Fantasy & Horror
Der Elfenwald [Teil 1] - Der Aufruf

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"Der Elfenwald [Teil 1] - Der Aufruf"
Veröffentlicht am 04. April 2012, 28 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Naja - was wohl? Ich schreibe schon sehr lange. Ich glaube, mein erstes Buch - naja, Geschichte - habe ich im Kindergarten geschrieben, bzw. schreiben lassen. Da ich hier und in der Umgebung kaum Zuhörer fand, habe ich es über's Internet probiert. Und ich hoffe, dass ich hier den einen oder anderen finden kann, der meine Geschichten gerne liest. Ich schreibe fast immer Fantasy, weil ich schon zu sehr in der Realität lebe ;-)
Der Elfenwald [Teil 1] - Der Aufruf

Der Elfenwald [Teil 1] - Der Aufruf

Beschreibung

Die Elfenstadt Araliva liegt seit fünf Jahrtausenden geschützt und versteckt im Wald. Elfenkinder wachsen auf, lernen die Magie kennen, spielen damit und wachsen in einem langem und gutem Leben sorglos auf. Doch als Nevara, jüngste Tochter des Elfenkönigs Fenarin, eines Tages mit ihren Freunden im Wald spielt, ist es mit der Ruhe schlagartig vorbei...

 

Kapitel I

Fenarin sah von seinem Balkon auf die Lichtung. Nachdenklich beobachtete der alte Elf die auf der Wiese tollenden Kinder. Noch einmal jung sein, dachte er und lächelte. "Fenarin!" Die Stimme von Nerela, seiner Frau, riss ihn aus seinen Gedanken. "Kommst du essen?" Fenarin nickte. "Mama, Mama!" Die piepsige Stimme seiner kleinsten Tochter Nevara klang wie Musik in seinen Ohren. Das kleine, lebhafte Elfenmädchen war in der letzten Woche eine unzähmbare sechsjährige geworden und Fenarin konnte den Privatlehrern nicht übelnehmen, dass diese mehr Disziplin forderten. "Ja, was ist denn, Kleine?", wollte Nerala wissen. "Jenniv, Janoran und ich waren die ganze Zeit im Wald!", erzählte die kleine Nevara stolz, denn sie wusste, dass nur wenige Elfenkinder im Wald keine Angst hatten. "Und was habt ihr dort gemacht?", fragte Nerala. "Wir haben Rehe gesehen. Und Kaninchen. Mama, wenn ich groß bin, will ich eine Waldhüterin werden", sagte Nevara. Fenarin lächelte über diese unbeschwerten Kindheitsträume. Nevara war zu jung, um zu verstehen, dass die Arbeit als Waldhüter gefährlich und kräftezehrend und alles andere als lustig war. Außerdem war es beinahe unmöglich, sich davon zu ernähren, geschweige denn eine ganze Familie. Nein, Nevara musste irgendwann einen reichen Elfen heiraten.

 

Somit hätte sie die besten Chancen auf ein gutes Leben. "Guten Abend, Vater." Fenarins älteste Tochter Alamyda betrat den Raum. Kurz darauf kam auch zweitältester Sohn Kemalin hinzu, allerdings nicht, wie es jeder normale Mensch tat, durch die Tür, sondern, gehalten von einer Liane, durchs Fenster. "Kemalin, du sollst die armen Pflanzen in Ruhe lassen", meinte Alamyda und grinste. "Ach was, seit ich meine Begabung kenne, sind die Pflanzen und ich uns sehr symphatisch", grinste Kemalin. Er knotete die Liane um seinen Bauch auf. "Oder? Stimmt doch!", meinte er und grinste noch mehr. Die Liane schien ihn tatsächlich zu verstehen und zog sich eilig zurück, um den Fragen des Elfen zu entgehen. Kemalin machte ein nachdenkliches Gesicht. "Na ja, es wird", murmelte er. "Auch ein Elf der Pflanzen missbraucht seine Kräfte nicht", mischte sich nun wieder Nerela ein, ebenfalls eine Elfe der Pflanzen, die Kemalin ihre Begabung offensichtlich vererbt hatte. "Mama, was denkst du von mir?", fragte Kemalin beleidigt. "Ich denke nicht, ich sehe es. Und jetzt esst." Damit war das Thema erledigt. Allerdings dauerte es nicht lange, bis Nevara wieder anfing, loszubrabbeln wie es eben ihre Art war. Je mehr sie erzählte, was sie sich für die Zukunft wünschte, desto stiller wurde es. Sogar der aufgeweckte Kemalin wurde stiller. Nevara wünschte sich ein Leben in Freiheit - ein Leben in Freiheit als Tochter des

 

Regenten der Elfenstadt Araliva? Unmöglich! Zwar würde Nevara als jüngste Tochter nicht das Amt ihres Vaters übernehmen, aber auf jeden Fall müsste sie adlig verheiratet werden. Die Elfenkinder hatten alle Freiheiten, vom Unterricht ganz abgesehen, und doch war der Wald kein Spielplatz, mochte er auch noch so friedlich erscheinen. Fenarin wusste, dass die meisten Elfenkinder meinten, die Magie, die sie in ihren privaten Unterrichtsstunden erlernten, später für den Haushalt nötig waren, zum Beispiel um Pflanzen auf dem Feld mit der Erdmagie wachsen zu lassen oder das Beherrschen des Wassers um zum Beispiel Wäsche zu waschen. Dass sie dies aber lernten, um sich im Notfall verteidigen zu können, war ihnen vollkommen verborgen geblieben. Fenarin dachte an Nevara und wieder hatte er tiefe Sorgenfalten in seinem ohnehin schon vom Alter zerfurchten Gesicht. Kemalin und Alamyda machten ihm keine Probleme - Kemalin lernte die Erdmagie von seiner Mutter und Alamyda zeigte große Fortschritte in der Wassermagie, so wie es Fenarin und seine Vorväter schon getan hatten. Aber mit Nevara hatte sich alles verändert. Schon bei ihrer Geburt hatte man den winzigen Funken Feuermagie in ihr nahezu spüren können. Die Feuermagie wurde nur noch von einem einzigen Elfen praktiziert und gelehrt und die Feuermagie war beinahe komplett ausgestorben. Elfen des Feuers waren von Natur aus

 

ungestüm, unüberlegt und Nevara war schon jetzt kaum zu halten, wenn sie etwas entzückte oder entzürnte, aber was sollte werden, wenn sie erwachsen war? "Ist etwas?" Wieder einmal holte Nerela ihn aus seinen Gedanken. Fenarin hatte nicht bemerkt, dass seine Sorgenfalten tiefer und tiefer geworden waren. "Nein, es ist nichts", versicherte er seiner Frau. "Ich habe nur nachgedacht."

 

Kapitel II

Velicia dehnte sich, bis ihre Knochen knacksten. "Ich bin bereit!" Ihr Gegenüber gab keine Antwort, geweige denn eine Warnung, sondern führte einen Schwertstreich auf Kopfhöhe aus, unter dem Velicia gerade noch rechtzeitig hindurchtauchen konnte. Sie zog ihr Schwert und blockte den nächsten Schlag ab, warf sich auf den Boden, rollte ein Stück über den Boden und stand wieder auf, um einen weiteren Schlag auszuführen, doch bevor sie sich versah, hatte ihr Feind abgeblockt, ihr Schwert flog durch die Luft und blieb schließlich in der Erde stecken. "Tot, du bist tot", japste Jaras und ließ sein Schwert wieder in die Halterung gleiten. Velicia schnaubte. "Willst du nicht doch lieber wieder zurück an den Herd, von wo du gekommen bist, Kriegerin?", neckte er sie. Velicia stemmte die Hände in die Hüften. "Lieber würde ich mich von einer Klippe stürzen! Nirgends steht geschrieben, dass eine Frau nicht kämpfen darf!", fauchte sie. "Das Problem ist nur, dass die meisten sich nicht trauen", fügte sie leiser hinzu. "So langsam beginne ich, diese Regelung zu verstehen", grinste Jaras. "Ach, halt doch den Mund!" Velicia musste innerlich aber lächeln. Sie verdankte ihrem großen Bruder so viel! Ja, seit sie das Schwerttraining begonnen hatten, hatte sich die normale Bruder-Schwester-Beziehung in etwas

 

Kameradschaftliches verwandelt. Obwohl es bei den Elfen üblich war, dass gekämpft wurde, waren weibliche Krieger immer seltener geworden. Die meisten hockten nur zu Hause und hatten nicht mehr zu tun als bis zu elf hungrige Mäuler zu stopfen, zu kochen, zu nähen und zu waschen - etwas, was für Velicia überhaupt nicht in Frage kam. "Velicia!" Velicia sah Jaras an. "Ich muss zu meinem Magieunterricht. Bis später", sagte sie und machte kehrt.

