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Reinblut & Halbblut (3) - Kapitel 9 - 13

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"Reinblut & Halbblut (3) - Kapitel 9 - 13"
Veröffentlicht am 24. Februar 2012, 136 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Reinblut & Halbblut (3) - Kapitel 9 - 13

Reinblut & Halbblut (3) - Kapitel 9 - 13

Beschreibung

Nachdem die anderen aus ihrem Kurs gesehen haben, welche Kraft in Chris steckt, wird diese wieder gemieden und sie merkt, dass ihre Zeit im Blumenkurs vorrüber ist. Allerdings wartet das liebe Rektorchen Dalton bereits mit der nächsten Überraschung auf sie. Das Ministerum für magische Künste hat ein Auge auf Chris geworfen und will, dass sie für es arbeitet. Chris sieht die Chance, um ihrer Rache an den Schwarzen Magiern näher zu kommen, und stimmt zu. Dort angekommen wird sie aber mal wieder sehr nett empfangen. Erst wird sie durch den halben Stützpunkt geschleppt, dann entpuppt sich der anfangs eigentlich nett wirkende Riley als ihr gegenüber ziemlich feindselig und sie wird gleich mit einem ihr völlig unbekannten, neuen Zauberstab in den Kampf gegen einen Dämon geschickt. Jedoch hat Chris nicht vor bei dieser Herausforderung zurückzustecken, dem Kerl würde sie zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt war - wobei auch Jake nicht lange mit der nächsten Überraschung auf sich warten lässt... Enthält: Kapitel 9: die Folgen Kapitel 10: ein neuer Zauberstab Kapitel 11: Londoner Stützpunkt Kapitel 12: Ich werde dir folgen Kapitel 13: ein gefährlicher Test

Kapitel 9: die Folgen

Wir fuhren noch am selben Nachmittag mit einem Bus zurück nach Birmingham. Mir fiel aber auf, dass ich allem Anschein nach bereits die Folgen meines Handelns zu spüren bekam. Nun blieben meine lieben Mitschüler wieder auf Abstand und jedes Mal, wenn ich in ihre Richtung sah, wichen sie meinem Blick aus. Das leise Tuscheln war bei der Stille im Bus nicht zu überhören und ich wünschte, der Busfahrer würde das Radio laut anstellen, damit ich das nicht hören musste.

Es war das eingetreten, was ich fast befürchtet hatte, aber es tat trotzdem weh. Ich nahm an, dass dies das Los derer mit unnatürlich viel Macht war. Genau aus diesem Grund hatte ich mich bisher immer zurückgehalten. Tantchen Rose hatte mich davor gewarnt gegenüber normalen Magiern zu zeigen, wie viel magische Kraft ich besaß. Sie hatte mir nicht sagen wollen, warum ich das sollte, doch jetzt begriff ich es. Weil die normalen Leute einem dann mit Furcht gegenüber traten und sich nicht trauten einen zu behandeln als wäre man einer von ihnen. Weil sie Angst hatten. Ich war anders, wahrscheinlich hatte Rosebad mich auch deshalb immer selbst unterrichtet und nicht zu einer normalen oder magischen Schule gehen lassen. Sie hatte mich wohl vor dieser verletzenden Erfahrung bewahren wollen. Aber früher oder später musste es ja so kommen.

Ich saß ganz hinten auf der Rücksitzbank und rutschte auf meinem Sitz ein Stück tiefer. Die Ereignisse hatten eine ganz schön plötzliche Wendung genommen. Das ganze Jahr über, nachdem ich frisch auf die Dalton Academy gewechselt war, war nie etwas Erwähnenswertes passiert. Im Gegenteil, ich hatte mich schon gelangweilt und deshalb in der Stadt nach Beschäftigung gesucht, was meistens im Besiegen einiger niederer Dämonen geendet hatte. Doch in den letzten zwei Wochen, besonders in den letzten Tagen, passierte eine Sache nach der Nächsten. Der Umstand, dass Jenny und Betty eigentlich Schwarze Magier waren, überraschte mich allerdings noch nicht mal annähernd so sehr, wie ich vor kurzem angenommen hätte. Lag wahrscheinlich daran, dass ich mich sowieso nie wirklich mit ihnen verstanden hatte.

„Aber warum und hinter wem waren die Schwarzen Magier her?“, fragte ich leise mich selbst und stöhnte. Wer sollte dieser Robert Dante sein? Wenn ich nur das wüsste, könnte ich ihn vielleicht selber fragen. Doch von uns hieß keiner so. Und trotzdem waren die Schwarzen Magier hinter unserer Gruppe her gewesen.

Ich selbst war früher schon ein paar Mal angegriffen worden, wenn ich mich außerhalb der schützenden Barrieren von Rosebads Anwesen aufgehalten hatte. Bei mir war das, weil ich ein Reinblut und deshalb wohl irgendwie sehr begehrt war, schade dass Rose bei ihren ausweichenden Erklärungen nie so genau geworden war. Ich konnte mich mittlerweile mit eigenen permanenten Barrieren davor schützen als Reinblut erkannt zu werden, doch es hätte mich nicht sonderlich überrascht mal wieder doch als solches erkannt zu werden – das kam manchmal vor. Die Dämonen und die Schwarzen Magier aber waren nicht hinter mir, sondern hinter diesem Robert Dante her gewesen. Wieso zum Teufel?

„Und wer zum Henker ist dieser Dante?“, fragte ich resigniert und verschränkte die Arme vor der Brust. Ob es einer der Jungen hier war? Benutzte einer nur einen falschen Namen und hatte sich unter uns gemischt? Ich kam mit meinem Selbstratespiel nicht weiter und schüttelte lediglich den Kopf. Die beiden Lehrer fragte ich lieber nicht. Seit sie gesehen hatten, wie viel Kraft ich bloß für einen etwas derben Bluff verwendet hatte und wie viel ich daher noch zu besitzen schien – obwohl sie definitiv nicht wussten, wie groß meine wirkliche Macht war – hatten sie nur noch sehr verhalten mit mir gesprochen.

Es brachte nichts mir etwas vorzumachen, meine Zeit in diesem Kurs war vorbei. Für knapp zwei Tage war ich in der Lage gewesen mit ihnen wie mit normalen Kameraden umzugehen und war auch so von ihnen behandelt worden, doch das würde nie wieder so werden. Ich hatte meine Chance verspielt.

So kamen wir schließlich wieder bei der Dalton Academy an, wo es für alle sicher sein dürfte. Denn dieses Mal hatte ich spaßeshalber sehr darauf geachtet, als wir auf das Gelände gefahren waren, und prompt eine verflixt starke Barriere entdeckt. Im Prinzip waren es sogar volle fünf, die wahrscheinlich jede mit einem anderen Spruch geschaffen worden waren und so einiges aushalten sollten. Vermutlich hätte es sogar eine Nuklearbombe schwer hier reinzukommen. Hinter wem von uns auch immer sie her waren, hier war derjenige sicher vor jeglichen Angriffen. Um hier an ihn heranzukommen, musste man wohl erst Mr Dalton höchst persönlich besiegen, was so gut wie unmöglich sein durfte. Immerhin hatte der Kerl bestimmt noch weit mehr magische Kräfte als ich, wie mir mein Gespür schon bei unserem ersten Treffen gesagt hatte. Von den Erfahrungen, die bei uns Magiern eine große Rolle spielten, gar nicht zu sprechen.

 

„Und wieso bin ich jetzt eigentlich auf dem Weg zu diesem Clown?“, fragte ich mich selbst, als ich durch den Flur ging. Stimmt, gerade als ich mit Auspacken fertig gewesen war, hatte es an meiner Zimmertür geklopft und die grimmige Flaffe von Mr Davidson hatte mir befohlen so bald wie möglich zum Direx zu latschen. Seit ich den Typen mit dem Gesichtsausdruck gesehen hatte, fragte ich mich, wen von uns beiden er mehr hasste. Mich oder Dalton? Eine komische Frage, mit der ich mir die Zeit auf dem Weg zu seinem Büro gut vertrieben hatte.

„Irgendwie ende ich schon wieder hier“, stellte ich fest, als ich vor Zimmer Nummer 777 stand. Das Schild Direktor M. Dalton grinste mich schon wieder so dämlich an, dass ich es am liebsten zertrümmert hätte. Ich stellte gerade auch leicht überrascht fest, wie sehr meine Laune gesunken war. Na ja, nach den Vorfällen konnte man es mir ja hoffentlich auch nicht verdenken.

„Willst du nicht reinkommen?“

Ich seufzte leise. Wie konnte seine Stimme nur so vergnügt klingen? Als ich den schrägen Vogel wieder in seinem komischen Outfit hinter dem Pult sitzen sah, schien meine Laune sogar noch ein Stück weiter zu sinken. Irgendwie bekam ich bei seinem Anblick immer Lust ihm kräftig eine zu scheuern.

„Na Süße? Wie war dein erster Ausflug mit dem Blumenkurs?“, fragte Dalton grinsend und rührte mit einem zierlichen Löffel in seiner Tasse Kaffee.

Mein Blick musste Bände gesprochen haben.

„Hnhn, ich habe schon von Jones und Edson gehört, dass deine Kraft bei Weitem über ihre Erwartungen hinausgeht“, fuhr er daraufhin fort und blickte fast verträumt den Inhalt seiner Tasse an. Dass er seine Füße auf dem Schreibtisch zwischen den ganzen Aktenbergen verschränkt hatte, ließ das Bild jedoch wiedermal etwas schräg und unpassend wirken. „Und das nachdem du es gerade erst geschafft hast dich mit allen richtig anzufreunden, es ist wirklich ein Jammer. Auch das mit Jenny und Betty tut mir leid.“

„Das sollten Sie lieber den anderen aus dem Kurs sagen“, warf ich ein, „Mich trifft das noch am wenigsten.“

„Na ja, der Schock über deine Fähigkeiten wird sie wohl noch eine Weile mehr beschäftigen als der Verlust zweier Freunde“, räumte Dalton ein, „Du hast es aber auch wirklich ganz schön übertrieben...“

„Tut mir ja sehr leid, aber das war ein absoluter Notfall“, erwiderte ich, „Hätte ich nichts unternommen, wären wir alle jetzt womöglich tot.“

„Na na, tot wärt ihr auf jeden Fall nicht“, entgegnete der Direktor und setzte sich nun richtig hin, „Die Leute vom Ministerium für magische Künste wollten eigentlich gerade Verstärkung zu euch schicken, aber dank deiner kleinen Einlage konnten sich die Magier gleich wieder zurück in ihre Quartiere begeben.“

„Wie jetzt?“ Ich runzelte die Stirn. „Die wer von wo-auch-immer wussten, dass wir in Schwierigkeiten waren, haben aber einfach nur zugesehen?“

„Ich hab doch gerade gesagt, dass sie einschreiten wollten, du in dem Augenblick aber...“

„Und wie überhaupt zugesehen?“, fügte ich noch meine zweite Frage hinzu, die mich weit mehr interessierte als die andere. Ich hatte absolut nichts von irgendwelchen heimlichen Zuschauern in der Umgebung bemerkt.

„Mit einem magischen Computersystem“, erwiderte Dalton lächelnd, „Aber keine Sorge, du wirst damit schon bald genug vertraut gemacht werden.“

So langsam verstand ich gar nichts mehr.

„Mit deinen Kräften hast du es jetzt geschafft das Ministerium auf dich aufmerksam zu machen“, erklärte der Clown, „Sie wollen, dass du neben der Schule für sie arbeitest.“

„Hä?“ Ich sah ihn verwirrt an. „Ich kapier langsam gar nichts mehr. Und mal nebenbei, was ist dieses Ministerium für magische Künste?“

Der komische Kauz spuckte vor Schreck seinen Kaffee wieder aus. „Du.. ich sollte dir wohl besser mal ein paar aktuelle Bücher geben“, stellte er resigniert fest – dieser Tonfall klang aus seinem Mund allerdings mehr als schräg –, „Das Ministerium ist so etwas wie die Regierung von England oder auch eine riesige verdeckte Organisation, um es einfach auszudrücken. Nur sind sie nicht die Köpfe eines Landes, sondern praktisch die Anführer aller Magier auf der Welt. Das Ministerium ist für die Gesetze der Magie und ihrer Anwender verantwortlich und hat in fast allen Ländern Stützpunkte, wo sich alle Magier über zwanzig regelmäßig melden und über ihre Aktivitäten berichten müssen. Viele arbeiten auch für das Ministerium. Sie verwalten und kümmern sich um Fälle jeglicher Art bezüglich magischer Künste und man kann das Ministerium darum wirklich als große Organisation bezeichnen. Auch ich führe diese Akademie mit der Unterstützung des Ministeriums, denn ich besitze zwar reichlich Geld, aber für so etwas schmeiße ich es nur ungerne aus dem Fenster.“

Mein Gesichtsausdruck bei dem letzten Satz musste gut ausgesehen haben. Ich hätte einige andere seiner Aktivitäten viel eher als Geldverschwendung gezählt statt des Aufbauens einer Schule. Dieser schräge Vogel war mir nach wie vor unbegreiflich.

„Jedenfalls hat das Ministerium natürlich auch hier in England gleich zwei Stützpunkte, einen direkt in London und den anderen oben in Glasgow“, fuhr der Direktor fort und stellte seine Tasse ab, „Natürlich arbeiten sie unter dem Deckmantel normaler Firmen, aber wie solche brauchen sie immer viele Mitarbeiter für die verschiedenen Aufgaben. Observieren, Zauberstäbe schmieden, Verwaltung, die Betreuung der Anfänger, die Diskussionen der oberen Köpfe vom Ministerium, Verfolgung der Schwarzen Magier, Bekämpfung der immer stärker zunehmenden Bedrohung durch Dämonen, die Weiterentwicklung der Zaubersprüche, Techniken, des neuesten Computersystems und so weiter, um nur einige der Aufgaben zu nennen.“

Ich runzelte die Stirn, auch wenn ich zu ahnen begann, worauf das hinauslief.

„Ich kann mir zwar schon ziemlich genau denken, was davon dich interessieren könnte, aber ich will es von dir selbst hören“, sagte Dalton mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen, „Christarose MacAlister, willst du für das Ministerium für magische Künste arbeiten?“

Wow, ich war überrascht. Nicht nur gab es da eine ziemlich große Organisation, ein richtiges Ministerium für Magie, von dem ich bisher noch nie was gehört hatte, ich sollte sogar dafür arbeiten. „Ähm.. wie komme ich überhaupt zu diesem Angebot?“, fragte ich allerdings etwas misstrauisch.

„Na dank deiner Fähigkeiten“, antwortete der Clown und spielte mit dem schlanken, schwarzen Spazierstock mit Silberknauf in seiner Hand, „Ich hatte sowieso vorgehabt dich früher oder später dort anzumelden, aber jetzt haben die Chefs aus dem Stützpunkt in London selbst nach dir gefragt. Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft die hiesigen Leute von oben auf dich aufmerksam zu machen.“

„Ich weiß nicht, ob ich mich da wirklich drüber freuen soll“, murmelte ich. Zurzeit war ich mir nicht ganz schlüssig, ob das jetzt etwas Gutes oder Schlechtes war.

„Du solltest es als Ehre ansehen“, erwiderte Dalton grinsend, „Normalerweise bedarf es eines harten Eingangsexamen in theoretischer wie praktischer Magie und selbst wenn du bestehst, ist es nicht garantiert, dass du aufgenommen wirst. Dir aber wurde das Angebot gestellt dort zu arbeiten.. oder sollte ich besser sagen, dass es ein Befehl ist? Ja, die klangen ziemlich ernst in der Sache.“

„Und wenn ich nicht will?“ Es war mehr meine reine Neugier, die das wissen wollte.

„Dann wurde mir befohlen, dich mit Gewalt nach London zu bringen“, antwortete er mit einem freundlichen Lächeln, welches mir sagte, dass er dies zweifelsohne auch tun würde, wenn nötig. Ein sehr netter Direx, solltest du nicht eigentlich hinter deinen Schülern stehen?

„Hab ich mir fast gedacht.“

„Aber auf diesem Weg könntest du auch an stärkere Schwarze Magier kommen“, bemerkte Dalton wie beiläufig, „Du wirst sie zwar nicht töten können, aber als Notwehr kann man selbst schwere Verletzungen an ihnen verkaufen. Hab ich auch schon getan, bevor ich Leiter dieses Internats wurde.“

Das konnte ich mir bildlich vorstellen, er war dieser Typ Magier. „Hört sich doch glatt interessant an“, sagte ich darauf jedoch, „Und da ich im Blumenkurs wohl sowieso nicht mehr so gern gesehen werde, wäre das wohl auch der passende Punkt für einen Wechsel.“

„Na ja, ich würde viel eher sagen, dass wir dir nicht mehr wirklich viel beibringen können.“ Er klang fast ein wenig enttäuscht. „Deine Tante hat so gute Vorarbeit geleistet, dass du dich höchstens mit ein paar Büchern auf den heutigen Stand der Gesetzeslage und einiger weiterer Sachen bringen müsstest. Praktisch wirst du dort wesentlich mehr lernen können als hier.“

„Umso besser.“

„Aber keine Sorge, du wirst wenn denn sowieso nur halbtags arbeiten“, warf der Clown ein und einige Zettel schwebten vor seiner Nase, „Du bist immer noch siebzehn und wir können deine Bildung nicht wegen diesem Job vernachlässigen. Deswegen wirst du nur nachmittags bis abends und bei Sondermissionen auch mal nachts arbeiten. In der ersten Zeit aber wirst du eh von den Ausbildern getestet und unterrichtet werden, mach dir daher keinen Kopf um die Wissenslücken, die wirst du bald gefüllt haben.“

„Das tu ich auch nicht.“ Und nebenbei, bisher bin ich auch unwissend perfekt klargekommen.

