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Der Seher (Momentan in Überarbeitung) - Buch 1: Der Seher

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"Der Seher (Momentan in Überarbeitung) - Buch 1: Der Seher"
Veröffentlicht am 01. Januar 2012, 892 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Der Seher (Momentan in Überarbeitung) - Buch 1: Der Seher

Der Seher (Momentan in Überarbeitung) - Buch 1: Der Seher

Einleitung

Wenn man die Zukunft kennen würde, wäre das ein Fluch oder ein Segen? Für Jaret Weißläufer ist es ein Fluch. Seit seiner Kindheit, die er auf der Straße verbrachte, wird er von erschreckenden Träumen und Visionen über seine Zukunft heimgesucht. Als er dem Magier Ruben Darelto begegnet, wird er in einen Konflikt hineingezogen in dem es für ihn nur eine Möglichkeit gibt: Seine Gabe annehmen und meistern oder zu

sterben.... Bild : modern blue piqs.de Copyright by EagleWriter / Sebastian K.

Kapitel 1 Der Kiesel beginnt zu rollen

 

Seher. Die Auserwählten des Schicksals. Die Kieseln gleich, kommen sie einmal ins rollen einen Berg mit sich reißen können Varis Galeron Jaret erwachte schweißgebadet aus seinem Traum. Er konnte sich diesmal nicht an ihn erinnern und dafür war er sämtlichen Göttern dankbar. Er hasste seine Träume und das, wovon

sie handelten. Er wollte diese Dinge nicht sehen. Jaret Weißläufer packte seine wenigen Habseligkeiten, darunter seinen Wanderstab, eines seiner wertvollsten Besitztümer, zusammen und verließ die Gasse, in der er den Tag über geschlafen hatte. Die Nacht war bereits weit fortgeschritten und er schätzte, dass es weit nach Mitternacht sein musste. Jagdzeit. Für ein Kind von Zehn Jahren war es ein leichtes, nahe genug an späte Reisende und Betrunkene heranzukommen und sie in einem günstigen Moment zu berauben. Und in seinen zwar abgetragenen, aber zum Glück nicht völlig verdreckten Klamotten

fiel Jaret nicht sofort auf. Er bewegte sich schnell durch das Armenviertel von Seminium. Vorbei an Bettlern, Dieben und Tabajaxie in Richtung der reicheren Stadteile wo bessere Beute zu machen war. Die Leute hier hatten selbst nichts und es gab unter den meisten von ihnen eine einfache Vereinbarung. Man stahl nicht von seinen Leidensgenossen, es sei denn von den toten. Ein simpler Ehrenkodex, aber ihn zu brechen bedeutete, sich wirklich jeden zum Feind zu machen. Jaret Weißläufer hatte keine genaue Erinnerung daran, wer er war. Selbst

sein Name war ihm von einem Einsiedler, der ihn eine Weile bei sich aufgenommen hatte, gegeben worden. Das war die erste klare Erinnerung, die er hatte. Es hatte in Strömen geregnet und Jaret war ohne zu wissen woher er kam durch die Wälder gelaufen. Ohne wirkliche Orientierung… ohne irgendetwas folgte, er einfach dem mittlerweile zu einem Bach gewordenen Pfad. War er ausgesetzt worden? Hatte er lediglich sein Gedächtnis verloren? Es waren Fragen, die ihm im Nachhinein nur noch geringes Kopfzerbrechen bereiteten. Einen Tag lang vielleicht auch zwei…

Zurückblickend konnte er nicht wirklich sagen wie lange er durch die Wildnis gestolpert war. Begegnet war er zumindest niemanden. Und irgendwann hatte ihn dann die Erschöpfung übermannt. Der Mann musste ihn wohl dann gefunden haben, denn das nächste was er wusste war, das er in einer primitiv errichteten Holzhütte aufwachte. Zwei Wochen blieb er dort. Keine der Fragen, die ihm der Alte stellte konnte er beantworten. Und irgendwie schien er regelrecht froh zu sein, als ihm Jaret erklärte er müsse weiter. Wieso, das war ihm selbst nie ganz klar gewesen, aber der Mann stellte keine

fragen. Im Gegenteil er schein froh den seltsamen Jungen ohne Erinnerung losgeworden zu sein. Als könnte auf dem Kind irgendein Fluch liegen. Er wusste nichts wirklich sicher. Nur eines war, so lange er sich erinnern konnte, immer da gewesen: seine erschreckenden Träume die ihn manchmal sogar tagsüber heimsuchten. Der Weg aus dem Armenviertel war lang und teilweise gefährlich. Jaret hatte die Erfahrung gemacht, dass man am besten die kleineren Gassen mied und sich auf den größeren, beleuchteten Hauptstraßen hielt, welche die ganze Stadt durchschnitten. Dort stieß man

zwar ab und an auf Bettler und musste sich vor Dieben in Acht nehmen, die nichts von den ungeschriebenen Gesetzen hielten, aber wenigstens gab es nichts Gefährlicheres. Meuchelmörder zum Beispiel. Als er einmal wieder besseren Wissens die von Fackeln und Öllampen beleuchteten Straßen verlassen hatte und in eine der Seitenstraßen eingebogen war, hatte er fast mit letzterem Bekanntschaft gemacht. Jaret hatte die Straße verlassen, da er hoffte in der Gasse einen geschützten Schlafplatz zu finden. Hier waren die Gebäude dichter gebaut und während es

an der Straße wenigstens einfache aber stabile Holzhütten gegeben hatte, standen hier nur noch halb verfallene Baracken notdürftig aus Holz, Leinen, rostigen Nägeln und anderen Abfällen zusammengezimmert. Auch gab es, außer dem Mond und den Sternen, fast keinerlei Beleuchtung. Als er dachte einen geeigneten Platz für ein Lager gefunden zu haben, hörte er hinter der nächsten Ecke Stimmen und laute Geräusche. Und dann traf es ihn wie ein Schlag. Bilder wirbelten durch seine Gedanken, bis Jaret glaubte ohnmächtig zu werden und dann sah er das Geschehen aus der Vogelperspektive. Unter sich nahm er dasselbe Gewirr aus

Baracken, Abfall und Unrat wahr. Das typische Bild der weiter abgelegenen Straßen. An einer halb zusammengefallenen Hauswand lag eine Gestalt im Schatten, umringt von mehreren anderen. Eine der Schatten hielt eine Klinge in der Hand, die im Mondlicht gefährlich Glitzerte. Damit stach er wiederholt auf die am Boden liegende Gestalt ein, welche noch versuchte sich mit einem Stock zur Wehr zu setzen und auch ein paar harmlose Treffer landete, bis sie sich nicht mehr rührte. Erst jetzt durchsuchten er und seine Kumpane den Gefallenen nach Wertgegenständen liefen, zu Jarets

Glück nicht in seine Richtung, davon und verschwanden im Gewirr der Gassen. Nachdem er seine Umgebung langsam wieder normal wahrnahm hatte Jaret kurz Zweifel, ob das was er gesehen hatte tatsächlich der Wahrheit entsprach. Er war Müde… und nun auch verängstigt. Es war keine Vision gewesen versuchte er sich selbst zu überzeugen. Kein Wachtraum. Dann jedoch ließ ihn das Geräusch von eiligen Schritten in der Dunkelheit aufhorchen. Es mussten die Männer sein, die sich so schnell wie möglich entfernten. Auch wenn es eher unwahrscheinlich war, das sich hier jemand um einen Mord

kümmerte. Nicht die Stadtwache zumindest, die traute sich schon kaum auf die Hauptstraßen, geschweige denn in die Gassen. Nachdem von den Männern nichts mehr zu hören war, schlich Jaret um die Ecke. Was er sah ließ ihn erstarren. Eine reglose Figur am Boden, umgeben von einer Blutlache, die rasch die Kleidung des Toten durchtränkte. Langsam trat näher an die reglos am Boden liegende Gestalt zu. Ein Toter mehr… es war nicht der erste, den Jaret sah, aber der erste, dessen Ableben er mehr oder weniger direkt miterlebt hatte. Jetzt wo er näher war sah Jaret, das neben dem Mann immer noch sein Stab

auf dem Boden lag. Seine Versuche die Klingen seiner Angreifer damit abzuwehren hatten einige Kerben in das Holz geschlagen, diesen ansonsten aber nicht beschädigt. Was die Toten hinterließen gehörte allen. Und der Stab war wohl auch das einige, dass die Banditen an Wertvollem zurück gelassen hatten. Er nahm ihn an sich und wollte schon weggehen, da kam ihm, fast wie eine seiner Visionen, die Idee, dem Totem noch die Augen zu schließen. Weniger aus Respekt, er wollte lediglich nicht, dass der Mann den Jungen mit seinem Besitz weggehen sah. Sonst könnte er es am Ende noch mit dessen ruhelosem

Geist zu tun bekommen. Dieser abergläubischen Furcht folgend, beugte er sich über die Gestalt und sah zum ersten Mal das Gesicht des Mannes. Es war ein Tabajaxie. Diese einst von einem Magier zu Versuchszwecken geschaffenen Wesen erinnerten an eine Mischung aus Tier und Mensch. Das Gesicht wies zwar menschliche Züge auf, eine Hälfte des Gesichts war jedoch mit grauem Fell bedeckt, ebenso waren die Ohren die einer Katze. Die Pupillen waren schlitzförmige und die Augen, auch wenn sie bereits stumpf wurden, von einem strahlenden grün. Tabajaxie galten gemeinhin als

,,talentierte“ Diebe und gehörten für gewöhnlich der Unterschicht an. Soweit also nichts Ungewöhnliches. Dieser hier war allerdings gut gekleidet. Was er hier in den Armenvierteln um diese Zeit gesucht hatte, würde nun wohl ewig ein Rätsel bleiben. Doch Jaret kümmerte es in diesem Moment nicht. Er schloss dem Toten rasch die Augen und verschwand dann mit dem Stab in der Hand in Richtung der erleuchteten Straßen. Nach diesem Erlebnis hielt sich Jaret wenn möglich von den Gassen fern. Und so kam es das er in dieser Nacht über die Hauptstraße ging. So kam es,

dass er Ruben Darelto begegnete. So kam es das der Kiesel ins Rollen gebracht wurde. Und mehr als ein Berg sollte vor dem Ende darunter zu Staub zerfallen. Jaret lief die Straße entlang, immer die Augen offen nach einem lohnenden Ziel. Er hatte in all den Jahren die er vom Diebstahl leben musste ein Gespür dafür entwickelt, wer etwas Wertvolles dabei hatte. Leute die etwas von Wert mit sich führten, waren oft nervöser und sahen oftmals auch nach ob es noch da war. Das konnte das Abtasten einer Tasche oder ein Griff an den Hals, um beispielsweise den Verschluss einer

Kette zu überprüfen, sein. Jaret hatte einen Mann in Roter Robe erspäht, dessen Kapuze sein Gesicht verdeckte. Der Fremde musste irgendetwas dabei haben. Er sah sich immer wieder um, allerdings nicht, wie Jaret zuerst dachte unsicher oder nervös, sondern mehr als würde er nach etwas suchen. Er beschloss dem Mann zu folgen. Schlimmstenfalls befriedigte er so seine Neugier, wenn auch sonst nichts dabei herauskam. Zu Jarets Überraschung bog der Mann nicht in Richtung einer der reicheren Viertel ab, sondern verließ die Hauptstraße. Ohne das geringste zögern verschwand

er in einer der Straßen, die in die ärmeren Bezirke führten. Jaret konnte sein Glück kaum fassen. Der Weg den der Fremde genommen hatte ,wurde kaum beleuchtet und mit etwas Geschick würde er leichtes Spiel haben. Und selbst wenn der Mann ihn erwischte so würde er in der Finsternis umso leichter entkommen können. Jaret wollte grade näher an den Mann heranschleichen um ihn zu bestehlen, als dieser den Ärmel seiner Robe zurückschüttelte, die Handfläche öffnete und eine kleine Lichtkugel erscheinen ließ. Einen Moment blieb Jaret wie erstarrt stehen. Das schwebende Licht hüllte alles in ein gespenstisch

schimmerndes Blau. Der Mann war ein Zauberer! Sofort ließ Jaret sich wieder zurückfallen. Mit einem Magier würde er sich nicht anlegen. Jetzt war ihm auch klar, warum der Fremde diesen gefährlichen Weg ging. Es war ihm schlichtweg egal, denn ihm drohte hier keine Gefahr. Die Begabung zur Zauberei war zwar äußerst selten, doch waren Magier einige der mächtigsten Lebewesen in Arbitrium. Einzelne Magier konnten Schlachten entscheiden. Es waren auch angeblich Magier gewesen die während eines längst vergessenen Konflikts die großen Berge

im Norden der Stadt als Schutzwall aufgetürmt hatten. Eines dieser Wesen zu bestehlen kam einem Todesurteil gleich sollte man ertappt werden. Als Jaret sich gerade abwenden wollte, überrollt ihn ein Sturm von Bildern. Er sah seine eigene Position von weit oben, dann kam alles in einem Wirbel aus Farben näher und Fokussierte sich auf eine Stelle etwas links von ihm. Er sah dorthin und entdeckte ein ziemlich mitgenommen aussehendes Tabajaxie-Mädchen. Sie hatte grüne Augen, das war das erste was ihm an ihr auffiel, denn selbst im Dunkeln schienen diese

noch schwach zu leuchten. Sie war wohl etwa in seinem Alter wie er schätzte. Zumindest nicht viel älter. Die Gestalt duckte sich, fast Unsichtbar für jeden, in die Schatten hinter einigen Kisten. Die Tabajaxie hatte offensichtlich die gleiche Absicht wie Jaret noch vor einigen Sekunden. Während Jaret sich noch fragte ob sie bemerkt hatte, was der Mann den sie bestehlen wollte wirklich war, wurde er erneut von einer Vision gepackt. Diesmal sah er durch die Augen des Zauberers. Er spürte eine Hand an seinem Bein. Suchend nach einer Geldbörse tastend . Er wirbelte herum und löste einen magischen Blitz an der

Ungefähren Position des Diebes aus. Der Zauber traf und schleuderte den Dieb davon. Der Magier scherte sich nicht weiter darum ob er jemanden getötet hatte oder nicht und ging einfach weiter als hätte das alles nie stattgefunden. Als Jaret wieder normal sehen konnte stellte er fest, dass noch alles beim alten war. Der Magier ging weiter die Straße entlang, das Mädchen stand noch immer in der Dunkelheit. Er hatte zwar keine Ahnung wie das geschehen war aber irgendwie hatte er gesehen, was gleich passieren würde. Es war de was er in den dunklen Gassen erlebt hatte so

ähnlich gewesen… Und er musste es irgendwie verhindern. Er war ein Dieb ja, aber er wollte kein Leben auf dem gewissen haben und das würde er, wenn er nichts unternahm. Ihm blieb nur eins, wollte er nicht schlicht zusehen. Er musste den Diebstahl vereiteln. Solange die Tabajaxie dachte, der Mann währe alleine würde sie es wagen, aber wenn plötzlich jemand auftauchte… Bedauerlicherweise war aber der einzige, der auftauchen könnte, er selbst. Jaret atmete einmal tief durch. Das konnte genauso gut sein End bedeuten. Dann ging er direkt auf den Fremden mit der Lichtkugel in der Hand

zu. ,, Entschuldigen sie, Sir. Können sie mir helfen? Ich glaube ich habe mich verlaufen.“ Jaret gab sich mühe so unschuldig wie möglich zu klingen. Er war es nicht gewohnt jemanden um Hilfe zu bitten und sei es auch nur zur Täuschung. Der Fremde drehte sich um. Eine Hand fuhr hoch zur Kapuze und schlug sie zurück. Graues Haar mit schwarzen Strähnen darin. Graue Augen die sich sofort auf die seinen zu fixieren schienen und sich nicht mehr abwandten. ,, Junge woher kommst du denn. Ich

habe dich gar nicht bemerkt.“ , sagte der Fremde langsam. ,, Da aus der Gasse“ , sagte Jaret gespielt kleinlaut und deutete in die grobe Richtung einer der verschlungenen Pfade durch die Barracken, die in die Straße mündeten. Der Magier sah einen Moment in die Richtung die Jaret gewiesen hatte, dann fixierte sich sein Blick wieder auf Jarets Augen. ,, Du lügst.“ , er klang nicht wütend. Lediglich vollkommen kalt. ,, Wie heißt du?“ ,, Jaret.... Jaret Weißläufer.“ ,, Nun Jaret. Mein Name ist Ruben Darelto. Ich denke mal du kennst ihn.

Und jetzt... Versuch es doch mal besser mit der Wahrheit.“ Jaret zuckte bei Erwähnung des Namens zusammen. Natürlich kannte er den Namen. Wie jeder in der Stadt, vielleicht im ganzen Land. Der königliche Hofmagier. Einer der mächtigsten Zauberer der letzten Zweihundert Jahre wenn die Gerüchte stimmten. Er musste sich etwas ausdenken... etwas das er glauben würde. Woher hatte der Mann überhaupt gewusst dass er log? ,, Aber das ist die Wahrheit.“ , versuchte er es noch einmal und wusste, dass es keinen Erfolg haben würde. Jaret hatte nun wirklich Angst. Der Zauberer seufzte, offenbar genervt

von diesem Spiel. ,, Wisse so viel. Jeder Mensch hinterlässt eine Spur. Magier sind in der Lage dieser Spur zu folgen, ich weiß also ganz genau wo du her kommst. Du warst die ganze Zeit hinter mir. Auch sind deine Gedanken in etwa so leicht einzusehen wie ein Buch Kind.“ Jaret sah sich bereits nach einer Fluchtmöglichkeit um… aber wohin sollte er denn rennen? Und vor allen Dingen wie lief man vor Magie davon? ,, Noch nicht o verworren wie sie einmal werden könnten.“ , der Zauberer murmelte den Satz mehr, das er ihn sagte, aber Jaret hörte ihm ohnehin kaum noch zu. Er war aufgeflogen. Er entdeckte die Tabajaxie, die sich noch

immer in ihrem Versteck befand. Offenbar traute sie sich auch nicht zu verschwinden. Langsam nickte Jaret der Gestalt zu. Ein deutlicheres Zeichen abzuhauen konnte er ihr nicht geben ohne sie ganz sicher zu verraten. Dann erst wendete er sich dem Magier wieder zu. ,,Also... Du willst gar nicht nach Hause finden oder?“ , wollte dieser wissen. Aber er klang jetzt eher sanft. Wie jemand, der jemanden bei einem harmlosen Streich erwischte. Jaret schüttelte nur den Kopf. ,, Hast du überhaupt ein Zuhause ?“ Er schüttelte wieder nur den

Kopf. ,, Familie ?“ ,, Nein.“ Ruben seufze wieder, es klang enttäuscht. ,, Also ein Dieb. Wie einfallslos. Spreche den alten Mann an. Lenk ihn ab und beklaue ihn dann... völlig einfallslos“ in der Stimme des Hofzauberers lag jetzt Verachtung, aber auch so etwas wie…Zweifel? Konnte das sein? Er hatte möglicherweise noch eine Chance. ,, Ich.. ich sah euch in einer Vision.“ Plötzlich wieder neugierig geworden fragte der Zauberer: ,, Eine Vision? Interessant. Keine Lüge diesmal. Es sei denn du würdest sehr schnell lernen.

Erzähl mir mehr.“ Ruben hatte sich mittlerweile wieder in Bewegung gesetzt und Jaret hatte sichtlich Mühe mit ihm Schritt zu halten. Denn trotz seines fortgeschritteneren Alters, schlug er ein forsches Tempo an und einfach zurück zu bleiben wagte er nicht. Wer wusste was der Magier tun würde. ,, Nun “ , froh ein Weg gefunden zu haben den Zauberer zu besänftigen, beschloss Jaret ihm einfach alles zu erzählen.. Solange der Zauberer einen Wert in ihm sah, war er sicher, so einfach war das und Neugier war immerhin ein gewisser Wert. ,, Ich habe diese Visionen schon immer.

Eigentlich nur wenn ich schlafe. Meistens erinnere ich mich nicht daran. Das will ich auch gar nicht. Die Bilder an die ich mich erinnere sind schrecklich. Manchmal aber wenn ich wach bin, dann ich weiß nicht, sehe ich bestimmte Dinge vorher… glaube ich. Ich kann das nicht kontrollieren. Es passiert einfach.“ Es fiel ihm schwer das Ganze in Worte zu fassen. Er verstand es ja selbst kaum, auch wenn er wusste, dass es nicht normal war. Die wenigsten Leute schreckten mindestens dreimal pro Nacht aus dem Schlaf hoch. Sie kamen jetzt in eine Belebtere und reichere Gegend. Die Gebäude hier

waren aus Stein und nicht aus Holz und besaßen teilweise groszügig Bepflanzte Vorgärten. Dort hielt der Zauberer wieder auf die Hauptstraße zu und bog dann Richtung Palast ab. Ein großes Areal, das von Sandsteinmauern umgeben über dem Rest der Stadt thronte. Jaret hatte sich selten soweit raus gewagt. ,, Ich verstehe.“ , sagte Ruben schließlich. ,, Das ist wirklich bemerkenswert. Würdest du morgen früh zum Palast kommen? Ich bezahle für Antworten. Möglicherweise... Ach, sei einfach Morgen da.“ Er zuckte mit den Schultern. ,, Wenn nicht nun dann spare ich Gold. Solltest du dich entscheiden zu

kommen sag der Wache am Tor einfach das Ruben Darelto dich sehen möchte, man wird mir dann Bescheid geben.“ In der Nähe der Außenmauern des Palastbezirks verabschiedete er sich schließlich. ,, Nun denn ich denke wir sehen uns Morgen, oder ?“ Jaret brauchte einen Moment um sich über seine Situation klar zu werden. Es schein zu seltsam. Gestern noch hätte er seien Alpträume verflucht… heute hatten sie ihm und nicht nur ihm, vielleicht das Leben gerettet. ,, Ich... denke ich werde da sein.“ ,, Gut dann bis morgen.“ , verabschiedete sich Darelto und

verschwand im Palastbezirk. Jaret hingegen konnte sein Glück kaum fassen. Heute noch war er ohne eine Münze in der Tasche in Seminium in einer Gasse Aufgewacht und Morgen winkten ihm dafür dass er einem Magier vielleicht ein paar Fragen beantwortete gleich mehrere Goldstücke. Und er hatte jemand das Leben gerettet. Es freute ihn einfach. Auf dem Rückweg sah er sich in der Gasse nach der Tabajaxie um, doch es war niemand mehr zu sehen. Unwillkürlich stellte er sich die Frage ob er sie noch einmal wieder sehen würde. Es schein aber auch nicht wichtig. Jaret kehrte zurück in die Armenviertel und

suchte sich einen Schauplatz möglichst nahe an den Hauptstraßen.

Kapitel 2 Der nächste Tag

Sonnenlicht das durch Blätter fällt. Wie es die Welt in Wärme hüllt. Lebensquell und egal wie schlimm es gestern schien. Heute ist schon ein neuer Tag. Ravenisches Sprichwort Jaret erwachte wie am Tag zuvor. In einer Seitengasse. Doch dieses Mal erwachte er nicht von Alpträumen geplagt in der Dunkelheit, sondern im sanften Sonnenlicht. Es war früher Morgen. Er entschloss, dass es noch zu früh wäre um zum Palast zu gehen. Was

für eine seltsame Nacht das ohnehin Gestern gewesen war. Wer hätte gedacht, dass ihm die Visionen die ihn plagten auch mal Glück bringen könnten? Jaret selbst jedenfalls nicht. Er stand auf, packte seine Sachen zusammen, nahm den Stab des toten Tabajaxie in die Hand und ging hinaus auf die Straße. Außer ihm war fast noch niemand draußen. Die Gassen waren noch von Morgennebel verhüllt, den die Sonne nun langsam auflöste. Außer einem Hund der irgendwo in der Ferne bellte war es vollkommen ruhig. Eine Seltenheit hier schien die Stadt sonst doch aus nichts anderem als Lärm zu

bestehen. Mit der Aussicht bald einige Münzen in der Tasche zu haben, machte er sich auf die Suche nach etwas essbaren, denn er hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen und über die letzten Monate zumindest ein paar Münzen beiseitelegen können. Nachdem Jaret die Armenviertel über die Hauptstraße verlassen hatte, fand er schon bald einen kleinen Stand der Backwaren verkaufte. Solche Stände konnte man überall entlang der großen Hauptstraßen, die die Stadt vom Palast bis zum Stadttor durchliefen, finden. Dort kaufte er von dem wenigen Geld

das er hatte zwei Stücke Brot und machte sich dann auf den dem Weg zum Stadtbrunnen um etwas zu trinken. Der Stadtbrunnen war eines der vielen magischen Konstrukte Seminiums. Er war mit einem Zauber belegt, der das Wasser reinigte und tatsächlich, seit der Brunnen vor etwa Fünfzig Jahren errichtet worden war, gab es viel weniger Krankheitsfälle in der Stadt. Was vor allem in den Ärmeren Bezirken die Jaret sein Zuhause nannte sehr geschätzt wurde. Der Brunnen selbst war mit der Statue des Zauberers verziert, der den Brunnen erschaffen hatte.

Die Bildhauerarbeit zeigte einen bärtigen Mann in Kettenrobe, der in der einen Hand einen Stab hielt. Aus dessen Spitze floss beständig ein Wasserstrom in das umgebende Becken. In der anderen Hand befanden sich Stilisierte Flammen aus Stein, die nachts hell leuchteten. Nun jedoch wirkten sie aus dem gleichen grauen Stein gehauen wie der Rest des Standbilds. Als Jaret den Brunnen erreichte waren dort bereits einige Leute anwesend. Meistens die Ärmsten der Armen oder Kranke, die sich ihr Wasser für den Tag holen wollten bevor sie von den anderen Bürgern vertrieben wurden.

Er meinte das Tabajaxie-Mädchen gesehen zu haben, dem er in der Nacht zuvor begegnet war. Sie trug einen dunkelgrünen Umhang, der ihr viel zu groß war und wohl bestenfalls in einigen Jahren wirklich passen würde. Passform war aber auch wohl nicht der Sinn des Ganzen. Die Tabajaxie hatte den Mantel tief ins Gesicht gezogen. Es gab einen Unterschied zwischen Erwachsenen Tabajaxie und Kindern. Die Kinder besaßen ein vollständiges Fell, das sich erst mit dem Alter etwas zurückbildete. Auch waren wiesen die Gesichter der Tabajaxie teilweise mehr animalische Züge auf als die der

erwachsenden, die bei einem flüchtigen Blick durchaus noch als Mensch durchgingen. So konnten sie sich relativ unbehelligt bewegen, bei einem Kind hingegen… Ohne ihn oder sonst jemanden zu bemerken schöpfte sie rasch Wasser mit einem Eimer und machte sich dann wieder auf den Rückweg, bevor sie jemand wirklich bemerken konnte. Als er ihr folgen wollte, überquerte Grade eine Gruppe Wasserträgerinnen die Straße und er verlor sie aus den Augen. Nachdem er eine weile vergeblich nach

ihr Ausschau gehalten hatte, kehrte Jaret schließlich enttäuscht an den Brunnen zurück und trank. Währenddessen machte er sich zum ersten Mal wirklich Gedanken darüber, was der Magier von ihm wollen könnte. Ihm kamen die Geschichten in Erinnerung die man sich über Ruben Darelto erzählte. Geschichten über Folter und schreckliche magische Experimente mit Lebenden Opfern. Gestern war er einfach nur froh gewesen mit dem Leben davongekommen zu sein, aber heute fragte er sich, konnte er einem Zauberer trauen? Die Antwort war ganz einfach: Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber er brauchte das Geld. Er hatte, dass

bisschen das er gespart hatte zuvor unüberlegt ausgegeben. Kein großer Verlust, er würde überleben. Und doch will ich das vielleicht gar nicht, dachte er. Er musste realistisch bleiben. Realismus war etwas, das man hier schnell lernte oder Starb. Wenn er nicht hinging würde er garantiert irgendwo auf der Straße sterben. So.. schien es gab es eine kleine Chance seien Situation etwas zu verbessern. Hätte einer der umstehenden Erwachsenen die Gedanken Jarets zu lesen gewusst, er wäre vermutlich überrascht über dessen Pragmatismus gewesen. Seine Entscheidung stand fest. Er würde

also trotz aller Bedenken hingehen und das Beste hoffen. Vorausgesetzt natürlich, die Wachen ließen ihn mit seinem Aussehen überhaupt durch. Er trug ein zerschlissenes Leinenhemd und eine einfache Stoffhose. Beides war zwar halbwegs Sauber aber nicht gerade im besten Zustand. Er nutzte die Gelegenheit am Brunnen um zumindest seine Haare und sein Gesicht in wenig zu waschen um wieder halbwegs wie ein Mensch auszusehen. Mittlerweile war es später geworden. Langsam füllten sich die Straßen mit den Bediensteten und Händlern die eine Stadt

am Leben hielten, jeder von ihnen auf dem Weg zu seiner täglichen Arbeit. Auch der eine oder andere Adelige war bereits auf den Beinen und bei anderer Gelegenheit hätte Jaret sicher ein paar ein paar Diebstähle versucht, aber er hatte heute bessere Möglichkeiten an Geld zu kommen. So hoffte er zumindest. Langsam machte er sich auf den Weg zurück zur Hauptstraße und Richtung Palast. Die Straße war von großen steinernen Hallen und Fachwerkgebäuden gesäumt in denen sich die reichsten Adeligen und Händler niedergelassen hatten. Jaret genoss es zwar aus den engen Gassen

der Armenviertel herauszukommen, aber bei so viel Prunk und Reichtum entfand er nur eine unterschwellige Wut. Er konnte dieses Gefühl nicht richtig einordnen. Die letzten hundert Meter bis zum Palastbezirk waren allerdings nicht bebaut. Das Land dort war in Gärten umgewandelt worden. Bäume mit überhängenden Ästen, Blumen, rote, blaue, gelbe, weiße. Die Straße führte direkt durch diese Gärten hindurch, die jetzt im Spätsommer in voller Blüte standen. Ein Weidenbaum hing dicht über dem Weg und bedeckte den Boden unter ihren Zweigen mit Blättern und kühlenden

Schatten. Gepanzerte Gardisten in polierten Rüstungen standen in regelmäßigen Abständen wache. Auf ihren Panzern prangte das Wappen des Königs von Arbitrium, eine Sonne mit verzierten Strahlen in deren Mitte jeweils eine Krone stand. Da Jaret aber nur einer von vielen war, die sich auf dem Weg zum Palast befanden fiel er kaum auf. Vermutlich hielten die Wachen ihn wenn überhaupt eines Blicks würdig, für einen Botenjungen oder eine Küchenhilfe. Nachdem er die Gärten hinter sich gelassen hatte, kam er an das Tor das einen der insgesamt drei Zugänge zum

ummauerten Palastareal bildete. Zwar wurden sporadisch Leute angehalten und gefragt was sie geschäftliches im Palast zu tun hätten, aber der Andrang der Handwerker, Händler, Boten und Bittsteller war so gewaltig das der Großteil unbeachtet auf das Areal durchgelassen wurde. Bis auf die wenigen Tabajaxie die hierher kamen. Sie wurden allesamt kontrolliert. Jaret sah wie jeder einzelne aus dem Strom der Menschen heraus gewinkt wurde. Nicht nur weil sie generell zumindest in den Städten die Unterschicht bildeten, sondern vermutlich auch aus reiner Schikane. Und wieder spürte er bei dem

Gedanken nur unterschwellig Wut ohne zu wissen weshalb. Ungerecht wäre ein Wort gewesen, das Jaret benutzt hätte, wenn er es denn Verstanden hätte. Er selbst überlebte doch nur durch das Ungerechte. Jaret wurde von den Wachen praktisch nicht beachtet. Er war eben nur ein Junge. Möglicherweise etwas verwildert, aber doch nur ein Kind. Der Palastbezirk allerdings erlaubte noch keinen direkten Zugang zum Palast selbst. Dieser lag hinter einer weiteren Mauer. Und die hatte nur einen Durchgang, wie

Jaret schnell feststellte. Ein in die Mauer eingelassenes Tor das ständig von einer Wache besetzt war. Das äußere Palastareal hingegen beherbergte Wohnräume für Gäste, die Garnison der Wache, das Gefängnis und verschiedene Betriebe die alle allein für den Palast arbeiteten. Und durch diese Stadt in der Stadt lief Jaret nun. Er war vorher noch nie hier gewesen. Lediglich die Geschichten der Händler und Reisenden, die er aufgeschnappt hatte, hatten ihm erlaubt sich ein ungefähres Bild zu machen. Die Gebäude waren aus honigfarbenem Sandstein errichtet und hatten im

Gegensatz zu fast allen anderen Häusern in der Stadt Fenster aus Glas und nicht bloß verschließbare Fensterläden aus Holz. Auf einem Platz der sich unmittelbar vor dem Tor zum Palast befand, stand die Statue eines Mannes der einfache Kleidung trug, doch in der Hand ein Schwert feinster Machart hielt. Das musste der Richtplatz sein und die Statue zeigte demzufolge Deprecor den Gott der Gerechtigkeit und der Gnade. Die Eigenschaft der Gnade allerdings wurde hier vermutlich seltener Praktiziert. Dazu war der Holzblock, der auf einer Tribüne vor der Statue stand, zu dunkel verfärbt. Eine Inschrift am Sockel der Statue

bestätigte Jarets Vermutung. Lesen hatte er letztlich bei demselben Einsiedler gelernt, der ihn einst gefunden hatte. Zumindest die Grundlagen. Und danach hatte er sich den Rest selbst beibringen müssen. So unnütz es ihm Anfangs erschienen war, er hatte seien Meinung bald geändert. Manchmal konnte er sich durch das Vorlesen von Briefen eine Kleinigkeit dazuverdienen. Nicht alle Adeligen, eigentlich sogar die wenigsten, konnten wirklich gut lesen und auch bei einigen Händlern und Bürgern war dieses Talent eher wenig ausgeprägt. Er überquerte Rasch den Platz und ging

auf das Tor zu. Als er näher kam stellte sich ihm die Torwache in den Weg. Es war ein Mann mit braunem Haar und stechenden Augen in derselben Farbe. ,, Wer da ?“ ,, Ich „ , jetzt packte Jaret doch die Unsicherheit, ,, Ich möchte mit Ruben Darelto sprechen. Sagt ihm das...das Jaret Weißläufer hier ist wie versprochen.“ ,, Du möchtest mit dem Hofmagier des Königs sprechen ?“ Der Mann lachte laut, bevor er hinzufügte : ,, Verschwinde Kleiner.“ ,, Aber... fragt ihn doch einfach.“ , sagte Jaret schon überzeugt das sie ihn nicht durchlassen würden. Er war sich

unsicher ob er das nicht sogar Vorzog. Durch den Hof des Palastes näherte sich allerdings langsam eine bekannte Gestalt in Robe. ,, Gibt es hier ein Problem ?“ , fragte Ruben Darelto. Der Wachposten drehte sich erschreckt um. ,, Ähm, Herr.... , “ begann er nun verunsichert, ,,dieser Junge hier“ , er warf Jaret einen Blick zu, „ meint ihr erwartet ihn. Ich habe ihm gesagt er soll sich verziehen.“ ,, Ich erwarte ihn tatsächlich Wachmann… Dunik richtig ? Ich komme mit den Namen des Dienstpersonals immer durcheinander.“ Die Anspielung

verfehlte ihre Wirkung nicht. Als Dienstpersonal bezeichnet zu werden musste den Stolz des Mannes einen groben Dämpfer versetzt haben. ,, Und jetzt zur Seite bevor ich beschließe einen neuen Zauber zu testen.“ ,, Jawohl Herr. Weiß der König...“ , setzte die Wache an. ,, Der König , Dunik, hat hiermit nicht das geringste zu tun und ihr auch nicht“ , fügte der Zauberer warnend hinzu, bevor er sich wieder Jaret zuwendete. ,,Jaret Weißläufer nicht wahr? Wollen wir dann?“ , er machte eine Einladende Geste in Richtung Palast die fast schon komisch wirkte wenn man bedachte wer er

war. Jaret folgte Darelto zum Haupteingang des Palastes. Dieser war in Form einer halbrunden, doppelflügeligen Tür angelegt, welche das königliche Sonnenemblem darstellte. Flankiert wurde die Tür Rechts und Links von den Statuen früherer Könige auf der linken Seite und auf der Rechten Seite von den Statuen der Helden, wie sie genant wurden. Viele Zeigten Zauberer, einige aber auch Krieger oder Kaufleute. Jaret erkannte die Statue des Magiers wieder der den Brunnen geschaffen hatte. Doch hier war auch eine Plakette

mit seinem Namen angebracht: Gerret Giller stand dort in eine Bronzene Tafel gemeißelt. Bevor er wusste was geschah riss ihn ein Sturm aus Bildern mit sich fort. Er sah eine ältere Version von sich selbst an einem Holztisch sitzen. Eigentlich hatte der Mann den er vor sich sah nicht mehr viel mit ihm gemein. Trotzdem wusste er mit der instinktiven Sicherheit eines Träumers, dass er sich selbst sah. Auf der anderen Seite saß ein Mann in braunem Umhang, der der Statue Garrets zum Verwechseln ähnlich sah. Der Fremde streckte ihm die linke über den Tisch hin. Als er sie ergriff endete die Vision und

seine Sicht wurde wieder normal. Doch etwas hatte ihn irritiert. Seine eigene Hand… Irgendetwas hatte damit nicht gestimmt. ,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Ruben Darelto. ,, Ich glaube schon. Nur.... alles in Ordnung.“ , er beschloss dem Zauberer nichts von der Vision zu berichten und hoffte das dieser es nicht merken würde. Seine Fähigkeit Gedanken zu erraten schein ihm nicht weiter zu helfen, denn er runzelte verwirrt die Stirn, als gefiel ihm nicht was er sah. ,, Interessant.“ , murmelte Ruben. Jaret konnte ihn nur fragend ansehen und hoffte, das er nichts falsch gemacht

hatte. ,, Nichts. Tu mir einen kurzen gefallen… denk an irgendetwas…“ Jaret tat wie befohlen und dachte an den Springbrunnen. Und das führte ihn sofort zurück zu den Bildern aus der Vision und weiter zu einer irrationalen Angst… ,, Seltsam.“, der Zauberer wirkte plötzlich besorgt. Dann jedoch zuckte er nur die Schulter. Jaret sah ihn nur fragend an, wagte es aber nicht zu fragen, was genau so seltsam war. ,, Ich kann sie nicht lesen. Deine Gedanken meine ich. Normalerweise sollte ich das aber können.

Kindergedanken sind einfach zu enträtseln, erst später wird es fast unmöglich.“ , erklärte er. ,, Dann werden sie Komplexer.“ Jaret fragte nicht weiter nach und er war sich auch nicht sicher ob er die Worte des Magiers wirklich Verstand. Aber es war erleichternd zu wissen, dass der Zauberer nicht mehr einfach in seinen Kopf konnte. Oder zumindest im Moment. Ruben beschlossen offenbar die Sache auf sich beruhen zu lassen denn er sagte nur: ,, Nun gut. Folge mir bitte. Und sei Leise, wir betreten nun den Palast von König Avarem dem Dritten von

Dynastes.“ König Avarem von Dynastes herrschte seit seinem Sechsundzwanzigstem Lebensjahr und hatte den Thron von Arbitrium vor Zehn Jahren nach dem Tod seines Vaters bestiegen. Seine Herrschaft war zwar nicht gerade herausragend, aber wenigstens hatte es seit seinem Herrschaftsantritt keine größeren Kriege mehr gegeben. Die einzige Große Änderung war, dass Avarem den Sitz der Herrscherfamilie von Dynastes, nach Seminium verlegte und den ehemaligen Königspalast der dort Ortsansässigen Magierakademie vermacht hatte. Ein vor allen Dingen politischer Schachzug. Die

Freundschaft und das Wohlwollen der Magier konnte man sich nie genug sichern. Der Bau des neuen Palastes in Seminium hatte Unsummen verschlungen und war erst vor einem Jahr abgeschlossen worden. Und durch diesen Palast folgte Jaret nun dem Magier Ruben. Der Innenbereich des Palastes wirkte genauso prunkvoll wie das äußere. Der gesamte Bereich hinter dem Haupttor war mit einem roten Teppich ausgelegt. Die Mauern bestanden wie schon bei den anderen Gebäuden aus Sandstein und die

Beleuchtung wurde über magische Lichtkugeln geregelt. Allein das musste ein Vermögen kosten, denn es würde mindestens ein Dutzend Magier brauchen um die Zauber aufrechtzuerhalten. Es sei denn der Zauber wäre beim Bau des Palastes in das Baumaterial eingewoben worden. Was, wie Darelto Jaret hätte sagen können auch tatsächlich so war. Letztlich gab es zwei Arten von Magie: temporäre, das bedeutete nicht beständige Zauber die nach einer Weile in sich zusammenfielen, was die meisten von Magiern gewirkten Zauber nach einer Weile taten, oder dauerhafte, an einen Ort oder Gegenstände gebundene Magie. Letzteres war allerdings schwer

zu bewerkstelligen, da de Ort, das Material oder der Gegenstand selbst zu einem Leiter für Magie gemacht werden musste. Dafür waren Monatelange Vorbereitungen und extreme Vorsichtsmassnahmen nötig, denn sonst drohte die Zerstörung des entsprechenden Objekts oder sogar der Tod aller beteiligten Zauberer. Und eben um eine solche dauerhafte Magie handelte es sich hier. Als sie weiter in den Palast hineingingen, stießen sie auch auf einige Wachen und Bedienstete. Sie sahen zwar neugierig zu dem Zauberer und dem Jungen in der

zerschlissenen Kleidung herüber, wagten aber nicht, den Hofmagier anzusprechen. Schließlich erreichten Darelto und Jaret eine Tür. Ruben Darelto öffnete die Tür mit einer flüchtigen Handbewegung. Dahinter führte eine breit gebaute Wendeltreppe hinunter in die Dunkelheit. Darelto erschuf mit einer Handbewegung ein magisches Licht, das bläulich schimmernd über seiner Handfläche schwebte, und sagte. ,, Folge mir.“ Dann stieg er langsam die ausgetretenen Stufen hinab.

Kapitel 3 Unterweisungen

,, Wissen ist Macht. Macht ist allerdings nicht zwangsweise Wissen.“ Carius VIII ,, Gedanken zur Herrschaft.“ Jaret folgte dem Zauberer die Stufen hinab. Erst bestanden diese noch aus dem gleichen Sandstein wie die über ihnen liegenden Palasträume. Bald wurde dieser aber durch einfachen behauenen Fels abgelöst, der hier und da von Fackeln beleuchtet wurde. Scheinbar endlos führte der Weg abwärts in die tiefe. Der Palast selbst befand sich

zwar auf einem Hügel ein gutes Stück über der restlichen Stadt gelegen, trotzdem mussten sie mittlerweile wohl schon weitaus tiefer hinab gestiegen sein als nur bis zur Stadtebene. Die Treppe mündete schließlich in einen hohen, relativ breiten Gang so dass man bequem stehen und sich bewegen konnte. Am Ende des kurzen Ganges befand sich eine schwere Tür aus dunklem Eichenholz, die locker in den grob in Form gemeißelten Stein eingelassen war. Einige Fackeln erhellten alles. ,, Meine Quartiere befinden sich zwar oben im Palast, aber meine gesamte Forschung führe ich hier unten durch“ ,

erklärte Darelto während er die Tür aufzog und gleichzeitig das magische Licht in seiner Hand löschte. ,, Das ist meist.. sicherer so.“ Dahinter lag alles im Dunkeln. Der Zauberer trat, gefolgt von Jaret in den Raum und auf eine Handbewegung flammten ein halbes Dutzend Fackeln in Wandhalterungen auf, die Licht spendeten. Die Kammer selbst bestand unter anderem aus einem Bücherregal mit verstaubten Wälzern. Ein, soweit Jaret das beurteilen konnte, gut ausgestattetes Alchemielabor nahm eine gesamte Seitenwand den Regal gegenüber ein. Glasflaschen in verschiedenen Farben

reihten sich aneinander, teilwiese leer, teilweise mit ihm unbekannten Inhalt. Ein Destillierkolben dampfte über einer kleinen Kerzenflamme, die Ruben wohl ebenfalls entzündet hatte. Jaret wusste es nicht genau zu sagen, aber die langsam darin vor sich hin köchelnde Substanz erinnerte ihn zu sehr an Blut. In der Mitte des Raumes stand ein einfacher Steintisch. Darauf wiederum lag ein einziges Buch, das Jarets Blick sofort auf sich zog. Der Einband war von tiefem schwarz und die Ecken mit abgenutzt wirkenden Goldplättchen beschlagen. ,, Setzt dich ruhig.“

Ruben deutete auf einen Stuhl der an der Wand lehnte. Jaret holte den Stuhl ohne zu zögern. Immer noch fasziniert und gleichzeitig ehrfürchtig sah er sich in der Kammer um. Dann setzte er sich langsam an den Tisch. Eingetrocknete Flecken und mit Wachs und Farbe gemalte Symbole bedeckten die uralt wirkende Oberfläche. Denn was er vormals für Stein gehalten hatte wirkte bei näherer Betrachtung wie Holz… nur dass es durch unzählige Jahre langsam aber sicher zu etwas geworden war, das einem Felsen zum Verwechseln ähnlich

sah. Ruben ließ sich ihm gegenüber nieder. Da waren sie nun also. Der alte , mächtige Zauberer und der von Visionen geplagte Junge ohne Geschichte. Ruben schwieg eine Weile. ,, Nun , Jaret.... beantworte mir doch bitte zunächst ein paar Fragen. Nichts Schwieriges. Ja ?“ , begann er schließlich. Seine Stimme war freundlich aber angespannt. ,, Von mir aus, aber ich...“ ,, ..Weiß nicht mehr viel über meine Vergangenheit?“ , beendete Darelto den Satz für ihn, ,, Ja das habe ich mir gedacht. Die Vision kann Erinnerungen

in manchen Fällen ändern… oder zerstören.“ Den letzten Satz murmelte er so leise, das Jaret ihn kaum Verstand. Aber die Art wie er es sagte machte ihm Angst. ,, Was soll das heißen ?“ ,, Nichts. Oder noch nichts. Erst muss ich sicher sein, vielleicht ist das alles hier nur Zufall.“ Er zuckte mit den Schultern, ,,Aber wenn nicht… dann erklärt das einiges.“ Jaret war sich nicht sicher ob er wirklich Verstand wovon der Zauberer sprach. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. ,, Nun, wie lange hast du diese Visionen

schon ?“ , wollte Ruben wissen, während er das auf dem Tisch liegende Buch nahm und in Richtung des Regals ging. Jaret überlegte einen Moment. ,, Eigentlich schon immer, aber ich glaube vor ein, zwei Jahren hat es dann angefangen ... schlimmer zu werden. Manchmal kommen sie jetzt auch wenn ich wach bin.“ Der Magier stand einen Augenblick unschlüssig vor dem Bücherregal. Das Buch mit dem schwarzen Umschlag war wieder an seinem Platz. ,, Ich frage mich ob..... “, er zog ein anderes Buch mit grauem Einband heraus.

Dessen Seiten so schien es, waren so brüchig und vergilbt, das sie ihm zwischen den Händen zerbröseln konnten. Ruben murmelte kurz etwas und das vergilbte Papier straffte sich sichtlich. Es war nach wie vor nicht neu, aber schein doch um einige Jahre verjüngt zu sein. Mit dem magisch restauriertem Buch in der Hand trat er an den Tisch und legte es Jaret vor die Nase. ,, Kannst du überhaupt lesen ?“ , fragte er hastig, als wäre ihm erst jetzt die Idee gekommen. ,, Ja“ , antwortete Jaret langsam.

Langsam war er sich nicht mehr sicher, ob es eine so gute Idee gewesen war hierher zu kommen. Aber Ruben nickte ihm nur freundlich zu, während er das Buch kurz wieder an sich nahm ,, Es wäre auch nicht schlimm wenn nicht. Nun dann“ , er blätterte das alte Papier durch als Suche er etwas bestimmtes. ,, Kannst du mir sagen was hier steht ?“ Ruben hatte offenbar gefunden was er gesucht hatte. Er legte das Buch wieder vor Jaret hin und deutete mit einem Finger auf die aufgeschlagene Seite. Jaret sah genau hin, aber auf der Seite selbst stand nichts. Zumindest keine

Buchstaben. Nur ein einziges Symbol war darauf gezeichnet worden. Ein strahlenumkränzter Stern , der offenbar mit Blattsilber auf dem Bogen aufgetragen worden war. Die Strahlen selbst schienen stilisierte Schwerter darzustellen. Irgendetwas an der Zeichnung ließ ihn nicht mehr los… Bevor er richtig wusste, was geschah riss ihn ein erneuter Sturm unzusammenhängender Bilder mit sich. Erneut sah er eine ältere Version von sich selbst. Die Gestalt, die gleichzeitig er war stand am Ufer eines Sees. Die Sonne verschwand grade dort wo

das Wasser wieder in Land überging. Das Wasser wirkte im späten Licht wie Blut. Der Mann, der ihm selbst so ähnlich sah blickte in die Ferne, ein Schwert in der Hand. Die andere baumelte nutzlos neben dem Körper. Die Haut schien sich dunkel verfärbt zu haben. Dort am Horizont erhob sich die Silhouette einer Stadt. Eine große Staubwolke stieg in den Himmel und kam langsam auf ihn zu. Ein Vogel trug einen Schrei über das Wasser. Mindestens ein Dutzend schwer gepanzerter Reiter tauchten aus der Wolke auf und hielten weiter ohne langsamer zu werden auf die einsame

Gestalt am Wasser zu. Jaret wurde schlecht vor Angst… das war sein Tot… das konnte nicht sein… Seltsamerweise lächelte sein Visions-ich nur. Und genau in diesem Augenblick zerfiel das Schreckensbild. Langsam sah er vor sich wieder die Kammer unter dem Palast von Seminium. Und Rubens neugierige Augen, die ihn über den Tisch hinweg musterten. ,, Und ? “ Der Zauberer hatte sich zu ihm vorgebeugt und starrte ihm jetzt direkt in die Augen. Du hast etwas gesehen?“ , fragte er als würde er die Antwort schon kennen. ,, Etwas ja “, es hatte keinen Sinn zu

lügen. Auch wenn ihm etwas dazu riet. Das war nicht normal… es war gefährlich. ,, Ich weiß nicht was genau.“ ,, Faszinierend. Junge, du hast eine wirklich seltene Gabe, es sind mir eigentlich nur wenige aufgezeichnete weiterer Fälle in den letzten Tausend Jahren bekannt und davon waren die meisten wohl nur Trickser.“ Jaret war sich nach wie vor nicht sicher, ob er wirklich verstehen wollte wovon der Zauberer redete. Seine Träume, seine Visionen besser gesagt, waren vielleicht ungewöhnlich und erschreckend, aber waren sie für einen Zauberer so wertvoll? Und vor allem… Was waren

sie? Ruben sprach in der Zwischenzeit weiter: ,, Ich mache dir jetzt einen Vorschlag und ich bitte dich gut darüber Nachzudenken: Du erzählst mir alles was du siehst und ich meine damit wirklich alles, dafür dürftest du hier im Palast wohnen. Ich stelle dir Geld, Kleidung, Essen, alles zur Verfügung und alles was du tun musst ist mir erzählen was du siehst, außerdem werde ich dir Beibringen es besser zu kontrollieren. Was meinst du?“ Jaret zögerte. Ein paar seltsame Träume, mehr war es für ihn bisher nicht gewesen. Und manchmal waren sie doch durchaus nützlich geworden. Aber wenn

sich ein Wesen wie Ruben Darelto dafür interessierte.. Jaret wusste nicht ob er Angst haben oder sich glücklich schätzen sollte. Trotzdem brauchte er nicht lange überlegen. Ein Leben auf der Straße eingetauscht gegen eines an diesem Ort, wenn auch sicherlich nur in den Quartieren der Diener? Und alles was er zu tun hätte, wäre von seinen Visionen zu Berichten? Es war keine Entscheidung. ,, Einverstanden “ , sagte Jaret laut. ,, Gut, dann sei Morgen wieder hier, dann Zeige ich dir alles.“ Ruben schien zufrieden zu sein ,, Ach.... bevor ich’s

vergesse , hier.“ Er zog einen schweren Beutel aus seinem Gewand und warf ihn Jaret zu. ,, Das dürfte genug Geld sein, damit du dir was zu Essen und heute Abend ein Zimmer bezahlen kannst. Wenn noch etwas übrig ist empfehle ich dir übrigens etwas neue Kleidung zu kaufen.“ Jaret sah ihn fragend an. Er würde doch kein Geld für Kleider verschwenden, die noch so gut wie neu waren… Ruben schein seine Gedanken wieder lesen zu können oder vielleicht erriet er sie auch nur, denn er sagte: ,, Wir werden wenn alles gut geht Morgen mit dem König sprechen und so,“, der Zauberer deutete auf Jaret , ,,Erweckst

du vielleicht den Falschen Eindruck ,du verstehst ?“ Jaret konnte einen kurzen Augenblick nicht antworten. Welche Überraschung erwartete ihn als nächstes? Es schein fast als hätte es sich Ruben zur Aufgabe gemacht sein ganzes Leben über den Haufen zu werfen. Nicht das Jaret etwas dagegen sagen würde, wenn es damit endete, das er von nun an immer einen trockenen Ort zum Schlafen und etwas zu essen hätte. ,, Ja, aber…“ , er hielt kurz inne. Wollte er wirklich noch mehr antworten? Schließlich gab Jaret sich einen Ruck. Es konnte kaum noch mehr Enthüllungen geben. ,, Eines noch. Etwas das ich

nicht verstehe Woher kommen diese Visionen überhaupt? Was bedeutet das alles?“ ,, Du weißt wirklich nicht was du bist oder ?“ Ruben wirkte amüsiert und grinste breit. ,, Hast du es noch nicht erraten ?“ Er schlug das graue Buch zu, so dass Jaret den Titel lesen konnte Das Buch der Seher und darüber in goldenen Lettern geprägt der Name des Verfassers. Garret Giller. ,, Du bist ein Seher , Kind.“ Und Jaret hatte kurz Gedacht, das ihn jetzt nichts mehr überraschen könnte. Einen Namen dafür zu haben machte es nicht wirklich

besser… Schließlich brachte der Hofzauberer ihn zurück bis zum Zugang des Palastbezirks. Bevor er sich verabschiedete sagte er noch: ,, Ich hoffe du hast nicht vor, mit dem Gold das ich dir gegeben habe einfach zu verschwinden.“ Jaret schüttelte nur den Kopf. Auch wenn die Idee ihren Reiz hatte. ,, Das wäre... ungesund.“ sagte Ruben in bedrohlichem Ton und dann als hätte er ersteres nie erwähnt in völlig normalen freundlichem Tonfall: , Wir sehen uns also Morgen.“ Jaret machte sich langsam auf den

Rückweg in die Gassen und Straßen der Stadt. Es dauerte eine Weile bis ihm wirklich bewusst wurde, was der Zauberer ihm alles offenbart hatte. Ein Seher. Das sollte er also sein? Nach Dareltos Aussage, hatte es neben ihm nur einige weitere Seher gegeben und der letzte sichere davon vor über tausend Jahren gelebt. Und trotzdem beschäftigten sich offensichtlich immer noch Magier mit dem Thema. Wie dieser Giller. Was für seltsame Zufälle. Sein Leben lang, oder zumindest den Teil an den er sich erinnern konnte, hatte er damit zugebracht genau an dem Brunnen Wasser zu holen, der den Mann

darstellte. Jaret fragte sich ob er wohl noch am Leben und ob er tatsächlich der Mann aus seiner Vision gewesen war. Es waren so viele neue Fragen, das er sie sich am liebsten alle aufgeschrieben hätte. Jaret entschied schließlich, dass er Ruben ja Morgen zumindest nach dem Zauberer fragen könnte. Bis dahin hatte er aber noch etwas zu erledigen. Er warf einen Blick in den Beutel den der Hofmagier ihm gegeben hatte und fand tatsächlich Gold darin… Die Münzen waren so groß wie seine geschlossene Faust, als er eine aus dem Beutel zog. Bisher hatte er bestenfalls vergoldetes

Silber oder Kupfer gesehen oder Goldstückchen so klein wie ein Knopf. Allein das Geldstück in seiner Hand war ein Vermögen. Schnell ließ Jaret es wieder verschwinden und suchte einige kleinere Münzen aus dem Beutel bevor er seine Schritte in Richtung eines der Marktplätze der Stadt lenkte. Auf den Märkten konnte man fast alles bekommen, angefangen von einfachen Gebrauchsgegenständen über Goldschmuck und Gewürze bis zu Fellen und Waffen aus so entfernten Ländern wie dem eisigen Raven. Die Marktplätze Seminiums waren

einfache öffentliche Plätze, die den Händlern gegen eine Gebühr zur Verfügung gestellt wurden und keine Extra für den Handel eingeplanten Orte. Jaret selbst hielt sich gerne hier auf. Nicht nur weil er hier leichtes Spiel hatte. Es fiel nicht wirklich auf wenn bei den ganzen Ständen und überladenen Karren mal eine Kleinigkeit verschwand. Er genoss auch das bunte Treiben generell. Trickspieler, Geschichtenerzähler und oftmals auch einfache Reisende aus den entferntesten Winkeln des Kontinents fanden sich hier ein. Der Platz den Jaret nun aufsuchte war eine kreisrunde freie Fläche zwischen

den ansonsten dicht an dicht stehenden Häuserzeilen Seminiums. Die Buden der Händler bildeten eine Art Spirale bis zum Zentrum des Platzes wo sich die Wache einen kleinen Posten eingerichtet hatte um die Übersicht zu behalten. Dieser Organisierte Aufbau war allerdings keine Idee der Händler sondern eine von der Stadt auferlegte Verpflichtung. Zu schnell ging sonst alles im Chaos unter und viel wichtiger, niemand konnte mehr überprüfen wer von den Anwesenden Händlern wirklich eine Lizenz besaß. In der Mitte des Platzes stand eine Statue des Gottes Nundinor des Gottes

des Handels und des Handwerks allerdings auch der Schutzherr der Diebe. Eine ironische Entwicklung wenn man bedachte, dass es meist die Händler waren, die am ehesten unter den kleineren Diebstählen zu leiden hatten. Auf dem Markt angekommen, suchte Jaret einen Stand der Kleidung verkaufte. Es gab hier dutzende davon. Einige verkauften teure gefärbte Stoffe und Seiden aus Hama, der Stadt der Seen, manche wiederum einfaches Leinen, das sie größtenteils an die Schneider Seminiums weiterverkauften. Jaret selbst ging an den Ständen der Seidenhändler vorüber. Er wollte nichts

zu teures. Nein, dachte er. Das stimmte nicht ganz. Er war es nur nicht gewohnt, sich überhaupt etwas neues zuzulegen. Jaret wich einigen mürrisch aussehenden Wachposten aus während er weiterhin einen passenden Stand suchte. Er fand bald einen Händler, der einfache, aber solide Kleidung aus Leinen und Lederwaren anbot. Ein älterer Mann, der mit einigen Münzen herumspielte führte das Geschäft. ,, Was darfs denn sein ?“ , fragte er mit einem Blick auf die abgerissene Gestalt Jarets. Allerdings nicht abwertend, sondern mit einer Spur Mitleid. Umso überraschter war er wohl, das Jaret nicht bloß ein Streuner war, von

denen es in der Stadt mehr als genug gab, sondern tatsächlich ein Kunde. Er sah sich kurz um, entscheid sich dann für ein grob gewebtes aber sauberes Leinenhemd, ein paar, offenbar bereits mehrfach geflickte, Schuhe aus Leder, einen Gürtel und vor allem einen neuen Rucksack. So ungern sich Jaret auch von dem Alten trennte, der geflickte Sack aus Leder und Stoffstreifen war kaum mehr zu gebrauchen. Der Händler legte ihm die Sachen sorgfältig heraus. ,, Ich hoffe du kannst wenigstens mit etwas bezahlen.“ , meinte er. ,, Ich erlass dir die Schuhe wenn…“ ,, Vielen Dank , aber… ich glaube ich

komme klar.“ , meinte Jaret und reichte dem Mann einige kleinere Goldmünzen. Dieser besah sich die Geldstücke einen Moment. ,, Die sehen echt aus.“ ,, Die sind echt.“ , erklärte Jaret. Er könnte wirklich in Schwierigkeiten bekommen, wenn der Mann die Wachen rief. Auch wenn eine Überprüfung das Geld als echt erweisen würde, war es doch sehr ungewöhnlich mit einer solchen Summe herumzulaufen. Besonders für ihn. Der Mann sah sich kurz nach den Wachen um. Jaret seufzte. Schließlich schien der Händler einen Entschluss zu fassen. ,, Ich will gar nicht wissen woher jemand wie du die hat.“ Offenbar

war er damit zufrieden bezahlt zu werden. Jaret packte die Sachen rasch in den neuen Rucksack. Anziehen würde er sie erst Morgen. Jetzt jedoch wollte er sich noch etwas zu Essen besorgen. Es war ein gutes Stück nach Mittag und es schein eine Ewigkeit her zu sein, das er sich mal mehr als eine ordentliche Mahlzeit am Tag hatte erlauben können. Er fand bald einen Stand am Rande des Überlaufenden Marktes der Suppe verkaufte. Eine einfache Brühe aus vermutlich schon mehrfach ausgekochten Knochen, aber immerhin

warm. Nach einem Teller Suppe begann er unschlüssig über den Platz zu laufen. Den Rest des Tages über blieb ihm nicht viel zu tun. Es war erst Mittag, um eine Herberge würde er sich erst heute Abend kümmern müssen. Er hatte keine wirklichen Freunde von denen er sich verabschieden könnte. Eine der Fischerinnen am Fluss vor der Stadt vielleicht. Zumindest hatte ihm die Frau immer mal wieder etwas zu Essen zugesteckt. Er entschied noch einmal zum Stadtbrunnen zu gehen. Der Ort war mittags ein Punkt an dem sich die

Städter trafen um zu tratschen und Neuigkeiten auszutauschen. Gegen Mittag wurde es im Sommer entsetzlich warm und es war eine Wohltat am Rand des Brunnens in dem feinen Sprühnebel der Fontänen zu sitzen und sich so zumindest etwas abzukühlen, den Geschichten der Reisenden und der Wanderhändler, der Soldaten und Adeligen zu lauschen … es waren grade die Abenteuerlustigsten Gestalten, die sich dort versammelten. Jaret hörte gerne den Reisenden zu, die berichteten, wie sie sich in den bergen mit Räubern oder in den Wäldern mit Wölfen und schlimmeren rumschlagen mussten. Er lauschte den Erzählungen

der Soldaten die von der Grenze zurückkehrten und hörte sich ihre Berichte über gefährliche Einsätze an , so behauptete einer von ihnen mit einer ganzen Kompanie einen Bettelmaigier verfolgt zu haben, von der letzten Endes nur er und eine Hand voll Leute übrig blieb um den Zauberer zu richten. Der Rest verwehte nun als Asche im Wind. Bettelmagier war der allgemein übliche Name für Zauberer die als Räuber oder Einsiedler lebten, entweder aus freier Entscheidung zur Einsamkeit oder weil sie keine andere Wahl hatten. Sie waren oft schlecht ausgebildet und die mächtigen Zauberer des Reiches von Arbitrium lachten über diese Wald und

Wiesen Magier, aber für einen normalen Menschen stellten sie wohl trotzdem einem furchterregenden Gegner da. Aber auch unter ihnen gab es einige, vor allem jene die als Einsiedler lebten, welche durchaus mit den Magiern des Reiches mithalten konnten, wenn sie diese nicht sogar in Manchen Disziplinen wie beispielsweise der Heilkunst übertrafen. Denn Reichsmagier wurden von den Akademien vor allem für den Kriegseinsatz ausgebildet. Nichts wirkte abschreckender auf Feinde als eine durch Zauberer unterstützte Armee, waren doch Magier alleine schon eine tödliche Bedrohung und konnten selbst

im Alleingang schnell ganze Schlachtordnungen auseinander treiben. Er lauschte all diesen Gesprächen mit der einfachen Begeisterung eines Kindes. Träumend von den fernen Orten von denen diese weitgereisten Männer und Frauen berichteten. Und dabei kam ihm nun der Gedanke, dass er es nun vielleicht einmal selbst hier raus schaffen würde. Zumindest aus der Stadt und vielleicht sogar bis an die Grenze nach Egarium. Die Zeit verging wie im Flug und so überraschte es ihn, als er sich plötzlich umsah und feststellte, dass bereits der Abend

dämmerte. Der Platz um den Brunnen wurde von der langsam hinter der Stadtmauer versinkenden Sonne in oranges Licht getaucht und die meisten Reisenden waren bereits verschwunden. Vermutlich befanden diese sich bereits in den Gasthäusern Seminiums, wo die Geschichten, beflügelt durch reichlich Bier, wohl noch einmal ein Stück farbiger Ausgemalt werden würden. Jaret hatte trotzdem keine Eile selbst eine Herberge zu finden. Notfalls würde er eben eine letzte Nacht im Freien verbringen müssen. Beinahe hätte er sich auch am liebsten dafür entschiede. Das

Geld würde doch nur erneut zu Fragen führen. Langsam ging er die Hauptstraße hinab in Richtung der weniger reichen Stadteile. Die Herbergen hier in der Nähe des Palastes waren unbezahlbar, selbst mit dem Gold das er noch übrig hatte und er wollte nicht mehr davon ausgeben als für den Augenblick nötig. Schließlich fand er was er gesucht hatte, eine Seitenstraße die ihn in eines der Handwerkerviertel der Stadt bringen würde. Schmiede, Schuster, Möbelmacher und Schneider, aber auch eben Gastwirtschaften, all diese Berufe und Geschäfte ließen sich hier

finden. Diese Bezirke hatten, ähnlich den Armenvierteln, ihre eigenen ungeschriebenen Regeln. Hier waren weder der Adel noch die Armen gerne gesehen. Erstere waren allerdings die häufigsten Kunden, so dass sie so gut wie nichts von den Beschwerden der Handwerker und Händler über Steuerlasten und Kriege mitbekamen. Letztere hingegen, die Bettler und Diebe wurden so schnell es geht vertrieben. Jaret hoffte nur das er damit keine Bekanntschaft machen musste denn noch trug er seine alten Kleider die ihn hier schnell in Schwierigkeiten bringen

könnten. Die Selbstbewussten Bewohner dieses Bezirks achteten aufeinander und miteinander über ihre Geschäfte. Jaret ging die gepflasterte Straße hinab und hielt die Augen nach einer Herberge offen. Die Häuser in diesem Viertel waren aus Holz aber oftmals mit kunstvollem Fachwerk verziert. Meistens handelte es sich dabei um Darstellungen aus dem alltäglichen Leben der Bewohner. Die Darstellung eines Mannes der an einem Amboss arbeitete beispielsweise wies auf einen Schmied hin und das in den Putz gekratzte Bild einer Schere wiederum auf einen

Schneider. Andernorts fanden sich auch in den Putz gekratzte Symbole. Stilisierte Blumen, Tiere aus der Wildnis… Es war umso vieles schöner als die verfallenen Hütten, die Jaret gewohnt war und hatte seinen eigenen Charme. Wenn man ihn vor die Wahl zwischen Palast und einem dieser kleinen aber soliden Hütten gestellt hätte, er hätte wohl die Fachwerkbauten genommen. Langsam ging er weiter Gasthäuser hörte man in Seminium meist bevor man sie sah. Da diese meist auch als Schenke dienten, war das lachen und lallen der Betrunkenen,

besonders wenn es schon später wurde, unverkennbar. Jaret meinte etwas weiter die Straße entlang ein solches Haus zu sehen und vor allem eben zu hören. Er machte sich wenig Gedanken über die Betrunkenen. So viel er im besten Fall weniger auf. Jaret ging die Straße hinab bis er das Gasthaus erreichte. Bevor er jedoch hineingehen konnte, sprach ihn jemand an. ,, Hey, du Junge, was machst du um diese Zeit noch hier draußen ?“ Tatsächlich war es mittlerweile fast vollständig dunkel. Als Jaret sich umdrehte sah er hinter

sich einen Mann mittleren Alters stehen. Er trug eine Lederschürze und ein grob gewebtes Leinenhemd. Offenbar ein Schmied oder vielleicht ein Gerber. ,, Ich suche nur noch einen Schlafplatz“ , antwortete Jaret . Er wollte keinen Ärger bekommen und der Fremde wirkte misstrauisch genug ihm welchen zu machen. ,, Und mit Schlafplatz meinst du nicht zufällig den Pflasterboden ?“ ,fragte der Mann spöttisch mit einem Blick auf Jarets Schuhe und Kleidung. Er hatte doch damit gerechnet, dass ihm das noch Schwierigkeiten bereiten könnte. ,, Ich habe Geld “ , erklärte Jaret, ,, Ich

suche lediglich eine Herberge.“ Er nickte in Richtung der hell erleuchtenden Fenster auf der anderen Straßenseite. ,, Natürlich. Und wem hast du das gestohlen?“ , fragte der Mann. Er wirkte nun allerdings nicht mehr ganz so misstrauisch. ,, Ach ist mir eigentlich auch egal.“ , meinte er schließlich. ,, Wenn du ein Dach über dem Kopf suchst das dich nicht die Welt kostet, aber trotzdem sauber ist versuchst du es am besten bei Luthers Spelunke da vorne.“ Dabei deutete er auf das Haus, zu dem Jaret sowieso schon hatte gehen wollen. ,, Danke “ , rief er noch über die Schulter hinweg, war aber bemüht, so

schnell wie möglich wegzukommen. Sein Glück, so schien es, hatte er heute schon überstrapaziert. ,, Keine Ursache. Ich bin übrigens Warren.“ , rief ihm der Mann hinterher. ,, Pass auf dich auf .Vielleicht sieht man sich ja wieder.“ Jaret hatte die Begegnung schon wenige Meter weiter fast wieder vergessen und sollte lange Zeit nicht mehr an den Schmied denken. Als er die Gaststube betrat interessierte es ihn auch schon nicht mehr. In der Schenke selbst war nicht viel los. Ein paar Tabajaxie saßen zusammen an

einem Tisch und Würfelten, wobei, dachte er, vermutlich keiner Ehrlich blieb. Er bemerkte wie mehr als einmal ein Würfel heimlich unter einer Hand verschwand und ein anderer dafür wieder auftauchte. Auch Jaret war nicht völlig frei von Vorurteilen. Zwei ältere Menschen spielten eine Art Kartenspiel und einige einsame Seelen saßen ihr Bier oder ein Glas Wein vor sich an ihren Tischen und sahen ins Leere. Der Besitzer, bei dem es sich wohl um Luther handelte, stand hinter einem Tresen neben dem eine Treppe ins nächste Stockwerk führte. Er war ein etwas untersetzter, älterer Mann, dessen graue Haare schon licht wurden. Doch

die krumme, offenbar schon mehrfach gebrochene, Nase und die hakenförmige Narbe über seinem linken Auge verrieten dass er sich nicht scheute bei einer Schlägerei dazwischen zu gehen. Er hatte natürlich sofort den Jungen in der abgetragenen Kleidung und dem Rucksack entdeckt. Den ganzen Weg bis zum Tresen musterte er Jaret mit wachen Augen. ,, Zimmer oder Mahlzeit?“ , wollte Luther nur wissen. Sein Tonfall verriet, dass ihm wohl egal war, wer Jaret war, oder was ihn sonst noch hertrieb. ,, Ein Zimmer.“ , sagte Jaret. Die Kneipe machte von Außen zwar einen etwas heruntergekommenen Eindruck, war

innen aber sauber und gepflegt, wenn auch nicht unbedingt neu. Nachdem er dem Wirt ein paar Münzen gegeben hatte, die dieser Wortlos einsteckte, gab der ihm einen Schlüssel und erklärte dann, die Zimmer seien die Treppe hinauf. Sobald Jaret seinen Raum gefunden hatte, legte er sich sofort aufs Bett und schlief, den Kopf noch voller Gedanken, ein.

