Romane & Erzählungen
Wer zu spät kommt...

0
"Wer zu spät kommt..."
Veröffentlicht am 25. Mai 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Rapunzel, lass dein Haar herunter!" Falls ihr Geschenke o.Ä. für Informatiker, Mathematiker, Geeks, Gamer, Nerds, usw. sucht, hier werdet ihr sicher fündig: http://www.getdigital.de/?her=AB_82634
Wer zu spät kommt...

Wer zu spät kommt...

Beschreibung

Der Text enstand nebenbei, als ich eine Ethikhausaufgabe schreiben musste (Wie eine "gute" Welt 2050 sein könnte). Kurz zuvor hatte ich einen Artikel in der "Zeit" gelesen, in dem es darum ging, dass in einem Norddeutschen Bundesland "sich die Nazis breitmachen". Da sind dann Geschichten wie diese in meinem Kopf enstanden... Und das ist dann dabei herausgekommen.

„Aus dem Weg und Fresse halten, dumme Kinder!“ Bodomar war wie immer zu spät zur Morgenversammlung seiner Klasse und stürmte in seinen Springerstiefeln die Treppe rauf. Er rannte eine Horde Sechstklässler über den Haufen, von denen einige sich lautstark beschwerten. Im nächsten Gang rammte er Thore, den Oberschwächling der ganzen Schule. Thore ging einfach seelenruhig weiter.
„Wohl immer noch keinen Anstand, hä?“
„Entschuldigung, Bodomar.“
„Man geht zur Seite, wenn Große an einem vorbeigehen, klar? In der Pause bistu dran!“
„Ist gut, bis dann.“ Thore war kein reinrassiger Arier, er war braunhaarig, klein und mitteldumm. Im Sportunterricht strengte er sich nie sonderlich an, weswegen er die Dauer-Nummer-Eins auf der Schwächlingstafel war. Er war den Unterricht nicht wert und gehörte regelmäßig verprügelt.
Bodo kam inzwischen vor der Tür an. Heute war Montag, also hatte der alte Schmidt die Aufsicht über die Klassenstufenversammlung. Als er die Tür öffnete, schallte ihm lautes Gebrüll entgegen. „100 Strafliegestütze, und keinen Kommentar!“ Wortlos legte sich Bodo auf den Boden. „Jeder dumme Kommentar eines Mitschüler fünf Liegestütze extra und eine Runde für jeden! Ein Deutscher hat pünktlich und schweigsam zu sein! Außerdem ist ein guter Deutscher stark und intelligent...“
Im Verlaufe der Rede des Alten war Bodo fertig und grinste Schmidt triumphierend an. „Feix nicht! Respektlosigkeit wird sofort geahndet! Nochmal 100 Liegestütze, in ordentlichem Tempo!“
Der Alte bekam seinen üblichen Hustenanfall. Er keuchte und kroch förmlich zur Tür. „Ganze Klasse, hinsetzen. Keinen Mucks! Adalbert, Aufgaben stellen, bis ich wieder da bin.“
„Morgen Bodo, 172.“
„289, Adi.“
„Alle Primzahlen bis 50.“
„2, 3, 5, 7, pfff...“
„Mach schon, fünf Liegestütze extra.“ Adalbert wusste, wie sehr Bodomar es genoss, seine Muskeln spielen zu lassen. Bodo grinste ihn breit an.
„11...13...17...19...23“
„Schneller. Fünf Liegestütze extra.“
„29, 31, 37, 41, 43, 47.“
„Kosinussatz.“
„a2=b2+c2-2*b*c*sina.” Schmidt kam wieder zur Tür rein, nahm sich die Zeitung und setzte sich ans Pult. Die Versammlung konnte anfangen.

bearbeitete Fassung meiner Ethikhausaufgabe

Eine „gute“ Gesellschaft im Jahre 2050

 

Drei Jahre vor Kriegsbeginn gab es ein Unterrichtsverbot für Juden. Schon lange vor dem Krieg bekam die NPD die Mehrheit im Landtag Mecklenburgs. Jahre zuvor hatten sich die Neonazis schon dort´ausgebreitet. Die meisten waren nette Menschen, haben sich öffentlich engagiert. Sie haben Schulen und Kitas übernommen, sich besonders um den Nachwuchs gekümmert, öffentliche Veranstaltungen organisiert. Wer sich gegen sie engagiert hat, stand oft allein da. Wer jetzt etwas gegen sie sagt, muss mit drakonischen Strafen rechnen. Bei Beamtenbeleidigung fünf Jahre Knast. Freundschaft mit Juden wurde härter bestraft, wurde aber immer seltener, da diese aus Angst vor Pogromen alle nach Israel gezogen sind. Aufgrund der Menschenrechtsgesetze Europas und wegen der 6. Bestimmung Palästinas im Damaskus-Protokoll nach Kriegsende dürfen die Neos nichts gegen die Juden unternehmen. Aufgrund des Vorschlags der Palästinenser dürfen die Juden weiterhin in ihrem Land leben.

