Kapitel 3 Schattenwache
Die Treppe schien eine halbe Ewigkeit nach unten zu führen. Alle paar Stufen gab es Absätze an denen Türen eingelassen waren , aber anstatt durch eine davon hindurchzugehen stiegen sie immer weiter hinab. Nach einigen Minuten begann Harper sich zu fragen wie tief sie schon waren da ließ Per sie anhalten. Sie standen auf einem der Absätze und direkt vor einer schweren Eisernen Tür.
,, Erklären sie mir jetzt was das alles soll ?“ , fragte er. Auch wenn das ganze alles andere als Langweilig war so wurde er doch langsam ungeduldig. Es gab einfach zu viele Ungeklärte fragen. Angefangen mit den Vorkommnissen in der Lagerhalle.
,, Geduld „ , meinte Amy darauf nur. ,, Jedes mal das gleiche mit den Neuen. Erst können sie’s nicht abarten und am Ende wünschten sie nie etwas erfahren zu haben.“
Sie öffnete die Tür und nun konnte Elias auch erkennen was dahinter lag. Das ganze erinnerte ihn an Zellen bloß das sie leer waren. Oder es zumindest auf den ersten blick erschienen dachte er und musste an das Wesen ,, Freddie“ in der Gasse denken das Derian ihm gezeigt hatte. Nur in der hintersten Zelle saß etwas regungslos auf einer Bank. Es erinnerte ihn Beunruhigenderweise stark an einen Menschen.
Aus dem nichts spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Als er sich umdrehte stand wie aus dem Boden gewachsen Derian vor ihm.
,, Verdammt müssen sie immer wie aus dem Nichts auftauchen ?“ , fragt er den Mann im bunt gefärbten Jackett.
,, Nein“ , antwortete der gelassen und lehnte sich gegen die Gitterstäbe eines der Zellenräume ,, Aber es macht so mehr Spaß. Amy , Per wie weit seit ihr ?“ wendete er sich an die beiden anderen Personen im Raum.
,, Wir wollten ihm Grade die ersten schonenden Details erläutern.“ , meinte Per.
Der Mann im Regenbogenmantel klatschte zweimal in die Hände. ,, Wunderbar dann komm ich noch rechtzeitig. Das ist jedes mal mein Lieblingsteil.“
Vorsichtig beugte Harper sich zu Per herüber und flüsterte . ,, Er ist verrückt oder ?“
Der Mann musste ein lachen unterdrücken ,, So könnte man es nennen. Aber auf die gute Art. Meistens.“
Derian wirbelte plötzlich herum und meinte nur . ,, Das hab ich übrigens gehört. Aber.. „ , erkratzte sich einen Moment am Kopf ,,Vermutlich hat er recht.“
,, Können wir dann weitermachen ?“ , fragte Per genervt. Auch er war langsam mit der Geduld am Ende. Aber er wusste Derian so etwas an den Kopf zu werfen war bestenfalls unklug. Schlimmstenfalls machte es alles noch schlimmer. Und der Grund dafür war nicht nur sein geistig sporadisch ... instabiler... zustand.
,, Natürlich.“ , meint er dann trat er vor so dass er Harpers Blickfeld versperrte.
,, Nun Mister Harper. Noch können sie aussteigen. Den Kaninchenbau verlassen der ins Wunderland führt oder auch nicht . Wie sieht’s aus ?“
,, Ich mach jetzt bestimmt keinen Rückzieher mehr.“
,, Selbst Schuld.“ , meinte Per fast abfällig.
,, Nun.. ich habe ihnen bereits gezeigt was ihre Kostbare Realität bedeutet. Nichts.“ Derians Stimme war ungewohnt ernst geworden. ,, Was aber wenn ihre Gedanken ihre Zweifel ihre Ängste und Hoffnungen ein Eigenleben hätten ?“ Er war ein paar Schritt zurückgetreten und
sein Gesicht lag im Schatten. Irgendwie beunruhigte in das.
