Romane & Erzählungen
Hyperborea. Die Stadt der Zukunft - 1.2. Blutmusik. Kriegsrausch

0
"Hyperborea. Die Stadt der Zukunft - 1.2. Blutmusik. Kriegsrausch"
Veröffentlicht am 10. April 2012, 24 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de
Hyperborea. Die Stadt der Zukunft - 1.2. Blutmusik. Kriegsrausch

Hyperborea. Die Stadt der Zukunft - 1.2. Blutmusik. Kriegsrausch

Beschreibung

Das gesamte erste Kapitel findet ihr auch hier: http://hyperborea-roman.blogspot.de/ Dort sind viele Sätze zur Pointierung und besseren Übersucht in kursiv, was jedoch beim Kopieren nicht übertragen wurde. Die Absätze wurden auch irgendwie merkwürdig hinein kopiert.

1.2. Blutmusik. Kriegsrausch

Das Echo der Schallwellen, die der megaphonverstärkte Haftbefehl auslöste, kam in einem Meer aus Kugeln zurück, die in den ersten Leichen dieses frisch begonnenen Opferfestes brandeten. Eine inhomogene und taktlose Sinfonie. Eine Sinfonie, aber noch mehr eine Sinnfonie. Musizierende Sünde. Eine Sin-Phonie. Und das Orchester bestand aus Explosionen durch Granaten, versteckten Oberflächenminen, die wir sicherheitshalber verteilt hatten, und diversen Projektilen, die den Überschallknall auslösten. Dadurch wurde das Leben und das Sterben in dieser sonst so stummen Einöde katalysatorisch angeheizt. Diese Sinfonie, sie füllte meinen zivilisationsüberdrüssigen Kriegerinstinkt mit einer seltsamen Zufriedenheit. Unsere Mordinstrumente begannen das alte Lied vom Tod durch ihre unterschiedliche Beschaffenheit ganz individuell in den unterschiedlichsten Lautstärken, Tonfrequenzen und Klangbildern, zu spielen.

 

Ein Teil der Straße war in Rauch gehüllt. Der KGB glaubte immer noch, er konnte heimtückisch aus der Dunkelheit angreifen. Ich gab Schusssalven vom Fenster aus auf sie ab, da die Granate, die die Rauchwolke auslöste, nicht in unserem Waffenrepertoire war, und ich somit nicht Gefahr lief, einen von uns zu töten. Keine Regung. Kein Aufstöhnen durch getroffene Körperteile. Keine Todesschreie. Die Toten sollten erst im Hauptteil der Sinfonie das Klangbild verzieren und verzerren. Sturmgewehre und Maschinenpistolen sorgten für eine gewisse Gleichmäßigkeit der Melodie, während Scharfschützengewehre und Explosionen in unregelmäßigen Abständen die klangliche Höhepunkte zu verantworten hatten. Die Kugeln, die die Mündungen der Schusswaffen wie ein neugeborenes Kind den Mutterleib verließen, schmeckten den Duft des Lebens nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn sie existierten nur, um einen Wimpernschlag später ihren einzigen Lebenszweck, und zwar die Auslöschung von Leben, mit der Auslöschung von sich selbst, zu erfüllen. Kugeln, die perfekten Soldaten. Sie taten immer was man ihnen sagte und starben immer als freiwillige und leidenschaftliche Märtyrer für ihren göttlichen Auftrag.

 

Wie nun auch der letzte Phlegmatiker des KGB bemerkt hatte, entschieden wir uns offensichtlich für die zweite, abenteuerlichere Option, die uns der Leiter der Führungseinheit so höflich angeboten hatte. Als ob wir wirklich eine Wahl gehabt hätten. Ein „fairer Prozess“ war in den Volksmund übersetzt lediglich ein Euphemismus und eine Verzögerung der zweiten Option: der Exekution durch Schusswaffen nach intensiver und sinnloser Folter, die lediglich zur Bestrafung dienen sollte. Mein Kopf dröhnte wegen des giftigen Todeselixieres, das sich in meinem Körper zusammenbraute. Die radikale und zwanghafte Ãœberwältigung durch die Ãœbernahme, die diese pharmazeutische Endzeit-Errungenschaft an meinem Nervensystem zu verantworten hatte, verursachte für kurze Zeit, dass ich doppelt sah. Zwei Paralleldimensionen, die erst synchron koexistierten, um dann wieder in einer langsam vibrierenden Bewegung zu einer Dimension zu verschmolzen. Mein Herz gab in diesem Moment einen explosionsartigen Knall von sich. Man gewöhnt sich wohl erst vollständig an diesen Stoff, wenn man ein paar mal aktiv davon Gebrauch macht. Wie bei allen anderen Halluzinogenen eben auch. Dies war mein erstes Mal und auch mein letztes Mal, dass ich dieses merkwürdige Gefühl empfand. Ein eindringlicher Eindringling in Gestalt der triebhaften und gewaltliebenden Empfindung des Tieres in seiner reinsten Totalität.

