc gehabt, ich war so wütend, dass ich auf ihn eingeschlagen hätte, wenn er vor mir gestanden hätte. Jetzt gerade änderte sich dieses Gefühl. Ich empfand Schmerzen. Schmerzen, durch den Verlust des Mannes, den ich liebte. Ich liebte Marc, auch wenn ich ihm das nicht jeden Tag sagte. Ich konnte nicht verstehen, wie ich ihm so gleichgültig, so egal sein konnte. Wie konnte er mir so weh tun? Ich war seine Frau und er hatte mich riskiert für eine einzige Nacht mit so einer kleinen Schlampe. Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, was wir uns aufgebaut hatten. Er hatte mich aufs Spiel gesetzt für eine einzige Nacht.

Mein Körper zitterte und ich begann zu schluchzen. Bis zu dieser Minute hatte ich keine einzige Träne wegen seiner Untreue geweint, nun kamen sie mit einer ganzen Wagenladung voll.

Lucas kam auf mich zugerannt und sah mich mit großen Augen an.

„Hast du Aua?“, frage er und nahm meine Hand. Ich schüttelte den Kopf, war aber dennoch unfähig aufzuhören zu weinen.

Josephina strich mir über den Arm, die armen Kinder verstanden die Welt nicht mehr. Ich verstand es ja selber nicht. Jetzt auf einmal überkam es mich.

„Bringen wir Susan zu Mama“, sagte Josephina und zog mich leicht hinter sich her.

 

Sophia verstand schnell was mehr fehlte und steckte mich unter die Dusche. Kennt ihr das? Unter der Dusche kann man unsichtbar weinen, das schluchzen wird übertönt und die Tränen verwandeln sich einfach in Wasser. Außerdem ist es noch angenehm warm und dadurch friert man nicht so stark, wie bei einem normalen Heulanfall .

Ich weiß nicht, wie lange ich unter der Dusche stand, vielleicht eine halbe Stunde oder eine Stunde. Danach fühle dich mich stärker. Ich befand mich wieder in meiner anfänglichen Verfassung. Als ich aus dem Badezimmer kam, saß Sophia mit ihren Kindern auf Josephinas Bett. Lucas kam mir entgegengelaufen undsprang auf meinen Arm.

„Geht’s dir wieder besser?“, ich atmete tief den Duft des Jungen ein und hielt ihn ganz fest. Kinder liebten einfach bedingungslos.

„Was war denn mit dir los Susan?“, wollte Josephina wissen, als ich mich zu ihnen setzte.

„Manchmal weinen Menschen einfach Josephina, du hast doch auch ganz fürchterlich geweint, als du deine Lieblingspuppe verloren hast“, antworte Sophia an meiner Stelle.

„Hast du etwas verloren?“, wollte Lucas wissen.

Ich nahm ihn auf den Schoß und nickte, „Ja, etwas was mir sehr wichtig war.“

 

Als ich etwa eine Stunde später die Treppe hinunter kam, hörte ich Manuel im Wohnzimmer telefonieren. Eigentlich ist es nicht meine Art in fremde Privatsphären einzugreifen, aber irgendetwas ließ mich im Treppenraum stocken und horchen.

„…es geht ihr den Umständen entsprechend. Ich glaube sie tut stärker, als sie ist.“ Manuel war kurz still um der Gegenseite zuzuhören. „Natürlich habe ich es ihr ausgerichtet, aber sie möchte nicht mit dir reden, gib ihr noch etwas Zeit. Was du ihr angetan hast, damit muss sie erst mal klar kommen.“ Stille. „Nein, noch würde ich nicht vorbei kommen. Wenn du jetzt kommst würdest du sie zu einer Handlung zwingen und ich bin mir nicht sicher dass diese zu deinen Gunsten verlaufen würde.“ „Ja klar, ich melde mich sobald ich denke dass es gut ist. Marc, ich muss jetzt Schluss machen, ich bin nicht alleine. Tschüss.“

 

Manuel telefonierte mit meinem Marc, ich fühle mich, als würde er mir in den Rücken fallen. Warum?

Ich wartete noch ein paar Minuten ehe ich die Treppen herunter kam.

Manuel sah mich an. Ich trug einen cremefarbenen Rock und ein schwarzes Top.

„Gehst du noch aus?“, er schien verwundert.

Ich nickte nur. Ich wollte ihm nicht zu viel Informationen liefern, bevor er alles an Marc weiter gab. Ich zog meinen Mantel an und ging zur Tür hinaus.

„Sophia bringt gerade die Kinder ins Bett, tschüss Manuel!“

 

Ich wollte nicht, dass Pascal klingelte und Manuel ihn zu Gesicht bekam. Sophia hatte ich zwar gesagt, dass ich mit einem jüngeren Studenten ausging um etwas über Carlos zu erfahren, aber auch sie war nicht begeistert, ich glaube sie verstand mein Interesse an diesem Fall nicht. Vielleicht war aber genau das das eigentliche Problem. Für mich war es ein Fall, für sie war Carlos Tennor ein Mensch gewesen. Ein Mensch mit Hoffnungen und Träumen. Ich kannte ihn nur als Fall.

Ich stand fünf Minuten in der Kälte und bereute es, schon raus gegangen zu sein. Da kam ein silberner Volvo um die Ecke. Ich musste lachen, als er neben mir hielt und Pascal sich als Fahrer zu erkennen gab.

„Das ist ja fast wie bei einem Vampir“, lachte ich, während ich einstieg.

„Nenn mich Edward!“, zwinkerte er und fuhr los.

Ich war beeindruckt. „Du kennst die Biss-Reihe? Ich dachte dass wäre nur ein Buch für kleine Mädchen und Romantik-süchtige Frauen!“

„Ich habe es nicht gelesen, aber ich bekomme schon mit was in der Welt passiert und interessiere mich dafür.“

Ich schwieg. Ich hätte etwas Ironisches sagen können, sowas wie, dass seine Affären ja in dem richtigen Alter waren für solche Bücher oder dass er selbst kaum älter war, aber ich verkniff es mir. Er hatte ein schwarzes Hemd an und seine Haare waren lässig nach hinten gekämmt. Er wirkte älter und reifer. Kleider machen Leute.

Er parke vor einem italienischen Restaurant und kam herum um mir die Tür aufzuhalten, was mich schwer beeindruckte, denn sowas machten die wenigsten Männer noch. Das Restaurant war klein und sehr gemütlich. Wir bekamen einen Tisch hinten in einer Nische. Pascal bestellte eine Flache Rotwein. Ich mochte es nicht, wenn Männer etwas tranken, wenn sie noch Auto fahren mussten, aber ich schwieg. Er musste das selber wissen.

Wir bestellten eine kleine Vorspeise und das Hautgericht. Dann waren wir endlich allein.

„Also“,  begann ich. Doch er brachte mich mit einem Finger zum schweigen. Er schenkte mir Rotwein ein und erhob sein Glas.

„Auf diesen Abend und dass jeder von uns das bekommt, was er sich wünscht!“

Ich wusste nicht genau, was ich von diesen Sprüchen halten sollte. Aber ich schwieg, schon das dritte Mal an diesem Abend, ich wollte meine Informationen.

„Erzähl mir was du über Carlos weißt“, sagte ich, nachdem ich einen Schluck von dem besten Rotwein getrunken hatte, den ich je versuchen durfte.

„Alles was ich weiß, weiß ich nur von Marina. Deswegen musst du die Informationen etwas filtern. Mädchen neigen dazu Tatsachen zu verdrehen, wenn die enttäuscht oder verletzt worden sind.“

Er war wirklich klug, doch dieses Essen, in einem unverkennbar teuren Restaurant beeindruckte mich nicht, wie es vielleicht sollte. Pascal war Student, er konnte zeitlich gar nicht genug arbeiten um über so viel Geld zu verdienen. Er stand also nicht auf eigenen Füßen, er würde von seinen Eltern finanziert, sowas machte  unattraktiv.

„Meine Eltern sind gestorben als ich fünfzehn Jahre alte war“, sagte er, als könnte er meine Gedanken lesen. Ich bin manchmal echte ein Arschloch. Ich fühlte mich schlecht.

„Das Auto gehörte meinem Vater und ich sah nicht ein es zu verkaufen. Ich arbeite neben bei in einem Computerladen und finanziere mein Leben dadurch selber. Ich habe durchaus ein beträchtliches Erbe, so dass ich mir ein Haus und ein solches Restaurant leisten kann, aber ich gehe gerade das erste mal seid drei Jahren wieder richtig gut essen und dass gönne ich uns beiden einfach heute. Ich lebe eigentlich nicht gern über meine eigenen Verhältnisse.“

Ich wollte etwas dazu sagen, doch Pascal kam mir erneut zuvor.

„Ich möchte jetzt kein Mitleid oder über meine Eltern reden. Ich wollte das nur klarstellen, da ich deinen Blick anscheinend richtig gedeutet habe.“

Ich war beeindruckt von ihm. Von seiner Kühnheit und seiner Intelligenz.

„Dann reden wir über Marina und Carlos, denn das ist ja der einzige Grund warum du hier bist.“ Er zwinkerte mir zu. „Zu Anfang muss ich sagen, dass Marina erst einundzwanzig ist und im dritten Semester. Deswegen sieht sie vieles vielleicht etwas extremer. Sie war nur kurz mit Carlos zusammen, so um die zwei Monate und sie haben sich vor zwei Wochen getrennt. Ihrer Meinung nach hatte Carlos zu wenig Zeit für sie. Carlos nimmt sein Studium sehr ernst“, Pascal wurde etwas blass, „er nahm sein Studium sehr ernst.“

Ich verschweig ihm, dass ich diese Informationen schon von Sophia wusste.

„Er studiert Innenarchitektur, einer der wenigen Männer, und ist gerade bei seinem Master. Er gehört unter die drei besten des Semiesters, nach seinem Bachelor hatte er schon eine Arbeit angeboten bekommen. Aber er lehnte ab, er wollte seinen Master und sich dann selbstständig machen. Er war ziemlich unbeliebt bei den Professoren und er hielt die meisten für inkompetent. Carlos sah höchstens zu zwei oder drei Professoren auf, Thomas Klemes, Detlef Floß und vielleicht noch Sophia Gries.“ Bei Sophias Namen bemühte ich mich, keine Anzeichen zu geben, dass ich sie kannte. Pascal würde es früher oder später sowieso raus bekommen, aber erst mal musste er es nicht wissen.

„Wie sieht’s mit seiner Familie aus?“, fragte ich.

„Ich hab nie viel über sie gehört. Carlos fährt auch nie in den Ferien weg, also schätze ich er hat keinen guten Kontakt zu ihnen.“

„Wie war sein Kontakt zu den anderen Studenten?“

„Er ist arrogant, aber genauso auch intelligent. Die Jungs mögen ihn nicht sonderlich, ließen sich aber gerne von ihm helfen, deswegen ist er nicht unbeliebt. Die Mädchen möchten auch von seiner Intelligenz profitieren und sind bereit dafür auch etwas zu geben“, er zog die Augenbraun vielsagend hoch.

„Was heißt das genau?“, fragte ich.

„Sie schlafen mit ihm und er hilft ihnen.“

Ich verschluckte mich an meinem Rotwein. „das ist doch nicht dein ernst!“

„Nein, nur dass oft Mädchen bei ihm raus gehen. Er war nicht hässlich, vielleicht hat er auch noch andere Vorzüge. Außerdem war er ein Arschloch und darauf stehen Frauen ja bekanntlich.“

Oh ja, da sprach er wahr. Frauen standen auf Männer die arrogant waren und genau wussten, was sie wollten.

Ich überlegte, was wohl noch wissenswert war. Ich hatte einfach keine Übung darin die richtigen Fragen zu stellen. Ich hatte noch nie versucht so etwas raus zu bekommen, wahrscheinlich war ich eine miserable Journalistin.

Der Kellner tischte die Hauptspeise auf und das essen verlief mit einfacher Kommunikation über das Wetter und diverse Lieblings Filme, so wie Musik. Das Essen war wirklich gut. Marc und ich gingen öfter essen und so gutes Essen hatte ich schon lange nicht mehr. Ich nahm an, dass dieses Restaurant ein geheimer Tipp war, denn bei dem guten Essen, war es viel zu klein.

Nach dem Essen sah Pascal mich durchdringend an.

„Sagst du mir was dich so beschäftigt?“

Ich lächelte fragend. „Was meinst du?“

„Du bist unglücklich, auch wenn du es überspielst, irgendetwas hat dein Leben verändert.“

„Du kannst nicht wissen, ob sich mein Leben verändert hat, da du mich erst seid gestern Abend kennst“, merkte ich an.

„Ich brauch dich nicht zu kennen um hinter dein aufgesetztes Lächeln zu gucken!“

Ich fühle mich leicht angegriffen. „Wenn dir mein lächeln nicht gefällt, dann tut mir das leid, aber du hast nicht das Recht zu behauten, dass es sei aufgesetzt.“

Pascal schüttelte den Kopf. „Aufgesetzt war vielleicht das falsche Wort, aber du lachst nicht aus tiefem Herzen, irgendetwas liegt dir doch ziemlich fest auf dem Herzen.“

Er hatte Recht, mein Herz fühlte dich schwer an, fast betäubt, seid ich Marc erwischt hatte, erst jetzt viel es mir richtig auf.

„Gibst du dich damit zufrieden, dass ich es nicht erzählen möchte?“

Er nickte, „ja, für heute Abend schon. Aber beim nächsten mal vielleicht schon nicht mehr.“

Ich sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du, dass es ein nächstes Mal geben wird?“

„Intuition“, sagte er, „und das nächste Mal wenn du morgens vor meiner Tür stehst, versuche ich dass kein  Mädchen mehr in meinem Bett liegt.“

Ich wollte ihm sagen, dass es mit total egal war, wen er in sein Bett holte. Aber ich wusste nicht mal ob es stimmte. Der Abend war toll gewesen, beinahe fantastisch und wenn er heute Abend einfach munter weiter rum vögeln würde, würde es mich vielleicht schon verletzten. Auf der anderen Seite hatte ich keinen Anspruch auf ihn, so wie keinen auf mich hatte. Er kannte mich nicht. Er wusste nicht mal, dass ich verheiratet war. Teilweise  hatte ich es heute Abend selber vergessen.

„Nachtisch?“, fragte Pascal.

Ich schüttelte energisch den Kopf. „das Essen war toll, aber ich bin wirklich satt.“

Er nickte und bat den kellner um die Rechnung. Der Kellner bedankte sich ausgiebig, also ging ich davon aus, dass Pascal ihm ein ordentliches Trinkgeld gegeben hatte.

Wir standen auf und Pascal half mir in den Mantel.

„Bis zum nächten Mal Herr Miertz“ , sagte der Mann hinter der Theke. Pascal nickte ihm zu. Ich hielt inne.

„Ich dachte du warst vor drei Jahren das letzte Mal gut essen.“

Pascal schloss die Augen, „okay ich habe eine Schwäche für gutes Essen. Aber ansonsten zahle ich wirklich alles selbst!“

Ich sollte sauer sein, dass er mich angelogen hatte. Aber ich war es nicht, auf eine merkwürdige Art machte es ihn noch interessanter. Ich weiß nicht genau warum. Er hielt mir die Tür auf und ich stieg in den Volvo. Pascal hatte nur ein Glas Wein getrunken, was mir sehr gefiel.

Er fuhr einen anderen Weg als auf der Hinfahrt und nach etwa zehn Minuten hielt er auf einem dunklen Parkplatz an. Für einen Moment erstarrte ich. Was sollte das?

„Hier hast du mich aber nicht abgeholt“, versuchte ich möglichst locker zu sagen um meine Unsicherheit zu überspielen.

„Nein“, sagte er, während er ausstieg, „aber du sagtest, dass du ziemlich satt wärst und da dachte ich mir, dass ein Verdauung Spaziergang ganz gut wäre.“ Er machte meine Tür auf und hielt mir eine Hand entgegen, um mir auf stehen zu helfen. Ich zögerte.

Pascal grinste, „Warum bist du so furchtbar misstrauisch? Habe ich dir gestern etwas in den Drink gegeben? Nein! Und ich habe auch jetzt nicht vor dich zu vergewaltigen.“ Er ergriff zärtlich nach meine Hand. „Es macht viel mehr Spaß, wenn die Frau mitmacht!“

Mit ungutem Gefühl stieg ich aus. Es war stockfinster und ich gehöre nun mal zu den Frauen, die Angst haben im Dunkeln. Ich kann da völlig panisch werden. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf meine Atmung.

„Hey, keine Angst, gleich wird es heller.“

Er ergriff wie selbstverständlich meine Hand und führte mich einen breiten Weg entlang. Nach etwa zehn Minuten standen wir vor der Saale. Der Himmel wurde von tausenden von Sternen erleuchtet, zusammen mit dem dunklen Wasser war es ein wundersoller Anblick.

„Das ist ja der Wahnsinn!“, rief ich und drehte mich unter dem Sternenhimmel.

Pascal grinste, „ich habe heute im Internet gelesen, dass wir einen wolkenlosen Himmel haben werden und einen seltenen Sternenhimmel.“

Ich konnte mich kaum satt sehen an diesem Anblick. Ich erinnerte mich kaum daran, wann ich das letzte Mal so viele Sterne auf einmal gesehen hatte.