,, Was wollen sie damit sagen ?“
Der an trat an die Zelle in welcher der Mensch immer noch Regungslos saß.
Dann winkte er Harper heran. ,, Was sehen sie ?“ , fragte er.
Elias betrachtete die Peron in der Zelle. Unauffällige Kleidung , schwarze Haare die ihm ins Gesicht hingen und den blick auf die Augen verhinderten. Einer der Leute die einem auf der Straße einen guten Tag wünschten und die man gleich darauf wieder vergas.
,, Wieso haben sie ihn eingesperrt ?“ , fragte Elias.
,, Sobald wir einen neuen Platz für ihn gefunden haben kommt er da auch wieder raus. Aber das ist kein Mensch. Sie sehen lediglich einen weil ihr Verstand es dazu macht.“ , meinte Derian düster.
Harper sah sich den Mann in der Zelle noch einmal an. Wenn er kein Mensch war was war er dann ?
,, Versuchen sie mal genauer hinzusehen.“ , meinte Derian.
,, Vorsicht ich hab mich damals auch erschreckt.“ , warnte ihn Per. Amy stand einfach nur daneben und sah sich das ganze an. Die neuen machten immer den gleichen Fehler.
Elias sah sich den Mann in der Zelle an und musste zurückspringen als der plötzlich aufsprang und so nah wie möglich an das Gitter herantrat.
Was jetzt allerdings an dem Gitter stand erinnerte nur noch entfernt an einen Menschen.
Große , brennende Augen starrten ihm entgegen und zwei Klauenbewehrte Händen klammerten sich an die Gitterstäbe.
,, Okay was zum...“ , setzte Elias an.
,, Das reicht oder willst du noch länger da drin bleiben ?“ , fragte Derian das Wesen.
Das trat ein paar Schritte zurück und schien langsam gleich einem zusammenfallenden Schatten wieder seine ursprüngliche Gestalt anzunehmen.
Um Elias Verwirrung und fast schon Panikartige Angst noch zu vergrößern antwortete das jetzt wieder menschlich Wesen auch noch : ,, Wir wissen beide das auch du einst in einer dieser Zellen enden wirst.“
,, Möglicherweise. Aber das wird sich noch erweisen müssen. Außerdem „ , meinte er mit plötzlich wieder fröhlicher Stimme ,, Werden sei das vielleicht nie wagen.“
,, Ich denke sie Schulden mir spätestens jetzt eine Erklärung.“ , meinte Harper der immer noch versuchte sich so weit von der Zelle entfernt wie möglich aufzuhalten.
,, Gut , aber gehen wir erst mal wieder nach oben. Hier unten gefällt es mir nie besonders.“
Als sie den, diesmal wieder scheinbar endlosen, Aufstieg zurück zur Hauptebene geschafft hatten fragte Elias als erstes : ,, Sie könnten schon mal damit Anfangen mir zu erklären wie man so eine Einrichtung bauen kann ohne das sie jedem Bekannt ist.“
Derians lachen klang fast schon künstlich. Er führte die drei Personen die ihm hinterherlaufen über eine Treppe in dem über der Ebene mit den Servern und Büroräumen liegenden Raum mit dem Glasboden. : ,, Ist ihnen beim Reinkommen was aufgefallen ?“
,, Nun die Treppe.. man kann sie von außen nicht...“
,,, Nicht sehen genau. Und das trifft auch auf das gesamte Gelände hier zu. Was man nicht sehen kann das kann man auch nicht bemerken. Es ist ähnlich wie bei Freddie oder unserem Freund unten in der Zelle. Ihr Verstand macht daraus was er sehen will oder in diesem fall soll.“ , beendete Derian den Satz für ihn.