Der Geschichtsunterricht der 10. Klasse eines Elitegymnasiums.
Adalbert hält einen Vortrag über den 2. und 3. Weltkrieg und soll zum Schluss noch die Kriegsenden miteinander vergleichen. „Beide Kriege endeten am 8. Mai, der 3. Weltkrieg jedoch 90 Jahre später. In beiden Weltkriegen ist es den Nazis nicht gelungen, die Juden auszurotten. Im 2. WK hat ihnen die Zeit einfach nicht gereicht, außerdem saßen ihnen die Alliierten im Nacken. Und im 3. WK wollten die Palästinenser die Juden unbedingt überleben lassen, noch dazu im eigenen Land. Obwohl ich mir sicher bin, dass dies nur der Demütigung dienen soll. Der 8. Mai 1945 war ein Trauertag deutscher Geschichte, der 8. Mai 2040 die Befreiung Palästinas von Israel und der Jubeltag des judenfreien Deutschlands. Siegermächte sind im 2. WK die USA, Britannien, Russland und Frankreich, im 3. WK sind es die Arabische Union, Palästina und Deutschland.“
Der alte Schmidt unterbricht ihn. „Welche Auswirkungen hat der 3. Weltkrieg bis heute?“
„Weltweit leben nur noch 2 Millionen Juden, 1,9 davon in Nordisrael. Die USA hat noch immer hohe Schulden bei Ostchina und Deutschland, weswegen aus den USA noch immer keine Raumfahrtprojekte starten können. Deutschland ist Maschinerie Exportweltmeister und die Arabische Union ist der führende Technikhersteller. Die besten Karosserien kommen aus Deutschland, das zugehörige Funknetz wird weltweit von der Arabischen Union und Ostchina betreut. Nordisrael ist ans Netz nicht angeschlossen, die Euro-II-Zone hat minderwertige Systeme. Die zerstörten Satelliten wurden bis heute nicht erneuert, und der Mond wird vorrangig von den Menschen aus der Euro-I-Zone und den Arabischen Staaten besiedelt. Die Euro-II-Zone wird immer noch von den Arabern besiedelt, durch den Damaskus-Pakt leben die Arier und Westeuropäer weiterhin in der Euro-I-Zone.“

In der nächsten Stunde haben die Schüler Sportunterricht. Wer zu spät kommt, macht Strafübungen.
Adalbert ist groß, dürr und blond. Er ist besonders unsportlich, weswegen er auf der Schwächlingstafel aufgeführt ist. Allerdings ist er intelligent, was ihm Pluspunkte einbringt. Thore, ein kleiner, unsportlicher und mitteldummer Sechstklässler ist Dauergast auf der Tafel. Er hat es nicht verdient, unterrichtet zu werden und wird regelmäßig verprügelt. Wenn er sich anstrengt, hat er eine Karriere als Schuhputzer vor sich, vielleicht darf er eines Tages der technischen Intelligenz die Schuhe säubern. Niedere Tätigkeiten wie diese werden in Deutschland hauptsächlich von ärmeren Euro-II-Menschen und´den Dummen des eigenen Landes, wie z.B. Thore verrichtet. Die Intelligenz von morgen sind die Schlauen von heute, wie z.B. Adalbert,  die Starken werden später die besser gestellten Arbeiter sein. Der, dessen Eltern in der Intelligenz sind, wird in der Schule automatisch besser gestellt und bekommt eine höhere Karriere. Die Dummheit soll jedoch nicht ganz verschwinden, weil es dann niemanden für die niederen Arbeiten gibt. Deswegen werden die Geburten kontrolliert. Sollte der Embryo eines intelligenten Elternpaares fehlerhafte Gene besitzen, werden diese durch intakte Gene aus den Elternstammzellen ersetzt. Ebenso wird bei Krankheitsrisiken verfahren. Mitunter passiert es auch bei deutschen Eltern, dass das Kind keine blauen Augen hat. Durch Genuntersuchungen und künstliche Befruchtungen wird der Nachwuchs zu waschechten Ariern.

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_72278-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_72278-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720673.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720674.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720675.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720686.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720687.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720688.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720689.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_720690.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Schumanski
"Rapunzel, lass dein Haar herunter!"

Falls ihr Geschenke o.Ä. für Informatiker, Mathematiker, Geeks, Gamer, Nerds, usw. sucht, hier werdet ihr sicher fündig:
http://www.getdigital.de/?her=AB_82634

Leser-Statistik
70

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Moonoo Guter Text. Mit interessanten Ansätzen und viel Mathematik. :)

Liebe Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
Schumanski Re: traurig und gar nicht so unrealistisch - Zitat: (Original von d3f4c3r am 28.07.2012 - 12:08 Uhr) Kurz und kanckig gehalten, man bekommt nur ein paar Eckpfeiler gegeben, der Rest darf man sich selber denken. Ich find schön geschrieben, und wenn man sich das ganze Momentan anschaut, könnte es durchaus passieren.
Bei einer solchen Hausaufgabe, vermisst man es ja schon fast, das man nicht mehr in die Schule geht. Was mich aber interessieren würde, wie hat dein Lehrer darauf reagiert?

liebe Grüße und schöndes Wochenende
defacer

Dankeschön! Ich habs auch überarbeitet und ne Vorgeschichte geschrieben, bevor ichs reingestellt hab.
Mein Lehrer hat nur gesagt, es sei noch nicht ganz ausgereift und mir deswegen "nur" ne 2 gegeben...

