Romane & Erzählungen
Yasin, der TĂŒrke - erster von vielen Teilen

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"Yasin, der TĂŒrke - erster von vielen Teilen"
Veröffentlicht am 04. Juni 2012, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, mir Gedanken darĂŒber zu machen, wie andere mich sehen. Hier gelten nur meine geschriebene Worte... mehr wird höchstens in meinen BĂŒchern ĂŒber mich erzĂ€hlt. Lest und lasst mir eure geschriebenen Worte da... ich freu mich ĂŒber jede Anregung :)
Yasin, der TĂŒrke - erster von vielen Teilen

Yasin, der TĂŒrke - erster von vielen Teilen

Beschreibung

Ein wichtiges Thema: Integration! Wie sie gelingen kann oder auch nicht...

Er war neu und alle wussten es. Es war immer so offensichtlich. Nicht nur, dass er immer in den neuen GÀngen umherirrte. Manchmal glaubte er, irgendetwas markierte ihn als das was er war. Er wusste, die anderen wussten es. Instinktiv wussten sie es: Der Neue war heimatlos. 

Geflohen aus seiner alten Heimat wegen diesem und jenem.  Mochten sie denken was sie wollten. Immer wieder neu hier hin und dorthin geschickt. Nirgendwo konnten sie hin und dort wo sie bleiben konnten wollte sie keiner haben. Yasin wollte dort auch nicht hingehören, genauso wenig wie sei Vater. Dort war es asozial und heruntergekommen. Seine Familie hatte etwas Besseres verdient. Denn Yasins Vater war nicht dumm oder Arbeitsunwillig. Nichts rechtfertigte diese billigen Absteigen. Mohammad, sein Vater, war ein studierter Mann, Lehrer von Beruf in der alten Heimat. Yasin verstand dieses neue Land manchmal immer noch nicht, obwohl er schon zehn Jahre hier lebte. Sie waren jetzt das fĂŒnfte Mal umgezogen. Mutter sagte immer es wĂ€re damit Vater eine bessere Arbeit fĂ€nde. Alle in der Familie wussten, dass es nicht stimmte. Zweimal musste Mohammad sogar noch schlechtere Arbeit annehmen. Die restliche Geschwister und auch Yasin kannten die Wahrheit und sie war erschreckend und ebenso peinlich. Er hatte noch neben zwei Schwestern einen kleinen Bruder. Sein Name war Hassan. Hassan machte stĂ€ndig Äger und ließ sich nur allzu gerne provozieren. Immer fing er Streit an oder beendete ihn, von einer Schule war er sogar schon verwiesen worden, zwei andere hatten ihnen einen Umzug dringend ans Herz gelegt. Von der letzten nahm in sein Vater ohne jedes weitere GesprĂ€ch, nachdem sich einige deutsche Eltern bei ihnen ĂŒber Hassans Verhalten  beschwert hatten. „Hassan, du bist das mustergĂŒltige Beispiel eines AuslĂ€nders. Du reprĂ€sentierst das was alle Deutschen von uns denken.“, sagte sein Vater einmal von ihm. Und deswegen war es Yasin so peinlich. Er wusste nĂ€mlich, dass viele AuslĂ€nder eben gar nicht so sind.

Zweimal hatte Yasin den Fehler gemacht und sich Freunde an den Schulen gesucht. Mittlerweile tat er das nicht mehr. Irgendwann musste er sie so wie so verlassen. Einer dieser Freunde hatte ihn mal gefragt warum er nicht auszöge. Es war sein einziger deutscher Freund gewesen bis dahin und auch bis jetzt noch. Yasin hat mit wenig VerstĂ€ndis von ihm immer gerechnet, aber diese Frage hat selbst ihn aus den Schuhen gehauen. Ausziehen? Er war der Älteste von den vier Geschwistern und damit viel ihm die Aufgabe zu sich um sie zu kĂŒmmern. Dieser Aufgabe kann man immer noch am Besten zu Hause nachkommen. Nie war es ihm in den Sinn zu kommen auszuziehen und seinen Vater mit den anderen Kindern im Stich zu lassen. Außer ihm und seinem Vater gab es niemanden der sich angemessen um sie kĂŒmmern konnte. Als Yasin dem Freund versuchte seine Kultur zu erklĂ€ren ist der nur weggegangen und hat sich an die Stirn getippt. „Selber Schuld.“, meinte der Freund wĂ€hrend er davon ging. Doch der TĂŒrke war enttĂ€uscht. Ein bisschen mehr VerstĂ€ndnis, zumindest ein wenig Toleranz hatte er erwartet. Da er sowieso kaum Freunde aufgrund seines öfteren Umziehens hatte, beschloss er einfach sich keine mehr zu suchen.

