Fantasy & Horror
Revenge of Rakazel - Leseprobe

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"Revenge of Rakazel - Leseprobe"
Veröffentlicht am 29. Februar 2012, 56 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Revenge of Rakazel - Leseprobe

Revenge of Rakazel - Leseprobe

Beschreibung

Die ersten Kapitel der Revenge of Rakazel Reihe. Die Serie ist aus einem RPG (Role Playing Game) entstanden und wurde nun in Romanauslage verfasst. Eine Geschichte über Magie und eine ungleiche Freundschaft zwischen Luftpirat und jungem Edelmann. Der junge Lourde Deviresh wird von einem Luftpiraten entführt und gefangen gehalten. Dieser hat es auf Lourdes besondere Fähigkeiten, magische Quellen, genannt Äther, aufzuspüren, abgesehen. Doch auch wenn die zwei Männer in unterschiedlichen Welten leben, verbindet sie etwas, dass noch größer ist als die beiden am Anfang geglaubt hätten.

Prolog

Die Rache des Rakazel

Gerissene Krähe!

Zu schlau um sich töten zu lassen.

Sie stamme aus dem Totenreich, so sagt man.

Zu Recht gaben wir unserem Kapitän den Namen dieses Vogels

"Bloßer Aberglaube" sagt Käpt'n Balbaris. Er behauptet, dass er Krähen töten kann.

Nicht einer von uns hat es gewagt darüber zu lachen.

Es war still geworden. Nur das Knistern der Flammen die träge an den Überresten des Kampfes leckten war zu hören. Dieses Geräusch würde bei einem Lagerfeuer nie mehr eine beruhigende Wirkung haben. Balbaris versuchte seine brennenden, verklebten Augen zu öffnen. Einen Augenblick lang war er fest davon überzeugt erblindet zu sein, doch langsam blinzelte er sich durch den rußigen Schleier, der an seinen Augäpfeln haftete und erkannte allmählich die Konturen des Schlachtfelds.

Die schwarzen Silhouetten seiner gefallenen Kameraden hoben sich flackernd als dunkle Flecken vom grellen Rot des Feuers ab. Balbaris ging die Möglichkeiten durch, ob es einigen seiner Männer vielleicht gelungen war zu entkommen, aber es war beinahe unmöglich dass jemand dieser Feuerwalze entgangen sein konnte. Nein, nicht ganz, wurde es ihm bitter bewusst. Einer hatte überlebt. Ob nun Segen oder Fluch, ihn selbst hatte das Feuer nicht erwischt.
 

"Krähen lassen sich nicht töten"
 

Vielleicht war doch etwas daran, aber mit diesem lächerlichen Spitznamen, dem seine Crew ihm gegeben hatte und mit dem er schließlich auch noch bekannt geworden war, hatte er sich nie wirklich anfreunden können.

Balbaris widerstand dem Verlangen verzweifelt aufzulachen und verharrte mucksmäuschenstill in seinem Versteck. Seine langen Haare hingen ihm strähnig und wirr im Gesicht und die stinkende Packung aus Ruß, Schweiß und Blut, zum Teil das seiner Gegner und zum Teil sein eigenes, klebte unangenehm auf der Haut. Mehr tot als lebendig hatte er sich mit letzter Kraft ein ausgebranntes Wrackteil gesucht in dem er geradeso Platz fand, war hineingeklettert und somit den wachsamen Augen der Rittergarde entgangen die nach möglichen Überlebenden Ausschau hielten. Er fühlte sich wie ein Feigling, aber zumindest ein lebender Feigling. Außerdem, hatte er sie nicht verwegen bekämpft? Mit dem Degen in der Hand war er tollkühn und es machte ihm keiner so schnell etwas vor, auch kein großspuriger Ritter der Lackaffenarmee, aber auf einen derartigen Angriff waren sie einfach nicht vorbereitet gewesen. Selbst er musste sich eingestehen, dass er in die Falle gegangen war und alle List und Schläue, für die Balbaris bekannt war, hatten ihm nichts mehr genutzt, als der Magier mit ins Spiel kam. Eine einzige Feuerwalze und der Kampf war innerhalb von Sekunden entschieden.

Jelester nannten Sie diesen hochrangigen Mistkerl aus der Oberschicht. Den Namen würde er sich gut einprägen, genau wie sein schwammiges, fettes Gesicht. Jelester hatte vorhin einen Haufen Leute getötet, aber sein Gesicht drückte dabei weder Freude noch Ekel aus, noch verriet es irgend etwas anderes. Die Mimik war hart, geradezu reglos gewesen. Entlockte es ihm kein Hochgefühl, dass er seine Crew niedergebrannt hatte? Diesem Kerl würde er noch zeigen wie man sich gebührend über die Niederlage seines Feindes erfreute.
 

Das Knistern des Feuers wurde allmählich ruhiger, bis die Flammen schließlich fast erloschen waren. Bei seinem Versuch aus dem Wrackteil zu steigen, brachen die Wände ein und bröselten auf ihn herab. In Gedanken fluchend klopfte Balbaris sich den Staub ab und schwankte ein paar Schritte über den rußgeschwärzten Boden. Erneut wirbelte Asche, aufgewühlt durch eine Windböe, in sein Gesicht. Hinter seinen Augen brannte es immernoch bestialisch, aber es war als zwänge ihn eine innere Macht dazu den Blick nicht abzuwenden. Noch empfand er keine Wut, nur Fassungslosigkeit. Doch das würde sich bald ändern. Das Bild musste sich nur tief genug in ihn hineinfressen, um den späteren Wunsch nach Rache zu schüren. Diejenigen, die hierfür verantwortlich waren, würden büßen müssen. Irgendwann.
 

Es gab keinen Irrtum, dass auch nur einer der zur Unkenntlichkeit verkohlten Leichname noch am Leben war, also verschwendete Balbaris keine Zeit damit sie nochmals wie ein Narr zu untersuchen. Einen melancholischen Augenblick lang überlegte er ob er eine Blume in der nahegelegenen Gegend pflücken sollte, um sie als Andenken auf dem Schlachtfeld zu hinterlassen. Im nächsten Moment verwarf er die Idee wieder, da er sich möglicherweise damit verriet. Keiner sollte wissen, dass einer der Rakazel überlebt hatte.

Seine Rache musste reichen um die Ehre seiner gefallenen Kameraden wieder herzustellen. Zu diesem Zeitpunkt legte er einen Schwur ab, den ihm die Geister seiner Crew abnahmen. Balbaris, Kapitän der Rakazel, würde eine Zeit in Vergessenheit geraten, aber nicht verschwinden. Die Krähe zog sich nur für eine Weile ins Totenreich zurück, um ihre gebrochenen Flügel zu regenerieren und schließlich wieder neu zu erwachen.

