Biografien & Erinnerungen
Das Unwetter - Leben im Zirkus Teil III

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"Das Unwetter - Leben im Zirkus Teil III"
Veröffentlicht am 14. April 2012, 8 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Wer mich nicht sieht kann mich hören. Mein Markenzeichen ist ein herzhaftes Lachen, welches schwerlich zu überhören ist und auf jeden Fall ansteckend. Trübe Tassen sollten daher meine Nähe meiden. Ich bin außerdem ein total positiv denkender Mensch und zukunftsorientiert. Bin ein bekennender Widder und auch genau so, wie er beschrieben wird.
Das Unwetter - Leben im Zirkus Teil III

Das Unwetter - Leben im Zirkus Teil III

Beschreibung

Mitten aus dem Zirkusleben

 

Unwetter

 

Ich bin also in Potsdam angekommen, wo wir die nächsten Tage noch bleiben sollten.

Am anderen Tag ging ich erst einmal auf Erkundungsgang, um zu sehen, wen ich kennen würde. Bei den Artisten war der eine oder andere neu. Die Kinder waren aber noch vollzählig und wohlbehalten anwesend, was mich sehr freute.

Zur Nachmittagsvorstellung fand ich mich im Sattelraum ein, weil ich die Hoffnung hatte, dass nicht alle Karten verkauft wurden. Denn dann konnten wir Zirkuskinder auch noch mit ins Zirkuszelt, auch “Chapiteau” genannt. Meist waren dann noch Logen frei, denn es waren die teuersten Plätze.

Ich und natürlich auch die anderen Kinder, die mit mir zur Vorstellung wollten, hatten Glück. 

 

 

Die Loge vor dem Musikerwagen, so wie auf dem Foto zu sehen, blieb frei und so konnten wir es uns dort bequem machen.

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Die Vorstellung lief schon eine ganze Weile, als es in der Ferne zu grollen anfing. Unverkennbar näherte sich uns ein Gewitter. Im Normalfall war das nichts Besonderes, doch bei den Zirkusleuten läuteten sofort die Alarmglocken. Alle Leute, die abkömmlich waren, mussten eiligst Sicherheitsvorkeh-rungen treffen. Seile und Anker wurden überprüft, die Stahlseile für die Masten 

 

 

 

wurden zusätzlich noch an die schweren Zugmaschinen befestigt und natürlich jede Öffnung gut verschlossen.

Bei einem meiner früheren Ferienaufenthalte konnte ich eine solche Katastrophe hautnah erleben. Ich befand mich mit einem anderen Kind im Sattelraum, als ein fürchterliches Gewitter losging. Der Sturm wurde immer stärker und das andere Mädchen, dessen Namen ich vergessen hab, flehte mich an, doch umgehend mit ihr das Zelt zu verlassen. Sie kannte sich aus und wollte mich warnen. Ich konnte es nicht glauben, denn ein so schönes, großes Zelt fliegt doch nicht einfach davon. Außerdem schüttete es wie aus Eimern und im Zelt war es so schön trocken. Das Mädchen lief zu seinen Eltern, und ich stand etwas unschlüssig in der Gegend herum. Plötzlich wurde es sehr hell und ich hatte das Gefühl, dass der Chef da oben alle Eimer auf einmal über mir ausgoss. In diesem Moment hatte 

 

 

 

ich wohl begriffen, dass es weg war, das schöne, große Zelt. Es war wohl mehr der Instinkt, der mich losrennen ließ, als wäre Luzifer persönlich hinter mir her. Irgendwo öffnete sich eine Wohnwagentür, und ich wurde einfach nach drinnen gezogen. Es war die Frau eines Artisten, die  mich ins Trockene beförderte. Sie ging mit mir zum Fenster und zeigte mir, welchem Unheil ich gerade entkommen war. Vom Zelt war nichts mehr zu sehen, außer einem riesengroßen Trümmerfeld. Ich konnte es kaum fassen.

Was wir nicht wussten, fast alle Zirkusleute robbten durch diesen Haufen von Zeltplanen, Sturmstangen, Masten  usw. und waren auf der Suche nach mir, denn das Mädchen, welches mit mir im Zelt gewesen war, hatte ihnen gesagt, dass sie mich zuletzt dort gesehen hatte. Es hatte schon eine Weile gedauert, bis die frohe Kunde, dass ich  ganz in ihrer Nähe wohlauf im Trockenen saß, zu 

 

 

 

ihnen durchgedrungen war.

Zurück zu unsrer Zirkusvorstellung und unserer Loge. Es bahnte sich wieder ein solches Unheil an, doch ich war nicht wirklich besorgt. Solange die Artisten noch hoch oben am Trapez hingen und die Musik spielte war ich voll des Vertrauens. Ich glaube, dass der Spruch  “ Die Hoffnung stirbt zuletzt” von den Zirkusleuten stammt. Die hoffen wohl bei jedem Unwetter, dass sie verschont bleiben. Es klappt aber nicht immer, auch diesmal nicht. Der Sturm wurde immer stärker, doch ängstlich war ich eigentlich nie. Ich kann mich nur erinnern, dass ich ganz plötzlich von hinten geschnappt, aus der Loge gehoben und unter den Musikerwagen geschoben wurde. Da befanden sich schon die anderen Musiker mit irgendeinem Kind, welches sie auf der Flucht eingesammelt hatten und dann krachte es auch schon. Wie schon oben beschrieben, war über uns wieder ein Trümmerfeld.

