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Die Wächterin von Reilong (6) - Kapitel 26 - 30

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"Die Wächterin von Reilong (6) - Kapitel 26 - 30"
Veröffentlicht am 31. Januar 2012, 104 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Die Wächterin von Reilong (6) - Kapitel 26 - 30

Die Wächterin von Reilong (6) - Kapitel 26 - 30

Beschreibung

Von den ehemals vier Wächterinnen ist nur noch Samantha übrig. Doch auch wenn der Verlust ihrer Freundinnen schmerzt, ist sie entschlossen das fliegende Reich Reilong zu beschützen. Zusammen mit Prinzessin Elisabeth und ihren vier Bildschönen Leibwächtern will sie gegen Reilongs Schicksal ankämpfen und diesen seit Jahrhunderten andauernden Teufelskreis beenden. Dabei hat sie jedoch immer noch im Hinterkopf, dass es da auch noch die Geheimnisse um die Nemesis gibt. Woher stammt ihre Ähnlichkeit mit den Rei und warum greifen sie Reilong an? Und wer ist Father und was sind seine Absichten? Enthält: Kapitel 26: Verzweiflung Kapitel 27: nicht allein Kapitel 28: Kriegserklärung Kapitel 29: Kampf um die Führung Kapitel 30: gewusst wie

Kapitel 26: Verzweiflung

Gerade als ich in den Flur zu meinem Zimmer bog, hörte ich plötzlich Schritte und schob mich automatisch in eine Nische in der Wand. Ich wollte nicht, dass mich irgendwer weinen sah. Mir konnte sowieso keiner helfen und eigentlich sollte ja auch ich diejenige sein, die den Rei half.

„Geeefunden!“ Auf einmal streckte Ravi den Kopf um die Ecke und ich gab einen erschrockenen Laut von mir.

„Hehe, hab ich dich erschreckt?“, fragte er grinsend.

„Ja.. hast du“, antwortete ich stockend und holte erstmal wieder Luft.

Dann berührte mich auf einmal etwas direkt am Auge und ich zuckte überrascht zurück. Ravi hatte die Hand noch erhoben und sah mich leicht schief an.

„Du hast geweint, oder?“, fragte er in seiner treudoofen Art.

„Äh…“ Wie es aussah, hatte er es gemerkt, obwohl ich eigentlich versucht hatte es zu verbergen. „Kann sein.“

Erstaunlicherweise wirkte der Jüngste fast schon beleidigt. „Nicht ‚kann sein‘, sondern ja“, korrigierte er meine ausweichende Antwort, „Ich lauf zwar gerne mit dem Kopf voran durch die Wand, aber ganz unaufmerksam bin ich nicht.“

„Das habe ich auch nicht gedacht“, sagte ich beschwichtigend, „Aber ich würde gerne in mein Zimmer…“

„Nö.“

„Wie jetzt?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Nein, du verschwindest nicht den ganzen Tag in deinem Zimmer und trauerst vor dich hin“, präzisierte Ravi seine Antwort und packte mein Handgelenk, „Du kommst mit mir.“

Damit zog er mich einfach hinter sich her und mir blieb nicht viel anderes übrig als ihm zu folgen. Auf meinen Versuch mich an einer Ecke festzuhalten hin nahm der Jüngste mich einfach ohne zu Zögern auf die Arme und trug mich weiter. Da konnte ich protestieren wie ich wollte, er schleppte mich mühelos bis vor eine Tür im Erdgeschoss.

„So, da sind wir“, stellte Ravi zufrieden fest, als er mich endlich wieder auf meine Füße stellte, und öffnete die hölzerne Tür.

Dahinter befand sich eine große Kammer mit lauter Waffen, wie ich leicht verblüfft feststellte. Von Schwertern, Äxten und Lanzen über Armbrüste und Morgensterne gab es hier so ziemlich alle altertümlichen Waffen, die das Kämpferherz begehrte, sogar in mehrfacher Ausführung und verschiedensten Formen. Das war wirklich ein Paradies für Waffennarren.

Ravi griff nach einem der schmalen Schwerter, wog es kurz in der Hand und nickte dann zufrieden, ehe er es mir zuwarf. Musste ich einem geübten Kämpfer etwa sagen, dass man solche Waffen nicht durch die Gegend warf?! Kurz war ich geneigt einfach zur Seite zu springen, doch dann merkte ich, dass das Schwert genau mit dem Griff auf mich zukam und ich packte zu, ohne mich zu verletzen.

„Gut gefangen“, kommentierte Ravi und schnappte sich ebenfalls ein Schwert.

„Danke auch“, murmelte ich resigniert, „Und wozu…?“

„Kommst du?“, fragte er ohne auf meine angefangene Frage zu achten und ging dabei schon wieder an mir vorbei zur Tür raus.

Reichlich verwirrt folgte ich ihm, doch als wir um die nächste Ecke bogen, begann ich bereits zu ahnen, worauf das hinauslief. Wir liefen nun durch einen halboffen Flur, dessen linke Seite statt von einer Wand von Säulen gestützt wurde und hinter denen eine große freie Fläche war, umgeben von den Mauern des Palastes. Auf genau so einer Übungsfläche hatten auch meine Freundinnen und ich unser Training absolviert, wenn auch auf der im Hof vorne bei den Stallungen und nicht hier mitten drin.

„Du kannst kämpfen wie du willst“, erklärte Ravi kurz, „Abgesehen von deiner Fähigkeit bitte. Mir sind jegliche Tricks untersagt und wir kämpfen ohne Zeitlimit, bis einer nicht mehr kann. Einverstanden?“

„Häh?“ Ich sah ihn ungläubig an. „Du willst, dass ich Anfängerin mit dir einen Schwertkampf austrage?“

„Wie gesagt, du kannst dir auch einige Tricks einfallen lassen“, grinste er zurück.

„Das hilft mir auch nicht weiter, gegen dich hab ich keine…“ Ich war noch nicht fertig mit meinem Protest, da raste der Junge bereits mit berechnender Geschwindigkeit auf mich zu. Die Klinge seines Schwertes sauste dicht über den Boden hinweg und kam direkt von unten, wenn ich nicht sofort etwas unternahm, schnitt sie mich glatt in der Mitte durch!

Geistesgegenwärtig lehnte ich mich nach hinten, machte den Rücken krumm und stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab. Dann nahm ich die Beine mit und machte einen schwungvollen Flickflack. Als ich wieder hoch kam, hob ich das Schwert und machte mich bereit seinen nächsten Angriff zu parieren. Dieser kam prompt, nur leider war der Junge nicht vor sondern hinter mir, wie ich an dem leisen Geräusch von Schritten hörte. Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken und ich drehte mich schnell um, das Schwert dabei hoch erhoben, und konnte seinen Streich gerade noch abblocken.

„Gut“, lobte Ravi lächelnd, wobei seine gelben Augen vor Aufregung leuchteten, „Weiter so.“

Er drängte mich einfach mit purer Körperkraft zurück und ich versuchte verzweifelt dagegen zu halten, doch das brachte gar nichts. Daher deutete ich einen Ausfallschritt nach rechts an, sprang dann jedoch nach links und lief mit schnellen Schritten um ihn herum, um hinter ihn zu kommen. Bloß war ich für den trainierten Kämpfer viel zu langsam und als ich zum Angriff ausholte, war er schon da und stieß zu. Es war mehr Glück als Verstand, dass ich dem Hieb durch meine schiefe Verrenkung um Haaresbreite ausweichen konnte.

Allerdings hatte ich keine Lust mehr mich die ganze Zeit herumschubsen zu lassen. Ich packte das Schwert fester, duckte mich plötzlich und schoss unter Ravis Klinge hindurch direkt auf ihn zu. Kurz wirkte er glatt überrumpelt, aber auf seinen Lippen lag ein Grinsen, als er mir lässig mit einem Sprung nach hinten auswich. Ich setzte ihm natürlich sofort nach, lief aber beinahe voll in eine Falle, denn er ließ sein Schwert einfach quer durch die Luft schneiden und ich war schon zu dicht, als dass es mich nicht mehr treffen würde.

Nun trat jedoch auch auf meine Lippen ein leichtes Lächeln und ich stieß mich vom Boden ab. Nicht sehr kräftig, nur so dass ich gerade eben mit eingezogenen Beinen über seiner Klinge schwebte. Während der Junge mich nun mit ehrlicher Überraschung ansah, holte ich kurz mit dem Schwert aus und stieß die Klinge herab.

Diesmal war es Ravi, der sich nur knapp zur Seite retten konnte, bevor mein Schwert eine kleine Kerbe im Boden hinterließ. Wir sahen uns an und grinsten herausfordernd, sodass der Kampf beinahe augenblicklich weiterging. Ich konnte auch nicht sagen, wie lange genau wir mit den Klingen aufeinander losgingen, doch es musste eine ganze Zeit sein, denn am Ende war ich vollkommen erschöpft. Aber wenigstens keuchte auch Ravi, als wir die Schwerter schließlich wieder in die Waffenkammer zurückbrachten.

Anschließend ließen wir uns in der riesigen Küche erstmal zwei Gläser mit kühlem Wasser geben und machten uns übereinander lustig, wie schräg manche unserer Manöver ausgesehen hatten und was wir anstelle des anderen alles besser gemacht hätten. Das ging eine ganze Weile so, bis dem Jungen einfiel, dass er ja noch ein Treffen mit den Führern der zwanzig Truppen hatte. Da verabschiedete er sich nur rasch und nahm die Beine in die Hand, da die hartgesottenen Männer ihm sonst schon wieder die Leviten lesen würden.

Ich konnte über ihn nur grinsen und machte mich schließlich wieder auf den Weg in mein Zimmer. Nur kehrten unterwegs leider auch die weniger schönen Gedanken zurück, die ich, so sehr ich es auch versuchte, einfach nicht aus meinem Kopf verbannen konnte. Dabei hatten sich Luke und Ravi so viel Mühe damit gegeben mich abzulenken und ein wenig aufzuheitern. Es war echt erbärmlich, dass mir schon wieder die Tränen in die Augen stiegen. Wer wusste, wie viele Freunde Ravi und die anderen schon vor sich hatten sterben sehen, und sie machten trotzdem weiter und ließen sich nicht so hängen.

Zudem waren Nemu und Yasmine ja noch am Leben. Bloß dass Yasmine zu Father übergelaufen und Nemu keine Wächterin mehr war. Eigentlich sollte ich auch bei Nemu sein, immerhin hatte es sie im Prinzip schlimmer erwischt als mich und als Freundin sollte ich ihr in solchen Zeiten beistehen, aber ich konnte nicht. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen und ich wusste noch nicht mal genau, warum. Bei mir stand alles Kopf. Die Welt schien plötzlich still zu stehen und ich lief verzweifelt im Kreis.

Es war alles von Anfang an unmöglich gewesen. Was wäre passiert, wenn ich Yasmine und den anderen beiden von dem Schicksal der Wächterinnen erzählt hatte? Womöglich wären wir alle vorsichtiger gewesen und hätten das alles vermeiden können. Und was hatte ich eigentlich die ganze Zeit über getan? Ich war Caro während des Kampfes relativ nahe gewesen, vielleicht hätte ich sie noch retten können.

Ein lauer Wind strich durch eine geöffnete Tür zu meiner Linken und auf einmal flogen mir einige Zettel vors Gesicht. Überrascht blieb ich stehen und sah die duzenden weißen Schriftstücke irritiert an, die sich gerade fröhlich im Flur auf dem Boden verteilten. Scheinbar hatte da jemand vergessen das Fenster zu schließen.

„Verdammter Mist! Das ist jedes Mal das Gleiche…!“

Mir kam die genervte Stimme bekannt vor. Daher trat ich vorsichtig bis zur Tür und lugte um die Ecke. Wie erwartet sah ich Tinto, der leise vor sich hin fluchend die Zettel wieder einsammelte, die der Wind im ganzen Raum verteilt hatte. Das wie ein Büro eingerichtete Zimmer war allerdings nicht gerade klein und irgendwie bekam ich Mitleid mit ihm. In der Schule hatte ich es auch mal geschafft einen ganzen Berg Arbeiten fallen zu lassen, woraufhin sich die Zettel überall im Gang verstreut hatten und ohne Hilfe hätte ich bestimmt über eine halbe Stunde gebraucht die ganzen Arbeitsblätter einzusammeln und wieder zu ordnen. Mir fiel jedoch ein, dass wir uns nicht unbedingt grün waren. Sehr wahrscheinlich würde der liebe Tinto mich sogar dafür anfauchen, seine Dokumente nur angerührt zu haben.

„Oje…“ Ein schiefes Lächeln entstand auf meinen Lippen, aber ich nahm mich zusammen und sammelte wenigstens die Zettel zusammen, die sich in den Flur hinaus verirrt hatten. Anschließend betrat ich vorsichtig das Büro, bereit jederzeit wieder einen Satz zurück zu machen und zu verschwinden, sollte er mich anherrschen.

Der Zweitälteste hatte mir allerdings gerade den Rücken zugewandt und sammelte einige Zettel neben seinem riesigen Schreibtisch zusammen. Ich wollte auch eigentlich auf mich aufmerksam machen, doch mir fielen zwei eingerahmte Bilder auf dem Pult auf – wie es aussah hatte schon früher jemand mal einen Fotoapparat aus meiner Welt mitgebracht. Darauf waren einmal die vier Brüder abgebildet, als sie so ungefähr im Grundschulalter waren, und auf einem anderen ein einzelner Mann mit langen, flachsfarbenen Haaren. Zwar konnte ich es nicht mit Bestimmtheit sagen, doch seine Gesichtszüge und die Statur kamen mir irgendwie bekannt vor.

„Ist das euer Vater?“, fragte ich, wobei ich dummerweise vergaß, dass ich mich ja noch gar nicht bemerkbar gemacht hatte.

