Romane & Erzählungen
Eine unerwartete... (7) - Nachricht

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"Eine unerwartete... (7) - Nachricht"
Veröffentlicht am 15. Juni 2012, 86 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich schreibe gerne - weswegen ich hier bin. In meinem Kopf schwirren so viele Ideen das ich etwas brauchte wo ich meine Geschichten schreibe & veröffentlichen konnte.
Eine unerwartete... (7) - Nachricht

Eine unerwartete... (7) - Nachricht

Einleitung

Nachdem ich die Nachricht gehört hatte, hatte ich garnichts gefühlt. Nichts - absolut nichts.

Information

Hey,

Ein weiterer Teil von 'Eine unerwartete Nachricht..' ist wiedermal da!

Ich danke GANZ ♥ - lich Luciana, meiner Co - Autorin.
Danke dafür, das du mir bei Kapitel 10&11 geholfen hast ..
Nein! - Du hast sie selbst gemacht. Danke dafür.
Mein texthänger ist nun wieder weg und das ist wirklich schön für mich.

Ich hoffe dieser Teil ist wieder gut

geworden! :)
Liebe grüße von eurer - Moni. 

Beim Psycho - Doc

Heute war der Tag, an dem wir zu dem Psychologen wollten. Sein Name, wie mir berichtet wurde, war Dr. Buch. Als ich das gehört hatte, musste ich kichern. Wer nennt sich schon Dr. Buch? Naja, er konnte ja nichts dafür. Ich konnte ja auch nichts für meinen Namen. Der Arme.. ich fragte mich, ob er wohl in seiner Schulzeit gemobbt worden war. John Buch hieß er mit vollem Namen. Wenigstens hieß er nicht Horst, Günther oder vielleicht Gustav. Ich weiß nicht wieso, doch dann wäre ich vor Lachen umgefallen! Wir waren gerade an der Praxis angekommen und schauten uns

um. Die Praxis war groß und weiß, wie jedes Krankenhaus oder jede Art von Therapiehäuschen. Ein riesiges Feld umrahmte den Eingang schön. An den äußeren Seiten befanden sich schöne bunte Blumen. Es war typisch einladend. Wollten die Psychater dich etwas einlullen, damit du ohne große Sorgen deine Geheimnisse preisgeben konntest? Mein Misstrauen wollte wohl nie vergehen. Hilfesuchend nahm ich Kathrina's Hand, die mich mit ihr in die Praxis zog. ''Wir sind da, für Dr. Buch.'' sagte sie der Dame an der Rezeption. Verwaschene Gelbtöne waren an den Wänden. Es roch typisch nach Krankenhaus, obwohl hier keine kranken

Menschen waren, .. also - äh - welche mit Krankheiten, sondern überwiegend Menschen, die ein Problem hatten, .. also psychisch Kranke. Ich mochte den Geruch von kranken Menschen nicht.. er erinnerte mich zu stark an den Tod, den nahen und grausamen Tod. Der Sensenmann lädt dich ins Krankenhaus ein und holt dich dann ab, in den Himmel, wenn er einen Platz findet, wo du verweilen kannst. Wie ein Hotelzimmer. Wenn eins frei ist, holt er dich.. so war immer meine Vorstellung des Todes. Wie bei SIMS. Der Tod ruft im Himmel an und holt dich, wenn ein Platz reserviert ist. Eine schönere Vorstellung konnte ich leider nicht

haben. Nicht sowas wie, du schläfst friedlich ein und bist dann tot! ''Hallo.'' sagte ein Mann und holte mich aus meinen Gedanken. Ich musterte ihn erstmal. ''Ich bin Dr. Buch.'' erklärte er und reichte Kathrina seine Hand. Er war groß, schlank, hatte braune Haare, war braunäugig und sehr schön. Weiße Zähne strahlten mich an und er reichte mir nun die Hand. Wortlos ergriff ich sie. ''Und das ist Jade.'' sagte Kathrina nun. Dr. Buch gab uns ein Zeichen, ihm zu folgen und ging. Schweigend folgten wir ihm in sein Büro.


''So.. wieso sind Sie denn nun bei mir? Sie haben nichts Genaues gesagt, jedoch

wüsste ich schon etwas..'' erklärte Dr. Buch. Bestimmt hatte er in meiner Akte gelesen. Mutter und Vater tot. Armes Kind. Ich seufzte lautstark und zuckte sofort zusammen, als Dr. Buch mich fragend ansah. ''Ja,.. es ist wegen der Sache..'' fing Kathrina an zu erzählen, doch sie verstummte. Ich nahm meinen Mut zusammen und sah Dr. Buch in die Augen. ''John,'' fing ich an,''Ich bin ehrlich zu ihnen. Ich hasse Psycho - Doc's. Ich finde es ist einfach dumm, sein Geld auf diese Art rauszuwerfen, obwohl man auch mit einer guten Freundin reden kann. Wie immer es auch sei, es geht um meine Eltern. Beide tot. Beide in den letzten Wochen. Meine

Mutter erst... vor weniger als einer Woche.'' erklärte ich. Die ganze Zeit hielt ich meinen Blick auf seinen Augen geheftet, doch sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Belustigt schaute er nun auf. ''Ach ja? Warum sind Sie dann hier, bei dieser Verschwendung?'' fragte er und grinste. ''Kathrina hat mich überredet.'' erklärte ich und lehnte mich zurück. Dr. Buch sah verdutzt aus. ''Na gut. Dann lassen Sie uns die Zeit nutzen und erklären Sie mir mal.. was genau passiert ist.'' forderte er und lehnte sich zurück.

Die Idee

Die letzten Tage verliefen besser als gedacht. Jay war, auf meine Bitte hin, zurückgereist und verweilte nun bei Sally und Kevin, die ihr 1 - Wöchiges feierten. Ben ließ mich so gut wie möglich in Ruhe, was mir auch so besser gefiel, doch.. fehlte er mir irgendwie. Kathrina und ich versuchten nun, uns mit unseren Problemen zu helfen. Kathrina hatte auch die Idee, zu einem Psycho - Doc zu gehen, doch ich.. mochte sie irgendwie nicht. Ich mied sie immer gerne! Es war mir nie klar gewesen, wieso man einem wildfremden für Geld seine geheimsten Geheimnisse erzählte. Ja, es gab die

ärztliche Schweigepflicht, doch ich vertraute denen doch nicht ganz. ''Es wäre doch für uns beide gut.'' hatte Kathrina gesagt, doch ich hatte nur ungläubig den Kopf geschüttelt. War sie jemals bei einem gewesen? Ich glaubte nicht! Ich schon, da meine Mutter eine Krankheit gehabt hatte und sie wissen wollten, ob ich zurecht kam. Es war ätzend gewesen. Ich hatte so getan, als ob alles super wäre und war in Ruhe gelassen worden. Sally, meine beste Freundin, war doch die beste Psychologin der Welt. Sie kannte meine Gefühle, und das war doch perfekt! Ich weiß - nicht jeder hat Freunde. Oder überhaupt vertrauenswürdige Freunde!

''Aber komm... was sollen wir sonst tun? Du mein Doc ich deiner?'' hatte sie daraufhin gefragt. Damals hatte ich Hunger, also konnte ich kein Augenrollen vermeiden. ''Och komm schon!'' hatte sie gebettelt, bis ich ja sagte. Der Termin wäre Morgen um 15 Uhr. Ich konnte mich nicht drücken, das wäre unmöglich gewesen, also würde ich einfach die Wahrheit sagen. Das ich nicht zu ihm wollte, dass ich Psychologen nicht mochte, all das Zeug. 

Der Tod meines Vaters

''Ich erzähle es ihnen von Anfang an.'' erklärte ich und lehnte mich auch zurück. Ich würde ihm die ganze Wahrheit sagen. Alles! ''Erzählen sie mir erstmal von dem Tod ihres Vaters.'' bat er mich und sperrte die Ohren auf. Ich nickte. 


''Ich war in der Schule, als die Sekretärin mich rausbat. Ich glaube.. es war Mathe. Egal, das ist nicht wichtig. Jedenfalls erzählte sie mir, dass mein Dad tot war. Ich fragte nicht wie oder warum, ich stand einfach stumm und nickend vor der Tür, sogar als sie weg

war. Ich war nicht einmal geschockt. Ich hatte nichts gefühlt, was mich verwirrte. Ich hatte auf die Bitte hin Jay, meinem Freund, erzählt was los war. Er war sichtlich bestürzt und das mehr als ich.. Ich fragte ihn warum ich nichts fühlte und.. ja.. er hatte keine Antwort. Auf meine Bitte hin, erzählte er es Kevin und Sally, meine beiden anderen Freunde. Alle hatten mir ihr Beileid geschenkt, doch sogar in dem leeren und einsamen Haus fühlte ich immer noch nichts. Ich weiß noch immer nicht wieso, Doctor. Als mein Lehrer mich vor meiner Klasse darauf ansprach, ob ich gehen würde, schenkte mir nochmal Kevin in der Öffentlichkeit Beileid,

worauf Jay - mit Recht - ausgerastet ist. Er hat ihn verprügelt, naja, es war ein Schlag ins Gesicht und er hatte geblutet, jedoch.. egal. Jay war ausgerastet weil Kevin anfangs nur gelacht hatte, als er es ihm, als sie allein waren, die Nachricht gesagt hatte. Mir gegenüber vermittelte er aber Beileid, was Jay unfair fand. Obwohl Jay mir damals die Wahrheit wegen seinem Ausraster gesagt hatte, hatte ich ihm nicht geglaubt. Mein Verstand .. wollte es nicht wahrnehmen. Heute noch tut es mir sehr Leid. Was mich jedoch am meisten aufregte, war Natalie! Sie hatte... die ganze Zeit den Tod meines Vaters so.. für eine Lachnummer gehalten und ihr Beileid

geheuchelt! Dann hätte sie es auch gleich lassen können! .. Naja - Jay versuchte mir zu erklären, was los war, wie gesagt, und Kevin hatte unser Gespräch belauscht und alles abgestritten. ..Die beiden haben mich richtig aufgeregt und ich rannte auf den Schulhof, wo ich.. ja.. irgendwie zusammenbrach.'' erklärte ich. ''Es war das erste Mal seit dem Vorfall das ich etwas .. gefühlt hatte. Besonders die Schuld und die Einsamkeit.. sie waren deutlich zu sehen in dem Gefühlschaos.'' beendete ich den Bericht.


Dr. Buch schaute mich an. ''Okay. Reden wir darüber nächstes Mal weiter. Morgen

früh um.. 10 Uhr?'' fragte er nun. Leider war die Zeit wirklich schon um. Warte! Dachte ich gerade.. ''Leider?'' Egal. Das erste Mal hatte ich mir bewusst gemacht.. was.. da in mir vorging. Seit.. Mom's Tod halt. ''Okay.'' sagte Kathrina. ''Vielleicht ist es besser das wir, Kathrina, uns erst beim übernächsten Mal sehen?'' fragte er und schaute sie bittend an. Ich wusste, dass er Recht hatte. Wir hatten bei mir bestimmt viel mehr zu berichten.. ''Sie kommen einfach mit, wenn wir bei dem Punkt sind, als sie hier einzog. Ist das für sie okay, Kathrina?'' Er lächelte. Kathrina nickte eifrig und wir schüttelten Hände, so lange, bis wir endlich gingen. ''War

doch gut?'' sagte Kathrina. Immer weiter gingen wir in Richtung Sonnenuntergang. Das Waisenmädchen und das Mädchen, das dafür verantwortlich war. Würde sie sich selber mal verpfeifen? Ich denke nicht. Würde ich es tun? .. 



Der 2. Termin

''So erzählen Sie doch.'' sagte Dr. Buch. Diesmal saß ich ganz alleine mit ihm in seinem Büro. Ich hatte versucht, gestern schon mal richtige Ausdrücke für meinen Bericht zu finden. Bessere, als zu sagen Natalie sei eine.. ehm ja. Schlampe. So hatte ich ja auch Kathrina genannt, doch ich fand es unfair gegenüber dem Psycho - Doc. Ich hatte den ganzen Abend versucht, mich genau - ganz kristallklar - zu erinnern, was passiert war. Von meinem Essen zu meinen Hausaufgaben - ach nein. Nur die wichtigen Sachen. Gefühle, Wörter, .. all das Zeugs! 