Kapitel 4 Die Reise

,,Strömungen der Zeit, Winde des Schicksals.. wohin führt ihr mich? Zum Letztlich Unabwendbaren Schicksal ? Ich will mich ihm Stellen.“ Die Ballade des Wanderers Am nächsten Morgen erwachte Jaret erst, als draußen bereits die Sonne durch die niedrigen Fenster seines Zimmers schien. Das Licht blendete ihn im ersten Moment, bevor er sich aufsetzte. Rasch zog Jaret die neuen Sachen an, die er sich besorgt hatte und verstaute die

alten wieder in seinem Rucksack. Dann nahm er den Wanderstab und machte er sich auf, zurück zum Palast. Was immer ihn heute erwartete… er war gespannt darauf. Der Weg durch die Gärten kam ihm dieses Mal bereits weniger unvertraut vor. Blütenstaub in der Luft ließ ihn mehrmals heftig niesen. Jeden Tag die Möglichkeit und die Zeit zu haben unter diesen Bäumen, die teilweise so alt wie die Stadt selbst waren, hindurch zu wandern… er könnte sich nicht sehr viel mehr Wünschen. Ein wenig ungläubig sah er auf die Steinbauten und weitläufigen Grundstücke der Adeligen zurück. Was

ihn gestern gestört hatte, das konnte er nun in klarere Gedanken fassen. Wozu brauchte man solche kleinen Paläste? Sie bauten sich selbst Tempel. Der Gedanke erschreckte ihn selbst. Aber in einem Tempel verehrte man Götter… Hielten sie sich am Ende noch dafür? Für Götter ? Einige Augenblicke später hatte er bereits vergessen warum ihn der Gedanke kurz so sehr beunruhigte, ja regelrecht wütend machte. Die Wache am Tor zum Palastbezirk war wieder der gleiche Mann wie gestern. Der den Ruben mit Dunik angesprochen hatte und welcher ihn Anfangs nicht

hatte durchlassen wollen. Er warf Jaret im Vorbeigehen lediglich einen missgünstigen Blick zu, hielt ihn jedoch nicht auf. Die Androhung des Magiers, ob nun ernstgemeint oder nicht, hatte offenbar Wirkung gezeigt. Diesmal nahm Jaret sich nur wenig Zeit die honigfarbenen Sandsteinbauten und Wirtschaftsgebäude zu bestaunen. Auch an der Statue auf dem Richtplatz lief er eher achtlos vorbei. Ruben stand bereits vor den Palasttoren und Jaret fragte sich, ob der Zauberer wirklich auf ihn gewartet… oder irgendwie gewusst hatte, das er auf dem

Weg war. ,, Jaret schön dich wiederzusehen. Ich hatte schon befürchtet du hättest es dir Überlegt.“ Ruben musterte ihn kurz von oben bis unten. ,,Und wie ich sehe, hast du dir auch neue Kleider besorgt, gut. Die wirst du brauchen.“ Jaret sah ihn Fragend an. Er traute sich noch nicht, einfach zu sprechen ohne dass der Zauberer ihn dazu aufforderte. ,, Nach unserem gestrigen Treffen habe ich dem König von dir erzählt und er möchte dich kennen lernen. “ , antwortete dieser, ohne das Jaret fragen musste. Der König selbst wollte mit ihm

sprechen? , Er wurde erneut etwas misstrauisch. Ruben hatte das zwar bereits angekündigt aber er hatte eigentlich nicht wirklich damit gerechnet. Er war nicht wirklich jemand für den sich ein König interessieren würde. Oder doch ? Ein Seher… Das hatte zumindest der Magier behauptet. ,, Wieso ?“ , wollte Jaret wissen und brach damit sein eigenes Schweigen.. Die Frage war möglicherweise etwas grob gestellt, denn Ruben wirkte plötzlich nicht mehr so entspannt. ,, Nun der König möchte wissen, wen ich als meinen Gehilfen einstelle.“ ,, Gehilfen ? Ich dachte ich sollte

lediglich...“ , begann Jaret verwirrt. ,, Natürlich.“ Der Zauberer ließ ihn nicht ausreden. ,, Ich sagte bereits ich würde dich unterrichten, wie deine Visionen besser zu kontrollieren sind, da ich aber nebenher noch viele andere Aufgaben habe, kannst du mich begleiten und mir zu Hand gehen. Nebenher werde ich dich in der freien Zeit die mir bleibt unterrichten.“ Jaret sah einen Moment zurück zur Stadt und dann wieder zu Ruben. Der alte Zauberer lächelte freundlich, aber seine Augen scheinen dabei kalt zu bleiben. Kalt, mit dem unübersehbaren Feuer der Magie, das dahinter loderte. Jaret fragte sich kurz, wie es

irgendjemand aushalten konnte, diesem Mann länger als ein paar Sekunden in die Augen zu sehen. Oder war nur er es, der diese Macht wahrnahm? Die Kraft zu Heilen… und die Kraft mit einem einzigen Gedanken, einer Laune, zu töten. ,, Und was sagst du?“ Ruben so schien es wollte jetzt und hier seine Endgültige Entscheidung wissen. ,,Immer noch interessiert zu lernen? “ Jaret war einen momentlang zu erstaunt um zu antworten. Er, ein Straßenkind, sollte Helfer einer der mächtigsten Personen in Arbitrium werden. Natürlich hatte Ruben auch ein Interesse an seinen Visionen, berechtigt oder nicht aber… Aber warum nicht ? Konnte er das

Angebot des Magiers überhaupt noch ablehnen? ,, Ich denke ich bin bereit zu lernen.“ , antwortete Jaret schließlich . Für einen Rückzieher war es wohl ohnehin zu spät. Und er wollte auch nicht. Was immer ihn hier erwartete, es konnte nur besser sein, als auf den Straßen auf den Tot zu warten. Ruben zuckte mit den Schultern. ,, Gut dann komm, deine neue Arbeit beginnt ab sofort und der König wartet nicht gerne.“ Der Thronsaal des Palastes nahm von seiner Größe her gut und gerne die Fläche eines ganzen Hauses ein. Und

keiner kleinen Hütte, nicht einmal den einer Schänke. Die ganze Halle wirkte mindestens so hoch und so weitläufig wie einer der kleinen Paläste an der Gartenstraße und doch erhellten die magischen Lichtkugeln, die hier auch von den Decken hingen, den ganzen Saal. Der Boden bestand aus weißem Marmor. Vereinzelte, feine Adern aus hellerem und dunklerem Gestein durchliefen die Platten. In schwarzem Marmor hatte man, genau in der Mitte des Saals, das königliche Wappen eingelassen. Die Sonne Arbitriums. Die Kronen wiederum waren durch kleinere Steine aus Malachit und Lapislazuli gefertigt

worden. Das Marmorne Wappen war so blank poliert, das es das Licht der magischen Kugeln zurückwarf und den ganzen Raum in ein gleißendes, surreales Licht tauchte. Der Raum selbst besaß drei Türen. Eine, die wie Jaret später erfuhr Tür der Bittsteller genannt wurde und durch die sie den Saal betraten war dem Thron genau gegenübergestellt. Dieser wiederum befand sich auf einem leicht erhöhten podest. Die Tür rechst des Throns war für die Adligen reserviert und die Pforte links für Dienstboten. König Avarem von Dynastes saß auf dem Thron an der Rückwand des Raumes,

doch hätte er diesen eigentlich nicht gebraucht. Er beherrschte den Raum allein durch seine Anwesenheit bereits vollkommen. Mit grade einmal etwas mehr als dreißig Wintern und seiner Hochgewachsenen Statur war er jemand, den man auch als Person nicht unterschätzen durfte. Den langen braunen Haaren umrahmten das ernst wirkende Gesicht wie ein dunkler Heiligenschein. Der junge Jaret hätte nicht viel mehr Ehrfurcht empfinden können, wenn da nicht dieses bittere Gefühl gewesen wäre, das er schon auf dem Weg hierher empfunden hatte. ,, Mein Herr“ , sagte Darelto nach einer

Angedeuteten Verbeugung. ,, Ich darf euch Jaret Weißläufer vorstellen, den ich vom heutigen Tag mit eurem Segen meinen Gehilfen nennen möchte.“ Avarem stand langsam auf und trat zu den zwei wartenden hinab in den Saal. ,, Ein Gehilfen sagt ihr ?“, die Stimme des Königs war überraschend scharf. Sie schnitt durch den Raum wie ein Schwert und Jaret erzitterte am ganzen Körper. Ruben hingegen blieb ganz Ruhig und erwiderte: ,, Ja Herr, wir sprachen bereits gestern über ihn und ihr sagtet ihr wolltet ihn gerne vorher sehen. Nun das ist er.“ Der König schien auf einen Schlag weniger

Streng. ,, Nun wenn ich mir den Burschen so ansehe, dann scheint er mir doch ganz vernünftig zu sein. Oder ?“ Jaret wusste nicht genau, was er antworten sollte und nach einigen Sekunden fuhr Avarem fort : ,,Meine Erlaubnis habt ihr. Aber... lasst mich doch kurz allein mit ihm sprechen.“ ,, Allein ? Herr....“, begann Ruben unsicher. ,, Allein, ja und jetzt raus mit euch.“ Die Kälte und strenge war plötzlich wieder da und duldete keinerlei Wiederstand. Plötzlich in die Defensive gezwungen sagte der Zauberer nur: ,, Wie ihr Wünscht.“ , und Verließ den Saal mit

hinter ihm her wehender Robe. Die Mine des Königs hellte sich sichtlich auf als der Magier die Tür hinter sich schloss. ,, Weißt du Junge, ich könnte dir jetzt das gleiche wie jedem sagen. Es ist eine Ehre für die Königsfamilie und deren Untergebene zu arbeiten und der ganze übrige Mist.“ Er lachte kurz, ein Geräusch das wie Donner in dem leeren Saal wiederhallte. Avarems Mine wurde gleich darauf wieder ernst. ,, Ich werde dir aber stattdessen etwas erzählen, dass ich nicht jedem sage.“ Er hielt einen Moment Inne und schien nach Worten zu suchen.

,, Ruben hat mir von deiner, soll ich es Begabung oder Fluch nennen, erzählt. Und ich denke es könnte von Nutzen für uns sein. Sogar sehr von Nutzen.“ ,, Ich glaube nicht, das ich verstehe wieso.“ ,, Die Zukunft zu kennen…“ Jaret musste ihn unterbrechen. Die Zukunft zu kennen, genau das tat er doch nicht. ,, Verzeiht aber… was ich sehe… das kann nicht die Zukunft sein.“ Der König wurde hellhörig. ,, So ?“ ,, Ich meine…“ Jaret suchte nun selbst nach Worten auch wenn ihm klar war, das der König es ihm vielleicht übel nehmen könnte. ,, Ich meine, dass es nicht die einzige Zukunft ist. Es muss

nicht geschehen. Es ist nur…“ ,, Die größte Wahrscheinlichkeit ?“ , fragte Avarem mit einem Grinsen. Einen Teil seines Lebens hatte der König in Dynastes verbracht, wie Jaret schlagartig klar wurde. Unter den Magiern. Vermutlich verstand er mehr von dem, was Jaret ihm sagen wollte, als Jaret selbst. Er nickte deshalb nur. Das traf es wohl am besten. Was immer er sah war nicht festgeschrieben. Das er in der Lage gewesen war, Ruben in der Gasse abzulenken war Beweis genug dafür. ,, Gut genug für mich.“ , meint der König. Sein ernst kehrte schlagartig erneut zurück. Jaret fragte sich, ob

dieser Ernst eine Maske war… oder das sporadisch auftauchende Lächeln. Eines von beidem war in jedem Fall nicht echt. ,, Aber hüte dich vor Darelto, er ist nicht ganz der freundliche alte Mann der er zu sein scheint.“ Bevor er fragen konnte, was Avarem damit meinte sprach dieser weiter: ,,Er plant etwas, das spüre ich, ich weiß nur noch nicht was. Vertrau ihm nicht zu leichtfertig. Und jetzt, geh du hast sicher heute noch anderes zu erledigen. Und ich auch.“ Jaret verbeugte sich und verließ die Halle. Avarem sah ihm einen Augenblick nach, wie jemand, der nicht wusste ob er einen Fehler gemacht hatte.

Jaret jedoch bemerkte es nicht, während er über das Marmorsiegel im Boden trat. Dabei ging ihm ständig durch den Kopf was der König gesagt hatte. Das der Hofzauberer nicht nur aus Nächstenliebe handelte war ihm klar. Aber was König Avarem gemeint hatte, sollte für ihn die nächsten paar Jahre lang ein Rätsel bleiben. Bis der Sturm begann und er sich mittendrin wiederfand. Doch nun begann für ihn ein neues Kapitel. Die erste von vielen Veränderungen in

Jarets Leben als Gehilfe Rubens, war sein Zimmer. Er war es gewohnt in Decken gehüllt auf dem Boden zu schlafen, deshalb kam ihm das Bett das ihm in einer der Gesindekammer zur Verfügung gestellt wurde, wie der größte Luxus vor. Der Raum selbst befand sich in einem Turm des Palasts. Des Weiteren gab es mindestens dreimal am Tag Essen. Wieder etwas, das ihm so ungewohnt war, dass er sich erst daran gewöhnen musste und in der ersten Zeit einfach Mahlzeiten vergaß. Die nächste Neuerung war, dass ihm von Ruben jeden Monat eine, für seine Verhältnisse nicht grade geringe, Summe Geldes zur Verfügung gestellt wurde. Er

konnte sich erst gar nicht vorstellen, dass jemand so viel Geld überhaupt ausgeben konnte. Jaret sollte jedoch schnell herausfinden dass es doch möglich war. Er brauchte sich nur lange genug auf dem Palastgelände und unter den Adeligen umsehen. Die ersten paar Monate seines Lebens im Palast waren davon geprägt, dass er dem Hofzauberer bei seinen verschiedene Tätigkeiten zur Hand ging. Jaret holte Holz für das Feuer der Destille, wenn sich der Magier mit Alchemie beschäftigte oder erledigte auch schon mal die Einkäufe wenn Darelto zu beschäftigt war um selbst Zutaten oder Bücher zu Suchen und zu Erstehen.

Er hörte dem Zauberer genau zu und las so gut wie jedes Buch das er für den Magier besorgte auch selbst. Auch wenn er vieles nicht verstand so lernte er doch schnell und sog das Wissen praktisch wie ein Schwamm auf. Ob es nun magische Theorien waren, die er kaum nachvollziehen konnte, Schriften, die sich mit der Botanik und den Lebewesen der Gegend beschäftigten oder simple alchemistische Formelsammlungen. Bald schon kannte er einige der Wichtigsten alchemistischen Rezepte auswendig und Ruben erlaubte ihm unter seiner Aufsicht selbst einige herzustellen. Die Arbeiten rein magischer Natur ,wie

etwa wenn Ruben Gegenstände für den König verzauberte, waren etwas das der Zauberer allerdings allein tun musste. Solche Verzauberungen zu fertigen war ein langwieriger und gefährlicher Prozess der unter Umständen mehrere Tage dauern konnte und nicht unterbrochen werden durfte. So brachte er dem Hofzauberer unter anderem Essen und Wasser aber auch die Entsprechenden Nachschlagewerke, wenn er sich bei einigen Verzauberungsschritten noch einmal vergewissern wollte. Einmal jedoch ging einer der

empfindlichen magischen Prozesse schief als Jaret sich grade im Raum befand. Der zu verzaubernde Gegenstand, in diesem Fall ein einfacher Silberring, begann in einem gleißenden Licht zu strahlen. Ruben schrie Jaret noch zu er solle machen, dass er aus dem Raum rauskam, als es auch schon zu spät war. Es war der Moment in dem Jaret klar wurde wieso sich die Labore des Zauberers im Gestein tief unter dem Palast befanden. Holzsplitter von der Einrichtung wirbelten im ganzen Saal herum. Die Tür des Labors wurde aus ihren Angeln gerissen und von der Decke lösten sich einige Steinbrocken. Jaret erfuhr später, dass man die Erschütterung selbst oben

im Hof des Palasts noch gespürt hatte. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt aber an diesem Tag verstand Jaret etwas dass er vorher zwar schon gewusst, aber jetzt erst begriffen hatte. Magie war Macht. Und in den falschen Händen unglaublich zerstörerisch. In der wenigen freien Zeit die ihm blieb und die Ruben nicht mit Schlafen oder Essen verbrachte, arbeitete er mit Jaret. Er stellte ihm verschiedene Fragen über

seine Vergangenheit, die Jaret aufgrund seiner Lückenhaften Erinnerung größtenteils nicht beantworten konnte. Ruben äußerte auch die Vermutung, dass dies möglicherweise mit seiner Seher-Begabung zusammen hing. ,, Wieso ?“ , wollte Jaret wissen. Er war damals gut 2 Jahre im Palast und hatte sich in dieser Zeit schon ein paar der Bücher und Schriften Rubens zu verschiedensten Themen angeeignet. Aber in nichts davon hatte er wirklich einen Hinweis auf so etwas gefunden. ,, Es scheint mir plausibel.“ , meinte der Magier nur. ,, Aber wenn du es wissen willst,, ich vermute, die Sehergabe erstreckt sich nicht nur einfach auf.

Vergangenheit und Zukunft und Gegenwart. Ich glaube sie kann dich auch beeinflussen… lenken wenn du so willst. Sie ist…“ Ruben schien das erste Mal unsicher zu werden. ,, Nun man könnte wohl sagen ein lebendiges Wesen. Wie die gesamte Magie.“ Er erläuterte nicht weiter, was er damit meinte, aber Jaret glaubte es zu verstehen. Seine Visionen hatten mit der Zeit immer mehr Launisches an sich. Er konnte längst nicht mehr darauf hoffen, dass sie nur im Schlaf zuschlugen, vor allem da Ruben ihm erneut einige Seiten aus dem Buch des Sehers zeigte. Fasziniert stellte Jaret fest, dass auf

jeder Seite ein anderes Symbol war. Pentagramme, Mandalas aus wirren Muster, Quadrate und Schlangenlinien die keine wirkliche Form zu haben schienen. Aber auch schlichte Symbole wie das Sternenzeichen welches Ruben ihm als erstes gezeigt hatte. Und jedes einzelne löste eine Vision aus. Mal sah er Dinge die ihn Ängstigten, mal Dinge über die er sich freute, doch er merkte auch, dass einige Visionen schnell wieder aus seinem Gedächtnis verschwanden während sich andere unauslöschbar einprägten. Der Zauberer äußerte die Vermutung, dass die Visionen die er wieder Vergaß vielleicht Dinge zeigten die erst in ferner Zukunft

geschehen würden oder schon geschehen waren und demzufolge als Unwichtig abgetan wurden und jene welche er sich behielt in der näheren Zukunft eintreffen würden. Es war unmöglich es nachzuprüfen, denn von den Visionen die er aus dem Buch erhielt, handelte keine von ihm selbst oder jemanden den er kannte. Ruben wies ihn trotzdem an jede Vision in ein kleines Buch, das er ab da an meist bei sich trug, aufzuschreiben. Als Jaret daraufhin verschämt zugeben musste das er zwar Lesen konnte aber nie schreiben gelernt hatte, begann Ruben ihn auch darin zu unterrichten, wenn er die Zeit fand. Auch lehrte Ruben

ihn, wie er, wie der Zauberer es nannte, seinen Geist öffnen oder abzuschotten konnte. Indem man seine Aufmerksamkeit auf einfach alles um sich herum lenken und somit seine Wahrnehmung erweiterte und er zeigte ihm auch wie man sich ,indem man an Unwichtige Dinge dachte oder auch einfach im Kopf zählte, sich schlicht selbst ablenkte, seinen Geist vor anderen verschloss. Warum der Zauberer ihm dies beibrachte leuchtete Jaret sofort ein, denn er hatte inzwischen erkannt, dass seine Visionen, außer wenn er schlief, größtenteils Visuell ausgelöst wurden. Das Buch war Beweis genug

dafür. Durch die Methode sich einfach auf alles gleichzeitig zu konzentrieren, fiel es ihm leichter, genau das herbeizuführen und die Auslösung einer Vision geradezu steuern zu können. Es war ihm bereits einige Male gelungen eine Vision in diesem Zustand herbeizuzwingen. Jaret hatte sich einfach auf ein Buch konzentriert, dass Ruben am Vortag gelesen hatte. Tatsächlich dauerte es nur wenige Sekunden, bis die Welt in einem Wirbel aus Bildern verschwand. Er hatte vor sich Ruben gesehen, wie dieser, das Buch in der Hand auf einem Sessel saß und las.

Danach war es ihm noch ein paar Mal gelungen, aber meistens kamen die Visionen immer noch zufällig und unkontrolliert. Außer wenn er das genaue Gegenteil tat und seinen Verstand verschloss. Dann hatte Jaret, wie er schnell merkte, zwar immer noch Visionen allerdings weniger und er konnte diese nicht im geringsten Beeinflussen. Es war praktisch so, als wäre seine Begabung betäubt. Ein angenehmer Nebeneffektdieser Methode war, dass es Ruben überhaupt nicht mehr möglich schien festzustellen ob er log oder nicht. Er hatte nichts gegen den Hofzauberer, betrachtete ihn sogar als seinen Retter, gewöhnte sich aber

trotzdem bald an bei allen Gesprächen mit Ruben seinen Geist zu blockieren. Ob der Magier merkte dass er ausgesperrt wurde oder nicht erfuhr der Junge allerdings nie. Alle paar Wochen ging Ruben im Auftrag des Königs oder auch privat auf Reisen. Meistens blieb Jaret während solcher Reisen allein im Palast zurück. Er übte dann mit dem Buch des Sehers. Oft Schlug er die Seite mit dem Symbol auf, das Ruben ihm ganz am Anfang gezeigt hatte. Der Stern innerhalb eines Mondes, dessen Strahlen in Schwertern ausliefen.

Diese Seite war, wie er gemerkt hatte, die einzige die bisher eine Vision seiner eigenen Zukunft ausgelöst hatte. Aber so sehr er sich auch konzentrierte, er schaffte es nicht eine weitere Vision herbeizuzwingen. Ansonsten waren diese Zeiträume während der Reisen des Zauberers meist unglaublich langweilig. Jaret hatte sich daran gewöhnt, praktisch jeden Tag mit Magie und Rubens Forschung zu tun zu haben und seine anfängliche Angst war viel mehr zur Faszination geworden. Nur ein einziges Mal nahm Ruben ihn auf eine seiner Reisen mit. Und es wäre fast sein Tod gewesen.

Er erläuterte nicht, warum Jaret ausgerechnet bei dieser speziellen Reise dabei sein sollte, doch als er Jaret fragte ob dieser ihn begleiten wolle, sagte er sofort ja. Es war besser, als sich in Seminium zu langweilen. Und Jaret wollte raus. Aus der Stadt aber am besten vielleicht noch weiter. Der Zauberer plante eine Reise nach Erane eine kleine Stadt etwa drei Tagesreisen von Seminium entfernt. Das war in Jarets fünftem Jahr im Palast. Mittlerweile erinnerte kaum mehr etwas an den Straßenjungen, der eines Tages das Pech oder das Glück hatte, dem

Hofzauberer aufzufallen. Sie brachen in aller frühe von Seminium aus auf und hofften an diesem Tag noch bis zu einem kleinen Dorf zu kommen, dass Ruben schon früher besucht hatte. Das würde ihnen Ersparen irgendwo im freien ihr Lager aufschlagen zu müssen. Der Weg führte, nachdem sie die offene Gegend um Seminium herum hinter sich gelassen hatten, vor allem durch die Wälder Arbitriums, welche das Land von Arbitrium wie ein Gürtel in zwei Teile schnitten. Auf der einen Seite Seminium und Dynastes, auf der anderen Erane und die übrigen Städte. Soweit Jaret sehen konnte gab es nur

kühle Schatten und Bäume. Was sich alles unter diesem endlosen dunklen Blätterdach verbergen konnte… Einen Moment glaubte er, über den Bäumen zu schweben, ein endloses Meer aus Grünschattierungen unter sich. Es war keine Vision, nur ein Gedanke, der Jaret einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er zog den grauen Mantel den er trug etwas enger um sich. Wenn er zu Ruben sah befand er sich nun fast auf Augenhöhe mit dem Mann. Wie Zeit vergehen konnte… Eine Pfütze auf der Straße warf sein Spiegelbild zurück und was er sah war keine ausgezehrte Gestalt mehr. Die schwarzen Haare fielen ihm in wirren

Strähnen ins Gesicht und zwei wache, blaue Augen starrten zurück. Später am selben Tag begann es zu regnen, aber nur wenige Tropfen fanden ihren Weg unter das Laubwerk hindurch. Da es auf der Reise durch die dichten Wälder zwischen Erane und Seminium nichts anderes zu tun gab, versuchte Jaret ein Gespräch mit Ruben anzufangen. Der Zauberer war jedoch ungewöhnlich Schweigsam und schien über sich über Irgendetwas zu Sorgen. Jaret seufzte und sprach ihn darauf an. Er war es mittlerweile gewohnt, dass Ruben seine Geheimnisse hatte und selten darüber Auskünfte gab.

,, Nur so ein Gefühl“ , sagte dieser. ,, Aber nimm lieber das hier.“ Mit diesen Worten griff der Magier unter den purpurnen Reisemantel den er trug und holte einen Dolch aus seinem Gürtel. ,, Rechnest du mit Ärger ?“ , fragte Jaret dem jetzt selbst mulmig wurde. Er war alt genug um zu wissen, dass es auf dieser Welt Dinge gab denen man besser aus dem Weg ging. Er hatte es früh genug erfahren. Jaret umklammerte mit einer Hand seinen alten Wanderstab und mit der anderen das Messer das nun an seiner Hüfte hing. ,, Sagen wir einfach, wenn es Ärger gibt ist mir wohler wenn du nicht ganz

wehrlos bist. Dieser Abschnitt unserer Reise ist nicht ganz ungefährlich.“ Mit diesen Worten setzten sie ihre, nun schweigsame, Reise fort. Nach einer Weile stellte Jaret eine Frage, die er die letzten Jahre mit sich herumgetragen aber beinahe vergessen hatte. ,, Wer ist eigentlich Gerret Giller ? Der Zauberer der das Buch geschrieben hat?“ Ruben dachte einen Moment nach, bevor er antwortete: ,, Er hat die Gemeinschaft der Magier vor vielen Jahren verlassen. Sagt dir der Begriff Bettelmagier etwas?“ Jaret nickte. ,,Nun er hat sich als Eremit abgesondert. Ich habe in den letzten 20 Jahren nicht viel von ihm gehört, außer

dass er sich in einer Hütte in den Bergen nördlich der Stadt niedergelassen hatte.“ ,, Seit ihr ihm je begegnet ?“ Wieder schien Ruben einen Moment überlegen zu müssen. ,, Wir haben uns gekannt aber, sagen wir mal unsere Ansichten unterschieden sich grundlegend. Er war… ist vermutlich immer noch, ein Koryphäe was magisch inspirierte Muster und Pfade angeht. Eine ziemlich interessante, aber außer für Seher wohl recht nutzlose Disziplin. Für Magier gibt es genug andere Möglichkeiten, ihre Konzentration für Zauber zu fokussieren.“ Sie kamen jetzt an eine Stelle, wo die Straße in einen Hohlweg führte. Hänge

ragten links und rechts der Straße auf und formten so einen schlecht einsehbaren Hohlweg. Irgendetwas daran ließ Jaret unruhig werden, ohne das er zu sagen gewusst hätte warum. Dann passierte es. Ein Sturm von Bildern und Jaret sah vor sich mehrere Männer aus dem Wald am Ende des Hohlwegs stürmen. SO plötzlich wie sie gekommen war, war die Vision auch schon wieder zu Ende. Noch bevor sich seine Sicht wieder Normalisierte rief er: ,, Passt auf!“ Keinen Moment später sprang der erste Bandit aus dem Dickicht. Sie hatten offensichtlich dort gelauert

und auf Reisende gewartet die ein leichtes Ziel abgeben würden. Nun da hatten sie sich verrechnet. Ruben riss eine Hand hoch. Eine Feuerwand jagte auf den Angreifer zu , einen Wirbelwind aus brennenden Blättern hinter sich her zerrend und hüllte diesen ein . Innerhalb von Sekunden blieb nur Asche übrig. Die Nächsten Fremden, die aus dem Wald auftauchten wurde von einem Blitz gefällt, als der Magier eine Faust Richtung Himmel streckte. Der Lärm war ohrenbetäubend und brachte den Bode unter ihnen zum

Zittern. Doch während Ruben sich mit seiner Magie zur Wehr setzen konnte, hatte Jaret nur das Messer und seinen Wanderstab. Er sah sich rasch um, denn auch vom anderen Ende des Weges stürmten nun Banditen heran. Sie saßen in der Falle.

Kapitel 5 Das Buch

 

,, Und die Himmel sollten drei Tage weinen. Als am vierten wieder die Sonne schien schwamm immer noch alles in Blut. Der Sieg hatte seinen Preis gefordert. Und das Buch blieb verschwunden. Gottlose Magie gebunden in Pergament und Leder. Verbrennt es solltet ihr es finden.“ Chronik über die Magierkriege

Der erste Bandit der auf Jaret zurannte hielt ihn offensichtlich nicht für eine wirkliche Bedrohung und versuchte einfach an ihm vorbeizulaufen. Das war ein Fehler. Jaret holte mit dem Messer aus und schickte den Mann mit einer klaffenden Bauchwunde zu Boden. Er hatte es, auch in seiner Zeit auf der Straße, immer vorgezogen Kämpfe zu vermeiden. Doch in Situationen wie dieser, wenn ihm keine andere Wahl blieb, zögerte er nicht eine Sekunde. Auch wenn ihm leicht Übel wurde, als er das Blut auf der Klinge betrachtete. Die Banditen, nun Vorsichtiger geworden, bildeten langsam einen Kreis um ihn.

Entweder hofften sie ihren Gefährten, die Ruben mit Leichtigkeit dezimierte, schnell zur Hilfe eilen, oder zu fliehen. Jaret, der wusste, dass er gegen die Übermacht keine Chance hatte, wollte ihnen die Sache wenigstens nicht zu leicht machen. Er schleuderte sein Messer und traf einen der Banditen direkt in die Brust. Im nächsten Moment griff ihn einer der Männer aus dem Rücken an. Jaret wusste nicht, woher er wusste, das sein Gegner da war, aber er wirbelte sofort herum und wehrte mit dem Stab einen Schwerthieb ab, der ihn ansonsten geköpft hätte.

Das Holz hielt dem Schlag zwar stand, aber Jaret stolperte unter der Wucht des Angriffs mehrere Schritte zurück. Sofort setzte der Bandit nach, aber Jaret konnte den Hieb erneut in letzter Sekunde parieren. Die Zeit schien kurz stillzustehen. Er hatte gewusst, was sein Gegner tun würde. Wie in einer Vision, aber direkter… Die übrigen Banditen hielten sich wohl fürs erste zurück und wollten wohl abwarten, wie sich ihr Gefährte schlug. Der Mann schien jetzt langsam wütend zu werden und stürmte auf ihn zu. Jaret gelang es geradeso zur Seite zu springen

und ließ den Stab gegen den Kopf seines Gegners krachen. Dieser war durch den Schlag kurz desorientiert und begann einfach wild mit dem Schwert um sich zu schlagen, so dass er Jaret beinahe erneut getroffen hätte. Beinahe… Als dieser schon grade mit seinem Leben abschließen wollte, blieb der Bandit plötzlich wie erstarrt stehen. Dann wurde er in die Höhe geschleudert und prallte mit unvorstellbarer Gewalt wieder auf dem Boden auf. Jaret konnte seine Knochen splittern hören. Ein wütender Ruben Darelto tauchte neben ihm auf. Hinter ihm qualmten noch die Überreste von mindestens einem

Dutzend weiterer Banditen. ,, Verschwindet!“ , rief er den Männern zu. ,, Oder ihr Endet wie eure Gefährten.“ Die Räuber schienen einen Moment unentschlossen, doch dann gab der erste von ihnen Fersengeld. Die anderen blieben noch einen Moment unschlüssig stehen. Ruben hob nur eine Hand. Endlich gaben auch die übrigen Fersengeld. Nachdem auch der letzte der Männer im Wald verschwunden war, kniete er sich neben Jaret und fragte besorgt: ,, Bist du in Ordnung?“ ,, Ja“ antwortete Jaret mit, zu seiner eigenen Überraschung, nur leicht

zitternder Stimme, ,, ich denke schon.“. Das war knapp gewesen. Nicht nur einfach knapp. Eine Sekunde später und er wäre tatsächlich tot gewesen. Auch wenn ihn seine Gabe offenbar vor dem ersten Angriff geschützt hatte. ,, Hier trink das.“ , Ruben holte eine kleine Flasche aus Metall aus seiner Tasche und gab ein paar Tropfen einer dunkelgrünen Flüssigkeit in Jarets Wasserbeutel. Es roch stark nach Minze und Kamille. Nachdem Jaret einen Schluck getrunken hatte, fühlte er sich tatsächlich schon etwas besser und vor allen Dingen ruhiger. Vielleicht Wermut oder etwas ähnlich

beruhigendes überlegte der Seher. ,, Das war viel zu knapp.“ , erklärte er, auch wenn der Schrecken der ersten Sekunde nicht mehr auf ihm lastete. Mit einem Blick auf die zwei Banditen die Jaret getötet hatte sagte Ruben: ,, Nun ich denke diese Burschen haben weniger Glück gehabt als du. Gut gemacht.“ Jaret nickte lediglich. Er spürte keinen Stolz dabei für den Tot von zwei Menschen verantwortlich zu sein. Selbst wenn man ihm keine Wahl gelassen hatte. Der Zauberer zuckte mit den Schultern. ,, Wir sollten weiter.“ Nach diesem Zwischenfall setzten sie

ihre Reise ohne weitere Unterbrechungen fort. Gegen Abend gingen die Wälder etwas zurück und wurden Lichter, so dass sie vor sich ein kleines Dorf wahrnehmen konnten. Jaret sah über die kleine Ansammlung strohgedeckter Hütten. Ein gewaltiger Holzmeiler in der Mitte der Siedlung ließ ihn vermuten, dass hier wohl Holzkohle aus den umgebenden Wäldern gewonnen wurde. Ansonsten entdeckte er nichts bemerkenswertes, während er dem Zauberer folgte. Das Dorf verfügte auch über ein kleines Gasthaus, in dem die zwei Reisenden

sich für diese Nacht einquartieren wollten. Der Wirt, offenbar ein alter Bekannter von Ruben, hatte extra die, wie er es nannte,, besten Zimmer“ für die beiden reserviert. Was mehr oder weniger hieß, das er zwei andere Gäste vor die Tür setzte. Jaret wollte schon dagegen protestieren, als Ruben den beiden unglücklichen zumindest etwas Geld zusteckte. Die zwei besten Zimmer erwiesen sich allerdings als einfache Verschläge mit strohgefüllten Betten, waren aber sauber und Rochen angenehm nach dem Heu in den Matratzen. Die Gedanken an den Überfall ließen

Jaret lange Zeit nicht einschlafen. Er hatte gewusst, was der Bandit tun würde. Und er hatte beinahe instinktiv darauf reagiert. Langsam glaubte er Ruben mehr und mehr wenn dieser Behauptete seine Gabe sei eher ein eigenständiges Wesen als ein bloßes Phänomen. Am nächsten Morgen setzten sie ihre Reise fort. Sie ließen an diesem Tag den Wald hinter sich und erreichten die ausgedehnten Felder die das Kernland von Arbitrium charakterisierten. Es war Hochsommer und die Felder standen volle mit goldgelber Gerste. Jaret konnte die Höfe der Pächter in der

Ferne erkennen. Sie wirkten wie Inseln in einem Goldenen Meer aus sich im Wind wiegenden Halmen. Die vereinzelten Wolken am Himmel warfen ein Mosaik aus Licht und Schatten auf die Landschaft. ,, Es ist schön hier.“ , meinte Jaret nach einer Weile. ,, Die Kornkammer des Reichs von Arbitrium.“ , erklärte Ruben ihm. ,, Fast alles Getreide was man in Seminium oder Dynastes findet stammt letztlich von hier. Man merkt sofort, wenn es mal einen schlechte Ernte gab.“ ,, Wieso ?“ ,, Das kannst du dir doch denken, die Preise steigen praktisch ins

unermessliche. Vor fünfzig Jahren, das war während des letzte Krieges mit Egarium, hat eine einzige schlechte Ernte dafür gesorgt, das fast die halbe Bevölkerung von Erane verhungert ist. Von den Folgen für die übrigen Städte mal ganz zu schweigen.“ ,, Dann ist das gesamte Reich von Erane abhängig ?“ ,, Mehr oder weniger. Und du wirst feststellen, dass man das auch sieht, sobald wir da sind.“ ,, Verleiht das dem Fürsten von Erane nicht Macht über den König ?“ Ruben lachte. ,, Du bist klug. Vielleicht etwas zu klug Jaret. Das Land selbst gehört selbstverständlich dem Fürsten

dieser Region, doch verpachtete dieser es weiter an Kleinbauern welche das Land bestellten und von den Erträgen die Pacht und ihren Lebensunterhalt bezahlen können. Und sie entschieden, an wen das Korn geht. Zumindest meistens.,, Wieso meistens ?“ ,, Manche der Höfe gehören wohl auch Hörigen Bauern und Knechten, aber vielen hier ist ihre Freiheit wichtiger als der Schutz durch den Fürsten von Erane.“ Auch wenn Banditen wie die denen Ruben und er begegnet waren sicher Ärger machen konnten, dachte Jaret. ,, Und der Fürst wagt es auch gar nicht , mehr Bauern unter seine Kontrolle zu

bringen. Eine solche Monopolstellung… nun der König würde sich in seiner Macht bedroht sehen und handeln.“ Jaret beunruhigte der Gedanke. ,, Sind wird deshalb auf dem Weg nach Erane ?“ ,, Nein, das hat… andere Gründe.“ ,, Welche ?“ Jaret hatte sich lange genug in Geduld geübt und hoffte, endlich antworten von dem Magier zu bekommen. ,, Ich erkläre es dir wenn wir Erane erreichen.“ Er sah kurz zum Himmel. Auch wenn die Sonne grade im Zenit stand würden sie die Stadt heute nicht mehr erreichen. ,, Ich hoffe, wir finden einen Bauern der uns

aufnimmt.“ Bei Dämmerung fanden sie dann auch einen Hof, auf dem sie willkommen waren. Das Gehöft selbst bestand aus einem Haus, in dem der Pächter mit seiner Familie wohnte, einer kleinen Scheune und dem etwas abgelegen liegendem Gästehaus, wo sie übernachten würden. Der Bauer ließ es sich nicht nehmen, sie auch gleich noch zum Abendessen einzuladen. Was Jaret auch auf das doch ziemlich großzügig ausgefallen Entgelt zurückführte, das Ruben gezahlt hatte. ,, Darf ich fragen, wohin ihr unterwegs seit ?“ , wollte er wissen, sobald seine

Gäste Platz genommen hatten. Seine Frau war derweil beschäftigt, die zwei Kinder der Familie ruhig zu halten. Vermutlich war den beiden Leuten durchaus klar, wer der in eine rote Robe gekleidete Mann an ihrem Tisch war. Oder sie vermuteten es zumindest. Und ihre zwei Kinder sahen mit unverhohlener Neugier zu dem Magier und seinem Begleiter auf. ,, Nun“ , begann Ruben, ,, wir sind unterwegs nach Erane. Was unsere Ziele angeht, ihr werdet verstehen wenn ich darüber schweigen will.“ Jaret war überrascht das Ruben sich immer noch nicht dazu Äußern wollte, was er denn eigentlich in Erane wollte

und warum Jaret ihn diesmal begleiten sollte. Doch ihre Gastgeber stellten keine weiteren Fragen. Der gesamte restliche Abend verlief vor allem Schweigend, während Jaret versuchte wenigstens etwas von der dünnen Brotsuppe herunter zu bringen. Er hatte schon schlimmeres gegessen, als wässrige Suppe. Seltsam, das man das so leicht vergessen konnte. Aber das war es nicht, was ihm zu schaffen machte. Es waren seine eigenen Gedanken. Wieso machte Ruben nach wie vor ein solches Geheimnis aus der ganzen Sache? Einen kurzen Moment überlegte er, ob er seien Gabe benutzen könnte um es

herauszufinden Er wollte dem Zauberer jedoch nicht nachspionieren und genau das wäre es. Schließlich stand er auf und legte sich schlafen. Am nächsten Nachmittag erreichten sie endlich die Stadt Erane. Erane war zwar im vergleich zu Seminium klein, hatte aber durch seine Strategisch wichtige Position als Wachfeste über die Felder Arbitriums eine fast dreimal stärkere Garnison.

Nun verstand Jaret auch was Ruben gemeint hatte. Man sah sofort, dass die Stadt wichtig war. Die Mauern ragten Turmhoch in den Himmel und waren so Breit, dass ein Ochsenkarren bequem darauf stehen könnte während rechts und links noch genug Platz für Fußgänger gewesen wäre. Hinzu kamen dutzende von Türmen, welche die gewaltigen Steinwälle überragten und ein zweite innere Barriere, welche die eigentliche Festungsanlage umspannte. Als sie die Tore passierten wurde Jaret die Dimension der Außenmauern erst

richtig klar. Es war kein einfacher Durchgang sondern schon fast ein Tunnel, der selbst tagsüber von Fackeln erleuchtet werden musste. Die Torflügel selbst waren leicht so hoch wie ein Haus und so breit wie Jaret selbst. Er fragte sich, ob es überhaupt einer Armee möglich wäre, eine Stadt wie diese jemals einzunehmen. Wohl nicht solange sie noch Vorräte hatte. Auch der Baustil der Gebäude im inneren verstärkte den Eindruck einer Stadt, die man nicht einfach einnehmen konnte. Die Straßen waren das reinste Labyrinth. Zwar war auch Seminium nicht grade

nach einem einheitlichen Muster erbaut worden, aber wenigstens gab es die großen Hauptstraßen, an denen man sich orientieren konnte. Hier hingegen schein alles kreuz und quer zu verlaufen. Eine Kurve nach rechts führte im nächsten Moment zurück nach links, grade Straßen endeten an Gebäudefassaden und in Sackgassen. Jaret hätte sich wohl schnell verlaufen, wenn Ruben sich nicht ausgekannt hätte. ,, Was genau…“ Der Magier ließ ihn nicht ausreden. ,, Später.“ Er wirkte angespannt, bleich, als ob er jeden Moment damit rechnete, dass ihn aus den dunkler werdenden Gassen etwas

ansprang. Schließlich jedoch erreichten sie lediglich ein kleines Gasthaus, das an dem zweiten inneren Wall lag. Durch die Fenster drang Licht auf die mittlerweile völlig im Dunkeln liegenden Straßen. Jaret konnte nicht anders als erneut zu fragen. ,, Was suchen wir hier ?“ Langsam kam ihm das Ganze nicht mehr geheuer vor. Ruben antwortete nicht, sondern bedeutete ihm nur ihm ins Innere zu folgen. In der Schänke war es relativ voll. Mehr als fünfzig Personen verteilten sich auf die verschiedenen Tische und Plätze. Manche standen auch und sahen nach draußen auf die Straße. Somit beachtete die zwei Fremden

Neuankömmlinge auch niemand besonders. ,, Zwei Zimmer.“ , reif Ruben nur im Vorbeigehen dem Wirt zu. Einige Münzen wechselten den Besitzer, bevor sie sich schließlich an einen freien Platz möglichst weit weg von den restlichen Besuchern setzten. Und hier erzählte Ruben was er in Erane suchte und wiedereinmal veränderte der Kiesel des Schicksals den Fluss der Ereignisse, die Fallrichtung eines Baumes, in die Vorbestimmte Bahn. ,, Also“ , begann Ruben. Er sah sich einen Moment über die Schulter um, ob sie niemand belauschte. Das jemand

zumindest Fetzen ihres Gesprächs mitbekam ließ sich in dem überfüllten Raum jedoch kaum vermeiden. ,, Du hast dich sicher schon gefragt, was ich eigentlich hier will und warum du mich diesmal begleiten solltest , oder ?“ Jaret nickte. ,, Ich habe mir schon gedacht das ihr mich nicht ohne Grund mitgenommen habt. Die naheliegest Vermutung ist wohl… das es etwas mit meinen Visionen zu tun hat.“ Ruben lächelte. ,, Ein heller Kopf ist der Fluch jedes Geheimniskrämers. Ich hätte es dir vielleicht schon in Seminium erklären sollen. Nun denn.“ jetzt wurden seine Gesichtszüge wieder ernst, fast meinte Jaret Ruben hätte... konnte es

Angst sein? Wovor könnt ein Magier schon Angst haben? ,, In dieser Stadt existiert ein Buch.“ , begann er zu erklären, ,, Ich weiß, dass es hier sein muss, aber nicht genau wo und ich hoffe das wir es mit deiner Hilfe aufspüren können.“ Das war nichts ganz ungewöhnliches für Jaret. Er hatte des Öfteren für Ruben Schriften und auch Bücher besorgt, nur meist entweder aus den Bibliotheken des Palastes, aus der Privatsammlung des Zauberers oder eben von den verschiedenen Händler Seminiums, die Antiquitäten und besondere Schriftstücke verkauften. Aber das sie es erst finden mussten, war

neu. ,, Ich habe“, dabei griff Ruben in eine Ledertasche die an seinem Gürtel hing, ,, hier eine Zeichnung davon.“ Mit diesen Worten legte er ein altes vergilbtes Blatt Pergament auf den Tisch. Jaret zog das Papier zu sich herüber und warf einen ersten Blick darauf. Darauf befand sich lediglich eine grob gemachte Zeichnung. Die Vorderseite eines Buches, wie Ruben gesagt hatte. Zumindest erinnerte Jaret das rechteckige Gebilde daran. Die Farbe war ein verwaschenes dunkelrot, fast wie Blut das an den

Rändern in ein helleres Rot überging, vermutlich vom Alter ausgebleicht. Zumindest hoffte Jaret das, denn die ausgewaschene Fläche erinnerte ihn irgendwie an ein offen stehendes Auge. ,, Was genau ist es ?“ , wollte er wissen. ,, Wir suchen kein einfaches Buch oder ?“ Ruben wirkte mittlerweile wieder etwas entspannter, auch wenn er immer noch alle paar Minuten nervös über die Schulter schaute. ,, Das Buch das wir suchen ist alt, fast so alt wie das Reich von Arbitrium und das sind immerhin Rund Tausend Jahre. Vielleicht auch ein paar mehr. Das war auch etwa der Zeitraum, in dem der letzte

mir mit Sicherheit bekannte Seher lebte. Dessen Geschichte hängt mit eben diesem Schriftstück zusammen.“ ,, Wie genau ?“ Ruben zuckte mit den Schultern. ,, Es gibt nicht mehr viele Aufzeichnungen, ich kann dir also nur erzählen, was ich sicher weiß… oder vermute.“ Der Zauberer räusperte sich kurz, bevor er weitersprach: ,, Der erste Seher, dein Vorgänger wenn man so will, sein Name war Varis Galeron. Über sein frühes Leben gibt es praktisch keine Informationen mehr und ich glaube auch nicht, dass das noch wichtig ist. Er nutzte seine Gabe um den Leuten zu helfen. Um sie vor Überfällen oder

Naturkatastrophen zu warnen zum Beispiel. Es gibt einige alte Berichte, dass er mehrere Städte vor der Zerstörung durch ein Erdbeben warnte. Natürlich glaubten ihm nicht alle, aber viele konnten rechtzeitig fliehen, bevor alles in sich zusammen stürzte.“ ,, Klingt als hätte er das Beste aus seinen Fähigkeiten gemacht.“ , meinte Jaret. Aber verpflichtete einen seine Gabe nicht zu helfen? Wenn man die Möglichkeit hatte, das Schicksal zu betrügen, war man dann nicht dazu gezwungen? ,, Die Menschen dieser drei Städte waren ihm so Dankbar, dass sie ihn letztlich zu ihrem Fürsten machten.“ , fuhr Ruben fort. ,, Natürlich sahen das

die benachbarten Stadtstaaten gar nicht gerne. Irgendein Emporkömmling ist immer eine Bedrohung. Ein Kampf gegen jemanden, der die meisten Aktionen seiner Gegner voraussagen kann ist jedoch ein ziemlich sinnloses Unterfangen.“ ,, Das konnte er ?“ , wollte Jaret wissen. Er selber hatte bisher nach wie vor Schwierigkeiten wirklich gezielt eine Vision auszulösen. Und dann war immer noch nicht sicher, wovon sie handeln würde. ,, Ich glaube er hatte die Seher-Gabe fast vollständig gemeistert. Zumindest, wenn die erhaltenen Berichte stimmen. Aber wie du einst bemerkt hast, gibt es

auch für Visionen keine Garantie, dass sie eintreffen. Nicht sofern sie die Zukunft betreffen.“ , sagte Ruben. ,, Wie dem auch sei, letztlich besiegte er die übrigen Fürstentümer und vereinte sie zu einem einzigen großen Königreich. Das was heute noch den Namen Arbitrium trägt. Diese Geschichte ist heute fast in Vergessenheit geraten und ich habe mehr als Drei Jahre gebraucht um sie zu rekonstruieren und viele Details sind mir nach wie vor nicht ganz klar. Jedenfalls wurde ein Seher also König. Einige Magier sahen in dessen Macht jedoch eine Bedrohung und so scharten sie ihre Anhänger um sich und Gründeten

eine Gegennation, das von Magiern regiert Reich von Indigor. Ich brauche dir nicht zu sagen, das das nicht lange gut ging.“ Jaret erwiderte nichts, schüttelte aber den Kopf. Nein. Sobald sich jemand bedroht sah, egal ob eine einzelne Person oder eine ganze Nation, war es nur eine Frage der Zeit. ,, Der Krieg zwischen den beiden Reichen verlief lang und Blutig. Die Magier sendeten ihre Heerscharen gegen Arbitrium, ausgerüstet mit Waffen und Zaubern die wir uns heute nicht einmal mehr vorstellen können. Doch Galeron konnte dank seiner Gabe ihre Angriffspläne voraussehen und so auch

mit einer zahlenmäßig und an Magie unterlegenen Streitmacht Siegen. Tatsächlich schaffte er es schließlich die Magierarmeen bis zum heutigen Seminium, damals die Hauptstadt des Magier-Reichs, zurückzutreiben. Verzweifelt nach einer Lösung suchend die der Macht des Sehers Paroli bieten konnte übten sich die Zauberer in dunkelster Magie. Sie experimentierten mit Seelen.“ ,, Was….“ ,, Seelenzauber nutzen die magische Energie, die in jedem Lebewesen schlummert. In Form von Lebensenergie. Einfach gesagt, sie opferten die Seelen tausender Gefangener und Untergebener

um immer Mächtigere Zauber zu wirken und immer stärkere Waffen zu erschaffen. Ihre Erkenntnisse schrieben sie in ein Buch. Durch ihre Magie wurden der Legende nach schließlich das Papier selbst mit dunkler Macht durchtränkt und es Entwickelte, durch die zahllosen eingespeisten Seelen, langsam eine Art eigenen Willen. Ich hoffe irgendwie dass der Teil nur Legende ist.“ Jaret sah wieder auf die Zeichnung… ,, Schließlich, als Galerons Truppen schon Seminium angriffen, wirkten die Magier einen letzten Zauber. Sie opferten dafür ihre eigenen hasserfüllten Seelen und die sämtlicher damaligen Einwohner

Seminiums gleich mit. Durch ihren Zauber löschten sie jedes Lebewesen in einem Radius von Zehn Tagesmärchen aus. Die gesamte Stadt wurde zerstört und auch Galeron selbst fiel letztlich dem Fluch der Schwarzmagier zum Opfer.“ Ruben machte eine kurze Pause, bevor er zum Ende der Geschichte kam. ,, Der Krieg war also gewonnen, die Überlebenden wurden bejubelt, die gefallenen Betrauert und ein Gefährte Galerons bestieg den Thron. Natürlich nicht ohne entsprechende Machtkämpfe. Seit jenem Tag gilt die Gabe des Sehens als ausgestorben und das Buch, nun fast jeder der über es Bescheid weiß meint,

es sei während der Schlacht zerstört worden.“ Ruben lehnte sich zurück, die Hände gefaltet und wartete offenbar auf eine Reaktion von Jaret. ,, Aber ihr glaubt das nicht ?“ , wollte dieser wissen. ,,Das Buch wurde als Buch des Blutes bekannt. Ich habe grund zu der Annahme dass einer der Schwarzmagier damals mit dem Buch aus Seminium nach Erane geflohen sein könnte und es hier Versteckt hat. Es befindet sich meinen Quellen zu folge immer noch immer irgendwo in der Stadt.“ Er schwieg kurz. ,, Das ist also der Grund unseres

Hierseins.“ ,, Wieso sollten wir versuchen ein solches… Ding… zu finden. Wenn Seelenmagie derart bösartig ist…“ ,, Ich verstehe deine Bedenken Jaret und glaube mir, ich habe hierrüber mehr als nur eine schlaflose Nacht verbracht. Das Buch ist eine mächtige magische Waffe. In letzter Zeit wurde es an den Grenzen zu den Ländern Raven und Egarium immer unruhiger. Wenn wir das Buch besäßen, könnten wir möglicherweise einen Krieg verhindern. Niemand würde es mehr wagen uns anzugreifen.“ ,, Aber ist es das wert ?“, wollte er wissen. ,, Ich kann dich hierzu nicht auffordern

Jaret. Ich kann dich nur darum bitten. Dieser alte Zauberer hier glaubt, dass es vielleicht die beste Möglichkeit ist. Aber, ich bin nicht unfehlbar. Wenn du mir nicht helfen willst oder kannst… ist das allein deine Entscheidung.“ ,, Ich meinte damit nicht…“ ,, Du hast eine Gabe Junge. Möglicherweise mächtiger als jede Magie, die ich je gesehen habe. Hast du auch nur eine Ahnung, was aus dir werden könnte?“ Der Zauberer machte eine wegwerfende Handbewegung. ,, Ich schweife ab. Aber wenn du mir nicht hilfst, werde ich dir keinen Vorwurf machen. Vermutlich wäre es sogar besser so. Also ? Lass dir Zeit zum

Nachdenken.“ Er sah auf. ,, Ich glaube, das muss ich nicht.“ Jaret saß die Beine überkreuz auf dem Bett. Das Bild des Buches hatte er vor sich und er konzentrierte sich mit aller Macht darauf, doch er fand einfach keinen Zugang für eine Vision. Was hatte Ruben noch gesagt? Durch ihre Magie wurden der Legende nach schließlich das Papier selbst mit dunkler Macht durchtränkt..... Es entwickelte eine Art eigenen Willen..... Ich hoffe das ist nur

Legende.... Sein Geist schweifte ab und genau da passierte es. Ein Sturm von Bildern riss ihn fort. Jaret wusste im ersten Moment nicht genau wo er sich befand. Die ganze Umgebung schien schwarz zu sein. Asche in der Luft, Asche auf dem Boden. Bäume lagen umgeknickt wie Streichhölzer über den Boden verteilt. Manche davon brannten noch, andere waren nur noch schwach glühende Hüllen. Am Horizont entlang zog sich die Silhouette einer Stadt. Hoch aufragend türmten sich dort Gebäude aufeinander. Aber alles sah genau so schwarz und tot

aus wie hier. Die leeren Fenster schienen mehr Augen zu sein, die ihn beobachteten. Es gab kein sichtbares Zeichen von Leben. Außer einem: Eine in eine schwarze Robe Gehüllte Gestalt trug einen Gegenstand unter den Armen aus der Ruine. Weitere Bilder. Das heutige Erane . Jaret hatte grade genug Zeit die gewaltigen Stadtmauern zu erkennen. Ein weiterer wilder Sturm von Bildern und Sinneseindrücken. Gebäude, Plätze, Orte, nein Wegpunkte. Vor seinen Augen flogen die Straßen

Eranes vorbei. Doch irgendwie brannte sich jede Abzweigung des Wegs in seinen Verstand. Eine schwarze Tür, nur von Fackeln erhellt, Ein Raum in fahles Licht getaucht und dann? Jaret versuchte genauer Hinzusehen. Im Halbdunkel konnte er nur etwas erkennen, das ihn zu sehr an ein Buch erinnerte… Das Ding strahlte einen derart t greifbaren Hass aus, das Jaret aus der Vision hochschreckte und einige Augenblicke atemlos ins Leere starrte. Hass… auf ihn. Oder auf das was er war? Und es war rot

gewesen. Er wusste jetzt wo sich das Buch befand. Jaret rannte so schnell durch die leeren Gassen Eranes, das Ruben ihm kaum folgen konnte. Die Ironie das noch vor Fünf Jahren Jaret Ruben hatte hinterherlaufen müssen entging dabei beiden nicht. Auch wenn sie heute anderes beschäftigte. Jaret bog um eine Straßenecke. Einen Platz mit der Statue einer Frau in der Mitte erkannte er wieder, nach rechts, wieder links… Er hatte Angst den Weg wieder vergessen zu können, aber diese Furcht

erwies sich als unbegründet. Er hätte es wohl nicht einmal vergessen können, wenn er gewollt hätte. Vor einer geschlossenen Taverne blieb Jaret schließlich stehen und wartete, dass der Zauberer ihn wieder einholte. Ein Schild mit einer weißen Blume hing vor der verfallenen Fassade. Das Gebäude selbst war offensichtlich schon lange nicht mehr in Benutzung. Die einstmals Teuren Glasfenster waren eingeschlagen, die Tür hing schief in den Angeln. Und über allem hing der faule Geruch des Verfalls. Ruben schloss endlich wieder zu ihm

auf. ,, Dort drinnen“, erklärte Jaret nur. Als er dem Zauberer Bescheid gegeben hatte, das er jetzt wisse, wo sie suchen mussten, hatte dieser keine Sekunde gezögert. Ruben ging als erster die morsche Treppe zum Eingang des verlassenen Hauses hinauf. Jaret konnte nicht anders, er dachte wieder daran welchen Hass das Buch oder was immer es auch war, auf ihn gehabt hatte. Nicht auf ihn als Person, sondern auf ihn als Seher, als Symbol dessen was das Reich von Indigor zu Fall gebracht hatte. Der Gedanke war Irrsinn. Es war nur ein

Buch, wie konnte ein Gegenstand Emotionen haben? Jaret wusste keine Antwort auf seine eigene Frage, außer einer, dass er es gar nicht so genau wissen wollte. Das Innere der ehemaligen Taverne war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Der Boden bestand aus Holzdielen, die stellenweise herausgerissen worden waren. Manche, die noch intakt waren knarrten verdächtig unter jedem Schritt, als würden sie jeden Moment nachgeben. Langsam sah er sich um. Ruben wiederum beschwor rasch eine Lichtkugel herauf, die zur Decke des Raumes

schwebte. Möbel, Tische und Stühle lagen zerschlagen im Raum verteilt und einige der verbliebenen Bodendielen waren dunkel verfärbt. Blut, dachte Jaret. Oder zumindest wirkte es so. Aber noch fand er keinen Hinweis darauf, wie es von hier aus weitergehen könnte. Die Theke, war aus ihrer Verankerung gerissen und ein Stück zur Seite gerückt worden. Jaret trat langsam näher. Es brauchte ziemlich viel Kraft den massiven Holzblock zu verschieben. Also warum hatte sich jemand die Mühe gemacht? Hinter der Theke führte, dort wo sie

früher gestanden haben musste, eine steinerne Treppe in die Tiefe. Das Ende verlor sich in der Dunkelheit. ,, Hier ist etwas“ , rief Jaret Ruben zu, ,, Ich denke wir müssen“ , er schluckte, ,, Da runter.“ Ruben sah sich den Treppeneingang eine Weile an. ,, Das ist älter als der Rest hier.“ , meinte er. Schließlich erschuf er eine weitere Lichtkugel und begann, Jaret hinter sich, den Weg hinab in die Finsternis. Die Treppe führte zu einem steinwandigen Korridor, welcher von Fackeln erhellt wurde. Wer hatte die entzündet? Wieder eine Frage, deren

Antwort Jaret am liebsten gar nicht wissen wollte. Der Korridor führte sie nach einer Weile zu einer schwarzen Holztür. Als Jaret sie sich näher ansah, erkannte er entsetzt, dass das Holz der Tür nicht natürlich dunkel war, sondern von getrocknetem Blut gefärbt wurde. Er machte ein paar Schritte rückwärts. Bis Ruben ihm eine Hand auf die Schulter legte. Der Zauberer war totenbleich. ,, Jaret“ , sagte Ruben, ,,Ich weiß nicht was uns da drinnen erwartet, aber du wirst dich die ganze Zeit über hinter mir halten.