Tinto zuckte auch prompt erschrocken zusammen und drehte sich ruckartig um, wobei er mit dem Ellbogen voll gegen den Tisch stieß. Dieser wurde ziemlich erschüttert und die beiden Bilder, die ohnehin schon auf der Kante gestanden hatten, kippten nun herunter.

„Nein!“, rief er entsetzt und streckte die Hand aus, um sie noch zu retten. Sein Arm war jedoch zu kurz.

Ich streckte allerdings ebenfalls die Hand aus und fing die beiden Bilder mit einer kleinen Böe ab, bevor sie auf dem harten Marmor aufschlagen konnten. „Puh“, seufzte ich, „Tut mir leid…“

„Was zum Teufel sollte das?!“, fragte Tinto aufgebracht, griff nach den beiden schwebenden Fotos und stand auf, „Wer hat dir erlaubt mein Büro zu…“

Ich war merklich zusammengezuckt und kniff die Augen zu. Er hatte vorhin schon stark genervt geklungen und nun schien er endgültig wütend zu sein. Und scheinbar kam ich ihm gerade recht, um dem aufgestauten Zorn etwas Luft zu machen.

„Genau deswegen klopft man an und schleicht sich nicht einfach so rein“, stöhnte Tinto auf einmal und nahm mir die draußen aufgelesenen Zettel ab, die ich an meine Brust gepresst hatte.

Ich sah daraufhin verwirrt auf. Er wollte die Gelegenheit nicht nutzen mich zur Schnecke zu machen?

„Tut mir leid“, murmelte er dann auch noch plötzlich und sah zur Seite, „Ich weiß nur allmählich nicht mehr, was ich tun soll…“ Er schüttelte den Kopf und ging wieder zu dem Schreibtisch.

„Danke für´s Aufsammeln“, sagte er kurz angebunden, „Du kannst gehen.“

„Was ist eigentlich mit euren Eltern?“ Das war vermutlich so ziemlich das Dümmste, was ich tun konnte, aber mir fiel in dem Moment auf, dass ich diesbezüglich kaum etwas über die vier Brüder wusste.

Tinto sah mich entnervt an. „Das geht dich nichts an.“

Bei seinem Ton zuckte ich erneut zusammen und senkte den Blick. Seine Brüder waren doch alle drei so nett, warum war nur Tinto so furchtbar leicht erregbar und ungenießbar?

Der Zweitälteste stöhnte gleich mehrmals hintereinander und schüttelte den Kopf, während er die Zettel in seiner Hand ordnete. „Unser Vater ist kurz nach Ravis Geburt plötzlich spurlos verschwunden“, sagte er knapp und ohne von den Dokumenten aufzusehen, „Wie du dir vielleicht denken kannst, stammen wir alle von unterschiedlichen Müttern ab, die sich alle jeweils kurz nach unseren Geburten wieder von unserem Vater getrennt haben. Er war ein verdammter Playboy. Jedenfalls leben unsere Mütter alle noch irgendwo in Reilong, aber wir haben keinerlei Kontakt mehr zu ihnen, und unser Vater ist wie gesagt kurz nach Ravis Geburt verschwunden. Keiner hat ihn seitdem mehr gesehen, zumindest niemand aus Reilong. Reicht das?“

„Du klingst so als würdest du euren Vater hassen“, stellte ich mit etwas kleinlauter Stimme fest.

„Das tue ich auch!“, erwiderte Tinto aufgebracht, „Dieser Kerl hat keinerlei Verantwortung gezeigt und nur ständig mit irgendwelchen Frauen rumgespielt. Er ist ein elender Hund, den ich sogar persönlich umbringen würde, wenn er ich ihm nochmal begegnen sollte.“

Es entstand eine kurze Pause

„Er hat unserer Familie immer nur geschadet“, fuhr er mit düsterer Stimme fort, „Wenn er nicht so feige gewesen und abgehauen wäre, hätten wir kein so schweres Leben gehabt.“

Ich sah ihn unsicher an. „Aber wenn du ihn wirklich so sehr hasst.. warum steht dann ein Bild von ihm auf deinem Schreibtisch?“

Nun sah Tinto mich verdattert an.

„Ist es nicht mehr so, dass du ihn hassen willst?“, fragte ich vorsichtig, „Mir kommt es eher so vor, als wärst du einfach nur tief verletzt, weil er auf einmal verschwunden ist und euch allein zurückgelassen hat.. Vermisst du ihn nicht viel eher? Ich bin mir sicher, dass es auch schöne Zeiten gab, in denen ihr als Familie zusammen Spaß hattet. Wünscht du dir diese Zeiten nicht zurück und bist deshalb so wütend auf euren Vater, weil er ohne eine Erklärung diesen Zeiten ein Ende bereitet hat? Ich glaube, tief im Herzen wünschst du dir, dass er wieder zurückkommt und euch alle in den Arm nimmt.. und dass ihr wieder eine Familie werdet.“

Tinto sah mich wie vom Donner gerührt an. Nicht etwa wütend, wie ich es vielleicht erwartet hätte, sondern beinahe fassungslos und verwirrt zugleich. War es möglich, dass ich richtig lag? Bei seinem Gesicht konnte man ja fast meinen, dass ihm das selbst bis eben nicht klar gewesen war.

Der Zweitälteste sah völlig irritiert zur Seite und fasste sich mit einer Hand an die Stirn. Es hatte immer wieder den Anschein, dass er meine Worte abstreiten wollte, doch jedes Mal bevor er einen Ton herausbrachte, klappte er den Mund wieder zu und schien wie wild zu überlegen.

Es herrschte wieder einige Zeit lang Schweigen, dieses Mal sogar fast volle fünf Minuten. Schließlich nahm Tinto die Brille ab und rieb sich die müden Augen.

„Ich kann den Wind nicht ausstehen“, murmelte er geistesabwesend, „Er bringt meine Arbeit ständig durcheinander, hinterlässt eine Heiden Unordnung und jetzt bringt er auch noch meine Gefühle völlig durcheinander. Ich hasse ihn wirklich.“

Ich schluckte. Mit dem Wind meinte er nicht nur die Naturgewalt, sondern auch mich. Er konnte mich wirklich absolut nicht leiden, ich hatte es geahnt. Trotzdem taten seine Worte weh, obwohl ich ihn ja eigentlich auch nicht besonders mochte.

„Aber ohne den Wind würde die Natur nicht funktionieren“, seufzte Tinto und sah mich mit seinen dunkelgrauen Augen an, vor denen im Augenblick keine Brillengläser waren, „Er gehört auch dazu.“

Gerade hatte ich mich umgedreht und hatte gehen wollen, doch ich wandte mich nochmal wieder um und begegnete seinem Blick.

„Außerdem scheint er mich ja fast besser zu verstehen als ich mich selbst“, fügte er hinzu und kratzte sich an der Schläfe, wobei er aber das Gesicht ein wenig angewidert verzog, „Wobei ich mich damit ehrlich gesagt nicht so ganz anfreunden kann. Ich kann Vater nicht leiden.“

Irgendwie musste ich bei dieser schon fast kindlichen Sturheit ganz leicht schmunzeln.

„Wegen ihm musste Mikhail so viel durchmachen, um uns alle versorgen zu können und damit wir nicht auf der Straße landeten“, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich wollte ihm helfen, aber dieser Sturkopf hat immer gesagt, dass er das alleine kann und ich lieber auf Luke und Ravi achten soll. Dabei hätte er Hilfe wirklich gut gebrauchen können, aber nein…“

„Du magst Mikhail sehr, oder?“, fragte ich lächelnd.

Scheinbar hatte der Gute halbwegs vergessen, dass ich noch dastand und seinem Gemurmel zuhörte. Zumindest wirkte er ein wenig überrascht, ehe er ausweichend zur Seite blickte. „Ja, um genauer zu sein bewundere ich ihn sehr“, antwortete er dann leise und kaum hörbar, „Du hast keine Ahnung, was er alles für uns getan hat. Seine Fähigkeiten sind einfach unglaublich und im Gegensatz zu einigen anderen kann man sich auf ihn immer verlassen…“

„Er ist in so ziemlich jeglicher Hinsicht unerreichbar“, beendete ich seinen Satz und sah zum Fenster nach draußen, „Ich kenne ihn zwar nicht so lange wie ihr, aber ich habe das alles durchaus gemerkt. Er ist immer für einen da und durchschaut alle Lügen sofort, egal wie gut sie sind. Wenn man am Boden zerstört ist, findet er immer genau die Worte, die einen wieder aufbauen und einem Trost spenden…“ Ich hätte noch so viel mehr über ihn sagen können, aber es erschien mir dämlich seinem eigenen Bruder davon zu erzählen. Er wusste darüber doch bestimmt besser bescheid als ich. Und überhaupt, seit wann hatte ich so viele lobende Worte für diesen Idioten namens Mikhail übrig, dem es jedes Mal einen Mordsspaß zu machen schien mich zu ärgern?

„Genau deshalb frage ich mich, warum er so einem drittklassigen Mädchen solche Aufmerksamkeit schenkt“, bemerkte Tinto nüchtern.

„Tut mir ja leid, aber das musst du ihn schon selbst fragen“, konterte ich beleidigt, „Seine Denkweise ist mir viel zu hoch, da steigt doch kein Mensch durch.“ Ich sah ihn trotzig an und irgendwie hatte ich kurzzeitig fast das Gefühl Mikhail gegenüber zu stehen, der hatte auch immer so nette Kommentare auf Lager.

Tinto sah mich skeptisch an und schien mich eine Weile lang zu mustern, doch letztlich schüttelte er nur den Kopf, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Wenn du keine weiteren Fragen hast, dann sieh zu, dass du verschwindest“, sagte er kühl und studierte die Zettel in seiner Hand, „Im Gegensatz zu dir habe ich nicht so viel Freizeit.“

Zu gerne hätte ich etwas darauf erwidert, doch der Kommentar blieb mir im Hals stecken, als die Gedanken an meine drei Freundinnen wieder in mir hochkamen. Und es war nicht nur das. Allmählich begann ich das Gefühl zu verstehen, das neben der Trauer um Caro, Nemu und Yasmine in den letzten Stunden stark angewachsen war. Angst.

Rasch drehte ich mich um und verließ das Büro des Zweitältesten. Aber so sehr ich auch versuchte besonders diese Gedanken zu verdrängen, sie schienen mit jeder Sekunde deutlicher und stärker zu werden. Ich hatte Angst davor allein gegen die Nemesis kämpfen zu müssen. Besonders fürchtete ich mich jedoch vor dem Schicksal, das mir blühte. Was der Tot bedeutete, begann ich erst jetzt zu verstehen. Nun begann ich mich zu fragen, wie ich nur so dumm hatte sein können zu behaupten, dass wir etwas in diesem Kampf ausrichten konnten. Wächterin und besondere Fähigkeit hin oder her, ich war bloß ein normales, siebzehnjähriges Mädchen. Ich war keine Kriegerin und ich konnte auch keinen Krieg entscheiden.

Plötzlich begann ein stechender Schmerz in meiner Brust zu entflammen und ich keuchte erschrocken auf. Es fühlte sich ähnlich an wie gestern Abend, bloß schien es heute noch deutlich schlimmer zu sein. Ich versuchte mich an der Wand abzustützen, sank jedoch runter auf die Knie und fasste mir verzweifelt an die Brust, während ich nach Luft rang. Wieder fühlte es sich so an, als befände sich etwas in mir und würde langsam aber sicher wachsen. Das Brennen und Pochen war beinahe unerträglich.

Doch gerade als ich dachte, dass mich die Ohnmacht gleich überwältigen würde, ließ der Schmerz langsam wieder nach. Eine ganze Weile lang blieb ich einfach dort an der Wand sitzend lehnen und starrte ins Leere. Ich hatte einfach keine Ahnung, was ich tun sollte. Die Sache wuchs mir über den Kopf. Allmählich begann ich mir zu wünschen, dass alles nur ein schlimmer Traum war und ich jeden Moment aufwachen würde.

 

Kapitel 27: nicht allein

„Wenn du an so einem Platz schläfst, fängst du dir am Ende noch eine Erkältung ein.“

Verwirrt öffnete ich die Augen – wann war ich eingeschlafen? – und blickte Mikhail in die tief blauen Augen. Er hockte direkt vor mir, die ich immer noch an der Wand lehnte, an der ich vorhin praktisch zusammengebrochen war.

„Und wenn schon“, murmelte ich nur und wollte am liebsten wieder einschlummern. Nur weg von hier und diesen ganzen quälenden Gedanken und Gefühlen entkommen.

„Du bist mir eine“, murmelte er resigniert, „Und wer beschwert sich am Ende wieder über den Husten, die Kopfschmerzen und darüber, dass seine Nase soooo sehr läuft?“

„Lass mich in Ruhe!“, erwiderte ich lauter als gewollt, denn dieser bescheuerte Smalltalk brachte mich im Moment an den Rand des Wahnsinns, „Deine blöden Sprüche kannst du dir an den Hut stecken! Lass mich einfach allein!“

„Das könnte ich ohne Weiteres tun“, sagte er jedoch ruhig, „Aber das werde ich nicht.“

In meiner Verzweiflung brachte er mich gerade wirklich dazu fast verrückt zu werden. Ich konnte komplett nicht mehr. Mein Verstand streikte und verabschiedete sich kurzerhand. Mit einem leisen Aufschrei ließ ich den Wind aufbrausen und Mikhail wie einen Kegel von mir wegpusten. Dass er deswegen direkt gegen die gegenüberliegende Wand krachte, lag zwar nicht in meiner Absicht, aber es kümmerte mich in dem Augenblick auch herzlich wenig. Alles, was ich wollte, war zu fliehen. Meinen ganzen Ängsten und dieser immer größer werdenden Verzweiflung entkommen.