''Also, Psycho - Doc. Sorry - Mein Spitzname für Sie. Also.. es war so. Als ich mir über all meine Gefühle klar geworden war, wollte ich nur eins.. Tschüss sagen. Ich war ja nicht mal bei der Beerdigung gewesen.. ich hatte mich nicht verabschiedet und es tat mir leid. Es hatte mich noch nicht mal interessiert, warum er gestorben ist. Ich sagte ihm - ja ja, verrückt, nicht wahr? - dass.. es mir leid tut. Es tat mir alles so schrecklich leid.'' Ich fühlte den Kloß in meinem Hals, als ich weiterredete. ''Ich bin .. zu Jay gegangen und habe Danke gesagt. Ach warten Sie, da fehlt ja ein Teil. Kevin kam zu mir und erklärte mir

die Wahrheit. Das, was Jay die ganze Zeit gesagt hatte... und dann ging ich halt, wie gesagt, zu Jay und sagte Danke. Halt für alles. Er war immer für mich da .. und er wollte mich nur beschützen. Ich hatte mich also auch entschieden, zu meiner Mom zu fliegen. Jedoch.. blieb ich noch eine Weile. Als es Zeit war zu gehen, verabschiedete ich mich von allen. Sogar von Natalie. Jay war .. nicht da. Auf einmal stand er dann doch hinter mir, .. mit Rosen. Ich wusste, dass ich irgendwann zurückgehen würde.. Irgendwann. ..Na ja.. Doktor.Ich habe ihn geküsst, denn ich hatte mich verliebt. Schon.. damals.'' erklärte ich. ''Danach stieg ich ins Taxi

und flog zu meiner Mutter.'' 


Dr. Buch sah mich an. ''Okay. Dann lassen Sie uns nun über das Ganze reden.'' sagte er nun. Reden. Das war immer so eine Sache. Dazu gehörte Denken, Satzbau, ..all das. ''Okay.'' erwiderte ich ruhig. ''Also, .. wie kommen Sie mit dem Tod Ihres Vaters klar?'' Ich schaute hoch. Das war eigentlich eine einfache Frage. Ja - eigentlich. ''Ich.. ich denke oft daran. Er war der Mann in meinem Leben, der alles für mich getan hat. Ich.. konnte immer auf ihn zählen, wissen Sie, Doktor?'' Ich schaute wieder zu dem Bild mit den Blumen. Es waren Nelken in schönen,

bunten Farben abgebildet. ''Wie war es ohne ihn?'' fragte er nun. Sein Blick ruhte auf seinem Klemmbrett. Er schrieb Notizen. ''..Es war alles so still. Trotzdem leicht. Es war.. einsam..'' erklärte ich. Plötzlich fühlte ich wieder diesen Kloß im Hals. Dr. Buch nickte. ''Und ihre Freunde waren für Sie da, richtig?'' fragte er nun. Ich nickte stumm. Natürlich waren sie für mich da gewesen, es waren wahre Freunde. ''Und da haben Sie sich verliebt, Jade?'' Diesmal schaute er in meine Augen. Schweigend nickte ich. ''Wieso haben Sie sich erst dann verliebt.. oder es gemerkt?'' fragte er nun. Ich merkte, wie er sich schnell Notizen machte.

''Ich.. hab gemerkt, dass er für mich da war,.. egal, was war.'' Ich schaute auf den Boden. Er war sogar für mich da gewesen, als ich ihn sitzen gelassen hatte und Ben genommen hatte. Hat er das gemacht, um mich für sich zu gewinnen, oder für mein Wohlergehen? ''Mhm.'' sagte nun Dr. Buch und holte mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf die Uhr. 5 - 4 - 3 - 2 - 1 - ''So, tschüss.'' sagte ich schnell und stand auf. Der Doktor schaute auf die Uhr. ''Sie müssen Psychologen wirklich hassen, wenn sie so stürmisch den Raum verlassen wollen.'' bemerkte er. Ich beachtete seinen Kommentar nicht und ging hinaus. Nächstes Mal würde

Kathrina wieder dabei sein und dann würde mir wohl nicht alles so peinlich sein. In meinem Kopf sagte Dr. Buch noch einmal: ''Und da haben Sie sich verliebt, Jade?'' Ich errötete. Ja. Ich liebte ihn!

Der 3. Termin

''Wie wars?'' fragte Jay. Ich schaute auf die Uhr. Nicht mehr lange und ich musste auflegen.. ! ''Gut. Na ja. Du weißt, ich hasse Psycho -Doc's! Er weiß jetzt .. vieles, aber nicht alles über den Tod und die Gefühle bei meinem Dad.. also.. Gefühle von mir.'' Mein Kopf fühlte sich heiß an und ich schwitzte. Ich zitterte auch, jedoch schloss ich einfach auf Nervosität. ''Lass uns gehen.'' sagte Kathrina nun und lächelte mich an. Stumm nickte ich und wir gingen los. ''Bye Jay.'' beendete ich das Gespräch und legte auf. ''Irgendwelche Zweifel?'' fragte Kathrina nun. Sie

mochte den Doc, dass war irgendwie... klar? ''Ja. Wie die ganze Zeit.. egal.'' 


Dieses Mal war Dr. Buch nicht pünktlich wie sonst. Er kam eine halbe Stunde zu spät, wollte aber trotzdem eine Stunde reden. Heute war auch Kathrina an meiner Seite. Der Doc hatte schon angekündigt, dass er, nachdem er mit uns beiden geredet hatte, nur mit Kathrina reden wollte. Wahrscheinlich wollte er wissen, ob ich die Wahrheit sagte und sowas! Nein - meine Verachtung gegenüber Psychologen war noch nicht weg und ich fragte mich auch jeden Tag, ob das Sinn machte. Kathrina wusste auch nicht viel über den Tod

meines Vaters und meine Freunden zu Hause, doch sie.. konnte einiges nachfühlen. Ich starrte auf das Bild mit den Nelken, an der Wand, links. Ich spürte im Moment nur noch Leere, wenn ich an den Tod meiner Eltern dachte, doch das wollte ich Dr. Buch nicht sagen. Würde er verstehen, wenn ich ihm sagen würde, dass ich die Hoffnung aufgegeben habe? Dass der Glaube weg ist? ..


''So. Kathrina ist nun auch dabei, also geht es nun um den Aufenthalt bei Ihrer Mutter, oder, Jade?'' fragte er am Anfang. Ich nickte. Jetzt würde vielleicht auch der Teil mit Ben

kommen.. Meine Muskeln spannten sich an und ich knirschte mit den Zähnen. Wie sollte ich einem Fremden mein Liebesleben erklären? ''Also, Doc. Es war so, dass ich zu meiner Mutter fuhr. Sie hatte alles aufgeräumt und geputzt. Ganz ehrlich, es hatte mich genervt. Jetzt sollte ich zu ihr. Jetzt, wenn er weg war. Warum war sie dann erst für mich da? Wollte sie nur selbst einen, der sie tröstet? Doc. Ich war .. wegen bestimmten Umständen in Richtung See gelaufen und saß dort .. bis ich Ben kennengelernt habe.'' beendete ich meinen Bericht. Klar - das war nichtmal ansatzweise alles! Dr. Buch sah mich fragend an. ''Welche Umstände, Jade?''

