Science Fiction
Project Albagan [2x06] Blutzoll

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"Project Albagan [2x06] Blutzoll"
Veröffentlicht am 12. März 2012, 46 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Project Albagan [2x06] Blutzoll

Project Albagan [2x06] Blutzoll

Beschreibung

Neue Folgen, News und weitere Stories auch auf http://s-hilgert.blogspot.com || Auf einem neu gefundenen Planeten aus der Datenbank finden die Expeditionsteilnehmer ein Volk von alten und äußerst gut informierten Wesen. Doch um ihr Vertrauen zu gewinnen, müssen sie erst einmal zeigen, dass sie einer Allianz auch würdig sind...

Inistra

“Interessant…”, murmelte Mary Lu, einen Text auf dem Bildschirm ihres Computers lesend.

„Dachte ich mir doch, dass dich das interessieren würde“, antwortete Zoe über den kleinen Lautsprecher, der neben dem Monitor auf dem Tisch stand.

„Wenn das stimmt, was hier steht, könnte es sein, dass wir gerade einen ziemlich mächtigen potentiellen Verbündeten gefunden haben.“

„Mächtiger Verbündeter?“, kam es plötzlich von der Tür, „das hört man doch gerne.“

Mary Lu zuckte zusammen. Sie atmete tief ein und drehte ihren Stuhl um 180°, um sehen zu können wer sie da gerade so erschrocken hatte. Es war, wie konnte es auch anders sein, Jan, der da grinsend im Türrahmen stand.

„Weißt du, höfliche Menschen klopfen an, bevor sie einfach so hereinplatzen.“

„Es war offen“, verteidigte sich Jan lachend.

„Davon abgesehen, Zoe, hättest du mich nicht warnen können?“

„Selbst wenn ich das könnte, die Tatsache, dass ich Teil des Computersystems bin heißt noch lange nicht, dass ich meinen Humor verloren habe. In der Tat finde ich, dass ich viel humorvoller geworden bin, seit ich keinen Körper mehr habe.“

„Da ist allerdings was dran“, kommentierte Jan, und hockte sich neben Mary Lu an ihren Schreibtisch.

„Aber ihr beiden ward gerade dabei irgendwas von sehr mächtigen Verbündeten zu erzählen.“

Mary Lu nickte.

„Zoe hat in der Datenbank einen Verweis auf einen Planeten gefunden, auf dem die Fuetron versucht haben sollen eine Rasse von Kriegern zu züchten.“

„Versucht?“

„Nach allem was ich in der Datenbank finden konnte,“ antwortete Zoe, „verlief das Experiment nicht wie geplant und wurde aufgegeben. Es ist wahrscheinlich, dass die Kreaturen, an denen sie experimentiert haben uns helfen werden als den Fuetron.“

Jan nickte.

„Ich wäre auch ziemlich angepisst, wenn die an mir herumexperimentieren würden.“

Mary Lu boxte ihn auf die Schulter.

Jan, language!

Jan lachte.

„Sagt diejenige, die mein Alter Ego mit einem Vibrator bewusstlos geschlagen hat.“

„Könnten wir uns wieder auf das Thema konzentrieren?“, kam es aus den Lautsprechern.

„Natürlich“, grinste Jan pflichtschuldigst, „also, was hast du noch herausgefunden?“

„Nicht viel. Die Informationen sind extrem spärlich. Trotzdem würde ich Captain Hedgefield gerne eine Zusammenfassung übermitteln, damit wir dieser Welt einen Besuch abstatten können.“

Mary Lu und Jan nickten.

„Setz unsere Namen drunter“, meinte Jan, „das sollten wir uns wirklich ansehen.“

„Gut“, antwortete Zoe, „ich habe dem Captain die entsprechenden Dokumente übermittelt. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe Laura versprochen ihr dabei zu helfen ihren Computer zu reparieren.“

Jan runzelte die Stirn.

„Ich dachte dafür hätten wir unseren großartigen Dr. Lieb?“

„Dr. Lieb ist damit beschäftigt einen seiner Server zu reparieren, den ich… aus Versehen überlastet haben könnte während er dabei war mich mit Aufgaben zu überschütten. Also dann, bis später.“

Ein Symbol auf dem Bildschirm zeigte an, dass die Verbindung beendet war.

„Ganz ehrlich, so hatte ich mir einen sprechenden Computer nicht vorgestellt“, meinte Mary Lu mit freundlichem Spott in der Stimme.

„Davon abgesehen, dass Zoe eigentlich nach wie vor ein Mensch ist, nur ohne Körper, wäre es dir vielleicht lieber mit HAL aus der Space Odyssee zu sprechen?“

„Da hast du auch wieder recht.“

Damit entschuldigte sich Mary Lu, die eine neue Mitarbeiterin einweisen musste, eine schüchterne Japanerin, was wiederum Jan daran erinnerte, dass er noch ein paar Diagnosen am Albagan zu checken hatte.

Inistra // Der nächste Tag

Der Captain hatte gar nicht erst großartig überzeugt werden müssen den Planeten zu besuchen. Schon früh am Morgen hatten sie sich wieder einmal in ihre „Ausgehuniform“ geworfen, wie Jan scherzhaft bemerkte, also tarnfarbene Kampfanzüge samt Helm und schweren, geländegängigen Schuhen, dazu MP-5s für die Militärs und eine Glock für die Wissenschaftler. Jan trug zudem seine Wurfsterne und Mary Lu ein langes Messer am Gürtel. Auch Sergej war wieder mit von der Partie, der vermutlich genetischen Experimente. Die Marines wurden wie gewohnt von Sergeant Rainy Charleston angeführt.