„Schhhhhh.. es ist gut“, hörte ich auf einmal eine beruhigende Stimme vor mir, „Hör auf zu zittern.“

Dass ich dies tat, merkte ich erst, als Mikhail mich plötzlich an sich zog und die Arme um mich legte. Ich versuchte ihn wegzustoßen und mich zu befreien, schlug blind um mich und versuchte trotz meiner sitzenden Position ihn zu treten, doch nichts half. Er hielt mich einfach fest und ließ sogar nicht locker, als ich ihn aus lauter Verzweiflung kräftig in den Oberarm biss – sein dünnes Hemd konnte das keineswegs auspolstern. Die ganze Zeit über harrte er einfach aus, obwohl ich ihn vorhin mit dem Wind ziemlich hart erwischt hatte, denn der Marmor war alles andere als weich. Trotzdem blieb er hier.

Letztlich gab ich es auf und lag einfach da in seinen Armen. Er hatte sich während meiner Panikattacke kein Stück bewegt und geschwiegen. Noch immer rührte er sich nicht und es gab auch keinerlei Anzeichen darauf, dass er das so bald tun würde. Ich war verwirrt, beruhigte mich jedoch ganz allmählich wieder und entspannte mich schließlich.

„Ich weiß, wie es ist, wenn die Welt über einem zusammenbricht“, sagte Mikhail dann auf einmal leise, „Was glaubst du, wie oft ich, meine Brüder und auch alle anderen Soldaten die Hölle bereits gesehen haben? Dieser Kampf gegen die Nemesis hat uns alle schon mindestens einen liebgewonnenen Rei gekostet. Nur bleibt die Welt trotzdem nicht stehen. Sie dreht sich erbarmungslos weiter und so müssen auch wir weitermachen.“

„Wie schafft ihr das?“, fragte ich mit heiserer Stimme.

„Wir denken an die, die noch leben“, antwortete Mikhail, schob mich ein Stück von sich weg und sah mir in die Augen, „Den Toten können wir nicht mehr helfen, aber wenn wir uns wegen ihnen hängen lassen, können wir die Lebenden nicht mehr beschützen. Und das würden die Verstorbenen nicht wollen, also machen wir weiter, auch wenn wir so manches Mal am liebsten einfach aufgeben würden.“

„Und was macht ihr, wenn einer eurer Freunde sich plötzlich gegen euch stellt?“, fragte ich und erschauderte bei dem Gedanken an Yasmines düsteren Blick, „Wie soll man damit umgehen?“

Er sah mich mitfühlend an.

„Und was soll ich jetzt überhaupt tun?“, fragte ich verzweifelt weiter, „Ich kann nicht mehr! Ich.. ich…“

„Du hast jederzeit die Möglichkeit in deine Welt zurückzukehren“, bemerkte Mikhail, auch wenn ein bitterer Ausdruck in seinen Augen lag, „Das hier ist nicht deine Heimatwelt und du hast ihr gegenüber keinerlei Verpflichtungen. Der Kampf hier findet im Prinzip nur zwischen uns Rei und den Nemesis statt. Es ist deine Entscheidung, ob du uns helfen willst oder…“

„Du hast keine Ahnung“, murmelte ich nur und senkte den Kopf. Er hatte keine Ahnung von der ganzen Tragödie hinter diesem bereits seit Jahrhunderten ausgetragenen Kampf. Und erst recht nicht von dem, was mich erwartete. „Ich würde ja gerne, aber.. das.. ich habe…“ Ich hatte Angst.

„Ich werde dich nicht sterben lassen.“

Verdattert sah ich auf und blickte in todernste, aber ehrliche Augen.

„Das letzte Mal haben wir versagt, aber das wird nicht noch einmal passieren“, sagte Mikhail entschlossen, „Du bist nicht allein. Luke, Ravi und – auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst – Tinto wollen, dass du lebst. Nicht weil du eine Wächterin bist, sondern weil du du bist. Sie alle haben dich bereits ins Herz geschlossen und wenn ich genauer darüber nachdenke, scheint sogar unsere werte Prinzessin dich zu mögen. Also fürchte dich nicht, keiner von uns wird dich sterben lassen.“

Einige Sekunden lang konnte ich ihn bloß anstarren, doch mir fiel bei seinen Worten etwas auf. „Und was ist mit dir?“, fragte ich leicht unsicher, „Du sprichst die ganze Zeit nur von deinen Brüdern und Elisabeth…“

„Was glaubst du denn?“ Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Was auch passiert, ich werde bei dir bleiben. Du hast lange genug alleine das Gewicht des Wissens um das Schicksal der Wächterinnen getragen.“

„Moment mal…“ Erst jetzt begann ich richtig zu verstehen. „Du weißt.. von dem Teufelskreis?“

„Die Prinzessin hat es mir eben gerade erst erzählt“, sagte er und ein seltsamer Schimmer lag in dem dunklen Meer seiner Augen, „Hätte ich davon geahnt, hätte ich euch nie und nimmer gebeten uns zu helfen. Es tut mir leid.“

Ich war noch immer völlig verblüfft. Wieso hatte Elisabeth ihm so plötzlich davon erzählt? Das ergab doch keinen Sinn.

Auf einmal streckte er die Hand aus und verharrte mit dieser unmittelbar vor meinem Hals. „Selbst wenn wir uns aus den Augen verlieren, werde ich dich wiederfinden“, versprach Mikhail und seine Augen leuchteten förmlich, „Also hab keine Angst. Wir werden diesen Kampf gegen die Nemesis zu einem endgültigen Ende führen. Und wir werden nicht diejenigen sein, die sterben. Wir werden diese Schwarzgeflügelten ein für alle Mal besiegen…“

Bei seinen Worten schoss mir wieder etwas durch den Kopf, das ich in meiner ganzen Verzweiflung völlig vergessen hatte. Nicht nur Caro war in dem Gefecht gestorben, noch jemand anderes war umgekommen, weil sie mich beschützt hatte. Tiya, die eigentlich eine Nemesis war. Außerdem kamen mir meine ganzen Beobachtungen und Erkenntnisse wieder in den Sinn. Zwar bestand die Möglichkeit, dass ich mich irrte, doch ich war mir sicher.

„Es sind nicht direkt die Nemesis, die unsere Feinde sind“, murmelte ich leise, „Es ist ihr Anführer, Father. Er ist derjenige, der für alles verantwortlich ist.“

„Wie bitte?“ Mikhails Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass er gerade überlegte, ob ich das ernst meinte oder nicht.

Ich sah auf und blickte ihm fest in die Augen. „Es war auch Father, der Yasmine den Kopf verdreht hat. Er hat sogar versucht mich zum Seitenwechsel zu bewegen…“

„Du machst Witze…“ Mikhail sah mich ungläubig an. „Das…“

„Ist dir noch nie die Ähnlichkeit zwischen Rei und Nemesis aufgefallen?“, fragte ich ernst, „Ihr Aussehen, außer die Farbe, und auch ihr Verhalten untereinander ähnelt dem unseren sehr stark. Ich weiß nicht, als was genau ihr sie anseht, aber für meinen Geschmack gibt es da ein paar zu viele Gemeinsamkeiten.“

Er sah mich ungläubig an.

„Ich hatte gerade am Anfang reichlich Zeit die Kämpfe zu beobachten und wenn wir von der Mordlust mal absehen, die meiner Meinung nach dieser Father ihnen irgendwie eingetrichtert hat, habe ich keine Unterschiede zwischen uns feststellen können.“

„Du willst mir also gerade sagen, dass wir zwar schon seit keine Ahnung wie vielen Generationen gegen die Nemesis kämpfen, sie aber eigentlich Freunde sind und unser eigentlicher Feind dieser Father ist?“, fragte Mikhail mit einem etwas schrägen Gesichtsausdruck, „Und wie stellst du dir das vor? Leben ist nicht ewig und ich glaube kaum, dass in jeder Generation ein anderer Anführer genau das selbe Ziel auf die gleiche Weise verfolgt…“

Das war bisher auch das gewesen, das mir fast noch am meisten Kopfzerbrechen bereitet hatte, doch als ich plötzlich Elisabeth um die Ecke biegen sah – so wie sie dreinblickte, hatte sie unsere Konversation bereits mitangehört –, fand ich das entscheidende Puzzleteil endlich. „Dieser Father scheint dieselbe Fähigkeit wie Lisa zu haben“, antwortete ich, „Er wird immer wiedergeboren und bleibt somit ewiger Anführer der Nemesis, so wie Lisa ewige Prinzessin der Rei ist.“

Das junge Mädchen starrte mich ebenso entgeistert an wie Mikhail und eine ganze Weile lang herrschte Stille im Flur. Es dauerte lange doch schließlich bekam Mikhail seinen üblichen Gesichtsausdruck, wenn er genau nachdachte.

„Es ist vollkommen weit daher geholt“, bemerkte er ernst, „Aber andererseits würde es einiges erklären. Anders als unten auf der Erde bei den Menschen wiederholt sich unsere Zeit nicht. Wenn die Nemesis tatsächlich einen Anführer mit den gleichen Fähigkeiten wie Eure Hoheit haben, dann…“

„Würde das erklären, warum sie seit rund einundzwanzig Generationen beharrlich versuchen uns auszulöschen“, beendete Elisabeth seinen Satz, „Auf den Gedanken hätte ich schon viel früher kommen sollen.“

„Trotzdem bleiben die Nemesis unser Hauptproblem“, stellte Mikhail fest, „Wir kommen nicht um einen Kampf mit ihnen herum, selbst wenn sie nur eine Gehirnwäsche von diesem Father bekommen. Außerdem denke ich nicht, dass es irgendetwas bringen würde zu versuchen mit ihnen zu reden. Das würde uns bloß in die Gefahr bringen von ihnen hinterrücks überrumpelt zu werden und ich weigere mich auch nur einen unserer Soldaten in diese Position zu bringen.“

Ganz passen tat es mir nicht, denn umso mehr ich darüber nachdachte umso überzeugter war ich, dass die Nemesis nicht unsere Feinde waren, doch ich konnte auch seine Bedenken verstehen. Leider hatte er Recht. „Um einen Kampf werden wir nicht herumkommen“, stimmte ich ihm zu, „Aber wir sollten dabei nicht vergessen, dass es jemanden gibt, der sämtliche Nemesis anführt und der mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für ihr Handeln ist.“

„Sollten wir je die Gelegenheit dazu bekommen, werden wir natürlich versuchen ihn zu bekämpfen“, sagte Mikhail, „Nur wird er mit Sicherheit genau wie unsere Prinzessin an dem Ort bleiben, an dem die Nemesis leben. Und wie jeder von uns weiß, haben wir keinerlei Ahnung oder auch nur Anhaltspunkt, wo sich dieser befindet.“

Ich verzog das Gesicht.

„Ich denke, er wird sich früher oder später zeigen“, bemerkte Elisabeth plötzlich und verschränkte die Arme vor der Brust, „Immerhin scheinen sie diesen Ort bereits trotz aller meiner Sicherheitsmaßnahmen gefunden zu haben. Ich nehme mal an, sie werden innerhalb der nächsten Tage angreifen. Da dieser Father uns anscheinend so unbedingt vernichten will, wird er bestimmt nicht mehr lange zögern dies zu tun.“

„Und bis dahin sollten wir besser gewappnet sein“, fügte Mikhail hinzu und nickte.

Elisabeth nickte ebenfalls, blickte dann kurz zu mir und wandte sich zum Gehen. „Kommt in einer halben Stunde in den Thronsaal“, sagte sie noch über ihre Schulter, dann war sie schon um die Ecke verschwunden und ich sah ihr nach.

„Alle Achtung“, sagte Mikhail auf einmal, woraufhin ich wieder zu ihm blickte, „Ich hätte nicht erwartet, dass du tatsächlich mal deinen Kopf benutzen und viele gesehene Aspekte zu einer Schlussfolgerung zusammenpacken könntest. Hut ab.“ Er verneigte sich, doch der Spott war sogar in seiner Haltung zu erkennen.

Ich knurrte angesäuert. „Danke, aber du willst mich doch sowieso nur ärgern.“

„Bei deinen Reaktionen kann ich nicht widerstehen.“

„Dann üb dich gefälligst in Selbstbeherrschung!“

„Tut mir leid, aber ich verspüre keinerlei Drang dies zu tun.“

Ich suchte händeringend nach Worten, die ich ihm an den Kopf werfen konnte, doch mir fiel blöderweise gerade nichts Gutes ein.

Auf einmal aber hob er mich dann mit beiden Händen an der Taille hoch, sodass ich mich überrascht auf seinen Schultern abstützte, als ich plötzlich mehr als einen Kopf größer war als er. Ich starrte ihn nur völlig verwirrt an, während mir gleichzeitig die Röte ins Gesicht stieg. Was sollte denn das so plötzlich? Mich hatte noch nie jemand auf diese Weise angefasst oder gar einfach hochgehoben – höchstens mein Vater, als ich noch eine ganze Ecke kleiner gewesen war. Und dann war da noch dieser durchdringende Blick aus seinen ozeanblauen Augen. Zusammen mit dem warmen Lächeln auf seinen Lippen brachten sie mich endgültig dazu knallrot anzulaufen.

„Hnhn.“ Auf einmal legte Mikhail dann einen seiner Arme einfach um meine Taille und zog mich so direkt an sich, obwohl ich immer noch über ihm war. Zumindest versuchte ich mich auf seinen Schultern abzustützen, damit der Abstand nicht noch weiter schrumpfte. Nur irgendwie wich die Kraft aus meinen Armen, umso länger er mich mit diesem auf einmal so begehrenden Blick ansah.