„Du solltest nur froh sein, dass die Computer vom Londoner Stützpunkt heute gegen Mittag eine Weile lang gestreikt haben“, bemerkte Dalton auf einmal, „Sonst hätten die Sensoren mit Sicherheit bemerkt, dass der junge Mann neben dir nicht menschlich war.“

Meine Augen weiteten sich und ich wich zwei Schritte zurück. Wie konnte er von Julien wissen? Innerhalb der Schule hatte ich nie irgendwelchen Kontakt zu dem Tenebrae gehabt, das erste Mal seit meinem Einstieg auf dieser Akademie war heute Mittag gewesen.

„Oje, kein Grund gleich vor mir zurückzuweichen“, seufzte Mister Unberechenbar und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, „Ich wäre nur von den Bildern auf dem Monitor, die mir die Leute aus dem Stützpunkt geschickt haben, um mich zu unterrichten, auch nicht darauf gekommen und die dort wissen ebenfalls nichts davon. Nur bin ich in der Lage trotz des Verschleierungszaubers über deinem Hals das Mal zu sehen und ich konnte bei dem Dämon dasselbe erkennen.“

Ich war mir noch nicht sicher, ob ich das einfach so stehen lassen konnte. Eigentlich war es für Weiße Magier undenkbar einen Vertrag mit einem Dämon zu haben, wir schlossen unsere Verträge nur mit Geistern, die wir natürlich vorher beschwören mussten, aber dank meinem etwas benebelten Gespür und meiner Unwissenheit hatte ich gleich einen Vertrag mit der abgesehen vom Herrscher selbst höchsten Art aus Reiga geschlossen. Wollte der Kerl deswegen nichts unternehmen? Wie mich dazu zwingen den Vertrag aufzulösen?

„Dass du vorsichtig bist in allen Ehren, aber vor mir hast du nun wirklich nichts zu befürchten“, sagte Dalton schmunzelnd, „Ich bin sogar ziemlich interessiert an deinem Exemplar. Es scheint ja ziemliche Macht zu besitzen. Mir wurde berichtet, dass kurz vor der Wiederherstellung der Kameras über dem Bergebiet eine große Anzahl Dämonen auf dem Radar erfasst worden waren, diese aber mit einem Mal verschwunden sind. War das dein Tun oder das deines Dämons?“

„Seins“, antwortete ich vorsichtig, „Da ich die Dämonen unmöglich alle in kurzer Zeit auf mich prägen konnte, hat er sie nach Reiga zurückgeschickt.“

„Hm.. eine vernünftige Handlung.“ Der Clown nickte. „Im Angesicht der Schüler, die den Anblick eines blutigen Kampfes wahrscheinlich nur schwer verkraftet hätten, die beste Entscheidung. Gut, scheinbar bringst du bereits reichlich taktisches Denken mit, darüber werden sich deine Ausbildungsleiter freuen.“

„Und wieder stimmen Sie einfach ohne meine Einwilligung zu und machenb was Sie wollen“, stöhnte ich, „Was habe ich auch anderes erwartet?“

„Hnhn, wie ich sehe, gewöhnst du dich daran.“

„Mir bleibt ja auch nicht viel anderes übrig, da ich allem Anschein nach noch öfter mit Ihnen zu tun haben werde.“

„Och, Davi und ich arbeiten schon seit der Einweihung der Akademie zusammen und er kann mich auf den Tod nicht leiden“, warf die Witzfigur grinsend ein als wäre das etwas, worauf man stolz sein konnte.

„Davidson.. also kann er Sie wirklich genauso wenig leiden wie mich“, stellte ich fest.

„Jap.“ Nun spielte der Clown wieder mit seinem weißen Zylinder. Er hob seinen Spazierstock und klopfte damit auf die Krempe des Hutes, woraufhin plötzlich ein wichtig aussehender Zettel daraus hervorschwebte. „Der Vertrag.. wobei ich dir vorher noch raten sollte, den Pakt mit deinem Dämon geheim zu halten“, bemerkte er, „Wenn du ihn trotzdem rufen solltest, befehl ihm mindestens Sichtbarrieren der Stärke zwölf um sich zu errichten, die sollten in der Lage sein ihn vor den Kameras und Sensoren zu verbergen.. Keine Sorge, der Tenebrae wird schon wissen, was ich meine.“

War mir so deutlich anzusehen, dass ich mit dem „Sichtbarrieren der Stärke zwölf“ nichts anzufangen wusste?

„Jedenfalls ist das hier der Vertrag“, fuhr Dalton fort und der Zettel legte sich auf den Rand des Schreibtisches auf meiner Seite, „Du solltest dir kurz die Infos durchlesen und dann deine gewünschte Abteilung aussuchen.“

„Ich vermute mal, die wollten, dass ich eine Bestimmte aussuche.“

„Du bist schlau.“ Er grinste schon wieder. „Wenn du deinen Favoriten ausgesucht hast, werde ich es dir verraten.“

„Und ich sehe da unten gerade eine Linie für die Unterschrift eines Vormundes“, fiel mir auf.

„Du bist noch minderjährig, nach dem menschlichen Gesetz und nach dem Gesetz der Magier sowieso.“ Ein Kugelschreiber tanzte durch die Luft. „Deswegen brauchst du jemanden, der deinen Vormund spielt, bis du volljährig bist.“

„Ich bin schon lange mein eigener Vormund“, erwiderte ich wenig begeistert.

Mr Dalton seufzte nur. „Ich weiß, aber Vorschrift ist Vorschrift. Wenn du einverstanden bist, übernehme ich einfach solange den Part deines Erziehungsberechtigten...“

„Nur über meine Leiche.“

„Das ist verdammt kalt von dir.“

„Pff.“

„Hast du denn sonst jemanden, der diesen Vertrag unterzeichnen könnte?“, fragte er nun, obwohl er die Antwort unter Garantie schon wusste.

Ich knurrte lediglich.

„Gut, wenn wir das dann geklärt hätten, solltest du dich für eine Abteilung entscheiden“, sagte das Spatzenhirn daraufhin einfach, „Wenn du zu einer Fragen hast, ich kann dir gerne sagen, was dort gemacht wird.“

Mein linkes Auge zuckte und nur zu gerne hätte ich ihm ein schönes Veilchen verpasst, aber bevor das geschafft war, hatte er mich wahrscheinlich schon überwältigt. Dumm gelaufen, blöderweise gab es immer jemanden, der Stärker war als man selbst, auch wenn man bereits sehr viel Kraft hatte.

Ich sah mir das Formular daher nochmal richtig an und las den Text über der kurzen Tabelle mit den Abteilungen und den Kurzerklärungen. Oben stand jedoch nur das Übliche, was auch bei normalen Arbeitsverträgen stand. Nichts, was mir besonders auffällig erschien. Dann las ich mir jedoch durch, welche Abteilungen ich zur Auswahl hatte. Die meisten klangen mehr nach Schreibtischarbeit oder Weiterentwicklung von irgendwelchem Zeugs. Ich war aber mehr der praktische Typ und ich vermutete auch stark, dass die Leute aus diesem Ministerium mich nach der Sache von heute Mittag am liebsten in einer ganz bestimmten Abteilung haben wollten.

„Ich denke mal, Sie wissen bereits, wie meine Entscheidung lautet“, sagte ich lediglich, „Operationsabteilung, besser gesagt die Unterabteilung für das Ausführen der äußeren Einsätze.“

„Ich habe nichts anderes erwartet“, grinste Dalton und der Stift flog zu mir, „Unterschreibe bitte mit deinem vollen Namen.“

Was glauben Sie, hatte ich vor? So dumm und einen Vertrag nur mit meinem Spitznamen zu unterzeichnen war ich nun auch nicht.

Danach segelte der Zettel wieder zum Direktor und er unterzeichnete ihn ebenfalls, einmal als Leiter der Akademie, auf die ich ging, und einmal als mein Vormund.

„Wir können nur fast von Glück reden, dass die gesamte Familie MacAlister für tot gehalten wird“, stellte Dalton dann fest, wobei er dieses Mal irgendwie ein wenig mitgenommen wirkte, „So wird man bei deinem Namen höchstens ein wenig verwundert sein, aber man dürfte dich nicht sofort für die Erbin einer der drei Reinblutfamilien halten. Darum solltest du bei dem Check deiner körperlichen Verfassung besser einen Teil deiner Kraft selbst versiegeln oder vollständig unterdrücken, schließlich gibt es überall schwarze Schafe, die auf dumme Gedanken kommen könnten.“

„Aha.“ So ganz wusste ich noch nicht, was er damit meinte, aber vermutlich würde ich das bald verstehen.

Dalton musterte nochmal kurz das Formular, steckte es dann in seinen umgedrehten Zylinder und klopfte wieder zweimal mit seinem Spazierstock auf die Krempe. Danach drehte er den hohen Hut um und setzte ihn sich auf den Kopf. „So, jetzt müssen wir nur noch auf die Bestätigung warten.“

„Hmhm, und wie lange wird das dauern?“, fragte ich mit halbem Interesse. Anscheinend hatte er das Schriftstück irgendwie durch seinen Hut an das Ministerium geschickt. Verrückter Vogel, dieser Dalton.

„Das ist ganz unterschiedlich“, sagte das Rektorchen nachdenklich, „Kommt drauf an, wie viel die Verwaltungsabteilung zu tun hat...“

Auf einmal war ein etwas komisches Klingeln zu hören und ich sah mich verwirrt um. Als ich wieder zu dem Clown blickte, schüttelte ich nur resigniert den Kopf. Vorne auf seinem Zylinder war anscheinend ein schlanker, weißer Edelstein, der einem sonst nicht auffiel, welcher nun aber plötzlich in so ziemlich allen Farben des Regenbogens schimmerte und diesen Warnton von sich gab.

„Hoh? Jetzt haben sie sich selbst übertroffen“, stellte Mr Dalton leicht erstaunt fest und nahm den Hut wieder ab, „So schnell kam noch keine Bestätigung, denen muss ja einiges an dir liegen.“

Ich hob lediglich eine Augenbraue.

Der Direktor griff dieses Mal mit seiner Hand in den umgedrehten Zylinder und zog einen Zettel hervor. „Ups.. das war der Falsche.“ Er stopfte das Schriftstück zurück in den Hut und kramte erneut darin, wobei mir auffiel, dass er seinen Arm viel weiter in die Kopfbedeckung steckte, als es eigentlich möglich sein sollte. „Hmmm.. irgendwo hier müsste sie doch sein...“

„Kann es sein, dass sie den Inhalt ihres Zylinders mal wieder aufräumen sollten?“, fragte ich nur resigniert. Ich wollte gar nicht wissen, was er da noch alles drinnen hatte.

„Stimmt, wäre vielleicht gar nicht so schlecht“, räumte das Spatzenhirn ein, ehe sein Gesicht sich aufhellte. „Ah, hier ist sie ja.“

Ich überflog den Zettel, auf dem meine Anmeldung beim Ministerium für magische Künste, Stützpunkt London, offiziell anerkannt wurde. Weiter unten stand noch, dass ich dem Schulleiter meinen Zauberstab aushändigen sollte, damit er ihn zur Überholung zum Stützpunkt schickte. „Wie darf ich das denn verstehen?“

„Ich habe vorhin doch schon das magische Computersystem erwähnt“, bemerkte Dalton und nahm wieder einen Schluck Kaffee, obwohl dieser bereits abgekühlt war, „Es kann je nach dem wie es eingestellt wird zur Überwachung, Kommunikation, Verwaltung und noch einigem mehr verwendet werden. Auch die Zauberstäbe werden von Fachleuten modifiziert, besser gesagt wirst du wohl einen komplett Neuen von Rang A erhalten, wie alle aus der Operationsabteilung.“

„Wozu denn das?“, fragte ich leicht irritiert, „Meiner ist schließlich in Ordnung.“

„Aber wenn du früher oder später Aufträge mit Rang B oder vielleicht sogar A übernehmen wirst, wird dein Zauberstab nicht mehr ausreichen und es bedarf bei einem Klassenwechsel immer einer gewissen Zeit, bis man sich an den neuen Stab gewöhnt hat“, erwiderte der schräge Vogel, „Freu dich einfach, du bekommst gratis einen Zauberstab der Meisterklasse, andere würden sich darum reißen.“

„Danke, ich aber nicht.“

„Oje, du musst noch lernen an den richtigen Stellen Begeisterung zu zeigen, auch wenn das vielleicht nicht deinem wahren Empfinden entspricht.“

Ich stöhnte. „Virga magicae mei notis.“ Damit hielt ich meinen Zauberstab in der Hand. Es war immer noch der, den ich damals von Tante Rose geschenkt bekommen hatte.

„Ich kann die Leute aus der Abteilung für Weiterentwicklung auch bitten, den Kern dieses Stabes zu behalten und nur zu verstärken, damit er der Meisterklasse entspricht“, bot Dalton auf einmal an, „Zwar wird er anders aussehen, wenn du ihn zurückbekommst, aber es wäre immer noch der, an dem du doch irgendwie zu hängen scheinst, obwohl du ihn eigentlich gar nicht brauchst.“

Ha! Endlich mal etwas, was er nicht ganz genau wusste. Man freute sich bei diesem Kerl ja schon über die kleinen Dinge. „In Ordnung“, seufzte ich und gab ihm den Stab. Ein wenig beklommen war mir aber schon zumute. Er war eines der wenigen Erinnerungsstückte an meine Tante und hatte mir viel bedeutet, auch wenn mir das erst jetzt wirklich bewusst wurde.

„Keine Sorge.“ Da ich gerade direkt vor dem Pult stand bekam er mich mit ausgesteckter Hand zu fassen und strich mir kurz mit einem warmen Lächeln über den Kopf. „Die Leute verstehen was von ihrem Handwerk, du wirst ihn wieder zurückbekommen.“

Ich war ein wenig überrascht, aber mein Stolz meldete sich zum Glück schnell wieder zurück und ich schob seine Hand weg. „Das erwarte ich auch“, sagte ich lediglich in kaltem Ton.

„Ich werde persönlich dafür sorgen“, versprach er lächelnd, „Das wär´s auch vorerst, ich werde dich rufen lassen, sobald sie den Stab zurückgeschickt haben.“

„Aber bitte schicken Sie nicht wieder Davidson“, bat ich resigniert, „Wenn ihn nochmal mit so einer Flaffe sehe, könnte mir versehentlich eine Hand ausrutschen und ihn treffen.“

Der Direktor lachte nur.

Kapitel 10: ein neuer Zauberstab

Da ich nicht vorhatte den Blumenkurs noch einmal zu betreten, hatte ich die folgenden Nachmittage frei und beschloss einfach wie in den alten Tagen mit July, Susan und Clare zum Badmintonkurs zu gehen. Die drei freuten sich wahnsinnig, auch wenn ich immer wieder sagte, dass ich bald statt eines Nachmittagskurses einen Job haben würde und das daher nur eine Übergangssituation war. Anscheinend hatten sie mich wirklich vermisst und es tat mir irgendwie auch leid, dass ich nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen konnte.

„Also war der Blumenkurs doch nichts für dich“, vermutete July einfach, als wir gerade durch die Straßen von Birmingham schlenderten, nachdem der Badmintonkurs bereits vorüber war. Es war früher Abend, die Sonne war bereits dabei unterzugehen und zwischen den höheren Häusern war es bereits ziemlich dämmrig. Trotzdem wollten die drei unbedingt mit mir zu ihrem Lieblingsitaliener, statt brav die Gemüsesuppe der Kantine als Abendbrot zu genießen. Okay, wenn ich ehrlich war, mochte ich das Zeug auch nicht sonderlich und zog eine Pizza vor.

„Na ja, wie man´s nimmt...“

„Ich fand das sowieso völlig unpassend für dich“, fuhr July einfach fort, obwohl Clare anscheinend auch was hatte sagen wollen, „Etwas Männlicheres passt viel besser zu dir. Warum gehst du nicht in den Boxklub?“

„Hah?“ Ich sah sie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Resignation an.

„Oder komm einfach zu uns zurück“, schlug Susan vor.

„Genau!“ Clare legte einen Arm um meine Schultern. „Das ist doch eine viel bessere Idee!“

„Ich sagte doch, dass...“ Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich blieb stehen. Es war bereits nicht mehr fern und ich kam verdammt schnell näher.

„KYAAA!“

Irgendetwas war tief über unsere Köpfe hinweggeflogen und ich hatte Susan, die die Größte von uns war, gerade noch runterziehen können. Als ich nun wieder aufblickte, entdeckte ich weiter oben einen niederen Dämon, einen Vespertilio, der so aussah wie eine übergroße Fledermaus. Normalerweise waren diese Viecher kein Problem für mich, doch ich konnte schlecht vor meinen drei Freundinnen Magie anwenden. Verflixt! Und der Dämon flog gerade eine enge Kurve und hielt erneut auf uns zu. Das würde verdammt eng werden!

„Verteidigungsmodus, Barriere der Stärke drei aktivieren.“

Plötzlich leuchtete um uns herum ein grünlicher, durchsichtiger Schild auf. Wie eine Kuppel war er plötzlich um uns und der Vespertilio prallte einfach daran ab. Kreischend flog er wieder nach oben, um zu einem erneuten Angriff auszuholen. July, Clare und Susan waren erschrocken, mit verängstigten Blicken verfolgten sie den Dämon und schienen zu versuchen, das Geschehen hier zu begreifen. Ich selbst war weniger von dem Dämon als mehr von dem jungen Mann überrascht, der plötzlich keine fünf Meter entfernt stand und einen eleganten, silbernen Dolch in die Luft hielt. Jedoch erkannte mein Gespür diesen augenblicklich als Zauberstab, auch wenn ich bei diesem ein seltsames Gefühl hatte. Er war anders als die, die ich bisher gesehen hatte.

„Angriffsmodus einleiten, vorbereiten für grüner Regen“, sagte der junge Mann mit den kurzen, rotbraunen Haaren ernst. Die Spitze des Dolches begann daraufhin grünlich zu schimmern, während ich aus den Augenwinkeln sah, wie der Dämon immer näher kam. Doch kaum war er nur noch etwa sechs Meter entfernt, leuchteten ein Stück über ihm plötzlich lauter kleine Lichter auf. Im nächsten Augenblick schossen duzende grüne Speere herab und durchbohrten den Dämon. Sein letztes kurzes Fauchen mischte sich mit den erschrockenen Schreien von Clare und July, dann löste er sich zu rot glitzerndem Staub auf.