Zoe hatte gerade das Albagan unter Strom gesetzt, als der Captain die Halle betrat.

„Nanu, wollen Sie etwa auch mit, Captain?“, fragte Mary Lu über das sich steigernde Summen der Projektoren hinweg. Hedgefield schüttelte den Kopf.

„Nein, sobald Sie alle weg sind muss ich für einen kurzen diplomatischen Besuch nach Aiwa Amzama. Keine Ahnung was die schon wieder haben.“

„Aber ich dachte, Sie hätten Angst davor gefangen genommen zu werden?“, fragte Jan spitz und mit hochgezogenen Augenbrauen. Hedgefield schüttelte lächeln den Kopf.

„Ich habe einen Trip überlebt, ich glaube damit ist die Gefahr gebannt.“

Er schien glänzender Laune zu sein. Jan wollte gerade noch einen spitzen Kommentar abgeben, da unterbrach ihn Zoe mit der Information, die Verbindung sei erfolgreich hergestellt. Also hob Jan nur kurz die Hand zur Verabschiedung, und gemeinsam traten sie in die schimmernde blaue Kugel.

 

Auf der anderen Seite erwartete sie tiefste Nacht. Ein schmaler Streifen Mond stand am Himmel, als sie aus der Kugel heraustraten, die einen Steinkreis erleuchtete, das Albagan umgebend. Als die Kugel erlosch sahen sie, dass überall Fackeln aufgestellt waren, die den Ort in ein mystisches Licht tauchten.

„Warum kommt mir hier alles so bekannt vor?“, fragte Jan nach einem skeptischen Blick umher.

„Die Anordnung der Steine… sie wirkt wie ein keltischer Steinkreis“, antwortete Mary Lu, während die Marines Position bezogen.

„Wie das Stonehenge, oder?“

Mary Lu schüttelte den Kopf.

„Das Stonehenge ist wesentlich älter. Auch wenn die Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist…“

In dem Moment erschien eine schlanke, hochgewachsene Figur im schwachen Schein der Fackeln. Sofort richteten sich fünf scharfe MP-5s auf die Silhouette. Der Fremde blieb stehen und hob die Hände bis auf etwa die Höhe seiner Schultern.

„Ihr könnt euer Waffen senken, ich stelle keine Gefahr für euch dar“, begrüßte er die Gruppe in einem hart klingenden Chibigo-Dialekt. Die Soldaten sahen zögernd zu Charleston hinüber. Der kniff für einen Moment die Lippen zusammen, dann befahl er die Waffen zu senken.

„Wir stellen ebenfalls keine Gefahr dar“, antwortete Mary Lu, als die Waffen gesenkt waren.

„Wir haben lediglich ein paar… schlechte Erfahrungen gesammelt.“

Der Fremde senkte seine Hände wieder und lachte leise.

„Ja,“ sagte er, „ das kann ich verstehen.“

Dann trat er mit leichten Schritten in den Lichtschein der Fackeln. Er war groß, mindestens zwei Meter, wenn nicht mehr, und hatte muskulöse Extremitäten. An den Fingerknöcheln befanden sich kleine, wie Dornen aussehende Krallen. In tiefen Höhlen liegend besaßen die Augen eine riesige Iris aber anscheinend keine Regenbogenhaut. Die Haut selbst war bleich und von feinen Falten durchzogen. Gehüllt in einen langen schwarzen Mantel machte er trotz aller Beteuerungen einen gefährlichen Eindruck.

„Mein Name ist Gatorr, und ich heiße euch herzlich willkommen auf Aiwa Vampiris.“

Jan kniff die Augen zusammen.

„Vampiris? Wie in… ein Vampir?“

Gatorr lächelte nachsichtig.

„Ich sehe, ihr habt von unserer Rasse gehört.“

„Ja, aber ich dachte immer das wären nur… Geschichten.“

„Eigentlich“, warf Mary Lu ein, „macht es durchaus Sinn: Eine mystische Rasse von Wesen, die nur zu bestimmten Zeiten überhaupt in Erscheinung tritt, vornehmlich an Halloween, oder besser gesagt dem alten keltischen Fest des Samhain, an dem die Grenze zwischen den Welten der Lebenden und der Toten geöffnet wird. Eine Grenze die geöffnet wird, ein Tor zu einer anderen Welt.“

Sie deutete auf das Albagan hinter ihnen.

„Das hier könnte der Ursprung dieses Teils der Legende sein.“

Gatorr lächelte.

„Ihr stammt von der Blou Aiwa, der ursprünglichen Heimstatt unser aller Vorfahren, nicht wahr?“

Mary Lu nickte.

„Vor vielen hundert Jahren hat es in der Tat einen solchen Fall gegeben. Wir wollten den Planeten besuchen, von dem unser genetischer Ursprung stammt. Aber wir waren nicht sonderlich willkommen, man versuchte uns mit allen Mitteln vom Antlitz eures Planeten zu vertilgen. Es liegt nahe, dass sich solche Geschichten über die Generationen fortsetzen.“

„Also trinkt ihr wirklich Blut?“, erstaunte sich Jan, noch bevor Mary Lu etwas Passenderes hätte sagen könne. Gatorr sah ein wenig indigniert in die Runde. Dann seufzte er und präsentierte seine überaus spitzen Eckzähne.