Verstanden?“ Er nickte nur. Das brauchte ihm niemand zu sagen. Ruben legte eine Hand auf den Türgriff und riss sie auf. Der Gestank der ihnen entgegenschlug war atemberaubend. Das wenige was Jaret von der Kammer sah reichte ihm auch schon. Überall Blut. Etwas warnte ihn… wie in einer Vision sah er etwas aus der Dunkelheit an Ruben vorbei auf sich zu fliegen. Sofort warf er sich zur Seite. Etwas wie materialisierter Schatten jagte knapp über seinen Kopf hinweg. Als hätte jemand ein Stück der Finsternis hinter der Tür genommen und nach ihm

geschleudert. Doch während es Vorbeiflog war Jaret, als würde ihm alle Lebenskraft geraubt. Er spürte praktisch wie die Wärme aus seinen Gliedern floh. Ruben reagierte sofort und schleuderte einen Blitz in die Richtung aus der der Angriff kam. Jaret konnte nun auch einen Blick auf ihren Gegner werfen als der Energieblitz die Dunkelheit erhellte. Eine in schwarze Gewänder gehüllte Gestalt. Sie wehrte den Angriff des Hofzauberers mühelos ab. Eine glänzende Energiebarriere schien sich wie eine Kapsel um den Angreifer zu legen und gleich darauf wieder zu verschwinden,

als Rubens Zauber wirkungslos davon abprallte. Wenige Augenblicke später waren die beiden Magier schon in einen heftigen Zweikampf verstrickt. Blitze, Feuer, und Strahlen aus Dunkelheit erfüllten den Raum. Ruben konnte jeden Angriff seines Gegners entweder Abwehren oder Ausweichen doch sein Gegenüber war mindestens genauso Geschickt. Es herrschte eine Pattsituation zwischen d

Kapitel 6 Rückkehr und Diebe

 

Magie hat einen eigenen Willen. Jeder Zauberer wird dies bestätigen und in manchen Fällen scheint sie gerne Gebrauch davon zu machen. Wenn Narren glauben, dass es so etwas wie Schicksal gäbe, meinen sie damit immer nur Magie und übersehen, dass dahinter kein wirklicher Plan steht. Wesen der Zauberei

Jaret war gestürzt, als er dem Wesen das Messer in den Rücken gerammt hatte. Langsam stand er wieder auf und sah sich um. Immer noch stieg Rauch von ihrem gefallenen Gegner auf. Der letzte Zauber Rubens hatte dessen Körper quer durch den Raum geschleudert und eine Faustgroße Wunde in der Brust hinterlassen. Der Magier ging auf die am Boden liegende Gestalt zu, die ganze Zeit über

bereit ihr, sollt sie sich noch einmal rühren, den Rest zu geben. Dann zog er Jarets Waffe aus dem Körper und reichte sie ihm wortlos zurück. Schwarzes Blut troff von der Klinge. Die Kapuze die das Gesicht des Dings verdeckt hatte war ein Stück nach oben gerutscht und legte Züge frei, dass nur noch mit Mühe als Menschlich zu erkennen war. Die Haut war bleich und fast durchsichtig. Dunkelblaue Adern verliefen unter der Stirn, von der einige kalkweiße Haare herabhingen. Die Augen waren von einem tiefen Schwarz. Was immer es war, es sah aus als wäre es schon vor Jahrhunderten

gestorben. ,, Was...“ Jaret konnte kaum klar Denken. Nicht nur das aussehend er Kreatur war schrecklich. Jetzt wo, was auch immer es am Leben erhalten hatte fort war, forderte die Zeit offenbar ihren Preis. Er konnte geradezu zusehen, wie das Fleisch um die Knochen vermoderte, die Kleidung rissig wurde und zu Grabesstaub zerfiel. ,, Was ist das ?“ , brachte er schließlich hervor. ,, Ein Lich.“ , antwortete Ruben und gab dem zerfallenen Haufen Knochen einen Tritt, der die Überreste über den ganzen Boden verstreute. Manche Rippen hatten sich aufgelöst, bevor sie den Boden

erreichten. ,, Ich hatte eigentlich gehofft nie einem begegnen zu müssen.“ ,, Aber was… war es vorher?“ Ruben sah einen Moment nachdenklich zu dem sich in nichts verwandelnden Staubhaufen herüber. Das war alles, was jetzt noch von diesem einst so mächtigen Wesen übrig geblieben war. ,,Ein Lich“ , sagte der Zauberer schließlich. ,, ist ein Magier.“ ,, Das Ding war kaum mehr menschlich.“ , erklärte Jaret entsetzt. ,, Natürlich nicht. Ich habe es vielleicht falsch Angefangen. Es ist Seelenmagie. Im Prinzip kann sich ein Zauberer unsterblich werden aber der Preis…“

Von den Überresten stieg kurz eine türkisfarbene Flamme auf, die auch das restliche Zeugnis der Kreatur vernichtete. ,, Der Preis ist die eigene Seele. Wer weiß wie lange es hier unten war. Gut möglich, das es tatsächlich einer der Magier von vor so langer Zeit war.“ ,, Glaubt ihr das wirklich?“ ,, Wenn, dann hätten wir es niemals zu zweit bezwingen können. Es sei denn die Jahrhunderte haben auch die Erzmagier von Indigor ihre Kräfte gekostet. “ Ruben zuckte mi den Schultern bevor er fortfuhr : ,, Es ist tot, das ist alles was zählt. Das Buch muss hier irgendwo sein, diese Kreatur hat es mit Sicherheit

bewacht. Wieso sie es allerdings nicht verwendet hat ist mir ein Rätsel. Vielleicht aus Angst entdeckt zu werden?“ Der Magier schien mehr mit sich selbst zu sprechen und Jaret hörte ohnehin nur noch halb zu. Ein Flüstern schien sich in seinem Geist manifestiert zu haben. Leise, schläfrig aber mit zunehmender Intensität. Es war schon vorher dagewesen, dachte er. Aber während des Kampfes hatte er kaum darauf geachtet. Erst jetzt bemerkte er, wie Hasserfüllt die immer lauter werdenden Stimmen waren. In seinem Kopf hämmerte es als würde irgendetwas versuchen ihm den Schädel

aufzusprengen. Die Welt schien alle Farbe zu verlieren, bis auf eine. Rot. Und endlich wendete er sich dem Ursprung der Stimmen zu. In einer Nische in der Rückwand des Raumes stand etwas. Etwas das verdächtig nach einem Buch aussah. Jetzt schien auch Ruben etwas gemerkt zu haben denn er drehte sich zu Jaret um. Und dann viel auch sein Blick auf das Buch. ,, Götter steht uns bei.“ Es stand auf einem Altar aus schwarzem Marmor der mit roten Adern durchsetzt war. Fast sah es so aus, als würde das rote Gestein im Puls ihres Blutes pulsieren,

aber Jaret schob das auf die Einbildung. Er war tatsächlich kurz davor wegzurennen, zwang sich aber stehen zu bleiben wo er war. Ein Blick zu Ruben sagte ihm, dass es dem Zauberer nicht besser ging, auch wenn dieser wohl nicht mit den Stimmen zu kämpfen hatte. Er sagte irgendetwas, aber Jaret Verstand es nicht. Dafür war der mittlerweile zu Gebrüll gewordene Lärm in seinem Verstand zu groß. Der Wälzer auf dem Altar hatte einen Roten Einband wie auf der Zeichnung. Doch eines hatte diese nicht gezeigt. Es besaß, über den ganzen Umschlag verteilen, Leuchtend Rote Augen. Augen die Blinzelten, Augen die sich zu den

Neuankömmlingen hindrehten. Und sie voller Hass musterten. ,, Was machen wir jetzt?“ , fragte Jaret der einer Panik nahe war. Die Augen, sie fixierten sich allesamt auf ihn. ,, Furcht…“ Jaret drehte sich zu Ruben um. ,, Was ?“ Der Zauberer sah ihn nur verwirrt an. ,, Alles in Ordnung Jaret?“ Es war nicht der Magier gewesen, der gesprochen hatte… ,, Es...“ Auch Ruben schien nun endgültig die Nerven zu verlieren. , ,, Es... es besitzt tatsächlich Bewusstsein. Spürst du es?“ ,, Als würde man in sein eigenes Grab

schauen.“ , antwortete Jaret. Einen Passenderen vergleich, dachte er, gibt es dafür nicht. Eine der Stimmen wurde ungleich lauter, warf sich ohne Rücksicht gegen die schwache Barriere von Jarets Geist. Die zerbrechliche Hülle aus Glas, die jetzt noch seinen Verstand vor dem Wahnsinn schützte. Dem Wahnsinn, der ihn dazu treiben wollte, sich die Kehle durchzuscheinen nur damit Ruhe herrschte. Er spürte, wie seine Hand langsam zu dem Messer an seiner Hüfte wanderte… ,, Nein.“ Er riss die Hand zurück und schlug alle Türen zu seinem Geist auf einmal zu, wie er es gelernt hatte. Die Fugen in den Bodenfließen, die Anzahl

der Staubkörner auf dem Boden… das alles war viel interessanter als die forschenden, ihm den Verstand raubenden Schreie. Nicht nur das, sie waren langweilig. Unbedeutend wie alles, wenn man sich näher damit beschäftigte. Ich bin ein Seher, dachte er und rief sich diesen Umstand mit Macht zurück ins Gedächtnis. Zwang sich, es selbst zu glauben. Ich überblicke Zeit und Schicksal wenn ich es möchte. Und was immer existiert ist winzig, nichtig. Du bist nichtig, wie mächtig du auch sein magst. Unbedeutend. Noch bevor das Flüstern seine Finger

ganz aus seinem Verstand ziehen konnte stieß es einen letzten Schrei aus, der dafür sorgte, dass seine Beine unter ihm nachgaben. Trotzdem lächelte Jaret. Er hatte es überrascht. Und viel wichtiger, er hatte es Verletzt. Ruben half ihm auf. ,, Was ist passiert ?“ Der Magier hatte offenbar nichts von Jarets innerem Kampf mitbekommen. ,, Ich will es gar nicht wissen.“ , erklärte er immer noch nicht wieder ganz sicher auf den Füßen. Eine Weile lang standen sie einfach nur da und musterten den Altar. Und viel wichtiger, das Buch darauf. Die

Oberfläche wirkte nicht wie Pergament, sondern mehr wie echte Haut und die Augen… Es waren tatsächlich welche. Kurz hatte Jaret gehofft, es wäre ein Trugbild seines noch angeschlagenen Geists. Es war beinahe lachhaft. Zum praktisch ersten Mal in seinem Leben verließ er Seminium… und starb gleich fast dreimal. Eine bittere Ironie, die ihn allerdings erneut zum Lächeln brachte. ,, Ich glaube es wäre zu gefährlich es einfach so mitzunehmen.“ , meinte Ruben schließlich. ,, Wer weiß womit sich dieses Ding noch schützen kann.“ Jaret konnte dem nur zustimmen. ,, Was

habt ihr vor?“ , fragte er. ,, Ich werde versuchen es für den Transport unschädlich zu machen.“ Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie der Zauberer das anstellen wollte. ,, Tritt lieber ein paar Schritte zurück.“ , ordnete dieser an. Jaret ging langsam bis zur dunkel verfärbten Eingangstür. Dabei stellte Jaret stellte fest, dass die Fackeln draußen nun verloschen waren. Ob das mit dem Tod des Wächters zusammenhing oder nicht wusste er jedoch nicht zu sagen. Ruben drehte sich noch einmal um, wohl um sicherzugehen, dass er weit genug entfernt stand. Dann sammelte der

Zauberer alle ihm nach dem Kampf mit dem Lich noch zur Verfügung stehenden Kräften. Zuerst versuchte er das Buch mit einem schwächeren Bann zu belegen, nur um zu sehen was passierte. Das Ergebnis war Entmutigend. Der Zauber prallte als blauer Lichtbogen von den Seiten zurück und verlosch ohne jede Wirkung. Hier würde er mit einfacher Magie nicht weiterkommen. Er seufzte. ,, Jaret komm bitte wieder her.“ Die Stimme des Magiers klang niedergeschlagen und traurig. Jaret trat wieder auf den nun gebeugt dastehenden Magier zu.

,, Gib mir dein Messer.“ , sagte er nur. Jaret fragte nicht lange wieso sondern hielt es Ruben mit dem Griff voran hin. Eine Weile betrachtete er fasziniert das Spiel des Lichtes auf der Waffe. ,, Jetzt hör zu. Um das Buch zu bannen brauche ich mächtigere Magie. Die gleiche Magie die das Buch geschaffen hat. Seelenmagie.“ Er holte eine kleine kristalline Phiole mit einem Wachsdeckel aus seiner Tasche. ,, Was habt ihr vor?“ ,, Was mir übrig bleibt.“ , erwiderte der Zauberer. ,, Ich habe keine Seele hier und dich kann ich schlecht fragen…“ ,, Ihr seid doch wahnsinnig…“ ,, Ich nehme nicht meine ganze Seele

Jaret.“ , sagte er. Es sollte wohl beruhigend klingen. Dazu zitterte die Stimme des Zauberers jedoch zu sehr. ,, Das ist gefährlich.“ Jaret brauchte keine Antwort. Ruben wäre nicht selbst so eingeschüchtert, wenn es das nicht wäre. ,, Es wäre sogar ungefährlicher, wenn ich gleich meinen ganzen Geist nehmen würde. Nur wäre das dann auch mein Tod.“ ,, Und das hier nicht?“ ,, Nein… aber einen Teil der eigenen Seele zu separieren ist alles andere als angenehm.“ Ruben zögerte, bevor er hinzufügte: ,,Glaube ich.“ ,, Ihr habt das also noch nie gemacht?“

Jaret konnte es leicht zugeben, er machte sich Sorgen um den Zauberer. Auch wenn er diesen nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. Etwas, das selbst Ruben Angst machte musste unglaublich gefährlich sein. ,, Nicht bei einem Menschen und schon gar nicht bei mir selbst. Oh und“, meinte er mit einer Spur Humor, ,, das du das ja keinem erzählst. Ich könnte dafür echt Ärger bekommen. Den grauen Orden mag es nicht mehr geben, aber trotzdem ist das hier nicht die angesehene Kunst der Magie.“ Grauer Orden? Bevor Jaret fragen konnte nahm Ruben das Messer und entfernte den Wachsdeckel des Gefäßes.

,, Für den Fall, dass ich es nicht überlebe… verbrenn es.“ , erklärte der Zauberer und nickte in Richtung des schwarzen Obsidian-Altars. ,, Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt brennen würde.“ ,, Vermutlich nicht.“ , antwortete der Zauberer lachend . ,, Versuch es bitte trotzdem.“ Einen Moment stand Ruben schweigend da, während Jaret nur zusehen konnte. Dann füllte sich die Phiole mit einem türkisenen Schimmer, der aus Rubens Ausgestreckter Hand direkt in das Glasgefäß zu fließen schien. Als er sich wiederholt zu Jaret umdrehte

funkelte in seinen Augen silbrig-blau. Der Zauberer strauchelte kurz, bevor er sich wieder fing. Dann begann er. In seinen Bewegungen lag soweit Jaret das beurteilen konnte nicht das geringste Zögern. Er zeichnete mit den Händen Zauber in die Luft, welche mit einem blauen Schimmern gestalt annehmen um kurz darauf wieder in einem Lichtblitz zu verblassen, als sie auf die Barriere, die das Buch umgab trafen. Jaret konnte spüren, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Mit jedem Blitz verpuffender Energie schloss sich eines der Augen des Buches. Die roten Brunnen, die die Iris

darstellten verschwanden unter dem Stoff des Umschlages. Schließlich schloss sich auch das letzte Auge mit einem trägen Blinzeln. Die Spannung im Raum zerfiel schlagartig, als die Nachwirkungen des Zaubers verblassten. Als das letzte Auge zufiel ging Ruben auf die Knie, da ihn seine Beine offenbar nicht mehr trugen. Jaret wollte ihn stützen, der Magier bedeutete ihm aber, zu bleiben wo er war. Langsam streckten beide Hände, die Handflächen nach oben gekehrt aus und verschränkte sie dann in einer Flüssigen Bewegung vor der Brust. Ein letztes Aufleuchten auf den Seiten des Buches

selbst und dann war es vorbei. Ruben blieb noch einige Augenblicke erschöpft auf dem Boden sitzen, dann Erhob er sich. Die Phiole in seiner Hand hatte aufgehört zu leuchten und war wieder so leer wie zuvor. Der Zauberer ließ sie achtlos auf den Boden fallen, wo sie zerbrach. In seinem Blick war kein Schimmern mehr zu sehen. Seine Augen wirkten lediglich Entrückt und Leer. Leer mit einem feinen roten Schimmer… Jaret schüttelte den Kopf. Das bildete er sich ein.

Ruben war lediglich sichtlich völlig am Ende. Als er vorne überkippte fing Jaret ihn in letzter Sekunde auf. Vorsichtig legte Jaret den Mann auf den Steinboden ab. ,, Alles in Ordnung. Ich muss mich nur kurz... kurz ausruhen.“, sagte der Zauberer, als er sich langsam wieder aufsetzte. ,, Hohl das Buch.“ Jaret nickte nur, als er aufstand. Nur zögerlich ging er auf den Altar zu. Selbst jetzt wo seine Macht gebannt war, strahlte der schmutzig rote Band darauf eine Feindseligkeit aus die ihm sämtliche Haare zu Berge stehen lies. Zitternd streckte er die Linke nach dem Buch aus. Die Linke... Da war etwas

eine Entfernte Erinnerung... Ein See wie Blut, seine eigene verbrannte Hand. Die Vision hatte ihn bisher nicht weiter gekümmert und zwischenzeitlich hatte er sie beinahe vergessen. Jetzt jedoch… Es war seine linke Hand gewesen, dieselbe, die er nach dem Buch ausstreckte. Er zog die Hand zurück. Wenn dies nun die Ursache dafür gewesen war? Er hatte nicht wirklich eine Wahl… aber vielleicht konnte er das Schicksal erneut austricksen. Jaret nahm die rechte Hand. Langsam näherten sich seine Finger dem Einband. Dann hatte er das Buch endlich,

zog es von seinem Obsidiansockel und... nichts passierte. Trotzdem hielt der das Buch so weit er konnte von sich weg, während er zu Ruben zurückging. Noch immer konnte er leises Flüstern hören, das hier und da seinen Verstand streifte und die Zeit für den Rückweg zu dehnen schien. Aber es klang jetzt nicht mehr so bedrohlich wie vorher.Müde. Der Zauberer hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet. In der Hand hielt er einen kleinen Beutel, der aus einem silbrigen Gewebe bestand. ,, Leg das Buch da hinein“ , sagte er. Sobald Jaret das Buch losließ, zog der Zauberer die Schlaufe am Verschluss des

Säckchens zu. Auch die letzten leisen Stimmen verstummten augenblicklich. Es war geschafft. Ruben stützend kehrte er mit ihm zu dem Gasthaus zurück, wo sie vor Jarets Vision hatten übernachten wollen. Mit letzter Kraft half er Ruben die Treppe zu den Schlafkammern hinauf und schlappte sich dann in sein eigenes Zimmer. Morgen, wenn der Zustand des Magiers es erlaubte, würden sie die Rückreise antreten, dachte er erleichtert. Er konnte es kaum erwarten zurück zu

kommen. In Seminium kehrte Jarets Leben schnell in seine alten Bahnen zurück. Das Buch selbst sah er nicht mehr wieder und auch Ruben schwieg darüber. Nur von einigen der Grenzsoldaten die auf Besuch in der Stadt wahren hörte er von Zeit zu Zeit Gerüchte darüber das sich die Armeen von Egarium und Raven ohne ersichtlichen Grund zurückgezogen hatten obwohl es vorher so ausgesehen hatte als würden sie sich für eine Invasion rüsten. Jaret der den Grund dafür natürlich kannte, fragte sich ob der König einen

Boten mit einer Warnung in die Reiche geschickt hatte oder ob sie durch einen Spion von dem Buch erfahren hatten. Jedenfalls schien die Gefahr eines drohenden Krieges gebannt und es blieb die nächsten Jahre ruhig. Er ging Ruben oft weiterhin zur Hand, jedoch war es nun vor allem sein Sehergabe, auf die er sich mehr und mehr konzentrierte. Der Magier stellte ihn oft Wochenlang frei um ihn bei seinem eigenen Studium nicht zu stören und wenn Jaret ehrlich war, dann war ihm das auch recht so. Er verdankte Ruben viel, aber die meisten arbeiten, bei denen er Hilfe brauchte, konnte er genau so zuverlässig bezahlten

Hilfskräften oder Dienern überlassen. Es war nun sieben Jahre her, das er Ruben das erste Mal begegnet war. Aber der einzige Grund aus dem er hier war, blieb seine Sehergabe. Und bisher hatte diese außer Ruben nur wenigen genützt. Stunden verbrachte er in seinem Zimmer im Turmanbau des Palasts und versuchte, den ruhigen Pol zu finden, der wie er wusste, seine Gabe darstellte. Oft legte er dabei das Buch der Seher vor sich und versuchte in den verworrenen Symbolen irgendeine tiefere Bedeutung zu finden. Vor allem wollte Jaret herausfinden, ob er gezielt Visionen von etwas heraufbeschwören konnte,

ohne dabei dem Zufall zu überlassen, was er sah. Wenn er seine Gabe besser verstehen wollte, musste er sie endlich auch kontrollieren können. Tatsächlich gelang es ihm regelmäßig Visionen von Ruben oder von den Straßen Seminiums herbeizurufen, ohne dabei überhaupt das Buch zu verwenden. Ich werde stärker, dachte er, aber gleichzeitig wusste Jaret auch, dass das nicht alles war. Manchmal war es ihm auch so als wäre da noch mehr, neben seiner Sehergabe. Irgendetwas das noch schlief. Manchmal war ihm , egal wie sehr er

sich bemühte, als würde er doch nur die oberste Schicht seiner Fähigkeiten ankratzen und das begann an seinen Nerven zu zehren. Ruben schien darauf keine Antwort zu wissen, als Jaret ihm davon erzählte. Stattdessen fragte er: ,, Strebst du denn nach mehr Macht?“ Sie befanden sich in den Bibliotheken des Palastes. Eine gewaltige Halle, von oben bis unten mit Bücherregalen ausgekleidet. Ein großer Tisch verlief quer die Mitte des Saals und bot Platz zum Sitzen und lesen oder auch nur als Ablagefläche für Schriftrollen. Ruben besaß neben dieser noch eine weitere private Bibliothek, in der er die

wertvolleren Schriften aufbewahrte. ,, Nein.“ , erwiderte Jaret. Er wollte nicht noch mehr sehen. ,, Gut. Die Gabe die du besitzt Jaret, es gibt Leute, die dafür ihre Seelen verkaufen würden. Und ich meine nicht nur die Hälfte davon.“ Ruben lächelte schief. In den letzten zwei Jahren schien er merklich gealtert zu sein und wirkte müde. ,, Ich weiß.“ , erklärte Jaret. Der Zauberer zog einen Folianten aus den Regalen und blätterte einige Seiten durch, bevor er sich wieder dem Seher zuwendete. Eine Weile musterte er Jaret nur stumm. ,, Wie lange bist du jetzt hier?“ , fragte

Ruben schließlich. ,, Fast acht Jahre.“ , erklärte er. ,, Seltsam wie schnell sich alles verändern kann. Ich will ganz ehrlich sein. Was du besitzt Jaret, ist vielleicht die Mächtigste Begabung, die ein Lebewesen besitzen kann. Stärker als jede andere Magie, gefährlicher als jede Armee. Und du bist bei weitem kein Kind mehr.“ ,, Was wollt ihr sagen?“ ,, Nichts.“ Jaret sah ihn nur einen Augenblick verwirrt an, bevor er fortfuhr, ,, Ich kann dir nicht sagen, was du damit tun sollst. Du hast ein Potential Jaret, das niemand übertreffen könnte, wenn du dich nur entscheidest

es zu nutzen. Und auch wenn du dich dagegen entscheidest, kann dir deine Gabe doch niemand nehmen.“ Er schwieg einen Moment. ,, Aber die Welt da draußen ist kein ungefährlicher und bei weitem kein friedlicher Ort. Nicht einmal besonders schön, wenn man all ihre Hässlichen Züge erst einmal gesehen hat. Und du kannst nicht ewig darauf bauen, das dich diese Mauern hier schützen.“ Der Magier lächelte wieder sein schiefes lächeln, bevor er mit den Schultern zuckte. ,, Aber nichts davon brauche ich dir sagen, nicht wahr ? Was wichtig ist, ich kann dir deinen Weg nicht vorschreiben und das solltest du auch sonst niemanden

gestatten. Du könntest Reiche zu Fall bringen, Welten neu aufbauen… Vielleicht wirst du dich eines Tages irgendwo niederlassen, wenn die Welt ihren letzten Seher vergessen hat? Eine Familie gründen? Was ich wirklich sagen will ist… was immer du tust, welchen Pfad du auch wählst, versprich mir eines…“ Jaret trat von dem Zauberer zurück. ,, Ich werde keine Reiche gründen oder zerstören. Ich will nichts davon Ruben. Keine Macht, keine Gabe.“ , erklärte er. ,, Aber du hast sie nun einmal.“ , erwiderte Ruben. ,, Du bist alt genug um das zu begreifen. Viel wichtiger als das, du bist der einzige, der es wirklich

begreifen muss. Die Welt leidet nicht darunter, wenn andere falsche Entscheidungen treffen, aber kannst du dir auch nur vorstellen…“ Er wurde von einem kurzen Hustenanfall unterbrochen, ,, Kannst du dir das Chaos vorstellen, dass du anrichten könntest? Für diese Narren da draußen wärst du ein Gott, wenn du es wolltest. Oder ein Dämon.“ ,, Wie ich bereits sagte, ich will nichts davon.“ , sagte Jaret nun fast wütend. ,, Wenn ihr es könnte, nehmt meine Gabe. Ich möchte sie nicht und ich habe sie mir auch nicht ausgesucht.“ Ruben schüttelte den Kopf. ,, Versprich mir nur, das du sie nie missbrauchen wirst. Es gibt zu viele

Menschen da draußen, die ihre Macht nur zum eigenen Vorteil einsetzen, ohne einen Gedanken an die Folgen…“ Das wiederum viel Jaret leicht. ,, Seid ihr nur ebenfalls vorsichtig.“ ,, Das bin ich immer.“ , erwiderte Ruben. Ein Roter Schimmer lag in den Augen des Magiers, den er sich aber auch nur eingebildet haben konnte. Die Wochen vergingen, ohne das Jaret noch einmal mit dem Zauberer gesprochen hätte. Die Stadt und vor allem das Umland litten unter dem heißesten Sommer soweit sich irgendjemand zurückerinnern

konnte. Ganze Flüsse wurden zu kleinen Rinnsalen oder trockneten komplett aus. Andernorts gab es Berichte, dass ganze Tierherden verdursteten. Keine guten Nachrichten, die die Gerüchte über einen erneuten Konflikt mit den zwei anderen Reichen wieder aufflammen ließen. Ein durch eine Dürre geschwächtes Arbitrium war wohl ein einfach zu verlockendes Ziel. Jaret machte sich deshalb Sorgen, aber viel blieb ihm nicht zu tun. Hinzu kamen noch die in den letzten Wochen aufkommenden Berichte aus Seminium selbst. Offenbar verschwanden in letzter Zeit Bewohner. Meistens aus den

Armenvierteln und meist Tabajaxie hieß es, aber das konnten auch wirklich bloß Gerüchte sein. Niemand wusste wirklich, wie viele und wer in der Barackenstadt lebten, also ließen sich die Behauptungen unmöglich nachprüfen. Die einzigen Orte in Seminium an denen die Hitze wenigstens etwas erträglich war, waren die zahlreichen Stadtbrunnen. Entsprechend war das Gedränge. Das gesamte öffentliche Leben schien sich auf die Plätze um die Brunnen verlagert zu haben. Jaret mochte den Trubel. Vielleicht war es noch eine Angewohnheit aus seiner Zeit auf der Straße, aber es gefiel ihm,

einfach in der Menge zu verschwinden. Händler mit ihren Karren hatten sich über den Platz verteilt und versuchten aus der Hitze wenigstens einen Nutzen zu schlagen. Viele verkauften frisches Obst, das durch die Ernteausfälle ohnehin schon teuer geworden war. Vermutlich machten einige hierbei das Geschäft ihres Lebens, dachte Jaret im Vorübergehen. Woher sie ihre Waren nahmen, das wollte er hingegen gar nicht wissen. Er drängte sich etwas weiter durch die Menge. Plötzlich spürte er einen Ruck. Seine Hand fuhr zu seiner Hüfte. Die Geldbörse war weg.

Sofort wirbelte er herum und sah grade noch eine Gestalt in einem grünen Mantel in einer Gasse verschwinden. Jaret seufzte. Das war wirklich großartig, dachte er, während er hinterherrannte. Es ging ihm nicht so sehr um das Geld. Es war nicht viel darin gewesen und er besaß einen zweiten Beutel den er versteckt unter seiner Kleidung trug. Eine Angewohnheit, die er sich schnell zugelegt hatte. Eigentlich hätte er dem Dieb den Beutel wohl einfach überlassen.Aber… Das nächste Mal könnte es ein Messer sein, das dir jemand zwischen die Rippen

rammt, dachte Jaret, während er grade noch einen Blick auf dunkelgrünen Stoff erhaschte, der um eine Ecke verschwand. Er hatte sich immer als jemanden gesehen der vorsichtig und aufmerksam war. Offenbar hatte er sich getäuscht. Bei den Temperaturen würde der Dieb hoffentlich nicht lange weiterlaufen können. Er allerdings auch nicht. Die Gestalt floh offenbar in Richtung der Armenviertel. Kurz überlegte Jaret wirklich stehenzubleiben. Wer auch immer es war, würde das Geld vermutlich um einiges nötiger haben als

er. Aber jetzt hatte ihn auch ein gewisser Ehrgeiz gepackt. Aus dem Rennen wurde ein Spiel. Jaret lief durch die verwinkelten Gassen der Unterstadt, den ihm entgegenkommenden Personen ausweichend. ,, Entschuldigung.“ , rief er noch über die Schulter, als er beinahe einen Adeligen umrannte, der ihm hinterherfluchte. Immer der fliehenden Gestalt hinterher, musste er aufpassen, nicht über eine Horde aufgeschreckter Hühner zu stolpern, die aus einem Hof gestürzt kamen.

Links durch eine Gasse, wieder auf die Straße. Jaret setzte über einen Karren, der ihm im Weg stand. Er hatte wenn er schätzte fast drei Jahre selbst in den Straßen der Unterstadt verbracht und wusste daher wie man sich Verfolger vom Hals schaffte. Die Überraschungsmanöver des Diebes, wie plötzliches Wenden und ähnliche Tricks überraschten ihn daher nicht so sehr wie sie es bei einer Wache oder einem anderen Bürger getan hätten. Doch plötzlich fand er sich nach einer Abbiegung vor einer Mauer wieder. Es gab keinen sichtbaren Weg hinüber. Auf

drei Seiten ragten Backsteinmauern in die Höhe. Aber es gab keinerlei ein oder Durchgänge… nicht einmal einen Kanalschacht. Das war eine Sackgasse. Aber Menschen lösten sich nicht in Luft auf. Jaret sah sich langsam um. Etwas Silbernes glitzerte vor ihm im Straßenstaub. Jaret bückte sich danach und hob es auf. Ein Ring, wie er schnell feststellte. Die Oberfläche wies eine feine Blattverzierung auf. Das seltsame war, das er tatsächlich aus reinem Silber zu bestehen schien. Wertvoll war er allemal. Jaret bezweifelte langsam, das der Ring

wirklich dem Dieb gehörte. Niemand, der so etwas besaß hätte es nötig zu stehlen. Und so etwas würde man nicht zurück lassen. Er drehte das Silber einen Augenblick unschlüssig zwischen den Fingern. Im nächsten Moment schien die Welt um ihn herum kurz zu verschwimmen. Jaret sah sich überrascht um. Vor ihm fiel eine Backsteinmauer steil in die tiefe ab. Hinunter in die Sackgasse, in der er eben noch Gestanden hatte. Als er langsam von der Kante zurücktrat und seine Verwirrung sich legte, verstand er langsam was passiert war. Der Ring war verzaubert… Offenbar ein Zauber, der es erlaubte kurze

Entfernungen zu überbrücken. Das war nicht nur wertvoll, das war fast unbezahlbar. Zumindest wusste er jetzt, wie der Dieb verschwinden konnte. Und offenbar hatte er den Ring dabei verloren. Aber wohin war er dann verschwunden? Jaret kam eine Idee. Er versuchte sich zu entspannen und jenen Geisteszustand zu erreichen der seine Visionen auszulösen schien. Es gelang ihm nicht immer, aber er hatte sonst keine andere Möglichkeit mehr als Aufzugeben. Er wollte den Dieb nicht einfach so davonkommen lassen. Seine Gedanken schweiften ab, beschäftigten sich mit den Einzelheiten

der Jagd durch die Stadt, das abrupte Ende in der Gasse…. Ein Sturm aus Bildern riss ihn mit sich. Er beobachtete das Ganze von der Stelle aus an der er auch in der Realität stand. Die Gestalt unter dem weiten Mantel trat langsam aus den Straßen Während der ganzen Zeit konnte er jedoch noch immer nicht erkennen, wer ihn bestohlen hatte. Ein Gesicht hätte ihm gereicht. Die Gestalt sah lediglich kurz hinauf zum Dach und in einem Wimpernschlag stand sie auch schon am Gipfel der Steinmauer. Der Ring jedoch rutschte ihr dabei vom Finger und fiel zurück in die Tiefe.

Der Dieb fluchte leise, aber Jaret sah bereits seinen eigenen Schatten um die Ecke biegen. Ein weiterer Sturm von Bildern und er fand sich in einem Raum wieder in dem Tische und Stühle verteilt standen. Als sein Blick auf den Wirt viel, wusste er auch wo er sich befand. Luthers Absteige. Auch wenn er den Dieb nicht sah, wusste er doch was die Vision ihm sagen wollte. Dort befand er sich. Von Neugier getrieben machte er sich auf den Weg zu der Kneipe. Was wäre es für den Dieb wohl eine Überraschung, dachte Jaret, wen sein

Opfer plötzlich wieder auftauchte. Derjenige der am Ende allerdings am meisten überrascht werden sollte, war er.

Kapitel 7 Jade


,, Es ist nicht so das Tabajaxie zum Stehlen geboren werden. Sie sind lediglich Anpassungsfähiger. Und das führt dazu das die Ärmsten unter ihnen sich gewisse Talente sehr schnell aneignen.“ Akademieleiter Dehmether zur Frage der Kriminalität. Luthers Spelunke machte von außen einen viel ärmlichern Eindruck als noch

vor Sieben Jahren. Die Fenster, eins mit Glas besetzt waren nun vernagelt. Bei Tageslicht war der schlechte zustand der Holzplanken die die Außenwand des Hauses bildeten nicht mehr zu übersehen. Die Türen waren zersplittert und teilweise nur notdürftig mit einigen Holzflicken repariert worden. Alles im allen Machte das gesamte Handwerkerviertel mittlerweile einen Heruntergekommenen Eindruck. Wie viel sich doch in ein paar Jahren ändern konnte. Der Kunstvolle Putz der Gebäude war teilweise zerbröckelt. Ein Schild aus Eisen das einen Amboss zeigte war so verrostet das es nicht einmal mehr in der sanften Brise die durch die Straßen

wehte hin und her Schwang. Vermutlich, so überlegte Jaret, hätte nicht einmal ein Sturm, wie ihn die Stadt vor einigen Monaten erlebt hatte, den Rost lösen können. Er hatte vergessen, wie es den Menschen hier ergehen konnte. Er hatte vergessen… weil es einfach gewesen war. Der Gedanke machte ihn wütend, wütend auf sich selbst vor allen Dingen. Was bitte hatte er die letzten Jahre getan? Nichts. So einfach war das. War es das was Ruben ihm hatte sagen wollen? Jaret wusste es nicht. Er wollte grade in Richtung des Gasthauses gehen, als ihn eine entfernt

bekannte Stimme innehalten ließ. ,, Junge, kenn ich dich nicht ?“ , Jaret drehte sich um und entdecke einen Mann in Schmiedeschürze. Es dauerte einen Moment, bis er ihn ebenfalls wiedererkannte. Warren war sein Name, wenn er sich richtig erinnerte. ,, Es ist schon ein paar Jahre her.“ , meinte der Schmied leicht verunsichert. Jaret war sich nicht einmal sicher, wie der Mann ihn überhaupt noch erkennen konnte. ,, Das kann man wohl sagen.“, antwortete Jaret.,, Ich denke mal ich kam bei unserer letzten Begegnung nicht dazu euch Richtig zu danken.“ ,, Nun das könnte man wohl so sagen.“ ,

der Mann lachte. ,, Wie ist es dir ergangen. Dir Scheint’s ja gut zu gehen.“, meinte er mit einem Blick auf Jarets Kleidung dem Bewusst wurde das er bei ihrer letzten Begegnung noch wie ein Bettler ausgesehen haben musste. ,, Euch hingegen nicht unbedingt.“ , erwiderte Jaret. Er wusste nicht ob ihn das Wiedersehen freuen sollte oder nicht. ,, Das ist leider wahr.“ , sagte Warren niedergeschlagen. ,, Und es wird nicht besser, jetzt wo Leute mitten am Tag einfach verschwinden.“ Jaret wurde hellhörig. ,, Ich dachte das ist nur ein Gerücht.“ ,, Klar… wie das Gerücht, das man letzte

Woche fünf tote Stadtwachen aus der Kanalisation gefischt hat.“ , antwortete der Schmied bitter. ,, Es kümmert keinen.“ ,, Wie bitte ?“ ,, Es kümmert keinen sagte ich. Die Wachen selber geben nichts zu. Und versuch einmal irgendwas aus den Beamten am Palast rauszubekommen.“ Jaret schüttelte den Kopf. ,, Nein, das meine ich nicht, die Stadtwachen…“ ,, Ich habe es selbst gesehen. Sie hatten ihre Schwerter noch alle am Gürtel.“ ,, Was kann fünf ausgebildete Soldaten so schnell töten, das sie nicht einmal mehr ihre Waffen ziehen können ?“ , fragte Jaret.

,, Keine Ahnung, aber es hat offenbar eine Armbrust benutzt.“ ,, Ich hoffe wirklich ihr täuscht euch.“ , sagte Jaret, als er sich von dem Schmied verabschiedete. Warren erwiderte noch etwas, das Jaret nur noch halb Verstand, bevor er in den Straßen des Viertels verschwand. Jaret selbst trat vor die zersplitterte Eingangstür zur Schänke. Er holte noch einmal den Silberring aus der Tasche. Was immer er auf dem Weg hierher auch versucht hatte, es war ihm unmöglich gewesen herauszufinden, was die Verzauberung aktivierte. Vielleicht war auch einfach nur die Energie des Rings

verbraucht. Vor allen Dingen bei stärkeren Zaubern, die man auf ein Objekt übertrug, konnte es eine Weile dauern, bis sie sich wiederherstellten. Erfreut stellte er fest, dass wenigstens der Innenraum des Gasthauses halbwegs gepflegt aussah. Offenbar war Luther der einzige, der vom langsamen Verfall der Gegend profitierte. Der Raum war brechend voll. Fast alle Tische waren besetzt. Leute aßen oder tranken, einige starrten nur düster vor sich hin, oder drehten sich kurz nach dem Neuankömmling um. Die meisten drehten sich allerdings sofort wieder weg.

Er drängte sich langsam durch die beieinander stehenden Gäste und sah sich um. Da erhaschte er einen Blick auf einen dunkelgrünen Mantel, der über einer Stuhllehne hing und trat rasch darauf zu. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag Jaret blieb erstarrt stehen. Grün... daran konnte er sich auch nach all den Jahren erinnern. Sie hatte Grüne Augen gehabt. Das war ihm als erstes aufgefallen und danach war alles andere erst ins Rollen geraten. Eine ferne Erinnerung an ein

unterernährtes Tabajaxie-Mädchen das einen Magier bestehlen wollte. Er hatte sich vorhin gefragt wie Warren ihn hatte wiedererkennen können. Manchmal wusste man es wohl einfach. Heute werde ich anscheinend wirklich von meiner Vergangenheit heimgesucht, dachte Jaret, sobald er wieder dazu in der Lage war. Sie hatte schwarze etwas verwildert wirkende Haare. Ein grau-weißer Pelz schimmerte auf Teilen ihres Gesichts, was sie doch recht deutlich aus der Menge hervorstechen ließ. Vielleicht war das aber nur Jarets Einbildung. Ohne den weiten Mantel, der jetzt über einer Stuhllehne hing, wirkte die Gestalt

schmal und fast unscheinbar. Ihre grünen Katzenhaften Augen musterten ihn aufmerksam und angespannt, offenbar bereit jeden Moment aufzuspringen, wenn er einen falschen Schritt machte. Natürlich viel es auf wenn er einfach so im Raum herumstand. Sie saß an einem Tisch in der hintersten Ecke, des Raums in der Nähe eines nicht verriegelten Fensters. Es war klar, dass die Tabajaxie viel schneller wäre als er und mühelos durch das Fenster würde verschwinden können. Etwas, das sie zweifelslos tun würde, wenn er noch näher kam. Zum Glück für Jaret war der Raum nach wie vor so voll, das wohl

niemand die seltsame Pattsituation wirklich bemerkte. Er zog langsam den Ring aus der Tasche. Ihre Augen weiteten sich. Jaret wusste nicht ob Überraschung oder Angst. Er konnte einen Moment nur eine Spur Mitleid empfinden. Jaret wusste wie dieses Leben war, hatte er es doch selbst geführt. Auch wenn es für ihn fast in Vergessenheit geraten war. Wie hatte er das so einfach verdrängen können? Er ging langsam auf den Tisch an dem die Tabajaxie saß zu, die kurz abzuwägen schien, ob sie doch noch weglaufen sollte. Jaret selbst wollte fürs erste nur noch

hier raus. ,, Du hast deinen Ring verloren.“ , sagte er nur und legte das verzierte Stück Silber auf den Tisch. Die Tabajaxie sagte kein Wort und Jaret wendete sich sofort wieder zum Gehen. Es war genug. Jaret wollte nur noch hier raus… Weg und den Kopf wieder freibekommen. Doch gleichzeitig hielt ihn der Blick aus zwei grünen Augen genau dort wo er war. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, aber schließlich schaffte er es sich loszureißen und wendete sich zum Gehen. ,, Wartet“ , hörte er noch hinter sich. Jaret verließ die Taverne, ohne sich noch

einmal umzudrehen. Der warme Nachmittag kam ihm kalt und grau vor als er sich seinen Weg durch die Straßen suchte. Eine Weile wusste er nicht, wohin er ging, bis er seine Schritte schließlich wieder auf bekannte Pfade lenkte. Jedoch nicht in Richtung der wohlhabenden Viertel Seminiums. Er wollte sehen, was er die letzten Jahre ignoriert hatte. Musste es sogar sehen. Die verfallenen Straßen, die schmutzigen, notdürftig zusammengezimmerten Häuser... Er ging langsam durch die alten Gassen, die sich mittlerweile fast vollständig von den Wegen unterschieden, die er einst so

gut gekannt hatte. Neue, aber ebenso armselige, Gebäude waren an die Stelle der alten Baracken getreten und hatten viele der Labyrinthischen Gassen noch weiter verzweigt. Mittlerweile waren tatsächlich einige Wolken aufgezogen, die so aussahen, als wollten sie der wochenlangen Dürre ein jähes Ende bereiten. Es wurde auch Zeit, dachte der Seher. Ein paar Tage oder eine Woche länger und die Versorgung der Städte und des Umlands hätte wirklich schwierig werden können. Ganz zu schweigend davon, dass das ausgezehrte Land bereits jetzt ein leichtes Ziel für die zwei übrigen

Länder darstellen würde. Vorsichtig machte er sich auf den Rückweg, zwischen den zerfallenen Hütten hindurch. Normalerweise wäre es keine gute Idee gewesen, so wie er aussah, einfach in die Armenviertel zu spazieren. Normalerweise. Aber die einzigen Menschen denen er begegnete lugten verstohlen und ängstlich aus ihren Hütten. Die meisten schlugen schnell die Fenster oder Türen zu, sobald er sich nach ihnen umdrehte, aber trotzdem spürte er die versteckten Blicke. Eine Berührung an der Schulter ließ ihn herumwirbeln, bereit sich notfalls zu

verteidigen. Er hatte das Messer bereits halb gezogen, als es ihm mit einem Schlag aus der Hand geschleudert wurde. Jaret erstarrte, als er erkannte, wer ihm gefolgt war. Er hätte damit rechnen sollen. Die grünen Augen fingen seinen Blick sofort wieder, ohne dass er etwas hätte dagegen tun können. Und natürlich war es eine Frage die sie hergetrieben hatte. ,, Warum ?“ die Frage kam in einen leicht ängstlichen aber entschlossenen Ton. Jaret wusste nicht, ob es Angst vor ihm war, oder vor etwas anderem. Furcht

war Teil des Alltags hier, also zwang er sich zu einem Lächeln, das hoffentlich harmlos wirken würde. ,, Ich schätze… ich habe mich erst heute daran erinnert, wie hart es hier draußen wirklich ist.“ Sie sah ihn nur einen Augenblick verwirrt an. ,, Niemand kümmert sich darum was mit uns geschieht. Ob wir leben oder sterben.“ Sie sah sich einen Augenblick über die Schulter in Richtung der Hauptstraße um, als suche sie jemanden. Oder fürchtete, dass jemand sie sah. ,, Mich kümmert es.“ , sagte Jaret schließlich. Oder kümmerte nur sie ihn? Es war ein seltsamer Gedanke. Die

Tabajaxie trug den Silberring wieder am Finger, den er ihr zurückgebracht hatte. Der Daumen lag auf dem Silber und vermutlich würde sie beim geringsten Anzeichen einer Bedrohung davon Gebrauch machen. Praktisch für jemanden der hier lebte, dachte Jaret. Aber es warf nur mehr Fragen auf. Woher konnte sie einen solchen Gegenstand haben? Die Magie darauf war einfach gesagt unbezahlbar und niemand würde sich so etwas stehlen lassen, ohne die halbe Stadtwache zu alarmieren. Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Es war eine seltsame Begegnung und weder Jaret noch sie schien wirklich

zu wissen, was er sagen sollte. Ein Regentropfen nahm ihm die Entscheidung aber schließlich ab. Ein Blick in die mittlerweile bedrohlich dunklen Wolken war genug. ,, Ich schätze, wir sollten nicht auf der Straße bleiben.“ Sie sah ihn nur misstrauisch an. ,, Oder auch nicht.“ , erwiderte Jaret. ,, Deine Entscheidung. Aber ich persönlich würde mich gerne unterhalten ohne dabei klatschnass zu werden.“ ,, Schön…“ , mehr sagte sie nicht. ,, Also ?“ ,, Beantworte mir eine Frage. Wieso hast du das getan? Ehrliche Antwort diesmal.

“ ,, Wie ich bereits sagte, es kümmert mich. Und ich schulde dir glaube ich noch was.“ , erklärte er. Es war das Mädchen aus der Gasse vor sieben Jahre, da war Jaret sich mittlerweile sicher. Es gab offenbar keine Zufälle mehr. Oder einfach zu viele davon. Seine Antwort schien zumindest ihre Neugier zu wecken. ,, Schön, folge mir.“ Sie lächelte zum erste mal. ,, Wenn du kannst.“ Sie bewegte sich schnell durch die verwinkelten Gassen zwischen den Hütten der Unterstadt. Aber Jaret hatte

keine Probleme Schritt zu halten. Auch wenn sich die Gegend verändert hatte, wusste er doch noch immer worauf er achten musste um im Straßengewirr die Orientierung zu behalten. Der einsetzende Regen machte es allerdings nicht unbedingt angenehmer. Die Gassen verwandelten sich in Schlamm, der an seinen Stiefeln kleben blieb. Schließlich blieb die Tabajaxie vor einer Hütte stehen, die sich nicht sonderlich von den hunderten weiteren hier unterschied. Der Eingang wurde durch ein Tuch verhängt, das sie einfach zur Seite schlug und ins Innere trat. Jaret blieb einen Augenblick unschlüssig

vor der Tür stehen. Die Baracke war offenbar wie alles hier kurz vor dem zusammenfallen. Kurz meinte er eine weitere Gestalt die Gasse hinab gesehen zu haben. Sie trug einen schwarzen Umhang, der nichts weiter als ein Schemen erkennen ließ. Was aber wirklich seine Aufmerksamkeit auf sich zog war, das die Person eine Armbrust auf dem Rücken trug. ,, Willst du noch lange da draußen herumstehen ?“ Die Tabajaxie war wieder nach draußen gekommen. ,, Da war…“ Er deutete kurz den Weg hinab. Aber da war niemand mehr… Jaret kam sich kurz dämlich vor. Es

musste wirklich idiotisch wirken, dass er hier draußen im Regen herumstand. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. ,, Vermutlich nichts.“ , sagte er schließlich und trat ins Innere der Hütte. Er hoffte, dass es stimmte. Es gab nur einen einzigen Raum. Die Mitte bildete eine primitive Feuerstelle, auf der noch Flammen loderten. Allerdings war der Kamin der Baracke alles andere als effektiv, so dass die ganze Hütte Rauchverhangen war. Auf einer wohl aus Resten gezimmerten Anrichte standen einige Pflanzen, deren Geruch den Qualm etwas erträglicher

machte. Jaret erkannte einige davon aus Rubens Labor, es erstaune jedoch, dass sie in einem geschlossenen Raum ohne Magie wuchsen. In einen der Pflanzenkübel, fast unsichtbar, schimmerte der Griff eines Messers. Daneben gab es einige Kissen auf dem Boden verteilt, der mit Holzplanken notdürftig befestigt worden war, und eine Schlafstelle ein Stück vom Feuer entfernt. Jaret setzte sich vorsichtig an die Flammen, gegenüber der Tabajaxie. Eine Weile sagte erneut niemand etwas. ,, Was ist das mit dem Ring ?“ , fragte er schließlich um das Schweigen wieder zu

brechen. ,, Nur ein wertloses Erbstück, was soll damit sein ?“ Jaret wusste natürlich, das sie log, aber vermutlich wollte er gar nicht wissen, wie sie an den Ring gekommen war. Ein Geheimnis. ,,Wie hast du mich gefunden?“ Und er hatte sein eigenes Geheimnis. ,, Glücklicher Zufall.“ Jaret sah sofort, das sie ihm nicht glaubte. Die Tabajaxie stand auf und hängte den grünen Mantel über ein Gittergestell vor dem Feuer. Der Stoff war mit Flicken übersäht und offenbar öfter genäht worden. Wieder viel ihm auf wie viel kleiner und beinahe verletzlich sie ohne den Umhang wirkte.

,, Wie heißt du eigentlich ?“ Sie hielt in der Bewegung inne. Er konnte sehen, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper zu verkrampfen schien. Angespannt und ängstlich. Sie schielte zu dem Messer zwischen den Blumen herüber. Jaret versuchte sie zu beruhigen. ,, Ich muss ihn nicht wissen. Aber irgendeinen Namen bräuchte ich schon.“ Wovor hatte sie solche Angst? Auch in der Taverne war es nicht die einfache Angst eines Diebes gewesen, wie ihm jetzt klar wurde. Es war eien ganz andere Art von Angst. ,, Jade.“ , sagte sie schließlich und

entspannte sich ein wenig. Sie strich sich ein paar Haare aus der Stirn. ,, Jaret, Jaret Weißläufer.“ ,, Kein Adeliger ?“ Sie klang überrascht, aber auch plötzlich um einiges freundlicher. Jaret sah kurz an sich herab. ,, Verdammt, ich sehe ja wirklich wie einer aus.“ ,, Da ist nicht lustig.“ Jade versuchte offenbar ernst zu bleiben, konnte aber ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. Sie hatte eine klares, melodisches Lachen, das in Jaret eine Seite zum Klingen brachte, die er bisher nicht kannte. Er konnte nicht anders als mittlachen.

Kurz schien das Misstrauen der Tabajaxie vollständig zu verschwinden. Er konnte draußen den Regen hören, der gegen die Holzplanken trommelte. An einigen Stellen war das Dach undicht und Wasser tropfte auf den Boden, wo es kleinere Pfützen bildete. Jaret achtete kaum darauf. Sie war auf eine exotische Art Schön. Es war ihm die ganze Zeit aufgefallen, aber jetzt konnte er es zugeben. Und doch war da diese Angst, die nach wie vor nicht ganz verschwand. Die Bereitschaft, sollte er eine falsche Bewegung machen oder eine Frage

stellen, nach dem Messer zu greifen und ihn entweder zu töten… oder zu verschwinden. Wovor fliehst du? Oder wovor fliehst du noch? Wieder war Jaret sich sicher, es notfalls mit seiner Sehergabe herausfinden zu können. Aber durfte er das? Sie würde es nicht einmal bemerken. Und doch, es wäre ein Vertrauensmissbrauch. Sie wusste nicht wer er war, nicht wozu er imstande war. Langsam begann Jaret besser zu verstehen, warum ihn Ruben darum gebeten hatte, seine Gabe niemals zu missbrauchen. ,, Was meintest du damit… du schuldest mir noch was ?“ Jades Stimme riss ihn

aus seinen Gedanken. Jaret überlegte, wie er darauf antworten sollte, ohne gleich alles über sich zu verraten. Auf der anderen Seite warum nicht ? Aber bisher hatte er seine Seherbegabung immer vor allen geheim gehalten. Das hatte ihm niemand sagen müssen. der König und Ruben waren die einzigen, die wirklich über ihn Bescheid wussten. Und nun… überlegte er grade wirklich jemand völlig Fremden seine Gabe zu erläutern? ,, Ich schätze du würdest mir die Wahrheit nicht glauben.“ , antwortete Jaret schließlich. ,, Versuch es.“ , meinte Jade und strich sich die Haare

zurück. Er zögerte. Vermutlich konnte er das wichtigste erzählen, ohne zu enthüllen, was er war. ,, Das müsste jetzt gut sieben Jahre her sein. Du bist einem Mann in roter Robe gefolgt. Einem Magier“ Sie schien kurz nachzudenken. Wieder blitze misstrauen in ihrem Blick auf. ,, Das ist glaube ich… richtig.“ Eine Begegnung mit einem Zauberer, egal wie kurz vergaß man nicht so schnell. ,,Zumindest bis ihn jemand angesprochen hat.“ Jaret nickte nur langsam. ,, Das warst du ?“ Ihr Gesicht schimmerte im Licht des Feuers und

schien sich doch zu verfinstern. ,,Warum ?“ Sie klang wieder misstrauisch und wütend. ,, Ich habe dir das Leben gerettet.“ , erklärte Jaret. ,, Wie bitte ?“ Jade glaubte ihm nicht, das merkte er sofort. Und die Wahrheit ? Die würde sie Jaret erst recht nicht glauben. ,, Er hätte dich bemerkt und getötet.“ Sie setzte sich wieder ans Feuer, ihm gegenüber. Durch die Flammen ließ sie ihn nicht aus den Augen. ,, Woher willst du das wissen ?“ ,, Manchmal weiß ich es.“ ,, Das ist

unmöglich.“ ,, So unmöglich wie ein magischer Silberring bei einem Dieb…“ , antwortete er. Sie lachte wieder, aber es klang nervös. ,, Wer bist du eigentlich Jaret ?“ ,, Genau das wüsste ich manchmal selber gerne.“ ,, Das ist keine Antwort.“ Er erwiderte nichts, sondern sah einen Moment in die Flammen, als könnte er dort eine Antwort finden. ,, Ich habe auf den Straßen gelebt.“ , erklärte er. ,, Das heißt bis zu dem Tag, an dem ich Ruben begegnet bin, der Magier in der roten Robe. Ich bin , nun man könnte sagen ich bin sein Gehilfe geworden.“

Er erzählte, so viel wie er glaubte wagen zu können Irgendwann musste Jaret dann kurz am Feuer eingenickt sein. Es konnte nicht lange gewesen sein, denn Jade saß immer noch ihm gegenüber am Feuer. Allerdings schien es nicht mehr zu regnen. Er stand langsam auf. Unter dem Türvorhang schimmerte rotes Abendlicht hindurch. ,,Ich schätze ich sollte gehen.“ , sagte er unsicher. Sie nickte nur. ,, Ich..“ Er stockte kurz.. ,, Ich würde gerne wiederkommen. Dich besuchen…

wenn du nichts dagegen hast…“ Jaret war klar, dass er sich grade wie ein Idiot benahm. ,, Ich bin niemand, mit dem man sich abgeben will, oder soll. Es gibt ungeschriebene Regeln auch für jemanden wie dich. Du hast keine Angst, das man dich entlässt? “ Jaret lachte. ,, Nun, ich glaubte dann sind mir die meisten Regeln sind mir recht egal.“ ,, Du bist einer der seltsamsten Menschen der mir bisher begegnet ist.“ ,, Wie viele andere Menschen sind dir den schon begegnet ?“ , fragte er, während sie nach draußen traten. ,, Nicht viele.“ ,erwiderte

Jade. Jaret war schon auf halbem Weg die Gasse hinab als er doch noch einmal stehen blieb und sich mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete. Jade sah ihm einfach nur mit einer Mischung aus Unglauben und einem Rest misstrauen nach. Dann lachte sie. Sie glaubte nicht, dass dieser seltsame Mann noch einmal wiederkommen würde. Aber auf der anderen Seite… hoffte sie es doch. Seltsam… wie lange hatte sie schweigend in den Gassen gelebt? Wenn man weglief konnte man es sich nicht leisten auch nur so etwas wie Freundschaft oder Bekannte zu haben.

Sie konnte es sich auch jetzt nicht leisten. Oder ? Sie ließ den Teppichvorhang vor der Hütte wieder zufallen. Jaret träumte. Aber mit der Gewissheit, dass er träumte, wurde ihm auch klar, dass das eigentlich nicht stimmte. Es war eine Vision. Er befand sich in einem nur spärlich beleuchteten Raum und konnte kaum zwei Schritte weit sehen, so dass er vorsichtig durch die Dunkelheit ging. Das schwache Licht kam von irgendwo her aus weiter Ferne. Dadurch konnte er

zumindest die Größe der Halle abschätzen. Regelmäßig stieß er sich den Fuß an auf den Boden liegenden Objekten, die sich bei näherem Hinsehen als Steine und Geröll entpuppten. Oder zumindest fühlte es sich so an. Er glaubte nicht, dass er sich in einer Vision wirklich verletzen konnte, aber das Gefühl durch irgendetwas gebremst zu werden war da. Mit der Zeit erkannte er auch seine Umgebung besser. Es war kein einfacher Raum, mehr eine Höhle. Rechts und links von ihm ragten Schatten auf, die er erst für Säulen gehalten hatte, die sich jetzt jedoch als gewaltige Tropfsteinsäulen herausstellten, die von der unsichtbaren

Decke bis auf den Boden gewachsen waren. Nun konnte Jaret ach sehen, woher das Licht kam Eine Reihe bläulich schimmernder Objekte, die auf einem Regal aufgereiht waren, das so gar nicht hierher passen wollte. Als er näher trat konnte er erkennen, dass es sich um Glasphiolen handelte. In einigen davon Schimmerte ein schwaches türkisfarbenes Licht. Andere hingegen waren leer und dunkel. Ein schwaches flüstern ging von den Gefäßen auszugehen, ähnlich wie von dem Buch, dachte er. Aber leiser und nicht aggressiv, sondern verzweifelt und

verängstigt. Waren das etwa Seelen? Jaret hätte eine der Phiolen aufgehoben, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, so aber konnte er sich nur umdrehen, als er plötzlich Schritte hörte. Es war nach wie vor zu dunkel um irgendetwas außerhalb des von den Phiolen erzeugten Lichtkreises zu erkennen. Nur zwei rötlich schimmernde Augen, die aus den Schatten in seine Richtung sahen… Bevor die Gestalt ihn jedoch erreichte zerfiel seine Vision und er schreckte aus dem Schlaf hoch. Er befand sich in seinem Zimmer im Turmanbau. Der Mond schien durch ein

kleines Fenster hinein und tauchte alles in silbriges Licht. Ein Schreibtisch und ein niedriges Regal bildeten neben dem Bett die einzige Einrichtung, aber das reichte ihm auch. Jaret wartete kurz bis sich sein Herzschlag wieder beruhigte. Dann setzte er sich langsam auf und zog das kleine Notizbuch unter dem Kopfkissen hervor, das Ruben ihm vor all diesen Jahren gegeben hatte. Es war eine Weile her, das er das letzte Mal etwas aufgeschrieben hatte und so sah er kurz einige der alten Einträge durch. Anfangs noch mit zittriger, kaum leserlicher Schrift, später dann jedoch klarer.

Vision oder Traum ? Manchmal schien beides die gleiche Qualität zu haben. Es war in jedem Fall unwirtlich gewesen. Jaret stand auf und ging zum Tisch herüber, wo eine Schreibfeder und ein kleines Tintenfässchen standen . Er hatte die Feder grade auf das Papier gesetzt, als er doch inne hielt. Traum oder Vision ? Es war wichtig, den Unterschied zu kennen. Aber die Bilder hatten sich so deutlich in seinen Verstand gebrannt… Er zögerte einen kurzen Moment, dann klappte er das Notizbuch zu und stellte die Feder zurück. Es war ein Traum. Und wenn nicht, dann eine nichtssagende Vision, wie erschreckend sie auch

gewesen sein mochte. Wenn er ihn Morgen sah konnte er Ruben davon berichten, vielleicht würde dem Magier etwas dazu einfallen. Seine Gedanken wanderten zurück zu seiner Begegnung mit Jade Die Tabajaxie war ihm nach wie vor ein Rätsel. Der Ring, ihre Angst… wer war sie? Ein Geheimnis, das sich ihm immer noch nicht erschloss. Und auch ausgerechnet ihr nach all diesen Jahren wieder über den Weg zu laufen… Wie hoch war die Chance? Es gab entweder wirklich keine Zufälle mehr, oder zu viel davon. Und das musste er

verstehen. Und doch war Jaret klar, dass das nicht ganz stimmte. Er suchte nur nach einer Ausrede, sie wieder zu sehen. Ein Gedanke der ihn beunruhigte und gleichzeitig freute. Wenigstens sich selbst gegenüber konnte er ehrlich bleiben. Er hatte Jade nicht wirklich angelogen, aber seine Sehergabe zu erläutern… Sie würde ihn bestenfalls für verrückt halten, dachte Jaret. Aber wieso kümmerte ihn das so? Mehr als sein Traum, ob nun Vision oder nicht, machte ihn dieser Gedanke zu schaffen. Morgen, dachte er. Er würde versuchen

sie morgen wiederzusehen. Irgendwann schlief er letztlich am Tisch ein.

Kapitel 8 Böses Erwachen


,, Ein weißer Mann sagte einmal : Macht korrumpiert. Wenn das Stimmt, dann gibt es keine korrupteren Wesen, als Seelenmagier.“ Vertretbarkeit der Magie Die drückende Hitze, die über der Stadt gelegen hatte, war von dunkeln Wolken verdrängt worden, als Jaret am nächsten Morgen die Augen

öffnete. Das Notizbuch lag immer noch vor ihm auf dem Tisch. Er hatte den Traum fast vergessen und doch blieb eine Ahnung davon zurück. Eine Warnende stimme in seinem Hinterkopf die er aber zum Schweigen brachte. Die Stadt verschwand fast unter einem grauen Schleier aus Bodennebel, der aus den Straßen aufstieg und sich wie eine Decke über alles darunter legte. Er war über den Schreibtisch gebeugt eingeschlafen. Jaret blinzelte ein paar Mal ins Dämmerlicht, das durch das kleine Fenster fiel.

Er stand auf. Die dunklen Gedanken und Vorahnungen der Nacht schienen sich endgültig verflüchtigt zu haben. Stattdessen trat er aus dem Zimmer heraus, ins Treppenhaus des Turms. Die Sandsteinstufen zogen sich spiralförmig in die Tiefe und führten vorbei an weiteren Türen, hinter denen Gesindekammern und Lagerräume für den Palast lagen. Jaret hatte es nie gestört, das er so weit oben schlief. Im Gegenteil, er genoss die Abgeschiedenheit. Am Ende der Wendeltreppe führte ein niedriger Durchgang in den eigentlichen

Palast. Jaret lief durch die mit Marmorsäulen gesäumten Flure, die er die letzten Jahre seines Lebens sein Zuhause genannt hatte. In all der Zeit hatte sich in den steinernen Hallen nur wenig veränderte. Es schien als sei die Zeit an diesem Ort nicht so deutlich vorhanden wie anderswo. Mochten in Erane auch Dürren wüten oder sich Armeen an den Grenzen sammeln, das Leben hier wurde dadurch kaum beeinflusst. Ob das in Raven oder Egarium ähnlich war? Jaret wusste recht wenig über Egarium und noch weniger über die Eiswüsten, die den Großteil Ravens

ausmachten. Es hatte ihn einfach nicht interessiert. Jetzt jedoch wüsste er es gerne. Egarium… es gab immer wieder seltsame Berichte über die merkwürdigsten Konstrukte und Waffen aus dem Land. Oft hörte es sich wie Magie an, wenn man den Berichten der Soldaten glaubte die ab und zu an den Grenzen kleinere Kämpfe austrugen. Feuer und Rauch, der nur Tod hinterließ. In Egarium gab es angeblich nur wenige Zauberer und wurde ihnen in Arbitrium nicht unbedingt getraut, so gab es aus Egarium Berichte über regelrechte Verfolgungen. Raven hingegen war, soweit er dem was

er gehört hatte trauen konnte, in einzelnen Clans organisiert, ansonsten unterschied es sich wohl bis auf das Klima nicht sehr von Arbitrium. Bauern, Bürger, Adelige. Darin gliederte sich letztlich alles… Und diejenigen, die komplett durch dieses Raster fielen. Die zu Arm für einen Status waren, oder ihren irgendwie verloren hatten… Eine alte Wut stieg in ihm auf, die nie ganz verblasst war. Aber betäubt. Nun sah er das Gemäuer des Palastes mit anderen Augen. Die letzten Jahre hatte er vergessen, wie es gewesen war, welchen Preis der Reichtum dieses Ortes anderswo forderte. Und es war dem

Zufall zu verdanken dass er sich wieder erinnert hatte. Aber konnte er etwas daran ändern? Wenn Ruben recht hatte dann ja. Jaret blieb einen Augenblick stehen. Es war noch so früh, das nur wenige Dienstboten auf den Beinen waren, die zwischen den Säulen hin und her huschten. Ruben hatte ihm auch gesagt, er könnte Gott oder Dämon sein. Und doch, Jaret wollte keines von beidem, nach wie vor nicht. Ein Gott, war nur eine weitere Ungerechtigkeit. Er konnte es wöchentlich auf dem Richtplatz sehen wenn er wollte.

Manchmal wünschte er sich, wirklich, das einfach hinter sich zu lassen. Seine Gabe erschien ihm einmal mehr wie eine Verantwortung als alles andere. ,, Jaret ?“ Er drehte sich um und entdeckte Ruben, der in Begleitung eines Wachmanns in Hauptmannsuniform aus einem Seitengang auftauchte. Bei dem Wachmann handelte es sich, wie Jaret überrascht feststellte, um Dunik. Er nickte dem Mann kurz zu, der ihn aber weitgehend ignorierte. Er hatte in all den Jahren kaum noch zwei Worte mit ihm gewechselt. Vermutlich gab Dunik ihm schlicht die

Schuld dafür, den Zorn Rubens einmal geweckt zu haben. Trotzdem war der Mann mittlerweile Oberbefehlshaber über die Stadtwache, wie Jaret gehört hatte. Aber erst jetzt hatte er wirklich eine Bestätigung. Die Zierrüstung mit dem Aufgedruckten Krone und Sonne-Emblem war unmissverständlich. Wirklichen Schutz würde der dünne Stahl jedoch wohl eher nicht bieten, wie Jaret dachte. Es war mehr eine Zurschaustellung eines Ranges. ,, Ihr könnt gehen.“ , sagte der Zauberer zu dem Soldaten. Dunik nickte und entfernte sich. Jaret hatte ohnehin noch mit dem Magier reden

wollen. Ruben wirkte nicht mehr Müde wie noch bei ihren letzten Begegnungen. Im Gegenteil, sogar fast jünger als zuvor wie der Seher dachte. Trotzdem, der Zauberer hatte sich in den letzten Jahren verändert. Er wirkte oft abwesend und manchmal schien es Jaret, als würde Ruben ein drückender Mantel aus Schatten umgeben, den er aber nur aus den Augenwinkeln richtig sehen konnte. Er schüttelte die Empfindung ab. Ruben war ein Freund und vermutlich auch sein Lebensetter. Wer weiß wie lange er auf den Straßen noch überlebt hätte. ,, Du warst gestern nirgendwo zu

finden.“ , meinte Ruben. ,, Das ist wahr…“ Irgendetwas warnte ihn erneut. ,, Wieso ?“ ,, Nicht wichtig, aber, die Straßen sind nicht mehr so sicher wie früher und Dunik meinte eine Patrouille hätte dich, oder jemanden der dir recht ähnlich sah, in der Unterstadt gesehen.“ Jaret dachte kurz nach. Er hatte eigentlich nichts zu verbergen. Trotzdem… etwas an der Art wie Ruben Fragte war ganz und gar nicht in Ordnung. ,, Es kann durchaus sein, das ich gestern in der Nähe gewesen bin.“ ,, Ich versteh.“ Die seltsam Drückende Atmosphäre verschwand. Das war nur

Ruben. Der alte Zauberer, der vielleicht seine Geheimnisse hatte, aber nichts desto trotz freundlich auf ihn herablächelte. Oder mittlerweile zu ihm hinauf. ,, Ich habe mir nur Sorgen gemacht, aber was du tust bleibt wirklich langsam dir überlassen. Ich sollte mich langsam daran gewöhnt haben.“ Ruben lachte. ,, Es ist nichts, ich.. der Regen hat mich aufgehalten.“ Auch wenn wieder alles in Ordnung schien, er zögerte Jade zu erwähnen, oder was das anging überhaupt mehr als nötig zu erzählen. Wusste Ruben, dass in der Stadt Leute verschwanden? Er sollte aufhören sich Sorgen zu

machen, sagte er sich selbst. Jade… Seine Gedanken wanderten zurück zu der Tabajaxie. Jaret hatte definitiv den Entschluss gefasst, sie zu besuchen. Und sei es auch nur um mehr über sie zu erfahren. Er wollte nur nicht ganz mit leeren Händen auftauchen. Er sah unter welchen Umständen die Leute im Armenviertel nach wie vor lebten und auch wenn ihm klar war, das er nicht allen helfen konnte. Aber Jade. Das war immerhin etwas. Und ihm wichtig, wie Jaret sich selbst gegenüber zugab. Er hatte auch schon eine Idee. Er lächelte bei dem Gedanken. Es wäre ein Anfang, eine unendlich kleine Geste,

aber ein Anfang. Gut zwei Stunden später kam er vor der kleinen Hütte in den Armenvierteln Seminiums an. Es hatte ihn Zeit gekostet, einen Weg durch die Labyrinthischen Straßen zu finden. Zwar hatte Jaret sich den Großteil des Wegs mit einem alten Instinkt eingeprägt, den auch sieben Jahre im Palast nicht hatten ganz

abstumpfen können, aber es kostete ihn immer noch Zeit. Mehrmals nahm er falsche Abzweigungen und musste zurückgehen, wenn er an eine Sackgasse kam, oder merkte, dass er falsch ging. Die wenigen Leute, die ihm begegneten oder vor den simplen Bretterhütten saßen, schenkten ihm nur wenig Beachtung. Diesmal war er schlauer gewesen, anstatt einfach mit seiner Palastkleidung in die Unterstadt zu gehen. Zwar trug er selten teureres als schlichte und saubere Sachen, aber hier viel er darin sicher trotzdem auf wie ein bunter Hund. Deshalb trug er diesmal einen schlichten, grauen Reiseumhang um die Schultern.

Die Tarnung verfehlte ihre Wirkung nicht. Nur das kleine Stoffbündel, das er unter Arm hielt konnte von Zeit zu Zeit noch neugierige Blicke auf sich ziehen. Irgendwann jedoch fand er schließlich den richtigen Weg und erreichte die Baracke mit dem auffälligen Türvorhang ,, Jade ?“ Er klopfte an den Holzrahmen und wartete einen Augenblick. Nichts. ,, Hallo ?“ wieder nichts. Schließlich schlug er den Vorhang beiseite und trat langsam nach drinnen. Jaret sah er sich um. Die Pflanzen waren nach wie vor an ihrem Platz. Allerdings fehlte das dort versteckte

Messer. Das Feuer in der Mitte des Raums war erloschen, auch wenn noch Rauch von der Asche aufstieg. Die Schlafstelle und die Kissen auf dem Boden waren verlassen Die Hütte war leer. Sie konnte allerdings noch nicht allzu langer Weg sein, sonst wäre die Glut erloschen. Jaret überlegte, ob er hier warten sollte, oder besser wiederkam. Oder war sie möglicherweise abgehauen? Es sah nicht so aus. Bis auf die Versteckte Waffe schien nichts zu Fehlen. Allerdings gab es auch sonst nicht viel, was sich mitzunehmen gelohnt hätte.

Eine Bewegung hinter ihm riss Jaret aus seinen Gedanken. Er wirbelte herum und fand sich Auge in Auge mit einer glitzernden Metallkling. ,, Du schon wieder.“ Jade ließ die Waffe sinken. Das war ziemlich knapp gewesen, dachte Jaret. Hätte die Tabajaxie ihn eine Sekunde später erkannt, hätte das mit einem Messer in der Kehle geendet. Konnte es immer noch, wie Jaret sich erinnerte. Oder nicht? Sie ließ die Waffe sinken. Aber die Art wie ihre Hand zitterte… Sie hat vermutlich nie jemand getötete dachte er. Und der Gedanke es fast getan

zu haben war wohl auch nicht unbedingt einfacher. Wie hatte er sich gefühlt, als er auf der Reise mit Ruben einen der Banditen getötet hatte? Er wusste es nicht mehr. Der Kampf im Wald war das reine Chaos gewesen und er hatte keine wirkliche Zeit gehabt, darüber nachzudenken was er tat. ,, Nette Begrüßung.“ , meinte er spöttisch. ,, Du hast hier nichts zu suchen.“ Damit hatte sie wohl Recht. Beim genaueren Nachdenken wäre nichts passiert, wenn er einfach draußen gewartet hätte. ,, Ich dachte du brauchst vielleicht einen

neuen Mantel.“ Er holte das Stoffbündel unterm Arm hervor. Misstrauisch nahm sie Jaret den Umhang ab. Jade strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie den Stoff schließlich entfaltete und ein paar Stücke zurücktrat. Es war nicht schwer für Jaret gewesen einen Schneider zu finden, der Umhänge verkaufte. Allerdings hatte er natürlich nicht gewusst, ob es Jade gefallen würde oder ob er damit nicht doch einen Fehler machte. Die Frage beantwortete sich von selbst. ,, Der ist ja wundervoll.“ Der Stoff war in einem Tiefen

Wald-Grün gefärbt und eine Goldnaht verlief an den Seiten, des ansonsten schlichten Mantel. ,, Was…“ Sie sah einen Augenblick sprachlos zu Jaret, der lediglich grinste. Zum ersten Mal schien das ganze Misstrauen aus ihren Zügen zu verschwinden. Sie legte sich den neuen Mantel um die Schultern. Auch die Angst verschwand kurz aus den grün funkelnden Augen. ,, Weshalb ?“ , wollte sie wissen. Sie traute ihm nicht ganz, das war klar. Jaret glaubte allerdings endlich, Jade ein wenig zu durchschauen. Sie tat vielleicht hart, aber letztlich war es angst. Und ihr Misstrauen das schien ihm nicht mehr als eine Maske zu

sein. ,, Reicht schlichte Freundlichkeit nicht ?“ Jaret wollte nicht, das sie sich wieder hinter ihrem Misstrauen vor ihm und wohl allem, verbarrikadierte. ,, Niemand tut irgendetwas ohne Gegenleistung.“ Er lachte. ,, Ich schon.“ Jade versuchte offenbar eine neutrale Mine zu behalten, lächelte aber schließlich trotzdem. ,,Du bist ein seltsamer Mann.“ Sie strich sich geistesabwesend eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat unter dem Vorhang nach draußen in die Straßen. ,, Als ob ich nicht das gleiche behaupten

könnte.“ , murmelte Jaret, als er ihr folgte. Die Wolken hatten sich etwas verzogen und blauem Himmel Platz gemacht. Es war nicht mehr so warm, wie die Tage zuvor, aber angenehm. ,, Also, ich bin eigentlich niemand besonderes.“ , erklärte er, während er Jade durch die Gassen folgte. ,, Ich hatte einfach nur Glück.“ ,, Du bist ein schlechter Lügner Jaret Weißläufer.“ Er zögerte. Jaret rechnete eigentlich damit, dass sie Augenblicklich wieder abweisend werden würde. Stattdessen lachte Jade. Es waren diese kleinen Momente, wenn sie lächelte oder das Misstrauen kurz

verschwand, in denen ihm klar wurde, er mochte sie. Es hatte kaum mehr als das gebraucht, stellte Jaret fasziniert fest. ,, Du lebst alleine hier ?“ , fragte er. Jade überlegte kurz, während sie weiter durch die Straßen gingen. Jaret wusste nicht wohin sie wollte. Vielleicht war das aber auch gar nicht wichtig. Die Wege waren meistens leer, aber auch wenn sie jemanden begegneten war es nun plötzlich Jade, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, Der neue Mantel war für diese Gegend alles andere als passend. Sie erreichten eine Baulücke zwischen den Baracken, wo offenbar vor kurzem

eine Hütte in sich zusammengefallen war. Gras und Unkraut wuchs hier und da zwischen den liegengebliebenen Holzplatten hindurch. Es war nicht viel übrig geblieben. Das meiste war wohl bereits wieder in der einen oder anderen Form weiterverwertet worden um andere Hütten zu reparieren oder zu bauen. Nur das morscheste, älteste Holz war zurück geblieben und vermoderte nun endgültig. Die Tabajaxie schwieg noch immer. Offenbar schätzte sie ab, wie viel oder was sie ihm erzählen sollte. Jaret war es egal. Sie war nicht irgendjemand, das war ihm mittlerweile klar. Allein der Ring war schon merkwürdig genug. Aber

er würde sie nicht dazu drängen ihm irgendetwas zu erzählen. ,, Erst seit.. kurzem“ , sagte sie. Jaret runzelte die Stirn. ,, Wieso seit kurzem ?“ ,, Schau dich um. Bis vor einigen Wochen gab es hier noch viel mehr Menschen. Aber das ständig Leute verschwinden… Die meisten sind so nah wie irgendwie möglich an die oberen Bezirke herangezogen. Manche haben auch einfach leerstehende Häuser besetzt. “ ,, Du jedoch nicht.“ ,, So wie die anderen, die noch hier sind.“ Jaret wusste nicht, was er antworten

sollte. Verdammt es gab so viele Fragen gleichzeitig. Bis vor ein paar Tagen hatte er nicht einmal gehört, dass irgendwo einfach Menschen verschwanden. In einer Stadt wie Seminium war es gut möglich unterzutauchen, aber von der Bildfläche zu verschwinden, ohne eine Spur… ,, Ich wusste nicht…“ ,, Ja, das dachte ich mir.“ , sie klang jetzt wütend. ,, Niemanden kümmert es was mit den Menschen hier geschieht. Geschweige denn mit welchen… wie mir.“ ,, Mich kümmert…“ Jade ließ ihn nicht ausreden. ,, Glaubst du wirklich ein neuer Mantel,

ein bisschen Freundlichkeit wiegen Jahre der Verfolgung auf ?“ Ihre ganze Wut schien sich plötzlich auf ihn zu richten. Jaret versuchte wenigstens selbst deshalb wütend zu werden. Aber das ganze schien über so lange Zeit angestaut zu sein… Kein Wunder, überlegte er. Wenn man so lebt, nicht nur alleine, sondern ständig mit Angst. ,, ,, Es tut mir.. leid…“ Er wusste nicht wofür er sich entschuldigte. ,, Ich wusste nicht… Verfolgt? “ Sie konnte nicht das Verschwinden der Leute meinen, das geschah soweit er nun wusste erst seit einigen Wochen.

Jade schwieg einen Augenblick, bevor sie erwiderte. ,, Das war… das war ungerecht von mir.“ Sie hatte sich von ihm wegedreht und sah über die niedrigen Häuserdächer hinweg in Richtung der Oberstadt. Die Hände hatte sie Hände allerdings zu Fäusten geballt. ,, Ich meine, du warst nicht hier, richtig? Du kannst von all dem nichts wissen.“ ,, Ich weiß es, ich habe lange selbst so gelebt Jade.“ Er trat zu ihr, wagte sich aber nicht näher. ,, Das vergisst man nicht.“ ,, Nicht so wie ich.“ ,erwiderte sie . ,, Ich habe eben nicht immer so gelebt.

Auch wenn es lange her ist. Gut zehn Jahre. Und das schlimmste ist wohl, dass ich es zeitweise selbst vergesse.“ Ihre Stimme zitterte etwas. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,, Ich werde, nicht fragen, aber wenn du es mir erzählen willst…“ Sie schwieg so lange, das Jaret schon glaubte, Jade würde nicht mehr antworten. Dann begann sie langsam wieder zu sprechen. Zuerst Sockend, aber dann schneller, als wollte sie die Geschichte erzählen, müsste es sogar. ,, Ich… wie gesagt, ich lebte nicht immer so. Auch wenn ich mich daran gewöhnt habe. Ich muss damals neun

gewesen sein wenn überhaupt…“ Jade hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr. ,, Es ist recht ungewöhnlich für einen Tabajaxie, es weiter als zum halbwegs respektierten Stadtbürger zu bringen, aber das weißt du ja. Meine Familie war in diesem Sinne eine Ausnahme.“ ,, Das kann ich mir vorstellen.“ , sagte Jaret. Es gab durchaus reiche Tabajaxie-Händlerfamilien. Nicht viele, aber es gab sie. Doch meist stießen auch diese auf Ablehnung, sowohl bei der normalen Bevölkerung als insbesondere beim Adel und letztlich sogar, bei ihrer eigenen Art. ,, Du kannst dir sicher vorstellen, wie das war. Alles war soweit gut. Ein

kleines Haus in den oberen Vierteln…genug essen und eigentlich alles was man braucht. Aber eben auch nicht mehr.“ ,, Aber dabei ist es nicht geblieben ?“ ,, Nein. Ich weiß bis heute nicht, was genau geschehen ist, aber mein Vater wurde ermordet. In den Armenvierteln. Es ist beinahe Ironie.“ Eine Erinnerung regte sich in Jaret… An einen Tabajaxie, der von einer Gruppe Banditen überfallen und getötet wurde. Das konnte nicht sein, sagte er sich selbst. Und wenn doch ? Es gab keine Zufälle mehr. ,, Was geschah dann ?“ ,, Was immer passiert, wenn die

Menschen ihre Chance sehen. Plötzlich war alles, was meine Familie aufgebaut hatte nichts mehr wert.“ ,, Die Aktion war abgesprochen.“ , meinte Jaret. ,, Ich glaube es zumindest. Noch am selben Abend hat irgendjemand eine ganze Meute aufgewiegelt, die unser Haus gestürmt hat. Es brauch immer nur einen, der losbrüllt, uns die Schuld gibt…“ Ihre Stimme hatte aufgehört zu zittern, aber er konnte jetzt die Wut darin hören. ,, Kann denn keiner von euch für sich selber denken ?“ Jaret dachte erst, sie würde weitersprechen. Aber offenbar erwartete die Tabajaxie eine Antwort von

ihm. ,, Menschen sind leider oft sehr dumm.“ , sagte Jaret leise. ,, Was ist danach passiert ?“ ,, Was wohl ? Ich bin nur deshalb entkommen.“ Sie hatte den Silberring vom Finger gezogen. ,, Ich dachte mir schon, das man so etwas nicht einfach irgendwo findet.“ , meinte Jaret. Jade nickte. ,, Ein altes Familienerbstück. Soweit habe ich die Wahrheit gesagt.“ Damit war wenigstens das eine Rätsel gelöst. ,, Ich.. bin als einzige entkommen. Meine Mutter blieb zurück und ich denke nicht, das sonst noch jemand aus meiner Familie überlebt

hat.“ ,, Und seitdem lebst du hier ? Jemand hat diese Leute gegen euch aufgehetzt. Du müsstest doch versucht haben…“ ,, Jaret, wir sind praktisch rechtlos. Und selbst wenn nicht wer weiß, ob wer immer dahinter stand, es nicht einfach zu Ende gebracht hätte. Vielleicht noch immer versucht.“ ,, Deshalb also.“ , sagte er laut. Deshalb die Angst. ,, Deshalb was ?“ Jaret antwortete nicht. Sie hatte Angst, er sei gekommen um zu Ende zu bringen, was vor zehn Jahren begann. Wie konnte man mit so etwas leben? Der Gewissheit dass jederzeit jemand auftauchen könnte

um einen zu töten. ,, Jade ich wusste davon nichts. Aber… es tut mir leid.“ ,, Dir kann nicht leidtun, woran du keine Schuld trägst.“ , sagte sie schließlich.,, Du bist ein guter Mensch.“ ,, Das weißt du ?“ ,, Das glaube ich zumindest.“ Jade schwieg einen Augenblick. Sie sah ihm kurz direkt in die Augen. Was sah sie darin? Jemanden, der bisher doch so gut wie nichts getan hatte. Er war vielleicht ein Seher, das machte ihn jedoch nicht automatisch zu etwas besonderen. Er hatte bisher nicht das Geringste erreicht. Und doch würde er

genau das tun müssen, nicht wahr? Nicht nur müssen. Er wollte diese Welt ändern wenn es möglich war. Seine Gedanken schienen sich in den Augen ihm gegenüber widerzuspiegeln. Grüne Seen , die kaum etwas und doch so viel Menschliches Besaßen. Lichtreflexe darin, die die verschiedensten Formen anzunehmen schienen. Er wusste nicht ob es Visionen oder nur seine Einbildungskraft war. Was kann ich sein? Alles. Was wirst du sein? Jaret kannte die Antwort nicht. Am Ende musste er sich wegdrehen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber in

Wirklichkeit waren lediglich einige Sekunden vergangen. ,, Ich habe nur so lange nicht mehr daran gedacht.“ , sagte Jade, langsam legte sie ihren Kopf an seine Schulter. ,, Es ist einfacher, einfach zu vergessen. Aber sich zu erinnern…“ ,, Ich verstehe,“ , entgegnete Jaret. Auch wenn er es nicht wirklich glaubte. Er hatte den Unterschied zwischen der Straße und einem Dach über dem Kopf, einem Leben ohne Angst, nie in der umgekehrten Form gekannt. Das machte es leichter. Aber um wie viel grausamer war es, den Unterschied derart zu kennen? Er t wusste nicht, wie lange sie dort an

den Überresten der Baracke standen. Es konnten wohl höchstens ein paar Minuten gewesen sein, dachte er, auch wenn es ihm länger vorkam. Schließlich trat Jade einen Schritt zurück. ,,Entschuldigung.“ . ,,Es gibt nichts zu entschuldigen.“ Er erwartete fast, dass sie sich sofort wieder hinter einer Mauer aus Misstrauen verstecken würde. Aber das blieb aus. Jade nickte lediglich und sah sich um. ,, Ich weiß nicht ob…“ Sie sah einen Augenblick über die Schulter, als fürchtete sie, dass dort jemand war. Aber Abseits der zerfallenden Ruine befanden sich nur weitere Barracken und die unübersichtlichen Gassen der

Unterstadt. ,, Du weißt jetzt wer ich bin, Jaret. Sag mir macht das einen Unterschied?“ ,, Ich glaube nicht.“ , antwortete er nach kurzem Überlegen. Im Nachhinein, gibt es womöglich Wahrheiten, die man nicht kennen will. Aber darum ging es ihm nicht. Jaret überlegte, ob die Idee, die seine eigene Wahrheit enthüllen würde, funktionieren konnte. Er hatte es nie ausprobiert. ,,Ich.. würde vorziehen die Geschichte nicht zu kennen. Ich würde es ungeschehen machen wenn ich könnte. Aber das liegt nicht in meiner Macht.“ Jaret zögerte. ,, Etwas anderes dafür aber

schon.“ ,, Wovon sprichst du ?“ ,, Du traust mir nicht, aber…“ Er seufzte, ,, Wahrheiten sind immer besser als Lügen, so schwer sie auch sein mögen.“ Er streckte die Hand aus, unsicher ob es überhaupt möglich sein würde. Er versuchte eine Erinnerung an jene Nacht in den Gassen heraufzubeschwören. Etwas, das er als Anker benutzen konnte um seine Gabe dadurch zu lenken. Es war schwieriger als er dachte, aber je mehr er sich konzentrierte desto zuversichtlicher wurde er. ,, Was…“ ,, Was ich vorhabe ist womöglich

etwas…. Erschreckend.“ , sagte er. ,, Aber dir wird nichts passieren. Nimm meine Hand.“ Sie musste es selbst sehen, oder er würde bestenfalls wie ein Verrückter Klingen. Er konnte diesmal spüren, wie sich die Welt um ihn langsam zu verschieben schien. Er hatte die Vision herbeigeführt, nun jedoch versuchte er sie aufzuhalten. Etwas, das sich wie eine glühende Nadel anfühlte schien sich in seine Schläfen zu bohren. ,, Du bist wirklich einer der seltsamsten Menschen, die mir je untergekommen sind.“ Jade schien kurz wieder einen Teil ihres alten Misstrauens wiederzuentdecken. Die Tabajaxie Zögerte, dann jedoch schien sie sich zu

überwinden und gab ihm die Hand. Im nächsten Moment fiel die Welt auch schon in einem Wirbel aus Bildern zusammen und er konnte Jade erschreckt irgendetwas rufen hören. Es war nicht wichtig. Es funktionierte. Er kannte den Ablauf schon. Es war seine alte Vision An einer halb zusammengefallenen Hauswand lehnte eine einzelne Gestalt im Dunkeln, umringt von mehreren anderen, die jedoch nur Schemenhaft zu erkennen waren. Eine der Schatten hielt eine Klinge in der Hand, die im Mondlicht gefährlich Glitzerte. Einen kurzen Augenblick schien die Klinge zu verharren wo sie war und die

gesamte Vision stillzustehen. Dann stach der Fremde wiederholt auf die am Boden liegende Gestalt ein, bis sie sich nicht mehr rührte. Jetzt konnte man auch erkennen, um wen es sich bei der Gestalt handelte… Etwas riss Jaret mit Gewalt aus der Vision zurück. Etwas, das sämtliche Alarmglocken in seinem Verstand laut zum schrillen brachte. Der Seher fand sich immer noch auf dem verlassenen Ruinengrundstück wieder. ,, Was zur… Was…“ Jade sah verstört zwischen ihm und dem Weg hin und her, fing sich aber schnell wieder. ,, Jaret was war das?“ Er antwortete

nicht. Etwas hatte ihn zurückgezogen. Er hörte Schritte.

Kapitel 9 Fluchtplan

,,Es heißt die Schützengarde von Egarium sei in der Lage ein Ziel noch auf Tausend Meter Entfernung zu töten. Ich bin mir fast sicher das dies übertrieben ist, doch Revan vom grauen Orden wurde diesem Anspruch beinahe gerecht.“ Eintrag in Jarets Tagebuch ,, Was hast du getan ?“ Die Tabajaxie wich ein paar Schritte von ihm zurück, ohne Jaret dabei eine Sekunde aus den

Augen zulassen. ,,Ruhig.“ , erwiderte Jaret nur. ,, Ich erkläre es dir später aber wir bekommen besuch. Hör.“ Die Schritte kamen näher. Es waren keine Schritte von jemand der Rannte, aber es waren viele. Eine Gruppe ob nun Bewohner der Armenviertel oder sonst etwas, bedeutete ärger ,,Was..“ Jade hatte die näher kommenden Schritte jetzt auch bemerkt. ,, Wir müssen weg.“ Sie nickte nur. Jade berührte den Silberring an ihrer Hand lediglich, allerdings konnte Jaret nicht genau erkenne, was den Zauber auslöste. Der Effekt war jedoch sofort

spürbar. Er konnte grade noch sehen, wie eine kleine Gruppe von Männern um die Ecke gelaufen kam. Sie trugen Panzerungen der Stadtwache aber… das konnte nicht sein. Die Wachen gingen nie in die Armenviertel. Es kümmerte schlicht niemanden was hier geschah. Vielleicht nur eine verirrte Patrouille. Allerdings glaubte er einen der Soldaten zu erkennen. Dunik ? Dann schien die Welt um sie herum kurz zu verschwimmen. Jaret konnte nur hoffen, dass sie nicht bemerkt worden waren, Zwei Personen die sich einfach in Luft auflösten waren

etwas, das garantiert jede Wache in der ganzen Stadt alarmiert hätte. Die Umgebung hatte sich ganz klar verändert. Wo eben noch ein freier Platz gewesen war umgaben sie jetzt Holzwände. Die Verzauberung hatte sie irgendwo in eine der umstehenden Baracken geführt, dachte Jaret. Auch Jade sah sich kurz um. Vermutlich war der Zauber eher zufällig und teleportierte einen lediglich in einem bestimmten Radius an einen zufälligen Ort. Das war nicht ganz ungefährlich. Was passierte wenn man genau zwischen einer Hauswand landete? Er wollte lieber nicht darüber

nachdenken und hoffte, dass die Magie so angelegt war, das so etwas nicht passieren konnte. ,, Das war mal was andere…“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen. ,, Ein Wort und man hört uns.“ , flüsterte Jade. ,, Ich weiß nicht wie weit wir gekommen sind, aber es kann nicht besonders viel sein.“ Die Hütte war schon länger verlassen wie es aussah. Auf einen Regal, das gleichzeitig die einzige Einrichtung bildete, lag eine dicke Staubschicht. Der Boden bestand aus festgestampfter Erde, aus der hier und da Gras sprießte. Die Tür der Baracke hing nur halb in den Angeln und würde wohl bei der kleinsten

Berührung zusammenfallen. ,, Dann bring uns nochmal weg.“ , erklärte Jaret leise. Die Wolken vom Morgen hatten sich verzogen haben und Sonnenstrahlens suchten sich ihren Weg zwischen den Bretterwänden der Hütte hindurch. ,, Geht nicht. Es dauert schon normalerweise Stunden bis sich der Zauber wiederherstellt. Mit zwei Leuten…“ Damit hatte Jaret fast gerechnet. Auch dauerhafte Zauber mussten sich erst wieder aufladen, wenn sie einmal verbraucht waren. Und wenn der Teleportzauber eigentlich nur für eine Person ausgelegt war würde es nun

umso länger dauern. Ein Wunder, das der Silberring überhaupt so viel Magie speichern konnte. Draußen hörte er jetzt wieder Schritte und durch das Licht, das durch die Lücken der Bretterhütte fiel huschten nun die Schatten der draußen vorbeigehenden Gestalten. Man hatte Sie nicht entdeckt. Trotzdem näherten die Wachen sich der Tür der leerstehenden Hütte. Jaret konnte jetzt sogar einzelne Gesprächsfetzen verstehen. ,, Wie viele diesmal ?“ ,,Wie immer. So viele wie möglich.“ ,, Frage mich was......“ , den letzten Teil konnte er nicht verstehen. Aber was

er gehört hatte reichte um ihn zu beruhigen. Viele ? Viele von was ? Jaret fürchtete, die Antwort zu kennen, auch wenn er es noch nicht zugeben wollte. ,, Wie gut das hier niemand vermisst wird.“ ,, Und selbst wenn wir haben Befehle.“ , die Stimme des letzten Sprechers kam Jaret bekannt vor, aber... das konnte nicht sein, oder ? Vermutlich täuschte er sich. Als der erste der Männer die Tür erreichte, konnte er sich schließlich doch sicher sein. Er hatte sich nicht geirrt. Die Soldaten gehörten wirklich zur Stadtwache und der Mann der

gesprochen hatte war ohne Zweifel Dunik. Besser, dachte Jaret, wenn er den Wachen zuvorkam. Sie kannten ihn. Was hier auch vorging, es war nichts Gutes. Sein einziger Vorteil, ihr einziger Vorteil, war, dass die Soldaten noch nichts von ihnen wussten. Und wenn Dunik dabei war sollte ihnen eigentlich nichts passieren. Der Mann hatte mit Jaret Anfangs vielleicht auf Kriegsfuß gestanden, aber er würde es nicht wagen, Rubens Schützling etwas zu tun. Dafür fürchtete er den Zauberer nach wie vor zu sehr. Jaret ging Richtung Tür. Bist du

verrückt geworden ?“ Jade versuchte ihn zurückzuhalten. ,,Vertrau mir.“ ,, Dir vertrauen ?“ Natürlich war sie erneut misstrauisch. Und dabei hatte er gedacht grade zumindest das Eis gebrochen zu haben. Aber es wunderte ihn nicht. ,, Hast du eine Wahl ?“ , wollte er stattdessen wissen. ,,Nein“ ,, Ich verspreche, ich erkläre alles.“ Jaret hörte hinter sich ein geflüstertes ,, Verdammt“, als er gefolgt von Jade das Haus verließ. Die Stadtwache bemerkte die zwei sofort.

Die mit dem Sonne und Kronen-wappen versehenen Panzerungen waren das letzte Indiz, das er brauchte. Es waren zehn oder mehr, von denen sie bisher aber nur drei bemerkt haben. Dunik unterhielt sich grade mit den übrigen sieben und erteilte vermutlich Anweisungen. ,, Herr, hier sind noch…“ , begann einer der Männer. Bevor er den Satz beenden konnte drehte sich der Hauptmann bereits zu ihnen um. Er schien einen Moment zu brauchen um Jaret wiederzuerkennen. ,, Was macht ihr denn hier?“ , fragte er angespannt. Im Gegensatz zu den

übrigen Wachen trug er einen Federhelm, der seinen Rang wiederspiegelte. Die Augen, unter den Brauen und Nasenschutz kaum zu erkennen, verengten sich einen Moment zu schlitzen. ,, Ich könnte das selbe Fragen.“ , stellte Jaret fest. ,,Aber wenn ihrs Wissen wollt, einen Spaziergang.“ Er grinste weil er wusste, dass der Mann ihm kaum wiedersprechen würde. Dann müsste er zugeben, Jaret nichts anzukönnen, selbst wenn er ihn als Lügner darstellte. So oder so, er hoffte Dunik ruhig zu stellen und einfach mit Jade verschwinden zu können. Der Hauptmann erwiderte einen

Augenblick nichts Sein Blick fiel auf die Tabajaxie. Sie strich sich Nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann aber musterte Jade ruhig die Gruppe Stadtwachen. Jaret war erleichtert. Einen Moment hatte er befürchtet, Jade würde einfach wegrennen. Dann wäre sie möglicherweise wirklich in Schwierigkeiten. Die Wachen waren nicht unbedingt freundlich zu den Tabajaxie, aber so lange es keinen falschen oder noch so geringfügigen Grund gab, würde es keine Probleme geben. Zumindest hoffte Jaret das. Bis auf Dunik

natürlich. ,, Und wie ich sehe in solcher Gesellschafft“ , sagte er boshaft, ,,Doch nicht etwa Eure kleine…“ Jade ließ ihn nicht ausreden, sondern versetzte dem Wachhauptmann eine schallende Ohrfeige, bevor Jaret sie davon abhalten konnte. ,, Narr.“ Einige der umstehenden Soldaten lachten, als der Hauptmann zurückstolperte und sich die Wange hielt Einen Augenblick blitzte Mordlust in den Augen des Hauptmanns, aber eine der Stadtwachen hielt ihn mit einer Hand zurück. ,, Oho, und frech ist… es… auch noch.“

, sagte er mit gedämpfter Wut. Das war genau die Situation, die Jaret vermeiden wollte. ,,Dunik, verschwindet.“ , verlangte er. ,, Ihr habt keinen Grund hier zu sein.“ Noch konnte alles gut werden. Wenn der Wachhauptmann nur vernünftig war. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät. Fast wünschte er, Jade hätte Dunik einfach reden lassen. Oder ihn zumindest nicht verletzt. Der Tabajaxie war das wohl auch klar. Sie wich ein paar Schritt in Jarets Richtung zurück, schien aber nach wie vor nicht zu wissen, vor wem sie mehr Angst haben sollte.

Den Stadtwachen, oder dem Mann, der ihrem Hauptmann versucht Befehle zu erteilen. ,, Im Namen des Königs“ , sagte Dunik, ,, Sind alle Bewohner der Unterstadt zu erfassen Jaret. Deine kleine Freundin da ebenfalls. “ Ihm war sofort klar, dass etwas damit nicht stimmte. Wieso sollte es den König plötzlich interessieren, wer hier lebte und wie viele… Es machte keinen Sinn. Und es passte zu gut… Eine größere Gruppe Bewaffneter hatte in den Armenbezirken praktisch freie Hand. Man lernte hier wegzusehen, sobald Waffen im Spiel waren.

,, Wer hat diese Anweisungen erteilt ?“ , wollte er lediglich wissen. ,, Hochmagier Ruben Darelto.“ Jaret konnte einen Augenblick nichts erwidern. Das war doch unmöglich… Das war… Er riss sich zusammen. Dunik log, so einfach war das. ,, Ein letztes Mal, sie geht nicht mit, ich auch nicht und ihr wollt das Ruben nicht erklären müssen. Egal was ihr sagt.“ Einige zögerten. ,, Zurück, sofort.“ , fügte Jaret mit einer Autorität hinzu, von der er bis zu diesem Moment nicht wusste, dass er sie besaß. Die Sekunden vergingen, doch diesmal

erwiderte Dunik nichts. Stattdessen drehte er sich zu den Stadtwachen um und winkte ihnen lediglich ihm zu folgen. Die Angst vor dem Zauberer siegte schließlich,, Also schön… Wir gehen. Fürs erste…“ Jaret sah ihnen mit einer Mischung aus Erleichterung und Verwirrung nach. Er stützte sich an der Bretterfassade einer Baracke ab. Ruben ? Das konnte nicht sein. Genau so wenig, wie das diese Anweisungen vom König stammten. Aber warum sollte Dunik lügen? Er wusste, dass eine Nachfrage Jarets genügte um alles zu entlarven. Jades Stimme riss ihn aus seinen

Gedanken. ,, Warum bei allen gefallenen Göttern hören die auf dich ?“ , fragte sie. Jaret zögerte. Konnte er ihr wirklich vertrauen? Er wusste die Antwort nicht, er wusste nur, es fühlte sich auf eine Weise Richtig an, die ihn ein wenig an seine Visionen erinnerte, allerdings auf eine Angenehmere Art. Und das verwirrte ihn. , ,Ich bin ein wenig mehr als nur Rubens Gehilfe.“ , begann Jaret. Am Ende erzählte er alles, von seinem ersten Zusammentreffen mit dem Zauberer, über dessen Behauptungen er sei ein Seher. Die Jahre die er im Palast verbracht hatte fasste er so kurz wie

möglich zusammen. Jaret zögerte einen Moment das Buch und ihre Reise nach Erane zu erwähnen. Sie muss ihn auch so schon für verrückt halten. ,, Wir fanden ein altes Zaubererbuch in Erane.“ , erklärte er schließlich nur. ,, Danach blieb es Monate lang ruhig und jetzt „ , Er zuckte mit den Schultern ,,Jetzt bin ich hier. Du musst mich für verrückt halten.“ ,, Auch nicht verrückter als die üblichen Geschichten , die einem jeder Reisende auftischen kann.“ Sie wirkte nicht mehr länger misstrauische, sondern besorgt. ,, Aber die Wachen ? Ihr Anführer, dieser Dunik…“ ,, Er muss gelogen haben, als er von

Ruben gesprochen hat, wahrscheinlich…“ Jaret stockte. Selbst wenn Dunik log , irgendjemand hatte den Befehl gegeben, jemand der über dem Wachhauptmann stand, jemand im Palast. ,, Wahrscheinlich was ?“ , fragte Jade. ,, Nichts.“ es passte zu gut mit all den verschwundenen Leuten zusammen. Es war eine Sache, die Armen einfach nicht zu beachten und vor sich hin leben zu lassen. Etwas anderes war das hier. Nein an simple Überprüfungen oder gar an einen Zufall glaubte er keine Sekunde lang. Es gab keine Zufälle mehr… oder zu viele davon. ,, Ich werde Ruben stellen und ihn fragen.“ , entschied Jaret. Könnte er die

Wahrheit durch eine seiner Visionen herausfinden? , überlegte er kurz. Vielleicht, aber nach wie vor: Er würde dem Zauberer nicht so nachspionieren. Nicht wenn sich alles noch klären konnte. ,, Du bist verrückt.“ , stellte Jade kalt fest. ,, Ich bin sicher, das ist nur ein Missverständnis.“ Es musste eines sein. ,, Und ich bleibe solange hier und… was ?“ Jaret brauchte nicht lange überlegen. ,, Warte bei Luther auf mich, ich komme zurück.“ ,, Was wenn du dich irrst und…“ ,, Das tue ich

nicht.“ Jaret sah nicht einmal auf, als er durch die Tore des Palastbezirks trat. Er rannte nicht, ging aber schnell genug, dass die meisten Leute auf den Straßen ihm vorsorglich auswichen. Selbst die Wachen am Zugang des Palastbezirks traten beiseite. Die meisten kannten ihn mittlerweile auch wenn er immer noch ab und an angehalten wurde. Heute wagte das keiner. Es war unmöglich, konnte schlicht nicht wahr sein. Und doch je länger Jaret nachdachte, desto besser passten die Puzzleteile

ineinander, Ruben hielt sich, wie ihm eine der Palastwache ihm mitteilte, in seiner Schreibstube auf. Dabei handelte es sich um die Privatbibliothek des Zauberers wo er seltene Schriften und Dokumente aufbewahrte. Unter anderem hatte er das Buch der Seher, das er ihm an jenem ersten Tag gezeigt hatte, dort verwahrt bis er es schließlich Jaret anvertraut hatte. Als Jaret den weitläufigen Raum, dessen

Wände vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen bedeckt waren, betrat musste er sich zwingen die Tür langsam zu öffnen und respektvoll einzutreten. Es konnte sich noch alles klären… Er wiederholte den Satz in seinem Kopf wie ein Mantra, auch wenn er nicht länger daran glaubte. Es musste sich alles klären. Ruben saß an einem in der Mitte des Raumes stehenden Tisch. Er hatte ihn in der letzten Zeit nur wenig gesehen. Seine Augen wiesen tiefe Ringe auf und seine Haare waren mittlerweile vollständig ergraut. Alles in allem, dachte Jaret, hat er wohl mal wieder ein paar Tage nicht geschlafen. Und er

wirkte deutlich abgemagert auf ihn. Beinahe hatte er Ähnlichkeit mit dem Wächter des Buches den sie in Erane getötet hatten. Jaret schüttelte sich bei dem Gedanken. Ruben trug seinen gewohnten roten Mantel mit vergoldeten Knöpfen und Schließen, aber an ihm wirkte das in seinem jetzigen Zustand, als hätte man einem Bettler eine Krone aufgesetzt. Bestenfalls Makaber. Als er jedoch Jaret bemerkte richtete er sich sofort auf und legte den Band zur Seite den er grade gelesen hatte. Mit der gewohnt freundlichen, aber gleichzeitig kalten Stimme fragte er : ,, Jaret, was ist denn los? Ich habe gehört

du hattest ein kleines Zusammentreffen mit den Wachen?“ ,, Dunik war bereits hier ? Was genau hat er euch erzählt?“ ,, Das du und noch jemand, den er nicht kannte, sich wie formulierte er es ? , Wiedersetzt habt, als er euch aufforderte mitzukommen.“ ,, Das ist Grob zusammengefast aber richtig.“ Jaret dachte über seine nächsten Worte nach. Er entschloss sich die Frage einfach ganz offen zu stellen. Es hatte keinen Sinn es hinauszuzögern. Entweder alles löste sich gleich auf oder… Jaret weigerte sich über das oder nachzudenken. Noch nicht. ,, Wieso

werden Leute aus der Unterstadt weggebracht?“ Die Worte waren schärfer formuliert, als er es beabsichtigt hatte. ,, Wer erzählt denn so was ?“ Klang Ruben grade etwa unsicher? ,, Soweit ich weiß versucht man grade, sämtliche Bewohner der Unterstadt zu erfassen. Sie werden nirgendwo hingebracht.“ Lüge. Mehr konnte Jaret nicht denken. Der Zauberer log und das wusste er instinktiv. Aber warum. Es musste einen guten Grund geben, es musste einfach. ,, Nachdem was ich gehört habe, tauchen viele nicht wieder auf.“ ,, Ich werde mich sobald wie möglich darum kümmern.“ Lüge, musste Jaret

wieder denken. Nein, das konnte einfach nicht sein. Er würde nichts hiervon Glauben bis er einen echten Beweis hatte. Aber was brauchte er noch? Schalt Jaret sich selbst, während Ruben weiter sprach: ,,Aber es ist gut, dass du als erstes zu mir gekommen bist. Jetzt geh und am besten schweigst du darüber. “ Jaret musste sich wegdrehen um die Tränen der Wut, die plötzlich in seinen Augen aufstiegen zu verstecken. Konnte Ruben seine Schuld besser unter Beweis stellen, als durch diese Ausflüchte. Der Zauberer würde keine Nachforschungen betreiben, das brauchte er auch gar nicht. Ruben steckte mit drin, was immer hier

geschah. Er wollte Jaret lediglich zum Schweigen darüber bringen. ,, Schön . Dann wäre das ja hoffentlich… geklärt. Danke.“ Sagte Jaret, als er sich dem Magier wieder zuwenden konnte. Seine Stimme klang überraschend klar für das was in seinem Kopf vorging. Es überraschte ihn selbst. Ihm fiel etwas an Rubens Ärmel auf. Ein Fleck dunkleren Rots auf dem Stoff.. Das war doch nicht etwa Blut..... Ein Sturm aus Bildern riss ihn mit sich, ohne das er sich dagegen wehren konnte. Jaret fand sich auf dem Boden kniend

wieder. Die Hände, die er durch Fremde Augen sah waren gefesselt. Um ihn herum lagen, undeutliche zu erkennen, weitere Gestalten in der Finsternis. Regungslos. Er Blickte nach oben. Über ihm stand jemand. Eine Gestalt in roter Kapuzenrobe, deren Gesicht jedoch im Schatten verborgen blieb. Er musste sie auch nicht sehen. Jaret wusste, wen er vor sich hatte. Und doch konnte ein Teil von ihm es nicht akzeptieren. Der andere hingegen raste, versuchte die Wahrheit, die er akzeptiert hatte irgendwie zu leugnen. Jetzt nahm er zum ersten Mal seine Umgebung wahr. Er befand sich in einer

Art Gewölbe, möglicherweise einer Höhle. In einigen Nischen in den Wänden brannten Kerzen deren Wachs bereits Tropfsteinähnliche Gebilde auf dem Höhlenboden formte. Auf einem Tisch hinter der Gestalt die jetzt vor ihm stand lag etwas. Ein Messer, dessen Klinge stumpf im schwachen Kerzenschein schimmerte. Und einige Glasphiolen von denen ein paar von innen her mit einem bläulichen Licht zu glühen schienen. Und schließlich war da das Buch. Jaret erkannte es wieder. Wie hätte er diesen Anblick auch je vergessen können? Die roten Augen auf dem Umschlag sahen

sich suchend nach allen Seiten um. Bis sie auf ihm zum Ruhen kamen. Es wusste, dass er hier war… Ruben hingegen nicht. Das war nach wie vor nur eine Vision versuchte Jaret sich zu beruhigen. Wenn auch eine ungewöhnliche… Der plötzliche Schmerz zwischen seinen Rippen hingegen überzeugte ihn vom Gegenteil. Ruben hatte das Messer vom Tisch genommen und es dem Fremden, durch den Jaret sah, zwischen die Rippen gerammt. Dabei war ihm die Kapuze aus dem Gesicht gerutscht und wenn Jaret nicht in Gedanken vor Schmerz aufgeschrien

hätte, dann doch wegen der Unmöglichkeit, jetzt noch die Wahrheit zu leugnen. Rubens Gesicht war ausgezerrt, die Augen starrten leer ins Nichts. Oder darüber hinaus. Als der Körper durch dessen Augen Jaret sah tot nach vorne Kippte, blieb er selbst zurück. Endlich schien sein geist nicht länger an den Toten gebunden und die Schmerzen verblassten. Ruben hatte sich inzwischen umgedreht um das Buch aufzuheben. Der Zauberer begann etwas daraus zu rezitieren. Worte die für Jarets Ohren keinen Sinn ergaben, ihm aber die Haare

zu Berge stehen ließen. Er sah nach vorne auf den gefallenen Körper. Als Ruben das Buch wieder schloss und bei Seite legte begann der Leichnam in einem bläulichen Licht zu glühen. Das Leuchten verstärkte sich noch und wanderte dann aus dem Körper heraus bis es etwa eine Handbreit darüber schwebte. Ruben holte eine kleine Glasphiole von dem Tisch und hielt sie vor sich. Er murmelte wieder einige Worte, dann wanderte das Licht in die Phiole. Ruben stellte sie beinahe achtlos zu den anderen zurück auf den Tisch. ,, Bringt den nächsten“ , sagte erzu

jemanden der hinter Jaret stand. Als dieser sich umdrehte sah er grade noch wie jemand um eine Ecke in der Höhle verschwand. Wenige Augenblicke später kam er zurück und schleppte einen älteren Mann an einer Kette hinter sich her. Der Mann versuchte sich vergeblich zu wehren, aber er war offensichtlich schlecht ernährt und viel zu schwach. Als der Mann sich in der Höhle umsah und die Leichen bemerkte, weiteten sich seine Augen. Er wusste, dass er verloren war. Mit einem verzweifelten Aufschrei warf er sich herum und riss sich doch noch los. Er kam nicht einmal ein dutzend Schritte

weit. Vorher traf ihn ein Feuerbolzen aus Rubens Handfläche und tötete ihn augenblicklich. ,, Ein weiterer. Und diesmal halt ihn besser fest.“ Wies Ruben den Wachmann an. und dann murmelte er noch etwas, dass Jaret das Blut in den Adern gefrieren ließ. ,, Ich brauche mehr.“ Ein Sturm von Bildern riss Jaret mit sich fort. Sekunden später fand er sich wieder in Rubens Bibliothek. Einen Augenblick fühlte er Erleichterung. Erleichterung, dass der Alptraum vorbei war. Bis er über die Schulter sah und in die ausgezehrten Züge von Ruben Darelto

starrte. Das war kein Alptraum gewesen… Die Realität befand sich direkt vor ihm. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. ,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Ruben hinter ihm. ,, Du blutest.“ Der Blutfleck auf seinem Ärmel war für Jaret deutlicher als je zuvor. Jaret sah an sich hinab und stellte fest das die Weste einen sich ausbreitenden roten Fleck besaß. Genau dort wo ihn in der Vision das Messer getroffen hatte.... ,, Ich…“ Mehr brachte er nicht heraus, bevor er aus dem Raum rannte. Jaret war zu Verwirrt um sich zu verstellen. Er musste einfach nur so

schnell wie möglich weg von Ruben. Bevor dieser irgendetwas merkte… Wieder auf dem Flur lief er einfach weiter, ohne darauf zu achten wohin. Nur weiter in Bewegung bleiben. Irgendwann jedoch zwang Jaret sich dann doch stehenzubleiben. Sein Herzschlag hatte sich kaum beruhigt. Aber er konnte die Wahrheit nicht leugnen. Ruben hatte es nicht lassen können und angefangen das Buch zu benutzen. Warum ? Jaret war sich unsicher, ob er die Antwort wissen wollte. Er wusste nur, dass Ruben hinter den verschwundenen Leuten steckte. Und wer noch ? Die Stadtwache oder

zumindest Dunik. Und der König ? Nein, dachte Jaret. Vielleicht nicht. Vielleicht war es auch nur ein Gefühl. Eines, das tödlich für ihn wäre, erwies es sich als falsch. Aber wenn der König von Rubens Aktionen wüsste, dann wäre dieses Versteckspiel über eine angebliche Einwohnerzählung nicht notwendig. Wie Jade gesagt hatte. Was in den Armenvierteln Seminiums geschah kümmerte keinen. Selbst wenn heraus käme, was mit den verschwundenen Bewohnern geschah, Jaret bezweifelte, dass es einen großen Unterschied machen würde. Und wenn er sich irrte, wenn der König auf Rubens Seite

stand… Dann wäre so oder so alles verloren. Aber er konnte nicht zusehen. Jaret sah hinab auf seine zitternden Hände, die sich langsam zu Fäusten ballten. Das konnte er einfach nicht. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Ruben hatte ihn von der Straße geholt, aber was er hier tat, war, bei aller Dankbarkeit die Jaret für ihn empfand nicht entschuldbar. Was immer ihn zu seinen Taten trieb, er würde Avarem dafür Rede und Antwort stehen müssen. Jaret war dem König seit seiner Ankunft im Palast nur noch ein paar Mal begegnet, meist eher

zufällig. Im Thronsaal selbst hatte sich seit Jarets letztem Besuch nichts geändert. Das in schwarzem Marmor eingelassenen Sonnenemblem war dasselbe wie vor Sechs Jahren. Auch die restliche Einrichtung hatte sich kaum verändert. Auf dem Thron saß fast in der gleichen Haltung wie letztes Mal, König Avarem von Dynastes. Allerdings war er seit damals sichtlich gealtert. Die Belastungen durch den grade noch abgewendeten Krieg und die Verpflichtungen seines Amtes hatten ihn vorzeitig ergrauen lassen. In seinem Gesicht waren bereits deutliche Falten zu

erkennen. Das Ornat das er trug wirkte unpassend und das Zeremonienschwert an seiner Seite viel zu schwer. Jaret trat respektvoll bis auf ein paar Schritte an ihn heran und sank auf ein Knie. ,, Was gibt es denn ?“ , fragte er grade heraus als er Jaret erkannte. Jetzt musste sich entscheiden, ob er mit seinem Gefühl richtig gelegen hatte. Jaret erhob sich. ,, Ruben lässt durch die Stadtwache Leute aus der Unterstadt hohlen. Wisst ihr davon?“ Verwirrung trat auf das Gesicht des Königs. Er wusste es

nicht. ,, Herr ?“ , fragte Jaret. ,, Er benutzt das Buch ?“ Der König hatte die fehlenden Teile selber zusammensetzen können und sprang auf. ,, Ich habe ihm Anweisung gegeben es sicher zu verwahren.“ ,, Ich habe es gesehen. In einer Vision.“ , erklärte er. ,, Und ich soll das jetzt einfach so hinnehmen ?“ Avarem schien nicht bereit ihm einfach zu glauben. Verständlich. Jaret bezichtigte Ruben grade des Verrats. Und mehr, des Mords. ,, Ohne einen Beweis?“ ,, Nein...“ , Jaret überlegte, ,, Gibt es in

hier Katakomben oder vielleicht eine Höhle irgendwo in der näheren Umgebung ? In meiner Vision hielt sich Ruben in einer Höhle auf. Wenn es diesen Ort tatsächlich gibt…“ Der König ließ ihn nicht ausreden. ,, Es gibt tatsächlich eine Reihe von Tunneln unter dem Palast. Aber ich werde nicht auf einen solchen Verdacht hin meinen Hofmagier anklagen. Er soll sich selbst zu den Vorwürfen…“ Diesmal war es Jaret, der Avarem nicht ausreden ließ. ,, Wenn ich die Wahrheit sage, habt ihr die Kontrolle über eure eigenen Soldaten verloren.“ Seine Stimme hallte in dem Saal

wieder. Der Herrscher sackte schwer auf seinen Thron zurück. Er musste Jaret Recht geben. Wenn die gesamte Wache Rubens Befehlen gehorchte, ohne das er davon erfahren hatte… dann konnte er sich nicht mehr auf sie verlassen. ,, Es ist Dunik.“ ,, Herr ?“ ,, Ein machtgieriger Bastard. Wenn du die Wahrheit sagst, und ich sage wenn, dann hat mein eigener Wachhauptmann mich zusammen mit meinem Zauberer hintergangen. “ Er seufzte, als wäre er nach wie vor nicht ganz überzeugt. Aber das musste er auch gar nicht sein, dachte Jaret. Er

musste nur bereit sein zu Handeln. Langsam wurde er ungeduldig. ,, Rubens Labor bildet den Zugang zu einem der Tunnel von denen ich gesprochen habe. Wenn es stimmt, was du erzählst, finden wir deine… Beweise… dort. Aber eine letzte Warnung, wenn du lügst und mich interessiert nicht wieso dann…“ ,, Können wir jetzt einfach gehen ?“ Avarem sah ihn einen Augenblick mit aufgerissenen Augen an. Dann lachte er laut los. ,, Mut hast du ja, das muss ich dir lassen.“ Mit diesen Worten stand der König auf und lief, Jaret hinter sich her, durch die Gänge zu der Treppe die hinunter in die

Gewölbe des Palastes führte. Die Steinstufen hastete Avarem in einem solchen Tempo hinab, dass Jaret kaum folgen konnte. Er hastete dem König nach, durch die Tür in Rubens Labor. Hier hatte sich in den Jahren ebenfalls wenig verändert, von der dicke der Staubschichten einmal abgesehen. An der hinteren Wand des Raums hingegen entdeckte Jaret eine niedrige Tür aus mit Moos bewachsenem Holz, die ihm zuvor nie aufgefallen war. Entweder hatte Ruben sie durch einen Zauber verborgen oder Jaret hatte einfach nie darauf geachtet. ,, Mach sie auf.“ , wies der König ihn ungeduldig

an. Jaret zögerte nicht und zog die Tür an einem eisernen Ring der in die hölzerne Oberfläche eingelassen war auf. Dahinter führte ein Gang, der leicht geneigt verlief, weiter in die Tiefe. An den Wänden waren brennende Fackeln angebracht. Jemand war hier… Avarem nickte Jaret zu hinter ihm zu bleiben. Offenbar, überlegte dieser, verlor der König grade seine letzten Zweifel, dass hier etwas nicht stimmte. Nachdem sie dem Gang eine Weile lang gefolgt waren, kamen sie an einigen großen vergitterten Zellen vorbei, die aus dem Gestein geschlagen worden

waren. Allerdings waren sie alle leer. Dann machte der Gang eine scharfe Kurve und weitete sich ohne Vorwarnung zu einer großen Höhle. Jaret erkannte sie sofort wieder. In der Mitte stand der Tisch mit den Glasphiolen. Das Buch war jedoch nirgendwo zu sehen. Er konnte nicht sagen, dass er sich deshalb nicht besser fühlte. Ein wenig. Aber nach wie vor nagten seine eigenen Gedanken an ihm. Es durfte einfach nicht sein… In einer der Ecken der Höhle waren Körper aufeinandergestapelt. Die Toten waren nur Notdürftig mit einer