Nun war Yasin im Sekreteriat angekommen. Schon die BĂŒrokraft sah ihn komisch an, aber irgendwie war es normal fĂŒr ihn geworden. Sie war mittleren Alters mit einem kurvigen Körper und griesgrĂ€migen Gesicht.  „Guten Tag. Ich bin Yasin Özmir und wollte mich hier melden. Können Sie mir bitte sagen, wo meine neue Klasse ist?“

Die VerblĂŒffung, die sich jetzt in ihrem Gesicht spiegelte, war auch Alltag. Manchmal war er sogar direkt stolz darauf, denn nicht jeder konnte nach knapp zehn Jahren akzentfreies Deutsch. Jede BĂŒrokraft wusste im Voraus von seiner Laufbahn in Deutschland und war deshalb umso verwundeter, denn viele kannten zu mindestens seinen Bruder. Beim ersten Mal hatte er noch dummerweise nachgefragt, woher sie ihn kannte. Ihre Antwort war so einleuchtend wie beschĂ€mend gewesen. So ein Bruder ließ sich nicht verheimlichen. Immer wĂŒrde er sich herumsprechen bevor man den großen Bruder kannte. Alle erzĂ€hlten sich wie schlimm Hassan Özmir war, aber das seine drei Geschwistern Gymnasien besuchten und gute Noten hatten erwĂ€hnte niemand.

Brummig gab sie ihm Antwort. TĂŒrken mochte eben niemand in Deutschland.

Langsam machte sich er sich auf den Weg.  

Auch diese Schule war wie alle anderen. Trist, grau und nichtssagend. Das GebĂ€ude war in einer Art Hufeisen gebaut worden. Außen herum war alles gepflastert, es gab nur einen mittelgroßen Fußballplatz irgendwo hinter der Schule. Ein kleiner Bereich fĂŒr die Raucher, der wahrscheinlich nicht ausreichte und deshalb auch mal spontan erweitert wurde. Die Klassenzimmer waren auch hier nicht wirklich individuell gestaltet, bis auf einige klĂ€gliche Versuche weniger Klassenlehrer ein paar Bilder an die WĂ€nde zu bekommen. Nun hingen sie einsam und eher komisch als sinnvoll an sonst kahlen WĂ€nden. Fast alle WĂ€nde sollten bestimmt einmal weiß sein, doch mit der Zeit wurde ein hĂ€ĂŸliches, aber schultypisches Grau daraus. Ein, zwei Modernisierungen hĂ€tten der Schule auch nicht schlecht getan. Dies hier war halt ein kleines Dorfgymnasium, man konnte nicht viel erwarten.

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Hörbuch

Über den Autor

Andy91
Ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, mir Gedanken darĂŒber zu machen, wie andere mich sehen. Hier gelten nur meine geschriebene Worte... mehr wird höchstens in meinen BĂŒchern ĂŒber mich erzĂ€hlt. Lest und lasst mir eure geschriebenen Worte da... ich freu mich ĂŒber jede Anregung :)

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Andy91 Re: -
Zitat: (Original von Cupator am 09.08.2012 - 21:47 Uhr) Liebe Andy,
danke fĂŒr den ersten Eintrag in mein GĂ€stebuch, der mir Anlass war, noch einmal in den ersten Teil Deines "Yasin" reinzuschauen. Ich habe noch einmal grĂŒndlicher gelesen, will aber ganz ehrlich sein: Beim ersten Teil tue ich mir mit dem Zugang schwer. Ehe ich eine Bewertung abgebe, will ich mir die anderen Teile in Ruhe ansehen. Sprachlich ist da, auch da will ich offen sein, nach meinem Empfinden schon noch Luft nach oben. Die SĂ€tze fließen nicht recht ineinander, zumal die abrupten Subjektwechsel erschweren immer wieder das VerstĂ€ndnis.
Positiv auf jeden Fall: Die - leider - ungewöhnliche Perspektive, mit der Du Dich Deinem Thema schnell und effizient nÀherst.

Viele GrĂŒĂŸe,
Cupator


Lieber Cupator,

wir alles sind hier (die meisten zumindest) um zu lernen und ehrliches Feedback zu bekommen! Darum danke fĂŒr deine offenen Worte. Ich weiß, dass es ein bisschen schwer fĂ€llt, Kritikpunkte zu Ă€ußern, aber nur so können wir lernen.
Ob ich es dann anwende bleibt ja noch immer mir ĂŒberlassen. Also hau in die Tasten, wenn du nicht zufrieden bist, oder auch, wenn du was tolles entdeckst.

