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Leere Erfüllung - Füllung der Leere - Eine Groteske

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"Leere Erfüllung - Füllung der Leere - Eine Groteske"
Veröffentlicht am 25. Februar 2012, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich ...bin Österreicherin ...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte ...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist ...lese quer durch viele Genres ...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken
Leere Erfüllung - Füllung der Leere - Eine Groteske

Leere Erfüllung - Füllung der Leere - Eine Groteske

Schwärze.

Undurchdringliche, alles verschlingende Dunkelheit durchbrochen nur von einzelnen kleinen Lichtpunkten, die wild umherschweben, sich nähern, sich entfernen, verwegen Kreise ziehen um in der grenzenlosen Finsternis ihr Ende zu finden.

 

Stille.

Bedrückende, zutiefst furchteinflößende  Lautlosigkeit durchbrochen nur vom Chor der zirpenden Zikaden im nahen Feld, deren Gesang anschwillt und die Luft zum Schwingen bringt, kurz an Kraft zunimmt, um dann zu verstummen als wäre ein schalldichter Schleier vom

Himmel gefallen.

 

Kälte.

Betäubender, alles durchdringender Eiswind durchbrochen nur vom gelegentlichen Aufflackern der Lebensgeister, die sich in mir winden, ankämpfen gegen das, was unvermeidlich ist, gegen die Leere, die mich doch bis zum Bersten füllt und die mich letztendlich zerreißen wird.

 

Und ich stehe weiter hier und warte auf die Dämmerung, den Tag der folgt, die Nacht darauf, den Morgen und den Abend jetzt und in alle Zeit. Doch selbst die Ewigkeit endet irgendwann auch

wenn es in noch so ferner Zukunft geschieht. Obwohl ich das weiß trotze ich weiterhin den Launen der Natur, die mich umgibt, der Häme der Wesen, die mich umkreisen als warteten sie darauf, dass ich Schwäche zeige und mich ihnen vollends hingebe.

Doch ich gönne ihnen das nicht. Nicht auf diese Weise, nicht so schnell, wie sie es gerne hätten. Denn wie ein Phönix sich aus den Überresten seiner Asche erhebt, so entsteige ich der Trance, dich mich in der Dunkelheit befallen hat und recke mich den ersten Strahlen der Morgensonne entgegen.

Weit spreize ich meine Äste, breite die Blätter aus, von denen eines einem

Segelschiff gleich zu Boden gleitet und sanft auf der feuchten Erde landet, die es sogleich beschmutzt um es sich im Laufe der Zeit einzuverleiben.

Unbändiger Zorn befällt mich, genährt von dem Hass, der seit Jahren in mir schlummert. Wäre es mir möglich, so würde ich mich endgültig dem Boden entreißen, meine Peiniger abschütteln, die jahrein jahraus meine Borke zerfetzen, zerreißen, zerkratzen, würde sie zerquetschen, zermalmen, zertreten. Den nervtötenden Specht, der andauernd gegen mich schlägt, als wolle er die Früchte aus einem Rosinenkuchen picken, dieses respektlose Vieh von einem Hund, das ohne Vorwarnung

einfach sein plumpes Bein hebt und meine Wurzeln durchnässt, nur um im nächsten Augenblick um eine Kehre der nahen Straße zu verschwinden, die Zweibeiner, die, als hätten sie noch nie etwas von einer Mülltonne gehört, ihren Mist zwischen meinen Zweigen verbergen.

Wie sehr mich dies alles in Rage versetzt und doch kann ich mich nicht wehren ohne mich selbst dabei aufzugeben, muss mit ansehen, wie sie uns zugrunde richten, uns alle.

Feuer lodert auf, in einiger Ferne, kündigt ihr Kommen an. Nicht mehr lange und sie sind da. Die Flammen schießen in die Höhe, greifen um sich,

lecken nach den trockenen Ästen die den Waldboden bedecken, fressen sie gierig auf, breiten sich aus, kriechen auf mich zu.

Lachen wird an mich herangetragen, nährt meinen Zorn und ehe er sich’s versieht, halte ich ihn, lasse ihn nicht mehr los, habe all meine Kraft aufgewandt um ihn zu binden, mit mir zu vereinen. Das Lachen wird zu Geschrei, Gejammer, Schmerz, als die Flammen seine Zehen kitzeln, gleichwie sie meine Wurzeln liebkosen. Einer Lawine gleich breitet sich Wärme in mir aus, vertreibt die Kälte, die Schwärze, die Stille.    

Gleich einer Seegurke, die ihre Gedärme einem Feind entgegenspritzt, schleudere

ich mein Innerstes gegen den, der an mich gebunden ist, gegen den, der unser aller Verderben hätte sein können.

Tiefste Zufriedenheit überkommt mich. Ich fühle seinen Schmerz, wie er den meinen und doch verstehen wir einander nicht. Gemeinsam werden wir ein Fraß der Flammen, die nach uns züngeln, uns umschlingen, uns umspielen und umtanzen.

Gemeinsam gehen wir zu Grunde doch getrennt haben wir gelebt.

 

Licht.

Blendende, alles klärende Helligkeit durchbrochen nur von einzelnen schwarzen Partikeln, die chaotisch

umherwirbeln, sich nähern, sich entfernen, verwegen Kreise ziehen, um in unbeschränktem Glanz zu verglühen.

 

Lärm.

Ohrenzerfetzender, beängstigender Krach, durchbrochen nur vom Schweigen der Bäume ringsum, deren Lautlosigkeit fast weiter klingt als alles andere; Holz, Stein und Fleisch durchdringend, ihren Höhepunkt erreichend und jäh in infernalischem Getöse endend.

 

Hitze.

Verzehrende, alles versengende Glut durchbrochen nur vom kalten Ziehen,

das meine Adern durchfließt, mich starr werden lässt, alles in mir zu einem engen Knoten flechtet, mich füllt mit der Gewissheit, dass die Leere gewichen ist der Erfüllung, die ich ein Leben lang gesucht und doch erst im Tod gefunden habe.



© Fianna 25/02/2012

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Über den Autor

Fianna
Ich
...bin Österreicherin
...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte
...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist
...lese quer durch viele Genres
...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken


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Zentaur wirklich eindrucksvoll hast du deine Gedanken mitgeteilt und hervorragend geschrieben.
lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Freut mich, dass es dir gefällt :-)

Dankeschön für's Lesen, den Kommentar und den Favo!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Auch nach fast einem Jahr , nach wie vor super.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Das freut mich :-)

Dankeschön für's Nochmal-Lesen, Kommentieren und den Favo!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: -
Zitat: (Original von welpenweste am 07.04.2013 - 15:15 Uhr) Der Hexenhammer des Waldes!
Günter


Dankesehr für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Der Hexenhammer des Waldes!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: Interessant geschrieben! -
Zitat: (Original von baesta am 17.03.2012 - 23:51 Uhr) Du hast hier mal die Sichtweise eines Baumes angenommen. Ich bin zwar kein Baum (lach), aber auch mich ärgert es, wenn Menschen ihren Müll so achtlos wegwerfen oder mit Giften spritzen, weil sie Schädlingsbekämpfung nur auf diese Art betreiben können. Keiner denkt auch nur im Geringsten daran, dass wir die Bäume so dringend brauchen, weil sie uns die Luft zum Atmen erzeugen und die Erde vor dem Austrocknen schützen. Man sieht es doch überall. Dort, wo die Bäume gefällt werden, erodiert der Boden viel schneller, wird sandig und trocken. 1000 Sternchen von mir (die Neunhundertfünfundneunzig musst Du Dir halt dazu denken)

Liebe Grüße
Bärbel


Mit diesen vielen Sternen kann ich mir ja gleich einen eigenen Nachthimmel basteln :-)
Danke für's Lesen!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Interessant geschrieben! - Du hast hier mal die Sichtweise eines Baumes angenommen. Ich bin zwar kein Baum (lach), aber auch mich ärgert es, wenn Menschen ihren Müll so achtlos wegwerfen oder mit Giften spritzen, weil sie Schädlingsbekämpfung nur auf diese Art betreiben können. Keiner denkt auch nur im Geringsten daran, dass wir die Bäume so dringend brauchen, weil sie uns die Luft zum Atmen erzeugen und die Erde vor dem Austrocknen schützen. Man sieht es doch überall. Dort, wo die Bäume gefällt werden, erodiert der Boden viel schneller, wird sandig und trocken. 1000 Sternchen von mir (die Neunhundertfünfundneunzig musst Du Dir halt dazu denken)

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: Ich dachte zuerst, es ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 26.02.2012 - 20:42 Uhr) ... ginge um irgendeinen innerlich zerrissenen Typ, der, öh, auf seinem Bett liegt oder so, an die Decke starrt und mit sich selbst kämpft. Na ja, und dann kam das mit der Borke (Bei den Ästen hatte ich's noch nicht gerafft.). :-D Sehr cool. Okay, so kann man das natürlich auch machen. Wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Machen Seegurken echt so eklige Sachen? Urgs! :-D


Freut mich zu hören, dass meine Absichten aufgegangen sind. Ich habe gehofft, dass man erst möglichst spät merkt, dass es sich im Grunde um einen Baum handelt.

Soweit ich weiß ist es das, was Seegurken so tun, kann aber auch sein, dass ich da etwas falsch verstanden habe :-)

Danke für's Lesen.

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Ich dachte zuerst, es ... - ... ginge um irgendeinen innerlich zerrissenen Typ, der, öh, auf seinem Bett liegt oder so, an die Decke starrt und mit sich selbst kämpft. Na ja, und dann kam das mit der Borke (Bei den Ästen hatte ich's noch nicht gerafft.). :-D Sehr cool. Okay, so kann man das natürlich auch machen. Wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen.

Liebe Grüße
Thomas

PS: Machen Seegurken echt so eklige Sachen? Urgs! :-D
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