„Ja, wir trinken Blut. Aber seid unbesorgt, ihr seid nicht in Gefahr. In der Tat würde ich euch gerne in das Anwesen meiner Familie einladen, es ist ein Festmahl heute. Unterwegs werde ich euch ein wenig die Zusammenhänge unseres Volkes erklären, wenn ihr nichts dagegen habt.“

„Gerne doch“, antwortete Mary Lu schnell, bevor jemandem noch eine andere unpassende Frage einfallen konnte.

„Ursprünglich war das alles hier ein Experiment der Fuetron. Sie hatten bereits erfolgreich ein Volk von Dienern herangezüchtet, und wollten nun neue Krieger erschaffen, um noch mehr Planeten unter ihr Joch zwänge n zu können. Aus alten Aufzeichnungen konnten wir entnehmen, dass ihr Ziel ein Wesen war, welches ihre Schöpfer an Blutrünstigkeit noch übertreffen sollte, und jeden Gegner binnen kürzester Zeit niederringen konnte. Sie kombinierten daher das Erbgut ihrer Diener mit dem verschiedener anderer Lebewesen, unter anderem einer bestimmten Fledermausart. Getrieben vom Durst nach Blut sollten unsere Vorfahren die Feinde der Fuetron niedermetzeln.“

„Ich nehme an, irgendwas hat nicht so funktioniert wie gedacht?“, sprach Jan in die bedeutungsschwangere Pause, die Gatorr eingelegt hatte.

„In der Tat. Anfangs muss alles planmäßig gelaufen sein, bereits nach wenigen Jahren hatte man Hybride gezüchtet, die sich unter anderem vom Blut anderer Lebewesen ernährten. Die ersten Vampire waren geboren. Und doch sollten unsere Vorfahren niemals die lebendigen Waffen werden, die ihre Schöpfer so gerne gesehen hätten. Die unzähligen Experimente hatten zahlreiche Nebeneffekte, positive, wie extrem langes Leben, wie negative, unter anderem eine große Zahl an allergischen Reaktionen. Aber vor allem haben die grausamen Versuche ein Verlangen nach Ruhe in unseren Köpfen verankert.“

„Das genaue Gegenteil also von dem, was die Fuetron eigentlich wollten“, bemerkte Mary Lu, während sie über einen Kiesweg eine kleine Anhöhe hochstiegen. Gatorr nickte.

„Das Experiment wurde eingestellt und unsere Vorfahren sich selbst überlassen. Seither leben wir in Frieden hier und versuchen unser Wissen über die Vorgänge des Universums zu mehren.“

„Dann haben wir ja etwas gemeinsam, wir sind ebenfalls Forscher“, lächelte Mary Lu. Gatorr nickte abermals.

„Es ist lange her, dass uns zum letzten Mal Fremde besucht haben. Die Anderen werden hocherfreut sein“, sagte Gatorr, während sie den höchsten Punkt des kleinen Hügels erklommen. Gatorr blieb stehen und deutete auf ein hell erleuchtetes Gebäude etwa 100 Meter entfernt.

„Das ist das Anwesen meiner Familie. Wir werden gerade rechtzeitig zum Fest der Karminesflüsse eintreffen.“

„Was ist das für ein Fest?“, fragte Jan, als sie sich wieder in Bewegung setzten.

„Es ist schwer zu erklären. Es wird am besten sein, wenn ihr es selbst seht.“

Schweigend marschierten sie auf das in leicht orangenes Licht getauchte Anwesen aus hellem Fels.

„Bin ich eigentlich der einzige“, wisperte Jan Mary Lu zu, „der nicht ganz glücklich damit ist sich zu einem Fest zu begeben, das von Vampiren ausgerichtet wird? Was wenn denen einfällt uns zum Hauptgang zu machen?“

„Möglich wäre es, aber ich glaube nicht, dass das passieren wird.“

„Und was macht dich so sicher?“

Mary Lu zuckte mit den Schultern.

„Weibliche Intuition?“

Jan grummelte etwas Unverständliches und schwieg. Kurze Zeit später hatten sie das Anwesen erreicht. Gatorr öffnete eine schwere Holztür und bat sie in einen reich verzierten Eingangsraum. Im Gegensatz zu den kunstvollen bildhauerischen Arbeiten auf Inistra war das Innendekor hier hauptsächlich in Holz gehalten, kunstvoll geschnitzte und bemalte Figuren und Muster zogen sich an Säulen hoch bis zur Decke.

„Hier entlang“, bat Gatorr und zeigte auf ein Portal aus dunklem Holz, von dem aus eine Treppe nach oben sichtbar war. Aus dem Durchgang ertönte leise Musik, die dem Anschein nach von Trommeln und Blasinstrumente dominiert wurde. Darüber hinweg hörte man Leute reden.

„Klingt wirklich nach Fest“, kommentierte Charleston.

„Jetzt fangen Sie nicht auch noch mit dem Horror-Fantasien an“, beschied ihn Mary Lu.

Leicht nervös bestiegen sie die Treppe. Jans Hand wanderte unwillkürlich zu der Tasche mit den Wurfsternen, die an seinem Gürtel baumelte und auch Charlestons Griff um das Endstück seiner MP5 wurde fester.