Kapitel 1 - Lourde

Lourde

In den letzten Tagen spielte sich in den Köpfen der Menschen nur ein und dasselbe Thema ab. Mit großen Erwartungen und Freude wurde das diesjährige Stadtfest zu Ehren des Herbstgottes Mafuu herbeigesehnt. Die Sorgen und Alltagsprobleme der Menschen schienen für die Dauer der Festlichkeiten davongetragen zu werden, wie die letzten goldroten Blätter die Mafuus stürmischer Wind mit sich trug. Das Straßenfest zog sich durch Gassen und Wege des unteren Stadtteil Grisminas, der als Fuorium bezeichnet wurde. Bösen Zungen, zumeist die der reichen Bevölkerungsschicht, war der Stadtteil allerdings unter dem Namen Unterschichtenring bekannt. Die Straßen des Fuoriums zogen sich wie ein weitläufiger Ring um das hochangesehene Zentrum Grisminas, das Dentrium. Von schweren Stützpfählen getragen und von einer magischen Kuppel umgeben, schien das Dentrium nicht nur auf Grund seiner mit Wohlstand gesegneten Bevölkerungsschicht sondern alleine durch die Bauweise auf die kläglichen Häuser des Fuoriums herabzusehen. Eine raffinierte Aussage des Bauherren, die keinen Zweifel über die Mächteverteilung innerhalb Grisminas offen ließ. Wer Geld und Macht besaß führte hier ein sorgenloses Leben, dessen Alltag durch den Einfluss magischer Energiequellen namens Äther bequem gehalten wurde. Wer allerdings nichts davon sein Eigen nennen konnte, war gezwungen sein Leben in den tristen, wenig eindrucksvollen Straßen der Unterschicht zu verbringen und den angesehenen Herrschaften zu dienen um sich einen besseres Leben zu ermöglichen. Nur für die Dauer der Jahreszeitenwenden kamen Fuorier und Dentrianer zusammen um dem Festzug des jeweiligen vorherrschenden Gottes beizuwohnen, da das Dentrium alleine, durchzogen von imposanten Bauwerken und riesigen Türmen, keinen Platz für die Größe des Festes bot. Die Häuser und Tore waren bereits festlich geschmückt. Da prangten Girlanden aus herbstlichen Blättern und bunten Bändern an den Fassaden der Geschäfte oder wurden über die Straßen von einem Dach zum anderen gespannt. Fahnen wurden gehisst und Ballen von Gerste und Hafer am Wegesrand geschichtet. Reisende Händler boten ihre Ware feil und zeigten eine nicht enden wollende Auswahl an Obst und Früchten dieses Landes oder exotischer Natur, Spirituosen und Säfte, Dekorationen und Statuen Mafuus , Kleidern, Schmuck oder wertvollen Edelsteinen. Barden und Musikanten spielten ihre Weisen und junge Mädchen, bekleidet in leichter Seide und dekorativen Blüten und Blättern, tanzten zu Ehren Mafuus, der ihnen reiche Ernte einbringen sollte. Bald würden die prachtvollen Festwagen des Dentriums den Platz erreichen und die Herrlichkeit und den Reichtum Ihrer Besitzer demonstrieren und die Danksagung des Herbstgottes einleiten. Die Tore die aus dem Stadtzentrum auf den äußeren Ring führten standen den heutigen Tage über alle offen. Allerdings nicht um den Pöbel hinter die Grenzen zu lassen. Sie wurden streng bewacht und man gab Acht darauf, dass nur Dentrianer hier passierten konnten.

So wie Lourde, der die Pforte gerade durchschritten hatte und sich nun aufgeregt dem nahen Fest zuwandte. Begleitet wurde er von einer jungen Zofe, die ihm gehetzt nacheilte. Sie lief so schnell es ihr festliches Gewand zuließ um ihren jungen Herren einzuholen. Es war ihre Aufgabe ihn nicht aus den Augen zu lassen.

„Mary, nun beeil dich doch bitte! Das Fest hat bereits begonnen. Ich möchte an diesem Tag auf keinen Fall etwas verpassen!“, rief er ihr zu und war dann bereits auf dem Weg die Straße zu passieren und den belebten Schauplatz des Festes zu betreten.

„Ja, junger Herr, sofort. Wartet auf mich…“, das schnelle Laufen war ihr sichtlich unangenehm, doch Lourde wollte darauf einfach keine Rücksicht mehr nehmen. Die Menschenmenge brachten ihn zum Staunen und als er sich in das Geschehen stürzte, fühlte er sich wie von einer neuen, fremden Welt verschluckt. Er trug ein festliches Gewand in dunklen Farben, geschmückt von aufwendigen, goldenen und blauen Stickereien, die Blätter und Äste darstellten. Ein Gürtel war locker um die Taille gebunden. Sein dunkelblondes Haar war glatt gekämmt und reichte ihm bis in den Nacken, umrahmte sein feines hellhäutiges Gesicht und formte über seiner Stirn einen akkuraten Seitenscheitel. Niemand würde übersehen, von welchem Stand er war. Die hellen olivgrünen Augen funkelten vor Spannung und sogen alle Eindrücke in sich auf, die er erhaschen konnte.

„Es ist ein Jammer, Mary. Das Fest ist nur einmal im Jahr. Und dieses ist erst das Zweite zu dem mir der Ausgang gewährt worden ist. Die anderen Feste können es mit diesem nicht aufnehmen.“

Es ärgerte ihn, dass er erst jetzt den Festplatz erreicht hatte. Mary, die wie immer zu sehr um sein Aussehen bemüht gewesen war, hatte ihn dreimal umziehen müssen, ehe sie ihn für vorzeigbar erklärt hatte. Vorher hatte sie ihn einfach nicht aus dem Haus gehen lassen wollen. Jetzt war er voller Ungeduld und machte es Mary nicht leicht ihm durch das Gedränge zu folgen.

„Wenn Ihr das sagt, Herr…“, pflichtete Mary ihm bei. „Aber bitte rennt doch nicht so…."

Vom Trubel der Stadt eingenommen war die Zofe bald zur Nebensächlichkeit geworden, denn nun lichtete sich das Meer aus Menschenleibern und gab den ersten freien Blick auf den bunten Marktplatz preis. Der junge Adlige blieb stehen und atmete tief durch. Ein Hochgefühl stieg in ihm auf. Er, Lourde Deviresh, hatte so lange auf diesen Tag hin gefiebert, hatte alle Register gezogen um an diesem Fest teilhaben zu dürfen. Und nun stand er hier, inmitten dieser Pracht und Menschen, als wäre er ein Teil von ihnen. Sein Blick tastete über die Händlerstände, folgte dem bunten Treiben der Musiker und Tänzer und dann etwas abseits wurde sein Interesse plötzlich auf eine Mutter mit ihrem Kind gezogen. Die Frau trug schlichte, verlumpte Kleider am dürren Leib, die Haare sahen ungepflegt aus, fast stumpf. Das Kind hielt sie in den Armen als wolle sie es schützen, es machte einen ebenso kränklichen wie ärmlichen Eindruck. Der Glanz der Festlichkeit schien an den beiden abzuprallen.

„Sieh, Mary, ist das nicht schrecklich?...“ murmelte Lourde und drehte sich suchend zu Mary um, die hinter ihm zurückgeblieben war.

„Ja, ganz furchtbar, Herr“, entgegnete Mary mit der unbeteiligten Stimme einer Dienerin, die es gewohnt war immer zuzustimmen, egal was gefragt wurde.

„Ja…, das ist es wirklich. Das hier soll ein schönes Fest sein, aber diese Menschen machen die Straße zu einem Schandfleck. Warum bleiben Sie nicht Zuhause, wenn sie keinen Spaß haben wollen? Ich verstehe sie nicht, Mary. Heute ist ein Fest zu Ehren Mafuus und sieh, wie sie aussehen. Solche Personen sollte man vom Fest verbannen.“ Er schüttelte darüber nur den Kopf, „Lass uns weitergehen. Ich möchte eine Statue Mafuus erwerben. Und Sara möchte ich auch etwas mitbringen.“

Er zog den Kragen seines Gewandes fester zusammen um Mafuus kaltem Windhauch zu entgehen. Zu dieser Jahreszeit konnte einem der Wind schon bis in die Knochen fahren.