„Du bist wirklich süß, wenn du rot wirst“, stellte er auf einmal schmunzelnd fest, während er mich von unten herauf keck ansah. In seinen warmen Ausdruck schummelte sich nun auch noch diese leichte, für ihn übliche Arroganz. Das, was mein Herz plötzlich noch ein Stück schneller schlagen ließ. Verflucht.

„Lass mich runter“, verlangte ich unsicher.

„Bist du dir sicher?“, fragte er amüsiert.

So ein Mist, ich war mit meinem Gesicht zwangsweise nur etwa einen Kopf über seinem. Wenn er mich jetzt runter ließ.. verflixt, verdammt und zugenäht!

Er kicherte belustigt, ehe er mich plötzlich ein Stück runterrutschen ließ, sodass sich unsere Nasenspitzen jetzt beinahe berührten – meine Wangen brannten vor Röte.

„Wenn du so ein Gesicht ziehst, kann ich nicht widerstehen“, bemerkte er, „Das solltest du eigentlich wissen.“

Meine Güte, wieso wusste der Kerl immer, wo meine Schwachstellen waren? Es war nicht das erste Mal, dass er sich mir so näherte. Er schien absolut alles über mich zu wissen, obwohl ich ihm nie viel erzählt hatte, abgesehen vielleicht von Dingen, die sich auf meine Geschichten bezogen. Aber er durchschaute mich trotzdem immer. Und genau das hasste ich an ihm. Na ja, ich wollte es hassen. Die klägliche Wahrheit war ja, wie ich vor kurzem schon hatte feststellen müssen, dass ich bis über beide Ohren in diesen verfluchten Idioten verliebt war!

Auf einmal spürte ich, wie er mir mit seiner zweiten Hand über das Haar strich. Ich verlor mich in seinen unendlich tiefen Augen, als er mir sanft einen Kuss auf die Wange hauchte. Es war wirklich hoffnungslos, mein Herz schlug vor Freude Purzelbäume, während dieses angenehme Kribbeln in meinem ganzen Körper dafür sorgte, dass ich mich entspannte. Für einen kurzen Augenblick fielen mir die Augen zu und ich konnte seiner Wärme nicht widerstehen.

Als mein Kopf sich allerdings der Tatsache entsinnte, dass da acht Jahre Altersunterschied zwischen uns lagen und er immer noch mein Literaturagent, also praktisch so etwas wie mein Chef war, pfiff ich meinen Verstand von Wolke sieben zurück. Mit einem kräftigen Tritt brachte ich ihn dazu mich überrascht loszulassen, weshalb ich etwas unsanft auf dem Boden landete.

„Was zum Henker sollte das?!“, fragte ich aufgebracht. Es wollte mir nur einfach nicht gelingen die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben.

Mikhail lachte hinter vorgehaltener Hand, ehe er mich mit einem herzerwärmenden Lächeln ansah. „Scheint als wärst du wieder du selbst und nicht mehr nur ein Häufchen Elend.“

Ich sah ihn überrascht an, doch dann fiel es mir selbst auf. Auch als ich daran dachte, wie Caro gestorben war und wie Yasmine mir den Rückenzugekehrt hatte, übermannte mich nicht mehr so eine Verzweiflung. Sogar meine Angst vor dem Tod und davor alleine in diesem Kampf zwischen den Rei und Nemesis zu stehen, schien ihre Sachen wieder gepackt zu haben und abgezogen zu sein.

Denn ich war nicht allein, wie mir erst jetzt richtig bewusst wurde.

„Ich werde bei dir sein“, sagte Mikhail, „Und dieses Mal halte ich mein Wort.“

„Und wir ebenfalls!“, rief plötzlich Ravi, der um die Ecke gehüpft kam und mir munter einen Arm um die Schultern legte, „Ich hab zwar keinen Schimmer, worüber ihr da gequatscht habt, aber wir werden dich auch nicht hängen lassen, oder?“

„Sicher nicht“, sagte Luke, der mit Tinto zusammen nun ebenfalls um die Ecke bog und mich lächelnd ansah, „Schließlich gehört sie mittlerweile zu uns.“

„Und was sagst du?“, fragte Ravi, als der Letzte im Bunde schwieg.

Tinto stöhnte lediglich. „Was wollt ihr von mir hören? Dass ich sie mit meinem Leben beschützen werde?“

„Zum Beispiel“, grinste der Jüngste.

„Ganz bestimmt nicht“, brummte Tinto resigniert, „Wer in einem Kampf nicht auf sich selber achten kann, sollte gar nicht aufs Schlachtfeld.“

Die anschließende Stille war für den Zweitältesten wohl ein wenig bedrückend, da die anderen drei ihn nur mit vielsagenden Blicken ansahen.

„Pfff!“ Er blickte empört zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn´s sein muss, hab ich ein wenig ein Auge auf sie, aber mehr bestimmt nicht.“

Ravi grinste breit und Luke schmunzelte. Irgendwie musste auch ich lächeln, obwohl es wegen seiner nach wie vor anhaltenden Abneigung gegen mich ein wenig schief war.

„Du warst noch nie gut darin deine eigenen Gefühle richtig zu erkennen“, seufzte Mikhail mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Aber schön, dass du allmählich beginnst mich zu verstehen.“

Tintos Blick daraufhin sah ziemlich gut aus, so perplex war er.

„Und damit eines klar ist“, fügte Mikhail hinzu, wobei er hauptsächlich zu Luke blickte. Außerdem schlang er plötzlich einen Arm um meine Taille und zog mich zu sich heran. „Sie gehört mir.“

Luke wirkte ein wenig überrascht, lächelte jedoch nur und Ravi grinste breit. Tja, ich selbst lief nur schon wieder rot an und versuchte nicht genauer darüber nachzudenken, was er mit diesen Worten meinen könnte.

Kapitel 28: Kriegserklärung

„Du kehrst in unsere Welt zurück?“, fragte ich verwirrt, als wir etwa zwanzig Minuten später in dem riesigen Thronsaal standen.

Wie der gesamte Palast war auch hier alles aus Marmor. Es gab von der großen Flügeltür aus einen breiten Gang, der von hübsch verzierten Säulen gesäumt wurde, bis nach hinten zu dem auf drei Stufen erhöhten Thron. Wie im Film war ein roter Teppich mit Goldbrokat zwischen den Säulen bis hinauf zum Thron verlegt. An den Seiten waren vom Boden bis zur Decke reichende, riesige Fenster eingelassen und da der Raum ganz außen war und die Form eines riesigen Dreiecks mit stark abgerundeter Spitze hatte, kam den ganzen Tag über strahlendes Tageslicht in den herein und ließ den Marmor glänzen.

Nemu nickte und blickte zu Elisabeth, die beinahe direkt neben ihr stand.

„Ich habe eine ganze Zeit lang mit ihr gesprochen“, sagte die Prinzessin – ich vermutete stark, dass sie wie gelegentlich mit mir auch mit Nemu in Gedanken Kontakt aufgenommen hatte – und sah mich ernst an, „Für sie ist es zu gefährlich hier. Ihre magischen Kräfte sind erloschen, auch wenn ich nicht weiß, wie das möglich ist, und selbst hier auf Reilong wäre sie nicht sicher, wenn die Nemesis wirklich kommen. Außerdem ist sie im Gegensatz zu dir immer noch ein Mensch…“

„Hä?“ Ich sah sie irritiert an. „Wie kann das sein? Sind wir nicht alle als Wächterinnen automatisch zu Rei geworden?“

Elisabeth schüttelte den Kopf. „Auch als eure magischen Fähigkeiten erwacht sind, wart ihr immer noch Menschen“, erklärte sie, „Ihr stammt aus der anderen Welt und werdet nur dann zu Rei, wenn ihr es wirklich von Herzen wollt. Dazu gehört das Erlernen der Hoyaka, das Anfreunden mit anderen Rei, ein Gefühl der Verbindung zu diesem Land und noch so vieles mehr. Von euch Viern bist nur du zu einer vollwertigen Rei geworden. Es ist nicht weiter schlimm, fast alle Wächterinnen sind auch in den vergangenen Generationen Menschen geblieben, aber die, die sich mit der Zeit zu Rei entwickelt hatten, sind doch wesentlich stärker gewesen. Dazu gehörte auch Lorraine, deine Vorgängerin.“

Ich erinnerte mich an das Foto in dem Raum mit den Bildern der Wächterinnen und vor allem auch an meinen Traum, den ich vor Ewigkeiten hatte und wo ich das erste Mal Rei und Nemesis einander gegenüberstehen sah.

„Für Nemu ist es das Beste, wenn sie in ihre Heimatwelt zurückkehrt“, wiederholte die Prinzessin, „Hier kann sie nichts mehr ausrichten und ich will nicht, dass sie auch stirbt. Es reicht, dass wir eine Wächterin an den Tod und die andere an den Feind verloren haben.“

„Also müssen wir Abschied nehmen?“, fragte ich betrübt und blickte zu Nemu, die ebenfalls traurig wirkte.

„Es soll ja nicht für ewig sein“, bemerkte Elisabeth, „Nur bis dieser Krieg vorbei ist.“ Ich hörte ihre Zweifel, auch wenn sie sie wirklich gut verbarg. Sie schien genauso zu ahnen wie ich, dass es letztendlich keinen Ausweg aus dem Kreislauf gab.

Nemu und ich nickten jedoch beide und sahen einander an.

„Das mit Caro tut mir wirklich unendlich leid“, fügte Elisabeth dann aber noch mit deutlich betrübter Stimme hinzu, „Und auch die Sache mit Yasmine werde ich niemals wiedergutmachen können…“

Sie trat vor Nemu, streckte die Hand aus und berührte meine Freundin am Hals. Ein leises Murmeln in der alten Sprache der Rei war zu hören, doch es ging so schnell, dass ich ihre Worte nicht genau verstehen konnte. Nach ein paar Sekunden nahm sie ihre Hand wieder weg und trat zurück.

Sag deiner Freundin Lebwohl“, befahl sie in sanftem Ton.

Nemu sah sie verwirrt an und öffnete den Mund. „Auf.. Wie-derse.. hen…“ Ihre Stimme klang noch ein wenig kratzig und man merkte, dass ihre Zunge nicht mehr ganz die Bewegungen zu den Wörtern innehatte, doch man konnte sie trotzdem verstehen.

Daraufhin sahen wir sie jedoch alle völlig verblüfft an und auch sie selbst wirkte erstaunt.

 „Mehr kann ich nicht tun, um dir für all deine Opfer zu danken“, sagte Elisabeth bedrückt, „Es tut mir so leid.“ Sie senkte den Kopf und verneigte sich vor meiner Freundin.

Diese schien es noch gar nicht richtig glauben zu können, doch sie lächelte matt und nickte. Nemu hatte eindeutig gemerkt, dass es der Prinzessin ernst war und dass sie das alles niemals gewollt hatte. „Es gibt.. nichts zu.. verge-ben“, sagte Nemu und ging vor Elisabeth in die Hocke, da auch sie genau wie ich größer als das rund dreizehnjährige Mädchen war und ihr anscheinend von unten herauf in die Augen sehen wollte, „Es war unsere.. eige-ne Entschei-dung.. Bitte vergebt uns.. dafür, dass wir.. euch nicht helfen konn-ten.“

Elisabeth schüttelte den Kopf und es kam mir so vor, als würde sie gegen Tränen ankämpfen. Von uns allen war sie immer noch am meisten betroffen, schließlich musste sie das alles schon so lange immer wieder aufs Neue mitansehen. Ich könnte das nicht aushalten und ich fragte mich, wie sie das schaffte.

„Es ist Zeit“, sagte die Prinzessin schließlich und sah mit festem Blick auf, „Wir haben viel zu tun und deine Familie wird sich mit Sicherheit freuen, wenn du wieder zurückkehrst.“

Damit streckte sie ihre linke Hand zur Seite, woraufhin direkt neben ihr plötzlich ein großes Tor mit goldfarbenem Bogen erschien. Hindurchsehen konnte man nicht, denn ein weißes Strahlen kam von innen heraus, doch es war ein eindrucksvoller Anblick.

„Dann heißt es jetzt wohl.. wirklich Lebewohl“, sagte Nemu und sah mich beklommen an, „Bitte bring Yes wieder zur Vernunft.. Sam. Du bist die Einzige, die das noch kann.“

„Ich werde tun, was ich kann“, versprach ich.

„Ich weiß.“ Nemu lächelte schwach, drehte sich um und ging langsam durch das Tor. Kaum war sie hindurchgetreten, verschwand sie auch schon mitsamt dem goldenen Bogen und es war nichts mehr zu sehen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass sie hier gewesen war.

„Ob dieser Kampf jemals ein Ende nehmen wird?“, fragte Elisabeth leise und blickte aus einem der großen Fenster, „Vielleicht ist es Reilong wirklich bestimmt unterzugehen.“

„Bitte sagt so etwas nicht“, sagte Mikhail ernst, „Wenn wir jetzt aufgeben, wofür sind dann all unsere Freunde gestorben?“

„Er hat Recht“, stimmte Tinto zu, „Besonders Ihr nicht. Ohne unsere Prinzessin können wir nicht kämpfen, also bitte denkt noch nicht mal daran euch geschlagen zu geben.“

„Noch ist schließlich nicht alles verloren“, fügte sogar der sonst so schweigsame Luke hinzu.