Dann traten sie in den Festsaal ein, der sich als langgezogener Raum entpuppte, reich verziert von Fackeln und anderen Leuchten kunstvoll ausgeleuchtet. In der Mitte war ein langer Tisch platziert worden, an dem mindestens dreißig Leute saßen, vermutlich alles Vampire. Am Kopfende standen auf einem kleinen Podest eine Handvoll Musiker, die auf kleinen Trommeln und länglichen Holzblasinstrumenten spielten. Soweit machte alles einen friedlichen Eindruck. Doch dann glitt Jans Blick auf das andere Kopfende, und mit einem Mal lief es ihm eiskalt den Rücken hinab.

Ebenso kunstvoll angeleuchtet wie die Dekoration saßen auf einem runden hockerartigen Stuhl zwei Menschen, gehüllt in schwarze Kleidung, die den Nackenbereich prominent frei ließ. Fast regungslos saßen die beiden da, ein Mann und eine Frau, und blickten in den Raum hinein.

In dem Moment setzte die Musik mit einem erstaunten, schiefen Ton aus, die Gespräche verstummten und alle blickten zu ihnen hinüber.

Jan sah nur aus dem Augenwinkel, wie Charleston seine MP-5 zog.

„Keine Bewegung“, brüllte er, „Finger weg von den Menschen!“

Jan war starr vor Schreck.

„Sergeant“, wisperte Mary Lu von hinten, „möchten Sie mir erzählen, was zur Hölle Sie hier veranstalten?“

„Ich improvisiere“, wisperte Charleston zurück, „und ich werde unter keinen Umständen tatenlos hier stehen, während diese Blutsauger hier zwei fellow humans opfern!“

Für einen Moment schwiegen alle, die Nerven wie Saiten gespannt, und die Frage schien nur bei wem sie zuerst reißen würden. Da erhob sich mit einem Mal einer der Menschen, hob die Hände und lächelte.

„Ich glaube,“ sprach er leise und bedächtig, „hier liegt ein großes Missverständnis vor. Das Karminesfest hat eine sehr alte Tradition und hat nichts mit Gewalt oder tödlichen Opfern zu tun. Wir geben lediglich einen kleinen Teil unseres Blutes, um das Überleben der Vampire zu sichern. Es ist eine symbiotische Beziehung, keine Unterdrückung, auch wenn es vielleicht den Anschein erwecken mag.“

Charleston zuckte leicht.

„Und wer sagt mir, dass das sie dir das nicht vorher ins Ohr geflüstert haben?“

Einer der Vampire erhob sich.

„Das werden Sie uns schon glauben müssen. Allerdings würde ich im Gegenzug dann auch ganz gerne wissen, wer Sie sind und warum Sie hier in unser Fest hereinplatzen!“

Mary Lu hob beschwichtigend die Hände.

„Wir sind Forscher einer Expedition nach Inistra. Wir sind hier, weil wir nach Verbündeten im Kampf gegen die Fuetron suchen.“

„Indem Sie in  einen hochtraditionellen Festakt einbrechen, die Gäste mit Waffen bedrohen und die Ehrengäste entführen wollen? Ich weiß ja nicht, wie diese Dinge da geregelt werden wo Sie herkommen, aber hier sieht man diese Dinge nicht besonders gerne.“

„Wir bitten um Verzeihung,“ schaltete sich nun Jan ein und deutete eine Verbeugung an.

„Sie müssen wissen, da wo wir herkommen existiert die Rasse der Vampire nur in Mythen und Sagen, und, so leid mir das tut, sie sind nicht besonders schmeichelhaft. Es entspricht sozusagen dem Klischee, das wir gewohnt sind, dass wenn man zwei Menschen und eine Gruppe Vampire sieht, man sofort an Entführung, Mord und dergleichen denkt.“

Der Vampir schnaubte.

„Und wo kommt ihr her?“

„Ursprünglich stammen wir von Blou Aiwa.“

Ein leichtes Raunen ging durch den Saal.

„Blou Aiwa sagt ihr? Und ihr okkupiert zurzeit die Stadt Inistra?“

Jan und Mary Lu nickten simultan.

Die Vampire tuschelten kurz. Dann erhob sich ein sehr alt aussehender Vampir.

„Mein Name ist Termok. Ich bin mit über 800 Jahren der Älteste meines Clans. Ich bin gewillt euer Anliegen dem Rat vorzutragen, doch zunächst müsst ihr eine Prüfung bestehen, die die Rechtschaffenheit eurerseits auf die Probe stellen wird. Zwei von euch werden der Prüfung unterzogen, und zwar du und du.“

Er deutete auf Jan und Mary Lu. Dann zeigte er auf die Menschenfrau.

„Du wirst sie bis zum  Allianztempel führen, und danach hierher zurückkehren. Die Festlichkeiten werden solange unterbrochen. Die anderen Teilnehmer der Expedition sind frei darin sich im Untergeschoss aufzuhalten oder zu ihrer Welt zurückzukehren. Ich habe gesprochen.“

Damit setzte er sich wieder hin. Die Frau indes erhob sich von ihrem Hocker und hob die Hand, wohl zum Gruß, und legte sie auf ihre Schulter.

„Mein Name ist Meander. Bitte folgt mir.“

Sie lächelte und ging zur Tür. Jan und Mary Lu warfen sich einen kurzen Blick zu, dann folgten sie ihr.

„Viel Glück“, brachte Charleston noch heraus, dann waren die beiden die Treppe hinab verschwunden.

 

Draußen war es kühl geworden, als Meander, Mary Lu und Jan aus der Tür traten.

„Ihr fragt euch sicher, was es mit alldem auf sich hat“, lächelte Meander freundlich und deutete mit Hand einmal um sie herum. Jan nickte.

„Es ist… ungewohnt, ja.“

Meander lachte glockenhell.

„Ja, ich kann mir vorstellen, dass es das für euch ist. Soll ich euch ein wenig… erhellen?“

„Gerne. Die Grobfassung der Vampirhistorie haben wir zwar schon von Gatorr bekommen, aber alles andere hat er verschwiegen.“

Meander lächelte.

„Es ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Die Fuetron haben hier nicht nur die Vampire angesiedelt, sondern auch eine kleine Kolonie Chibigo. Sie sollten den Vampiren als Nahrungsquelle dienen. Doch nachdem das Experiment der Fuetron gescheitert war, verbündeten sich die Vampire mit meinen Vorfahren. Sie gaben uns Bildung, beschützten uns vor Feinden und halfen unserer Zivilisation sich zu entwickeln. Im Gegenzug gaben wir unser Blut, was die Vampire am Leben hielt. Über die Jahrhunderte entwickelte sich so eine Symbiose. Die Vampire sind inzwischen in der Lage einen Großteil des Blutes, welches sie benötigen zu synthetisieren, aber einmal im Jahr geben wir dennoch einen kleinen Teil unseres Blutes. Es ist für uns nicht gefährlich und wir tun es gerne.“

Jan lachte, auch aus Erleichterung.

„Und wir dachten, ihr wärt in Lebensgefahr.“

Meander schüttelte den Kopf.

„Überhaupt nicht. Es tut nicht einmal besonders weh.“

„Und dieser Test“, schaltete sich Mary Lu ein, „was hat es damit auf sich?“

Meander zögerte einen Moment lang.

„Ich weiß es nicht genau“, gab sie zu, „ der Allianztempel verfügt über zahleiche Katakomben und uralte Höhlen über die nur die Allianzhüter bescheid wissen. Normalerweise wachen sie darüber, dass unsere Völker ihre Allianzen einhalten, nicht nur untereinander sondern heute vor allem auch die mit anderen Völkern. Was es aber mit dieser Prüfung auf sich hat weiß ich nicht, tut mir leid.“

Mary Lu stellte noch ein paar Fragen und kurze Zeit später fanden sie sich einer gewaltigen Pyramide gegenüber.

„Hier ist es“, sagte Meander ehrfürchtig und deutete auf den Tempel. Wie auf Kommando traten zwei Männer in purpurnen Roben auf sie zu und legten die Hand zum Gruß auf die Schulter.

„Willkommen im Allianztempel. Wie können wir euch behilflich sein?“

Meander grüßte ebenfalls, und auch Mary Lu und Jan versuchten die Geste zu imitieren.

„Diese beiden“, erklärte Meander und klang dabei wie beim Aussagen eines Gedichts, „kommen von weit her und wünschen eine Allianz mit unserem Völkerbund. Termok der Alte entsendet seine Grüße und bittet für diese beiden die Prüfung.“

Die beiden berobten Männer nickten weise.

„So soll es sein. Folgt uns in das Innere des Tempels.“

Meander verabschiedete sich, dann folgten die beiden den Tempelhütern in einen aus grobem Stein gehauenen Gang. Fackeln erleuchteten den Weg, der wie ein alter Minenschacht wirkte. Kurze Zeit später standen sie vor einer schweren Dielentür.

„Hinter dieser Tür erwartet euch die Prüfung, die über Wohl oder Wehe dieser Allianz entscheidet. Seit ihr rein in Geist und Seele, rechtschaffend in Gedanke und Tat und mutig allem was ihr tut, so soll unserer Allianz nichts im Wege stehen.“

Der eine der beiden Robenträger, der diese Worte gesprochen hatte verneigte sich und ging, hoch erhobenen Hauptes, zurück den Gang entlang.

„Solltet ihr aber“, hob der Verbleibende an, „diese Voraussetzungen nicht erfüllen, so ist nunmehr der letzte Moment, in dem ihr euch entscheiden könnt umzukehren.“

Für einen Moment sahen sich Jan und Mary Lu in die Augen.

„Wir werden nicht umkehren“, erklärte Jan mit fester Stimme.

„Nun denn“, sprach der Robenträger und öffnete die schwere Tür. Muffige Luft stieg ihnen entgegen, als Jan und Mary Lu durch den Durchgang traten. Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür hinter ihnen wieder.

„Was haben wir uns da wieder eingebrockt…“, murmelte Jan.

Mary Lu nickte. Die beiden blickten in einen dunklen Gang, der nur stellenweise von Fackeln erhellt war. Es war feucht und roch modrig, an manchen Stellen tropfte Wasser von der Decke und traf mit einem leisen Plitsch auf kleine Pfützen auf dem Boden.

„Irgendwie erinnert mich das ganz böse an die Nekropole unter Inistra“, kommentierte Mary Lu.

„Trotzdem wird uns kaum etwas anderes übrig bleiben, als weiterzugehen“, antwortete Jan, „ich glaube kaum, dass die diese Tür für uns noch mal öffnen.“

So gingen sie schweigend den Gang hinab, wichen größeren Pfützen aus und versuchten sich ansonsten mit ihren Taschenlampen zu behelfen.

