Fantasy & Horror
Elfo

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"Elfo"
Veröffentlicht am 18. April 2012, 308 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Nun... was kann es über mich zu sagen geben? Ich liebe das Schreiben, wie wohl jeder hier und gelegentlich ringe ich mich auch mal durch, etwas von meinem Handschriftlichen abzutippen ^^
Elfo

Elfo

Beschreibung

Jetzt endlich mit NEUEM Titelbild! Vollständig! Fortsetzung: Elfo II Co-Autorin: EwSchrecklich Bei Neugier zu Akis Geheimnis siehe die Kurzgeschichte: "Aki - Eine "Elfo"-Hintergrundgeschichte" Bei Neugier zu Taki, siehe die Kurzgeschichte "Klein Taki"

Nalani

Schwarze blinkende Lichter, Menschen, die schreien, als hätten sie Todesangst, Gedränge, Geschubse, Hektik... Ich hab keine Ahnung, wo ich hin gehöre und wo ich hin soll, mir bricht regelrecht der Schweiß aus.
In diesem Moment ertönt plötzlich ein beruhigendes Geräusch und eine gelassene Frauenstimme verkündet mir:
"Der Flug nach Wien startet in einer halben Stunde!"
Es ist zum verzweifeln. Ich will nicht nach Wien! Ich will nach Deutschland, für mein Austauschprogramm!
Die Leute die sich hektisch durch den Hauptflughafen Honolulus drängen, sind hauptsächlich Touristen. Es gibt sie in allen Arten, schmaläugige Asiaten, blonde Europäer, schwarze Afrikaner und natürlich noch die Amis. Sie torkeln herum und sehen sich mit offenen Mündern um, als hätten sie, bloß weil sie jetzt endlich auf Hawaii sind, das Denken verlernt.
Dummerweise sind sie allesamt größer als ich. Ich stoße und dränge mich durch die orientierungslose Menge und versuche irgendwelche Hinweisschildchen, oder Karten für dieses Labyrinth, das sich Flughafen nennt zu finden. Wenn ich ehrlich bin, bin ich genauso orientierungslos wie sie.
Eigentlich will ich bloß den Flug nach München finden. Dort werde ich nämlich ein Jahr für ein Austauschprogramm hinkommen, um besser Deutsch zu lernen. Ich kann es kaum erwarten, von dieser verdammten Insel O'ahu und ihren genauso verdammten Touristen wegzukommen. Ich will mich gerade an einem Mann, der mich um Längen überragt, vorbei drängen, doch er bemerkt meinen Versuch, ihn sanft zur Seite zu schieben, nicht einmal, im Gegenteil, er rammt mir prompt seinen Ellenbogen in den Schädel. Erschrocken schreie ich leise auf und taumle ein paar Schritte zurück, vor meinen Augen flimmern bunte Sterne. Doch als ich wieder sehen kann weiß ich nun endgültig nicht mehr wo ich bin. Jetzt finde ich nicht nur nicht mehr zu meinem Flug, sondern auch nicht mehr hinaus!
Ein neues Geräusch ertönt.
"Der Flug nach München startet in fünf Minuten!"
Das ist mein Flug! Aber warum können sie nicht sagen wo er startet?! Eine neue Nervosität überkommt mich. Wenn ich diesen Flug nicht erreiche kann ich auf mein Austauschjahr pfeifen! Ich sehe mich noch einmal hektisch um, mein Magen zieht sich vor Panik zusammen. Ich bin in meinen ganzen Leben noch nicht geflogen, aber ich weiß das fünf Minuten knapp sind, viel zu knapp, kann man da überhaupt noch einsteigen?
Ich sehe zu all den riesigen Menschen um mich herum auf, sie überragen mich alle!
Verdammt, ich sehe nur breite Rücken, nichts vom Flughafen. Ich werde meinen Flug verpassen und hier auf der Insel alt werden und verschimmeln.
"So eine verdammte Schei..." fluche ich. In diesem Moment tippt mir jemand auf den Rücken.
Ich klappe den Mund zu und wirble erschrocken herum. Vor mir steht irgendein älterer Herr. Amerikaner, wie ich dem teuren Anzug nach schätze.
"Excuse me" sagt er zu mir "are you the exchange student?"
Der... was? Ich muss leider gestehen, dass es mit meinen Englischkentnissen nicht weit her ist. Meine Eltern haben mir bloß das traditionelle Hawaiianisch beigebracht, und Französisch, die Muttersprache meines Vaters. In der Schule habe ich dann noch Deutsch gelernt. Aber Englisch kann ich nicht, so betrachtet eigentlich ziemlich doof.
"What?" frage ich ihn, womit sich mein Englischwortschatz auch wieder dem Ende zu neigt.
Der Mann kratzt sich am Hinterkopf und überlegt kurz "Ermm... are you the "Austauschstudent"?" fragt er.
Endlich!
Endlich ist jemand gekommen, um mir aus den wirren dieses Flughafens zu helfen. Ich nicke eifrig. "Ja! Ich meine... Yes! Of course! Äh... ich heiße... ähm... my name is Nalani!"
"Nalani?" Er zieht eine Liste aus der Brusttasche seines Anzugs und scheint meinen Namen darauf zu suchen, jedoch findet er ihn nicht und runzelt die Stirn. "You are going to go to Madrid?" fragt er mich sicherheitshalber.
Keiner Ahnung, wird wohl das englische Wort für München sein. Ich nicke eifrig. "Ja! Yes!" "Okay..."
Der Fremde sieht auf die Uhr und wird plötzlich um die Nase herum ganz bleich. "You must hurry up Nalani!" Hektisch packt er seine Liste wieder ein. Ich verstehe zwar kein Wort, aber seinem Ton nach schätze ich ich soll mich beeilen. Ich nicke, mein Flug geht schließlich in fünf Minuten. Der Ami nimmt mir meine Tasche ab und bedeutet mir ihm zu folgen, dann bahnt er mir eifrig einen Weg durch die riesigen, umstehenden Menschen.



Wenig später sitze ich schon im Flieger "to Madrid" wie mein Retter in Not es ausdrücken würde. Nach München also, glaube ich. Dort wird schon alles für mich geregelt sein, ich habe die Adresse zu der Kontaktperson, an die ich mich wenden kann, in der Tasche. Dort kann ich auch wieder mit meinen Eltern telefonieren, ich habe nämlich im Moment kein Handy. Aber sobald ich in München ankomme, ist alles geregelt. Ich fühle mich rundum wohl in dem bequemen Flugzeugsitz. Die Passkontrolle und alles andere ist angenehm rasch verlaufen, mein Helfer hat es alles für mich geregelt. Nun kann ich einfach dasitzen und mich entspannen.
Eine Weile sehe ich einfach nur aus dem Fenster und sehe zu wie die Wolken an mir vorbei ziehen, dann schließe ich die Augen, und im null-Komma-nichts bin ich entspannt eingeschlafen.

Apollo

Ich stehe direkt am Flughafen von Madrid um, wie mir aufgetragen wurde, um die Austauschschüler aus Hawaii zu empfangen. In meinen besten schwarzen Kleidungsstücken warte ich hier darauf, dass der amerikanische Flugbegleiter die Schüler zum Treffpunkt bringt.

„Donde están?“, fragt mich der Busfahrer, ein freundlicher älterer Mann, der anscheinend für sein Leben gern gelb karierte Hemden trug, wo sie sind.

„No sé“, antworte ich rasch, „Ojalá que estén en el avión.” Ich weiß wirklich nicht wo sie sind und wie ich dem Fahrer gerade gesagt hatte, hoffe ich inständig, dass sie im richtigen Flugzeug sind und nicht versehentlich irgendwo in Lissabon landen.

„Sí, ojalá que estén en el avión“, sagt der Busfahrer nun zu mir. Immerhin einer, dem es genauso geht.

Ungeduldig laufe ich vor dem Haupteingang im Kreis. Dann gebe ich dem Fahrer ein Zeichen, dass ich kurz nachschauen will, wo sie denn bleiben.

Eilig renne ich durch das Gebäude, auf der Suche nach dem richtigen Terminal und dem richtigen Gate. Nach einer nervigen Sicherheitskontrolle haste ich weiter und komme schließlich am richtigen Ort an.

Ich erblicke ein nicht allzu großes, dunkelhaariges Mädchen, welches mit dem Flugbegleiter zofft.

„He!“, rufe ich laut hinüber zu den beiden, „What happened?“

„She said, that she thought, this was the flight to Munich. But in Honolulu she said, she wanted to fly to Madrid.”

“Hmm, okay”, antworte ich, „Also, du wolltest nach München?“

Das Mädchen nickt. „Ja. Ich dachte, Madrid wäre der englische Name für München. Ich wollte dort als Austauschschülerin hin.“

„Tja, da bist du hier an der falschen Adresse. Das hier ist Madrid, in Spanien. Aber auch ein Austauschprogramm. Wenn du willst, unterhalte ich mich aber einmal mit meinem Schulleiter. Aber wie ist überhaupt dein Name?“

„Mein Name? Nalani.“

„Nalani? Hawaiianisch, oder?“

Nalani nickt. „Und was machen wir jetzt wegen des Austauschprogramms?“

Ich winke sie zu mir heran und sie kommt etwas näher.

„Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt. Hast du vielleicht genug Geld dabei, um zumindest einen Nacht im Hotel zu verbringen, bis wir eine Bleibe für dich haben?“

Nalani schüttelt schüchtern den Kopf.

„Schade, das werden wir schon noch hinbiegen.“ Ich sehe nach den anderen Austauschschülern und rufe ihnen dann zu: „We meet outside in ten minutes!“

Sie alle sehen mich an und nicken.

In aller Ruhe gehe ich wieder in Richtung Ausgang.

„Wo gehen wir hin?“

„Nach draußen, hab ich doch gerade gesagt.“

Ich gehe einfach weiter, ohne das Mädchen weiter zu beachten.

Kleine Lektion in Englisch: Madrid ist nicht München

Nalani

Ich eile hinter dem unbekannten jungen Mann, der mich vom Flughafen abgeholt hat, her. Er marschiert mit großen, sicheren Schritten durch den Flughafen und wirft mir nicht einen Blick zu ob ich ihm überhaupt nachkomme. Eigentlich wirkt er gar nicht viel älter als ich, vielleicht achtzehn oder so und hat kurze haselnussbraune Haare und wunderschöne grüne Augen. Und er ist wahrscheinlich doppelt so groß wie ich. Missmutig beschleunige ich noch einmal meine Schritte, um ihn nachzukommen. Er sieht mich immer noch nicht an, aber sein Blick huscht kurz über mich, als ich zu ihm aufschließe. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Anwesenheit ihn ärgert, aber ich kann mich auch irren.
Weil ich es nicht ertrage, schweigend neben ihm her zu hasten frage ich schüchtern: "Wie heißt du eigentlich?"
"Apollo."
Ein interessanter Name. War "Apollo" nicht ein Raumschiff? Mein raumschiffbegeisterter Vater hat einige Modelle zuhause stehen. Weltraum war überhaupt der Grund, warum er nach Hawaii gezogen ist und dort meine Mutter kennengelernt hat. Er ist fest davon überzeugt, dass auf unseren kleinen Inseln Aliens leben. Ich selbst habe mich ja schon vorgestellt, deswegen laufen wir kurz darauf wieder schweigend nebeneinander her. Na, allzu redsam scheint Apollo ja nicht zu sein.
"Wohin gehen wir jetzt?" versuche ich es noch einmal leise. "Zu den anderen Austauschschülern, hab ich dir doch schon gesagt" meint er ein wenig scharf, aber immer noch ohne mich anzusehen. Neue Verzweiflung zieht sich kalt in meiner Brust zusammen.
Ich bin hier in Spanien gelandet, fast ohne Geld, ohne Handy, ohne irgendwelche Kontakte oder Spanisch-Kenntnisse, und der Junge, der als mein Aufpasser abgestellt ist verhält sich unterkühlt. "Ich meine eigentlich danach!" presse ich heraus. Apollo sieht mich kurz an. "Danach?", fragt er verwirrt.
"Ich weiß immer noch nicht wo ich hin kann!" erinnere ich ihn ein wenig ungeduldig. Was soll ich nur machen? Meine Eltern werden sich schrecklich um mich sorgen!
"Achja!" Apollo fährt sich mit seiner braungebrannten Hand durch die Haare. "Ähm..." Ich kann die anderen Austauschschüler schon sehen, sie warten brav in Reih und Glied am Ausgang des Flughafens und sehen unverwechselbar hawaiianisch aus. Ich keinen keinen einzigen von ihnen. "Ich muss irgendwo wohnen" beschwere ich mich im laufen weiter. "Oder willst du mich in der Gosse schlafen lassen?!"
Apollo sieht sich ein wenig nervös um, anscheinend weiß er selbst nicht so recht was er mich mir anstellen soll. Durch die Glastüren beim Ausgang bekomme ich einen kleinen Einblick wie Madrid so ist. Hohe Häuser ragend dort auf und die Sonne scheint strahlend hell auf die Straßen auf denen unzählige Menschen hektisch herumlaufen. Gedränge bin ich gewohnt, was aber nicht bedeutet dass ich es besonders gerne habe. Eigentlich bin ich lieber für mich, ohne irgendwelche fremden Menschen, die allesamt größer sind als ich, und mich immer schubsend und drängend zur Seite stoßen. "Ich wollte doch mit dem Schulleiter meiner Schule reden" erinnert Apollo sich. "Aber die Schule fängt erst morgen an..."
Wie erreichen die anderen Austauschschüler. Es sind vier Jungen und zwei andere Mädchen, sie scheinen sich alle gegenseitig zu kennen und mustern mich neugierig von oben bis unten.
Ich bleibe so dicht bei Apollo wie ich kann und lächle schüchtern.
"Na gut!" Apollo wendet sich an die anderen, geht noch zwei Schritte vor und lässt mich einfach stehen. Dann sagt er irgendetwas auf Spanisch, noch dazu so schnell dass ich nicht einmal die einzelnen Wörter auseinander halten kann.
Ich könnte heulen vor Verzweiflung!
Die Schüler nicken alle eifrig, dann gehen sie hinaus. Ich sehe Apollo an. "Wo hast du sie hingeschickt?" "Nach draußen, dort wartet ein Fahrer."
"Achso."
Wieder folgt eine Schweigepause. "Und weißt du schon wo du mich unterbringst?" Apollo reibt sich genervt die Stirn "Willst du dir nicht irgendwo selbst etwas suchen?" Nein, will ich nicht. Kann ich nicht einmal!
Ich fasse mir ein Herz und sehe ihn treuherzig an. "Bitte?"
Ich hasse es Menschen um etwas zu bitten. Als ich klein war wollte mein Vater mich zu bitte erziehen und ich musste an jeden meiner Sätze ein "Bitte" anhängen, das ging mir so auf die Nerven dass ich Leute nur wenn ich wirklich nicht weiter weiß um einen Gefallen bitte.
Aber ich weiß nicht weiter.
Ich stehe mitten in einem fremden Land, neben einen Mann den ich kaum kenne. Aber ich kenne absolut niemanden her! Es ist einfach schrecklich!
Apollo seufzt. "Na gut. Ich weiß nicht... aber vielleicht kannst du ja in meinem Gästezimmer schlafen... aber ich muss erst..."
Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen vor Freude. Ich werde doch nicht wie eine Obdachlose auf der Straße leben müssen! Und wahrscheinlich hat Apollo sogar ein Telefon!
Vor drei Sekunden habe ich mir noch Sorgen gemacht, jetzt strahle ich übers ganze Gesicht.
"Danke! Danke, danke, danke!! Ich schulde dir echt was!" unterbreche ich ihn bevor er fertig sprechen kann. Es wäre doch sowieos nichts vernünftiges rausgekommen.
Apollo sieht ein bisschen verdrossen drein, grinst aber unterschwellig doch.
"Dann okay", meint er.

Kleine Lektion für Apollo: Casta nichts mehr erzählen!


Apollo


Kaum zu glauben, dass ich das gerade vorgeschlagen habe.

„Geh schon mal in den Bus“, sage ich zu Nalani. Sie nickt und setzt sich ganz vorne in den Bus. Ich blicke kurz auf die Digitaluhr im Bus.

„Todos estudiantes son en el autobús?”, fragt der Fahrer.

„Sí. Nadie falta.“

Ich gehe zur ersten Sitzreihe und setze mich neben Nalani, die etwas einsam wirkt.

„Was ist los?“, frage ich vorsichtig.
„Nichts. Aber wenn meine Eltern hören, dass ich nicht in München bin, bevor alles geklärt ist, machen sie sich bestimmt Sorgen.“

„Ach was, ich kümmere mich schon darum. Apropos: Falls du vorhattest deinen Eltern von meiner Wohnung aus anzurufen, dann kannst du erst nach mir telefonieren.“

Nalani sieht mich verblüfft an. „Woher weißt du, dass ich sie anrufen wollte?!“

„Man sieht es dir an.“

„Oh… Und… Mit wem telefonierst du, Apollo?“

„Geht dich nichts an“, sage ich kalt und bemerke, wie meine Miene finsterer wird.

Nalani wirkt etwas erschrocken.

„´Tschuldigung…“ Sie sieht zum Fenster hinaus, auf die vielen Menschen und Häuser hier in Madrid.

Ich will ihr äußerst ungern privates erzählen. Also, dass ich nach weiteren Fragen, dieses neugierigen Mädchens, Fragen über meine Freundin beantworten muss. Das ist echt das letzte, was ich brauche. Ich erzähle nicht gerne über Casta und mich.

Eine ganze Weile schweigen wir, auch als wir durch die Stadt laufen, auf dem Weg zu meiner Wohnung, nachdem wir die anderen zu ihrer Bleibe gebracht haben, bleiben wir vor meiner Wohnungstür stehen und ich suche den Schlüssel in meiner Hosentasche und hole ihn  dann heraus. Ich öffne  die Tür und jene lautlos schwingt auf.

Nalani und ich trete ein. Ich zeige nach rechts.

„Da ist das Gästezimmer“, sage ich und zeige danach nach links, „Und da ist mein Zimmer. Das Bad ist geradeaus. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss jemanden anrufen.“

„Okay, ich… Ich gehe erst einmal ins Gästezimmer, ja?“

„Mach das.“

Nalani läuft nach rechts, ich bleibe im großzügigen Raum, der gleichzeitig Küche, Wohnzimmer und Flur ist.

Alles sieht aus wie immer, die Möbel sind mediterran wie immer.

Ich gehe zum Telefon und wähle Castas Nummer.

Nach einer Weile geht jemand ran und ich sage: „¡Hola!“

„¡Hola, Apollo! ¿Qué tál?“, antwortet meine Freundin, Casta Morales Esteban.

„Bien. ¿Y tú?“ Ja, alles in allem geht es mir wirklich gut. Besonders jetzt, wo ich mit Casta reden kann.

„Muy bien. ¿Algo nuevo?”

“Claro. Una chica, se llama Nalani, vive en mi casa en el momento. Nada especial.” Ja, sonst gib es nichts neues, nur das Nalani hier wohnt, im Moment. Nichts Besonderes.

Plötzlich höre ich Casta etwas ziemlich böses ins Telefon schreien und das Telefon auf dem Terrakotta-Boden ihrer Küche aufschlagen. Dann reißt die Verbindung, sie hat den Hörer zertrümmert. Oh, verdammt.

Spanische Schimfwörter, Freundinnen und Türen... äußerst unangenehme Kombination

Nalani

Ich sehe mich in dem spärlich eingerichteten Gästezimmer um und versuche nicht allzu enttäuscht zu sein. Das Ausziehbare Sofa das fast den ganzen Raum einnimmt ist doch tatsächlich schwarz!
Wie ich diese trostlose Farbe hasse...
Im Nebenraum höre ich Apollo telefonieren. Er spricht rasend schnell irgendwelche spanischen Wörter und ich verstehe natürlich kein Wort. Ich sehe mich stirnrunzelnd im restlichen Gästezimmer um. Ein blauer Teppich liegt am Boden, auf einem braunen Tisch in der Ecke steht ein Fernseher der so klein ist dass ich ihn wahrscheinlich als Ganzes schlucken könnte. Nun, dann haben ich und dieser Fernseher wohl etwas gemeinsam.
Die Vorhänge sind ebenfalls so dunkelblau dass sie beinahe schwarz wirken, weitere Einrichtungen gibt es nicht, auch keine Bilder. Sofort fühle ich mich von diesem Zimmer runtergezogen. Ich hasse einfach dunkle, kalte Farben. In meinem alten Zimmer war alles in einem lebendigen rot und grün gehalten. Aber gut, ich habe ja nicht vor hier besonders lange zu bleiben, also störe ich mich nicht weiter daran. Ich lasse mich auf das schwarze Sofa sinken und lege den Kopf zurück.
Hm... so unbequem ist es gar nicht.
Ich schließe kurz die Augen, und ehe ich mich versehen kann bin ich schon wieder halb weggedöst.
Die Touristen die sich früher immer beschwert haben wie anstrengend Reisen ist haben nicht gelogen...
Ich träume wirr. Jemand schreit immer wieder meinen Namen, um mich herum kann ich Waffen klingen hören. Ich höre jemanden "Wir warten!" schreien. Ich höre Frauen und Kinder um Hilfe flehen...
Doch ich werde wenige Minuten später schon von Apollo aus dem Schlaf gerissen, der wütend irgendein Schimpfwort brüllt und dann mit lauten Schritten ins Gästezimmer gestürmt kommt. Erschrocken springe ich auf die Beine und sehe ihn alarmiert an. "Ich gehe jetzt duschen! Aber du rührst das Telefon erst mal nicht an, die Leitung muss frei bleiben! Aber wehe du gehst ran... dann drehe ich dir den Hals um!"
Ich zucke ängstlich zusammen, doch Apollo wartet gar nicht auf meine Antwort, sondern rauscht einfach wieder davon. Ich sehe ihm verschreckt nach.
Na gut, wenn er meint. Ich kann meine Eltern auch später anrufen. Ich lasse mich zurück aufs Sofa sinken und kann das Rauschen der Dusche in der Nähe hören. Doch gerade als ich wieder einschlafen will klopft es plötzlich an der Tür. Ich springe ruckartig wieder auf die Beine, dann besinne ich mich dass das Apollos Wohnung ist und ich lieber nicht zur Tür gehen sollte. Tatsächlich hört das Klopfen schon nach wenigen Sekunden wieder auf. Doch nur damit dann ein heftiges Pumpern stattdessen einsetzen kann, vor der Tür schreit jemand. Ich sehe mich verunsichert um. Was wenn da draußen jemand in Gefahr ist? Sollte ich nicht versuchen zu helfen?
Langsam gehe ich zur Tür, in meinem Kopf hallen die Schreie von draußen, doch Apollo unter seiner Dusche scheint nichts davon zu bemerken. Ich laufe die letzten drei Schritte zur Tür, nur um dort wieder verunsichert stehen zu bleiben. Draußen schreit irgendeine Frau irgendetwas auf Spanisch. Ich wünschte, ich könnte diese Sprache verstehen.
"Ähm... Hallo?" frage ich so leise dass es vermutlich nicht einmal durch die Tür dringt. Das Geschrei draußen wird lauter. Ich kämpfte gegen den Drang mir einfach die Ohren zuzuhalten und wieder ins Wohnzimmer zu gehen, Lärm konnte ich noch nie ausstehen, genauso wenig wie Gedränge. Doch ich beiße die Zähne zusammen und reiße Apollos, leider, ansonsten hätte ich nichts tun können, unverschlossene Tür auf. Vor mir steht überraschenderweise eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Sie ist natürlich sehr viel größer als ich, wahrscheinlich fast so groß wie Apollo. Ihre vollen Haare sind lang und dunkelbraun, sie hat ein anmutiges Gesicht, volle Lippen und strahlende grüne Augen, die jedoch von einem fetten Rand verschmiertem Make-Up umgeben sind. Sie ist sowieso fuchsteufelswild, doch als sie mich erblickt wie ich da klein in der Tür stehe, zuckt sie völlig aus. Sie überschwemmt mich mit einem Schwall spanischer Worte, die allesamt nicht sehr nett klingen. Ihr Kehlkopf zuckt unkontrolliert während sie spricht und sie wirft in ihrer Wut immer wieder die Arme hoch, in ihren Augen funkelt hysterischer Zorn, der eindeutig gegen mich gerichtet ist.
Ein einziges Wort kann ich immer wieder verstehen "Apollo! Apollo!"
Anscheinend sucht sie ihn. Vielleicht haben die beiden sich ja gestritten oder so... ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen worüber. "Apollo?" frage ich.
Als sie seinen Namen an brüllt sie mich von neuem an. Ein bisschen spucke fliegt gegen mein Gesicht.
Ich trete zur Seite wie um sie durchzulassen. "Bitte, er steht unter der Dusche, du kannst gerne mit ihm weiterstreiten!" Ich weiß dass sie meine Worte nicht versteht, aber meine Gesten sind eindeutig, sie tritt langsam ein. Ich zeige in Richtung Bad. Soll Apollo doch diesen Streit selbst austragen, ich habe jedenfalls nicht vor mich von einer Wildfremden seinetwegen bespucken und beschimpfen zu lassen. Apollo hat keinen Zweifel daran gelassen wie wenig ihn meine Angelegenheiten und Sorgen interessieren. Nun, seine Schwierigkeiten interessieren mich auch nicht. Er soll nicht glauben dass ich zulasse dass diese Frau Dampf an mir ablässt bloß weil sie wütend auf ihn ist.
Die Frau wirft mir einen Hasserfüllten Blick zu, dann rauscht sie an mir vorbei und stürmt ohne anzuklopfen oder sonst was ins Bad rein.
Ich kann mir ein hämisches Grinsen einfach nicht verkneifen.

Señor Morales Alvarez´ Vorhersage bewahrheitet sich - Leider...

Apollo

 

Die Tür schlägt mit einem Knall auf, ich sehe Casta hinter mir, im Spiegel. Nalani starrt auf Casta. Gut, dass ich schon angezogen bin.

Ich schließe kurz die Augen und seufze.

Dann drehe ich mich zu ihr um und frage genervt: „¿Qué?“ Ich will wissen, was los ist.

„¡Estafador!“, schreit sie mich an und verpasst mir eine schmerzhafte Ohrfeige. Bevor ich richtig auf den Vorwurf, ein Betrüger zu sein, reagieren kann, durchfährt mich der Schmerz, der von dem Schlag ausgeht. Meine Wange brennt und ich sehe zu Casta.

„¡No, no soy un estafador! ¡No te he estafado!”, schreie ich sie an. Meine Freundin spinnt doch! Ich habe sie nicht betrogen!

“¡Eres un estefador! ¡Y tú conoces! ¡Has dicho algo fatal a mi! Has dicho, que esa chica vive aquí!”, brüllt sie und zeigt auf die arme, ahnungslose Nalani, die Casta nichts getan hat. Ich übersetze mal wörtlich: „Du bist ein Betrüger! Und du weißt es! Du hast etwas schreckliches gesagt! Du hast gesagt, dass dieses Mädchen hier wohnt!“

Während ich überlege, was daran so schlimm ist, holt Casta noch einmal aus. Ich kann nicht schnell genug ausweichen und ich bekomme noch eine Ohrfeige verpasst. Ich reibe mir die Wange und erinnere mich, wie temperamentvoll sie schon immer war. Was hatte ihr Vater damals zu mir gesagt, als ich ihre Familie vor zwei Jahren das erste Mal besucht hatte? Ach ja, irgendwas von wegen ich solle sie nicht verletzen, sie könne nicht nur nett und süß sein. Und ich Idiot hatte es Señor Morales Alvarez nicht geglaubt. Na dann, danke für die freundliche Warnung, Señor! Leider etwas zu früh, deshalb habe ich das Ganze wohl vergessen.

„Apollo!“, höre ich Nalani plötzlich rufen. Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe, wie Casta Nalani am Kragen gepackt hat. Jetzt wo ich sie so sehe, bemerke ich, wie finster sie eigentlich dreinschauen kann.

„¡Casta!“, schreie ich.

Sie lässt Nalani los. „Qué?“, fragt sie bittersüß und verschränkt die Arme.

„No soy un estefador, Casta.” Nun wirkt sie langsam nachdenklich, ihre Gesichtszüge wirken weniger wütend.

„¡Pero es muy interesante...“, rede ich weiter, „¡Cuando he visto tú, te had pegado a tu propio novio!“ Mein Vorwurf setzt ihr scheinbar nun doch zu.

Sie sieht zum Boden und meidet meinen Blick.

Nalani sieht mich fragend an. „Ich habe ihr einen Vorwurf gemacht, dass sie ihren eigenen Freund geschlagen hat“, sage ich schnell, noch bevor sie fragen kann.

„Freund?!“, fragt Nalani jetzt verwirrt.

„Ja. Casta ist meine Freundin.“

„Moment mal! Du bist ihr Freund?!“, fragt sie wieder ungläubig.

Merkt euch Kinder: Geht niemals mit einem Fremden in eine dunkle Gasse!

 

Nalani

Ich starre zwischen Apollo und Casta hin und her.
Dieses... dieses Ungeheuer ist seine Freundin?!
Und ich dachte, ich sei arm dran, weil ich hier ohne Eltern, ohne Geld, ohne Handy irgendwo in Spanien gestrandet bin. Aber das ist noch gar nichts. Wenn ich zuhause einen Freund wie Casta hätte, würde ich wahrscheinlich sogar mit Vergnügen hier bleiben!
Sie hat ihn geschlagen!
"Sie ist... sie ist deine Freundin?" wiederhole ich noch einmal fassungslos. Apollo sieht mich regungslos an, aber durch seine Augen blitzt leichter Ärger durch. "Ja! Bist du etwa eifersüchtig?"
Ich schüttle mich. Ich? Eifersüchtig?
"Du hast ihr doch nicht etwa gesagt, dass ich hier bei dir wohne, oder?" frage ich langsam, doch Apollo nickt einfach. "Sicher. Ist das irgendwie ein Problem?"
Mein Gott, kein Wunder, dass sie so ausgezuckt ist. Sie wollte mir an den Kragen, aber jetzt kann ich immerhin verstehen, wieso. Ich klatsche mir die flache Hand gegen die Stirn. "Und du wunderst dich wirklich dass sie so wütend ist?"
"Ja!"
Er sieht fassungslos zu Casta, die noch schuldig zu Boden blickt. Ich frage mich, wie lange noch. Ich reibe mir nachdenklich über den Hals, dort wo sie mich am Kragen gepackt hat, diese Frau hat ganz schön Temperament. Jetzt sieht Apollo immerhin auch ein wenig schuldbewusst drein. Sehr gut.
"Es ist doch kein Problem!" behauptet er trotzdem. "Ich betrüge sie ja nicht mit dir... du wohnst einfach nur hier! Du schläfst in meinem Gästezimmer. Ich verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe."
Ich will ihm gerade antworten, was er alles falsch gemacht hat als sich plötzlich Casta wieder einmischt.
"Perdón" murmelte sie leise, den Blick zu Boden gerichtet.
Ich weiß nicht was das bedeutet, ist aber ganz sicher ein schlimmes Schimpfwort!
Apollo sieht mich an und erklärt mir: "Sie hat sich gerade entschuldigt."
Oh...
"¡Largo de aquí, Casta!" befiehlt Apollo ihr dann schroff. Ich sehe ihn fragend an, doch bevor er mir seine Worte erklären kann unterbricht Casta uns: "Pero.... Esta chica.... No me gusta a saber este... Qué esta chica vive aquí contigo!"
Bevor er ihr antwortet, sieht Apollo mich an und übersetzt: "Ich habe ihr gesagt sie soll weggehen." Er mustert entschuldigend meinen roten Hals. "Aber sie mag den Gedanken nicht, dass du hier bei mir wohnst."
Ich kann nicht verhindern ein wenig bleich zu werden. Wird er mich jetzt etwa rausschmeißen?!
Doch stattdessen wendet Apollo sich wieder Casta zu und sagt entschieden: "¡Largo de aquí, Casta! Voy a decir este otra vez: ¡Largo de aquí, Casta!" Das übersetzt er mir nicht, aber ich erkenne das Largo de aquí wieder. Er sagt ihr noch zweimal, dass sie weggehen soll.
Casta zieht in einem frustrierten Seufzen die Schultern hoch und schlurft zu der Tür, auf die Apollo deutet. Ich sehe ihr hasserfüllt nach. "Das tut mir wirklich leid..." murmelt Apollo hinter mir.
Ich drehe mich wieder zu ihm um. Seine Haare sind noch leicht feucht vom Duschen und er sieht Casta mit müden Augen hinterher. Ich hoffe, ich habe ihm jetzt nicht die Beziehung verdorben. Andererseits... bei der Freundin hätte ich ihm wenn dann nur Gutes getan.
"Schon gut!" Ich taste noch einmal meinen Hals ab und versuche zu lächeln. "Sie hat mich ja nur ein bisschen angeschrien, weiter nichts."
"Aber ich möchte mich dafür entschuldigen. Wie wär's, wenn ich dich als Entschuldigung in ein Café einlade?"
Ich sehe nach draußen. Die Sonne ist kurz vorm Untergehen. Daraufhin muss ich kurz in meinem Kopf nachrechnen, wie lang ich geflogen bin. Bei dieser Rechnung komme ich entweder auf 25 oder eine Stunde. Dann fällt mir ein, dass wir hier eine andere Zeitzone haben.
"Aber es wird schon Nacht!" wende ich in Apollos Vorschlag leise ein. Ich will ihn nicht kränken, vielleicht trinken die Spanier ja am Abend Kaffee.
"Ach was! Noch scheint die Sonne!" ruft er bemüht fröhlich. Ja, noch etwa 5 Minuten.
"Jetzt schau nicht so misstrauisch" meint der junge Mann "das geht schon. Und ich fühl mich echt schuldig, wegen Casta." Ich zucke mit den Achseln. Wenn er sich unbedingt entschuldigen will, meinetwegen. Außerdem habe ich heute erst kaum etwas gegessen.
"Wunderbar!" freut sich Apollo.
Er schnappt sich seine - natürlich - schwarze Jacke und geht zur Tür. Ich folge ihm.


Wenig später stehen wir draußen auf der Straße. Es ist gerade dabei nachtschwarz zu werden.
Apollo sieht so wütend zum Himmel, als würde er ihm persönlich die Schuld dafür geben.
"Vielleicht sollten wir zurück gehen und uns ein hübsches Abendessen machen..." schlage ich vorsichtig vor.
"Ach was!" schnauft Apollo. "Wir nehmen einfach eine Abkürzung, das geht schon!" Dann steuert er, einmal wieder, ohne auf mich zu warten auf eine dunkle Gasse zu, die gefährlich nach Sackgasse aussieht.
Das soll eine Abkürzung sein?!
Naja. Ich bin hier in Spanien, in Madrid. Größere Häuser, andere Sprache, andere Straßen, andere Sitten. Ich sollte Apollo vertrauen.
Also schlucke ich mein mulmiges Gefühl wieder runter und folge Apollo in die Dunkelheit.

Seltsame Erkenntnisse

Apollo


Ich laufe mit Nalani durch die dunkle Straße. Ich bin hier schon mal lang gelaufen und es ging tatsächlich schneller. Plötzlich fällt mir ein Laden auf der rechten Seite auf. Tatsächlich!, denke ich, als ich auf das Schild sehe. „Flores“, steht darauf, also „Blumen“. Meine große Schwester hat ihren Traum von einem Blumenladen also tatsächlich wahr gemacht.

Ich bleibe stehen und gehe näher an das Schaufenster ran. Alles, von Rosen bis Lilien. Und zu einem annehmbaren Preis. Wenn das Ganze hier vorbei ist, werde ich Casta vielleicht hier einen Strauß aus weißen Rosen kaufen. Rot mag sie nämlich nicht, nur weiß!