Dir auch ein schönes Wochenende!
Katja
Vor langer Zeit - Antworten
d3f4c3r traurig und gar nicht so unrealistisch - Kurz und kanckig gehalten, man bekommt nur ein paar Eckpfeiler gegeben, der Rest darf man sich selber denken. Ich find schön geschrieben, und wenn man sich das ganze Momentan anschaut, könnte es durchaus passieren.
Bei einer solchen Hausaufgabe, vermisst man es ja schon fast, das man nicht mehr in die Schule geht. Was mich aber interessieren würde, wie hat dein Lehrer darauf reagiert?

liebe Grüße und schöndes Wochenende
defacer
Vor langer Zeit - Antworten
Schumanski Re: Erinnert... -
Zitat: (Original von Weltenformer am 03.06.2012 - 18:37 Uhr) mich ein wenig an Phillip K. Dick "Das Orakel vom Berge". Ist nämlich auch eine Dystopie in der Deutschland aber den zweiten Weltkrieg gewinnt und die Welt mit Japan aufteilt.

Die Grundidee solch eine Geschichte schreiben zu wollen ist schon gut. Bloß fehlen einige Backgroundinfos, warum gerade diese oder jene Parteien zusammenarbeiten. Mit ein bisschen mehr Tiefgang hätte das eine gute Geschichte werden können. Aber der dritte Weltkrieg wird meiner Meinung nach der um die restlichen Trinkwasservorräte der Welt sein, denn diese gehen in 50 Jahren zu Ende.

Ach und mitteldumm klingt wirklich etwas unausgereift. Stolze Regime erfinden Wörter wie "minderintelligent" oder "semikognitiv".... Nagut, Spass bei Seite :-)

Aber du machst das schon noch...

Liebe Grüße Ralf


Hm, das mit Japan ist gar keine schlechte Idee...

Es war ja "Nur" eine Hausaufgabe, das sollte eigentlich weniger eine Geschichte sein, aber ja, daraus könnte man noch was machen.

Danke!
LG Katja
Vor langer Zeit - Antworten
Schumanski Re: - Zitat: (Original von Kenshin am 29.05.2012 - 23:45 Uhr)
Schockierend. Ich hoffe nicht das das wirklich deine Vorstellung einer "guten Welt" ist und das die Anführungszeichen Ironie ausdrücken sollen, oder?
Kleine Fragen wäre:
Warum Deutschland ein Bündnis mit Palästina eingeht, wenn diese die Juden überleben lassen wollen?

Und das Wort mitteldumm finde ich irgendwie nicht so gut. Meinste nicht da würde "nicht so schlau" besser passen.

lg

Ja, das mit dem gut ist absolut ironisch.
und wegen Palästina, da hast du prinzipiell
Recht... aber die haben eigentlich gar kein direktes Bündnis... soweit ich mich erinnere...
Danke!
LG
Vor langer Zeit - Antworten
Weltenformer Erinnert... - mich ein wenig an Phillip K. Dick "Das Orakel vom Berge". Ist nämlich auch eine Dystopie in der Deutschland aber den zweiten Weltkrieg gewinnt und die Welt mit Japan aufteilt.

Die Grundidee solch eine Geschichte schreiben zu wollen ist schon gut. Bloß fehlen einige Backgroundinfos, warum gerade diese oder jene Parteien zusammenarbeiten. Mit ein bisschen mehr Tiefgang hätte das eine gute Geschichte werden können. Aber der dritte Weltkrieg wird meiner Meinung nach der um die restlichen Trinkwasservorräte der Welt sein, denn diese gehen in 50 Jahren zu Ende.

Ach und mitteldumm klingt wirklich etwas unausgereift. Stolze Regime erfinden Wörter wie "minderintelligent" oder "semikognitiv".... Nagut, Spass bei Seite :-)

Aber du machst das schon noch...

Liebe Grüße Ralf
Vor langer Zeit - Antworten
Kenshin Schockierend. Ich hoffe nicht das das wirklich deine Vorstellung einer "guten Welt" ist und das die Anführungszeichen Ironie ausdrücken sollen, oder?
Kleine Fragen wäre:
Warum Deutschland ein Bündnis mit Palästina eingeht, wenn diese die Juden überleben lassen wollen?

Und das Wort mitteldumm finde ich irgendwie nicht so gut. Meinste nicht da würde "nicht so schlau" besser passen.

lg
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
7
0
Senden

72278
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung