Romane & Erzählungen
Der Akkordeonspieler - oder ein reicher Mann

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"Der Akkordeonspieler - oder ein reicher Mann"
6 S.
6 S.

Der Akkordeonspieler - oder ein reicher Mann

Beschreibung

Eine kleine Geschichte über das Glücklich-Sein

Auf der Stufe vor dem Brunnen sass ein Akkordeonspieler. Er spielte jeden Tag bis die Kirchenuhr 8 Uhr abends zeigte. Dann ging der Mann mit seinem Akkordeon zurück zur Baustelle, auf der schon seit Jahren nicht mehr gebaut wurde, um dort zu schlafen. Und wenn er am nächsten Morgen zurück zum Brunnen ging, fing er wieder an die gleichen Lieder wie am vorherigen Tag zu spielen.

 

»Er dankt immer nur kurz mit einem Lächeln und einem kleinen Nicken, wenn man ihm eine Münze in den Hut legt. Früher, als ich hier neu eingezogen bin, habe ich ihm jeden Tag einen Euro gegeben, weil er mir so leid tat. Aber mittlerweile habe ich aufgehört damit. Ich meine, jeden Tag ein Euro sind im Jahr 365!«, hätte Irene Heusler, eine 55-jährige Religionspädagogin, die gegenüber von dem Brunnen in einer Attikawohnung wohnt, gesagt, wenn man sie über den Mann ausgefragt hätte.

Franz Jost hätte »Der Typ mit dem Akkordeon? Ich weiss nicht, der ist mir irgenwie unsympatisch. Und er riecht nach Betonstaub.« gesagt und dann hätte sich Franz eine Zigarette angezündet, die Zeitung aufgeschlagen und angefangen über einige Politiker zu schimpfen.

Dr. Meinrad Auer hätte sich aufgeregt:«Ach, diese Obdachlosen verseuchen die ganze Stadt. Ich, als ehrlicher Steuerzahler, frage mich, warum die Stadt nichts unternimmt!« Danach wäre er einen guten Wein und Gläser holen gegangen und hätte, ohne zu fragen, eingeschenkt. Nachher aber, hätte er darüber geredet, wie teuer dieser Wein war.

 

Am Morgen eines Frühlingstages war jedoch alles so ungewohnt still. Die Akkordeonmusik, die fehlte.Zu hören war nur das Plätschern des Brunnens. 

Dr. Meinrad Auer wollte gerade zur Arbeit und als er sich um 07:30 Uhr in seinen schwarzen Mercedes setzte und den Motor anlassen wollte, bemerkte er er die ungewohnte Stille.

Frau Heusler hatte, weil sie nur ein 80% Pensum hat, an diesem Tag frei. Deshalb ging sie erst um 10:00 Uhr nach draussen um beim nächsten Lebensmittelladen Brot und Milch einzukaufen. Sie merkte erst bei der Rückkehr, dass der Akkordeonspieler nicht da war.

Franz erwachte erst um 10:40 Uhr und ging auf den Balkon um seine morgendlich Zigarette zu rauchen. Da merkte er, dass niemand mehr bei dem Brunnen sass

 

Obwohl die Sonne schien, war es ein trister Tag, so still, ungewohnt still.

Am nächsten Tag  war der Akkordeonspieler wieder beim Brunnen und spielte seine Lieder. Er hatte ein anderes Akkordeon in den Händen.

 

»Sie waren gestern weg.« sagte ihm Franz und wartete auf eine Begründung.

«Ich musste mir ein neues Akkordeon besorgen, weil mein altes verschwunden ist.«, antwortete er.

Da stiessen Herr Auer und Frau Heusler dazu und Herr Auer fragte:

«Aber wie konnten sie sich ein neues leisten?«

Da sagte der Akkordeonspieler: »Im Gegensatz zu euch, bin ich eben ein reicher Mann.«

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Hörbuch

Über den Autor

lafurbacchiona

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Kommentare
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Silberwolf ohne Worte gut

mach weiter so
Silberwolf
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GerLINDE Sicher eine wahre Geschichte und interessant geschrieben. Habe es gern gelesen. 5 Sterne!

Lieben Gruß
GerLinde
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