 

Ich war inzwischen draußen an der Südwand des Hauses, die eine Parallele zur Straße und der dazwischenliegenden Nordwand zog. Die Häuser waren alle mit ihrer Haustür zur Straße gerichtet gebaut worden und standen mit fast schon peinlich berechneter Mathematik in zentimetergenauem Abstand voneinander entfernt auf dem Untergrund, wie die gepflanzten Bäume einer Allee. Ich presste meinen Rücken an die Hauswand und schlich vorsichtig westwärts wie ein Schatten an ihr entlang. Im Hintergrund Schmerzensschreie und Kampfbefehle, die jedoch von den Gesängen und dem Versengen der Tötungsinstrumente übertönt wurden.

 

Die Beretta-101 war als Sekundärwaffe links am Gürtel gehaftet und ich war stets bereit sie im Notfall zu ziehen, wie ein gesetzloser Cowboy im mittleren Westen Amerikas während der Pionierzeit, der sich in einem Duell auf Leben und Tod befand. Die Primärwaffe war eine AK-69, die promiskuitive und heißblütige Tochter der in früheren Zeiten beliebten, jedoch heutzutage eingerosteten, Ak-47. Auch die größten Kriegshelden müssen irgendwann als Veteranen in Rente gehen. Der überarbeitete Gasdrucklader erhöhte die Feuerrate und machte sie somit fast so effektiv wie das prähistorische M60-Geschütz. Zusätzlich wurden rückstoßdämpfende Elemente, sowie ein montierbarer Granatwerfer unterhalb des Laufes des modernen Kriegswunders hinzugefügt. Der integrierte Schalldämpfer ließ dieses Instrument weniger wie unregelmäßig krachenden Lärm klingen, sondern viel mehr wie das konzentrierte, aufmerksame und harmonische Zusammenspiel von Musikern, die jedoch immer noch laut genug waren, um das auditive Sinneserlebnis nicht zu schmälern. Diese Waffe avancierte in den letzten Kriegen der Welt, ganz nach dem Vorbild ihrer entzückenden und oft entzückten Mutter, zu einer Ikone des Tötens. Das Prozium-Z zeigte immer noch seine volle Wirkung. Der Hormoncocktail in meinem Körper brannte brodelnd darauf, endlich loszulegen.

 

Ich starrte Richtung Westen. Totales Flachland. Keine geeignete Position für einen Scharfschützen. Wenn sie welche hätten, wären sie schon längst von unseren ausgeschaltet worden. Über einen Kilometer weit im Osten war ein bewaldeter Hügel, der einige Scharfschützen von uns beherbergte. Nur eliminierbar durch andere Scharfschützen. Das Gelände war prädestiniert zur Verteidigung. Der KGB hatte zwar eine bessere Ausbildung seiner Spezialeinheiten, wir hatten jedoch den Vorteil der Überzahl und der optimalsten Vorbereitung. Das ganze Dorf war von einem Ring von fernzündbarer Minen übersät und die Alarmvorkehrungen waren so eingerichtet, dass wir definitiv wussten, dass sie kamen, bevor sie wussten, dass wir wussten, dass sie kamen. Sie hatten wohl damit gerechnet, dass sie uns nebenbei im Schlaf erledigen konnten, wie sie es sonst taten, und dachten, dass ein kleiner Konvoi von Fußsoldaten ausreichen würde. Eine naive und erbärmliche Herangehensweise von Nachtmahren und stümperhaften Meuchelmördern. So war das Moment der Überraschung ebenfalls auf unserer Seite und der materielle Nachteil war auch nur gering. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Der Leiter dieser Spezialtruppen war wie George A. Cluster, der trotz überlegener Technologie und spezialisierten Truppen nicht gegen den indianischen Geist und den immensen Willen der Schafe von Sitting Bull und Crazy Horse ankam.