Stoffdecke zugedeckt. Die Blutflecke die sich darauf gebildet hatten waren nicht zu übersehen und unter der Decke sickerte bereits eine Blutpfütze hindurch. ,, Das ist.... unmöglich.“ Der König war nun sichtlich entsetzt. ,, Ich will es auch nicht glauben.“ , erwiderte Jaret. Hinter sich nahm er eine Bewegung wahr. Auch Avarem hatte etwas bemerkt, so dass sie sich beide gleichzeitig umdrehten. Hinter ihnen im Gang standen Ruben Darelto, eine magische Lichtkugel in der einen und das Buch des Blutes in der anderen und ein Wachmann, der einen weiteren Mann in Handschellen hinter

sich her schleifte. ,, Das ist... allerdings unerwartet.“ , sagte der Zauberer tödlich langsam. ,, Jaret, du solltest langsam lernen dich nicht in alles einzumischen. Und ihr Avarem, seit grade nutzlos für mich geworden.“ Mit diesen Worten riss er eine Hand hoch. Ein blendend greller Blitz jagte auf den König zu, der jedoch , schneller als Jaret es ihm zugetraut hätte, Beiseite sprang. Der Zauber erschütterte das steinerne Gewölbe, als er in die Höhlenwand einschlug. Avarem rappelte sich auf, während er gleichzeitig das Schwert aus der Hülle

riss und damit nach Ruben ausholte. Dieser seinerseits hatte erneut die Hände gehoben, in denen sich magische Energie sammelte. Kurz bevor die Klinge Ruben erreichte löste dieser den Zauber aus. Der König wurde von dem magischen Energiestrom getroffen wurde und sank zu Boden. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und landete scheppernd bei seinem Besitzer auf dem Stein. Jaret nutzte den kurzen Moment um an dem Wachmann, der mit dem Gefangenen beschäftigt war vorbeizurennen. Ruben nahm der Wache den alten Mann ab. ,, Schnapp dir den Jungen, er sollte wenn möglich am Leben bleiben. Wenn

nicht... wäre das zwar bedauerlich, aber verzeihbar. Er hat seine Schuldigkeit getan.“ Jaret rannte durch die Flure des Palastes. Er konnte hier nicht mehr bleiben, konnte nicht in der Stadt bleiben. Doch vorher musste er irgendwie den Wachmann loswerden, der ihm dicht auf dem Fuß folgte. Er lief die Treppe hinauf die in sein Zimmer führte, tauchte aber auf halbem Weg in eine Nische auf einem der Treppenabsätze. Mit etwas Glück und der schlechten Beleuchtung des Turms,

könnte er sich dort verstecken und die Wache würde einfach an ihm vorbeilaufen.... Wenige Augenblicke nachdem Jaret sich versteckt hatte, kam auch schon der Königliche Soldat die Treppe hinauf gerannt. Aber er lief nicht wie Jaret gehofft hatte einfach vorbei. Stattdessen blieb er außer Atem stehen und sah sich um. Trotzdem kamen Jaret die schlechten Sichtverhältnisse zu Gute. Die Wache entdeckte ihn nicht sofort und Jaret versetzte ihr einen Stoß der den Mann die Treppe hinabschickte. Die Panzerung des Wachsoldaten tat ihr

übriges Er schrie einmal auf dann schlug sein Kopf auf eine Stufe. Der Mann blieb regungslos liegen. Jaret sprang weiter die Stufen hinauf. Es war gefährlich noch zu bleiben, aber er brauchte noch etwas. Sein Zimmer war einfach eingerichtet. Ein Schrank ,ein Bett , ein kleines Bücherregal und ein Schreibtisch. Alles was Jaret interessierte, war das Regal, aus dem er die Bücher herausfegte um an das zu kommen, was dahinter verborgen war. Ein weiteres Schriftstück, mit vergilbtem Einband. Das Buch der

Seher. Rasch packte er es in seinen alten Rucksack, der neben dem Bett stand. Dann schnappte er sich seinen alten Wanderstab und das Messer das er von Ruben bekommen hatte und legte es an. Besser als gar keine Waffe war es allemal. Schnell und mit zunehmender Unruhe sammelte er noch ein paar kleine Habseligkeiten und alles Geld das er finden konnte ein und stürmte aus dem Zimmer. Insgesamt hatte er nicht einmal eine Minute in dem Raum verbracht. Als Jaret die Treppe hinablief rannte

traf er auf den gestürzten Soldaten. Grade als er einen Schritt über den Körper machen wollte regte sich dieser. Der Wachmann war vermutlich trotzdem so gut wie Tod. Blut floss aus einer gewaltigen Platzwunde am Hinterkopf und seine Augen waren verdreht. Jaret wollte schon zum Messer greifen um dem Mann ein schmerzarmes Ende zu bereiten, dann jedoch zögerte er. Er hielt dem Soldaten die Klinge an den ungeschützten Hals. ,, Wieso tut ihr das? Wieso folgt ihr Ruben? Wieso habt ihr den König verraten?“ Der Wachmann schien einen Moment nicht zu begreifen was Jaret meinte. Er

war vermutlich immer noch von dem Sturz benebelt. ,, Wir folgten ihm bereitwillig.“ ,, Warum ?“ Jaret wusste das ihm die Zeit in rasendem Tempo davonlief, aber er brauchte diese letzte Antwort. Der Kopf des Mannes kippte lediglich zur Seite und er rührte sich nicht mehr. Er würde seine Antwort nicht bekommen… Jaret wusste nur noch eins. Er musste raus aus der Stadt. Und das schnell. Es gab einig Nebenausgänge aus dem Palast und wenn er sich beeilte würde er aus einem davon verschwinden können, bevor Ruben alles abriegeln

ließ. Jaret hastete durch die menschenleeren Palastgänge. War ihm der Ort einmal zumindest ein wenig wie sein Zuhause erschienen, jetzt wirkten die Hallen auf ihn tot, bedrohlich. Durch einige hohe Glasfenster erhaschte er einen Blick auf das im Dunkeln liegende Seminium. Um diese Zeit waren nur noch die Wachen in den Sälen und Gängen unterwegs. Und wenn er einer davon begegnete wäre vermutlich alles aus. Er hatte sein Ziel gut wie erreicht. Der Nebenausgang endete in einem Viertel außerhalb des Palastbezirks. Gleich hätte er es

geschafft.... Schritte brachten ihn dazu langsamer zu werden und sich hinter einer Säule zu verstecken. Er duckte sich so gut er konnte in die Schatten und wartete ab. Er müsste nur abwarten, bis die Patrouille vorbei wäre. Aber es waren keine einfachen Wachsoldaten, die aus dem halbdunkel auftauchten. ,, Wir müssen uns auch um diese Tabajaxie kümmern.“ , sagte Duniks Stimme, bevor der Hauptmann selbst in Sicht kam. ,, Wozu ?“ Jaret hielt den Atem an, als Ruben aus dem Dunkel

trat. ,, Weil, sie Bescheid weiß. Nicht so viel, wie der Junge, aber genug.“ ,, Ich lasse euch in dieser Sache freie Hand. Wenn ihr sie finden könnt heißt das. Ansonsten… wer glaubt so jemanden schon?“ ,,Wie ihr wünscht.“ , erwiderte Dunik. ,, Die Wache steht noch nicht vollkommen hinter uns. Meine eigenen Leute sind mir gegenüber Loyal. Aber nicht jeder wird einen Magier als Regenten akzeptieren.“ ,, Sie werde es akzeptieren, wenn wir einen Königsmord… aufzuklären haben. Ich denke wir werden ihnen einen passenden Schuldigen präsentieren

können.“ ,, Den Jungen ? Meine Leute suchen nach ihm, aber momentan scheint es, er sei entwischt.“ ,, Das ist er nicht.“ , erwiderte Ruben kalt. ,, Nicht war Jaret ?“ Und dabei sah er direkt in Richtung seines Verstecks. Das keines mehr war… Er trat zögerlich auf den Gang hinaus, dann aber zwang er sich wenigstens grade zu stehen. Jaret wusste, dass er verloren war. ,, Warum ?!“ , rief er dem Zauberer entgegen. Eine letzte Anschuldigung, die er hören würde, egal was geschah. ,, Warum ?“ , wiederholte er ruhiger. Was hatte Ruben nur so verändern

können? Oder hatte der Mann, den er glaubte zu kennen nie existiert? ,, Gibt es einen Grund für Macht ?“ Er lachte. ,, Muss ich einen Grund dafür haben ?“ Ruben existiert nicht mehr. Das wurde Jaret bei diesen Worten endgültig klar. Was auch immer er einst einen Freund, Retter oder Meister genannt hätte… es war weg oder nie dagewesen. Nur eine Hülle und ein Blendendes Schauspiel. ,, Du warst nützlich. Aber das ist jetzt vorbei.“ Mit diesen Worten hob der Magier seine Hand und schleuderte einen Feuerball auf

Jaret. Dieser sah fasziniert wie das magische Feuer auf ihn zurast. Es schien sich beinahe in Zeitlupe zu Bewegen. Instinktiv hob er die linke Hand um sich vor den Flammen zu schützen, in dem Wissen, das es vergebens war. Ihm ging nur ein Gedanke durch den Kopf. Er wollte so nicht enden. Er wollte Leben. Und… Er musste Jade wenigstens warnen. Schmerz raste seinen Arm hinauf, als das Feuer ihn einhüllte. Aber er verbrannte nicht, wie Jaret nach einem Augenblick feststellte. Irgendetwas hielt das den gesamten Gang füllende Inferno ein winziges Stück von

seiner Hand entfernt in der Schwebe. Trotzdem verbrannte ihm die Hitze die Haut, die Hand, kochte Nerven und Blut… Einige Sekunden lang prallte das Feuer wirkungslos auf eine schimmernde Barriere direkt vor ihm. Dann erlosch es und Jaret hielt sich die versengte Hand. Die Haut hatte sich fast vollständig schwarz verfärbt. Ruben war vollkommen überrascht. ,, Was zum...“ Jaret hingegen fragte gar nicht erst lange was ihn gerettet hatte. Er nutzte den Moment der Ablenkung um erneut wegzurennen und in dem

Durchgang der aus dem Palast führte zu verschwinden. Die verbrannte Linke hielt er dabei dicht an den Körper gepresst. Lange nach Sonnenuntergang schlich Jaret durch die Straßen der Unterstadt. Er würde aus der Stadt verschwinden müssen. Aber er würde nicht allein gehen wenn es möglich war. Ruben wusste von Jade und hatte Dunik mehr oder weniger einen Freibrief

ausgestellt. Aber auch so. Nachdem, was er herausgefunden hatte, war niemand in den Armenvierteln der Stadt mehr sicher. Er suchte sich seinen Weg durch die Gassen, bis er an Luthers Schänke ankam. Das Gasthaus war an diesem Abend gut besucht, wie er erleichtert feststellte. Das gab ihm wenigstens einen gewissen Schutz. Während er durch die Menge zum Tresen ging, hielt er die verletzte Hand unter seinem Reisemantel verborgen. Er wollte unangenehme Fragen besser vermeiden. Er ging noch einmal seine Optionen durch, während er nach der Tabajaxie

umsah. Das wichtigste war jetzt aus der Stadt herauszukommen. Aber wohin dann ? Er dachte an das Buch der Seher, das sich nun in seinem Rucksack befand. Und an dessen Verfasser… Gerret Giller. Laut Rubens Aussage lebte er in den Bergen nördlich der Stadt. Er konnte sich in Seminium an niemanden mehr wenden und sich bis nach Dynastes durchzuschlagen… Selbst wenn Ruben nicht weiter nach ihm suchte, er hatte kaum eine Chance die Stadt zu erreichen. Nein. Wenn ihm jemand helfen konnte, dann war es vermutlich ein Magier. Und neben Ruben wusste er nur von diesem einen weiteren in der

Nähe. Es war zumindest seine einzige Hoffnung. Schließlich entdeckte er Jade an einem Platz im hintersten Winkel des Gebäudes. Ein kurzes Funkeln in ihren Augen sagte ihm, das sie ihn ebenfalls bemerkt hatte. Erschöpft und froh kurz ausruhen zu können ließ er sich ihr gegenüber nieder. ,, Was ist passiert ?“ ,, Es ist Ruben. „ , begann Jaret. Die ganze Tragweite der letzten Geschehnisse traf ihn erst jetzt. ,,Er selbst steckt hinter den Entführungen. Hör zu. Ich habe ihm geholfen ein Buch über schwarze Magie zu finden und nun benutzt er die Seelen der Stadtbewohner

für die Zauber darin. Der König ist Tod. Wir müssen...“ ,, Moment. Langsam…Der König ist Tod?“ , fragte Jade ungläubig. ,, Rube hat ihn getötet nachdem er herausgefunden hatte, was der Zauberer tat. Die Wache steht hinter ihm. Er kann einfach so weitermachen. Wir müssen aus der Stadt raus. Hier ist es nicht mehr sicher.“ ,, Und wo bitte würdest du hingehen ? Es gibt nichts was wir tun können.“ ,, Wir brauchen einen Magier.“ , erklärte er. ,, Jemanden, der Ruben stoppen kann.“ ,, Die Wachsen nicht grade auf Bäumen.“ Er musste kurz lachen. ,, Nein leider

nicht. Aber ich weiß zumindest von einem der in den Nördlichen Bergen lebt. Ich will ihn finden und um Hilfe bitten.“ Die Tabajaxie schüttelte den Kopf. ,, Du scheinst dir das Naiv einfach vorzustellen.“ ,, Nein. Das wird sicher nicht einfach. Wir müssen zuerst einmal überhaupt aus der Stadt hinauskommen.“ Während er das sagte hatte er die Linke auf den Tisch gelegt. Jades grüne Augen wurden weit, als sie die Verletzung bemerkte. ,, Was ist mit deiner Hand passiert ?“ ,, Ruben hat mich erwischt.“ Er hielt die verbrannte Hand nach oben. ,, Ich hoffe allerdings das nicht noch mal erleben zu

müssen.“ ,, Wie schlimm ist es ?“ ,, Tut immer noch höllisch weh , aber ich denke es könnte schlimmer sein.“ Wenn er genauer darüber nachdachte, hätte der Zauber weniger als Asche von ihm übriggelassen. ,, Also ums noch mal zusammenzufassen und nur davon ausgehend, das ich dir alles glaube : Dieser verrückte Zauberer, hat den König ermordet, kontrolliert die Armee und nutzt die Seelen der Bürger Seminiums als Rohmaterial für seine Zauber ? Und unsere einzige Hoffnung ist ein weiterer Zauberer, denn wir erst suchen müssen und von dem du nur ungefähr weist wo er ist. Noch weiter.

Du willst mir weiß machen, du könntest in die Zukunft sehen. Ich sag es nur ungern aber. Das klingt verrückt.“ Jaret seufzte. Es klang wirklich ziemlich verrückt. ,, Vermutlich. Wenn du allerdings nicht hierbleiben und selbst rausfinden willst, ob ich die Wahrheit sage, sollten wir uns besser beeilen hier wegzukommen. Bleibt nur die Frage, wie wir aus der Stadt kommen.“ Jade strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Da habe ich eine Idee. Ich wette die Haupttore sind mittlerweile alle Bewacht. Aber es gibt unter der ganzen Stadt ein Kanalsystem. Ich kenne mich da unten ein wenig aus. Es ist recht nützlich wenn man sich mal wieder

vor der Wache verstecken muss. Darüber könnten wir die Stadt verlassen.“ ,, Klingt gut.“ Es war zumindest besser, als jede Möglichkeit, auf die er gekommen wäre. ,, Dann los.“ Jade lächelte zum ersten Mal wieder. ,, Mir nach.“ Zwei Gestalten huschten wenige Minuten später durch die dunklen Straßen Seminiums. Jaret sah sich immer wieder hektisch um, während er Jade folgte. Diese blieb schließlich vor einem in den Boden einer gepflasterten Seitengasse eingelassenen Gitter stehen. ,, Das ist einer der Eingänge.

Normalerweise sind sie verschlossen, das Schloss von dem hier habe ich allerdings schon vor Monaten geknackt.“, erklärte sie. ,, Na dann. Jetzt müssen wir nur noch...“ Schritte, wie von schweren Ketten-Stiefeln, unterbrachen ihn. Stiefel wie sie die Stadtwache trug. Drei Gestalten stauchten in ihrem Rücken auf und blockierten den Weg zurück zur Straße. ,, Sieh mal an. Der passt doch genau auf die Beschreibung die Kommandant Dunik heute verteilt hat. Festnehmen.“ Der erste der Männer zog einen kurzen Stab aus seinem Gürtel. Als er die Waffe

auf Jaret richtete, erkannte diese sofort was es war. Ruben hatte die Stadtwache mit Zauberstäben ausgerüstet. Diese magischen Objekte ermöglichten es auch gewöhnlichen Menschen Zauber zu wirken allerdings nur den auf den der Stab eingestellt war und auch nur solange die magische Ladung des Stabes hielt. Trotzdem war es eine gefürchtete Waffe. Jaret wurde von einer unsichtbaren Kraft getroffen und zu Boden geschleudert, schaffte es aber, die Wucht des Hiebs größtenteils abzufangen. Auch Jade ging von dem Zauber getroffen zu Boden. Die beiden anderen Wachen zogen nun

ebenfalls ihre Waffen, einfache Schwerter, und liefen auf die beiden Flüchtigen zu um sie endgültig festzusetzen. Und aus Jarets Sicht würde ihnen das auch gelingen. Sie hatten keine wirkliche Chance. Grade als der erste Wachmann sie erreicht hatte, stockte dieser jedoch mitten im Lauf. Blut lief aus dem Mundwinkel. Das Schwert fiel dem Mann aus der Hand und er kippte nach vorne. Ein Armbrust-Bolzen ragte aus seinem Rücken. Die beiden verbliebenen Wachen sahen sich nach dem verborgenen Angreifer

um. Ein zweiter Bolzen kam aus dem nichts und traf einen zweiten Wachmann. Er fiel wie der erste. Und hinter ihm stand eine Gestalt in der Dunkelheit. Sie trug einen weiten schwarzen Mantel, dessen Kapuze die Züge verdeckte. Darunter trug der Fremde einen Lederpanzer und einen Gürtel mit Bolzen. Der Griff eines Kurzschwerts ragte über seine Schulter hinaus. Der letzte Überlebende Wachmann richtete den Zauberstab auf den Fremden, doch dieser Wich der Schockwelle gekonnt aus. Und noch während der Wachmann versuchte den Stab

wieder auf den Fremden zu richten, hatte dieser bereits die Armbrust angelegt und auf ihn gefeuert. Der Bolzen traf die Wache ins Bein so, dass der Mann stürzte. Sofort sprang der Fremde heran und trieb ihm mit einer flüssigen Bewegung das Kurzschwert ins Herz. Der Wachmann zuckte noch ein paar Mal. Dann war alles vorbei. Die Gestalt zog die Klinge aus der Leiche und richtete sich auf. ,, Okay , Lis, das dürften alle gewesen sein. Sieh dich aber besser noch mal um.“ , flüsterte der Fremde. Aus dem Mantel der Gestalt tauchte eine

kleine Leuchtende Gestalt auf und verschwand in der Nacht. Der Mann kam näher und hockte sich vor Jaret auf den Boden. ,, Bei euch alles in Ordnung ?“ , fragte er. Die Stimme klang mehr abwesend als Besorgt. ,, Ich glaube schon.“ , erwiderte Jaret und rappelte sich auf. Noch einmal so schien es hatte ihn heute der Zufall gerettet. ,, Wer seid ihr ?“ ,, Das erklär ich euch, wenn wir aus der Stadt raus sind. So wies aussieht“ , meinte er mit einem Blick auf das Gitter, ,, hattet ihr das sowieso vor.“ Die Leuchtende Gestalt kehrte zurück und verschwand wieder im Mantel des

Mannes. Dieser richtete sich auf und öffnete das Abflussgitter. ,, Ich bin übrigens Revan.“ , sagte er, bevor er in der Dunkelheit verschwand.

Kapitel 10 Aus der Stadt

 


,, Es gibt drei Arten von Menschen. Solche die man respektiert, solche die einem egal sind….und solche denen man aus dem Weg geht wenn man weiterleben will.“ Der Mann der sich als Revan vorgestellt hatte, lief ihnen voraus durch die Dunkelheit. Ab und zu tauchte die leuchtende Gestalt, die sie vorher schon gesehen

hatten, auf und erhellte die Dunkelheit, so dass sie ihre Umgebung klarer sehen konnten. Die kleine dreiköpfige Gruppe ging auf einem Laufsteg, der neben einem breiten Kanal für Abwässer entlang lief. Ab und zu scheuchten sie eine Ratte auf, die quiekend in der Dunkelheit verschwand. Ansonsten war es, bis auf das Rauschen des Wassers, totenstill. ,, Also, wieso habt ihr uns geholfen ?“ , brach schließlich Jade das Schweigen. ,, Ihr wisst das die Wachen Leute aus der Unterstadt entführen ?“ , stellte der Fremde eine Gegenfrage. Sie kamen jetzt an eine Stelle wo der Kanal von einem weiteren Gekreuzt

wurde und der Fußweg über eine kleine Brücke führte. Jaret nickte, als sich Revan kurz zu ihnen umdrehte. ,, Nun ich habe begonnen etwas dagegen zu unternehmen.“ ,, Das heißt ihr tötet sie ?“ ,, Ich bin gut in dem was ich tue.“ , war die Antwort. ,, Und sagen wir einfach, ich habe ein gewisses Interesse daran, das jemand der die Seelen seines Volkes raubt erledigt wird.“ ,, Ihr wisst also davon ?“ ,, Ich erkenne die Zeichen für einen Seelenmagier. Belassen wir es dabei.“ Offenbar würde der Mann sich nicht weiter dazu äußern. Jaret wusste nicht,

ob er ihm schon trauen konnte. Andererseits hatte er sie vor wenigen Minuten gerettet. Ein kleiner Vertrauensvorschuss schien ihm angebracht. Während Revan sprach, hatte dieser unbewusste eine Hand an die Armbrust gelegt, die er an einer Schlaufe an seinem Gürtel befestigt hatte. ,, Aber jetzt zu euch. Wer seid ihr?“ ,, Ich bin Jaret Weißläufer“ , stellte er sich vor. ,, Jade.“ ,, Nun ich hab mich ja bereits vorgestellt. Und dass…“ Die Leuchtende Gestalt tauchte wieder aus dem Mantel

auf. ,, Ich kann durchaus für mich selbst sprechen.“ , sagte es mit einer hellen, fast piepsigen Stimme. ,, Ich bin Lis.“ ,, Und was genau...seit ihr?“ , fragte die Tabajaxie. ,, Ein Irrlicht.“ , erwiderte Revan um leicht spottend hinzuzufügen : ,,Folgt mir schon seit ich ein Kind bin. Ich werd sie einfach nicht los.“ Ein kleiner Blitz sprang von dem strahlenden Licht auf Revan über. ,, Autsch, ist ja schon gut. Ehrlich, ohne sie wäre ich schon ein paar Mal gestorben.“, dabei strich er mit einer Hand seine Kapuze zurück. Er hatte nicht übertrieben. Eine breite

Narbe zog sich über die Linke Gesichtshälfte, vom Kinn bis zum Haaransatz quer über das Auge. Er grenzte an ein Wunder, dass Revan nicht blind war. Seine Haare hatten eine merkwürdige Farbe irgendwo zwischen braun und tiefschwarz. Blassbraune Augen die alles zu registrieren schienen starrten ihnen entgegen. ,, Und ihr ? Wieso wolltet ihr aus der Stadt fliehen?“ ,, Wir wissen was mit den Entführten Städtern geschieht. Wir wollen einen weiteren Magier suchen, der sich in den Bergen im Norden der Stadt aufhalten soll.. Und der uns hoffentlich helfen kann.“ , endete

Jaret. ,, Nun, dass erklärt zumindest warum ihr aus der Stadt raus wollt. Und wenn es stimmt sollte ich vielleicht...“ ,, Wir kommen mit.“ , entschied das Irrlicht ohne Rücksprache für Revan. ,, Ähm... danke.“ , erwiderte Revan. ,, Aber sie hat recht. Wir kommen mit.“ ,, Dann solltet ihr vielleicht auch noch die ganze Geschichte hören.“ Während sie sich weiter ihren Weg durch die Tunnel und Kanäle suchten, erzählte noch einmal alles. Wie er Ruben begegnet war, die Suche nach dem Buch, die Rückkehr nach Seminium, das Treffen mit Jade, der Tod des Königs. Dort unterbrach ihn

Revan. ,, Der König ist tot ?“ , fragte er. ,, Ruben hat ihn getötet, als er herausfand das der Magier das Buch verwendet.“ ,, Nicht gut.“ Das schien die einzige Reaktion des Mannes auf diese Nachricht zu sein. Danach fuhr Jade fort, bis zu ihrer Begegnung mit der Stadtwache, wo Revan sie gerettet hatte. ,, Also nur damit ich das richtig verstehe, du ,,siehst „ Ding vorher ?“ Auch wenn die Frage wohl beiläufig sein sollte, Revan klang leicht nervös. Man könnte meinen es gibt keine Zufälle

mehr.“ ,, Oder das Gegenteil, es gibt zu viele Zufälle.“ , erwiderte Jade. Revan schüttelte den Kopf. ,, Ist auch egal.Ich glaube da vorne ist ein Ausgang.“ Tatsächlich endete der Tunnel wenige hundert Schritte weiter an einem eisernen Gitter, durch das frische Luft strömte. Das Wasser aus dem Kanal strömte über einige Steinstufen in einen Fluss. Auf Höhe des Stegs, dem sie folgte, gab es im Gitter eine Tür. Das Metall war im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte so rostig geworden, das es

unter einem gezielten Tritt Revans nachgab. Draußen führte eine, beinahe ebenso rostige, Leiter hinab ans Ufer des Flusses. Revan kletterte als erster hinunter, gefolgt von Jade und Jaret. Unten lehnte Jade sich erschöpft gegen die Leiter. ,, Alles in Ordnung ?“ , fragte Jaret besorgt. ,, Es geht schon. Wir müssen weiter.“, sagte sie lediglich, wehrte seien Hand ab und stand entschlossen wieder auf. ,, Hier. Ich denke, dass sollte helfen.“ Jaret reichte ihr seinen Wanderstab. Einen Moment sah Jade ungläubig auf

das Holz. Irgendetwas daran schien ihr bekannt. Es müsste Jahre her sein, aber sie erkannte es trotzdem wieder. Es gab keine Zufälle mehr. Wie Revan der Fremde gesagt hatte. ,, Gut, wir sind aus der Stadt raus. Was als nächstes ?“ , fragte dieser im selben Moment. ,, Ich vermute es hat keinen Sinn mehr besonders weit zu gehen.“ , meinte Jaret. Revan nickte. ,, Trotzdem wäre es dumm zu nah an der Stadt zu bleiben. Irgendjemand wird die Toten finden.“ ,, Ein paar mehr sollten dich auch nicht mehr stören.“ , erwiderte Lis, die kurz auftauchte nur um sofort wieder zu

verschwinden. ,, Mich nicht, aber die Stadtwache.“ ,, Dann wart ihr das also ? Ich habe in letzter Zeit von ermordeten Stadtwachen gehört…“ ,, Wie gesagt, ich handle.“ Mehr wollte Revan dazu offenbar nicht sagen. Stattdessen setzte er sich einfach wieder in Bewegung und ließ Jaret und Jade keine Wahl, als ihm zu Folgen. Die restliche Nacht über richteten sie sich ein Lager im Wald auf einer Lichtung ein. Möglichst weit entfernt von den großen Straßen, die um Seminium verliefen.

Am nächsten Morgen wachte Jaret noch vor den anderen auf. Mangels alternative, hatten sie sich auf dem bloßen Waldboden in ihre Mäntel gerollt. Als er die Augen aufschlug, war die Sonne grade erst Aufgegangen. Nebelfetzen trieben zwischen den hoch aufragenden Bäumen umher und hinaus auf die kleine Lichtung. Jaret setzte sich auf und schüttelte den Tau von seinem zur Decke umfunktionierten Mantel. Er versuchte ganz aufzustehen, stützte sich dabei aber auf seine verbrannte Linke. Der Schmerz sorgte dafür, dass

er die Hand sofort wegzog und sich grade noch mit der anderen Hand abfangen und so einen Sturz verhindern konnte. Einen Moment lag er einfach nur durch den Schmerz betäubt da, durchdrungen von der Frage ob er seine Hand je wieder würde wirklich benutzen können. Vermutlich hatte er schon Glück, wenn sich die Wunde nicht noch entzündete und ihn womöglich umbrachte. Wenigstens dagegen, überlegte er, könnte er etwas tun. Langsam versuchte Jaret noch einmal aufzustehen, diesmal mit der Rechten. Er sah sich in ihrem provisorischen

Lager um. Jade lag ein paar Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Das Sonnenlicht spiegelte sich in den Tautropfen die sich auf der Decke und in dem feinen Pelz gesammelt hatten der das Gesicht teilweise bedeckte. Jaret verlor sich einen kurzen Moment in dem Anblick. Er sah sich allerdings schnell weiter auf der Lichtung um. Er wollte nicht erwicht werden wie er sie ansah, falls Jade aufwachte. Revan hatte sich ganz an den Rand der Lichtung gelegt und in den schwarzen Mantel gehüllt den er auch schon in der Stadt getragen hatte. Lis, das Irrlicht, war nirgends zu sehen. Jaret

begann seinen Rucksack nach den spärlichen Vorräten zu durchsuchen, die er aus der Stadt hatte mitnehmen können. Eine Feldflasche Wasser, etwas Brot und Trockenfleisch. Nicht grade viel aber es würde reichen. Weil er Feuer machen wollte, verliest er die Lichtung und suchte nach brauchbarem Holz. Und noch etwas anderem. Ruben hatte ihm genug beigebracht, das er wusste, wonach er suchen musste. Der Gedanke an den Zauberer brachte in ihm nach wie vor gemischte Gefühle hervor. Was konnte nur so schrecklich schief gegangen sein… Fast hoffte er noch, alles sei ein seltsamer Traum und er

würde jeden Augenblick aufwachen. Es dauerte nicht lange und er kam mit einem Arm Brennmaterial und einer Hand voll Kräuter zurück. Rasch entfachte Jaret ein Feuer. Als die Flammen endlich loderten, nahm er in Ermangelung eines Topfes nahm ein breites Stück Rinde als Schüssel und füllte diese mit Wasser. Dann wartete er einen Augenblick, bis das Wasser kochte, bevor er die gesammelten Kräuter zerkleinerte und dazugab. Es dauerte nicht lange, bis sich das Gemisch zu einer dunkelgrünen Paste eindickte. Diese trug er Vorsichtig auf die verletzte Hand auf um dann einen Stoffstreifend darum zu

Wickeln. Es war nicht perfekt, aber besser als nichts zu tun. ,, Morgen“ , hörte er eine Stimme hinter sich. Revan war, ohne dass Jaret es gemerkt hätte, aufgestanden und war zu ihm herübergegangen. ,, Das sieht ungesund aus.“ , erklärte er und deutete auf Jarets Hand. ,, Keine Sorge Ich kenne mich zufällig etwas mit Heilpflanzen aus.“ Der Mann tat es mit einem Schulterzucken ab, bevor er sich zu ihm ans Feuer setzte und ungefragt die wenigen Vorräte zu durchstöbern begann. ,, Na bei der Auswahl…“ , seufzte Revan

schließlich, als er mit einem Stück Brot wieder zum Vorschein kam. ,, Ich hatte nicht erwartet das euch so etwas Probleme bereitet.“ , bemerkte eine weitere Stimme. Jade war mittlerweile auch aufgewacht. ,, Ich habe schon Dinge gegessen Tabajaxie, die so Lebendig waren, das sie sich beim Kauen noch gewehrt haben.“ , erwiderte Revan mit dem Anflug eines schadenfrohen

Lächelns. Nach dem sie gegessen hatten, das Irrlicht Lis tauchte während des kurzen Frühstücks aus einem Baum auf, machten sie sich auf den Weg in Richtung der Berge. Gegen Nachmittag kamen sie in ein kleines Dorf. Jaret nutzte die Gelegenheit

um sich bei einem Bauern mit neuen Vorräten einzudecken. Das einzige was Jaret zum Glück genug besaß, war Geld. Er hatte bei seiner Flucht einen ganzen Beutel mit Goldmünzen mitgenommen und mittlerweile ganz unten in seinem Gepäck versteckt. Revan hingegen verschwand irgendwo zwischen den Hütten. Der Bauer den er nach Vorräten fragte, war bei Anblick einer der Münzen sofort bereit ihm welche zu verkaufen. Und als Jaret ihm erklärte, dass er die Münze ohne Wechselgeld behalten durfte, war er mehr als bereit ihm die neusten Neuigkeiten mitzuteilen. ,, Gestern Nacht ist hier ein Bote

eingetroffen. Mit Nachricht aus Seminium.“ ,, Wirklich ?“ , fragte Jaret. Es überraschte ihn nicht unbedingt aber er war Neugierig. ,, Ich habe in letzter Zeit nicht viel aus der Hauptstadt gehört.“ ,, Der König ist tot.“ Der Mann zuckte lediglich mit den Achseln. ,, Mir kann es ja egal sein. Solange der neue Regent die Abgaben nicht erhöht, was soll es.“ Regent ? Er wurde hellhörig. ,, Es gibt also schon einen Nachfolger ?“ Der Bauer schüttelte den Kopf. ,, Weil es keinen Erben gibt, hat der Hofzauberer zusammen mit dem Anführer der Wachen fürs erste die Regierung übernommen. Ganz Seminiums ist deshalb in

Aufruhr.“ ,, Das kann ich mir vorstellen.“ Jaret musste sich Mühe geben, nichts zu erwidern. ,, Es heißt außerdem , der König sei Ermordet worden. Von einem Mann, der jetzt auf der Flucht ist, einem persönlichen Assistenten des königlichen Hochmagiers. Kann man sich das vorstellen?“ ,, Nein.“ , mehr brachte er einen Augenblick nicht heraus. Das Ruben jagt auf ihn machen würde, damit hatte er gerechnet. Das der Zauberer ihm seinen Mord an König Avarem anhängte hingegen…,, Sicher nicht. Vielen Dank.“ Er konnte sich wohl glücklich schätzen,

dass der Bote keine Beschreibung von ihm gehabt hatte. Aber eines war klar. Je eher sie hier verschwanden, desto besser. Er packte die gekauften Vorräte in seinen Rucksack und machte sich auf die Suche nach Jade und Revan. Revan unterhielt sich mit einigen Dörflern, die sich, neugierig auf den Fremden, um ihn versammelt hatte. ,, Wir müssen los.“ , rief Jaret ihm zu. ,, Hast du die Vorräte ?“ , fragte Revan ihn als er sich aus der Menschengruppe löste. ,, Zusammen mit dem neusten Tratsch.“ Er versuchte entspannt zu wirken. ,, Aber das erzähl ich euch später. Wir

könnten Probleme bekommen.“ Revan schüttelte den Kopf. ,, Die haben wir auch jetzt schon.“ Jaret sah sich um. ,, Wo ist eigentlich Jade?“ ,, Keine Ahnung. Sie wollte sich eigentlich ein wenig im Dorf umsehen.“ Jaret sah sich erneut auf dem Platz um und suchte die Menge nach der Tabajaxie ab, entdeckte sie aber nirgends. Aus Richtung eines größeren Gebäudes hörte er allerdings lautes Stimmengewirr. Offenbar ein Streit. Jaret lief, Revan im Schlepptau auf die Geräusche

zu. Die Stimmen kamen aus dem Hinterhof des Hauses, bei dem es sich wohl um die Herberge des Dorfes handelte. Der Hinterhof war eine mit Stroh gedeckte Terrasse, auf der einige Tische verteilt standen. An schönen Tagen wie diesem, versammelten sich hier die Dörfler, die nicht auf dem Feld arbeiteten, redeten, tauschten die neusten Gerüchte aus und, was für den Herbergswirt vermutlich das wichtigste war, Tranken nicht grade wenig. Als Jaret allerdings auf die Terrasse trat,

war ihn sofort klar, dass der Tumult keinen erfreulichen Grund hatte. Eine Menschenmenge hatte sich an dem niedrigen Zaun versammelt, der die Terrasse begrenzte. Mehrere saßen auch darauf. Ein Mann stand auf der Terrasse. Seinen geröteten Wangen war anzusehen, dass er wohl nicht grade wenig getrunken hatte. Jade war von ihm und einigen weiteren Dörflern in eine Ecke gedrängt worden. ,, Dieses Stück Dreck hat meine Geldbörse gestohlen.“ , sagte der Mann. Der betrunkene Mann und seine Meute waren offensichtlich nur darauf aus, jemanden Ärger zu machen, Jaret konnte von seiner Position aus genau sehen,

dass der Geldbeutel dieses Idioten nach wie vor an seinem Gürtel hing. Und das mussten auch die restlichem umstehenden Leute. Trotzdem tat niemand etwas. Wütend sprang Jaret über den Zaun, Revan hinter sich. Dieser machte, unbemerkt von ihm und der Menge seine Armbrust schussbereit. ,, Wieso soll ausgerechnet sie euch bestohlen haben ?“ , fragte Revan, bevor Jaret etwas sagen konnte. ,, Tabajaxie nehmen doch alles mit, was sie kriegen können. Hör auf dich da einzumischen.“ Er holte mit einer Faust nach Jade aus. Diese jedoch löste sich wo sie stand in

Luft auf und tauchte dafür im Rücken des Mannes auf. Mit einem Tritt ins Schienbein klappte der Kerl zusammen. Die bestürzte Menge trat ein paar Schritte zurück. Dass ein Mensch vor ihren Augen verschwand hatten sie noch nicht erlebt. Magie war außerhalb der Städte, wo man ab und an zumindest darauf stieß, noch seltener. ,, Schon mal an deinem Gürtel nachgesehen du Genie ?“ , fragte sie nun mit zusammengebissenen Zähnen. Der Mann geriet jetzt in Verlegenheit. ,, Was mischt ihr euch überhaupt ein ? „ rief er nun aggressiv. ,,Ihr seid nicht mal von hier, was kümmert es euch

überhaupt ?“ Der Mann machte einen Schritt auf Jaret und Revan zu. Seine Leute, die sich langsam von dem Schock der Magie erholt hatten, schlossen sich ihm an. Jaret war instinktiv klar das eine Grenze überschritten worden war. Das Ganze würde nun nur noch in einem Kampf enden können. Der Mann ging einige weitere Schritte auf Jaret zu. Und erstarrte als ein Bolzen wenige Zentimeter an seinem Gesicht vorbeiflog. Die Dörfler die am Zaun standen, schreckten erneut zurück. Bevor der Betrunkene sich wieder fassen konnte, hatte Revan bereits die Armbrust wieder gespannt und zielte

erneut auf ihn. ,, Noch ein Schritt und der nächste geht nicht daneben.“ , sagte er tödlich ruhig. Jaret dankte Revan innerlich. Der Mann war vielleicht betrunken, aber er wäre bestimmt nicht dumm genug, einen bewaffneten Gegner anzugreifen. ,, Wir gehen.“ , rief Jaret Jade zu. ,, Wenn du nicht doch noch länger mit deinen neuen Freunden diskutieren willst , beeil dich besser. Das ließ Jade sich nicht zweimal sagen. Sie drängte sich durch die Leute, die Revan mit der Waffe in Schach hielt. ,, Also dann, ich entschuldige mich für den kleinen Zwischenfall und ähm... wir sollten so schnell wie möglich hier weg.“

, sagte Revan. Während er , die immer noch geladene Armbrust in der Hand, die Nachhut bildete, gingen Jaret gefolgt von Jade so schnell wie möglich durch das Dorf zurück zur Straße. Sobald die Siedlung außer Sichtweite war, verstaute Revan seine Waffe wieder und sie setzten ihren Weg in Richtung Berge fort. Am Horizont zeichneten sich bereit die grauen Gipfel ab. Wenn Jaret sich nicht verschätzte, und wenn sich nicht noch weitere Zwischenfälle ereigneten, sollten sie in weniger als Zwei Tagen dort sein. Er sah zu Jade. ,, Alles in Ordnung

?“ ,, Ich wäre damit durchaus alleine klar gekommen.“ , erwiderte sie lediglich. ,, Was ?“ Jaret blieb stehen. Revan lachte lediglich leise, als er an ihm vorbeiging. Wer war dieser Mann eigentlich?

Kapitel 11 in die Berge

 

,, Armeen ? Was sind Armeen, wenn ein Mann jede Strategie zu Nichte machen kann. Magie ist der unberechenbarste Faktor jeder Sache. Man zahlt einen Preis, grade dann wenn man nicht damit rechnet. Und ich habe ihr nie getraut.“ Letzte Worte eines ravenischen Clanfürsten Jaret erwachte während es noch stockdunkel war.

Seit dem Zwischenfall im Dorf waren zwei Tage vergangen. Gestern hatten sie die ausgedehnte bewaldete Ebene zwischen Seminium und ihrem Ziel verlassen und die ersten Ausläufer des Gebirges erreichten. Die Berge boten, als sie endlich in Sicht waren, eine beeindruckende Aussicht. Die steinernen Granitgipfel schienen unendlich weit in den Himmel zu ragen. Die Hänge waren, wie aus der Ferne zu erkennen war, noch mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Doch danach gab es nur noch Schroffe graue Felsen und die Schneebedeckten Kronen des Massivs welche sich zu

großen Teilen in Wolken hüllten. Jaret freute sich nicht grade darauf in diese unwirkliche Gegend zu gelangen. Noch hatte er keine Ahnung, wo genau sie den Magier Giller finden könnten. Sie würden einfach suchen müssen und bräuchten ein wenig Glück. Er stand auf und ging etwas auf und ab. Ihm fiel auf das Revan nicht an seinem Platz lag. Die Decke des Mannes war beiseite geschlagen und seine Waffen verschwunden. Jaret wusste nicht was er davon halten sollte. Vielleicht sieht er sich nur um, dachte er kurz. Wirklich schlau wurde er aus dem Mann nach wie vor nicht, der

sich so spontan entschlossen hatte, sie zu begleiten. Was genau hatte er hiervon ? Das Feuer, das sie am Abend zuvor entfacht hatten, war fast völlig heruntergebrannt. Schnell suchte Jaret noch etwas Holz zusammen und entzündete es wieder. Danach setzte er sich, in eine Decke gehüllt, an die Flammen. Gedankenverloren holte er das Buch der Seher aus seinem Rucksack. Jaret hatte kaum mehr an das Buch gedacht, seit sie aus Seminium geflohen waren. Obwohl es erst ein paar Tage her war, schienen ihm die Ereignisse bereits fern und

unwirtlich. Er blätterte vorsichtig durch die alten, vergilbten Seiten, bis er an der Stelle mit dem Sternensymbol angekommen war. Er wusste nicht genau, weshalb er auf die Idee kam, aber er fuhr mit den Fingern die Zeichnung nach. Irgendwie kam ihn das Bild plötzlich plastischer vor. Das war immer das Symbol gewesen, das für ihn persönlich die größte Bedeutung zu haben schien. Vielleicht, dachte Jaret, hoffte er ja wirklich auf einen Hinweis, Irgendetwas wenigstens… Ein Sturm aus Bildern brach über ihn

herein. Jaret fand sich an der Kante einer Klippe wieder. Ein Pfad zog sich hinter ihm den Berg hinauf. Vor ihm hingegen fiel der Felsen steil in die Tiefe ab. Endlos erstreckten sich die Wälder, die sie erst am gestrigen Tag zurückgelassen hatten in der Ferne. Etwas näher konnte er das Feuer ihres provisorischen Lagers erkennen. Dann war auch schon alles wieder vorbei. Er fuhr aus seiner Vision hoch. Neben sich hatte Jaret das Symbol aus dem Buch in den Staub

gezeichnet. Seltsam… Jaret konnte sich nicht daran erinnern. Noch mehr, er konnte überhaupt nicht gut Zeichnen. Es musste während seiner Vision geschehen sein. Irgendwie war der Gedanke beunruhigend. Wenn sein Geist ganz wo anders war… was steuerte dann seine Bewegungen? Rasch verwischte er die Zeichnung mit der gesunden Hand. Jaret sah hinauf zu den ersten Gipfeln und Klippen, die nicht mehr weit entfernt lagen. Seien Vision hatte ihm einen dieser Anhöhen gezeigt. Einen Moment sah er sich zu Jade und dem leeren Platz um, an dem Revan

gelegen hatte. Jaret überlegte sie zu wecken, ließ es dann aber. Was immer seine kurze Vision bedeutete, er würde es alleine herausfinden. Langsam begann er den Aufstieg. Den Pfad aus seiner Vision fand er schnell wieder. Der Weg hinauf zum Gipfel hatte sich wie viele seiner Visionen direkt in seine Erinnerung gebrannt. Auf halber Strecke fing es jedoch an zu regnen. Die Nässe machte den mit losen Steinen übersäten Pfad extrem tückisch und durchnässte ihn langsam bis auf die Haut. Jaret wünschte er hätte sich die Decke

mitgenommen, dann könnte er sich wenigstens etwas vor dem Regen schützen. Momentan jedoch wurde der Aufstieg zu einer kleinen Tortur. Jeder Schritt entlang der tief abfallenden Steinkanten war ein Wagnis. Aber eines, das er eingehen musste, wenn er der Vision folgen wollte. Seltsam. Er hatte sich nie viel daraus gemacht jetzt aber war er beinahe dankbar für die Weisung durch seine Gabe. Als Jaret schon glaubte gar nicht mehr vom Fleck zu kommen, war er endlich oben. Langsam sah er sich um. In der Entfernung konnte er die Straße sehen, die sich aus dem Wald heraus

schlängelte. Zuerst bemerkte er es kaum, dann jedoch tauchten unter dem Blätterdach Lichter auf. Etwa zwanzig Stück, die zwei grade Linien bildeten. Das unstete Auflodern von Fackeln, die gegen den immer stärker werdenden Regen kämpften. Jaret brauchte sich nicht lange zu fragen, wer da auf der Straße unterwegs war. Es bedeutete in jedem Fall Ärger. Sie wären besser längst weg wenn die Fackelträger hier eintrafen. Als er sich umdrehte, stellte sich ihm ein Schatten in den Weg. ,,Jaret was machst du hier oben ?“ , Ein Lichtschein tauchte neben der Gestalt auf und erst jetzt erkannte Jaret

Revan, der reglos an der Bergwand gestanden und so fast unsichtbar geworden war. Lediglich Lis hatte ihn verraten. Das Irrlicht kreiste in einigen Abstand über seinem Kopf. Statt auf die Frage zu antworten, deutete Jaret nach unten auf die näherkommenden Fackeln. ,, Siehst du das ?“ , fragte er. Revan nickte. ,, Ich habe sie auch bemerkt. Siehst du wie die Lichter aufgeteilt sind? Jeweils eine Linie an jeder Straßenseite. Marschformation. Es sind Soldaten.“ Jaret nickte. ,, Wir sollten hier so schnell wie möglich weg.“ Revan erwiderte nichts, sondern ging

vor ihm die Felsen hinab. Mit fast unheimlicher Sicherheit fand er einen Pfad über die Rutschigen Steine Jaret versuchte mit ihm Schritt zu halten , hatte aber wesentlich mehr Mühe einen sicheren Weg nach unten zu finden. Im Lager angekommen fanden sie Jade, die bereits wach am Feuer saß. Als Jaret und Revan näher kamen, schreckte sie sofort hoch und drehte sich zu ihnen um. ,, Wir müssen los“ , sagte Revan und begann die Decken zusammenzulegen. ,, Ich habe sie schon bemerkt.“ , antwortete sie und deutete in Richtung der Bäume, die ihr Lager noch vor den Augen der näherkommenden Soldaten verbargen. Die Lichtpunkte waren

mittlerweile schon bedrohlich nah und schimmerten durch die Blätter. Jaret schüttete seine Feldflasche auf dass mittlerweile wieder fast heruntergebrannte Feuer. Wasser hatten sie, dank dem Regen, momentan ohnehin mehr als Jaret lieb war. Hoffentlich würde er aber ihre Verfolger etwas aufhalten. Nachdem sie das nötigste zusammengepackt und alle ihre Rucksäcke aufgesetzt hatten machten sie sich so schnell wie möglich auf den Weg weiter in die Berge. Sie mussten unbedingt so weit wie möglich von den Fremden weg. Diese

würden das Lager vermutlich bald entdecken. Und wenn sie wirklich hinter ihnen her waren… Jaret hoffte das sie vorher weit genug weg wären oder selber einen sicheren Unterschlupf finden würden. Revan sah angespannt zu den Lichtpunkten zurück. ,, Los jetzt.“ , wies er sie an, als Jaret langsamer wurde. ,, Wir müssen endlich weg.“ Sie waren mittlerweile seit Stunden unterwegs. Der Regen hatte immer noch nicht nachgelassen und den Weg in eine einzige Schlammwüste verwandelt, der ihr Vorwärtskommen behinderte.

Wenigstens, dachte Jaret, würde er auch ihre Verfolger verlangsamen. Denn das diese wirklich hinter den drei her waren, daran bestand für ihn jetzt kein Zweifel mehr. Die Lichtpunkte schlossen langsam aber beständig zu ihnen auf. Revan hatte Lis auf dem Weg zurückgeschickt um die Soldaten zu beobachten Das Irrlicht war bisher noch nicht zurück. Und soweit er sehen konnte, gab es weit und breit keine Möglichkeit sich zu verstecken. ,, Jemand eine Idee ?“ , fragte Jaret. ,, Ja weiterlaufen.“ , wies Revan ihn ungehalten an. ,, Wir müssen so schnell wie möglich tiefer in die Berge. Dort gibt

es genug Verstecke und Höhlen. Sie sind praktisch Durchlöchert damit.“ ,, Woher weist du das ?“ , fragte Jade ihn ,, Ich war schon einmal hier.“ , sein Tonfall verriet, dass er dazu nicht mehr sagen würde. Aber seine Worte verliehen Jarets Zweifeln eine neue Dimension. Wie sollten sie einen einzelnen Mann in einer Region übersäht mit Versteckmöglichkeiten finden? Vorausgesetzt natürlich sie entkamen erst einmal… Er sah den Weg zurück, den sie gegangen waren Er meinte erst sich zu täuschen, aber in einiger Entfernung konnte er einen schnell näherkommenden

einzelnen Lichtschein sehen. Revan bemerkte es ebenfalls und blieb stehen. Wenige Augenblicke später war das Irrlicht Lis bei ihnen. ,, Wie sieht es aus ? fragte Jade besorgt ,, Wie schon. Sie sind uns auf den Fersen. Ich habe sie belauscht.“ Lis wendete sich Jaret zu ,, Sie haben den Befehl, jemanden zu suchen, dessen Beschreibung sich sehr nach dir anhört.“ ,, Ruben muss irgendwie erraten haben, dass ich Giller suchen will. Verdammt, eigentlich logisch. Ich habe ihn selbst nach dessen Aufenthaltsort gefragt. Er wusste von Anfang an, wo wir

hinwollen.“ Jaret musste einen Fluch unterdrücken. Wie hatten er nur so dumm sein können... ,, Uns bleibt nur eins. Wir müssen vor ihnen in die Berge und wenn sie uns einholen sind wir erledigt.“ , ermahnte Revan sie erneut. Der Mann sah zurück zu ihren Verfolgern, dann aber richtete sich sein Blick auf die sie umgebenden niedrigeren Felsen, welche den Pfad auf beiden Seiten einengten. Als würde er dort nach etwas suchen… ,, Immer mit der Ruhe. Der Regen behindert sie noch mehr als uns. Solange wir nicht anhalten müssen, sollten sie uns nicht einholen“ , versuchte Jade die Situation zu entspannen.

Sie setzten ihren Weg auf dem immer steiler werdenden Pfad mit gesteigertem Tempo fort. Es sah so aus als könnten sie den Wachen Rubens tatsächlich entkommen, dachte Jaret. Wenn sie weiter in Bewegung blieben. Es würde knapp, aber

es war machbar. Ihr Glück jedoch hielt nicht lange an. Als die Gruppe an eine Stelle kam, wo der Pfad sich durch eine tiefere Schlucht zwischen den Klippen hindurch führte, war der Weg in deren Mitte plötzlich verschwunden. Lediglich eine Barriere aus Dreck und Geröll ragte vor ihnen auf. Ein Erdrutsch, vielleicht verursacht durch den immer noch anhaltenden Regen, hatte den kompletten Weg blockiert. Jaret wollt erst versuchen darüber zu klettern, doch das lose Gestein gab unter seinen Füßen sofort nach und er konnte nur mit Mühe einem Steinschlag

ausweichen. Revan hielt ihn davor zurück es noch einmal zu versuchen. ,, Vergiss es, das hat keinen Sinn.“ Seine Augen suchten nach wie vor die Umgebenden Steilhänge ab. Vielleicht fand der Mann ja noch einen Ausgang, überlegte Jaret. Sie saßen in der Falle. Jade ließ sich nach Jarets erfolgslosen Kletterversuch auf einen Stein fallen. ,, Sieht aus als wär’s das dann gewesen.“ , sagte sie nur. ,, Du kannst jederzeit verschwinden.“ , erwiderte Jaret. Es sollte nicht wie ein Vorwurf klingen, hörte sich aber selbst in seinen eigenen Ohren wie einer

an. ,, Hältst du mich für so feige Jaret Weißläufer ?“ , fragte Jade und nahm den Silberring Demonstrativ vom Finger. Gleich darauf strich sie sich jedoch nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Jaret schüttelte, schwach lächelnd, den Kopf. Und das war einer der Gründe, aus dem er Angefangen hatte die Tabajaxie zu mögen. Er wollte allerdings nicht so einfach aufgeben. ,, Wir müssen zurück , raus der Schlucht.“ , erklärte er. ,,Hier sitzen wir in der Falle, aber wenn wir uns beeilen, können wir den Erdrutsch vielleicht

umgehen.“ Revan nickte. ,, Besser als Warten ist es allemal.“ Sie rannten den Pfad zurück in Richtung des Einstiegs in die Schlucht. Nur an den Kurven wurde Jaret langsamer um zu überprüfen ob sie dahinter nicht ihre Verfolger bereits erwarteten. Während sie liefen nahm Revan seine Armbrust in die Hand und spannte die Waffe. Bei der Dritten Biegung hatten sie Pech. Der erste Soldat kam Grade, eine Fackel in der Hand haltend, um die Kurve gelaufen. Jaret konnte das Kronenemblem auf seiner Brust

erkennen. Revan zögerte keine Sekunde. Ein Bolzen traf den Mann in die Kehle und er ging ohne einen Laut zu Boden. Das verschaffte ihnen vielleicht ein paar Sekunden, doch die restlichen Soldaten kamen nun in einer Zweierreihe um die Kurve marschiert. Sie entdeckten sofort ihren gefallenen Späher und die drei Reisenden die bewegungslos im Regen standen. Der Mann an der Spitze der Truppe, vermutlich der Kommandant. bellte einen Befehl und sofort zogen alle verbliebenen Soldaten die Schwerter. Der Hauptmann war wie Revan mit einer Armbrust bewaffnet. Gegen so viele

hatten sie keine Chance. Revan konnte vielleicht zwei weitere Erledigen bevor sie zu nahe wären und dann.... ,, Wir sind ja so was von Tod“ ,dachte Jaret laut zu Ende. Revan lachte. ,, Dabei merkt man erst, das man lebt.“ Mit diesen Worten zog er mit der anderen Hand das Kurzschwert und reichte es Jaret. Diese betrachtete die Waffe lediglich unsicher. Jade nahm wiederum ihr Messer und trat neben ihn. Der geordnete Trupp löste sich auf und Zwanzig bewaffnete Soldaten Schritten auf sie zu. Revan blieb davon gänzlich unbeeindruckt. Es gelang ihm Drei der Soldaten auszuschalten. Mit kalter

Präzision zielte er und jeder Bolzen traf sein Ziel tödlich. ,,Wenn ich hier noch mal lebend rauskomme, erklärst du mir, wo du das gelernt hast“ , rief Jaret. ,, Wenn.“ , war Revans Antwort. Der erste der Soldaten hatte sie erreicht. Das Schwert hatte er bereits zum Stoß bereit und der nur mit der ungewohnten Klinge bewaffnete Jaret erwartete jeden Moment tödlich getroffen zu werden. Der Treffer blieb aus. Stattdessen fasst der Mann sich an den Hals. Blut rann aus seinem Mund. Dann brach er zusammen. Der nächste Bewaffnete, der sie erreichte, wurde von einem Lichtblitz

getroffen. Wo der Mann vorher gestanden hatte, war nur etwas Staub zurückgeblieben. Die nächsten zwei gingen in Flammen auf und liefen schreiend hin und her. Das Feuer ging erlosch trotz des strömenden Regens nicht und brannte ihnen das Fleisch von den Knochen. Die übrigen Männer schauten sich verwirrt nach dem neuen Angreifer um, konnten aber nichts entdecken. Nur der Hauptmann bewahrte die Ruhe. ,, Schnappt sie euch schon. Wenn wir versagen reißt der Regent euch den Kopf ab.“ Und ihm vermutlich auch, dachte Jaret. Die Soldaten sammelten sich wieder und

versuchten erneut vorzurücken. Fünf von ihnen traten in einer geschlossenen Reihe vor aber kurz bevor sie ihre drei Ziele erreichten . wurde jeder einzelne von einem Blitz gefällt. Jaret sah sich nun ebenfalls nach dem Neuen Angreifer um. Er brauchte nicht lange suchen. Eine in eine Robe gehüllte Gestalt stand über ihnen auf der Kippe. Der Kommandant ihrer Gegner schien seinem Blick gefolgt zu ein, denn im selben Moment riss dieser die Armbrust hoch und feuerte auf die fremde Gestalt im Regen. Der Bolzen ging weit daneben. Und die Soldaten gingen immer noch zu

Boden, ohne sich wehren zu können. Einer zerfiel im vollem Lauf vor seinen Augen zu Staub, während der Kommandant die Armbrust wider nachlud. Vielleicht war es Verzweiflung, vielleicht der eiserne Wille seinen Auftrag zu erfüllen, oder auch beides, aber als der Hauptmann sah wie seine Männer weiterhin fielen, riss er die Waffe wieder hoch und drückte erneut ab. Eine Sekunde später wurde er von einem Blitz in seiner Rüstung gekocht. Jaret spürte einen brennenden Schmerz in der Brust. Er blieb noch einen Moment auf den Beinen. Der Bolzen hatte ihn

Links in die Brust getroffen und ein kleines Blutrinnsal lief aus der Wunde. Wirklichen Schmerz spürte er nicht, eher Überraschung. Er fand den Gedanken fast zum Lachen. Nach allem sollte er hier sein Ende finden. Kurz vor ihrer Rettung. Es war wirklich zum Lachen, die pure Ironie, und er hätte es getan wenn er die Kraft dazu gefunden hätte. Dann gaben seine Beine nach. Er fiel auf den Rücken. Der Regen strömte ihm in Gesicht. Das letzte was er sah, bevor alles um ihn herum Dunkel wurde, war eine in eine Robe gekleidete Gestalt die sich über ihn beugte. ,, Sieht nicht gut aus.“ , hörte er Revans

stimme und etwas das fast wie Weinen klang im Hintergrund. ,, Er ist ein Seher ?“ , fragte eine Stimme die Jaret nicht kannte und beantwortete sich die Frage selbst,, Sonst wäre er wohl nicht hier. Helft mir ihn wegzubringen. Er wird ohne Hilfe nicht überleben.“ ,, Woher wissen sie...“ , setze Jade an ,, Das ?“ , fragte wieder die unbekannte Stimme, ,, Ich habe mein Leben damit verbracht Sehermagie zu studieren. Ich werde ja wohl einen erkennen wenn ich einen sehe.“ Der Fremde klang fast ein wenig beleidigt. Dann war da nichts mehr außer ineinander wirbelndem

Schatten.

Kapitel 12 Erwachen


,, Die größte Gefahr für einen Seher ist letztlich seine eigene Gabe. Im Voraus zu wissen ob man scheitert macht es schwierig die Richtigen Entscheidungen zu treffen“ Varis Galeron Wirbelnde Dunkelheit, Farben. Ein Ufer schälte sich aus dem Nebel in seinem Verstand. Er hatte es schon mal gesehen.

Eine Vision von sich selbst an einem Sees, den der Sonnenaufgang Rot färbte. In der rechten Hand hielt er ein Schwert. Die Linke hatte er lose in die Hüfte gelegt. Er stand mit dem Rücken zum See. In der Ferne näherte sich etwas. Eine Gruppe von Reitern kam mit gewaltigem Tempo auf ihn zu. Die Staubwolke verdeckte seine Sicht. Kurz bevor die Kavallerie ihn erreichte, endete seine Vision. Als Jaret aufwachte wusste er einen kurzen Moment nicht wo er war. Dann brachen die Ereignisse der letzten Nacht über ihn herein wie eine Flut. Mit einer Hand tastete er nach dem Bolzen. Ein

weißer Verband spannte sich über die Wunde. Dort wo er getroffen worden war befand sich lediglich ein roter Fleck. Auch an seiner linken Hand befand sich ein Verband Langsam setzte Jaret sich auf und sah sich um. Er lag in einem kleinen Bett, das in einer Holzhütte stand. Durch ein einzelnes Fenster konnte er sehen, dass er sich noch immer in den Bergen befand. Ich durchfuhr nur eine einzige Frage als er an seine letzte Vision dachte. Hatte er seinen Tod gesehen? Und während sein Verstand langsam begann seine Bruchstückhafte Erinnerung zusammenzusetzen, keimte in ihm eine weitere Frage auf. Wer hatte sie

gerettet? Er versuchte aufzustehen und obwohl er immer noch ein wenig wacklig auf den Beinen war, ging es ihm doch besser als er selbst vermutet hatte. Eigentlich sogar besser als seit Tagen. Seine Sachen lagen, ordentlich zusammengefaltet, auf einem Stuhl in der Nähe der Tür. Sein Rucksack stand daneben. Sein Wanderstab lehnte an dem Stuhl. Nachdem er sich angezogen hatte, durchsuchte er den Rucksack. Das Buch der Seher fehlte.... Er durchsuchte den Rucksack ein weiteres Mal. Nichts. Das Buch war

Weg. Jemand musste es herausgenommen haben. Vielleicht waren es Revan oder Jade gewesen oder der Mann der ihnen in der Schlucht geholfen hatte. Er hatte nur ein paar Bruchstückhafte Erinnerungen an die Zeit nach dem er von dem Bolzen getroffen worden war. Regen, ein vom alter und Wetter gezeichnetes Gesicht, die Worte..... Hatte ihr Retter tatsächlich gesagt er habe die Seher-Magie studiert? Möglicherweise… Er würde es bestimmt nicht durch Rumstehen herausfinden. Jaret verließ das Zimmer und fand sich in einem

großen Zimmer wieder. An der Wand stand ein Kamin in dem ein kleines Feuer brannte. Ein kleines Bücherregal, in dem neben drei Wälzern noch ein Sammelsurium aus Kleinkram gestapelt lag. Ein Kristall, dessen glasklare Oberfläche das Sonnenlicht brach, das ihn traf. Mehrere versiegelte Schriftrollen… und ein goldener Globus, der bequem in Jarets Hand passte. Fasziniert betrachtete er einen Moment die Oberfläche, in die die Umrisse des Kontinents und die Grenzen der drei Länder eingearbeitet waren. Raven hoch im Norden, wo die Konturen des Landes zerfaserten zu Inseln und Fjorden, die

die Gegen durchschnitten. Darunter Egarium. Sie mussten jetzt bereits ziemlich nah an der Grenze sein, wenn er darüber nachdachte. Und parallel dazu gelegen Arbitrium. Darum befand sich nur der Ozean. Jaret legte die Kugel zurück. Von einer weiteren Tür hörte er Stimmen. Er trat hindurch und wurde einen Augenblick lang von der Sonne geblendet, die ihm entgegenschien. Vor der Hütte saßen Revan, Jade und der Mann aus der Schlucht an einem grob gehauenen Tisch. Das Irrlicht Lis kreiste in einigem Abstand um ihre Köpfe. Das Buch der Seher hatte der fremde

Mann aufgeschlagen vor sich liegen. Seine grauen Augen wendeten sich Jaret zu, als er diesen in der Tür stehen sah. Ein von Wetter und auch Alter gezeichnetes Gesicht sah ihm entgegen. ,, Sieh mal einer an wer da von den toten Auferstanden ist. Komm her Junge wir haben einiges zu Besprechen. “, sagte der Alte in einem herzlichem Tonfall, der allerdings auch keinerlei Wiederspruch duldete. Das schlechte Wetter das sie auf ihrem Weg begleitet hatte war verflogen. Stattdessen Schien die Sonne und von dem Vorsprung aus auf dem die kleine Hütte erbaut worden war schien es Jaret so als könnte er unendlich weit sehen.