„Herr, wenn Ihr die Statue gekauft habt, können wir dann zurück nach Hause? Es wird schnell dunkel und kalt, das ist nicht gut für Euch,“ bettelte Mary.

„Das ist Unsinn, Mary, ich möchte doch den Festzug sehen. Mir ist nicht danach schnell zurück zu kehren. Wenn du nicht mehr magst, kannst du ja schon mal vorgehen.“

Dabei wusste er, dass das leichter gesagt als getan war. Marys Aufgabe bestand darin ihm nicht von der Seite zu weichen, sei es nun innerhalb seiner Gemächer oder hier draußen auf dem Fest. Sie folgte ihm wie sein eigener Schatten. Manchmal störte ihn das, so wie jetzt, da sie dauernd einen Grund fand ihn zu bevormunden. An ihrem missmutigen Blick erkannte er, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Sie würde ihn nicht alleine lassen und wenn sie dieses Fest noch so hasste. Das verschaffte ihm auf eine kindische Art Genugtuung. So zogen sie von Stand zu Stand weiter und Lourde warf flüchtige Blicke über die angeworbene Ware. Allerdings war es nicht das was er sich erhofft hatte. Lieber würde er sich jetzt in die Tiefen der Feierlichkeit stürzen, dort wo Tanz und Gesang ausgelassen stattfanden.

Die Zofe betrachtete mit deutlichen Unbehagen, wie es an den Straßenrändern zu Rauferein und Handgemenge kam und der Gedanke noch länger auf diesem Fest zu bleiben, gefiel ihr immer weniger. Sie konnte das Interesse an diesem Menschenpulk einfach nicht nachvollziehen. Jetzt war ihr junger Herr vorgerannt und betrachtete Schmuck und Tücher, die ihm ein Händler anbot. Sie hatte sich schon ausgemalt, dass sich das Fest als lästig erweisen sollte. Dabei hatte sie den jungen Herrn vorher extra zur Gehorsamkeit ermahnt. Es widerte sie an, wie sich die Menschenmassen zu Trauben sammelten und stoßweise von Stand zu Stand schwabbten. War ihr gerade jemand auf die Röcke getreten? Sie hielt es hier nicht mehr aus, zumal sie ihr neues Gewand nicht noch mehr beschmutzen wollte. Weiter hinten würde der Platz leerer sein und die Fortbewegung weit angenehmer. Sie sah auf und wollte ihren jungen Herren rufen. Doch von diesem fehlte bereits jede Spur.

Hastig wandt sie sich in alle Richtungen um und verfluchte sich für den Moment der Unachtsamkeit. Wie konnte man diesen Bengel überhaupt raus lassen? Mit dem Einsatz ihrer Ellenbogen bahnte sie sich eiligst einen Weg durch die Menschen und hoffte einfach darauf den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Auch nachdem sie wieder freie Sicht hatte, hastete Mary weiter voran, immer noch kein Anzeichen von Lourde. Langsam mischte sich Panik in ihr Unbehagen. Was würde man mit ihr tun, wenn sie den Jungen nicht wiederfand? Wenn es ihr nur die Anstellung kostete, konnte sie sich glücklich schätzen. Dann, nahe des Brunnens der die Mitte des Marktplatzes zierte, sah sie zwei Männer stehen. Der eine trug eine reichlich verzierte Kutte mit dem Wappen der Magiergilde. Der andere, ein großer, stattlicher Mann, trug eine Rüstung aus gegerbten Leder und ein Schwert ragte seitlich aus seinem samtenen Umhang. Darauf war das Wappen der Rittergarde gestickt. Sie atmete erleichtert auf. Jetzt hatte sie zumindest Verstärkung gefunden.

Lourde war unterdess von dem stetigen Fluss der Menschenmassen mitgerissen worden. Hier herrschte ein regelrechter Rummel von Gauklern und Straßenkünstlern, die Zaubertricks vollführten und Mädchen, die lebhaft tanzten. Von einem wurde er beinahe mitgezogen, doch er konnte sich erschrocken aus dem lockeren Griff befreien. Schon fesselte ihn das viel versprechende Lächeln einer anderen Tänzerin. Die Mädchen machten sich anscheinend einen Spaß daraus, ihn für sich zu gewinnen um an ein paar Goldmünzen zu kommen. Er taumelte benommen zur Seite, nachdem eine Tänzerin ihn zu einem schnellen Tanz heranzog. Er war zu erschlagen und überrascht um all das verarbeiten zu können, so strauchelte er noch ein paar Schritte rückwärts und stieß mit einer anderen Gestalt zusammen, die er nicht bemerkt hatte. Die Person, die gerade noch laut gelacht hatte, fing nun an zu husten. Lourde erlangte sein Gleichgewicht zurück und drehte sich überrumpelt um. Das Mädchen war im selben Augenblick vergessen. Er war verlegen um seine Unachtsamkeit und hoffte auf das Verständnis der anderen Person.

„Verzeihen Sie…bitte…bitte vielmals...ich...oh“, stammelte er.

Dann fiel ihm auf mit wem er es zu tun hatte. Ein junger Kerl, nicht viel älter als Lourde selber, der auf einem Fass saß und ihn ebenfalls überrumpelt anblickte. Sein schmuddeliges, gräuliches Hemd verriet ihn. Ein Fuorier aus der Unterschicht. Lourde verstummte abrupt.

„Hey, was heißt’n hier "oh"? Du Schnösel blamierst mich hier vor meinen Freunden, klar?“, die Stimme des anderen Jungen war laut und herausfordernd.

Neben ihm stand ein Hüne von einem Mann, der sich lässig an einen Spirituosenwagen lehnte und dem fremden Jungen nun eine Flasche undefinierbaren Inhaltes reichte. Der freche Junge nahm einen langen Zug aus dem Flaschenhals und setzte dann wieder schnaubend ab, hielt die Flasche Lourde entgegen.

„Hier trink! Und wehe ich seh dich einmal husten, Schnösel! Dann soll dir verziehen sein.“

Lourde war schockiert. Er hatte schon viele Geschichten über die verschlagenen und verräterischen Fuorier gehört. Jetzt und hier einem über den Weg zu laufen und mit ihm zu sprechen kam ihm eigenartig unrealistisch vor, obgleich er ja im Fuorium war. Es fehlten ihm die Worte um den Frechheiten des anderen Parade zu bieten. Hatte es dieser Fremde wirklich gewagt ihn als Schnösel zu bezeichnen? Er konnte es auch jetzt noch nicht glauben. Dennoch stieg Wut in ihm auf. So redete man nicht mit ihm. Er war immerhin ein Deviresh. Dann platze es aus ihm heraus.

„Passt auf Eure Worte auf, Fuorier! Wisst Ihr überhaupt mit wem Ihr hier redet?!“

Als Antwort darauf, erhielt Lourde nur albernes Gelächter seitens des Jungen und seines riesenhaften Freundes. Sie machten sich offenbar lustig über ihn. Vor Empörung und Verlegenheit schoss ihm das Blut in den Kopf. Was erlaubten sich diese Leute vor ihm? Zu allem Überfluss lehnte sich der feiste Junge nun vor und drückte Lourde die Spirituosenflasche gegen die Brust. Reflexartig schloss dieser die Hände darum, um sie abzuwehren.