 

 

 

 

Mein Vater erzählte mir dann, dass er das Zelt genau beobachtete, um im richtigen Moment vom Wagen zu springen. Mich zu warnen und zu meiner Mutter zu scheuchen, hätte wohl sofort eine Massenpanik verursacht. Als das Zelt dann abhob, war der Zeitpunkt meiner Rettung wohl gekommen. Die Nachmittagsvorstellung war fast ausverkauft gewesen. Mir ist es bis heute ein Rätsel, dass es nur Leichtverletzte gab, und nur einer musste im Krankenhaus versorgt werden. Ein Rollstuhlfahrer, der sich nicht selbst helfen konnte, wurde unversehrt aus den Trümmern befreit. Zwei Sturmstangen waren durchgebrochen und hatten die Zeltplane über ihm abgestützt.

Manchmal denke ich, dass in dieser Vorstellung nur Menschen in Begleitung ihrer Schutzengel anwesend waren. 

               April 2012

 

 

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Hörbuch

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Fiona48
Wer mich nicht sieht kann mich hören. Mein Markenzeichen ist ein herzhaftes Lachen, welches schwerlich zu überhören ist und auf jeden Fall ansteckend. Trübe Tassen sollten daher meine Nähe meiden.
Ich bin außerdem ein total positiv denkender Mensch und zukunftsorientiert.
Bin ein bekennender Widder und auch genau so, wie er beschrieben wird.

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Fiona48 Re: Re: Re: So etwas ... -
Zitat: (Original von Gunda am 15.04.2012 - 18:43 Uhr)
Zitat: (Original von Fiona48 am 15.04.2012 - 17:44 Uhr)
Ja, es war schon aufregend. Bei Unfällen auch manchmal traurig. Da bleibt jeder Augenblick, jede Situation und jedes Gesicht so deutlich, als wäre es erst gestern passiert. Gott sei Dank sehr selten. Bleibt die Frage, ob man auch darüber schreiben soll.

Liebe Grüße

Danke, ich werde es einmal versuchen.

Liebe Grüße von Fiona

ich denke schon, denn wie heißt es so schön: Das Leben ist kein Ponyhof. Und es wäre irreal, nur schöne Erinnerungen zu haben ... Es kommt eben darauf an, wie man es verpackt. Und so, wie ich deinen Texten bis jetzt entnehmen kann, denke ich, dass du auch Trauriges in der richtigen Form an den Leser bringen kannst. :o)





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Gunda Re: Re: So etwas ... -
Zitat: (Original von Fiona48 am 15.04.2012 - 17:44 Uhr)
Ja, es war schon aufregend. Bei Unfällen auch manchmal traurig. Da bleibt jeder Augenblick, jede Situation und jedes Gesicht so deutlich, als wäre es erst gestern passiert. Gott sei Dank sehr selten. Bleibt die Frage, ob man auch darüber schreiben soll.

Liebe Grüße

ich denke schon, denn wie heißt es so schön: Das Leben ist kein Ponyhof. Und es wäre irreal, nur schöne Erinnerungen zu haben ... Es kommt eben darauf an, wie man es verpackt. Und so, wie ich deinen Texten bis jetzt entnehmen kann, denke ich, dass du auch Trauriges in der richtigen Form an den Leser bringen kannst. :o)




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Fiona48 Re: So etwas ... -
Zitat: (Original von Gunda am 15.04.2012 - 16:45 Uhr) ... wäre heute unvervorstellbar, wo jeder Hering, jedes Seil vom TÜV überprüft wird. Du muss ein wahnsinnig spannendes Leben als Kind geführt haben.

Gerne deinen Spuren gefolgt.
Lieben Gruß
Gunda




Danke für den Kommentar.
Ja, es war schon aufregend. Bei Unfällen auch manchmal traurig. Da bleibt jeder Augenblick, jede Situation und jedes Gesicht so deutlich, als wäre es erst gestern passiert. Gott sei Dank sehr selten. Bleibt die Frage, ob man auch darüber schreiben soll.

Liebe Grüße von Fiona
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda So etwas ... - ... wäre heute unvervorstellbar, wo jeder Hering, jedes Seil vom TÜV überprüft wird. Du muss ein wahnsinnig spannendes Leben als Kind geführt haben.

Gerne deinen Spuren gefolgt.
Lieben Gruß
Gunda

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Fiona48 Re: liebe fiona -
Zitat: (Original von derrainer am 14.04.2012 - 21:40 Uhr) das bei gewitter es sich so zutragen kann , das nehme ich dir ohne zweifel ab .
es ist gerade als kind , eine unvergesliche erinnerung
gut erinnert

lieben gruß zu dir rainer


Danke Rainer,
solche Erinnerungen bleiben auch immer sehr frisch und bei anderen muss man schon mal tief wühlen.

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag, Fiona
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe fiona - das bei gewitter es sich so zutragen kann , das nehme ich dir ohne zweifel ab .
es ist gerade als kind , eine unvergesliche erinnerung
gut erinnert

lieben gruß zu dir rainer
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