„So, das hätten wir“, seufzte der Mann daraufhin, „Barriere aufheben.“

Daraufhin verschwand die grüne Kuppel und die drei Mädchen neben mir sahen sich verwirrt um. Ich selbst sah den Mann argwöhnisch an, er schien jedenfalls kein Schwarzer Magier zu sein. Aber was waren das überhaupt für Zauber gewesen? Ich hatte die Magie eindeutig gespürt, aber er hatte keinerlei Formeln benutzt. Nur diese kurzen Kommandos. Und dann noch dieser seltsame Zauberstab, was war das für ein Typ?

„Ah, tut mir leid, junge Damen.“ Jetzt kam er auf uns zu. „Hat Sie das erschreckt? Keine Sorge, das war nur.. Sie sind auch eine Magierin?“

Er sah natürlich genau mich an. Wie sollte es auch anders sein?

„Magierin?“ July runzelte die Stirn. „Wer soll eine Magierin sein?“

„Chris?“ Susan schien bemerkt zu haben, wen von uns er ansah.

„Äh.. ä-äh, entschuldigt uns kurz.“ Ich drängte den verwirrten Mann ein ganzes Stück zurück.

„Also sind Sie wirklich...“

Ich presste ihm kurzerhand eine Hand auf den Mund, da wir immer noch in Hörweite der Mädchen waren. „Wer auch immer Sie sind, halten Sie Ihre Klappe! Die drei haben damit nichts zu tun und ich riskiere nicht sie in irgendetwas reinzuziehen!“

Sein zuvor noch recht freundlicher Blick nahm mit einem Wisch einen ziemlich finsteren Ausdruck an und er schob grob meine Hand weg. „Du wagst es...“ Er war wirklich wütend. „Undankbare Göre! Ich hätte euch einfach dem Dämon überlassen sollen!“

„Das können Sie nicht, Sir“, erklang plötzlich eine mir völlig unbekannte, metallische Stimme, „Das würde gegen die Regeln verstoßen.“

„Ja ja, erinnere mich nicht immer da dran, Bareck“, stöhnte der Mann nur und wandte sich zum Gehen, „Wie auch immer, unfähige Magier sollten um diese Tageszeit nicht mehr draußen rumlaufen, also nimm deine Freundinnen und geh nach Hause.“

Wäre der Typ nicht schon über zehn Meter entfernt, wäre mir glatt die Idee gekommen ihn kurzerhand zu strangulieren. Und zwar mit meinen Schnürsenkeln!

„Grrrrrr! Der Kerl macht mich wirklich sauer!“, entfuhr es mir und ich stapfte zurück zu den anderen, „Was bildet der sich überhaupt ein?“

So was war mir wirklich noch nicht untergekommen. Im Normalfall hatte ich kein Problem damit ähnliche Provokationen zu ignorieren, aber das von jemandem zu hören, den ich noch nicht mal zwei Minuten lang kannte, regte mich doch ganz schön auf. Irgendwo besaß ich da nämlich auch etwas wie Stolz und wenn selbst die Lehrer an der Akademie vor mir Respekt hatten, sollte dieser Wicht gefälligst nicht so hochnäsig tun!

Zwar waren meine drei Freundinnen noch ganz schön durch den Wind, doch beruhigende Worte und ein klitzekleiner Zauber, dass sie zumindest in der Nacht ruhig schlafen konnten, führten uns zur Dalton Academy zurück.

Als ich dann fast bei meinem Zimmer angekommen war und noch immer darüber rätselte, wer dieser affektierte Magier mit dem komischen Zauberstab gewesen war, erspähte ich unerwarteten Besuch.

„Mr Edson?“ Ich sah den Lehrer leicht irritiert an. „Was führt Sie denn hierher?“

Er bemerkte mich erst in dem Moment und zuckte leicht, fasste sich jedoch sofort wieder. „Mr Dalton hat mich geschickt“, erklärte er kurz, „Deine Bestellung sei angekommen...“

Anscheinend hatte der Schulleiter ihm nicht gesagt, was genau da angekommen war. Also wollte er es den Lehrern wohl verheimlichen, auch wenn mir der Grund dafür nicht ganz klar werden wollte.

„Einen schönen Abend noch“, sagte Edson und ging an mir vorbei.

„Wenn Sie alle mich schon so offensichtlich meiden, dann seien Sie bei den wenigen Begegnungen wenigstens ein bisschen freundlicher.“ Mit meinem Stechschritt hatte ich ihn schnell wieder überholt und bei der Treppe bereits abgehangen, sodass ich nicht mehr mitbekam, ob er noch etwas darauf erwiderte.

Fast zwei Minuten später kam ich dann beim Büro unseres allseits beliebten Mr Dalton an und betrat einfach ohne zu klopfen den Raum. „Sie haben mich rufen lassen, Rektorchen...“ Ich blieb stehen und starrte den zweiten Mann im Raum nur verdattert an.

Er sah mich ebenfalls schon fast entsetzt an.

„Hääääää!“ Ich konnte nur gerade eben verhindern, dass meine Gesichtszüge sich verabschiedeten. Das war der arrogante und unfreundliche Magier von vorhin!

„Was zum..? Mr Dalton, wer ist das?“, fragte der junge Mann prompt ungläubig, seine Stimme klang bereits wieder zornig.

„Hm? Kennt ihr euch etwa schon?“, erwiderte Dalton etwas erstaunt, „Wie schön, dann hast du ja gleich einen neuen Freund, Chris. Das freut mich.“

Freunde? Wir? Ich sah ihn nur konsterniert an.

„Herr Direktor, wer ist dieses Mädchen?“, wiederholte der Mann nun schon deutlich aggressiver. Es war so was von eindeutig, dass er mich nicht ausstehen konnte.

Obwohl ich vermutete, dass der nette Schulleiter schon lange gemerkt hatte, dass wir uns alles andere als grün waren, grinste er immer noch. „Chris, er ist ebenfalls Lehrling in der Operationsabteilung“, sagte er erst an mich gerichtet und blickte dann zu unserem Gast, „Felton, das ist Christarose MacAlister, die neue Auszubildende.“

Seine Gesichtszüge entgleisten für ein paar Sekunden, in denen auch ich schwer mit meiner Beherrschung ringen musste. Der Kerl war ebenfalls in der Operationsabteilung? Das hieß, er gehörte zum Ministerium für magische Künste? Schade, dass das kein dummer Scherz war. Wie es aussah, würde ich meine Entscheidung doch bereuen.

„Das kann nicht sein“, murmelte Felton, nachdem er sich anscheinend wieder gesammelt hatte, „Vorhin war ein Dämon aufgetaucht und sie konnte gar nichts gegen ihn ausrichten, ich musste ihn erledigen und dazu noch ihre Freunde beschützen! Sind Sie sicher, dass sie in die Operationsabteilung gehört? Ich für meinen Teil würde diese unreife Göre noch nicht mal an einen unserer Computer lassen.“

Während ich kurz davor war wie ein Vulkan zu explodieren, schien Dalton das Ganze mal wieder höchst amüsant zu finden und kicherte vor sich hin.

„Na ihr scheint euch ja fantastisch zu verstehen“, stellte er belustigt fest, „Aber zu deiner Enttäuschung Felton, sie wurde bereits akzeptiert und du dürftest das Paket mit ihrem Zauberstab bei dir haben.“

„Hä?“ Er blickte in die Umhängetasche und holte eine kleine Schachtel hervor. „Das soll ein Zauberstab sein?“

Der Direktor schmunzelte nur. „Du hast deinen Auftrag erfüllt und kannst nach London zurückgehen. Der Inhalt des Päckchens ist allein für seinen Besitzer, also würdest du es ihr bitte geben und danach den Raum verlassen?“

„Tse.“ Er war irritiert und gab mir nur widerwillig die kleine Schachtel, scheinbar hatten diese Andeutungen von Dalton sein Interesse geweckt. Bei der Gelegenheit versäumte er nicht mir nochmal einen schön düsteren Blick zuzuwerfen, bevor er sich wieder umdrehte und das Büro verließ.

„Wenn die da bei dieser Operationsabteilung alle so sind, steige ich noch heute wieder aus“, bemerkte ich verärgert.

Dalton kicherte lediglich wieder. „Keine Sorge, keine Sorge, er ist eigentlich auch ein ganz netter Junge, du scheinst ihn nur irgendwie gegen dich aufgehetzt zu haben.“

„He he, als wäre das meine Absicht gewesen.“ Ich hatte lediglich verhindern wollen, dass meine drei Freundinnen etwas merkten. Ich wollte sie nicht auch noch verlieren.

„Sieht aber so aus, als hätten sie ihn so gemacht, wie ich angeordnet habe“, stellte der Clown auf einmal mit einem Lächeln fest.

„Ach ja.“ Ich sah die Schachtel nun auch skeptisch an. „Soll da drinnen wirklich mein Zauberstab sein?“

„Jup.“ Er nickte nur und grinste dabei wieder dämlich. „Mach es doch mal auf.“

„Wehe mich springt irgendwas Schräges an“, brummte ich und öffnete vorsichtig das kleine Kästchen. Was ich sah, verwirrte mich sichtlich. „Das ist eine Kette.“

„Genau das Richtige für eine junge Frau“, kommentierte das Spatzenhirn.

„Wie kann ein Kettenanhänger ein Zauberstab sein?“, fragte ich verwirrt. Die kleine rote Rosenblüte war allerdings wunderschön, ich hätte nichts dagegen gehabt die Kette zu tragen, aber sollte in dieser Schachtel nicht eigentlich mein Zauberstab sein?

„Du musst ihn nur aktivieren, dann nimmt er seine richtige Form an.“ Das Lächeln auf seinen Lippen strahlte wieder so eine seltsame Wärme aus. Fast wie das Lächeln eines Vaters, wie mir kurzzeitig durch den Kopf schoss.

„Sehr witzig, und wie soll ich das anstellen?“, fragte ich resigniert.

„Du scheinst Felton ja bereits bei einem kleinen Zwischeneinsatz gesehen zu haben“, bemerkte Dalton, „Dir ist mit Sicherheit der Unterschied aufgefallen, also versuch es mal.“

„Ich soll dem Teil einfach Kommandos geben?“

„Na ja, das liegt ganz bei dir“, erwiderte der Direktor und zog aus seinem Hut eine dampfende Tasse Kaffee, während er sich wieder auf seinen Ledersessel setzte, „Du musst nämlich wissen, das nun integrierte Computersystem ist nicht einfach nur ein installiertes Programm, bei den Zauberstäben handelt es sich in dieser Form um eine künstliche Intelligenz. Er ist jetzt wie ein richtiges Lebewesen, eingeschränkt natürlich.“

„Sie wollen sagen.. er lebt?“ Langsam wurde das immer abgefahrener.

„Ja und nein.“ Er legte nachdenklich den Kopf schief. „Das solltest du am besten für dich selbst entscheiden, wenn du ein wenig Zeit mit ihm verbracht hast.“

„Aha.. und damit wären wir wieder am Ausgangspunkt“, stellte ich fest, „Wie soll ich diesen.. Zauberstab aktivieren?“

„Lass dir was einfallen“, schlug der Clown vor und verschränkte die Füße wieder auf seinem Schreibtisch, „Das ist dein Zauberstab und nur du kannst wissen, wie man ihn aktiviert.“

Ich wette, mein Blick sagte alles. Nur leider war der komische Kauz wie immer unnachgiebig und so musste ich mir wohl unter Übel etwas einfallen lassen. Doch egal wie sehr ich grübelte, mir wollte einfach keine rechte Idee kommen. Das nervige Schnarchen vom vor dem Fenster war auch nicht gerade fördernd.

Letztlich setzte ich mich auf einen der Stühle und betrachtete die Kette mit dem Rosenanhänger in meiner Hand. Ein Seufzen meinerseits war abgesehen von dem Schnarchen das Einzige, was die Stille durchbrach.

„Wie aktiviere ich dich nur?“, fragte ich die Kette schließlich flüsternd. Wieso hatten wir all diese komischen Sachen nie im Unterricht gehabt? Oder war das Standartwissen, das alle Magier hatten? Es frustrierte mich, so vollkommen ahnungslos zu sein. Ich war ein Reinblut, eine der stärksten Magierinnen, übertraf mit meiner Macht sogar die Lehrer hier, und saß hilflos vor meinem Zauberstab und konnte ihn nicht aktivieren. Da war doch wohl irgendetwas verkehrt. „Könntest du dich nicht selbst aktivieren?“

„If that´s your wish, Master.“

Ich ließ vor Schreck die Kette fallen. Der Rosenanhänger hatte auf einmal angefangen rötlich zu leuchten und noch bevor sie auf dem Boden landete, begann er zu schweben und wieder auf Brusthöhe vor mir in der Luft zu hängen.

„Er hat gesprochen?“ Ich sah das Teil mit völlig entgleistem Gesichtsausdruck an. „Mein Zauberstab hat mit mir gesprochen.“

Der Direktor brach auf diese völlig verwirrte und fast vorwurfsvolle Feststellung hin in schallendes Gelächter aus und kippte dabei fast von seinem Stuhl. Wie erwartet hatte er nur so getan, als ob er wegen dem langen Warten eingeschlafen wäre, um sich jetzt lang und breit über mich lustig zu machen. Das würde ich dem Vogel nochmal heimzahlen!

„Installation starts“, erklang wieder diese seltsame, irgendwie technisch klingende Stimme. Wenn mich nicht alles täuschte, kam sie tatsächlich aus dem Kettenanhänger. „Continue the setup.“

Ich starrte den leuchtenden Anhänger immer noch an wie ein Huhn wenn´s donnert. Das hatte ich wohl davon, mehr als die Hälfte meines Lebens zusammen mit Tante Rosebad weit draußen auf dem Land, abgeschnitten vom Rest der Welt, in einem großen Haus gewohnt zu haben. Von der heutigen Technik hatte ich nicht gerade sehr viel Ahnung und das hier überstieg alles, was ich bisher gesehen hatte. Auch wenn es ein magisches System war, war ich vollkommen verblüfft.

„System all green. Starting security program... “

Er gab noch einiges Weitere von sich, was ich nicht genau verstand. Erst der letzte Satz weckte mich aus meiner Sprachlosigkeit.

„Installation and update finished“, sagte die Kette, „Hello my Master, what´s your name?“

Einen kurzen Moment lang starrte ich den Anhänger mit offenem Mund an, ehe Daltons Gelächter wieder an mein Ohr drang und ich mit aller Macht meine Fassung zurückholte.

„Christarose MacAlister“, sagte ich leicht unsicher, „Oder einfach nur Chris.“

„Nice to meet you, my Master Chris“, sagte die Kette und auf einmal änderte der Anhänger unter dem starken, rötlichen Leuchten seine Form. Als das Licht erlosch, schwebte vor mir ein schlanker schwarzer Zauberstab mit einigen feinen, roten Eingravierungen. Bis auf die Farbe der Verzierungen sah er genauso aus wie mein alter Zauberstab.

„Freut mich auch dich kennenzulernen“, erwiderte ich mehr aus Reflex. Noch immer war ich verblüfft, aber immerhin begann mein Verstand langsam aufzunehmen, dass ich noch so einiges Wissen aufzuholen hatte und mich daher besser schnell damit arrangierte.

„Hmm.. großartig“, sagte Dalton auf einmal erfreut und klatschte, „Frag ihn mal, wie er heißt.“

So langsam bekam ich Übung darin meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, auch wenn ich drauf und dran war zu streiken. „Wie ist dein Name?“

„My Serial number is X25 314 B67 RV9 110“, antwortete der Zauberstab.

Ich sah das Ding lediglich schief an. Wer sollte sich das denn bitteschön merken können? „Das ist viel zu kompliziert“, stellte ich fest, „Und eine Ansammlung von Zahlen und Buchstaben ist doch kein Name. Hast du keinen Einfacheren? So wie Chris oder Dalton?“

„I´m sorry, Master. There isn´t anything like that mentioned in my database.“

„Dachte ich mir schon“, seufzte ich, „Wie wär’s mit Rick?“

„Master, please...“

„Und hör auf mit diesem ‚Master‘! Ich heiße Chris! Chris!“

„But I was programed to…“

„Dann lass mich dieses was auch immer umändern!“, erwiderte ich und streckte bereits die Finger nach dem Stab aus.

„Hnhnhnhn.“ Dalton hatte schon wieder angefangen zu kichern. „Ihr versteht euch ja bereits prächtig. Es freut mich, dass du dich so schnell an den neuen Zauberstab gewöhnt hast, Chris.“

„Äh…“ Mir fiel erst jetzt auf, dass ich mich gerade richtig mit dem Teil unterhalten hatte.

„Lasst euch nur nicht stören, ich finde das Gespräch höchst interessant“, bemerkte er schmunzelnd und nippte wieder an seinem Kaffee.

„Oh Mann, manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass ich von hinterm Mond komme“, seufzte ich, „Diese ganze Technik verblüfft mich mehr und mehr.“

„You will get used to it soon.“ Wow, jetzt versuchte mein Zauberstab schon mich aufzumuntern. Ich musste ja ein ganz schönes Wrack darstellen, wenn es jetzt schon so weit gekommen war.

„Das hoffe ich mal“, erwiderte ich einfach. Es brachte eh nichts sich noch weiter darüber zu wundern, dass ein magischer Gegenstand mit mir sprach. „Und dein Name.. hmm.. das ist gar nicht so einfach.“

„Wie wäre es mit Hercules?“

Ich ignorierte diesen irrsinnigen Vorschlag. „Was sagst du zu Zafira?“, fragte ich stattdessen.

„Yes, I like that name.“

„Gut, dann nenn ich dich von jetzt an so und nicht X25 3 irgendwas“, sagte ich zufrieden.

„Please do so, my Master.“

„Du hast aber auch noch einiges zu lernen“, stellte ich leicht resigniert fest. Er nannte mich immer noch ‚Master‘, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er das lassen sollte.