Ich schaute ihn an. Er sah nun neutral aus. Das mussten die doch können - oder? ''Ich habe mit Jay telefoniert.. gesagt das ich da bin..'' erklärte ich. ''Vielleicht brauchte deine Mutter wirklich selber jemanden, der sie tröstete?'' fragte er mich nun. Natürlich wusste ich die Antwort nicht, doch seine Fragen sollten auch zum Nachdenken anregen. Typisch Psycho - Doc. ''Okay, Jade, reden Sie doch bitte weiter. Was ist dann passiert, als Sie Ben kennegelernt haben?'' Ich legte meine Hände in den Schoß. 


''Ich kam zurück zu meiner Mom. Sie war natürlich voller Sorge, doch das

kaufte ich ihr nicht ab. Sie sorgte sich nie um mich! Ich war ihr völlig egal gewesen.. so viele Jahre lang! .. Jedenfalls fragte ich sie nach der Ursache für den Tod von meinem Dad. Er wurde in der Badewanne ohnmächtig und ist ertrunken.. ich hätte ihn vielleicht gefunden!'' warf ich mir selbst vor. In meinem Hals war ein dicker Kloß und mir fiehl es schwer zu sprechen. "In der Nacht darauf hatte ich einen schrecklichen Alptraum. Er ging um den Tod meines Dad's.'' Dr. Buch sah mich an und hob eine Augenbraue. ''Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie die Ursache herausgefunden hatten?'' fragte er. Ich schaute auf den Boden. ''Schuldig. Ich..

hätte ihn finden können.'' erklärte ich. Das war die Wahrheit - leider. Kathrina sah mich nicht ein Stück an. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie auf den Boden starrte. ''Sind Sie sauer auf ihre Mutter gewesen, Jade?'' fragte er nun. Die Antwort kam schneller als erwartet. ''Ja. Ich war sauer auf sie. Ich war tierisch sauer. Sie hatte mich allein gelassen. Dad ist immer für mich da gewesen! Immer! ''Und vermissen Sie Ihren Dad?'' fragte er nun. Ich starrte auf die Punkte auf seiner Krawatte. Eine Blaue mit roten Punkten. Ich nickte stumm. Ich vermisste ihn mehr als jeden anderen Menschen auf dieser großen Welt! Ich schluckte schwer. Innerlich

betete ich darum, dass er endlich mit Kathrina reden würde, doch es kam nicht dazu. Also ging es weiter.





Der Aufbruch

Immer noch dachte ich an das, was Dr. Buch gesagt und erklärt hatte. Die Fragen, die er mir gestellt hatte, stellte ich mir nochmal in aller Ruhe. War ich sauer auf meine Mutter gewesen? - Ja, das war ich. Vermisste ich meinen Dad? - Ohne Frage, ja! Wie fühlte ich mich die ganze Zeit? - Einsam.. Es war schwer für mich, so allein zu sein. Umgeben von tausenden von Menschen und doch allein. Ich hatte niemanden, denn ich brauchte nur meinen Dad. Und damals waren Jay, Sally und Kevin auch nicht da. Dr. Buch war sogar neutral geblieben als ich ihm erzählte - na ja, mit Kathrina

- das ich Jay nicht vertraut habe, obwohl er Recht gehabt hatte. Ich erzählte ihm alles, doch irgendwie immer noch zu wenig von alledem. Ich sagte ihm nicht, dass ich furchtbare Schuldgefühle hatte, das sie mich Tag und Nacht plagten. Ich sagte ihm, dass ich nicht geantwortet hatte, als Jay mir diese drei wundervollen Wörter gesagt hatte. Ich hatte viel erzählt.. Ich habe ihm das mit Ben und Jay erzählt, doch es war mir sichtlich peinlich gewesen. Immer noch fühlte ich die Röte in meinem Gesicht. Auf einmal holte ein Klopfen an meiner Zimmertür mich aus meinen Gedanken. Ich schaute hoch. ''Ja?'' 


''Jade. Wie gehts dir?'' fragte Kathrina, die im Pyjama hineingetappt kam. Ich kuschelte mich in meine Decke und gähnte. ''Gut. Ich denke nur sehr viel nach..'' erklärte ich. Ich hatte Kathrina schon irgendwie verziehen, aber nur, damit sie es selbst tun konnte. Ich wusste, wie Schuldgefühle waren, und es war gut, dass sie sie hatte, denn das zeigte - Kathrina war menschlich! Ich hatte so oft Nachrichten bekommen, die unerwartet waren, doch nicht jede war so schlecht. Das Leben bringt viele Nachrichten mit sich. Es gibt immer einen Grund für irgendetwas. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es einen Grund

für alles gab, wie könnte ich Tag für Tag in dem gleichem Körper, mit dem gleichen Leben, aufstehen? Wie würde ich es überstehen? Ohne dieses Wissen wäre meine Hoffnung sinnlos. Ich schaute zu Kathrina. ''Wir schaffen das zusammen.'' flüsterte ich leise. Meine Stimme war schon wieder weg! Kathrina nicke dankbar und umarmte mich. Wenn ich zurückdenken würde, wäre alles meine Schuld. Würde Kathrina sich irgendwann selbst stellen? Ich starrte auf mein Handy. Es war Zeit, meine Freunde anzurufen. Ich bat Kathrina hinaus und holte mein Handy. Eine verschlafene Stimme begrüßte mich.


Zufrieden lag ich in meinem Bett. Drei Stunden hatte der Anruf gedauert - insgesamt. Das waren vielleicht Plappertaschen! Ich überlegte kurz. Schnell und entschlossen stand ich auf und stampfte zu Kathrina. Ich schlug die Tür auf. ''Ich werde sie besuchen.'' Zuerst starrte Kathrina mich verwirrt an, bis sie begriff, was ich meinte. Sie nickte. ''Wann?'' fragte sie nun. Ich schaute auf die Uhr. ''Morgen früh bin ich da.'' erklärte ich. Vorwurfsvoll starrte Kathrina mich an. ''Guck nicht so! Mund zu, Kay. Ich muss nun los..'' erklärte ich und ging weiter, bevor sie noch irgendwelche Einsprüche erheben

konnte. Das Gespräch mit Sally war gut gewesen. Ich hatte die drei sooo vermisst! Sally und Kevins Beziehung lief wohl richtig gut - wie mir berichtet wurde. Jay hätte ich glatt schon am Handy niedergeküsst.. Ich vermisste ihn so sehr, wie ich früher meinen Teddybären mit acht Jahren vermisst hatte. Ich lächelte und packte schnell eine Tasche voll Sachen. Als ich die Tür aufriss, schlug mir die Kälte ins Gesicht. ''Erzähl du Dr.Buch alles Wichtige.'' erklärte ich und verabschiedete mich von Kathrina. Süßlich grinsend zog sie sich nun zurück und überließ mich meinem nächsten Kapitel. Kathrina selbst war ein Kapitel in meinem Leben gewesen, wenn

ich auch nicht sagen konnte, ob es ein Gutes war! Entschlossen nahm ich den Griff meiner Tasche fester und ging hinaus in die Kälte.