„Wieso siehst du dir den Laden an?“, fragt Nalani plötzlich.

„Er gehört meiner großen Schwester Kathie. Sie ist fünf Jahre älter als ich, 23.“

„Der Name Kathie klingt aber nicht sehr spanisch.“

„Meine Familie kommt auch nicht aus Spanien. Vor 10 Jahren hat mein Vater einen Job hier angeboten bekommen. Deshalb sind wir umgezogen. Vorher haben wir in München gewohnt. Da, wo du hin wolltest.“

Sie sieht mich verblüfft an. „Interessant“, murmelt sie leise vor sich hin.

Ich sehe mir noch einmal die Auslage des Ladens genauer an, aber ich nehme ein dumpfes Geräusch wahr. Ich drehe mich um und sehe gerade noch, wie Nalani wie ein Sandsack umkippt. Ich gehe ein Stück zu ihr und in die Knie.

„Nalani? Wach auf!“, sage ich und schüttele sie. Sie ist bewusstlos.

Aber wieso?, frage ich mich, als ich plötzlich leise Schritte hinter mir höre. Ich drehe mich um und das letzte was ich sehe, ist das eine dunkle Gestalt vor mir steht und mit etwas in der Hand ausholt. Dann wird alles schwarz um mich. 

 

Als ich die Augen aufschlage, sehe ich direkt in ein schrecklich grelles Licht hinein. Ich drehe mich zur rechten Seite und öffne erst dann wieder die Augen. Ich erschrecke mich. Da liegt Nalani. Immer noch bewusstlos. Aber das Schlimmste ist, dass das hier ganz sicher weder Spanien weder noch Europa ist.

Direkt vor meiner und Nalanis Nase wuchert eine seltsame Pflanze. Obwohl, als Pflanze kann man dieses Ding auch nicht bezeichnen! Es ist irgendein seltsames, hässliches, klebriges blaues Zeug. Apropos klebrig: Ich taste mit der Hand nach meinem Rücken, schließlich muss dort ja etwas kleben geblieben sein, als ich mich auf die Seite gerollt hatte. Tatsächlich, an meiner Jacke klebt etwas. Ich knubbele etwas davon ab und sehe es mir dann mal genauer an. Es ist vollkommen undurchsichtig. Und da es den Boden bedeckt, auf dem wir liegen, ist es wohl doch eine Pflanze. Eine ziemlich hässliche, wirklich.

Pass auf, was du sagst! Selbst mal dich angesehen?

Ich zucke zusammen und setze mich auf. Dann blicke ich mich panisch um. Da ist niemand. Wo kommt diese Stimme her? Werde ich verrückt?

Nein, wirst du nicht. Ich fürchte eher, ich werde es.

Okay, was immer es ist: Es liest meine Gedanken.

Ach nee! Und du tust das gerade nicht, hmm?

Ich kann gar keine Gedanken lesen! Menschen können so was nicht, genauso wenig wie alle anderen Wesen auf dem Planeten.

Was faselst du? Du bist ein Mensch? Das seltsame Wesen aus der Mythologie? Interessant, jetzt erscheint es sogar mir seltsam, dass du meine Gedanken lesen kannst.

Die Frage ist wohl eher, was du bist. Ich sehe hier niemanden.

Sieh mal auf den Boden. Du walzt gerade meine Verwandtschaft platt.

Was zum…? Ich sehe auf meine Finger, mit dem blauen Zeug.

Scharf kombiniert. Und was du hörst, ist das, was du meinen Gedanken entnimmst.

Schnell versuche ich, das Zeug weg zu schütteln, leider ohne Erfolg.

H-hey! Ich bin nichts, das man schütteln sollte! Ich kann das auch selber.

Plötzlich bewegt sich das Zeug von meiner Hand herunter, ungefähr einen Meter von mir und Nalani weg, dann verformt es sich und wird zu einem Wesen das… Menschenähnlich wirkt. Zumindest etwas. Allerdings etwas anders: Die Ohren sind extrem spitz und länger, die Eckzähne etwas spitzer. Außerdem ziemlich groß und zierlich. Das Wesen wirkt eher weiblich.

Und dazu hast du jetzt länger als eine Minute gebraucht, nur um alles zusammen zu zählen? Außerdem hast du etwas vergessen: Ich kann mich spielend leicht in dieses blaue Zeug verwandeln.

Und ich habe, glaube ich, Gedankenlesen vergessen.

Hast du nicht. Das kannst du genauso wie deine Begleiterin und alle anderen Menschen.

Das wäre neu…

Da siehst du mal, für wie schlau ihr euch haltet, aber nicht seid.

Ich verziehe die Miene. Hey! Das ist doch gemein.

Wieso? Euch gibt es seit über 500 Tausend Jahren und wir wissen trotzdem mehr – nach 400 Tausend.

Na und? So schlau wirkt ihr im Moment gar nicht. Ich setze eine bittersüße Miene auf. Wieso rede ich eigentlich noch mit dem Ding?

Kein Ding! Elfe!

Ich lache. Ist klar, natürlich. Und ich bin der König von Spanien.

Bist du?

Natürlich nicht! Du bist also eine Elfe? Obwohl es keine Elfen gibt? Wieso sollte das hier Sinn ergeben?

Weil das hier nicht eure Welt ist, deshalb. Euch herzubringen war ein dummer Fehler. Man dachte, ihr seid die Deserteure, die wir schon so lange bei euch suchen. Sie wurden zuletzt bei euch gesehen.

Ist klar…

Ja, glasklar.

Die Elfe lächelt mich an und weckt Nalani nun sanft auf.  

Elfen und andere unangenehme Dinge

Nalani

Ich schwamm in Dunkelheit. Sie hüllte mich ein, aber schützte mich wie ein Mantel.
Aber ganz schwach konnte ich durch diesen Mantel das hartnäckige Pochen meines Kopfes hören.
Als würde jemand anklopfen.
Poch, poch.
Klopf, klopf.

Du musst aufwachen!

Ich will nicht aufwachen. Nicht, dass ich es gerade so bequem hätte, aber ich wurde in einer dunklen Gasse niedergeschlagen, und das kann nun wirklich nichts Gutes bedeuten. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich befinde, aber wenn ich ehrlich bin will ich es auch gar nicht herausfinden. Ich habe nämlich nicht das Gefühl, als wäre ich allzu glücklich darüber.
Obwohl ich durchaus weich liege.

Wach auf! Du bist nicht in Gefahr!

Hm... seltsam. Was denke ich da für seltsames Zeug? Das klingt eigentlich so gar nicht nach meinen normalen Gedankengängen.

Du bildest dir mich nicht ein. Ich rede mit dir!

Was zum...?! Bevor ich mich besser entsinnen kann, reiße ich erschrocken die Augen auf. Über mich beugt sich irgendeine hoch gewachsene - groß! Natürlich groß! - Unbekannte und sieht mich aus alten blauen Augen an.

Du brauchst keine Angst haben. Ich werde dir nichts tun... Nalani, richtig?

Woher kennt diese Frau meinen Namen?! Erschrocken schlage ich ihre Hand weg, die sie nach mir ausstreckt und springe auf die Beine. Nicht dass das unseren Größenunterschied verändern würde, sie überragt mich um Längen.
Aber wenigstens kann ich mich mit ein paar Schritten zurück in Sicherheit bringen, und mich dann ein bisschen umsehen. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich befinde, Madrid mit seinen engen Straßen ist es aber mit Sicherheit nicht. Um mich herum ist bloß Wiese, blauer Himmel und seltsame blaue Pflanzen, die sich fast bis zum Himmel erstrecken. Aber zu meiner Erleichterung entdecke ich nicht weit von mir Apollo, der sich genauso misstrauisch umsieht, wie ich es tue.
Ich sehe wieder zu der großen Frau vor mir und erschrecke mich als ich erkenne, dass sie spitze Ohren hat.
Ist das... ist das etwa eine Elfe?!

Das? Ob Elfe oder nicht, ich bin immer noch eine Frau!

Es... Sie liest meine Gedanken! Ich schüttle mich und sehe zu Apollo hin. Er scheint zu erkennen, was ich für Probleme habe und lächelt mich leicht entschuldigend an. Ich sehe wieder zu der Elfe und funkle sie gereizt an.
Würdest du bitte aufhören meine Gedanken zu lesen?

Ich kann das nicht. Es ist für mich so natürlich, wie mein Herzschlag.

Oh... na super. Wo bin ich da nur hineingeschlittert? Das alles nur, weil ich kein Englisch kann! Könnte ich Englisch, wäre ich jetzt glücklich und ohne Probleme in München! Stattdessen bin ich hier irgendwo im Nirgendwo, umkreist von gedankenlesenden Elfen. Ich schaudere, Gedanken sind etwas Privates, da sollte nicht jeder einsehen.

Das glaubst du nur. In Wahrheit sind Gedanken nicht privat. Es sind bloß die Menschen und ihre bösen Triebe, die sie zu einem Tabu gemacht haben. Ohne Geheimnisse lebt alles in Harmonie, so wie…

"Könntest du bitte einmal laut sprechen?!" unterbreche ich sie gereizt. "Soweit ich sehe, hast du einen Mund. Benutz ihn doch mal!" Die Elfe starrt mich an, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich wahnsinnig bin. Apollo sieht mich aber dankbar an. Himmel, wir sind Menschen! Wir brauchen nun einmal Geplapper um uns! Ewige Stille und sich trotzdem nebenbei unterhalten, bloß im Kopf, das mag vielleicht bei den Elfen funktionieren, aber nicht bei uns. Zumindest ich brauche den Klang meiner eigenen Stimme, um mich abzuregen.
Und Grund mich abzuregen habe ich ja genug!

Es ist unhöflich, laut durch die Gegend zu brüllen, so dass es jeder hören kann, behauptet die Elfe in meinem Kopf.

Ach ja? Unhöflich? Ich dachte ihr lebt in ewiger Harmonie?

Tun wir ja auch! Eben weil wir nicht herum schreien!

Ich seufzte frustriert. Wir beim Teufel bin ich überhaupt hierhergekommen?

Ich habe euch... ähm... versehentlich hierhergebracht. Eigentlich habe ich jemanden anderen gesucht.

"Du hast uns hierher gebracht?!" schreie ich. Ich kann mich einfach nicht beherrschen, Ruhe für die Elfen hin oder her. Außerdem haben sie es verdient, ein wenig gestört zu werden, immerhin haben die mich gekidnappt! "Kannst du uns nicht einfach zurück bringen?!"

Nein. Und jetzt hör auf, so herum zu schreien. Aber ich habe fast meine gesamte Kraft verbraucht, um euch hierher zu bringen... kein Wunder, wenn ihr Menschen seid. Jedenfalls kann ich euch so schnell nirgendwo hin mehr transportieren.

Toll. Und was wollt ihr jetzt mit uns machen?

Ich weiß es nicht... Ich werde den Rat fragen müssen! Es kann sein dass ihr eine Last seid, und wir euch... entsorgen müssen.
Die Elfe dreht sich um und geht davon.
Ich starre ihr fassungslos nach.
Entsorgen? Was heißt das schon wieder? "Ihr habt uns verdammt noch mal erst hierher gebracht!" schreie ich ihr nach. Apollo sieht mich verwirrt an. "Was hat sie dir gesagt?"
"Die wollen uns umbringen..." grummle ich und seine Augen werden weit.

Das habe ich nicht gesagt, schreit die Elfe in meinem Kopf. Bloß, dass ich mich mit dem restlichen Rat beraten muss, wie wir jetzt mit euch weitermachen. Möglicherweise ist auch eine andere Elfe stark genug, um euch zurück zu bringen. Aber wenn nicht... glaubt mir, dann ist es gnädiger, wenn wir euch Menschen gleich töten, als wenn ihr ein paar Tage in unserer Welt bleiben müsst!

Das Sommerkind und der Herbst - Youko und Aki

Apollo

 

Stumm sitze ich auf dem Boden, die verwandelten Elfen haben sich verflüchtigt.

Einige Stunden sind vergangen, seit die Elfe zum Rat marschiert ist. Und jetzt sitzen wir hier und warten auf etwas, was zu unseren Gunsten ausfällt.

„Ich halte das nicht mehr aus!“, jammert Nalani und setzt sich neben mich, „Apollo, was sollen wir machen, wenn sie sich gegen uns entscheiden?“

Ich starre weiter gerade aus.

„Rede mit mir!“, schreit sie verzweifelt direkt in mein Ohr, „Ich möchte mit jemandem reden!“

Ich sehe sie an und entdecke, dass ihre Augen glänzen. Aus Traurigkeit, denke ich.

„Tut mir leid“, sage ich leise zu ihr, „Aber ich muss das Ganze auch verarbeiten. Aber eben auf meine Weise.“

Sie schluckt. „Ist okay, ´Tschuldigung. Aber ich weiß nicht, ob wir, wenn sie sich gegen uns entscheiden, das einfach so hinnehmen sollten.“

„Ich weiß es nicht, vielleicht…“ Ich winke sie zu mir. „…sollten wir dann abhauen.“

„Ja, vielleicht.“

Plötzlich kommen fünf Elfen auf uns zu. Die Elfe von vorhin ist eine von ihnen. Sie alle tragen weiße Kleidung.

„Wir haben entschieden“, sagt die Elfe von vorhin, die übrigens schwarze Haare hat und vorhin noch blau getragen hatte. Ich blicke kurz zu Nalani. Sie zittert leicht.

„Ursprünglich wollten wir und nicht für euch entscheiden…“, meint andere Elfe, als sie endlich vor uns stehen, „aber Youko, das Sonnenkind, und Aki, der Herbst, haben für jeweils einen von euch gebürgt.“

Die weibliche Elfe, welche dunkelbraune Haare hat, nickt mir zu und stellt sich mir vor: „Das Sonnenkind, Youko.“

Der männliche Elf hingegen nickt Nalani zu und sagt: „Der Herbst, Aki.“

„Also, passt auf, ihr vier“, ruft die Elfe von vorhin, „Wenn einer von euch Menschen etwas anstellt, werdet nicht nur ihr sondern auch diejenigen, die eure Bürgschaft übernommen haben bestraft. Und ihr wisst, was die Strafe ist!“

Wir nicken alle. Plötzlich fällt mir auf, dass diese Elfen endlich mal richtig geredet haben, vielleicht, damit Nalani sie nicht mehr dafür anschreit. Oder generell wegen uns Menschen.

„Geht.“

Wieder nicken wir, dann gehen Aki und Youko voran. Im Eilschritt hasten wir ihnen hinterher, bis wir irgendwann nach gefühlten Stunden an einem lediglich zwei Meter hohem Wasserfall ankommen, neben dem ein Häuschen steht.

Die beiden Elfen sehen sich an und drehen sich dann zu uns. Aki greift nach Nalanis Arm und zerrt sie auf die eine Seite des Flusses, der vom Wasserfall wegführt, Youko zieht mich auf die andere Seite.

„Pass auf“, ruft sie mir zu, im nächsten Moment sirrt etwas durch die Luft. Aus böser Vorahnung gehe ich schnell in Deckung.

„H-Hey!“

„Jammer nicht. Du hast Glück, dass du nicht Aki erwischt hast. Er kennt keine Gnade bei seinen Schützlingen.“

Herbstlaub

Nalani

Wenn ich ehrlich bin, gehen mir all diese Geschehnisse viel zu schnell.
Erst lande ich in Madrid, Spanien, einem Land, in dem ich nicht sein will.
Dann lande ich in irgendeiner Elfenwelt, einer Welt, in der nicht sein will.
Dann wollen mich irgendwelche Elfen auch noch dafür töten, dass ich gegen meinen Willen in ihre Welt verschleppt wurde.
Ich war zwar immer schon ein sehr umgängliches Kind, aber das geht mir langsam zu weit. Aber dem Ganzen ist noch nicht genüge getan, die Elfen bringen uns doch nicht um, eigentlich Grund zur Freude, aber stattdessen übernehmen irgendwelche unbekannten Elfen Bürgschaft für uns, behandeln uns daraufhin wie ihr Eigentum und schleifen uns sonst wohin. Ich höre Aki vor mir belustigt glucksen.
Ach ja... habe ich schon erwähnt, dass diese Elfen nebenbei auch noch unsere Gedanken lesen können?
Plötzlich bleibt Aki stehen und dreht sich zu mir um, mein Handgelenkt lässt er leider nicht los. Während ich in meine eigenen miesepetrigen Gedanken versunken gewesen bin, hat er mich neben diesen verdammten Wasserfall hochgezerrt. Man muss schon zugeben, dass man hier einen unglaublichen Ausblick hat, mir kommt es so vor, als könnten wir diese gesamte Elfenwelt, oder wie auch immer sie sich nennen mag, überblicken. Vor meinem Augen erstreckt sich ein riesiger Wald, nur ganz anders als bei unseren heimischen Wäldern sind die Bäume nicht nur einfach grün, sondern haben alle möglichen Farben, von blauviolett bis hin zu gelb. Es kam mir vor, wie ein bunt zusammen gewürfelter Obstsalat, ist aber wunderschön anzusehen. Von den Bäumen geht eine seltsame Stärke aus, ganz anders, als bei ihren Brüdern in unserer Welt. Unsere Bäume müssen sich uns Menschen beugen, diese müssen sich niemandem beugen und können sich in einer wunderschönen Harmonie im Wind bewegen.
Am allerschönsten sind die bunten Blätter, die zwischen den Bäumen umher wehen. Sie erinnern mich ein wenig an Herbst in unserer Welt. Ich liebe den Herbst, ich finde, von diese bunten Blättern, die willkürlich und doch in einem Muster im Wind umher geworfen werden, geht eine eigenartige Harmonie aus.
Bloß das Rauschen des Wasserfalls nervt ein wenig. Unterhalten kann man sich bei dem Lärm sicher nicht.
Aber auch das ist eigentlich gut. Ich habe ja sowieso nicht vor, mit Aki zu reden.
"Ich will aber mir dir reden!" meint er plötzlich.
Seine Stimme ist eigenartig gut verständlich, fast so als würde er bloß in meinem Kopf reden. Anscheinend können wir uns trotz des Wasserfalls unterhalten.
Na super.
Meine erste Reaktion auf Akis Worte ist, dass ich ihm mein Handgelenkt entreiße und ihn anfunkle. Doch er lächelt mich nur freundlich an.
"Was sollte das ganze eigentlich?!" fahre ich ihn an. "Warum bürgt ihr erst für uns und schleppt uns dann plötzlich hierhin, irgendwo ins nirgendwo?!" Wobei dieses gesamte Elfenreich mehr oder weniger im nirgendwo zu liegen scheint. Bis auf die Ratsmitglieder sind wir noch keiner einzigen Elfe begegnet.
"Das ist, weil es nur noch sehr wenige von uns gibt und wir abgeschieden leben" beantwortet Aki respektlos meine Gedanken. "Kannst du eigentlich auch mal was anderes tun, als meinen Kopf zu durchstöbern?!" fahre ich ihn gereizt an.
Er hebt abwehrend die Hände. "Tut mir leid, Nalani!" Er kennt meinen Namen, ohne dass ich mich ihm vorgestellt hätte, auch nervig. "Aber ich kann gar nicht anders, als deine Gedanken zu lesen. Es ist wie selbstverständlich für mich."
Aha, na toll. Ich denke, er könnte trotzdem versuchen es zu unterlassen. Es nervt, die ganze Zeit dazuliegen wie ein offenes Buch. "Du sagtest, ihr lebt abgeschieden" komme ich zurück zum Thema. "Wovon?"
"Von den anderen Elfen. Sie sind nicht alle... so wie wir, wie der Rat. Sie leben in Dörfern, sie können gut nebeneinander leben."
Aha.
Aber warum kann der Rat das nicht? Warum müssen die irgendwo im Wald leben und uns zuerst hierher entführen, um UNS dann dafür verantwortlich zu machen und fast zu töten. Und dann grundlos für uns bürgen.
"Wir haben nicht grundlos für euch gebürgt" meint Aki leise. Er ist trotz des beständigen Rauschens gut zu hören. "Ach ja?" Ich verschränke die Arme vor der Brust und ziehe eine Augenbraue hoch. "Und zwar?"
"Wir können nicht bei den anderen leben weil dort eine Gefahr ist... eigentlich leben alle Elfen in Harmonie, doch Youko und ich haben vor kurzem eine gewisse... Disharmonie gespürt. Und wir glauben zu wissen, von wem sie kommen könnte, aber im Rat will uns niemand zuhören."
Er kommt einen Schritt näher auf mich zu.
"Aber wir sind davon überzeugt, dass ihr Menschen etwas tun könnt. Ihr seid... eigenartig."
Wow, das größte Kompliment, das ich jemals bekommen habe.
Aki kommt noch einen Schritt auf mich zu. Er ist um eineinhalb Köpfe größer als ich und ich muss meinen Kopf schon in den Nacken legen, um ihm noch in die Augen sehen zu können. "Aber wir glauben, dass ihr uns vielleicht helfen könnt. Abgesehen davon ist das nicht der einzige Grund, warum ich dich nicht sterben sehen wollte..."
Ein ungutes Gefühl beschleicht mich.
Warum plötzlich "ich" "dich"?
Ein sanftes Lächeln huscht über Akis Gesicht und er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht "Du brauchst keine Angst haben..."
Angst habe ich keine, ich mache mir bloß Sorgen.
Und bringe mich lieber in Sicherheit indem ich ein paar Schritte zurück taumle.
"Ach, sei nicht so schüchtern!" knurrt Aki, macht einen großen Satz nach vorne, packt mich an den Schultern und will mich plötzlich küssen.
Ich bin total geschockt.
Er ist eine Elfe!
Ich boxe ihn ungeschickt weg und fange an, schrill zu schreien. "Wehr dich nicht, ich will dir doch nicht wehtun", murmelt Aki und versucht, meinen Schlägen auszuweichen, aber ich schlage nach ihm und schreie wie eine Sirene.
"Hilfeeeeeeeeeeeeeeeee! Hilfe! Hilfe! Hilfe! Hilfe!"
Aki will mich gerade wieder packen und zu sich hinziehen, als endlich Schritte hinter mir ertönen. Ich brülle immer noch wie am Spieß, als plötzlich Apollo in meinem Blickfeld auftaucht.
"Verdammt, tust du ihr etwa weh?! Wie Youko gesagt hat...?!"
Ehe ich mich versehe, ist er bei Aki - dem Herbst - und hat ihm eine verpasst.

Missverständinis

Apollo

 

Wutentbrannt stehe ich vor dem Elf.

Er sieht mich aggressiv an. Seine Augen werden kurz schmaler und sein Gesichtsausdruck wirkt arglistig.

„Wieso so sauer?“, fragt er provozierend.

„Wieso wohl“, fauche ich.

„Weiß deine Freundin eigentlich, dass du für dieses Mädchen den Helden spielst?“

Kurz verstehe ich nicht, dann fällt mir auf, woraus er damit hinauswollte.

Nalani hat scheinbar vor mir begriffen, was er sagen wollte.

„Apollo…“, sagt sie verwundert und sieht abwechselnd Aki und mich an. Total verwirrt, nebenbei bemerkt.

Bösartig funkelt der Elf mich an.

Was soll ich bloß zu Nalani sagen?

„Sag ihr doch die Wahrheit… Das, worauf ich hinauswill.“

„Sagt er die Wahrheit?“, fragt Nalani vorsichtig.

Ich bringe immer noch keinen Tin heraus.

„Natürlich“, sagt Aki zu ihr, „Ich sage nur das, was er denkt.“

Sie sieht zum Boden. Ich bringe kein Wort heraus. Eine ganze Weile bleibt alles so, wie es ist, dann steht Nalani auf und läuft in Richtung der Hütte.

Kaum schlägt die Tür hinter ihr zu, mache ich ein böses Gesicht und sehe Aki an.

„Wieso tust du das?“, frage ich. Noch bin ich ganz ruhig. Noch.

„Weil du  zu einem völlig suboptimalen Zeitpunkt aufgetaucht bist. Du hättest nicht auftauchen brauchen. Weder du noch Youko.“

Wie kommt er denn jetzt auf Youko? Die Frage beantwortet sich, als sie mir auf die Schulter tippt.

„Was ist passiert?“, fragt sie.

Ich bringe kein Wort hervor. Auf Streit möchte ich verzichten, wer weiß, wie lange ich noch mit diesem Typen aushalten muss.

„Och, er mag scheinbar das Mädchen“, meint Aki.

Youko sieht mich an. Dann Aki, dabei wird ihr Blick eiskalt.

„Aki, du hast wohl vergessen, wieso wir Gruppen von je einer Elfe und einem Menschen gebildet haben, hmm? Ich habe alles genauestens mitbekommen.“

Aki zieht eine Augenbraue hoch und schnaubt.

Youko sieht ihn immer noch böse an. „Schäm dich!“, schnauzt sie ihn an und verpasst ihm eine Ohrfeige. „Wir gehen auch zur Hütte, Aki, du solltest vielleicht auch mitkommen. Die mysteriöse Disharmonie breitet sich aus, ich muss mit dir reden.“

Dann geht sie vor, Aki folgt. Kurz sehe ich mich um. Es ist Herbst und das Laub rieselt wie Schnee von den Bäumen.

Als ich die beiden schon an der Tür entdecke, renne ich schnell auch in die Richtung. Ich muss unbedingt nochmal mit Nalani reden.

 

In der Hütte

Nalani

Ich hocke in der Hütte und versuche erst mal meinen Schock zu verdauen.
Mein ganzes Leben fühlt sich vollkommen auf den Kopf gestellt an. Erst versucht irgendein wahnsinniger Elf mich zu küssen und dann behauptet er auch noch, Apollo wäre in mich verknallt. Kann das wirklich wahr sein?
Aber Apollo hat doch eine Freundin!
Und selbst wenn ich Casta nicht sonderlich gut leiden kann, ich möchte auch nicht zulassen, dass sie meinetwegen betrogen wird! In diesem Moment klopft es, viel zu schnell, an der Tür.
Ich bin noch nicht bereit aufzumachen und bleibe einfach dort, wo ich in mich zusammen gesunken bin mit dem Rücken zur Tür am Boden hocken.
Ach, komm schon, mach auf! - sagt Aki in meinem Gedanken.
Da geht es doch mit mir durch, ich springe auf die Beine, wirble zur Tür herum und schreie sie an: "Verschwinde aus meinem Kopf du hinterhältiges Spitzohr!"
"Also wirklich, Nalani, mach sofort die Tür auf!" verlangt Youkos gefasste Stimme von mir. "Wir haben noch wichtigeres zu tun, als uns wegen solcher Albernheiten zu streiten!"
Ich verschränke bloß die Arme vor der Brust. Wenn ich ehrlich bin finde ich das überhaupt nicht albern, sondern, vielmehr ein Desaster. "Mach verdammt nochmal endlich auf!" verlangt nun auch Apollo genervt. "Youko hat Recht, wir müssen den Schei... diese Probleme hier so schnell wie möglich lösen!"
Nun, ich bin einstimmig überstimmt. Also gehe ich langsam zur Tür und hebe den Riegel, den ich davor gelegt habe, weg. Sofort wird sie aufgerissen und Aki kommt herein gestürmt. Schon streckt er die Arme aus, um mich zu umarmen oder sonst was, doch als ich schreiend zurück springe reißt Youko ihn blitzschnell am Kragen zurück.
"Beherrsch dich" faucht sie.
Als letztes kommt nun auch Apollo und es wird in der Hütte langsam richtig eng. In Apollos Augen kann ich zu meinem Schrecken schwer unterdrückten Zorn erkennen. Gegen wen der sich allerdings richtet... das müssen wir noch herausfinden.
Er sieht mich fest mit seinen wütenden Augen an und versichert hart: "Nalani, ich bin nicht in dich verliebt. Das musst du mir glauben!"
"Das kann ich allerdings bestätigen" meint Youko trocken, "hätten wir das Thema damit geklärt?"
Ich nicke.
"Gut." Sie wendet sich nun wieder an Aki und funkelt ihn gereizt an. "Und du mein Lieber... wie oft muss ich dich noch daran erinnern, dass wir eine Mission zu erfüllen haben? Du kannst deine eigenen Interessen nicht schon wieder vor das Allgemeinwohl stellen!"
...schon wieder?
Aki hebt abwehrend die Hände. "Schon gut, schon gut! Ich werde..."
"Gar nichts wirst du!" zischt sie, "Nur deine gierigen Finger von diesem Mädchen lassen! Wir brauchen die Menschen. Kannst du eigentlich auch etwas anders machen als Probleme?"
Jetzt schaut Aki gekränkt drein. "Es ist ja wohl meine Sache, in wen ich mich verlie..."

"Ja. Du kannst machen was du willst, sobald die Harmonie endlich wieder hergestellt ist", faucht Youko.
"Willst du mir vorschreiben was ich tun soll?"
Ängstlich sehe ich zwischen den beiden Elfen, die hoch über mich aufragen und sich wütend anfunkeln, hin und her.
Was soll ich tun, wenn die beiden jetzt zu streiten beginnen?
Ich weiß nicht genau, zu was Elfen alles fähig sind, aber kleine Demonstrationen habe ich ja schon bekommen, und das genügt mir allemal.
"Ähm... könntet ihr aufhören, euch zu streiten?" bitte ich schüchtern.
"Ja. Wie Youko sagt: Wir haben wichtigeres zu tun!", springt Apollo mir bei.
"Ha" macht Youko, "Also lass das Mädchen in Ruhe!"
"Ich habe auch einen Namen!", unterbreche ich genervt.
Youko sieht mich ein wenig verärgert an, dann weiten sich ihre Augen plötzlich erstaunt.
"Was ist?" fragt Apollo misstrauisch.
"Da ist jemand vor der Tür!"

Wenn ein Elf misstrauisch ist...

Apollo


"Wie jetzt?", hake ich verwundert nach.
"Da ist wirklich jemand an der Tür", pflichtet Aki Youko bei.
Wer könnte das sein? So weit ich weiß, wissen nur wir vier von diesem Ort.
"Nicht ganz. Die anderen Ratsmitglieder wissen auch hiervon. Also Taki, Haruko, Botan, Akane, Aoi. Wir sind die anderen beiden."
"Genau. Youko hat recht. Diesmal", murmelt Aki und sein Blick wird finster.
Zu gern würde ich wissen, wieso!
"Das willst du garantiert nicht wissen, Apollo", meint Youko und sieht kurz zur Tür.
"Und?", fragt Nalani leise, "Wer ist es?"
"Ein einzelner Elf. Ich kenne ihn nicht, aber er ist neugierig. Und trotzdem misstraut er euch zutiefst. Ich glaube sein Name ist... Feld, also Fukita. Bauer."
Akis Blick wird entspannter und er atmet auf. Es wirkt, als misstraue er dem Rat.
"Natürlich misstraue ich ihnen! Hast du eine Ahnung, was sie mir angetan haben?!", schnauzt er mich prompt an.
Ich schüttele den Kopf und Nalani sieht ihn fragend an.
"Natürlich nicht, Mensch! Sie..."
Bevor Aki zu Ende sprechen kann, verpasst Youko ihm eine Ohrfeige und sagt: "Halt den Mund, hörst du?"
Offensichtlich widerwillig ist er plötzlich ruhig.
"Und jetzt?", fragt Nalani.
Wir alle schauen ratlos drein, bis Aki plötzlich einfach zur Tür marschiert und diese aufreißt.
"Aki", sagt der Elf, welcher blonde Haare hat und, wie Youko sagte, Fukita heißt, eiskalt.
"Fukita. Hör mal, ich weiß,mdu bist immer noch sauer auf mich, wegen Kasu..."
Youko rammt ihm ihren Ellenbogen in die Seite. Sie funkelt ihn aggressiv an. Aki schluckt.
"Ja, ich bin sauer, wegen meiner Schwester. Und glaub mir, ich werde noch dafür sorgen, dass du bereust, dass du..."
Nun bekommt auch Fukita Youkos Ellenbogen zu spüren.Sie bleckt leicht die Zähne und der Elf weicht einen Schritt zurück.
"Ein Wort, Fukita, und du kannst den nächsten Tag vergessen, kapiert?"
Der blonde Elf weicht noch weiter zurück. Während ich da zusehe, wird mir immer mehr klar, dass ich Youko noch gar nicht so erlebt habe.
Sonst ist sie immmer ruhig. Und jetzt? Naja.
Ich sehe mit hochgezogener Augenbraue zu Nalani und flüstere: "Muss
irgendwas geheimes sein."
Sie nickt. "Ja."

...kann das schnell einmal zum Problem werden

Nalani


"Ja." Apollo hat vollkommen recht. Schon wieder so ein Elfengeheimnis.
Aber im Gegensatz zu ihm werde ich mich nicht so gelassen damit abfinden, dass es auch geheim bleibt. "Was jetzt?" schnauze ich die Elfen vor mir an. "Sollen wir euch nun beim Weltretten helfen oder nicht? Denn soweit ich das mit der Disharmonie verstanden habe geht's darum dass wir Menschen irgendetwas machen! Dann müsst ihr uns aber schon verraten welches Spielchen hier gespielt wird."
Youko sieht erst mich wütend an, dann abwechselnd Aki und Fukita. "Nur weil ihr eure Klappe nicht halten konntet..." zischt sie. Der blonde Elf scheint uns zum ersten Mal richtig zu bemerken.
Er sieht zwischen mir und Apollo hin und her und guckt immer verwirrte, schließlich öffnet er den Mund wie zu einer Frage.
Doch in diesem Moment kommen zwei weitere Elfen in die Hütte gestürmt, ohne anzuklopfen oder sonst etwas.
Langsam wird es hier drinnen richtig eng...
Um genau zu sein ist es ein Elf und eine Elfe. Sie ist schön wie eine Blume: Fast bodenlanges braunes Haar in dem rote Rosen stecken, ein blasses Gesicht und große, ausdrucksstarke Augen. Er wirkt im Gegensatz dazu für eine Elfe eher unbeholfen. Der Elf hat ebenfalls braunes Haar das jedoch kürzes ist und vollkommen zerzaust, seine blauen Augen wirken verschlafen und ein wenig verwirrt, außerdem ist er für seine Gattung ungewöhnlich klein.
"Aoi!", knurrt Aki, dann: "Taki!"
Er ballt die Händen zu Fäusten und tritt seltsamerweise zwischen mich und die beiden Elfen. Komisch, sind das nicht Elfen aus dem Rat? Warum nur misstraut er ihnen so?
Auch Fukita scheint nicht allzu erfreut über das Auftauchen der Ratsmitglieder zu sein ,einzig Youko ringt sich ein höfliches Lächeln ab. "Schön das ihr hier seid... warum auch immer."
"Youko, Aki, Wer-auch-immer!" ruft der Elf der Taki heißt freudig aus. "Wir haben euch schon lange gesucht. Zuerst sind wir gar nicht auf die Idee gekommen ihr könntest beim Wasserfall sein nachdem was Aki hier vor einer Weile passiert ist, und haben alle anderen Gegenden abgesucht. Aber nachdem wir euch dort nicht gefunden haben sind wir auf die Idee gekommen die Gedanken der Menschen zu suchen. Das war erst gar nicht so einfach, denn..."
Die Elfe unterbricht ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung.
Diese Elfe ist seine Schwester, erklärt Aki mir plötzlich in meinem Kopf.
Ich zucke heftig zusammen, doch zum Glück scheint es niemand zu bemerken.
Die sind Geschwister?!
Sie sind ja so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
"Deswegen sind wir nicht hier, Taki", meint Aoi.
Aki kneift misstrauisch die Augen zusammen.
"So, und weswegen dann?"