Irgendwann schlenderten wir zurück zum Wagen. Er fuhr mich zu Sophia und öffnete mir wieder die Wagentür.

„Danke, es war ein wirklich toller Abend“, und genau meinte ich es.

Er lächelte, „es freut mich wenn er dir gefallen hat.“

Dann ergriff er mein Kinn und küsste mich. Es war nicht zärtlich, sondern fordernd, so als würde es nur zu einem Vorspiel gehören, Seine linke Hand umfasste meine Taille und zog mich näher an ihn ran, während die rechte sich in mein Haar grub. Es kam so plötzlich dass ich nicht einmal ausweichen konnte und dann zog er mich so seinen Bahn, dass ich nicht aufhören wollte. Ganz abrupt hörte er auf und lächelte.

„ich wüsche dir eine gute Nacht“, mit diesen Worten ging er wieder zum Wagen.

„Mehr nicht?“ fragte ich ohne drüber nachzudenken, was ich sagte.

Er zuckte mit den Schultern. „ich habe weder deine Telefonnummer, noch sonst irgendetwas von dir. Wenn du mich sehen willst wirst du dich melden müssen.“ Mit diesen Worten stieg er in den Wagen und fuhr.

Ich war verblüfft.

 

Langsam ging ich in den Flur, dort stand Manuel.

„Egal was Marc getan hat, du bist immer noch seine Frau und ab diesem Moment gerade kein Stück besser als er.“

Mit diesen Worten ging Manuel  nach oben. Er war enttäuscht von mir. Es war nicht mein Plan gewesen, dass der Abend mit einem Kuss endete und ich hätte nie gedacht, dass ich am Ende dieses Abends mit Schlechten Gewissen ein schlafen würde.

 

Am nächsten Morgen kam ich die Treppe hinunter und alle waren schon in Aufbruchsstimmung. Manuel war bereits bei der Arbeit. Die ganze Nacht hatte ich mal wieder kein Auge zugemacht. Mir gingen Manuels Sätze nicht mehr aus dem Kopf. War ich wirklich nicht besser als Marc? Ich liebte Marc, heiß und innig, aber ich glaubte nicht, dass ich ihm verzeihen konnte, was er getan hatte. Ich brauchte weder Pascal, noch den Kommissar. Es machte Spaß mit ihnen zu flirten, doch eigentlich wollte ich nur Marc. Aber er hatte mich betrogen und ich würde ihn nie wieder in die Augen gucken können. Der Kuss gestern mit Pascal, war vielleicht nur ein Beweis an mich selbst, dass ich auch noch andere Männer haben konnte. Ich musste das mit Marc beenden, besser früher als später. Damit ich wieder Boden unter den Füßen haben konnte. Er war mein Mann und in gewisser Weise würde er immer mein Traummann bleiben, doch ich war einfach zu enttäuscht um ihm noch eine Chance zu geben. Diese Erkenntnis war mir heute Nacht gekommen. Ich wusste gar nicht worauf ich eigentlich gewartet hatte. Darauf, dass ich ihm verzeihen könnte? Das würde ich nie können. Vielleicht war alles was wir uns versprachen nur Schein. Ich hatte alles getan um bei Marc zu sein, aber jetzt war Schluss.

„Manuel hat mich ganz schön angemotzt gestern Abend“, sagte ich zu Sophia gewannt.

Sie nickte. „Ich bin die letzte, die sagt, dass du Marc noch irgendetwas schuldig bist. Aber dann rede wenigstens mit ihm. Sag ihm dass es aus ist und dann kannst du dein Glück suchen.“ Sie zog Lukas und Josephina ihre Jacken an.

„Übrigens ist auf dem AB eine Nachricht für dich!“

Ich sah Sophia verwundert an.

„Lass dich überraschen! Komm doch um dreizehn Uhr zu mir in die Hochschule zum Mittagessen!“, rief sie noch, dann verließ sie mir den Kindern das Haus und ich war allein.

Ich schlenderte zum AB und ließ die Nachricht abspielen.

„Wissen Sie Susan“, es war unverkennbar die Stimme des Kommissars, „ ich gehöre zu den Menschen, die dann telefonisch auch erreichbar sind, wenn ich einer Person meine Visitenkarte in die Hand drücke. Ich habe wirklich Glück, dass sie meinen Kollegen diese Telefonnummer für Fragen angegeben haben. Ich wollte sie eigentlich zum Essen einladen, aber vielleicht haben sie ja absichtlich ihr Handy aus. Wenn sie Interesse haben, rufen sie mich an. Ich bin nämlich unter den Nummern erreichbar. Sollte Susan Tiebtreu nicht mehr bei ihnen wohnen bitte ich um entschuldigen. Jonas Katson.“

Ich lachte bei den Erinnerungen an ihn. Ich wollte ihn gleich anrufen, da viel mir Manuels Anklage wieder ein. So wählte ich zuerst die Nummer von Marc Kanzlei. Ich zitterte und ich wollte schon wieder auflegen, aber da wurde auch schon abgenommen.

Seine Sekretärin ging dran. „Kanzlei Tiebtreu und Partner, wie darf ich ihnen behilflich sein.“

„Hi“, ich versuchte freundlich zu klingen, „hier ist Susan, kann ich vielleicht mit Marc sprechen?“

„Ich stelle sie sofort durch!“

Ich war erstaunt, normalerweise rief Marc zurück oder brauchte mindestens zehn Minuten um an Telefon zu kommen.

„Susan, wie schön von dir zu hören“, seine Stimme klang ganz aufgeregt.

„Hallo Marc“, ich hatte einen Kloss im Hals.

„Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, als dein Handy aus war. Du warst in einer Ausnahmesituation, ich hatte schon Angst…“ Er sprach nicht weiter. Woher hatte er Angst? Dass ich mir etwas antat? Wegen ihm? Natürlich war es eine Ausnahmesituation, wäre ja auch schlimm wenn ich an die Untreue meines Mannes gewöhnt wäre.

„Susan“, seine Stimme wurde weich, wie schon seid Monaten nicht mehr, „was ich getan habe ist unverzeihbar. Ich weiß nicht,  was in mich gefahren ist. Ich kann nur hoffen dass du mir dennoch irgendwann verzeihen kannst. Ich werde dir so etwas nie wieder antun. Ich habe begriffen was du mir beutest, was mir unsere Ehe bedeutet und wie wichtig du mir bist.“

„Ja, Marc“, sagte ich ruhig, „du hast Recht, du wirst mir so etwas nie wieder antun. Aber ich glaube nicht, dass ich dir irgendwann verzeihen kann, was passiert ist. Ich möchte, dass wir uns trennen. Ich werde wohl noch eine Woche hier bleiben, bis dahin kannst du dir überlegen, wer von uns in der Wohnung  bleibt. Du wirst dich da ja Rechtlich auskennen.“

„Susan bitte“, weinte er? Es hörte sich so an. „Es tut mir so leid was passiert ist. Es wir nie wieder passieren. Nimm dir noch etwas Zeit, wenn du sie brauchst, aber überleg es dir nochmal.“

„Nein Marc, da gibt es nichts zu überlegen. Du hast unsere Ehe riskiert für eine Nacht mit einem kleinen Mädchen. Jetzt musst du mit den Konsequenzen leben, bitte lass mich gehen.“

„Ja“, sagte er nur. Dann beendete ich das Gespräch. Ich sollte mich gut fühlen, aber ich tat es nicht, es fühle sich an, als hätte ich meinen besten Freund verloren.  Ich weiß nicht, ob ich das richtig getan hatte. Ich fühlte mich schlecht.  Mehr um mich abzulenken rief ich den Kommissar an.

Etwas aufgeregt wählte ich seine Nummer. Als er sich meldete freute ich mich wirklich seine Stimme zu hören.

„Hallo, hier ist Susan“, sagte ich schlicht.

„Nein, die verschwundene Person ist aufgetaucht. Ich hatte schon Angst ihnen wäre etwas passiert!“

Ich lachte, „also wann essen wir zusammen?“ So direkt war ich schon lange nicht mehr gewesen.

„Wie wäre es mit einem Picknick morgen Mittag?“ Ich sah hinaus, es regnete und der Wind war stark. Ich würde bei einem Picknick viel mehr anziehen müssen, als bei einem ernsten Date gewöhnlich.

„Ist es dafür nicht etwas kalt?“, fragte ich vorsichtig.

„Ich habe einen tollen Wintergarten, da ist es fast wie draußen, nur mit Heizung“, sagte er lachend.

Er gab mir seine Adresse, morgen Mittag wäre ich bei ihm.

Er war nicht Marc, aber er gehörte zu den Guten, dachte ich zumindest.

Dann ging ich nach oben und weinte. Ich weinte um den Verlust meines Mannes, um jeden tollen Tag den wir verbracht hatten, um unsere Wohnung, unsere Zukunft, unsere Träume, um unseren Sommerurlaub, den wir schon gebucht hatten. Irgendwann schlief ich nochmal ein und träumte schlecht.

Als ich wieder wach wurde setzte ich mich an mein Notebook und begann die Information einzutragen, die Pascal mir über Carlos gegeben hatte. Ich musste beginnen mit diesen Informationen einen Faden ziehen zu können. Vielleicht würde ich ja in Sophias Hochschule noch ein pass interessante Leute treffen.

 

Ich war schon ein paar Mal an Sophias Hochschule gewesen, doch ich war immer wieder beeindruckt. Die Villa gab einem das Gefühl zu einer erlesenen Schülerschaft zu gehören, die in einer Burg studieren durfte. Besonders gut gefiel mir der goldene Anbau, in dem der Hörsaal und die zeichenräume waren.  Langsam ging ich in die Villa und ließ die Masse an Eindrücke auf mich wirken. Überall waren junge Menschen, sie quatschten und einige zeichneten. Sie saßen auf dem Boden und waren in ihr Objekt vertieft. Die alten Mauern waren ungeheuer lebendig.

„Susan!“, ich drehte mich um und Pascal kam auf mich zu.

„Ich wusste, dass du mich wieder findest!“ Er legte seine Hände seitlich von mir an die Wand, so dass ich nicht mehr hinaus kam.

„Ich bin hier mit einer Freundin verabredet“, flüsterte ich, „Kannst du es vielleicht nicht ganz so auffällig machen, dass wir uns kennen?“

Er drückte eine Tür neben uns auf und schubste mich etwas unsanft hinein, dann schloss er die Tür hinter sich und kam auf mich zu.

„Was wird das hier Pascal?“

Als Antwort zog er mich wie gestern Abend an sich und begann mich wild zu küssen. Ich wollte wiedersprechen und versuchte ihn weg zu schupsen. Zugegeben, es kam vielleicht nicht so realistisch rüber, da ich nicht aufhörte ihn zu küssen. Er drückte mich gegen einen Tisch, auf den ich mich dann setze. Ein paar Blätter und Stifte fielen zu Boden. Wenn wir es überhaupt beachteten, dann machte uns das höchstens noch mehr an. Er küsste einfach viel zu gut. Ich konnte kaum denken. Langsam verschaffte er sich mit seiner Zunge Einlass in meinem Mund. Dann küsste er meinen Hals. Seine Finger glitten meinen Rücken hinab und wanderten dann über den Bauch entlang zu meinem Busen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so geküsst wurde. Es war verboten und wahrscheinlich machte genau das es so reizvoll. Ich merkte wie mein Körper immer mehr auf ihn reagierte, sowohl psychisch, als auch physisch.  Meine Hände legten sich wie von selbst auf seinen Hintern und zogen ihn noch näher zwischen meine gespreizten Beine an mich heran.

Plötzlich ging die Tür auf. Wir hielten an. Mir war schwindelig und mein Herz schlug so schnell, dass ich  kaum zu Atem kam.

Julia stand in dem kleinen Raum. Sie verzog angewidert das  Gesicht.

„Das ist doch jetzt nicht wahr!“, sie verdreht die Augen. „Pascal, du musst dich wenigstens in der Schule zurückhalten können. Komm jetzt ich habe Hunger!“ Sie würdigte mich keines Blickes, als wäre ich unsichtbar.

Pascal sah mich entschuldigend an.

„Kein Problem“, sagte ich, als mein Verstand langsam wieder kam, „ich bin jetzt auch verabredet.“

„Wir sehen uns“, flüsterte er, dann ging er zu Julia.

 

Ich glättete meine Kleider. Was war nur in mich gefahren? Ich war doch keine achtzehn mehr! Und was hatte Pascal gerade gemacht? Hatte er mich für diese Julia sitzen lassen?

Ich ging runter in die Mensa und da saß Sophia schon mit zwei Tellern. Sie winkte mir zu.

„Du glaubst nicht wie mein Tag war“, fing Sophia gleich an zu erzählen, „die Polizei war hier und hat jeden Lehrer und jeden Schüler befragt. Es war das reinste Chaos, sowas habe ich hier noch nie erlebt!“ Die Polizei war hier? Vielleicht auch der Kommissar? Ich war noch ganz vernebelt und bekam nur die Hälfte von dem mit, was Sophia erzählte.

Plötzlich ging Pascal mit einem Tablett an mir vorbei.

„Frau Gries, Susan“, er nickte uns zu, „Guten Appetit wünsche ich!“ Ich spürte noch ein Mal ganz deutlich wo zuvor noch seien Finger gelegen hatten.

„Hallo Pascal, hallo Julia“, sagte Sophia halbherzig und führ ihr Gespräch fort. Julia ging schweigend an uns vorbei und ließ sich mit Pascal an einem Tische ein paar Reihen hinter uns nieder.

Sophia hatte nichts von der sexuellen Spannung gemerkt, die in der Luft lag, und das was eben in einem der Büros passiert war, würde sie besser auch nie erfahren.

5. Kapitel Lokale Anästhesie 2

Kapitel 5

 

Lokale Anästhesie 2

 

 

Nach dem Essen musste Sophia wieder in den Unterricht. Ich setzte mich ein bisschen in den Innenhof und belauschte die Gespräche der Stunden. Carlos war ein großes Thema.

„Da ist Marina“, flüsterte ein Mädchen hinter mir.

„Es muss furchtbar sein, seinen Freund auf diese wiese zu verlieren“, sagte eine zweite.

„Die waren doch gar nicht mehr zusammen!“,gab eine dritte hinzu.

„Aber gevögelt hat er sie dennoch regelmäßig“, wiedersprach die zweite.

„Geliebt hat er sie aber nie“, sagte die erste wieder.

Ich sah das Mädchen an, über das sie geredet hatten. Sie war dünn, fast dürr und trug ein kurzes rotes Kleid mit einer knall grünen Stumpfhose drunter. Sophia erzählte schon mal, dass ihre Studenten einen etwas anderen Kleiderstil hatten.

Marina sah auf einer Schaukel. Ich schlenderte zu ihr hinüber.

„Darf ich mich neben dich setzen?“, fragte ich. Erst jetzt sah ich, dass sie weinte.

„Da darf jeder Sitzen“, bluffte sie mich an.

„Möchtest du drüber reden?“, fragte ich vorsichtig.

„Sind die sie so eine scheiß Psychologin von der Polizei oder was? Ihr sollt mich endlich alle in Ruhe lassen!“, schrie sie mich an.

„Nein“, ich sprach ganz ruhig, „ich bin von der Presse.“

Sie sah mich erschrocken an, als ich ihn meinen Presseausweis entgegen hielt.

„Die Polizei hat gesagt, ich soll mit niemanden von der Presse reden“, sagte sie schnell.

Ich versuchte zu lächeln. „Ich bin nur Kolumnistin, ich schreibe für die Cosmopolitan, mein Name ist Susan Tiebtreu.“ Innerlich betet ich, dass sie unsere Zeitschrift kannte, sie war genau in unserem Zielalter, vielleichte in bisschen jünger.

„Ja, ich kenne ihre Kolumne! Sie sind doch mit diesem süßen Anwalt verheiratet, Wahnsinn, dass ich sie mal treffe! Ihre Sexartikel sind wirklich der Wahnsinn, ich probiere sie alle immer gleich aus.“

Es schien diesen jungen Menschen einfach an Diskretion verloren gegangen zu sein in ihrer Entwicklung, trotzdem lachte ich herzlich.

„Das freut mich!“

„Erzählen sie mir, wie bekommt man so einen Traummann wie ihren?“

„Sowas passiert zufällig.“ Ich hielt es für besser, ihr nichts davon zu sagen, dass Marc und ich nicht mehr zusammen waren.

„Magst du mit mir über Carlos reden Marina?“

Sie wand den Blick wieder ab. Doch dann begann sie  zu erzählen. „Wir waren nicht mehr zusammen, wissen sie. Aber wir haben uns doch noch ab und zu getroffen. Wir konnten nicht mit und nicht ohne einander“, sie lächelte verträumt und ich dachte, wie schwer sie es haben musste. Carlos war sechs Jahre älter gewesen und hatte das Mädchen wahrscheinlich ganz schön an der Nase herum geführt.

„Warst du an dem Abend auch auf der Party?“

Sie sah sich nervös um. „Können sie etwas für sich behalten?“

Ich nickte, ohne genau zu wissen, ob ich es wissen wollte.