„Genau, der Kampf ist erst vorüber, wenn keiner von uns mehr kämpfen kann“, grinste Ravi, „Und so weit ist es noch lange nicht. Die Rei werden nicht so einfach aufgeben, sondern diesen Nemesis zeigen, was wahrer Kampfgeist ist.“

„Und eine Wächterin haben wir noch“, beendete ich lächelnd die Aufmunterungsrede der vier Brüder, „Reilong wird nicht untergehen, jedenfalls nicht ohne vorher einen großen Kampf hingelegt zu haben. Es wird Zeit, dass dieser Teufelskreis sein Ende findet, wie auch immer das aussehen mag. Wir sind bei dir, Lisa, also gib auch du nicht auf.“

Die Prinzessin sah uns verblüfft an und wurde sogar ein klein wenig rot im Gesicht, weshalb sie schnell zur Seite blickte. „Wenn ihr so darauf besteht“, murmelte sie, „Aber ihr wisst, dass ihr auch…“

„Sterben könntet?“, riet Mikhail trocken, „Darauf waren wir schon vorbereitet, als wir beschlossen haben Soldaten Reilongs zu werden und erstrecht, als wir zu Eurer Leibgarde geworden sind. Aber so leicht wird das nicht passieren, verlasst Euch darauf.“

„Ihr seid mir echt…“ Elisabeth schüttelte ungläubig den Kopf, lächelte nun jedoch. „Ihr erstaunt mich immer wieder, wisst ihr das?“

„Natürlich“, sagte Tinto und die Inbrunst, die in diesem Wort lag, ließ uns alle grinsen.

„Aber wir haben nicht vor zu sterben“, bemerkte Ravi keck.

„Schließlich haben wir geschworen noch jemand anderes zu beschützen“, fügte Mikhail hinzu und sah mich vielsagend an, „Mit dem Tod endet alles, also müssen wir alles dafür tun am Leben zu bleiben.“

„Ganz genau“, schloss ich mich an, „Die Rei haben ein Recht darauf zu leben und glücklich zu werden. Wir werden uns schon noch etwas einfallen lassen. Hier wird es nicht enden.“

„Ihr seid ja sehr optimistisch dafür, dass bald euer Ende schlagen wird.“

Wir fuhren alle sechs herum und starrten den Mann erschrocken an, der plötzlich nur wenige Meter entfernt auf dem niedrigen Podest erschienen war und direkt neben dem Thron stand. Seine kurzen, wahrhaft pechschwarzen Haare und die langen, dunkelvioletten und schwarzen Gewänder erkannte ich sofort wieder, auch wenn ich sie bisher nur einmal kurz gesehen hatte.

„Father…“, sagte ich, woraufhin die anderen mich entsetzt anstarrten.

Im nächsten Moment jedoch standen die vier jungen Männer vor Elisabeth und mir und sahen den Eindringling mit finsteren Blicken an.

„Wie schön, du erinnerst dich an mich, kleine Wächterin“, stellte er erfreut fest und verbeugte sich kurz, „Aber für die restlichen Anwesenden hier werde ich mich trotzdem noch einmal vorstellen. Mein Name ist Xavier und ich sehe mich als Vater der Nemesis, die schon bald euren Untergang herbeiführen werden, holde Prinzessin der Rei.“

Mikhail griff nach einem seiner Schwerter, die in den Scheiden an seinem Gürtel stecken, und Ravi zog die Lanze von seinem Rücken, die er fast die ganze Zeit über bei sich hatte. Tinto und Luke hatten keine Waffen dabei, standen jedoch ebenfalls bereit.

„Aber, aber, warum so vulgär?“, fragte Xavier belustigt, „Das nützt gar nichts, da ich nicht wirklich hier bin. Natürlich könnt ihr euch an dieser Erscheinung austoben, aber das wäre reine Zeitverschwendung.“

„Was willst du?“, knurrte Mikhail, der seine Waffe nach wie vor erhoben hatte.

„Nichts Besonderes, wenn ich ehrlich bin“, gestand der Anführer der Nemesis und sah sich interessiert um, „Du hast ja inzwischen einiges aus diesem alten, staubigen Kasten gemacht, Elisabeth Thur Del Lur Bellathiér.“

„Woher kennst du meinen vollen Namen?“, fragte sie entgeistert.

„Tja, denkt mal ganz scharf nach, kleines Prinzesschen“, erwiderte Xavier mit einem verächtlichen Grinsen, „Vielleicht kommt Ihr ja noch drauf, bevor meine Truppen euch vernichten werden.“

„Wieso wollen Sie die Rei vernichten?“, mischte nun ich mich mit ein, „Warum tun Sie das alles?!“

„Warum?“ Er schien von der Frage wirklich erstaunt zu sein. „Weil es Spaß macht, die leidenden Gesichter von euch idiotischen Rei zu sehen, die ihr alle glaubt Glück währt ewig. Aber ich werde euch aus diesem Traum aufwachen lassen und ich werde euch zeigen, was Verzweiflung wirklich bedeutet. Meine Rache wird in dieser Generation ihren Höhepunkt nehmen, da es mir dieses Mal sogar gelungen ist eine eurer teuren Wächterinnen für mich zu gewinnen…“

„Geben Sie Yasmine zurück!“, rief ich aufgebracht dazwischen.

„Tse tse tse, hast du mir denn nicht zugehört?“, fragte er, „Ich hab dir doch schon beim letzten Mal gesagt, dass sie freiwillig zu mir gekommen ist. Ich habe sie in keinster Weise dazu gezwungen…“

„Oh doch, Sie haben ihr irgendwelche Hirngespinste in den Kopf gesetzt und sie manipuliert, genauso wie Sie es auch schon mit den Nemesis getan haben“, konterte ich und versuchte zu ignorieren, dass mir die bloße geistige Anwesenheit dieses Mannes einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Xavier zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon, das tut hier nichts zur Sache. Außerdem solltet ihr mir dankbar sein. Ich bin nämlich nicht nur hier, um mit euch zu plaudern. Ich möchte euch verkünden, dass wir Reilong morgen bei Sonnenaufgang endgültig auslöschen werden.“

Wir starrten ihn verwirrt und schockiert zugleich an.

„Ich sagte doch, dass ihr mir danken solltet“, bemerkte der Anführer der Nemesis, „So habt ihr alle bis morgenfrüh Zeit euch von euren Liebsten zu verabschieden und euch mit eurem Tod abzufinden. Natürlich könnt ihr auch versuchen euch auf die Schlacht vorzubereiten, doch das wird euch nicht viel helfen. Ich freue mich bereits auf eure entsetzten und verzweifelten Gesichter.. Wenn ihr mich dann also entschuldigen wollt…“

Er verschwand bevor einer von uns reagieren konnte. Jedoch hätte das im Augenblick sowieso keiner gekonnt, so fassungslos waren wir alle.

 

Kapitel 29: Kampf um die Führung

Die Nachricht, dass die Nemesis im Morgengrauen angreifen würden, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Reilong. Als erstes erfuhren natürlich die Soldaten davon, die Ravi von dieser Nachricht in Kenntnis gesetzt hatte, um ein Krisentreffen einzuleiten. Mikhail und Tinto setzten auf Wunsch von Prinzessin Elisabeth durch Boten auch die restliche Bevölkerung Reilongs in Kenntnis von der unmittelbaren Bedrohung. Auf diese Weise konnten die Rei entscheiden, ob sie bleiben, fliehen, sich verstecken oder was auch immer tun wollten. Ich teilte Elisabeths Meinung, dass es nur fair für die Bewohner Reilongs war zu wissen, dass morgen höchst wahrscheinlich die entscheidende Schlacht ausgefochten werden sollte.

Allerdings stellten wir am späten Nachmittag bei der Versammlung der zwanzig Truppen im großen Hof fest, dass wir ein entscheidendes Problem hatten.

Die Führer der Truppen standen jeweils ganz vorne vor ihren in einer Reihe aufmarschierten fünfundzwanzig Männern und kamen nun auf die vier Leibwächter der Prinzessin zu, die zusammen mit ihrer Hoheit ein Stück vor den versammelten Truppen standen und sich noch kurz berieten.

Ich selbst stand nur ein Stück weit abseits, weshalb ich einen guten Blick auf die stark beunruhigten Gesichter der Männer zwischen achtzehn und etwa vierzig werfen konnte. Ihnen allen waren die Zweifel aufs Gesicht geschrieben, scheinbar rechnete keiner von ihnen mehr mit einem Sieg sondern stattdessen mit einem qualvollen Tod.

„Bitte entschuldigt uns“, sagte der Führer der ersten Truppe, sein Name war Vincent und mit seinen ungefähr dreißig Jahren und muskulösem Körperbau schien er ein sehr erfahrener Kämpfer zu sein, „Aber dürfen wir frei sprechen?“

Mikhail, seine Brüder und die junge Prinzessin sahen auf und nickten lediglich.

Kurz neigte der Führer noch dankbar den Kopf, dann sah er mit todernstem Blick auf. „Da ihr trotz dessen ihr jünger seid als die meisten von uns immerzu gute Arbeit als Oberbefehlshaber geleistet habt, haben wir uns bisher nie beschwert“, sagte er, „Aber wie gedenkt ihr nun gegen die Nemesis anzukommen? Unsere einzige Hoffnung waren die vier Wächterinnen, von denen jetzt nur noch eine einzige übrig ist. Es tut mir leid das so auszudrücken, aber wäre es nicht an der Zeit unsere Strategie zu wechseln? Wir sehen ja alle, wohin uns die bisherige Führung gebracht hat.“

Ich sah, wie Tinto das Gesicht verzog. Allem Anschein nach hatte er die meiste Zeit über die Planung geführt.

„Natürlich könnten wir eine neue Strategie ausprobieren“, räumte Mikhail ein, „Aber die Lage ist zu ernst für großartige Experimente. Außerdem bin ich der Meinung, dass unsere Strategie nicht der Grund für den Verlauf der letzten Ereignisse ist. Es ist zu viel passiert, mit dem keiner von uns gerechnet hat…“

„Wie dass die eine Wächterin getötet wird, die andere ihre Kräfte verliert und die dritte sogar zu unserem Feind überläuft?!“, fragte Taylor, der Anführer der siebten Truppe, aufgebracht, „Wir haben keine Chance mehr mit unserer derzeitigen Taktik! Ich bin dafür, dass wir einen neuen Strategen festlegen!“

„Vielleicht sollte man auch darüber nachdenken, ob wir nicht alle vier Positionen zumindest vorrübergehend an unsere älteren und erfahreneren Leiter übergeben“, schlug Nanuc vor, der die zwölfte Truppe führte, „Ihre bisherigen Erfahrungen würden uns mit Sicherheit zugutekommen.“

Viele andere der Führer stimmten zu und so wie die Soldaten selbst immer wieder nickten, teilten sie die Meinung ihrer Führer.

„Was die Erfahrungen mit den Nemesis angeht, habt ihr wohl bemerkt nicht mehr Erfahrung als wir“, erwiderte Tinto leicht angesäuert, „Beim ersten Angriff vor knapp sechs Jahren waren zumindest Mikhail und ich bereits dabei und Luke und Ravi sind auch nur ein Jahr später dazu gestoßen.“

„Dennoch zählen auch die Erfahrungen aus anderen Kämpfen“, konterte Belphegor, Leiter der dritten Truppe, „Wir würden euch in einem Duell schon rein wegen unserer Erfahrung leicht überwältigen können, also…“

„Das wollen wir doch mal sehen.“ Mikhail hatte von einer zur nächsten Sekunde plötzlich sein Schwert gezogen und hielt des dem Führer der dritten Einheit direkt vor die Nasenspitze. Sein Blick hätte sogar einen Grislibären das Fürchten gelehrt. „Wir haben diese Positionen nicht aus Güte der Prinzessin erhalten, wir haben sie, weil wir sie uns nach langem, hartem Training verdient haben. Ihr selbst solltet am besten wissen, dass keiner hier seine Ränge durch Schummeln oder gute Beziehungen erreicht. Wenn ihr an unseren Fähigkeiten zweifelt, werden wir euch meinetwegen noch hier und jetzt beweisen, dass wir euch auch ohne zehn Jahre Kriegserfahrung schlagen können.“

„Ach ja?“, fragte Vincent verächtlich und schob Mikhails Klinge mit seinem eigenen Schwert so zur Seite, dass es nun auf ihn zeigte, „Das lässt sich einrichten.“

Oje, mir schwante nichts Gutes, als ich die beiden Männer einander feindselig anstarren sah. Am liebsten wäre ich dazwischen gegangen und hätte die ganze Versammlung gefragt, was es denn brachte, wenn wir uns jetzt untereinander in die Haare bekamen, doch ich blieb, wo ich war.

Zum einen war der Ruf von uns Wächterinnen sowieso in Verruf geraten, wie ich festgestellt hatte, von daher würden sie mir sehr wahrscheinlich nicht mal zuhören. Zum anderen sah ich in Elisabeths Augen – die Prinzessin stand ein Stück entfernt von der Versammlung und hörte ihnen lediglich zu –, dass sie selbst nur zu gerne eingreifen würde, es aber auch unterließ. Außerdem kam mir langsam das Gefühl, dass es besser war, wenn die Männer diese Meinungsverschiedenheiten auf ihre Weise klärten. So konnte hinterher wenigstens keiner am Ergebnis zweifeln. Wie auch immer dieses ausfallen mochte.

„Na schön“, ergriff Finnigen das Wort, der im Gegensatz zu den anderen Anwesenden hier schon beinahe gelassen wirkte, „Dann werden wir die Führungspositionen eben anhand von vier Duellen bestimmen. Da wir eure Fähigkeiten am besten testen können, wenn ihr gegen Truppenführer mit ähnlichen oder gar selben Fähigkeiten antretet, schlage ich folgende Paare vor: Ravi gegen Taylor, Nanuc gegen Luke, Belphegor gegen Tinto und Vincent gegen Mikhail. Hat irgendjemand Einwände?“

Es schien als wollten noch mehr gegen die vier Brüder antreten, doch letztlich ließen sie wohl ihren erfahrensten Kollegen den Vortritt. Diese waren alle vier bereits Ende zwanzig bis Anfang dreißig, hatten starke Muskeln und in ihren Augen konnte man die jahrelangen Kampferfahrungen förmlich sehen. Für die vier Leibwächter der Prinzessin sah es nicht gut aus, soweit ich das beurteilen konnte. Denn gute Muskeln und Technik hin oder her, in beidem waren ihnen die Truppenführer deutlich überlegen und ich bekam allmählich Zweifel, ob Mikhail sich und seine Brüder nicht vielleicht doch überschätzte.