Streit wegen einer Pfingstrose?!

Apollo

„Also“, sagt Aoi und zeigt mir ihre linke Hand, die sie bis jetzt hinter ihrem bodenlangen, schmalen weißen Kleid versteckt hatte, und hielt die mir kurz vor die Nase.

An dieser Hand hatte sie nur noch zwei Finger. Den Zeigefinger und den Ringfinger.

„Was…?!“, höre ich Nalani rufen.

„Das war bei unserer… kleinen Auseinandersetzung mit Aki. Aber ich will meine Antipathie gegen ihn nicht an euch auslassen, Menschen, deshalb sind wir hier. Ich möchte euch beiden, Nalani und Apollo, Geschenke übergeben.“

Akis Augen werden ganz schmal und er blickt Aoi zornig an. Ist er wirklich schuld, dass sie drei Finger zu wenig hat?

„Bin ich“, sagt er plötzlich zu mir, „Aber… Sie ist selber schuld. Sie hatte mehr Pech als Botan aber weniger als Akane, als die anderen, Botan und Akane. Akane hat keinen Kratzer abbekommen, allerdings ist sie nun auf dem rechten Auge blind. Und Botan hat lediglich eine große Narbe abbekommen. Ich… war sehr sauer auf sie. Wegen Kas…“

Wieder rammt Youko ihm ihren Ellenbogen in seine Rippen.

Ich achte wieder auf Aoi, die gerade Nalani einen roten Stein gegeben hat, der in einem goldenen Rahmen eingefasst ist.

Nun kommt sie auf mich zu.

„Apollo, für dich haben Botan, Akane und ich eine Pfingstrose. Mit einem roten Blatt, ein Unikat, welches du behalten darfst, bis ihr wieder abreist. Pass gut darauf auf, hörst du?“

Ich höre, wie Aki nach Luft schnappt.

„Das ist JENE PFINGSTROSE!!!“, platzt es aus ihm heraus und Aoi wendet sich ihm leicht erschrocken zu.

„Du… Du hast sie gesehen?!“ Sie klingt ehrlich überrascht.

Ich weiß nicht so ganz, ob ich etwas sagen soll. Sicherheitshalber lasse ich den Mund einfach mal zu.

Der Elf nickt und wirkt, als würde er gleich stimmungstechnisch platzen. Er sieht genauso finster drein, wie als Youko die Ratsmitglieder erwähnt hat.

„Was hat es mir der Rose auf sich?“

„Sieh dir das rote Blatt im Vergleich zu den anderen an“, weist er mich an.

Ich nicke und vergleiche sie. Das rote Blatt wirkt irgendwie… ausgeglichener. Dann streiche ich darüber. Es ist weicher, als die anderen, wenn auch nur minimal.

„Genau“, ruft Aki aus und erschreckt mich damit ein wenig. Ich hatte schon ganz vergessen, dass Elfen Gedanken hören, bzw. lesen können.

Dann fährt er fort: „Es gehört nicht zu den anderen. Weil es ursprüngluch nicht zur Rose gehört hat!!!“

Die seltsame Rose

Nalani

Ich verstehe nur die Hälfte von dem Gespräch das Aki mit Apollo führt, weil er anscheinend auf seine Gedanken antwortet. Die beiden reden und reden einfach über das rote Blatt auf der Rose. Ich weiß nicht, was daran so besonders ist.
Ich finde es bloß seltsam, dass Aoi Apollo eine Rose schenkt.
Aki sieht mich wütend an und schreit: "Das ist nicht irgendeine Rose, das ist die Rose die Kas..."
Schon wieder hat er Youkos Ellenbogen in der Seite. Die Elfe blitzt ihn wütend an. "Kannst du endlich mal ruhig sein?", schimpft sie.

Missmutig zieht Aki die Schultern hoch und murrt: "Na gu..."
"Also ich finde wir haben ein Recht, das zu erfahren", mischt sich plötzlich Apollo ein.
In seinem ruhigen Gesicht kann ich Neugierde entdecken.

"Nein, habt ihr nicht!", zischt Youko.

"Ich finde ihr solltet es ihnen erzählen! Jeder soll erfahren, was mit meiner Schwester geschehen ist… weil er nicht auf sie aufpassen konnte!", mischt sich nun Fukita ein.
Die beiden Elfen fangen zu streiten an und meine Aufmerksamkeit gleitet ab. Ich sehe mir wieder den roten Stein an, den Aoi mir in die Hand gedrückt hat.
Er sieht seltsam aus, irgendwie mit Blut getränkt...
Ich traue der Elfe nicht, wenn ich könnte, würde ich den Stein sofort aus der Hand legen, leider ist das viel zu unhöflich.
Das Stimmengewirr um mich ignorierend drehe ich den Stein in der Hand.
Er ist ganz glatt.
Ob er wohl für irgendetwas gut ist?
"Seid mal alle still!", schreit Aki in diesem Moment laut, um sich Gehör zu verschaffen. Ich blicke von meinem Stein auf und sehe ihn kurz, ganz kurz nur, direkt in die Augen. Ein kalter Schauder läuft mir über den Rücken, als ich diese wütende Leidenschaft in seinen Augen sehe und ich schaue so schnell ich kann wieder auf meine Hände.
"Gib mir auf der Stelle diese Rose!", verlangt Aki von Apollo. Sie ist ein Ding des Bösen und muss zerstört werden! Ich will nicht dass das, was IHR wiederfahren ist noch jemanden anderen passiert."
Ich schiele kurz hoch, nur um zu sehen, dass er mich schon wieder direkt anschaut.
Oder niemals damit aufgehört hat.
Na, ganz toll...
Plötzlich macht Apollo eine gekränkte Miene.

"Sie hat die Rose mir gegeben!", meint er, "Du willst sie doch nur haben, weil du neidisch auf mich bist!"
Aki wendet endlich den Blick von mir ab, um Apollo eindringlich anzusehen, wahrscheinlich unterhält er sich gerade jetzt mit ihm in seinen Gedanken.
Alle im Raum sind ganz still, denn alle außer mir können hören, worum sich das Gespräch dreht.
Ich wünschte, ich hätte einen Schutz vor diesem Gedankenlesen, wenn ich schon die der anderen nicht hören kann...
Plötzlich färbt sich Akis Gesicht rot und er schreit Apollo an: "Ich habe sie geliebt, du Volltrottel! Und jetzt ist sie tot, wegen diesen Ratsmitgliedern hier!" Er macht einen Satz nach vorne und packt die Rose die Apollo fest umklammert hält.
"Jetzt gib mir endlich diese Rose!"
Er zerrt gerade daran, als sich die Tür schon wieder öffnet.
Wir reißen alle erschrocken die Köpfe hoch.
Ein besonders gut aussehender Elf steht im Eingang - Hokaru das Frühlingskind, wie Aki mir im Kopf mitteilt - und mustert uns alle von oben bis unten.
"Hier befinden sich ja inzwischen mehr Ratsmitglieder als im Rat selbst!", meint er missmutig und will langsam herein kommen. Dann sieht er den roten Stein in meinen Händen und seine Augen weiten sich erschrocken.
Im nächsten Moment liege ich plötzlich auf dem Boden und der Stein rollt mir aus den Fingern. Haruko kniet über mir und funkelt wütend auf mich herab. "Woher hast du diesen..." knurrt er.
Doch weiter kommt er nicht.
Ehe ich mich versehe wird Hokaru von mir herunter gerissen und nun ist er es, der am Boden liegt, ein knurrender Aki über ihn.
"Wag es ja nicht, sie anzufassen!", droht dieser mit ausgestreckter Faust.
Haruko blickt unsagbar wütend drein.
"Das wird Konsequenzen haben... für euch alle!"

Strafe

Apollo

 

Wir alle starren den Elf an. Droht uns nun doch die Strafe, welche uns angedroht wurde? So wie er klingt… Ja.

Super, wirklich super.

„Sarkasmus ist auch so typisch Mensch“, wirft Youko plötzlich ein.

Ich schnaube. Wir haben im Moment ganz andere Probleme, denke ich mir.

„Ja, habt ihr“, knurrt Haruko.

„Aki“, ruft Youko in Richtung der beiden.

Der genannte Elf knurrt kurz, dann rappelt er sich auf und lässt zu, das der andere sich aufrichten kann.

Er klopft sein Kleidung ab und sieht uns dann wütend an.

„Die Bedingung war, dass ihr nichts anstellt. Der Stein und die Rose sind ein Verstoß dagegen. Es ist ab jetzt nur noch den Elfen gestattet, zu sprechen.“

Youko und Aki nicken.

Ich würde nur zu gern etwas sagen, aber ich halte mich zurück. Nalani tut scheinbar dasselbe.

Haruko seufzt. „Ich mache das ungern, aber ihr lasst mir keine Wahl. Aoi, Taki, passt auf die Menschen auf und folgt mir. Ich will nicht, dass einer von den Vieren flieht. Youko und Aki werden es sowieso nicht versuchen, das weiß ich.“

Aoi grinst gehässig, als Haruko sich umdreht und sagt dann zuckersüß: „Lauft, oder muss ich nachhelfen?“

Wir setzen uns langsam in Bewegung und jedes Mal, wenn wir langsamer werden, piekt Aoi und mit etwas spitzem.

Ich will lieber nicht wissen, was es ist.

„Oh, das ist eine Nadel“, sagt sie.

Wieso habe ich bloß das Gefühl, das wir aus der Nummer nicht mehr herauskommen?

„Tatsache!“, lacht sie. Seltsamerweise scheinen die anderen nichts davon mitzukriegen.

Nach ein paar endlos wirkenden Stunden des Laufens scheinen wir da zu sein. Auf dem Weg hat Aoi uns immer wieder gepiekt, aber irgendwann habe ich das gar nicht mehr wirluich wahrgenommen.

Und noch ein wenig später sitzen wir Vier in einer dunklen, kalten Höhle. Eingesperrt, versteht sich.

Ob wir hier wohl jemals herauskommen? Vermutlich nicht. Aber vielleicht doch, also sollte ich die Ruhe bewahren.

„Decken!“, ruft Youko und wirft im nächsten Moment genannte Gegenstände aus einer dunklen Ecke zu uns.

Ich wickele mir eine um und lehne mich an eine Wand.

Vielleicht kann ich ja einschlafen? Ich schließe die Augen und nach einem Weilchen schlafe ich tatsächlich ein.

Gefangene der Elfen

Nalani

Apollo hat sich einfach mit einer Decke eingewickelt und ist nach kurzer Zeit eingeschlafen. Also echt, manchmal wünsche ich mir wirklich ich hätte seine Gelassenheit, aber hin und wieder wirkt es einfach nur noch gruselig.
Ich wende mich an Aki. "Was wird jetzt mit uns passieren?", frage ich ängstlich.
Er versucht scheinbar mich so beruhigend wie möglich anzulächeln. "Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun!"

"Du musst aber!", zischt Youko in diesem Moment. "Egal wie hart die Strafe aussehen mag, wir müssen sie annehmen. Und wenn das unseren Tod bedeutet. Und wenn es IHREN Tod bedeutet! Ich werde nicht das Gesetz brechen!"
"Aber das ist doch lächerlich!", schreie ich und Apollo zuckt im Schlaf. Sofort spreche ich ein bisschen leiser. "Wir haben doch gar nichts verbrochen! Aoi hat uns diese Gegenstände in die Hand gedrückt!"
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich immer noch nicht, was daran so besonders war. Eine Rose und ein roter Stein. Wenn man in der Elfenwelt wegen sowas eingesperrt wird weiß ich auch nicht weiter...
"Es war nicht irgendeine Rose", meint Aki, plötzlich ist er wütend. "Diese Rose hat Ka..."

"Sei verdammt noch mal still!", schreit Youko ohne Rücksicht auf Apollo. "Nur weil du deine verdammte große Liebe verloren hast musst du es nicht überall herum erzählen!"
Ich sehe zwischen den beiden hin und her und kann beobachten, wie Akis Gesicht zuerst rot anläuft und er dann kreidebleich vor Zorn wird.

"Ich kann sagen was ich will", meint er hart.

"Und ich kann tun was ich will. Ich werde Nalani retten. Und wenn es mein Leben kostet. Und wenn es unser aller Leben kostet. Selbst wenn es dich deine Stelle im Rat kostet, Youko, dieses Mal werde ich mich dem Gesetz nicht beugen."
Zugegeben, ein bisschen gerührt, dass er sich sosehr für mich einsetzt, bin ich schon. Wobei ich immer noch nicht verstehe, warum. Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick, und bin auch absolut gegen Oberflächlichkeit, wobei ich mir selbst natürlich schon Mühe gebe gut auszusehen. Also kann Aki nicht wirklich in mich verliebt sein, er kennt mich ja kaum!
"Am besten ist es doch wir lassen es gar nicht so weit kommen, dass einer von uns stirbt... oder ähnliches", meine ich leise. Ich könnte es nicht einmal ertragen, irgendwie Schuld am Tod der steifen Youko zu sein.
Bei Apollo und Aki ist trotz allem alleine schon der Gedanke unmöglich.
"Warum versuchen wir nicht einfach zu fliehen? Irgendwelche Elfenzauberkräfte die uns jetzt hier raus helfen müsst ihr doch haben!" Aki schüttelt traurig den Kopf: "Tut mir Leid, Nalani..."
"Was soll das heißen?! Ihr könnt wirklich nichts, außer in euch in lächerliches Gemüse zu verwandeln und den Leuten ihre Gedanken aus dem Kopf zu klauen?!", schreie ich aufgebracht.
"Selbst wenn wir es könnten, wir würden dir nicht bei der Flucht helfen", mein Youko. "Wir würden aus dem Rat verstoßen werden."
"Was bedeutet dir dieser blöde Rat noch wenn du TOT bist?!"
"Aus dem Rat verstoßen zu werden ist für Youko die schlimmere Strafe, als getötet zu werden", erklärt Aki mir. "Denn ein Elfenleben ist zwar lang, aber die Mitgliedschaft im Rat geht bis in alle Ewigkeit. Über den Tod hinaus."
Oh, jetzt verstehe ich... Ungefähr... denke ich zumindest.
Trotzdem ist ihre blöde Mitgliedschaft kein Grund uns sterben zu lassen!
"Ich werde natürlich alles tun, damit unsere Unschuld bewiesen wird", versichert mir die Elfe. "Aber wenn nicht... Werde ich nicht zulassen dass einer von euch das Gesetz bricht!"
Das ist ja zum Heulen! Gibt es denn niemanden der uns helfen kann?


Doch, möglicherweise....


Ich reiße den Kopf hoch. "Wer war das schon wieder?!", brülle ich gereizt. "HAB ICH EUCH NICHT GESAGT, IHR SOLLT EUCH AUS MEINEM KOPF RAUSHALTEN?!"
Die beiden Elfen sehen mich verwirrt an. "Das waren wir nicht..."
"Ich war das", verkündet plötzlich eine ruhige Stimme hinter mir.
Erschrocken reiße ich den Kopf herum.
Hinter mir steht eine mittelgroße Elfe, die an Schönheit sogar noch die dunkelhaarige Aoi übertrifft. Ihre Haare sind weißblond und reichen fast bis zum Boden, kleine Zöpfchen und blaue Blumen sind darin eingeflochten. Ihre Augen sind groß und bronzefarben, wie kleine Edelsteine funkeln sie in ihrem Gesicht und werden von dunklen, langen Wimpern eingerahmt. Ihre ganze Haut ist so blass, dass sie mehr an Porzellan als an biologisches Gewebe erinnert und ihr ganzer Körper ist so zart, dass man meint, sie könnte zerspringen, wenn man sie anfasst.
Ich bin von dieser Schönheit fast überwältigt und vergesse fast den Mund zuzumachen.
Aki scheint nicht ganz so begeistert.
"Du also... Ich dachte schon du willst dich nie wieder blicken lassen und einsam in den Wäldern herum streifen, Abtrünnige!"
Die Elfe hebt stolz den Kopf ein wenig und sieht Aki nicht einmal an. Stattdessen schaut sie mit gelassenem Blick zu Apollo, der noch immer in seine Decke eingewickelt am Ende der Höhle schläft.
"Ja, ich bin auch froh dich wiederzusehen, Herbst."
"Was tust du hier, Sae...", fragt Aki bloß leise.

Youko mal giftig

Apollo

 

Seit Nalani irgendwas geschrien hat, bin ich wach, aber ich halte es für besser, mich weiterhin schlafend zu stellen.

„Wir wissen, dass du wach bist, Apollo“, höre ich Youko plötzlich rufen.

„Er ist wach?!“, fragt Nalani verwundert. Logo, sie merkt das nicht.

Ich mache die Augen auf, sie sie an und nicke. Dann gähne ich, schließlich bin ich immer noch etwas müde.

Ich reibe mir die Augen und sehe mich dann genauer in der Höhle um.

Eine Person kommt mir unbekannt vor, ihr gehört wohl die Stimme, die vorhin dazukam.

Wenn ich mich nicht täusche, ist ihr Name Sae. Und sie kennt scheinbar Aki.

„Das kann ich erklären… Ai und ich…“

Plötzlich ist sie doch wieder ruhig.

Ich hebe eine Augenbraue, als ich sehe, wie Aki sie verdattert und leicht böse ansieht. Dann reibe ich mir nochmals die Augen.

Das habe ich doch geträumt… oder? Der? So eine hübsche Elfe? Never ever!

„Pass auf, was du denkst!“, knurrt Aki.

Oho, der Typ hat wohl ein ziemlich empfindliches Ego.

Aki funkelt mich finster an.

„Aber das hat im Moment keine Relevanz, Apollo. Es ist vollkommen egal. Ich werde versuchen, zu beweisen, dass ihr unschuldig seid!“

Youko schnaubt und stichelt: „Bestimmt wieder mal irgendeine illegale Methode, nicht wahr, Herbstfreundin?!“

Sae wirbelt herum und starrt Youko einfach nur an. Zwischen durch wirkt sie, als wolle sie etwas sagen, aber dann sagt sie doch nichts.

Ich starre die beiden nur an.

Plötzlich mischt sich Nalani ein: „Ich will ja niemanden hetzen, aber die Zeit läuft davon.“

Ich nicke: „Tick Tack Tick Tack.”

Sae guckt böse zu mir. „Gut“, zischt sie dann, „ich sehe mal, was ich tun kann.“

Ehe ich mich versehe, ist sie auch schon wieder weg.

„Ich schlafe weiter“, sage ich dann, „Solltet euch auch mal aufs Ohr legen.“

Rätsel um Sae, oder: Akis seeehr interessante Vergangenheit

Nalani

Apollo pennt ehe ich mich versehe wieder weg. Okay, ein klein wenig nervt seine Unbekümmertheit mich schon. Ich sterbe hier fast vor Angst und was tut er? Er legt sich wieder schlafen!
Aki sieht mich behutsam an. "Du solltest dich vielleicht auch einmal hinlegen, Nalani. Es kann sein dass wir bald... einige Anstrenungen hinter uns bringen müssen..."
Youko sieht ihn an und zischt: "Ich denke nicht daran zuzulassen dass einer von uns flieht!"
Gereizt wirft Aki die Hände in die Luft und ruft: "Ich dachte nicht einmal daran zu fliehen! Sae wird unsere Unschuld beweisen und dann kümmern wir uns wieder um die Disharmonie!"
"Soso, die Disharmonie also. Dann sollten wir uns aber auch um deine... Freundin", sie spuckt das Wort regelrecht aus "kümmern!"
"Sie ist nicht meine Freundin", beschwert sich Aki.
"Okay, was ist hier los?", frage ich als mir endgültig der Kragen platzt.
Hat Aki jetzt eine Freundin oder nicht?
"Nein!", ruft Aki entsetzt.
"Ja!", schreit Youko.
Ist nur die Frage wem ich jetzt glaube... in diesem Fall nicht schwer zu entscheiden.
Ehe der Elf sich versieht bin ich bei ihm und knalle ihm eine. "Und du Wicht versuchst es auch noch mich zu küssen!", heule ich wütend auf. "Obwohl du eine Freundin hast! Wie kannst du nur? Wie kannst du nur?!"
"Nalani, bitte... du verstehst nicht..."
"Ach halt die Klappe! Von dir will ich kein Wort mehr hören!"
Youko grinst währendessen fröhlich und Apollo döst fröhlich vor sich hin.

Er schläft genausowenig wie vorher!, warnt Aki mich im Kopf. Unser kleiner Freund hier will uns wohl ein wenig ausspionieren!

"Verschwinde aus meinem Kopf!", kreische ich bloß entsetzt auf und haue mir selbst gegen den Schädel. "Raus! Raus! Raus!" "Nalani, hör bitte auf dir wehzutun..." ...sieh dir stattdessen lieber das an!
Aki deutet auf den liegenden Apollo der zwar die Augen geschlossen hält, jedoch fröhlich vor sich hingrinst. Als würde ihn unser kleiner Streit köstlich amüsieren.
Na toll...
"Das ändert aber nichts!", schreie ich. "Warum hast du mir nicht erzählt das du eine Freundin hast?"
"Es ist nicht so wie du denkst..."
"Nicht so wie du denkst, was glaubst du eigentlich was ich denke wer Sae..."
"Was ist mit mir?", unterbricht mich eine schmunzelnde Stimme.
Ich wirble herum und schon wieder steht die wunderschöne Elfe hinter mir, ihre Augen funkeln mich leicht spöttisch an. "Ist da jemand eifersüchtig?", fragt sie belustigt. "N-n-nein!", stammle ich.
Apollo lacht und richtet sich auf, Sae lächelt ihn an.
-Ich sage dir doch er hat nicht geschla..., meint Aki.
"RAUS!", brülle ich.
Inzwischen grinst sogar schon die steife Youko, überhaupt nicht lustig das Gespött von allen zu sein. "Ich habe übrigens einen Weg gefunden euch hier rauszuholen", erzählt Sae plötzlich gelassen.

Ein abgelehnter Deal

Apollo

 

„Der wäre?“, frage ich ungläubig und niese leise. Doch ein bisschen kalt hier in der Höhle, da hat auch die Decke nicht viel geholfen.

„Haruko hat vergessen, eure Gedanken zu lesen. Er ist noch jung, da vergisst man manchmal, damit wahre Absichten zu prüfen. Und… wenn ich ihn darauf hinweise, dass ich euren Gedanken entnommen habe, das ihr unschuldig seid…“

„Kommen wir frei“, ergänzt Aki wie automatisch.

Sae nickt. „Aber ganz so leicht wird das nicht. Er… ist anders. Selbst wenn ihr daran denkt, dass ihr es nicht wart… Denkt auf keinen Fall an einen Moment, in dem ihr gelogen hat! Wie gesagt… Er ist anders.“

„Er kann in unseren Gedanken Lügen und Wahrheiten filtern?“, frage ich verblüfft.

„Ja, dafür kann er mit dem Inhalt der Gedanken selbst nichts anfangen.“

„Und das kann sonst niemand?“, frage ich wieder.

„Nein, das kann niemand sonst, Apollo.“

„Und… woher weißt du das?“, fragt Youko, „Ich weiß es nämlich nicht. Und auch sonst scheinbar niemand.“

„Sagen wir es so…“, Sae starrt auf den Boden und scharrt mit den Füßen auf dem Boden rum, „Wir sind alte Freunde.“

„Ja, sag es am besten so“, wirft Aki plötzlich ein, „Die Aktion hat einiges ruiniert.“

„Welche Aktion?“, meldet sich Nalani mal wieder zu Wort und sieht sich interessiert in der Runde um.

„Uninteressant“, pariert Sae und kommt ein Stück auf mich zu.

Als sie vor mir steht geht sie in die Hocke und flüstert: „Du schuldest mir was dafür, dass ich euch raushole.“

„Hmm?“, frage ich leicht verwirrt. Nebenbei sehe ich zu Aki, Youko und Nalani rüber. Sie alle recken die Köpfe und versuchen anscheinend einen Gesprächsfetzen aufzufangen. Es scheint aber nicht zu funktionieren. Kann sie vielleicht andere abblocken?

Sae sieht mich immer noch an, diesmal mit Kulleraugen. „Du schuldest mir halt was dafür.“

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Was soll ich ihr dafür schulden? Die anderen können doch genauso Schulden ausgleichen.

Sae schüttelt den Kopf. „Können sie nicht.“

Wieder schaue ich sie fragend an, langsam werde ich immer verwirrter.

Sie seufzt. Nun macht sie wieder Kulleraugen. Langsam verstehe ich… Hmm, was sagen…

„Keine Chance!“, platze ich in ihre Richtung heraus.

Die anderen drei sehen mich komisch an.

Sae steht wieder auf und dreht sich in die Richtung, von der sie kam.

„Ich hatte gehofft, du gehst auf den Deal ein. Nun gut, ich helfe euch trotzdem. Allerdings seid ihr mir solange etwas schuldig, bis Apollo doch darauf eingeht.“

Youko sieht mich verständnisvoll und sagt dann: „Ich bin einer wie dir nichts schuldig.“

Sae dreht sich blitzschnell um und knurrt die Elfe mit den braunen gelockten Haaren grimmig an.

„Einer wie mir? Was soll das heißen?!“, faucht Sae und zerrt Youko am Kragen hoch.

Youko verzieht keine Miene und meint nach einer Minute der absoluten Stille: „Einer wie dir, genau. Denkst du wirklich, ich bekomme nichts von dem mit, was du tust? Da hast du dich gewaltig geschnitten!“

Sie reißt sich von Sae los und verpasst ihr eine Ohrfeige.

„Haruko ist nicht der einzige, der etwas Besonderes kann!“, zischt Youko, „Ich kann auch etwas! Ich…“

Kurz bevor sie weitersprechen kann, zieht Aki sie ein Stück zurück, hält ihr den Mund zu und flüstert etwas in ihr Ohr. Sehr verdächtig. Hat es etwas mit dem zu tun, was sie sagen wollte?

Die Prüfung

Nalani

Ich stoße einen frustrierten Seufzer aus. Allmählich reicht es mir mit diesen verdammten Elfen und ihren verdammten Geheimnissen.

 „Ganz deiner Meinung“, murmelt Sae und lächelt mich an. „Würden Elfen nicht so leidenschaftlich gerne ihre Geheimnisse und Intrigen spinnen wäre mir viel Schmerz erspart geblieben.“

Plötzlich schaut sie ganz verletzlich aus.

„Raus aus meinen Gedanken!“, brülle ich trotzdem. Sie hebt die Hände und tritt einen Schritt zurück. „Schon gut! Schon gut kleines Menschenmädchen. Die anderen können nicht in meinen Kopf schauen, da ist es fair wenn ich nicht in deinen sehe!“

Können nicht in ihren Kopf schauen…?

„Sie kann ihre Gedanken vor uns verbergen“, murmelt Youko leise.

„Natürlich kommt das gerade dir unpassend!“, schnaubt Sae. „Nun. Haruko wird euch prüfen. Einen von euch beiden Menschen. Wer stellt sich zur Verfügung?“ Sie linst zu Apollo.

Der scheint sich jedoch so gar nicht wohl bei dem Gedanken zu fühlen, dass Haruko in seinem Kopf herum stöbert.

„Er sieht sowieso nur ob er lügen oder nicht sieht!“, antwortet Aki schon wieder auf meine Gedanken.

„Raus! Raus, raus, raus!“

Und ehe irgendwer anderes etwas sagen kann: „Ich mach es!“

„Du?!“ Youko lacht. „Du hast ja schon Probleme wenn wir deine Gedanken lesen!“

„Er liest sie ja nicht wirklich!“, werfe ich zurück. „Außerdem kann ich dann schneller von hier weg!“

„Das ist gut“, bestätigt Apollo, „dann habe ich nämlich endlich meine Ruhe.“

Wütend sehe ich zu ihm hin doch er blinzelt mich bloß verschlafen an.

„Was? Wenn ich meinen Schlaf nicht bekomme bin ich überreizt.“

Ich verschränke die Arme vor der Brust und stelle klar: „Na gut. Ich mache es. Und wenn wir endlich hier draußen sind, was tun wir dann?“

„Vorausgesetzt der Plan klappt. Immerhin ist es Saes…“, bemerkt Youko giftig.

„Lass sie!“, ruft Aki gereizt. Dann wendet er sich mir zu und erklärt: „Sobald wir hier raus sind suchen wir einen Weg, wie wir die Disharmonie stoppen können!“

„Dafür hätte ich auch einen Vorschlag“, mischt sich Sae ein und legt sich einen Finger an die Lippen. Dann linst sie zu Apollo hinüber der ihren Blick schlechtgelaunt erwidert. „Aber den werde ich euch wohl erst mal nicht verraten…“ Sie wendet sich wieder mir zu. „Kommst du? Haruko wartet.“

Ich stehe auf und folge ihr. Seltsamerweise können wir einfach aus der Höhle hinaus spazieren, als wären wir nie eingesperrt gewesen. Aber sicher war das irgendwie geplant.

Sae führt mich eine Weile lang schweigend die Gänge entlang, dann beginnt sie zögerlich ein Gespräch: „Dein Freund, dieser Apollo…“

„Er ist nicht mein Freund.“

„Achso…“, macht Sae. „Aber er hat eine Freundin nicht wahr?“

Ich denke an Casta und nickte bedächtig.

„Wie ist sie denn so?“, fragt Sae sofort weiter.

„Hitzig“, meine ich. „Leidenschaftlich. Aufbrausend. Wahnsinnig.“

Ich bilde mir ein Saes Lachen zu hören.

„Also habe ich nicht viel mit ihr gemeinsam?“ Ich verziehe den Mund. „Naja. So würde ich das nicht sagen. Ich kann euch beide nicht besonders ausstehen.“

Diese Beleidigung scheint der Elfe nicht viel auszumachen, im Gegenteil, sie lacht wieder. „So. In Ordnung, wir sind da.“

Plötzlich erscheint direkt vor uns Haruko. Der gutaussehende Elf hat die Hände gelassen vor der Brust verschränkt und mustert mich von oben bis unten. „Das kleine Mädchen schickt ihr also vor. Nun, mir soll es nur recht sein. Ich hoffe du wirst nicht versuchen zu lügen. Das wird nämlich dein Tod sein.“

Ich schlucke hart, nicke aber und er kommt auf mich zu.

Warterei

Apollo

Ich sitze immer noch auf dem kalten Boden und bin immer noch in die Decke eingewickelt. Aki sitzt mir gegenüber, die Knie angezogen, seit Nalani weg ist, hat er kein Wort geredet.

Und Youko hat sich mittlerweile auf eine Decke gelegt und starrte die Höhlendecke an.

Während ich so zu den beiden hinüber sehe, kommt mir eine gute Frage in den Sinn: „Youko, Aki, was hat es mit dieser Elfe… Sae auf sich?“

Youko sieht mich verdutzt dreinblickend an. „Sie… Sie…“

Ich scheine sie wortlos gemacht zu haben.

Aber schon scheint sie bei Aki eine Art ´On´-Knopf umgeschaltet zu haben: „Sie war mal eine Freundin, naja, bis zu der Sache mit meiner Gefährtin, Kasumi.“

Youko blickt ihn warnend an.  Wage es bloß nicht!, höre ich sie denken.

„Naja… Bis dahin. Sie hat versucht, die Schuldigen ausfindig zu machen, obwohl ich sie bereits kannte. Aber dies wusste sie ja nicht. Als sie also keine Hinweise fand, war sie ziemlich niedergeschlagen, mir nicht helfen zu können und verriet mir auch wieso.

Ich warne dich, Aki! Ein falsches Wort und…, höre ich wieder.

Bis Aki ihr das Wort abschneidet: „Sie war neidisch auf Kasumi gewesen, angeblich schon immer. Ich habe mich doch dummerweise eingelassen und später… Ist sie verschwunden, in eure Welt, als dieser elende Meiyo einfach desertiert ist. Eigentlich bedeutet sein Name Ehre, aber das passt bei ihm nicht so ganz. Ich muss schon sagen, dass er dir verdammt ähnlich sieht, aber man merkt dann doch einen Unterschied, zum Beispiel die Ohren oder die Augenfarbe. Aber es wundert mich reichlich wenig, dass Ayano, die Farbe, dich für Meiyo gehalten hat.“

„Ehrlich?“, frage ich. Ich kann es ehrlich gesagt kaum glauben, dass es einen Elf gibt, der mir ähnlich sind, wo sie doch alle so blass sind.

„Das sind nicht alle von uns, wenn man sich zu lange in der Menschenwelt aufhält, ist man so wie ihr.“

„Humbug“, faucht Youko gereizt, „Nicht mal dann alle von uns, nur ein paar. Meiyo ist einer von jenen.“

„Egal“, werfe ich schnell ein, bevor die beiden beginnen zu zoffen, „Wann meint ihr, kommt Nalani zurück?“

Wahrheit

Nalani

Haruko kommt auf mich zu und bleibt erst stehen, als er unangenehm nahe vor mir steht.
Ängstlich blicke ich zu ihm auf.
Er verströmt einen eigenartigen Geruch, der mich ein wenig an Rosenblätter und Walnüsse erinnert. Eine seltsame Kombi, riecht aber gar nicht mal schlecht.
"Eine Frage noch bevor die Prüfung beginnt!", funkt Sae dazwischen. Wir sehen sie beide fragend an. "Apollos Lieblingsfarbe!", ruft sie. "Was ist seine Lieblingsfarbe?! Das ist wichtig!"
Ich verdrehe entnervt die Augen. "Was?", fragt Sae mich und macht einen unschuldigen Augenaufschlag. "Fall du diese Prüfung nicht überlebst..."
"Danke. Sehr ermutigend", brumme ich.
"Ich bin nicht hier um dich irgendwie anzufeuern.", gibt Sae zurück. Allmählich geht diese Elfe mir auf die Nerven. Meinetwegen kann sie auf Apollo stehen, hoffentlich spannt sie ihn dieser ekelhaften Casta aus. Aber ich mische mich da sicher nicht weiter ein. Außerdem: Woher soll ich denn wissen was seine Lieblingsfarbe ist? Interessiert mich das?!
Ich denke das tut es nicht.
"Können wir jetzt langsam anfangen?", reißt Haruko mich aus meinen griesgrämigen Gedanken. Ich blicke zu ihm hoch und nicke gelassen. "Natürlich. Vorausgesetzt Sae hat keine Fragen mehr!"
Die Elfe lächelt mich gelassen an. "Hab ich nicht. Viel Spaß!"
Dann legt Haruko mir schon seine warmen Hände um den Kopf.
Plötzlich wird mir ganz schwindelig und ich kann nicht mehr richtig sehen. Vage spüre ich noch meinen Körper, meine Arme, meine Beine die genau in diesem Moment zusammenknicken. Irgendwer fängt mich auf und legt mich sanft am Boden ab doch ich kann beim besten Willen nicht erkennen wer. Mein Blick flimmert immer mehr und Harukos Hände graben sich schmerzhaft in meine Schläfen. Irgendetwas Rotes zuckt vor meinem inneren Auge. Dann wird mir komplett schwarz vor Augen und ein seltsamer Schwindel erfüllt mich.

Als ich wieder zu mir komme stehe ich wieder mit Aki, Apollo, Youko und all den anderen in der Hütte. Ich schwebe ein bisschen links neben meinen eigenen Körper und habe Zeit mich einmal selbst zu betrachten.
Was auch immer in diesem Moment passiert ist, ich sehe ziemlich angefressen aus.
Taki ist in die Moment gerade dabei uns alle voll zu quasseln.
Gelangweilt lassen sowohl ich als auch mein vergangenes ich unsere Blicke durch die Hütte schweifen. Bis ich plötzlich von einer Stimmte in meinem Kopf unterbrochen werde.