„Ich hatte an dem Abend Streit mit Carlos. Diese Jennifer war wieder bei ihm im Zimmer, zwei Stunden lang, und die Tür war abgeschlossen. Er sagte zwar sie hätten sich nur unterhalten, aber das glaube ich ihm nicht. Vor allem weil diese Jennifer doch jeden ran lässt.“ Ich musste daran denken, dass auch Pascal schon mit Marina geschlafen hatte, sagte aber nichts dazu.

„Auf jeden Fall hatten wir einen riesen Streit, dann bin ich abgehauten, in den Keller, dahin gehen ich immer wenn ich weinen muss, und eine Stunden später war Carlos tot.“ Sie sah in die Luft. „Aber wenn ich das der Polizei erzähle, glauben sie doch ich wäre es gewesen.“

Ich sah die Angst in ihren Augen und hatte das Bedürfnis sie zu beschützen.

„Marina“, ein schmaler Junge kam auf uns zu, „du hast das hier im Raum liegen lassen!“ Er reichte ihr eine Zeichnung von einem Apfel.

„Oh Gott Thomas! Das ist nur eine blöde Zeichnung! Lass mich endlich in Ruhe!“ Sie riss ihm das Blatt aus der Hand, zerknitterte es und warf es achtlos über den Hof. Er nicke kleinlaut und ging wieder in die Villa. Er tat mir wirklich leid, er schien es nur nett gemeint zu haben, und musste nun Marinas schlechte Laune abbekommen.

„Wer war das?“ fragte ich, als er außer Hörweite war.

„Das war nur Thomas, ich weiß nicht mal wie er mit Nachnamen heißt. Er geht mir einfach nur auf die Nerven, er läuft mir ständig hinterher!“

Ich fragte mich, ob Marina verstand, dass er ihr genau nachlief, wie sie früher Carlos, aber ich sagte nichts. Es war nicht meine Aufgabe zu beurteilen.

Ich verabschiedete mich und gab ihr noch Sophias Nummer, falls ihr noch etwas einfiel. Dann ging ich auf den schnellsten Weg ins Sekretariat und fragte, wo Pascal unterricht hatte.  Er hatte im Multimediazentrum Unterricht. Zum Glück waren die Wände dort aus Glas, ich suchte ihn unter den  vielen Studenten und machte wilde Faxen vor dem Fenster, damit er auf mich aufmerksam wurde. Sein Tischnachbar stupste ihn an und zeigte, dann auf mich. Er grinste und kam heraus.

„Man Susan, du hast es aber heute echt nötig!“ Er wollte mir einen Kuss geben, doch ich wendete meinen Kopf schnell genug ab. Sein Kompletter Kurs beobachtete uns.

„Ich brauch deine Hilfe. Carlos hatte wohl noch etwas mit einer Jennifer, weißt du wer das ist?“

Pascal nickte.

„Meinst du ich kann irgendwie mit ihr reden?“ Ich sah ihn flehend an.

„Na klar, ich kann sie zu mir einladen und dann kommst du dazu, ihr könntet anfangen euch auszuziehen, an eure Brüste zu küssen…“ Er kam mir immer näher und flüsterte mir seine versauten Phantasien ins Ohr.

„Pascal!“, wies ich ihn zurecht. „Es ist wirklich wichtig.“

„Ich werde sie heute Mittag zu mir einladen und du kommst einfach dazu, dann kannst du mit ihr reden.“

Ich sah ihn dankbar an. „Pascal?“

„Ja?“

„Hast du mit dieser Jennifer auch schon geschlafen?“

Er lachte, „Du darfst alles essen, aber nicht alles wissen!“

Ich schüttelte den Kopf. Wo war ich da nur rein geraten? Er war kein Stück besser als Marc!

„Danke“, sagte ich und drehte mich um.

Im Multimediazentrum erklang ein lautes enttäuschendes Seufzen von Pascals Kommilitonen.

„Wenn du mich jetzt so stehen lässt, werde ich gleich von allen ausgelacht!“, rief Pascal mir hinterher.

Ich drehte mich um und ging auf ihn zu. Dann legte ich meine linke Hand in seinen Nacken und gab ihm einen heißen, leidenschaftlichen Kuss. Der ganze Kurs brüllte und klatschte begeistert, bis der Professor sie zur Ruhe wies, dann streckte er seinen Kopf hinaus.

„Haben Sie vor uns heute noch mit ihrer Anwesenheit zu ehren Herr Miertz?“, fragte er Pascal.

Pascal grinste, „bloß kein Neid Herr Mayer.” Dann ging er zurück in den Raum.

 

Ich schlenderte durch die Gänge der Villa. Vorbei an dem Lehrerzimmer.

„Wenn sie raus bekommen, dass Carlos  die Schule hochgehen lassen wollte, stehen wir alle unter Verdacht.“

Ich blieb stehen. Hatte ich richtig gehört?

„Nur weil ein Schüler den Ruf der Schule zerstören wollte, heißt das noch lange nicht, dass wir für so eine schreckliche Tat fähig wären!“ Ich war einen Blick durch den Rahmen der Tür, sie war nur angelehnt, aber ich konnte die sprechenden Personen nicht sehen. Aber es war sehr interessant!

Pfeifend ging ich zurück zu Sophias Haus. Ich hatte zumindest eine neue Fährte.

 

Um sechzehn Uhr machte ich mich auf den Weg zu Pascal. Manuel würde gegen halb fünf komme und ich wollte ihm weites möglich aus dem Weg gehen. Pascal grinste breit, als er die Tür öffnete.  Ich zog  eine Augenbraue hoch.

„Komm doch rein Susan.“

Ich schritt an ihm vorbei. Auf dem Bett saß ein Mädchen. Sie war ganz anders als Marina. Erst einmal war sie nicht so dürr, sondern hatte eine richtig  gute Figur, sie erinnerte mich an Shakira, nur ohne ihren Stil. Jennifer hatte etwas Billiges an sich, ich konnte es nur nicht erklären.

Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, Pascal, ich mache ja viel aber das nicht!“ Er setzte dich auf den Schreibtischstuhl und beobachtete uns.

„Nein Jenny, heute habe ich dich nur gefragt, ob du herkommst damit Su mit dir reden kann.“

Su? Hatte er mich gerade Su genannt? So hatte mich seid der dritten Klasse niemand mehr genannt.

„Hi, ich bin Susan“, ich hielt Jennifer die Hand entgegen.

Sie ignorierte meine Hand und rümpfte die Nase. „Ist die nicht ein bisschen zu alt für dich Pascal?“

Ich zog die Augenbraun hoch. Bitte? Alt? Ich glaub, ich hab nicht richtig gehört!

„Ich habe gehört du hast mit Carlos geschlafen“, ich kam gleich zur Sache.

„Na und wenn’s so ist? Was geht’s Sie an?“

„Du wurdest gesehen, als du kurz vor seinem Tod aus seinem Zimmer gekommen bist.“

„Okay das reicht. Wenn Sie mir etwas anhängen wollen, sagen sie’s der Polizei!“ Sie stand auf und zog sich ihre Jacke an, „meld dich Pascal, wenn wir mal wieder was zu zweit machen soll’n.“ Sie ging Richtung Tür.

Ich warf Pascal einen Hilfesuchenden Blick zu. „Halt sie auf!“, flüsterte ich.

Er verdreht die Augen. „Jenny Süße, komm schon.“ Er ging zu ihr und umfasste ihre Taille.

„Susan meint es nicht so. Bleib noch etwas, sie geht gleich wieder.“

Jenny lächelte und ließ sich von ihm zurück führen. Setzte sich aber nicht mehr auf der Bett, sondern auf Pascals Schoß.

Jetzt wurde mir langsam bewusste, warum ich nicht mit vierundzwanzig jährigen schlief.

„Ich habe nicht den Verdacht, dass du etwas mit Carlos Tod zu tun hast, aber ich möchte einfach alle Faktoren zusammen tragen. Vielleicht könntest du mir von diesem Abend erzählen.“

Sie schlug die Augen theatralisch auf. „Ich habe mit Carlos geschlafen. Da war die Party schon in vollem Gange, dann bin ich aus seiner Tür gegangen und dann hab ich ihn erst wieder mit dem Beil in der Brust gesehen.“

Das half mir nicht. „Hat er dir gegenüber jemanden erwähnt vor dem er Angst hatte oder mit dem er Streit hatte?“

Jennifer lachte. „Carlos war viel zu arrogant um angst zu haben und Streit“, sie lachte sarkastisch, „hatte er fast mit jemandem. Zuletzt mit ein paar Lehrern.“

Das passte zu dem, was ich heute Mittag im Lehrerzimmer gehört hatte.

„Wieso mit den Lehrern?“

„Er hat es mir nur erzählt. Wir haben da eine Schülerin in dem Semester, Christina Möhr, wir fragen uns alle, wie sie es immer wieder schafft und dann hat Carlos ein bisschen geforscht und erfahren, dass ihr Vater jedes Jahr eine große Spende für die Hochschule bereit stellt.“

Das war es? Nur ein bisschen Erpressung? Deswegen bringt man doch keinen Schüler um!

„Fällt dir sonst noch etwas ein?“

Jenny schüttelte gelangweilt den Kopf.

„Schicken wir sie jetzt weg?“

Ich nahm meine Handtasche vom Boden und gab ihr ein Zettel mit einer Handynummer. Nach der Hochschule war ich bei einem Handyshop vorbei gegangen und hatte mir eine Prepay-Karte gekauft. Ich musste dringend wieder mobil sein und ich durfte nicht auf dem ganzen Campus Sophias Nummer verteilen.

„Bitte melde dich, wenn dir noch etwas einfällt. ES ist wirklich wichtig für mich.“

Pascal warf einen Blick auf den Zettel.

„Sie bekommt deine Handynummer und ich nicht?“

Ich ignorierte seine Frage und ging Richtung Tür.

„Sag mal Jenny, können wir es verschieben?“

Sie schien nicht begeistert, sagte aber auch nichts weiter. Ich blieb im Flur stehen. Sie warf mir einen abwertenden Blick zu. Die Mädchen von der Universität hassten mich alle, super! Pascal schloss die Tür.

„Das war nicht nötig“, sagte ich, obwohl das es doch war. Wenn sie geblieben wäre, hätte ich mich tierisch aufgeregt.

Ich ließ mich aufs Bett fallen. Pascal legte sich neben mich.

„Warum ist es so wichtig für dich das mit Carlos raus zu bekommen?“

Ich stütze mich auf meine Hände. „Bei mir läuft es momentan nicht so privat. Ich wollte immer Journalistin werden und schreibe für ein Frauenmagazin über Männer. Aber in der letzten Woche ist mir klar geworden, dass ich nichts von Männern verstehe. Ich suche eine neue Herausforderung. Ich möchte wissen, ob ich eine richtige Journalistin sein kann.“ Und während ich es ihm sagte, wusste ich, dass es die Wahrheit war. Pascal hielt mir einen Spiegel vor, den ich alleine nicht bereit war zu finden.

„Ich denke du verstehst schon etwas von Männern“, sagte er.

„Leider nein.“

Pascal schloss die Augen und begann ruhig und gleichmäßig zu atmen.

„Das mit uns wird nicht funktionieren“, flüsterte ich.

Er öffnete ein Auge. „Das muss es gar nicht. Du bist trotzdem die heißeste Frau, die schon in diesem Bett gelegen hat und dass ist es wert! Außerdem“, er streichelte mein Haar, „werde ich es trotzdem versuchen.“

Ich lächelte. Ich sollte zurück zu Sophia und den Kindern gehen. Aber ich genoss die Ruhe.

„Pascal?“ Er grummelte. „Kann ich vielleicht für eine Stunde hier bleiben?“ Er zog mich in seinen Arm und schlief ein.

Ich lag die ganze Zeit wach. Es lang das erste Mal seit sechs Jahren in den Armen eines anderen Mannes und habe Marc noch nie so sehr vermisst.

 

Okay, zugegeben, ich war nicht die ganze Zeit wach. Ich wurde gegen einundzwanzig Uhr wieder wach. Es war dunkel im Zimmer und zuerst wusste ich nicht, wo ich war. Ich stand auf und nahm meine Tasche vom Boden.

Pascal wurde wach. „Bleib doch!“

Ich lachte, „das geht wirklich nicht. Aber danke für die Ruhe!“

Er nickte, „jederzeit wieder.“

Ichs ah ihn nochmal an.

„Su, morgen Abend ist eine Party, würdest du mit mir dahin gehen? Die letzte Party war nicht so wie sie sein sollte.“

Ich warf mein Haar zurück, „vielleicht sehen wir uns da ja zufällig.“

„trinkst du dann alles was ich dir gebe?“ er lachte als ich die Tür schloss.

Pascal hatte zwei Seiten. Einmal war er aufmerksam, lieb und süß und dann so ein Arschloch.

 

„Na wieder ein aufregender Abend?“, rief Manuel aus der Küche.

Ich ging langsam hinein. „Was soll das Manuel?“

Er stoppte das  abwaschen. „Ich finde es nicht richtig, was du machst.“

„Ich habe mich von Marc getrennt, okay, reg dich ab!“

Ich ging in das Wohnzimmer. Sophia saß am Laptop. Ich ließ mich neben ihr auf den Stuhl fallen.  „Manuel benimmt sich total unpassend!“

„So ist das manchmal…“

„Sag mal Sophia, hast du gehört,  dass Carlos die  Schule anklagen wollte.“

Sie sah erschrocken auf. „Woher hast du das denn? Das ist doch quatsch Susan!  Ich weiß gar nicht, warum du dich so einmischst!“

Ich hatte keine Ahnung, warum sie sich auf einmal so aufregte- und warum alle mit mir redeten, als wäre ich ein Kind.

„Vielleicht, weil du mit einem Kind rumgeknutscht hast…“ Wie machte sie das? Wie konnte sie meine Gedanken lesen?

„Es ist wichtig, dass ich es raus bekomme“, antwortete ich schlicht und ging nach oben.

Ich ließ mich auf mein Klappbett fallen. Eigentlich setze ich mich eher vorsichtig drauf, da ich denen nicht genau traue.

„Was ist los?“ Josephina legte sich neben mich.

„Es ist alles in Ordnung. Wie war die Schule?“

„Ganz gut“, antwortete sie, „hast du Lust auf eine Bibi Blocksberg Kassette?“

Ich lächelte. Dann zog ich Josephina in meinen Arm und startete den Kassetten Rekorder.

„Hörst du Zuhause auch Kassetten?“ fragte Josephina.

Ich dachte an das Erotik Hörspiel, dass Marc mir einmal geschenkt hatte.

„Ja, manchmal…“

 

Als Sophia Josephina aus meinen Arm zog und in ihr Bett legte, sah sie mich ernst an.

„Einige Professoren haben sich bestechen lassen. Carlos kam darauf und drohte ihnen, damit an die Presse zu gehen. Carlos ist genial, aber unbeliebt. Er macht sich öffentlich über viele Professoren lächerlich. Nicht alles, was bei uns an der Schule läuft ist richtig, aber es ist eine gute Schule und ein schlechtes Image hat diese Schule nicht verdient.“

„Hältst du es für möglich, dass ein Professor von euch ihm das angetan haben könnte?“

Sophia schüttelte den Kopf, „So sehr lieben wir die Schule nun auch nicht.“

„Warst du damit beim Direktor?“

Sophia atmete schwer aus. „Die Villa ist alt und die Sanierungsarbeiten sprengen unseren Rahmen. Wir könnten das Schloss nicht halten, wenn wir das Geld von Christinas Vater nicht hätten, müssten wir womöglich die Schule zu machen.“

Ich konnte nicht glauben, was sie da sagte. „Es ist unrecht Sophia!“

„Ich habe Christina im Unterricht, die ist nicht so schlecht. So würde es auch so schaffen. Ihr Vater spendet das Geld also mehr. Ich gebe ihr nur ehrliche Noten. Unsere Schule ist gut, wir haben viele Stipendien. Bei uns studieren taltentierte Menschen, die woanders nicht genug Geld hätten zu studieren. Wir machen nichts Falsches.“

Ich schüttelte den Kopf. „Das ist es schon!“

„Es gibt mehr als schwarz und weiß Susan, manchmal muss man das Falsche tun, um das Richtige zu machen.“

„Das kann doch nicht dein ernst sein.“ Ich verstand Sophia einfach nicht.

„Susan, du wolltest wissen, ob du eine fähige Journalistin bist. Glückwunsch!“, sie lachte ironisch. „Du bist es! Jetzt lass es ruhn. Du wolltest sowieso nicht darüber schreiben.“

„Eine gute Journalistin würde aber darüber schreiben!“

Sophia legte ihre Hand auf meine. „Die Leser der Cosmopolitan interessieren sich nicht dafür ob bei uns Lehrer bestochen werden oder nicht. Du hattest deine Bestätigung, also hör auf im Dreck zu wühlen.“

 

Am nächsten Morgen blieb ich im Bett liegen, während Josephina sich aus dem Zimmer schlich und stand erst auf, als alle aus dem Haus waren. Ich hatte viel über Sophia nachgedacht. Sie hatte Recht, in der Cosmopolitan würde sich niemand dafür interessieren. Außerdem wollte ich Carlos Mörder finden, aber eine gute Journalistin, hätte diesen Skandal aufgedeckt. Dennoch war mit meine Freundschaft und Sophias Zukunft wichtiger. So verbrachte ich den Vormittag damit mein Artikel darüber zu schreiben, warum Männer nicht in der Lage waren Gefühle zu äußern und Frauen so sehr, mal wieder.

