Kurzgeschichte
Dialog

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"Dialog"
Veröffentlicht am 31. März 2008, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Dialog

Dialog

Beschreibung

Zwei Männer, ein Raum, verschlossene Türen, ein Dialog.

«Hört man uns hier zu?»

«Möglich. Nicht wahrscheinlich allerdings. Das ist eine grosse Anstalt. Wäre wohl zuviel Aufwand. Ich bin ein kleiner Fisch.»

«Wie klein?»

«Sehr klein.»

«Das sehen nicht alle so. Deshalb bin ich auch hier.»

«Zweifler gibt es immer.»

«Nicht ganz unberechtigt in diesem Fall, denke ich. Die ganze Sache trägt deine Handschrift.»

«Und ich habe das Ding also von hier aus gedreht, wie?»

«Das ist das 21. Jahrhundert. The sky’s the limit und so, du weißt schon.»

«Keine Ahnung, was du damit meinst.»

«Die technischen Möglichkeiten. Scheint mir hier ja nicht direkt ein Hochsicherheitstrakt zu sein. Vermutlich hast du ein Handy…»

«… vergiss es…»

«… oder einen Computer…»

«… ja, und zwar ohne Internetanschluss. Ich habe jedenfalls nichts damit zu tun.»

«Du weißt aber, wovon ich spreche.»

«Wir lesen Zeitung hier drin, ja. Ärgerliche Sache für euch, keine Frage. Aber ich kann dir da nicht weiterhelfen.»

«Das nehmen dir nicht alle ab.»

«Wer ist alle? Raoul? Sigi? Nick?»

«Ich bin nicht hier, um über Namen zu sprechen.»

«Ihr seid pleite, wie?»

«Spinn hier nicht rum. Da müsste schon mehr geschehen. Ein kleiner Zwischenfall auf dem Weg, mehr nicht.»

«Dafür wirkst du aber ziemlich aus der Bahn geworfen.»

«Wir haben nicht gerne Störungen. Du kennst die Regeln. Alles, was nicht läuft wie geplant, ist ein Problem. Egal, wie gering der Verlust ist.»

«So gering soll er nicht sein, wie ich gelesen habe.»

«Das ist relativ. Alles ist relativ. Du hältst dich ja auch für einen kleinen Fisch.»

«1,5 Millionen sind relativ? Relativ viel, wenn du mich fragst.»

«Ich gehe davon aus, dass wir das Geld wieder kriegen, deshalb ist die Höhe nicht massgebend. Du wirst uns da helfen können, nehme ich an.»

«Ich weiss von nichts, wie gesagt. Und wenn es anders wäre: warum sollte ich euch dann helfen?»

«Vielleicht, weil du die Konsequenzen nicht bedacht hast.»

«Konsequenzen? Hier drin? Meine Lage ist nicht gerade komfortabel hier, aber eines bin ich ganz bestimmt.»

«Und zwar?»

«Sicher. Ich bin sicher. Rund um die Uhr. Sicher vor allem.»

«Vielleicht habe ich was dabei.»

«Natürlich. Du bist mit einer Knarre in der Westentasche hier reinspaziert. Hast fröhlich vor dich hin gepfiffen, um das Schrillen des Detektors zu übertönen. Und bläst mir den Schädel weg.»

«Nein, in der Tat. Habe ich nicht.»

«Eben. Ich bin sicher. Sicherheit. Totale Sicherheit. Immerhin das.»

«Keine Knarre, wie gesagt. Nichts dergleichen. Alles, was ich dabei habe, ist eine Adresse.»

«Päng! Eine Adresse! Lass mich raten: Auf einem Stück Papier? Und du schneidest mir damit die Pulsadern auf?»

«Keine Sorge, es ist weiches Papier, ganz weich. Hier, sieh es dir an. Weiches Papier. Und nur eine Adresse drauf. Sieh sie dir an. Lies.»

«… woher…»

«Darf ich dich zitieren? ‚Päng! Eine Adresse!’ – Sicher! Totale Sicherheit? Lass mich rateN: Du hättest lieber die erwähnte Knarre gehabt, so im Nachhinein, wie?»

«Wo hast du ihre Adresse her?»

«Unwichtig. Ich denke, wir sind hier einer Meinung: Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun und sollte auch nicht darunter leiden. Einer unserer Männer ist unterwegs zu dieser… Adresse. Er wartet auf meinen Anruf.»

«Verdammtes Schwein. Wer?»

«Namen, du erinnerst dich? Keine Namen. Einer, der seinen Job versteht. – Hast du allenfalls neue Informationen in unserer Angelegenheit, du weißt schon?»

«Pfeif ihn zurück. Jetzt.»

«Gerne. Es fehlt nur noch was Kleines. Der Ball liegt bei dir.»

«Woher weiss ich, dass ihr sie dann in Ruhe lässt?»

«Du weißt es nicht. Du hoffst es höchstens. Hoffnung ist der einzige Luxus, den du dir hier drin leisten kannst. Du gibst mir die Information, ich mache einen Anruf. Mehr kann ich dir nicht bieten.»

«Es ist am Pier.»

«Wo am Pier?»

«Ich schreib es dir auf. Gib mir die … Adresse noch einmal.»