Ist das etwa Fukita, der Bauer?! Im Getümmel damals habe ich ihn gar nicht bemerkt…

Haruko? - frage ich in Gedanken.

Ja, ich bin es. Das ist also Fukita, der Bruder von Kasumi?

Ja, meine ich und freue mich, dass uns endlich mal keine Youko unterbrechen kann. Das ist er. Er scheint Aki ja gut zu kennen. Wer ist denn nun Kasumi?

Kasumi ist… beginnt Haruko zögerlich …WAR Akis Verlobte. Er hat für sie sogar den Rat sitzen lassen, einfach nur um mit ihr glücklich zu sein. Aber kurz nachdem die beiden zusammen durchgebrannt sind starb Kasumi. Aki ist davon überzeugt dass Botan und die anderen daran Schuld tragen und ist irgendwie der Meinung sie hätten sie mit dieser seltsamen Rose umgebracht.

So langsam wird mir einiges klar. Der arme Aki... was er alle durchmachen musste... und ich habe mich wie das letzte Ekel benommen weil er mal mit Sae zusammen war!

Mh... allmählich habe ich genug gesehen. In Ordnung. Ihr seid frei!

 

Eine seltsame Frucht

Apollo

 

Haruko kommt in die Höhle und meint nur kurz und knapp: „Kommt.“

Wir tun, was er sagt und entdecken dabei auch Sae, die Nalani rausträgt, welche zwar bei Bewusstsein zu sein scheint, aber schlapp wirkt.

Als wir draußen sind, geht die Sonne auf und Sae legt Nalani vorsichtig auf den Boden.

Aki rennt an mir vorbei und kniet sich vor sie, während Youko und ich langsam näher zu ihr kommen. Als wir da sind, kniet sich auch Youko hin.

„Es geht ihr gut, sie ist nur müde. Harukos Fähigkeit ist etwas… anstrengend“, sagt sie leise zu mir.

„Gut.“

Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter und ich sehe hinter mich. Sae.

„Ich muss dir was zeigen“, flüstert sie, „Komm, aber ohne dass die anderen es sehen, hörst du?“

Etwas perplex nicke ich. Aber ich schätze, hier gibt es wirklich eine Menge unbekannter Dinge.

Als die anderen nicht hinsehen, beginne ich langsam rückwärts zu laufen. Irgendwann drehe ich mich einfach um und gehe so weiter und laufe einfach, bis ich Sae einhole.

„Also?“, frage ich, als ich sehe, dass die Umgebung nicht besonders spektakulär ist.

Sie grinst. „Diese Frucht“, sie hält eine kleine blaue Frucht hoch, die ein wenig wie eine Orange und gleichzeitig wie eine Mango wirkt, „solltest du unbedingt mal probieren.“

Sie lächelt und ich ziehe eine Augenbraue hoch. Sie hält mir das Ding mit ausgestreckten Armen hin.

Ich starre die Frucht an.

„Sie nennt sich Yuj-Frucht“, sagt Sae schließlich, ohne dass ihr das Lächeln aus dem porzellanbleichen Gesicht gewichen ist.

„Na gut“ Ich nehme die Frucht und sehe sie fragend an.

„Einfach reinbeißen, Apollo.“ Während ich noch ein Weilchen die Frucht anstarre, die ich in den Händen halte, hat Sae begonnen, nebenbei weitere blaue Blumen in ihre Haare einzuflechten. Irgendwie doch hübsch.

Wieder sehe ich die – Wie hatte Sae sie genannt? – Yuj-Frucht an und beiße dann rein. Wider Erwarten schmeckt sie interessant und gar nicht mal schlecht. Ich denke, man könnte sie am ehesten mit Honig vergleichen, so süß ist die Frucht.

„Und?“, fragt Sae.

„Gut“, sage ich und genehmige mir noch einen Bissen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Sae sich neben einen kleinen Bach setzt und weiter Blumen in ihre langen Haare flechtet. Wieso fällt mir erst jetzt auf, wie schön die Haare glänzen?

„Willst du dich setzen?“, fragt sie plötzlich und lächelt wieder freundlich.

Ich sehe sie kurz an und meine dann: „Wieso nicht?“

Ich gehe in Richtung Bach und setze mich neben sie. Sie nimmt ein paar kornblumenblaue Blumen  in die Hand und zeigt sie mir.

„Wie findest du sie? Sei ehrlich.“

Ich sehe mir die Blumen einen Moment lang an und dann kurz Sae, die scheinbar andauernd lächelt, seit sie hier ist.

„Schön, fast so schön wie du.“

Sie sieht mich sanft an und beugt sich ein Stückchen zu mir. Ich weiß selber nicht so ganz wieso, aber ich tue nichts, um sie aufzuhalten.

Als sie merkt, dass ich nichts dagegen unternehme, küsst sie mich vorsichtig und ich lasse es zu.

Apollo und Sae

Nalani

Als ich endlich aus dieser halben Bewusstlosigkeit in die ich durch die Prüfung gefallen bin aufwache sehe ich Aki und Youko die neugierig auf mich herab blicken. Sofort fällt mir auf das Apollo und Sae fehlen.
"Wo ist Apollo?!", rufe ich und springe auf die Beine. "Wo ist Sae?!"
Sofort wird mir schwindelig und Aki muss mich stützen damit ich nicht umfalle. Ich denke an Saes neugierige Fragen über Apollo und ahne Schlimmes. "Was ist denn los?", fragt Youko mich.
"Apollo", keuche ich. "Sae hat sicher irgendetwas geplant!" Diese Elfe ist bestimmt ganz schön gerissen. Und wahrscheinlich ist sie es auch gewohnt zu bekommen was sie will.
Aki lacht auf. "Und du hast mir schon Angst gemacht! Lass die arme Sae doch ihren Spaß haben! Sie hat sich nicht mehr verliebt seit... seit mir eigentlich..."
"Ganz toll", faucht Youko, dann wendet sie sich auch mir zu: "Nimm's locker", beschwört sie mich. "Wie Aki sagt, lass Sae ihren Spaß. Egal was ich sage, mit dieser kriminellen Elfe will ich mich nicht anlegen." "Und wenn sie ihm etwas antut?", schreie ich. Scheint so als müssten wir beiden Menschen hier wirklich jede Sekunde zusammenhalten. "Oder wenn sie irgendeinen gemeinen Elfenzauber auf ihn anwendet?!" "Es gibt doch keine "gemeinen Elfenzauber"!", empört sich Youko.
Ich schüttle bloß den Kopf und seufze. "Ihr müsst mich zu Apollo lassen."
Youko zuckt mit den Achseln: "Wir wissen nicht wo er ist!" "Außerdem lasse ich in deinem Zustand sicher nicht gehen!", knurrt Aki. "Du könntest ja noch im laufen zusammenbrechen!"
Ich schließe kurz die Augen und konzentriere mich.
Jetzt nicht denken...
Dann reiße ich die Augen auf, und schreie erschrocken: "Da!"
Aki und Youko wirbeln alarmiert herum und ich nutze diese Gelegenheit drehe mich um und stürme in die andere Richtung los. "Nalani!", schreit Aki wütend, doch ich drehe mich nicht um.
Im Moment bin ich nur von einem Gedanken beherrscht, Apollo vor Sae retten.
Ich renne so schnell ich kann, aber einfach auf gut Glück. Woher soll ich auch wissen wo die beiden sind?
"Apollo!", schreie ich. "Sae!!!"
Doch niemandrührt sich. Natürlich nicht.
"Apollo! Sae!" Ich höre das Pletschern eines Baches . Ich halte einfach Mal darauf zu, doch dann erblicke ich plötzlich Apollo und Sae. Bevor sie mich auch bemerken springe ich lieber Mal in den nächsten Busch und beobachte die beiden aus der Deckung.
Aber dann kann ich erkennen was die beiden machen.

Sie küssen sich.

Ausnahmsweise eiskalt

Apollo

 

„Apollo!“, höre ich eine Stimme rufen, „Was tust du denn da?“

Sae lässt mich los und ich drehe mich um. Nalani.

„Du“, faucht sie, „Musst du mir in die Quere kommen?“

Wortlos starre ich die beiden an. Ich traue mich nicht etwas zu sagen oder gar dazwischen zu gehen, denn irgendwie wird mir plötzlich ganz schummerig. Vor meinen Augen wirkt es, als würde plötzlich dichter Nebel wabern.

„Das gehört sich nicht!“, schnauzt Nalani Sae nun an, „Meine Moral lässt nicht zu, dass ich das mit ihm anstellen lasse!“

„Und uns zu unterbrechen war natürlich gar nicht respektlos, wie?“

Mittlerweile fühlen sich meine Hände taub an und ich sehe nichts mehr außer extrem dichtem Nebel. Nur hören tue ich noch, aber ich frage mich, wie lange noch.

„Das war gar nichts, im Gegensatz zu dem, was du getan hast!“, brüllt Nalani sie an.

„Oh, bitte! Diese Frucht, die Yuj-Frucht, die…“

„Aha! Also hast du tatsächlich was mit ihm angestellt.“

Plötzlich kippe ich nach hinten um, aber kann mich auch nicht auffangen, weil ich meine Arme nun gar nicht mehr bewegen kann. Ich versuche, Sae etwas zu sagen, aber es geht nicht. Ob das an der Frucht liegt? Gut möglich, dass ich sie nicht vertragen habe, jetzt wo ich so überlege.

„Hrmpf, nicht wirklich“, verteidigt sich Sae und langsam werde ich neugierig.

„Was dann, hmm?“ Nalani klingt richtig gereizt.

„Die Yuj-Frucht… Sie…“

„Ja?“

„Sie… blockt die Gefühle für jede Person, die nicht anwesend ist komplett aus. Die anderen verstärkt sie. Aber leider nur begrenzt.“

„Aber… Das hieße ja…“

„Das Apollo auch seinen Teil dazu beigetragen hat, wenn auch unbewusst. Ich glaube, er hat es vorher nicht einmal selbst bemerkt.“

„Oje…“

Wieso denn oje… Langsam ordnen sich meine Gedanken ein wenig besser. Und plötzlich fällt es mir siedend heiß ein: Casta! Oh, nein! Nein! Was habe ich bloß angestellt?!

„Ja, aber mir soll es nur recht sein…“, höre ich Sae eiskalt sagen, „Und manchmal kommt es zu Nebenwirkungen… Man sieht eine Art Nebel vor Augen, spürt nichts mehr und kann sich nicht bewegen. Die Gedanken ordnen sich langsamer als normal. Nichts schlimmes, geht vorüber“

„Sae… Wieso hast du das getan? Sag es mir bitte. Apollo scheint von den „Nebenwirkungen“ benebelt zu sein. Er wird dich nicht hören, denke ich.“

Bin ich nicht! Aber nicht mal Sae scheint es zu merken.

„Hrmpf. Na gut, dass muss ich dir wohl sagen, so verlangt es das Gesetz des Rates. Es lautet nämlich, dass man bei einer solchen Frage einer politisch höher gestellten Personen, dies zu beantworten hat. Und da ich nicht ganz unschuldig an so manchen Dinge hier bin, steht ein Mensch leider über mir. Also…“

„Raus mit der Sprache“, blafft Nalani sie an. Sie scheint heute ungeduldig zu sein.

Langsam sehe ich wieder etwas. Ich kann meine Hände spüren, aber ich bewege mich lieber noch nicht. Eigentlich bin ich aus Saes Antwort gespannt.

„Ich… ich konnte nicht anders. Aber du verstehst das nicht. Wie auch? Soweit ich das sehe, hast du davon wirklich keine Ahnung.“

„Hey!“

„Also stelle ich das mal klarer fest: Ich werde tun, was nötig ist, um ihn dieser Casta wegzunehmen. Ich will ihn keiner anderen überlassen.“

Eine Minute ist alles ruhig, in dieser Zeit richte ich mich unbemerkt auf.

„Das glaube ich jetzt nicht“, sage ich leise. Dann sehe ich mich kurz an und laufe langsam dahin, wo wir vorhin herkamen.

Sae scheint es gehört zu haben. „Apollo… Warte!“ Ich höre sie zu mir rennen.

„Ich kann nicht glauben, dass du das gemacht hast… Weißt du was? Ich bin nicht bereit, um keinen Preis der Welt, Casta auszutauschen.“ Wortlos starrt sie mich an, die Hände zitternd und die Augen etwas feucht werdend.

Aber mir ist das gerade egal. Ich gehe einfach wortlos und ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen weiter.

Eine wütende Sae

Nalani

Sae steht da, mit dem Rücken zu mir und fängt plötzlich an sich zu krümmen und seltsame Geräusche von sich zu geben.
...weint sie?
Jetzt tut sie mir doch leid. Ich weiß zwar nicht wie es ist zu lieben ohne zurück geliebt zu werden, aber es muss hart sein und Apollo hat sie ja eiskalt abserviert. Kurz will ich zu Sae gehen und sie trösten.
Aber dann halte ich mich doch lieber zurück. Ich muss mich in diesem Streit endlich Mal für eine Seite entscheiden! Ich darf nicht immer zu denen halten die mir gerade am meisten leidtun.
"Apollo!", schreit Sae "Bitte warte auch mich! Geh nicht weg!"
Aber anscheinend ist es zu spät.
"Ich würde es verstehen wenn er dich jetzt hasst", bemerke ich leise "nachdem du ihm diese Frucht verfüttert hast..."

"Halt die Klappe!", knurrt Sae. "Das ist alles nur deine Schuld! Du hast uns aufgehalten! Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun?!"
Schneller als ich überhaupt einen Schritt zurück stolpern kann ist sie herumgewirbelt und mit einem Sprung bei mir. Dann packt sie mich am Kragen und schmettert mich mit voller Wucht gegen einen Baum.
Au.
Ich sinke an dem Baum herab und im nächsten Moment ist Sae über mir. In ihren sonst so besonnen Augen schimmert Nichts als Wut. Instinktiv wünsche ich mir Aki wäre hier um mich zu beschützen. Aber er ist nicht da.
Natürlich nicht.
Immerhin habe ich ihn genauso kaltherzig abserviert wie Apollo Sae eben. Dabei hat er es doch wirklich nicht verdient... Ich denke kurz an Akis anmutiges Gesicht zurück, reiße mich aber im nächsten Moment schon wieder zusammen. Das ist eindeutig nicht der passende Zeitpunkt zum Schwärmen.
"Du hast mir Apollo weggenommen!", schreit Sae. "Dafür wirst du büßen!"
Warum müssen sich ausgerechnet die durchgedrehten Frauen in Apollo verlieben? Ich meine: Er ist ruhig und besonnen. Warum kriegt also genau er solche wie Casta und Sae ab?
"Statt mich zu schlagen würde ich an deiner Stelle lieber schauen dass du Apollo einholst!", presse ich hervor. "Apollo kann warten!", erwidert Sae, plötzlich eiskalt. "Ich habe hier noch etwas Wichtigeres zu tun!"
In ihre Augen ist ein gefährliches Glitzern gestiegen.
"Wer weiß, vielleicht hat Apollo mich ja wegen dir abserviert und das darf ich nicht zulassen! Ich darf nicht zulassen dass er eine andere mehr liebt als mich!"
"Du bist doch irre!", schreie ich zurück. "Wie oft muss ich es dir noch sagen? Apollo liebt Casta und anscheinend kann ihn nicht einmal deine komische Frucht davon abbringen!"
"Und du?", fragt Sae listig. "Bedeutest du ihm gar nichts?"
"Woher soll ich das wissen, verdammt!", schreie ich sie an. "Das musst du Apollo fragen. Vorausgesetzt dass er nach dieser Geschichte überhaupt noch mit dir redet!"
"Also bist du ihm egal!", lacht Sae. "Dementsprechend interessiert es ihm nicht wenn ich dir weh tue. Ich muss aber jetzt langsam jemandem wehtun."
"Und wieso das?"
"Hm... ich sehe in deinen Gedanken dass Aki und Youko es dir tatsächlich noch nicht erzählt haben. Aber ich bin eine dunkle Elfe. Ich lebe von dem Schmerz den ich anderen zufüge, ich bin sozusagen eine ganze kleine Störung in ihrer großen Harmonie." Von dieser großen Harmonie ist bald gar nichts mehr übrig so viele Störungen wie es gibt. "Ich sehe schon", fährt Sae ungerührt fort "du fragst dich wie es kommt dass ich dann auf eurer Seite bin und so nett aussehe. Grund dafür ist Aki. Wegen meiner Liebe zu ihm habe ich die Fronten gewechselt. Dass ist mir aber nie so ganz gelungen. Deswegen stehe ich jetzt irgendwie in der Mitte zwischen Gut und Böse un gehöre nirgends hin."
Ach wie gern ich jetzt Mitleid mit der heimatlosen Sae hätte... nur leider will sie mich ja umbringen oder sonst was! Mein Mitleid hält sich also in Grenzen.
'"Nun...", bemerkt die Elfe ruhig und hebt eine Hand die plötzlich wie eine Kralle aussieht. "Ich werde dir dein kleines Herz herausreißen, Menschenmädchen!"
Mit diesen Worten lässt sie ihre Kralle auf mich herniederfahren.
Sie trifft mich - einmal. Ihre Nägel bohren sich tief in mein Fleisch der Schmerz durchzuckt ruckartig meinen ganzen Körper. Mir wird schwindlig und schlecht und aus der Wunde direkt in meine Brust rinnt das Blut sofort in Strömen, so als hätte es nur darauf gewartet zu entkommen.
"So", grinst Sae. "Und beim nächsten Versuch erwische ich dein Herz! Weißt du, mit dem Herzen eines Menschen kann man einige interessante Liebeszauber wirken..."
Und schon fährt ihre Kralle wieder auf mich hernieder.

Wenn man den Augen nicht trauen möchte

Apollo

 

Stocksteif vor Schock stehe ich da und blicke die beide einfach nur an.

„So. Und beim nächsten Versuch erwische ich dein Herz!“, höre ich Sae zu Nalani sagen.

Ich muss irgendetwas tun, so viel steht fest. So schnell ich kann, trotz leichter Panik, gehe ich Möglichkeiten durch, wie ich Sae von ihrem Vorhaben abzuhalten.

„Weißt du, mit dem Herzen eines Menschen kann man einige…“

Ich entscheide mich für einen Sprung aus dem Hinterhalt und hoffe sie durch einen Überraschungsmoment überwältigen zu können. Ich muss nur auf einen guten Augenblick warten. Ich kann nur hoffen, dass Nalani mir dieses Zögern verzeihen kann, dass ich es soweit habe kommen lassen, dass ich nicht sofort reagiert habe, als ich Saes Worte eben gehört habe, sondern noch auf den richtigen Moment warte.

Vorsichtig mache ich mich, bereit, den Überraschungsmoment zu nutzen und stelle mich, so schnell ich kann, so hin, dass ich Sae umspringen könnte.

Scheinbar ist nicht einmal eine Sekunde vergangen, denn Sae redet dort weiter, wo sie aufgehört hatte, aus meiner Sicht: „…interessante Liebeszauber wirken…“

Ich springe und hoffe, dass der Plan, Sae umzureißen, weil sie nicht damit gerechnet hat, funktioniert.

Tatsächlich kippt sie mitsamt mir zur Seite, die Augen vor Schreck weit aufgerissen, bevor sie ihr Gesicht verzerrt, als wir auf dem harten Boden landen.

Sie schreit vor Wut auf und wehrt sich aber kurz danach wieder und ich habe wirklich Schwierigkeiten, mit ihr fertig zu werden.

Plötzlich trifft mich unerwartet ein Schlag von der linken Seite und spüre sofort den Schmerz, von dem ich für kurze Zeit leicht betäubt bin.

Ich habe diese Elfe eindeutig unterschätzt.

Im nächsten Moment höre ich, wie etwas Metallisches die Rinde eines Baumes streift. Ich muss aufpassen, wer weiß schon, ob Sae ein Messer oder so dabei hat.

Wieder weiche ich angestrengt ihren Hieben aus, während ich versuche, sie irgendwie festzuhalten.

Plötzlich schmerzt meine linke Schläfe, kurz nachdem ich das metallische Etwas glitzern sehen habe. Wie auf Kommando läuft etwas Warmes an meinem Gesicht herunter. Blut.

Na super, doch ein Messer, denke ich und konzentriere mich dieses Mal nur darauf, auszuweichen.

Blut rinnt aus meinem rechten Arm, als sie ihn mit ihrer Klinge erwischt.

„Verdammt!“

Langsam lässt meine Konzentration nach, ich kassiere mehr Messerhiebe.

Plötzlich vernehme ich Stimmen. Elfen?

„He, junge Dame!“, höre ich eine der Stimmen, die ich eben vernommen habe, plötzlich rufen und entdecke ein Stückchen hinter Sae einen kleinen, blonden Elf.

Sae dreht sich verwundert um. Meine Chance!

Auch wenn es gegen meine Prinzipien verstößt, eine Frau zu verletzten, hole ich mit dem linken Arm aus und schlage zu. Rasch nutze ich die dadurch ausgelöste Verwirrtheit und schlage ihr das kleine Messer aus der Hand.

Leider hat sie sich schnell wieder gefangen. Und scheinbar leiden ihre Kampfkünste nicht darunter dass sie keine Waffe mehr hat.

Schützend hebe  ich meine Arme vor mein Gesicht, als sie versucht, zuzuschlagen.

„He, hab ich gesagt!“, höre ich den Elfen wieder rufen und im nächsten Moment sehe ich aus den Augenwinkeln, wie er auf Sae zustürmt.

Sae quiekt.

„Helft mir mal!“, höre ich die Stimme des Elfs schreien.

Plötzlich wird Sae von mir weggerissen, von 4 Elfen, wenn ich mich nicht irre, und obwohl Sae weiterhin zappelt und um sich schlägt scheinen sie kein Problem mit ihr zu haben.

Der Blonde hält mir seine Hand hin.

„Ich helfe dir hoch.“

Ich nehme seine Hand und im nächsten Moment stehe ich wieder auf beiden Beinen.

Etwas wackelig, zugegeben, Sae hat mir ganz schön zugesetzt. Merke: Sae auf keinen Fall reizen!!!

Als ich zu Nalani rüber schiele, die ganz geschockt, zitternd und blutverschmiert daliegt, sehe ich, dass der Blonde neben ihr hockt.

Ich geselle mich zu ihm, als der Elf plötzlich meint: „Kannst du sie tragen? Vielleicht kann unser Dorfarzt dem Mädchen helfen.“

Ich blicke rüber zu Sae, die noch immer mit aller Kraft versucht, sich loszureißen.

„Ich kann sie nicht tragen“, meint der Elf, „Ich muss die Elfe tragen helfen.“

„Einen Moment“, sage ich zu ihm und gehe ein Stück näher zu den anderen Elfen.

Ich sehe Sae aus gebührendem Sicherheitsabstand an.

„Sae, es wäre leichter, wenn du stillhalten würdest“, bemerke ich genervt.

Plötzlich hält sie tatsächlich still und blickt mich an.

„Apollo, du warst das?“, fragt sie vorsichtig und sieht mich entschuldigend an, als sie die Verletzungen sieht, „Ich habe dich nicht erkannt. Es tut mir so leid!“

Wut steigt in mir hoch. So wirklich glauben kann ich ihr nicht. „Spar´s dir, Sae.“

Ich sehe mich überall um, nur damit ich diese Elfe nicht angucken muss und bemerke dabei, dass der blonde Elf auf mich zukommt.

„Ich habe eine Idee“, flüstert er mir schließlich ins Ohr, „Du wirst die Elfe tragen, scheinbar tut sie dir nichts. Wir werden dafür das Menschenmädchen schleppen. Einverstanden?“

Ich blicke in finster an und er erschrickt leicht.

„Auf keinen Fall!“, sage ich in meinem unfreundlichsten Ton.

„Apollo…“, höre ich Sae flüstern, „Bitte.“

„Nein!“, schnauze ich sie prompt an und sehe zu ihr herüber.

Sae macht große Augen und einen Schmollmund. Ich sehe sie ganz verdutzt an, weil sie so tut, als sei nie etwas geschehen und als ob ich überhaupt nicht sauer oder gar genervt wäre.

„Ich traue ihnen nicht…“, meint Sae nun und blickt traurig drein.

Ich seufze. „Wieso lasse ich mich eigentlich von dir überreden?“

Die Elfen lassen Sae los. Super, jetzt darf ich diejenige tragen, die fast einen Menschen umgebracht hätte.

Der Elf, der sich vorhin Nalani angesehen hat, läuft zu uns anderen herüber. Er trägt Nalani. Ich hoffe mal, das Sae nicht zu viel Schaden angerichtet hat.

„Folg uns“, sagt er, als er uns schließlich erreicht.

Im Elfendorf

Nalani

"Ich werde dir dein Herz herausreißen!", schreit Sae. "Und dann werde ich es Apollo verfüttern und er wird mich endlich lieben!" Sie kniet über mir und starrt mich aus ihren dunklen Augen an. Moment... das ist gar nicht Sae, das ist Aki. "Wenn ich dein Herz habe", fährt er einfach fort "wirst du mich lieben!"
Wo ist Sae hin?
Aki greift mir mitten in die Brust und plötzlich sehe ich nur noch rot und fühle einen reißenden, mörderischen Schmerz. Und dieser Schmerz reißt mich aus meinen Traum in die Realität.

Schreiend fahre ich hoch und sehe mich dann erschrocken in dem Raum um in dem ich bin. Mein ganzer Oberkörper tut so schrecklich weh dass mein Herz gleich von selbst rausspringt vor Schmerzen.
Um mich abzulenken beschäftige ich mich mit der Frage wie ich überhaupt hierhergekommen bin. Der Raum um mich herum ist gräulich und verstaubt, das Bett in dem ich liege langweilig weiß. Durch das einzige kleine Fenster dringt kaltes Sonnenlicht indem man den wirbelnden Staub sehen kann. Kurz verliere ich mich in seinem Anblick, dann reißt mich ein neuer, heftiger Stoß Schmerzen in die Realität zurück. Ich kneife die Augen zusammen und denke angestrengt nach. Dieser Raum ist zwar nicht besonders behaglich, aber das ist eigentlich unwichtig. Was viel wichtiger ist, ist: Wie bin ich hierhergekommen?
Das letzte an das ich mich erinnern kann ist Apollo der Sae von mir herunter reißt.
Er hat mir das Leben gerettet...
Dann habe ich das Bewusstsein verloren.
So schnell es mir mein schmerzender Körper erlaubt krabble ich aus dem Bett und laufe zur Tür. Auf einmal fühle ich mich überhaupt nicht mehr wohl, so ganz alleine in diesem Raum. Ich reiße die Tür auf und werde von dem Anblick da draußen fast umgeworfen.
Anscheinend befinde ich mich mitten in einem Dorf, einem Elfendorf.
Überall laufen diese seltsamen Wesen herum, teilweise bemerken sie mich und werfen mir seltsame Blicke zu. Unbehaglich sehe ich an mir herunter und merke dass ich immer noch mein altes Gewand trage. Das hat leider keine Stelle die nicht zerrissen oder blutverschmiert ist. Zum Glück trage ich direkt über meine Wunde an der Brust einen dicken, weißen Verband, ansonsten würde gar nichts diese Stelle bedecken. Ich schaudere bei der Vorstellung halbnackt vor all diesen Elfen zu stehen.
Zumal ich plötzlich in einiger Entfernung Aki und Youko entdecke. Aki würde sich bei diesem Anblick nur allzu sehr freuen.
Die beiden bemerken mich im selben Moment wie ich sie und Aki reißt alles auf was er im Gesicht besitzt als er meine blutverschmierte Kleidung sieht. Im nächsten Moment ist er innerhalb von Sekundenschnelle bei mir und drückt mich (gegen meinen Willen...) fest an sich. "Alles okay?", fragt er besorgt während Youko sich um einiges gelassener nähert. Obwohl die Umarmung ein bisschen schmerzt fühle ich mich instinktiv geborgen in Akis Armen und meine Angst vor Sae rückt in weiter Ferne. Sofort kommen wirbelnde Gefühle für den Elf in meinem inneren auf, die ich mir selbst nicht ganz erklären kann.
Empfinde ich nun doch etwas für ihn, obwohl ich ihm eine Absage erteilt habe?
Aber ich fühle mich so beschützt...
Andererseits war es eigentlich Apollo der mich vor Sae gerettet hat. Aki hat gar nichts getan, er war nicht einmal wirklich da...
Mit einiger Mühe mache ich mich von Aki los und wende mich an Youko: "Wisst ihr wo ich Apollo finde?"
"Vielleicht solltest du uns erst mal erzählen wer DAS HIER gemacht hat", bemerkt die Elfe und mustert kritisch meine verbundene Wunde. "Ja", knurrt Aki voller Zorn "sag uns werd das war uns dieser Elf oder diese Elfe ist Brei!"
"Ich verrat euch schon wer es war", halte ich die beiden hin "aber zuerst müsst ihr mir helfen Apollo zu finden."
"Immer nur Apollo", beschwert sich Aki und wirft wütend die Hände in die Luft. "Was hast du mit dem Kerl? Er ist doch nur ein läppischer Mensch!"
Ich mustere Aki wütend. "Er hat mir das Leben gerettet!"
"Oh..."
"Helft ihr mir jetzt ihn zu suchen, oder muss ich mich alleine auf den Weg machen?"
"Wir helfen dir", gibt Youko schließlich nach. "Aber erst morgen. Du warst ziemlich lange bewusstlos und es wird bald Nacht und du musst dich ausruhen. Morgen können wir nach Apollo sehen."
'Und", fügt Aki hinzu "zuallererst besorgen wir dir neue Kleidung. Ich will nämlich nicht dass irgendwer anderes als ich mein Mädchen so spärlich bekleidet sehen dar!"
Mir passt es zwar überhaupt nicht als "sein Mädchen" bezeichnet zu werden, aber ich gebe nach und nicke resigniert. Zuerst werde ich noch eine Runde schlafen, dann suchen wir Apollo.
Und zumindest bekomme ich neue Kleidung.

Nachtschicht

Apollo

 

Die Sonne geht bereits unter, das heißt leider, dass gleich meine Schicht beginnt. Keiner der Elfen war bereit, über Nacht auf Sae aufzupassen, also wurde ich kurzerhand per Mehrheitsbestimmung dazu verdonnert. Leider war diese Sache aber gleichbedeutend zu mit-Sae-zusammen-eingeschlossen-sein war.

Ich lehne den Kopf an den Baum hinter mir und seufze leise.

„Hey, Mensch!“, ertönt hinter mir plötzlich eine laute Stimme, „Deine Schicht fängt an!“

Ich drehe mich zur Stimme um und erblicke einen extrem großen Elf, dessen Name mir nicht verraten wurde. Aber ehrlich gesagt, sein Name interessiert mich nicht die Bohne. Nur die Tatsache, dass er die Wache übernimmt, wenn die Sonne in der Früh wieder aufgeht.

Ich stehe auf und klopfe rasch die Erde von meiner Hose ab. Das ist der Nachteil, wenn man sich in diesem Dorf einfach auf den Boden setzt.

Dann folge ich dem Elf stumm und der blonde Elf von vorhin öffnet die Tür. Grummelt trete ich ein und die Tür hinter mir wird abgeschlossen.

Sae sitzt in einer dunklen Ecke der Hütte, mit angezogenen Knien und gelangweiltem Blick.

Ich sehe mich kurz im Raum um. Alles dezent gehalten. Und im nächsten Moment fällt mir leider ein Detail auf, dass mir gar nicht passt: Nur ein einziges Bett. Aber halt, genau genommen soll ich wach bleiben.

Aber solange ich nicht einschlafe und Sae da unten auf dem Boden hockt, kann ich mich bestimmt hier hinsetzen.

Die Matratze besteht aus irgendeinem Material,  welches sich rau anfühlt, aber eigentlich total weich ist. Seltsam.

Plötzlich trifft mich Saes Blick und prompt fällt mir etwas ein, was mich noch interessiert: „Sae, du sagtest zu Nalani, dass ich an der Wirkung mit schuld sei. Was meintest du genau damit?“

Sie sieht mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen immer noch unablässig an und sagt schnell: „Du magst mich, deshalb hat es überhaupt gewirkt.“

Ich lache leise. „Unmöglich. Sae, ich hab eine Freundin, Casta. Und außerdem bin ich überhaupt nicht an dir interessiert. Nicht mal ein bisschen!“

Plötzlich richtet Sae sich auf und kommt ein Stückchen näher.

„Kein bisschen?“, fragt sie vorsichtig und steht schon längst vor mir. Dann setzt sie sich neben mich.

Ich schüttele energisch den Kopf.

Plötzlich küsst sie mich. Sofort stoße ich sie unsanft weg. Und als ich merke, dass ich trotz allem rot werde, drehe ich mich so schnell ich kann weg.

Aber sie fragt: „Bist du dir ganz sicher?“

Was ist das denn für eine Frage? „Natürl-„, plötzlich stocke ich, „Nein.“

Casta wird mich sowas von umbringen. Und Nalani wird ihr wahrscheinlich helfen, sollte das hier jemals rauskommen.

Und obwohl ich es niemals gedacht hätte, ist diesmal nicht Sae diejenige die mich küsst. Nein, diesmal bin ich derjenige, der Sae küsst.

