Kurzgeschichte
Fehlmenge

Fehlmenge

Neulich erzählte eine ältere Frau in der Sauna eine Geschichte.

Wir fuhren nach Oberhausen, so begann ihre Story. Wir wollten Verwandte besuchen.

Natürlich mussten die uns zeigen, was schön und wichtig ist. So fuhren wir in eines der gesichtslosen Gewerbegebiete und besuchten ein Autohaus.

Man kümmerte sich um uns. Der Verkäufer war so freundlich. Irgendwann fand er sogar einen Opel Kadett, der zu uns passte und auch für unseren Geldbeutel erschwinglich schien.

Wir mussten aber noch mal nach Hause, weil wir so viel Geld nicht mit hatten.

Wenig später kamen wir ein zweites Mal in den „Palast der Träume“.

Unser „Kadett“ stand einzeln und war frisch gewaschen.

Andächtig umkreisten wir das Prachtstück.

Der Verkäufer verfolgte unsere Bewegungen und war sofort bei uns, wenn wir eine Frage zu haben schienen.

Beim Erklären aller Autoteile, kurz vor der Probefahrt, öffnete er gewichtig den Kofferraum, zeigte uns das Reserverad und den Wagenheber.

Die Augen meines Mannes irrten von rechts nach links.

Ob er etwas suche, wollte der Schlipsträger wissen.

Ja, meinte mein Gatte – ich suchte den WERKZEUGKASTEN!

2012-01-26 jfw