„Und zu diesem Zweck werde ich dich morgen nach dem Unterricht zum Londoner Stützpunkt begleiten“, verkündete der Clown lächelnd, „Aber für heute ist erstmal Schluss. Es ist schon spät, am besten du ruhst dich noch etwas aus, Chris.“

„Von mir aus.“

„Und du solltest Zafira wieder in seinen Ruhezustand, den Repose-Mode versetzen“, fügte er noch hinzu, „Der jetzige Modus heißt übrigens Operation-Mode, jetzt könntest du ihn für Zauber verwenden, während der Ruhezustand in Form der Kette dazu da ist ihn sicher und unauffällig immer bei dir zu tragen. So verlierst du auch keine magischen Kräfte, wie jetzt im Operation-Mode.“

„Ich verliere...“ Mir fiel erst in dem Moment auf, dass der Zauberstab meine magischen Kräfte absorbierte. Es war nur ganz wenig, bei meiner Macht noch nicht mal der Rede wert, aber trotzdem überraschte mich das.

„Wie ein richtiger Computer braucht auch ein solcher Zauberstab eine Energiequelle“, erklärte Dalton, „Nur läuft er nicht mit Strom, sondern mit der magischen Kraft seines Besitzers.“

„Ah ja.“ Danke, dass ich das auch mal erfuhr. „Und wie kann ich ihn wieder in diesen Repose-Mode versetzen?“

„Bin ich die Bedienungsanleitung deines Zauberstabes?“, fragte der Direx nur mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Du solltest doch wissen, dass jeder Zauberstab der Meisterklasse ein Einzelexemplar ist. So ist es auch mit diesen modifizierten Stäben, es gibt immer nur einen von dieser Art und daher auch viele Wege, wie sie funktionieren. Jeder hat seine Eigenheiten – ihre Persönlichkeit und Bedienung können selbst die Programmierer nie vollständig beeinflussen – auch wenn sie sich früher oder später meistens ihren Besitzern anpassen.“

„Hmhm, also sagen Sie mir, dass ich gefälligst selbst herausfinden soll, wie er funktioniert.“

„Ganz genau.“ Wieder dieses dämliche Grinsen.

Ich stöhnte nur und wandte mich zum Gehen.

„Lass dich nur nicht mit Zafira von den anderen Schülern oder Lehrern sehen“, rief mir Mr Dalton noch nach, „Dafür habe ich extra die Kettenform integrieren lassen, in dieser wird selbst der beste Magier nicht merken, dass das ein Zauberstab…“

Ich hatte für heute genug von diesem schrägen Vogel und schloss die Tür hinter mir.

„Are you feeling unwell, Master?“, fragte der Zauberstab in meiner Hand.

„Nein, ich bin nur müde“, erwiderte ich und schüttelte schmunzelnd den Kopf, „Kannst du mir den Gefallen tun und wieder in den Repose-Mode wechseln? Es wäre wohl nicht so gut, wenn einer der anderen dich so sieht.“

„Alright, Master, good night.“ Damit begann er rötlich zu leuchten und im nächsten Augenblick hatte ich wieder die Kette mit dem Rosenanhänger in der Hand.

„Dir auch eine gute Nacht.“ Kaum zu glauben, dass das wirklich ein Zauberstab war. Ich musste lächeln. Er war mir irgendwie sympathisch.

Kapitel 11: Londoner Stützpunkt

Am nächsten Morgen durfte ich mir noch eine schöne Ausrede für July, Susan und Clare bezüglich des Dämons gestern einfallen lassen, mit der sie sich nach einer Weile Gott sei Dank zufrieden gaben. Ich selber fasste immer wieder unwillkürlich nach der Kette an meinem Hals. So ganz konnte ich mich noch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass das wirklich ein Zauberstab war. Aber je mehr ich darüber nachdachte, umso besser schien mein Hirnkasten sich damit anfreunden zu können. In nächster Zeit würde mich wohl noch einiges mehr dieser Art ereilen, von daher sollte ich besser so bald wie möglich daran gewöhnen mit Überraschungen konfrontiert zu werden und diese schnell zu verarbeiten.

Ich stieß versehentlich mit jemandem zusammen und stolperte zwei Schritte zurück. „Tut mir leid, mein Fehler…“, sagte ich, bevor ich stockte.

„Ah, tut mir auch leid…“ Jake hatte mich nun ebenfalls erst richtig gesehen. „Chris…“

„Tollpatschig wie eh und je.“ Zum Glück war mir schnell etwas eingefallen, was ich sagen konnte. Komischerweise nur fühlte ich mich ein wenig unwohl und es fiel mir schwer passende Worte zu finden. Bei Edson gestern war es mir wesentlich leichter gefallen etwas zu sagen, doch vor diesem Jungen wollte ich nichts Falsches von mir geben. War ich blöd oder was? Diese unübliche Denkweise ärgerte mich irgendwie.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Jake aber als wäre das eben keine halbherzige Beleidigung gewesen, „Du kommst gar nicht mehr zum Unterricht.“

„Werde ich auch nicht mehr“, erwiderte ich. Wieso war mir so beklommen zu mute? Und warum fragte er überhaupt danach? „Ich arbeite jetzt nachmittags.“

„Ah.. na dann“, sagte er und blickte kurz unsicher zur Seite, ehe er mich wieder ansah. Mit diesen schönen, himmelblauen Augen, die im Augenblick jedoch irgendwie traurig wirkten. „Auch wenn ich froh war, endlich eine Partnerin für die Teamaufgaben zu haben.. schöne Kette.. und viel Glück.“

„Danke.“ Ich ging weiter und ließ ihn stehen, obwohl es mir aus einem mir unerfindlichen Grund selber wehtat. „Dir auch…“

Der restliche Unterricht verging schneller als ich erwartet hatte und schließlich war auch die Mittagszeit vorüber. Ich brachte meine Sachen noch kurz in mein Zimmer und fütterte Noel. Der kleine Vogel schien nur ganz genau zu wissen, dass ich mit meinen Gefühlen irgendwie im Zwiespalt hang. Er wollte einfach nicht von meiner Seite weichen und so musste ich warten, bis er fertig war.

Mir fiel dabei auf, dass der Seidenschwanz mittlerweile schon ziemlich alt sein musste. Kurz nachdem ich den Pakt mit Julien geschlossen hatte, war er aus heiterem Himmel aufgetaucht und hatte einfach in Rosebads Garten sein Lager aufgeschlagen. Damals war er bereits voll ausgewachsen und meiner Tante nach bestimmt schon zu dem Zeitpunkt in der Blüte seiner Jahre gewesen. Theoretisch gesehen sollte er also jetzt ein Opa sein, aber er war noch so lebhaft wie als ich es das erste Mal geschafft hatte ihn anzulocken und auf meine Hand zu nehmen. Seltsam.

„Du willst wohl wirklich nicht von mir weichen?“ Ich sah den Vogel auf meiner Schulter schief an, doch er schlug nur kurz mit den Flügeln und blieb sitzen. „Also hör mal“, seufzte ich, „Ich glaube nicht, dass wir dich in diesen komischen Stützpunkt mitnehmen können. Du wirst hier warten müssen, bis wir wieder zurück sind.“

Noel schien davon nichts wissen zu wollen. Ein sturer Vogel.

„Wieso nicht?“

Ich sah den Direktor schief an, als ich ihn einige Minuten später in seinem Büro spaßeshalber gefragt hatte, ob ich Noel mitnehmen könnte.

„Solange du gut auf ihn aufpasst und er niemandem im Weg ist, sollte das kein Problem sein“, präzisierte er seine Antwort noch und schmunzelte, „Ich hoffe, du hast deinen Zauberstab dabei?“

Ich öffnete den obersten Knopf der beigen Bluse, woraufhin man den Rosenanhänger wieder sehen konnte. „Für wie blöd halten Sie mich?“

Er schmunzelte lediglich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. An die enge, rosa-dunkelblau gestreifte Hose unter der weißen Shorts, die aber wie eine Anzughose aussah, und die rosane Krawatte mit den blauen Tupfern unter dem weißen Jackett würde ich mich wohl nie gewöhnen können. Er setzte sich den hohen, weißen Zylinder auf die schwarzen Haare und schwang seinen Spazierstock.

„Wollen wir dann?“, fragte er mit einem kecken Lächeln.

„Jederzeit.“

„Gut.“ Auf einmal legte er einen Arm um mich und zog meine Wenigkeit an sich. „Nicht dass du auf dem Weg verloren gehst“, kommentierte er schmunzelnd, „Verbindung zum Londoner Stützpunkt aufnehmen, Teleportation einleiten.“

„Jawohl Mephisto“, erklang auf einmal eine metallische Stimme, ähnlich der von Zafira. Mir wurde klar, dass der Direktor ebenfalls einen solchen Zauberstab haben musste. Nur wollte mir nicht auffallen, welches sein Stab war. Ich verdächtige sogar seinen Hut, weil er irgendwie immer wieder allerlei Dinge daraus hervorholte.

„Als ob ich verloren gehen würde“, murmelte ich, „Teleportationszauber sind nichts Neues für mich.“

„Aber dieser hier ist direkt mit dem Hauptcomputer verbunden und dürfte doch ein wenig anders sein als deine“, erwiderte der Clown, als die Umgebung undeutlich wurde.

„Und wer ist Mephisto?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Das ist mein Vorname.“

„Oh.. aber passt wenigstens“, stellte ich fest, „Das klingt schon nach schräger Vogel.“

„Wie immer ganz schön kalt gesinnt…“

Im nächsten Moment wurde um uns herum wieder alles deutlich und ich sah mich neugierig um. Der Raum war mindestens dreimal so groß wie unsere Klassenzimmer und die Wände und der Boden waren mit Metall verkleidet. Auf ebenfalls metallischen Tischen standen überall Computer und jede Menge andere technische Geräte, die ich noch nicht mal benennen konnte. Das war ja wie in einem Sciencefiction Film, auch wenn ich nicht viele von denen gesehen hatte. Die meisten der Männer hier trugen entweder weiße Kittel oder Anzüge, ich staunte nicht schlecht. Wo und in welchem Jahrhundert vor allem waren wir hier?

„Oh.. sieht so aus als wären wir versehentlich im Keller gelandet“, stellte Dalton auf einmal fest und kratzte sich an der Schläfe, „Na ja, das hier ist jedenfalls die Weiterentwicklungsabteilung vom Londoner Stützpunkt. Bleib mal kurz hier stehen, ich werde den Leuten mal bescheid sagen, dass wir hier sind.“

Damit ging er auch schon zielstrebig seinen Spazierstock schwingend auf eine Gruppe junger Männer in Anzügen zu, die sich über etwas Wichtiges zu unterhalten schienen. Ich blieb wie befohlen stehen und sah mich um.

Hier schien gerade einiges los zu sein, zumindest liefen vor allem die Männer und Frauen in den Kitteln wie die Ameisen umher, einige auch mit diesen undefinierbaren Geräten unter den Armen. Ich musste mehrmals einigen der hastigen Mitarbeiter ausweichen und entschloss mich schließlich, lieber irgendwo an den Rand zu gehen und dort zu warten. Nur wollte natürlich genau in dem Moment jemand schnell an den Computer hinter mir und ich musste schon wieder flüchten. Daher suchte ich doch lieber die Tür, um draußen auf dem Gang zu warten. Dalton würde mich schon finden, er würde es müssen, da ich ihn bei dem Getümmel aus den Augen verloren hatte. Das war hier ja wie auf dem Jahrmarkt.

Draußen im Gang war es jedenfalls etwas ruhiger und ich lehnte mich an die Wand. Heute schien nur nicht ganz mein Tag zu sein. Ein junger Mann hastete um die Ecke, mit einem ziemlich hohen Stapel Aktenordner vor sich, der über seinen Kopf ragte. In dem Moment musste er irgendwie einem Mann in weißem Kittel ausweichen, der plötzlich aus der Tür kam, und der obere Teil vom Turm zu Babylon stürzte herab, direkt in meine Richtung. Ich war froh, dass ich gute Reflexe hatte, denn so gelang es mir die Ordner in einer etwas uneleganten Manier abzufangen, bevor sie mich erschlagen konnten.

„Uwa.. das war knapp“, seufzte ich.

„Ah, tut mir leid“, sagte der Mann gehetzt, „Komm mit.“

Damit rannte er schon an mir vorbei und ich sah ihm verwirrt nach. Dann bemerkte ich die Ordner in meiner Hand, rollte mit den Augen und lief ihm hinterher. Das konnte doch nicht wahr sein, war das hier immer so chaotisch?

„Wir müssen die schnell oben in der Verwaltungsabteilung abliefern“, sagte der Mann mit den hellbraunen Haaren und hastete mit großen Schritten die Treppe hoch, „Mr Gilmore muss sich in einer halben Stunde mit der Leitungsabteilung absprechen und vorher noch mit seinen zwei Sekretären die Akten einlesen.“

„Aha.“ Ich hatte keinen Schimmer, wovon er redete, aber was machte das schon?

„Und danach muss ich schnell wieder ins Untergeschoss“, stöhnte er, „Beatrix hatte mich nur auf dem Weg abgefangen und gebeten, die hier schnell nach oben zu bringen. Tut mir leid, dass du mir helfen musst.“

„Kein Problem“, murmelte ich resigniert, „Ich stand ja eh nur in der Gegend rum.“

„Zu welcher Abteilung gehörst du eigentlich? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“

Als ich gerade antworten wollte, hielt der Mann auf einmal an, um kurz mit einer älteren Frau zu reden. Es war nur ein kurzer, rascher Wortwechsel, dann lief er weiter und ich durfte zusehen, dass ich ihn nicht verlor. Während wir inzwischen schon im vierten Stock waren und er erneut mit jemandem redete, blickte ich kurz aus einem Fenster. Ich war verblüfft, denn in nicht allzu weiter Entfernung konnte ich den Big Ben sehen.

„Wir sind tatsächlich in London“, staunte ich leise.

Hier oben, besser gesagt seit wir aus dem Untergeschoss waren, sah es auch nicht mehr alles so technisch aus. Mehr wie man sich wohl ein normales Bürogebäude von innen vorstellte. Relativ breite Flure, große offene Büroräume mit Schreibtischen und häufig einzelnen normal aussehenden Computern und Bildschirmen darauf. Einige Plätze waren mit Trennwenden abgegrenzt und durch die Fenster kam viel Licht. Die Wände waren auch normal in weiß gestrichen und auf dem Boden lag ein rauer, widerstandsfähiger Teppich mit einem rotbraunen Farbton und kleinem Muster, zumindest in den Räumen. In den Fluren und auf der Treppe war eine Art dunkelgrauer Hartboden verlegt worden.

Sehr viel Zeit mich genauer umzusehen blieb mir allerdings nicht, da der nette Mann bereits weiter rannte und ich hinterher musste. Wie weit sollte es denn noch gehen? Wo war diese Verwaltungsabteilung? Wahrscheinlich wurde ich unten gerade erwartet und durfte stattdessen hier oben einem Mann nachlaufen, der fast so unberechenbar wie Dalton war. Zumindest konnte er ganz schön plötzlich stehen bleiben, nur um kurz zwei Worte mit einem anderen Angestellten zu wechseln, und danach gleich wieder weiterhetzen. Das war verdammt ätzend!

Schließlich aber waren wir wohl etwa im achten Stock – ich hatte im Fünften aufgehört zu zählen. Von der Treppe aus ging es durch einen langen Flur, zweigte mehrmals ab und so standen wir letztlich vor einer verschlossenen Tür. Der junge Mann klopfte, woraufhin ein „Herein“ ertönte.

„Ah Mister Riley.“ Ein Mann mittleren Alters mit dunklen Haaren saß auf einem großen, ledernen Chefsessel und hatte die Hände vor sich auf dem Schreibtisch verschränkt. „Da sind Sie ja endlich.“

„Tut mir leid, Mister Gilmore“, sagte der junge Mann namens Riley leicht keuchend, „Die Fahrstühle sind wegen den Wartungsarbeiten noch für eine Viertelstunde oder so außer Betrieb, deswegen mussten wir laufen.“

„Ah, du hast dir eine Helferin mitgenommen“, stellte Gilmore fest und musterte mich kurz mit wenig Interesse. Anscheinend war er der Leiter der Verwaltungsabteilung, wahrscheinlich ein ziemlich wichtiger Mann. Das vermutete ich zumindest. Es hatte ja niemand für nötig befunden, mich genauer aufzuklären. Stattdessen war ich einfach mitgeschleppt worden. Nicht gerade die feine englische Art, wenn ihr mich fragt.

Ich stellte die Ordner in meiner Hand nur schnell neben die von Riley auf den Tisch und hoffte, dass mein Lächeln nicht allzu gekünzelt aussah. Das hier fing ja wirklich gut an. Wieso wurde ich zum Laufburschen, wenn ich noch nicht mal offiziell angefangen hatte?

„Hm, ich hab dich hier noch nie gesehen“, stellte Mr Gilmore auf einmal fest, „Aber dein Gesicht kommt mir trotzdem bekannt vor.“

„Stimmt, mir auch irgendwie“, bemerkte Riley und sah mich nachdenklich an.

Als ich gerade erwidern wollte, dass das gut möglich war, begann die Luft ein Stück links von uns auf einmal undeutlich zu werden und im nächsten Augenblick stand plötzlich Mr Dalton neben dem Schreibtisch.

„Ah, hier ist meine süße Chris abgeblieben“, stellte er schmunzelnd fest.

„Wer ist hier süß?“, murmelte ich lediglich, auch wenn ich mich gleichzeitig etwas wunderte. War ihm trotz des Chaos aufgefallen, dass ich nicht mehr unten war? Aber woher hatte er dann gewusst, dass ich hier war? Der Typ war mir echt suspekt. Auf gewisse Weise jagte er mir manchmal sogar Angst ein. Er war wirklich das, was man als unberechenbar bezeichnete.