Frühstück

Nalani

Ich wache an diesem Morgen schon früh auf, was auch an der Sonne liegen könnte die mir durch das Fenster direkt ins Gesicht scheint. Oder an Aki der aus irgendwelchen Gründen die für ihn sicher ungemein wichtig sind, die ich aber nicht verstehe in meinem Zimmer steht und mich beim Schlafen anstarrt.
Ich fahre aus dem Bett hoch und schreie ihn direkt mit einem wütenden "Was?!" an.
Aki scheint gar nicht zu verstehen was für ein Problem ich damit habe dass er mich beim Schlafen beobachtet, aber nachdem ich ihn lange genug angeschrien habe murmelt er irgendwelche unverständlichen Entschuldigungen und verzieht sich aus dem Zimmer. Ich blicke nachdenklich zum Fenster und überlege ob sich lohnt sich noch einmal hinzulegen, entscheide mich jedoch dagegen. Also heive ich mich langsam aus meinem Bett auf und ziehe das grässliche grüne Kleid das Aki mir gestern im Dorf gekauft hat über.
Grün!
Am liebsten hätte ich ein rotes gehabt, aber Elfen tragen gewöhnlich kein Rot. Erzeugt zu viel Disharmonie, meinen sie.
Nun, ich erzeuge auch viel Disharmonie wenn ich nichts rotes zum anziehen kriege!
Schließlich verlasse ich das Zimmer und pralle hinter der Tür fast mit Aki, der dort wartet, zusammen. Verdammt, hat er die ganze Zeit da gewartet?!
"Ich wollte dich fragen ob du mit mir gemeinsam frühstücken gehst", fragt Aki.
Frühstücken? Soll das sowas wie ein Date sein? Beunruhigt schaue ich mich um und halte nach Youko oder irgendeiner anderen Elfe Ausschau. "Keine Sorge, Elfen frühstücken immer gemeinsam. Wir werden also nicht alleine sein" ,beruhigt mich Aki als hätte er meine Gedanken gelesen.
Hat er wahrscheinlich auch. Argh!
Wir machen uns auf den Weg und schließlich stößt auch Youko zu uns die sich ein wenig beunruhigt umsieht. "Eigentlich hätte Apollo hier auf uns warten sollen", erklärt sie nachdem sie uns einen Guten Morgen gewünscht hat, höflich wie immer. Aki zuckt bloß teilnahmslos mit den Achseln "Kriegt er halt nichts zu Essen."
Dann gehen wir weiter. Mich beunruhigt Apollos Fehlen zwar, aber ich schiebe dieses Gefühl zur Seite. Es wird schon nichts sein. Schließlich kommen wir bei einem großen Haus an. Aki öffnet die Tür und hält sie mir galant auf. Im Haus ist ein gigantischer Saal mit einer riesigen Tafel an der wohl alle Elfen des Dorfes sitzen und Essen. Ein blonder Elf erhebt sich und kommt uns entgegen als er mich sieht. Er schenkt uns dreien ein nettes Lächeln, aber mir besonders strahlend - oder bilde ich mir das nur ein?
"Hallo! Du musst Nalani sein!", begrüßt er mich wobei er die anderen beiden glatt ignoriert, was besonders Aki stinkig macht. Er blinzel mir jedoch nur freundlich zu "Willst du dich neben mich setzen?!"
"Was fällt dir eigentlich ein?!", brüllt Aki in diesem Moment. "Dich an meine Freundin ranzumachen! Du bist echt Käse, Mann! Du..."
"Ich bin sicher nicht deine Freundin!", falle ich ihm wütend ins Wort. "Und jetzt lasse diesen Armen Man... Elf in Ruhe! Ich werde mich jetzt neben ihn setzen und du kannst nichts dagegen tun! Ich hoffe bloß, dass du möglichst weit entfernt sitzen wirst!"
Und dann stolziere ich zu dem freien Platz und beginne ungerührt mir mein Frühstück zu nehmen.
Irgendwo in der Nähe höre ich ein leises, fassungsloses "Wow... da hat der Herbst sich aber genau die Richtige ausgesucht!" "Glaubst du er schafft es sie zu bändigen? Aki hat ja einen gewissen Ruf...", fragt ein anderer, doch die Antwort höre ich leider nicht mehr da die beiden Elfen die Stimmen senken. Schließlich setzt sich der Blonde wieder neben mich und eine Weile essen wir schweigend.
Nach einer Zeit betritt Apollo plötzlich fast unbemerkt den Speisesaal und setzt sich den Blonden gegenüber. Seine braunen Haare sind ganz zerzaust und in seinen dunkel umrandeten Augen liegt ein seltsam abwesender Blick.
Ich will ihm schon fragen was los ist, doch in diesem Moment beugt sich der Blonde vor und fragt verschwörerisch: "Na, unsere Gefangene... diese Sae... sie scheint dir ja zu gefallen!"
Ich hätte mich fast an meinem Essen verschluckt.
Jetzt ergibt es natürlich einen Sinn!
Mein Teller scheppert als ich ihn fallen lasse und auf die Beine springe, sofort richten sich alle Blicke alarmiert auf mich, doch ich kann mich einfach nicht halten.
"Du Schwein!", schreie ich Apollo an und stürze aus dem Saal.
Ich muss Sae finden!

Nach einer guten Weile suchen finde ich sie tatsächlich, eingesperrt in einem, meiner Meinung nach viel zu behaglichen Raum. Ihr Wachmann, der mich zu kennen scheint, hat mich nur mit einem bestürzten Blick rein gelassen. Anscheinend kann er es kaum fassen dass ich zu Sae will nachdem sie mich fast umgebracht hat.
Kann ich nur nachvollziehen. Ich glaube es selbst kaum.
Sae schenkt mir einen ähnlich erstaunten Blick als ich ins Zimmer stürze, doch ich lasse ihr gar nicht die Zeit den Mund aufzumachen. "Wie konntest du nur?!", brülle ich. "Du und Apollo? Weißt du nicht dass er eine Freundin hat?! Was habt ihr nur angestellt?!"
Sae starrt mich noch einige Sekunden fassungslos an, klappt den Mund einmal auf und zu und antwortet schließlich mit einem listigen Grinsen: "Was wir angestellt haben? Willst du das wirklich wissen? Nun, ich und Apollo haben in dieser Nacht kaum geschlafen..."
Ich gebe einen leisen Schrei von mir, doch Sae beugt sich ungerührt vor. Sie sitzt mitten auf ihrem Bett, das viel zu behaglich aussieht und trägt noch immer ihr zerrissenes Kleid. "Na? Willst du noch mehr wissen kleines Menschenmädchen?"
In diesem Moment kommt auch noch Apollo herein gestolpert.
"Nalani! Sae!"
Wir sehen ihn beide gespannt an, doch er wendet sich mir zu:
"Ich kann das erklären..."

Ich gehe neben Apollo hinaus, anscheinend will er das Gespräch vor Sae nicht führen. Da reibt er sich nervös den Nacken. "Also? Was hat Sae dir erzählt? Ich schwöre es waren nicht mehr als zwei Küsse, also..."
"Nicht mehr als zwei Küsse?!", schreie ich. "Was denkst du dir eigentlich! Hast du auch noch vergessen dass du eine Freundin hast?!"
"Nein, aber..."
"Ich erzähl das Casta, alles! Das schwöre ich dir!", kreische ich.
Daraufhin lacht Apollo mich nur kalt aus.
"Du willst es Casta erzählen? Du sprichst doch kein Wort spanisch!"
Da hat er Recht...
"Casta wird niemals davon erfahren, denn ICH werde es ihr sicher nicht erzählen!"
"Warum hast du das überhaupt getan?", frage ich enttäuscht. "Nachdem Sae mich beinahe umgebracht hätte..." Er will es tatsächlich nicht Casta erzählen! Er hintergeht sie nach Strich und Faden und hat nicht einmal den Mumm es ihr zu stehen. "Ich dachte eigentlich Casta wäre dir mehr wert. Ich dachte ich wäre dir mehr wert. Ich dacht wir wären so etwas wie Freund geworden."
"Ich werde es Casta nicht erzählen", wiederholt Apollo stur "und du hast keine Chance!"
Enttäuscht drehe ich ihm den Rücken zu und meine leise: "So ein A*schloch wie dich will ich nie wieder sehen, Apollo!"

Das sitzt.
Ich komme kaum einen Schritt weit, da schreit er schon: "Warte, Nalani!", fasst mich an der Schulter und reißt mich wild herum. "Meiner Meinung nach SIND wir Freunde, und das lasse ich mir nicht so einfach kaputt machen! Aber das mit Sae... nun, es war nicht gerade förderlich für die ganze Sache mit ihr eingeschlossen zu sein", meint er verbittert. "Es war ein blöder Ausrutscher, mehr nicht."
"Achja?", frage ich. "Wen liebst du denn nun? Casta oder Sae?"
Auch das sitzt. Apollo wird rot und beginnt unzusammenhängende Sätze zu stammeln.
Auf gut Deutsch: Er weiß es nicht.
Na toll.
"Also liebst du sie wirklich beide?"., frage ich.
Apollo senkt beschämt den Blick, das reicht mir als Antwort.
"Was machen wir denn jetzt?", fragt er mich leise.
"Ich würde vorschlagen wir fragen Aki", meine ich. Auf Aki ist Verlass, auch wenn er ein wenig seltsam ist, ist er sowas wie ein Fels in der Brandung für mich geworden. Er ist zwar ein wenig besitzergreifend geworden, aber zumindest weiß ich sicher dass er mich auffängt wenn ich falle.
Just in diesem Moment tauchen Aki und Youko plötzlich auf.
Zufall?
"Was ist los?", fragt Aki misstrauisch. Dann sieht er dass ich mich offensichtlich mit Apollo ausgesprochen habe und drängt mich weiter: "Jetzt wo du Apollo gefunden hast, verrätst du mir wer dich angegriffen hat?"
Ich werfe Apollo einen vorsichtigen Seitenblick zu. Immerhin liebt er Sae und ich weiß nicht was Aki mit ihr anstellt wenn er herausfindet dass sie versucht hat mir das Herz heraus zu reißen.
Apollo tritt in diesem Moment einen Schritt vor und versichert Aki: "Sie kann es dir nicht sagen, aber ich verspreche dir ich werde für ihre Sicherheit sorgen. Und das kann ich in diesem Fall wohl besser tun als du, Aki!"
"Ich schwöre es!", ruft Apollo verzweifelt. "Nalani wird kein Haar gekrümmt werden, und wenn ich mit meinem Leben dafür bürgen muss!"
Da gibt Aki sich endlich zufrieden.
"Ich werde deine Worte nicht vergessen, Mensch", meint er.

Treffen mit alten Bekannten

Apollo

 

Mittlerweile sind wir wieder zu fünft. Youko und Aki laufen voran. Noch haben sie uns nicht verraten, wohin wir überhaupt gehen, aber das gibt mir Zeit, zum Nachdenken.

Vorhin hatte Youko mich gebeten, mit Sae in das Zentrum des Dorfes zu gehen. Wir sollten uns neue Kleidung besorgen. Mittlerweile trug ich einfach eine graue Hose und eine Art weißen Pullover oder so.

Sae wieder ein Kleid, diesmal in blau, anstatt weiß.

Danach waren wir zurück zu Youko und Aki gelaufen, anschließend ging es los, ohne dass uns auch nur einer der Elfen verriet, wohin.

Plötzlich muss ich an heute Morgen denken. Irgendwie kann ich es verstehen, dass Nalani sauer war. Aber was soll ich machen? Es war ein Ausrutscher und dabei wird es bleiben, nehme ich mir fest vor.

Abrupt bleiben Aki und Youko stehen und drehen sich zu uns um.

Wir sehen die beiden an.

„Was ist?“, frage ich verwundert, als ich ihren verwirrten Gesichtsausdruck sehe.

Im selben Moment höre ich einen lauten Schrei.

Nalani und Sae scheinbar auch, den sie sehen sich um. Youko bedeutet uns mitzukommen und wir gehorchen.

Schließlich, nach einem kleinen Sprint, kommen wir an einer Lichtung an und können beobachten wie eine rothaarige Elfe in einem roten Kleid, mit einem Schert in der Hand und eine andere Elfe eine blonde in einem ebenso weißen Kleid, wie Saes altes war.

„Und ich durfte kein rot tragen“, höre ich Nalani beleidigt nuscheln.

So wie es aus sieht, befinden sich die Elfen in einem Kampf, der allerdings schnell vorbei ist. Ein weiterer kurzer Schrei ertönt. Die Blonde hat es nicht geschafft.

Sie ist auch diejenige, von der der erste Schrei stammte.

Sae sieht kurz weg, im nächsten Moment schaudert sie.

„Akane“, meint Aki säuerlich.

Akane… Wo habe ich diesen Namen schon mal gehört?

„Sie ist eine Ratselfe“, antwortet Youko prompt auf meine Gedanken. Dann wendet sie sich an Akane: „Was sollte das denn?“

„Sie war eine dunkle Elfe, sie hat es nicht anders verdient. Aber mal eine andere Frage: Warum seid ihr hier?“

Aki knurrt nur, gibt aber keine Antwort.

„Wir suchen… Yash.“

„Interessant, das hier war seine Spionin. Ich werde euch begleiten.“

„Auf keinen Fall!“, entfährt es Aki.

„Na, na, na“ Ich erkenn die Stimme. Aoi.

Sie und ein Elf kommen hinter einem großen Gebüsch hervor.

„Botan auch noch“, murmelt Aki mies gelaunt.

„Natürlich kann sie hier bleiben. Vorausgesetzt… ihr könnt auf die junge Elfe verzichten. Sie ist eine dunkle Elfe.“

„Ach ja?“, fragt Akane erstaunt. Sie grinst verschmitzt und kommt mit ihrem Schwert in der Hand ein Stück näher.

Sae beginnt zu zittern wie Espenlaub und klammert sich an mich. Mitfühlend lege ich einen Arm um sie, um sie zu beruhigen.

Akane kommt ein Stückchen näher und Youko faucht: „Wag es nicht!“

„Wie willst du mich davon abhalten? Abgesehen von Taki bist du ja wohl das schwächste Ratsmitglied.“

„Unterschätz mich nicht!“

Akane zeigt sich völlig unbeeindruckt.

Youko springt auf Akane zu, hält sie fest und wir können beobachten, wie sich ihre Handknochen verformen.

Akane schreit auf vor Schmerz, verständlich.

Der Bruch

Nalani

Entsetzt beobachte ich wie Akanes Hand sich einfach verformt. Wie kann das sein... das ist doch nicht möglich!
Youko macht einen Schritt zurück und baut sich so groß sie kann vor den drei feindlichen Elfen auf. "Na? Wollt ihr uns jetzt noch immer herausfordern?"
Akane zischt wütend und hält sich die Hand. Ich schüttle mich um meinen Ekel loszuwerden. Youko kann einfach so Knochen brechen und verbiegen, das ist doch...
Da plötzlich fällt mir aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf, ich drehe den Kopf und schreie plötzlich laut auf.
"WIE KANNST DU ES WAGEN?!"
Ich wirble vollkommen zu Apollo, der seinen Arm Mal so ganz keck um die zitternde Sae gelegt hat, herum. "HAST DU ETWA SCHON WIEDER VERGESSEN DASS DU EINE FREUNDIN HAST!"
"Nalani! Sei ein bisschen leiser, du störst du Harmonie...", flecht Youko doch ich höre sie nicht einmal. Bin zu sehr damit beschäftigt Apollo anzufunkeln.
Dieser hält meinen Blick trotzig stand und erwidert schließlich: "Wenn du einen Freund hättest, würdest du deinen besten Freund nicht auch in den Arm nehmen wenn er Angst hat?"
Irgendetwas kapiert Apollo an dieser Männer-Frauen Sache nicht. Männer haben gewöhnlich keine Angst und müssen sich von Frauen trösten lassen. Trotzdem verstehe ich worauf er hinauswill und erwidere eiskalt: "Ja, aber nein, ich würde es nicht tun wenn ich davor schon mit demjenigen meinen Freund betrogen hätte!" Meine Tonhöhe bleibt ruhig, aber meine Stimme bebt vor Zorn.
"Wow, und dieses Mädchen liebst du, Aki?", fragt Akane in diesem Moment hämisch. "Sie ist ja wohl das genaue Gegenteil von Kasumi... eher meine Seelenverwandte würde ich sagen!"
Ich sehe Akane an und schaudere. Auf gar keinen Fall will ich ihre Seelenverwandte sein! Doch ehe ich etwas sagen kann mischt sich Aki ein: "Lass Kasumi da raus!", knurrt er die rote Elfe an. "Ach ja, und was wenn ich...."
Doch weiter kommt sie nicht, denn in diesem Moment meint Apollo: "Du kannst mir nicht vorschreiben was ich tue! Und selbst wenn ich Casta betrüge, das ist meine und ihre Sache, nicht deine!"
Dieser Kerl versteht es einfach nicht! Sosehr ich Casta auch hasse, soll ich einfach dabei zusehen wie er seine Freundin betrügt? Ich atme tief durch und schließe kurz die Augen, bereit jede Sekunde wieder zu schreien zu beginnen.

Nalani, beruhige dich doch! Die beiden sind zusammen glücklich, was will man mehr?, mischt sich plötzlich auch noch Aki in meinem Kopf ein.

Wütend wirble ich zu ihm herum. "Sie soll glücklich sein? Glücklich sein, Aki?", frage ich eiskalt. "Weißt du eigentlich was diese Elfe getan hat? Sie wollte mir das Herz herausreißen. Und jetzt erzähl mir nicht sie solle glücklich sein!"
Schon im nächsten Moment wird mir klar was ich gerade getan habe und ich werde bleich und schlage die Hände vor den Mund. "Nalani! Wie konntest du das nur verraten obwohl du weißt dass ich Sae lie...", beginnt Apollo und drückt Sae schützend an sich, doch Aki lässt ihn gar nicht ausreden.
Er wendet sich zu Sae und sieht sie direkt an, sein Gesichtsausdruck gefällt mir so gar nicht: Eiskalt und verzerrt vor Zorn.
"Du wolltest ihr das Herz herausreißen?"

Flucht

Apollo

 

Ich schlucke. Jetzt ist es vorbei. Aki wird sie umbringen und ich werde nicht einmal etwas dagegen unternehmen können.

„Du bist so gut wie tot, Sae“, knurrt er wütend, „Darum werde ich mich persönlich kümmern.“

 „Halt!“, schaltet sich Youko plötzlich ein und stellt sich zwischen Aki und Sae, welche ich immer noch festhalte. „Hast du den Eid zwischen Haruko, Taki, mir und dir vergessen? Der Eid, der besagt, dass wir niemanden aufgrund der Tat umbringen würden? Dass jeder Tod sinnlos ist?!“

Er funkelt sie böse an. „Habe ich nicht! Aber wenn es um diese Sache geht, schließe ich mich sogar den drei Ratsmitgliedern an, die gegen den Eid waren. Dies ist eine Ausnahme, Youko!“

„Ist es nicht. Auch wenn es hätte schrecklich enden können und sie es getan hätte – Sie ist trotzdem immer noch eine derjenigen, gegenüber denen du mit dem Eid verpflichtet bist.“

„Dann gilt es für uns Drei nicht, oder?“, redet Aoi plötzlich rein und grinst genauso wie Akane und Botan hämisch.

Youkos Augen weiten sich. Aoi hat recht. Ganz ganz schlecht…

Sie wendet sich Sae und mir zu und murmelt leise: „Ich lenke sie ab. Ihr werdet rennen.“

„I-ich kann nicht“, mischt sich die, mittlerweile wie Espenlaub, zitternde Sae ein.

„Dann wirst du sie tragen, Apollo. Sie hat etwas angestellt, aber Aki darf nicht gegen den Eid handeln.  Das hier ist meine Pflicht, kümmert euch nicht um mich, auch wenn ich mich allein mit ihnen anlegen muss. Und Nalani ist sowieso aus dem Schneider“, flüstert die Ratselfe.

Ich nicke und gebe keinen Laut von mir.

Wir beobachten wie Youko die anderen einen Moment ansieht und dann plötzlich auf sie zuspringt, sie alle berührt. Sofort gehen Aki, Botan, Akane und Aoi zu Boden, können sich nicht mehr auf den Beinen halten und schreien auf.

„RENNT!“, brüllt Youko uns an.

Sofort hebe ich Sae hoch, welche sogleich die Arme um meinen Hals schlingt, um sich festhalten zu können.

Ich sehe mich rasch um, dann renne ich los, so schnell ich nur kann, direkt in einen Wald hinein.

Sae sieht kurz nach vorne, dann flüstert sie mir zu: „Bei dem Baum da musst du links laufen, okay?“

„Okay“, antworte ich schnell und tue, was sie mir gesagt hat.

 

Später, ich weiß nicht, wie lange ich nach Saes Anweisungen rumgerannt bin, kommen wir an einem unheimlich großen Baum an.

Vorsichtig setze ich Sae auf dem Boden ab.

„Alles okay mit dir?“, frage ich sanft und lasse sie sicherheitshalber noch nicht ganz los.

Sie nickt. „Ja. Ich denke, ich kann allein laufen.“

Ich lasse sie los und sie richtet ihren Blick in die Baumwipfel. Danach deutet sie mit einem Finger auf einen bestimmten Punkt.

„Sieh mal, Apollo! Wir werden da hoch klettern, bis die Vier den Wald aufgeben. Da oben ist das alte Baumhaus aus Kindertagen meines Bruders Yash und mir.“

Trennung

Nalani

Ich kann es kaum glauben!
Alles um mich geschieht plötzlich schnell, viel zu schnell. Da ist Youko die zwischen die vier Elfen stürmt und sie alle berührt, im nächsten Moment gehen sie schreiend zu Boden, im nächsten Moment sehe ich wie Apollo Sae hochhebt  - das macht mich natürlich sauer, aber im Moment gibt es Wichtigeres - und mit ihr davon läuft.
Ich verharre noch einige Sekunden, in meinem Kopf rast es. Es scheint fast so als würde die Zeit in extremer Zeitlumpe ablaufen, tausende ängstliche Gedanken rasen durch meinen Kopf bevor die Elfen erst mit einem dumpfen Lauft auf dem Boden aufkommen, wie gefällte Kegel, Youko steht zwischen ihnen, ihr Gesicht ausdruckslos doch in ihren Augen schimmert der Zorn.
Langsam wird mir klar dass Zeit zur Flucht ist.
Aber ohne Aki? Er liegt ja verletzt am Boden.
Plötzlich durchfährt es mich eiskalt: Wenn Aki reglos am Boden liegt, wer beschützt mich dann vor Sae? Apollo wird es jetzt sicher nicht mehr tun, das habe ich in seinem Blick gesehen. Wenn er sich zwischen mir und Sae entscheiden müsste... nun, dann würde er wohl die Elfe wählen.
Kalte Angst krallt sich in meinem Herz zusammen und ehe ich mich versehe hat mich die Panik überwältigt.
Fast blind stürme ich einfach davon - in die entgegengesetzte Richtung von Apollo und SAE.
"Nalani!"
Ich weiß nicht wer da meinen Namen schreit, ich weiß bloß dass ich weg muss. Weg, weg, weg. Weg von Sae die mir mit Sicherheit das Herz herausreißen wird wenn sie mich das nächste Mal sieht.
Ich renne und renne mitten durch diesen fremden Wald den ich kaum kenne. Nach einer Weile lässt mich meine panische Angst endlich los und während ich langsamer weiter stolpere wird mir klar was ich gerade getan habe.
Aus Angst vor Sae bin ich einfach vor allen die ich hier in dieser verrückten Welt kenne weggelaufen. Schließlich bleibe ich stehen und sehe mich um. In diesem Stückchen Wald bin - eigentlich kaum verwunderlich - noch nie gewesen und kenne mich keinen Deut aus.
Verunsichert sehe ich mich noch einmal um und frage mich was zum Teufel ich jetzt tun soll.
Einfach weiterlaufen und hoffen dass ich irgendwann auf... naja, irgendetwas stoße?
"Nalani!", sagt plötzlich eine Stimme hinter mir und mein Herz tut einen so heftigen Sprung dass ich kurz befürchte es würde stehen bleiben. ich wirble herum, doch es ist nur Youko die zwischen den Bäumen hervor tritt.
Sie legt den Kopf schief und sieht mich unschuldig an, fast könnte man vergessen was sie gerade getan hat.
Vier Elfen einfach so besiegt...
"Ich hab sie nicht besiegt", meint die Elfe plötzlich gelassen, wie immer macht es ihr nichts aus einfach meine Gedanken zu beantworten als wäre es ihr freies Recht darin zu wühlen wie es ihr beliebt. "Die Wunden von Elfen heilen schnell", erklärt sie mir ohne auf meinen Ärger ein zu gehen "besonders die von starken Elfen. Und der Rat gehört wohl zu den stärksten Elfen überhaupt. Alles was ich tun konnte war sie ein bisschen aufzuhalten... und ich fürchte jetzt sind sie wütend auf mich."
"Hm...", ich wieg langsam den Kopf und fühle mich schlecht. Das ist alles meine Schuld! Hätte ich doch bloß nie gesagt dass Sae mir das Herz herausreißen wollte...
"Früher oder später hätte Aki es sowieso erfahren", tröstet Youko mich.
"Später wäre besser gewesen", grummle ich. Dann frage ich noch: "Was machen wir jetzt?"
"Ich weiß jemanden der uns vielleicht helfen kann...", murmelt Youko. "Aber zuerst müssen wir hier weg! Wenn die anderen mich jetzt finden werden sie mich zu Brei zermalmen!"
Und ohne auf mich zu warten setzt sie sich mit einem Ruck in Bewegung.
Ich hetze ihr hinterher und verfluche innerlich Mal wieder meine kurzen Beine. Schon bald hat sich ein kleiner Abstand zwischen uns gebildet und ich muss schreien damit die Elfe mich überhaupt noch hört: "Wo gehen wir überhaupt hin?!"
"Weg", ist Youkos einzige Antwort.


Wir marschieren den ganzen Tag durch und ich bin schon ganz fertig als Youko endlich stehen bleibt und sich zu mir umdreht. In ihrem Rücken geht gerade die Sonne unter.
"Du hättest ruhig warten können!", knurre ich leise während ich mich neben ihr zu Boden fallen lasse.
"Keine Zeit", antwortet die Elfe bestimmt. Das seltsame Licht des Sonnenuntergangs verleiht ihr eine neue Würde, obwohl Youko sowieso eine der würdevollsten Elfen denen ich jäh begegnet bin ist. Sie steht gerade da und ein majestischter Ausdruck liegt in ihrem Gesicht.
Ich will noch etwas fragen, oder mich weiter beschweren, doch ein seltsames Gefühl, eine Art vibirieren in meinen Inneren veranlasst mich den Mund zu halten.
Plötzlich entdecke ich den Ursprung dieses seltsamen Gefühls: Von Youko geht ein leise Summen aus. Sie hält die Augen geschlossen und wiegt sich in einem Takt den nur sie hören kann hin und her.
Ich schlucke.
Ein wenig gruselig ist das schon.
Sie fährt fort sich im Rythmus der Musik zu schauklen und ich kann mich des seltsamen Gefühls nicht erwehren dass sie jemanden... oder etwas.... ruft. Nur wird es kommen? Und was bedeutet es für mich? Angst steigt in mir auf und schnürt mir die Kehle zu, doch in diesem Moment verstummt Youko. "Ich habe Haruko gerufen...", erklärt sie mir unaufgefordert.
Auf einmal kommt ihre Melodie von wo anders her, jemand anders summt sie.
Ich reiße erschrocken den Kopf hoch aber nur um eine Elfe die mit wunderschöner Stimme summt aus der Dunkelheit die uns inzwischen eingeschlossen hat treten zu sehen.
Es ist Haruko.
"Ach,,, diese Melodie, Youko. Warum musst du mich ausgerechnet mit ihr rufen?"
Youko steht auf, erwidert aber nichts, sondern sieht ihn nur ernst an. In diesem Moment sieht der Elf mich mit schreckgeweiteten Augen dasitzen. Er schenkt mir ein freundliches Lächeln: "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Nalani.", meint er.
Ich nicke schwach.
"Wir haben einiges zu besprechen", meint Youko in diesem Augenblick.

Merkwürdiges

Apollo

 

Wir hocken auf dem Holzboden, den Sae mittlerweile entstaubt hat, und lugen durch die winzigen Ritze zwischen den Brettern.

Plötzlich bedeutet mir Sae ruhig zu sein und nimmt meine Hand.

„Was tust du da?“, flüstere ich ihr zu.

„Unsere Gedanken blocken, sonst entdecken sie uns, sie kommen gleich hier vorbei.“

Ich sehe sie kurz etwas ungläubig an, dann sind wir beide wieder mucksmäuschenstill. Es wäre extrem unpraktisch, wenn sie uns jetzt finden würden. Und ich würde Sae nie wieder sehen.

Schnell konzentriere ich mich wieder auf die Elfen da unten.

 

Wo sind sie, verdammt? Aki, ich verspreche dir, Youko ist dran!

 

Was war das denn? Ich erkenne Aoi, die Aki böse anfunkelt.

 

Sie wusste, dass wir uns wieder aufrappeln würden, Aoi, sonst hätte sie es nicht getan.

 

Wieso höre ich Aki und Aois Stimmen?

Ich schüttele den Kopf hektisch und halte dabei die Augen geschlossen.

Nichts. Jetzt höre ich wieder nichts. Ich sehe Sae an, immer noch mit einem verwirrten Gesichtsausdruck.

Ich sehe wieder nach unten zu denjenigen, die uns suchen. Aber wieder höre ich nichts. Wird wohl bloß Einbildung gewesen sein.

Wenig später gehen die Vier weiter und ein paar Minuten danach lässt Sae meine Hand los.

„Was war denn los mit dir, Apollo?“, fragt sie, eine besorgte Miene aufgesetzt.

„Gar nichts, glaube ich.“

„Doch, da ist doch was! Ich weiß es!“

„Nein, Sae, du musst dich irren.“

Sie guckt etwas böse drein, vielleicht, weil ich es ihr nicht verraten möchte.

„Jeder kann sich doch mal irren“, beteuere ich.

Keine Antwort darauf. „Apollo“, sagt sie plötzlich, „Komm mit, ich weiß, wo wir hin können. Mein Bruder… Ich kenne jemanden, der uns zu ihm bringt!“

Ich nicke. Auch wenn ich eigentlich nicht so ganz einverstanden bin… Für Sae, denke ich mir.

Sie krabbelt aus der Hütte und beginnt, den riesigen baum herunterzuklettern.

„Mach´s wie ich!“, ruft sie.

Wieder nicke ich und befolge ihre Anweisung.

 

Ich bin früher auf dem Boden als mir lieb ist. Schneller als Sae. Mag daran liegen, dass ich hinunterfiel, auf den letzten zwei Metern. Dazu sollte man erwähnen, dass Wurzeln nicht das angenehmste sind, auf das man fallen kann. Wirklich nicht.

„Steh auf, Apollo, wir müssen weiter.“ Sae hält mir ihre Hand hin und hilft mir auf.

Danach lässt sie meine aber noch nicht los, sie beginnt irgendwo hin zu rennen und will wohl sichergehen, dass ich mitkomme.

Wir kommen nach einer geschätzten halben Stunde auf einer kleinen Lichtung an, dort stehen eine blonde Elfe und ein Elf mit roten Haaren, der erste rothaarige Elf, den ich je gesehen habe.

Als sie Sae erblicken, treten die beiden ein Stück vor und begrüßen sie aufs höflichste.

Sae lässt mich los und sagt irgendetwas zu der Elfe und im nächsten Moment öffnet sich eine Art Rechteck in dunklen Farben, nachdem die Elfe eine seltsame Handbewegung ausgeführt hat.

„Danke, Yumi“, sagt Sae zu ihr.

„Immer wieder gern.“

Sae läuft wieder auf mich zu und meint dann: „Komm mit. Wir gehen zu meinem Bruder.“

Meiyos Vater

Nalani

Youko und Haruko sitzen nun eine ganze Weile da und starren sich schweigend in die Augen.
Ich habe keine Ahnung was sie machen, vielleicht ist das eine Art Ritual oder so.
Vielleicht finden sie sich auch gegenseitig so hübsch.
Aber aus irgendeinem Grund ist mir klar dass sie IRGENDETWAS machen, gut, sie sind Elfen, aber die Geduld ewig lang herum zu sitzen und gar nichts zu tun haben selbst sie nicht... oder?
Achja, und noch was ist offensichtlich: Was auch immer sie da tun, sie schließen mich dabei aus. Ich überlege gerade wie ich die beiden von meinen Wert überzeugen kann, so dass sie mich endlich einmal ernst nehmen, auch wenn ich ein Mensch bin, da meint Haruko urplötzlich: "Denkst du nicht wir sollten Nalani mit einbeziehen?"
Ich lächle ihn dankbar an, frage mich aber im nächsten Moment ob er meine Gedanken gelesen hat. Dann fällt mir wieder ein dass er das ja nicht kann. Wie angenehm!
Aber woher hat Haruko dann gewusst dass ich mitreden will?
"Na gut", seufzt Youko. "Wie du weißt haben wir Yash gesucht, den Bruder von Sae, ein dunkler Elf, einer der mächtigsten, sozusagen ein Unterweltboss in der Welt der Elfen. Und natürlich der Verursacher der Disharmonie!" Ihr Gesicht verdüstert sich und ihre Worte verklingen.
"Aber durch Akis unverzeihlichen Ausrutscher", fährt Haruko fort "ist Sae fort und ihr habt keine Chance ihn zu finden."
Akis unverzeihlicher Ausrutscher? Klingt nicht so als würde Haruko Aki sonderlich mögen...
Als die beiden Elfen wieder in Schweigen verfallen frage ich entsetzt: "Und das ist alles? Ihr habt euch solange beraten müssen einfach nur um die Tatsachen aufzulisten?!"
"Naja", meint Youko etwas zögerlich "sogar du als Mensch musst zugeben dass das Ganze ein bisschen aussichtslos ist..."
Ich als Mensch?! Was soll das denn bitte bedeuten?
"Warum suchen wir  nicht einfach einen anderen Boss?", frage ich mürrisch. "So wie ich euch kenne gibt es sicher genug um schön viel Disharmonie zu erzeugen!"
Youko schaut ein bisschen wütend aber Haruko lacht leise in sich hinein. "Das ist nicht lustig!", fährt die Elfe ihn sofort an. Dann senkt sie düster die Stimme: "Du erinnerst dich nicht mehr daran, Haruko, aber wie du weißt sind ich und Akane die ältesten im Rat. Deswegen wissen wir noch von einem legendären Kampf der "das dunkle Gemetzel" genannt wird. Damals wurden drei Ratsmitglieder getötet... von einer einzigen dunklen Elfe."
Meine Augen werden weit.
"...und dieser Elf war Meiyos Vater. Von ihm dachte man eigentlich er sei nicht so... bis er desertiert ist. Es ist der einzige andere Elfenboss den ich kenne."
Ich muss schwer schlucken. Drei Ratselfen niedergemetzel? Ein einziger dunkler Elf?
"Aber wir müssen ihn suchen!", meine ich entschlossen. "Selbst wenn wir dabei draufgehen... was haben wir denn für eine Wahl?" Haruko sieht mich auf diese Wort hin bewundernd an, aber in Wahrheit bin ich gar nicht so edel wie ich tue.
Ich fürchted mich schrecklicher, aber ich will nachhause! Und das kann ich nur wenn dieser Blödsinn endlich geklärt ist!
"Blödsinn?", ruft Youko entrüstet.
Haruko schaut bloß verständnislos. Doch dann schüttelt die ernste Elfe sich und seufzt. "Na gut, wir werden gehen. Aber Nalani bleibt hier, es ist zu gefährlich!"
"Sicher nicht!", schreie ich wütend.
Youko sieht mich ernst an. "Du bist bloß ein Mensch. Meiyos Vater wird dich zerstören ohne mit der Wimper zu zucken."
"Aber ihr könnt mich doch nicht einfach hierlassen!"
Das ist gemein, so verdammt gemein dass ich beinahe zu kreischen beginne. Will Youko mich wirklich hier zurücklassen, in einer Welt die ich kaum kenne?
Da plötzlich legt Haruko mir plötzlich beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Mach dir keine Sorgen, Youko", meint er leise. "Ich werde auf sie aufpassen. Und nicht zulassen dass ihr etwas passiert!"

Yash

Apollo

 

Wir stehen vor einem wahrlich imposanten Anwesen und ich kann es mir nun wirklich nicht verkneifen, beeindruckt drein zu schauen.

Sae hat sich bei mir eingehakt und ich werde auch nichts unternehmen, um es zu unterbinden. Ich mag es. Am liebsten wäre es mir im Moment, wenn sie mich nicht mehr loslassen würde. Mein Gewissen sagt mir zwar, dass ich das mit Sae lassen sollte, aber nun ja… Jeder hat wohl so seine Gründe und so auch ich.

Plötzlich reißt Sae mich aus meinen Gedanken: „Komm schon, Apollo! Nicht stehen bleiben, gehen wir lieber rein.“

Ich nicke und wir gehen gemeinsam einen rot gepflasterten Weg hoch. Es wirkt im Gegensatz zu den Hütten im Dorf ziemlich… menschlich. Aber ich kann mich auch irren, vielleicht sind Elfen den Menschen noch ähnlicher, als wir glauben.

Nach einem Weilchen kommen wir an einem großen, kunstvollen Tor an, vor dem ein, selbst für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich großer Elf, steht.

Auch er verneigt sich und murmel: „Sae Ihr seid zurück, welch angenehme Überraschung. Soll ich Ihren Bruder in Kenntnis setzen?“

„Das wäre fantastisch, Isamu.“

Er steht mittlerweile wieder normal da, als plötzlich sein Blick auf mich fällt und er mich fasziniert mustert.

„Wer ist Euer Begleiter, wenn ich fragen darf?“

Ich höre, wie sie tief einatmet. „Das ist Apollo. Er genießt meine Privilegien ebenfalls, ja?“

Der Elf nickt wie selbstverständlich und öffnet dann das Tor.