 

Velicia wand ihr klatschnasses, rotes langes Haar aus. Seit sie Unterricht in der Wassermagie bekam, hätte sie sich das Baden im eiskalten See eigentlich sparen können, wäre da nicht ihre Mutter, die dennoch darauf bestand. "Na ja, du lernst es", meinte Alamyda, ihre Mitschülerin und Freundin und grinste. Velicia lächelte unbeholfen. "So lange ich mich beim nächsten Mal nicht wieder selbst koche", grinste sie. "Meine Damen..." Ihr Lehrer Fenarin räusperte sich. Velicia bemühte sich, nicht zu kichern, doch es gelang den beiden Mädchen nicht. Obwohl Fenarin der König der Elfen war, achtete Velicia kaum auf ihr Verhalten. Alamyda, Fenarins älteste Tochter, die in ihren Alter war, hatte Velicia schnell mit ihrem Frohsinn angesteckt und Velicia wusste, dass Fenarin auch nur ein Elf war. Aber was für einer! Für einen Lehrer hatte er verdammt viel Geduld und Humor!

 

"Kommst du noch auf eine Tasse Tee mit mir nach Hause?", fragte Alamyda zwei Stunden später. "Gerne", sagte Velicia. Sie überquerten die Lichtung, vorbei an Elfen, die auf ihren Pferden ritten, an Kindern, die Hasen oder Rehe über die Wiese jagten und sie sahen übermütige Jugendliche, die aus dem kleinen Teich Wasserkugeln emporsteigen ließen und sich damit gegenseitig bewarfen. Alamyda ließ Velicia den Vortritt und ihre Freundin trat in den dicken Stamm. Eine Treppe führte verschlungen nach oben ins Blattwerk, wo sich die eigentliche Wohnung befand. Die beiden Mädchen stiegen die Treppen hinauf und betraten den weichen Teppich aus Blättern, der von den kräftigen Ästen des Baumes gestützt wurde. Wie alle "Häuser" in Araliva war auch dieser von magischer Kraft. "Hallo Velicia!" Alamydas kleine Schwester Nevara rannte Velicia entgegen und umarmte sie. "Hallo Vara", sagte Velicia und lächelte. Man musste das kleine Mädchen einfach gern haben. Schon jetzt fiel ihr braunes Haar in vollen Wellen fast bis auf den Boden und ihre ebenso braunen Augen blitzten. Velicia und Nevara, oder auch Vara genannt, waren Freundinnen geworden. Und auch das kleine Mädchen verstand den Wert einer echten Freundschaft. "Hier", sagte Alamyda und drückte Velicia eine Tasse heißen Tee in die vom Wasser durchgefrorenen Hände. "Soll ich dich abtrocknen?", fragte Nevara und lächelte herzerwärmend. "Nein, nein, lass mal",

 

sagte Velicia schnell, denn sie ahnte, dass Nevara ihre Feuermagie einsetzen würde. Und entweder würde Velicia dann Verbrennungen haben oder das ganze Dorf würde in Flammen stehen. "Ja, aber du bist doch ganz nass!", meinte Nevara. "Mir gefällt das", erwiderte Velicia. Das stimmte zwar nicht, aber sie hoffte, Nevara so von ihrem Vorhaben abzubringen. "Echt? Also ich kann das gar nicht leiden!" Nevaras Augen blitzten. "Ja, ich bin ja auch eine Wasserelfe und du eine des Feuers!", sagte Velicia. Alamyda grinste still vor sich hin. Als Fenarin das Haus betrat, huschte ihm sofort Nevara entgegen. "Na, Kleine?", fragte Fenarin. Velicia musste lächeln. Seit ihr Vater und Fenarin früher, vor mehr als fünftausend Jahren, die großen Kriege gemeinsam bestritten hatten, verband Velicias Familie und die Familie von Alamyda eine tiefe Freundschaft. Der Unterschied lag nur dabei, dass Fenarin die Kriege überlebt hatte, Velicias Vater nicht. "Ich muss mich auf den morgigen Tag vorbereiten", meinte Fenarin. "Wieso, worum geht es nun wieder?", fragte Nerela, die bei der Ankunft ihres Mannes sofort aufgetaucht war. "Ach, diese hohe Fürstin, Lefitha heißt sie, glaube ich, will, dass ich die Armen vertreibe. Und dagegen werde ich mich wehren wie ein Stachelschwein gegen einen Igel", brummte Fenarin. "Die Armen vertreiben? Aber das heißt ja, dass...dass Jenniv fortgehen müsste!", rief Nevara anklagend. "Nicht nur deine