„Hab ich nicht gesagt, du sollst trinken? Oder kann Eure Hochwohlgeborenheit keinen Alkohol vertragen, eh? Das ist doch wohl das Mindeste was du als Entschuldigung tun kannst!“, raunte der Fuorier.

Lourde konnte auf der Entfernung den beißenden Alkoholatem seines Gegenübers riechen und ihm wurde schlecht. Verwirrt wandte er den Blick ab und betrachtete nun die Flasche in seiner Hand. Die zähe Flüssigkeit schwankte geheimnisvoll darin. Nun war es genug. Am liebsten hätte er die Flasche kräftig zu Boden geschmissen um seiner Empörung Ausdruck zu verleihen. Wie hatten diese Menschen es geschafft, dass er sich plötzlich so hilflos vorkam?

„Keinen einzigen Schluck würde ich aus dieser Flasche trinken, Gesindel“, echauffierte er sich und war bemüht, dass sich seine Worte nicht überschlugen. „Nehmt Eure dreckige Flasche und ertränkt Euer vorlautes Mundwerk damit, statt mich zu belästigen! Ihr zieht mit Eurem Verhalten noch den Zorn der Götter auf dieses Fest! Und ihr Unterschichtler habt der Stadt ja schon genug Unheil gebracht.“

„Ich glaube der Typ spinnt“, stellte der Junge verblüfft fest. „Hörst du das, Raffa, der aufgeblasene Snob glaubt ich erzürne die Götter. Ich krieg mich nicht!“

Raffa, dabei musste es sich um den Riesen handeln, pflichtete dem Jungen bei und lachte dann lauthals los, dass es Lourde eiskalt den Rücken runter lief. So musste ein Löwe aussehen, wenn er den Rachen aufriss um sein Opfer zu verschlingen.

Nehmen Sie Ihre dreckige Flasche und ertränken Sie Ihr vorlautes Mundwerk damit, statt mich zu belästigen!“, äffte ihn der Prahlhans übertrieben nach und untermalte sein Getue mit wilden Gesten.

„Na komm, lass den Stift doch. Wir suchen uns jetzt `n gemütliches Plätzchen, von wo wir den Umzug gut überblicken können, Kumpel.“ Mit diesen Worten stieß sich das Untier vom Wagen ab und drückte seine große schwere Hand auf die Schulter seines schmächtigen Freundes. Dieser grinste zustimmend und erhob sich ebenfalls von seiner Sitzgelegenheit, bereit zu folgen. Lourde war froh, dass die beiden verschwinden würden. Er hatte keine Lust mehr sich mit Ihnen auseinander zu setzen. Alleine die Ausdrucksweise dieser Fuorier musste doch auf ihre niedere Herkunft schließen.

Nun erst kam ein dritter Mann in sein Sichtfeld, den der freche Fuorier die ganze Zeit verdeckt hatte. Eine große hagere Gestalt mit eingefallenem schmutzigen Gesicht und trägen schwarzen Augen, der dem Schauspiel bislang schweigend beigewohnt hatte. Aus irgendeinem Grund wich er Lourdes fragendem Blick aus. Und doch reichte der Moment, da sich die Augenpaare trafen, und Lourde wurde das Gefühl nicht los, dass er den Mann kannte. Die Ähnlichkeit, war sie noch so gering, ließ keinen Zweifel zu. Erkenntnis schlich sich in seine Gedanken, doch wie hätte er diese Person an diesem Ort antreffen können? Mit einem Mal wurde er aus seiner Trance gerissen. Der fremde Junge hielt ihn an der Schulter fest und grinste ihn forsch an.

„Hey, glaub mal nicht, ich überlass dir meine Flasche. Trink einen Schluck und dann verzieh dich, du armseliger Tropf. Lauf schnell zu deiner Mami, klar?“

Lourde klappte vor Erstaunen der Kiefer runter, als der Junge es wagte ihn anzufassen. Bisher hatte er versucht seine Ruhe zu bewahren, doch nun stieg Ekel und Wut in ihm auf und bildeten einen Klumpen in seinem Hals, der ihm die Stimme versagen ließ. Die Flasche entglitt seinen Händen und zerbarst krachend vor seinen Füßen. Die Flüssigkeit ergoss sich zu einer Pfütze und sickerte in die Asphaltritzen. Hätte er sich nicht seiner guten Kinderstube besonnen, wäre ihm vielleicht sogar die Hand ausgerutscht. Diesem Fuorier musste man eine Lektion erteilen.

„Verschwinde einfach, Lourde.“ mahnte ihn jetzt eine tiefe dunkle Stimme von der Seite. Sie gehörte dem schweigsamen, dunkelhaarigen Mann mit den schwarzen Augen, die jetzt auf ihn gerichtet waren. Er wusste Lourdes Namen. Nun war er sich sicher, dass er den Mann tatsächlich kannte.

Kapitel 2 - Seik

Seik

Beim besten Willen. Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, welches Argument ihn am Ende umgestimmt hatte doch noch auf das Fest zu gehen um sich anrempeln, herumstoßen und von aufdringlichen Händlern und Gauklern belagern zu lassen. Er hatte sich fest vorgenommen den Tag Zuhause zu verbringen, mit der besten Gesellschaft die er sich vorstellen konnte, nämlich sich selbst. Jetzt stand Seik mit ungemachtem Haar und einer Zigarette zwischen den Lippen inmitten der feiernden Menschenmasse und überlegte wann er dieses Fest mal als Spaß empfunden hatte. Irgendwann, nachdem er heute Morgen die frischen Hinterlassenschaften seiner kleinen, pelzigen Mitbewohner von der Fensterbank geschoben und hinaus geblickt hatte, traf er die Entscheidung doch auf das Fest zu gehen. Vielleicht war ja ganz unverhofft ein Hauch nostalgischer Sehnsucht über ihn gekommen dessen er sich nicht deutlich bewusst war. Vielleicht hatten aber auch die leeren Flaschen, die sich in seinem Zimmer häuften, den richtigen Ausschlag dafür gegeben. Ebenso der dringende Wunsch den Tag nicht auf dem Trockenen zu verbringen, während andere Leute fernab seiner Behausung ausgelassen auf den Straßen feierten, ihre Sorgen vergaßen und das Fest genossen. Selbst der ärmste, beinlose Mensch erfreute sich heute an dem ach so herzlichen Beisammensein. Für einen Tag waren alle fröhlich. Für einen Tag war das Fuorium ein Ort der Freude. Nur leider ging dieser Funke immer noch nicht auf Seik über. Er war nicht fröhlich, und schon gar nicht in Feststimmung. Wie konnte es sein, dass er kein bisschen den euphorischen Freudentaumel verspürte? Da war kein Zauber der ihn plötzlich wie all die anderen packte, seine grimmigen Mundwinkel nach oben schnellen und ihn den dringenden Wunsch zu singen und zu tanzen verspüren ließ. Stattdessen zog er ein Gesicht wie Dreitageregenwetter, das Kinder automatisch zum Flennen bringen konnte. Ihm selber war ebenfalls zum Heulen zumute. Es war das erste Mafuufest, das er im Fuorium feierte, oder besser gesagt gezwungen war es hier zu verbringen. Die Tatsache war ebenso erbärmlich wie sein Aussehen. Eigentlich war er ein hoch gewachsener Mann mit schmalen Schultern und dunklen Mandelaugen, der wahrscheinlich auch attraktiv aussehen konnte, aber den Spiegel hatte er schon vor einigen Wochen abgehängt, weil er den Anblick darin nicht mehr ertragen hatte. Er war schrecklich abgemagert, seine Haut ungesund blass und die Wangen eingefallen. Unter seinen Augen hatten sich tiefe, dunkle Ringe gebildet und die schwarzen, ungekämmten Haare glänzten vor Fett. Die Menschen im Fuorium nahmen kaum mehr Notiz von seiner schäbigen Gestalt.