Nach einigen Minuten erreichten sie eine Weggabelung. Der Weg, auf dem sie gekommen waren spaltete sich in drei weitere Gänge, die alle gleich aussahen, und noch dazu genauso wie derjenige aus dem sie gekommen waren.

„Was haben wir denn hier?“, murmelte Mary Lu, mehr zu sich selbst, und leuchtete auf eine korrodierte Metallplatte über einer der Türen.

„Eine Inschrift“ flüsterte Jan. Er leuchtete ein wenig umher.

„Jeder Gang trägt eine.“

Mary Lu nickte.

„Der erste Test?“, wunderte sich Jan.

„Wahrscheinlich. Also der ganz linke Gang trägt die Überschrift Im Offensichtlichen liegt die Antwort, der mittlere sagt Im Verborgenen liegt die Antwort  und der rechte Im Hinterfragten liegt die Antwort.“

„Was ist denn das bitte für ein Test?“

Mary Lu legte den Kopf schief.

„Vermutlich führt uns nur der richtige Spruch weiter. Also… Im Offensichtlichen liegt die Antwort. Das ist der genaue Gegensatz zu Im Verborgenen liegt die Antwort.“

„Was wiederum der Hinterfragten Antwort sehr nahekommt.“

Mary Lu schnippte mit den Fingern.

„Klar. Es ist nicht nur die Antwort, die man mit Hinterfragen erhält, sondern auch der Aufruf die Antwort zu hinterfragen, einer der Grundsätze der Wissenschaft.“

„Also ganz rechts?“

Mary Lu nickte.

„Ich bin mir ziemlich sicher.“

„Na dann. Und wenn’s falsch ist dann holt uns alle der Teufel.“

Vorsichtig betraten sie den Gang. Nach ein paar Schritten hielten sie inne und horchten, doch nichts tat sich.

„Scheint als hätten wir den richtigen erwischt…“, murmelte Jan. Mary Lu nickte, und sie setzten ihren Weg fort. Wenig später erreichten sie eine neue Weggabelung.

„Noch eine?“, stieß Jan entgeistert hervor.

„Ja, noch eine. Freu dich doch, diesmal sind es nur zwei Wege, Nichts ist wie es scheint und Nichts bleibt wie es ist.“

Jan verzog die Mundwinkel und dachte nach.

„Nichts bleibt wies es ist,“ murmelte er, „also alles verändert sich. Wäre das nicht der logische Schluss aus dem Hinterfragen der Antwort von vorhin?“

Mary Lu nickte nachdenklich.

„Es wäre jedenfalls konsistent. Ich frage mich nur, ob es nicht vielleicht zu einfach ist.“

Jan seufzte.

„Da ist was dran. Aber denk dran, dieses Rätsel könnte hunderte von Jahren alt sein, und vielleicht haben wir gerade den einen Vorteil um diese Sachen zu verstehen. Bei aller Menschlichkeit und Verwandtschaft stammen die Erbauer dieser Anlage immer noch von einem anderen Planeten.“

„Und davon abgesehen scheint dein Bauchgefühl zu sprechen, du möchtest es nur nicht zugeben.“

Jan zögerte einen Moment, dann setzte er sich schweigend in Bewegung. Mary Lu lachte leise, dann folgte sie ihm. Nach wenigen Metern hatte sie Jan eingeholt, und wollte einen weiteren Kommentar abgeben, als sie plötzlich ein entferntes Rumpeln hörte. Sie hielt inne und griff Jan an die Schulter, der es nun ebenfalls hörte.

„Das ist nicht gut, oder?“, konnte er noch sagen, dann brach über ihnen die Decke zusammen. In einem halsbrecherischen Sprung nach dem anderen flohen die beiden vor den herabstürzenden Felsen.

„Das war knapp!“, keuchte Jan, als sich der Staub gelegt hatte. Mary Lu hustete sich den Staub aus der Lunge und nickte.

„Ich frage mich…“ murmelte Jan, mehr für sich selbst, und ging vorsichtig auf den Geröllhaufen zu, der den Tunnel vollständig versperrte.

„Was ist?“, fragte Mary Lu und stellte sich neben ihn.

„Schau mal hier“, sagte Jan und deutete auf einen der Steine.

„Die Steine in dem Haufen sehen alle gleich aus. Wenn man aber die Steine mit dem Rest der Höhle vergleicht…“

Mary Lu stutze.

„In der Tat, völlig anderes Gestein.“

Jan nickte.

„Also entweder eine zufällig angeordnete Gesteinsschicht, oder, was ich eher glaube, eine absichtlich platzierte Falle.“

„Scheint als hätten wir noch mal Glück gehabt.“

„Scheint so. Also, der andere Gang?“

„Bleibt uns ja kaum was anderes übrig.“

Vorsichtig kletterten sie über einige herumliegende Steine zurück und bogen in den anderen Gang ein. Vorsichtig bewegten sie sich vorwärts, um ja keine weiteren Fallen auszulösen. Wenig später wurde es immer wärmer, bis ihnen die Hitze bereits den Schweiß aus allen Poren trieb.

„Bist du sicher, dass wir hier noch richtig sind?“, fragte Jan, während er seine Jacke auszog.

„Hast du irgendwo Abzweigungen gesehen?“

„Auch wieder war.“

Der Gang wurde immer verwinkelter, und irgendwann sahen sie einen wabernden rötlichen Lichtschein.

That can’t be good“ murmelte Mary Lu.