Was wie ihm natürlich bewusst nicht stimmen konnte. Trotzdem warf der Wetterumschwung eine weitere Frage auf. ,, Wie lange war ich...“ ,, Bewusstlos ?“ , fragte Revan, der grade an einem Stück Käse knabberte. ,, Nur einen Tag und dank der Heilkunst von Gerret hier, war mehr auch nicht nötig.“ Er sah zu dem alten Mann. Das war er also… Gerret Giller, der Magier wegen dem sie hierhergekommen waren. Es gab keine Zufälle mehr. Die Art allerdings, wie Revan den Zauberer musterte gefiel ihm gar nicht. Der Schütze kam ihm plötzlich Fremder vor, als jemals zuvor. Kannte er Gerret

etwa? Dieser schien allerdings nicht zu bemerken oder Revan einfach zu ignorieren: ,, Allerdings, gestern haben wir alle eine Weile gedacht, du würdest gar nicht mehr aufwachen.“ Er sah zu der Tabajaxie, die bisher geschwiegen hatte. ,,Jade hier auch, oder ?“ Einen Augenblick sah sie nur vor sich hin, dann stand sie jedoch auf und umarmte Jaret einen Augenblick. Jaret war von der plötzlichen Umarmung so überrascht, dass er fast rückwärst gestolpert wäre. Aber nur fast. Danach setzte sie sich einfach wieder hin. Ohne ein Wort. Jaret stand einen Augenblick nur da,

dann räusperte er sich verlegen und setzte sich gegenüber von Giller an den Tisch. Er wusste nicht recht wie er beginnen sollte. ,, Wie viel wisst ihr schon ?“ Gerret schmunzelte. ,, Das meiste, aber vielleicht beginnst du noch einmal von vorne. Ich kann nicht ganz glauben, was deine Freunde mir erzählt haben. Du bist ein Seher?“ ,, Es würde keinen Unterschied machen ob ich in dieser Hinsicht Lüge oder nicht.“ , gab Jaret zu bedenken. Der Zauberer nickte. ,, Wenn der Rest auch nur halb wahr ist, nicht.“ Er schlug das Buch der Seher zu und reichte es

wieder Jaret. ,, Aber das hier ist nicht ohne Grund in deinem Besitzt.“ ,, Wenn es euch wirklich nur darum geht, ja. Ich bin was ich bin. Ein Seher.“ Er sah dem Magier direkt in die Augen, hinter denen dasselbe geheime Feuer zu brennen schien wie einst hinter Rubens. ,, Ob ich Angst davor habe ? Oh ja. Aber noch mehr Angst macht mir die Tatsache, dass ein Mann, dem ich dachte vertrauen zu können, die Seelen seiner eigenen Untertanen stiehlt.“ ,, Davor… solltest du tatsächlich Angst haben.“ , erwiderte Gerret ernst. ,, Ich bin nur aus einem Grund hier.“ , fuhr Jaret fort. ,, Um Hilfe zu suchen. Was Ruben tut ist falsch in jeder

Hinsicht. Es gibt nur eines, das mich interessiert. Werdet ihr etwas tun?“ ,, Du bist ziemlich vorlaut.“ , antwortete der Zauberer. ,, Aber das ist gut. Ein Seher sollte das recht haben für andere Voreilig zu sein.“ Er seufzet ,,Das musste ja irgendwann so kommen.“ ,, Was musste irgendwann so kommen ?“ , fragte Jaret. ,, Wisst ihr, ich kenne Ruben schon sehr lange. Er hatte immer eine Schwäche dafür, Grenzen zu übertreten.“ , sagte Giller mit Ernstem Ton. Danach blieb er lange Still. Jaret wollte schon fragen was los war, als der Zauberer anfing zu sprechen. ,, Das Buch des Blutes.“ , setzte er an,

machte dann aber wieder eine Pause, als wüsste er nicht wie er fortfahren sollte. ,,. Das Buch hat die Eigenschaft entwickelt, ich suche nach einem passenden Wort…, den Benutzer zu beeinflussen. Fast wie ein verzauberter Gegenstand. Es ist praktisch das Gefäß für den Willen der Magier von damals. Ich fürchte Ruben hat diese Gefahr maßlos unterschätzt und ist auf dem besten Weg so zu werden wie sie. Und wenn das stimmt, steht das Schlimmste noch bevor. Desto mehr Zeit vergeht desto schlimmer wird es werden.“ ,, Und was bitte sollen wir jetzt tun ?“ , fragte Revan angespannt. Er sah zwischen dem Magier und Jaret hin und

her, als erwarte er jeden Moment, dass einer der Beiden auf ihn losging. Was war nur mit ihm los… ,, Nun vielleicht erzählt er mir , was mit seiner Hand passiert ist ?“ , sagte Giller mit einiger Schärfe und deutete auf Jaret. ,, Falls du nämlich nicht zufällig damit in ein Lagerfeuer gefallen bist ,und ich glaube kaum das du so dumm wärst, gibt es nur eine andere Ursache dafür und die hättest du nicht überlebt, also ?“ ,, Ruben hat mich angegriffen.“ , erwiderte er unsicher. ,, Ich weiß nicht was dann passiert ist.“ ,, Du hast überlebt.“ , antwortete der Magier ,, Interessant. Darf ich die Hand noch mal

sehen?“ Jaret streckte dem Zauberer die Linke über den Tisch hinweg hin. Vorsichtig löste der Mann den Verband darum. Das Brandmuster bildete Mittlerweile Schwarze streifen die sich quer über den Handrücken zogen. Langsam fuhr der Alte mit einem Finger eine der Linien nach. ,, Ich habe versucht es zu heilen aber der Zauber der das hier verursachte hat sich tief eingebrannt. Wirklich Interessant. Bei mir war es ein Sturz von einer Klippe.... War vermutlich weniger Schmerzhaft.“ ,, Was meint ihr damit ?“ , fragte Jaret. ,, Die Begabung zur Magie ist zwar

angeboren , aber es braucht bei dem meisten einen ersten Auslöser, einen Moment, in dem spontane Magie wirken kann, meistens ein Moment in dem man unter großem Stress steht. Bei dir war es Rubens Angriff.“ ,, Mir gefällt nicht, worauf das hinausläuft.“ , bemerkte Revan. Jaret nickte. Er musste ihm zustimmen. Er ahnte die Bedeutung. ,, Du bist ein Magier , Jaret. Nicht verwunderlich. Die Seherbegabung ist nur eine andere Art von Magie. Und du wirst lernen müssen, das zumindest zu kontrollieren.“ Er sah zu Revan. ,, Magie ohne Kontrolle, kann gefährlich sein.“ Gerret streckte ihm die linke Hand

über den Tisch hinweg hin. Eine Erinnerung kehrte an die Oberfläche von Jarets Bewusstsein zurück. Er hatte diese Situation bereits in einer Vision gesehen. Damals hatte er die Hand ergriffen. Hatte er überhaupt die Möglichkeit anders zu handeln? Er wusste es nicht. Er wusste nur dass er letzten Endes Einschlug. Hatte er überhaupt eine Wahl gehabt? Danach zerstreute sich die kleine Runde.

Revan stand beinahe fluchtartig auf und verschwand einen ausgetretenen Weg hinab, der von der Hütte des Zauberers ins Tal führte. Gerret sah ihm einen Augenblick nach, bevor er sich ebenfalls erhob. ,, Es gibt wohl… einiges zu klären.“ Er klang angespannt, bevor er ohne eine weitere Erklärung dem Schützen folgte. Jaret und Jade sahen sich nur einen Augenblick an. Jaret zuckte mit den Schultern. ,, Was immer das jetzt grade war…“ ,, Er hat Angst.“ , antwortete Jade, die kaum aufsah. ,, Wer, Revan ?“ Sie nickte. ,, Ich schätze, ab hier ist für

uns alles vorbei. Ab jetzt ist es dem Zauberer überlassen.“ ,, Nein. Ich könnte nicht einfach gehen, bis ich weiß, dass Ruben aufgehalten ist“ Wie immer das aussehen würde. Er bemerkte wie seine linke Hand anfing zu zittern. Es schien nur eine Möglichkeit zu geben. Aber wenn Gerret Recht hatte, war der Zauberer nicht selbst für seine Taten verantwortlich. Nicht ganz zumindest… Ein Erleichternder Gedanke. Auch wenn er akzeptieren musste, das der Mann, den er einmal gekannt hatte vielleicht nicht länger existierte. ,, Du kannst dich nicht um alle kümmern. Das Beste, was du noch

erreichen wirst, ist dich umbringen zu lassen.“ , bemerkte Jade beinahe vorwurfsvoll. ,, Das sollte mich aber nicht daran hindern es zu versuchen. Ich war einmal geblendet.“ Er hatte vergessen, was auf den Straßen Seminiums geschah. Und er hatte Rubens Absichten zu spät hinterfragte wie es ihm schien. ,, Das passiert mir nicht noch einmal. Wenn du gehen willst, steht dir das jedoch frei.“ Jaret versuchte neutral zu klingen. ,, Genau das habe ich vor.“ Er musste ein leises Lachen unterdrücken, als er die Lüge erkannte. ,, Nein hast du nicht. Deine Ohren zucken, wenn du

lügst.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,, Ich wüsste überhaupt nicht wohin ich sollte. Seminium wäre ein Todesurteil.“ Insgeheim war er froh, dass sie blieb. ,, Sieh es einfach als Neuanfang.“ ,, Das fällt dir offenbar leicht.“ ,, Hey, abwechslungsreich ist es. Abgesehen von den Momenten, wo man versucht mich umzubringen.“ Jade schüttelte lediglich den Kopf. Als sie wieder aufsah lächelte sie jedoch. ,, Du bist ein seltsamer

Mensch.“ ,, Also, wer seit ihr wirklich ?“ , fragte Gerret, als er sich der in schwarz gekleideten Gestalt näherte. Revan schwieg lediglich und sah einen Augenblick den Weg zurück, den sie gekommen waren. Die Hütte des Zauberers war längst außer Sichtweite und um sie herum fiel der Felsen auf drei Seiten steil ab. Ein falscher Schritt und ein unvermeidbarer Sturz in die Tiefe wäre die Folge. Gerret musste gemerkt haben, in welche

gefährliche Position der Mann ihn geführt hatte. Der Magier wurde langsamer und blieb stehen. ,, Ist es wirklich wichtig, wer oder was ich bin ?“ , erwiderte er und wiederholte damit fast Jarets Worte. ,, Wir stehen auf ein und derselben Seite in dieser Sache.“ ,, Tuen wir das ? , fragte Gerret Das Irrlicht schwebte in einiger Entfernung in Schulterhöhe Revans, der dem Zauberer nun den Rücken zudrehte. ,, Und wenn die Situation anders wäre, wären wir dann immer noch auf derselben Seite ? ,, Ich rieche die Magie in eurem Blut bis hierher, aber ihr habt sie nicht genutzt um euch zu

verteidigen.“ , sagte er. ,, Ihr seid nicht, was ihr vorgebt zu sein. Revan lächelte müde. ,, Ich habe dem grauen Orden schon vor einiger Zeit den Rücken gekehrt.“ , erwiderte Revan. ,, Dann gibt es ihn noch?“ ,, Ich weiß es nicht. Ich schätze wen, dann haben nur wenige überlebt.“ ,, Und doch reißt ihr mit einem magischen Wesen zusammen.“ , stellte der Magier fest und sah in Richtung des Irrlichtes. ,, Das ist eine lange Geschichte.“ ,, Die euch nichts angeht.“ , fügte Lis hinzu. ,, Wichtig ist nur, das ich keinen Streit

mit euch habe.“ , sprach Revan weiter. ,, Und ich nicht Plane euch zu schaden.“ ,, Ihr hättet wenig Erfolg damit.“ , versicherte Gerret, dessen Stimme jetzt jedoch weniger streng wurde. Hatte er etwa Mitleid mit der einsamen Gestalt? ,, Was ist mit Jaret ?“ ,, Was soll mit dem sein ? Wir sind uns mehr zufällig begegnet.“ ,, Wenn wir über Seher sprechen gibt es keine Zufälle.“ ,, Ihr setzt voraus, das er die Wahrheit sagt.“ ,, Und ihr Zweifelt daran ?“ , wollte der Magier wissen. ,, Die Zukunft vorherzusehen ist eine Macht, die niemand besitzen sollte.

Würde ich nicht daran zweifeln, hätte ich ihn in Seminium getötet.“ ,, Er ist kaum mehr als ein Junge.“ , meinte Lis. ,, das hättest du nicht übers Herz gebracht.“ ,, Mag sein.“ , erwiderte Revan. ,, Aber ein Junge mit einer Macht, die einen Seelenmagier Armselig und Harmlos erscheinen lassen würde.“ Er wendete sich dem Magier zu. ,, Und ihr wisst das.“ ,, Nicht solange es eine andere Option gibt.“ Gerret wendete sich zum Gehen. ,, Ich werde mit Jaret

reden.“ Es war Abend geworden. Jaret saß an einem Feuer auf einem Hügel über Gillers Hütte und wartete. Der alte Magier hatte ihn nach Sonnenuntergang dorthin bestellt, wozu auch immer. Er sah den sich schlängelnden Weg hinab zur Hütte des Zauberers. Eine einsame Gestalt ging den Weg hinauf. Er war noch weit entfernt, aber Jaret wusste wer es war. Über der rechten Hand schwebte eine blaue Lichtkugel die den Pfad vor ihm erhellte. Die Gestalt trug

eine einfache Braune Robe. Giller setzte sich ohne ein Wort zu ihm ans Feuer. ,, Es gibt Dinge über Magie, die du verstehen musst.“ , begann er schließlich.,, Du hast zwei äußerst gefährliche Gaben in dir vereint. Die Begabung zur Magie wie zur Vision.“ ,, Ich möchte keine davon.“ , antwortete Jaret. ,, Ich fürchte, Magie kümmert es selten, was jemand möchte.“ , sagte Gerret. ,, Heb deinen Arm.“ Jaret hielt die Hand unsicher hoch. ,, Versuch dir vorzustellen, wie die Wärme des Feuers in deine Handflächen wandert. Probiere nicht es zu erzwingen.

Manche brauchen Jahre bis ihnen die einfachsten Zauber gelingen.“ Jaret tat wie ihm geheißen. Er konzentrierte sich so gut er konnte auf das Feuer. Doch so sehr er sich auch anstrengte, die Flammen zeigten nicht die kleinste Reaktion. Der einzige Effekt war, das ihm langsam der Arm einschlief. Er sah hoch zu Giller. Dieser Seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Feuer schlug aus Jarets offener Handfläche und hinterließ neben dem Lagerfeuer eine zweite kleinere Flamme. Giller öffnete die Augen wieder und lächelte

schwach. ,, Das Potential ist da. Die Umsetzung aber… eher Mangelhaft. Ich habe dir ein wenig geholfen. Diesmal versuch es alleine.“ Sie saßen fast eine geschlagene Stunde vor dem Feuer, allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Nichts. Giller unterbrach ihn schließlich. ,, Genug für heute. Wie gesagt: Es braucht seine Zeit. Erzwing nichts. Das kann nur schief gehen.“ Jaret stand auf. ,, Ich fürchte ich habe schon genug mit einer Gabe zu tun, die ich nicht beherrschen kann.“ Ohne ein weiteres Wort ging er den Weg zurück

zur Hütte. Giller blieb am Feuer zurück und starrte verloren in die Flammen. ,, Du wirst es eines Tages kontrollieren müssen.“ , hörte er ihn sagen. Er war sich nicht sicher ob Giller nicht nur laut gedacht hatte. Am nächsten Morgen, nach einem Frühstück bei dem sie ihre letzten Vorräte und Giller einige Dinge aus der Speisekammer der Hütte beisteuerten, erklärte der Magier ihnen seinen Plan. ,, Wenn Ruben das Militär kontrolliert und sich selbst als Regenten eingesetzt hat, ist er praktisch unangreifbar. Selbst

wenn einige möglicherweise die Wahrheit ahnen. Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir die anderen Länder darüber informieren was vorgefallen ist. Einen Schwarzmagier auf dem Thron werden sie niemals dulden.“ ,, Was genau sollen wir also tun ?“ , fragte Jade. ,, Ganz einfach. Ich habe immer noch Kontakte zu einigen Beamten und Adeligen in Raven und Egarium. Wenn wir es schaffen sie dazu zu bekommen gegen Ruben in den Kampf zu ziehen, haben wir eine Chance. Ich fürchte allerdings, dass wir dabei einige Probleme bekommen könnten. Die Länder wissen, dass Ruben das Buch besitzt und

was es bedeutet. Ein Krieg stellt für sie eine große Gefahr da und wir haben keine Ahnung was Ruben mit dem Buch vorhat oder wozu er inzwischen damit in der Lage ist. An Seelen für Zauber dürfte es ihm ja leide nicht mangeln und jetzt wo der König aus dem Weg ist, muss er sein Vorgehen nicht mal mehr tarnen.“ ,, Dann sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen. Desto länger wir zögern, desto stärker wird Ruben werden.“ , stellte Jaret fest. ,, Und was bitte wenn das nicht klappt ? Ihr habt es bereits angesprochen. Sie könnten sich entscheiden einfach aus Angst nichts zu tun.“ , warf Revan

ein. ,, Haben wir eine Wahl ?“ , fragte Giller ihn. Revan sah eine Weile zu Boden. ,, Nein. Ich sage ja nur, dass der Plan ziemlich viele wenn’s enthält. Aber, ihr habt recht, was bleibt uns anderes übrig.“ ,, Nun, “ , Giller war mittlerweile aufgestanden und durchsuchte einen Schrank in der Ecke des Raums, ,, dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden “ , meinte er und warf Revan einen Rucksack zu. ,, Na los. Der füllt sich nicht allein. Es ist eine Strecke von mehreren Tagesreisen bis nach Egarium.“ ,, Wieso als erstes dorthin ?“ , warf

Revan ein. ,, Wisst ihr ich habe nicht grade, das beste Verhältnis zu den Regierenden dort.“ Giller sah ihn einen Moment fragend an. Doch Revan schwieg beharrlich. Er würde wohl nicht mehr dazu sagen. Sie würden früh genug erfahren, was er meinte.

Kapitel 13 Stille Wasser.....

 

 

 

,, Egarium nennt sich selbst eine Demokratie. Doch auch dies stimmt nur teilweise. Es ist eigentlich dasselbe wie überall sonst. Die die Einfluss haben, haben die Macht. Und das sind in diesem Fall eben nicht nur Adelige sondern einfach jeder mit genug Geld.  Ob das nun gut oder schlecht ist das überlasse ich dem Reisenden.“

Auszug aus Reiseführer für Egarium. Eine Kurzfassung

 

 

Seminium. Die Hauptstadt Arbitriums. Auch wenn die meisten Bewohner es noch nicht wussten aber dieser Tag unterschied sich wesentlich von allen Bisherigen. Heute hatten diese Leute einen neuen Herrscher. In seinem Thronsaal ging der neue selbsternannte Herr des Landes auf und ab. Der Mann der vor ihm auf dem Boden kniete trug die Uniform der königlichen Wache, doch war sie mit Dreck und Blut verschmutzt und der Wappenrock an mehreren Stellen eingerissen. Zu seinen Füßen lag seine Waffe, eine Armbrust.

,, Was meint ihr damit sie sind euch entkommen ? Und wie ist es möglich

dass nur ihr zurückkehrt um mir davon zu berichten?“ , fragte Ruben den Sergeanten.

,, Wir hatten sie bereits gestellt. Es waren insgesamt drei. Bei ihnen war, außer dem Jungen  und der Tabajaxie noch ein weiterer Mann. Vier meiner Männer hat allein er ausgeschaltet. Die restlichen wurden innerhalb weniger Augenblicke von einem Magier getötet. Keine Ahnung wer. Aber es ist mir gelungen den Jungen zu töten.“

Ruben beugte sich zu dem Mann herunter.

,, Ihr seiteuch wirklich sicher ,dass er tot ist ?“ , fragte er.

,, Er kann den Treffer nicht überlebt

haben es sei denn ihr meint....“

,,....der Magier ich denke ich habe auch eine Vorstellung wer es ist. Und wen das stimmt, dann könnte Jaret überlebt haben. Aber erzählt mir mehr über den unbekannten Mann. Wie sah er aus, was hat er an Kleidung getragen? Wie sah er aus?“

,, Er trug einen schwarzen Mantel und er hatte, eine ziemlich seltsame Narbe über dem linken Auge.“

,, Sonst noch was ?“

,, Ich habe noch nie so einen Scharfschützen gesehen. Wenn ich darüber nachdenke muss er ein Missori gewesen sein. Ein Ratsherr aus Egarium. Oder zumindest ein Angehöriger der

Schützengarde.“

,, Wenn das stimmt, weiß ich zumindest wer er ist. Ein Ausgestoßener. Und es gibt nicht viele von ihnen, die meisten werden getötet… Aber. Der Mantel passt nicht. Möglicherweise ein Ordensritter ?“ . grübelte Ruben einen Moment. ,, Aber selbst das ist egal. Den Orden gibt es schon lange nicht mehr.“

,, Und was wollt ihr nun tun ?“ , fragte der Sergeant vorsichtig.

,, Nun möglicherweise ist es Zeit einige Boten zu entsenden. Sagt der Kavallerie bescheid und stellt eine Eskorte zusammen. Ihr werdet in meinem Auftrag nach Egarium reisen. Redet mit den dortigen Ratsherren. Und noch

etwas. Die Garde von Egarium verfügt über eine Waffe, die  mit Hilfe eines schwarzen Pulvers funktioniert. Sie ist Magie laut Augenzeugenberichten zumindest Ebenbürtig und unseren Soldaten weit überlegen, Findet darüber raus was ihr könnt. Und nehmt das hier mit“ Er warf dem Soldaten, der sich mittlerweile erhoben hatte eine Phiole mit einer Türkisfarbenen Flüssigkeit zu. ,, Sollte Jaret oder einer der anderen dort auftauchen, dann zögert nicht das zu benutzen.“

,, Was ist das ?“ , fragte der Soldat als er die Phiole vors Gesicht hielt um die Flüssigkeit näher zu Betrachten.

,, Gift. Absolut tödlich ob in Wasser

gelöst oder auf eine Waffe aufgetragen.  Seit Vorsichtig damit.“ , er grinste finster, ,,Das gilt nämlich auch bei Kontakt mit der Haut. “

 

 

Die Stadt Hama lag an einer Küste und war auf Drei Seiten von Wasser umgeben. Das Land vor der Stadt bestand aus großen vereinzelten Seen die die Gegend iaus der Luft wohl das Aussehen eines Schachbretts gegeben hätten .  Durch dieses Schachbrett zog sich eine Straße in Richtung der Stadttore und auf dieser Straße ging eine Gruppe von vier ziemlich unterschiedlichen Wanderern in Richtung

Stadt. 

,, Was genau werden wir tun, wenn wir in der Stadt sind ?“ , fragte Jaret den Zauberer, der immer noch seinen abgetragenen braunen Mantel trug. Jade hielt sich neben Jaret, nur Revan war mit Lis etwas zurückgefallen. Je näher sie der Stadt gekommen waren, desto schweigsamer war er geworden und auf den letzten Kilometern hatte er sein Gesicht mit seinem Umhang verhüllt.

,, Egarium wird demokratisch von einem Rat regiert. Wir werden eben diesen Rat aufsuchen müssen. Und hoffen das man dort die Richtige Entscheidung tritt.“

,, Ich denke nicht, dass das ausreicht oder ? Wenn die Zauber aus dem Buch so

mächtig sind, wird das wohl nicht reichen ausreichen, richtig ?, fragte Jade . Am Horizont zeichneten sich mittlerweile deutlich die Stadtmauern ab.

,, Unter umständen doch. In Egarium wurde eine Waffe entwickelt, die Magie zumindest ebenbürtig sein soll. Und jeder kann sie benutzen.“

Revan war mittlerweile wieder näher rangekommen. ,, Ich habe diese Waffen bereits gesehen. Ich halte es aber trotzdem nicht für eine gute Idee. Wie gesagt. Ich bin in Hama nicht mehr unbedingt willkommen.“

,, Es ist unsere Einzige Chance. Ansonsten würde es zu lange dauern eine Streitmacht aufzustellen, falls man uns

woanders überhaupt zuhören würde. In Egarium haben wir eine viel höhere Chance. Sie werden uns zumindest anhören. Aber ob sie dann auch etwas unternehmen…“

 

Hama war in vielerlei Hinsicht anders als Seminium. Durch ihre Lage am Meer war sie ein beliebter Anlaufpunkt für Handelsschiffe die der Stadt einen enormen Reichtum bescherten.

Und im Gegensatz zu dem Palast in Seminium der durch eine Mauer von der restlichen Stadt abgetrennt war,  befand sich das Regierungsgebäude in Hamas mitten im Herz der Ansiedlung und war von allen Seiten zugänglich. Die einzige

Abtrennung war ein symbolisch freigelassener Platz rund um das Gebäude. Das Gebäude selbst bestand aus einem einfachen von Säulen getragenen überkuppelten Rundbau. Die Messori , die Elitegarde der Stadt, die ausschließlich aus den Besten Schützen des Landes bestand und im Rat das Militär vertreten sollte und ein gewählter Rat regierten das Land und trafen sich in eben diesem Gebäude zu Debatten die für die gesamte Bevölkerung öffentlich stattfanden.

 Durch diese  Hallen und säulengesäumten Flure liefe nun die kleine Gruppe Reisender. Am Ende eines langen Flures, der vor einer großen

Hölzernen Tür endete, die ein goldenes Adlersymbol verzierte, blieben sie stehen.

,, Ich werde zuerst allein mit ihnen sprechen. Mir werden sie eher glauben als euch. Als Zauberer habe ich schon oft dieses Land bereist und habe schon einige Male das Parlament besucht. Hier.“ , Giller warf Jaret einen Geldbeutel zu. ,, Sucht irgendwo in einer Herberge ein paar Zimmer ich finde euch dann schon.“ Der Zauberer verschwand hinter der hölzernen Tür.

,, Jemand eine Idee, wo man hier eine gute Herberge findet ?“ , fragte Jaret seine zwei verbliebenen Begleiter.

Revan meldete sich daraufhin zu Wort,

seitdem sie die Stadtmauern hinter sich gelassen und die Wachen dort passieren konnten, war seine Schwermütigkeit wieder von ihm abgefallen, trotzdem behielt er weiter die Kapuze seines Umhangs auf.. ,, Ich kenne ein paar annehmbare Gasthäuser hier, ich hoffe nur das nicht alle zugemacht haben seit ich das letzte mal hier war. Das würde sonst ziemlich dämlich wirken.“

Sie verließen das Parlaments-Gebäude wieder und betraten den belebten Platz davor. Von dem Platz führten auf allen Seiten Straßen ab, die sich in viele kleinere Aufteilten und die Stadt fast wie Adern durchzogen. Revan führte sie entlang einer der Straßen die in Richtung

Hafen führte. Auf dem Weg zum Hafen kamen ihnen zwei  Wachen entgegen. Auf ihren Harnischen befand sich das Symbol des golden violetten Adlers, das für das Reich von Egarium stand. Bewaffnet waren die beiden Soldaten mit der seltsamsten Waffe, die Jaret bisher gesehen hatte. Die Waffe bestand aus einem Metallenen Stab der in einem Hölzernen Griff endete. Für Jaret sah das ganze nicht besonders gefährlich aus. Als er Revan darauf ansprach musste dieser einen plötzlichen Lachanfall unterdrücken.

,, Das ist genau die Waffe von der Giller vorhin gesprochen hatt. Was für dich so ungefährlich aussieht ist absolut tödlich

und das egal ob das Ziel eine Panzerung trägt oder nicht.“

Nach dieser Erklärung gingen sie Weiter in Richtung des Hafenbezirks der Stadt.

Dieser erwies sich als ein Hexenkessel aus durcheinanderlaufenden Matrosen, Boten und Händlern. Der Hafen selbst hatte vier breite Steinerne Landungsstege die Mehrere Hundert Meter weit ins Wasser ragten und vollständig von Schiffen in Anspruch genommen wurden. Die Stege selbst waren fast vollständig mit Kisten und Fässern zugestellt.

Offenbar blühte der Handel. Auch wenn sich Schiffe normalerweise nicht weit aufs Meer hinauswagten, so verkürzte der Seeweg doch die meisten Strecken

erheblich.

Revan führte sie an der dem Hafenbecken zugewandten Häuserzeile entlang bis sie an ein großes Haus mit einem Aushängeschild kamen, dass auf ein Gasthaus hinwies.

Revan blieb davor stehen. ,, Wusste ich’s doch. Kommt mit ich kenne den Besitzer der Herberge. Der hat sicherlich nicht damit gerechnet mich noch mal wiederzusehen.“, sagte er, allerdings nicht freundlich sondern mit einiger Bitterkeit in der Stimme. Er verschwand im Eingang,

,, Was hat er vor ?“ , dachte Jaret  als er ihm hinterherlief.

Im inneren war es recht düster, so dass

er einen Moment brauchte um seine Umgebung zu erkennen. Die Einrichtung war ziemlich gewöhnlich allerdings war der Innenraum vollkommen leer bis auf die Theke. Hinter der saß ein Mann auf einem Hocker und lies eine Silbermünze auf dem Tisch kreisen.

Als Revan vor Jaret du Jade durch die Tür getreten war, hatte er seine Kapuze zurückgeschlagen. Die Narbe über seinem Auge glitzerte im schwachen Licht. Als der Mann am Tresen ihn sah, versuchte er aufzustehen, aber Revan war schneller.

Er packte den Mann an den Schultern und zog ihn quer über den Tresen zu sich herüber.

,, Überrascht mich wiederzusehen Led ?“ , fragte er den Mann, der sich versuchte aus Revans griff zu winden. ,, Du hast wohl gehofft man würde mich...“ , das Irrlicht Lis tauchte aus seinem Mantel auf, ,, oder besser gesagt uns, einfach töten. Warum hast du mich damals verraten?“

,, Glaubst du wirklich ich hätte dein Versteck der Wache verraten ? Wieso hätte ich das tun sollen?“ , der Mann hatte offensichtlich Angst, doch nicht aus Schuldgefühl,

Revan ließ ihn los. ,, Und wer soll es sonst gewesen sein ? Niemand sonst wusste wo ich mich aufhielt.“ , seine Stimme war immer noch wütend doch

hatte sie die meiste Schärfe verloren.

,, Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich bin’s nicht gewesen.“

Jaret war mittlerweile auf Revan zugegangen ,, Also, was genau ist jetzt hier los ?“ , fragte er .

Revan setzte sich auf einen Stuhl, der Mann den er Led genannt hatte, hatte sich mittlerweile auf einem Stuhl ihm gegenüber gesetzt.

,, Der Grund warum ich in Egarium nicht mehr willkommen bin. Eine ziemlich lange Geschichte.“

,, Ich denke wir haben Zeit. Und wenn wir länger hier bleiben, wäre es gut zu wissen, was genau vorgefallen ist.“ , meinte Jade.

,, Also gut. Die Kurzfassung: Ich gehörte zur Messori-Garde und gehörte einst zum Rat.

Dazu muss man sagen, dass das ganze dort nur ein Verwirrspiel aus Abmachungen zwischen den Verschiedenen Fraktionen ist. Ich habe mich wohl offensichtlich auf die Falsche Seite gestellt. Politik war einfach nie mein Fall. Nun ein anderer Ratsherr, hat mich zu einem Duell herausgefordert, das ganze war wohl von Anfang an ein Abgekartetes Spiel. Duelle bis zum Tod sind streng verboten. Er provozierte mich allerdings so lange, bis ich darauf einging.

Es kam wie es kommen musste. Er war

ein lausiger Schütze und hatte nicht die geringste Chance. Ich wurde lediglich gestreift und erhielt so die Narbe an meinem Auge.

Irgendjemand hat dann die Stadtwache informiert und von da an war ich ein Geächteter.

Ich schaffte es aus der Stadt raus und bezahlte Led hier, dem ich bis dahin dachte vertrauen zu können, damit er mir in meinem Versteck in den Bergen Vorräte brachte. Ei paar Tage später tauchte die Stadtwache auf und ich musste ganz aus dem Land fliehen. Da Led hier mich wie es aussieht nicht verraten hat, muss mich jemand anderes getauscht haben. Ganz zu schweigen von

denjenigen die über das Duell bescheid wussten.“

,, Und du hast wirklich keine Ahnung wer es war ?“ , fragte nun Led der sich einigermaßen erholt zu haben schien.

,, Nein.“ , antwortete Revan nur, ,, aber ich werde es irgendwann herausfinden.“ Er stand auf,

 ,,Zurück zur Gegenwart . Led hast du noch Zimmer frei?“

,, Sieh dich mal um. Ist hier irgendjemand? Ihr könnt euch Zimmer aussuchen, aber bitte im Voraus bezahlen. Man weiß ja nie wann du wieder verschwindest.“ , meinte Led.

,, Dann wäre zumindest das schon mal geklärt.“ , stellte Jaret fest.

,, Gerret hat gemeint er würde uns schon finden. Wäre nicht schlecht sich die Stadt ein wenig anzusehen. Außerdem wären neue Vorräte nicht verkehrt, falls wir tatsächlich schnell weg müssen.“ , schlug Jade vor.

,, Also dann, sehen wir uns um. Ich war auch schon ein paar Jahre nicht mehr hier.“ , sagte Revan, als sie das Haus verließen und in dem Gewirr aus Straßen in der Stadt verschwanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 14 .........sind tief

 

 

,, Manchmal erkennt man erst spät die einzige Wahrheit die niemand leugnen kann. Es gibt keine Zufälle"

 

 

 

Die Stadt Hama unterschied sich wirklich deutlich von Seminium. Während sie sich in der Stadt umsahen und auf den Zauberer warteten, sprangen Jaret die unterschiede praktisch ins Auge. Es gab fast keine Wachen auf den Straßen, vereinzelte mal ausgenommen, die

Geschäfte bewachten. Jaret kam das äußerst seltsam vor.

,, Ich sehe hier kaum Wachen. Haben die Leute hier keine Angst überfallen zu werden?“

,, Weist du“ , antwortete Revan, ,, der eigentliche Grund, warum es in Seminium so viele Wachen gibt, ist bestimmt nicht die Angst vor Überfällen. Es hält die Leute ruhig und sorgt dafür, dass sie gehorsam bleiben. In Hama haben wir das nicht nötig. Wenn jemand sich über etwas beschweren will, kann er das jederzeit beim Ratssitz tun und er wird dann auch angehört. Ob dann auch etwas dagegen unternommen wird, ist nebensächlich, meist reicht es den

Leuten schon, dass man sie zur Kenntnis nimmt.“

,, Sind denn nur Menschen zum Rat zugelassen, oder darf jeder daran teilnehmen ?“

,, Wenn du dich damit auf Tabajaxie beziehst, ihr Volk ist zwar zugelassen, aber bisher gab es noch keinen Rastherren. Aber das ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. Das Misstrauen gegenüber ihrem Volk ist hier nicht viel niedriger als anderswo, aber immerhin etwas.“

,, Das ist ziemlich interessant. Wieso hat Egarium eigentlich eine Räteregierung und keinen König ?“ , fragte sie weiter.

,, Den hatten wir mal. Bis er einmal zu

oft die Steuern erhöht hatte. Sagen wir einfach, der Anblick von Tausenden wütenden Leuten, jagt auch die mutigsten Wachen in die Flucht. Danach mussten wir ein völlig neues Regierungssystem bilden. Und das hier ist dabei herausgekommen. Nicht perfekt, wie ich herausfinden musste, aber besser als in Arbitrium ist es allemal.“

Sie kamen an einem Gebäude vorbei, dessen Vorderfront aus einem offenen überdachten Hof bestand. Das Dach wurde von 2 Meter hohen hölzernen Säulen getragen. In der Mitte stand ein offenes Podium. Mehrere Leute waren darum versammelt und schienen zu

diskutieren.

Jaret blieb davor stehen. ,, Was ist das ?“ , fragte er Revan

,, Das ist ein öffentlicher Versammlungsplatz. Hier kann über Gesetze diskutiert werden außerdem...“ , Er stockte einen Moment und suchte die Menge ab. ,, Das gibst ja nicht. Entschuldigt mich kurz.“ Er lief auf den Platz auf einen ältere in einen violetten Mantel gekleidete Dame zu, die sich mit einem bewaffneten Mann mittleren Alters unterhielt.

Er unterhielt sich kurz mit ihr und dem Mann dann kehrte er mit den Beiden zu Jaret und Jade zurück.

,, Darf ich vorstellen, Ratsherrin Karla

von Wolkenruh. Ich kenne sie schon eine Weile.“

,, Was mich zu der Frage bringt, was du überhaupt hier machst . Das letzte was ich gehört habe, war, dass du verbannt wurdest.“

,, Das stimmt. Aber es gibt gute Gründe dafür, dass ich zurück bin. In Arbitrium gibt es Entwicklungen, die unbedingt unsere Aufmerksamkeit erfordern.“

,, Und was wären das für Entwicklungen ?“ Jaret sah sich die Frau zum ersten Mal näher an. Der Mann hielt sich ständig etwas im Hintergrund. Er war wohl ein Leibwächter.

Die Frau hatte silbergraues Harr und das Gesicht war von einer gewissen Härte,

strahlte aber auch Ruhe aus. Alles in allem, eine geborene Politikerin, dachte er.

,, Der König von Arbitrium ist tot und ein Zauberer hat dort die Macht übernommen und begonnen Leute zu töten.“

 ,, So ? Nach allem was ich gehört habe, ist der König freiwillig zurückgetreten.“ , meinte sie. Ihrer Stimme war nicht anzuhören ob sie von der Nachricht überrascht war, oder ob sie ihnen überhaupt glaubte.

,, Nein, dieser Junge hier, hat alles selbst gesehen. Ich glaube ihm. Und wir haben einen Magier bei uns, der das ganze Grade dem Rat erklärt.“

,, Interessant, vor allem, weil ich zu diesem Treffen nicht eingeladen wurde. Ich werde sofort zum Parlament gehen. Wenn es so ernst ist wie ihr sagt, muss etwas dagegen unternommen werden.“ Sie eilte die Straße hinab davon. Ihr Leibwächter hingegen blieb noch einen Moment stehen und flüsterte Revan etwas zu. ,, Ihr habt im Rat immer noch viele Feinde. Lasst euch besser nicht erkennen. Und da ist noch was. Gestern ist hier ein Bote aus Arbitrium eingetroffen. Er hat vor dem Rat eine ziemlich gute Beschreibung deines Begleiters abgegeben. Seit Vorsichtig. “

Revan antwortete: ,, Damit habe ich schon fast gerechnet, sagen sie Karla ich

kann schon auf mich aufpassen. Aber ich bin für jede Hilfe dankbar.“

Der Wächter nickte und eilte der Ratsherrin die Straße entlang hinterher.

 

Revan drehte sich wieder zu Jaret um. ,, Ich denke es währe nicht verkehrt wenn ich mich eigenständig etwas umhöre. Ich weiß immer noch nicht, wer mich damals verraten hat und wo ich schon mal hier bin...“ Mit diesen Worten verschwand Revan die Straße hinab in der Menge.

,, Nun, dass war eine aufschlussreiche Begegnung.“ , meinte Jaret

,, Ich wünschte grade, in Seminium währen die Leute ähnlich aufgeschlossen gewesen. Dann wäre wohl einiges anders

gelaufen.“, sagte Jade und schüttelte fast bedauernd den Kopf.

,, Wie meinst du dass ?“ , fragte er Jade.

,,Ich hab nicht immer auf der Straße gelebt und ich war auch nicht schon immer krank.

Mein Vater war ein Adliger aus Seminium, einer der wenigen Tabajaxie die es zu einem gesellschaftliche höheren Rang gebracht haben. Liegt wohl mit unserer Entstehungsgeschichte zusammen. Meine Mutter starb früh. Aber er hatte es geschafft, so dass wir in ziemlich guten Verhältnisseen lebten. Bis es zu meiner Krankheit kam.. Ein Fluch der magischen Ursprungs ist. Keine Ahnung wer das war , oder wieso.

Vielleicht gefiel es einigen nicht das in ihren Stadteilen jetzt Tabajaxie lebten.. vielleicht wollte sich jemand rächen.  Ich weiß es nicht.

 Das ganze wäre Harmlos gewesen, wenn man es behandelt hätte, aber kurz darauf wurde mein Vater in der Unterstadt ermordet. Somit war ich so gut wie auf mich gestellt. Das Vermögen ging an irgendeinen Menschlichen Adligen und ich landete dort wo niemand hin will. In der Unterstadt. Meine Krankheit konnte nicht behandelt werden und  breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Ich denke mittlerweile dürfte es unheilbar sein. Aber es scheint wenigstens nicht mehr schlimmer zu werden.“

,, Er ist in der Unterstadt gestorben sagst du ?“ , Jaret kam ein ziemlich beunruhigender Verdacht.

,, Eine der vielen Banden muss ihn erwischt haben. Ich weiß bis heute nicht, wer es genau war, oder was genau er dort überhaupt zu suchen hatte.“

,, Tut mir leid.“ , antwortete Jaret nur. Aber warum klang Jade während der ganzen Erzählung so Vorwurfsvoll?

Ein Tag der nun fast mehr als ein Jahrzehnt zurück lag. Ein Tabajaxie der von einer Gruppe Schläger überfallen wurde. Ihm kam langsam ein Verdacht.

 

Jade die immer noch den Wanderstab bei sich trug, sah noch einmal auf das

Eingekerbte Symbol. Es gab keinen Zweifel mehr.

Aber keiner sagte etwas. Jarets Gedanken kreisten. Aber letztlich kam er wieder nur zu einem Schluss. Es gab keine Zufälle mehr.

Als er sich grade wieder soweit gesammelt hatte, um das Thema zu wechseln, spürte er eine Hand auf dem Rücken. Er wirbelte erschrocken herum, als er den Mann hinter sich erkannte. Es war lediglich Giller. Doch der alte Magier wirkte besorgt.

,, Geret was ist los ? Hat man euch beim Rat angehört?“ , fragte Jaret, den selbst ein ungutes Gefühl beschlich.

,, Hat man. Und ich habe mich dort auch

nach Nachrichten aus Seminium und den anderen Reichen erkundigt. Raven hat Arbitrium den Krieg erklärt.“

,, Und ?“ , fragte Jade, die bereist ahnte, dass es keine guten Nachrichten sein würden.

,, Ihre Armee ist in den ersten paar Kämpfen fast komplett vernichtet worden und Dareltos Armeen marschieren bereits durch ihr Reich. Nichts was mir wirklich Mut machen würde.“

Giller sah sich einen Moment um. ,, Ach ja, wo ist eigentlich Revan  ?“ , fragte er.

Jaret erzählte Giller von ihrer Begegnung mit der Ratsherrin und wie Revan

verschwunden war um sich dann selbst etwas umzuhören.

,, Egal. Hör zu Jaret. Mann wird uns Morgen vor dem Rat noch mal Anhören. Es gibt einen Überlebenden der Armee Ravens, der sich zurzeit hier in der Stadt aufhält. Man hat mir erlaubt mit ihm zu sprechen und ich möchte dass du dabei bist. Es könnte wichtig sein.“

Jaret nickte. ,, Was ist mit  Jade ?“ , fragte er.

,, Sie kann natürlich auch mitkommen, aber...“

,, Aber ?“ , fragte sie mit gerunzelter Stirn.

,, Der Mann ist schwer verwundet. Sehr schwer und das sieht man auch.“

Sie schien sich einen Moment zu sammeln. ,, Das Schreckt mich nicht.“

,, Nun dann brechen wir am besten sofort auf. Der Mann befindet sich im öffentlichen Krankenhaus der Stadt. Ich hoffe nur, dass er uns noch erzählen kann was passiert ist.“

 Wenige Minuten später waren sie dort. Den ganzen Weg über hatte Jaret sich gefragt,

warum Giller wollte, dass er unbedingt dabei sein sollte, als ihn die Erkenntnis wie ein Schlag traf. Er könnte mit Hilfe seiner Gabe herausfinden, was passiert war, falls der Soldat ihnen nichts erzählen könnte.

Der Verwundete lag auf einer simplen

Bare in einem durch einen Vorhang vom Rest des Gebäudes getrennt war.

Was Jaret sofort sah, war, dass Giller nicht untertrieben hatte. Dem Mann fehlte ein Arm. Dort wo der einmal gewesen war, war nur eine vollkommen Grade Schnittlinie zu sehen. Eine schreckliche Wunde, aber Jaret dachte, dass sie nicht sauberer sein könnte und sie blutete nicht. Woran also starb der Mann? Doch das schlimmste war für Jaret, dass der Mann nicht wie man vielleicht aufgrund der Verletzung Ohnmächtig war, sondern bei vollem Bewusstsein dalag und sich mit wachen, wenn auch vom Fieber glasigen, Augen nach den Neuankömmlingen umsah.

,, Ich bin ein toter Mann.“ ,sagte er nur, als er den Magier erblickte.

,, Noch nicht. Und noch könnt ihr einen Zweck erfüllen. Was ist passiert. ?“

,, Ich habe das alles bereits ein Dutzend Mal erzählt. Fragen sie irgendjemanden, der es ihnen erzählen kann.“
Gerret setzte sich auf einen Stuhl, der im Raum stand. ,, Das mag sein. Aber ich bitte sie trotzdem. Es könnte wichtig sein .“

Der Verletzte richtete sich so gut er konnte auf seinen einen Arm auf und begann zu sprechen.

,, Wir waren losgeschickt worden, um Arbitrium in die Schranken zu weisen. Sie hatten begonnen Truppen an unserer

Grenze zusammenzuziehen. Sie haben uns völlig Überrascht.“

Ein Sturm aus Bildern brach über Jaret herein.

 

Er fand sich neben einem älteren Mann in Rüstung wieder  der zusammen mit einigen anderen Männern an einem Lagerfeuer saß. Hinter dem Mann, einen Hügel hinab, konnte er die erleuchteten Zelte eines Armeelagers sehen. Es war zwar noch hell, aber Jaret konnte erkennen, dass die Sonne bereits tief stand.

Der Mann sagte irgendetwas...,, Morgen werden wir vermutlich auf ihre Armeen treffen. Zahlenmäßig sind wir etwa

gleich auf, aber mit etwas Glück haben wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Noch einmal der Schlachtplan“ , der Mann wollte grade fortfahren, aber dann ertönte von Irgendwoher ein Alarmruf.

Die Soldaten am Feuer reagierten sofort und sprangen die Waffen in der Hand auf. Einer davon, war wie Jaret erkannte, der Mann aus dem Lazarett.

Von irgendwoher jagte ein roter Blitz quer durch das unterhalb des Hügels liegende Lager. Jaret konnte erkennen, wie die Soldaten die getroffen wurden waren sofort zu boden gingen.

Ein Magier, den Jaret an seiner in den Farben Ravens, Grün und Schwarz, 

gehaltenen Robe erkannte versuchte einen der Blitze abzuwehren, aber der magische Bolzen durchschlug den Schild des Zauberers und auch er gesellte sich zu den toten auf dem Boden. Unter den Überlebenden Soldaten im Lager brach Chaos aus. Einige Offiziere scharrten eine Gruppe aus Männern um sich und begannen sie systematisch in Suchtrupps einzuteilen.

Einer der Offiziere wurde plötzlich von einem Pfeil aus dem nichts getroffen. Im nächsten Moment stürzte aus dem nahe am Lager gelegenen Wald eine ganze Armee auf die Wiese, auf der das Lager lag. Die verstreuten Verteidiger hatten alle Mühe den Angreifen standzuhalten,

die Jaret aufgrund ihrer Rot-Goldenen Waffenröcke sofort als Soldaten Arbitriums erkannte. Er meinte auch Dunic, den Hauptmann der Stadtwache von Seminium zu sehen.

Als es ihnen endlich gelang einen Wiederstand aufzubauen, trat ein weiterer Mann aus dem Wald. Er trug eine Schwarze Robe und hatte ein aufgeschlagenes Buch in der einen und eine leere Glasampulle in der anderen Hand. Von den toten Stieg ein blaues Leuchten auf und wanderte in die Flasche. Das Leuchten wurde stärker und verdichtete sich. Für Jaret war nun klar, wer der Mann war. Ruben Darelto. Im nächsten Moment zogen sich die

Soldaten Arbitriums zurück und verschwanden so schnell wie sie gekommen waren wieder in der Dunkelheit. Nun stand nur noch Ruben selbst auf dem Feld. Die gesamte Armee blieb einen Moment unsicher stehen. Das reichte Ruben allerdings auch schon. Das Glühen in der Phiole wanderte in seine Hand und er ließ die Flasche einfach fallen. Dann streckte er einfach einen Arm aus. Jaret war einen Moment praktisch blind. Ein gewaltiger Energieblitz schoss in einer graden mehrerer Hundert Meter breiter Linie durch das Lager und tötete alles auf seinem weg. Wer an der Kante des Energiestrahls stand wurde einfach

weggeschleudert. Der Mann der später im Lazarett enden sollte, hatte das Pech auf eben genau dieser Grenze zu stehen, so dass sein Arm in den Energiestrahl geriet. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Wo einst das Lager gewesen war, war nur noch ein rauchendes verdorrtes Stück Land. Von der einstigen Armee hatten nur ein paar Hundert überlebt. Aber denen war Ruben nun doch fast schutzlos ausgeliefert oder? , dachte Jaret. Doch er irrte sich. Ruben holte eine weitere, diesmal gefüllte Phiole hervor und öffnete diese. Dann las er etwas aus dem Buch vor und das bläuliche Leuchten wanderte in einen in der Nähe liegenden gefallenen Krieger.

Der stand nun langsam wieder, ein unheimliches blaue-grünes Glühen in den Augen, auf und stürzte sich auf die Angreifenden Soldaten mit den Grün-schwarzen Mänteln.

Jaret traute seinen Augen nicht recht. Der Mann oder was immer er jetzt war, tötete die

Hundert Überlebenden Soldaten im Alleingang innerhalb weniger Minuten. Es war als würde das Wesen jede Schwäche in der Verteidigung seines Gegners erkennen und sofort ausnutzen.

Und im letzten Moment bevor die Vision endete, erkannte Jaret das Gesicht des gefallenen Soldaten. Es war Dunic, der Hauptmann der Stadtwache.  Der jetzt

mehr wahr als er es zu Lebzeiten hätte sein können. Eine Marionette Rubens, animiert von nur einem einzigen Ziel. Den Tod zu bringen.

 

Kapitel 15 Heilung

 

 

,, Es ist durchaus möglich mit Magie in den Geist eines anderen einzudringen. Doch die meisten solcher Expeditionen Enden tödlich. Das Bewusstsein wehrt sich gewöhnlich mit allem was es hat gegen einen Fremden Einfluss. Und dies kann für den betreffenden Magier schnell zur Bedrohung werden.“

 

 

 

 

Jaret erwachte tief erschüttert aus seiner

Vision. Die anderen hatten nichts mitbekommen. Der Verwundete Soldat beendete grade seinen Bericht.

,, Und dann war da diese Kreatur, einer ihrer Soldaten ..er stand plötzlich wieder von den Toten auf. Er hat sie alle niedergemacht, das war das letzte was ich gesehen habe bevor ich ohnmächtig wurde. Aufgewacht bin ich dann erst wieder hier.“ Der Mann hatte mittlerweile begonnen schwer zu atmen und schien sich nur noch mit Mühe ans Leben zu klammern.

,, Können sie irgendetwas für den Mann tun ?“ , fragte Jade den Zauberer der immer noch in dem Stuhl neben der Liege saß.

,,Möglicherweise. Diese Wunden wurden mit Seelenmagie verursacht. Mit normalen Heilzaubern kommt man nicht dagegen an. Aber möglicherweise gibt es trotzdem eine Möglichkeit.“ Giller stand auf und durchsuchte seine Manteltaschen nach irgendetwas.

Schließlich kramte er einen kleinen Lederbeutel hervor, der ein paar Dutzend Glasperlen enthielt.

,, Was ist das ?“ , fragte Jaret, während er sich eine der Perlen vors Gesicht hielt. Im Inneren schien ein Miniaturstern zu glühen.

,, Das sind Bannsteine. Sie blockieren Magie. Die werde ich brauchen. Nehmt euch jeder ein paar und verstreut sie in

den Ecken des Raums und vor der Tür. Danach muss ich dich leider bitten zu gehen Jade. Je weiter weg, desto besser. Jaret du musst bleiben. Ich werde deine Hilfe brauchen..“

,,Aber...“ , setzte Jade zu einem Protest an. ,, Ich fürchte hier gibt es kein aber. Geh.“ , meinte Jaret. Er fürchtete bereits ungefähr zu wissen, was der Magier plante. Und was er zu wissen glaubte, machte ihm Angst. Der Mann war durch Seelenmagie verwundet worden also... Jade sagte nichts weiter sondern verschwand einfach durch die Tür. ,, Jaret, dem Mann ist nur auf eine Weise zu helfen. Das Ganze nennt sich Seelenwanderung. „

,, Was genau soll das heißen ?“

,, Wirst du gleich selbst sehen.“

Es war Jahre her seit er sich zuletzt an einer Seelenwanderung versucht hatte. Damals war er schwach geworden gegenüber der Macht die ihm dies verschafft hatte. Den Geist anderer zu betreten und zu kontrollieren. Und nun musste er eben jene Macht nutzen um zu heilen statt zu zerstören. Wenn ihm ein Fehler unterlief, währe dass nicht nur sein tot, Bannperlen hin oder her, niemand in diesem Raum würde einen Fehler überleben.

Er legte dem Mann eine Hand auf die Stirn und begann....

 

Jaret fand sich in einem leeren Raum wieder. Der Boden war mit einer Art Nebel bedeckt, der jedoch vor ihm zurückwich wenn er einen Schritt machte, fast als wäre er lebendig.

Und der Boden darunter trug ihn zwar war  allerdings nicht sichtbar. Als würde er mitten in der Luft stehen.

 Als er sich umdrehte sah er Giller. Der Zauberer stand einige Meter von ihm entfernt im Nebel und hatte ihn noch nicht bemerkt. Als Jaret Näher kam drehte er sich um.

Es war Giller, dass erkannte er sofort, doch eine deutlich jüngere Version.

,, Was ist das hier ?“ . fragte Jaret und sah sich suchend um. Um sie herum gab

es tatsächlich nichts außer unendlichen Nebelfeldern.

,, Wenn du es genau wissen willst Willkommen in der Seele unseres unbekannten Freundes.“

,, Ziemlich leer hier.“ , meinte Jaret nur. Seine Stimme hallte in der Leere wieder.

,, Und genau da liegt  das eigentliche Problem. Er stirbt nicht an seinen Verletzungen, sondern die Magie löst langsam aber sicher seine Seele auf. Da hier ist ein Bereich der sich bereits fast zersetzt hat.“

,, Und was genau müssen wir hier tun ?“ , fragte Jaret den Magier.

,, Erst einmal hier weg. Wenn sich dieser Abschnitt vollständig auflöst,

sterben wir dabei.“

,, und wie sollen wir .....“ , Jaret kam nicht dazu die Frage zu beenden. Vor ihm war aus dem nichts eine Tür aufgetaucht.

,, So. In dieser Welt ist alles was existiert nur Manifestierung eines Gedankens. Allerdings können nur Magier den Verstand eines anderen derart Umformen. Jeder andere wäre verloren. Die Tür da sollte uns zum Aufenthaltsort unseres Freundes bringen.“

,, Aufenthaltsort ?“ , fragte Jaret,

,, Eben deshalb sind wir hier. Irgendwo hier ist die Erscheinung der Seele unseres Unbekannten. Und wenn wir diese Seele finden, können wir ihm

helfen. Natürlich nur, wenn wir es schaffen nicht getötet zu werden.“

,, Wir sind doch überhaupt nicht hier, wenn ich das richtig verstehe. Wie könnten wir da sterben?“

,,  Geistig schon. Und was passiert wenn deine Seele stirbt, siehst du hier ja. Es bleibt nur eine ausgebrannte Hülle zurück. Wie es ein Magierkollege mal formuliert hat. Menschliches Gemüse. Er hat dann allerdings.. selbst damit Bekanntschaft geschlossen. Gehen wir.“

Gerret öffnete die Tür und trat, Jaret auf den Fersen, hindurch.

Jaret erkannte die Szenerie sofort. Der Hügel, das Feuer und die Männer die darum saßen.. Gerret musste ebenfalls

erkannt haben wo sie sich befanden, auch wenn er den Ort nur aus der Beschreibung des Verwundeten kannte. Dieser saß ebenfalls an dem Feuer, schien sie aber nicht weiter zu beachten.

,, Setzen wir uns einfach dazu.“ , schlug Giller vor. Sobald sie näher an das Feuer traten, sprach der Mann, wegen dem sie hier waren sie an.

,, Guten Abend, die Herren. Dürfte ich erfahren wer sie sind.“

,, Jaret Weißlaüfer. Und das hier ist Zauberer Gerret. Und Ihr ?“

,Ich bin Konstantin, Soldat der Krone von Raven. Und nachdem wir uns nun vorgestellt haben bleibt nur die Frage Freund oder Feind?“ Konstantins Augen

verengten sich.

,, Freunde.“ , antwortete Giller. ,, Wir sind nicht hier um Ärger zu machen.“

Ein älterer Mann von Feuer, vermutlich der Befehlshaber, meldete sich zu Wort.

,, In diesem Fall, seit willkommen. Wir können jede Hilfe gebrauchen bei der morgigen Schlacht.“

,, Gerret, was ist hier los ?“ , flüsterte Jaret dem Zauberer zu als sie sich zu den Männern an das Feuer setzten.

,, Nun ich würde sagen, um Konstantin zu retten, müssen wir dafür sorgen, dass er die Schlacht diesmal unverletzt übersteht. Das hier ist seine Erinnerung. Infiziert mit der Magie die ihn jetzt umbringt.“

,, Und wie sollen wir das machen ?“ , fragte Jaret weiter. ,, Ruben hat die Armee fast im Alleingang besiegt.“

,, Denk nach. Alles hier beruht auf Vorstellung. Du kannst es umformen. Etwa so.“
Giller schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete hatte sich die Kleidungsfarbe Konstantins von Grün-Schwarz in leuchtendes Rot umgewandelt.

,, Er selbst bemerkt es nicht, aber so können wir ihn währen der Schlacht im Auge behalten. Und ihn unterstützen. Sei Kreativ, es müsste bald beginnen.“

Und in der Tat als Gerret den Satz beendete, hörte man die ersten

Alarmschreie unten aus dem Lager.

Konstantin sprang sofort auf und griff zu den Waffen. Jaret und der Zauberer hechtete hinterher.

Als sie den Fuß des Hügels erreichten, brachen Grade die ersten Feindtruppen aus ihrem Versteck im Wald.

Einige von ihnen gingen von Pfeilen gefällt zu Boden und als Jaret neben sich sah, entdeckte er das Giller mit geschlossenen Augen dort stand. Erst als er die Augen wieder öffnete kam der Pfeilhagel zum Erliegen.

Ein Mann der eine riesige Axt schwang kam Konstantin gefährlich nah. Jaret schloss die Augen und versuchte sich darauf zu konzentrieren etwas zu finden,

womit er den Mann zu Fall bringen könnte.

,, Das war völlig unnötig.“ , reif Gerret zu ihm herüber. Er öffnete die Augen wieder. Der Mann mit der Axt war von etwas großem schwarzen getroffen worden und Jaret musste unwillkürlich Lächeln als ihm klar wurde, was es war. Ein Amboss. Das könnte tatsächlich Spaß machen.

Plötzlich begannen die Angreifer sich zurückzuziehen. Jaret wusste was als nächstes Geschehen würde. Ruben trat aus dem Wald.

,, Überlass ihn mir, bring du Konstantin hier weg.“

Jaret nickte und begann das Schlachtfeld

nach dem Mann abzusuchen. Während Giller einen ersten vorsichtigen Angriff auf Ruben startete.

Jaret hatte grade die rote Uniform des Soldaten erspäht, als er hinter sich eine Gewaltige Explosion hörte, die von einer weiteren schon fast wieder übertönt wurde. Er drehte sich um und sah einen Feuerball an der Stelle aufsteigen wo eben noch Ruben und Giller gestanden hatten.

Er hatte momentan keine Zeit sich deswegen Gedanken zu machen. Sobald Jaret Konstantin erreicht hatte, der grade seinen letzten Gegner erledigte, packte er den Überraschten Soldaten und stieß ihn zu Seite, bevor er sich selbst in

Sicherheit brachte. Einen Moment später tauchte auch Gerret aus dem brennenden Armeelager auf. Grade rechtzeitig erreichten die drei den Rand des Lagers, dass Sekunden später in einem gewaltigen Lichtblitz endete.

Die Welt um Jaret begann zu zerfallen und alles drehte sich.

 

Er stand immer noch an der gleichen Stelle  im Raum wie vorhin. Giller hatte seine Hand immer noch auf die Stirn des Mannes gelegt. Er fragte sich kurz ob überhaupt Zeit vergangen war.

,, Das war ziemlich knapp.“ , meinte Jaret.

,, Du hast leicht reden. Wenigstens weiß

ich jetzt wie ein Kampf zwischen mir und Ruben enden würde. Ziemlich unerfreulich vermutlich. Und zwar für mich.“
,, Wie geht es ihm ?“ , fragte Jaret und nickte zu der Gestalt auf der Liege hinüber.

,, Ich denke unsere kleine Aktion war erfolgreich. Er sollte sich in wenigen Tagen erholt haben. Nebenbei habe ich auch noch seine Wunden geschlossen. Wir können gehen.“

 

Draußen wartete Jade bereits auf sie. ,, Das ging schnell. Und hat es funktioniert?“

,, Er wird überleben.“ , antwortete

Giller. ,, Aber wir haben weitaus mehr Probleme. Rubens Macht ist weitaus größer als ich je gedacht hätte. Eine ganze Streitmacht einfach so ausgelöscht. Wir müssen schnell handeln wenn wir noch eine Chance haben wollen. “

,, Wir sollten nach Revan suchen. Möglicherweise hat er ja etwas herausgefunden, dass uns helfen kann.“ , schlug Jaret vor.

,, Möglicherweise ist er ja auch schon wieder zurück in Leds Herberge.“

 

Als Jaret mit Giller und Jade die Herberge von Led betrat, entdeckte er Revan sofort.

Er saß am Tresen und unterhielt sich leise mit dem Besitzer. Als Jaret Näherkahm drehte er sich sofort um.

,, Sieh mal an wer da ist. Irgendwelche guten Nachrichten ?“

,, Eigentlich hatte ich gehofft ihr habt welche ?“

Jaret fasste die Ereignisse seit sie Giller gefunden hatte zusammen und erzählte von ihrem kleinen Ausflug in Konstantins Geist.

,, Dagegen war mein Tag ja schon fast langweilig.“ , meinte Revan als Jaret seine Geschichte beendete.

,, Was haben sie herausgefunden ?“ , fragte Jade.

,, Ich habe mich ein wenig in der Stadt

umgehört. Und etwas sehr interessantes herausgefunden. Kurz nach meinem unfreiwilligen Weggang ist ein Mann namens Lewin in den Rat aufgenommen worden. Ein Kleinbürger ohne finanzielle Mittel oder Einfluss. Und trotzdem wird so jemand Ratsherr. Wieso hab ich mich gefragt. Ich denke die Antwort ist klar. Er hat den Richtigen Leuten geholfen. Er muss den Wachen meinen Aufenthaltsort genannt Worten. Vor allem aber ist er Leds Bruder. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er genau so wusste wo ich mich aufhalte. Allerdings ist er nicht bereit zu sagen, wo der sich aufhält. Nicht war Led?“

,, Ich sage es dir noch mal. Ich weiß

überhaupt nicht wo er ist. Wir haben seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.“ Seine Stimme klang wütend. ,, Aber wenn du unbedingt willst, er wird morgen doch sicher im Parlament sein. Dann kannst du ihn ja zur Rede stellen.“

,, Wir werden sehen. Spätestens Morgen.“

 

Jaret sah Gedankenverloren aus dem Fenster  seines Zimmers in die Nacht. Nach einem ausgiebigen Abendessen hatte sich die Gruppe jeweils in Ihre gemieteten Zimmer zum Schlafen zurückgezogen. Für Jaret aber war an Schlaf nicht zu Denken. Er musste

ständig über das Nachdenken, was sie an diesem Tag erfahren hatten. Bei den morgigen Gesprächen ging es um alles. Und wenn tatsächlich ein Bote aus Seminium dort war, was hatte er dem Rat mittlerweile erzählt. Und dann waren da immer noch seine Visionen und seine magische Begabung, die er immer noch nicht wirklich kontrollieren konnte. Es gab einfach zu viele Probleme auf einmal und wenn er selbst die simpelsten magischen Übungen nicht schaffte, wie sollte er es dann schaffen jemals damit Klarzukommen.