 

Ich sah die erste KGB-Einheit aus dem Haus kommen, das sich gegenüber dem westlichen Nachbarhaus von mir befand. Er hatte mehrere Kugeln im Kopf, bevor er ihn zu mir drehen konnte. Er formte einen flügellosen und gewandlosen Schneeengel am Boden, als er von diesem aufgefangen wurde. Der nächste folgte ihm aus dem Haus und danach in den Tod. Die letzte künstlerische Aktivität, die er vollbrachte, glich der seines Vorgängers. Sie starben beide stumm, ohne letzte Worte. Allgemein verringerte sich die Zahl der Stimmen, die an dieser blutdurstigen Sinfonie beteiligt waren. Oder ist es lediglich das Prozium-Z, das sie ausblendete, wie das Gehör bestimmte Frequenzbereiche von Tönen? Wahrscheinlich beides.


Nur noch die kläffenden Waffen hatten etwas zu sagen, die besten Freunde des Menschen. Sie dominierten die Geräuschkulisse auf der Bühne des Seins. Sie waren die Hauptdarsteller in dieser göttlichen Tragödie über die menschliche Existenz mitsamt ihres tierischen Verhaltens, den menschlichen Umgang und Untergang mit der gelobten Technologie und den darauf folgenden Exitus, dem Exil in der Nichtigkeit, dem X auf seiner Stirn. Die Menschen am Abzug waren lediglich die Schatten und Requisiten ihrer Technologie. Das geistlose Objekt der Umwelt, welches der Mensch lieber als Waffe verwendete, als als Werkzeug, bestimmte das Schauspiel, und es spielte seine Rolle nicht nur mit seinem Herzblut, sondern auch mit dem Herzblut seines willenlosen Schattens. Das Objekt beherrschte das Subjekt und nicht umgekehrt. Der Fortschritt als Rad des Seins. Jedoch wurde das Sein nur vom Fortschritt gerädert.

 

Die feierliche Szenerie war ein fantastisches Spektakel. Befehle an Seelenaufzüge, die sich nach oben bewegen sollten, einsouffliert von Abzügen, die sich nach hinten bewegten. Abtritt der Statisten aus dem Leben, durch den Auftritt des Protagonisten im Tod. Zufall und Schicksal applaudierten begeistert angesichts dieser atemberaubenden Umsetzung ihres grotesken und ambivalenten Drehbuches, das gleichzeitig unsere Todesliste war. Die Farce war fast vollkommen. Die nun endgültige Ablehnung der Vernunft und Anbetung des Triebes wurde durch die vollkommene Technologie in meinem unvollkommen Körper propagiert. Manipulation der eigenen Biologie, durch Pharmazeutika, als Wegführung vom Menschen und Hinführung zum Höllendämon. Stresshormone gleich Glückshormone. Wut gleich Lust. Tod gleich Leben. Es ist überwältigend. Der Fortschritt nur als Fortschritt über dem Abgrund. Der Mensch als Artist, balancierend auf einem Seil, das kurz davor war unter dem menschlichen Gewicht der Unfähigkeit zu zerreißen, wodurch dieser schließlich vom Abgrund verschluckt werden würde. Der Mensch wollte kein Mensch sein. Der Mensch wollte ein Tier sein. Der Himmel, den er wollte, musste im Jenseits sein, denn die Hölle die er wollte, wollte er im Diesseits haben. Der Krieg war schon immer seine höchste Kunst und der Tod das höchste Ziel in seinem Leben.

 

Ich spürte, wie das Prozium meinen Körper zum brodeln brachte, die frohe Kunde verbreitete. Es propagierte auf einem galoppierenden Pferd und mit schallender Stimme den tonalen und totalen Krieg innerhalb meiner Hautmauern und außerhalb von ihnen. Es motivierte das stehende Heer, zog Reservisten ein, organisierte Söldnerarmeen. Meine Blutkörperchen mobilisierten sich. Botenstoffe wurden als Späher ausgesandt. Hasserfüllte Organe planten strategisch den nächsten Militärzug. Brennender Zorn. Jeder Knochen war auf den Angriff abgerichtet worden. Flammende Raserei. Mein gesamtes Muskelgewebe war auf das Töten dressiert worden. Sengende Tobsucht. Mein Trieb sprengte die Kettenfesseln, die mir mein Gewissen und meine Vernunft ihm anlegten, wie ein mutiertes Monster in einem Kerker seine Stahlhandschellen mit seiner reinsten Körperkraft. Das Ergebnis war entfesselte Wut. Meine Instinkte waren ein Rudel aggressiver Löwen, deren Kiefer voller messerscharfer Reißzähne schon von Speichel durchflutet wurden, da sie eine hilflose Antilope in einer afrikanischen Savanne umkreisten. Bereit das zu töten, was getötet werden musste. Reinster Hass, unbefleckt von jeglicher Menschlichkeit. Ich wollte den Feind mit einem Streitkolben erschlagen. Ich wollte den Feind mit einem Langschwert enthaupten. Ich wollte dem Feind das Gesicht mit einer Streitaxt entzwei spalten.

