Romane & Erzählungen
Der Kater Kasimir und Fasching - Hellau und Allaf

 

Leise fallen kleine winzige Schneeflöckchen auf die gefrorene Erde. Die Pflanzen besitzen seit Wochen eine dicke weiße Haube.

 

Die Pflanzen an den eisigen Fenstern, deren Blüten meist nur im Winter eine kurze Zeit existieren, glitzern im Schein der sich nur wenig erwärmenden Sonne.

 

Von den Dächern tropfen kleine Wassertropfen aus den vie-len gläsernen Eiswundern.

 

Ich erschrecke, denn neben mir schlägt ein Eisstachel dieser Eiskunstwerke ein, der sich scheinbar vom Dach gelöst hat.

 

Ich bringe mich durch die Katzenklappe in Sicherheit und er-schrecke erneut, denn was ich jetzt zu sehen bekomme, über-trifft alles was ich bis jetzt in meinem noch jungen Katzenle-ben erlebt habe.

 

Mein Herrchen sitzt vor einem Spiegel mit einem total schwarzen Gesicht und malt mit einem rotfärbenden Stift, den eigentlich nur Frauen benutzen, seine Lippen an.

 

Igitt, Igitt was soll denn das? Warum verschandelt er sich nur sein Gesicht? Was hat das für einen Grund? Ist das etwa eine schlimme Krankheit?

 

Ich vermute das es sich um eine sehr extrem ansteckende Krankheit handelt, denn wie ein Schwarm Katzenflöhe, hat es auch Ivona erwischt, das Frauchen von Herrchen, welche uns oft aus Liebeshunger besucht.

 

Längere Zeit unter einem Dach mit uns möchte sie nicht wohnen, da ich oft die Angewohnheit habe, nachts an ihren gepflegten Zehen zu knappern, umso meinen Liebesbeweis zu zeigen.

 

Merkwürdig, Ivona zieht sich ein fellartiges schwarzes Klei-dungsstück über und fast wie in Zeitlupe wird aus einer einst hübschen Frau ein furchtbares Ungeheuer. Ein großer schwarzer Kater mit scharfen Eckzähnen und gefährlichen Tatzen.

 

Ich glaube sie ist jetzt ein Panther.

 

Herrchen ist in der Zwischenzeit zu einem ganz schwarzen Mann geworden, denn er hat sich einen topfähnlichen schwarzen Gegenstand auf dem Kopf gestülpt und eine kurze vierstufige goldene Papierleiter auf dem Rücken geschnallt.

 

Ich glaube solch einen schwarzen Menschen schon einmal gesehen zu haben, als dieser wie eine Katze auf dem Dach balanciert ist, um ein viereckiges Loch mit einem Seil zu säubern und dessen Gesicht ebenso schwarz angemalt gewesen ist.

 

Ich habe schon etwas Angst, dass mein Herrchen solch einen Blödsinn nachmacht, denn letztens ist er auf einen stuhlähnlichen Gegenstand ohne Lehne gestiegen und ist bei dieser geringen Höhe bereits runtergefallen.

 

Was passiert den jetzt? Ich glaube mich beißt ein Floh, denn die Zweibeiner wollen mir ihre ansteckende Krankheit auch noch übertragen!

 

Das Herrchen legt um meinen Hals eine breite Schnur mit blinkenden bunten Lampen und kleinen Glöckchen daran.

 

Einfach furchtbar dieses Kling, Klon, Kling, Klon, bei all meiner Bewegungen. Trotzdem kann ich noch zufrieden sein, dass das Herrchen nicht die großen Glocken genommen hat, die ich im vergangenen Sommer bei den Wiederkäuern auf der Weide gesehen habe, denn dann wäre ich nicht mehr von der Stelle gekommen. Ja, dann würde es mir ähnlich einem Hund ergehen, den man mit einer Hundeleine an einen Baum festgemacht hat.

 

Einfach furchtbar dieses ständige Blinklicht, ähnlich einem Leuchtkäfer, der in den warmen Sommernächten durch die Finsternis düst.

 

Mir ist es jetzt unmöglich auf meine nächtliche Jagd zu gehen, denn jede Beute lacht sich eins und verschwindet zügig vor so einer Witzfigur.

 

Ich der Kater Kasimir bin zu einer totalen Lachnummer im ge-samten Tierreich geworden.

 

O Gott! O Gott! O Gott!

Die menschliche Krankheit befindet sich jetzt im Endstadium, denn jetzt bewerfen sich beide noch gegenseitig mit bunten Papierschnipseln und langen bunten Papierschlangen.

Mir reicht es, denn Katzen mögen solch einen Quatsch nicht, auch wenn es sich um Fasching handelt.

Schnell verschwinde ich in Herrchens Kleiderschrank um mich von den Strapazen zu erholen!