Vor ein paar Monaten hatte das noch anders ausgesehen, aber da war er auch noch ein stolzer Mann gewesen und nicht dieses Abbild von Gevatter Tod. Er hatte sich bis auf die Knochen blamiert gefühlt als sie ihn noch erkannt, ausgelacht und ihm wüste Beschimpfungen hinterhergeschrien hatten. Hinterher durfte er sich jedes Mal darum bemühen das faule Obst und die rohen Eier wieder von Gesicht und Kleidung zu bekommen. Seik konnte es immer noch nicht ganz einsehen, aber er war mit der Zeit zu einem unauffälligen Schatten geworden, der sich dem Leben im Fuorium angepasst hatte. Niemand interessierte sich mehr für ihn, sondern übersah ihn für gewöhnlich. Er war ein elendiger Fuorier geworden, der einen abgenutzten, dunkelbraunen Mantel trug, der seine besten Tage längst hinter sich hatte, und in einer verlassenen Behausung lebte, die er Rattenloch nannte. Es war eine schäbige, verwahrloste Kneipe um die sich niemand mehr kümmerte und inzwischen war sie so heruntergekommen, dass sich eh kein Mensch mehr dafür interessierte. Er besaß nicht genügend Geld um sich eine anständige Wohnung zu leisten, also nutze er stattdessen diesen Unterschlupf als behelfsmäßige Unterkunft. Dach und Fenster waren undicht und ständig der Witterung ausgesetzt, dementsprechend sah es im Inneren aus und genauso klamm und modrig roch es auch. Dazu kam, dass es dank dieser lästigen Mäuse und Ratten ständig nach Kot roch. Die verfluchten Viecher schafften es immer aus den Fallen zu entkommen die Seik für sie aufstellte. Am Ende hatte er es aufgegeben und sich damit abgefunden, in Mäusemist herumzutreten. Was das Dach anging, so hatte er einmal versucht die Lücken auszubessern, war nach seinem recht dürftigen Bemühungen, die Nerven und verschlissene Hände gefordert hatten, mit einem Bein durch das morsche Holz eingebrochen und hatte ein noch größeres Loch als vorher in die Decke gerissen. Danach hielt er es nicht mehr für sinnvoll einen neuen Versuch zu starten. Wenn doch die verdammten Mäuse nicht so gute Schwimmer wären, dann würden sie wenigstens ersaufen, wenn das Haus mal wieder unter Wasser stand.

„Was für eine Farce“, murmelte Seik aus den Gedanken gerissen. Mit starrem Blick sah er sich in der Menge um. So sehr man sich das alles hier auch für einen Tag schön redete und auch wenn die Gassen noch so übersäht mit billigem Festschmuck waren, dieser Ort blieb trotzdem ein elendes Loch und er verachtete es. Mafuu konnte ihn mal. Das Fuorium konnte ihn mal. Und alle anderen auch.

Seik beschloss diesem einfältigen Denken schnell ein Ende zu setzen. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und schnippte den abgebrannten Stummel dann ins feuchte Laub vor seinen Füßen, als er sich den Verkaufsständen näherte. Seine Finger waren bereits steif vor Kälte und er schob sie in die Manteltaschen, um sie wieder aufzuwärmen. Beim überfliegen des breiten Angebotes der Kaufleute, wurde er plötzlich auf die laute, raue Stimme eines riesigen Kerls aufmerksam, der ganz in der Nähe stand. Ein Wunder, dass ihm der Mann nicht schon eher aufgefallen war, immerhin konnte man ihn kaum übersehen mit seiner merkwürdigen Aufmachung und dem lauten Organ. Dieser breitschultrige Kerl erreichte locker an die 2 Meter. Anhand seiner Körpergröße und der Mähne rotbraunen Haares, dass in gewaltigen Rastern von seinem Kopf hing, schloss Seik, dass es sich um einen Mann aus den Bergen handeln musste. Die Bewohner dort waren bekannt für ihren groben, kräftigen Körperbau. Scheinbar handelte es sich bei dem Hünen ebenfalls um einen Händler und der Spirituosenwagen, an dem er lehnte, gehörte zu seinem Stand. Er unterhielt sich gerade mit einem jungen, schmächtigen Burschen mit frechem Gesicht, neben dem er erst recht riesig wirkte. Seik konnte zwar nicht verstehen was sie zusammen redeten, aber es musste eine recht amüsante Unterhaltung sein, denn der breite Mund des Riesen verzog sich gerade zu einem Grinsen. Er konnte spitze, raubtierhafte Eckzähne aufblitzen sehen, ehe der Mann herzhaft auflachte. Seine Faust traf dabei auf eine Kiste und brachte das Holz bösartig zum Knacken. Wenn dieser Mann zuschlug konnte er mit Sicherheit Knochen zum Zerbersten bringen. Seik warf einen skeptischen Blick auf die Kiste, während er ganz nebenbei im Kopf die Personen durchging denen er so einen Schlag ins Gesicht wünschte, und fragte sich was solch ein Kerl wohl darin aufbewahrte. Ohne sich dessen genauer bewusst zu sein hatte er sich den beiden ungleichen Gestalten genähert und bekam auch den regen Wortwechsel mit.

„Was haste denn eigentlich da drinnen, hä?“ Scheinbar war nicht nur Seik, sondern auch der Junge, am Inhalt der Kisten interessiert. Der Hüne lachte abermals.

„Ein Blick in die Wunderkiste kann so manchem das Leben kosten. Dann wird es zappenduster. Aber ich kann dich beruhigen, Kleiner, heute gibt es nur faule Pelze und nen feinen Schluck aus der Nachbarschaft. Den anderen Fusel der hier verkauft wird kann man genauso gut benutzen um den Ofen am Brennen zu halten. So, pass mal auf!“
 

Mit einem kräftigen Ruck riss der Mann den Kistendeckel, der mit Nägeln versiegelt worden war, einfach auf und schmiss den Deckel achtlos hinter sich. Offensichtlich fasziniert von den übernatürlichen Bärenkräften des Hünen, sah der Bursche dem Deckel nach, der knapp vor Seiks Füßen krachend auf dem Boden landete. Seik starrte benommen hinunter. Ein wenig mehr Schwung und das Ding hätte ihn glatt getroffen. Er schluckte den Schrecken schnell runter und warf einen Blick auf den offen gelegten Inhalt der Kiste. Neben einer Vielzahl pelziger Kleidungsstücke, die wohl für die kalte Zeit Isgrids gedacht waren, konnte er auch einige Flaschen mit fremdländischem Etikett entdecken. Der Hüne zog gerade eine Fellmütze heraus, die er dem Burschen über den Kopf stülpte.

„Mit so nem Fussel auf deinem Kopf wird Isgrids Atem zu nem Klacks“, sagte der Riese.

Der Bursche riss sich die Mütze schnell wieder herunter und musterte sie abfällig. „Ich will nicht wissen, was das früher mal war. Stinkt ja furchtbar der alte Fetzen.“ Er schmiss das Ding über die Schulter und wühlte dann in der Kiste, bis er mit einem zufriedenen Blick eine der Flaschen herausholte.