Wir treten hindurch und werden in die Eingangshalle geführt. Ein riesige Marmortreppe führt in das obere Stockwerk und ein gigantischer Kristall-Kronleuchter hängt von der Decke.

„Wo hat dein Bruder das nur alles her?“, frage ich Sae leise.

„Er hat Mittel und Wege, das ist alles.“

Der Elf verschwindet in einem anderen Raum und Sae hakt sich zuerst aus und kuschelt sich dann vorsichtig an mich. Ich bemerke, wie ich leicht lächele, auch etwas, dass ich mag. Ich lege wieder mal einen Arm um sie und sie flüstert kaum hörbar, aber in einem zufriedenen Klang, meinen Namen.

Nur wenige Sekunden später kommt der Hüne von einem Elf wieder, in Begleitung eines anderen Elf, der ähnliche Gesichtszüge wie Sae hat. Ihr Bruder, schätze ich. Eine andere Augenfarbe hat er, sie sind fast schwarz. Und ein paar Gesichtszüge weihen ab. Also ganz normal. Ich habe sowieso längst bemerkt, dass Elfengeschwister sich sehr ähnlich sind. Was weiß ich, wieso.

Sae löst sich sofort, als wolle sie nicht, dass der Elf es sehen würde. Ich merke sofort, dass es mir irgendwie fehlt. Wieso jetzt…?

„Yash, schön dich mal wieder zu sehen. Das ist Apollo“, begrüßt sie ihn und stellt mich gelichzeitig vor.

„Sae“, erwidert er und sie umarmen sich.

Danach gesellt sie sich zurück zu mir und nahm, als wäre es demonstrativ, meine Hand, als sie bemerkte, dass er mich musterte, als wäre ich ein Alien.

„So, so“, macht ihr Bruder plötzlich eine Bemerkung, „Ich warne dich… Apollo. Wenn du meine kleine Schwester verletzt, bist du dran. Verlass dich drauf.“

Ich schlucke schwer. Ob es so eine gute Idee war, zuzustimmen? Er mein es doch sicher nicht ernst…

„Und das ist mein voller Ernst!“, fährt er fort.

„Er meint das nicht so“, sagt Sae zu mir, „Wirklich. Er macht sich nur Sorgen, weil du… Nun mal kein Elf bist.“

Ich nicke, gebe aber weiterhin keinen Laut von mir.

Wieder bedeutet Sae mir, mitzukommen und zerrt mich die Treppe hinauf bis zu ihrem Zimmer. Sie öffnet die Zimmertür und ich erblicke einen relativ großen, in Weiß gehaltenen Raum. Das Himmelbett ist klassisch, die Dekoration ist klassisch, die Kommode ist klassisch. Es erinnert an das 18. Der 19. Jahrhundert unserer Welt, der Menschenwelt, finde ich. Sie deutet auf ein Sofa und  meint, dass ich hier schlafen könne, wenn ich möchte.

„Das ist mein Zimmer, wenn ich mal zu Besuch bin. Yash hat das alles für mich eingerichtet. Eigentlich ist er ein wirklicher Netter“, erklärt sie ruhig

Wenn Sae das sagt… Aber ich werde mich im Laufe der Zeit lieber selbst davon überzeugen.

Ich schweife plötzlich ab und muss an zuhause denken, meine Wohnung, meine Familie. Casta. Wieso tue ich ihr das an? Verdammt, ich liebe sie doch. Ich…

„Ich kann das nicht. Sae, ich kann das meiner Freundin nicht länger antun.“

Sae sieht mich erschrocken an und ich drehe mich schnell um und eile die Treppe wieder hinunter.

„Apollo!“, höre ich sie laut rufen und im nächsten Moment schallen ihre Schritte, als sie die Treppe hinunter, hinter mir her eilt.

Verhandlungen

Nalani

Wir sind schon auf den Weg zu Meiyos Vaterm, Youko läuft ganz vorne und führt unsere kleine Gruppe mit großem Abstand an, ein Abstand um den ich sie beneide.
Haruko läuft nämlich neben mir, ein Umstand den ich sonst sicher als recht angenehm empfunden hätte wären da nicht seine ununterbrochenen Fragen zu meinem bisherigen Leben die immer drängender werden.
"Und, hattest du in der Menschenwelt viele Freunde? Du weißt schon... Freunde im Sinne von Gefährten?"
"Was geht dich das an?", knurre ich entnervt. Haruko zuckt kühl mit den Achseln. "Ich meine nur dass du in Zukunft gut auf sie aufpassen musst", er grinst "Aki kann ganz schön eifersüchtig sein."
"Achja", mache ich und freue mich innerlich dass ich noch keine festen Beiehungen hatte mit denen Aki jetzt... sonstwas anstellen könnte.
"Und deine Lieblingsfarbe?"
Elfen scheinen irgendeine Faible für Farben zu haben, Sae hat mich dass damals bei Apollo auch gefragt. Aber gewiss würde Haruko nicht...
Ich schüttle diesen Gedanken ab und antworte prompt: "Rot."
"Rot? Tatsächlich?"
Jetzt geht er mir mit seinen Fragen richtig auf den Nerv. Warum ist rot meine Lieblingsfarbe? Ich habe keine Ahnung, sie gefällt mir einfach am besten, aber wie soll ich das am besten sagen? "Rot ist so temperamentvoll, so...", beginne ich, werden dann jedoch - Gott sei Dank! - von Youko unterbrochen.
"Wir sind da!"
Haruko strafft sich augenblick und legt nervös eine Hand auf das Schwert das er immer mit sich führt. Er ist einer von den wenigen Elfen die Waffen bei sich tragen, aber im Grunde genommen ist das ja kein Wunder. Mit seinen Fähigkeiten wird er wohl kaum einen Kampf gewinnen.
Ich merke wie ich ihn anstarre und mich frage ob er wohl auch mit diesem Schwert kämpfen kann. Haruko erwischt mich beim starren, sieht mir in die Augen und lächelt schief.
Ich seufze, schüttle den Kopf und sehe dann zu dem Gebäude auf das Youko deutet. Es ist eine bescheidene Landvilla und ich kann mir nur schwer vorstellen dass hier ein berüchtigter Elfen-Unterweltboss wohnen soll. Zusätzlich einer der zwei Ratselfen, wohl die mächtigsten Elfen überhaupt, getötet hat.
Youko schreitet direkt auf die weite Eingangstür vor der zwei fies aussehende Elfen postieren zu und bleibt mit in die Hüften gestützten Armen stehen. "Ich komme im Namen das Rates, meine Absichten sind jedoch freundlich. Lasst mich durch."
Die Wachen sehen sich einen Moment lang zögerlich an, dann lassen sie uns passieren.
Youko und Haruko gehen voraus, ich folge angespannt, jederzeit auf eine Falle vorbereitet. Doch es geschieht uns nichts, stattdessen gelangen wir schließlich in einen Thronsaal ähnlichen Raum.
Er ist groß, weit und auf einen erhöten Stuhl am hinteren Ende sitzt eine alte, hagere Gestalt. Gerade Mal an den Ohren kann man erkennen dass er ein Elf ist, ansonsten ist er genausp verschrumpelt wie ein alter Mensch.Große, braune Augen mustern uns verwirrt, wandern zuerst zu mir, dann zu Haruko und schließlich zu Youko. Erst beim Anblick der Elfe blitzt erkennen in ihnen auf.
"Youko!", ruft der Alte der offensichtlich Meiyos Vater ist und richtet sich mühselig ein bisschen höher in seinem Thron auf, zwei Wachen kommen aus dem Schatten hebeigeeilt und helfen ihm. "Es ist lange her."
"In der Tat", nicht Youko "als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hast du Nyùwa gerade die Kehle durchgeschnitten."
Wer ist denn Nyùwa...?
Unaufgefordert dreht Haruko sich zu mir um und erklärt: "Eine ehemalige Ratselfe. Sie war angeblich die Sanftmütigste von allen und früher Youkos Mentorin. Sie war diejenige die als erste gegen die grausamen Strafen die der Rat verhängt vorgegangen ist und er...", in seinen Augen blitzt es wütend "hat sie umgebracht!"
Ich nicke knapp und frage mich kurz woher Haruko gewusst hat dass ich mich das frage. Er kann ja meine Gedanken nicht lesen...
"Das mit Nyùwa war ein schreckliches versehen", seufzt der alte Elf "aber sie hat sich mir widersetzt..."
"Du wolltest einfach so über sie herfallen!", schreit Youko entrüstet und ich weiß so ziemlich genau was das bedeutet. "Youko, lass es gut sein", seufzt Haruko schließlich leise. "Deswegen sind wir nich hier."
Die Elfe senkt den Kopf und antwortet Haruko irgendetwas so leise dass ich es nicht verstehen kann. "Nagut", gibt sie schließlich nach. "Aber eines Tages werde ich sie rächen."
"Und ich werde dich nicht aufhalten", verspricht Haruko feierlich "aber das ist ein alter Mann. Trotzdem brauchen wir seine Hilfe wenn wir an die restlichen Bosse herankommen wollen!"
"Ab die anderen Bosse herankommen?", fragte Meiyos Vater. "Was ist denn los? Und warum habt ihr dieses seltsame Wesen... einen Menschen bei euch?"
Ich verziehe beleidigt den Mund, doch Haruko legt mit die Hand auf die Schulter und bedeutet mir ruhig zu sein und Youko sprechen zu lassen. Ein wenig widerwillig halte ich die Klappe.
"Wir brauchen deine Hilfe. Bis jetzt hat der Rat euch Bosse mehr oder weniger geduldet, aber die Disharmonie die ihr verbreitet wird immer stärker." Youko immer mit ihrer Disharmonie....
"Und wir haben erfahren dass sich ein paar Bosse verbünden. Das kann der Rat nicht dulden. Ich erwarte dass du dich ergibst und mit uns kooperierst oder wir nehmen dich fest."
"Oder noch schlimmer", murmle ich leise "wir jagen dir Akane auf den Hals!"
Obwohl ich so leise geflüstert habe wie möglich hört der alte Elf mich udn lacht schallend auf. "Akane! Die gibt es also auch noch?! Ich war mir sicher irgendwann würde entweder sie oder Youko draufgehen. Aber wie es scheint kommt dieser Tag noch!"
Dann seufzt er und schüttelt den Kopf. "Natürlich ergebe ich mich, da hättet ihr nicht lange mit mir reden brauchen. Ich bin alt und schwach, die anderen Bosse verdrängen mich zunehmend von meinen Platz. Außerdem habe ich das töten satt."
Er seufzt.
"Die einzige Bedingung die ich stelle..." "Du bist nicht in der Position bedingungen zu stellen!", schrei Youko wütend, doch Haruko unterbricht sie. "Lass ihn ausreden Youko, bitte."
"Die einzige Bedingung die ich stelle", fährt Meiyos Vater fort "ist ein Straferlass.
Und dass ihr meinen Sohn vor den Schatten in seinem eigenen Herzen rettet."

Im Garten

Apollo

 

Ich renne immer noch, seit ich die Treppe hinunter bin renne ich vor Sae weg. Immer mehr Runden um die Villa, schlage dabei immer mehr Haken. Das Tor ist zu, sonst wäre ich bereits hinausgerannt und dann auf Nimmerwiedersehen abgehauen.

Als ich nun wieder einmal im Garten ankomme, merke ich, dass mir langsam aber sicher die Puste ausgeht. Merke, wie ich langsamer werde.

Ich sehe kurz hinter mich. Sae rennt noch genauso schnell wie vorher hinter mir her.

Also gebe ich mir die größte Mühe, noch mal an Tempo zuzulegen, aber zu spät: Sae macht einen Satz und springt mich einfach um, als ich mich kurz nach ihr umdrehe.

Unsanft komme ich mit dem Rücken auf.

Sae drückt mich auf den Boden, sodass ich mich kaum wehren kann.

Ich versuche trotzdem, sie abzuschütteln, was sich als sehr dumm erweist, denn sofort verstärkt sie den Druck und ich kann mich gar nicht mehr bewegen.

„Apollo, was sollte das denn heißen vorhin?!“, mault sie mich plötzlich an.

„War das so schwer zu verstehen. Ich habe eine Freundin, die ich liebe, und werde diese Beziehung nicht länger wegen dir aufs Spiel setzen!“

Mir reicht es wirklich, mir liegt zu viel an Casta.

„Aber… Liebst du mich denn nicht?“, fragt sie mit traurigem Unterton, „War das denn alles… Nicht echt?“ Sie schnieft und ich kann beobachten, wie ihr eine Träne die Wange runter kullert.

„Doch, natürlich, ich liebe euch beide. Aber mit Casta habe ich einfach mehr erlebt…“

Sie schluchzt leise. „Aber wir werden doch auch noch einiges erleben, Apollo!“

Sie lässt endlich locker und lässt sich auf den Rasen neben mir fallen. Sie dreht sich von mir weg und weint weiter.

„Recht hast du“, höre ich mich sagen. Verdammt, was mache ich da nur schon wieder?

Sie dreht sich zu mir um.

„Hmm? Was ist?“, fragt sie verblüfft.

„Das ist!“, murmele ich und gebe ihr einen Kuss.

Als ich mich wieder ein paar Zentimeter von ihr entferne sieht sie mich an, lächelt gequält.

„War das ernst gemeint?“

„Natürlich“, flüstere ich.

Sie setzt sich auf und zieht mich mit hoch.

Dann steht sie auf, läuft zu einem Strauch, den ich nur schwach im Augenwinkel erkennen kann und kommt wenig später wieder, etwas hinter ihrem Rücken versteckt.

Sie setzt sich im Schneidersitz neben mich.

Dann hält sie mir eine Tomate hin.

„Eine Tomate?“, frage ich leicht verwirrt und zeihe eine Augenbraue hoch.

„Oder auch Liebesapfel genannt.“ Sie lächelt.

Ich nicke rasch, damit sie nicht wieder an mir zweifelt.

Meiyo

Nalani

Es ist einfach nur unglaublich wie seltsam das Leben manchmal spielen kann. Erst bricht man auf um sich dem gefährlichsten Elfen-Unterweltboss überhaupt zu stellen, dann stellt dieser sich als ein gebrechlicher alter Mann heraus.
Und nun muss man seinen Sohn gefangen nehmen, darf aber selbst nicht dabei sein weil, er, wie Haruko mir gerade erklärt, jedes Menschen-Mädchen durch einen einzigen Blick verführen kann.
Ich unterdrücke ein Stöhnen.
"Ihr Elfen tut mir wirklich leid. Erst diese seltsamen Früchte und dann auch noch ein böser Elf mit solchen schrecklichen Fähigkeiten", seufze ich genervt. "Gibt es bei euch überhaupt noch so etwas wie wahre Liebe?"
Haruko sieht mich lange ernst an und zuckt dann die Achseln.
Wir sind in einem kleinen Raum neben dem "Thronsaal" von Meiyos Vater. Er und Youko befinden sich noch dort, unterhalten sich und warten auf Meiyo dem sein Vater schon eine Einladung geschickt hat um ihm eine Falle zu stellen. 
"Kommt Youko auch noch zu uns?", frage ich.
Haruko schüttelt den Kopf. "Nein, sie wird sich im anderen Zimmer verstecken damit sie so schnell wie möglich eingreifen kann ,sollte der Plan schief laufen und Meiyo seinen Vater angreifen." 
"Hm-hm", mache ich und frage dann sofort weiter: "Was ist eigentlich euer Plan?"  
Haruko sieht sich unbehaglich, als könnte noch irgendjemand in diesem kleinen Raum, der meiner Meinung nach eher einem Besenschrank als sonst was ähnelt, um. "Hast du Angst vor ein paar Schatten?", schnaube ich abfällig. Es ist nämlich halbdunkel und so eng dass wir dich beieinander stehen müssen müssen. Ich frage mich ernsthaft warum Meiyos Vater in seiner ganzen riesen-Villa nichts größeres hat. "Nein...", beginnt der Elf "aber... Youko will nicht dass ich dich einweihe. Sie...", er unterbricht sich selbst und sieht mich nachdenklich an. "Nun, warum sollte ich eigentlich tun was Youko mir sagt?"
Da kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jeder tut aus irgendeinem Grund was Youko sagt, und Youko will immer dass man uns so wenig wie möglich sagt, da ist ein bisschen Abwechslung nicht schlecht.
"Der Plan sieht so aus dass die beiden einen Käfig in den Thronsaal stellen und Meiyos Vater ihn mithilfe seiner besonderen Fähigkeit unsichtbar macht. Dann..."
"Moment!", unterbreche ich. "Meiyos Vater kann Gegenstände unsichtbar machen?"
"Ja, aber jäh größer sie sind desto schwerer tut er sich. Und bei lebenden Dingen ist es überhaupt am kompliziertesten... habe ich gehört", erklärt Haruko und fährt dann fort: "Also: Dann sorgen sie dafür dass Meiyo in diesen Käfig läuft und ja... das war's auch schon. Wir müssen dann..."
Er wird schon wieder unterbrochen. Dieses Mal aber nicht von mir sondern von irgendeinem Geschrei aus dem Thronsaal.
"Was ist das?!", rufe ich erschrocken, doch Haruko läuft schon zur Tür, reißt sie auf und stürmt hinaus. Ich zögere kurz.
Ist das nicht gefährlich...?
Aber dann laufe ich ihm einfach hinterher.
Mit wenigen Schritten sind wir im Thronsall angelangt, aber es ist nicht zu erkennen wer da geschrien hat. In der Mitte des Thronsaals ist plötzlich ein Käfig aufgetaucht, aus dem Augenwinkel kann ich auch erkennen dass sich jemand darin befindet, aber ich laufe einfach weiter weil ich wissen will wo es Probleme gibt.
Doch im nächsten Moment werde ich plötzlich einfach von den Beinen gerissen und nach hinten geschleudert!   Gleichzeitig schreit jemand : "Pass auf!" und ich lande hart am Rücken. Vor meinen Augen blitzen die Sterne und irgendwo in meiner Nähe ruft jemand vorwurfsvoll: "Haruko!" Und irgendjemand, eine Stimme die ich noch nie gehört habe, die mir aber trotzdem bekannt vorkommt, lacht.
Meine Sicht klärt sich langsam wieder und ich erkenne Haruko der sich über mich beugt und mich besorgt ansieht. Hat er mich etwa zu Boden geworfen...?
"Tut mir Leid", meint der Elf in diesem Augenblick auch schon schuldbewusst. "Ich wollte dir nicht wehtun. Aber wenn du noch weiter gerannt wärest dann wärst du in Meiyos Beuteradius gekommen. Und das wäre unangenehm für dich geworden..."
"Und für dich", lacht die Stimem von vorher spöttisch.
Ich rapplle mich auf und begreife sofort woher mir die Stimme bekannt vorkommt.
Im ersten Moment denke ich der Elf im Käfig ist Apollo. Es ist verblüffend wie ähnlich er ihm sieht: Dieselben braunen Haare, dieselbe Statur, sogar dieselbe Stimme. 
Enzig seine Augen und Ohren sind anders. Die Ohren sind natürlich unnatürlich lang und spitz und seine Augen sind von einem tiefen, hypnotisierenden dunkelblau.
Und überhaupt, wenn man ihn genauer ansieht erkennt man kleine Unterschiede zu Apollo. Keine Körpermerkmale oder so es ist eher so dass ich diese Unterschiede... fühle.
Apollo ist natürlich auch selbstbewusst aber Meiyo verströmt eine andere Art Selbstsicherheit. Er wirkt genau so als könnte er jede Frau dieser Welt verführen und würde das auch wissen.
Und naja... ganz kann ich es ihm nicht verübeln.
Meiyo sieht so gut aus dass ich mich, auch ohne mit seiner Fähigkeit in Berührung gerate zu sein, instinktiv wünsche ich könnte näher zu ihm gehen.
Der Elf stößt in diesem Moment ein Lachen aus. "Haruko, Haruko...", meint er spöttisch. "Bist du dir sicher dass du sie beschützen kannst? Sogar dein zu Boden werfen hat nicht viel gebracht." Als Haruko bloß ahnungslos schaut grinst Meiyo spöttisch und meint: "Achja... das hätte ich fast vergessen, du weißt ja nicht wovon ich rede. Du kannst nicht einmal Gedanken lesen!"
Dann wendet er mich plötzlich mir zu und sieht mir verführerisch in die Augen, wobei er die Gitterstäbe vor seinem Gesicht gar nicht zu bemerken scheint.
"Neugierig, kleines Menschenmädchen? Komm doch näher damit du mich besser ansehen kannst. Vielleicht findest du ja noch etwas dass dir gefällt!"
Ich spüre wie ich rot werde, aber trotzdem kann ich den Blick nicht von ihm abwenden. Seine blauen Augen wirken tatsächlich hypnotisch und halten mich ganz und gar gefangen. Irgendwo in meinem Inneren schreit die alte Nalani dass ich jetzt wegsehen soll aber ich kann mich nicht rühren.
Ich kann gerade Mal verhindern dass ich mich in Bewegung setze und auf ihn zurenne.
Meiyo sieht mich weiterhin gelassen an, aber zwischen seinen Brauen bildet sich eine kleine Falte, als müsse er sich auf irgendetwas konzentrieren.
"Komm näher", murmelt er noch einmal.
Meine ganze Umgebung um mich verschwimmt während ich mich ganz und gar darauf konzentriere NICHT näher zu kommen "...verdammt..." , höre ich irgendwo in meiner Nähe jemanden rufen, kann die Stimme aber nicht einmal mehr identifizieren. "...Reichweite... weiter... gedacht..."
"Komm näher", murmelt Meiyo noch einmal klar und deutlich. Warum verstehe ich nur ihn so gut während alles andere um mich so verschwimmt.
Irgendwo in meiner Nähe höre ich wie jemand vor Wut herum schreit.
Dann spüre ich wie ich langsam, ganz langsam einen Fuß vor den anderen setze um auf Meiyo zuzugehen.

NEIN!

Ich versuche mich ein letztes Mal zusammen zu reißen, und dann schaffe ich es tatsächlich den Blick von Meiyos Augen abzuwenden. Doch im nächsten Moment wird mir schwendlig. Ehe ich mich versehe wird mir schwarz vor Augen und ich kann icht verhindern dass ich umkippe.


Es ist Harukos Stimme die mich aus der Bewusstlosigkeit reißt. "...versprichst die Finger von Nalani zu lassen.", meint er in diesem Augenblick.
Ich stöhne und richte mich auf. Anscheinend liege ich immer noch da wo ich hingefallen bin. Haruko, Youko, Meiyo und sein Vater sind in ein eindringliches Gespräch vertieft.
Doch in diesem Moment bemerken mich Haruko und Meiyo gleichzeitg. Sie sehen mich beide so intensiv an dass es auch Youko und der Vater bemerken. "Ah, sehr gut", meint die Elfe und klatscht eifrig in die Hände während ich mir noch die Stirn reibe um mein Kopfweh zu vertreiben.
"Du bist endlich wach, dann können wir ja aufbrechen!"
"Wohin?", frage ich verwirrt und müde.
"Zu Daiki, einen anderen Elfenboss. Meiyo, der wie er zugegeben hat schon immer gut war, wird uns hinführen."
Meiyo war schon immer gut?
Und warum hat er gerade eben versucht mich zu... naja... warum hat er dann gerade eben versucht was er versucht hat. Ich kann nicht verhindern dass ich Youko ein wenig fassunglos ansehe, aber diese rauscht schon zur Tür.
"Kommt ihr?"
Ich fange Harukos Blick auf, zumindest wirkt er genausp zweifelnd wie ich. Andererseits bin ich mir nich so sicher worüber er genau er sich Sorgen macht.
Meiyo, den sie inzwischen aus seinem Käfig befreit haben, steht auf und folgt Youko, jedoch nicht ohne mir ein aufreizendes Grinsen zuzuwerfen was Haruko rasend macht.
"Keine Sorge", versuche ich ihn zu beruhigen. "Es ist lieb dass du dir Sorgen machst, aber ich kann auf mich selbst aufpassen."
Haruko nickt und wir folgen Youko und Meiyo gemeinsam.


Wir spazieren wieder durch den Wald. Youko die mit Meiyos Vater in ein Streitgespräch vertieft ist ganze vorne, dann ich mit Haruko links und Meiyo rechts von mir. Wobei ich aber lieber mit einen von den beiden alleine gegangen wäre, denn zusammen verursachen sie nur angespanntes Schweigen.
Aber plötzlich bleibt Haruko stehen und seine Hand wandert auf sein Schwert. Meiyo geht unbesorgt weiter aber ich sehe ihn verwundert an. "Was ist denn los?"
"Youko!", ruft er statt einer Antwort und die Elfe dreht sich sofort um. "Was ist los?"
"Ist es nicht seltsam... wir gehen schon geraume Zeit durch den Wald aber ich kann keine Vögel mehr hören.... überhaupt, keine einzigen Geräusche...." "Ich bin sicher dafür gibt es einen guten Gru...", beginnt Youko, aber Haruko unterbricht ise einfach und sieht Meiyo an.
"Meiyo!"
Der Elf dreht sich um, ein seltsames Grinsen ins Gesicht geschrieben.
"Ja?"
"Wo sind wir hier? Wo hast du uns hingebracht?"
"Wir sind im Wald", meint Meiyo gelassen und das Grinsen will ihm nicht aus dem Gesicht weichen.
"Du lügst!", ruft Haruko. "Passt auf, das ist..."
Doch weiter kommt er nicht, denn im nächsten Moment kippt er einfach um. Da wird plötzlich ein Elf hinter ihm sichtbar der ihn offensichtlich nieder geschlagen hat.
Aber... war er unsichtbar...? Wie ist das möglich?
Ich sehe zu Meiyos Vater der zu meinen Erschrecken in diesem Moment Youko niederringt. Langsam, so als würde eine Illusion um ihn langsam abfallen verändert sich seine Gestalt. Er wird kräftiger. Und bösartiger.
Ich wirble zu Meiyo herum der mich grinsend ansieht.
"Was soll dass?!"
Weiter komme ich nicht,  Meiyo schlägt mich nieder und alles um mich wird schwarz.

Jahrtausend-Spektakel?

Apollo

 

Erneut bin ich in der Villa ihres Bruders. Kaum zu glauben, dass ich noch mal hierher zurück bin. Wo ich mir doch vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Egal.

„Apollo?“

„Hmm?“

„Du wirkst so abwesend“, meint Sae, „Stimmt was nicht?“

Ich schüttele den Kopf. „Nein. Alles okay.“

„Na dann“, nuschelt sie und geht durch einen großen Türrahmen.

Ich folge ihr ein paar Sekunden später und sehe wo wir nun sind: In einer Art Speisesaal, wie der, den es auch im Elfendorf gab. Nur das dieser hier mindestens dreimal so groß war.

Sae nimmt an einem Platz am hinteren Tischende Platz und bittet mich, mich daneben zu setzen. Ich folge ihrem Wunsch und lasse kurz den Blick schweifen.

Und nach einigen Minuten gesellten sich weitere Elfen zu uns. Sehr schnell ist die Halle gefüllt, nur Yash fehlt noch.

An unserem Tisch, der nur halb so groß ist wie der andere, sitzt unter anderem der Wächter, der vor dem Tor stand.

Am anderen scheint die normale Gefolgschaft zu sitzen.

Nach einem Weilchen sind alle Plätze besetzt. Bis auf den ihres Bruders – immer noch.

Wir warten weiterhin und ich werde immer ungeduldiger. Wann habe ich zuletzt gegessen, mal abgesehen von der Tomate? Gestern? Dementsprechend knurrt jedenfalls mein Magen.

Endlich bequemt sich ihr Bruder dann scheinbar doch zu kommen, denn ich sehe ihn endlich hereinkommen. Ganz gemächlich läuft er zu seinem Stuhl, der viel mehr ein Luxus-Sessel ist, und setzt sich.

Er lächelt Sae an und als sein Blick zu mir schweift beäugt er mich kritisch.

Ich blicke irritiert drein.

„Es ist lediglich ungewohnt jemanden hier sitzen zu haben, der kein Elf ist“, sagt er plötzlich.

Sae rammt ihm ihren Ellenbogen in die Rippen und er keucht kurz.

„Ich vergaß:“, ergänzt er plötzlich grinsend, „Normalerweise pflegen wir nur Umgang mit Nicht-Elfen, wenn wir es müssen.“

„Das heißt?“, stichele ich mit leichtem Unterton.

„Das heißt zu unseren Zwecken“, meint er und ich kann beobachten, wie seine Miene sich verändert und nun leicht verärgert wirkt.

Mit säuerlichem Unterton bemerkt Sae plötzlich: „Yash, kein Wort mehr dazu. Ich möchte – Nein, ich verlange -, dass ihr euch vertragt!“

Wir nicken.

Yash atmet tief ein und seufzt.

„Was ich noch erzählen wollte, bevor serviert wird – Sae, es gibt dein Lieblingsessen – wollte ich noch erzählen, dass Daikis Bote eben hier war.

Er fischt etwas aus irgendeiner Tasche hervor und liest vor, dass er, Sae und eine beliebige Begleitperson zu einem wahren Jahrtausendspektakel eingeladen seien. Direkt heute Abend, auf seinem Anwesen.

„Yash, können wir Apollo mitnehmen? Bitte“, bettelt sie und sieht ihren Bruder mit Kulleraugen an.

Mich fragt natürlich niemand, ob ich überhaupt mitkommen möchte. Ehrlich gesagt habe ich nämlich das Gefühl, dass da irgendetwas faul ist.

„Natürlich, Sae.“

Na, das kann ja lustig werden…

Daikis Spektakel

Nalani

Um mich herum ist alles schwarz und mein Kopf schmerzt und hämmert als wolle mein Gehirn gleich herausfallen. Aber zumindest bin ich wieder da - mehr oder weniger zumindest.
Ich verkneife mir ein gequältes Stöhnen und versuche erst einmal meine Lage zu sondieren bevor ich die Augen aufschlage. In letzter Zeit bin ich ein bissschen zu oft ohnmächtig geworden. Hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit. 
Ich liege am Boden, aber eindeutig nicht mehr dort wo Meiyo mich niedergeschlagen hat.
Meiyo...
Ich spüre ein seltsames Ziehen im Bauch. Ich wussste dass man ihm nicht vertrauen darf, aber ich hätte es nur zu gern getan. Aber er hat uns verraten, ich habe es ja geahnt, Haruko hat es auch geahnt. Vielleicht sollten wir aufhören einfach alles zu tun was Youko von uns verlangt, sie kann eben auch nicht alles wissen. Aber zurück zu mir. Der Boden auf dem ich liege ist eindeutig kein weicher Boden, eher erinnert es mich an ein kaltes, eisernes Gitter. Das noch dazu schwankt als würde es mitten in der Luft hängen.
Was wenn...
Entgegen meinem Vorsatz mir zuerst einmal über die ganze Lage klar zu werden reiße ich die Augen auf und springe ungeschickt auf die Beine. Daraufhin fängt der Boden unter meinen Füßen noch heftiger zu Schwanken an und ich kann mir einen erschrockenen Schrei einfach nicht mehr vernkeifen als mir klar wird wo ich mich befinde. In einem metallernene Käfig der durch ein dünnes Seil - eigentlich müsste es längst gerissen sein, naja, vielleicht ist das Elfenkunst - mit der Decke verbunden ist. Ansonsten schwebt er frei im Nichts
Und unter mir, viel zu tief unter mir, fließt ein reisender Fluss. Es ist nur zu offensichtlich dass ich da demänchst reinfallen soll.
Na super.
Und genau in diesem Moment ertönt eine laute dröhnende Stimm:
"Liebe Elfen - und nicht-Elfen - ich heiße euch alle ganz herzlich willkommen zu meinem Jahrhundertspektakel wie ihr es noch nie gesehen habt!" 

Ich muss erst ein- zweimal tief durchatmen um nicht sofort wie eine Verrückte zu kreischen zu beginnen oder sogar in Ohnmacht zu fallen. Vor meinen Augen flammen plötzlich Sternchen auf und meine Knie werden so zittrig dass ich nicht mehr gerade stehen kann. Hin und her schwankend taste ich ängstlich meine Umgebung mit Blicken ab.
Es stellt sich heraus dass der Käfig in dem ich Hocke von mehreren Balkonen, von denen man mich ganz wunderbar begaffen kann, umgeben ist. Auf dem größten Balkon finde ich ein paar Bekannte Gesichter. Meiyo und sein Vater stehen da. Der Vater stiert mit leeren Blick vor sich hin, scheint noch nicht einmal bemerkt zu haben dass ich hier in Lebensgefahr in einem Käfig hänge. Meiyo hingegen starrt mich direkt an, und einmal wieder mit einem dieser seltsam intensiven Blicke der mich für ein paar Sekunden vergessen lässt wo ich bin. In diesen paar Sekunden mächte ich nichts lieber als zu ihm hinstürmen und mich in seine Arme werfen, dass uns ein dickes Käfiggitter und ein paar Meter Abgrund ist ganz vergessen.
Dann grinst Meiyo kurz vor sich hin und ich werde wieder normal. Sofern man vor Todesangst schlotternd dastehen als normal bezeichnen kann.
Um mich abzulenken lasse ich meinen Blick noch weiter schweifen und sehe einen Elf der Daiki sein muss. Er betrachtet mich mit einem Blick als wäre ich sein persönliches Kunstwerk dass er nun allen anderen präsentiert.
In dem Moment in dem ich ihn ansehe öffnet er wieder den Mund und verkündet mit lauter Stimme: "Darf ich euch vorstellen: Dass ist Nalani, einer dieser unseligen Menschen aus einer anderen Welt, unserer ganz ähnlich. Aber gut, ihr dürftet diese Welt sowieso alle kennen. Wie ihr hier steht", er deutet nach oben, auf das Seil an dem mein Käfig hängt. "Hängt ihr Leben an seidernen Faden." Dann lacht er als hätte er einen köstlich amüsanten Witz gemacht. Ich verdrehe die Augen und versuche nicht nach unten, in den Abgrund, aber auch nicht nach oben zu dem dünnen Seil zu blicken.
Stattdessen sehe ich wieder zu Meiyo hin der mich nun seinerseits wieder anstarrt. Sein Blick brennt immer noch, aber zum Glück nicht mehr so stark also schaffe ich es bei Besinnung zu bleiben. Der Elf verdreht die Augen und formt mit den Lippen die Worte: "Und, wie willst du hier rauskommen, kleines Menschlein?"
Zur Antwort blecke ich nur die Zähne. 
Im nächsten Moment fährt Daiki fort: "Wie ihr hier seht hängt dieses Seil an fünf anderen Seilen die hier vor mir gespannt sind." Ich sehe etwas genauer hin und bemerke es. Tatsächlich, mein Seil mündet oben an der Decke in fünf andere die wieder herunter führen. Ich ahne ja schon was gleich kommen wird...
"Nun!", schreit Daiki. "Wer von euch wird die Ehre haben eines dieser Seile durchzuschneiden?! Ich würde sagen wir lassen unsere Ehrengäste beginnen!"
Er macht eine Handbewegung und Haruko und Youko werden, gefesselt, von zwei Wachen hereingeführt. Youko hält den Kopf aufrecht, die Miene verschlossen und sieht nicht einmal zu mir hin. Haruko geht gebeugt, ist leichenblass und wirft mir Blicke zu als würde er sich lieber selbst in den Abgrund stürzen als zuzulassen dass ich da hinein falle.
Ich ertrage seine von Schuldgefühlen getränken Blicke nicht und sehe schnell woanders hin. Da entdecke ich auf einem anderen, kleineren Balkon noch eine Elfe. Sie hat orangene Haare und seltsame lilane Augen. Das auffälligst an ihr ist jedoch eine schwer greifbare Grausamkeit die sie ausstrahlt und instinktiv zucke ich bei ihrem bloßen Anblick zurück. 
Nun lenkt Daiki meine Aufmerksamkeit wieder auf sich indem er mit großartigem Gehabe eines der Seile durchschneidet an denen mein Leben hängt.
Bleiben noch vier übrig. Ich bin mir ziemlich sicher dass sie Haruko und Youko zwingen werden jeweils eines durchzuschneiden. Und die anderen zwei...?
Im nächsten Moment lässt mich ein Schrei zusammenzucken. Ich reiße den Kopf herum und erkenne plötzlich Sae die anscheinend gerade einen der Balkone betreten hat, mit weit aufgerissenen Augen dasteht und mich anstarrt. Links von ihr steht irgendein unbekannter Elf.
Und rechts...
Apollo.             