Jan nickte unbehaglich, und als sie um die nächste Ecke bogen, bestätigten sich ihrer beide Befürchtungen: Sie sahen sich einer den Gang komplett einnehmenden Wand aus Feuer gegenüber.

Entgeistert blieben sie einige Meter vor der Wand stehen. Die Hitze war hier fast unerträglich.

„Bist du sicher, dass wir nicht zwischendurch eine Abzweigung übersehen haben?“, fragte Jan.

„Absolut sicher.“

„Und wenn der andere Gang doch keine Falle war und wir hier absolut falsch sind?“

„Dann haben wir ein Problem.“

Für einen Moment standen sie schweigend vor der Wand, dann schnippte Jan plötzlich mit den Fingern.

„Ich hab eine Idee.“

Mary Lu verzog den Mund.

„Ich ahne schlimmes.“

„Über dieser Höhle stand doch Nichts ist wie es scheint, oder?“

„Ja,“ machte Mary Lu zögerlich, ahnend auf was Jan hinauswollte.

„Was ist, wenn diese Wand hier gar nicht echt ist?“

„Also ich weiß ja nicht wie es bei dir aussieht, aber ich finde, dass das Feuer verdammt echt aussieht. Und sich anfühlt.“

„Aber es ist unser einziger Weg hier raus.“

Mary Lu runzelte die Stirn.

„Du meinst, es könnte genauso gut die nächste Prüfung sein?“

Jan nickt bekräftigend.

„Es macht Sinn oder? Eine Art Mutprobe. Wie der Sprung in die Tiefe im dritten Indiana Jones Film.“

„Muss man den gesehen haben?“

Jan seufzte.

„Ja. Da passiert folgendes: Indy hat keine andere Möglichkeit als in eine tiefe Schlucht zu springen, nur um zu bemerken, dass es eine versteckte Brücke gibt, auf der man landet, wenn man in die Schlucht springt.“

„Und du meinst, das hier könnte etwas ähnliches sein?“

Mary Lu besah sich zweifelnd die züngelnden Flammen vor ihnen.

„Haben wir irgendwas, womit wir diese Vermutung testen können?“

Jan schüttelte den Kopf.

„Ich wüsste nicht.“

Dann atmete er tief ein und setzte sich langsam in Bewegung. Mary Lu zögerte eine Sekunde, dann schloss sie zu ihm auf.

„Wenn, dann gehen wir gemeinsam.“

Jan lächelte, dann konzentrierten sich beide auf die Flammen vor ihnen. Mit vorsichtigen Schritten tasteten sie sich an das Feuer heran. Die Hitze brannte auf ihrer Haut, und Jan hätte es nicht verwundert, wenn die Schweißtropfen sich zischen in Dampf aufgelöst hätten.

„Letzte Chance“, rief Mary Lu über das Brausen der fast direkt vor ihnen aufragenden Flammen hinweg.

Vorsichtig nahm Jan seinen Arm und streckte ihn dem Feuer entgegen. Langsam führte er ihn immer näher an die Flammen heran. Dann biss er die Zähne zusammen und streckte seine Hand in die Flammen. Mary Lu hielt hörbar den Atem an. Dann trat Jan einen Schritt vor und verschwand in den Flammen. Mary Lu atmete einmal tief ein und aus, dann folgte sie Jan in die Flammen.

 

Auf der anderen Seite angekommen mussten beider erst mal tief durchatmen.

„Verdammt gute Illusion“ bemerkte Jan anerkennend.

„Verdammt gut“ stimmte Mary Lu ihm zu. Sie wollte gerade vorschlagen einen Moment Pause zu machen, als sie ein jämmerliches Stöhnen vernahm. Sie blickte zu Jan, doch der zuckte nur mit den Schultern. Vorsichtig bewegten sie sich weiter den Gang entlang, bis das Stöhnen immer lauter wurde.

Als sie eine Biegung erreichten, fanden sie, an einer Wand zusammengesunken, eine in zerrissene Gewänder gehüllte Person. Als sie näher kamen, drehte die Person den Kopf und sah sie flehentlich an. Auf den zweiten Blick erkannten sie, dass es sich um einen Vampir handelte.

„Bitte,“ flehte er, „ich habe mich hier unten verirrt, ich finde den Ausweg nicht mehr. Ich kann auch nicht mehr suchen, ich bin zu schwach geworden… bitte… helft mir!“

Jan und Mary Lu sahen sich an.

„Wie können wir helfen?“, fragte Mary Lu, indem sie sich herunterbeugte.

„Ich brauche Blut. Nicht viel, nur ein bisschen, nur so viel damit ich wieder aufstehen und den Ausgang suchen kann.“

Mary Lu sah hoch zu Jan, der die Hände hob.

„Ich bin schon als erster durch die Flammen gegangen. Diesmal bist du dran.“

Mary Lu verdrehte die Augen.

Pussy“ , murmelte sie.

„Was soll ich tun?“, fragte sie, nun an den Vampir gerichtet.

„Ich muss mit meinem Mund an deinen Hals kommen, aber unter keinen Umständen darfst du mich anfassen!“

Mary Lu runzelte die Stirn, sagte aber nichts und ging vor dem Vampir auf die Knie. Mit einer Hand strich sie sich die Haare aus dem Nacken, mit der anderen stützte sie sich auf dem kalten Steinboden ab, während sie darauf wartete, wie es sich wohl anfühlen würde von einem Vampir gebissen zu werden. Sie dachte gerade über das nach, was Meander dazu gesagt hatte, als Jan ein leises „Oh“ entfleuchte.

