Gedichte
Kinder der Finsternis - Ein Gedicht-Zyklus

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"Kinder der Finsternis - Ein Gedicht-Zyklus"
Veröffentlicht am 19. März 2012, 18 Seiten
Kategorie Gedichte
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Kinder der Finsternis - Ein Gedicht-Zyklus

Kinder der Finsternis - Ein Gedicht-Zyklus

Beschreibung

Lang schon erzählen die Kinder der Menschen "ihre" Geschichten; Geschichten von Blut und Verdammnis. Geschichten, die zu Legenden wurden und über Jahrhunderte überliefert wurden. Doch sie wissen nicht, dass die Kinder der Finsternis des Nachtens aus ihren Gräbern aufsteigen, um ihren Erzählungen zulauschen. Einst in einer Mitternacht schwarz...

Kind der Finsternis

Oh, komm, du Kind der Nacht,

Ein stiller Schlaf für dich schon sei bereit.

In den Zweigen gehet schon das Morgenrot;

Verhasst und, oh, geliebter golden’ Strahl.

 

Schweigen kehrt in deine Stätte.

Der Jubelruf von fern erreicht dich nicht.

Des Tages sterblich’ Volk in Lebenseile

Ziehet vorbei, erfreut sich an dem Licht.

 

Doch weiß wohl kaum einer von ihnen,

Wer da ruht in stiller Kammer tief.

Ein schwarzer Engel ohne Flügel

Mit Klauen und mit Krallen wohl bewährt.

 

Erwachend bei der Sonne Niedergang,

Wenn Vögel singen ihr Wiegenlied,

Dein Schatten kehret wieder

In menschengleicher, schön’ Gestalt.

 

Und weh, das Tagesvolk erkennt dich nicht,

So blind, ihr Augenlicht getrübt.

Ein Rinnsal nur verrät dein Weilen;

Ein Hauch von Rot, der herrlich’ Lebenssaft.

 

Doch bald die Zeit sich naht dem Ende;

Und Tag und Sonn’ verdrängen die Nacht.

Noch tausend Nächte kehren wieder

Für dich, oh, Fürst der Dunkelheit.

Prometheus der Sterne

Weh dir, Sohn der Mächtigen,

Der das weiße Licht des Mondes Stahl

Und es weit hinaus in Nachtens Dunkel trug,

Der du erleuchtest tiefste Finsternis,

Enthüllst den Schatten uns’res Fristens.

Doch dein’ eig’nen Fesseln magst nicht sprengen,

Des Schicksals Herr nicht sein;

Dass du im ew’gen Schaffen

Doch zur Einsamkeit verdammet bist.

Minnelied der Incubi

Komm, reich mir deine Hände,

Bleich und sanft wie Mondenschein;

Empfang den Kelch, so schön und golden,

Trink von seinem schweren roten Wein.

 

Lass uns tanzen einen Reigen;

Ist der Zauber erst vollbracht,

Gleiten wir auf fremden Schwingen:

Uns gehört dann diese eine Nacht.

 

Schließ die Augen, lass dich fallen,

Folge mir in Welten unbekannt.

Dort wollen wir vom Weine trinken,

Kosten die Freuden im gelobten Land.

 

Dreizehn Monde soll’ n verstreichen,

Sieben Jahre, Tag für Tag;

Und wir warten auf den Morgen,

Sehen, was er uns bringen mag.

 

Und wir versinken in dunklen Wassern,

Unsrer Liebe wogend’ Meer.

Und wir tanzen unsren Reigen

In Leidenschaften ohne Wiederkehr.

Des Teufels Spielmann

Sieh den Spielmann dorten ziehn

In den dunklen Gassen,

Wo er spielt so eng umringt,

Von den Menschenmassen.

 

Tiefe Töne er dort spielt

Auf den schwarzen Saiten;

Und sein Geigenlied erklingt

Fort in ferne Weiten.

 

Und manchmal eine schöne Maid

Verliert sich in den Klängen,

Dass sie Trunken von der Nacht

Erstarrt in seinen Fängen.

 

Denn dem tiefen Rosenkuss

Kann keiner sich entziehen.

Es heißt, des Teufels dunklem Blut

Konnt’ er selbst nicht entfliehen.

 

Dass er nun zu ew’gem Spiel

Bei Nachte nun verflucht sei,

Niemals mehr das Licht zu seh’n,

Nimmer wieder werden frei.

 

Drum hüte dich ob seinem Lied,

Den finsteren Visionen.

Denn wer der dunklen Gabe Herr,

Ist Meister der Dämonen.

Der wilde Garten

In des wilden Gartens

Duftend Blumenmeer die

Sterblichen Seelen wandeln;

Herzlose Schönheit,

Deren Dornen

Klauen gleich ihre Jugend

Umschließt und

Gefangen nimmt;

Verdammt zu welken,

Vergehen.

Doch wir, die beschenkt

Mit der Rosen

Blutigen Kuss,

Trinken aus dem Todeskelche

Und kosten

Von dem roten Tau:

Süße Perlen ew’gen Lebens.

Tanz der Succuba

Aus der Dämmerung im Mondenschein

Ein Schemen ist erwacht,

Zu singen, springen, tanzen

In den Schatten dieser Nacht.

 

Junge Frau tanzt ihren Reigen

Um des Feuers Licht;

Um die Glut ihr Leib sich windet;

Täuscht die Sinne und die Sicht.

 

Durch die Wälder streift die Wölfin,

Grüßt den Mond mit hallend’ Ton;

Schleicht im Reigen, Beute suchend,

Um den Berg begierig schon.

 

Und der Hexen wilder Tanz

Kreist und wogt mit Freudenschrei,

Die Braut heut Nacht zu sehen,

Die sich zeigt in Glut so frei.

 

Aus der Ferne hört ein Jüngling

Der Braut so schönen Sang;

Folgt dem Liede, folgt der Wölfin,

Versinkt im tiefen Zauberbann.

 

Sodann man holt ihn in den Reigen,

Zu tanzen unterm vollen Mond,

Zu frönen der sünd’ gen Freuden,

Verlieren, was an Reinheit in ihm wohnt.

 

Es fliegt der Besen, Zauberflüche,

Doch noch eh’ der Morgen graut,

Lacht die Lilith, Schattenmutter,

Und küsst der Bräutigam die Braut.

 

Und seid jeher streift die Wölfin

Wild umher im Morgenrot.

Doch vom Feste keine Spuren,

Nur der Jüngling liegt dort tot.

Träume hinfortgesehnt

Unerfüllte Träume,

In die Ferne fortgesehnt.

Dekaden voller Hoffnung

In der Zeit entschwunden.

Wünsche wie die Winde:

Ewig sie Vergehen,

Entgleiten in den Nächten

Beklagter Einsamkeit,

Wenn Jahre ziehn dahin

In die ewige Schwärze

Der kleinen Kammer,

Meiner Ruhestatt,

Wo mein dunkles Herz

Begraben liegt

In rauschend’ Samt und Gold;

Einer Puppe gleich,

Die träumend dort

Von all den Möglichkeiten

Des Lebens nichts ahnt;

An Sonnenschein nicht denkend,

Sich niemals zu erinnern

An den Duft der Blumen,

An Lieb und Lachen sorgenfrei

Oder Haut die Schmiegt sich

Leidenschaftlich

An des Liebsten Haut.

Doch statt der roten Lippen

Küss’ ich nun

Den zarten Lebenshauch,

Der willig sich in meine

Mädchenarme fallen lässt,

Vertrauensvoll und lieblich;

Doch niemals zu geben

Das Lebenslicht,

Stets zu nehmen, zu entreißen,

Was einst hätte

Mein sein können,

Wären Träume nicht hinfortgesehnt.

Tochter der Nacht

Ich wünscht, die Nacht würd’ schenken

Schwingen mir aus Sternenlicht,

Dass ich dem Käfig mag entrinnen,

Dass meine Fessel mir zerbricht.

 

Was sind mir goldne Locken

Oder Samt und luft’ger Taft,

Wenn doch die Welt birgt birgt neue Schätze,

Wenn Tod schenkt neue Lebenskraft.

 

Welch irdisches Gesetz

Vermag noch mich zu halten,

Nun, da ich ein schwarzer Engel,

Nun, da sich meine Flügel frei entfalten.

 

So bin ich Kind der Finsternis,

Im wilden Garten eine Gottheit;

Frei, die fernen Lande heimzusuchen,

Frei für alle Ewigkeit.