Er saß vor dem Fenster und ging die Übungen durch die Giller ihn gelehrt hatte um seine Gabe zu kontrollieren. Er

hatte genau so wenig Erfolg wie beim letzten Mal. Sein ganzer Erfolg bestand aus einer kleinen Flamme die einige Momente auf seiner Handfläche züngelte und dann verlosch. Aber er bezweifelte, dass er würde schlafen können und so versuchte er es weiter. Er dachte daran wie es gewesen war in der Seele des Soldaten die Umgebung zu verändern. War das hier vielleicht ähnlich. Und plötzlich ohne Vorwarnung flackerte die zuvor kleine Flamme auf und hätte wohl die Zimmerdecke in Brand gesteckt wenn Jaret nicht sofort aufgehört hätte sich zu konzentrieren. Es war so wenig, aber es war ein Anfang und er schöpfte neue Hoffnung daraus. Sie würden es

schaffen. Irgendwie....

Plötzlich tauchte ein hin und her tanzender Lichtpunkt im Zimmer auf. Als Jaret sich nach dem Licht umdrehte, erkannte er was es war. Lediglich Lis, dass Irrlicht, aber was hatte es hier zu suchen ?

,, Lis, was machst du hier ?“ fragte er.

,, Ich mache mir Sorgen. Genau wie du denke ich.“

,,  Wieso machst du dir überhaupt sorgen ? Dich bräuchte das alles doch gar nicht kümmern oder?“ Die Frage war schärfer als Beabsichtigt geraten

,, Irrlichter sind Wesen der Magie. Und wenn ein Magier zur Bedrohung für die Reiche der Menschen wird, dann ist das

auch eine Bedrohung für uns. Sag also nicht, es würde mich nicht zu kümmern brauchen.“ Lis schien wütend zu sein, doch durch die fast einem Flüstern ähnliche Stimme war das schwer zu sagen. Jaret wusste, dass er sich entschuldigen musste. Er hatte das Irrlicht beleidigt.

,, Entschuldigung. Ich habe es nicht so gemeint. Wie du gesagt hast, ich mache mir einfach sorgen.“

,, Schon gut. Morgen wird sich alles Entscheiden. Egal wie es ausgeht.“

,, Egal wie es ausgeht ?“

,, Ob man uns nun helfen wird oder nicht. Morgen wird sich einiges entscheiden müssen.“

Das Irrlicht verschwand. Seltsamerweise hatte ihn das Gespräch mit dem magischen Wesen beruhigt und er machte sich nicht mehr so viele Gedanken. Sekunden später war Jaret eingeschlafen.

 

Kapitel 16 Morgendämmerung

 

 

 

,, Schwefel , Salpeter und Holzkohle – das ist schon das ganze Geheimnis. Manche mögen meinen, dass so etwas unmöglich Gefährlich sein kann… Die Meisten müssen diesen Gedanken schnell wieder verwerfen.“

 

 

 

 

Jaret erwachte an diesem Morgen schon sehr früh. Die ersten Sonnenstrahlen

tauchten den Teil der Stadt den er sehen konnte in rot-goldenes Licht. Die weißen Marmor-Mauern des Parlaments die er in der ferne sehen konnte Leuchteten selbst aus dieser Entfernung noch schmerzhaft hell. Als er langsam die letzte Müdigkeit abschüttelte, kehrten seine Sorgen von gestern zurück. Es schien einfach so unmöglich. Er hatte gesehen was Ruben anrichten konnte. Wie hatten sie da überhaupt die geringste Chance. Sein schwacher Erfolg bei der Magieanwendung trug auch nicht grade dazu bei, dass er sich mehr Hoffnungen machte.

Er versuchte sich zurechtzulegen, was er sagen wollte, doch ihm wollte nichts

einfallen, was in seinen Augen nicht entweder zu unglaubwürdig oder einfach nur falsch klang.

Er zog sich seine Lederweste über, die er mittlerweile seit Seminium trug, auf der linken Brust konnte er das Loch sehen, dass der Armbrustbolzen hinterlassen hatte. Er musste wieder an die Vision denken, die er gehabt hatte, als er von dem Bolzen getroffen worden war. Noch so ein ungelöstes Problem. Er hatte immer noch keine Ahnung, was sie zu bedeuten hatte.

Er durchsuchte seinen Rucksack nach dem Buch der Seher und schlug das Symbol mit dem Stern auf, dessen Strahlen in Schwertern ausliefen. Er

betrachtete das Zeichen eine Weile und versuchte, die geistige Ruhe zu finden, die er brauchte um eine Vision heraufzubeschwören.

Dann geschah es, er sah nur eine kurze Abfolge von Bildern, aber das wenige, was er sah beunruhigte ihn nur noch mehr.

Er sah einen Mann in einer dunklen Robe. Im Hintergrund durch ein Fenster loderten Feuer. Er meinte in den Flammen die Umrisse einer Stadt zu erkennen, In den Händen hielt der Mann das Buch der Seher, dann ein weiteres Bild derselbe Mann, doch nun konnte Jaret sein Gesicht erkennen. Es war Ruben.

Das letzte was er sah, bevor seine Vision endete, war wie Ruben das Buch ins Feuer schleuderte.

Jaret erwachte, fast noch niedergeschlagener aus seiner Vision als zuvor. Er hatte gehofft möglicherweise einen Hinweis bekommen, der ihm bei den Anstehenden Gesprächen helfen würde, aber dass.....

Er überlegte. Alles deutete darauf hin, dass Ruben das Seherbuch zerstören würde. Aber möglicherweise ließ sich wenigstens dagegen etwas tun. Er rannte praktisch aus dem Zimmer.

Jetzt brauchte er jemanden der Zeichnen konnte.

 

Er klopfte dreimal an die hölzerne Zimmertür und wartete. Wenige Augenblicke später wurde die Tür geöffnet.

,, Jaret ? Hast du eine Ahnung wie früh es ist?“ , fragte Jade, die sich die Augen rieb.

,, Entschuldigung.“ Sagte er während er das Zimmer betrat In einer Ecke stand ein Schreibtisch, ansonsten war es identisch Eingerichtet wie seins. ,,Revan und Gerret habe ich schon gefragt. Also, kannst du zeichnen?“

Sie sah ihn einen Moment an, als wäre er plötzlich verrückt geworden.

,, Ähm... Ja etwas.“ , meinte sie unsicher. ,, Wieso ?“

,, Würdest du etwas für mich nachzeichnen ?“ , fragte er.

,, Kommt drauf an. Was denn ?“ , fragte sie. Jaret begann das Buch der Seher, das er mitgenommen hatte durchzublättern, bis er wieder das Symbol mit dem Stern gefunden hatte.

,, Könntest du das hier abzeichnen ?“ , fragte er und drehte das Buch so, dass Jade das Symbol sehen konnte.

Sie nahm das Buch und besah sich das Zeichen eine Weile. ,, Ich denke schon.“ Antwortete sie schließlich. ,, Aber warum ?“

,, Sagen wir mal ich hätte einfach gerne eine Kopie davon.“

,, Du kannst wirklich schlecht lügen.“ ,

meinte sie nur und setzte sich mit dem Buch an den Schreibtisch. Sie nahm ein Stück Pergament und tauchte eine Feder in ein offen auf dem Tisch stehendes Tintenfass, dann begann Jade mit präzisen Strichen die Form des Sterns abzuzeichnen. Nachdem diese Grundform fertig war, zeichnete sie die feineren Details. Jaret sah ihr die ganze Zeit fasziniert über die Schulter. Insgesamt brauchte sie nicht länger als ein paar Minuten, dann legte sie die Feder bei Seite und reichte Jaret das Blatt.

,, Und ?“ , fragte sie , mit offensichtlicher Neugier auf ihr eigenes Arbeitsergebnis. ,, Wie ist es geworden ?“

Jaret hielt das Pergament gegen das Licht. Die Kopie war nahezu Perfekt. Ihm viel nicht der Geringste Unterschied zum Original aus dem Buch auf. Und das sagte er auch.

,, Das ist.. perfekt. Das nennest du ein Wenig zeichnen können?“ , fragte er ein wenig spottend während er das Papier zusammenfaltete und in seiner Westentasche verwährte.

,, Es ist wirklich nicht so gut. Sagst du mir jetzt endlich warum du eine Kopie gebraucht hast?“

,, Na gut. Also, ich hatte eine Vision, dass das Buch zerstört werden würde. Dieses Symbol“, er holte das Blatt wieder hervor, ,, ist das wichtigste in

dem Buch. Zumindest soweit es mich angeht. Es ist praktisch eine Art Leitfaden für Visionen. Ich weiß nicht wo genau Giller die Symbole gefunden hat, die er in dem Buch verwendet, aber etwas sagt mir, dass er sie sich nicht selbst ausgedacht hat.“

,, Du wolltest also eine Sicherheit haben.“

,, Genau das.“ Es folgten einige Sekunden schweigen. Betreten sahen die beiden aneinander vorbei. Es war Jaret der Letzten Endes das Schweigen brach. Wecken wir die anderen und dann sollten wir uns auf den Weg machen.“

 

 

Als sie den Ratssaal durch die Tür betraten, vor der sie sich beim letzten Mal von Giller verabschiedet hatten, sah Jaret sich fasziniert um. Der Raum selbst war Riesig, durch die Hohe Decke fiel durch eine Glasplatte Licht in den Raum, was Fackeln unnötig machte.

Das Inner bestand aus einem Runden Platz in der Mitte und Marmorne Tribünen auf denen die Ratsherren wohl Platz nehmen würden. Aber bis auf sie waren nur zwei weitere Person anwesend. Karla von Wolkenruh, die Ratsherrin die sie bereits Gestern getroffen hatten und ihr Leibwächter der sich wie immer schweigsam im Hintergrund hielt.

Revan trat vor und begrüßte sie.

,, Schön euch alle wiederzusehen. Ihr seid zu früh, wir haben noch etwas Zeit bis die anderen eintreffen werden. Es hat sich eine beunruhigende Entwicklung ergeben.“

,, Was für eine Entwicklung ?“ , fragte Jaret, der wieder an seine Vision von Heute Morgen denken musste. Er war sich mittlerweile fast sicher, dass die Stadt die er gesehen hatte Hama gewesen war. Und das bedeutete wiederum die Zeit lief ab.

,, Sie wissen, das unser Reich eine neue  Waffe entwickelt hat. Das ganze Funktioniert mit einem speziellen Explosiven  Pulver. Gestern Nacht wurde

versucht in eines unserer Pulverlager einzubrechen. Wir haben den Dieb nicht erwischt und die Aktion hat alle im Rat sehr verunsichert. Das Pulver währe für eine andere Macht, sagen wir mal Arbitrium, sehr Wertvoll. Und es gibt in der Stadt Momentan einen Boten aus Seminium. Ich selbst kann in der Sache nicht viel unternehmen, aber wenn es ihnen gelingen würde zu beweißen, dass der Bote es war, dann würde das Parlament nicht umhin kommen etwas gegen Dareltos Absichten zu unternehmen. Ach übrigens Revan, Levin hat sich gestern überraschend für die heutige Sitzung entschuldigen lassen. Ich würde dir empfehlen, dich besser nicht

zu erkennen zu geben. Genug geredet, die restlichen Mitglieder müssten bald eintreffen.“

Das Gespräch im Parlament dauerte mehrere Stunden. Karla stellte sich die ganze Zeit hinter sie, genau wie ein Teil des Rats, doch es gab auch viele, die ihnen nicht glaubten, oder einen Angriff auf Seminium für zu gewagt hielten. Es ging eine ganze Weile hin und her. Ratsherrin Karla unterbrach die lauten Gespräche um etwas zu sagen: ,,  Es gibt einen Überlebenden des Kriegs zwischen Raven und Arbitrium, der die Aussage, was die Bedrohung durch Ruben Darelto angeht. Ich schlage vor, das wir diesen Mann anhören.“

Unter lauten Zurufen der Bejahung wurde der Antrag angenommen

Konstantin, der Mann den Giller am Vortag durch eine Reise in seine Seele gerettet hatte, betrat den Raum.

,, Konstantin Quam  erzählen sie dem Rat bitte alles, was sie gesehen haben.“

,, Was ich gesehen habe.“ , die Stimme des einarmige Mannes klang wütend, ,,Ich musste zusehen, wie meine gesamte Truppe, meine Freunde, Bekannten, ein Teil meines Clans abgeschlachtet wurden. Durch die Hand eines einzigen Zauberers. Wer so eine Macht hat, schreckt vor nichts zurück. Ich möchte diesem Parlament deshalb eine Warnung aussprechen. Handeln sie bevor er es tut.

Und ich hoffe, dass ihr das Heute einsehen werdet. Beim Blut des Skjalfjord-Clans das den Boden Ravens durchtränkt hat. “

Konstantin setzte sich auf eine der Marmorstufen die noch frei war. Plötzlich sprang ein Mann in rot-goldener Panzerung auf, Jaret erkannte in ihm den Sergeanten der ihn in den Bergen

fast getötet hätte. Es gelang nur mit Mühe sich nichts anmerken zu lassen.

,, Ich versichere dem Rat hiermit, es in Arbitrium keinerlei Ambitionen gibt, diesem Land zu schaden. Natürlich wurde Raven von uns besiegt, aber sie waren es doch, die zuerst den Krieg

erklärt haben. Wir haben uns lediglich verteidigt. Es besteht nicht der geringste Grund sich sorgen zu machen.“

Die beiden widersprüchlichen Aussagen führten dazu, dass der Rat wieder begann sich zu streiten. Letztlich wurde die Entscheidung um Drei Tage verschoben.

Als sie das Gebäude zusammen mit einem Strom Räte verließen sagte Giller: ,, Wenigstens haben wir etwas Zeit gewonnen, was in diesem Fall ein Vorteil ist. Wenn wir es schaffen nachzuweisen, dass der Bote aus Seminium irgendwie mit dem Einbruch in Verbindung steht, müssen sie etwas unternehmen.“

,, Sie versuchen also den Rat dazu zu

bringen, dass er gegen Arbitrium vorgeht. Wenn’s nichts ausmacht bin ich mit von der Partie. „

 Als die Gruppe bestehend aus Jaret, Revan, Jade und Giller sich zu dem Sprecher umdrehte, stand dort Konstantin.

,, Sie wollen uns helfen ?“ , fragte Jaret.

,, Hört mal her. Ich weiß nicht was ihr getan habt um mich zu retten, aber ich bin dankbar dafür. Außerdem so lange es Abritrium schadet, bin ich dabei.“

,, Ich würde dann sagen, willkommen an Borde. Hat jemand schon eine Idee?“ , fragte Jade in die Runde.

,, Wir sollten noch einmal mit Karla reden. Wenn wir Zugang zu dem

Lagerhaus bekommen könnten in das Eingebrochen wurde, könnten wir uns dort umsehen. Und uns auf die Lauer legen. Vielleicht versucht der Bote es ja noch einmal. Außerdem hat Karla ja möglicherweise noch mehr Informationen.“

,, Gute Idee.“ , meinte Jade.

,,  Sie ist vermutlich schon in ihrem Haus. Das liegt ziemlich am Ende der Stadt.“

Die Gruppe begann sich, durch die Mittägliche Menschenflut, immer Revan nach durch die Stadt zu kämpfen.

Ratsherrin Karla von Wolkenruhs Haus befand sich tatsächlich am anderen Ende der Stadt. Bis sie endlich dort waren,

war es schon später Nachmittag. Das Haus selbst war Luxuriös angelegt. Über einen großzügig Angelegten Garten erhob sich eine Zweistöckige Ville aus Behauenem Sandstein und Holz.

,, Und da wohnt sie ?“ , fragte Konstantin. ,, Ich muss sagen, sie hat einen guten Geschmack.“

,, Um in den Rat gewählt zu werden braucht man eben in den meisten Fällen einen gewissen Einfluss. Und das setzt wieder einen gewissen Reichtum voraus.“

Sie betraten den Garten durch eine Tür in der Mauer die das ganze Anwesen umgab. Durch den Garten führte ein gepflasterter Weg in Richtung des

Hauses. Auf halbem Weg kam ihnen allerdings bereist der Leibwächter der Ratsherrin entgegen.

,, Was gibt es ?“ , fragte er.

,, Wir müssen noch einmal mit der Ratsherrin reden.“ , sagte Revan

,, Natürlich. Wenn sie mir folgen würden.“ Der Mann machte auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung Haus davon. Jaret und der Rest folgten ihm in einigem Abstand. Im Inneren führte sie der Mann durch einen groszügig Eingerichteten Flur in ein Kaminzimmer dass, den zahlreichen gefüllten Regalen nach zu urteilen, auch als Bibliothek genutzt wurde.

Vor dem Kamin, in dem trotz der milden

Temperaturen ein Feuer brannte, stand Rätin Karla. Als Revan gefolgt von Konstantin, Jaret und den anderen den Raum betrat, drehte sie sich jedoch um.

,, Gäste, Herrin. Revan mit dem Zauberer und einigen anderen.“

,, Ich denke wir müssen uns nicht unbedingt im stehen unterhalten.“ , sagte sie nur. Sie musste den Grund ihres Kommens schon erraten haben, allerdings, dachte Jaret, gab es auch keinen anderen Grund aus dem sie hier sein könnten.

Die Ratsherrin führte sie durch eine weitere Tür in einem Raum der fast komplett von einem riesigen Tisch eingenommen wurde, um den Rundherum

Stühle standen.

,, Also, was gibt es ?“ , fragte sie nachdem sich jeder einen Stuhl genommen hatte.

,, Könnt ihr uns Zugang in das Lager verschaffen, in das eingebrochen wurde ?“ , fragte Jaret einfach grade heraus, bevor einer der anderen etwas sagen konnte.

,, Ihr denkt der Dieb könnte es noch einmal versuchen ? Interessante Idee.“

,, Und ? Können sie uns das gestatten?“ , fragte Jade. Die ganze Runde am Tisch wartete ungeduldig auf die Antwort.

,, Das wäre nicht ganz...legal. Aber ja. Ich werde dafür sorgen, dass die Tür offen ist. Die Wachen sind mir noch ein

paar Gefallen schuldig. Außerdem werde ich sie ein paar Stunden außer Dienst stellen. Das wir dem Dieb eine Gelegenheit bieten.“

,, Danke.“ , sagte Revan erleichtert. Der Plan würde aufgehen. Dessen war er sich fast sicher.

,, Mich wundert es allerdings Konstantin bei euch zu finden. Ich denke nicht, das er in seinem Zustand eine große Hilfe ist.“

,, Dann unterschätzen sie mich. Ich bin dabei, ob es ihnen passt oder nicht.“ , erwiderte Konstantin darauf nur gereizt.

,, Nun denn. Wenn sie sich das zumuten, kann ich sie kaum aufhalten. Aber wenigstens kann ich euch ein wenig

unterstützen. Wenn ihr geht, sagt meinem Adjutanten,“ , wenigstens Wissen wir jetzt, was er ist , dachte Jaret. ,, ihr habt meine volle Unterstützung. Er weiß dann schon was zu tun ist. Und seid vorsichtig.“

,, Dann noch einmal Danke. Wir werden vorsichtig sein versprochen.“

Mit diesen Worten standen die sie alle fast gleichzeitig vom Tisch auf. Beim Rausgehen wurden sie von dem Adjutanten angehalten. ,, Und habt ihr erhalten, was ihr wolltet ?“ , fragte er.

,, Wir haben die volle Unterstützung der Ratsherrin.“ , antwortete Revan darauf.

,, Wenn das so ist, dann muss ich euch bitten mir abermals zu folgen.“ Der

Mann wartete nicht darauf, ob sie seinen Anweisungen auch folgten, er ging einfach zur Tür hinaus.

,, Wir sollten ihm folgen.“ , durchbrach Revan das Schweigen und lief dem Adjutanten hinterher.

Der Mann führte sie einmal um das Anwesen herum bis zu einem Kellereinstieg, der mit einer starken Kette gesichert war. Er holte einen Schlüssel hervor mit dem er die Kette entfernte, dann zog er die Luke auf und verschwand in der Dunkelheit. Eine Leiter führte in einen weitläufigen Raum unter dem Anwesen. An den Wänden standen Schränke und in der Mitte zwei breite Tische. Als er sicher sein konnte,

dass alle unten waren verriegelte der Adjutant die Luke wieder.

,, Nehmt euch was ihr braucht. Aber ich hoffe, ihr werdet sie erst gar nicht benutzen müssen.“ , sagte er nur. ,, Über diese Treppe kommt ihr wieder nach Oben.“ Der Mann verschwand eben diese Treppe hinauf, die etwa auf halber Strecke frei im Raum stand.

,, Was hat er gemeint wir sollen uns nehmen was wir brauchen ?“ , fragte Konstantin.

,, Das kann ich dir sagen“ , erklärte Revan, der bereits einen der Schränke aufzog und einen Stapel herausholte den er auf einem der Tische verteilte.. Es handelte sich um verschiedenste Waffen.

Nehmt euch was ihr wollt. Ich für meinen Teil“ , er holte zwei kleine Steinschlosspistolen mit Munition und Zwei Wurfmesser hervor, ,, verlege mich wieder auf die Waffen, für die ich ausgebildet wurde.“

Jaret nahm sich ein Schwert von dem Stapel. Die Waffe war schlicht gehalten und wies keinerlei Verzierungen, bis auf den drahtumwickelten Griff, auf war aber perfekt ausbalanciert.

Konstantin, der ja nur noch über einen Arm verfügte, nahm sich ein leichtes Kurzschwert.

Giller nahm nichts. Er hatte seine Mächtigste Waffe immer bei sich. Bei Jade fiel die Wahl auf zwei identische

Messer.

,, Ich hoffe wirklich, das wir die nicht brauchen werden.“ , meinte Konstantin nachdenklich. , ,, Aber warum hat das Haus eigentlich eine Waffenkammer?“

,, Sagen wir mal, im Rat muss es nicht immer friedlich zu gehen.“ , sagte Revan, der damit ja bereits Erfahrung hatte machen müssen. ,, Machen wir uns auf dem Weg. Wenn wir wieder durch die ganze Stadt müssen, sind wir erst kurz vor Sonnenuntergang am Lagerhaus.“

 

 

 

Kapitel 17 Abenddämmerung

 

 

,, Verrat ist dein dehnbarer Begriff. Normalerweise bedeutet er sich für die Seite des Siegers zu entscheiden.“

Die Magierkriege

 

 

Es war tatsächlich fast dunkel als sie das Pulverlager endlich erreichten.

Die Ratsherrin hatte Wort gehalten. Als sie sich dem Lagerhaus näherten, war weit und breit niemand zu sehen. Niemand stellte sich ihnen in den Weg als sie sich dem großen gedrungen

wirkendem Steinbau näherten. Das Gebäude besaß nur eine einzige schwere Holztür, die normalerweise durch ein Eisenschloss gesichert gewesen wäre, das jetzt aber nutzlos daneben lag. Es gab allerdings mehrere niedrige Fenster durch die man wohl so oder so leicht hinein gelangt wäre.

,, Wir sollten die Tür hinter uns wieder verschließen, sonst würde es zu verdächtig wirken.“ , schlug Konstantin vor.

,, Gute Idee. Das Schloss können wir ja lose davorhängen. Dann kommen wir wenigstens noch raus.“ , ergänzte Revan.

Im Inneren gab es einen kleinen Vorraum

in dem eine Tür in das eigentliche Pulvermagazin führte. Sämtliche Fenster gingen in eben diesen Vorraum. Es gab keine Verbindung zwischen dem Pulverlager und der Außenwelt. Nachdem sich Giller kurz davon überzeugt hatte, das es wirklich keinen anderen Eingang gab, sagte er: ,, Ich denke, wer immer hier rein will solange er nicht durch Wände laufen kann, muss er durch diesen Vorraum um in das Lager zu kommen. Wir müssen einfach nur warten.“, damit setzte er sich auf eine im Vorraum angebrachte Bank. Der Rest nahm auf dem mit einem grob gewebten Teppich ausgelegten Boden Platz.

Es war einige Sekunden Totenstill. Dann

sagte Revan zwischen einem unterdrückten Lachen. ,, Wisst ihr der Dieb wird sicher nicht innerhalb der nächsten halben Stunde auftauchen, zumindest nicht wenn er nicht völlig Verrückt ist. Wir müssen nicht die ganze Zeit schweigen.“

Das Irrlicht Lis tauchte aus Revans Mantel auf: ,,Kommt von dem Mann der es einmal geschafft hat eine ganze Woche kein Wort zu sagen.“

,, Das ist fast Fünfzehn Jahre her. Ich war noch ein Kind. Und ziemlich sauer. Woran du übrigens nicht ganz Unschuldig warst.“

 ,, Hört sich so an, als wäre das eine Geschichte, die sich zu erzählen lohnt.“ ,

meinte Konstantin.

,, Wir haben eh nichts zu tun also. Das ganze hat angefangen, als ich Lis das erste Mal begegnet bin. Damals war ich etwa.“ er schien einen Moment zu überlegen.

,, Zehn.“ , beendete Lis den Satz für ihn

,, Danke. Ich wäre schon noch selbst drauf gekommen. Jedenfalls, ich war damals draußen vor der Stadt. Es war Sommer und ich hatte die Angewohnheit einfach mal ein paar Tage zu verschwinden. Niemand hat sich deshalb groß sorgen gemacht. Als Sohn eines Ratsherrn ist man ziemlich unangreifbar. Eine Gruppe von Kindern hatte sich ebenfalls auf der Wiese eingefunden. Ich

hatte erst keine Ahnung was sie da taten, dann jedoch erkannte ich, dass sie irgendetwas in einem Glas gefangen hatten. Dazu müsset ihr allerdings wissen, dass in Egarium ein relativ großes Misstrauen gegenüber Magie herrscht. Wir verlassen uns lieber auf unsere Technik. Nun jedenfalls die Kinder hatten ein Irrlicht, was ich allerdings erst später herausfand, ich wusste ja nicht was es war, in einem Glas gefangen.

Ich habe Ungerechtigkeit immer gehasst, auch schon als. Ich musste einfach etwas unternehmen. Sie waren zu dritt, aber ich war damals schon darauf vorbereitet worden einst ein Mitglied der

Schützengarde  zu werden. Sie sind dann ziemlich schnell weggerannt. Nun ja so bin ich Lis das erste Mal begegnet. Und das erste was ich bekommen habe sobald ich das Glas geöffnet hatte, war ein Stromschlag.

Ich habe die eine ganze Woche in dem Seen-Gebiet um die Stadt verbracht und die ganze Zeit praktisch kein Wort gesagt. Lis hat sich darüber ziemlich aufgeregt. Und seitdem folgt sie mir.“

,, Ich habe nichts besseres zu tun.“ , meinte das Irrlicht nur.

,, Und du hast wirklich nichts gesagt ? Warum nicht ?“ , fragte Jade etwas verwundert.

,, Ich mag die Stille. Sonst nichts. Man

kann dann einfach besser nachdenken.“

,, Ich habe bisher noch nie ein Irrlicht gesehen. Gibt es viele von euch?“ , fragte Konstantin, der mittlerweile ein Jagdmesser aus seinem Gürtel gezogen hatte und zur Beschäftigung die Klinge schärfte, was mit einer Hand einem kleinen Zaubertrick glich.

,, Wir halten uns normalerweise versteckt. Menschen sind seltsam.“ , meinte Lis nur.

,, Danke.“ , erwiderte Revan trocken.

,, Also, was machen wir eigentlich wenn der Dieb nicht alleine kommt ?“ , fragte Jade.

,, Nun ich denke dafür haben wir ja den großen Zauberer bei uns.“ , meinte Jaret

und erinnerte sich daran wie Giller die Soldaten in der Schlucht ausgeschaltet hatte.

Der angesprochene Magier sah einen Moment aus dem Fenster. Es war mittlerweile Stockdunkel,, Wir sollten uns vorbereiten und  die Lichter löschen. Das fällt sonst auf.“ , sagte der Magier und mit einer Handbewegung gingen sämtliche Fackeln im Raum aus.

Die Gruppe verteilte sich in den Ecken des Raums und versteckte sich so gut wie möglich mit Blick auf Tür und Fenster.

Die Zeit verging. Jaret dachte das es bereits weit nach Mitternacht sein musste, als er von draußen einen

schwachen Lichtschein bemerkte. Das Licht kam näher und wurde heller und dann konnte er auch Stimmen hören.

,, Bist du sicher das wir es noch mal versuchen sollen ?“

,, Wieso nicht, wer weiß was Botschafter Oscar sonst mit uns macht ,die haben beim letzten mal ja auch nichts mitbekommen oder ? “

,, Hoffen wir es Lewin. Und Oscar ist nicht das Problem.  Es ist ja wohl eher sein Land. Aber wir haben keine große Wahl oder?“

Lewin. Jaret kannte den Namen doch. War das nicht der Mann der Revan verraten hatte. ?

Er meinte im schwachen Lichtschein

sehen zu können wie dieser bei Erwähnung des Namens zusammenzuckte.

Das Licht verschwand einen kurzen Moment dann schien es wieder durch die Tür.

,, Glück gehabt. Die Tür ist offen. Was für Idioten arbeiten den momentan bei der Stadtwache?“ , hörte Jaret den Mann der sich Lewin nannte durch die Tür.

Konstantin der sich neben der Tür versteckt hatte trat einen Schritt zurück. Wenn die Tür sich öffnete würde sie ihn perfekt verbergen.

Jaret konnte einen kurzen Moment das aufblitzen von Metall sehen, als Konstantin sich versteckte.

Wenige Sekunden später wurde die Tür langsam geöffnet. Ein Mann betrat, gefolgt von einem weiteren das Lagerhaus. Sie sahen sich nicht um, sonst hätten sie möglicherweise Jaret und die anderen entdeckt. Als der Mann der als erstes den Raum betreten hatte, Jaret glaubte das es sich bei ihm um Lewin handelte, etwa die Mitte des Raums erreichte, stieß Konstantin die Tür zu. Die Männer wirbelten herum einer von beiden zog ein Schwert, dass aber eine Sekunde später und nach einem ohrenbetaübenden Donner vermischt mit einem Lichtblitz aus Revans Richtung durch den Raum geschleudert wurde. Der zweite Mann versuchte zur Tür zu

kommen, blieb aber stehen als Konstantin sich ihm in den Weg stellte. Der Mann hielt den einarmigen Ravener offensichtlich nicht für eine Gefahr und griff ihn selbstsicher mit einem Messer an.

Konstantin, der ein geübter Schwertkämpfer war, war dem Mann selbst mit nur einem Arm wie überlegen. Nach wenigen Hieben folgte die Waffe des zweiten Mannes dem Beispiel des Schwerts.

,, Jetzt wollen wir doch mal sehen wen wir da haben.“ , hörte Jaret Gerret sagen. Im nächsten Moment flammten die Fackeln im Raum wieder auf.

Revan tauchte aus der Dunkelheit auf. ,,

Sieh mal an. Wenn das nicht Lewin ist. Ich denke mal du bist uns eine Erklärung schuldig. Nicht das du eine Wahl hättest.“ Revan zielte mit der noch nicht abgefeuerten zweiten Pistole auf ihn.

,, Ich zähle jetzt bis drei.“

,,Schon gut. Schon gut. Nicht schießen. Wir haben eine Abmachung mit einem Botschafter aus Seminium. Wir sollten Pulver stehlen und er hätte dafür gesorgt, das es sich für uns gelohnt hätte.“

,, Also ist alles wie wir bereits vermutet haben. Wir sollten die beiden der Wache übergeben und Morgen können sie ihre Geschichte noch mal vor dem Rat wiederholen.“ , schlug Jaret vor. Es war

spät genug und Lewin und der andere Mann würden ihn schon nicht weglaufen.

,, Ich finde das ist eine der besten Ideen des Tages. Ich für meinen Teil könnte eine Mütze schlaf vertragen.“ , meinte Konstantin.

,, Sie haben die letzten paar Tage doch bewusstlos auf einem Feldbett zugebracht.“ ,erwiderte Revan mit einem schwachen Lächeln.

,, Und ?“ , fragte Konstantin.

,, Also, liefern wir die beiden ab und dann zurück zu Led.“ , sagte Jade.

 

Nachdem sie Lewin und den andere Mann der sich später als Uwe vorstellte den Wachen zur ,, Verwahrung “übergeben

hatten ,gingen sie zurück zu Leds Herberge. Led selbst war nicht begeistert als er von der Verhaftung seines Bruders erfuhr.

,, Verdammt noch mal. Ich wusste, dass da irgendwas nicht stimmt. Aber das er so was tut. Das ist verrat.“ Led lief hinter der Theke auf und ab.

,, Hauptsache wir haben ihn. Und hinter ihm steht der Bote aus Arbitrium. Und wer den dazu angewiesen hat, das wissen wir alle.“ , versuchte Revan den Mann etwas zu beruhigen.

,, Ich denke dieser Mann, wie hat Lewin ihn genannt ? Oscar? Hat bestimmt einiges dafür geboten.“ , meinte Jade.

,, Trotzdem es ist einfach nicht denkbar.

Das Pulver und unsere Waffen sind der Grund warum wir uns in dieser Welt behaupten können. Niemand von uns würde es wagen, jemanden etwas davon zu erzählen, oder ihm gar das Pulver zu liefern.“ , führte Led aus.

,, Möglicherweise wird er uns ja morgen mehr erzählen.“ , meinte Jaret. ,, Und wenn nicht“, er zuckte mit den Schultern , ,,Wir haben unsere Beweise und den Diebstahl verhindert. Eigentlich können uns ihre Gründe egal sein.“ Er lief die Treppe hinauf, wo sich die Zimmer befanden.

,, Wir sehen uns dann morgen.“ Auch Jaret ging langsam die Treppe hinauf.

In seinem Zimmer holte er das Blatt mit

dem Sternsymbol darauf aus der Tasche und legte es auf den Tisch des Zimmers an dem auch sein Wanderstab lehnte.. Sein ungutes Vorgefühl hatte sich gelegt. Es würde möglicherweise tatsächlich alles gut werden.

 

Das Parlament war, als sie das Gebäude am nächsten Tag betraten, nur spärlich besetzt.

Ratsherrin Karla war allerdings bereist anwesend.

Sobald Jaret, Revan und die anderen den Raum betraten, ging sie mit ihrem gewohnten, fast schon rennenden Gang zu ihnen herüber.

,, Ich habe gehört das gestern zwei

Männer verhaftet wurden, weil sie versucht haben in eines unserer Lagerhäuser für Schwarzpulver einzubrechen. Sie sollen heute dem gesamten Rat vorgeführt und angehört werden.  Ich denke mal das wart ihr?“

,, Das waren wir. Lewin war dabei und dann war da noch ein Mann Namens Uwe.

Irgendeine Idee wer das ist ?“ , fragte Gerret die Ratsherrin.

,, Uwe ? Ein Kleinkrimineller so weit ich weiß. Ein paar Diebstähle, nichts großes. Vermutlich hat ihn Lewin lediglich als Unterstützung angeheuert.“

,, Sie haben gestern zugegeben, dass sie tatsächlich von dem Boten aus Seminium

dafür bezahlt wurden, in eines dieser Lager einzubrechen. Der Kerl heißt übrigens Oscar.“ , erzählte Revan.

,, Verdammt. Ich hatte es ja bereits vermutet. Aber es ist immer noch schwer vorstellbar.

Das einer von uns so was tun würde. Nun ja. Der Bote aus Seminium ist heute auch anwesend. Ich kann es kaum erwarten zu sehen wie er reagieren wird.“

 Langsam aber sicher füllten sich nun die Lücken auf den Sitzbänken. Und dann traf auch der Bote aus Seminium ein. Der Mann der Jaret in den Bergen fast getötet hätte. Er erkannte ihn sofort da war er sich sicher.

Allerdings kam der Bote nicht allein. Fünfzehn Männer in Uniformen in den Farben Arbitriums, rot und Gold, begleiteten den Mann.

Ahnte er etwas? Das letzte Mal hatte er keinen Begleitschutz gehabt.

Als endlich alle Ratsherren, mit Ausnahme Lewins natürlich, anwesend waren eröffnete Karla die Sitzung.

,, Gestern hat sich etwas zugetragen, dass jeden hier etwas angeht. Einer von uns hat versucht“ , sie machte eine kurze Pause. Jaret fragte sich kurz ob beabsichtigt oder nicht. Diese Frau schien nichts unabsichtlich zu tun. ,, Unsere wichtigste Waffe zu stehlen und zu verkaufen. Bringt den Mann rein.“

Lewin betrat, durch eine niedrige Nebentür, den Saal. Er schien etwas verunsichert und blieb einfach in der Mitte des Raums stehen um den sich kreisförmig die Sitzbänke des Rats anordneten.

,, Lewin Adney. Sie haben zugegeben, von jemand dafür bezahlt zu werden Pulver aus einem unserer Lager zu stehlen. Wer war das?“

Lewin stand einen Moment regungslos in der Raummitte. ,, Sie verstehen es nicht oder ? Es ging mir nicht um die Bezahlung. Wir alle sind verloren. Mann kann die Veränderung nicht aufhalten. Ruben Darelto wird siegen. Aber wenn ihnen das so wichtig ist. Angeheuert hat

mich dieser Mann da. Wie sie vermutlich schon gewusst haben. Oder Karla ?“

Er deutete quer durch den Raum auf den Boten Oscar.

 

 

Kapitel 18 Flucht

 

 

,, Es ist nicht von Bedeutung ob dir dein Feind überlegen ist. Solange du ihn überraschen kannst.“

 

Jaret versuchte immer noch die Bilder in seinem Kopf zu ordnen. Was war grade geschehen?

Eben noch hatte Lewin mit ausgestrecktem Arm auf den Boten gezeigt. Dann war irgendetwas explodiert. Das Dachfenster war geborsten und noch immer regneten Glassplitter auf sie herab. Lewin lag auf

den Boden, ein Messer im Bauch. Der Bote hatte die Klinge nach ihm geworfen und offensichtlich getroffen. Die restlichen Männer die er mitgebracht hatte hatten mittlerweile alle ihre Waffen gezogen, wohingegen der Rat vollkommen überrascht war. Die wenigen Wachen im Saal reagierten allerdings sofort und stürzten sich auf die Soldaten aus Arbitrium.

,, Was ist da eben passiert ?“ , rief Jaret zu der Ratsherrin herüber während er seine eigene Waffe zog.  Er war einen Moment überrascht wie schwer die Klinge war. Er bezweifelte das er damit wirklich gut kämpfen könnte.

,, Ich würde vermuten, da ist eines

unserer Pulverlager hochgegangen. Verdammt. Das war von Anfang an ein Abgekartetes Spiel. Sie sind dort nicht eingebrochen um etwas zu stehlen, sie müssen dort eine magische Sprengladung angebracht haben. Sie wollten beim zweiten Mal erwicht werden.“

Die Wachen des Rats war es mittlerweile gelungen. mit Unterstützung von Revan, Giller und Konstantin, die Soldaten des Botschafters zurückzudrängen, diese leisteten allerdings immer noch wiederstand, während der Rat versuchte sich abzusetzen und durch einen Nebeneingang  zu Entkommen oder ebenfalls zu den Waffen griff. Der Botschafter selbst war mit einem der

Ratsherren in einen Zweikampf verwickelt. Dieser war einen Moment unachtsam und bekam eine Schnittwunde am Arm ab. Von einem Moment auf den anderen Kippte der Mann vornüber und blieb regungslos liegen. Die Waffe des Botschafters musste vergiftet sein. Das Ganze war vollkommen unlogisch. Die Wachen des Botschafters waren gegen die Ratsherren und Wachen  in der Minderzahl und die Pulverlager in die Luft zu Jagen würde daran nichts ändern.  Was genau hatten sie vor?

Die Antwort sollte er bald erfahren, doch jetzt musste er sich selbst gegen den Angriff eines der Soldaten aus Arbitrium wehren. Die ersten Schläge konnte er

nur mit Mühe abwehren. Der Mann war ihm an Kampfausbildung weit überlegen. Er versuchte irgendwie seine Verteidigung zu Umgehen, doch jeder Schlag seinerseits wurde blockiert.

Ein weiterer Hieb des Soldaten und Jaret stolperte Rückwärts um dem Angriff zu Entkommen, was ihm allerdings nicht ganz gelang so das die Klinge ihn Streifte und er auf den Boden krachte.

Der Mann holte ein weiteres mal aus um ihn zu erledigen und Jaret hatte schon fast mit seinem Leben abgeschlossen, als der Soldat wie erstarrt stehen blieb. Ein größer werdender Blutfleck breitete sich auf seiner Brust aus. Dann Schlug er auf dem Boden auf, nur ein paar Zentimeter

von Jaret entfernt. Ein Messer ragte aus seinem Rücken. Als Jaret wieder aufstand sah er Jade die sich, jetzt nur noch mit einem Messer , gegen einen weiteren Soldaten wehren musste, der allerdings ,noch bevor Jaret sich wieder aufrichten konnte ,von einem Blitz aus Richtung Gerret getroffen wurde und regungslos auf dem Boden liegen blieb.

Die Überlebenden Männer des Botschafters hatten mittlerweile erkannt, dass sie sich nicht würden behaupten können und zogen sich in Richtung Nebeneingang zurück.

Zwei weitere der Männer fielen, bevor der letzte die Tür erreicht hatte und sie hinter sich verschloss.

,, Wohin führt dieser Ausgang ?“ , fragte Jaret  eine der Ratswachen die nicht in einen Kampf verwickelt war.

,, Der ? In einen offenen Hinterhof in der nähe der südlichen Tore Warum...“ der Wachmann bekam große Augen und wurde bleich. ,, Sie können doch unmöglich vorhaben...“

,, Was ?“ , fragte Konstantin der mittlerweile dazugekommen war.

Die Ratsherrin Karla, die mittlerweile ebenfalls wieder aufgetaucht war antwortete: ,, Sie wollen die Tore öffnen. Und ich habe das Gefühl das davor schon jemand wartet. Wie viele Männer haben heute Wachdienst am Südtor?“

Ein Offizier der Wache kämpfte sich durch die immer noch aufgeschreckten Räte.

,,Zwei. Das Südtor wird selten benutzt.“

,, Verdammt. Gibt es einen schnelleren Weg zum Tor als durch diesen Gang?“ , fragte Revan der sich auch durch die Masse der Räte und Wachen gekämpft hatte.

,, Nein. Aber wir müssen es ja wohl trotzdem versuchen. Mir nach.“ , die Ratsherrin lief,  mit Jaret, Revan, Konstantin , Jaret und  Giller, den sie unterwegs fanden ,in Richtung des Haupteingangs des Saals.

 

Es war alles nach Plan gelaufen. Oscar

und seine Männer hatten das Südtor schon so gut wie erreicht. Das Gift das Ruben ihm gegeben hatte, hatte ihm bisher gute Dienste geleistet und nun standen nur noch die Torwachen zwischen ihm und der Herrschaft über die Stadt.

Die Kavallerieeinheit die Ruben ihm Mitgeschickt hatte wartete in einiger Entfernung vom Tor, so dass sie von dort nicht zu sehen währen. Und sobald das Tor sich öffnete würden die Reiter in die Stadt einfallen ohne, dass sich ihnen jemand in den Weg stellte. Und dann würde ihnen auch Jaret nicht mehr entkommen können. Er schlug damit zwei Fliegen mit einer Klappe.

Oscar ließ seine verbliebenen Männer zurück und ging allein auf die zwei Torwachen zu, die gelangweilt an der Mauer lehnten. Er versteckte seine vergiftete Klinge so gut es ging.

Als er sich aber näherte nahmen die beiden sofort Haltung an und versuchten zu erkennen wer sich da näherte.

,, Guten Tag die Herren.“

,, Herr ?“ , fragte einer der Männer als er den Botschafter erkannte.

,, Ich würde gerne einen Spaziergang außerhalb der Stadtmauern machen. Wenn sie so freundlich währen das Tor zu öffnen?“

,, Tut mir leid, aber dafür brauchen sie eine Genehmigung des Rats. Dieses Tor

st eigentlich nur als Ausfalltor gedacht.“ Die beiden Wachen wurden langsam nervös.

,, Natürlich habe ich eine Erlaubnis. Einen Moment.“ Er holte ein, halbwegs amtlich aussehendes Stück Papier hervor, wobei es sich allerdings lediglich um irgendeine Urkunde handelte. Sie würde die Wachen höchstens einen kurzen Moment täuschen können. Aber das würde auch reichen. Er griff in seinen Mantel und suchte nach dem Griff des Schwerts.

Der Wachmann faltete das Blatt auseinander. ,, Was zum...“

Weiter kam er nicht, denn vorher wurde er von Oscars Klinge erwischt und fiel

tot zu Boden.

Die zweite Wache reagierte allerdings sofort und zog ihre Waffe um den zweiten Hieb Oscars abzuwehren. Das gelang ihm aber nicht ganz und er zog sich einen Kratzer am Arm zu. Das reichte dem Botschafter schon. Wenige Sekunden später war auch der zweite Mann tot.

Jetzt musste er nur noch das Tor öffnen.

 

 

Sie waren zu spät. Der Botschafter war am Tor. Zwei Gestalten lagen vor ihm auf dem Boden. Und jetzt warfen sich ihnen auch noch die letzten Überreste seiner Leibgarde entgegen. Sie würden

es nicht rechtzeitig schaffen. Der erste der arbitrischen Soldaten fiel durch eine Kugel Revans. Der Rest verwickelte Jaret, die anderen und die wenigen Wachen die sie auf die Schnelle zusammenziehen hatten können in Einzelkämpfe. Sie spielten offensichtlich auf Zeit, denn sie wussten, sie mussten sie nur noch wenige Momente aufhalten mussten, dann wäre die Stadt in ihrer Hand.  Jaret gelang es nach einer langen Abfolge von Schlägen sich seines Gegners zu Entledigen. Ein einziger Fehler und der Mann war tot. Langsam gewöhnte er sich an das größere Gewicht der Klinge und er lernte schnell.

Den Wachen aus Hama gelang es

unterdessen ebenfalls ihre Gegner zurückzudrängen. Möglicherweise würden sie es doch schaffen....

Das Tor sprang auf und in einem Dunst aus aufgewirbeltem Staub tauchten dutzende Reiter auf die durch das Tor in die Stadt und auf die kleine Gruppe Verteidiger zuströmten.

,, Wir müssen hier weg. Das Tor ist nicht mehr zu halten.“ , hörte er eine bekannte Stimme rufen. Er glaubte, dass es Giller war.

,, Und wohin ?“ das war eindeutig Konstantin.

,, Zum Hafen. Die Stadt ist nicht darauf ausgelegt von innen Verteidigt zu werden und durch die Zerstörung der Pulverlager

haben wir unsere wichtigste Defensivwaffe verloren. Das komplette Parlament wird vermutlich über den Hafen zu entkommen versuchen und wir sollten auch nicht hier bleiben.“  , führte die Ratsherrin Karla aus.

,,Also zum Hafen schnell.“ Sie folgten Karla durch eine Nebengasse die sie vom Tor wegführte und die für die berittenen Soldaten zu eng war.

,, Soviel dazu Verbündete gegen Ruben zu finden.“ , dachte Jaret. Die beiden einzigen Länder die ihnen möglicherweise hätten helfen können waren besiegt oder standen kurz davor.

Sie folgten der Ratsherrin durch einige weitere Gassen als plötzlich aus der

ferne ein lauterwerdendes Grollen zu hören war. Sekunden später prasselte ein Feuersturm auf die Stadt nieder, der alles in Brand setzte womit er in Berührung kam. Sie versuchten den Brennenden Geschossen auszuweichen aber als sie in eine weitere Gasse abbogen, die sie direkt in Richtung Hafen führen würde, traf eines der Projektile ein Haus das sofort in sich zusammen stürzte. Es gelang Jaret der direkt hinter Karla lief grade noch sich zur Seite zu werfen und nicht getroffen zu werden. Die Ratsherrin hatte nicht so viel Glück und wurde von einem brennenden Dachbalken am Kopf erwicht, stand allerdings nach wenigen Augenblicken

wieder auf. Der Weg war blockiert und auch in den anderen Straßen loderten mittlerweile Feuer. Giller errichtete ein magisches Schild über der Gruppe das zunächst verhinderte, dass jemand von den brennenden Trümmern getroffen wurde und auch den brennenden Regen abhielt.

Der Weg zum Hafen war blockiert. ,, Was machen wir jetzt ?“  , fragte Jade.

,, Ich denke wir haben möglicherweise noch eine weitere Chance aus der Stadt raus zu kommen. Das wird allerdings auch sehr viel gefährlicher als zum Hafen zu gehen.“ , meinte Revan.

,, Gefährlicher als hier zu bleiben ?“ , fragte Karla.

,,  Nein. Mir nach. Ich muss zum Glück nicht zum ersten Mal unbemerkt aus der Stadt rauskommen.“

Revan führte sie durch eine noch nicht blockierte Gasse wieder tiefer in die Stadt hinein. Währenddessen prasselte weiter ein Feuerregen auf die Stadt nieder.

Jaret fragte sich welcher Magier dafür verantwortlich war, denn bei den Reitern die in die Stadt eingefallen waren, hatte er keine Zauberer gesehen.  Und, so dachte er, wenn es Ruben selbst währe, hätten sie das vermutlich schon mitbekommen.

Nach einer Weile kamen sie aus den Gassen wieder heraus auf eine größere

Straße. Diesen Stadtteil hatte es nicht so schwer getroffen. Ein paar Gebäude brannten zwar und das Feuer würde, da sich niemand mehr die Mühe machte es zu löschen, bald auf weitere Gebäude übergreifen, doch noch war es hier ruhig. Unterwegs die Straße hinauf begegneten ihnen einzelne und größere Gruppen von Menschen, die sich unter Begleitschutz durch die Wache in Richtung Hafen bewegten. Hoffentlich werden sie mehr Glück haben als wir  und finden irgendwo noch einen Weg, dachte Jaret während er weiter Revan folgte, der sich inzwischen auf ein Haus zugbewegte.

Vor der Tür blieb er stehen und trat die

Tür auf. Mehrere Holzbalken brachen und einige kleinere Splitter flogen durch die Luft.

Die anderen folgten ihm als er im Eingang verschwand. Das Haus sah im Inneren recht gewöhnlich aus. Ein Schrank, eine Bank, eine spartanische Küche, ein Schlafzimmer und eine Treppe die offensichtlich in einen Keller führte.

Am Fuß der Treppe gab es eine weitere Tür diesmal allerdings durch ein Schloss gesichert und aus massivem Metall.

,, Das dürfte uns eine Weile aufhalten.“ , meinte Revan . ,, Das Schloss ist neu. Seit wann ist Led so ein Sicherheitsfanatiker?“ In der nähe der

Tür stand eine niedrige Kommode aus Holz. Revan zog die Schublade auf und durchsuchte das ganze. Zwischen angemoderten Büchern, einem Stück verbogenem Metall und einem stumpfen Messer, das sich Revan kurz ansah und dann über die Schulter warf, befand sich ein kleines Mäppchen das Dietriche enthielt.

,, Auf Led ist doch immer verlass. Kann jemand damit umgehen?“

,, Ich denke, das kriege ich hin.“ , meinte Jade ,schnappte Revan die Mappe aus der Hand und begann am Schloss zu arbeiten  Von oberhalb der Treppe ertönte plötzlich ein Tumult. Jaret spürte irgendetwas knapp an seinem Gesicht

vorbeifliegen. Ein Schmerzschrei von hinter ihm. Er erkannte die Stimme sofort. Er wirbelte herum und begann innerlich zu beten.

Jade war von einem geworfenem Messer getroffen worden allerdings nicht schwer verletz. Zumindest kam es Jaret so vor, denn sie arbeitete immer noch weiter an dem Schloss.

Oben an der Treppe stand der Bote aus Seminium, eine ganze Truppe Soldaten hinter sich.

,, Wir haben sie. Schnappt sie euch.“ , befahl er.

In dem Moment sprang die Tür hinter ihnen auf. Doch die Soldaten würden sie vorher erreichen. Sie hatten keine….

In dem Moment stellte sich Karla den Arbitriern in den Weg. Bevor irgendjemand reagieren konnte hatte sie das rostige Messer das Revan so achtlos Weggeworfen hatte einem der Männer zwischen die Rippen gerammt.

,, Verschwindet.“ , befahl sie. Die Arbitrischen Soldaten die sie erst nicht für eine Gefahr gehalten hatten wichen etwas zurück.

Einen Moment noch zögerten sie.

,, Schnell raus hier.“ , rief Revan während er die anderen einen nach dem anderen durch die Tür scheuchte. Hinter sich schlug er die Tür wieder zu und legte von innen einen Riegel davor. Sie hatten es geschafft. Fürs erste. Doch

dafür hatten sie einen hohen Preis gezahlt. Karla war auf der anderen Türseite zurückgeblieben. Tod oder Gefangen, sie war verloren.

Aber wenigstens sie konnten weitermachen. Mussten es jetzt sogar. Jaret schwor sich im Stillen das es der letzte Verlorene für heute war.

Fragte sich nur warum sie hier unten waren. Die Frage beantwortete sich von selbst als er sich in dem Raum umsah. Eine der Wände fehlte. Stattdessen führte ein Schacht Grade in die Dunkelheit und verlor sich dort. Auf diesem Weg musste Revan wohl damals die Stadt verlassen haben.

 

 

 

 

Kapitel 19 Opfer

 

 

,, Ein Magier weicht nur vor Zwei Dingen zurück. Drachen und wütenden Sehern.

Ein wütender Drache weicht nur vor einem zurück. Einem wütenden Seher.“

 

 

 

 

 

,, Hier links. Schnell,“ , rief Revan ihnen zu. Sie liefen jetzt bereist eine halbe Stunde durch die unterirdischen Gänge.

In einem Seitengang sah Jaret aufeinandergestapelte Knochen.

Das hier unten war eine Gruft. Giller hatte ein Magisches Licht entfacht um den Ort ein wenig zu erhellen und Jaret versuchte Krampfhaft eine kleine Flackernde Kugel Licht mit seinen Gedanken aufrechtzuerhalten und zu seinem Erstaunen merkte er, dass es ihm immer leichter fiel die Magie zu kontrollieren.

Jade, die durch einen Messerstich von Oscar verletzt worden war bildete das Schlusslicht der Gruppe und hatte sichtlich Mühe mitzuhalten. Jaret lies sich immer wieder zurückfallen um ihr zu helfen, trotzdem mussten Giller,

Revan ,und Konstantin immer wieder warten damit sie sich nicht verloren.

Besorgt fragte Jaret : ,, Wie weit noch ?“ , als er mal wieder vorgelaufen war.

,, Wenn ich mich richtig erinnere, müssen wir den nächsten Gang rechts und dann müsste es dort eine Luke geben die nach oben führt. Wir müssen dann auf Höhe der Seenplatte sein, welche die Stadt umgibt.“ , antwortete Revan. ,, Aber wir haben Karla verloren…. Ich weiß nicht ob wir überhaupt noch eine Chance haben.“

Er schien Recht zu haben, denn nach einer Weile wurde der Boden feuchter und man konnte einen Wasserstrom hören. Sie waren jetzt wohl unterhalb

einen der Seen. Ob er auch mit seiner zweiten Vorhersage Recht hatte? Erneut schwor sich Jaret das es dazu nicht kommen würde.

Bald kam auch die Abzweigung von der Revan gesprochen hatte. Am anderen Ende des Ganges konnte Jaret bereits Licht erkennen und nachdem sie einige Zweige beiseite Geräumt hatten, konnten sie endlich die beklemmende Enge der Katakomben verlassen.

Nachdem es alle nach draußen geschafft hatten, Jaret musste Jade auf dem letzten Stück wieder helfen, sah Revan sich geduckt, eine der Steinschlosspistolen im Anschlag, um.

,, Irgendwie hatte ich die Stadtmauern in

größerer Entfernung in Erinnerung.“ , sagte er und zeigte auf die Mauern die sich in nicht allzu großer Entfernung erhoben. Dahinter lag die immer noch brennende Stadt und auf den Mauern hatten sich bereits Truppen eingefunden die das Gelände absuchten. Die Falltür selbst lag direkt am Ufer eines der zahlreichen Wasserflächen.

,, Wir müssen Vorsichtig sein. Wenn man uns sieht sind wir erledigt.“, meinte Gerret als er sich einen Moment lang umgesehen hatte.

,, Am besten bleiben wir an den Uferböschung, dann sind wir schwerer zu entdecken.“ , schlug Konstantin vor. Und so war es auch. Tief geduckt und

halb im Wasser watend machte sich die kleine Gruppe immer dem Uferverlauf folgend auf  Hama so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Was sie als nächstes tun würden, jetzt wo ihre zwei besten Chancen zu Nichte gemacht worden waren, stand noch in den Sternen.

Sie hatten es fast bis zur Straße geschafft von wo aus sie ohne Schwierigkeiten würden entkommen können, da ertönte von den Mauern über ihnen ein Alarmschrei.

Jaret sah hoch zu den Zinnen. Ein Mann in rot-goldener Uniform hatte sie entdeckt und nun kamen auch weitere auf die Mauern gelaufen um den Grund

des Tumults zu sehen. Im Nächsten Moment waren sie allerdings auch schon wieder verschwunden, wahrscheinlich auf dem Weg zu den Toren um die Flüchtigen abzufangen.

,, Nichts wie weg hier.“ , hörte er Konstantin rufen.

Ein gutes hatte das ganze Wenigstens. Jetzt wo sie nicht mehr auf ihre Deckung achten mussten, kamen sie deutlich schneller voran. Jaret glaubte sogar kurz sie könnten es schaffen, doch Jade fiel wegen ihrer Verletzung immer wieder zurück, weshalb sie immer wieder kurz warten mussten. Und Genau diese kurzen Pausen wurden ihnen zum Verhängnis. Grade als sie die Straße erreicht hatten,

die an dieser Stelle zu einem der zahlreichen Seen abfiel, öffneten sich die mittlerweile etwa Zwei Meilen hinter ihnen liegenden Stadttore. Jaret zählte Fünf Reiter die im Eiltempo die Straße entlanggeritten kamen. Vermutlich waren es mehr. Sie hatten vielleicht noch Minuten bevor sie Eingeholt werden würden und Verstecken war keine Option mehr.

Jaret traf eine Entscheidung. Es war vorbei. Für ihn. Das bedeutete aber nicht, dass er nicht wenigstens die anderen Retten könnte.

Er blieb stehen. ,, Geht“ , rief er den andere zu. ,, Versucht so weit wie möglich weg zu kommen. Mal sehen wie

lange ich sie aufhalten kann.“

,, Jaret was soll das ? “, fragte Jade. ,, Wir können es immer noch schaffen, wenn wir uns beeilen.“ , versuchte Giller ihn zu überreden. ,, Nein können wir nicht. Geht, findet einen Weg Ruben aufzuhalten. Mir wird nichts geschehen. Ich bin mir recht sicher, dass Ruben mich lebend haben will.“ Den Grund dafür verschwieg er allerdings. Er war den anderen ohnehin bekannt. Ruben würde seine Seele haben wollen.

,, Geht.“ , rief er ihnen ein letztes mal zu. Er hatte schon fast erwartete das sie bleiben würden, da setzten sie sch endlich, einer nach dem anderen in Bewegung und verschwanden den Weg

hinauf. Jade ging als letztes. Sie drehte sich noch ein letztes mal um, aber Jaret sah bereist in die andere Richtung. Auf die immer nähert kommende Staubwolke der Kavallerie.

 

Er hatte von Anfang an gewusst, dass es so Enden würde.  Die Sonne im Rücken, stand er am Ufer des Sees der durch das Licht wie Blut gefärbt war. Der Boden bebte unter den Hufen der näherkommenden Reiter. In Jarets Sicht vermischten sich langsam die Bilder aus seiner Vision und die Wirklichkeit. In einer Hand hielt er die Klinge aus der Waffenkammer in Hama mit der anderen hielt er das Stück Papier mit dem Symbol

aus dem Buch umklammert. Auch das war jetzt verloren. Genau wie das Buch selbst. Verbrannt und Vernichtet im Feuer. Warum hatte er ihnen die Zeichnung nicht mitgegeben? Es war nicht mehr wichtig.

Der erste Reiter tauchte am Rand der Grube auf und hielt genau auf Jaret zu. Viel zu schnell um sich irgendwie zu verteidigen. So viel also zum Aufhalten...

Doch irgendetwas stimmte nicht. Der Mann lag plötzlich am Boden, eine tödliche Wunde in der Brust, sein Pferd preschte davon. Jaret konnte sich nicht erinnern die Waffe benutzt zu haben, dennoch schimmerte Blut auf der Klinge. Als hätte er automatisch gehandelt…

Irgendetwas hatte sich grade verändert. Etwas war anders. Alles wirkte unwahrscheinlich grell. Die Farben schienen satter und die Sonne blendete ihn selbst durch die Wolken hindurch.

Die nächsten Reiter kamen zu zweit. Der erste versuchte, wie sein Gefährte Jaret einfach Niederzureiten, doch er erlitt das Gleiche Schicksal. Jaret wich aus, holte mit der Waffe aus und der nächste der Männer sank in den Staub. Es war als wüsste er einfach, wie er sich Bewegen musste. Als würde er schon ein ganzes Leben mit einem Schwert in der Hand verbringen und nicht erst ein paar Stunden.

Der überlebende Reiter war vorsichtiger

als die anderen. Er stieg von seinem Pferd und versuchte Jaret im Nahkampf zu bezwingen.

Parade. Nach Links, Vorsicht Finte... Jaret wusste wo er hintreten musste um auszuweichen und zu parieren und als der Mann zu einem Ausfallschritt ansetzte streckte Jaret die freie Hand mit der er nicht die Waffe hielt vor. Ein Bolzen aus Feuer zuckte durch die Luft und schleuderte den Mann zurück, der Regungslos liegen blieb. Der Kampf hatte insgesamt nur ein paar Sekunden gedauert.

Doch Grade als der letzte der Männer zu Boden gesunken war, tauchte der Rest der Kavallerie-Division auf, an ihrer

Spitze Oscar, den Boten aus Arbitrium.

Als er die drei Toten um Jaret erblickte, hielt er seine Leute zurück.

,, Den Übernehme ich allein.“ , wies er sie an und zog seine vergiftete Klinge.

Jaret sah den Boten auf sich zureiten. Genau im Richtigen Moment trat er beiseite, holte mit dem Schwert aus und durchtrennte die Sehnen im Bein des Pferdes, das daraufhin stürzte und seinen Reiter abwarf. Jaret konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Oscar rappelte sich allerdings schneller wieder auf, als er dachte uns stürzte sich auf ihn.

Bei den anderen hatte er den Kampf  schnell beenden können, doch der Bote

war besser ausgebildet und Jaret konnte sich den Mann nur mir großer Mühe vom Leib halten. Ein paar Mal entging er nur knapp einer Schnittwunde. Er wusste, ein einziger Kratzer wäre tödlich.

Jaret lieferte sich eine ganze Reihe von Schlagabtäuschen mit dem Botschafter, doch das ganze erweis sich als Pattsituation. Dann gelang dem Boten eine Finte. Jaret fiel darauf rein sah plötzlich wie die Klinge des Botschafters auf ihn zuraste. Es gelang ihm Grade so den Schlag abzufangen, doch dabei ertöne ein Knirschendes, metallenes Geräusch, das ihm gar nicht gefiel.

Sein Schwert war  Knapp über dem Heft zerbrochen und er hatte keine Waffe

mehr. Wie in Zeitlupe sah Jaret die Metallsplitter an sich vorbeifliegen.

Siegessicher holte Oscar zu einem letzten Schlag aus, denn er jedoch nie zu Ende brachte. Stattdessen streckte Jaret wieder .unter zu Hilfenahme aller Mentalen Kraft die er aufbringen konnte, den Arm aus und ein Blitz aus reiner Energie schleuderte den Botschafter mehrere Meter weit davon, wo er gegen eine Felswand prallte und daran herunterrutschte.

 

Doch jetzt gingen auch die übrigen Kämpfer zum Angriff über. Bisher hatte er Glück gehabt,  doch er wusste nicht ob er es mit so vielen Aufnehmen

könnte, selbst mit der unheimlichen Fähigkeit die er Entwickelt hatte.

Die ersten Soldaten die ihn erreichten vielen durch eine Feuerwalze die vom Himmel herabstürzte. Den nächsten der ihm zu nahe kam entriss er mit einem Luftschlag die Waffe und brachte ihn damit zu Fall. Er vergaß irgendwann mitzuzählen, wie viele er besiegt hatte. Solange sie ihn nicht alle Gleichzeitig angriffen, war es egal.

