Kurzgeschichte
Das erste Mal allein - Mein Beitrag zum Storybattle 13

Okay, meine Eltern sind auf dem Weg zu dieser Hochzeit in Cornwall und ich bin allein zu Hause. Und was jetzt? Erst mal einen BUBBLE-TEA in der Innenstadt holen? Nee, vielleicht später. Schließlich habe ich noch das ganze Wochenende Zeit. Außer Sonntag, da hat der Laden zu – leider. Ich könnte ein bisschen Radio hören oder fernsehen, aber die bringen doch sowieso jeden Tag den gleichen Mist: „WULFF aktuell, wie unser Ex-Bundespräsident mit seinem neuen alten Leben klar kommt.“ Dummes Fernsehen! MITTAGSGLOCKE – wie wenig Fantasie braucht man eigentlich, um einem Mittagsmagazin so einen Namen zu verpassen? Und dann wird doch wieder nur über… oh, doch mal was anderes. „Bevorstehender VUKLKANAUSBRUCH hält Island in Atem.“ War doch eine gute Idee, den Fernseher einzuschalten. Nur nicht zu lange gucken, schließlich will ich meinen Eltern ja beweisen, dass ich verantwortungsbewusst bin. Also Fernbedienung schnappen und schnell wieder aus… na gut, noch zehn Minuten… vielleicht zwanzig… ach, was soll’s. Aber – och Mann, ich muss noch Hausaufgaben machen; ich bin ja erst fünfzehn. Wäre ich älter, hätte ich keine Hausaufgaben mehr zu erledigen. Okay, dann würde ich wahrscheinlich jetzt grad überlegen, was ich heute Nacht anziehe, wenn ich auf die REEPERBAHN gehe – schließlich sind wir in Hamburg! Moment mal, was ist denn das für ein Geräusch? Ein Lied. Das Lied kenn‘ ich doch: „Photograph“ von „Nickelback“. Aber an was erinnert mich das? Woher… Oh mein Gott: Mein Handy! Wo hab‘ ich das denn hingelegt? In der Küche ist es – nicht. In meinem Zimmer… Ja, da auf meinem Schreibtisch. Wer mich da wohl anruft? Hm, die Nummer kenn‘ ich nicht. Mal fragen wer… Die Stimme – yippie, die Stimme – kenn‘ ich. Die würde ich unter hunderten von Stimmen heraus erkennen. Es ist die Stimme desjenigen, für den ich jeden MARATHON laufen würde, für den ich tausend Mal eine KAUGUMMIBLASE machen würde – obwohl ich das eigentlich gar nicht kann. Ach du meine Güte, meine Stimme klingt für ihn wie die von einem ENGEL, sagt er. Och, wie süß. Ob er für mich wohl genauso ein LIEBESGEDICHT schreiben würde, wie ich es für ihn täte? Will er mich nach einem Date fragen, oder wieso ruft er mich an? Interessant, dass er überhaupt weiß, dass ich existiere. Und von wem hat er meine Handynummer? Wenn er wegen eines Dates angerufen hätte – nur mal rein theoretisch -, wäre es dann wie in meinen Träumen? Er und ich in einer PFERDEKUTSCHE und… oh, Mist, jetzt hätte ich doch beinahe das Telefonat vergessen. Also, wieso ruft er an?

Das Titelbild hat einen Sinn - auch wenn es nur ein paar Linien sind. Es bedeutet "innerer Monolog", oder eher soetwas wie "ein Gedanke führt zum nächsten". Ich hoffe, das ergibt Sinn.