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JanosNibor Die letzten beiden sind meine absoluten Favoriten! Schöne Sammlung,

LG Janos
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Deine Kinder der Finsternis ... - ... liebe FrozenHeart, werde ich zu meinen Favoriten nehmen. Da ich maximal 10 Favoriten "zulasse", werde ich einen der anderen in die Finsternis verbannen ... müssen*****
LG Rattenfänger
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks Ich liebe... -
die Mächte der Finsternis...
Deine Zeilen sind wundervoll und man neigt dazu, sich darin zu verlieren...
dem Fürst der Dunkelheit an die Seite zu treten und mit ihm zu lieben und zu leiden...

großartige Zeilen !

ganz liebe Grüße
roxanne
Vor langer Zeit - Antworten
mozimi ein Genuss - die Tiefe Deiner Bilder und die Bewegung in der Poesie...
LG Uwe
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Re: Hach -
Zitat: (Original von FrozenHeart am 25.03.2012 - 09:33 Uhr)
Zitat: (Original von LadyLy am 25.03.2012 - 09:06 Uhr) das ist herrlich, endlich finde ich hier mal wieder Lyrik, in der ich mich wohl Stunden hätte aufhalten können.

Du hast ein feines Gespühr für Sprache und obgleich ich persönlich dazu neige, gereimte Gedichte schöner zu finden, habe ich hier doch keine Sekunde lang eben diese vermisst.

Dein altertümlich anmutender Gebrauch der Sprache gefällt mir dabei insbesondere, ich glaube ich hatte schon immer einen Hang zu bildlicher Lyrik.

Das Minnelied der Incubi hat dann letztlich auch den Ausschlag zum Favoriten gegeben.

Herzlichste Grüße Dir
Ly



Hallo,

und 'Danke' für deinen lieben Kommentar. Schön, dass die Gedichte dir gefallen. Ich selbst bin eigentlich auch eher für gereimte Gedichte, bei "Prometheus der Sterne" fand ich es z. B. vom Inhalt und von der philosophischen Bedeutung der Prometheus-Figur her nicht allzu passend, es in Reimen aufzubauen.

Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich Leute auch mal tiefer mit Literatur beschäftigen und nicht nur darauf achten, was sie persönlich am besten finden. Deine Offenheit für einen Gedichttypus, der dir sonst eigentlich nicht allzu sehr zusagt, ehrt mich.

LG
FrozenHeart


Guten Morgen,

ach das ist keine Ehre. Und prinzipiell neige ich insbesondere dazu das zu lesen, was mir gefällt, aber da bin ich halt nicht festgelegt.

Es stimmt schon, zu Prometheus hätten Reime wohl kaum gepasst, aber wie gesagt, sie schienen mir hier auch nicht zu fehlen.

Wenn ich ein bisschen Ruhe habe, werd ich mich wohl weiter mit Deinen Werken beschäftigen, mir scheint da könnte ich mich wohlfühlen.

Liebe Grüße
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenHeart Re: Hach -
Zitat: (Original von LadyLy am 25.03.2012 - 09:06 Uhr) das ist herrlich, endlich finde ich hier mal wieder Lyrik, in der ich mich wohl Stunden hätte aufhalten können.

Du hast ein feines Gespühr für Sprache und obgleich ich persönlich dazu neige, gereimte Gedichte schöner zu finden, habe ich hier doch keine Sekunde lang eben diese vermisst.

Dein altertümlich anmutender Gebrauch der Sprache gefällt mir dabei insbesondere, ich glaube ich hatte schon immer einen Hang zu bildlicher Lyrik.

Das Minnelied der Incubi hat dann letztlich auch den Ausschlag zum Favoriten gegeben.

Herzlichste Grüße Dir
Ly



Hallo,

und 'Danke' für deinen lieben Kommentar. Schön, dass die Gedichte dir gefallen. Ich selbst bin eigentlich auch eher für gereimte Gedichte, bei "Prometheus der Sterne" fand ich es z. B. vom Inhalt und von der philosophischen Bedeutung der Prometheus-Figur her nicht allzu passend, es in Reimen aufzubauen.

Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich Leute auch mal tiefer mit Literatur beschäftigen und nicht nur darauf achten, was sie persönlich am besten finden. Deine Offenheit für einen Gedichttypus, der dir sonst eigentlich nicht allzu sehr zusagt, ehrt mich.

LG
FrozenHeart
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Hach - das ist herrlich, endlich finde ich hier mal wieder Lyrik, in der ich mich wohl Stunden hätte aufhalten können.

Du hast ein feines Gespühr für Sprache und obgleich ich persönlich dazu neige, gereimte Gedichte schöner zu finden, habe ich hier doch keine Sekunde lang eben diese vermisst.

Dein altertümlich anmutender Gebrauch der Sprache gefällt mir dabei insbesondere, ich glaube ich hatte schon immer einen Hang zu bildlicher Lyrik.

Das Minnelied der Incubi hat dann letztlich auch den Ausschlag zum Favoriten gegeben.

Herzlichste Grüße Dir
Ly
Vor langer Zeit - Antworten
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