 

Ich wollte in einer Wanne aus menschlichen Leichenteilen gegnerischer Kriegsgefallen baden, im Blut des Feindes eintauchen und seine Organe auf meinem Körper verreiben, während ich Die Walküre von Wagner anhörte und den Triumph des Willens von Riefenstahl ansah. Meine Nervenzellen spielten Blutmusik. Absolutistischste und totalitärste Ekstase. Das Prozium dirigierte nun jede einzelne meiner Nervenzellen, die gleichgeschaltet Schlachtrufe donnerten...

 

 

...Ich spielte die anmutige Kalaschnikowa wie ein Virtuose à la Vivaldi seine Violine, als ich am Höhepunkt des Kampfrausches angelangt war. Ich spielte Kriegsgesänge. Stradivaris Schüler und Scipios Soldat. The Violin of Violence. Die Violine der Gewalt in einem romantisch stürmischen Allegro. Entschlossen durch den Notenschlüssel. Betörende Tanzmusik, die begleitet von munterem Pfeifen aus einer mystischen Waldlichtung hallte. Die Violine allein spielte die Musik. Der Violinist war zweitrangig und austauschbar. Die Beretta spielte zwar nur die zweite Geige, doch auch sie hatte ihre besonderen Momente. Sie war Kontrapunkt und Begleitung. Akustische Akrobatik der Akkorde. Tonale Tödlichkeit im Tripeltakt. Elegante Exekution durch Ensembles. Jeder einzelne Schuss klang fantastisch. Jeder einzelne Schuss klang fanatisch. Jeder Ton war eine instrumentalisierte Version einer glücklichen Erinnerung und einer euphorischen Zukunftsvision. Jede Schusssalve brachte mich weiter nach oben auf der bunten, vibrierenden Tonleiter zum Himmel der Komponistengeneräle und Soldatenchöre, die die Kriegskunst und die Blutmusik schon perfektioniert hatten. Und je höher ich stieg, desto intensiver war der Rausch. Je tiefer die Musik in mich eindrang, desto extensiver war der Genuss. Ein scheinbar endloser Vorrat an Endorphinen wurde in den tiefen Schlund meines Verlangens, aus dem jene Tonleiter ragte, geschüttet. Ich tanzte den vollendeten heidnischen Ritus zwischen den Oktaven, zwischen den Klangebenen und den Tonfrequenzen mit dem Gefühl unverwundbar zu sein. Ich tanzte auf Klaviertasten. Jeder Schritt den ich ging, ließ einen anderen Ton erklingen. Jeder Atemzug war das hohe C einer Klarinette. Jeder Herzschlag war das Subsubkontra-b einer Trommel. Obwohl ich kein Wort sagte, bebten meine Stimmbänder wie eine Harfe, an der man zupfte. Mein Körper war ein organisches Orchester. Eine bombastische Big Band. Und das Adrenalin war die Musik. Mein tierisches Gehirn dirigierte den Takt dieses zeitlosen Musikstücks und mein Hormonsystem formte die Melodie. Allein ihre Stimmen bestimmten. Je länger ich spielte, desto höher wurde die Lautstärke, desto weiter wich die Hörschwelle, desto eindringlicher wurden die Klangfarben. Mein Herz schlug lauter als je zuvor. Und es schlug jeden, der mir in die Quere kam, um dieses Meisterwerk zu beenden. Wenn nötig, würde es jeden mit dem Taktstock erstechen. Ich lebte. Ich lebte und tat mehr als nur Leben. Reinster Enthusiasmus. Mein Geist formte keine Gedankenworte mehr. Er deformierte sie und sprengte sie in ihre phonetischen und morphemen Einzelteile. Mein Verstand formulierte keine Denkansätze mehr, sondern decodierte die hormonelle Zufriedenheit in meinem Serotoninspiegel, und übersetzte sie direkt in unlesbare, fremdsprachige, hieroglyphische Gedankensätze:

             

Blutmord, schöner Götterfunken,   

Tochter aus Elisium,                                            


  Wir betreten feuertrunken,

  Himmlische, dein Heiligtum.