Gegen elf Uhr viel mir etwas ein, dafür brauchte ich, mal wieder, Pascals Hilfe.

Ich rief ihn an.

„Ja?“, meldete er sich.

„Hier ist Susan, kannst du mir schnell eine Frage beantworten?“

„Nichts lieber als das!“

„Welche Professoren waren auf der Party?“

„Nur Professorin Greis und Professor Schmidt.“

„Besteht die Möglichkeit, dass noch ein anderer Professor auf der Party war?“

Pascal lachte hörbar. „Professoren sind ein bisschen wie bunte Hunde, die könnten sich gar nicht unter eine Gruppe von Studenten mischen und unsichtig bleiben.“

Ich bedanke mich. Ich hatte zwar vorgehabt, die Fährte fallen zu lassen, doch ein Mal musste ich noch recherchieren.

 

Ich sah auf die Uhr. Es war viertel nach elf. Um halb eins war ich mit dem Kommissar, Jonas, verabredet. Ich schnappte mir meinen Mantel und Sophias Autoschlüssel. Ich hatte wirklich Glück, dass Sophia mir ihr Auto zu Verfügung stellte. Ich fuhr in die Uni, ließ mir im Sekretariat sagen, wo Matthias Schmidt unterrichtete und stellte mich vor seine Tür. Fünf Minuten später öffnete ein junger Lehrer die Tür. Er erinnerte mich an Marc.

„Herr Schmidt, kann ich ihnen kurz ein paar Fragen stellen?“

Er drehte sich zu mir um.

„Ja, natürlich.“

„Sie waren doch am Samstag auf der Studentenparty, richtig?“

Er nickte, „das ist richtig.“

„Können Sie mir sagen, wie ihr Verhältnis zu Carlos war?“

Er runzelte die Stirn. „sind sie von der Presse?“

Ich gab ihm meinen Presseausweis. „Ich schreibe nur für eine Frauenzeitung, ich habe persönliches Interesse an diesem Fall.“

„Was wollen sie wissen?“

„Wie war ihr Verhältnis zu Carlos?“

„Carlos hat öffentlich gesagt, dass er mich für inkompetent hält und hat bei jeder Möglichkeit meine Autorität untergraben. Da können sie hier jeden Schüler fragen, das ist kein Geheimnis. Wir sind öfter aneinander geraten.“

„Haben sie sich von ihm bedroht gefühlt? Ihren Ruf?“

„Hören sie Frau“, er warf einen Blick auf meinen Presseausweis, „Frau Tiebtreu. Carlos war ein arroganter, eingebildeter Besserwisser. Im Gegensatz zu einige Kollegen hielt ich ihn keineswegs für talentiert. Wenn ich mich aber von so einem Schüler provozieren lassen würde, hätte ich den Beruf verfehlt!“

Mit diesem Worten ging er. Hatte mir das wirklich weiter geholfen? Ich wusste nicht mal, ob ich den Lehrern eine so grausame Tat zutrauen würde. Mit einem Blick auf die Uhr wurde mir klar, dass ich los musste.

Ich war nervös. Ich trug meine schwarze Lieblings Jeans, in der mein Hintern einfach knackig aussah und ein lilanes, weit ausgeschnittenes Top. Ich fuhr mir nochmal mit meinen Fingern durch das Haar um es kurz aufzuschütteln, dann klingelte ich.

Jonas war erstaunt mich zu sehen, was mich wunderte, denn wir waren ja schließlich verabredet.

Er sah ganz und gar nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er wirkte erschrocken. Er trug einen schwarzen Pollover unter dem sich sein gut gebauter Körper abzeichnete. Er war der innbegriff eines Polizisten, wie sich ihn wohl jede Frau wünsch. Sportlich, nicht mehr allzu jung, dunkles Haar.

„Susan“, er fuhr sich nervös durch das Haar. „Haben Sie meine Nachricht nicht bekommen?“

Mir wurde auf einmal tierisch kalt. Eine Nachricht? Was für eine verdammte Nachricht? Warum?

„Ich hatte ihnen auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass ich das Treffen verschieben möchte.“

Er verschob die Verabredung, obwohl er da war? Warum? Was sollte das?

„Na dann“, ich dreht mich um, „gehe ich.“

Jonas hielt meine Hand fest. „Wenn du schon mal da bist, dann kannst du auch bleiben.“

Von sie auf du. Ich verstand ihn  nicht, wollte aber schon wissen, was hier los war.

Ich ging hinein und zog meine Sneakers aus.

„Alex, das ist eine Freundin von mir, sie heißt Susan.“

Auf dem Sofa dreht sich ein Mädchen. „Hi“, murmelte sie und wand sich wieder dem Fernseher zu.

Jonas deutete mir an, dass ich ihm in die Küche folgte. Dort schloss er leise die Tür.

„Es tut mir so leid“, flüsterte Jonas, „Ich hatte mich wirklich auf dich gefreut. Aber Alex ist heute Morgen krank geworden und meine Exfrau ist der Meinung, wenn ich schon Mal frei habe, muss Alex ja nicht alleine Zuhause sitzen. Außerdem verbringe ich durch die Arbeit so wieso schon wenig Zeit zusammen.“

6. Kapitel Aufwachphase

Kapitel 6

 

Aufwachphase

 

 

Mein Kopf drehte sich. Exfrau, Kind. Natürlich, ich wusste nichts von ihm. Und jemand wie er, war sicher nicht mehr zu haben.

„Wenn ich lieber gehen soll…“

„Nein“, Jonas lachte, „ich freue mich, dass du da bist. Dann picknicken wir eben zu dritt.“

Ich half Jonas  die Lebensmittel rauszubringen. Im Wintergarten legte er eine Decke auf den weichen Teppich und legte drei Kissen drauf. Er hatte Baguette, Käse, Weintrauben und Salat eingekauft. Dazu gab es Limonade.

„Alexandra, möchtest du mal den Fernseher aus machen und dich zu uns setzen?“

Genervt machte sie den Fernseher aus uns setzte sich mich hängenden Schultern zu uns. Ich fühlte mich etwas unbehaglich. Ich kannte Jonas noch gar nicht und lernte schon seine Tochter kenne. Aus dem Grund konnte ich verstehen, dass er  unser Treffen abgesagt hatte. Alex war ein wirklich hübsches Mädchen, mit dunkelem Haar und dunklen Augen, die war unverkennbar Jonas Tochter.

„Wie alt bist du denn Alex?“, begann ich das Gespräch, während ich mit ein paar Käsestücke mit Weintrauben nahm. „ich darf doch Alex sagen?“

Jonas steckte eine Lichterkette in die Steckdose. Draußen wurde es dunkel, gleich würde es Gewittern und wir saßen unter einem Glasdach mit dem gemütlichen Licht einer Lichterkette. Es wäre wirklich romantisch geworden, wenn Alex nicht hier gewesen wäre. Wahrscheinlich hatte Jonas hier schon den ein oder anderen heißen Sex gehabt. Ich schmunzelte, zu schade, dass diese Option heute für mich flach fiehl.

„Ich bin zwölf“, sagte Alex, uns trank einen Schluck von der Limonade.

Ich überlegte krampfhaft, was man eine zwölf jährige fragen konnte.

„Gefällt dir die Schule?“

Sie zuckte mit den Schultern, „eigentlich nicht, aber es muss ja sein. Außerdem möchte ich gute Chancen später für meinen Job haben.“

„Du hast schon genaue Vorstellungen? Was möchtest du denn machen?“ Nicht viele Mädchen wussten in diesem Alter schon, was sie mal machen möchten.

„Ich möchte Journalistin werden. Ich schreibe sehr gerne und bin auch ganz gut da drinnen. Das Problem ist, dass man in dieses Gebiet sehr schwer rein kommt, wenn man keine Kontakte hat.“

„Ich bin Journalistin!“

„Wirklich?“ Sie sah mich das erste Mal an und ihre Augen glänzten. „Das muss doch super sein oder? Wahnsinn, ich habe noch nie eine echte Journalistin getroffen!“

„Ich schreibe nur für die Cosmopolitan. Aber ich habe das Glück angestellt zu sein, das gibt es ja heute nicht mehr so oft. Viele meiner Kollegen arbeiten freiberuflich, das heißt es gibt Monate, wo sie viel mehr verdienen als ich, aber auch Monate, wo sie kaum über die Runden kommen.“

Alex lachte. „Ich liebe die Cosmopolitan! Genau sowas möchte ich mal machen! Ich würde auch gerne für eine solche Zeitung schreiben!“

„Manchmal fördern wir junge Menschen. Schreib einfach mal etwas Pfiffiges und ich lege es meiner Redakteurin vor. Du könntest auch mal ein Praktikum bei uns machen, wenn es dir weiter hilft!“

„Papa? Darf ich das? Das wäre der Wahnsinn!!“ Sie sah ihren Vater mit einem bittenden Blick an.

„Alex muss im Januar ein Schulpraktikum von vier Wochen machen“, erklärte Jonas, „aber Susan kommt aus München. Da kannst du nicht jeden Tag pendeln!“

„Wenn du möchtest, rufe ich gleich meine Redakteurin an und wenn sie zusagt, unterschreibe ich dir gleich dieses Schreiben für die Schule“, bot ich an.

Jonas warf mir einen Blick zu, den ich nicht verstand.

„Alex geh doch bitte noch etwas Saft aus dem Keller holen“, sagte er zu seiner Tochter gewannt.

„Jetzt möchte er Sie davon abbringen, bitte überreden sie ihn! Bitte“, flüsterte Alex während sie aufstand.

Als Alex außer Hörweite war, sah Jonas mich an.

„Das ist lieb von dir, aber für Alex ist das sehr wichtig, sollte das mit uns nicht funktionieren, wäre sie am Boden bestürzt. Bitte mach ihr keine falschen Hoffnungen.“

Ich war fassungslos. „Jonas, ich bin achtundzwanzig. Ich bin mir dessen bewusst, aber Alex scheint klug und ehrgeizig zu sein und wenn ich einem Mädchen so helfen kann, dann mache ich das. Egal, was mit uns wird. Alex kann bei uns“, ich dachte an Marc, „ich meine bei mir wohnen können. Ich halte meine Versprechen!“

Dann stand ich auf und rief Julie an, meine Redakteurin.

 

Wahrscheinlich hatten Alex Augen noch nie so geglänzt. Sie schien ernsthaft glücklich. Wobei Jonas nicht wirklich begeistert war. Nun saß ich neben Alex und ließ mir ein paar ihrer Berichte durch. Ich fühlte mich ein bisschen in mein zwölftes Lebensjahr zurück versetzt. Mit zwölf schien die Welt genauso kompliziert wie mit achtundzwanzig. Ich hätte ihr gerne gesagt, dass die Welt einfacher wird, wenn man älter wird, aber das wäre gelogen. Ich konnte ihr nur versprechen, dass bald ihre Probleme nicht mehr ganz so groß sein würden. Sie war wirklich talentiert.

„Ich denke ich werde jetzt gehen.“ Jonas begleitete mich zur Tür, allein. „Schön, dass du doch noch da warst.“

Ich nickte, „auch wenn es ganz anders war, als ich gedacht hatte.“

Er kam ein Stück näher an mein Ohr. „Das nächste Date wird hervorragend, dass verspreche ich dir!“

Dann küsste er ganz leicht meine Lippen. Ich schloss die Augen und stand wie angewurzelt da. Er zog seine Lippen wieder von mir. „Bis bald!“

Gegen drei Uhr ging ich und holte Lucas aus dem Hort und Josephina aus der Schule ab. Ich half ihr bei den Hausaufgaben und wartete bis Manuel nach Hause kam. Dann setzte ich mich in ein Cafe und arbeitete weiter an meiner Kolumne. Ich musste schließlich irgendwie weiterhin mein Geld verdienen, außerdem wollte ich wirklich meine feste Anstellung nicht verlieren.

 

Um einundzwanzig Uhr fuhr ich zum Studentenwohnheim. Es war viel voller als am Samstag und es wurde mehr Alkohol getrunken.  Mir stieg eine Rauchwolke ins Gesicht. Wie konnten die Leute hier nur atmen?

Ich sah mich nach Pascal um, was aufgrund des Rauches nicht so einfach war. Irgendwann erkannte ich ihn. Er saß auf einem Sofa mit einer Gruppe bestehend aus drei Mädchen und vier Jungen.  Als er mich sah, grinste er.

Dann zog er mich zwischen sich und ein Mädchen und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Das meine lieben Freunde ist Susan“, er lachte, „und Susan, dass sind meine Freunde!“

„Hallo Freunde“, schrie ich durch die viel zu laute Musik.

„Was möchtest du trinken?“

Ich schüttelte den Kopf, „erst mal nichts, danke!“

„Was hast du den ganzen Tag gemacht?“ Um ihn zu verstehen musste Pascal mit deinen Lippen ganz nah an mein Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut.

Waren wir schon so weit? Hatten wir wirklich jeden Tag Kontakt, so dass er mich fragte was ich an einem Tag gemacht hatte? Verrückt.

„Ich habe mich mit einem Freund getroffen.“ Pascal lächelte und legte seine Hand auf mein Knie. Ich drehte mich ein bisschen um. Die Party war anders als die letzte.  Die Studenten wirkten weniger gesittet.

„Sind hier auch Professoren?“

Einer von Pascals Freunden lachte. „Sicher nicht! Die könnten wir hier nie mit hin nehmen.“

Ich wand mich zu Pascal. „Warum nicht?“

„Hier ist ein ganz anderes Klientel als auf der anderen Party. Ein anderes Umfeld. Die Leute hier“, er nickte in Richtung eines Paares, dass gerade auf der Tanzfläche ganz schön zur Sache ging, „sind anders, hier haben Lehrer nichts verloren!“

Er hatte Recht, hier war es anders. Aber ich gehörte hier auch einfach nicht hin. Es war nicht meine Welt. Das Testosteron stand hier quasi in der Luft. Die Frauen trugen weniger und die Männer durften mehr berühren. Hatte ich gehofft hier noch Informationen zu bekommen? Solange ich nicht mein Shirt ablegte würde mich hier niemand eines Blickes würdigen. Ich wollte gerade Pascal sagen, dass ich gehen sollte, als der panische Schrei einer Frau ertönte.

Alles danach war wie ein Déjà-vu. Ein Schrei. Panik. Die Menschen schrien. Blaulicht. Martinshorn. Spitzes Thoraxtrauma, beginnende Reanimation. Ich hatte so sehr gehofft, diese Wörter nie wieder sagen zu müssen. Nie wieder.

 

Es war der zweite Tote. Auf dieselbe brutale Art getötet wie Carlos. Er Tote trug den Namen Jacob. Am nächsten Morgen stand es in alles Zeitungen, es gab Schlagzeilen wie „Die Mörderuni“ oder „Studenten spielen Scream nach.“ Sophia sah schweigend am frühstückstisch, während sich Josie und Lucas um das letzte Croissant stritten.

„Wer macht so etwas?“ flüsterte ich, während ich die Zeilen der billigen Klatschreporter überflog.

Sophia schüttelte den Kopf. „Wir haben heute Morgen eine Lehrerkonferenz. Ich denke, dass der Direktor überlegt die Schule zu schließen.“

„Aber es ist doch immer nur im Studentenwohnheim passiert!“

„Das ganze Studentenwohnheim ist voll von unseren Leuten! Alles was das Wohnheim trifft, trifft auch indirekt uns und es sind unsere Schüler, die hier in Gefahr sind!“

Ich sah von der Zeitung auf und erkannte ihre Angst in den Augen.

„Sophia, die beiden wurden auf einer Studentenparty umgebracht. Wenn sich die Schüler schützen wollen, sollten sie nicht mehr auf diese Partys gehen. Außerdem wurden die beiden Jungen nicht wahllos umgebracht, da muss es ein Schema geben, irgendetwas, dass sie gemeinsam haben!“

Sophia stand auf und stellte das Geschirr grob zusammen, „haben sie ja, die Hochschule.“

Ich konnte ihre Frustration bemerkten, als sie Josephina und Lucas beim anziehen der Wintermäntel half. Dann viel die Tür in Schloss und ich war alleine.

Ich bin generell kein Mensch, der gerne allein ist. Ich brauche zwar zeit für mich, und meine Gedanken, aber am liebsten habe ich dabei jemand in den Zimmern neben mir rum wurschteln. Marc  hingegen genießt es allein zu sein. Er liegt dann auf dem Sofa und lacht sich über die uninteressantesten Sachen im Fernsehen kaputt. Mit mir würde das gar nicht funktionieren, weil ich schon längst den Kanal gewechselt hätte.

Ich räumte den Tisch auf und machte mich auf den Weg ins Schwimmbad. Ich war lange schon nicht mehr schwimmen gewesen und genoss das kühle Nass. Ich zog meine Bahnen. Währen ich so durch das Wasser glitt, fragte ich mich, ob es die Möglichkeit gab, einfach unter zu gehen?