Die fünfhundert Mitglieder der zwanzig Truppen waren in Windeseile an den Rand des riesigen Platzes direkt vor dem Palast gewichen und blickten unsicher und gespannt zugleich zu den acht Kämpfern, die kurz je zu viert zusammengekommen waren und leise miteinander sprachen.

Ich hielt es währenddessen so weit hinten nicht mehr aus, schob mich kurzerhand an den Soldaten vorbei und stellte mich dicht neben die vier Brüder. Nur wenige Meter von mir entfernt sah ich auch die Prinzessin, welche zwar nach außen hin ruhig wirkte, aber ich war mir sicher, dass sie innerlich wegen der Zweifel ihrer Einheiten ziemlich beunruhigt war. Ich hätte sie gerne aufgemuntert und gesagt, dass sich das schon geben würde, doch da war ich mir leider selbst nicht sicher. Besonders was nach diesem Kampf geschehen sollte, bereitete mir Kopfschmerzen. Wie konnte man fünfhundert Mann dazu ermutigen eine Schlacht zu führen, von der man wusste, dass es keine große Hoffnung auf den Sieg gab? Darauf wusste ich keine Antwort.

„Gut“, sagte Finnigen, der die Rolle des Kampfrichters übernahm, während die fünfzehn übrigen Führer darauf achteten, dass alles mit rechten Dingen zuging, „Wir beginnen mit dem Kampf zwischen Taylor Vamar und Ravi Tu Soleil.“

Trotz der unglücklichen Umstände marschierte Ravi mit einem Grinsen auf das Feld, wo er sich dem grimmig dreinblickenden Taylor gegenüber aufstellte.

„Glaub bloß nicht, dass ich Rücksicht auf dich nehme, nur weil du noch ein Grünschnabel bist!“, schnauzte Taylor und erhob seine lange, doppelseitige Lanze, die an beiden Enden vom Schaft je eine Klinge hatte, „Es wird Zeit, dass du in die Kindergruppe zurückkehrst!“

„Klingt lustig“, sagte Ravi und legte sich seine einseitige Lanze mit rotem Schaft über die Schultern, „Aber auf die Dauer wäre mir das zu langweilig, daher bleib ich lieber bei meinem Job.“

Taylor knurrte lediglich etwas Unverständliches darauf.

Ich fragte mich derweil, wie Ravi in seiner Position so gelassen bleiben konnte und wie er es schaffte trotz allem gute Laune zu haben. Des Weiteren wunderte ich mich ein wenig über diese Art die Sache zu klären. Hatten die Leiter der Einheiten die vier Brüder denn nie kämpfen sehen?

Während der Schlachten haben sie genug mit ihren eigenen Gegnern zu tun, sodass sie sich nicht auch noch auf die Vier konzentrieren können, bemerkte Elisabeth in Gedanken, Außerdem habe ich die vier bisher auch eigentlich immer hier im Palast behalten und erst vor Kurzem mit in die Schlachten geschickt. Sonst gibt es nicht viele Möglichkeiten ihre kämpferischen Fähigkeiten zu sehen, weshalb es jetzt zu diesen Duellen gekommen ist.

„Verstehe“, murmelte ich nur leise.

In dem Augenblick gab Finnigen das Startsignal und wich mit einem Sprung zurück, damit er den Kämpfern nicht in die Quere kam.

Anders als ich es erwartet hatte, warteten die beiden nicht eine Sekunde lang ab, um sich erstmal zu beschnuppern, nein, es ging gleich in vollem Tempo aufeinander zu. Taylor wirbelte seine doppelseitige Lanze so durch die Luft, dass sie den Effekt eines messerscharfen Bumerangs hatte, und kam so direkt auf den Jüngsten der vier Brüder zu. Ich hätte auch gedacht, dass Ravi zumindest zucken würde, doch im Gegenteil, der verrückte Junge grinste von einem Ohr bis zum nächsten als hätte er schon jetzt riesigen Spaß. Gerade als ich dachte, dass Taylor ihn aufspießen würde, rammte Ravi seine Lanze plötzlich vor sich in den Bogen und als Taylors Waffe gegen den eisernen Schaft prallte, hatte das wilde Herumkreiseln ein jähes Ende.

Gerade als Taylor erst überrascht die Augen aufriss, da Ravi seinen sonst wohl ziemlich tödlichen Angriff einfach so gestoppt hatte, holte der Junge auch schon kurz aus und trat dem Krieger einfach in die Magengrube, sodass dieser keuchend nach hinten taumelte. Doch kaum stand er wieder sicher, tauchte der plötzlich verflixt schnelle Ravi direkt vor ihm auf und hieb mit der Lanze zu.

Die erste Überraschung schien inzwischen aber verflogen zu sein und der Erwachsene blockte seinen Hieb mit einer flotten Bewegung ab. Dann drehte er seine Waffe und schlug mit der anderen Seite zu, sein Ziel war eindeutig Ravis Kopf – obwohl wir hier wohlbemerkt bei keinem richtigen Kampf waren. Der Junge aber legte lässig den Kopf in den Nacken, die Klinge der Lanze sauste haarscharf über ihn hinweg, und drehte sich einmal um sich selbst. Dabei holte er mit seiner Lanze aus und schlug zu, doch Taylor konnte seinen Hieb mit dem Schaft seiner Waffe parieren.

„Na altes Haus, sind wir über die Jahre ein bisschen eingerostet?“, fragte Ravi grinsend.

„Na warte, du kleines Bürschchen!“ Taylor legte sich mit vollem Gewicht gegen seine Waffe und drängte Ravi durch pure Muskelkraft mühelos zurück. Währenddessen riss er die Lanze hoch dass die Funken sprühten und mit einem letzten Ruck brachte er Ravi so aus dem Gleichgewicht, dass der Junge erschrocken nach hinten kippte. Augenblicklich nutzte der erfahrene Kämpfer die Chance, hob die Waffe und ließ sie noch in der selben Sekunde wieder herabfahren. Nun war es aus mit Ravi! Der Hieb in die Brust würde sitzen, dachte ich jedenfalls.

Nur wurde aus dem erschrockenen Gesichtsausdruck des Jungen unversehens wieder ein von Spaß und Aufregung gezeichnetes Grinsen. Er hatte das geplant!

Plötzlich nutzte er den Drall nach hinten einfach und stieß sich kräftig ab, sodass er dem Hieb gerade eben noch entkam. Nach einem flachen Salto landete er in der Hocke und seine gelben Augen leuchteten vor Erregung. Dann schoss er mit einem Mal wie ein geölter Blitz nach vorne und gerade als Taylor ihm nachsetzen und ausholen wollte, stand Ravi bereits mit einem kecken Grinsen vor ihm. Die Spitze seiner Lanze berührte die Brust des Mannes und hätte er nicht im letzten Moment abgebremst, wäre der Führer der siebten Truppe nun tot.

Es herrschte erstmal verblüfftes Schweigen, bei den Soldaten wie auch bei ihren Führern. Scheinbar konnte das gerade keiner so recht fassen und ehrlich gesagt hatte ich alleine schon wegen der Geschwindigkeit und Genauigkeit der beiden gestaunt.

Nun seufzte ich erleichtert und sah den Rotschopf lächelnd an, der fröhlich wie und je auf uns zu kam und auch mich kurz angrinste. Ravi war echt ein übermütiges Etwas, aber wahrscheinlich gerade deswegen derjenige, der die Moral oben halten konnte. Wobei ich auch von seinen Kampfkünsten völlig fasziniert war, denn bisher hatte ich ihn auch noch nie so genau beobachten können. Sie waren ein wenig übermütig, aber strahlten auch die Leidenschaft des fröhlichen Kriegers aus, der Ravi mit Leib und Seele war.

Dann fand Finnigen endlich seine Sprache wieder, der nicht weniger verblüfft gewesen war wie seine Mitführer. „Damit ist der erste Kampf entschieden“, verkündete er mit noch leicht ungläubiger Stimme, „Der Sieg geht eindeutig an Ravi Tu Soleil.“

Dieser verbeugte sich nach bester Manier vor seinem Publikum und hüpfte anschließend gut gelaunt zu Tinto, Mikhail und Luke hinüber. Auf einen Kommentar von ihm tätschelte Mikhail ihm nur den Kopf und ließ es sich dabei auch nicht nehmen die ohnehin schon vollkommen ordnungslosen, kurzen, roten Haare seines kleinen Bruders nochmal extra zu durchwühlen. Wozu man sagen sollte, dass Ravi das eindeutig genoss.

„Als nächstes treten Nanuc Te Trové und Luke Tu Soleil gegeneinander an“, sagte der Führer der sechzehnten Truppe laut, damit sich das Gemurmel legte.

Diesmal wurde nicht mit dem Schwert, sondern mit Pfeil und Bogen gegeneinander angetreten. Nanuc, der von der Statur her schon wesentlich breiter war als Luke, machte einen ganz schön imposanten Eindruck. Das schien aber auch Luke nicht sonderlich zu beunruhigen, so gelassen wie der junge Erwachsene mit den fast schulterlangen, flachsfarbenen Haaren dastand. Zudem hielt scheinbar keiner von beiden viel von irgendwelchen großen Ansagen im Voraus, zumindest schwiegen sie im Einklang.

Die beiden standen noch kurz voreinander, verneigten sich kurz und drehten sich dann um. Zwar zählte ich die Anzahl der Schritte, die sie auseinander machten, nicht, aber nachdem die beiden einen ganz schönen Abstand zwischen sich gebracht hatten, drehten sie sich zeitgleich wieder um. Ihre Blicke waren ernst und konzentriert, in den Händen hielten sie bereits die Bögen und auf dem Rücken hatten sie einen Köcher mit je fünf Pfeilen. Mehr hatten sie hierfür nicht bekommen.

„Dann fangt an!“, rief Finnigen und starrte wie die anderen auch die beiden Schützen an, die sich beide trotz der Ansage noch keinen Millimeter gerührt hatten.

Anfangs erschien es mir nur normal, doch als die zwei auch nach drei Minuten immer noch steif wie die Zinnsoldaten dastanden, war ich doch etwas irritiert.

„Sie warten die Bewegung des anderen ab“, sagte Mikhail leise, der zwei Schritte zur Seite gemacht hatte und nun neben mir stand, „Keiner will einen Fehler machen, indem er als erstes schießt, denn mit angesetztem Pfeil ist es zwar nicht viel schwerer auszuweichen als ohne, aber wenn der andere schneller schießen kann, kann es sich um das entscheidende Bisschen handeln. Daher warten sie jetzt.“

„Kann so was auch Tage dauern?“, fragte ich, eigentlich mehr aus Spaß.

„Ein solches Duell unter Bogenschützen hat mal volle drei Tage gedauert“, antwortete Mikhail jedoch trocken.

Ich sah ihn ungläubig an, doch er schien es ernst zu meinen.

In dem Augenblick bemerkte ich, wie Luke plötzlich eine schnelle Bewegung machte. Als ich richtig hinsah, hatte er den Pfeil bereits angesetzt und ließ ihn gerade von der Sehne schnellen. Der hätte mit Sicherheit getroffen, doch Nanuc machte gerade noch rechtzeitig einen Satz zur Seite und schoss gleich zwei Pfeile direkt hintereinander ab, die beide so eng gesetzt waren, dass sie Luke einkreisten und ihm so den Fluchtweg zu beiden Seiten abschnitten, weshalb er dem dritten nicht mehr ausweichen konnte, der mitten durch die Mitte kam.

Was er jedoch machte, brachte mir beinahe einen Herzinfarkt. Denn entgegen allem, was er hätte tun können, blieb er einfach stehen und rührte sich nicht. Bis auf dass er nach hinten griff und ansetzte, als der tödliche Pfeil bei ihm ankam. Doch wider aller Erwarten war dieser Schuss nicht so vernichtend, wie er hätte sein sollen. Ein dünner Kratzer entstand, als er direkt an Lukes Hals entlang flog, doch in dem Augenblick ließ dieser plötzlich seine Geschosse los. Dabei stellte ich mit Erstaunen fest, dass er zwei Pfeile auf einmal abgefeuert hatte. Diese sausten so schnell durch die Luft, dass ich mir noch nicht mal sicher war, wo genau sie getroffen hätten.

Ich sah nur, dass Nanuc plötzlich mit ziemlich erschrockenem Gesicht auf dem Boden saß und leise keuchte. Getroffen worden war er nicht, doch irgendwie wirkte er ziemlich verdattert, während Luke bereits den nächsten Pfeil im Anschlag hatte.

Da hob der Führer der zwölften Truppe jedoch unerwartet die Hand. „Ich gebe mich geschlagen“, sagte er und stand langsam wieder auf, „Jeden anderen hätten diese Pfeile zielgenau in Herz und Kopf getroffen und ich selbst hatte verdammtes Glück, dass es mir nicht so ergangen ist. Der Sieg steht ihm zu.“

Nun war ich von der Ehrlichkeit des Leiters verblüfft. Das hätte ich nicht erwartet und so wie die anderen aussahen, hatten sie es auch nicht. Auch Luke schien im ersten Moment verwirrt zu sein, ließ dann aber seine Waffe sinken und steckte den Pfeil zurück in den Köcher.