„Na, was haben wir denn hier?“

„Ahh, du hast ein gutes Näschen, mein Kleiner. Hast gleich den guten Tropfen entdeckt.“

Seik konnte noch immer nicht fassen, dass er nun zu Typen wie denen gehörte. Aber noch mehr als seinen Ärger über das unachtsame Verhalten des Hünen, der ihm gerade einen Riesenschrecken eingejagt hatte, interessierte ihn nun seine Ware. Er brauchte jetzt wirklich einen guten Schluck, egal mit welcher rüpelhaften Gesellschaft er sich dabei abgeben musste. Er ignorierte seine Abneigung und gesellte sich zu den beiden dazu um sich schließlich an den Hünen zu wenden, der mit dem Rücken zu ihm stand und gerade wieder in die Unterhaltung mit dem Burschen vertieft war.

„Was ist Ihr stärkster Tropfen?“ fragte Seik mit ruhiger Stimme und merkte wie ihm allmählich etwas mulmig zumute wurde. Er war wirklich nicht klein, aber direkt neben dem Kerl kam selbst er sich wie ein Hänfling vor. Der Händler drehte sich prompt zu ihm um, als er Seiks Murmeln hörte und begann ihn zu mustern. Er trug eine Brille mit dunklen Gläsern, wohinter seine Augen nicht zu sehen waren. Nur Seiks eigenes blasses Gesicht spiegelte sich darin und blickte reglos zu ihm zurück.

„Hey, Freund. Meinste mich, oder willst du mit meinem Rücken sprechen?“

„Entschuldigung, wie unhöflich von mir. Ich möchte eine Eurer Flaschen kaufen.“
 

„Kannst du überhaupt was vertragen, Bübchen? Du siehst ja aus als wenn du mir umkippst, bevor du das Glas angesetzt hast.“
 

Er taxierte Seik mit einem leichten Stoß an der Schulter. Diese eigentlich lustig gemeinte Geste löste bei Seik allerdings mittlere Empörung aus.

„Zeigt Ihr mir nun Eure Ware?“, versuchte es Seik erneut, denn er hatte keine Lust das Gespräch weiter zu vertiefen. Der Händler schien dies wohl unhöflich aufzufassen, denn selbst ohne in seine Augen sehen zu können, war ihm die Skepsis deutlich vom Gesicht abzulesen.

„Wenn du gute Ware haben willst, dann biste hier bei mir genau richtig. Aber pass mal auf das auf, was der gute Raffa dir hier sagt. Heut ist ein Fest und da sollte man ein bisschen feiern. Mach dich mal locker und zieh nicht so ein langes Gesicht, sonst stolperst du beim Gehen noch über deine eigenen Mundwinkel.“

Besagte Mundwinkel schienen sich nochmal eine Idee tiefer zu ziehen.

„Ich werde darüber nachdenken“, sagte Seik tonlos. Auf Ratschläge dieses Kerls konnte er nun wirklich herzlichst verzichten.

Neben sich hörte er nun ein lautes Klappern. Von dem jungen Burschen waren nur noch der Hintern und die Füße zu sehen, nachdem er in der großen Kiste abgetaucht war. Seik blickte schweigend zu dem Jüngling, der nach Herzenslust mit seinen schmutzigen Griffeln in den Waren herumwühlte und dabei vergnügt vor sich hin jauchzte, während ein Kleidungsteil nach dem anderen den Weg zum Boden fand. Schließlich hatte er einen breiten Schal gefunden den er sich sogleich um den Hals legte.

„Der gefällt mir! Den nehm ich mit. Nem netten Kerl wie mir gibst du das Ding doch umsonst, oder?“

„Hey, halt mal den Schnabel, Bambino, ich hab hier zahlende Kundschaft.“

Erst jetzt schien der ungehobelte Bursche auf Seik aufmerksam geworden zu sein und blickte interessiert herüber, während er wieder aus der Kiste stieg. Kaum dass er sich dazu gesellt hatte, verzog er in Seiks Anwesenheit auch schon frech grinsend den Mund.

„Uhh, meine Güte. Hast du nicht irgendein Duftwasser, das du dem anbieten kannst, Raffa?“

Was für ein dämliches Balg, dachte sich Seik und wiederholte nochmal sein eigentliches Anliegen. „Was ich möchte ist ein guter Tropfen.“ Er war überrascht wie ruhig und geduldig seine Stimme blieb, obwohl er einen eindeutig schärferen Tonfall eingeschlagen hatte. „Ein STARKER Tropfen, verstehen wir uns?“

Raffa lachte selbstsicher und legte seinem frechen Kumpanen den Arm über die Schulter.

„Sicher! Willst du was zum Saufen haben, musst du Meister Raffa fragen. Ich sags immer wieder. Und mit dem Duftwasser hat mein Freund hier gar nicht so unrecht. Du riechst wie ein Wiesel nach dem Erbrechen. Demian, schau mal nach der Flasche mit dem großen, roten Etikett und bring sie her. Das Zeug brennt einem die Zunge raus.“

„Alles klar!“ Der Junge wand sich unter dem schweren Arm hervor und machte sich wie ihm geheißen worden war auf die Suche. Mit stolz geschwellter Brust und einem albernen Grinsen auf dem Gesicht kam er schon bald mit der besagten Flasche zurück und reichte sie Seik mit einer übertriebenen Verbeugung. „Hier, der Herr, nur für unsere besten Kunden. Ich empfehle Ihnen dazu ein ordentliches Bad in ner Tränke oder dem Brunnen da drüben.“

„Oh man, Kumpel, sei nicht so hart mit unserem Stinktier. Der Kerl hats auch nicht leichter als ihr alle hier. Die erste Flasche geht aufs Haus. Lasst uns zusammen anstoßen und auf Mafuu trinken bis wir zu den Sternlein singen.“

Seik blickte den Riesen unbeeindruckt an. Sie hatten recht, er roch wirklich nicht sonderlich gut, aber dass es ihm dieser Kerl noch unter die Nase reiben musste, zeugte nur davon wie erbärmlich die beiden selber waren. Und dann noch dieses scheinheilige Mitgefühl des Händlers. Auf die Schippe nehmen konnte er sich selber sehr gut, dafür brauchte er dieses Pack nicht. Ohne Selbstironie hielt man es hier auch nicht aus. Nur die Aussicht auf einen guten Schluck und noch mehr darauf die ein, zwei Gläser nicht bezahlen zu brauchen, machte die beiden erträglich für ihn. Ansonsten hätte er wohl keine weitere Minute freiwillig mit ihnen verbracht.

„Also dann, auf Mafuu“, sagte Seik, nahm die entkorkte Flasche von Demian entgegen und prostete den beiden kurz zu, ehe er einen kleinen Schluck daraus nahm. Der scharfe, würzige Geschmack war überwältigend und trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Schon jetzt spürte er wie sich eine leichte, angenehme Taubheit in seinem Kopf ausbreitete. Er nahm schnell einen zweiten Schluck und gab die Flasche dann Demian zurück, der nur darauf zu warten schien, dass sich erste Anzeichen von Ekel auf Seiks Gesicht bemerkbar machten und nun enttäuscht war, dass er sich nicht weiter die Blöße gab. Misstrauisch schnüffelte der Bursche nun selber am Flaschenhals und kniff, vom beißenden Geruch überrascht, die Augen zusammen.

„Was für ein Hexengemisch ist das denn? Naja, wenns den Kerl da nicht aus den Latschen haut… Prost!“

Der Idiot kippte sich das Gebräu einfach so den Hals herunter. Nicht zu fassen, dachte Seik. Es wunderte ihn nicht, dass der Kopf des Jungen plötzlich eine merkwürdige Farbe bekam, während er schwerlich versuchte sich ein Husten zu verkneifen. Natürlich misslang es ihm kläglich und Raffa musste ihm ein paarmal beherzt auf den Rücken klopfen ehe wieder Ruhe herrschte.

„Du verträgst meine Medizin wohl nicht, was, Kleiner?“

„Hey, lach nicht! Ich… ich sauf euch noch untern Tisch, warts ab.“

Seik sah gelangweilt zu wie die beiden lauthals miteinander feixten, bis sein Blick wieder an den Ständen entlang zur feiernden Masse glitt. Am Rand einer Gasse stand ein Feuerspucker, der die Schaulustigen mit seinen einfältigen Tricks begeisterte. Manche dachten wirklich dieser Humbug zeuge von Zauberei, aber die lausige Vorführung hatte mit wahrer Magie nichts gemein. Seik sah zu wie sich der Mann gerade wieder eine seiner brennenden Fackeln zwischen die Lippen hindurch tief in den Rachen schob, da fiel ihm die Zofe auf, die völlig aufgelöst weiter hinten in der Menge herumirrte. Er fragte sich gerade, was ein Dienstmädchen hier alleine zu suchen hatte, als sie schon wieder in der Menge untergegangen und somit aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Die Antwort auf seine Frage ließ nicht lange auf sich warten, denn kurz darauf wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf seine derzeitige Gesellschaft gelenkt. Zu der nun noch eine weitere Person dazugekommen, oder besser gesagt gestolpert, war. Und zwar genau gegen Demian, der auf einem großen Fass mit Met Platz genommen hatte.

„Verzeihen Sie…bitte…bitte vielmals...ich...oh“, stammelte der Neuling.

Seine Körperhaltung und die edle Kleidung verrieten Seik, dass es sich zweifellos um einen Dentrianer handelte. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er hier auf den Spross der Familie Deviresh treffen würde. Schnell wand er den Kopf wieder ab. Seit wann ließen sie ihn ohne Beaufsichtigung auf das Fest? Das hier war kein Ort für Lourde. Seik hatte in sehr kurzer Zeit erfahren müssen wie anders das Leben in dieser Schicht war und dass Raufbolde und Diebesgesindel nur darauf warteten ahnungslosen Bürgern aufzulauern und sie zu überfallen. Da fiel Seik die Zofe wieder ein. Sie musste ihn verloren und nach ihm gesucht haben. Mit einem Mal fühlte er sich extrem unwohl in seiner Haut. Ob Lourde ihn auch erkannt hatte? Anstand es herauszufinden, stand er nur da, den anderen den Rücken zugewandt und hoffte nicht angesprochen zu werden. Mit etwas Glück verschwand der Junge gleich wieder und ersparte beiden eine peinliche Situation. Der Junge konnte nicht wissen, was wirklich vorgefallen war und Seik hatte keine Lust sich unangenehmen Fragen zu stellen. Sicher hatten sie ihm ohnehin, wie allen im Dentrium, ihre fein zurechtgelegte Version des wirklichen Geschehens präsentiert, die in den Köpfen der Menschen die Wahrheit ersetzte. Selbst wenn der Junge ihm glaubte, würde das nichts an seiner jetzigen Situation ändern.

Zwischen den beiden jungen Männern war derweil ein kleiner Streit ausgebrochen. Demian machte sich über Lourde lustig und versuchte ihn mit Sticheleien davon zu überzeugen einen Schluck aus der Flasche mit dem roten Etikett zu nehmen, was dieser zu Seiks Erleichterung beharrlich verweigerte. Wäre er tatsächlich darauf eingegangen, hätte er vermutlich mehr Feuer als der Straßenkünstler gespuckt. Die frechen Sprüche mussten ihm dennoch ziemlich zusetzen, denn an Lourdes Stimme konnte Seik erkennen, wie aufgebracht der Junge wirklich war. Die Worte sprudelten ungelenk aus seinem Mund und gerieten dabei in eine zu hohe Tonlage, die seinen Gebärden etwas Lächerliches anhaften ließ. Es war kein Wunder, dass es Demian köstlich amüsierte Lourde damit aufzuziehen. Dieser Zirkus schien ewig anzudauern, bis der Spirituosenhändler endlich eingriff und vorschlug einen besseren Platz zu suchen um das Fest anzusehen.

Seik konnte gar nicht sagen wie sehr er diese Entscheidung begrüßte. Er wollte sich gerade unbemerkt aus dem Staub machen, da sprang Demian von seinem Sitzplatz und bot Lourde damit freie Sicht auf Seik. Für einen kurzen Moment blickte er ihm geradewegs ins Gesicht. Schnell wich er dem fragenden Blick aus und verfluchte sich dafür, aufgesehen zu haben. Ob Lourde ihn erkannt hatte, vermochte er allerdings nicht zu sagen und ehe der Junge ein weiteres Wort verlieren konnte, war Demian auch schon wieder bei ihm und griff nach seiner Schulter. Kurz darauf hörte Seik wie die Flasche auf dem Asphalt zu Bruch ging. Lourde stand reglos mit geöffnetem Mund da und wie es aussah fehlten ihm schlicht die Worte um seiner Empörung über Demian Ausdruck zu verleihen. Einerseits hatte Seik schon fast Mitleid mit ihm, anderseits strapazierte Lourdes Anwesenheit allmählich wirklich seine Nerven.

„Verschwinde einfach, Lourde.“

Im gleichen Moment verwünschte er es den Mund aufgemacht zu haben. Natürlich zog er augenblicklich wieder Lourdes Aufmerksamkeit auf sich, der ihn verwirrt anstarrte und ganz offensichtlich versuchte den Mann zu identifizieren. Er konnte sich wohl keinen Reim daraus machen, woher Seik seinen Namen kannte und auch Raffa und Demian schienen recht irritiert. Einen ausgemergelten Kerl wie ihn mit einem jungen, adligen Mann in Verbindung zu bringen, bedurfte schon einer tollkühnen Vorstellungskraft.

„Kenne ich Euch nicht?“ fragte Lourde unsicher, während er langsam näher kam. Dann war der Groschen endgültig gefallen, denn Seik konnte ihm die Erkenntnis deutlich aus den Augen ablesen. „Jelester?“

Seik seufzte tief und rieb sich mit der Hand über das Gesicht, über Kinn, Wange, Nase und schließlich über die gerunzelte Stirn. Jetzt musste er sich doch der Situation stellen, die er lieber vermieden hätte.

„Herr Jelester, seid Ihr es wirklich?“

Freudlos starrte er in das fragende Gesicht vor sich und fühlte wie er allmählich im Erdboden versank. Das hier war um einiges demütigender als die Sticheleien des frechen Burschen. Lourde verkörperte für ihn die unliebsamen Erinnerungen an das Dentrium und die Erniedrigung die man ihm beigebracht hatte. Das die Fuorier ihn wie Dreck ansahen, daran hatte er sich gewöhnt, Lourde dagegen kannte ihn nur als den Mann, der er einmal war. Die Gestalt die jetzt vor ihm stand musste anwidernd für ihn sein und das traf Seik auf eine so beklemmende Art, dass er sich zurück versetzt fühlte an die ersten Tage seines Lebens im Fuorium.

„Die Zofe sucht nach Euch. Seid Ihr etwa weggelaufen?“ sagte er trocken und versuchte so über seine Situation hinwegzutäuschen. Der letzte verbliebene Hauch von Stolz verbot ihm, seine Niederlage vor Lourde zu zeigen. Tatsächlich fühlte sich sein Mund jedoch mit einem Mal trocken an und ein dumpfes Pochen rührte sich schmerzhaft hinter seiner Stirn.

„So ein Unsinn. Ich sehe mich nur auf dem Fest um und Mary ist dicht hinter…oh?“ Lourde drehte sich um, doch von der Zofe nach der Ausschau hielt fehlte jede Spur, was ihn aber nicht sonderlich zu stören schien. „Egal, ich kann schließlich selber auf mich aufpassen. Aber Ihr…“ Sein erstaunter Blick wanderte wieder an Seik herauf und hinunter. Es ließ keinen Zweifel offen, dass ihm Seiks Anblick äußerst unangenehm war. „Ihr seht ekelerregend aus. Es muss furchtbar sein in der Unterschicht zu leben.“

Seik blickte Lourde ruhig an, auch wenn sich innerlich etwas in ihm zusammenzog. Er tat sich selber gerade so unendlich leid und ihm fiel nichts weiter ein als zu sagen: „Man gewöhnt sich dran. So schlimm ist es gar nicht.“

„Wirklich? Kann ich mir gar nicht vorstellen“, murmelte Lourde träge und versetzte Seik damit unbeabsichtigt einen weiteren Stich. Der Junge war tatsächlich naiv genug zu glauben, dass er die Wahrheit sagte und es ihm hier wirklich gefiel. In seinen Augen konnte Seik nicht mehr sein als ein abgewrackter Kerl von der Straße, der sich in Gesellschaft großmäuliger Volltrottel betrank. Glaubte er allen Ernstes, dass er sich das selber ausgesucht hatte? Die Ironie, die über dem ganzen lag, war perfekt.

„Du solltest gehen und das Fest genießen“, riet er Lourde, da fiel ihm schon Raffas raue Stimme ins Wort.

„Wir bekommen Besuch.“

Seik blickte auf um zu sehen was Raffa meinte und schluckte. Die Zofe war wieder aufgetaucht, diesmal allerdings nicht alleine sondern in Begleitung zweier Männer. Den einen erkannte Seik als rangloses Mitglied der Magiergilde, an dessen Namen er sich aber nicht mehr erinnern konnte. Mehr Sorge bereitete ihm der andere Mann. Es handelte sich um den Hauptmann der Rittergarde und es war unschwer zu erkennen, dass seine Laune im Augenblick nicht die Beste war. Sie mussten Lourde entdeckt haben, denn sie liefen geradewegs auf Raffas Stand zu.

„Was haben wir denn hier für einen Haufen stinkender Ratten? Nehmt mal schnell die dreckigen Griffel von Deviresh oder ich vergess, dass heut ein netter Festtag ist.“

Demian zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern, ihm machte die Drohung scheinbar keine Angst. Ganz im Gegensatz zu Lourde, der leicht zusammen schreckte, als er den tiefen Bass des Hauptmanns vernahm. Dieser baute sich nun in der offensichtlichen Absicht Eindruck zu schinden, übertrieben imposant vor ihnen auf, die Schultern aufrecht gestrafft und mit einem überhebliches Grinsen auf seinem fiesen, kantigen Gesicht. Sein stechender Blick fixierte die kleine Gruppe mit unverhohlener Abfälligkeit und machte unmissverständlich klar, dass er nicht bereit war Kompromisse einzugehen.

Lourde trat mutig einen Schritt nach vorn und wand sich an den Magier, der bislang nur still daneben gestanden hatte.

„Es ist alles in Ordnung. Können wir nun bitte gehen? Die Parade fängt gleich an.“

Als Antwort wurde der Junge am Ärmel gepackt und grob mitgezerrt. Die Stimme des Magiers klang alt und zitternd, aber seine Worte waren deutlich. Für Lourde war das Fest hiermit vorbei. Sie würden ihn auf der Stelle wieder in sein Anwesen zurück führen. Der Junge blickte den Magier erschrocken an und machte Anstalten zu widersprechen, aber dann senkte er nur betrübt den Blick und folgte anstandslos. Es war schade für Lourde, dass sein Ausflug nun ein so jehes Ende fand, aber er verstand die Gründe nur zu gut, weshalb man ein so strenges Auge auf Lourde hielt. Er war für das Dentrium von unschätzbarem Wert. Ihn brauchte es allerdings nicht mehr zu interessieren was in der Oberschicht vor sich ging, also beschloss er, dass ihm dieser Zwischenfall egal sein konnte. Was ihn aber nicht davon abhielt dem Ritter, der zurückgeblieben war, nochmals höflich darauf hinzuweisen, dass sie in ihrer Aufsichtspflicht versagt hatten.

„Ich würde vorschlagen dem Jungen das nächste Mal einen gewissenhafteren Bewacher an die Seite zu stellen“, sagte er und machte keinen Hehl aus seinem Spott, den er für das unachtsame Verhalten übrig hatte. Der Ritter zog als Antwort auf Seiks Kommentar blitzschnell sein Schwert und hielt es in seine Richtung. Seine feisten Lippen formten ein heuchlerisch galantes Lächeln.

„Lieber Seik.“ Er lachte höhnisch. „Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass deine erbärmliche Erscheinung hier unerwünscht ist. Ich würde dir raten nicht aufzufallen, sonst sorge ich höchstpersönlich dafür, dass eine ekelhafte Ratte weniger im Fuorium herumlungert. Konntest du mir folgen oder muss ich deutlicher werden?“

Seik nickte langsam und beschwichtigend. Er hatte sehr wohl verstanden und war schlau genug nun besser die Klappe zu halten. Der Hauptmann wusste, dass Seik in dieser Verfassung nur den kürzeren ziehen konnte und das reizte der Mistkerl selbstverständlich schamlos aus.

„Schon gut. Ich habe verstanden.“ Seik antwortete gelassen und begegnete, ungerührt von der Schwertspitze des Ritters, weiterhin provokant seinem Blick. Erst Raffas lautes Organ schaffte es der Situation wieder die Schärfe zu nehmen und dafür war er ihm sogar dankbar.

„Heute kein Stress, Bruder. Kommt, Leute, wir verziehen uns endlich. Greift euch was eure schlappen Arme tragen können und dann saufen wir uns woanders ungestört die Hucke voll.“

Raffa lud unbeeindruckt vom Gehabe des Ritters die übrigen Kisten wieder zurück auf seinen Wagen und setzte sich dann in Bewegung.

„Los, Seik. So heißt du doch? Beeil dich. Wir müssen den Pegel bis zur Parade noch steigern, dann kommt das Feuerwerk viel besser rüber.“

„Hast Recht. Hier stinkts. Auf zur Parade!“ pflichtete ihm Demian bei.

Seik blieb noch einen Moment stehen, ehe er den verächtlichen Blick wieder abwendete und langsam, das letzte bisschen Stolz bewahrend, an dem gezogenen Schwert vorbei lief um den beiden zu folgen. Der Hauptmann ließ ihn ziehen, doch Seik ahnte, was jetzt in seinen Gedanken vor sich ging

Geh nur mit deinen stinkenden, verlausten Freunden. Du bist jetzt einer von ihnen. Du bist Dreck“, rauschten die imaginären Worte spottend durch seinen Kopf.

 

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