Ich schwamm ein bisschen schneller auf dem Rücken bis das klare Wasser sich über meiner Schwimmbrille zusammen schlug. Die Lichter verschwammen, es wurde ganz leise um mich herum, selbst meine Gedanken wurden gedämpft.

Es war genau so lang angenehm, bis ein ganzer Stoß Wasser in meine Nase kam und ich blitzschnell nach oben auftauchte. Es brannte in meiner Nase und ich bereute schon überhaupt schwimmen gegangen zu sein. Viel zu viel Chlor!

Doch meine Frage war damit nicht beantwortet. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit einfach im Wasser zu verschwinden. Wenn ich unter Wasser plötzlich weg wäre, würde es niemand auffallen, als hätte es mich nie gegeben.

Ich tauchte einmal unter um wieder klare Gedanken zu bekommen. Manchmal verfing ich mich etwas in meiner Traumwelt. Vielleicht war an mir eine Jugend Autorin verloren gegangen, ich hätte mir bestimmt auch so etwas ausdenken können wie Harry Potter oder Die Biss Reihen. Naja, vielleicht auch nicht.

Ich streckte mich ganz besonders im Wasser. Ich zog weite Bahnen. Warum hatte ich neuerdings so Identitätsprobleme?

Warum hatte ich das Gefühl etwa neues finden zu müssen?

Aber eigentlich kannte ich die Antwort. Ich war 28 Jahre alt und hatte gerade meinen Mann verloren. Ich musste mir eine neue Zukunft ausdenken.

Ich fing unter Wasser an zu summen. Das schlimmste am schwimmen ist, dass man keine Musik hören kann. 

Ich überlegte mir, wie ich neue Informationen bekommen konnte und das erste was mir einfiel war Jonas.

 

Nach dem Schwimmen ging ich Zuhause duschen. Lange und ausgiebig. Dann zog ich meine neuste Jeans an und meine braunen Stiefel. Dabei kam mir ein Satz von einem guten Freund in den Sinn, eine Frau gehört in Stiefel und nicht in Turnschuhe. Dazu ein hübsches Top und schon war mein Outfit perfekt.

 

Im Polizei Revier war es voll. Ich stand geschlagene 15 Minuten am Tresen bis irgendjemand mich beachtete. Mein Outfit hatte also nicht annähernd seine Wirkung erzielt.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, der junge Polizist schaute mich nicht einmal an.

„Ich möchte zu Kommissar Jonas Katson.“

Der junge Polizist brachte mich nach Hinten. Ich betrat Jonas Büro und schloss die Tür. Er sah von seinem Schreibtisch auf.

„Susan, du hier?“, dann sah er wieder weg. Was war das denn bitte? Ich hatte mit einem charmanten Lächeln gerechnet, einem kecken Blick und nicht diese Gleichgültigkeit. Was war seit gestern Abend passiert?

Ich setzte mich unaufgefordert ihm gegenüber.

„Jonas“, ich ergriff seine Hand über den Schreibtisch um meinen Worten mehr Kraft zu gehen, „ich brauche deine Hilfe.“

Er sah auf.

„Ich weiß, dass du es nicht darfst, aber ich verspreche dir, dass ich nicht über diesen Fall schreiben werde, aber ich muss wissen, welche Spuren ihr habt. Ich tappe vollkommen im Dunkeln.“ Ich gestikulierte wild mit den Fingern. „Ich weiß selber nicht, warum es für mich so wichtig ist, aber ich muss irgendwie weiterkommen.“

„Was möchtest du von mir?“ Die Kälte in seinem Blick konnte ich nicht deuten.

„Habt ihr schon jemanden in Verdacht?“

Er schloss die Augen. „Es wird ein Mensch sein, der auf beiden Partys war und von den Studenten nicht auffällt. Jemand dem man zutraut, dass er sich gut verstellen kann und natürlich jemand der neuerdings hier ist. Ein Mensch der hier eigentlich nichts zu suchen hat.“

Ich verstand nicht, was er mir sagen wollte.

„Du warst schon auf der zweiten Studentenparty Susan, obwohl zu da eigentlich nichts verloren hast.“  Er sah mich durchdringend an.

Mein Blick wanderte hin und her und meine Gedanken schlugen Purzelbäume. Sagte Jonas mir gerade, dass ich Tatverdächtige für einen Mordfall war? Ich?

„Jonas, ich habe nichts gemacht. Ich bin es nicht!“

Er stand auf und ging zum Fenster, er fuhr sich durch die Haare.

„Ich dürfte gar nicht mit dir reden, gerade ist einfach jeder verdächtig, der uns merkwürdig vorkommt.“

„Und ich komm dir merkwürdig vor?“, ich merkte gar nicht, dass ich mittlerweile schrie.

„Gestern dachte ich noch, dass du es nicht bist, bei unserem Date, aber dann trifft mein Kollege dich auf einer Studentenparty. Dich, eine erwachsene Person!“, auch Jonas hatte seine Stimme erhoben.

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe den dümmsten Fehler gemacht, den man machen konnte. Ich habe mich mit einem Teil aus meinem Fall eingelassen.“

Ich rannte um den Schreibtisch herum. „Jonas, ich bin kein Teil aus einem Fall! Ich war nur zufällig zweimal am falschen Ort!“ Ich schüttelte seine Schulter, „Du musst mir glauben Jonas.“ Kräftemäßig war ich ihm weit unterlegen. Ich konnte ihn nicht einschüchtern.

„Wenn du es wärst, würdest du das Selbe sagen. Genau das Selbe!“, er senkte seine Stimme, „Susan Tiebtreu, es ist besser wenn Sie jetzt gehen. Wir melden uns bei Ihnen, wenn wir weitere Informationen haben.“

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich glaub wir sind im Kindergarten Jonas!“

 

Ich rannte fast aus dem Gebäude. Dann wählte ich Sophias Nummer. Nach dem dritten Klingeln hob Sie ab.

„Ja?“, ihre Stimme war müde.

„Was ist los?“

„Hier herrscht wilde Diskussion darüber ob wir die Schule schließen oder nicht. Die ganze Zeit höre ich nur positive und negative Argumente dafür, was gut für die Schule wäre und kein einziges Mal, was gut wäre für die Schüler.“ Sie seufzte erschöpft.

„Ich habe ein Problem.“

„Hau rein…“, ich liebte Sophia. Egal, wie viele Probleme sie hatte, sie war immer noch für mich da.

„Ich war gerade bei Jonas…“

„Und Jonas war nochmal…“

Ich verdrehte die Augen. Sophia tat als hätte ich so viele Typen auf einmal.

„Das ist der Kommissar!“

„Und was hast du beim Kommissar rausgefunden?“

„Das er mich für einem möglichen Mörder hält.“

Stille.

„In fünfzehn Minuten bei mir Zuhause.“

Noch ein Grund, dass ich sie liebte, sie war immer sofort zur Stelle, sobald ich sie brauchte.

 

„Oh mein Gott, was soll ich jetzt machen?“, ich rannte durch das Wohnzimmer.

„Man Susan, setzt dich endlich hin, du machst mich nervös!“

Ich ignorierte Sophia.

„Ich muss da raus kommen. Ich habe doch niemanden umgebracht!“

„Die können dir das nicht anhängen, es gibt keinerlei Beweise.“

„Wofür gibt es keine Beweise?“, Manuel war herein gekommen.

Sophia und ich schwiegen.

„Ist wieder jemand gestorben?“

„Darüber macht man keine Witze!“, fuhr Sophia ihn an.

Manuel setzte sich zu uns.

„Also los Mädels, was ist los?“, er beobachtete uns gespannt.

„Susan war heute bei Jonas“, begann Sophia zu erklären.

Manuel nahm einen großen Schluck Kaffee, „Jonas ist der Typ mit dem zu rumgeknutscht hast?“

„Nein, Jonas ist ein Polizist, den Susan hier kennen gelernt hat.“

„Noch ein Typ“, gab Manuel spitz hinzu.

„Darum geht es doch gar nicht!“, fuhr ich ihn an.

„Jonas hat Susan heute Morgen gesagt, dass die Polizei in Ihre Richtung ermittelt. Sie schließen Susan nicht als mögliche Mörderin aus.“

Manuel ließ seinen Kaffe sinken, „Scheiße.“ Er überlegte, „aber das bedeutet doch noch gar nichts.“

Ich fuhr mir nervös durch die Haare. „Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich weiß nicht, ob das etwas Negatives ist.“

„Vielleicht solltest du einen Anwalt aufsuchen.“

„Ich kann doch nicht viel Geld für einen Anwalt ausgeben und am Ende war ich gar nicht richtig unter Verdacht.“

„Ich kenn einen wirklich guten Anwalt. Der wird dir helfen, auch erst mal ohne Geld. Ich schreib dir mal seine Nummer auf.“ Manuel schrieb eine Nummer auf einen Zettel und gab ihn mir.

Ich blickte als erstes auf die Vorwahl. „Das ist ja in München“, dann betrachtete ich den Rest der Telefonnummer, „Manuel, das ist meine Nummer von Zuhause.“  Ich zerknüllte den Zettel.

„Marc ist gut und er wird dir gerne helfen.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Vielleicht sollte ich einfach die Stadt verlassen“, schlug ich vor.

„Darfst du das denn?“, fragte Manuel.

„Ich bin doch nicht festgenommen!“

„Außerdem gab es ja nie ein offizielles Gespräch“, gab Sophia zu Bedenken, „noch kannst du hingehen, wo du möchtest.“

„Aber es sieht nach flüchten aus“, damit hatte Manuel natürlich recht.

„Ich bleibe“, sagte ich. „Ich glaube, ich muss nochmal zu Pascal.“

Sophia nickte. „Pass aber bitte etwas auf.“

 

Das Studentenwohnheim wirkte verändert. Die sonst immer offenen Fenster waren verschlossen. Vor dem Haus waren keine Menschen. Es wirkte trostlos, fast verlassen. Ich konnte gar nicht genau sagen warum, es war ein Gefühl, dass dieses Haus ausstrahlte. Ich zog an der alten Glastür- und bekam sie nicht auf. Das erste Mal seit ich dieses Haus betrat war die Tür verschlossen. Ein älterer Mann hinter der Glastür sah erschöpft auf und ging langsam zur Tür um sie zu öffnen.

„Ja bitte?“

Ich war irritiert, dass er sich mir in den Weg stellte.

„Ich brauche ihren Namen und den Namen des Bewohners zu dem Sie wollen.“

Ich riss die Augen auf. „Bitte was?“

„Wir lassen nur noch Besucher in das Haus, die sich ausweisen können und sagen zu welchem  Bewohner Sie möchten, das fassen wir dann schriftlich auf.

„Oh“, ich kramte meinen Ausweis hervor. „Ich bin Susan Tiebtreu und möchte zu Pascal Miertz.“

Der ältere Herr, von dem ich annahm, dass es der Hausmeister war, nahm mir den Ausweis ab und schrieb sich meinen Namen auf.

„Herr Miertz ist ja heute schwer beschäftigt.“

„Warum?“, erkundigte ich mich.

„Er hat gerade schon Besuch. Kennen Sie den Weg?“

Ich nickte und stieg die Treppen hoch.

Pascals Tür war auf, als ich gerade in den Flur ging, ich versteckte mich hinter einem Absatz.

Eine junge Frau kam heraus, es war Marina. Ich hielt den Atem an, weil ich glaubte, dass ich die beiden dann besser verstehen könnte, leider schaffte ich das nur 40 Sekunden, dann holte ich wieder Luft.

„Danke“, Marina drehte mir den Rücken zu und sah Pascal an. Er strich ihr über das Haar.

„Du brauchst dich nicht zu bedanken.“

„Doch“, sie ergriff seine Hand. „Zuerst Carlos und dann Jakob. Ich weiß nicht mehr weiter.“

„Hey“, er zog ihr Kinn zu sich, „denk nicht weiter drüber nach. Sie waren beide nicht gut für dich.“ Dann küsste er sie zärtlich.

Wirklich zärtlich? Oder leidenschaftlich?

Was fühlte ich? Betrug? Enttäuscht? Hatte ich geglaubt das zwischen mir und Pascal wäre mehr? Hatte ich geglaubt, dass er mit niemandem mehr schlief? Nein, schließlich hatte ich selber gestern ein Date mit Jonas gehabt-

Marina lächelte ihn an.

„Danke, für deinen Besuch.“

Dann ging sie. Auf mich zu! Sie würde mich sehen! Ich zog mein Shirt gerade und streckte die Schultern.  Wenn schon unter gehen, dann mit Stil.

Ich kam hinter dem Vorsprung heraus. Marina sah mich erstaunt an. Ich lächelte „Hallo Marina.“

„Susan?“ Sie sah mich fragend an.

Mein Blick wanderte zu Pascal. Auch er verstand nicht, was ich hier machte.

Ich verstand es ja selber nicht. Warum hatte ich mich versteckt? Was hatte ich gehofft zu hören?

„Ich wollte mit dir reden Pascal“, ich ging an Marina vorbei, auf ihn zu. Er nickte, winkte Marina nochmal und bat mich ins Zimmer.

Mein Blick wanderte zu den Zerwühlten Lacken.

„Na, Spaß gehabt?“, fragte ich spitz.

Pascal fuhr sich durch das Haar.

„Wie geht es dir Susan? Hast du den Schock mit Jakob überwunden?“

Ich wollte etwas sagen, aber ich wusste nicht was.

Ich wusste nicht mal, ob ich sauer war.

„Hast du mit Marina geschlafen?“ Die Frage war überflüssig. Ich schüttelte den Kopf.  „Die Frage sollte lauten, warum hast du mit Marina geschlafen?“

Pascal ergriff meine Hand, „Susan wir haben nie darüber gesprochen.“ Nein, hatten wir nicht. Ich hatte ihm auch gesagt, dass zwischen uns nie etwas laufen würde und dass er mir zu jung war. Aber ich hatte ihn auch auf die Party begleitet und auf vor dem Medienzentrum geküsst.

Ich zwang mir ein Lachen ab. „Ist Sie so gut?“

„Ihr ging es nicht so gut“, versuchte er zu erklären, „erst die Sache mit Carlos und dann mit Jakob.“

Ich wurde hellhörig. „Marina ist doch Carlos Freundin gewesen.“

Pascal nickte, „Sie war aber auch mal mit Jakob zusammen.“ Marina hatte also in der letzten Woche zwei ihrer Freunde verloren?

„Da ist eine Verbindung!“, schrie ich übermütig.

Pascal hatte einen Blick aufgesetzt, als würde er mich für verrückt halten.

„Wir haben doch die ganze Zeit eine Verbindung gesucht!“

„Es gibt aber noch mehr Männer die mit Marina geschlafen haben und bestimmt auch noch mehr Frauen die mit Carlos und Jakob geschlafen haben!“

„Du“, stellte ich resignierend fest.

„Was?“

„Wenn Marina die Verbindung ist, dann bist du auch mit drinnen!“

Pascal verstand nur Bahnhof.

„Dann bist du vielleicht auch in Gefahr.“

Jetzt lächelte er. „Machst du dir Sorgen um mich?“

Er versuchte seinen Arm um mich zu legen, aber ich entzog mich ihm.

„Pascal, du bist doch jünger als ich gedacht hätte. Und das mit uns“, ich lächelte, „ist sowas von vorbei.“

Sein Blick wurde traurig. Er hatte wirklich noch viel zu lernen in diesem Leben.

 

Ich rannte fast die Treppen runter. Ich musste nochmal zu Jonas. Der Hausmeister sah mir verwirrt nach als ich durch die Glastür lief. Ich hatte meine erste Fährte und selbst das nur durch einen doofen Zufall. Doch was war meine Vermutung? Dass Marina eine Spinne war? Die meisten Spinnenarten sahen jedes Tier in Beutegröße als Nahrung an. Da die meisten Spinnen Männchen wesentlich kleiner waren als die Weibchen wurden diese meistens nach der Paarung gefressen oder verletzt.  Vor meinem Inneren Auge entstand eine riesen Spinne mit Marinas Gesicht, die gerade Pascal versuchte zu fressen. Pfui! Ich hasste Spinnen, und meine Phantasie war wirklich merkwürdig.

Ich stieg in Sophias Wagen und holte das letzte aus ihm raus. Vor dem Polizeirevier kam er mit quietschenden Reifen zum stehen. Ich merkte mir, dass ich, wenn das alles vorbei war und ich nicht im Gefängnis saß, Sophia zwei Paar neue Reifen kaufen wollte.

 

Ich stand erneut vor dem jungen Polizisten vor dem Tresen.

„Ich muss nochmal zu Jonas Katson“ Er sah mich verwirrt an.

 „Ich war heute Morgen schon mal hier! Ich weiß wo sein Büro ist.“

Der Polizist drückte mir die Tür auf und ich ging durch den langen Flur bis zu Jonas Büro und öffnete schnell die Tür. Ich war noch so aufgeregt, dass ich ganz vergaß zu klopfen, was aber wiederrum nicht schlimm war, denn das Büro war leer.

Als erstes war ich enttäuscht, doch dies wurde schnell von Nervosität abgelöst. Ich stand alleine in Jonas Büro. Schnell drehte ich mich um, um festzustellen, dass niemand mein Eindringen in das Büro gemerkt hatte.