Womöglich etwas waghalsig

Apollo

 

Ich sehe zu Sae hinüber.

„Was ist?“, frage ich besorgt.

„D-Dort!“  Sie deutet mit dem rechten Zeigefinger auf einen Käfig. Ich versuche zu erkennen, wer es ist. Es ist… Es ist Nalani!

Wie kommt Nalani in einen Käfig?! Ich sehe noch genauer hin. Unter dem Käfig ist ein Abgrund, in dem man schwach einen Fluss entdeckt.

„Sae, wir müssen sie da raus holen!“, beschließe ich, als Yash mal nicht hinhört.

Sie nickt. „Ich habe eine Idee, Apollo“, bemerkt sie plötzlich, „Du musst die ganzen Elfen im Saal irgendwie ablenken. Wenn ich es schaffe, Youko und Haruko zu befreien schaffen wir es zu dritt bestimmt, den Käfig hoch zu ziehen. Lass dir was einfallen.“

Nun bin ich es, der nickt.

„Wer möchte das nächste Seil durchschneiden?“, verkündet unser Gastgeber. Daiki heißt er, laut Sae und Yash.

„Ich!“, rufe ich so schnell ich kann. Wenn ich die anderen Elfen Frage, welches ich durchschneiden soll konzentrieren sie sich bestimmt auf mich, dann kann Sae in Ruhe interagieren.

Doch schnell merke ich, dass eine Elfe mit orangenen Haaren, die eine eiskalte Aura ausstrahlt, noch schneller war als ich.

Sie springt kurzerhand von ihrem Balkon herunter, der wesentlich tiefer liegt, als der unsere. Elegant kommt sie zwei Meter tiefer also auf der richtigen Ebene auf und geht langsam aber zielstrebig in Richtung Daiki, der eine riesige Version einer Schere in der Hand hält.

„Yakii, welche Ehre, dass du heute hier bist“, schleimt Daiki.

Die Elfe, die scheinbar den Namen Yakii trägt, verzieht keine Miene und sagt monoton: „Dies ist in der Tat ein großes Spektakel, ich konnte es mir doch nicht entgehen lassen.“

Diese Elfe behagt mir nicht und es kommt mir so vor, als wäre sie noch bösartiger als die Elfenbosse, die ich bisher kenne.

„Sie ist sogar eine von denen, wie mein Bruder einer ist“, flüstert Sae, passend zu meinen Gedanken.

Das erklärt so einiges, denn genau wie die anderen, die ich bisher gesehen habe, Daiki und Yash also, strahlt sie einen gewissen Hunger nach Macht aus. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es bei ihr nicht sogar noch ausgeprägter ist…

Ich schlucke, als Yakii ihm die Schere aus der Hand nimmt und seelenruhig zu den vier übrigen Seilen hinüberläuft. Sie bleibt davor stehen und scheint zu überlegen, während sie den Knotenpunkt zwischen dem Seil des Käfigs und den anderen drei mustert.

Sie setzt die Schere an das an, welches jenes ganz links ist. Sae und ich halten die Luft an.

Yakii grinst plötzlich diabolisch, meine ich für einen Moment zu sehen. Doch im nächsten sieht sie wieder genauso gefühlslos drein und schneidet das Seil durch.

Sae und ich schnappen nach Luft – wieder läuft die Aktion bei uns beiden genau zeitgleich ab.

Nichts passiert. Erleichtert atme ich wieder aus.

Yakii legt währenddessen den Kopf schief und man hört sie sagen: „Ich war mir so sicher, dass es das richtige ist... Vielleicht hat der Nächste ja mehr Glück.“

Sie reicht Daiki die Schere wieder zurück, als sie an ihm vorbeiläuft. Dann geht sie die Treppe seitlich ihres Balkons hoch und beobachtet wieder das Geschehen.

„Wer möchte nun?“, fragt Daiki mit einem Lächeln im Gesicht.

„Ich!“, rufe ich sofort und eile die Treppe unseres Balkons hinunter.

„Ah, der Mensch. Ich gebe zu, ich habe dich unterschätzt, ich hätte nicht gedacht, dass du dich traust. Meinen Respekt.“ Mit diesen Worten reicht er mir die Schere.

Ich atme tief durch und gehe zu den übrigen drei Seilen.

Als ich davor stehe lasse ich meinen Blick zu Nalani schweifen, die mich ängstlich und zugleich wütend anstarrt.

Schnell forme ich mit den Lippen den Satz: „Vertrau mir, wir holen dich da raus.“

Und schon sieht sie mich nur noch ängstlich an. Ich zwinkere ihr noch mal leicht zu und wende mich dann den Elfen auf den Balkonen  zu.

„Welches Seil soll ich durchschneiden?“, rufe ich ihnen zu. Wie erwartet starren sie mich alle an und es gelingt Sae, die Treppe hinunter zu schleichen.

„Das in der Mitte!“, ruft Saes Bruder.

Ein anderer Elf ruft, ich solle das linke durchschneiden.

Im Augenwinkel sehe ich Sae, die Youko losbindet.

„Ich frage euch alle noch einmal: Welches Seil soll ich durchschneiden?“, rufe ich ihnen zu.

Jetzt ist wildes Durcheinandergerede entfesselt, genau so, wie ich es haben wollte.

Die einen rufen, es solle das rechte durchgeschnitten werden, die anderen fordern das linke und wieder andere wollen jenes in der Mitte durchtrennt sehen.

Wieder sehe ich Sae im Augenwinkel. Sie befreit Haruko.

Ich wechsele zum Schein mit der Schere die Position vor den Seilen – mehrmals, um die Diskussion weiter anzuheizen.

Ich kann die drei Elfen, die Nalani helfen sollen nicht mehr sehen, ich denke mal, sie zeihen gerade am Seil, an dem der Käfig tatsächlich hängt.

„Ich werde das linke durchschneiden!“, rufe ich nun, setze die Schere an und hoffe, dass sie schnell genug waren.

„Jetzt!“, höre ich Sae laut rufen.

Ich durchtrenne das Seil und im nächsten Moment schnellt die obere Hälfte zur Decke, am Knotenpunkt vorbei und rauscht mitsamt des Käfig in die Tiefe, der Geräuschkulisse nach zu urteilen.

Ich drehe mich zu ihnen um, alle vier sind kreidebleich. Verständlich, ich habe schließlich durch Zufall das Richtige erwischt.

Im Saal ist es mittlerweile totenstill, wie mir nun auffällt.

Ich sehe die Balkone jeweils kurz an und bemerke, dass alle, bis auf sechs Elfen weg sind.

„Apollo, das sind die Bosse. Alle. Alle auf einem Fleck.

Mein Blick verweilt auf Saes Bruder, der seine Schwester extrem wütend ansieht.

Im nächsten Moment ist er plötzlich verschwunden.

Ich drehe mich zu den anderen zurück und erschrecke mich, als Yash direkt vor mir steht.

„Verrat bleibt nicht ungesühnt, Mensch.“

Harukos Geständnis

Nalani

Dankbar sehe ich zwischen Haruko, Youko und Sae die mich zum Glück noch rechtzeitig, ein paar Sekunden bevor mein Käfig krachend in den Fluss fiel, befreit haben. Aber ausgerechnet Sae...?
Die Elfe sieht mich ein wenig herablassend an und stellt klar: "Ich habe das nur für Apollo getan, denn wir sind, trotz deiner zahlreichen Versuche uns daran zu hindern, zusammen."
Oha, sind sie das? Die Frage ist doch nur wie lange noch nachdem ich mir Apollo einmal vorgenommen habe. Sae kneift die Augen zusammen "DU wirst mir meine Beziehung ganz sicher nicht vermiesen!" Ich unterdrücke ein Seufzen, wir weren ja noch sehen. Nur hat Apollo mit Sae ganz sicher nicht die Richtige gefunden.
"Wie auch immer", meine ich schließlich. "Ich muss mich bei euch allen wohl für meine Rettung bedanken." Ich lächle nett, sogar für Sae habe ich ein Lächeln über. Diese öffnet den Mund um noch etwas zu sagen, doch im nächsten Moment zucken sie und Youko plötzlich zusammen. Die beiden Elfen sehen sich erschrocken an während  Haruko und ich nur verständnislos dastehen. "Yash!", keucht Sae. "Er... wir müssen ihn aufhalten!"
Dann stürmt sie ohne weiter Umstände einfach davon, Youko knapp auf den Fersen. Haruko und ich können uns nur verwundert ansehen. Yash? Der Balkon auf dem wir uns im Moment befinden liegt hinter einem anderen, größeren, verborgen so das wir die anderen nicht sehen können. Was Yash dort gerade anstellt was Sae so aufregt bleibt also ein Rätsel.
Ich sehe wieder zu Haruko hin der mich anstarrt, sein Blick erinnert mich ein wenig an Meiyos, auch wenn er natürlich nicht Meiyos Fähigkeiten hat. "Vielleicht sollten wir auch nachsehen gehen was los ist?"
Er nickt, rührt sich aber niciht von der Stelle.
"Ähm... danke noch einmal für die Rettung", meine ich ein wenig unbehaglich als Haruko einfach nicht aufhört mich nachdenklich anzusehen. Irgendwie fühle ich mich... entblößt... unter seinem Blick.
"Ich wäre eher selbst in den Fluss gesprungen als zuzulassen dass du da hinein fällst", meint er plötzlich ganz ernst. Ich sehe ihn an, sehe ihm in die Augen in denen ich mein Spiegelbild sehen kann.
"Was...?"
"Um nichts in der Welt hätte ich zugelassen dass du da hinein fällst, Nalani", mein der Elf wobei er meinen Namen ganz seltsam ausspricht. "Lieber wäre ich gestorben."
"Aber...", protestiere ich leise mit fassungsloser Stimme. "Aber... wieso?"
Haruko sieht mich an und lächelt lieb.
"Weil ich dich liebe."
Weil er.... was?! Aber das... "Ich..." Wie kann er...? "Wie... Wir kennen uns doch noch gar nicht so lange", sottere ich. "Du kennst mich noch nicht lange genug um... Du.... ich... wir...." Ich weiß nicht was ich sagen soll. Was sagt man wenn man so etwas gesagt bekommt. Zum Glück überbrückt Haruko in diesem Augenblick den Abstand zwischen uns, legt mir eine Hand in den Nacken, drückt mich an sich und küsst mich ganz sanft um meinen Schwall sinnloser Worte zu unterbinden.
Zuerst sträube ich mich noch ganz kurz, aber dann beginne ich mich langsam in seinem Kuss zu lösen und als er sich dann von mir losmacht bedaure ich es regelrecht.
Haruko sieht mich erwartungsvoll an.
"Und?"

Halbelf?

Apollo

 

Ich starre Yash an, der mich wütend anfunkelt. Gleich wird er wieder auf mich losgehen, die Frage ist nur, wie lange ich ihm noch ausweichen kann.

Er rennt auf mich zu und kurz bevor er mich erreicht mache ich zwei Schritte nach links und entferne mich gleich darauf so weit, wie es nur geht von ihm.

Ich versuche ruhig zu atmen und es ist ein Wunder, dass es mir bisher gelingt und dass ich noch keinen Anflug von Panik in mir hochsteigen fühle.

Ich sehe zu Yash hinüber, um vorbereitet zu sein, falls er wieder Anstalten machen sollte, auf mich zuzustürmen.

Ich schlucke. Desto länger ich ausweiche, desto wahnsinniger wurde sein Blick, wie mir nun auffällt. Nicht gut.

Mit selbstsicherem Blick starre ich ihn an, darauf wartend, dass er es wieder versucht. Selbst ihm als Elf musste doch irgendwann die Puste ausgehen und womöglich hielt ich bis dahin durch.

Ein weiterer Versuch seinerseits, dieses Mal schneller. Hastig springe ich zur Seite, ganz knapp, sodass er gegen die Wand, die eben noch hinter mir gewesen war, prallte. Die Wand hatte ich zuvor gar nicht bemerkt! Aber ich will mich nicht beschweren, sie hatte mir etwas Arbeit abgenommen.

Ich presse meine Lippen aufeinander, als ich sehe, dass Yash langsam noch aggressiver wirkt – ist er vermutlich auch.

Die wahnsinnige Aura, die von ihm ausgeht, macht mich nun doch etwas nervös. Ich darf bloß keinen Fehler machen, wenn er dermaßen geladen ist…

Plötzlich schlägt Yash mit der Faust gegen die Wand, legt den Kopf in den Nacken und beginnt laut zu lachen.

Was zum…?

Dann wendet er sich mir zu, grinst vor sich hin. „Ich erwische dich noch…“, eine kurze Pause folgt, „Halbelf!“

„Wie?“ Er kann nur Quatsch reden. Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass ich ein Mensch bin und nicht mal annähernd ein Elf. Nein, er kann nur Stuss erzählen…

Plötzlich bemerke ich, dass ich auf den Boden sehe und richte meine Augen so schnell es geht wieder dorthin, wo Yash steht.

Moment… Wo ist er?

Ehe ich mich versehe, hat er mich am Kragen gepackt und gegen die nächste Wand geschleudert.

Ich sinke auf den Boden, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Der Schmerz zieht sich vom Rücken aus, durch meinen ganzen Körper.

Yash kommt nur sehr langsam auf mich zu, da ich eh bereits am Boden bin.

Ich nutze den Moment, um einen raschen Blick, auf die Stelle der Wand zu werfen, mit der ich kollidiert bin.

Eine Delle und die daraus resultierenden Risse sind zu erkennen. Wie viel Kraft hat dieser Elf bloß?

Ich sehe wieder zu Yash und bemerke, dass ich mittlerweile nicht mehr ruhig atme, sondern in eine Schnappatmung verfallen bin.

Plötzlich steht er vor mir, und packt mich erneut am Kragen, aber ich bleibe am Boden.

Ich schlucke wieder.

„Wenn ich einen Menschen so gegen diese Wand geschleudert hätte, hätte derjenige noch Glück, wenn er mit mehreren Knochenbrüchen davonkäme. Und du? Du hast nicht besonders viel abbekommen! Vielleicht ein paar Kratzer und eine Prellung, aber keinesfalls mehr.“ Er sieht mich abschätzend an. „Du musst ein Halbelf sein. Ich war mir nicht ganz sicher, denn ein vollblütiger Elf bist du ganz sicher nicht. Also bleibt nur diese Möglichkeit. Und wie mir das nun auffällt… Du bist scheinbar mit Meiyo verwandt…“

„Mit wem?“, presse ich hervor. Ich kann ihm nicht glauben, dass ich kein Mensch sein soll. Wenn ich ein Halbelf war, dann müsste doch ein Elternteil ein Elf oder eine Elfe sein, nicht wahr? Und dann hätte derjenige mir doch bestimmt etwas dazu gesagt – Oder?

„Meiyo, du musst mit Meiyo verwandt sein, auch wenn ihr lediglich Halbbrüder sein könntet. Das spielt keine Rolle, es gibt gar keine andere Möglichkeit. Aber genug geredet. Noch etwas zu sagen, Halbelf?“

Ich beschließe den Mund zu halten, er würde mich vermutlich sowieso nicht ausreden lassen.

Yash kniet sich vor mich und scheint irgendetwas aus einer Tasche hervorzukramen und ich erkenne in den Augenwinkeln, dass es gefährlich dem Glitzern der Klinge, die Sae damals im Wald hatte, ähnelt.

Im nächsten Moment hält er mir den Dolch – wie ich nun erkannt habe -  an den Hals.

Einen Augenblick später beschleunigt sich mein Puls.

Dann schließe ich die Augen und hoffe in Gedanken, dass irgendjemand davon mitbekommen hat und mir helfen würde.

Der Kampf

Nalani

Ich starre Haruko an, unfähig irgendetwas zu sagen.  Meine Gedanken drehen sich im Kreis und irgendwo kracht irgendetwas. Aber das nehme ich gar nicht richtig wahr, zu groß ist mein Bedürfnis mich einfach irgendwo hinzusetzen, mich in den Arm zu zwicken und aus diesem Traum aufzuwachen. Haruko kann nicht in mich verliebt sein!
Er ist ein verdammter Elf!
Und bei ihm ist es irgendwie etwas ganz anderes als bei Aki...
Aber ich muss ihm jetzt Rede und Antwort stehen. Ich muss mich jetzt entscheiden ob... ob was eigentlich? 
Ein Schrei reißt mich aus meinen Gedanken.
"Nalani!" 
Ich reiße meinen Blick von Haruko, der noch immer erwartungsvoll vor mir steht, wirble herum und keuche.
"Aki?"
Natürlich folgen Aki die anderen Elfen wie Akane und Co. dicht auf den Fersen, aber das ist mir im Moment egal. Wichtig ist nur der Blick mit dem er mich ansieht. Ich weiß dass er in meinen Gedanken jetzt alles lesen kann, alles was passiert ist. Langsam wandert sein Blick hinüber zu Haruko und Wut flammt in seinen Augen auf. "Hast du gerade mein Mädchen geküsst?!", brüllt er so laut dass es jeder hören kann. Ich verkneife mir ein Stöhnen, das würde mich jetzt auch nicht weiterbringen. Stattdessen stelle ich mich absichtlich so hin dass ich zwischen Haruko und Aki stehe und versuche zu vermitteln. "Aki es ist alles nicht..."
"...nicht so wie es aussieht?", beendet er den Satz für mich und zieht nur spöttisch eine Augenbraue hoch. Akane hinter ihm grinst hämisch. "Achja? Dann hat Haruko nicht gerade etwas berührt dass mir gehört?!"
"Ich gehöre nicht dir!", zische ich wütend, aber Aki ignoriert mich und zieht sein Schwert. Mit erhobener Waffe stolziert er auf Haruko zu der zwar gelassen, aber nicht ganz sicher was er tun soll, zwischen uns beiden hin und her sieht.     
Aki bleibt drohend vor Haruko stehen, aber dann langt er plötzlich, mit Elfengeschwindigkeit, nach mir und zieht mich an sich während er mich nicht einmal ansieht. Ich zucke zusammen und versuche mich von ihm loszureißen, aber Aki ist zu stark für mich und hält mich fest an sich gedrückt während ich wehrlos zapple. Da öffnet Haruko doch den Mund: "Lass sie los! Sie ist nicht dein Besitz!"
Danke! Endlich Mal jemand der das einsieht!
"Achja?", fragt Aki boshaft. "Und was willst du tun wenn ich sie nicht loslasse?" Haruko stößt ein leises, nicht-menschliches, Knurren aus und zieht mit seiner linken Hand sein Schwert. "Lass sie los oder ich hacke dir den Kopf ab!" Plötzlich sieht er so gar nicht mehr sanft und nachgiebig aus. Aki aber auch nicht. 
Immer noch ohne auch nur einen einzigen Blick auf mich zu werfen lässt er mich los und stößt mich von sich, sein Schwert hält er kampfbereit vor sich hin.
"Nalani gehört mir! Du wirst sie niemals bekommen!"
"Sie gehört nicht dir, sie gehört sich selbst, du wirst nicht..."
"Ach ja? HA! Das ich nicht lache! Sie ist ein Mensch, wie kann sie da selbst gehören?"
"Das reicht!", knurrt Haruko und seine Hand die das Schwert hält beginnt zu zittern, als könnte er es kaum erwarten sich auf den verfeindeten Elfen zu stürzen. Trotzdem schafft er es, es nicht zu tun und ich bewundere ihn für seine Besonnenheit.  Aki ist nicht so gelassen, er lacht Haruko aus. "Wenn du nicht den ersten Schritt machst, werde ich ihn auch nicht tun! Komm, leg den Schwert hin, lass uns das wie vernünftige, erwachsene Elfen klären!", schreit er hysterisch.
Aber Haruko zuckt nicht einmal mit einer Wimper. "Du lügst", stellt er lediglich klar. "Du brennst darauf mit mir zu kämpfen, wie du immer schon nach Gewalt gelechzt hast..."
"Sei still !", schreit Aki und stürzt nach vorne und beginnt mit dem Schwert auf Haruko einzudreschen. Obwohl seine Bewegungen so schnell sind dass sie vor meinen Augen verschwimmen, schafft Haruko es mit Leichtigkeit auszuweichen. Er springt mit konzentrierten Gesicht zwischen Akis Attacken hindurch und muss kein einziges Mal sein eigenes Schwert zur Abwehr benutzen. Ich stehe daneben, ringe mit den Händen, und weiß nicht genau was ich jetzt tun soll. Man merkt wie Aki wütender wird und er mit immer mehr Kraft auf Haruko einhackt, doch keiner seiner Schläge trifft sein Ziel.
Dann geht der andere Elf endlich zum Gegenangriff über, aber auch er schafft es nicht den anderen zu treffen. So tanzen sie noch eine Weile umeinander herum bis sie schließlich beide außeinander taumeln um sich eine kurze Atempause zu gönnen.
 "Gibst du auf?", zischt Aki. "Ich an deiner Stelle würde es lieber tun. Wenn ich dich erwische reiße ich dich in Stücke!" Haruko verdreht nur die Augen, hebt sein Schwert und stürzt von neuen auf Aki zu.
Jetzt fechten sie schon wieder miteinander, und ich kann nichts tun außer daneben zu stehen und zu hoffen dass... ja, was eigentlich? Ich will nicht dass Aki gewinnt. Aber wenn Haruko gewinnt muss ich ihm die Antwort geben die ich selbst nicht weiß...
"Nalani wird mir gehören!", reißt Akis Schrei mich aus meinen Gedanken.
"Klappe!", brüllt Haruko zurück und attackiert Aki, wie um seine Worte zu unterstreichen mit einer beeindruckenden Schwertparade. Aki versucht sich abzuwehren, aber nach Harukos zweiten Schlag bricht seine Verteidigung zusammen und sein Schwert zersplittert. Haruko zögert keine Sekunde sondern schlägt Aki sofort mit der flachen Seite seiner Klinge bewusstlos.
Doch dann verliert er alle Interesse für den ohnmächtigen Elf sondern wirbelt mit so viel Schwung zu mir herum dass ich zusammenzucke und agnz kurz denke mich will er auch noch ohnmächtig schlagen. Aber stattdessen wird Harukos Blick von einer Sekunde auf die nächste - wie mach er das eigentlich? - wieder weich und er fragt bloß schon wieder:
"Und?"  

Sae greift ein?

Apollo

 

„Apollo!“

Erstaunt reiße ich beide Augen weit auf und erblicke Sae.

„Yash, lass ihn in Ruhe!“

„Wieso sollte ich?“ Yashs Blick ist noch immer unverändert, immer noch genauso bösartig – und er scheint noch immer davon überzeugt, mich umzubringen. Im nächsten Moment heftet sich sein Blick wieder an mich.

„Du musst mich nicht umbringen“, presse ich mühevoll zwischen den Zähnen hervor.

„Wenn ich es nicht tue, mache ich Sae und mich zu Yakiis Zielscheiben.“

Ich schlucke. Entweder ich täusche mich, oder sein Blick wird noch wütender.

„Yash!“ Noch einmal sehe ich kurz zu Sae, der eine einzelne Träne die Wange hinunter kullert. Als sie meinen Blick bemerkt, folgt eine weitere. Ich lächele sie tapfer an, auch wenn es wahrscheinlich nicht viel bringt. Dann wende ich mich von ihr ab. Ich kann es nicht ertragen, sie so zu sehen.

Ich versuche tief ein- und aus zu atmen, um mich ein wenig zu beruhigen, was vermutlich sowieso weder nötig noch möglich ist. Also versuche ich das Ganze noch einmal, dieses Mal bei geschlossenen Augen.

Plötzlich spüre ich minimalen Druck an einem einzelnen Streifen meines Halses, der seltsamerweise genauso schnell, wie er da war, wieder weg ist.

Und… ich höre jemanden, der sich erschreckt. Und ich… Und ich lebe noch… Moment. Ich lebe noch! Denke ich zumindest.

Ohne die Augen geöffnet zu haben, betaste ich meinen Hals. Gar nichts. Keine warme Flüssigkeit oder so.

Nun überwinde ich mich doch, hinzusehen, wieso da nichts ist. Eine gute Frage eigentlich, ich hätte ihrem Bruder durchaus zugetraut, dass er es durchzieht und mich umbringt.

Doch dann fällt mir ein Detail im Raum ins Auge: Sae drückt ihren Bruder mit aller Kraft auf den Boden und dieser weht sich, ohne Rücksicht auf sie.

Obwohl ich mich am liebsten bewegt hätte, ist es mir nicht möglich. Ich bin wie zur Salzsäule erstarrt.

Plötzlich hält Yash still, wehrt sich überhaupt nicht.

„Sae, zwing mich nicht, dich zu verletzen“, murmelt Yash.

Doch Sae rührt sich keinen Zentimeter und lässt nicht ab, sieht ihn stattdessen mit einem extrem wütenden Blick an.

Er schnaubt. „Dann bist du selber Schuld!“

Plötzlich befreit er sich, als wäre es ganz leicht, aus ihrem Griff, wobei Sae ein Stück weit von ihm weg geworfen wird.  Als Sae aufkommt, kann ich sie kurz keuchen hören.

Dann scheint ihr Bruder sich zu erinnern, dass auch ich noch da bin.

„Nun zu dir“, sagt er, als er auf mich zu kommt.

„Stopp!“, mischt sich plötzlich eine Stimme ein. Youko.

Als Yash kurz wegsieht, schaffe ich es endlich, mich aus meiner Starre zu lösen und krieche in Saes Richtung, da sie noch nicht wieder aufgestanden ist und es scheinbar nur mühevoll zu nächsten Wand geschafft hat. Aber immerhin konnte sie sich etwas schneller wieder bewegen, als ich, der es gerade eben erst geschafft hat.

Als ich fast bei ihr bin blicke ich noch einmal vorsichtshalber hinter mich und erblicke Yash, der mir langsam aber sicher gefährlich nahe kommt und nahe am Ausgang steht Youko, die scheinbar in Gedanken auf ihn einredet, wie man an ihrem Gesichtsausdruck unschwer erkennen kann.

Schnell krieche ich weiter, diesmal so, dass ich ihn im Blick habe. Doch er ist schneller als, sodass er nur kurze Zeit später versucht, nach mir zu greifen.

„Halt! Wag es nicht, den Menschen auch nur anzufassen!“

Aber Yash lässt sich davon nicht beeindrucken und hat mich fast erwischt, als Youko plötzlich losstürmt. Plötzlich, als sie ihn fast erreicht hat, ist er weg und dort, wo er eben noch stand, ist nichts außer einem Schatten, der kurz darauf auch verschwindet.

„Haltet ihn fest, solange er nicht springt. Er kann immer nur kurz pendeln. Ihr müsst ihn festhalten, wenn er gerade nicht versucht über das Pendeln den Ort zu wechseln“, hören wir Sae plötzlich zu uns sagen.

„Wie?“ Youko klingt extrem verwirrt.

„Er springt zwischen der Menschen- und der Elfenwelt um schneller in der, in der er sich befindet, den Ort wechseln zu können und andere auszutricksen. Passt auf, wo sein Schatten kurz vorher auftaucht, dort wird er wieder sichtbar.“ Sie lächelt uns an. „Gib dir Mühe, Youko. Wenn Apollo etwas zustößt, mache ich dich dafür verantwortlich.“

Wieso habe ich nur das Gefühl, dass sie das verdammt ernst meint?

Doch Youko nickt bloß.

Plötzlich taucht hinter ihr ein Schatten auf.

Ich schaffe es gerade noch ihr ein „Achtung“ zu zurufen, da taucht er schon hinter ihr auf und versucht sie zu packen. Youko fährt jedoch blitzschnell herum und versucht nach ihm zu greifen. Mit Erfolg, wie ich feststelle, als ich merke, dass Youko sein Handgelenk ergreifen konnte. Yash kneift die Augen zusammen und man kann sofort erkennen wieso, wenn man nur den Blick auf seinem Handgelenk verweilen lässt. Man kann wirklich dabei zusehen, sie Youko seine Knochen im Arm, den sie erwischt hat, verformt. Es wundert mich, dass Yash noch keinen Mucks von sich gibt.

„Aufhören“, presst er schließlich hervor, „Hör auf damit, ich gebe auf.“

Nun rappelt sich Sae auf und nimmt Yashs anderen Arm, um Youko zu helfen, ihn dorthin zu bringen, wo wir alle hergekommen sind.

Yakii

Nalani

"Ich will immer noch eine Antwort, Nalani", erinnert Haruko mich sanft. Den bewusstlosen Aki hinter sich hat er schon wieder ganz vergessen, und auch Akane und Co. scheint er nicht einmal zu bemerken. Er hat nur Augen für mich.
Eigentlich sehr schmeichelhaft. Ich aber bringe kaum ein Wort heraus. 
"Äh... ich..."   
Was soll ich nur sagen? Ich weiß ja selbst nicht ob ich ihn liebe! Kann ein Mensch überhaupt einen Elf lieben?  "Ich... ähm... kenne dich doch kaum!"
Haruko legt den Kopf schief und lächelt mich leicht an. "Du kennst mich schon länger als du denkst."
Was meint er damit schon wieder?
"Also?"
"Ich..."
In diesem Moment werde ich von Rufen und schnellen Schritten unterbrochen. Dann erscheinen plötzlich Youko, Apollo und Sae die einen mir unbekannten Elfen bei sich haben und unterbrechen zum Glück mein Gespräch mit Haruko. Apollo und der andere Elf wirken etwas zerkratzt und ich frage mich instinktiv ob es bei ihm auch einen Kampf gegeben hat.      
"Das ist Yash", beantwortet Youko - mal wieder - meine Gedanken. "Saes Bruder. Er hat Apollo angegriffen, aber zum Glück konnten wir ihn schnappen." "Schön", zische ich. "Du hättest auch warten können bis ich dich das frage!"
Youko zuckt mit den Schultern und fixiert dann Akane und die anderen, allen voran den am Boden liegenden Aki. "Was ist denn hier passiert?", fragt sie verdutzt. "Es hat auch einen Kampf gegeben", erklärt Haruko gelassen. "Aki hat Nalani als sein Eigentum bezeichnet und mich angegriffen." 
Die Elfe mustert  den reglosen Aki und murmelt leise: "Nicht schlecht." Dann wendet sie sich dem restlichen Rat zu. "Gegen euch alle kann ich nichts unternehmen, aber Aki wird verbannt werden, weil es widerrrechtlich ist ein anderes Ratsmitglied anzugreifen und ein Lebewesen als sein persönliches Eigentum zu betrachten! Erhebt jemand Einsprüche?"
Niemand sagt etwas. 
"Gut so", nickt Youko. "Wo ist eigentlich dieser verammte Verräter Meiyo abgeblieben?"
"Ich bin hier!"
Meiyo tritt seelenruhig aus einem Schatten, den bewusstlosen Daiki über die Schulter geworfen. Ohne irgendeine ersichtliche Regung wirft er ihn vor Youko nieder. "Der arme Daiki ist leider in Ohnmacht gefallen als er gesehen hat das sein Spektakel in Chaos geendet hat."
"Du lügst!", zischt Haruko.
Meiyo wirft ihm einen gelangweilten Blick aus seinen verführerischen  blauen Augen  zu. "Achja? Tue ich das? Nun, du kannst gerne behaupten ich hätte Daiki einfach ohnmächtig geschlagen um ein kleines Geschenk für euch zu haben damit ihr mit mir ein bisschen milder umgeht, aber beweisen kannst du es nicht. Also? Nehmt ihr Daiki jetzt gefangen?"
"Natürlich", meint Youko und geht neben Daiki in die Knie um ihn vorsorglich die Beine zu brechen. "Du musst uns aber auch verraten wo dein Vater ist. Er gehört genauso bestraft wie die anderen Elfenbosse!"
Meiyo zuckt mit den Achseln. "Er muss im Getümmel entkommen sein. Ich habe leider keine Ahnung wo er ist."
"Du lügst ja schon wieder!", knurrt Haruko.
Meiyo sieht ihm noch einmal genervt an. 
"Du kannst dass so oft sagen wie du willst, Haruko. Ich werde meine Aussage wegen einem mickrigen Elf wie dir nicht ändern." Er wirft plötzlich einen listigen Blick in meine Richtung. "Und auch ansonsten lasse ich mir von dir bestimmt nichts vorschreiben!"
"Dich müssen wir sowieso auch festnehmen!", wirft Youko ruhig ein.
"Ha!", trumpft Haruko auf.
"Ihr könnt mich aber nicht festnehmen", bemerkt Meiyo gelassen. "Ihr habt noch immer diesen Handl mit meinem Vater. Wenn ihr mich festnehmt brecht ihr euer Versprechen. Dann seid ihr nicht besser als", er macht eine Handbewegung in Akanes Richtung "die hier!" 
"Er hat Recht", mische ich mich leise in das Gespräch ein. "Wir dürfen ihn wirklich nicht festnehmen."
Harukos Schulter sinken enttäuscht herab. "Wenn Nalani das sagt bin ich auch dagegen."
"Und ich hätte sowieso nie ein Versprechen gebrochen", seufzt Youko. "Verdammt, dieses Mal hast du gewonnen, Meiyo." 
Der Elf lächelt charmant. "Dann gehe ich für's erste. Wir werden...",
er wirft mir einen bedeutungsvollen Blick zu
"...und bestimmt wiedersehen." 



Apollo, Sae, Haruko und ich stehen außerhalb von Daikis Palast, genießen die frische Herbstluft und warten auf Youko die die Gefangenen auf "Gefängnisinseln", wie sie es nennt, bringen will. Keine Ahnung was sie damit meint, aber im Moment bin ich zu müde um zu fragen. Apollo und Sae halten sich die ganze Zeit im Arm wie ein frisch verliebtes Liebespaar, was mich einerseits noch immer ein wenig wütend macht und andererseits seit Neuesten auch unangenehm befangen. Ich habe Haruko meine Antwort noch immer nicht gegeben. Und den Blicken die er mir zuwirft nach, hat er das nicht vergessen. 
Dann, als er gerade den Mund aufmachen will, um doch etwas zu sagen, erscheint zum Glück Youko wieder. "Die anderen Ratsmitglieder haben sich auf den Weg zurück gemacht", meint sie gelassen. "Ich konnte sie überzeugen ihre Finger von Sae zu lassen."
Wir nicken alle und Sae murmelt ein leises: "Danke!" Es klingt berührend ehrlich.
"Und was tun wir jetzt?", frage ich.
"Wir heften uns an Yakiis Fersen", beantwortet Haruko meine Frage ohne mir in die Augen zu sehen. "Sie ist eine der gefährlichsten Bosse und die Chance ihr so nahe zu sein kommt so schnell sicher nicht wieder!"
Während er das sagt spielt er ohne es zu merken mit seinem Schwert herum und lässt es mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit durch die Luft sausen. Ich schaudere und denke mir dass ich jetzt nicht gerne in Yakiis Haut stecken würde.
Ich selbst habe zum Glück die Sicherheit dass Haruko mir niemals wehtun würde... 
"Und wo ist sie hin?", frage ich. Mir ist es ein Rätsel wie die anderen sie finden wollen.
Apollo deutet auf einen Stoffstreifen der an einem nahen Busch hängt. "Ich schätze einmal sie ist in diese Richtung gelaufen!" Youko nickt eifrig. "Jetzt schnell! Bevor wir sie endültig verlieren."
Und dann hastet sie auch schon los.
Apollo und Sae folgen ihr.
Ich und Haruko bleiben einige Sekunden zurück und kurz bedürchte ich er könnte mich schon wieder fragen. 
Doch stattdessen knefit der Elf bloß misstrauisch die Augen zusammen. "Yakii ist nicht nur die mächtigste Elfe die ich kenne, sie ist auch eine der listigsten", bemerkt er. "Fast so listig wie dieser Vollidiot Meiyo. Dabei ist ihr ihre Fähigkeit ihre Gestalt nach belieben verändern zu können auch sehr hilfreich."
Ich nicke und frage mich worauf er hinauswill.
"Jedenfalls ist sie nicht dumm", fasst Haruko zusammen. "Ich verstehe nicht wie sie dann den Fehler machen konnte eine so offensichtliche Spur zu hinterlassen."
"Vielleicht wollte sie ja, dass wir sie finden", werfe ich ein.
"Dann müssen wir auf jeden Fall sehr vorsichtig sein", flüstert Haruko daraufhin.         