Liebe GrĂŒĂŸe,
Andy
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Liebe Andy,
danke fĂŒr den ersten Eintrag in mein GĂ€stebuch, der mir Anlass war, noch einmal in den ersten Teil Deines "Yasin" reinzuschauen. Ich habe noch einmal grĂŒndlicher gelesen, will aber ganz ehrlich sein: Beim ersten Teil tue ich mir mit dem Zugang schwer. Ehe ich eine Bewertung abgebe, will ich mir die anderen Teile in Ruhe ansehen. Sprachlich ist da, auch da will ich offen sein, nach meinem Empfinden schon noch Luft nach oben. Die SĂ€tze fließen nicht recht ineinander, zumal die abrupten Subjektwechsel erschweren immer wieder das VerstĂ€ndnis.
Positiv auf jeden Fall: Die - leider - ungewöhnliche Perspektive, mit der Du Dich Deinem Thema schnell und effizient nÀherst.

Viele GrĂŒĂŸe,
Cupator
Vor langer Zeit - Antworten
Alexmueller Re: Re: - schön zu hören, dass du der selben meinung bist^^
Zitat: (Original von Andy91 am 01.07.2012 - 00:22 Uhr)
Zitat: (Original von Alexmueller am 29.06.2012 - 10:57 Uhr) Schön das es Deutsche gibt, die AuslÀnder nicht als Kanaken sehen!
Gut geschrieben gefÀlltmir!

Schön, dass es noch mehr denken wie ich! Ich habe so viele Freunde gehabt, die nicht "deutsch" waren, aber viel netter als unsere arier waren... Es ist schade, dass viele gute in der Masse der "hassans" unter gehen! Danke fĂŒr deinen kommentar:)

Vor langer Zeit - Antworten
Andy91 Re: -
Zitat: (Original von MiLina am 29.06.2012 - 10:51 Uhr) GefÀllt mir, gefÀllt mir, gefÀllt mir.
Ich muss jetzt unbedingt den 2. Teil lesen :)

Lass dich nicht aufhalten:) schön , dass ich dich Fesseln kann:)
Vor langer Zeit - Antworten
Andy91 Re: -
Zitat: (Original von Alexmueller am 29.06.2012 - 10:57 Uhr) Schön das es Deutsche gibt, die AuslÀnder nicht als Kanaken sehen!
Gut geschrieben gefÀlltmir!

Schön, dass es noch mehr denken wie ich! Ich habe so viele Freunde gehabt, die nicht "deutsch" waren, aber viel netter als unsere arier waren... Es ist schade, dass viele gute in der Masse der "hassans" unter gehen! Danke fĂŒr deinen kommentar:)
Vor langer Zeit - Antworten
Alexmueller Schön das es Deutsche gibt, die AuslĂ€nder nicht als Kanaken sehen!
Gut geschrieben gefÀlltmir!
Vor langer Zeit - Antworten
MiLina GefĂ€llt mir, gefĂ€llt mir, gefĂ€llt mir.
Ich muss jetzt unbedingt den 2. Teil lesen :)
Vor langer Zeit - Antworten
Jeyssi Re: Re: wundervoll -
Zitat: (Original von Andy91 am 28.06.2012 - 20:13 Uhr)
Zitat: (Original von Jeyssi am 27.06.2012 - 23:20 Uhr) ich finde das buch bisher wunderbar geschriben. ich bescheftige mich selbst leiderschaftlich mit dem thema integration in deutschland..
und finde es daher klasse.
gruß


Dankeschön! Es ehrt mich! Werde mal bei Gelegenheit in deine Werke reinschnuppern.

LG

Bitte
oh das ist nett ^^...
Vor langer Zeit - Antworten
Andy91 Re: wundervoll -
Zitat: (Original von Jeyssi am 27.06.2012 - 23:20 Uhr) ich finde das buch bisher wunderbar geschriben. ich bescheftige mich selbst leiderschaftlich mit dem thema integration in deutschland..
und finde es daher klasse.
gruß


Dankeschön! Es ehrt mich! Werde mal bei Gelegenheit in deine Werke reinschnuppern.

LG
Vor langer Zeit - Antworten
Jeyssi wundervoll - ich finde das buch bisher wunderbar geschriben. ich bescheftige mich selbst leiderschaftlich mit dem thema integration in deutschland..
und finde es daher klasse.
gruß
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