„Mr Dalton, ich wollte Sie gerade abholen“, sagte Mr Riley verblüfft, bevor er sich kurz suchend umsah, „Wo ist die neue Auszubildende?“

„Sie steht neben Ihnen“, sagten Dalton und ich sogar zeitgleich, woraufhin der Mann mich etwas überrascht ansah. Ich erwiderte seinen Blick resigniert, nach dem Motto: Sie wollten mir ja nicht zuhören.

Über Mr Gilmores linkem Auge schien jedoch eine Ader zu pochen. „Könnten Sie ihre Vorstellung bitte draußen erledigen, es haben nicht alle so viel Freizeit.“

„Natürlich, Gil“, erwiderte Dalton nur grinsend und schob mich schon vor sich aus der Tür, „Dir auch noch einen schönen Tag.“

Ich hörte noch das Knurren des Abteilungsleiters, bevor Mr Riley die Tür hinter uns schloss und leise seufzte.

„Es tut mir wirklich leid“, sagte er etwas beklommen, „Mir hätte gleich auffallen müssen, dass du noch nie hier gewesen bist. Ich.. na selbst das Chaos ist keine Entschuldigung. Es tut mir leid.“

„Na na, so hatte meine Kleine wenigstens schon mal die Gelegenheit sich ein erstes Bild von diesem Ort zu verschaffen“, sagte Mr Dalton grinsend und klopfte ihm auf die Schulter, „Und so hattet ihr beide schon mal die Chance euch kennenzulernen. Da kann ich sie wenigstens ohne schlechtes Gewissen in deiner Obhut lassen.“

Ich sah ihn schief an. Das hatte er doch jetzt nicht ernst gemeint, oder? Und seit wann redete er so vertraut von mir, als hätten wir nicht erst dreimal richtig miteinander gesprochen? Oder machte er das, um vorzutäuschen, mein Vormund zu sein? Das schien mir die einzig mögliche Erklärung zu sein.

„Ähm.. wollten Sie uns nicht begleiten?“, fragte Riley stutzig.

„Wollte ich ja, aber scheinbar wünschen Lyon und Mister Flint mich zu sprechen“, erwiderte er, während er sich bereits winkend entfernte, „Viel Spaß Chris, wenn du für heute fertig bist, lass dich von den Leuten hier einfach per Teleport zur Akademie zurückschicken, sie kennen die Koordinaten.“

Für ein paar Sekunden sahen wir dem Direktor der Dalton Academy lediglich ein wenig ungläubig nach. Den Befehl, dass ich gefälligst nicht selber Teleportationsmagie  ohne Stab anwenden sollte, hatte ich verstanden. Nur hätte der Clown sich dafür nicht ganz so schnell aus dem Staub machen müssen. Ich gab´s ja nur ungern zu, aber so ganz wohl war mir nicht. Dieses Durcheinander hier war alles andere als einladend und langsam begann ich wirklich an meiner Entscheidung zu zweifeln.

Auf einmal hörte ich ein Zwitschern und Noel kam durch den Gang angeflogen, wobei er noch einige harmlose Büroleute erschreckte, bevor er auf meiner Schulter landete.

„Wo hast du gesteckt?“, fragte ich den kleinen Vogel, den ich selbst wegen dem Chaos hier völlig vergessen hatte. Das war gar nicht gut, ich hatte mich viel zu sehr mitreißen lassen. Nur weil meine Neugier wegen dem Zauberstab gesiegt hatte. Nachdem dieser schon so unglaublich gewesen war, hatte ich von diesem Ort etwas Ähnliches erwartet, aber irgendwie blieben meine Erwartungen gänzlich unerfüllt. Ich war beinahe schon enttäuscht.

„Ähm.. du hast einen Vogel mit rein gebracht?“, fragte Riley stirnrunzelnd.

„Wenn man Dalton dazu zählt sogar zwei“, stellte ich resigniert fest, „Und wer oder besser was sind Sie hier?“

„Ah.. er hat also nichts gesagt.“ Riley klang ja fast genauso begeistert wie ich. „Ich bin Ausbilder und werde dich unterrichten, zusammen mit zwei anderen jungen Magiern.“

Es fiel mir schwer die Reaktion auf diese Feststellung nur bei hochgezogenen Augenbrauen zu belassen. Dieser junge Mann, der es schaffte Konversationen innerhalb von fünf Sekunden abzuhalten und unwissende Neuankömmlinge als Packesel einspannte, sollte mein Ausbilder werden? Super. Ich war wirklich begeistert.

„Du musst nicht so enttäuscht aussehen“, murmelte er, „Tut mir leid, dass ich nicht ins Bild eines Ausbilders passe. Aber beim Training wird das anders aussehen, das verspreche ich dir.“

„Ho? Ein Versprechen?“ Ich hob eine Augenbraue. „Gut, ich nehme Sie beim Wort.“

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ganz schön gruselig sein kannst?“, fragte Riley mit einem leicht schiefen Gesichtsausdruck.

„Nein, wieso?“

„Ach.. nur so.“ Er seufzte. „Soll ich dich rumführen? Du hast die Abteilungen ja bisher nur im Vorbeilaufen gesehen. Ich könnte dir einige Fragen beantworten und danach sehen wir mal, ab wann wir mit deinem Training beginnen.“

„Vorher würde ich gerne noch wissen, ob es hier immer so chaotisch ist“, bemerkte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich geschickt einer ganzen Herde von Männern in Anzügen auswich, die alle irgendwelche Aktenstapel trugen. So langsam bekam ich Übung darin.

„Nein.. eigentlich nicht.“ Riley legte den Kopf schief. „Das ist nur so, wenn Vizechef Lyon mal wieder erst eine Stunde vor einer großen Besprechung mit dem Stützpunkt in Glasgow einen Berg Daten anfordert und die Abteilungen alle gezwungen sind innerhalb von Minuten ihr ganzes Material auszugraben, um es der Verwaltung zum Aussortieren zu geben, damit diese es dann in letzter Sekunde an Lyon und Mr Flint reicht.“

Ich sah ihn ein wenig ungläubig an. „Macht dieser Lyon das immer so? Und wieso nennen Sie den Chef beim Nachnamen und den Vize nur beim Vornamen?“

„Weil er Lyon Lyon heißt“, erwiderte Riley leicht resigniert, „Und er scheint die Anrede Mister nicht zu mögen, weshalb ihn einfach alle immer Vize oder Chef Lyon nennen.. Abgesehen von Mr Dalton, er spricht alle entweder mit ihren Vornamen oder irgendwelchen Kürzeln an.“

„Stimmt, das macht er auch an der Akademie.“ Mir fiel gerade wieder ein, dass er Davidson sogar Davi nannte, was noch nicht mal ich mir zutrauen würde.

„Sollen wir dann gehen?“, fragte Riley lächelnd. „Gibt es etwas, was du zuerst sehen willst?“

„Das überlasse ich Ihnen.“

So wurde ich durch den Londoner Stützpunkt des Ministeriums für magische Künste geführt. Während ich die verschiedenen Bereiche der Abteilungen in diesem Haus zu sehen bekam, wobei jede ein wenig anders nach ihren Bedürfnissen eingerichtet war, erzählte mir Riley auch einiges über die Arbeiten der jeweiligen Sektionen.

An der Spitze stand die Führungsabteilung, deren Chef Mr Flint mit seiner wohl häufig abwesenden Vertretung Lyon war. Diese Abteilung war wohl dafür zuständig die anderen Sektionen zu koordinieren, den Kontakt mit den anderen Stützpunkten in der Welt zu halten und sich regelmäßig mit denen zu treffen, um sich auszutauschen. Alle in diesem Haus unterstanden ihrem Befehl, ich staunte nicht schlecht.

In der Rangfolge kam als nächstes die Verwaltungsabteilung, unmittelbar unter der Führungsabteilung. Sie war praktisch das Zentrum des Stützpunktes, da sämtliche Informationen aller Abteilungen durch sie hindurch liefen, kontrolliert, katalogisiert und wie ihr Name schon sagte verwaltet wurden. Auch fungierte sie als Filter für die Führungsabteilung, um nur die wichtigsten Informationen rauszufischen und an die Köpfe des Stützpunktes weiterzuleiten. Eine ziemlich wichtige Position, ich war froh nicht dort gelandet zu sein. Zu viel Verantwortung auf mir zu haben lag mir nicht.

Die Entwicklungsabteilung war die Nächste in der Nahrungskette. In ihren Aufgabenbereich fiel alles, was mit der Weiterentwicklung der Technik zu tun hatte. Computersysteme, Software, Zauberstäbe mit deren eigenen Systemen, neue Zaubersprüche, Equipment und so weiter. Abgesehen davon waren sie natürlich auch dafür zuständig die neuen Entwicklungen den Benutzern vorzustellen und zu erklären. In die Abteilung wollte ich allerdings auch nicht. Da die Technik in diesem Gebäude und ich zwei fremde Welten waren, wäre das ziemlich unklug.

Wichtig war auch die Sicherheitsabteilung, die für den Schutz dieser Einrichtung zuständig war. Laut Riley war es diesen Leuten zu verdanken, dass es noch kein Schwarzer Magier geschafft hatte den Stützpunkt zu infiltrieren. Dazu waren die Leute auch für den Schutz der ganzen technischen Daten in den Computern verantwortlich. Die Sicherheitssysteme mussten immer auf dem neuesten Stand sein und am besten ständig überholt werden, weshalb diese und die Weiterentwicklungsabteilung eng zusammenarbeiteten. So fielen auch das regelmäßige Durchchecken der Mitarbeiter und das Prüfen von neu geliefertem Material in ihren Bereich. Nur wollte ich nicht in diese Abteilung, da sie bestimmt die erste war, die zur Schnecke gemacht wurde, wenn doch etwas schief lief. Ich hatte keine Lust freiwillig den Sündenbock zu spielen.

Es folgte die Observierungsabteilung. Grob gesagt überwachte sie alle möglichen Aktivitäten außerhalb des Stützpunktes. Ihr Job war es die Ausbreitung und das Tun der Dämonen, verdächte Magier und mögliche weitere Feinde im Auge zu behalten. Die möglichen Entdeckungen mussten sie selber auswerten und regelmäßig der Verwaltungsabteilung Bericht erstatten. Nichts für mich, ich konnte nicht den ganzen Tag über einen Bildschirm anstarren und darauf hoffen, dass ich irgendeine Kleinigkeit entdeckte. Wenn ein Fall jedoch klar war, wanderte er zur nächsten Abteilung, mit der sie eng zusammenarbeitete.

Die Operationsabteilung war diejenige, die nach dem Entdecken der Störungen oder Gefahren in Aktion trat. Ihre Aufgaben waren die Jagd auf Dämonen, vor allem in besonders stark betroffenen Gebieten, die Austreibung von bösen Geistern bei besessenen Menschen und natürlich auch die Verfolgung und Bekämpfung der Schwarzen Magier. Die Abteilung kam jedoch auch beim Transport und Überbringen wichtiger Lieferungen zum Einsatz oder bei anderem, wo man fähige Magier brauchte, die auch außerhalb des Stützpunktes agieren konnten. Außerdem war diese Abteilung auch in zwei Unterabteilungen aufgeteilt: In der Planungsabteilung befanden sich die Strategen, die besonders bei größeren Einsätzen die Planung der bevorstehenden Missionen übernahmen, und anschließend die Ausführungsabteilung, die gemäß ihres Namens die Einsätze in die Tat umsetzte. Das war meine Abteilung, genau das Richtige für mich.

Den Vorletzten Platz in der Rangfolge belegte die Versorgungsabteilung. Wie der Name bereits sagte war sie für die medizinische Versorgung zuständig, kümmerte sich um Kranke und Verletzte, wie auch Mitglieder, die möglicherweise verflucht oder vergiftet worden waren, wobei sie damit hauptsächlich für die Operationsabteilung zuständig war. Eine Unterabteilung war noch für die normalen Bedürfnisse des Stützpunktes zuständig, wie die Hygiene und Essensversorgung beispielsweise. Auch nicht gerade ein Job, den ich machen wollen würde.

Zu guter Letzt kam die Ausbildungsabteilung, die mich vorerst noch unter ihre Fittiche nehmen würde. Zwar war ich bereits eine erfahrene Magierin, aber gerade mit dem neuen System des Zauberstabes hatte ich keinerlei Erfahrung, weshalb ich erstmal ein wenig üben durfte. Diese Abteilung war für die Ausbildung der Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen zuständig und hatte damit den elenden Job gezogen sich um die teilweise noch recht jungen neunen Mitarbeiter zu kümmern. Wobei man an der Stelle sagen musste, dass ich mit meinen siebzehn Jahren anscheinend die Jüngste war. So was Dummes auch.

„Gut, bevor wir dann zurückgehen, solltest du dich umziehen“, sagte Riley auf einmal in ernsterem Ton. Zuvor hatte er ganz den Fremdenführer gespielt und freundlich alles erklärt, doch wie es aussah kam er langsam zur Arbeit.

„Umziehen?“ Ich hob nur eine Augenbraue.

Wir befanden uns im zweiten Untergeschoss, das den Mitgliedern der Operationsabteilung als Trainingsplatz diente. Genau genommen standen wir im Gang zu den Trainingsräumen vor einer Tür, die anscheinend zur Umkleide führte.

„Auf den äußeren Einsätzen tragen die Mitglieder dieser Abteilung bestimmte Klamotten und damit diese sich nicht völlig ungewohnt anfühlen, tragen sie alle auch hier drinnen“, erwiderte Riley schlicht, „Deine Sachen hat eine Mitarbeiterin vorhin auf die Bank gelegt, zusammen mit einem Schlüssel für deinen Spind.“

„Ah ja, wie immer werde ich sehr früh über solche Sachen informiert“, murmelte ich nur und öffnete die Tür.

„Du hast drei Minuten.“

Ich runzelte die Stirn, während ich den recht großen Raum betrat, in dem sich an den Wänden aufgereiht und in einer Reihe in der Mitte lauter Spinde befanden. Es standen auch Holzbänke ohne Lehnen zwischen den Reihen und gleich auf der Bank nahe der Tür entdeckte ich einige weiße Klamotten. Da ich faul war und keine Lust hatte mich lange damit aufzuhalten herauszufinden, was für Sachen das waren, sah ich mich kurz um, bevor ich flüsterte: „Invicem.“

So, im Spiegel konnte ich mir nun kurz ansehen, was ich da für Klamotten trug. Sie waren relativ schlicht, aber gar nicht mal allzu übel. Eine dreivierteillange, tief dunkelgraue Hose mit einem breiten Nietengürtel. Oben rum trug ich ein bauchfreies, weißes Top mit nur einem Träger über der rechten Schulter, das an den Rändern schwarz gefärbt war. Hinzu gesellten sich noch zwei lange, ebenfalls dunkelgraue Armstulpen. Mittig meiner Oberarme endeten sie und wurden von je einem breiten, weißen Band festgebunden, während sie unten bis zu meinen Händen reichten und dort mit je einem dünnen Ring an meinen Mittelfingern befestigt waren, sodass sie nicht verrutschen konnten. Über dem Ganzen trug ich noch einen ärmellosen, schneeweißen Mantel, der etwa so lang wie meine Hose war. Dazu hatte er einen hohen Kragen und war wie mein Top an den Rändern schwarz, bis zur Hüfte war er zugeknöpft und ab dort offen.

Daraufhin nahm ich noch kurz den Schlüssel von der Bank, steckte ihn in meine Hosentasche und trat wieder nach draußen. Insgesamt war ich vielleicht fünfzehn Sekunden in dem Raum gewesen.

„Wow, du bist verdammt schnell“, stellte Riley nur verblüfft fest.

Ich selbst musste wieder an das bauchfreie Top denken. „Die Klamotten sind wohl extra so geschnitten, damit ihr Männer was zu gucken habt.“

„Ja.. äh, NEIN! Natürlich nicht“, stritt er schnell ab, wobei er jedoch ein ganz klein wenig rot im Gesicht war. Wie es aussah hatte ich ihn mit der Frage ziemlich überrumpelt.

„Hmhm.“

Er schien zu merken, dass ich ihn durchschaut hatte. „Sag das aber bitte keiner der anderen Ladys“, bat er grinsend. Auch wenn er eindeutig schauspielerte, das war natürlich nicht der wirkliche Grund, wie ich selber wusste.

„Na mal sehen.“ Dabei fiel mir auf, dass ich gerade das erste Mal lächelte, seit ich hier war.

Kapitel 12: Ich werde dir folgen

Da Riley noch mit einigen Leuten aus der Observationsabteilung was besprechen musste, gingen wir anschließend wieder nach oben in den fünften Stock, den die Abteilung für sich beanspruchte. Das Chaos von vor einer halben Stunde hatte sich mittlerweile fast vollständig beruhigt, was mir langsam einen etwas besseren Eindruck von dem Ort hier verschaffte.

„Hey hey, Riley, was bringst du denn da für eine Schönheit mit dir?“, fragte plötzlich ein Mann mittleren Alters in vornehmem Anzug.

Ich selbst hob nur eine Augenbraue. Die Klamotten waren sicherlich nicht schlecht und meine langen, dunkelbraunen Haare waren auch alles andere als hässlich, aber mich als Schönheit zu bezeichnen war definitiv übertrieben. Es machte mich eher misstrauisch.

„Sie ist neu hier, also bitte vergraul sie nicht gleich wieder“, sagte Mr Riley kurz angebunden und schien weitergehen zu wollen. Wow, das überraschte mich etwas.

„Aber, als würde ich so etwas tun.“ Wie konnte der Kerl das ernst sagen, während er mir gleichzeitig einen Arm um die Schultern legte und mich mit einem Lächeln ansah, das mich eindeutig ins Bett einlud? „Du glaubst ihm doch nicht etwa, oder Süße?“

Am liebsten hätte ich ihn zusammengeschlagen, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Solche Männer waren das Allerletzte – obwohl ich durch Julien fast daran gewöhnt war, aber er hatte dabei wesentlich mehr Stil als dieser drittklassige Playboy. Allerdings stand er hier im Stützpunkt eindeutig über mir, weshalb ich lediglich meine Fingernägel benutzte, um ihn kräftig in die Hand zu kneifen, die er um meine Schultern gelegt hatte. Ich konnte sogar spüren, wie er zusammenzuckte und versuchte die Schmerzen zu ertragen.