Leise schloss ich von innen die Tür. Das Zimmer strahlte Jonas Charme aus, doch dafür hatte ich keine Zeit. Ich stürmte auf seinen Schreibtisch zu und durchsuchte eine dicke Akte. Vorne standen die beiden Namen der Opfer drauf. Ich fand einen Handschriftlichen Zettel von Jonas. „Wichtigkeiten Biopsie“, stand drüber. „Täter aufgrund des Einstich Winkels Linkshänder.  Mittelmäßiger Kraftaufwand. Keinen Kampf stattgefunden.“ Ich überflog die Informationen, ohne wirklich etwas aufzunehmen. Mein Herz schlug gegen meine Brust. Wofür riskierte ich hier alles? „Opfer fühlte sich Täter wahrscheinlich überlegen“, stand dort noch.

„Was zum Teufel?“ Jonas stand im Zimmer. Ich ließ die Akte fallen.

„Was machst du hier Susan?“, schrie er.

„Bitte Jonas“, flüsterte ich.

„Ich sollte dich auf der Stelle festnehmen!“, schrie er weiter.

„Bitte nicht“, sagte ich nun schon etwas lauter.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“, wenn er weiter so schrie würden gleich alle seine Kollegen vor der Tür stehen.

„Lass mich doch erklären!“

„Da gibt es nichts zu erklären, du dürftest gar nicht hier sein!“

Ich ging langsam auf ihn zu.

„Ich weiß Jonas, aber ich habe eine Idee.“

„Bist du hier um zu schauen, ob wir dir auf den Fersen sind?“, in seinen Augen war der reinste Zorn.

Ich stellte mich ihn in den Weg. „Ich bin es nicht.“

Er sah nicht so aus als würde er mir glauben.

„Bitte  glaub mir!“ Ich hob die Hände um ihn ein bisschen von mir fern zu halten.

Jonas schüttelte den Kopf und schlug gegen die Tür.

Jetzt hatte ich Angst vor ihm!

„Du stolzierst hier rein in deinen Stiefel und du tust als gehört dir die Welt! Du kommst und gehst wie du willst und steckst deine Nase überall rein, was dich nichts angeht!“ Er ergriff meine Schultern und schüttelte mich. „Verdammt nochmal Susan verschwinde einfach!“

Ich wusste, dass Jonas mich nicht umbringen würde, was sollte er schon machen? Mich schlagen?

Ich riss die Augen groß auf. „Hör mir wenigstens zu!“

Jonas setzte sich.

„Carlos war mit einer Marina zusammen. An dem Abend seiner Ermordung hat er mit einer Jennifer geschlafen, Marina hat das gesehen.  Der zweite Tote, Jakob, war auch mit Marina zusammen. Ich glaube sie ist der Schlüssel und wenn sie das ist, ist ein Freund von mir auch in Gefahr.“

„Susan“, er sah mich an, als wäre ich fünf, „wir reden hier von Studenten. Es wird hunderte geben, auf die das Selbe zutrifft.“

Ich nickte. „Ich weiß Jonas, aber ich glaube trotzdem, dass Marina der Knackpunkt ist.“

„Susan, wir spielen hier nicht Räuber und Gendarm. Wir sind von der Polizei, wir suchen einen Mörder und da können wir uns nicht auf irgendwelche Gefühle verlassen. Wir brauchen Fakten. Ich gebe dir jetzt die Chance durch diese Tür zu gehen und unsichtbar zu werden. Ich will, dass du nichts mehr mit diesem Fall zu tun hast. Ich möchte dich nie wieder sehen, weder als Zeugin oder als Täter, oder“, die letzten Worte schienen ihm schwerer zu Fall, „oder als Frau. Geh einfach Susan.“

Und ich ging.

 

 

Draußen drehte ich mich das erste Mal wieder um. Was sollte ich jetzt machen?

Wohin sollte ich gehen?

8. Kapitel Internsivmedizin

Kapitel 8

 

 

Intensivmedizin

 

 

Josephina saß in Ihrem Zimmer über ihren Hausaufgaben, als ich herein kam.

„Na, bist du fleißig?“ Ich setzte mich neben Sie.

„Ich muss Hausaufgaben machen, aber eigentlich weiß ich gar nicht warum, ich lerne doch schon die ganze Zeit in der Schule.“

„Das reicht nicht. In der Schule lernst du und Zuhause wiederholst du das gelernte, damit es sich in deinem Kopf festsetzen kann.“ Ich stupste ihr auf die Nase.

„Ich denke das ist Quatsch!“

Ich sah mich im Zimmer um. Mein Klappbett nahm ziemlich viel Platz ein und auch meine riesen Reisetasche nahm Josephina viel Platz zum Spielen. Es wurde Zeit, dass sie ihr Zimmer wieder bekam.

Ich begann ein paar Sachen in die Tasche zu räumen.

„Was machst du da?“, fragte Josephina.

„Ich räume auf, ich glaube ich muss langsam wieder nach Hause.“

Sie riss ihre Augen auf. „Nein, nicht Susan!“

„Was soll Susan nicht?“ Sophia war im Zimmer erschienen.

„Susan möchte nach Hause fahren.“

„Hast du hier erreicht, was du erreichen wolltest?“

Was wollte ich erreichen?
Ablenkung? Über Marc  hinweg kommen?

Sophia suchte meinen Blick. „Andere Frage: Hast du ein Zuhause?“

Ich signalisierte Sophia in die Küche zu gehen.

Sophia goss sich einen Tee ein, ich nahm mir einen Kaffe.

„Was ist los Susan?“

„Ich habe die Vermutung, dass alles mit Marina zusammen hängt. Das alle Morde indirekt mit ihr in Verbindung stehen.“

Sophia zog ungläubig eine Augenbrune hoch.

„Marina ist ein zierliches, ungeschicktes Mädchen, ich bezweifel, dass die physisch ein Bei in die Brust eines ausgewachsenen Mannen werfen kann. Psychisch ist sie vielleicht labil, aber ich denke sie ist nur für sich selbst eine Gefahr.“

Ich fuhr mir durch mein kurzes blondes Haar.

„Ich kann‘s nicht erklären. Ich glaube auch nicht, dass Marina die Mörderin ist. Eher so etwas wie der Diamant um den sich das ganze Spiel dreht.“

„Ein sehr unlustiges Spiel.“

Ich nickte.

„Hast du mit dem Kommissar darüber gesprochen?“

„Ja, ich war bei ihm. Er hat gesagt, dass er auf meine Vermutungen keine Rücksicht nehmen kann. Und er hat mir die Chance geben, die Vermutung gegen mich fallen zu lassen, wenn ich die Stadt verlasse.“

„Deswegen das Packen der Tasche.“ Sophia sah mich von ihrem Tassenrand an, als wollte sie meinen Blick deuten.

„Glaubst du das ist richtig?“

Ich lachte, „was ist denn schon richtig? Ist es Richtig, dass ich nach Halle flüchten muss, weil ich es in ganz München nicht mehr aushalte? Oder dass zwei unschuldige Sterben?“ Ich schrie, obwohl ich es nicht wollte.

„Fertig?“

Ich nickte.

„Susan, du bist hier hin gekommen, weil du es in Marcs Nähe nicht ausgehalten hast, kannst du das denn jetzt?“

„Ich liebe ihn, Sophia, verrat es niemanden, aber ich tue es. Und ein ganz winzig kleiner Teil von mir ist enttäuscht, dass er nicht mal um mich gekämpft hat.“

Ich wartete auf eine Reaktion von Sophia, als nichts kam, sah ich vom Küchenboden auf.

Sie zog die Augen auf.

„Ich habe nicht vor, irgendetwas dazu zu sagen. Es ist falsch.“

„Glaubst du, ich soll gehen?“

Sophia stellte ihre Tasse in die Spüle und sah aus dem Küchenfenster.

„Susan, ich hab dich gerne hier. Du hast dich irgendwie in die Sache mit dem Mord verrannt, ich weiß nicht warum, aber es ist ok, wenn du das brauchst. Du wirst in München wieder vor denselben Problemen stehen, aber auch das ist ok, wenn du damit klar kommst. Aber du solltest jetzt nichts überstürzen.“

„Ja“, ich wusste selber nicht für was das ja war, es war einfach ein ja.

„Hey!“, Sophia warf ein Küchentuch nach mir, „heute Abend Kino?“

Ich nickte.

Es klingelt und Sophia ging zur Tür.

Gedankenverloren aß ich ein Stück Schokolade. War ich besses von diesem Mord? Von diesem Morden?

Ich hatte zugegeben ziemlich viel Zeit bei Pascal verbracht um Informationen zu bekommen, aber Pascal war mit auch nicht unsympathisch, was den Zeitaufwand auch erklären konnte. Ich hatte an meinem Kolumne weiter geschrieben, also ließ ich meine Arbeit nicht wegen der Recherche liegen.

Sophia betrat die Küche.

„Flirtest du wieder mit Studenten?“ Ich sah sie fragend an.

Sie legte einen Brief auf die Küchenzeile.

„An der Tür war niemand, aber auf der Fußmatte lag ein Brief für dich.“

Für mich? Ich streckte mich um den Umschlag zu sehen.

„Für Susan“ stand in gedruckter Schrift darauf. Ich lächelte, ich hatte schon lange keinen Liebesbrief mehr bekommen, wahrscheinlich war der von Pascal, in dem er sich entschuldigte, dass es heute Morgen so doof zwischen uns gelaufen ist. Pascal war so spontan.

„Iss nicht so viel Schokolade!“, mahnte Sophia mich an, „Es gibt gleich essen.“

Ich verdrehte übertrieben die Augen und streckte ihr die Zunge raus, dann schnappte ich mir den Brief und setzte mich an den Esstisch.

Langsam öffnete ich den Umschlag und ich musste zugeben, dass ich mich wirklich freute.

Heraus kam ein schönes Papier mit diesen Wörtern:

 

Halt dich von Marina fern, sonst bist du nie nächste!

 

Zehn Wörter, die alles veränderten.

Meine Ohren rauchten. Jemand war hier gewesen, hier vor der Tür und hatte diese Drohung für mich abgegeben. Direkt nebenan, während ich mit Sophia gescherzt hatte. In Gewissenweise war jemand in unsere Intimsphäse eingedrungen, jemand war hier, wo wir uns sicher fühlten. Wo Sophia ihre Kinder sicher fühlten.

„Lucas! Josephina!“, schrie ich hysterisch.

Sophia kam erschrocken zu mir gelaufen.

„Was ist los Susan?“

„Wo sind Josephina und Lucas?“ ich schüttelte sie und krallte mich in ihren Schultern fest, „WO?“

Sophias Gesicht zeigte plötzlich eintretende Angst.

„Josephina sitzt oben und Lucas spielt draußen.“

Ich rannte zur Haustür, riss sie auf und schrie erneut:

„LUCAS!“

„Susan, er spielt draußen im Garten.“ Sophia rannte zur Terrassentür und kam mit Lucas in dicker Winterjacke wieder rein.

Verständnislos sah uns der kleine an. „Ich möchte noch weiter spielen!“, schimpfte er.

Ich kniete mich vor Lucas und umarmte ihn viel zu feste.

Er schupste mich weg. „Nein, lass das!“

Ich lächelte.

Josephina war auf der Treppe erschienen.

„Was ist denn hier los? Warum schreit ihr so?“

„Weil deine Tante Susan leicht hysterisch ist“, schimpfte Sophia.

Ich sah sie böse an.

„Josephina nimm doch bitte Lucas mit hoch und pass auf ihn auf, während ich mit deiner Mama spreche.“

„Aber ich mach doch Hausaufgaben!“, wiedersprach sie.

Mein Blick duldete keine Diskussionen.

Lucas warf deine Jacke auf den Boden. „Ich wollte draußen bleiben!“ Dann stampfte er die Treppe hoch.

„Lucas!“, an Sophias stimme hörte man, dass sie jetzt kein Theater duldete. Lucas man wieder runter und hing seien Jacke an den Kleiderhacken, dann ging er hoch.

„Was soll das?“, Sophia war wirklich sauer. Gerade war es nloch ein schöner Nachmittag und dann herrschjte nur noch Panik.

Ich hob den Brif auf und gab ihn ihr.

Sie sah mich verständnislos an.

„Das ist doch ein schlechter Scherz Susan!“

„Wenn er hinter mir her ist, ist es in meiner Nähe, das heißt auch in Lucas und Josephinas nähe“

Sophia hob eine Hand vor ihren Mund.

„Wo bist du da nur rein geraten?“

 

Sophia und ich warten vollkommen überfordert mit der Situation und so machte ich genau das, was ich vor drei Stunden nie für möglich gehalten hätte, ich rief Jonas an.

„Katson“, er klang genervt.

„Jonas, ich bin’s Susan. Ich brauch dringend deine Hilfe.“

„Ich dachte ich hätte mich heute Morgen klar ausgedrückt!“, fuhr er mich an.

„Ja, hast du, aber die Situation hat sich geändert, kannst du bitte herkommen zu Sophia?“

Ich weiß nicht woran es lag, aber er glaubte mir. Er versprach sofort zu kommen. Vielleicht lag es an meiner Stimme, die mittlerweile wirklich Angst ausdrückte.

Eine halbe Stunde später saß er an Sophias Küchentisch. Manuel hatte sich frei genommen und war dazu gekommen.

Sophia brachte Jonas, Manuel und mir Kaffee und sich selber einen schwarzen Tee.

Jonas betrachtete lange den Brief.

„Ich könnte Fingerabdrücke nehmen, aber wahrscheinlich sind nicht mehr viele dran. Das Papier ist unauffällig, ich glaube nicht, dass uns der Brief ein Stück näher bringt.“

Ich wusste nicht, ob er mir mittlerweile vertraute.

„Wir möchten wissen, ob unsere Kinder auch in Gefahr sind“, Manuel ergriff zärtlich Sophias Hand.

Jonas sah sie beide lange an. „Ich kenne die Angst um das eigene Kind. Ich kann ihnen nur raten, dass sie niemand fremdes auf ihre Kinder aufpassen lassen, auch keinen Studenten. Der Mörder muss jemand aus dem Umfeld sein, dass wissen wir mittlerweile. Schließen Sie die Türen ab, lassen sie die Kinder nicht alleine draußen spielen. Wir können leider in keiner Weise einschränken, ob dieser Menschen vor Kindern halt macht.“

„Ich werde in ein Hotel ziehen“, sagte ich, „ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn den Kindern etwas passiert.“

Jonas legte seine Stirn in nachdenkliche Falten. „Ich bin immer noch der Meinung, dass du zurück nach München gehen solltest. Jetzt erstrecht, du bist in ernsthafter Gefahr.“

„Du kannst hier bleiben“, sagte Manuel, „du gehörst zur Familie.“ Noch nie hatte ich mich ihm mehr zugehörig gefühlt, als in diesem Moment.

Jonas suchte meinen Blick. „Bitte Susan, geh.“

„Ich habe wirklich drüber nachgedacht“, gestand ich ihm, „aber ich werde nicht flüchten nur weil jemand mir droht!“

Jonas schüttelte den Kopf. „Das ist dumm.“

„Kann ich irgendwelche Unterstützung von euch bekommen?“ Fragte ich ihn.

„Nein“, es schien ihm aufrichtig leid zu tun, „du hast hier nichts Job mäßig zu erledigen und bist hier nicht gemeldet. Solltest du in München noch bedroht werden, wird dir die dortige Polizei jeden Beistand leisten, den sie ihm geben kann.“

„Wie weit Sind sie denn mit den Ermittlungen?“ , fragte Manuel.

Jonas lächelte, und mir viel wieder ein, was mir am Anfang so an ihm gefallen hatte.

„Nennen Sie mich ruhig Jonas. Ich kenn ihre Familie ein bisschen“, er zwinkerte mir zu. Seit wann flirtete er wieder mit mir?

Jonas musste wieder aufs Revier, aber ich versprech ihn auf dem Laufenden zu halten, wo ich mich aufhielt.

Dann ging ich nach oben und kam mit meiner Reisetasche wieder nach unten.

„Du fährst?“, fragte Sophia.

„Ich ziehe erstmal in das Hotel unten an der Straße.“

Sophia schüttelte den Kopf und wollte wiedersprechen, doch ich kam ihr zuvor.

„Ich kann und werde euch nicht in Gefahr bringen, nur weil ich mich nicht von diesem Fall zurück ziehe.“

„Und was ist mit dem Kino?“

Ich lächelte, „Verschieben wird auf Morgen, ok? Kannst du mich vielleicht zum Hotel fahren.“

Sophia nickte.

 

Alleine in einem mittelmäßigen Hotelzimmer, war es nicht halb so lustig, wie ich es mir gedacht hätte. Ich legte mich auf das große Bett und starrte die Decke an. Zugegeben, besser als auf Sophias Klappbett würde ich sicher schlafen. Ich zappte ein bisschen durch das TV, bemerkte aber, dass das Fernsehprogramm mal wieder zu wünschen übrig ließ. Ich griff nach meinem Handy und wählte Jonas Nummer.

Er meldete sich und klang schon wieder viel entspannter.