Vorstellung des Todes

Die Fahrt über wollte ich nicht schlafen, nicht denken - einfach gar nichts tun! Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und schaute aus dem Fenster. Es war schwer, nicht darüber nachzudenken.. Über den Tod. Früher, als ich ein kleines Kindlein gewesen war, hatte ich immer gedacht, dass jeder Stern am Himmel ein Mensch ist, der neu geboren wird und am Ende wieder zum Himmelszelt zurückkehren wird. Eine süße Vorstellung des Todes. Ich musste grinsen. Ich glaubte nicht an den Himmel oder die Hölle. Jeder Mensch hatte seine Leiche im Keller, ob eine große oder eine

kleine - jeder. Nur weil manche Menschen ihre Fehler gutmachen und andere nicht, heißt es nicht, dass sie in ein Paradies kommen, das wir Himmel nennen. Ich schaute die Sterne an. Schöne Sterne, wenn auch nicht die Sterne, wie man sie malte. Immer wenn ich zu den Sternen sah, dachte ich an die Toten. Dad. Mom. Sie waren wieder vereint. Wie lange würde es dauern, bis ich ihnen folgen würde? Wiedermal war ich alleine. Würde jemals jemand immer an meiner Seite sein? Und im Sand mit mir gehen? Würde jemand, wie in diesem süßen Spruch, mich tragen, in den schwierigen Zeiten, wodurch mann nur eine Fußspur sieht? Würde es einen

Menschen geben, der mir den Schmerz wegküsste? Ja, bestimmt. Eine Träne rollte mir die Wange hinunter. Eine andere süße Vorstellung des Todes, waren Tränen. Kinder denken manchmal, dass jede Träne einen Menschen darstellt. Komisch, aber irgendwie süß. Ich lehnte mich ans Fenster und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, bis ich ins Land der Träume gezogen wurde.


Ich saß in meiner alten Klasse. Jeder hatte etwas auffälliges Buntes an, außer mir. Ich steckte in einem grauen Müllsack. Verwundert stand ich auf, doch niemand sah zu mir. Vor mir waren Kevin und Sally, eng umschlungen. Es

war ein süßes Bild, doch wurde ich von etwas anderem abgelenkt. Jay stand neben Natalie. Lachend. Ich stampfte zu Jay hin und rief zuckersüß eine Begrüßung, doch er beachtete mich nicht. ''Hallo?!'' schrie ich. Keine Reaktion. Alle taten so, als wäre ich nicht anwesend. Es war ein schreckliches Gefühl, nicht beachtet zu werden. Keines Blickes gewürdigt zu werden. Ich sah deutlich, dass die beiden flirteten und mir stieg Hitze ins Gesicht. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte am liebsten irgendwo draufschlagen. Jetzt erst verstand ich, was genau los war. Das war alles gar nicht real. Das waren meine Ängste. Das

Jay mich betrügen würde, Einsamkeit.. all das. Nur wo blieb der Tod? Hatte ich davor keine Angst? Ich wusste, dass er kommen würde, doch wie? Ich streckte meine Hand aus, um Jay anzufassen. Auf einmal zerfiel das ganze Bild, was sich mir gerade geboten hatte, und ein Neues tauchte auf. Ein Engel schwebte über einem Grabstein. Der Name meiner Familie stand darauf. ''Ich weiß, dass du keine Angst hast, Kind. Sei tapfer.'' erklärte der Engel und flog davon. Ich blieb allein mit dem Grabstein. Vorsichtig strich ich über den Grabstein. Ja - ich hatte keine Angst. Plötzlich fiel ich in ein schwarzes Loch und wachte angelehnt am Fenster auf. Wie erwartet -

ein Traum.


Ich stand vor der Einfahrt zu meiner alten Schule. Bestimmt würden Konsequenzen folgen, da ich einfahc so gegangen war - ohne Bescheinigung, doch es war mir eigentlich völlig egal. Ich musste lachen. Endlich war ich wieder zuhause - es würde eine tolle Überraschung werden! Fest entschlossen ging ich den Weg zu meiner Klasse. Ich schaute nicht nach links oder rechts, doch aus dem Augenwinkel sah ich die verwunderten Blicke der Schüler, die ich zufällig kannte. Die Tür zu meiner Klasse war zu doch ich hörte die Stimmen. Der Unterricht hatte noch nicht angefangen.

Ich schlug fest entschlossen die Tür auf und blickte in die überraschten Mienen meiner alten Klassenkameraden. Am meisten hatte es Natalie getroffen. Mit offenem Mund gaffte sie zu mir. Typisch nuttig angezogen saß sie aufreizend auf dem Pult. Ich schnaubte.


''Hey Leute.'' begrüßte ich sie fröhlich. Jay, Sally, Kevin und andere kamen zu mir, doch meine 3 Besten bekamen natürlich erstmal eine dicke fette Umarmung! ''Was machst du hier?'' fragte Sally, den Tränen nahe. Ich musste fast auch weinen! Ich hatte sie so vermisst.. ''Ich besuche euch alle!'' rief ich und bekam auch feuchte Augen.

Hach - Sally war wirklich ein süßes Stück etwas! Jay umarmte mich nochimmer und gab mir zärtlich einen Kuss. ''Hey..'' flüsterte er. Ich schaute ihn an. Er hatte sich nicht verändert er war immernoch so wie vorher - nicht das es schlecht war! Ich wuschelte ihm durch seine Haare und gab ihm einen Kuss. ''Ich liebe dich.'' flüsterte ich. Ich konnte einmal alles vergessen. Den Tod, den Psychologen, Kathrina - Ben. Kevin umarmte mich stürmisch als Jay mich endlich losließ um eine Sekunde später Sally einen Schmatzer zu verpassen. Sie waren immernoch zusammen - und sooo süß! Ich kicherte. Sie waren die allerbesten Freunde die ich hatte.