 

Deine Zauber binden wieder,

       Was die Moral streng geteilt,        


Alle Menschen werden Brüder,

Wo dein schwarzer Flügel weilt.

 

Ich war vollkommen. Ich war vollendet.

ICH BIN GOTT!!!

 

Fire in the Hole! Plötzlich Taubheit und Blindheit. Tinnitus. Schreiende Stille. Gleißendes Licht. Grelle Finsternis...

 

...Ich hechtete, nachdem die Blendgranate mich erwischt hatte, hinter einer Hauswand in Deckung. Nach ein paar Sekunden konnte ich wieder normal hören und sehen. Der Absender bekam ein paar Kugeln als Gegenargument serviert. Die Schüsse und Explosionen hatten fast aufgehört zu erklingen und die Einöde wurde langsam sanft in den Schlaf gesungen. Die Sinfonie segelte heiter ihrem Finale entgegen. Die Tragödie von Zufall und Schicksal bewegte sich Richtung Exodus, während die Tragödie von Trieb und Vernunft sich Richtung Exitus bewegte. Das Prozium begann langsam abzuklingen. Wie der Klang meiner Klinge. Das Magazin war aufgebraucht. Der Reiseführer durch Galaxien und Sonnensysteme begann vom Gas runterzugehen und sanft in den Leerlauf überzuwechseln. Mein Sprachzentrum gab wieder die ersten Gedankenlaute in meinem Kopf von sich.

 

Ich sah einen Mann am Boden. Einen vertrauten Mann. Mein Vater. Er murmelte irgendwelche Zauberformeln, die man im Todeskampf in Folge von Hysterie und Sauerstoffmangel eingegeben bekam, in sich hinein. Ich versuchte zu ihm zu rennen, doch es ging nicht. Mein linkes Bein war verletzt. Aber nicht schwer, nur ein Streifschuss wahrscheinlich. Ich spürte durch das Prozium zwar immer noch keinen Schmerz, doch immer wenn ich versuchte mein Gewicht auf das linke Bein zu verlagern, war es im Begriff, abzuknicken, wenn es zu lange belastet wurde. Ich konnte nur hinken.

Plötzlich eine schwächelnde Bewegung auf der linken Seite im Schatten, direkt vor einem Haus. Ein KGB-Agent krümmte sich am Boden. Sein rechter Arm des Gesetzes fehlte. Die Torsohälfte, an der er dran war ebenfalls. Er kam wohl in den Genuss eine Granate aus nächster Nähe zu begutachten. Oder eine Mine, vollkommen egal. Doch er lebte noch. Dieses Gesindel war nicht tot zu kriegen. Wie bei einem Huhn, dem man den Kopf abschlägt. Ich zog die Beretta-101 aus der Tasche. Die zweite Geige gab noch eine letzte Zugabe und zwang den Gegner zur Aufgabe. Ich schoss unnötig viele Kugeln auf ihn, bis ich bei ihm ankam und ihm einen finalen Kopfschuss verpasste. Die Verbeugung des Künstlers. Die Beugung des Unterlegenen. Die Vergebung durch niemanden.

 

Ich humpelte zu meinem Vater und untersuchte ihn auf Lebenszeichen. Er gab inzwischen keinen Laut mehr von sich. Seine Verletzungen waren nicht schwer, doch er war nun bewusstlos. Es schien fast so, als sei er nur müde und würde schlafen. Sein Herz schlug noch. Sein Atem war gleichmäßig. Ich hatte nur beschränkte Sanitäterfähigkeiten, dennoch wusste ich, dass er eine Chance hatte zu überleben.

 

 
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_69917-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_69917-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680810.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680811.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680812.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680813.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680814.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680815.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680816.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680817.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680818.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680819.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680820.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680821.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680822.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680823.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680824.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680825.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680826.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680827.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680828.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680829.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_680830.png
0

Hörbuch

Über den Autor

Hassdemagoge

Leser-Statistik
23

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

69917
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung