Biografien & Erinnerungen
Fast ertrunken

Fast ertrunken

Es war im Sommer 1947, es war ein sehr heißer August und so lies ich mich von meinem Bruder Bebi, eigentlich hieß er ja Josef, zum baden überreden, obwohl ich ja damals noch nicht schwimmen konnte. Bebi war mein Lieblingsbruder und war sechs Jahre älter wie ich, aber auch gleichzeitig der jüngste von meinen vier Brüdern. Er wollte ja unbedingt zum schwimmen und da er auf mich aufpassen sollte musste er mich wohl oder übel mitnehmen. Wir lebten damals in Nördlingen und ein richtiges Freibad gab es damals auch noch nicht, sondern man ging ausserhalb der Stadtmauer in die Eger zum baden, denn Nördlingen hat ringsherum noch eine Stadtmauer und man kommt dort nur durch die fünf Tore in die Stadt. Also trabten wir los, denn damals so kurz nach dem Krieg ging alles per Fuß, kamen dann auch um halb drei dort an. Bebi traf sich gleich mit seien Freunden und so stand ich herum. Kurze Zeit später kam meine Klassenkameradin Sieglinde und gemeinsam gingen wir zum Nichtschwimmerbereich und tobten im erfrischenden Wasser herum. Mein Bruder hatte sich total mit seinen Freunden die Zeit vertrieben, anscheinend hat er nicht mehr an seine kleine Schwester gedacht und so machte ich mich auf um ihn zu suchen. Also ging ich runter zum Schwimmbereich, suchte ihn, entdeckte ihn auch und winkte ihm rufend zu. Plötzlich bekam ich einen Schubs und ich landete im tiefen Wasser. Da ich ja nicht schwimmen konnte strampelte ich schreiend herum und rings herum lachten alle, denn die dachten ich würde aus Spaß so schreien, doch auf einmal ging ich unter, schluckte Wasser und Panik überkam mich und kam auch wieder hoch um gleich danach wieder zu versinken. Schluckte noch mehr Wasser, kam noch einmal hoch und versank wieder. Auf einmal war meine Panik weg, es erklang eine wunderschöne Melodie und ich fühlte mich auf einmal so herrlich leicht und glitt in eine roten Tunnel hinein, es zog mich zu dem hellen Licht empor. Es war einfach nur wunderschön, aber auf einmal spürte ich einen starken stechenden Schmerz. Wollte mich noch schnell an das helle Licht klammern. aber etwas zog mich mit Macht zurück, spürte diesen furchtbaren Schmerz und hatte das Gefühl meine Lunge zerreißt und mein Magen kommt mit heraus.
Ein Junger Mann hatte gesehen das es kein Spaß war und konnte mich gerade noch vor dem ertrinken retten und der Bademeister hatte mich durch Wiederbelebung ins Leben zurück geholt.
Mein Bruder bekam dann von unserem Vater daheim ein kräftige Abreibung. Ich hatte danach noch lange Angst vor dem Wasser, aber dann mit Elf Jahren habe ich mir das Schwimmen slber beigebracht und danach war ich eine richtige Wasserratte.
Meine Erfahrung mit dem Sterben war grausam und doch gleichzeitig wunderschön, denn diese wunderschöne Melodie habe ich nie wieder gehört, vielleicht wenn das wirkliche Ende da ist.
 
© Copyright MarianneK. 14.03.2008
Bild Thomas Knip Bonn-Beuel