Obwohl sie hier in diesem Kaff waren, halfen sie mir alles zu verarbeiten. Besonders Jay hatte viel dafür getan. Das schönste war immernoch, wenn er mich in die Arme nahm und die lieblichen drei Wörter flüsterte. Tja - Freunde sind wie Sterne. Man sieht sie nicht immer, aber sie sind immer da. Immer für dich da.

 

Nachhilfe

''Du besuchst uns? Einfach so?'' fragte Jay erstaunt. Einfach so - klar. Wieso eigentlich auch nicht? Zögernd nickte ich und kicherte. Bestimmt würde ich gleich gehen müssen, wegen dem Unterricht von.. Mr. Stone. Er war einfach nicht umzustimmen, wenn es um seinen geliebten Chemieunterricht ging! Ich schaute lächelnd in die Gesichter meiner drei Besten. Sally kam nochmal her und umarmte mich. ''Freut mich.'' flüsterte sie. Sie hatte ihre Haare elegant hochgesteckt, was ziemlich sexy aussah. Kevin grinste die ganze Zeit mich an, wahrscheinlich weil er gemerkt hatte,

das ich sah, wie er Sally dauernd anstarrte. Ich wünschte mir insgeheim, dass er es nicht versauen würde. Auf einmal kam eine Person in den Raum, die ich schon an den Schuhen erkannt hätte. Mr. Stone. Die ersten Minuten bemerkte er mich gar nicht. Gemütlich räumte er seine Akten hinaus und schrieb ein paar Sachen an die Tafel. ''Atome.'' erklärte er und drehte sich nicht ein Stück herum. ''Unser neues Thema. Weiß einer etwas über Atome?'' fragte er in die Runde. Das Einzigste, was mich ansah, war sein Rücken in einem schwarzen Anzug. ''Atome sind keine massiven Kugeln, wie es Dalton sagte. Außerdem ist in jedem Atom ein Atomkern und

diesen Kern umhüllt eine Atomhülle. Es gibt Protonen, Neutronen und Elektronen.'' listete ich auf.


Verwundert drehte sich Mr. Stone um. ''Jade!'' rief er überrascht. Ich grinste. ''Schön dich zu sehen. Ehm..'' fing er an zu reden, doch Kevin unterbrach ihn. ''Sie besucht uns. Darf sie im Unterricht mitmachen, Alter?'' Ich schaute zu Kevin. Die ganze Klasse lachte, nur Mr. Stone nicht. ''So, der Alte erlaubt es Jade, aber nur, weil sie gerade mit ihrer Antwort richtig lag.'' sagte er zu Kevin und wandte sich nun an mich. ''Jade? Woher weißt du das?'' fragte er nun neugierig. Ich grinste. In meiner neuen

Klasse hatte ich das Thema schon - und es war sooo einfach! Mr. Stone hätte es bestimmt super gemacht, wenn er es mir hätte beibringen müssen. Ich erzählte ihm vom Chemieunterricht in meiner neuen Schule. Gespannt hörte meine Klasse zu. Ich konnte in Ruhe alles Mögliche über das Gewicht der Protonen und Neutronen erzählen und ich hörte nicht mal ein Husten! Doch dann kam es. ''Ja ja. Können wir weitermachen, Mr. Stone?'' fragte Natalie und kaute verführerisch auf ihrem Stift herum. Mr. Stone sah nicht gerade beeindruckt aus, doch er machte mit dem Unterricht weiter. Das Letzte, was ich von Natalie mitbekam, bevor ich genervt weiter dem

Unterricht meiner alten Schule folgte, war ein verführerischer Blick zu Jay. 


Es war Pause und meine drei Besten und ich versuchten, uns in die Cafeteria zu drängeln. Alles war voll mit Schülern und Lehrern - ungewöhnlich für einen Donnerstag. Ich schaute auf die Uhr. Es war natürlich noch sehr früh. Mir hatte Mr. Stone's Unterricht sehr viel Spaß gemacht, und auf dem Gang hatten mich einige Lehrer, die mich gesehen hatten, angesprochen über meine Lage. Keiner von ihnen wusste etwas über das mit meiner Mom. Ich wollte nicht darüber reden, also behauptete ich immer wieder, dass alles super sei. Jay sah mich nur

andauernd komisch von der Seite an. Egal! Wir drängelten uns gerade auf die Bühne, die die Theatergruppen oder die Schulband bei Auftritten benutzte und aßen da unser Essen, weil kein Platz mehr da war. Natalie kam anstolziert. Egal, ob ich sie mochte oder nicht, so wie sie ging, das war.. hammer. Sie ging zu Jay und quetschte sich zu uns, mit einem lauten ''Hallöchen!''. Genervt rutschte ich ein Stück nach rechts. ''Kevin, üben wir heute wieder Mathe?'' fragte sie süßlich und klimperte mit den Wimpern. Ich hätte kotzen können! Was sollte das denn? Ich schaute Kevin entgeistert an, doch er hatte nur Augen für Natalie. ''Klar. Komm du bei mir

vorbei oder.. wir machen es noch aus!'' sagte er und umarmte sie. Mit einem hammer Gang stolzierte sie wieder weg. Ich schaute fragend zu Kevin, der meinen Blick auffing. ''Sie braucht Mathenachhilfe.'' erklärte er, ohne mit der Wimper zu zucken. ''Da wunderst du dich? - Sie ist blond!'' erklärte ich vorwurfsvoll und ging hinaus auf den Pausenhof.

Die Sache mit Kevin und Natalie

Eigentlich wollte ich nochmal mit Sally über diese Sache mit der Mathenachhilfe sprechen, aber ich wollte keine Probleme machen, wo doch vielleicht alles in Ordnung war. Stattdessen erzählte ich Jay, was mir Sorgen machte. Während wir zusammen auf dem Sofa in meinem alten Haus saßen und kuschelten, versuchte er, mich zu beruhigen. "Die beiden haben schon seit sie zusammen sind nur Augen füreinander. Kevin betrügt Sally nicht", war er überzeugt. Ich war mir da nicht so sicher. Wäre ich ein Junge, würde ich bei Natalies Aussehen wahrscheinlich auch schwach