„Hey, ich bin es Susan, ich wollte dir nur sagen, dass ich im Hoten Sternensee untergekommen bin.“

„Das ist gut“, antwortete er, „auch wenn ich es besser fänd, wenn du richtig in München wärst.“

Ich schmunzelte, „Dann wäre ich aber ganz schön weit von dir entfernt. Was machst du Jonas?“

„Ich sitze hier auf meinem Sofa, mit meinem Glas Rotwein und entspanne von einem stressigen Tag.“

„Hast du etwas dagegen, wenn ich dazu komme?“

Hatte er nicht.

Zehn Minuten später rannte ich die Treppen des Hotels hinunter und winkte mir ein Taxi heran. Jetzt gerade fühlte ich mich doch ein bisschen wie Carry. Ich war schnell duschen gegangen und trug jetzt ein kurzes schwarzes Kleid, mir Hochhackigen Schuhen.

                             

Ich setze mich aufs Sofa und Jonas brachte mir ein Glas mit Rotwein.

Er beobachtete mich und mir viel erneut auf, wie unglaublich attraktiv er war.

„Wie lang warst du verheiratet?“, fragte ich ihn abrupt.

„Heute Morgen haben uns noch angeschrien und jetzt sind wir bei privaten Fragen?“ Er lachte.

Ich nickte.

„Wir waren Zehn Jahre verheiratet und sind seit zwei Jahres geschieden“, antwortete er, „und du?“

Ich sah ihn durchdringend an.

„Du bist gar nicht geschieden, hab ich recht?“ Wieder lachte er. „Warum hab ich das wohl gewusst?“

„Nein, bin ich nicht“, gestand ich ihn, „ich habe ihn vor etwa einer Wochen mit einer anderen im Bett erwischt und denke, dass es nur eine Frage der Zeit ist.“

Er reagierte nicht verwundert.

„Ist es nicht immer so etwas?“

Ich überlegte, wurden die meisten Beziehungen wegen Untreue beendet?

„Und wie geht es für euch weiter?“

Ich schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe mich getrennt, es geht gar nicht  weiter. Ich lasse mich nicht betrügen.“

„Ich habe Tina, Alex Mutter, betrogen, als Alex ein Jahr alt war. Ich hatte über zwei Jahre eine Affäre. Als Tina dahinter gekommen ist, standen wir vor der Wahl alles hinzuwerfen oder unserer Ehe eine zweite Chance zu geben. Danach lief es besser als zuvor.“

„Aber getrennt habt ihr euch trotzdem“, gab ich zu bedenken.

„Ja, aber das hatte nichts mehr mit meiner Untreue zu tun. Wenn du gehen möchtest, ist das in Ordnung, aber eine Ehe muss nicht zwangsläufig  am Ende sein, weil einer Fremdgegangen ist.“

„Willst du mir sagen, dass Fremdgehen etwas ist, das akzeptabel ist?“ Ich sah ihn leicht gereizt an.

„Nein“, er kam auf mich zu, „ich möchte sagen, dass es um Liebe geht. Wenn man sich liebt, kann man Untreue verzeihen, wenn man sich nicht mehr Liebt, muss nicht einer Fremdgehen, damit die Beziehung beendet wird!“ Er war mir gefährlich nah gekommen.

„Ach ja?“ Ich zog meine Beine auf das Sofa und rückte noch näher auf ihn zu. Mein Kleid war gefährlich hoch gerutscht. Ich stelle mich auf die Knie, so dass Jonas einen tiefen Einblick in meinen Ausschnitt erhaschen konnte und mein Kopf über seinem war. Ich schaute ihn herausfordernd an und bewegte mein Gesicht ganz langsam in seine Richtung.

„Liebe ist doch langweilig!“

Er lächelte mich schelmisch an.

Als unsere Lippen sich trafen war es ein perfekter Kuss. Er war heiß und gab einen ziemlich eindeutigen Vorgeschmack. Ich setze mich auf seinen Schoss, was ihn merklich erregte. Seine Hand wanderten über meinen Körper. Ich spürte eine Regung in meinem Unterleid, die meinen Atem beschleunigte.

Es war genau so lange heiß, bis ich mein Glas, das ich noch in meiner Hand hatte, über mein Kleid goss.

„Verdammt“, flüsterte ich und stand sofort auf. Es hätte so gut ausgehen können, ich hätte so taff sein können.

Jonas lachte, „war es das jetzt?“

„Ich mag dieses Kleid“, sagte ich leise.

Er ergriff meine Hand und führte mich ins Obergeschoss in ein Badezimmer.

„Hier kannst du dein Kleid auswaschen!“

Taktvoll wie er nunmal war, verließ er das Badezimmer und ließ mich allein.

Ich zog mein Kleid aus und stellte fest, dass der Wein sogar bis auf meinen BH durchgedrungen war. Mal wieder verfluchte ich meine Schusseligkeit. Dann zog ich auch den BH aus und griff das Waschgel, das Jonas mir gegeben hatte und ließ Wasser ins Waschbecken laufen.

„Ich habe hier ein Hemd“, sagte Jonas und klopfte an die Badezimmertür. ich fuhr mit den Fingern durch meine kurzen blonden Haare und gewuschelte sie, dann öffnete ich die Tür. Ich hatte nichts an, bis auf meinen schwarzen String-Tanga.

„Netter Anblick“, sein Blick lag auf meinem Busen, dann sah er mir wieder in die Augen, grinste und gab mir das Hemd.

Ich ging wieder ins Badezimmer, legte das Hemd über die Badewanne. Abwägung. War ich soweit?

 

Ich ging in Jonas Schlafzimmer. Er stand am Schrank, „Du scheinst nicht viel von dem Hemd zu halten“, sagt er und zog eine Augenbraue hoch.

„Nein“, sagte ich und begann sein Hemd aufzuknöfpen, „und von deinem auch nicht!“

Ich gab ihm einen sanften Schups, so dass er auf dem Bett landete. Ich beugte mich über ihm und gab ihm einen langen Kuss. Ich schaffte mir Einlass in seinen Mund. Es war so überrumpelt, dass er erst gar nichts tat. Dann begann er mich stürmisch zu küssen und mit seinen Fingern meine Brüste zu massieren. Seine Hände strichen meine Wirbelsäule entlang bist sie besitzergreifend meinen Hintern packten und mich feste an sich zig. Ich öffnete seine Hose und zog sie ihm aus.

Ich zog ihn seine Unterwäsche aus und er mir meine. Er griff hart in meine Haare. Dann setze ich mich rittlings auf ihn. Er war so erregt, dass ich ihn hart und tief in mir spüren konnte.

Er stöhnte und auch ich hatte vergessen wie gut das Gefühl des Eindringens sein konnte. Irgendwann war er über mir und wir beide auf dem Boden. Konnte nur das Gefühl seiner Lippen an meinem Hals und seines Schwanzes zwischen meinen beiden fühlen. So lange, bis ich das Gefühl hatte innerlich zu explodieren.

Es war der beste Sex den ich seit langem gehabt hatte.

 

Ich lag auf Jonas Brust und sah ihn einfach an.

„Was ist los?“, Fragte er lachend.

Ich schüttelte meine kurzen Haare.

„Ich schau dich nur an.“

„Ist das nicht eigentlich mein Text?“ Er gab mir einen Kuss.

„War das dein Plan als du den Rotwein auf dein Kleid geschüttet hast?“

Jetzt, wo ich so drüber nachdachte, wirkte es wirklich wie ein billiger Plan um ihn ins Bett zu bekommen.

„Ja, den hab ich mir ausgedacht bevor ich dich vorhin angerufen habe!“, gab ich zurück.

„Das ist doch gelogen“, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Ich lachte, „Ja das ist es!“

Er begann mir über den Rücken zu streicheln.

„Ich hab noch nie mit jemandem geschlafen, den ich als Verdächtige in meinem Mordfall gehalten habe.“

Ich hab ihm einen leichten Schlag auf die Schulter.

„Hör auf das zu sagen! Ich bin nicht Verdächtig!“

„Oh doch, das bist du!“ Er begann erneut meinen Hals runter zu küssen und raubte mir damit den Verstand.

Unten klingelte mein Handy. Ich sah auf die Uhr. Es war halb zwei. Ich konnte unmöglich jetzt ans Telefon gehen.

„Ich hol es dir“, sagte Jonas, „vielleicht ist es wichtig.“

Er war Verantwortungsbewusst, viel mehr als Marc und das machte ihn noch attraktiver.

„Es ist Pascal“, sagte er, als er mir mein Handy gab.

 

„Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?“, fragte ich.

Die Verbindung war schlecht.

„Ich habe gerade einen Anruf aus der Hochschule bekommen, Marina hat mich angerufen, sie hat geweint und mich geben sofort zu kommen um ihr zu helfen. Sie war total aufgelöst und weil du meintest, die Morde könnten etwas mit ihr zu tun haben…“, er zögerte, „…ich habe Angst darein zu gehen, ohne dass jemand weiß ,wo ich bin. Sollte ich also nicht mehr auftauchen…“ Er schluckte schwer.

Ich setzte mich aufrecht hin.

„Pascal, hat sie gesagt, was passiert ist?“

„Nein, ich werde jetzt rein gehen. Sie meinte nur, dass ich sofort kommen müsste.“

„Pascal warte vor der Tür, ich komme dazu.“ Doch die Leitung war schon unterbrochen.

Jonas begann gerade meinen Bauch mit starker Tendenz mach Süden zu küssen. Als er merkte wie aufgewühlt ich war, sah er mich fragen an.

„Schlechte Neuigkeiten?“

Ich schüttelte mein Haar auf und sah ihn an.

„Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, deine Hilfe als Polizist.“

 

Fünf Minuten später saßen wir im Auto.

Ich hatte eine Hose von Jonas an, die mir natürlich viel zu groß war, aber mit einem Gürtel gehalten wurde, so wie ein Hemd von ihm, was mir ebenfalls nicht passte.

„Ich steh darauf, wenn du meine Kleider trägst“, witzelte Jonas, „ich find das sexy.“

Ich zupfte an dem Hemd, dass ich vor meinem Bauch zusammen geknotet hatte. „Wenn du das sexy findest, solltest du mal einen Psychologen aufsuchen.“

„Du hast recht, eigentlich gefällt es mir besser, wenn du es ausziehst, er öffnete einen Knopf, so dass mein Nasser BH zum Vorschein kam.

Wenn ich nicht so angespannt gewesen wäre, hätte mich das sicher angemacht.

Wir fuhren auf den Hof der Hochschule.

Die Seitentür war offen. Ich rannte los, doch Jonas hielt mich am Arm fest.

„Wir bleiben da drinnen zusammen und sobald es irgendwie gefährlich wird, gehen wir raus und holen uns Verstärkung.“

Ich nickte.

Er zog seine Waffe und wir betraten die Hochschule. Es war ganz still und dunkel.

„Wo sollen wir suchen?“, flüsterte ich.

Jonas sah sich um und hielt einen Finger auf den Lippen, sein Gesicht sah konzentriert aus. Langsam bewegte er sich vor, ich hielt mich hinter seinem Rücken. Mein Herz schlug so schnell gegen meine Brust, dass ich Angst hatte, dass Jonas es auch hören konnte. Er schien etwas zu hören. Ich versuchte ganz still zu sein. Langsam schlichen wir weiter. Klick. Klick. Klick. Jonas warf mir einen Strafenden Blick zu. Sein Blick lag auf meinen High Heels. „Sollte ich Turnschuhe zu meinen Schwarzen Kleid tragen?“ murmelte ich.

„Schuhe aus!“, befahl er mir. Ganz schön sexy. Also schlich ich auf Socken weiter während Jonas in die Stille horchte.

Jetzt hörte ich auch etwas. Wir gingen einen schmalen Gang entlang, dann die Treppe runter. In der Cafeteria wurde das winseln lauter.

In der Mitte saß Marina auf einem Stuhl und weinte.

Ich lief auf sie zu.

„Marina was ist passiert?“  Sie antwortete nicht, ihr zarter Körper zitterte. Sie schluchzte so laut, dass ich ihr vorsichtig meine Hand auf den Mund legte. „Du musst leiser sein!“

Ich nahm das zitternde Mädchen in meinen Arm. Jonas hielt sich im Schatten der Wände. Marina vertraute keinen Polizisten, das wusste ich. Ich sah Jonas hilflos an, doch er suchte mit seinen Augen die Cafeteria ab.

Doch dann versuchte sie zu antworten.

Sie schluchzte so sehr, dass ich kein Wort verstand. Ich betrachtete sie. Erst dann fiel mir auf, dass ich noch nicht geguckt hatte, ob sie irgendwelche äußeren Verletzungen hatte. Da sie angekleidet war, konnte ich das mit Sicherheit nicht ausschließen, doch zumindest hatte sie keine offensichtlichen Verletzungen. Dann dachte ich an Pascal, was auch immer Marina passiert war, hatte sie traumatisiert, doch Pascal war nirgends zu sehen. „Wo ist Pascal Marina?“  Doch ich verstand sie immer noch nicht.

Ich begann sie zu schütteln.
„Wo ist Pascal?“

Sie sah mich mit ihren großen Augen an und in diesem Moment erkannte ich erst wie jung sie war. In diesem Leben, wo es nur im Partys, Alkohol und Sex ging war die ein kleines Mädchen, das die Auswirkungen ihres Handels noch nicht verstand. Sie schluckte zweimal schwer. „Er ist hinter ihm her.“

Sie sah zu Jonas. Er hatte zugehört.

Er griff sein Handy und fluchte.

„Ich hab hier kein Empfang, ich muss nach oben.“ Er sah mich nachdenklich an.

„Ich warte hier.“ Ich wusste, dass er sich Sorgen um mich machte, aber ich war hier nicht diejenige, die beschützt werden musste. Ich war Erwachsen- und selber schuld, dass ich mich hier mit rein ziehen gelassen hatte. Marina war ein Opfer.

„Ich halte das für keine gute Idee.“ Einen Moment frage ich mich, wann mich das letzte Mal jemand so sorgenvoll angeguckt hatte, sich so um mich gesorgt hatte, doch für Heldentaten war keine Zeit.

„Los geh schon Jonas!“, schrie ich ihn an.

Er sah sich suchend um, fixierte dann eine Dekorationskerze. Sie schmal, lang und aus Metall, außerdem enthielt sie drei Teelichter. Er warf die Teelichter auf den Boden und Drückte mir den Kerzenständer in die Hand.

„Damit schlägst du zu, wenn es sein muss!“ Und dann lief Jonas los.

Ich sah wieder zu Marina und umklammerte den Kerzenständer.

„Wer ist hinter Pascal her, Marina?“

Sie begann wieder zu weinen. „Ich kenn ihn nicht. Aber er kennt mich. Er weiß alles über mich“, auf einmal begann sie noch schlimmer zu zittern, „Er hat gesagt, dass ich ihn betrogen hätte und dass er sich an den Jungen rächen würde!“

Ich hatte mal gelesen, dass neunzig Prozent aller Verbrechen auch Rache passierten. Rache und Eifersucht.

Ich hörte ein lautes Geräusch. Irgendwo in den Räumen neben uns war jemand. Es war, als würde jemand Stühle umwerfen, dann kam ein lauter Schrei. Er kam von einem Mann. Mein erster Gedanke war, dass es Jonas war, doch dann fiel mir wieder ein, dass er nach Oben gerannt war, es konnte es also gar nicht sein. Blieb nur Pascal- oder jemand anderes, falls Marina noch mehr Männer angerufen hatte. Ich hielt Marina ganz fest und wünschte mir, wir wären so anders. Ich wünschte wir wären hier nie rein gezogen worden. Ich schloss die Augen.
Neben uns schien eine Verfolgungsjagt stattzufinden. Dann kam ein erneuter Schrei.

„Marina, hast du noch jemand anderen angerufen?“

Sie hatte die Augen geschlossen und hörte mir gar nicht zu.

„Marina!“ ich schüttelte sie, „wer befindet sich noch in der Burg?“

„Nur Pascal und er“, sie weinte ganz laut.

 „Marina,  du versteckst dich hier. Ich geh gucken ob ich Pascal helfen kann. Es ist wichtig, dass du nicht so laut weinst, er darf dich nicht finden.“

„NEIN!“, Marina verkrampfte sich in meinem Arm.„Lass mich nicht allein!“

Sanft löste ich mich aus ihrer Umarmung.

„Pascal hat dir geholfen, jetzt muss ich Pascal helfen. Versteck dich, Jonas wird gleich wieder hier sein, ihm kannst du vertrauen.“

Ich stand langsam auf und Marina setzte sich unter einen Tisch. Sie fixierte mich mit den Augen.

„Ich werde das hier nicht überleben, ich spüre das.“

Ich ging einen Schritt zu ihr zurück und schüttelte sie dieses Mal etwas heftiger.

„Diese Einstellung bringt uns nichts! Wir werden hier alle lebend raus kommen!“ Dann gab ich ein Stoßgebet zu Gott, dass ich Recht behalten würde.

 Ich schlich in den Flur, auf den Raum zu, von wo ich die Geräusche gehört hatte. In Filmen sieht Scheichen immer so einfach aus. Ich kann sagen, dass ist es nicht. Ich hatte so eine panische Angst, dass gleich jemand vor mir stehen würde, dass ich mich überhaupt nicht darauf konzentrieren konnte leise zu gehen, was auf Socken ja eigentlich schon einfacher sein musste.