„Ihrer Gesundheit willen würde ich vorschlagen, dass Sie solche Versuche bei mir unterlassen“, bemerkte ich lediglich und ging weiter, gefolgt von dem leicht erstaunten Riley.

„Gute Arbeit“, sagte mein Ausbilder dann grinsend, sobald wir uns von dem Kerl entfernt hatten, „Um ehrlich zu sein baggert er so ziemlich alle Frauen hier an und nicht wenige fallen auch auf seine Tour rein. Wie du ihm eben ohne mit der Wimper zu zucken einen Korb gegeben hast.. bei seinem Gesicht hätte ich beinahe angefangen zu lachen.“

„Ach, mit ein bisschen Erfahrung ist das einfach. Außerdem kann ich solche Männer sowieso auf den Tod nicht ausstehen.“

„Ah.. gut zu wissen.“

Wir betraten den Bereich hinter einer Wand, die quer durch das Stockwerk gezogen worden war. Dahinter befand sich der abgedunkelte Observierungsraum mit unzähligen großen und kleinen Bildschirmen an den Wänden und auf den Schreibtischen. Die an den Wänden zeigten verschiedene Bilder aus Städten und Landschaften, wenn ich Riley vorhin richtig verstanden hatte, waren diese mit magischen Kameras verbunden, die auch über Sensoren verfügten. Der Alarm würde anspringen, sobald die Sensoren auch nur einen Hauch von schwarzer Magie oder der Präsenz eines Dämons aufnahmen. An den kleineren Bildschirmen, die mit Computern verbunden waren, saßen Männer unterschiedlichen Alters und tippten etwas auf den Tastaturen.

„Ist Mr Taylor hier irgendwo?“, fragte Riley einfach in dem Raum, in dem es mit draußen verglichen ziemlich still war, wenn denn fanden die Gespräche nur leise statt.

Gerade als sich die anderen Männer kurz umsahen, ging plötzlich eine Sirene los. Ich zuckte vor Schreck sogar zusammen, bevor ich und auch die anderen in diesem Raum zu einem Bildschirm blickten, der angefangen hatte rot zu blinken. Das Bild zeigte eine Seitenstraße zwischen hohen Häusern, in der zurzeit nicht viel los zu sein schien.

Die Leute an den PCs hauten nun mit wesentlich mehr Elan auf die Tastaturen und starrten konzentriert auf ihre Schirme, während ich mich fragte, was wohl los war.

„Ein Dämon!“, rief ein jüngerer Mann, „Direkt hier in London, nicht weit entfernt in einer Seitenstraße. Sein Opfer scheint eine junge Frau zu sein, wenn das so weiter geht hat er sie gleich eingeholt!“

„Es ist nur ein einzelner, mittelklassiger Dämon“, sagte ein anderer, „Jemand aus der Ausführungsabteilung soll sich sofort darum kümmern!“

„Gut, hier haben wir eine Freiwillige.“

Ich sah Herrn Riley an als hätte er gerade vorgeschlagen einen Ausflug zum Nordpol zu machen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, mich für diese Aufgabe gemeldet zu haben!

„Dalton hat dir mit Sicherheit gesagt, dass normalerweise ein schwerer Test nötig ist, um in die Operationsabteilung zu kommen“, sagte Riley so ernst, wie ich ihn zuvor noch nicht gesehen hatte, „Ich weiß nicht warum, aber du wurdest ohne jeden Nachweis in die Abteilung zugelassen. Ich stelle die Entscheidung unserer Führungsabteilung nicht in Frage, doch würde ich trotzdem gerne sehen, warum sie dir eine spezielle Behandlung zukommen lassen.“

Langsam hatte ich das Gefühl, dass der Mann ein verdammt guter Schauspieler war. Es war mir nicht aufgefallen, aber er schien etwas gegen mich zu haben, auf einmal hörte ich einen Hauch von Feindseligkeit heraus.

„Darum wird das hier dein Test werden“, befahl er, „Vernichte den Dämon und rette damit die Frau.“

Er meinte es wirklich ernst.

„Oder kannst du das nicht?“ Dieses Mal war da klar und deutlich ein düsterer Unterton.

Für einen Moment war ich beinahe überwältigt von diesem plötzlichen Persönlichkeitswechsel, doch mir wurde zeitgleich klar, dass er mich damit auf jeden Fall einschüchtern wollte. Das war eine Herausforderung. „Auch wenn ich keinerlei Ahnung habe, wie ich den neuen Zauberstab handhaben soll.“ Ich erwiderte seinen Blick. „Ich werde definitiv nicht gegen so einen Dämon verlieren.“

Für ein paar Sekunden sahen wir uns gegenseitig in die Augen und die Luft schien vor Spannung fast zu knistern. Jo, feindselig gucken konnte ich ziemlich gut, da warst du nicht der Einzige.

„Schön, ich bin gespannt, was du mit dieser Unerfahrenheit zustande bringst“, erwiderte Riley und wandte sich nun an die Männer, „Wählt den Punkt an, an dem sich der Dämon befindet. Chris wird sich um ihn kümmern.“

Sofort war wieder das hektische Klappern der Tasten zu hören, während der Alarm immer noch schrillte und der eine Bildschirm rot blinkte.

„Einen kleinen Rat gebe ich dir“, sagte Riley über die Schulter zu mir, „Dalton hat ein älteres System für deinen Zauberstab verlangt. Es reagiert sowohl auf deine Magie als auch auf deine Gefühle. Es ist schwer zu handhaben, daher solltest du während des Kampfes keine unnötigen Gefühle in dir tragen. Konzentriere dich nur auf die Vernichtung des Dämons.“

Zwar war der Tipp wahrscheinlich nett gemeint, aber es ärgerte mich, dass er so auf mich herabsah. So was konnte ich nicht leiden. Und wo war überhaupt der freundliche Riley hin, der mich zum Packesel gemacht und durch den Stützpunkt geführt hatte? Er sah noch genauso aus wie vorhin, aber seine Persönlichkeit war kaum wiederzuerkennen.

„Alles vorbereitet für den Teleport!“

„Dann aktiviere mal deinen Zauberstab“, sagte Riley und verschränkte die Arme vor der Brust, „Und nur damit du es weißt, das Zauberstabsystem der Reihe X25 wurde deshalb schon nach kurzer Zeit wieder ersetzt, weil die Zauberstäbe sich durch die Entwicklung einer fast eigenen Persönlichkeit gegen ihre Anwender gestellt haben. Daher würde ich an deiner Stelle sehr vorsichtig sein.“

Ich zögerte kurz, doch als meine Hand den Rosenanhänger berührte, waren meine Zweifel auf einmal wieder wie fortgewischt. Ich war mir sicher, dass Dalton wusste, was er getan hatte, als er das System verlangte. Außerdem hatte ich meinen Zauberstab bereits auf eine seltsame Art und Weise liebgewonnen. Ich würde mich nicht von solchen Worten einschüchtern lassen. Das wäre ja noch schöner!

„Zafira! Operation-Mode!“, rief ich und augenblicklich leuchtete die Rose unter dem Kragen meines Mantels auf. Sie schwebte hervor und nahm die Form des Stabes an.

„Hello my Master“, erklang Zafiras leicht metallische Stimme.

„Ich habe keine Ahnung, wie du wirklich funktionierst, aber wir haben einen Auftrag“, sagte ich ernst und hoffte, der Computer würde es irgendwie verstehen, „Wir müssen teleportieren...“

„Connecting with the network of London base.“ Er hatte es tatsächlich verstanden. Wahrscheinlich war das alles in seinem System, Datenbank oder wo auch immer vermerkt, aber es war dennoch erstaunlich. Wie es aussah, musste nur ich das ganze Wissen aufholen. „Initiate teleportation.“

Ich spürte Rileys Blick auf mir, als die Umgebung undeutlich wurde und die Teleportation stattfand. Es war nicht sehr lange, nur knapp zwei Sekunden später schon stand ich auf der Straße, die ich vorhin auf dem Bildschirm gesehen hatte.

Mein Blick fiel sofort auf die Frau, die versuchte auf hohen Absätzen vor dem wie eine Python aussehenden Dämon floh. Soweit ich wusste, war das nicht nur ein kleiner Dämon, das war ein Serpens, eine für Menschen höchst gefährliche, mittlere Dämonenart. Wenn sie erst einmal ein Opfer erlegt und mit ihrem Körper umschlungen hatte, würde sie für andere Menschen unsichtbar und unspürbar werden und ihrem Opfer so lange Schmerzen zufügen, Unbehagen vermitteln und die Lebensenergie aussaugen, bis es schließlich starb. Es war auch für normale Magier schwer mit dieser Art fertigzuwerden, da sie auch nicht vor Magiern zurückschreckte. Eine furchtlose und gefährliche Dämonenart.

Kaum war ich aufgetaucht, wurde der Dämon langsamer und blickte in meine Richtung. Schwarzer Rauch stieg von seinem Körper auf, bevor er sich in der Luft verlor, das unverkennbare Zeichen dafür, dass ein Schwarzer Magier hinter diesem Vieh steckte. So wie es schien, war der Serpens auch nicht dumm, er schien meine magischen Kräfte zu spüren und mich daher als sein neues Opfer anzusehen. Na ja, ich bot ihm ja nicht nur Lebensenergie, sondern auch noch meine magischen Kräfte an, die für Dämonen praktisch gesagt ein Festtagsschmaus waren. Kein Wunder also, dass er mich der Frau vorzog.

Sobald mir das auffiel, stieg ich allerdings auch durch Rileys Plan. Er hatte nicht ernsthaft vor, mir diesen Dämon zu überlassen. Er benutzte mich nur, um ihn von der Frau abzulenken, bis ein anderer Magier so weit war. Das mit dem Test war wahrscheinlich nur gewesen, um mich zu provozieren.

„Und ich bin drauf reingefallen“, stöhnte ich.

„Don´t worry, you can do it“, sagte Zafira auf einmal.

„Du bist witzig.“ Ich sah den Zauberstab in meiner Hand resigniert an. „Ich habe keine Ahnung, wie man dich benutzt, und soll einen Dämon besiegen. Das ist wie ein schlechter Scherz.“ Und ich vermutete mal, dass es nicht so klug war, ohne den Stab Magie anzuwenden, wenn jeden Moment einer von Rileys Leuten auftauchen konnte. Von meinen unsichtbaren Beobachtern gar nicht zu sprechen.

„You just have to order me“, erwiderte Zafira, „Tell me what you need and I will control your magic.“

„Ich brauche niemanden, der meine magischen Kräfte kontrolliert“, stöhnte ich, „Ich brauche dringend mal eine Bedienungsanleitung.“

Plötzlich hechtete die Schlange jedoch mit einem Zischen auf mich zu und ich sprang rasch zur Seite. Besser ich achtete auf das Vieh, sonst endete ich noch als Schlangenfutter. Auch wenn es ja an mir nagte, dass ich unfähig war gegen diesen Serpens zu kämpfen. Ohne den Stab wäre das keine schwere Aufgabe gewesen. War ich wirklich außer Stande dieses komische System richtig zu benutzen? Ausgerechnet ich? Nachdem ich Riley eben erst den Krieg erklärt hatte?

„Verdammter Mist ey!“, rief ich genervt und machte erneut einen Satz zur Seite, „Ich muss dir bloß Anweisungen geben?“

„You haven´t recorded any special attacks under simple orders, that´s why you should describe them if it´s possible“, antwortete mein Zauberstab.

„Oje, aber damit kann ich wenigstens was anfangen.“ Ich suchte in meinem Gedächtnis kurz nach einem Zauber, der effektiv war und sich gleichzeitig gut beschreiben ließ. „Eine Art Strahl aus Feuer.“

„I understand.“

Gerade als der Serpens mich erneut angreifen wollte, begann die Spitze meines Zauberstabes rot zu leuchten und tatsächlich schoss ganz nach dem mir bekannten Zauber ein schmaler Feuerstrahl auf den Dämon zu. Jedoch gelang es diesem gerade eben noch auszuweichen und gleich darauf einen erneuten Angriff zu starten.

„Schild!“, rief ich mehr aus Reflex, doch kaum hatte ich es ausgesprochen, leuchtete vor meinem ausgestreckten Stab bereits ein durchsichtiger, rötlicher Schild, an dem die Schlange abprallte und ein ganzes Stück zurückgeschleudert wurde.

„Wow.“ Ich sah den Stab erstaunt an. „Ich glaube, so langsam verstehe ich, wie das funktioniert.“

„It´s great to hear that.“ Ich hätte nicht erwartet, dass ein Zauberstab wirklich erfreut klingen konnte, doch Zafira tat es gerade. Allmählich begann ich Daltons Worten zu glauben, als er gesagt hatte, dass der Zauberstab eine künstliche Intelligenz war und praktisch lebte. Ich konnte nicht verleugnen, dass ich Zafira bereits nach dieser kurzen Zeit kaum mehr nur als Gegenstand bezeichnen konnte. Obwohl da ein Computersystem hinter steckte, schien er wirklich eine eigene Persönlichkeit zu haben. Wie ein Mensch.

„Finde ich auch“, sagte ich und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, „Wie wär’s als nächstes mit einem schönen Blitz mit möglichst viel Volt?“

„Nice idea, my Master.“

Ich spürte augenblicklich, wie die Spannung in der Luft stieg und als der Serpens sich zu einem Angriff aufrichtete, schoss aus heiterem Himmel ein mächtiger Blitz herab und grillte die Schlange nach allen Regeln der Kunst. Die wenigen verbrutzelten Überreste lösten sich zu rot glitzerndem Staub auf und verschwanden. Die Frau, die der Dämon gejagt hatte, war schon lange um die nächste Ecke gebogen und verschwunden, weshalb ich mich darum nicht mehr kümmern musste.

„Tse, na? Was sagst du jetzt, Riley?“, fragte ich grinsend und streckte mich. Ich hatte es tatsächlich geschafft in so kurzer Zeit zu lernen, wie man mit Zafira umging. Ehrlich gesagt war es wirklich einfacher, als ich gedacht hatte.

„Chris?“

Ich erstarrte zur Salzsäule. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Nur langsam drehte ich mich um und starrte den Jungen ein paar Sekunden lang beinahe fassungslos an. Obwohl ich noch nicht mal wusste, warum ich so erschrocken war. Als meinem Kopf das auffiel, zwang ich mich und meinen Körper wieder zur Ordnung.

„Was machst du hier?“, fragte ich, „Wir sind in London...“

Er sah mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, der so aussah, als würden sich mehrere Emotionen um den Platz in der ersten Reihe streiten. „Ich hab dich gesucht“, antwortete er dann auf einmal, „Ich wollte dich etwas fragen.. aber die Antwort sehe ich bereits.“

„Was meinst du?“, fragte ich misstrauisch.

„Du arbeitest für das Ministerium für magische Künste, nicht wahr?“

Gut, dass ich kaum noch überraschter sein konnte, als ich es ohnehin schon war. „Ja“, sagte ich zögerlich, „Aber wie kommst du darauf?“

„Ich hab´s bemerkt, als ich deine Kette gesehen habe“, erwiderte Jake und sein Lächeln wirkte fast ein wenig betrübt, als er an seinen Hals griff, „Die Rose ist eine Zustandsform deines Zauberstabes, nicht?“ Was er aus dem Ausschnitt seines Hemdes zutage förderte, war eine Kette mit einem himmelblau schimmernden, vierzackigen Stern. Ich hätte das mit ziemlicher Sicherheit für einen normalen Anhänger gehalten, wenn er nicht zuvor meine Kette mit dem Zauberstab erwähnt hätte.

„Moment mal“, brachte ich ungläubig hervor, „Du.. bist auch…?“

„Ein Mitglied der Operationsabteilung des Londoner Stützpunktes“, vollendete er meinen Satz, „Auch wenn sie mich wegen meiner Tollpatschigkeit nur als Notnagel benutzen und ich die meiste Zeit in der Akademie bleiben kann.“

Oh Mann, wieso mussten die unglaublichen Neuigkeiten eigentlich immer alle auf einmal kommen? Die letzten Tage waren mir echt viel zu chaotisch. Und das wirklich Schlimme war, es schien einfach kein Ende nehmen zu wollen.

„Bist du sauer?“

„Häh?“ Die Frage verwirrte mich jetzt. „Ich bin komplett überrascht und verdammt irritiert, aber warum sollte ich sauer sein?“

Jetzt schien er derjenige zu sein, der überrascht war. „Na ja, weil ich das für mich behalten habe.“

„Wieso sollte ich deswegen sauer auf dich sein?“, fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Erstens wüsste ich nichts davon, dass wir eine so enge Beziehung haben, dass ein solcher Umstand hätte erwähnt werden müssen. Zweitens bist du nicht verpflichtet, es mir zu sagen. Und drittens habe ich doch auch nicht erwähnt, dass ich hier arbeite.“

„Okay.. wenn man das so sieht, hast du wohl recht.“ Er kratzte sich verlegen an der Schläfe.

„Bist du hier, weil du zum Stützpunkt willst?“, fragte ich stirnrunzelnd, „Du hättest doch den Teleport benutzen können.“

Im ersten Moment war sein Lächeln etwas schief, doch es wurde fast auf der Stelle wieder grade. „Nein. Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich wegen dir hier bin.“

So sehr ich es auch versuchte, aus dieser Aussage wurde ich einfach nicht schlau.

„Bisher hatte ich keinen Grund ernsthaft etwas zu machen“, sagte Jake und kam auf mich zu, „Weder den Unterricht in der Akademie, noch meinen Job hier im Stützpunkt habe ich ernst genommen. Sie waren nur da, um die Zeit totzuschlagen. So habe ich jedenfalls gedacht.. man könnte fast sagen, dass ich keinen so rechten Sinn im Leben gesehen habe.“

Dieser Junge verwirrte mich mehr und mehr, umso länger ich ihm zuhörte.