werden. Und ich hatte Kevins Blick gesehen. Diesen Wow-Blick. "Bist du dir sicher? Natalie sah nicht so aus als würde sie nur wegen der Nachhilfe zu Kevin wollen." Sanft streichelte er mir über den Kopf. "Jade, Schatz, selbst wenn sie es auf ihn abgesehen hat, heißt das doch noch lange nicht, dass er sich auf sie einlässt. Er weiß doch, was für ein Glück er mit Sally hat. Diese Ziege hat doch charakterlich überhaupt nichts drauf!" Er hatte ja Recht. Ja, er hatte Recht. "Wie geht es dir denn eigentlich?" fragte er jetzt. Tja, wie ging es mir? Ich hatte meine Eltern verloren, musste  zum Psychater, lebte weit weg von meinem Freund. Außerdem war es ungewohnt,

wieder in meinem alten Zuhause zu sein, wo mich alles an meinen Dad erinnerte. Ich konnte noch immer nicht in das obere Bad gehen, weil dort die Badewanne stand, in der er ertrunken war. Aber das sagte ich Jay nicht. Ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Sorgen um mich machte. "Gut", flüsterte ich. "Und dir?" "Ich habe dich vermisst!" hauchte er in mein Ohr. Er war so süß! "Ich dich auch!" sagte ich und wir küssten uns. Wir alberten noch lange herum, redeten und lachten. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Schließlich musste er nach Hause, und ich brachte ihn zur Tür. "Kannst du nicht hier übernachten?"

fragte ich hoffnungsvoll. Ich wollte nicht schon wieder allein sein. "Morgen auf jeden Fall, okay?" sagte er und küsste mich zum Abschied. Ich sah ihm nach, bis er um die Ecken verschwunden war. Ich hatte schon Glück mit ihm. Während ich so da stand, kehrte das merkwürdige Gefühl zurück, das ich heute Morgen gehabt hatte. Ganz egal, wie dumm und misstrauisch das war, ich musste es einfach genau wissen. Ich zog mir meine Jacke und meine Schuhe an und machte mich auf den Weg zu Kevins Haus.

Der Weg war nicht besonders weit, aber es war inzwischen kalt geworden und ich fror in meiner dünnen Jacke. Schließlich

stand ich unschlüssig vor Kevins Gartentür. Inzwischen fand ich meine Idee überhaupt nicht mehr so toll. Es war doch übertrieben, ihm hinterher zu spionieren, dabei war er noch nicht einmal MEIN Freund, und eigentlich ging es mich ja auch nichts an. Aber ich erninnerte mich verbittert, wie es mir mit Ben ergangen war. Ich wollte nicht, dass Sally es genauso erfahren musste wie ich. Also schlich ich leise in seinen Vorgarten und um sein Haus herum, wobei ich mir wie ein Einbrecher vorkam. Aus einem offen stehenden Fenster hörte ich Stimmen und Gelächter. Ich hörte Kevin sprechen. "Verstehst du jetzt?" Stille.

Wahrscheinlich hatte Natalie genickt oder den Kopf geschüttelt. Ich ging ein Stück näher ran. "Weißt du was wir jetzt machen sollten?" Das war wieder Kevin. Gespannt hielt ich den Atem an. Dann hörte ich ihn mit verführerischer Stimme sagen: "Komm her, Babe!" Mir blieb fast das Herz stehen. So schnell ich konnte rannte ich über den Rasen und die Straße hinunter, nur weg. Ich hatte also Recht gehabt. Kevin betrog Sally. Dieser Arsch! Wütend und traurig irrte ich durch die Stadt. Ich war unschlüssig, ob ich nach Hause sollte. Schließlich entschied ich, dass es nicht warten konnte. Ich holte mein Handy hervor und wählte Sallys Nummer. "Hallo?" "Sally?

Wir müssen reden, ich..." "Sorry, Jade, ich hab grad echt keine Zeit. Wir reden morgen, okay? Tschüss!" "Aber...!" Doch sie hatte schon aufgelegt. Niedergeschlagen setzte ich mich auf eine Mauer und starrte in den Wolkenhimmel. Mum, Dad, was sollte ich denn jetzt machen?

Die Wahrheit

Ich hatte sehr schlecht geschlafen und war jetzt auf dem Weg zu meiner alten Schule, um Sally die Wahrheit über ihren Freund zu beichten. Mir war irgendwie schlecht und ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich vielleicht eine Beziehung zerstörte. Natürlich musste sie es erfahren, aber... Ich hatte gedacht, sie wären glücklich. Warum mussten so viele gute Beziehungen kaputt gehen? Als ich auf dem Schulhof ankam, war Sally schon da, und sie sah so fröhlich aus wie schon lange nicht mehr. "Hey Jade!" rief sie, rannte auf mich zu und umarmte mich herzlich. "Du wolltest

mir gestern was Wichtiges sagen?" Ja. Aber wollte ich das jetzt immer noch. "Komm, wir gehen da rüber, da hört keiner zu", sagte ich schweren Herzens und zog sie in eine Ecke. Sie sah mich verwundert und erschrocken an. "Was ist denn passiert? Ist irgendwas mit Jay?" Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte ich das denn jetzt sagen? "Wusstest du, dass Kevin Natalie Nachhilfe gibt?" "Ja, aber..." Ich ließ sie nicht ausreden. "Ich war gestern bei seinem Haus. Ich habe gehört, dass er Natalie "Babe" genannt hat, und sie müssen sich geküsst haben. Es tut mir total leid für dich, aber er betrügt dich!" Sally sah mich einen Moment lang verblüfft an. Dann begann

sie zu lachen. Jetzt war ich völlig am Ende. "Jade, du spinnst!" kicherte sie. "Ich lüge nicht!" beteuerte ich. "Ich hab es gehört!" Sie konnte sich nur schwer beruhigen, dann legte sie mir eine Hand auf die Schulter, während ich den Tränen nahe war. "Warum glaubst du mir nicht?" schrie ich. "Weil ICH gestern bei Kevin war und nicht Natalie!" prustete sie. Starr sah ich sie an. Sie? Sie war bei Kevin gewesen? "Aber...Die Mathenachhilfe..." "Die wollte er doch nicht machen. Natalie ist ihm irgendwann auf den Geist gegangen, und da haben wir den Tag zusammen verbracht." Ich war so erleichtert, dass ich auch zu lachen anfing. Fröhlich

hakte ich mich bei Sally unter und wir spazierten durch die Flure. "Da wird Jay ja seine helle Freude haben!" meinte sie grinsend. Ich blieb stehen. "Jay? Wieso Jay?" "Na, weil er ihr jetzt hilft. Hat er dir das nicht gesagt?" fragte sie verwundert. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nein. Das hatte er nicht.

