Romane & Erzählungen
Briefe an Patricia

Meine liebe Patricia,

Wie du mir in deinem letzten Brief erzählt hast, scheinst du dich in der Fremde fehl am Platz zu fühlen, doch, sei beruhigt, deine Rückkehr in unser eigenes Reich ist bald gesichert. Der Feind ist fast bis an die Grenze zurückgedrängt worden und der Großteil der Nachbarländer hat uns bereits anerkannt. Die Unbesiegbarkeit unserer Armee wird von vielen gefürchtet. Nur mehr wenige trauen sich noch, sich uns in den Weg zu stellen und die Zahl der Gegner schwindet täglich. Der Sieg ist uns fast sicher und ich werde hier nun nicht mehr gebraucht.

Ich habe Robin das Kommando für die letzte Schlacht übergeben; Friedensverhandlungen ziehen mich gen Norden, in die florierenden Eckchen unserer Länder. Die Krester haben endlich ihre Waffen niedergelegt, um die Sicherheit ihrer angrenzenden Provinzen zu bewahren, waren sie doch schon öfters Ziel hinterlistiger Attacken. 

Seit Vaters Tod und Mutters Selbstmord, hat sich hier sehr viel verändert, aber sei getrost, der Palast erblüht auch heute noch in seiner einstigen Pracht. Die Schäden, die unsere Heimatsstadt erdulden mussten, führten zur Umsiedlung des großen Markts, der sich jetzt unter der Ballustrade deines alten Zimmers ausgebreitet hat. Der Anblick hätte dir gewiss gefallen, denn die kunterbunten Buden brodeln vor Lebensfreude.

Ich bereite seit Kurzem deine Heimkehr vor und hoffe, dass du nicht all zu lange darauf warten musst. Die Tumulte haben sich gelegt und das Volk verlangt seine Prinzessin zurück. 

Wenn du diesen Brief empfängst, bin ich wahrscheinlich schon auf dem Weg zu dir, meine liebe Schwester.

Dein Bruder,

                          Roy.