„Was?“, fragte Mary Lu.

„Dreh dich mal um.“

Mary Lu tat wie geheißen, und siehe da, der Vampir war verschwunden und an seiner Stelle ein Durchgang in der Wand erschienen. Mary Lu stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose.

„Deshalb solltest du ihn nicht berühren“, spekulierte Jan, „er war nur ein Hologramm, ebenso wie die Wand aus Feuer.“

Mary Lu nickte.

„Diese Vampire sind technisch ziemlich begabt, was?“

Jan lachte.

„Das kann man wohl sagen.“

Gemeinsam traten sie in den bisher verdeckten Gang ein, nur um sich wenig später vor einer Sackgasse wiederzufinden.

„Nanu?“, machte Jan und tastete die Wand ab, in der Hoffnung es handle sich um ein weiteres Hologramm.

„Solider Fels?“, fragte Mary Lu. Jan nickte.

„Und jetzt?“

„Warte mal…“, murmelte Mary und bückte sich. Und siehe da, etwa auf der Höhe ihres Knies fand sie eine weitere kleine Metalltafel.

Wenn ihr es bis hierher geschafft habt,“ las sie vor, „so habt ihr beinahe die vollständige Prüfung bestanden. Zollt nun noch von eurem Blute und ihr sollt unserer Gewogenheit sicher sein.“

„Zollt euer Blut?“, hakte Jan nach.

Mary Lu nickte.

„Unser Blut. Diesmal sind wir beide dran, wie es scheint.“

„Okay“, machte Jan, „und wie soll das gehen?“

Mary Lu schwieg. Nachdenklich starrten die beiden die Wand an. Nachdem sie einige Minuten schweigend verbracht hatten, ließ Jan sich an der Wand hinab und setzte sich auf den Boden.

„Du wirst doch wohl jetzt nicht aufgeben, oder?“, fragte Mary Lu irritiert.

Jan schüttelte den Kopf.

„Nur etwas –“

„Etwas – was?“

„Egal, schau mal hier!“

Er zeigte auf die Wand direkt neben seinem Kopf.

„Was denn?“

„Sieh genau hin!“

Mary Lu kniff die Augen zusammen – und erstarrte.

„Raffiniert“, murmelte sie. In das Gestein waren hauchdünne Metallfäden eingezogen, sorgsam und in regelmäßigen Abständen zueinander platziert.

„Ein Sensor?“, fragte sie Jan.

„Wahrscheinlich. Und hoffentlich einer, der auf unser Blut reagiert, und uns aus diesem Loch lässt.“

Mit diesen Worten zog er sein Schweizer Taschenmesser aus der Hose und klappte die schärfste Klinge aus. In einer sorgsamen Bewegung schnitt er sich in die Kuppe seines Ringfingers und legte den blutenden Finger auf die Stelle, wo er die Metallfäden gesehen hatte. Dann übergab er das Messer an Mary Lu, die es sorgfältig an der Innenseite ihrer Jacke abwischte um danach ihrerseits sich in den Finger zu schneiden. Sie presste den Finger neben die Stelle, wo bereits Jans Blut den Fels benetzte.

Für einen misstrauisch langen Moment passierte nichts, doch dann rumpelte es gewaltig, und die Felswand glitt zur Seite. Gleißend helles Licht schien ihnen entgegen, als sie in eine von Tageslicht durchflutete, reich verzierte Halle traten. Ihnen gegenüber standen die beiden Robenträger, breit und freundlich lächelnd.

Sie hatten es geschafft.

Inistra // Zwei Tage später

Captain Hedgefield war überaus zufrieden. Soeben hatte ein Gesandter der Vampire der kleinen Runde von Ressortleitern einen überaus interessanten Plan vorgestellt, mit dem man sich wunderbar an den Fuetron für ihren Angriff rächen konnte.

„Und ihr könnt uns wirklich nicht begleiten?“, fragte er, an den jungen Vampir gewandt. Der schüttelte den Kopf.

„Auch wenn es unserem… Bild widerspricht, das anscheinend anderswo von uns herrscht, verabscheuen wir kämpferische Handlungen zutiefst. Solange wir nicht selber angegriffen werden, sind wir beinahe unfähig dazu, eine der Nebenwirkungen der unzähligen Experimente der Fuetron. Aber wir sind durchaus willens und in der Lage euch Pläne und gewisse Technologien zukommen zu lassen, letztere jedoch nur beschränkt – weniger aus Sorge, dass ihr sie gegen uns einsetzen würdet, als zu eurem eigenen Schutze. Manche von unseren Erfindung sind äußerst… komplex, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, und das kann in heiklen Situation zu, sagen wir, unschönen Ergebnissen führen.“

Der Captain nickte wohlwollend.

„Wir sind dankbar für jede Information, die wir kriegen können. Ich habe übrigens,“ wandte er sich nun an den Rest der Gruppe, „mit unseren Verbündeten auf Aiwa Amzama gesprochen, und sie sind gewillt unser Vorhaben mit einem kleinen Kontingent ihrer Truppen zu unterstützen.“

„Heißt das,“ fragte Charleston vom anderen Ende des Tisches, „dass wir den Fuetron endlich mal so richtig in den Arsch treten können?“

Lachen reihum.

„Ja,“ antwortete der Captain, ebenfalls lachend, „genau das heißt es, Sergeant.“

Charleston grinste.

Awesome.“

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