 

Es war wie in meinem Albtraum. Ich hatte auf den Matheunterricht verzichtet und auf dem Schulgelände einen Spaziergang gemacht. Es war ja nicht so, dass ich Jay nicht vertraute. Aber ausgerechnet Natalie? Musste das wirklich sein? Ich wollte nicht die gleiche Geschichte zweimal erleben. Als

ich wieder auf dem Schulhof ankam, hatte die große Pause gerade begonnen. Ich winkte Kevin und Sally zu, die kichernd zusammen saßen und sich verliebte Blicke zuwarfen. Dann sah ich Jay. Er untehielt sich mit der dummen Ziege, aber ich glaubte, dass er ihr gar nicht richtig zuhörte. Als er mich sah, ging er sofort auf mich zu, obwohl Natalie noch nicht zu Ende geredet hatte. Beleidigt und empört blieb sie stehen. Er kam auf mich zu und umarmte mich. Ich schmiegte mich an ihn. Solange er sie für mich stehen ließ, war alles in Ordnung. 

1. Kapitel von Teil 8.

Auch wenn Jay immernoch behauptete, alles sei gut, kam immer wieder dieses Gefühl. Das Gefühl, verarscht zu werden. Hintergangen, belogen und betrogen. Das war mir ja schonmal passiert, aber .. Jay würde das doch niemals tun? Warum machte ich mir also Sorgen? So hübsch war Natalie nun auch wieder nicht! .. Oder doch? Und Jay war doch gar nicht so gut in Mathe, oder doch? Einiges hatte ich wohl doch nicht mehr mitbekommen.. Ich starrte aus dem Fenster. Der Regen prallte düster an die Fenster. Jay wollte eigentlich bei mir über Nacht bleiben, doch es sah nicht so

aus als würde er sich überhaupt die Mühe machen zu kommen.. Ich meine, es war schon spät. Heute Morgen war das Wetter super gewesen, doch nun war es schrecklich. 


''Du bist gekommen!'' rief ich erfreut. Jay sah mich verwirrt lächelnd an. ''Ich hab gesagt, dass ich komme, also komme ich auch! Du wirst mich nicht mehr los!'' rief er mit verstellter Stimme und schlug die Tür zu. Seine Haare waren pitschnass. Ich kicherte. Wie süß Jay doch war. Natürlich konnte er mir das nicht antun, was Ben getan hatte - er war ein..Traumjunge!  Wir holten uns eine Decke und legten uns vor den

Kamin, um uns zu wärmen. Die Flammen flackerten fröhlich vor sich hin. Zusammengekuschelt aßen wir eine Kleinigkeit und blödelten rum. ''Warum hast du mir das mit der Nachhilfe eigentlich nicht gesagt?'' rückte ich endlich heraus. Auf einmal ließ mich Jay los und starrte mich unverständlich an. Ich wusste nicht wie ich selbst gucken sollte, doch ich würde wetten, das ich völlig behämmert dreinglotzte. ''Es tut mir leid. Ich wusste ja nicht.. egal.'' murmelte er. Ich sah ihn an. Seine Augen waren ausdruckslos und er nahm mich nicht wieder in den Arm. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Was, wenn ich eine Grenze

überschritten hatte? Ich schaute ihn noch ein letztes Mal an, dann stand ich langsam auf. Ich schaute nicht noch einmal zu Jay und versuchte, über die Kissen hinweg aus dem Zimmer zu gehen. Eine Hand hielt mein Handgelenk fest. ''Geh nicht.'' flüsterte Jay und zog mich runter. Schnell schlang er seine Arme um mich und gab mir einen Kuss. Immer wieder flüsterte er mir ins Ohr, wie leid es ihm tat. Dazu gab es eigentlich keinen Grund. ''Du bist soo süß!'' flüsterte ich und küsste ihn. Wir alberten weiter rum. Irgendwann lagen wir eng umschlungen auf den Kissen und schliefen ruhig ein. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so glücklich gewesen war!

Ich würde immer wieder dieses Leben wählen und auch diese Entschiedungen treffen - jeden Schmerz und jeden Fehler, nur um am Ende in Jays Armen zu liegen und mich zu fragen, ob wir irgendwann mal heiraten würden. Überstürzt, aber die Wahrheit. Ich dachte einfach nicht an den Tod, die Psycho - Besuche, Kathrina oder.. irgendwas anderes! Ich lag in seinen Armen und wollte ihn einfach nur halten und nie mehr loslassen! Er war der Richtige! 

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Teykna
Ich schreibe gerne - weswegen ich hier bin. In meinem Kopf schwirren so viele Ideen das ich etwas brauchte wo ich meine Geschichten schreibe & veröffentlichen konnte.

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Teykna Re: -
Zitat: (Original von Mottel am 02.09.2012 - 00:02 Uhr) Ich finde es wieder gut, aber für mich war beim Psyhiater einfach zu viel Doc im Satz, deswegen dieses mal keine fünf Steren D:


ist okay, dankee :D
Vor langer Zeit - Antworten
Mottel Ich finde es wieder gut, aber für mich war beim Psyhiater einfach zu viel Doc im Satz, deswegen dieses mal keine fünf Steren D:
Vor langer Zeit - Antworten
Teykna Re: Fünf Sterne... -
Zitat: (Original von Luciana am 15.06.2012 - 21:17 Uhr) ...für dich und alles, was du geschrieben hast. Ich freue mich wirklich bei jedem neuen Teil auf deine Ideen, es ist einfach zu süß.
Du bist einfach total talentiert, das kann man nicht anders sagen.
Tut mir leid, das meine Kommentare immer unorigineller werden, aber das schwirrt mir beim Lesen immer durch den Kopf ;D
Viele liebe Grüße, Lucy



Danke für die Stern'chen. :) Danke, ich versuche immer etwas Abwechselung mit rein zubringen, besonders bei den Gefühlen und Situationen. Danke, ich wünschte irgendwann könnte ich diese Teile in meiner Hand halten! :D Wie sollen sie denn unorgineller werden? - Es ist deine Meinung, die darfst du mir so oft irgendwohinschreiben wie du willst!! :D DANKE!! :D
Liebe, Liebe, Liebe Grüße - Monii! :D
Vor langer Zeit - Antworten
Luciana Fünf Sterne... - ...für dich und alles, was du geschrieben hast. Ich freue mich wirklich bei jedem neuen Teil auf deine Ideen, es ist einfach zu süß.
Du bist einfach total talentiert, das kann man nicht anders sagen.
Tut mir leid, das meine Kommentare immer unorigineller werden, aber das schwirrt mir beim Lesen immer durch den Kopf ;D
Viele liebe Grüße, Lucy
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