Ich stand vor einer großen Holztür. Wie sollte ich die leise aufbekommen? Ich blickte auf den Kerzenständer, meine einzige Waffe. Ich drückte die Klinke und die Tür gab ein lautes Quietschen von sich. Natürlich war es quatsch, aber da ich so auf Adrenalin war, glaubte ich sogar ein Echo von dem Quietschen zu hören.

Ich schritt in den Raum, es war stockfinster. Ich drückte den Lichtschalter. Der Raum war leer, mir fiel ein Stein vom Herzen.

„Hey Man, Alter, wir können doch darüber reden!“

Das war Pascals Stimme. Es kam vom Raum nebenan. Ich rannte zum zweiten Raum und öffnete auch diese Tür.

Ich blickte durch die Türzinke.

Pascal stand in einer Ecke und vor ihm ein junger Mann mit einem Beil in der Hand.

„Du hast mit meiner Freundin geschlafen!“, schrie der Junge.

„Ich wusste nicht mal, dass du mit Marina zusammen bist“, flehte Pascal. Er blutete am Knie und hatte eine große Kopfplatzwunde. Beide hatten mich nicht bemerkt.

„Du hast einfach weiter gemacht! Jeden Tage eine andere!“, der Junge ging einen Schritt weiter auf Pascal zu.

Pascal hob schützend die Hände über seinen Kopf.

Ich trat leise in den Raum. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf um Pascal zu zeigen, dass er nichts sagen sollte. Ich ging langsam auf den Jungen zu, den Kerzenständer mit beiden Händen feste umklammert.

Doch Pascal fixierte mich mit seinen Augen, dies wiederrum fiel dem Jungen auf.

Er dreht sich zu mir um.

Es war Thomas. Der stille Junge, der Marina angehimmelt hatte und von dem sie nie Notiz genommen hatte. Noch vor ein paar Tagen hatte ich Mitleid mit ihm gehabt. Dieser war jetzt wie weggefegt.

„Sie! Sie haben uns einfach nie in Ruhe gelassen! Überall haben sie ihre Nase rein gesteckt!“, schrie Thomas mich an und kam mir immer näher. ich war wie gelähmt, konnte nicht weglaufen.

„Thomas, ganz ruhig, wir können darüber reden“, ich versuchte ihn zu besänftigen.

„Ich will nicht reden! Ich will, dass  das aufhört! Das ihr uns endlich in Ruhe lasst!“, schrie er.

Pascal nutze diese Chance um sich an Thomas vorbei zu rennen. Als Thomas das bemerkte drehte er sich blitzschnell um und ließ das Beil in Pascals Schädel sinken. Ein lautes Knirschen verriet jedem, der sich auskennen würde, dass gerade die Schädelbasis verletzt worden war- ich wusste das nicht.

Pascal sah mich schockiert an, dann fiel er zu Boden.

Thomas riss das Beil aus Pascal Kopf. Eine klebrige Masse klebte noch an dem Beil.

Ich riss die Augen auf. Mir wurde schlecht.  Ich schrie. Aber ich spürte meine Beine wieder, ich rannte los.

„Lassen sie die Waffe fallen!“, Jonas stand in der Tür, „Es ist vorbei!“

Thomas lachte. „Nein, es fängt gerade erst an!“

„Geben Sie auf, damit niemand weiteres zu Schaden kommt.“

Thomas rannte auf mich zu, das Beil voran. Ich schrie.

Drei Schüsse knallten in meinem Ohr so laut, wie ich noch nie etwas gehört hatte. Dann hörte ich nur noch ein lautes Pfeifen.

Dann sank Thomas zu Boden.

Er schnappte nach Luft. Ich bin davon überzeugt, dass er noch „Marina“ flüsterte, doch Jonas sagte später, dass Thomas gar nichts mehr gesagt haben konnte.

Ich sah Jonas an. Er hatte ihn erschossen. Einfach erschossen.

Ich begann zu zittern und zu schluchzen, meine Knie wurden weich.

Dann lief ich zu Pascal. Er war tot. Pascal war tot. Diese Verletzungen konnte niemand überleben, trotzalle dem versuchte ich seine Halsschlagader zu ertasten. Ich fand nichts.

Ich sah ihn nochmal, wie er mich anmachte auf der ersten Party. Wie blass er war, nachdem Carlos gefunden wurde. Ich sah uns in dem Restaurant und bei dem Spaziergang danach. Ich musste an unsere Küsse denken und an dem Nachmittag in seinem Zimmer. Pascal war einer von den Guten, er hatte das nicht verdient. Ich strich über sein hübsches Gesicht, er würde so vieles nie erleben können.

Jonas kniete neben Thomas.

Dann kam er auf mich zu und zog mich mit sanfter Gewalt nach oben. Er legte seinen Arm um mich und führte mich in die Cafeteria. Dort kamen uns Polizisten entgegen. Jonas redete kurz mit ihnen und zeigte auf Marina, die noch unter dem Tisch saß. Ein Polizist holte sie hervor.

 

 

Jonas ging mit mir die Treppe hoch an die frische Luft. Alles  war erhellt in einem aufdringlichen Blau. Ein Rettungsassistent kam auf mich zu.

„Geht es ihnen gut?“ Er ergriff meinen Arm und wollte mich mit sich ins Auto ziehen. Ich schleuderte ihn weg.

„Bitte lass dich untersuchen“, sagte Jonas sanft.

Ich schüttelte den Kopf, „mir geht es gut.“

„Ich werde Sophia anrufen, solange wartest du bitte bei dem Rettungsdienstpersonal.

Auf den Weg in den Rettungswagen kam eine stark geschminkte Frau auf mich zu, sie hielt ein Mikrofon in der Hand und ihr folgte ein Mann mit einer Kamera.

„Wir stehen hier live vor der Burg Halle, vor mir steht Susan Tiebtreu, die bekannte Kolumnistin aus der Frauenzeitschrift Cosmopolitan mit einem heute etwas anderen Modegeschmack“, ich sah an mir runter und starrte auf Jonas Jeans und Hemd, „Frau Tiebtreu, können sie uns erzählen, was da drinnen vorgefallen ist?“

Ich sah die Reporteren angewidert an, dann schüttelte ich den Kopf, „Fick dich!“ und ging weiter.

Ich saß im Rettungswagen, ich weiß nicht ob es Minuten oder Stunden waren. Der Rettungsassistent erhob ein paar Vitalparameter und dann wurde ich gefragt, ob ich etwas zur Beruhigung haben wollte, doch ich verneinte.

Es kamen immer mehr Polizei Autos und Jonas rannte rein und raus und wieder rein.

Irgendwann kam Sophia und ich stieg in ihr Auto.

„Susan, kommst du klar?“

Ich schüttelte den Kopf, „vor meinem Augen sind zwei Menschen gestorben. Einer hätte mich am liebsten auch tot gesehen.“

Im Haus saß Manuel im Wohnzimmer. Er umarmte mich, ich begann zu weinen, immer weiter. Manuel brauchte mich langsam in ihr Schlafzimmer. Sophia legte sich mit mir in das Ehebett und ich weinte, die ganze Nacht in ihrem Arm während Manuel im Wohnzimmer schlief.

Gegen halb vier schalte ich das Nachttisch Licht an.

„Wie kann so etwas passieren?“ Sophia reichte mir ein Glas mit Wodka.

„Ich weiß es nicht“, ich kippte den gesamten Glasinhalt in mich hinein.

„Keiner hat das verdient“, sagte Sophia.

Ich nickte. „Ich kann nicht glauben, dass Pascal tot ist, er kam mir immer“, ich suchte nach den richtigen Worten, „so lebendig vor.“

„Er ließ eben nichts anbrennen“, schmunzelte Sophia.

„Ja, aber er hatte auch Moral“, antwortete ich, „Er ist zu Marina gegangen um ihr zu helfen, obwohl er selber Angst hatte.“

Den Rest des Morgens schwiegen wir und versuchten unsere Unmacht in Alkohol zu ertrinken.

Epilog Entlassung

Epilog

 

Entlassung

 

 

Am nächsten Tag saß ich auf einer Bank vor Sophias Haus und beobachtete Lucas und Josephina beim spielen. Die Sonne schien und es war ein wunderschöner Wintertag.

Josephina und Lucas lachten ausgelassen. Für die beiden war die Welt noch in Ordnung. Ich hatte noch nicht annährund das gesehene Überwunden. Die Nacht hatte ich von Pascal geträumt, wie eigentlich jede. Es kam mir alles noch so unwirklich vor, so als wäre es noch nicht beendet.  Das Ereignis, wie ich es nur nannte, war jetzt vier Tage her. Im Fernsehen gab es nichts anderes als die Serienmorde von Halle, immer wieder wurde Jonas als der talentierte Kommissar erwähnt, der zum Moder gefunden hatte. Ich hatte seit dem Ereignis nichts mehr von ihm gehört. Er fehlte mir auch nicht, ich war ihm nicht böse, wahrscheinlich hatte er gerade seinen Durchbruch und ich wusste nur zu gut wie wichtig die Persönliche Entfaltung im Job war. Nächste Woche war Pascals Beerdigung, ich hatte mich entschlossen nicht hinzugehen, ich war gestern erst mit Sophia Essen gewesen und dann an der Stelle im Wald um mich von Pascal zu verabschieden.

Heute Morgen hatte ich einen Anruf von meiner Redakteurin bekommen, ob ich Interesse hätte einen Sonderteil in der nächsten Zeitschrift zu schreiben über die Ereignisse in Halle. Ich hatte noch nicht zugesagt, ich wusste nicht, ob ich das alles nochmal durchleben wollte, aber es wäre sicher interessant mal über etwas Ernsthaftes zu schreiben.

Noch vor zwei Wochen war mein Leben so viel einfacher gewesen.

Ein dunkelblauer BMW fuhr in die Straße ein, doch ich bemerkte ihn gar nicht. Ich sah erst auf als Josephina und Lucas „Onkel Marc“ riefen.

Marc war aus dem Auto ausgestiegen. Er trug seinen schwarzen Anzug,  und kam auf mich zu. Ich stand auf und zupfte aus Gewohnheit meine Kleider Zu Recht.

„Was machst du hier?“, ich hatte nicht die Kraft cool oder ausgelassen zu wirken. Ein bisschen war ich sogar erleichtert, ich hatte keine Kraft das mit Marc zu regeln, auf einmal gab es Wichtigeres.

„Ich bin hier um dich abzuholen.“

Ich sah ihn fragend an.

„Du bist meine Frau und gehörst zu mir. Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich habe nicht vor dich an diesen Fehler zu verlieren.“

So war Marc eben, keine langen Liebeserklärungen, keine Romantik. Cool, nüchtern.

Ich hatte mir vorstellt, wie er mich zurück erobern würde, aber so war Marc eben nicht. Keinen Ring, keine Kutsche, keine Rosen.

Dann ging er einen Schritt auf mich zu, nahm meine Hand und zog mich an seinen Arm.

„Sophia hat mir erzählt, was du durchgemacht hast. Es tut mir so leid, Kleines.“ Dann küsste er ganz sanft meine Stirn und ich ließ meinen Kopf auf seine Schultern sinken. Heimat, das war Marc für mich.

Trotz allem, was er getan hatte, schenke er mir immer noch Geborgenheit, als könnte er mich beschützen.

Sophia kam heraus und lächelte. Marc zog mich vorsichtig aus seinem Arm. Das alleine stehen viel mir fast schwer.

Marc ging auf Sophia zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich habe dich viel zu lange nicht gesehen!“

„Du kommst ja auch selten“, obwohl es etwas spitz klang lächelte sie, „Lass uns rein gehen.“

„Neeein“, Lucas kam auf Marc zugerannt.  „Können wir mal mit deinem coolen Auto fahren?“

Marc sah Sophia an, „Euer Sohn hat Geschmack!“ Dann ging er in die Hocke um mit Lucas auf Augenhöhe zu sein. Er hatte das einfach drauf, Menschen das zu geben, was die suchten. „Wir werden später eine ganz schnelle Runde drehen!“ Er strich dem Jungen über das Haar und Lucas Augen strahlten.

Gerade als wir ins Haus gehen wollten, hielt ein zweites Auto vor dem Haus. Jonas stieg aus, er trug eine lässige Jeans, ein schwarzes Hemd und dazu eine Sonnenbrille. Cool, Lässig, Sexy.

„Susan, ich wollte gucken wie es dir geht.“

Marc drehte sich um.

Das könnte jetzt peinlich werden.

„Es geht mir schon etwas besser, danke“, sagte ich schlicht.

„Marc Tiebtreu, schön, dass ich mich persönlich bei ihnen bedanken kann, dass sie sich um meine Frau gekümmert haben.“ Marc hielt Jonas seine Hand entgegen, die Jonas mit meinem schälmischen Lächeln annahm. Mir war nicht entgangen mit welchem Unterton mich Marc seine Frau genannt hatte, gewöhnlich sprach er von mir nur als Susan.

„Oh, glauben sie mir, es war mir eine wahre Freude“, er fixierte mich, während er mit Marc Sprach, „und jetzt fahrt ihr wieder nach München, ihr beide?“

„Ja“, antwortete Marc und ergriff meine Hand um mich mit ins Haus zu ziehen.

„Ich komme gleich“, sagte ich und ging zu Jonas. Marc blieb stehen.

„Komm schon Marc, oder bist du etwa eifersüchtig?“, fragte Sophia ironisch und schloss kaum merkbar die Tür hinter Marc.

 

„Du fährst mit ihm“, stelle Jonas überflüssigerweise noch einmal fest. Genaugenommen hatte ich darüber noch nicht nachgedacht, aber es stimmte. Ich würde mit ihm nach München fahren.

Also nickte ich nur.

„Ich hätte anrufen müssen Susan, das tut mir leid.“

Ich schüttelte den Kopf, „du hattest sicher viel zu tun, ich verstehe das gut, dass man manchmal mehr für seinen Job tut als nötig.“

„Der Sex…“

Ich lachte, „Der Sex mit dir war toll, aber wahrscheinlich wissen wir beide, dass es mehr um den Sex ging, als um uns beide.“

Ich merkte, dass er mir wiedersprechen wollte, aber er machte es nicht.

„Ich hoffe du findest in München Ruhe.“

Ich nickte. „Ich wünsche dir alles gute Jonas.“

Er strich vorsichtig mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann grinste er frech.

„Ich würde dir den Abschiedskuss deines Lebensgeben, aber dein Mann beobachtet und durch das Küchenfenster!“

Ich drehte mich um und sah Marc am Küchenfenster stehen und mich fixieren.

„Mach es gut“, sagte ich uns ging ins Haus.

Jonas nickte mir zu und stieg in den Wagen.

 

„Wie läuft‘s in der Kanzlei Marc?“, fragte Manuel gerade als ich hinein kam.

„Viel Arbeit, wenig Freizeit, alles wie immer!“

Alles wie immer, das traf es ziemlich genau. Alles wie immer.

Doch dann kam Marc auf mich zu und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss.

„Nein, manches ist ganz neu.“ Und wollte wirklich glauben, dass er recht behielt.

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Kleeblatt1989
23 Jahre, Rettungssanitäterin und Kinderkrankenschwester

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adventor89 ... - Es waren die " ein bisschen einsam wirkenden Tropfen auf dem alten Bahnfenster", die mich zum Weiterlesen trieben, die interessante Gedankengänge und gekonnten Schreibstil erwarten ließen.
Und sie war berechtigt, die Erwartung.
Eigentlich eine alltägliche Geschichte, die Du mit Leichtigkeit, Tiefe, Sehnsucht, Verletzlichkeit und doch auch mit Mut und Stärke ausstattest - alles unserem Wesen inneliegende Wendungen und Gedanken.
Bin noch nicht am Ende mit Lesen, doch die letzten Kapitel lasse ich mir nicht entgehen ...

Viele Grüße
Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Hallo Kleeblatt - Dein Buch gehört für mich zu den besten Büchern die ich je gelesen habe und damit meine ich nicht nur die Bücher auf myStory sondern auch die gedruckten und gekauften oder ausgeliehenen Bücher und ich lese schon seit mehreren Jahrzehnten Bücher.

Obwohl sicherlich Frauen die Zielgruppe sind, die deine Geschichte lesen, war es auch für mich spannend, unterhaltsam und abwechslungsreich und ideenreich geschrieben.

Ich vermute, es ist nicht die erste Geschichte die du geschrieben hast.

Ich finde es beeindruckend, wie du alltägliches in deine Geschichte eingebaut und damit deine Geschichte bereichert hast.

Ich glaube, du hast eine sehr gute Beobachtungsgabe, weil du deine Geschichte wie eine wahre Begebenheit mit vielen Details beschreiben konntest.

Die hast nicht nur ein Schreibtalent, du hast dein Talent schon zu einer Fähigkeit weiter entwickelt.

Gut fand ich auch, dass du die ganze Story in einem Buch, also nicht als Fortsetzungsroman, geschrieben hast, so konnte ich sie ausdrucken und auf meinem Weg zur und von der Arbeit in der Bahn lesen.

Ich wünsche dir viel Freude beim Schreiben weiterer Geschichten und falls ich mal im Buchladen ein Buch entdecke mit einer Autorin namens Kleeblatt, werde ich es kaufen.

Alles Gute wünscht dir
Montag
Vor langer Zeit - Antworten
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