Auf einmal schien er kurz sogar kichern zu müssen, ehe er bloß den Kopf schüttelte. „Ich dachte, ich wäre bloß dazu da, dass mein Stiefvater seine Wut an mir auslassen kann. Aber auf einmal kommt ein launisches Mädchen in den Blumenkurs, legt sich gleich mit unserem strengsten Lehrer an und mischt auch das übrige Kollegium auf. Bevor es mir aufgefallen ist, habe ich ihm bereits zugesehen und wieder andere Emotionen als Gleichgültigkeit empfunden. Ich war fasziniert von der Stärke des Mädchens, die sich uns während des Trainingslagers zeigte.“

Ohne dass ich es verhindern konnte, stieg mir eine leichte Röte ins Gesicht. Ich war so überrumpelt, dass mir nichts darauf einfiel. Dabei hatte ich noch nicht mal eine Ahnung, warum er das alles so plötzlich sagte. Bestimmt nicht aus dem Grund, den July als erstes vermuten würde. Das war definitiv kein Liebesgeständnis. Das musste etwas anderes, viel Ernsteres sein.

„Ich weiß nicht genau warum, aber deine Stärke zieht mich irgendwie an“, gestand er mit diesem verflucht ehrlichen Lächeln, „Und deine Persönlichkeit ist auch anders, als die der meisten.. Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass jemand mal ernsthaft auf die Idee kommen könnte meinem Stiefvater einfach in den Hintern zu treten.“

„Ist doch wahr“, entgegnete ich und war froh, meine Selbstkontrolle wieder einigermaßen zurückzuhaben, „Nach dem, was ich gehört habe, ist er doch das Arsch des Jahrhunderts. Solchen Leuten gehört nun mal kräftig der Hintern versohlt.“

Jake begann zu kichern und ohne dass ich es wollte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.

 „Genau das meine ich“, sagte er schmunzelnd, „Dank dir stehe ich nicht mehr nur neben mir selbst. Aber wenn ich daran denke, dass du den Kurs schon wieder verlassen hast, fühle ich mich irgendwie irritiert.. Deswegen habe ich beschlossen, die Chance nicht verstreichen zu lassen und dir zu folgen.“

„Hä?“ Wieso musste der Kerl sich so unverständlich ausdrücken? „Mir folgen?“

„Ganz recht, ich werde dir überall hin folgen“, sagte er lächelnd und für einen Moment sah ich den erwachseneren und wesentlich reiferen Jake vor mir, „Du hast mir bereits geholfen und mich beschützt. Ich will meine Schuld begleichen und darum werde ich bei dir bleiben, auch wenn du es ablehnst. Ich werde dir immer wieder und überall hin folgen.“

Für einen kurzen Moment lief ich glatt wieder rot an, bevor es mir auffiel und ich die lästige Gesichtsfarbe verscheuchte. „Du weißt hoffentlich, dass du mir mit deiner Tollpatschigkeit eine Menge Ärger machen wirst und ich deshalb mit Sicherheit oft sauer auf dich sein werde?“ Moment mal, warum zog ich es überhaupt in Erwägung diesen Jungen immer um mich zu haben?

Sein Lächeln sagte alles.

„Tse, also ehrlich“, murmelte ich nur und seufzte, „Du bist auch der Erste.“

Nun wurde sein Blick ein wenig verwirrt.

„Ich war die Erste, die dir gedankt hat“, half ich seinem Hirn nach, „Und du bist der Erste, der so unbedingt versucht bei mir zu bleiben.“ Wahrscheinlich lag es wirklich daran. Er war der erste Magier, der mir, nachdem er meine Macht gesehen hatte, nicht aus dem Weg ging. Zudem war er der erste Junge, der mir irgendwie sympathisch war, sogar mit seiner Tollpatschigkeit. Es war schwer zu glauben, aber auch wenn wir kaum zwei Wochen Zeit miteinander verbracht hatten, fühlte ich mich ihm näher als den meisten anderen. Es war schon fast mysteriös.

„Dann sind wir also gleich“, stellte er auf einmal mit einer seltsam verträumten Stimme fest und trat direkt vor mich, „Für uns beide ist es das erste Mal...“

Plötzlich beugte er sich vor und ehe ich wirklich realisierte, was er vorhatte, küsste er mich bereits fast zärtlich auf das rechte Auge. Da er irgendwann zwischendurch einen Arm um meine Schultern gelegt hatte, konnte ich auch nicht einfach zurückstolpern. Für gut zwei Sekunden starrte ich ihn einfach nur völlig überrascht an und lauschte meinem plötzlich schneller schlagenden Herzen.

Dann gewann ich die Kontrolle über meinen Körper zurück und ich schaffte es ihn auf Armlänge zurückzuschieben. „Was zum Teufel?!“ Mein Gesicht brannte, so knallrot war es. „Ist es ein neuer Trend auf die Augen zu küssen? Fang nicht an diesem verdammten Julien alles nachzumachen! Es reicht schon, dass einer das tut!“

Jake kicherte lediglich und wirkte wegen meiner offensichtlichen Verunsicherung höchst amüsiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so nervös macht“, bemerkte er schmunzelnd.

„W-W-Was...“ Hirn! Reiß dich endlich zusammen! „Ich bin nicht...“

Er sah schnell zur Seite, als er schon wieder kichern musste.

Nun kehrte mit meinem Verstand – ich hatte ihm mit einer rapiden Gehaltskürzung gedroht – jedoch auch meine Gelassenheit einigermaßen weit zurück und die Röte verschwand wieder aus meinem Gesicht. Stattdessen stellte ich dem lieben und für meinen Geschmack zurzeit viel zu übermütigen Jake einfach einen Beinhacken, sodass er mit einem schönen Rums auf der Nase landete. Anschließend setzte ich noch einen Fuß auf seinen Rücken und beugte mich ein Stück herab.

„Du nimmst dir da wirklich ganz schön was raus, Jakilein“, bemerkte ich mit einer ganz leicht drohenden und sehr vielversprechenden Stimme, „Du solltest dich lieber auf die Konsequenzen gefasst machen.“

„Hilfeee...“ Schon anhand des Tonfalls und dem Umstand, dass er nicht versuchte mit Worten zurückzuschlagen, erkannte ich, dass der übliche Jake wieder zurück war. Fragte sich bloß, warum die andere, erwachsenere Version ausgerechnet eben erschienen war. Das war doch gar kein Notfall gewesen. Na ja, jedenfalls ließ ich die Tollpatschige Nummer ein paar nette und leider eigentlich harmlose Zauber spüren, die ich schon lange mal austesten wollte, für die sich nur nie ein Versuchskaninchen gefunden hatte. Rache musste sein.

Kapitel 13: ein gefährlicher Test

Schließlich aber war ich mit meinem Racheakt fertig und ließ den armen Jungen erstmal richtig Luft holen. Ich war allerdings immer noch erstaunt und verwirrt zugleich, dass er tatsächlich wegen mir hier hergekommen war. Er schien wirklich keine Angst vor der Kraft in mir zu haben, vor der ich mich am Anfang sogar selbst gefürchtet hatte. Abgesehen von Mr Dalton, der mindestens genauso viel Macht haben und daher nicht allzu beeindruckt sein sollte, und natürlich meiner Familie war er der Einzige, der nicht verängstigt versuchte so wenig Kontakt wie möglich zu halten. Es schien sogar das genaue Gegenteil einzutreten.

„Ich geb mich geschlagen“, seufzte ich und fasste mir mit einer Hand an die Stirn, „Aus dir soll einer schlau werden.“

„Ach was, du bist doch genauso unberechenbar“, erwiderte er. Er saß im Schneidersitz neben mir auf der Straße, da hier sowieso kein Mensch vorbeizukommen schien und keiner von uns eine Ahnung hatte, wo es zum Stützpunkt ging.

„Inwiefern bin ich denn unberechenbar?“

„Wer würde denn erwarten, dass jemand wie du Angst vor Insekten hat?“, fragte er grinsend und fing prompt an zu kichern. Wahrscheinlich erinnerte er sich daran, wie ich auf den Anblick der Spinne und des Ohrenkneifers reagiert hatte. Na warte.

„Sieht so aus, als hätte ich dir noch nicht genug Lektionen erteilt“, murmelte ich und sah ihn verstohlen an.

Jake schüttelte schnell den Kopf. „Nein nein, das reicht für mehrere Jahre.“

„Bist du dir sicher?“

„Hundertprozentig.“

Auf einmal wurde die Luft ein Stück neben uns undeutlich und im nächsten Augenblick stand dort jemand, den ich nicht gerade hatte sehen wollen.

„Wo ist der Dämon?“ Felton sah sich suchend um, konnte aber natürlich nichts entdecken.

„Im Jenseits, würde ich sagen“, antwortete ich schlicht und versuchte dabei nicht allzu feindselig zu klingen. Ich musste mich beherrschen, schließlich würden wir von jetzt an wohl Kollegen sein.

Der junge Mann schien uns erst jetzt zu bemerken und sah uns von oben herab ziemlich überrascht an. „Was bitteschön macht ihr da?“, fragte er dann erzürnt.

„Nach was sieht es denn aus?“, fragte Jake und legte den Kopf schief.

„Faulenzen.“

„Wir wissen nicht, wie wir wieder zurückkommen.“ Es gefiel mir nicht, das zugeben zu müssen, aber leider war es so.

„Ihr hättet doch den Teleport benutzen können“, erwiderte Felton in hochnäsigem Tonfall.

„Oh, jetzt wo du´s sagst.“ Die Option hatte ich völlig vergessen.

„Und wo kommst du her, Tollpatsch?“

„Birmingham“, antwortete Jake in seiner üblichen, freundlichen Art, „Und du wirst wohl demnächst kein Einzeltraining mehr haben, ich werde ab jetzt regelmäßig kommen.“

„W-Wie kommst du denn darauf?“, fragte Felton verärgert, „Dir ist schon klar, dass der Chef unserer Abteilung dem auch zustimmen muss? Von Riley gar nicht zu sprechen.“

„Ich werde sie schon überreden“, erwiderte Jake lächelnd.

„Tse.“ Das schien dem netten Felton gar nicht zu gefallen. „Und was ist überhaupt mit dem Dämon passiert? Hast du ihn besiegt, Jake?“

„Nö, das hat Chris kurz bevor ich hier ankam.“

„Wie bitte? Das ist unmöglich ohne irgendwelche Kenntnisse über den Zauberstab!“

„Ach was, unmöglich sind andere Dinge“, erwiderte ich mit einem schadenfrohen Lächeln, „Zafira hat mir ein wenig auf die Sprünge geholfen, danach war es einfach den Serpens zu vernichten.“

„Was ist das denn für ein Name für einen Zauberstab?“, fragte Felton grimmig.

„Du kannst mich mal!“

„Liebend gerne! Wir können das von mir aus gleich hier austragen!“

„Stopp ihr zwei!“, war plötzlich Rileys Stimme zu hören, auch wenn sie so klang, als würde sie aus einem Lautsprecher wiedergegeben werden. In dem Moment erschien ein Stück schräg über Felton ein frei schwebender Bildschirm, auf dem Riley zu sehen war, wie er uns mit vor der Brust verschränkten Armen streng ansah. „Felton, ich habe dich nicht geschickt, damit ihr euch streitet.. Wie kommt es eigentlich dazu?“

Wir sahen uns lediglich giftig an.

„Und Jake, wo kommst du überhaupt her?“, fragte Riley nun stirnrunzelnd.

„Aus Birmingham“, antwortete er mit einem leicht schiefen Lächeln, „Ich hätte eine Bitte an Sie und Mister Averill.“

„Den Chef?“ Er hob eine Augenbraue. „Na ja, kommt erstmal zurück, dann reden wir weiter.“

„In Ordnung“, sagte Felton, woraufhin der Bildschirm wieder verschwand. Anschließend sah er uns mürrisch an. „Seht zu, wie ihr klarkommt.“ Damit begann der Dolch in seiner Hand zu leuchten und im nächsten Augenblick war er schon verschwunden.

„Oje…“ Ich überlegte kurz. „Zafira, kannst du uns zurück zum Stützpunkt bringen?“

„Yes, my Master“, antwortete der Zauberstab in meiner Hand.

„Und äh.. können wir auch Jake mitnehmen?“

Dieser Lächelte ein wenig schief.

„No problem.“ Die Spitze meines Zauberstabes begann rötlich zu leuchten und die Umgebung wurde undeutlich, bevor wir keine zwei Sekunden später beinahe direkt neben Felton standen, welcher vor Schreck einen Schritt zur Seite machte.

„Ah.. du scheinst wenigstens schnell zu lernen“, stellte Riley fest.

„Eine wunderbare Fähigkeit der Menschen“, konterte ich mit einem falschen Lächeln, bei dem ich mich gar nicht bemühte es ehrlich aussehen zu lassen.

Riley schien mit dem Gedanken zu spielen, etwas darauf zu erwidern, doch er seufzte und sah anschließend zu den beiden Jungen. „Felton, tut mir leid, dass ich dich für nichts dorthin geschickt habe. Du kannst mit deinem Training weitermachen.“

„Kein Problem“, sagte Felton – auch wenn es eindeutig eine Lüge war – und sah dem Ausbilder kurz ernst in die Augen, bevor er sich abwandte und den großen Raum mit den vielen Bildschirmen verließ.

„Na Jake, es ist schon eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben“, sagte Riley und sein Lächeln wurde wieder ein wenig freundlicher, „Ist alles in Ordnung?“

„Ja, jedenfalls nicht schlimmer als sonst auch.“

„Also hat sich das mit deiner Neigung noch nicht gebessert?“

Der Junge zog ein vielsagendes Gesicht. „Kann ich leider nicht behaupten.“

„Oje, was verschlägt dich überhaupt hier nach London?“

„Ich möchte wieder regelmäßig am Training teilnehmen.“

Daraufhin hob der Ausbilder nur eine Augenbraue. „Warst du es nicht, der sich vor einem Vierteljahr abgemeldet hat, weil er keine Lust mehr hatte?“

„Ja, aber ich.. habe einen Grund gefunden, wieder zurückzukommen.“ Er lächelte fröhlich und ich versuchte nicht daran zu denken, dass ich der Grund war. Wenn man das hörte, kam man nur allzu schnell auf falsche Gedanken.

Nebenbei hatte ich langsam das Gefühl, dass man mich vollkommen vergessen hatte. Mal davon abgesehen, dass mich ja wirklich mal interessieren würde, wann Jake bitteschön ein Mitglied des Ministeriums geworden war. Musste jedenfalls schon vor meiner Zeit gewesen sein, wenn er sich vor einem Vierteljahr praktisch abgemeldet hatte.

„So?“ Rileys zweite Augenbraue wanderte nach oben. „Na ja, schaden kann es nicht. Wird zwar wahrscheinlich wieder anstrengend werden, aber dann seid ihr wenigstens zu dritt unter meiner Leitung.“

„Zu dritt?“ Mir fiel ein, dass es noch keiner wirklich für nötig befunden hatte, mich über das Training aufzuklären. „Sind wir mehrere in einer Gruppe?“

„Ja.“ Scheinbar hatte der nette Herr beschlossen mir gegenüber nicht mehr ganz so unfreundlich zu sein, nachdem ich den Dämon erledigt hatte. „Da wir für die Operationsabteilung immer etwa zehn Schüler mehr als Ausbilder haben, nehmen wir meistens immer zwei bis drei Schüler gleichzeitig. Für mich sollten es mit dir nur zwei sein, aber da Jake vorher auch mein Schützling war, werde ich ihn wohl auch weiterhin unterrichten.“

„Und wer ist der andere?“, fragte ich.

„Felton.“

„Wie bitte?“

„Felton.“

„Nochmal.“

„Sitzt du auf deinen Ohren?“, fragte Riley genervt, „Felton Thayer, du und Jake steht unter meiner Leitung. Muss ich es dir buchstabieren oder hast du es endlich verstanden?“

Ich zog eine Grimasse und versuchte nicht allzu deutlich zu zeigen, dass ich mit so ziemlich allem einverstanden gewesen wäre, aber nicht mit Felton.

„Über die anderen Lehrlinge habe ich auch gar keine Befehlserlaubnis“, fügte der Ausbilder hinzu, „Die haben nur ihre eigenen Ausbilder, der Abteilungsleiter oder die bereits fertig ausgebildeten Mitglieder der Operationsabteilung.“

„Solltest du nicht auch gerade deine Prüfung für eine der Befehlspositionen der Ausführungsabteilung machen?“, fragte Jake und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, „Du hast vor meiner Pause davon geredet, dass du sie machen willst.“

„Ja, wir sind noch mittendrin, deshalb kann ich dir nichts über den Ausgang sagen.“ Er klang ein wenig nachdenklich, als würde er über das Ergebnis grübeln. „Na ja, wenn du deine Ausbildung jetzt doch beenden willst, sollten wir besser Mr Averill suchen gehen.“

„Okay…“ Jake wollte dem Mann folgen, stolperte jedoch prompt und flog nach vorne, wodurch er Riley anstieß, der daraufhin ebenfalls vorwärts stolperte und wild rudernd mit seinem Gleichgewicht rang. Kurz sah es so aus, als würde er ebenfalls auf der Nase landen, doch er schaffte es gerade noch sich wieder zu fangen.

„Alles klar?“, fragte ich Jake, der sich wieder aufsetzte und sich die Nase rieb.

„Geht so.“

„Also hat es sich wirklich noch kein Stück gebessert.“ Riley schüttelte seufzend den Kopf. „Was soll´s, kommst du jetzt? Und du auch, Chris.“

„Komme schon“, sagte ich und half Jake noch kurz wieder auf die Beine. Jetzt, wo Riley aufgehört hatte mich so zu provozieren, stieg meine Meinung von ihm wieder ein bisschen. Auch wenn ich mir noch nicht sicher war, was ich von ihm halten sollte.

