Romane & Erzählungen
Beim Steinmetz - es geht weiter

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"Beim Steinmetz - es geht weiter"
Veröffentlicht am 31. Januar 2012, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)
Beim Steinmetz - es geht weiter

Beim Steinmetz - es geht weiter

Beim Steinmetz



Der Mittlere parkt vor dem Platz mit den vielen Grabsteinen. Der Steinmetz nutzt diesen Platz als Lager und auch als Ausstellungsraum. Er bleibt sitzen, steigt noch nicht aus. Er hält den Zigarettenanzünger an seine Zigarette. Er raucht viel und er weint. Seine Finger zittern. Er ist wütend. Wütend auf das Leben, mit dem er so schwer klar kommt. Er spricht schnell und viel und wo er ist verbreitet er Unruhe. Es ist die Unruhe, die in ihm ist. Sein Geist findet keine Ruhe. Ständig hält er sich in der Vergangenheit auf und diese war selten schön für ihn. Wenn er hier in diesem Moment bleiben könnte, wenn es ihm möglich wäre einfach zu fühlen, was jetzt ist, das wäre für ihn hilfreich. Er kann es nicht. Während er bei heruntergelassenem Fenster  raucht, laufen Filme ab. Filme in denen ich eine Rolle spiele. Ich die Mutter, die in so vielem versagt hat, was ihn betrifft. Ich konnte nicht anders, war ja auch nur ein dummes Menschenkind. Menschen versagen oft, weil sie zu gut sein wollen. Sohn, mache dir das Leben doch nicht so schwer, würde ich ihm gerne sagen. Jetzt könnte ich ihn umarmen, wenn ich es könnte. Im Leben konnte ich meine Kinder nicht umarmen. Ich konnte es nicht. Meine Tochter hat mich manchmal in den Arm genommen.    Es war für mich schwierig damit umzugehen.  Dennoch habe ich sie alle auf meine Weise geliebt, so wie es mir eben möglich war.  
Er steigt aus, wirft den Stummel auf den Boden und tritt die Glut aus.  Ein tiefer Atemzug, er hat seine Rüstung wieder angezogen.  Er braucht sie, als Schutz, er fürchtet die Menschen. Keiner glaubt es, der ihn nicht wirklich kennt.
Der Steinmetz wird am nächsten Tag das Grab meines Mannes, das nun das meine werden wird, abräumen. Er informiert meinen Sohn, dass er für das Setzen des Grabsteines ein gutes halbes Jahr warten soll. Die Erde wird sich noch stark setzen und solange dies der Fall ist, sollte der Grabsein nicht gesetzt werden. Mein Sohn fragt nach der Uhrzeit, der Steinmetz wird es gleich morgen machen. Mein Sohn möchte dabei sein. Kein Problem für den Steinmetz.
Im Anschluß fährt er direkt zum Friedhof. Er geht zum Grab meines Mannes und gräbt die Grabbepflanzung  mit blosen Händen aus. Er gräbt und weint. Er gräbt, entfernt die Pflanzen und trauert um verpasste Momente der Harmonie mit mir seiner Mutter.
Zu gerne würde ich ihn in den Arm nehmen, wenn ich es könnte.

 

 

(c) Eloha 31.01.2012

KAPITEL

1. Kapitel - Weisheit braucht alle Teile
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65813

2. Kapitel -  Beim Bestatter
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65909

3. Kapitel - Blumenherz und Blumenkranz
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65952

4. Kapitel - Trauerhalle
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=66126

 

5. Kapitel - Beim Steinmetz

http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=66194

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Hörbuch

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Mitmensch
Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)

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Mitmensch Re: Sehr feinfühlig und doch ehrlich wirkend ... -
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 01.02.2012 - 12:52 Uhr) ... beschrieben, Johanna. Da bin ich gespannt auf die Episode mit der Tochter ... oder habe ich sie übersehen?
LG Rattenfänger*****


Hallo Rattenfänger,
danke sehr!
Die Tochter kommt noch dran und sicher nocht anderes.
Ich wünsche Dir einen guten Tag!

Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Sehr feinfühlig und doch ehrlich wirkend ... - ... beschrieben, Johanna. Da bin ich gespannt auf die Episode mit der Tochter ... oder habe ich sie übersehen?
LG Rattenfänger*****
Vor langer Zeit - Antworten
tscherry Re: Re: -
Zitat: (Original von Mitmensch am 01.02.2012 - 11:59 Uhr)
Zitat: (Original von tscherry am 01.02.2012 - 11:38 Uhr) sehr gute Gedanken. Wie viele Dinge gab es im Leben, die man ungeschehen machen möchte. Wie oft den Anderen umarmen und danken. Leider ist vieles nicht mehr möglich.Deine Geschichte hat das schön beschrieben. LG tscherry


Liebe Tscherry,

ja, so ist es, doch oft steht Mensch auch vor einer scheinbar unüberwindlichen Mauer. Möchte gerne dies und jenes tun, bringt es einfach nicht auf die Reihe. Weiß nicht wie.

Lieben Dank für Deinen Kommentar!
Ich wünsche Dir einen guten Tag!

Johanna


Liebe Johanna,
ich werde bald 60 Jahre. Ich habe in meinen Leben viele Fehler gemacht, aber auch sehr viel schönes erlebt. Aber glaube mir, auch wenn man manchmal denkt man ist am Ende, kommt immer ein neuer Anfang. Fehler müssen im Leben sein. Nur so lernt man. Ich schreibe auch viele Erinnerungen und habe gelernt mit meiner Vergangenheit besser umzugehen. LG Ursel
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: -
Zitat: (Original von tscherry am 01.02.2012 - 11:38 Uhr) sehr gute Gedanken. Wie viele Dinge gab es im Leben, die man ungeschehen machen möchte. Wie oft den Anderen umarmen und danken. Leider ist vieles nicht mehr möglich.Deine Geschichte hat das schön beschrieben. LG tscherry


Liebe Tscherry,

ja, so ist es, doch oft steht Mensch auch vor einer scheinbar unüberwindlichen Mauer. Möchte gerne dies und jenes tun, bringt es einfach nicht auf die Reihe. Weiß nicht wie.

Lieben Dank für Deinen Kommentar!
Ich wünsche Dir einen guten Tag!

Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
tscherry sehr gute Gedanken. Wie viele Dinge gab es im Leben, die man ungeschehen machen möchte. Wie oft den Anderen umarmen und danken. Leider ist vieles nicht mehr möglich.Deine Geschichte hat das schön beschrieben. LG tscherry
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Re: Re: Da klingen ganz -
Zitat: (Original von Mitmensch am 01.02.2012 - 09:40 Uhr)
Zitat: (Original von Markus am 01.02.2012 - 08:21 Uhr) leise die Sibernen Wunschglöckchen hervor
lieben gruß
markus
NICHTS GESCHIEHT OHNE ABSICHT


Lieber Markus,

Du schreibst nichts geschieht ohne Absicht.
Woher kommt die Absicht?
Ich beobachte ein fließendes Geschehen, es mag aussehen als hätte ich eine Wahl. Ich neige dazu langsam zu erkennen, dass ich nie eine Wahl hatte.

Danke für Deinen Kommentar
und einen lieben Gruß

Johanna


Liebe Johanne,
alles was mit Materie behaftet ist, gehört zu einem großen ewig währenden Kreislauf und befindet sich in ständiger Verwandlung.
Die Blätter fallen,weil sie den Wurzeln neue Nahrung spenden
Die Menschen geben ihre Erkenntnisse weiter, um den Nachfolgenden das Leben zu erleichtern; darin sehe ich die ständige Absicht.
Die einzige Wahl, die wir haben, ist doch, es zu akzeptieren oder es ablehnen zu wollen und die Lebenzzeit zu vergeuden
lieben gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: Da klingen ganz -
Zitat: (Original von Markus am 01.02.2012 - 08:21 Uhr) leise die Sibernen Wunschglöckchen hervor
lieben gruß
markus
NICHTS GESCHIEHT OHNE ABSICHT


Lieber Markus,

Du schreibst nichts geschieht ohne Absicht.
Woher kommt die Absicht?
Ich beobachte ein fließendes Geschehen, es mag aussehen als hätte ich eine Wahl. Ich neige dazu langsam zu erkennen, dass ich nie eine Wahl hatte.

Danke für Deinen Kommentar
und einen lieben Gruß

Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Da klingen ganz - leise die Sibernen Wunschglöckchen hervor
lieben gruß
markus
NICHTS GESCHIEHT OHNE ABSICHT
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