 

Freundin. Nein, vertreiben ist nicht richtig. Viel mehr sollten wir ihnen helfen, aber Lefitha hat ja nur Augen für sich selbst." Fenarin machte ein düsteres Gesicht. "Aber du bist doch König, Papa! Kannst du nicht sie vertreiben?", fragte Nevara. Als sie den tadelnden Blick ihres Vater auffing, fügte sie schnell hinzu: "Oder zumindest tun, was du willst?" Fenarin lächelte. "Ach, Kleine. Natürlich könnte ich das, aber seit Jahrtausenden wird in unserer Stadt auf alle geachtet. Und ich will versuchen, das Problem demokratisch zu lösen."

 

Kapitel III

Lefitha sah sich um. Wann kommt dieser Emporkömmling von einem König endlich?, fragte sie sich gereizt. Schon seit einer Stunde wartete sie darauf, dass Fenarin endlich erschien. Und sowas wollte König sein! Schon lang hätte ihr, Lefitha, der Thron gebührt. Ja, eigentlich sollten zweihundert Jahre Regentschaft reichen! Doch Fenarin besaß jene schon seit fünfhundert Jahren! Ein König, der sich nebenbei um eine Familie kümmern musste und gleichzeitig Lehrer war, konnte kein guter König sein. Ein Volk musste mit unnachgiebiger Hand geführt werden, dieser Ansicht war zumindest Lefitha. Und es lauste sie, dass sie mit dieser Ansicht fast alleine war. Allerdings musste sie schlucken, als sie daran dachte, dass sie selbst ein Kind unter dem Herzen trug. Ja, tatsächlich - sie war trächtig mit dem Laich einer ihrer Diener! Ja, da war dieser eine, hübsche, junge und unterwürfige junge Sklave gewesen und sie hatte sich doch tatsächlich mit einer solchen Fliege von einem Elfen eingelassen! Lefitha wurde schlecht bei dem Gedanken, dass auch sie einen schwachen Moment haben konnte. Doch sie wusste, dass Elfen die ungeborenen Kinder so lange in ihrem Körper aufbewahren konnte, wie sie wollten. Erst, wenn sie es freiwillig in Gang setzten, wuchs das Kind heran - und das auf normale Weise, neun Monate

 

lang. Zehntausend Jahre konnte man sein Balg so mit sich herumtragen, ohne dass es Ärger machte. Nun gut, niemand würde es erfahren. Nach zehntausend Jahren starb der Samen ab und das ungeborene Kind wurde auch niemals geboren. Sie verbannte die Gedanken an das alles aus ihrem Kopf. Lefitha setzte eine eisige Maske von einem Lächeln auf, als Fenarin die Tür in sein Büro öffnete. "Nun, du ließest nach mir schicken? Weshalb? Die Versammlung fängt gleich an", sagte Fenarin. "Nun", sagte Lefitha. "Es ist wegen unserer Meinungsverschiedenheit." Sie gurrte regelrecht. "Ich will nicht, dass wir uns deshalb an die Gurgel gehen. Noch dazu vor dem ganzen Volk!" Fenarin wirkte wenig beeindruckt. Verflucht sei dieser Trottel von einem Elf! "Also, ich möchte, dass wir ganz das Volk entscheiden lassen", sagte Lefitha. Fenarin nickte. "Das ist schon seit Jahrtausenden unser Plan", meinte er. "Schön, dass du das jetzt auch begriffen hast." Lefitha wurde bleich vor Zorn, doch ihr Lächeln blieb unverändert. "Schön, dass wir uns einig sind. Wir sehen uns bei der Versammlung." Damit schritt die Elfe hochmütig aus dem Büro. Fenarin runzelte wieder einmal besorgt die Stirn.

Die Versammlung wurde alle zwei Wochen abgehalten und es wurde über Arbeiten und finanzielle Dinge geredet, es wurde stets abgestimmt. Das Volk liebte seinen König, wie Lefitha säuerlich feststellen musste. Eines Tages aber würde