Die Antwort war zwar in sich logisch. Aber die Hauptfrage die ihn beschäftigte beantwortete sie immer noch nicht. ,, Und was ist das hier ? Wozu... ich meine was war das da unten und in dem Lagerhaus und das Wesen in der Gasse ?“
,, Ah.“ Derian setze sich in einem Bürostuhl der neben einem kleinen Schreibtisch in einer Ecke die einzige Einrichtung des Raums bildete. ,, Jetzt kommen wir zum wirklich interessanten Teil nicht wahr ? Also schön. Ich hab sie ja schon gewarnt.“
,, Derian kommen sie endlich zum Punkt. Das hat mich bei mir damals schon genervt und das ist drei Jahre her.“ , warf Amy ein als der Mann in dem bunten Jackett die Antwort immer noch herauszögerte.
Der hob beschwichtigend zwei Hände in die Luft. ,, Schon gut. Schon gut.“ Er lehnte sich in dem Bürostuhl nach vorne und stützte das Kinn auf die Handfläche. ,, Also gut. Derian kleine Geschichtsstunde was ? Dann wollen wir mal.
Die Menschheit befindet sich im Krieg. Ein Krieg der begann als der erste Mensch die erste Geschichte erfand. Als die ersten Mythen entstanden. Ihre Gedanken Harper und di jedes anderen Menschen sind viel mehr als einfache elektrische Signale ihres Gehirns. Im Prinzip ist jeder davon ein Lebendes Wesen . Wird ein Gedanke oder eine Geschichte oder eine Idee verbreitet gewinnt er an Kraft und das führt unter Umständen dazu das er in der physischen Welt gestalt annimmt. Zuerst nur als Schatten wie das Wesen in der Gasse. Mit ihrer Normalen Wahrnehmung gar nicht zu sehen . Die meisten sind Harmlos und können uns gar nichts tun. Sie wollen es meistens auch gar nicht.. Jetzt nehmen wir aber mal an wir hätten ein kleines Kind das sich vor dem Monster in seinem Schrank fürchtet. Und in der Nachbarschaft weitere Kinder die sich vor dem selben , eigentlich nicht existenten , Ding fürchten. Der Gedanke gewinnt an Kraft und irgendwann verselbstständigt er sich. Und das ist was nicht passieren sollte. Eines Tages hat er dann genug Kraft gesammelt und kann tatsächlich eine physische Form annehmen die in diesem Fall dem Schlimmsten Alptraum entspricht den das entsprechende Kind je hatte. Und ab da wird es kritisch. Oder würde es werden. Denn plötzlich hätten wir da draußen ein kinderfressendes Ungeheuer rumlaufen. Und an der Stelle kommen wir ins Spiel. So weit mitgekommen ?“
Elias Harper musste sich zurückhalten dem Mann nicht einfach an den Kopf zu werfen verrückt zu sein ( Aber war er das nicht ?). Mit jeder anderen Erklärung wäre er zurechtgekommen , sei es Geheimdienst oder Außerirdische aber nicht hiermit. Das war zu verrückt zu... unglaublich. Offenbar konnte man ihm seine Zweifel auch recht deutlich ansehen. ,, Nun gut bevor ihre Zweifel noch überhand nehmen.“ , meinte Derian griff in eine Schublade des Schreibtischs und holte einen schweren Revolver heraus. Elias war sich einen Moment sicher das der Mann ihn erschießen würde , doch stattdessen warf er ihm die Waffe zu nachdem er sich überzeugt hatte das die Kammern geladen waren.
,, Was soll ich damit ?“ , fragte Elias verwirrt.
,, Schießen sie auf mich.“ , forderte er ihn auf.
,, Was ? Sie sind verrückt.“ , erwiderte Harper
,, Das stimmt und nun tun sie bitte was ich sage.“ , antwortete er.
,, Wehe sie verklagen mich deshalb.“ , sagte Harper und zielte auf das Knie des Mannes.
Wenn er ihn schon anschoss wollte er ihn wenigstens nicht töten.