«Hier. Schreib leserlich, okay? Ich rufe ihn erst zurück, wenn ich die Bestätigung habe.»

«Du hast gesagt…»

«Schreib. Die Bedingungen mache ich.»

«Hier. Mach deine Anrufe. Es ist dort. Ich schwöre es.»

«Ja, darauf gebe ich viel. – Noch etwas: Ich möchte sicher gehen, dass das nicht noch einmal so läuft.»

«Es war eine einmalige Sache. Ich wurde kontaktiert und habe nicht nachgedacht. Es sah nach einer… es sah nach einer Chance aus. Ich habe nur ein paar Kontakte gemacht, das war alles. Eine Chance für später, verstehst du?»

«Chance? Rückblickend das falsche Wort. Ich habe jedenfalls meine Order. Hier, das ist für dich.»

«Was soll das sein?»

«Völlig ungefährlich laut deiner These. Der Detektor hat sich jedenfalls nicht gemeldet.»

«Eine Pillendose?»

«Du kriegst hier bestimmt nicht genug Vitamine.»

«Wenn du glaubst, ich schlucke dieses Zeug…»

«Kein Anruf, bevor du es getan hast.»

«Das war nicht der Deal.»

«Der Deal wird den Bedürfnissen angepasst. Im Minutentakt, wenn es sein muss. – Ich gehe jetzt. Ich mache den Anruf. Sie ist sicher. - Sobald du zwei davon genommen hast.»

«Du bist verrückt, wenn du das glaubst. Und ausserdem: Sie holen mich, bevor du gehst. D musst klingeln, damit einer kommt. Wenn ich dann… du kommst hier nicht mehr raus, wenn ich dann…»

«Bereits einkalkuliert. Es wird Erklärungsbedarf geben. Aber unsere Juristen sind sich einig: Beihilfe ist nicht strafbar. Ich habs für dich getan, sozusagen. Man wird wissen wollen, wo ich das Zeug herhabe. Das hat dann ein kleines Nachspiel. Vernachlässigbar.»

«Ich habe dir gesagt, was du wissen wolltest.»

«Und nun wirst du tun, was ich möchte. Wir haben nicht ewig Zeit, ich muss noch zum Pier, du erinnerst dich?»

«Ich habe keine Garantien, dass du sie in Ruhe lässt.»

«Aber du hast die Garantie, dass ich sie nicht in Ruhe lasse, wenn du nicht tust, was ich sage. Du bist alt genug, um das abzuwägen. - Ich zähle von Fünf zurück.»

«Das ist verrückt. Ich bin keine Gefahr für Euch…»

«… fünf…»

«… es war ein einmaliger Ausrutscher. Es schien so einfach. Ich kann dir sogar sagen, wie es lief, dann könnt ihr für die Zukunft…»

«…vier…»

«… ihr könnt vorsorgen, ihr könnt sicherstellen, dass das nicht noch einmal passiert, ihr habt gewisse Sicherheitslücken…»

«…drei…»

«… damit gewinnt ihr rein gar nichts, das bringt nur Scherereien. Fahr an den Pier, ich bitte dich, du wirst sehen…»

«…zwei… Schluck sie. Deine Chance endet nach Eins. Es wird keinen Anruf von mir geben. Nichts, das sie stoppt. Ich geh an den Pier und hole es und Sigi ist bei dieser… Adresse. Tu es. Jetzt.»

«Das macht keinen Sinn. Das alles ist idiotisch. Ich habe doch meine Verdienste, auch wenn ich mich jetzt ein einziges Mal vergessen habe.»

«Eins. – Jetzt. Los. »

*

«Hallo? Wache? Wir haben hier ein Problem, fürchte ich.»
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millius
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FSBlaireau Gut - **** Gruß FSBlaireau
Vor langer Zeit - Antworten
millius Re: Keine Farbe... -
Zitat: (Original von Dragonfly am 31.03.2008 - 20:54 Uhr) Der Text konzentriert sich allein auf den Dialog, und dafür sollte man eine Bewertung abgeben....
Ich denke der Dialog wirkt hölzern, wenn nicht sogar stoisch.
Ist nur meine Meinung, also bitte nicht böse sein, soll nur eine Hilfestellung sein okay?
LG
Stefan


Danke für die Rückmeldung. - Äh, ja, wie der Titel sagt: Es ist ein reiner Dialog. Das ist eine literarische Form. Wenn ich was anderes hätte schreiben wollen, hätte ich das getan - siehe meinen Roman "Rättigen". Aber hier solls genau das sein: Ein reiner Dialog, ohne Beschreibungen usw. Die Bilder dazu entstehen von selbst - oder auch nicht.

Gruss
sm
Vor langer Zeit - Antworten
Dragonfly *deleted* Keine Farbe... - Der Text konzentriert sich allein auf den Dialog, und dafür sollte man eine Bewertung abgeben....
Ich denke der Dialog wirkt hölzern, wenn nicht sogar stoisch.
Ist nur meine Meinung, also bitte nicht böse sein, soll nur eine Hilfestellung sein okay?
LG
Stefan
Vor langer Zeit - Antworten
Nera200 nett - netter dialog ^^
Vor langer Zeit - Antworten
ConnyB Spannender Dialog... - gefällt mir sehr gut!!*****
vlg, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
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