 

sie über das Elfenreich herrschen - Lefitha wusste es. Sie hatte ihre verbündeten und Marionetten auf der anderen Seite des Waldes, am Gebirge. Sie setzte wieder ihre steinerne Maske auf, als Fenarin sich erhob. "Mein Volk, heute wird es entschieden - wollen wir die ärmeren Familien vertreiben?" In der Versammlung hielten sich nur einflussreiche und gut versorgte Männer und manchmal auch Frauen auf. "Wohin wollen wir sie schicken?", fragte ein junger, aber selbstbewusster Elf. "Die Idee war die unserer höchsten Fürstin, ich direkt habe mich zu diesem Thema noch nicht weiter geäußert." Lefitha erhob sich. "Der Wald ist groß und es gibt noch viele weitere Wälder. Dorthin können wir sie verbannen. Ich halte es für eine Schande, zig tausend schmutzige lumpenbekleidete Abkömmlinge von Elfen in unserer Stadt beherbergen zu müssen." Fenarin nickte ihr mit düsterem Gesicht zu. Eine erfahrene, alternde Elfe erhob sich. "Wäre es nicht mehr in unserem Interesse, den Armen zu helfen?" Fenarin nickte. "Dazu fehlen uns die Mittel", erwiderte Lefitha glattzügig. Fenarin zog eine Augenbraue nach oben. "Das denke ich nicht. Seit so vielen Jahrhunderten bilden wir Soldaten für Nichts aus - ich denke, es stünde uns zur Verfügung, sie zum Acker-und Häuserbau zu schicken." Lefitha winkte ab. "Zu großer Aufwand für zu wenig Gewinn", meinte sie seidenweich. Ein alter Elf stand auf. "Aber auch die armen

 

Elfen sind Lebewesen und was wären wir für Monster, sie fortzujagen!" Die gebrechliche Stimme war voller Abscheu. "Genug diskutiert!", sagte Lefitha schnell. "Lasst uns abstimmen." Damit setzte sie sich wieder. Fenarin nickte. "Wer dafür ist, dass wir die Armenviertel räumen, möge sich erheben." Es blieb still im Saal. Einige wenig standen auf, sahen sich unsicher um und setzten sich beinahe sofort wieder. Lefitha sah sich erstaunt und verblüfft um. Fenarin, der ganz bequem auf seinem Stuhl saß, räusperte sich. "Das Volk hat entschieden", brach er schließlich die Stille. Fenarin sah, dass Lefitha innerlich kochte, als sie sich zornesbleich wieder setzte. Und er gönnte es ihr.

 

Kapitel IV

"Oh, komm Kleines", sagte Nevara entzückt und hob das kleine, braune Kaninchen hoch. Während sie weiterlief, kraulte sie es zwischen den Ohren. "Darf ich es auch mal streicheln?", fragte Jenniv. "Natürlich", sagte Nevara großzügig und lächelte. Sie lachte, als Jenniv dem Kaninchen einen Stupser gegen die große, wackelnde Nase des Kaninchens tat und die Augen des Kaninchens groß vor Verblüffung wurden. "Leute, wartet auf mich!", rief Janoran. Jenniv und Nevara warteten geduldig, bis ihr Freund endlich bei ihnen angelangt war. "Ich wünschte, ich könnte auch mit den Pflanzen so gut umgehen wie du, Jenniv", meinte er. "Na ja, wärst du rechtzeitig zu unserer Verabredung gekommen, hätte ich dir helfen können", meinte Jenniv und schnipste mit den Fingern, woraufhin auch die letzte Brombeerstrippe sich von Janoran entfernte. "Danke", sagte er und keuchte. "Ach, ich wünschte, ich dürfte auch so mit meiner Magie spielen wie ihr", meinte Nevara sehnsüchtig. "Na ja", meinte Jenniv und grinste schelmisch. "Sind wir nicht weit genug vom Dorf entfernt?" Nevaras Augen weiteten sich vor Begeisterung und sie vergaß, dass zappelnde Kaninchen festzuhalten, woraufhin es sich befreite und durch das Unterholz davonhoppelte. "Zur Not kann ich dein Feuer ja löschen", meinte Janoran. Nevara

 

grinste. "Na gut. Ich will es wagen", sagte sie. Sie nahm ihre Handflächen zusammen und langsam zog sie eine Feuerkugel auseinander. "Wow", meinte Jenniv. Nevara lächelte still, während die Feuerkugel immer größer wurde. Als sie ungefähr die Größe einer Melone hatte, teilte Nevara das Feuer in fünf Teile und begann, mit den feurigen Bällen zu spielen. Das Feuer tanzte in der Luft und wurde immer unberechenbarer und immer heißer. Jenniv und Janoran traten zurück. Die Luft flimmerte. Nevara fühlte sich in heißer Umgebung so wohl und mehr zu Hause, als sie es je in ihrem Haus getan hatte. Ja, das war die richtige Umgebung. Das Feuer wirkte fast berauschend und während sie jonglierte, schien das Feuer auch in ihren Augen zu tanzen. Sie und das Feuer schienen eins zu werden, Nevara hatte nie wirklich gelernt, ihre Fähigkeiten, die ihre Familie so sehr fürchtete, in Grenzen zu halten. Wie aus einem Traum schreckte Nevara auf, als sie Jennivs Schrei hörte. Erst jetzt merkte Nevara, dass sich um sie eine glühende, wabernde Kugel gebildet hatte und Nevara genoss die Hitze. Hitze konnte ihr nichts anhaben. Nevaras Feuerbälle flogen mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft und Jennivs Warnung brachte Nevara aus dem Gleichgewicht. Sie wollte die Bälle stoppen und sie hörte auf, zu jonglieren. Die Bälle trafen auf ihre Handflächen und schienen in ihrer Hand zu verschmelzen. Endlich gab die glühende Kugel nach und

 

zerplatzte. Das Feuer - es war kochende Lava - spritzte in alle Richtungen und wäre diese Nacht nicht Regen gefallen, hätte das Ganze wohl in einer einzigen Katastrophe geendet. Sie sah, wie die feurigen Tropfen zischend im Unterholz abkühlten und wie Janoran eine schützende Wasserkugel um sich und Jenniv spann. Jenniv schrie abermals und endlich schien alles vorbei zu sein. Doch da fanden die letzten Tropfen ihr Ziel - eine Elfe stand im Wald. Die Elfe streckte ihre Hände vor und die Tropfen prallten mit einem wabernden Geräusch ab und verschwanden. Jenniv, Janoran und Nevara sahen schreckensbleich zu der Elfe und den beiden Jungen, die hinter ihr standen. Es waren Kinder - nicht viel älter, als es Nevara, Janoran und Jenniv waren. Scheinbar stundenlang starrten sich die sechs Kinder an. Es waren keine Elfen ihres Volkes. Ihre Haut war so bleich wie ein Bettlaken und die Augen des Mädchens waren von glühendem und doch eiskaltem Gelb. Die Augen der Jungen, offenbar Zwillinge, waren rot. Endlich wurde das Schweigen gebrochen - das fremde Mädchen schrie erschrocken. Nevara prallte zurück und schrie ebenfalls. Dann machte sie sofort kehrt und Janoran, Jenniv und sie ergriffen die Flucht.

 

"Papa, Papa!" Nevaras schrille Stimme ließ ihn herumfahren. Noch nie hatte Fenarin seine kleine Tochter so erschrocken und geschockt gesehen. "Da waren Elfen im Wald! Fremde Elfen! Sie hatten rote Augen und weiße Haut!" Fenarin wurde hellhörig. "Wo habt ihr sie gesehen?"

 

Kapitel V

Vorsichtig gab Velicia ihrem Pferd die Ferse. Ja, seit sie stets ihr Schwerttraining absolvierte, hatte sie gute Chancen, in die Reihen der Krieger aufgenommen zu werden. Als sie den Ausbildungsplatz betrat, kam ihr der aufgeregte Kommandant Yarol entgegen. Velicia stieg von ihrem Pferd und salutierte. "Oh, gut, dass du kommst, Velicia. Ich hoffe, du kannst mir helfen!", sagte er und keuchte. "Nichts lieber als..." Weiter kam Velicia nicht. "Gut, steig wieder auf und komm mit", sagte Yarol und schwang sich auf sein eigenes Pferd. Schnell saß Velicia wieder auf und ritt eiligst Yarol hinterher, der sein Pferd überhaupt nicht schonend behandelte, und so kannte Velicia den ruhigen Elfen überhaupt nicht. "Entschuldigt die Frage, aber was ist passiert?", rief Velicia dem Kommandanten zu. "Fenarins kleines Töcherlein hat beim Spielen im Wald Sprösslinge der Schattenelfen entdeckt!" Velicia hielt die Luft an. Schattenelfen? Jene dunkle, abtrünnige Rasse, die damals die Zerstörung und die großen Kriege herbeigeführt hatte? Nur in ältesten Schriften wurden sie noch erwähnt. Ursprünglich hatten sie lediglich in Höhlen und Schluchten des Gebirges gewohnt, doch bald begannen sie, ihre Kräfte zu missbrauchen und herrschsüchtig zu werden und bald hatten sie den damaligen Elfenkönig der Lichtelfen, wie die

 

Elfen von Araliva einst genannt wurde, zu einem großen Krieg herausgefordert. Damals mussten Alamydas und Velicas Väter noch junge, abenteuerlustige Elfenkrieger gewesen sein. Xaerak, der König der Lichtelfen und Chäthek, König der Schattenelfen waren Brüder gewesen und hatten einst ein bestes Verhältnis gehabt - doch, wie das Sprichwort der Elfen lautete: Tausend Jahre Freundschaft, letztlich Feindschaft. Tatsächlich: Tausend Jahre im Leben der beiden Könige, was sie ungefähr in das Jungspundalter geführt hatte, waren sie bestens miteinander klargekommen und bis zu ihrem Tod - ungefähr weitere dreitausend Jahre - waren sie verfeindet gewesen. Xaerak wurde von Chätek getötet und Chätek wurde von einem Anhänger Xaeraks ermordet. Dann wurde bei den Lichelfen Xaeraks einzigste Tochter Arana Königin und befahl den Elfenkriegern, ihren Vater zu rächen. Bei den Schattenelfen kam ein kaltblütiger Tyrann namens Anakiel an die Macht und führte sein Volk mit grausamer, unnachgiebiger Hand. Anakiel und Arana führten hunderte Jahre lang Krieg gegeneinander und als Arana sich eigentlich in Sicherheit wähnte, gelang es den Schattenelfen, zu ihr durchzudringen und ihr im Schlaf die Kehle durchzuschneiden, sodass die Diener ihre Königin am nächsten Morgen tot auffanden. Arana hatte weder geheiratet noch Nachkommen, deshalb entschied man, einfach so gegen die Schattenelfen weiterzukämpfen. Auf

 

der Schattenseite des Landes sah es ganz ähnlich aus - Anakiel hatte keine Nachfahren, denn er war wie Arana noch sehr jung gewesen, also ergriff einfach ein fremder Elf die Macht, so wie es schon Anakiel getan hatte. Sein Name war Rekyl und er hetzte seine Armee gegen die Lichtelfen. Diese sahen, dass sie ohne Leitung keine Chance hatten, denn sie kämpften ohne Strategie oder Führung und erlagen nun immer mehr der Armee, die so streng und geordnet geführt wurde. Da taten sich zwei Lichtelfen aus dem Volk hervor - Fenarin und Nemajee, Velicias Vater. Sie begannen, das Volk dem Kämpfen zu unterweisen und führten als Kommandanten die Armee an - Fenarin überlebte das grauenvolle Gemetzel, Nemajee allerdings verließ seine Frau, die jedoch bereits die Samen ihrer beiden Kinder - Jaras und Velicia - in sich trug, die jedoch erst tausende Jahre später das Licht der Welt erblickten. Fenarin wurde als Held gefeiert, doch erst lange danach nahm er das Amt als König an - die Schattenelfen waren nämlich besiegt und hatten sich bis in den letzten Winkel des Gebirges zurückgezogen. Sie waren beinahe in Vergessenheit geraten - und nun waren sie zurückgekehrt.

Velicia schüttelte verwirrt den Kopf. Sie hatte einst die scheinbar endlose und doch nur ein paar Seiten dauernde Geschichte gelesen und war alles noch einmal durchgegangen. Ja, es war atemberaubend. Velicia wurde

 

wieder einmal klar, dass sie Sprössling eines Helden war und sie wusste, dass sie auf sich stolz sein durfte. Sie bemerkte, dass ihr Pferd angehalten hatte und dass Yarol sie fragend ansah. "Hast du das auch gehört?", fragte er. Velicia spitzte die Ohren. "Ja", sagte sie leise. Durch die Bäume drang ein leiser, fast unscheinbarer Laut, der feine, klare Laut einer Harfe. Vorsichtig trieb Velicia ihr Pferd voran. "Velicia!" Jarans leise Stimme erschreckte sie. Sie wirbelte herum und sah, dass ihr Bruder auf seinem Pferd hinter ihr war. "Jaran!", sagte sie leise. Hinter Jaran ritt Fenarin. "Los, wir müssen das Geräusch aufspüren", sagte er leise. Hinter Fenarin saß Nevara, die ein ängstliches Gesicht machte.

 

Kapitel VI

Nachdem sie weiter dem Geräusch gefolgt waren, entdeckten sie endlich einen kleinen See, an dessen Ufer ein kleines Mädchen saß. Ihre Haut war weiß wie Schnee, ihre Augen waren auf die Harfe gerichtet, deren Saiten die geisterhafte Hand ständig anschlug. "Das ist sie!", flüsterte Nevara. Die schauerhaften Klänge waren so eisig und die Harfe glänzte in strahlendem Silber. "Ja", sagte Fenarin. "Das ist eine Schattenelfe." "Fenarin, meinst du, sie sind immer noch mit derselben Absicht auf dieser Welt wie in den großen Kriegen?", fragte Yarol leise. "Ich weiß es nicht. Aber wir müssen mit allem rechnen", sagte er. Nevara trat noch näher an den Baum, der sie so verdeckte. Das kleine Mädchen sah so friedlich aus - so ganz und gar nicht böse! Es war ein Mädchen in Nevaras Alter - ihr Haar glänzte wie es ein dunkler Tümpel bei Mondfinsternis tat. Was würde Nevaras Vater ihr und ihrer Familie antun? Würde ein Krieg ausbrechen? Nevara konnte sich unter dem Begriff "Krieg" nicht viel vorstellen, zu wenig hatte sie bis jetzt gesehen. Doch sie ahnte, dass es nichts Gutes sein konnte. Nevara fuhr zusammen, als unter ihrem Fuß ein Ast knackste. Die Ohren des Mädchens am Seeufer spitzten sich. Ja, wie alle Elfen hatte auch dieses Mädchen spitze, lange Ohren. Das Mädchen sah auf und riss die Augen auf. Die gelben Augen

 

sprühten Funken, als das Mädchen aufstand, ihre Harfe nahm, den Lichtelfen einen funkelnden Blick zuwarf und verschwand. "Oh, es tut mir so leid!", rief Nevara. Ihr Vater schüttelte den Kopf. "Früher oder später werden sie ohnehin unsere Anwesenheit bemerken müssen."

 

Kapitel VII

Das gesamte Elfenvolk war versammelt. Arme, reiche, junge, alte, Frauen, Männer, Kinder. Die Mär von der Rückkehr der Schattenelfen hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet und Angst und Schrecken hing in der Luft, alle Sorglosigkeit und jeder Frohsinn war dahin. Fenarin holte tief Luft. "Ich bitte um Ruhe!" Langsam verstummten die Gespräche und das aufgebrachte Geschwätz. "Wir ihr alle wisst, ist meine Tochter Nevara am vergangenen Tag Kindern der Schattenelfen begegnet. Und ja! Sie sind zurück. Und ich fürchte, die Geschichte von damals wird sich wiederholen!" Erschrockene Aufschreie kamen aus dem Volk. "Doch dieses Mal", sagte Fenarin mit fester Stimme, "dieses Mal werden wir uns nicht übertölpeln lassen wie dumme Gören. Dieses Mal werden wir und rächen. Rächen für König Chaetek-" "Gesegnet seie sein Mut und seine Unerschrockenheit!", rief das Volk im Chor. Fenarin lächelte. "Rächen für Königin Arana-" "In Ewigkeit in unsere Herzen gegraben!", rief das Volk abermals. Fenarin gab dem Volk mit einer Handbewegung das Zeichen, zu schweigen. "Und in Gedenken an meinen besten Freund Nemajee - gesegnet seie er für seine wagemutigen Taten." Jaras und Velicia, die ganz hinten standen, lächelten sich glücklich über die Erwähnung ihres Vaters an. Dann

 

wandten sie sich wieder mit dem Volk in Fenarins Richtung. "So höret denn, Elfenvolk!", rief Fenarin. "Uns steht ein langer Kampf bevor und dies ist mein Aufruf dazu!"

 

 

Fortsetzung folgt

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Hörbuch

Über den Autor

Selene
Naja - was wohl? Ich schreibe schon sehr lange. Ich glaube, mein erstes Buch - naja, Geschichte - habe ich im Kindergarten geschrieben, bzw. schreiben lassen. Da ich hier und in der Umgebung kaum Zuhörer fand, habe ich es über's Internet probiert. Und ich hoffe, dass ich hier den einen oder anderen finden kann, der meine Geschichten gerne liest.
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Jasmin99 Das mit dem Elfenwald..versteckt und so.. magie..hört sich ziemlich nach eragon an ;P

Es gefällt mir ganz gut!
DIe idee ist sehr coo(Ist ja wie eragon, eines meiner lieblingsbücher)) l. werd mir die anderen teile auch noch mal durchllesen!!

LG JAsmin
Vor langer Zeit - Antworten
Selene Re: -
Zitat: (Original von Xortdan am 04.04.2012 - 12:40 Uhr) Gefällt mir sehr gut :)

dankeschön ;)
Vor langer Zeit - Antworten
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