Wald

Apollo

 

Nachdem wir ein ganzes Stück gerannt sind, gehen wir ein wenig langsamer, um Yakii zu überrumpeln, sobald sie eine Pause macht. Es ist, laut Youko, überaus unwahrscheinlich, dass sie einmal quer durch den Wald rennt, ohne auch nur ein einziges Mal zu verschnaufen.

Als wir eine Lichtung erreichen ruft Youko: „Wir machen eine Pause! Kommt mal kurz her!“

Wir kommen etwas näher.

„Also, es ist Vorsicht angebracht. Diese Elfe ist verdammt listig und ich habe keine Ahnung, wie sie im Moment aussieht. Wir bleiben in der Gruppe. Wenn einer fehlt: Sofort melden. Dann müssen wir noch mehr aufpassen, ich weiß nicht, ob sie auch andere imitieren kann.“

„Ich will deine Vorschläge ja nicht unterbrechen“, sagt Sae plötzlich, „Aber wir sind zei zu wenig.“

„Was?! Wo sind Haruko und Nalani?“

„Ich glaube, die sind nicht mi in den Wald gegangen, sondern wollten nachkommen…“, werfe ich ein und kratze mich am Hinterkopf, als Youko mich sauer ansieht.

„Konntet ihr das nicht früher sagen?“

„Du schienst so… so abgelenkt und völlig fixiert darauf, Yakii zu verfolgen. Da hielt ich es nicht für eine gute Idee, dir zu sagen, dass…“

„Das gibt es doch gar nicht… Das sind Momente, in denen ich bereue manchen Elfen aus der Patsche geholfen zu haben.“ Sie sieht Sae vorwurfsvoll an.
Unsicher sieht sie sich um.

Dann dreht sich Youko brüsk um und beschließt, weiter gehen zu wollen.

Ich bleibe noch kurz stehen und sehe Sae an, bis sie meint, ich solle vor gehen, etwas Sicherheitsabstand wäre sicher nicht verkehrt.

Ich nickte und murmelte ein „Wenn du meinst“ vor mich hin, als ich sie überholte.

Ein Weilchen lasse ich meine Gedanken schweifen und komme schließlich darauf, was ich tun soll, wenn wir wieder zurückkommen. Wenn ich Sae hierließe, sollte ich Casta dann zumindest gestehen, was ich angestellt habe? Keine gute Idee, ich glaube sie würde die erstbeste Vase nehmen und mich erschlagen – oder es zumindest versuchen.

Und wenn ich Sae mitnähme, was würde ich dann zu Casta deswegen sagen. Wenn, dann sollte ich sei einfach so verlassen, ohne weitere Details auszusprechen. Nur zu meiner eigenen Sicherheit!

Tief atmete ich ein und aus. „Sae, was sagst du daz…“, setzte ich an, doch als ich mich umdrehte und weitersprechen wollte, war Sae fort.

Erschrocken sah ich mich um.

„Youko?“

„Was?“

„Sae, sie ist… weg.“

„Was? Du lügst mich doch an!“

„Tut er nicht“ höre ich Haruko plötzlich einwerfen. Sie ist wirklich weg. Sieh dich um.“

Plötzlich scheinen sich Nalani und Haruko sich zu uns gesellen.

„Redet nicht“, blafft Youko mich und Haruko plötzlich an, „Fangt an, zu suchen!“

Wir nicken eifrig und sehen uns um.

Dann bedeutet Haruko mir, nach rechts zu gehen. Er selbst geht nach links.

Youko und Nalani sehen sich ganz normal um. Mir soll es recht sein, ist besser so, Youko hat gute Chancen, dass Yakii es nicht wagen wird, zu versuchen, sie beide anzugreifen, schätze ich.

Nach einem Weilchen kommen wir schließlich wieder zu ihnen zurück, als sich plötzlich jemand an die gegenüberliegende Seite der Lichtung stellt.

„Yakii?“, frage ich sicherheitshalber.

Youko nickt. „Und seht mal, sie hat Sae.“

Yakiis Blick hat etwas Wahnsinniges und Kaltes. Keine gute Mischung. Vor allem jetzt nicht, wo sie Sae als Geisel genommen gehaben scheint.

Youko presst ihre Lippen aufeinander, sie ist sichtlich angespannt.

„Yakii, was willst du?“

„Nun…“, beginnt diese, „Wenn ihr die Freundin eures halb-menschlichen Begleiters wiederhaben wollt, dann lasst mich gehen.“ Sie setzt ein leichtes Lächeln auf.

Diese Elfe hat sie eindeutig nicht mehr alle.

„Halb-menschlich? Apollo, von was redet sie?“, fragt Nalani plötzlich verwirrt, doch ich wimmele sie schnell mit einem „danach“ ab.

Youko seufzt laut und wendet sich wieder uns Dreien zu.

„Was tun wir jetzt?“, murmelt Haruko, „Sie meint es verdammt ernst.“

„Wir… Wir sollten… nein, wir müssen Sae da weg holen“, presse ich mit etwas Mühe hervor.

„Aber dann müssen wir sie gehen lassen“, erwidert Youko, „Das ist vielelicht eine einmalige Chance!“

„Youko, bitte. Vergiss unseren Schwur nicht.“

Eine einmalige Chance


Nalani

Ich sehe zwischen Apollo und Sae hin und her. Da ist etwas zwischen ihnen, und ich habe das Gefühl es wird mit jeder Sekunde mehr. Yakii scheint das auch irgendwie zu merken denn ihr grinsen wird immer breiter. Aber gut, vielleicht ist sie einfach nur geistesgestört wie die anderen sagen...
"Wir müssen Sae retten", fleht mein halb-menschlicher Freund Apollo. Ich muss ihn später unbedingt noch fragen was Yakii damit gemeint hat. Warum wissen schon wieder alle außer mir etwas das von enormer Wichtigkeit zu sein scheint?
"Wir müssen Yakii gefangen nehmen", meint Youko plötzlich. "Sae ist sowieso nur eine Verbrecherin."
Haruko zieht eine Augenbraue hoch. "Und was ist mit unserem Schwur? War der dir bisher nicht immer das Heiligste überhaupt?" Die Elfe senkt den Blick: "Mir sind andere Dinge noch Heiliger, mein Freund."
Aha. Ich frage mich nur was das sein soll.
"Außerdem töten nicht wir Sae sondern Yakii tut es."
"Aber...", mischt Apollo sich entsetzt ein, doch Youko bringt ihn mit einer Handbewegung zu schweigen. "Also, was denkst du Haruko?"
Der Elf sieht verunsichert zu mir hin, dann zu Apollo. Ich spüre wie er sich vorzustellen versucht er wäre jetzt in seiner Lage und Yakii hätte sich mich und nicht Sae geschnappt. Prompt wird er ganz bleich.
"Wir können Yakii nicht gehen lassen!", giftet Youko.
"Aber wir könnnen Sae doch niht auch einfach sterben lassen!", schreie ich laut. Haruko schlägt sich prompt auf meine Seite: "Wir haben es geschworen, Youko!", meint er, um einiges ruhiger als ich."Ganz genau", bestätigt Polly.
"Könnt ihr euch bitte entscheiden?", zischt Yakii genervt. "Ansonsten bringe ich diese Sae um und bin weg bevor ihr ausdiskutiert habt wie ihr mich am besten verfolgen wollt."
"An deiner Stelle würde ich lieber aufpassen", meint Haruko scharf. "Früher oder später werden wir dich erwischen. Und dann...", er knackst mit den Fingerknöcheln.
"Jaja", macht Yakii verächtlich. "Und dann werdet ihr euch auch erst einmal stundenlang beraten wie es im Rat so üblich ist. Wisst ihr... dass ist der Vorteil den wir Elfenbosse euch gegenüber haben und weswegen wie euch immer schlagen werden. Wir müssen uns nicht für alles hunderttausend einverständnisverklärungen einholen und mit abermillionnen Menschen darüber diskutieren. Wir tun es einfach."
"Falsch", hält Haruko dagegen. "Das ist der Grund warum wir euch schlussendlich schlagen werden. Weil wir das richtige tun."
"Richtig!", krächzt Yakii und macht ein Geräusch als müsste sie sich übergeben. "Das ist ein Wort, weiter nichts. Und eines Tages, wenn ihr meinen Dolch im Rücken habt und an eurem eigenen Blut erstickt werdet ihr das auch begreifen."
"So viel zu dem Thema der Rat schwafelt zu viel", werfe ich genervt dazwischen.
Elfen sind mir einfach viel zu dramatisch. Aber vielleicht fehlt mir als einziger ganz-Mensch in der Runde einfach das nötige Feingefühl.
"Und hier rammt erst einmal niemand niemanden einen Dolch in den Rücken.", fügt Apollo noch hinzu. "Du lässt nämlich Sae los und im Gegenzug lassen wir dich gehen!"
"Das ist...", beginnt Youko, wird aber von Harko unterbrochen: "Beschlossen. Stell dir vor die Person die DU liebst wäre an Sase Stelle!", fährt er sie an. "Was würdest du dann tun?"
Youko senkt den Blick. "Die Person die ich liebe?", murmelt sie leise. "Ich weiß es nicht... vielleicht wäre es besser ihn sterben zu lassen."
"Zu spät!", zischt Yakii und stößt Sae so heftig von sich dass die Elfe das Gleichgewicht verliert und von Apollo aufgefangen werden muss, aber ich glaube nicht dass das einem der beiden etwas ausmacht.
Dann dreht Yakii sich um und spaziert seelenruhig davon. "Und wagt es ja nicht mir jetzt schon zu folgen!", schreit sie über die Schulter zurück.
Youko will ihr nachsetzen, aber Haruko hält sie am Arm zurück. "Nicht... wir haben einen Handel!"
Die Elfe senkt wütend den Kopf.
"Und was tun wir jetzt?"
"Zuerst einmal warten wir bis Yakii weg ist damit sie nicht unsere neuen Pläne mitbekommt", antwortet Haruko.
"Und dann?", fragt Apollo.
Haruko sieht in die Richtung in die Yakii verschwunden ist und antwortet bedächtig: "Dann suchen wir Shima."
"Was ist das?", frage ich ein wenig verwirrt.
"Du meinst wohl: wer!", knurrt Youko und kneift die Augen zusammen.
Ich zucke mit den Achseln und verzichte auf eine Entschuldigung. Bei den Elfen ist es durchaus möglich dass irgendeine Beere Shima heißt.
"Also, wer ist dieser Shima jetzt?", dränge ich.
Haruko blickt auf und sieht mir ernst in die Augen.
"Der wahrscheinlich einzige Elf der Yakii jetzt noch finden kann!"

Shima

Apollo

 

Die Schiffsreise vergeht wie im Fluge und ehe wir uns versehen sind wir auf einer kleinen Insel, auf der lauter, mir unbekannte, Früchte wachsen. Probieren möchte ich sie lieber nicht, nach den Nebenwirkungen der Letzten.

Als wir das Schiff verlassen, geht Youko voran, gefolgt von Haruko. Dahinter laufe ich und Sae, die sich bei mir eingehakt hat. Und wenn ich mich nicht irre, geht hinter uns Nalani und ist wahrscheinlich nicht begeistert. Und ich kann es eigentlich sogar verstehen, ich meine, Sae hat versucht, sie umzubringen. Andererseits tut es Sae leid, und Nalani ist ja nicht tot. Ach, verdammt. Damit werde ich mich später noch einmal auseinandersetzen!

Plötzlich bleiben die beiden Elfen vor uns stehen.

Youko dreht sich zu uns um. „Leise. Wir wollen ihn nicht reizen. Und haltet euch bitte im Hintergrund.“

Lautlos gehen wir weiter, bis wir irgendwo zwischen einigen, riesigen Bäumen eine vergleichsweise kieselsteingroße, reetgedeckte Hütte entdecken.

Youko bedeutet uns allen, hier zu warten und schleicht zur Tür. Dann klopft sie vorsichtig.

„Haut ab!“, tönt es aus dem Inneren.

„Shima, mach diese Tür auf!“

Plötzlich öffnet sich die Tür und ein unheimlich grimmig dreinblickender Elf kommt zum Vorschein. „So, Tür offen. Und jetzt auf Nimmerwiedersehen!“

Fast hat er die Tür schon wieder mit aller Kraft zugeschlagen, da stellt Youko blitzschnell ihren Fuß dazwischen.

„Lass uns rein, Shima!“ Youkos Laune verschlechterte sich mit jeder Minute, die verstrich, in der wir nicht in die Hütte durften.

Doch der Elf machte keinerlei Anstalten, die Tür auch nur einen Millimeter weiter zu öffnen.

„Apollo…“, murmelt Sae mir plötzlich zu, „Meinst du, wenn sie sauer ist, bekomme ich das auch zu spüren?“

Kurz überlegte ich. Youko hatte auch schon gegenüber anderen einmal recht gereizt reagiert, als sie jemand wütend gemacht hatte…

„Ich weiß nicht, Sae.“

Sie klammert sich fester an meinen Arm und sieht dann wieder zur Tür der Hütte.

„Mach diese verdammte Tür auf, oder ich verarbeite das Ding zu Kleinholz!“, knurrte Youko.

Eiskalt lief es mir den Rücken runter. Hatte Youko schon mal geflucht? Normalerweise war sie doch so beherrscht!

„Nein, das ist meine Hütte und meine Insel! Verschwindet endlich, ich will meine Ruhe!“

„Shima, ich werde…“

„Youko“, mischt sich Haruko urplötzlich beschwichtigend ein, „Lass mich das machen.“

Wiederwillig geht Youko ein Stück zur Seite und überlässt Haruko die Verhandlungen mit dem Elf.

„Shima, bitte, lass uns rein.“

„Nein!“

„Bitte.“

„Nein und nochmals Nein!“

„Bitte, Shima.“

„Was verstehst du an dem Wort ´Nein´ nicht, Jungspund?“

„Bitte. Wenn die dunklen Elfen uns ausschalten ist es vorbei mit der Ruhe, sie werden sicherlich Anspruch auf deine Insel erheben.“

Stille. Youko sah Haruko erstaunt an. Schneibar hatte sie nicht damit gerechnet, dass eine solche Aussage weiterhelfen könne.

Shima öffnete die Tür. „Nun gut. Tretet ein. Aber sie muss draußen bleiben!“ Er deutete auf Sae. „Sie strahlt Boshaftigkeit aus. Von der übelsten Sorte.“

Youko nickte, währenddessen verschränkte Sae die Arme.

Wir vier gingen hinein, Sae setzte sich an den Fuß eines Baumes, der direkt neben der Hütte in den Himmel schoss.

Hinter uns schloss der Elf die Tür. „Also. Was wollt ihr, Youko?“

„Du musst jemanden für uns finden.“ Sie schien sich wieder beruhigt zu haben, denn ihre Stimme klang wieder ruhig wie eh und je.

„Wen?“

„Yakii.“

„Habt ihr etwas, dass ihr gehört?“

Youko machte eine lange Pause, bis sie uns anderen Drei fragend ansah. Ich verneinte, Nalani schüttelte energisch den Kopf.

Haruko hingegen holte etwas hervor und sagte: „Ja. Haarsträhne.“

Er öffnete die Hand und hielt Shima die knallrote Locke hin.

Im Augenwinkel konnte man ohne Probleme erkennen, dass Nalani sauer zu sein schien. Wieso sollte sie wegen einer Haarsträhne sauer werden?

Der Elf nahm sie Haruko ab und holte eine eckige Flasche aus einem Hängeschrank. Sie war mit irgendetwas Durchsichtigem gefüllt, aber Wasser war es nicht, dafür war es viel zu dickflüssig. Er öffnete die Flasche und warf die Locke hinein. Dann wartete er, bis es leicht dampfte und trank sie in einem Zug leer.

Nalani rümpfte angeekelt die Nase und auch ich runzelte die Stirn. Sehr suspekt.

„Saft einer Frucht, die nur hier wächst“, erklärte Shima, ohne dass wir überhaupt an die entsprechende Frage gedacht hatten, „Verstärkt meine Fähigkeiten etwas. Ich sollte nun problemlos in der Lage sein, Yakii zu finden.“

Erfolg

Nalani

Wir sind wieder auf dem Schiff auf dem wir hergekommen sind. Shima steht alleine am Steuer und obwohl er die Augen geschlossen hält scheint er das Schfif genau richtig koordinieren zu können. Naja, er was soll man machen. Er ist eben ein Elf.
Ich freue mich jedenfalls dass ich jetzt endlich genug Zeit habe um Haruko wegen der Locke zur Rede zu stellen. Apollo und Sae sind nämlich unters Deck verschwunden, ich versuche lieber nicht darüber nachzudenken was sie da unten treiben. Youko steht an der Reling, die Augen genau wie Shima geschlossen, ihre dunklen Haare und ihr Kleid wehen wie eine Flagge hinter ihr her.
Ich drehe mich um und sehe Haruko der ganz in der Nähe steht und mich nachdenklich beobachtend irgendetwas zwischen den Händen dreht. Ich gehe langsam zu ihm hin. "Kann ich mir dir reden?"
Er sieht mich an und lächelt freundlich. "Natürlich. Was gibt's denn?"
"Nicht hier!", zische ich leise und sehe bedeutungsvoll zu Shima der ganz in der Nähe ist. "Ach was", grinst Haruko. "Der bekommt sowieso nichts mit!"
Ich sehe noch einmal zu Shima hin der vollkommen in sich versunken zu sein scheint. "Wie praktisch dass er dann derjenige ist der unser Schiff lenkt", schnaube ich. "Er ist gut in dem was er tut", beruhigt er mich. "Also, worüber wolltest du reden?"
Ich schaue hinunter auf seine Hände und sehe rote Locken zwischen seinen Fingern hervorschimmern. Also hat er noch mehr davon. Was soll das? Hat er Yakii den Kopf abrasiert als ich Mal nicht hingeschaut habe?
"Ich wollte mit dir über die Locke sprechen die du Shima gegeben hast...", fange ich langsam an.
Haruko sieht mich eine kleine Weile ratlos an, dann hellt sich sein Gesicht auf. "Du bist also eifersüchtig", stellt er ruhig fest.
Ich schneide eine Grimasse. "Nicht im Geringsten! Warum sollte ich denn? Wir sind ja nicht zusammen oder so... nur weil du eine Locke von ihr hast... was für ein Blödsinn!", lüge ich. Was für ein Glück das er keine Gedanken lesen kann, ansosnten würde er schon längst wissen dass ich vor Eifersucht koche.  Ich will noch weiterreden, aber er unterbricht mich.
"Nalani..."
"Ja?" 
 "Ich merke es wenn du lügst."
Achja richtig... verdammt. 
"Vielleicht sollten wir doch woanders hingehen", meint Haruko plötzlich und zieht mich unvermittelt auf das andere Ende des Schiffes, weg von Youko und Shima. Ich müsste schon völlig auf den Kopf gefallen sein um nicht zu bemerken was er jetzt beabsichtigt. Sicherheitshalber mache ich gleích einen Schritt zurück. Ich will nicht dass Haruko sich genauso aufführt wie Aki... obwohl... hmmm... Ich denke bei ihm wäre es gar nicht so schlimm. Unsicher verschränke ich die Arme vor der Brust. "Ich schulde dir wohl noch immer eine Antwort", meine ich trocken. Die ich ihm nicht geben kann, weil ich keine Ahnung habe was ich fühle. Das sage ich ihm auch: "Ich würde sie dir wirklich gerne geben, aber ich weiß sie nicht."
Haruko legt den Kopf schief. "Nalani, bitte. Hör auf mich dauernd anzulügen!"
Gereizt beiße ich mir auf die Unterlippe. "Aber ich lüge dich nicht an !"  
"Dann hör auf dich selbst zu belügen."
"Wenn du  sowieso alles besser weißt als ich, warum fragst du mich dann überhaupt?!", schreie ich wütend.  Haurko zuckt mit den Achseln und antwortet schlicht: "Weil ich nicht Aki bin. Ich möchte dir in allem die Wahl lassen die du verdienst. Du musst die Entscheidung selbst treffen. Auch wenn ich... fühle... dass du sie doch schon längst getroffen hast."
Achja,  hab ich das? Nun, wenn er es sagt...
Haruko legt mir langsam, wie um mich nicht zu verschrecken, eine Hand auf's Herz. "Da drinnen weißt du es doch schon längst", meint er leise. 
Er legt den Kopf schief. "Ich liebe dich Nalani. Willst du mir nicht einmal eine Chance geben?"
Ich sehe hinunter auf seine Hand. Was empfinde ich für Haruko. Ich mag ihn, stimmt schon, ich mag ihn sehr. Er ist der einzige normale in diesem Haufen irrer Elfen. Sollte ich vielleicht...
"Ja", meine ich schließlich, leise. "Ich denke wir sollten es versuchen..."
Mehr bringe ich nicht heraus.
Aber das muss ich auch gar nicht. Denn in diesem Moment beugt sich Haruko wieder vor um mich zu küssen.


Wir werden von einem abrupten Rucken das durch das ganze Schiff geht unterbrochen. Haruko und ich taumeln außeinander, und ich hätte fast das Gleichgewicht verloren, hätte er mich nicht festgehalten. "Anscheinend sind wir da", stellt der Elf ruhig fest. Dann nimmt er wie selbstverständlich meine Hand und wir gehen gemeinsam zurück zu den anderen. Apollo und Sae sind auch hochgekommen, Apollo hat wie slebstverständlich einen Arm um Sae gelegt.
Shima stellt sich vor uns allen hin. "Wir sind da. Yakii lagert circa zweihundert Meter westlich von hier."
"Wirst du uns nich begleiten?", fragt Youko.
Der Elf schüttelt bloß den Kopf. "Mein Weg endet hier. Ich habe euch geholfen. Jetzt sorgt dafür dass sie mich in Ruhe lässt." Mit diesen Worten geht er sogleich wieder zum Steuerrad und schreit. "Ich werde das Schiff sofort wieder ablegen lassen!" Wie beeilen uns runter zu kommen. Dann gehen wir gemeinsam nach Westen, zu Yakii. 


Auf dem Weg fällt mir plötzlich etwas ein. Der Grund warum ich eigentlich mit Haruko reden wollte.
"Warum trägst du jetzt eigentlich Yakiis Locken mit dir herum?", frage ich. Geistesabwesend greift Haruko sich in die Tasche und hält mir ein Büschel graue Haare hin. "Sammelst du Haare, oder was?", frage ich verwirrt.
"Nein. Das sind Yakiis. Sie ist in Wahrheit scho viel älter, musst du wissen..."
Warum sind ihre Haare dann plötzlich grau geworden? Ich will Haruko gerade fragen was das ganze für einen Sinn macht als er weiterspricht: "Du wirst noch früh genug erfahren wofür ich das brauche. Vertrau mir."
Ich nicke langsam. "Okay." 


Anscheinend kann Yakii uns irgendwie riechen oder so, denn sie wartet schon auf einer kleinen Lichtung auf uns als wir ankommen. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Sae sich sofort dichter an Apollo drängt.
"Da seid ihr also", stellt Yakii fest. "Versucht doch mich festzunehmen wenn ihr glaubt dass schafft ihr."
Youko tritt vor und streckt eine Hand nach Yakii aus, wahrscheinlich um ihr alle Knochen zu brechen, doch die Elfe weicht ihr geschickt aus. "Ich kenne deine Tricks, Youko!" 
Dann zieht sie ein langes Messer und geht damit auf Youko los. Eine Weile können wir bloß reglos dabei zusehen wie die beiden in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit miteinander kämpfen und keine es schafft die andere zu berühren oder zu verwunden, bis Yakii Youko plötzlich am Handgelenk erwischt. Zu meinem Schrecken bricht die Elfe augenblicklich zusammen und die andere lacht gackernd auf. Dann streckt sie die Hand nach Haruko aus und winkt ihn mit dem Finger an sich heran.
"Mein Messer ist vergiftet! Versuch doch Youko zu rächen! Oder soll ich mir zuerst deine kleine Freundin vornehmen?"
Haruko tritt vor und zieht mit der Linken sein Schwert.
Yakii hüpft vor ihm von einem Bein aufs andere, böse grinsend und ihr Schwerit verteidigend vor sich haltend. Der Elf stößt einen lauten Schrei aus und stürmt mit erhobenen Schwert auf sie zu. Yakii lacht, schreit "Besser kannst du's nicht?", hebt ihren Dolch und wehrt seine Attacke ab. Doch zeitgleich zieht Haruko mit der Rechten irgendetwas aus seiner Tasche, hebt es hoch, ich kann eine Nadel die im Sonnenlicht glitzert erkennen, und rammt es Yakii in die Schulter.
Die Wirkung ist verheerend.
Sofort färben sich ihre Haare grau, ihre Haut wird runzlig und in ihrem Gesicht breitet sich ein Ausdruck absoluten Entsetzens aus. Haruko streckt gleichgültig die Hand aus und stößt sie ohne große Mühe um.
"Spüre dein wahres Alter, Yakii!"
Sie fällt einfach um, ihr alter Körper klappt zusammen und bleibt liegen.
Ohne zu zögern dreht Haruko sich zu uns um und sieht uns gelassen an. "Wir sollten sie fesseln. Die Wirkung des Giftes wird nicht lange halten. Und wenn sie ihre Fähigkeiten zurück hat wird sie wieder so jung und so unsterblich wie vorher sein."
                                  
    
             

Ende?

Apollo

 

Sae und ich tun, wie uns gesagt wurde und fesseln Yakii, so schnell wir nur können. Keine Sekunde zu spät, denn gerade als Sae denn Knoten fertig hat, wird die Elfe wieder wie zuvor – und sie tobt!

„Das werdet ihr büßen!“ Verzweifelt versucht sie, mit den Händen an den Knoten zu kommen, doch Sae hat ganze Arbeit geleistet und ihn außerhalb ihrer Reichweite platziert.

Im meinem Augenwinkel sehe ich, dass Youko sich vorsichtig ausrichtet.

Sie kommt zu uns getaumelt und ehe einer von uns die Frage aussprechen kann, sagt sie: „Es geht schon wieder.“

Sie gibt Haruko ein Zeichen, woraufhin er laut seufzt.

„Wir müssen uns wohl noch überlegen, wie wir euch wieder in die Menschenwelt bringen, da ihr wahrscheinlich nicht bleiben wollt.“

„Ich wüsste da was“, mischt sich Sae plötzlich ein und klammert sich wieder an meinen Arm, „Ich kann ein Portal öffnen.“

Moment mal… Was?!

Dieser Gedanke scheint auch Nalani gerade gehabt zu haben, denn plötzlich wirkt sie verdammt sauer.

„Wir hätten die ganze Zeit nach Hause gekonnt?! Die ganze Zeit?! Sae, du miese Egoistin!“

Statt etwas zu entgegnen presst Sae die Lippen aufeinander und wendet ihr Gesicht ab.

Auch ich sage nichts dazu.

„Das hast du doch nur getan, um Apollo seiner Freundin auszuspannen!“

„Das ist so nicht…“, murmelt Sae plötzlich. Nach einer kurzen Pause sieht sie Nalani mit einem gefühlskalten Gesicht an. „Es kostet eine Menge Kraft, ein Portal zu öffnen. Diese Energie wird auf verschiedene Weise gesammelt. Wir dunklen Elfen reisen viel zwischen den Welten, es würde viel zu lange dauern, die ganzen Mixturen herzustellen. Wir sammeln diese spezielle Kraft… Durch das Leid, dass wir anderen zufügen. Ich bin nicht besonders stolz darauf, glaub mir, Menschenmädchen. Andererseits habe ich erst seitdem genug dafür, seit ich dich beinahe umgebracht habe. Wäre unser kleiner Streit nicht dermaßen eskaliert… Würde ihr jetzt festsitzen.“

Urgh, was soll man dazu sagen? Am besten ich mache es wie Haruko: Den Mund halten.

„Das ist doch keine Entschuldigung!“, erwidert Nalani und gedanklich stimme ich ihr zu.

„Ich weiß, aber was passiert ist, ist passiert und… Du warst vorerst nicht reisefähig. Und danach habe ich es wohl vergessen.“ Sie atmet einmal tief ein und aus. „Ich… werde euch zurück bringen, dass bin ich euch wohl schuldig.“

Sie lässt mich los und sagt zu Nalani und mir, wir sollen uns umdrehen. Wir tun wie uns geheißen.

Nach einer gefühlten viertel Stunde dürfen wir uns wieder umdrehen. Sae steht vor einem schwarzen Wirbel.

Noch bevor ich fragen kann, wieso er schwarz ist erklärt Sae es bereits mit den Worten: „Die Farbe richtet, sich nach der Art, wie die Kraft dazu gewonnen wurde“

Dabei sieht sie Nalani nicht an, sondern nur mich.

„Geht durch, ich werde folgen.“

Haruko öffnet den Mund um etwas zu sagen, schließt ihn aber wieder. Das tut er noch ein weiteres Mal, bis er eine Frage zustande bringt: „Darf ich auch mit?“

„Mir egal“, erwidert die Elfe.

Youko ist schon längst weg, wie mir nun auffällt, genauso wie Yakii.

Wir gehen durch das Portal und einen Bruchteil einer Sekunde später, sind wir inmitten meiner Wohnung.

„Was zum…?“, bringe ich verwirrt hervor.

„Die Wohnung war nicht schwer, sie zu finden, Apollo.“

Ich drehe mich zum Portal um, Sae steht davor.

Nalani steht bei Haruko.

Sae seufzt leise, gerade so für mich wahrnehmbar und murmelt leise: „Ich… Ich muss dann mal wieder gehen. Das Portal schließt sich gleich…“

Sie dreht sich um und will gerade durch das Portal hindurch, als ich endlich mal reagiere und ihr Handgelenk packe.

„Geh nicht.“

Sie sieht mich mit leicht melancholischem Blick an. „Du hast eine Freundin, vergessen? Jetzt, wo du wieder zurückgegangen bist… Das bedeutet für mich, dass ich keine Chance mehr habe.“

„Red keinen Schwachsinn!“, rufe ich empört aus und kann beobachten, wie sich das Portal schließt. „Sae… Ich liebe dich.“

In Saes Gesicht bildet sich ein Lächeln.

„Das hast du zum ersten Mal gesagt“, flüstert sie, als sie mich mit einer stürmischen Umarmung überrumpelt, wegen der ich beinahe das Gleichgewicht verliere. „Jetzt ist mir egal, dass ich hier festsitze.“

Vorsichtig löse ich mich und sehe ihr in die Augen. „Aber ich muss noch etwas erledigen…“

„Was?“

„Ich muss noch mit jemandem etwas klären!“, sage ich, als ich bereits die Wohnungstür öffne und heraustrete. Ich drehe mich noch einmal zu ihr um und kann ihr ansehen, dass sie genau weiß, wovon ich spreche.

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maunzel
Nun... was kann es über mich zu sagen geben?
Ich liebe das Schreiben, wie wohl jeder hier und gelegentlich ringe ich mich auch mal durch, etwas von meinem Handschriftlichen abzutippen ^^

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sugarlady Ganz große Klasse.
Schon vom Layout gut gelungen.
Liebe Grüße
Andrea.
Vor langer Zeit - Antworten
maunzel Vielen Dank :)
Da das ganze schon etwas älter ist, wird es momentan auch komplett überarbeitet und Fehler korrigiert!
LG maunzel
Vor langer Zeit - Antworten
maunzel Re: -
Zitat: (Original von schnief am 19.07.2013 - 06:35 Uhr) Klasse Geschichte!
LG
Schnief



Vielen vielen Dank! ^^

LG
Maunzel / Liying
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Klasse Geschichte!
LG
Schnief
Vor langer Zeit - Antworten
maunzel Re: Ihr. Müsst. Weiterschreiben!!! -
Zitat: (Original von Chaoss am 13.12.2012 - 18:31 Uhr) ...ansonsten werd ich wahnsinnig!!!
Geht Apollo jetzt zu Casta?? Ja, oder?
Bis zum Schluss ganz super geschrieben! Du Buch ist total gut, das könnte ich mir sogar vorstellen irgendwann in einem Buchladen zu kaufen.


liebe Grüße
Chaoss


Nun, das war ja jetzt das letzte Kapitel von Elfo... oder? ^^
Ja, war es wohl o.o
Meine Co.-Autorin und ich schreiben jetzt erst einmal einen anderen Fantasytext, mal ohne Elfen.
Und ja, er geht zu Casta ;)

Und dankeschön ^^

Liebe Grüße,
Maunzel

P.S. Schreib mir einfach ein Nachricht, wenn du wissen willst, ob da noch was kommt ^^
Vor langer Zeit - Antworten
Chaoss Ihr. Müsst. Weiterschreiben!!! - ...ansonsten werd ich wahnsinnig!!!
Geht Apollo jetzt zu Casta?? Ja, oder?
Bis zum Schluss ganz super geschrieben! Du Buch ist total gut, das könnte ich mir sogar vorstellen irgendwann in einem Buchladen zu kaufen.


liebe Grüße
Chaoss
Vor langer Zeit - Antworten
maunzel Re: -
Zitat: (Original von Klara1997 am 21.11.2012 - 17:59 Uhr) Hab sie Geschchte gern gelesen, bin zwar noch nicht ganz fertig, werd aber ein Lesezeichen setzten, gut geschrieben, dickes Lob!
LG Klara


Vielen lieben Dank ^^
Ich werde es gleich an meine co.-Autorin EwSchrecklich weitergeben.

LG
maunzel
Vor langer Zeit - Antworten
Klara1997 Hab sie Geschchte gern gelesen, bin zwar noch nicht ganz fertig, werd aber ein Lesezeichen setzten, gut geschrieben, dickes Lob!
LG Klara
Vor langer Zeit - Antworten
maunzel Re: -
Zitat: (Original von Chaoss am 09.11.2012 - 20:56 Uhr) Hey :)
Wieder großartig geschrieben ^^
Wann kommt eigentlich das neue Titelbild?
Ich freu mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung.

lg
Chaoss


Dankeschön ^^
Das... eh... ups, verpeilt xD Ich werde mich aber mal drum kümmern müssen, glaube ich :D

LG
Maunzel
Vor langer Zeit - Antworten
Chaoss Hey :)
Wieder großartig geschrieben ^^
Wann kommt eigentlich das neue Titelbild?
Ich freu mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung.

lg
Chaoss
Vor langer Zeit - Antworten
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