Kurzgeschichte
Verlassen und ohne Hilfe

Es war ein Unfall. Nichts weiter als ein dummer Unfall. Es war Stromausfall und ich hatte doch nur diese doofe Kerze anzünden wollen. Und dann...
Ich weiß nur noch, dass es plötzlich überall um mich herum gelodert hatte. Die Flammen schossen von der Decke, auf der ich saß, in die Höhe und das Feuer zischte. Alles knackte und knirschte, die Flammen fraßen sich an den hölzernen Möbeln nach oben. Die Funken sprühten und versengten mir Kleidung, Haut und Haar. Es schmerzte und ich schrie. Durch das Feuer hindurch sah ich, ie die Tür geöffnet wurde und meiner Mutter ein Schrei entfuhr, als sie mich sah. Ich musste schon gebrannt haben, aber ich spürte nichts.Vielleicht wird man irgendwann gegen Schmerzen imun, wenn man in einem Flammenmeer sitzt und nicht mehr ein noch aus weiß.
Mein Vater kam hinzu und zog meine Mutter am Arm. "Komm", sagte er zu ihr, "wir können sie nicht mehr retten. Sie ist fast tot." Da war es, das Wort, dass ich im Moment nicht denken wollte. Tot. Wäre es eine Qual oder qürde es mich erlösen?
Ein Funke auf meiner Lippe holte mich zurück in mein Zimmer, das mir gerade die Flammen raubten. Mein Vater war weg, meine Mutter stand noch mit Tränen in den Augen da. Wieso half sie mir nicht? Mochte ja sein, dass ich das hier nicht ü berleben würde, aber ich könnte wenigstens mit dem Gedanken sterben, dass sie mir geholfen hatte. Und dann... dann ging sie. Einfach so, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich hörte Feuerwehrsirenen. Kurz darauf kam ein Licht, greller als alle Flammen zusammen, und nahm mich mit sich.

Und als ich so auf meiner kleinen, weißen Wolke saß, hörte ich, wie ein Arzt meinen Eltern erklärte, sie hätten mich retten können - wenn meine Mutter mich sofort aus dem Zimmer geholt hätte, als sie meinen Schrei gehört hatte.