Ich wurde kurz Zeuge von dem Gespräch zwischen Jake, Riley und dem Leiter der Ausbildungsabteilung Averill, den die beiden nach einer kurzen Debatte davon überzeugt hatten, Jake seine Ausbildung fortfahren und nicht nochmal neu anfangen zu lassen. Dazu wurde ich dem Mann dann noch kurz als neues Mitglied vorgestellt und fand mich eine knappe halbe Stunde später mit den anderen beiden zusammen im zweiten Untergeschoss wieder.

„Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie wir das mit dem Unterricht machen“, überlegte Riley laut, als wir auf dem Weg zu dem Trainingsraum waren, in dem Felton sein sollte, „Felton ist bereits im letzten Viertel der ein dreiviertel Jahr andauernden Ausbildung und Jake wird auch dort ansetzen können, solange er nicht alles von vor seiner Pause vergessen hat. Chris da jetzt zum Ende hin reinzustopfen wird ein wenig schwer werden.“

„Geben Sie mir ein paar Bücher mit dem wichtigsten theoretischen Stoff und lassen Sie mich praktisch einfach bei den Jungen mitmachen“, sagte ich schlicht, „Wenn Sie mir ein wenig Zeit lassen, werde ich das schon aufholen können.“

„Du bist doch verrückt“, erwiderte Riley ungläubig, „Dir fehlt ein ganzes halbes Jahr und nur mit ein paar Büchern…“

„Sie wird es hinkriegen“, unterbrach Jake ihn lächelnd, „Sie hat auch unseren Theorielehrer damit vollkommen überrascht, dass sie innerhalb einer Woche das Wissen von mehreren Unterrichtsjahren aufgeholt hat. Ich glaube auch, dass sie sich schnell mit dem neuen Zauberstab einfinden wird.“

„Das ausgerechnet von dir zu hören, wundert mich“, bemerkte Riley wenig begeistert, „Aber na schön. Wenn du es schaffst zehn Minuten lang gegen Felton im Kampf zu bestehen und nicht zu verlieren, gebe ich dir die Chance, Chris.“

Kurz war ich ein wenig überrascht, doch dann nickte ich. „Das dürfte zu schaffen sein.“ Auch wenn das schon die zweite Herausforderung für heute war. Die hatten mich hier irgendwie auf dem Kika. Zwar freute ich mich über gelegentliche Herausforderungen, aber gleich die zweite innerhalb von noch nicht mal einer Stunde war für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten.

„Du solltest ihn nicht unterschätzen“, warnte der Ausbilder, „Er gehört zu den Besten, die gerade in der Ausbildung sind. Er hat sogar einen Schüler innerhalb von fünf Minuten besiegt, der nur noch einen Monat vor seinem Ausbildungsende stand.“

„Wie gesagt, zehn Minuten sind zu schaffen.“

Damit standen wir auch in dem großen Raum, wobei mir in dem Moment auffiel, dass dieser sich im Prinzip im dritten Untergeschoss befand. Denn er war zwei Stockwerke hoch und man musste erst noch eine Treppe runter gehen, ehe man auf dem Boden stand. Auf diesem schien Parkett verlegt worden zu sein und die Wände waren schlicht in Weiß gehalten. Leuchtstoffröhren an der Decke verströmten ein etwas grelles Licht. Dieser Raum alleine, der ganz schön groß war, hätte einem richtigen Kampf wohl nicht sehr lange standgehalten, aber mir waren bereits die Barrieren aufgefallen, die man unmittelbar über Grund, Decke und Wänden errichtet hatte. Sie waren ziemlich stark und würden einiges aushalten.

„Felton!“

Dieser schien weiter hinten mit einigen Übungen beschäftigt zu sein, wobei es für mich so aussah, als würde ein Messerwerfer an seinen Künsten feilen. Seine kurzen, rotbraunen Haare waren leicht verschwitzt und er blickte uns ein wenig überrascht an. Auch wenn seine Augen bei meinem Anblick wieder einen feindseligen Ausdruck annahmen.

„Würde es dir etwas ausmachen, Chris einem kleinen Test zu unterziehen?“, fragte Riley, dessen Stimme nun wieder ernster und weniger freundlich klang, „Du sollst zehn Minuten gegen sie kämpfen.“

Für einen Sekundenbruchteil schien er irritiert zu sein, doch dann schummelte sich da ein hämisches Grinsen auf Feltons Lippen. „Gerne doch“, sagte er in niederträchtigem Ton. Er hatte eindeutig vor mich mit seiner ganzen Kraft anzugreifen und schien auch nicht davor zurückzuschrecken mich dabei zu verletzen. Er wollte mich fertig machen.

„In Ordnung.“ Der Ausbilder nickte zufrieden. „Bist du so weit, Chris?“

„Klar“, erwiderte ich, obwohl ich ehrlich gesagt ein wenig nervös war. Gegen meine Tante in einem Trainingskampf oder auch richtig gegen schwächere Schwarze Magier hatte ich bereits gekämpft, aber mit einem normalen Magier, der vermutlich gar nicht mal allzu schlecht war – auch wenn es mir nicht gefiel – hatte ich noch nie auf diese Weise zu tun gehabt.

„Gut, dann fangt an“, befahl Riley, der in der Zwischenzeit schon wieder mit Jake zusammen nach oben gegangen war und auf dem oberen offenen Flur stand, welcher sich an der Wand mit dem Eingang zu diesem Raum befand und wie eine zweite Ebene ein Stück in den Raum ragte. Von dort aus hatte man einen guten Überblick.

„Angriffsmodus, Bareck“, sagte Felton angriffslustig und rannte im nächsten Moment schon auf mich zu.

Ich wich seinem direkten Angriff mit einem Sprung aus und wunderte mich gleichzeitig darüber, dass er keinen Zauber verwendete.

„Was ich vergessen habe zu sagen“, rief Riley auf einmal, während ich weiteren Angriffen mit Feltons Dolch auswich, „Zauberstäbe in Form von Waffen sind so gemacht, dass man sie auch entsprechend ihrer Form benutzen kann. Der Dolch ist scharf, also solltest du lieber auf dich aufpassen.“

Danke, dass ich davon auch mal in Kenntnis gesetzt wurde. Jedoch war Felton um einiges schneller als ich erwartet hatte und ich war so mit Ausweichen beschäftigt – und das teilweise mit ziemlich schiefen Verrenkungen und oftmals nur sehr knapp – dass ich nicht dazu kam Zafira einen Zauber zu schildern, mit dem wir einen Gegenangriff starten konnten. Denn die Anweisung lautete zehn Minuten lang nicht gegen Felton verlieren, was bei Riley aber mit Sicherheit bedeutete, dass ich nicht nur die ganze Zeit ausweichen sollte.

„Es wird langweilig“, sagte Felton auf einmal grinsend. Er schien ganz in seinem Element zu sein. „War wohl doch nur Glück, dass du den Dämon besiegt hast. Grüner Regen!“

Verdammt, den Angriff kannte ich! Erschrocken blickte ich nach oben, wo ich prompt die Lichter entdeckte. Die todbringenden Speere sausten erbarmungslos herab und ich durfte mich wohl bei meinem Schutzengel bedanken, dass ich nur mit einem Riss im Oberschenkel davonkam. Da ich den Mantel und die Armstulpen vorher ausgezogen hatte, trug nur die dreiviertellange Hose den Schaden davon. Leider aber tat die tiefe Schramme ziemlich weh und ich verzog das Gesicht, als ich unmittelbar zwischen den bestimmt drei Meter langen, grünen Speeren hockte. Sie steckten selbst in der Schutzbarriere drin und ich konnte mich kaum bewegen, so sehr hatten sie mich eingekesselt. Da hatte ich mir ja den richtigen Gegner gesucht, ich war ein echter Glückspilz.

„Willst du nicht lieber aufgeben?“, fragte Felton hochnäsig, „Es sind erst drei Minuten vergangen und ich glaube nicht, dass du das noch viel länger durchhältst.“

„Dem Teufel werde ich tun“, erwiderte ich und richtete mich wieder auf, als die Speere sich auflösten und die beschädigte Barriere sich selbst reparierte.

„Na dann.“ Er sah seinen Zauberstab vorfreudig an. „Mach mich aber hinterher nicht verantwortlich, wenn du gleich mal unsere Versorgungsabteilung genauer kennenlernen wirst.“ Damit kam er wieder auf mich zu gelaufen und ich durfte versuchen mit meinem verletzten Bein weiter auszuweichen. Eine sehr angenehme Übung.

Riley und Jake beobachteten das Ganze von oben.

„Und? Bist du immer noch so zuversichtlich, was dieses Mädchen angeht?“, fragte Riley kalt und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich gebe ihr höchstens noch weitere drei Minuten. Obwohl das mit der Verletzung wohl noch schneller gehen sollte.“

„Sie wird es hinkriegen“, erwiderte Jake zuversichtlich, auch wenn sein Blick ernst und ein wenig besorgt war. Seine Hände hatten sich fest um das Geländer geschlossen.

„Ehrlich mal, aus dir werde ich nicht schlau“, seufzte Riley, „Ich würde zu gerne mal den Grund wissen, weshalb du wieder hierhergekommen bist. Was hat deine Meinung so plötzlich geändert? Dalton hat davon nichts erwähnt, als ich ihn vorhin gesehen habe.“

„Er weißt davon ja auch noch nichts“, entgegnete Jake.

Riley schüttelte nur den Kopf. Es brachte einfach nichts. So nett und tollpatschig dieser Bengel auch war, er stieg einfach nicht durch ihn durch.

Ich selbst fand mich mittlerweile in der ungünstigen Position wieder noch einige Male von Felton und seinem Dolch erwischt worden zu sein. Die Schnitte an meinen Armen brannten und mein linkes Bein schrie vor Schmerz, scheinbar war der Riss noch tiefer als ich angenommen hatte. Das Blut lief in mehreren Rinnsalen mein Bein und meine Arme herunter. Es sah wirklich nicht gut aus. Seine Angriffsgeschwindigkeit machte es mir unmöglich Zafira einen Zauber zu beschreiben. Ich schaffte es noch nicht mal „Schild“ zu rufen. Das regte mich furchtbar auf!

„Sternschnuppe!“, rief Felton dann auf einmal.

Als ich gerade versucht war mich über den Namen lächerlich zu machen, blieben mir die Worte bereits im Halse stecken. Aus heiterem Himmel war eine Kugel aus geballter Elektrizität neben dem Kerl in der Luft aufgetaucht und so schnell in meine Richtung gesaust, dass ich sie nicht mal mehr gesehen hatte. Nur dieser höllische Schmerz in meiner Magengegend machte mir bewusst, dass ich voll getroffen worden war.

Ich wurde von der Wucht glatt ein Stück nach hinten geschleudert, ehe ich hart mit dem Rücken auf dem Boden aufschlug und liegen blieb. Das Ziehen, Stechen und Brennen in meinem ganzen Körper lähmte mich fast und es war schwer zu atmen. So heftig war ich seit Jahren nicht mehr erwischt worden, es war irgendwie ironisch. Ausgerechnet dieser verdammte Angeber machte mich gerade voll fertig.

„Es ist vorbei.“ Felton stand über mir und richtete seinen Dolch auf mich. „Du hast klar verloren. Auch wenn es schon eine Leistung ist, dass du fünf Minuten überstanden hast. Meinen Glückwunsch.“

Das gab den Anstoß. Ich war ohnehin schon stocksauer auf mich selbst gewesen, doch nach diesem Kommentar platzte mir endgültig der Kragen. „Zafira“, knurrte ich wütend, „Mir ist egal was, aber schleudre ihm irgendetwas entgegen, das ihm richtig wehtut!“

Felton sah mich einen kurzen Moment lang überrascht an, als ich meinen Zauberstab auf ihn richtete. Im nächsten Augenblick wurde der junge Erwachsene bereits von einer heftigen Druckwelle so derbe gegen die Wand geschleudert, dass er einen tiefen Abdruck hinterließ. Mit diesem Angriff hatte ich scheinbar fast alle der Schutzbarrieren an der gegenüberliegenden Wand durchbrochen. Obwohl man ja eigentlich sagen musste, dass Felton sie durchstoßen hatte.

„Na warte“, murmelte ich wütend und kam stark schwankend wieder auf meine Füße, „Zafira, vermerkte den Strahl aus Feuer unter dem Kommando Feuerstrahl und den Blitzschlag einfach unter Blitz. Schild kennst du ja bereits unter selbigem Begriff. Neu hinzufügen will ich noch fünfzehn Lanzen aus purer Elektrizität, die einen Gegner wie die Speere eben erlegen können, unter dem Kommando Lanzentanz.“

„Yes Master, your orders are saved“, antwortete mein Zauberstab.

Felton, den ich allem Anschein nach vollkommen überrascht hatte, schälte sich gerade leise stöhnend aus der Wand und rieb sich den Schädel.

„Und ich gebe dir für die Dauer dieses Kampfes die Erlaubnis automatisch einen Rundschild um mich zu errichten, wenn ein Angriff schneller kommt als ich reagieren kann“, fügte ich noch hinzu und versuchte die Schmerzen zu ignorieren.

„I understand“, erwiderte Zafira, „Don´t worry, I´m sure you can win.“

„Das hoffe ich doch“, sagte ich und keuchte. Das würde aber ein verdammt hartes Stück Arbeit werden.

„Was zum Teufel erlaubst du dir“, grollte Felton und sah hoch zu unseren beiden Zuschauern, „Sie war bereits komplett am Boden! Der Kampf ist vorüber!“

Der Ausbilder sah mich einen Augenblick lang abschätzend an, dann rief er: „Komischerweise nur steht sie wieder, also wird der Kampf noch weiter gehen. Die zweite Hälfte der Zeit hat sie noch vor sich.“

„Die kippt doch gleich von alleine um!“

„Wer kippt hier von alleine um?“, fragte ich und stellte mich unter Aufbringung all meiner Willenskraft wieder normal hin, „Der Kampf ist noch nicht vorbei.“

„Du.. dann werde ich dich eben komplett besiegen!“, konterte Felton wütend, „Ich wollte ja nur nett sein, aber jetzt ist es aus. Schwertmanns Grab!“

Überall um mich herum tauchten plötzlich lauter auf mich gerichtete, silberne Schwerter auf und schwebten frei in der Luft. Sie würden mich von allen Seiten durchbohren und damit dem Namen „Schwertmanns Grab“ wirklich gerecht werden. Das war ein tödlicher Angriff, aus dem es kein Entkommen mehr gab.

„Rundschild“, sagte ich jedoch schnell.

„Yes, Master.“ Ein rötlicher durchsichtiger Schild erschien wie eine Kuppel um mich herum, genau in dem Moment, als die Schwerter auf mich zu rasten. Es waren so viele, dass sich an beinahe jeder Stelle des Schildes ein Schwert befand und ich gar nicht mehr hindurchschauen konnte. Von außen musste das Ganze wie ein Igel aussehen.

„Schick diese Teile zu ihrem Besitzer zurück“, befahl ich, als es kurz still geworden war.

Die Spitze meines Zauberstabes leuchtete und die Schwerter entfernten sich ein Stück von dem Schild. Dann drehten sie sich alle mit der Spitze in Feltons Richtung, dessen verblüffter Gesichtsausdruck ziemlich gut aussah, und schossen auf ihn zu. Dem Kerl gelang es zwar gerade noch haarscharf auszuweichen, doch das dürfte ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt haben. Ein wenig Schadenfreude tat gut, besonders wenn man sich so fühlte wie ich gerade.

Dann machte er jedoch wieder von seiner verflixten Schnelligkeit Gebrauch und stand von einer zur nächsten Sekunde fast direkt vor mir. Als er gerade zu seinem Hieb mit seinem Dolch ansetzte, aktivierte Zafira von selbst den Rundschild und Felton prallte ab, wodurch er einige Schritte zurückstolperte.

„Gar nicht mal schlecht“, sagte er leicht keuchend, „Aber kannst du das wirklich noch vier Minuten lang durchhalten?“

„Lanzentanz“, war meine schlichte Erwiderung. Mehr brachte ich nicht hervor, Schweiß stand mir auf der Stirn und ich musste die Zähne fest zusammenbeißen. Mein ganzer Körper verkrampfte sich unter den Schmerzen und es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis ich nicht mal mehr aufrecht stehen können würde. Vorher musste ich es zuende bringen.

Ich musste Zafira aber ein Lob aussprechen. Wie bei meinem großen Bluff in den Bergen erschienen lauter fast zwei Meter lange Lanzen aus gebündelter Elektrizität und schwebten um mich herum in der Luft. Man konnte deutlich sehen wie immer wieder kleinere Entladungen von einer Lanze zur Nächsten stattfanden. Für einen kurzen Moment konnte ich noch Feltons verdattertes Gesicht sehen, dann schnellten die gelblich leuchtenden Geschosse auf ihn zu und ein entsetzter Schrei war zu hören.

Riley und Jake auf dem oberen Flur starrten die unerwartete Szene nur völlig verblüfft an.

Wahrscheinlich hätte Felton dem Angriff noch ausweichen können, wenn nicht just in dem Augenblick, als er dazu ansetzen wollte, direkt hinter und neben ihm noch drei weitere elektrische Lanzen aufgetaucht wären und ihm damit den Weg abgeschnitten hätten. So saß der junge Erwachsene nun fast zu Tode erschrocken zwischen den in den Bodenbarrieren steckenden Lanzen, die ihn nur haarscharf verfehlt hatten und an jeder kleinsten Bewegung hinderten. Nur eine einzelne Lanze hing unmittelbar vor seiner Nase in der Luft und verharrte dort.

„Wenn ich den Angriff nicht abgebremst hätte, wärst du jetzt tot“, sagte ich ernst, „Der Kampf ist vorüber.“

Eine schier unendlich lange Zeit blieb es still. Ich sah nach einigen Sekunden nur aus den Augenwinkeln das zögerliche Nicken von Riley und dass Jake die Treppe runter lief.

Ein leises Stöhnen kam über meine Lippen, als ich aufhörte meinen Körper dazu zu zwingen aufrecht stehen zu bleiben. Die Schmerzen waren beinahe überwältigend und ich schloss nur meine Augen, als ich nach vorne fiel und auch nicht mehr die Kraft hatte meinen Sturz abzufangen.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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