Die beiden Schützen kehrten zu ihren Gruppen zurück, während Finnigen das Ergebnis verkündete. Die drei Truppenführer redeten wie wild auf Nanuc ein und beschimpften ihn schon beinahe, weil er einfach aufgegeben hatte. Der Leiter der zwölften Einheit ließ es mit Fassung über sich ergehen und erwiderte kaum etwas darauf, außer dass es sein Stolz als ehrenhafter Krieger verlangte ehrlich zu sein. Seine Mitführer fluchten zwar wie die Droschkenkutscher, doch letztlich schienen es doch alle drei einzusehen.

Luke war derweil schon zu seinen Brüder zurückgekehrt und wurde erfreut empfangen. Ravi hüpfte wie ein junges Känguru um ihn herum und Tinto und Mikhail lobten ihn anerkennend. Zwischenzeitig blickte der Drittälteste auch zu mir und ein selbstbewusstes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Zusammen mit diesem fast arroganten Blick – dessen eindeutiges Vorbild gerade kurz mit Tinto sprach – brachte mich dazu ebenfalls zu lächeln und Zuversicht zu schöpfen.

„Als nächstes sind Belphegor Senrei und Tinto Tu Soleil an der Reihe“, bestimmte Finnigen und blickte erwartungsvoll zu den beiden Kämpfern.

Die zwei traten mit ihren keineswegs stumpfen Degen vor und stellten sich ein Stück voneinander entfernt gegenüber auf. Wenn Blicke töten könnten, wären die beiden wohl schon tot umgefallen, so finster starrten sie einander an. Der Führer der dritten Truppe schien seine Meinung über die vier Brüder nicht geändert zu haben und Tinto nahm ihm den Kommentar von zuvor ganz klar übel.

„Wird Zeit, dass jemand anderes deinen Posten übernimmt“, sagte Belphegor, der wegen den zwei Niederlagen der anderen wohl etwas angesäuert war.

„So weit kommt es noch“, erwiderte Tinto, „Wenn es die ganze Zeit nach euch gegangen wäre, wären wir heute keinen Schritt weiter als vor sechs Jahren.“

„Vielleicht war es vor sechs Jahren ohne diese ganze Truppenaufteilung besser“, konterte der hart gesottene Krieger, „Ein großes Heer mit mehreren Kommandanten war die Tradition und diese war gut!“

Damit stürmte er ohne Finnigens Startsignal abzuwarten auf Tinto zu. Der Zweitälteste konnte im letzten Moment noch seinen Degen hochreißen und den Schlag parieren, wobei er jedoch gleich zwei Schritte zurückgedrängt wurde.

Dabei fiel mir wieder ein, dass Tinto mehr der Stratege als der Kämpfer war und damit stark im Nachteil war.

Prompt stieß Belphegor ihn zurück und setzte ihm mit verflixt schnellen Schritten nach. Tinto war völlig aus dem Gleichgewicht und es grenzte schon an ein Wunder, dass er den nächsten Hieb gerade noch parieren konnte. Nun wurde er aber von Belphegors Schwung endgültig umgerissen und der ältere Krieger stürzte sich augenblicklich auf ihn. Der Zweitälteste aber machte nun etwas, was wohl kaum ein richtiger Krieger tun würde. Er ließ im Fall seinen Degen los und benutzte seine nun freien Hände, um seinen Gegner an den Schultern abzufangen. Dass dessen Degenklinge ihn dabei verfehlte, war zwar schon wieder mehr Glück als Verstand, doch sein angestrengter Blick verriet, dass er sich bei der Aktion durchaus etwas dachte.

Als er schon fast auf dem Boden aufschlug, packte er Belphegor dann plötzlich an den Schultern und anstatt ihn wegzudrücken, zog er ihn mit sich. Den Schwung nutzend schleuderte Tinto seinen Gegner über sich hinweg und landete am Ende der Rückwärtsrolle sogar in der hocke auf seinen Füßen. Allerdings war es Belphegor anscheinend noch gelungen ihn mit seinem Degen zu streifen, denn Tintos Brille landete gerade ein Stück entfernt auf dem Boden und über seine rechte Wange und seinen Nasenrücken zog sich ein schmaler Schnitt. Im Gegensatz zu seinem zu Anfang ziemlich erschrocken Gesichtsausdruck blickte er nun jedoch ernst und konzentriert drein, als er blind nach dem Degen neben sich griff.

„Oh oh“, murmelte Mikhail ein Stück neben mir, „Das war eine dumme Idee.“

Ich sah ihn verwirrt an, doch er schien das mehr zu sich selbst gesagt zu haben.

Kapitel 30: gewusst wie

In dem Moment rappelte sich Belphegor, der eine reichlich unelegante Landung hingelegt hatte, wieder auf und kam mit einem wütenden Brüllen auf Tinto zu gerannt, wobei er plötzlich noch einen zweiten Degen in der Hand hatte und mit den beiden kreuz und quer durch die Luft schlug, ganz als wollte er Tinto in seine Einzelteile zerhackseln. Dieser hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet und stand einfach ruhig da, den berechnenden blick auf seinen Gegner geheftet.

Dann, als die beiden beinahe schon zusammenstießen, schien es auf einmal so als würde Tinto zur Seite kippen. Im nächsten Augenblick schoss er aber plötzlich nach vorne und riss gezielt seinen Degen hoch. In hohem Bogen flogen Belphegors Degen durch die Luft und die Spitze von Tintos Waffe war auf den Hals des Leiters der dritten Einheit gerichtet, der mit erhobenen Armen – aber leeren Händen – dastand und seinen Gegenüber bloß entgeistert anstarrte. Es schien fast so als würde er noch nicht mal wagen zu atmen.

Doch obwohl das Duell nun vorbei war, ruhte Tintos finsterer Blick nach wie vor auf dem Führer der zwölften Truppe und die Degenspitze berührte immer noch dessen Hals, er schien nicht vorzuhaben die Waffe sinken zu lassen. Belphegors zunehmend unsicher werdender Blick und der Umstand, dass Tinto dem Truppenführer sofort folgte, wenn dieser vorsichtig einige Schritte zurück machte, bestätigten diese Befürchtung nur. Tinto sah das Duell noch nicht als beendet.

Beunruhigtes Gemurmel setzte ein und erschrockene Rufe wurden laut, besonders als Tinto plötzlich ausholte, um Belphegor scheinbar endgültig zu besiegen. Doch gerade als die ersten Leiter der Einheiten ihrem Kollegen zur Hilfe kommen wollten, stand Mikhail auf einmal hinter seinem Bruder und setzte ihm seine etwas angeknackste Brille auf die Nase.

Der Zweitälteste verharrte mitten in der Bewegung und blinzelte verwirrt.

„Pass besser auf deine Brille auf“, bemerkte Mikhail nüchtern, „Du hättest beinahe unseren zwölften Truppenführer umgebracht.“

„Oh, tut mir leid“, sagte Tinto lediglich – wobei er nicht wirklich so klang als täte es ihm leid, sondern mehr als hätte er es dem unfreundlichen Führer gegönnt. Er ließ den Degen sinken und rückte mit der anderen Hand seine Brille zurecht, von der eines der Gläser einen dicken Sprung hatte.

„Was.. zum Teufel war das?“, fragte Belphegor, dem der Schweiß auf der Stirn stand.

Mikhail zuckte mit den Schultern und schob seinen Bruder in die Richtung der anderen. „Ist schon seit drei oder vier Jahren so“, sagte er gelassen, „Die Brille ist mit einem Bannzauber versehen, der diese Seite von ihm versiegelt. Wenn er sie so wie eben verliert.. ihr habt es selbst gesehen.“

„Aber ich habe auch schon mal mit ihm gesprochen, als er keine Brille aufgehabt hat“, warf ich ein, als die zwei bei uns ankamen.

„Das passiert auch nur in Kämpfen“, antwortete Tinto diesmal selbst, „Außerhalb ist es kein Problem.“

Ich nickte lediglich etwas erstaunt.

Seltsamerweise lächelte Tinto leicht und nahm auf einmal erneut seine Brille ab. Im ersten Moment war ich etwas unsicher, vor allem als der Zweitälteste sich zu mir nach vorne beugte.

„Wie du siehst, habe ich die volle Kontrolle über mich“, sagte er und sah mich mit seinen zwar etwas kühlen, aber durchaus schönen, dunkelgrauen Augen an, „Also sieh mich nicht so zweifelnd an, du kleine Nervensäge.“

Ich verzog ein wenig beleidigt das Gesicht. Den Zusatz hätte er sich sparen können.

„Als letztes treten Vincent Mac Caroul und Mikhail Tu Soleil gegeneinander an“, verkündete Finnigen laut, um die inzwischen ziemlich aufgeregten und verblüfften Stimmen der Soldaten zu übertönen.

Daraufhin blickte ich zu Mikhail, der mit ernstem Blick zu seinem Gegner herüber sah. Dieser erwiderte feindselig seinen Blick und griff demonstrativ nach dem Breitschwert an seinem Gürtel. Mir fiel dabei auf, dass Vincent als Führer der ersten und damit stärksten Truppe theoretisch gesehen in etwa der stärkste Kämpfer hier sein sollte, er im Vergleich zu den meisten anderen der Truppenführer aber nicht so breit und schrankmäßig gebaut war. Eigentlich hätte ich erleichtert sein sollen, doch irgendwie befürchtete ich, dass dies der schwerste Kampf von allen viern werden würde.

„Die beiden stellten sich ein Stück entfernt von uns auf und zogen ihre Schwerter, wobei Mikhail nur eines seiner beiden Langschwerter nahm und mit beiden Händen hielt.

„Scheinbar bist du schlau genug mich nicht mit der Schlagkraft von nur je einer Hand anzugreifen“, stellte Vincent fest.

Mikhail erwiderte nichts darauf, obwohl er doch sonst auf jeden Kommentar eine passende Antwort parat hatte. Das sah wirklich nicht gut aus.

Da gab Finnigen das Startsignal und ab dem Zeitpunkt fragte ich mich, ob jemand versehentlich an der Geschwindigkeit gedreht hatte.

Die Schläge der beiden waren so verflixt schnell, dass selbst mein mittlerweile schon geübtes Augen ihnen kaum folgen konnte. Es war leichter sich an dem ständigen Klirren von aufeinanderschlagenden Klingen zu orientieren, da sich auch die beiden Kämpfer mit der Geschwindigkeit von Geparden auf Verfolgungsjagd bewegten. Lediglich wenn die beiden kurz zusammentrafen und ihre Klingen in einem Kraftduell gegeneinander drückten, konnte man ihre verbissenen Gesichtsausdrücke erkennen.

Dieser rasante Schlagabtausch hielt länger an als ich erwartet hätte und zog sich mehr und mehr in die Länge. Das ging schon seit mehreren Minuten unablässig so – dass keiner von beiden bei dem Tempo müde wurde, wunderte mich wirklich – und so ganz allmählich schienen sich meine Augen an die überhöhte Geschwindigkeit zu gewöhnen.

Vincent holte aus und schlug zu. Mikhail parierte, startete einen Gegenangriff und wurde aber ebenfalls abgeblockt. Das ging die ganze Zeit so, einzig die Höhe der Schläge wechselte immer mal wieder auf über Kopfhöhe und unter die Gürtellinie. Letztlich konnte aber noch keiner einen entscheidenden Treffer setzen. Es hatte fast den Anschein, dass die beiden sich ebenbürtig waren, in Kraft wie in Tempo.

Dann stellte Vincent aber, als er auspariert wurde, Mikhail ganz plötzlich einen Beinhaken und versetzte ihm zugleich einen kräftigen Stoß. Der Älteste der vier Brüder stürzte nach hinten und Vincent war sofort über ihm, das Breitschwert bereits zum tödlichen Schlag erhoben. Auf einmal bog Mikhail jedoch den Rücken durch, stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und riss die Beine hoch.

Dem Führer der ersten Truppe blieb keine Zeit zu reagieren, da er bereits mitten in der Vorwärtsbewegung war. Mikhails Fußspitzte traf ihn mit voller Wucht am Kinn und ließ seinen Kopf nach hinten rucken, das Knacken von Knochen konnte ich sogar über die Entfernung hinweg hören.

Mihail landete sicher wieder auf seinen Füßen, während sein Gegner noch strauchelte und mit seinem Gleichgewicht rang. Dann fing er sich aber wieder und wischte sich etwas Blut aus dem Mundwinkel. Sein Blick hätte kaum vernichtender sein können. Auffordernd sah er zu einigen Soldaten und diese warfen ihm daraufhin ein zweites Schwert mit breiter Klinge zu. Nun wirbelte Vincent volle zwei schon schwer aussehende Breitschwerter durch die Luft und kam ohne große Zeitverschwendung auf Mikhail zu.

Die beiden Schwerter sausten wie Hammer auf ihn herab und Mikhail musste einen Satz zur Seite machen. Das schien seinen Gegner nur zu bestärken und er begann Mikhail mehr und mehr in die Defensive zu drängen.

Dieser brauchte nun wirklich beide Hände, um die harten Schläge abblocken zu können. Sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt und auch ich hatte das Gefühl, dass nur ein einziger Moment der Unaufmerksamkeit sein Ende bedeuten würde. Und zwar wortwörtlich sein Ende.

Inzwischen hatte Vincent ein breites Grinsen im Gesicht, er schien Mikhails klares zurückweichen zu erkennen und richtig zu interpretieren. Jetzt schlug er sogar noch schneller und heftiger mit seinen beiden Breitschwertern zu. Die Hiebe donnerten nur so auf Mikhail herab und er schien sie kaum noch parieren zu können, so kraftvoll waren sie. Die beiden hatten nun bald den Rand der Kampffläche erreicht und ich begann mir ernsthafte Sorgen um den Ältesten der vier Leibwächter zu machen.

„Jetzt ist es aus!“, rief Vincent siegesgewiss und holte zum vernichtenden Schlag aus, als Mikhail in der Sackgasse war und nicht weiter zurückweichen konnte.

„Das bezweifle ich“, konterte dieser jedoch und zog plötzlich sein zweites Langschwert. Seine beiden Klingen überkreuzt parierte er Vincents Schlag über seinem Kopf und auf einmal schien jegliche Anstrengung von ihm zu weichen. „Man lobt den Tag nicht vor dem Abend, das haben Sie selbst uns beigebracht.“

Damit drehte Mikhail sich plötzlich um sich selbst. Das Schaben von Metall auf Metall erklang und in der nächsten Sekunde flog das erste Breitschwert ein kurzes Stück durch die Luft, ehe es klirrend auf dem Boden landete. Kurz wirkte sein Besitzer überrascht, doch er fing sich schnell wieder.

Nun aber holte Mikhail zum Gegenschlag aus. Mit übermenschlich schnellen Bewegungen sausten seine beiden Zwillingsschwerter durch die Luft und jetzt war es der Führer der ersten Truppe, der zur Defensive gezwungen wurde. Mikhails Schläge waren derart aggressiv, dass er seinen Gegner ziemlich schnell wieder in die Mitte zurückgedrängt hatte und sie sich dort von neuem attackierten. Allerdings gab sich Vincent noch nicht geschlagen und erhöhte sein Tempo ebenfalls nochmal.

Als sich die Klingen der beiden gerade kreuzten, zischte er: „Ich werde solch übermütige Jungspunde wie euch niemals anerkennen. Ihr und eure kleine Wächterin seid viel zu naiv und gutmütig. Hier im Krieg können wir euch nicht gebrauchen, bleibt an euren Schreibtischen im Schloss und macht den Papierkram.“

„Und viel zu voreiligen, veralteten Kriegsveteranen wie euch die Zukunft dieses Landes überlassen? So weit kommt es noch“, entgegnete Mikhail.

„Ich an eurer Stelle hätte diesen komischen Wächterinnen nicht mal eine Minute lang vertraut, man sieht ja, was uns euer Aberglaube gebracht hat“, schnaubte Vincent, „Wenn ich erstmal die Führung habe, werde ich als erstes das Mädchen einsperren lassen, damit ihre Kräfte nicht auch noch an den Feind verloren gehen. Und mit euch…“

„Versuch es und du bist ein toter Rei!“, fauchte Mikhail und riss plötzlich zwischen seinen Schwertern hindurch das rechte Bein hoch. Der Tritt saß gut platziert zwischen den Beinen seines Gegners an seiner empfindlichsten Stelle. Der Führer ging beinahe in die Knie, als Mikhail auch schon mit der breiten Seite seines Langschwertes zuschlug und seinen Gegner damit zu Boden beförderte.

„Wag es nicht ihr auch nur ein Haar zu krümmen“, drohte Mikhail und der Blick seiner tief dunkelblauen Augen hätte jeden Löwen das Fürchten gelehrt. Seine eine Schwertspitze war auf den am Boden liegenden Vincent gerichtet. „Der Kampf ist vorüber.“ Hiermit wandte er sich ab und steckte das erste Schwert zurück in die Scheide.

„Nichts ist vorbei!“, schrie der Führer der ersten Einheit jedoch und stürmte unvermittelt auf ihn zu. Das Breitschwert war direkt auf das Herz des ältesten Leibwächters der Prinzessin gerichtet. Er wollte ihn töten, es war in seinen Augen zu sehen.

Mikhail fuhr herum und schien mit seinem verbliebenen Langschwert dasselbe vorzuhaben wie sein Gegner. Der Hieb war selbst aus der Drehung heraus präzise gesetzt und würde mit Sicherheit eines der vitalen Organe treffen, wenn er nicht schon gleich tödlich war.

Die zwei wollten sich wirklich umbringen.

In dem Augenblick landete ich jedoch zwischen den beiden. Mit der bloßen linken Hand fing ich Vincents Klinge ab, sodass ein Riss in meiner Haut entstand und das rote Blut seine Klinge herunterlief. Auf der anderen Seite hatte ich Mikhails Schwert mit der rechten Hand abfangen wollen, doch trotz dessen er bereits im Schlag gewesen war, hatte er es geschafft den Hieb Millimeter vor meiner Handfläche abzubremsen. Er starrte mich jedoch fast zu Tode erschrocken an, wobei er da nicht der Einzige war.

„Was zum Teufel macht ihr da?!“, fragte ich laut und wütend, „Wir kämpfen alle auf derselben Seite, also warum versucht ihr gerade euch gegenseitig umzubringen?! Seid ihr noch ganz dicht oder hat dieser Krieg eure sämtlichen Gehirnzellen bis auf die fürs Kämpfen durchgeschmort?!“

Sie alle starrten mich bloß ungläubig an wie die Hühner wenn´s donnert. Selbst Elisabeth wirkte überrascht.

„Verdammt nochmal!“, sagte ich laut und suchte nach den richtigen Worten, „Wie wollt ihr gegen die Nemesis ankommen, wenn ihr euch jetzt schon gegenseitig angreift? Ohne dass wir alle zusammenarbeiten, wird es Reilong bald wirklich nicht mehr geben! Was in der Vergangenheit passiert ist, können wir nicht mehr ändern, aber noch ist unsere Zukunft nicht entschieden! Mag sein, dass am Ende alles umsonst war, aber wir wissen´s nicht, wenn wir es nicht versuchen! Also lasst diesen Schwachsinn endlich sein und lasst uns überlegen, was wir tun können, um diesen Krieg endlich ein für alle Mal zu beenden!“

Die fünfhundert Soldaten, die zwanzig Führer und die vier Leibwächter sowie die Prinzessin sahen mich noch immer verblüfft an.

„Du willst also, dass wir kämpfen, obwohl es keine große Garantie dafür gibt, dass wir überleben?“, fragte Vincent ungläubig.

Ich nickte. „Die Chance mag nicht sehr groß sein, aber sie ist da. Wenn wir aufgeben, werden wir in jedem Fall untergehen. Aber wenn wir wenigstens versuchen uns zu wehren, besteht immer noch die Möglichkeit, dass wir trotz allem gegen das Heer der Nemesis ankommen. Das werden wir aber nur herausfinden, wenn wir kämpfen.“

Die Truppenführer sahen sich zweifelnd an, genau wie die Soldaten, die nahe genug standen, um mich zu hören.

In dem Moment legte sich ein Arm auf meine Schulter. „Die Situationen sahen doch schon früher eigentlich immer ziemlich düster aus“, bemerkte Mikhail an die Leiter der Einheiten gerichtet, „Nur weil die Anzahl der Nemesis jetzt wahrscheinlich noch zwei Nullen mehr hinten dran hat, lasst ihr euch ins Boxhorn jagen? Da kenne ich die Furchtlosen Zwanzig aber ganz anders.“

Ich sah ihn überrascht an. Dafür, dass er vorhin noch so ernst ausgesehen hatte, klang er bereits wieder ganz wie der alte, etwas arrogante und gerne mal sarkastische Mikhail, den ich kannte.

„Na.. da war das Ganze aber auch etwas anders…“, wich Taylor aus und suchte scheinbar nach der passenden Ausrede.

„Da ging es noch nicht um alles“, fügte Nanuc hinzu, „Die Gegebenheiten…“

„Haltet ihr dem Druck etwa nicht stand?“, fragte Ravi und trat mit Tinto und Luke zusammen ebenfalls neben mich, „Früher schien euch das nichts ausgemacht zu haben. Im Gegenteil, ihr habt euch doch immer um den Ruhm gestritten. Was ist denn mit eurem Ehrgeiz passiert?“

„Hat der sich etwa verkrümelt, jetzt wo es brenzlig für uns wird?“, fragte Tinto provozierend.

„W-Wa…“ Da sahen uns aber zwanzig verdatterte Gesichter an und suchten händeringend nach einer Erklärung.

„Sowas, dabei wollte unsere Prinzessin doch für alle großen Helden der kommenden Schlacht ein großes Fest feiern, sollten wir das Ganze überleben“, bemerkte Luke, der die kleine, weiße Katze auf dem Arm hatte, die so häufig durch den Palast stromerte.

„Davon höre ich zum ersten Mal“, murmelte Elisabeth resigniert, allerdings so leise, dass nur wir fünf, die ihr am nächsten waren, es gerade noch hören konnten.

„Und die Ehrung nicht zu vergessen“, fügte Ravi gleich munter hinzu, „Nicht wahr, Euer Hoheit?“

„Natürlich.“ Das ganz leichte, resignierte Seufzen überspielte sie mit einem Lächeln. „Alle, die in dieser letzten Schlacht große Taten vollbringen, werden natürlich in der Ehrenhalle geehrt werden und ihr Bild zu den Portraits der anderen großen Kriegshelden der vergangenen Zeit gehangen. Wobei diese Ehre wirklich nur den Besten zu Teil werden wird, um das gleich klarzustellen.“

Ich bezweifelte, dass diese offensichtlichen Köder ernsthaft dazu führen konnten, diese Truppe Soldaten und ihre Führer zu motivieren.

Nur erklangen auf einmal überall aufgeregte Gespräche und den zwanzig Führern sah man deutlich an, dass ihnen diese besonderen Ehrungen in ihrer Sammlung noch fehlten. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Moral der Krieger schlagartig hob und der Ehrgeiz der Männer geweckt wurde.

Ich konnte die Versammlung daraufhin bloß ungläubig ansehen. Das sollte einer kapieren, ich tat es nicht.

„Das nennt sich das Ego von uns Männern“, flüsterte Mikhail mir auf einmal ins Ohr, „Die meisten hier sind auf die großen Auszeichnungen aus und die, von der unsere Hoheit gerade gesprochen hat, ist so ziemlich die Höchste, die man hier bekommen kann.“

„Ah.. ja…“

„Viele sitzen abends in ihren Wohnzimmern und starren ihre Trophäen und Auszeichnungen aus Wettbewerben und Kriegsehrungen an“, fügte er schmunzelnd hinzu, „Oder berichten ihren Kindern und Frauen von ihren großen Abenteuern. Du kannst es zwar nicht ganz nachvollziehen, aber für die meisten hier ist das etwas, wofür sie ihr Leben geben würden.“

„Okay, das werde ich wirklich nicht verstehen können“, stellte ich fest, „Aber mal eine Frage: starrst du auch deine Auszeichnungen an, wenn du abends zu Hause bist?“

Er unterdrückte eindeutig ein Kichern. „Was glaubst du denn?“, fragte er und kam meinem Ohr diesmal so nahe, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte.

„W-W-Woher soll ich das wissen?“, fragte ich leicht stockend. Einfach nicht darauf achten, dass er mir gerade so nahe war. Einfach ignorieren und so tun als wäre nichts. Nur leider war das nicht so leicht, wie ich es gerne hätte.

„Du musst dringend mal etwas aufmerksamer werden“, seufzte Mikhail und zog mich an sich, damit zwei vorbeitorkelnde Soldaten mich nicht über den Haufen rannten, „Und vor allem mal ehrlich mit dir selbst werden.“

„Was soll das denn heißen?“, fragte ich irritiert. Obwohl ich eine ganz leise Ahnung hatte, was er meinte, aber ich hoffte inständig, dass ich falsch lag.

Als ich aufblickte, sahen mich zwei schon fast leuchtende, ozeanblaue Augen mit solch einem begehrenden Blick an, dass ich auf der Stelle rot anlief. „Du bist in mich verliebt, nicht wahr?“

Das gab einen satten Extraschwall Blut ins Gesicht. Mein Kopf war heiß wie ein Ofen und ich öffnete den Mund, um zu protestieren, brachte aber kein Wort heraus, so fassungslos war ich. Wann zum Teufel hatte er das gemerkt?

„In dich verliebt?“, fragte Tinto plötzlich auch noch mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Das bezweifle ich doch“, bemerkte Luke und befreite mich mit einer kurzen, eleganten Bewegung aus Mikhails Armen. Wobei ich hinzufügen sollte, dass er mich anschließend selbst in den Arm nahm, scheinbar war die Katze schon wieder weitergezogen. „Ein so schönes Mädchen verdient einen ebenwürdigen Partner.“ Meinte er gerade sich selbst?!

„Dann wäre ich ja wohl am passendsten“, grinste Ravi und legte mir auch noch einen Arm um die Schultern.

„Ihr seid doch albern“, stöhnte Tinto und verschränkte die Arme vor der Brust, „Streitet euch um ein drittklassiges Mädchen.“

„Du bist doch bloß eifersüchtig“, erwiderte der Jüngste der vier prompt, „Eigentlich willst du sie doch auch für dich, du kannst es ruhig zugeben.“

Mir drehte sich langsam echt der Kopf. Was zum Henker war denn in die vier gefahren? Hatte ich was verpasst oder wie?

„Du hast sie doch nicht mehr alle!“, erwiderte Tinto, wobei es aber fast den Anschein hatte, dass sich eine ganz leichte Röte in sein Gesicht schummelte.

„Hehe.“ Ravi kicherte lediglich amüsiert und schienen Spaß an der Sache zu haben, ganz wie üblich.

„Meine Herren, ich glaube, ihr vergesst, dass wir noch etwas zu tun haben“, bemerkte Elisabeth und trat mit resigniertem Blick neben uns, „Spart euch das Flirten bis nach der Schlacht auf, dann habt ihr hoffentlich noch genügend Zeit für solche Spielereien.“

Die vier lächelten nur und verneigten sich leicht. „Wie Ihr wünscht, Eure Hoheit.“

Mir wollte es unterdessen immer noch nicht gelingen zu verstehen, was genau die vier Brüder sich für einen Scherz mit mir erlaubten. Allerdings hatten wir wirklich anderes zu tun, es blieb nicht mehr viel Zeit und es mussten noch reichlich Vorbereitungen getroffen werden, denn dieses Mal stand die Existenz von ganz Reilong auf dem Spiel. Nicht mehr und nicht weniger.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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