Nach einer Weile sah Jaret sich um. Er war wie weggetreten gewesen, doch jetzt nahm er seine Umgebung wieder klarer war. Um ihn herum lagen wie geschnittener Weizen die gefallenen Krieger aus Seminium . Mindestens ein

Dutzend waren Tod oder Verwundet und er selbst war noch Unverletzt.  In vermeintlich sicherer Entfernung hatten sich die wenigen Überlebenden gerettet. Vermeintlich sicher. Jaret hob die verbrannte linke Hand und schleuderte einen Energieblitz in ihre Richtung der nichts als Asche zurückließ.

Er zählte die gefallenen. Fast zwanzig Mann. Und er hatte immer gewusste, dass er eines Tages hier stehen würde, nicht wahr? Eine Entfernte Erinnerung an ein dunkles Gewölbe und ein Aufgeschlagenes Buch. Es schien eine Ewigkeit her zu sein...

Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war. Er wirbelte herum, aber

zu spät. Obwohl er auswich traf ihn die Klinge und fügte ihm eine Schnittwunde zu. Jaret schleuderte den Boten mit einem Feuerball davon .Diesmal würde er nicht wieder aufstehen.

Aber das änderte nichts daran, dass er so gut wie tot war.Er spürte sofort wie das Gift zu wirken begann. Alles schien seine Form und Farbe zu verlieren.Seine Sicht verdichtete sich zu einem Wirbel aus Grautönen. Er machte noch zwei Unbeholfene Schritte in Richtung Seeufer, dann fiel er ins Wasser.

 

Einige Stunden später kam ein Wagen an dem Schlachtfeld vorbei. Auf dem Kutschbock saß ein Mann mit braunem

Haar, der seinen Hut in derselben Farbe tief ins Gesicht gezogen hatte. Sein Name war Alain. Auf dem Karren hatte er Getreide geladen, dass er ursprünglich in Hama hatte verkaufen wollen, doch als er sich der Stadt genähert hatte, war ihm eine Einheit unbekannter Soldaten entgegengekommen, die ihn weggeschickt hatten. Jetzt befand er sich auf dem Rückweg zu seinem Hof nahm allerdings noch einen Umweg. Vielleicht könnte er das Getreide ja in einem anderen Dorf verkaufen. Aber so gute Preise wie in der Stadt würde er dafür nicht bekommen. Seine Frau würde ihm deshalb bestimmt Vorwürfe machen. Aber es hatte auch Vorteile mit einer

Heilerin verheiratet zu sein.... Als er auf die Blutüberströmte Straße stieß, wurde er von dem Anblick aus seinen Gedanken gerissen.

Was war hier passiert? Hecktisch tastete er nach dem Dolch den er immer Verborgen unter seiner Kleidung trug.

Die Toten trugen die gleiche Uniformen wie die, die ihn angehalten hatten. Alle bis auf einen, der im See trieb. Alain war ein praktisch veranlagter Mensch. Was immer hier geschehen war, es war vorbei und vielleicht konnte er ja Nutzen daraus ziehen?

Er durchsuchte die weniger Schlimm zugerichteten Soldaten, fand aber nichts was ihm irgendwie nützlich sein könnte.

Dann wandte er sich dem Toten im Wasser zu.

Als er den Körper ein Stück aus dem Wasser ziehen wollte, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Der Mann atmete ja noch!

 

 

Revan ließ sie erst am Ende des Tages anhalten. Sie waren so schnell wie möglich gelaufen um möglichst viel Abstand zwischen sich und Hama zu bringen und möglicherweise, damit sie nicht nachdenken mussten.

Erst jetzt, wo sie sich in einer natürlichen Höhle einrichteten, die sich hinter ihrem Lager noch weiter erstreckte, sie hatten nur einen kleinen

Teil erkundet, erlaubte es sich auch Revan über alles, was in den letzten Stunden geschehen war nachzudenken. Sie hatten Jaret verloren und er fühlte sich Schuldig. Er hatte den Jungen gemocht.  Aber er schien halbwegs damit klar zu kommen. Redete er sich zumindest selbst ein. Zumindest besser als die anderen. Jade schien das ganze am Meisten zu schaffen zu machen. Sie gab sich wahrscheinlich die Schuld. Immerhin, währe sie nicht verletz worden, wären sie weitaus schneller vorangekommen. Allerdings wären sie ohne sie gar nicht erst aus der Stadt gekommen....

,, Lis.“ , flüsterte er. ,, Rede mit ihr.“

,, Wieso machst du das nicht selbst ?“ , fragte das Irrlicht bissig, das sich wie immer in seinem Mantel verborgen hielt.

,, Weil ich schlecht in so was bin. Und weil ich an einem Plan arbeite. Das darf heute nicht alles Umsonst gewesen sein.“ Es wird nicht umsonst gewesen sein, schwor er sich.

 

 

 

 

 

 

Kapitel 20 Erinnerungen (Verloren)

 

 

,, Eine Rebellion ist leicht entfacht. Mit den richtigen Worten kann man Reiche stürzen.

Und mit den Falschen ist die Flamme des Umsturzes auch genauso schnell wieder gelöscht.“

 

Um Jaret war alles dunkel. Er erkannte schnell, dass er sich in einer Vision befand. Er verstand allerdings nicht, wieso er nichts sehen konnte. Doch dann baute sich langsam ein Lichtschimmer auf, in dem er die Umrisse eines

Gegenstands  sehen konnte. Es war ein Sarg. Sonst konnte er nichts weiter von der Umgebung erkennen. Auf dem Sarg in den Stein gemeißelt befand sich ein offen stehendes Auge das ihn wenn er sich nach rechts oder links bewege zu verfolgen schien. Dazu hörte er eine flüsternde Stimme. ,, Dies ist der Ort . Hierher. Erfülle dein Schicksal.“ Über dem Grab erschien für einen kurzen Moment eine Gestalt. Sie trug die Krone eines Königs, zusammen mit einem Schwert dessen Knauf ebenfalls ein Auge war, dessen Pupille allerdings aus einem Smaragd bestand. In der Parierstange waren Saphire verarbeitet worden und der Griff selbst war Kupferfarben.  Um

den Hals aber, trug die Gestalt etwa, dass Jaret viel mehr interessierte und seinen Blick wie Magisch anzog. Es war ein Amulett, ebenfalls in Kupferfarbe gehalten stellte es genau wie der Knauf das Augen-Symbol auf dem Sarg dar. Auch hier bestand die Pupille aus einem zu geschliffenem grünem Stein.

Jaret erwachte...

 

,, Ganz ruhig. Sie haben einiges Hinter sich und verdammtes Glück das sie noch leben. Margaret meinte, dass sie eigentlich hätten Tot sein müssen...“
Jaret setzte sich langsam auf. Er befand sich in einem Niedrigen Raum aus Holzlatten und lag auf einer einfachen

Strohmatratze. Über ihn gebeugt stand ein Mann mit einem braunen Hut aus Wildleder und an der Tür zum Raum eine Frau die einen einfachen Rock trug. Ihre Haare waren schwarz stellenweise allerdings bereits teilweise ergraut. Im Raum verteilt hingen zum Trocknen aufgehängte Kräuter. Die meisten erkannte Jaret und auch ihren Verwendungszweck aber einige waren ihm vollkommen unbekannt.  Wenn er sich nur erinnern könnte wo er die Verwendung der Kräuter gelernt hatte.... Er war ja schon froh gewesen als ihm sein Name eigefallen war. Ansonsten war da einfach…. Nichts.

,, Wer sind sie ?“ , fragte Jaret nachdem

er sich etwas aufgesetzt hatte.

,, Ich bin Alain und das ist meine Frau Marta. Wir haben dich vor ein  paar Tagen gefunden und hier hergebracht. Du warst ziemlich übel zugerichtet. Margaret hat auf Gift getippt. Irgendwas ziemlich fieses, dass sie nicht kannte. Aber du scheinst dich ja ganz gut erholt zu haben. Wie heißt du?“ , fragte er zum Schluss bevor er sich eine pfeife anzündete und in einen Stuhl setzte.

Er brachte eine Weile. Sein Kopf war fast vollkommen leer nur einzelne Bilder mit denen er nichts anfangen konnte, die stets am gleichen Punkt endeten. Sein Traum von eben. Zumindest glaubte er, dass es ein Traum gewesen war.

,, Jaret , antwortete er schließlich. ,,Jaret Weißläufer aus....“ Es fiel ihm nicht mehr ein. Dabei war er sich sicher, dass es wichtig sein würde.

,, Ich weiß es nicht mehr :“ , gab er schließlich zu. ,, Alain, haben sie irgendetwas bei mir gefunden ? Einen Brief oder irgendetwas ?“ , fragte Jaret . Es war sein einziger Hoffnungsschimmer.

,, Nur diese Zeichnung hier.“ , sagte Margaret und holte ein Stück Papier mit einer etwas verwaschenen Zeichnung hervor. ,, Es ist durch das Wasser etwas Beschädigt worden“ , entschuldigte sie sich , ohne das Jaret verstand um was es ging. Er konnte sich an kein Wasser

erinnern. Auch die Zeichnung sagte ihm nichts. Nur in einem Entfernten Teil seines Gedächtnisses blitzte kurz ein Bild auf. Ein Schreibtisch an dem eine Tabajaxie saß bei deren Anblick er einen kurzen Stich verspürte.

Er erinnerte sich nicht an ihren Namen. Er schob die Erinnerung beiseite. Sie half ihm nicht weiter. ,, Was ist das ?“ , fragte er stattdessen. ,, Ein Wappen oder so was wie ein Siegel ?“

,, Nun ich kenne mich mit dem Ganzen nicht so gut aus. Aber Margaret meinte es könnte...“

Bevor einer der beiden Weitersprechen konnte hörten sie von draußen einen Tumult. Aufgebrachte Stimmen Schrieen

durcheinander. Er hörte irgendjemanden aufschreien. Dann trat Ruhe ein.

,, Oh, nicht schon wieder. Das dritte Mal seit Hama ihnen in die Hände gefallen ist.“ , rief Alain und rannte aus der Hütte, gefolgt von Margaret. Jaret kam etwas langsamer hinterher. Er war noch etwas Wacklig auf den Beinen und wenn er seine Hände beobachtete zitterte auch diese Stark.

Draußen vor der Hütte, die nur eine von vielen Gebäuden auf dem ganzen Gelände waren, das an einige Felder und Weiden angrenzte, stand eine Gruppe bewaffneter Männer in Rot-goldenen Panzerungen. Einer von ihnen hatte einen Bauern der mit einer Axt auf ihn

losgegangen war niedergestreckt.

,, Ich hatte ihm doch gesagt, er soll sich zurückhalten.“ , hörte er Margaret hinter sich murmeln. ,, Armer Teufel.“ , stimmte ihr Alain zu und nahm seinen Hut ab.

Ein Mann in edler Kleidung trat hinter den Soldaten hervor. In der Hand hielt er eine Pergamentrolle aus der er Laut vorzulesen begann.

,, Im Namen seiner Majestät Avarem dem Dritten, König von Arbitrium und neuer Herrscher von Raven und Egarium und des in seinen Namen regierenden ersten Zauberers Ruben Darelto, ergeht folgender erlass :

,, Zwecks der neuen Verwaltung der

Länder Raven und Egarium muss sich, aus jedem Dorf eine Gruppe abgeordneter in der Hauptstadt einfinden. Diese Anzahl an Personen beträgt mindestens ein Drittel aller Einwohner der jeweiligen Ortschaft.“

,Das ist schon das dritte mal, dass aufgrund irgendwelcher Erlasse Leute weggeholt werden.“ , sagte Alain leise. ,, Wen sie noch mehr holen ist dieses Dor bald ausgestorben.“

,, Ich würde da nicht mitgehen.“ , sagte Jaret den ein ungutes Gefühl beschlich. Es war nur ein Gefühl, aber momentan hatte er auch nichts anderes auf das er sich verlassen könnte.

,, Die Untertanen die genannt werden,

werden mit den hier anwesenden Soldaten in die Hauptstadt reisen und....“
,, Das glaube ich weniger.“ , meinte Jaret, doch er flüsterte nicht verängstigt wie die anderen. Er sprach die Worte klar und deutlich. Die Männer konnten ihn gar nicht überhören. Er wusste nicht, warum er es gewagt hatte zu sprechen. Es kam ihm einfach wie das Richtige vor. Und eine gewisse Selbstsicherheit erfüllte ihn.

Er trat aus der Menge hervor. Gekleidet in seine mittlerweile zerrissenen und abgetragenen Kleider und immer noch nicht völlig wiederhergestellt musste er ein erbärmliches Bild abgeben.

,, Has du hier was zu sagen Bursche ?“ ,

fragte einer der Soldaten aggressiv. ,, ich würde mich ganz schnell wieder verstecken wenn ich du wäre. Sonst gibt’s Ärger“ , sagte er drohend und legte eine Hand auf den Griff seines Schwerts.

,, Und ich würde sagen ihr verschwindet hier, wenn ihr nicht herausfinden wollt was Ärger wirklich bedeutet.“ , meinte Jaret. Er wusste nicht woher er seine Selbstsicherheit nahm. Sie war einfach da. Und noch etwas anderes. Ein loderndes Feuer tief in ihm, das sich von jetzt auf gleich entzündet hatte und sich einen Weg nach draußen zu suchen begann.

Der Mann verlor jetzt endgültig die

Geduld und stürzte sich mit gezogener Waffe auf Jaret.

,, Ich hab ihn gewarnt.“ , sagte Jaret nur und streckte eine Hand in Richtung des anstürmenden Mannes aus. Der Soldat lief gegen eine Unsichtbare Wand und fiel Rückwärts in den Dreck.

Im ganzen Dorf erschallte Gelächter, aber auch erschreckte Rufe und fragen nach dem was vor sich ging, als sich der Mann langsam wieder aufrichtete. Nun jedoch Griffen auch die anderen Wachen zu den Waffen und das Gelächter verstummte schlagartig.

,, Da hält sich jemand für besonders Witzig. Grade Richtig für ein Exempel.“ , wies der Mann mit dem Pergament

seine Schutztruppe an.

Der Mann der vorher schon gefallen war ging erneut auf Jaret los. Der jedoch hielt wieder die Hand hoch, diesmal jedoch ballte er sie zu Faust und ließ sie wieder Richtung Boden schnellen.

Innerhalb von Sekunden bedeckte sich der Himmel. Wind peitschte durch die Gassen des Dorfs und die Wolken schienen zu kochen.

Der Mann wurde von einem Blitz getroffen, dessen Druckwelle auch die andern zurückwarf. Entsetzte Schreie gingen durch die Versammelten Bauern die sich die Ohren zuhielten.

Wenige Augenblicke nach dem Einschlag war der Himmel wieder Blau.

Als der Herold sah wie seine Leute zu Boden gingen, trat er selbst vor. Nettes Magisches Kunststück. Mich würde wirklich Interessieren  wer dir das Beigebracht hat, aber ich denke hier ist Schluss.“

Der Mann schleuderte seinerseits einen Blitz auf Jaret, den dieser jedoch Mühelos abwehrte und in ein Scheunendach umlenkte, welches durch den plötzlichen Energiestoß in sich zusammen fiel.

 

Während noch die Trümmer des Dachs herabregneten schleuderte Jaret einen Feuerball auf den Magier. Der hatte sich durch den abgewehrten Angriff nicht

beeindrucken lassen und umgab sich nun selbst mit einem schimmernden Energieschild.  Einige Sekunden lang war der Herold noch von dem Schild geschützt, dann brach dieser zusammen und im nächsten Moment blieb von ihm nur ein rauchender Aschehaufen.

Die umstehenden Dorfbewohner waren noch einen Moment still. Dann kam der erste, ein Mann in einer schlichten Lederweste, angelaufen: ,, Was habt ihr getan?“ , rief er anklagend.

,, Die kommen wieder und diesmal bleibt es nicht bei einer höflichen Bitte.“

Jaret  ging in die Mitte des Kreises der aus den Bauern gebildet wurde.

 

,, Ihr wärt da also lieber mitgegangen ?“ , fragte er laut in die Runde. ,, Wenn dem so ist und das ganze so harmlos ist, wieso haben sie dann den Mann da getötet ?“ , fragte Jaret und sah in die Richtung wo immer noch der Mann am Boden lag, der ganz zu beginn von den Arbitrischen Soldaten getötet worden war.

,, Diese Leute haben euer Land besetzt. Ihr glaubt doch nicht wirklich, das die euch an einer,, Verwaltung“ beteiligen wollen . Wer das glaub“ ,und dabei zeigte er mit ausgestreckter Hand auf den Mann der zuerst gesprochen hatte, der dabei Zusammenzuckte als hätte er einen weiteren Blitz oder einen Feuerball

erwartet, ,, ist entweder dumm oder verzweifelt. Was seit ihr?“ , fragte er den Mann öffentlich.

,, Keins von beiden.“ Der Mann sah betreten zu Boden. ,, Ich glaube nur dass ihr mehr Ärger macht als notwendig wäre.“ Bei diesen Worten sah er Jaret wieder direkt ins Gesicht.

,, Und möglicherweise habt ihr damit Recht. Trotzdem. Wollt ihr euer leben lieber in die Hände der Leute legen die euer Land erobert und eure Städte zerstört haben oder wollt ihr eure Eigene Zukunft bestimmen?“  Er sah kurz in die Rune. Einige Leute schienen ihm gebannt zuzuhören, bei andern sah er nichts als blanke Ablehnung gegen einen

abgerissenen Fremden der zu einer Rebellion aufrief, denn das war, wie ihm mit einem mal bewusst wurde, genau das was er tat.

,, Wollt ihr euch weiter hinter euren Schatten verstecken oder wollt ihr heute und in alle Zeit beweisen, dass ihr euch nicht Beherrschen lasst, dass man mit euch nicht machen kann was man will ?  Ich fordere euch heute auf, diese Entscheidung zu treffen. Wollt ihr Selbstbestimmt leben und sterben, oder Sklaven sein? Was seit ihr? Frei oder Unfrei ?“

Bei den Meisten hatte seine improvisierte Rede offensichtlich doch Anklang gefunden. Ein Chor von Stimmen

antwortete: ,, Frei.“ Alain und Margaret waren darunter. Einige andere, die Minderheit, darunter der Mann der zuerst mit Jaret gesprochen hatte, wandten sich zum gehen. Jaret war sich noch nicht ganz im klaren, was er losgetreten hatte, er wusste nur ,verknüpft mit fernen unerreichbaren Erinnerungen die ihm Entglitten wenn er sich näher mit ihnen Beschäftigte, dass es das Richtige war. Es hatte begonnen. Er wusste nur noch nicht was.

 

 

Am Abend versammelten sich die Dorfältesten, darunter Alain zusammen mit Jaret in der Versammlungshalle des

Dorfes.

,, Arbitrium wird sich vermutlich nicht so schnell um ein paar vermisste Soldaten kümmern. Dafür ist das neue Gebiet das sie abdecken müssen zu groß. Aber früher oder später werden sie hier auftauchen und dann müssen wir vorbereitet sein.“ , begann Jaret.

,, Ich schlage vor wir schicken Freiwillige zu den anderen Dörfern. Jeder der sich uns anschließen will ist Herzlich eingeladen. „ , schlug Alain vor.

Die Versammlungshalle war ein einfacher Langgezogener Bau in dessen Inneren eine Tribüne aufgestellt war, auf der die Ältesten Platz nahmen. Vor der Tribüne befanden sich Bänke auf denen sich die

übrigen Dorfbewohner versammelt hatten. Jaret selbst stand als Antragsteller au der Tribüne vor den Stühlen der Ältesten.

,, Wir werden auch Waffen brauchen.“ , gab ein anderer Mann mit langem grau meliertem Bart zu bedenken, der sich später als Thorolf vorstellte. ,, Woher sollen wir die nehmen. Die meisten hier haben, wenn überhaupt grade einmal Dolche. Im besten Fall Pfeil und Bogen. Auch gibt es Leute unter uns, die nicht einmal Wissen, an welchem Ende sie ein Schwert halten müssten.“ Der Kommentar erntete einige Lacher vor allem aus de Reihen der Älteren die Teilweise in den letzten Kriegen gedient

hatten.

,, Wenn wirklich so viele kommen, wie ihr hofft Jaret, was ich übrigens immer noch stark bezweifle , werden wir auch Unterkünfte brauchen. Habt ihr daran auch gedacht?“

Der Mann der gesprochen hatte, war derselbe, der ihm auch schon vorher widersprochen hatte.

Zur Überraschung Jarets meldete sich eine weitere Person aus den Zuhörern zu Wort.

Ein Tabajaxie.

,, Wir können für Unterkünfte sorgen. Es gibt viele Tischler und Holzfäller hier. Es sollte kein Problem sein ein paar Baracken zu errichten. Ich und einige

andere haben dieses Thema bereist vor der Versammlung besprochen. Material gibt es in den umliegenden Wäldern mehr als genug.“

Er setzte sich wieder hin.

,, Aber was ist mit Lebensmitteln ?“ , fragte wieder der Mann in der Lederweste.

,, Wo sollen wir die hernehmen ? Wir können unmöglich soviel Produzieren.“
Jaret hatte sich über diesen Punkt schon selbst Gedanken gemacht und eine einfache Lösung gefunden, die zudem auch noch ihren Feind empfindlich Reizen würde.

,, Wir gehen Jagen.“ , antwortete er einfach nur. Die Jagd auf Wild war auch

im demokratischen Egarium nur den Höhergestellten erlaubt gewesen, doch da diese dieses Privileg nur selten in Anspruch genommen hatten, quollen die Wälder fast über vor Wildtieren.

,, Schön. Mal angenommen, dass würde alles funktionieren. Ohne Waffen wären wir ziemlich schnell am Ende. Und falls wir nicht mit Holzknüppeln auf sie los sollen, sehe ich nicht wie das zu lösen wäre.“ , widersprach wieder der Mann mit der Lederweste. ,, Und wie bitte sollen wir uns gegen gut ausgerüstete und Ausgebildete Soldaten wehren ?“

,, Ich werde es euch beibringen.“ , erwiderte Jaret selbstsicher. ,,Doch zunächst brauchen wir Waffen. Ich

beabsichtige diese direkt von unserem Feind zu holen. Es gibt nun fast ein dreimal so großes Gebiet zu verwalten und zu versorgen. Unter anderem auch mit Waffen. So sieht also der Plan aus. Wir werden einen Waffentransport überfallen. Freiwillige ?“

Er ging langsam von der Tribüne herunter, dann als er grade eine kleine Treppe an der Seite herabsteigen wollte sagte er noch: ,, Ach ja. Wir werden auch Befestigungen brauchen. Kann hier jemand eine Palisade errichten?“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 21 Aufstand

 

,, Das Schicksal ist ein seltsames Konstrukt. Man meint davor wegrennen zu können, manchen gelingt dies wohl auch, aber meistens findet man sich dann doch genau da wieder wo man sein sollte. Auf dem Schlachtfeld.“

 

 

 

Revan sah hinunter auf die menschenleere Straße. Sie hatten ihr Lager etwas abseits der Wege aufgeschlagen, nur für den Fall das man noch nach ihnen suchte. Mittlerweile

war alles rund herum dunkel geworden und hinter sich konnte Revan die übrigen Schlafen sehen. Für ihn selbst war an Schlaf nicht zu denken. Er beschäftigte sich unablässig mit der einen Frage die ihn keine Ruhe mehr finden lies. Was sollten sie jetzt tun? Es gab niemanden mehr an den sie sich wenden könnten. Das einzige was ihnen momentan übrig blieb war wegzulaufen. Und das ging allen an die Nerven. Die letzten Tage waren nicht grade einfach gewesen. Seit sie Jaret vor Hama verloren hatten, hatten sich vor allem der Zauberer Giller und Jade in Schweigen gehüllt. Der Ravenische Soldat Konstantin hatte auch nicht grade zur allgemeinen

Launenaufbesserung beigetragen.

Und jetzt saß er hier und sah hinab zur Straße auf der er gemeint hatte einen schwachen Lichtschein zu sehen.

 

Jaret lag mit einem halben Dutzend Dorfbewohner an einem Hang der zur Straße hinaufführte. Laut einigen Informationen die sei eingeholt hatten, aus meist nicht sehr zuverlässigen Quellen wie Reisenden und Bewohnern  aus den Ortschaften an der Straße, kamen öfters schwer bewachte Transporte diese Straße von Hama kommend Richtung Erane entlang. Und wenn Jaret richtig lag, wusste er was sie geladen haben würden.

Zuvor hatte einer von ihnen mit einer Fackel die Straße ausgekundschaftet und tiefe Wagenspuren entdeckt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sie Richtig lagen. Nachdem er sich sicher sein konnte, hatte Jaret die wenigen Waffen der Dorfbewohner verteilt und war mit ein paar Freiwilligen losgezogen. Er selbst trug ein Schwert, dass ihm einer der Dorfältesten gegeben hatte. Die Klinge bestand mehr aus Rost denn aus Stahl. Er bezweifelte zwar, dass er es brauchen würde, hatte die Waffe allerdings trotzdem Angenommen.

Am Rande seines Gesichtsfeldes tauchte ein schwacher Lichtschimmer auf und er hörte das Geklapper von schweren

Panzerungen und Waffen und dazu das donnern von Hufen. Der Trupp war tatsächlich nachts unterwegs. Er hatte fast damit gerechnet bis zum nächsten Morgen hier warten zu müssen.  Umso besser.

Er gab seinen Leuten ein Zeichen sich bereit zu halten. Das waren Ausgebildete Soldaten. Berufskrieger. Und seine Männer lediglich Entschlossene Bauern. Ihr einziger Vorteil war die Überraschung. Sie würden warten bis die Männer genau auf Höhe des Hangs waren und dann... Mit etwas Glück wäre alles vorbei ehe sie überhaupt begriffen das sie Angegriffen wurden.

Er wagte sich etwas weiter vor und

verschaffte sich einen Überblick.

Es waren insgesamt drei abgedeckte Wagen. Auf jeder Seite gingen Sieben Männer und an der Spitze der Karawane ging ein weiterer Mann, der eine Vollpanzerung und einen Zweihänder trug. Irgendetwas schien mit seinen Augen nicht zu Stimmen, aber Jaret wagte sich nicht näher ran aus Angst vorzeitig entdeckt zu werden. Er würde es früh genug rausfinden.

Die Karawane kam langsam näher und in dem Moment wo sich die Männer direkt auf Höhe des Hangs befanden gab Jaret den Befehl und seine Leute standen vom Hang auf und tauchten aus dem gegenüberliegenden Wald auf. Die ersten

paar Soldaten fielen sofort. Sie waren viel zu überrascht um sich zu wehren. Einige kamen nicht mal mehr dazu ihre Waffen zu ziehen und da sie bis auf den Anführer allesamt nur schwach gepanzert waren hatten sie dem Überraschungsangriff nichts mehr entgegenzusetzen. Doch die anderen fingen sich Schnell wieder und schlugen mit aller Macht zurück. Währenddessen ließ Jaret einen Feuerball durch die Luft segeln direkt auf den Karawanenführer zu. Dieser Wich jedoch aus und die Flammen entfachten einen Brand im Wald hinter ihnen. Die Arbitrischen Soldaten hatten sich inzwischen wieder gesammelt und versuchten die Angreifer

zurückzutreiben. Einer der Dorfbewohner griff den Karawanenführer an doch der Richtete im selben Moment einen länglichen Gegenstand auf ihn. Der Dorfbewohner wurde zurückgeschleudert und krachte gegen einen Baum. Ruben musste auch die Offiziere seiner Armee mit Zauberstäben ausgerüstet haben.

Ein weiterer von Jarets Leuten sah das und warf ein Messer nach dem Anführer. Die Klinge blieb in der Schulter des Mannes stecken, doch der Kämpfte einfach weiter als würde er die Wunde gar nicht bemerken. Jaret hatte mittlerweile Drei weitere Wachen mit einem Blitz erledigt, doch der

Karawanenführer machte ihnen immer noch Probleme. Und jetzt fielen ihm auch wieder die Augen ein. Die Augen glühten in einem gespenstisch blassen Grün-Blau.

Er hatte das doch schon mal irgendwo gesehen. Wenn ihm bloß wieder einfallen würde wo.

,, Überlasst den Kerl mir. Kümmert euch um die anderen.“ Wies er seine verbliebenen Mitstreiter an bevor er sich selbst in einen Schlagabtausch mit dem Anführer stürzte.

Er wurde von dem Mann sofort in den Nahkampf gezwungen und sooft er versuchte einen magischen Angriff anzubringen blockiert. Doch dann vernachlässigte der Mann seine Deckung

und Jaret schlug mit aller Kraft zu. Und starrte auf das seltsame Schauspiel. Der Mann hätte Tod sein müssen. Die Klinge hatte den Panzer förmlich zerfetzt und aufgerissen und ragte dem Mann aus der Brust. Doch der ging einfach weiter auf Jaret los, jetzt auch wieder mit dem hölzernen Stab so das Jaret den Energiewellen ausweichen musste.

,, Jetzt ist aber Schluss.“ , rief er dem Ding entgegen. Er zweifelte mittlerweile daran, dass es noch ein Mensch war. Er sammelte einen Energiestoß in seinen Händen und schleuderte den auf den wandelnden Toten. Die geballte Energiekugel traf den Mann und verbrannte ihn vollständig zu Asche.

,, Ich denke, der steht nicht mehr auf.“ , bemerkte einer von Jarets Männern die Mittlerweile auch die restlichen Soldaten getötet oder festgesetzt hatten.

,, Gut. Machen wir dass wir hier wegkommen. Ich möchte nicht das überraschend Verstärkung auftaucht. „ Er sah auf den Aschehaufen zu seinen Füßen.  ,, Oder Schlimmeres.“

Sie setzten die Karren wieder in Bewegung und machten sich so schnell wie möglich auf weg von der Straße und auf einigen der kleineren Nebenwege in Richtung Dorf auf.

 

Revan spähte angestrengt in die Dunkelheit. Was war da eben passiert?

Ein Lichtblitz auf der Straße unter ihnen. Waffengeklirr und dann das fortgesetzte Geklapper von Hufen die langsam in der Dunkelheit verhallten. Ein gewöhnlicher Raubüberfall, dachte er zuerst und war froh dass sie sich entschieden hatten so weit von der Straße wegzubleiben.

Aber dann sah er das Feuer, das plötzlich aus dem nichts auftauchte. Eine Fackel aus Licht die den Wald einen Moment taghell erleuchtete.

Wer immer da unten war, einer von ihnen war ein Zauberer. Und das bedeutete sicher nichts Gutes. Sie würden besser hier verschwinden, bevor sie noch entdeckt wurden.

Vorsichtig zog er sich tiefer in die

Schatten zurück und schlich Richtung Lager.

Dort angekommen weckte er die übrigen auf und berichtete was er eben beobachtet hatte.

 ,, Ich denke nicht, dass wir uns hier noch länger aufhalten sollten. Eben hatten wir noch Glück, aber ich will das ganz sicher nicht überstrapazieren. Wir sollten so schnell wie möglich weg.“, erklärte er nachdem alle einigermaßen wieder wach waren.

,, Wer war es ?“ , fragte Konstantin nach. ,, Habt ihr erkennen könne wer Überfallen wurde und von wem ?“

,, Nein, aber ich denke sie sind jetzt weit genug weg, dass wir uns umsehen

können. Wir werden es also früh genug herausfinden.“, meinte Revan während sie das wenige das sie bei sich hatten zusammenpackten und sich an den Abstieg den Bewaldeten Hang hinab in Richtung Straße machten.

An der Straße angekommen zeigte sich das ganze Ausmaß des Überfalls. Ein halbes Dutzend Soldaten in Rot-goldenen Uniformen lagen über die ganze breite des Wegs verteilt.

In der nähe brannte immer noch die Stelle wo der fehlgeleitete Feuerball eingeschlagen war, der Revan hatte stutzig werden lassen. Revan ging etwas die Straße entlang, als er in einen Aschehaufen trat.

,, Giller, können sie sich das mal ansehen.“ , rief er dem Zauberer über die Schulter zu.

,, Ich denke hier hatte jemand nicht so viel Glück.“

Der Zauberer kam, sich immer noch nach allen Seiten umsehen, zu Revan gelaufen und sah sich den Aschehaufen an.

,, Interessant.“ , sagte er nur und nahm eine Handvoll des Staubs und ließ ihn langsam wieder zu Boden rieseln. Dann probierte er noch ein Korn davon. ,, Wirklich sehr interessant.“ , schloss er.

,, Können sie das auch mal erklären ?“ , fragte Revan der ungeduldig wurde.

,, Seht selbst.“ Der Zauberer nahm

wieder eine Hand Asche und ließ sie zurück auf den Boden rieseln. Grün-bläuliche Funken stiegen davon auf.

,, Seht ihr ?“ , fragte er. Revan nickte nur. ,, Was ist das ?“

,, Probiert etwas davon.“. meinte Gerret nur.

Revan wusste nicht wo zu es gut sein sollte, aber er ließ sich darauf ein und probierte ein Aschekorn. Er spuckte es sofort wieder aus, trotzdem standen ihn Tränen in den Augen und er atmete heftig. ,, Bei allen Göttern. Als würde man sämtliches Leid der Welt gleichzeitig vor sich sehen.“ Es war noch untertrieben, aber ihm viel kein besserer Vergleich ein.

,, Wie ich schon sagte. Sehr interessant.“

,, Also, was ist das ?“ , fragte Revan wieder nachdem er sich einigermaßen erholt hatte. Er überlegt grade, was wohl passieren würde, wenn man eine größere Menge dieser Asche einatmete. Er wollte es lieber nicht herausfinden und war froh, dass kein Wind ging.

Mittlerweile hatten sich auch Jade und Konstantin bei Ihnen eingefunden.

Giller ließ wiederholt etwas von der Asche auf den Boden rieseln. Wieder stiegen grünliche Funken auf.

,, Was ihr hier seht, sind die Überreste eine gefangenen Seele. Ruben muss diesen armen Mann nach seinem Tod

zurückgeholt haben. Fragmente dieser Prozedur bleiben auch nach dem Tod erhalten und befinden sich jetzt in der Asche. Zusammen mit allen Erinnerungen an die Zeit der Versklavung dieses Teufels. Das ist es was ihr hier seht. Und das geht wirklich zu weit.“, endete er und ballte die Faust mit der Asche darin. Er entzündete ein Feuer und vernichtete die Überreste nun Vollständig.

Dann wies er sie an die Asche zu nehmen und zu verteilen. Möglichst großflächig.

Sobald die Asche verteil war  machten sie sich auf den Weg, ohne es zu wissen genau in die entgegengesetzte Richtung die Jarets Waffentransport genommen

hatte.

 

Sie kamen erst zwei Tage später wieder im Dorf an. Die Wagen hatten ihr vorankommen behindert und auch der bald einsetzende Regen hatte es ihnen nicht leicht gemacht.

Auf dem Weg weiter ins Dorf sah Jaret bereits Stellen an denen Hüten errichtet wurden. Gerüste wurden aufgebaut, Gebäudebegrenzung gezogen. Und er sah überraschend viele Fremde Gesichter, die alle eifrig Beschäftig waren. Entweder halfen sie beim Bau mit oder gingen mit Äxten oder Pfeil und Bogen in Richtung Wald.

Als man sie erkannte wurden Jaret und

seine Überlebenden Männer stürmisch begrüßt. Die Karren wurden abgeladen und die Waffen im ersten neuen Gebäude eingelagert.

Danach machte er sich auf zur Versammlungshalle. Jaret wollte wissen, was in der Zwischenzeit alles geschehen war. Zu seiner Überraschung befand sich nur der Mann mit der Lederwest in der Halle, derjenige der ihm immer wieder widersprochen hatte.

,, Ich muss mich wohl Entschuldigen.“ , begann er. ,, Wie es aussieht, haben sie in jedem Punkt recht gehabt.“

,, Wie meinen sie das ?“ , fragte er.

,, Wir haben in den letzten Zwei Tagen Boten in alle anderen Ansiedlungen und

Städte in der Nähe geschickt. Vorgestern kamen hier Fünfzig Mann an. Jeder einzelne der Vertreter einer weiteren Siedlung, und versprachen, dass man uns beistehen würde. Gestern tauchten hier fast Fünfhundert Männer mitsamt ihren Familien und allem was sie Tragen konnten auf. Stündlich kommen mehr. Und jetzt kehr ihr mit den Benötigten Waffen zurück. Ich glaube ich habe mich geirrt. Tut mir Leid.“

,, Was sollte euch leid tun. Ich war bis jetzt selbst nicht sicher, ob es klappen würde. Aber ich bin doch froh, dass ihr euch selbst überzeugt habt.“

Der Mann mit der Lederwest streckte ihm die Hand hin. ,, Ich bin übrigens

Owen.“ , sagte er noch als Jaret einschlug und sich dann verabschiedete um sich mit den übrigen Dorfältesten zu beraten. Jetzt würde der schwierigste Teil kommen. Sie hatten Waffen, Leute und Vorräte. Jetzt brauchten sie ein Militär. Und das würde der allgemeinen Euphorie des Aufstands einen gewaltigen Dämpfer verpassen. Jetzt würde die Zeit der Verluste beginnen.

 

 Am Nachmittag des nächsten Tages wartete Jaret auf einem Hügel über dem Dorf. Er hatte die Zehn besten Männer und Frauen zusammengerufen. Er konnte nicht alle ausbilden, aber wenn er es bei den Zehn schaffte, könnten sie ihr

Wissen weitergeben.

Die Zehn tauchten einer nach dem anderen auf. Owen war der erste. Jaret hatte sich spontan dazu entschlossen ihn dazuzuholen. Niemand kämpft besser als ein Bekehrter, dachte er einen Moment und haste sich selbst  für den Gedanken. Es kamen auch noch Alain mit seiner Frau und der Tabajaxie der in der Ratshalle gesprochen hatte. Dazu noch einige weitere die er bereits beim Angriff auf die Waffenlieferungen dabei gehabt hatte.  Alles Leute denen er zumindest glaubte voll und ganz vertrauen zu können.

Die Männe hatten alle eine Waffe ihrer Wahl aus den Beutestücken mitgebracht.

Owen hatte ein einfaches Schwert ausgesucht. Jaret entschied das er mit ihm beginnen würde.

Er trat einen Schritt vor. ,, Zuerst einmal müsst ihr lernen das es so etwas wie einen ,,fairen Kampf“ nicht gibt. Es gibt nur eine Regel. Den Gegner schneller Besiegen als er es kann. Dazu müsst ihr ihn unter Druck setzten. Ihn überraschen.  Owen, greift  mich an.“ , wies er den Mann an.

Er selbst hatte sein Schwert ein Stück weit hinter sich in der Erde stecken und machte keinerlei Anstalten nach der Waffe zu greifen.

,, Du bist ja nicht mal bewaffnet, wie soll das denn....“

,, Owen tut mir einen gefallen. Macht es einfach.“

Der Mann gab ein resigniertes Seufzen von sich  und stürzte sich mit erhobenem Schwert auf Jaret, machte allerdings kurz vor ihm halt. Die Leute die hinter ihm standen sahen nichts, aber die die weiter am Rand standen erkannten das Jaret einen Dolch, den vorher keiner von ihnen bemerkt hatte wenige Millimeter von Owens Gesicht entfernt hielt.

,, Da ist der erste Fehler. Stürzt euch nicht einfach Blind in den Kampf. Beobachtet so gut ihr könnt. Findet Schwachstellen oder Hinterhalte, bevor ihr hineintappt.“ Er zog sein Schwert wieder aus dem Boden und bedeutete

ihnen einen Kreis zu bilden. Dann stellte er sich selbst in die Mitte. ,, Ich möchte das ihr mich alle Angreift. Egal wer , egal wie viele. Ihr dürft euch nur nicht absprechen. Los.“

Es dauerte nicht lang bis einer der Männer hinter Jaret einen Angriff wagte. Dieser musste sich allerdings überrascht am Kopf kratzen als Jaret den Angriff mühelos abwehrte.

Jaret erkannte Alain. Auch ihn hielt er für Fähig genug. Aber der Mann hatte einen großen Fehler gemacht.

,, Woher hast du das gewusst ?“ , fragt er ihn nachdem die Übung abgeschlossen war. Jaret hatte keinen einzigen Kratzer, die anderen dagegen Blaue Flecken und

Schnitte.

,, Du hättest auf den Mann achten müssen der vor mir stand. Er hat dich gesehen. Seine Augen haben gezuckt. Eine weitere Regel im Sinne von Beobachte. Einen Kampf gegen eine Übermacht kann man nur Gewinnen wenn man weiß wer als nächstes Angreifen wird. So kann man einen eigentlich gut koordinierten Angriff im Chaos enden lassen. Außerdem hat es auf die meisten einen ziemlich abschreckenden Effekt wenn man weiß was hinter sich geschieht.“, erklärte er. Dann stand er auf und sagte. ,, Okay Leute. Wir haben noch einiges zu tun.“ Die Übungen gingen weiter. Wenn sie

auch nur den Hauch einer Chance haben wollten, mussten sie so gut wie möglich vorbereitet sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 22 Erste Bewährung

 

 

,, Man kann sich seine Feinde nicht aussuchen. Wohl aber seine Verbündeten.“

 

 

 

Seit jenem ersten Tag auf dem Hügel über dem Dorf, waren bereits mehrere Wochen vergangen.

Jaret saß nun genau dort wo er seine Zehn ausgebildet hatte und sah auf das mittlerweile stark angewachsene Dorf hinab. In den letzten Tagen war die

Bevölkerung von ein paar Dutzend Bewohnern auf über Fünfhundert Freiwillige aus allen Teilen des Landes und allen Schichten

der Gesellschaft angewachsen. Mittlerweile kamen sie mit dem Barackenbau kaum hinterher, denn jeden Tag trafen mindestens Vierzig weitere Leute ein die sich ihnen anschließen wollten. Erst gestern hatte Jaret eine Gruppe von fast Achtzig Köpfen willkommen geheißen. Ein gesamtes Dorf, das sich auf den Weg gemacht hatte um sich ihnen anzuschließen. Auch standen bereits die ersten Abschnitte der Palisade. Sie würde zwar keinem größeren Angriff standhalten, war aber

besser als nichts.

Das einzige was Jaret immer noch Sorgen machte, waren seine immer noch vernebelten Erinnerungen. Wer war er? Woher kam er? Er wusste es nicht. Nur ab und zu Blitzten Namen und Gesichter wie vorüberfliegende Schneeflocken in seinem Geist auf.

Er gab es auf und sah hinab auf die in der Abenddämmerung rot glühenden Dächer. Eines fehlte ihnen noch, dachte er. Sie brauchten ein Symbol. Etwas was ihren Leuten Mut machen und gleichzeitig Furcht bei ihren Feinden auslösen würde. Momentan war seine kleine Streitmacht noch Gesichtslos. Heute Abend würde es eine weitere

Versammlung geben, wo man sich unter anderem die Berichte einiger Späher anhören würde. Dort könnte er den Vorschlag eines Symbols ja möglicherweise einbringen.

Er stand vom Übungsplatz auf und machte sich auf den Weg hinab in die Siedlung.

Als er den Fuß des Hügels erreichte und sich auf den Weg in Richtung Halle machte, stellte er fest, dass es trotz der Dunkelheit immer noch Geschäftig zuging. Mit den letzten Wellen von Zuwanderern waren auch einige Waffenschmiede eingetroffen und diese hatten sofort ihre Schmieden aufgebaut und verarbeiteten alles Metall das sie

bekommen konnten zu Waffen, denn die Ausrüstung die Jaret und sein kleiner Trupp vor fast Zwei Monaten erbeutet hatten, reichte schon lange nicht mehr aus.

 

Als Jaret die Halle erreichte war diese bereits komplett Überfüllt, aber die Leute die ihn erkannten machten ihm so gut wie möglich einen Weg frei.

Auf der Tribüne standen oder saßen die Späher, die Sitze der Ältesten waren aus Platzgründen weggeräumt worden. Jaret setzte sich an einen der wenigen noch freien Plätze in der ersten Reihe und wartete. Nachdem es etwas ruhiger geworden war begannen grade zwei der

Späher zu berichten, die sich ein gutes Stück nördlich des Dorfes aufgehalten hatten.

Die beiden sahen gehetzt aus und waren vermutlich im Laufschritt zurückgekommen.

Einer der beiden begann zu sprechen, während er zwischendurch immer wieder nach Luft schnappte: ,, Wir waren mehrere Tagesreisen nördlich von hier unterwegs. Auf der Straße die von dort aus in unsere Richtung führt haben wir einen ganzen Trupp Soldaten entdeckt. 

Sie sind in unsere Richtung unterwegs. Ich würde sagen, es ist ihnen mittlerweile aufgefallen, dass in der Gegend ziemlich viele Leute hierher

verschwinden.“

Und die Verschwundenen Soldaten haben sie vermutlich auch bemerkt, dachte Jaret für sich. Jetzt würde zeigen ob sie eine Chance hatten.

,, Wie weit sind sie weg ?“ , fragte Jaret , bevor jemand eine andere Frage stellen konnte. Jetzt half nur noch schnelles Handeln.

,, Wir haben zwei Tage zurückgebraucht. Sie sind viel mehr und brauchen wahrscheinlich länger.“ , meinte der erste der beiden.

,, Etwa Vier Tage .“ , sagte der zweite.

,, Wir haben also vier Tage um uns vorzubereiten.“ Jaret ging nun selbst auf die Tribüne.

,, Jetzt wird sich zeigen, ob unsere Vorbereitungen ausreichen, Ich schlage vor, dass jeder der nicht bei der Verteidigung helfen kann, besser vorübergehend in ein anderes Dorf ausweicht.“
,, Ich habe vielleicht einen besseren Vorschlag.“ , meldete sich Owen zu Wort.

,, In der Nähe gibt es einige weit verzweigte Höhlen. Wir könnten unsere Leute dort hinbringen.“

,, Gute Idee. Ich denke ich und Marta könnten die Leute dorthin bringen. Ich kenne die Höhlen von denen er spricht, In der Tat ein perfektes Versteck.“

,, Gut. Dann bringen sie so schnell wie

möglich alle die nicht kämpfen können dort hin. Mit dem Rest sollten wir in der Zwischenzeit eine Verteidigungsstrategie erarbeiten. Ich habe allerdings noch einen weiteren Vorschlag und ich hoffe man wird mir zustimmen....“

 

 

Sie erreichten die kleine Ortschaft kurz vor Sonnenuntergang und Revan war froh, dass sie heute ausnahmsweise mal nicht in einem improvisiertem Lager übernachten würden müssen. Die gesamten letzten Wochen waren sie nur dabei gewesen wegzulaufen ohne wirkliches Ziel oder einen Plan. Er machte sich nichts vor. Es war so gut

wie vorbei. Konstantin hatte sich bereits vor einer Woche verabschiedet. Damals hatten sie zum letzten Mal seit heute in einer Ortschaft Halt gemacht. Der Ravener wollte in seine Heimat zurückkehren und sehen ob er dort etwas ausrichten konnte, so dass sie zumindest fürs erste nur noch zu Dritt waren. Zu viert wenn man Lis mitzählte, dachte er, als sie ein kleines etwas verfallenes Gasthaus ansteuerten. Er hatte noch ein wenig Geld übrig und  Giller schien die Münzen geradezu Herbeizuzaubern. Vermutlich, dachte er tut er das auch. Aber danach...Er wusste es nicht.

Im Gasthof selbst war fast nichts los, allerdings, dachte Revan, wirkte das

gesamte Dorf halb leer.

Der Besitzer des Hauses, ein kleiner Mann mit braunen Haar und misstrauisch umhersehenden Augen saß an einem Tresen an der Rückwand des Gebäudes.

,, Was darf es sein ?“ , fragte er nur, als die drei niedergeschlagenen Fremden, dem Mann im schwarzen Mantel mit den Pistolen, dem alten Mann in der braunen Robe und die Tabajaxie durch die Tür kamen.

,, Haben sie noch ein paar Zimmer frei ? Eine warme Mahlzeit wäre auch nicht schlecht.“ , antwortete Giller und schnippte ihm eine Goldmünze zu.

,, Das gesamte Haus ist leer. Sie können sich welche aussuchen. Muss froh sein

wenn aus der Gegend überhaupt noch jemand vorbeikommt.“

,, Wieso ? Das ist mir auch schon im Dorf aufgefallen. Es ist fast niemand hier.“ , meine Revan.

,, Eben. Es ist niemand hier.“, antwortete der Mann kurz angebunden.

,, Aber wieso ?“ , wiederholte Jade Revans Frage.

,, Sagt bloß bei euch hat nicht auch längst jemand von den Rebellen erzählt ?“ , fragte der Wirt. Die Frage war eher beiläufig gestellt, als würde er die Antwort schon kennen.

,, Nein, haben wir nicht.“

Der Mann schien einen kurzen Moment verwirrt zu sein. ,,Nicht ? Diese

verrückten sind doch mittlerweile überall gewesen. Das halbe Dorf ist ihnen Hinterhergelaufen als die hier aufgetaucht sind. Aber bald ist Schluss damit, denke ich.“

,, Weshalb ? Wenn sie so viel Unterstützung kriegen...“ , meinte Giller, als ich der Wirt wieder unterbrach.

,, Eben nicht. Sie haben damit sehr schnell Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und als dann vor eine Monat auch noch ein Waffentransport überfallen wurde, war das Fass wohl voll. Angeblich hat man  in Seminium beschlossen eine ganze Armee dorthin zu schicken. Ich denke, dann werden diese Narren wieder schreiend zurückgekrochen kommen. Vor

allem“ er beugte sich verschwörerisch vor. ,, Sollen das keine normalen Soldaten sein.“

,, Was ?“ , fragte Giller der so tat als hätte er nur halb zugehört.

,, Es wird gemunkelt das diese Männer… nun ja… bereits Tod sind.“

,, Ah , gut schön zu wissen, dass es hier bald wieder mit rechten Dingen zugehen wird. Nun wir sind wirklich Müde, könnten wir jetzt bitte die Schlüssel haben?“

, fragte Revan hölzern. In seinem Kopf begann sich ein Plan abzuzeichnen. Möglicherweise gab es doch noch Hoffnung. Zumindest mehr als in den letzten Wochen. Mit einem Blick

bedeutete er den anderen ihm zu Folgen.

 

Die Zimmer bestanden eigentlich aus nicht mehr als aus einem mit Holzlatten abgetrenntem Teil des Schankraums der im hinteren Bereich des Gebäudes lag. Nicht perfekt, aber, dachte Revan bei sich, für einen Tag ausreichend. Morgen würden sie vermutlich eh schon zu einem ganz anderen Ort unterwegs sein.

Als alle sich in dem kleinen Raum versammelt hatten, sagte er nur: ,, Wer ist dafür?“

,, Ist auf jeden Fall besser als alle anderen Möglichkeiten die wir noch haben. Haben wir überhaupt andere Möglichkeiten?“ , meinte Giller darauf

nur. ,, Also ja ich bin dabei.“

,, Möglicherweise können wir sie noch vor dem Angriff warnen. Allein dafür würde es sich schon lohnen dorthin zu Reisen.“ , antwortete Jade.

,, Damit ist es dann entschieden. Unser;, Gastgeber“ ist sicher in der Lage uns den Weg zu beschreiben. Wer weiß. Wenn wirklich so viele Leute dorthin ziehen, finden wir womöglich auch jemanden, der uns hinführen kann.“

 

 

Währenddessen sah Jaret dem Schneider über die Schulter. Nachdem sein Vorschlag gestern Abend angenommen worden war, wollte er selbst die

Arbeiten daran sehen und mögliche Fehler ausbügeln.

,, Nein der Winkel zwischen den Zacken stimmt glaube ich nicht ganz.“

,, Schwarz auf weißem Grund nicht umgekehrt.“

Irgendwann hatte der Mann wohl genug und schmiss ihn raus. Doch als er mit der Arbeit fertig war, rief er ihn wieder rein um sein Werk zu Präsentieren. Schlicht und einfach aber doch eine wirkliche Meisterleistung dafür, dass der Mann vorher noch nie etwas Ähnliches Gemacht hatte. Er hielt die Flagge einen Moment hoch und begutachtete noch einmal alles, dann faltete er das Stück Stoff zusammen und ging hinaus in

Richtung Versammlungshalle. Mal sehen, dachte er, was der Rest davon hält.

 

 

Am nächsten Morgen machten sie sich, nachdem sie den Besitzer des Gasthauses unverfänglich nach dem Weg gefragt hatten, Revan merkte an, dass es besser wäre ihm nicht

daraufhin zu weisen weshalb sie dorthin wollten, auf den Weg.

Sie würden wohl etwas über drei Tage brauchen, wenn der Wirt ihnen die Entfernung Richtig angegeben hatte. Bereits am Nachmittag des Selben Tages, die kleine Gruppe kam grade aus einem dichten Wald heraus, der ihnen die Sicht

genommen hatte, stießen sie auf ein Zeltlager.

Jade entdeckte das ein Stück abseits auf einem Stück freier Wiese gelegene Lager als erste.

Insgesamt achtzig große Zelte standen in einem Halbkreis zusammen in dem sich die Überreste mehrerer Feuer befanden. Einige Dutzend Menschen waren dabei die Zelte abzubauen und Dinge zusammenzusuchen. Gefährlich waren sie wohl nicht, entschied Revan und Gefolgt von dem Zauberer und Jade gingen sie in Richtung des Lagers.

Eine Frau die am ihnen zugewandten Rand des kleinen Lagers Feuerholz zusammenlas bemerkte sie als erste und

rief einige der anderen herbei.

Einer der hinzugekommenen, ein Mann der  mit einer simplen Axt bewaffnet war die er allerdings beiseitelegte, nachdem die drei Neuankömmlinge ihnen bedeutet hatten, dass sie keine Feindlichen Absichten hegten rief ihnen  zu :

,, Guten Morgen Reisende Was führt euch hierher ?“

,, Wir waren einfach etwas überrascht hier mitten in der Wildnis ein paar Zelte zu finden. Könnt ihr uns sagen was ihr hier macht? Es sieht so aus als würdet ihr bald weiterziehen.“ , fragte Gerret und sah sich in das hektische Treiben im Lager etwas genauer an, während der Mann und die anderen ihm folgten.

,, Wir wollen tatsächlich bald weiter, doch bevor ich euch sage was wir hier tun. Seit ihr Freunde der Arbitrier?“

Darauf antwortete Revan einfach mit der Wahrheit: ,, So würde ich das ganz sicher nicht nennen.“

 ,, Dann würde ich sagen willkommen. Es ist wohl kein Zufall das ihr in diese Richtung reist kann ich annehmen?“ Sie waren bei einem der größeren Zelte angekommen, das offen stand

und der Mann bedeutete ihnen einzutreten. Drinnen standen mehrere Stühle in einem Kreis und sie nahmen alle Platz.

,, Nein ist es nicht. Darf ich dann annehmen das wir das gleiche Ziel

haben?“ , fragte Gerret nachdem er sich gesetzt hatte.

,, Wir haben von einer Rebellion gegen die Herrschaft des Arbitrischen Reichs gehört und wir wollen uns anschließen. Und das ist auch euer Ziel oder?“

,, Genau das hatten wir vor.“ , meinte Jade

,, Und Glaubt ihr was man sich über den Anführer der Rebellen erzählt ?“ , fragte der Mann weiter.

,, Was erzählt man sich denn ?“ , fragte Revan. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl.

,, Es heißt er sei ein Magier. Und er besitze keinerlei Erinnerung an sein früheres Leben. Absolut nichts.“

,, Schon wieder ein Zauberer. Großartig.“ , bemerkte Revan.

,, Könnten sie ihre Abneigung gegen Magie mal kurz zurückstellen. „ , schollt ihn darauf Giller.,, Ein Magier also. Und wie heißt der Mann?“

,, Der Bote der uns davon erzählt hat nannte ihn Jaret Weißläufer." Der Mann sah einen Moment unsicher in die Runde  ,, Was kennen sie den Namen etwa?“

 

 

 

 

 

 

Kapitel 23 Tot geglaubt

 

 

,, Zahlen bedeuten in einer Schlacht nichts. Moral und Strategie sind es die Entscheiden. Das gilt allerdings nur so lange wie der Gegner überhaupt eine Moral besitzt die man brechen könnte.“

Akademieleiter Dehmeter ,, Zum Kampf gegen Untote ; Dämonen und ähnliche Wesen.“

 

 

 

,, Könnte er das tatsächlich sein ?“ , fragte Jade in die Anschließende Stille

hinein.

,, Sie kennen ihn ?“ , fragte der Mann.

,, Kennen ist gut. Wegen dem hat das alles ja erst angefangen.“ , meinte Revan. ,, aber wie hat er überlebt ? Als wir ihn das letzte mal sahen hatte er es praktisch mit einer kleinen Armee zu tun. Er kann da nicht lebend herausgekommen sein oder?“ , fragte Revan an den Zauberer gewandt.

,, Möglicherweise doch. Was erzählt man sich denn noch so über ihn?“ , fragte er an ihren Gastgeber gewandt.

,, Nun ja, er sei ein Zauberer ohne Erinnerung und zwar ein Mächtiger. Angeblich hat er fast im Alleingang eine Waffenlieferung überfallen und gesiegt.“

,, Dann ist es doch nicht Jaret. Er konnte nicht einmal ein einfaches Licht erschaffen als wir ihn das letzte Mal gesehen haben.“ , meinte Jade traurig.

,, Und ob er da ist. Ich fürchte nur er wird uns nicht kennen.“ , wandte Giller ein.

,, Was wollen sie damit sagen ?“ , fragte wieder der Mann. Revan sah ihn sich zum ersten Mal genauer an. Er hatte braunes Schulterlanges Haar, einen Wild wuchernden Bart und schien von der Statur her ein Krieger zu sein. Wer waren diese Leute? Sie kamen ganz sicher nicht aus der Näheren Gegend. Die Frage war angesichts der Enthüllung die Gerret ihnen machte allerdings erst

einmal zweitrangig.

,, Jaret ist ein Seher. Für ihn existiert Zeit und Erfahrung nicht in der Form wie wir sie kennen. Wir müssen uns alles Schritt für Schritt erarbeiten aber während meiner Forschungen über die Seher bin ich auf eine interessante Fähigkeit gestoßen die diese zu besitzen scheinen.
 Wenn ein Seher wirklich in Lebensgefahr schwebt kann er auf Erfahrungen und auch Fähigkeiten zugreifen die er eigentlich erst in mehreren Jahrzehnten gemeistert haben wird. So zum Beispiel das Wissen über Magie. Das einziger Problem dabei ist, das diese sozusagen zukünftigen

Erinnerungen und das Wissen die eigentlichen Erinnerungen und auch in Extremfällen die gesamte Persönlichkeit des Sehers auslöschen oder verändern. Einfacher gesagt Gedächtnisverlust. Ob dieser allerdings Dauerhaft ist weiß ich nicht.“ , endete der Magier.

,, Es muss ja nicht so sein, wer weiß vielleicht hat er es auch so gelernt ?“ , fragte Jade hoffnungsvoll. Keine Erinnerungen würden bedeuten er würde nicht mehr wissen. Nicht wer sie waren, nicht wer sie war...

,, Das kann man nicht in so kurzer Zeit lernen, glaub mir. Ich habe fast ein Jahrhundert gebraucht um das zu werden was ich jetzt bin. Aber wie gesagt, die

Auswirkungen sind unterschiedlich und ob sie dauerhaft sind, weiß ich nicht. Wir werden es aber so oder so bald rausfinden denke ich.“

,, Ein Jahrhundert ?“ , fragte der Mann aus dem Lager überrascht. ,, Wie alt sind sie denn ?“

,, Älter als ich mich fühle und älter als ich aussehe, das ist mal klar. Aber wer sind sie und ihre Leute  eigentlich? Wo kommen sie her? Nicht aus dieser Gegend oder ?“

,, Ich bin Ragnar und ich bin mit meinen Leuten hier aus Raven hierher gereist als wir von dem Aufstand hörten. Es gibt mittlerweile so viel Gerede darüber das man auch oben im Norden des Skalfjords

davon gehört hat und wir wollen uns der Herrschaft Arbitriums ganz sicher nicht beugen zumindest nicht ohne Kampf. Der gesamte Clan ist auf verschiedene Lager verteilt mittlerweile unterwegs. Insgesamt über zweihundert Leute. Wir wollen noch jemanden vorausschicken damit sie wissen dass wir kommen.“

 Das Skalfjord war die ganz im Norden von Raven gelegene immer mit Eis und Schnee bedeckte Bucht die nur die wenigsten Leute als Bewohnbar einstufen würden. Gerret war selbst nie dort gewesen, aber was er gehört hatte waren Geschichten von Kriegern die über das Meer kamen und auf der Suche nach Beute und Ruhm die Küsten unsicher

machten. Als Verbündete sicher nicht zu unterschätzen.

Jetzt mussten sie nur noch rechtzeitig an ihrem Ziel ankommen, bevor die Arbitrischen Truppen dort waren. Ein kleines Rennen mit der Zeit hat noch niemanden geschadet, dachte Revan, er hoffte nur nicht derjenige zu sein der dabei auf der Strecke blieb.

,, Ihr wollt jemanden vorausschicken ? Ich würde mich freiwillig melden.“, schlug er vor.

,, Wieso nicht. Es ist egal wer vorangeht, Hauptsache sie wissen Bescheid.“, meinte Ragnar während er das Zelt verließ sagte er noch: ,, Wie dem auch sei. Es steht euch frei mit uns

zu kommen, wir wollen in möglichst kurzer Zeit weiterziehen, haltet euch also bereit.“

 

,, Revan wollen sie wirklich allein vorausgehen ?“ , fragte Jade nachdem Ragnar gegangen war.

,, Wieso nicht. Ich bin früher auch gut allein zu Recht gekommen und wenn wirklich eine Armee aus Abritrium unterwegs ist diese Rebellion zu zerschlagen müssen sie wissend das Verstärkung unterwegs ist. Außerdem will ich mir das ganze Möglichst bald selbst ansehen.

 Ich hab einfach kein gutes Gefühl bei alldem.“

Er wandte sich ebenfalls zum gehen, desto eher er aufbrach desto besser.

,, Ist das nur wieder ihre Abneigung gegen Magie ?“ , fragte Giller ihn als  er fast schon draußen war.

,, Nein. Aber ich habe gelernt mich auf meinen Instinkt zu verlassen. Und Momentan sagt der Lauf um dein Leben.“

 

 

 
Jaret sah sich die Männer die bei ihm im Raum des Versammlungshauses standen an. Die Armee aus Abritrium war nur noch einen Tag entfernt und er machte sich nichts vor. Selbst wenn sie gewinnen sollten, die Verluste würden

hoch sein. Zu hoch als das er sie in Kauf nehmen könnte. Er hatte keineswegs mehr die Absicht die Armee im offenen Kampf entgegenzutreten, stattdessen beabsichtigte er sie hier mit  den besten seiner Leute festzunageln bis der Rest in Sicherheit war, danach würden sie versuchen den Angreifern zu entkommen, sofern die Zeit dafür  ausreichte. Auch trafen selbst jetzt noch weitere Gruppen ein die sie unterstützen wollten.

Und nicht alle die er anwies bei Ausbruch der ersten Kämpfe in Richtung der Höhlen zu fliehen schienen davon besonders Begeistert. Wohl weit über die Hälfte würde sich dem Befehl einfach

wiedersetzten und hier bleiben. Insgesamt hätten sie so Zahlenmäßig etwa gleiche Verhältnisse auf beiden Seiten, aber die Krieger aus Arbitrium waren Berufssoldaten mit Jahrelanger Erfahrung. Er hatte seinen Leuten nur das Wissen von ein paar Wochen vermitteln können.

Und jetzt hatte er die Zehn die er als selbst ausgesucht hatte um sich versammelt und wies ihnen ihre Jeweiligen Aufgaben zu. Er konnte nicht überall sein und so brauchte er Leute die es an seiner Stelle waren. Er wies jedem der Männer und Frauen einen gewissen Abschnitt der Verteidigung zu, deren erster Abschnitt die Habfertige Palisade

bilden würde. Er hoffte nur, dass sie der Aufgabe gewachsen wären.

Er machte sich noch Gedanken darüber wen er die Überwachung der vordersten Linie übertragen könnte als Owen eintrat. Er vertraute dem Mann mittlerweile am meisten und hatte ihn angewiesen die letzte Verteidigungslinie, das Versammlungshaus, zu Übernehmen.

,, Was gibst es denn ?“ , fragte er als der Mann Hecktisch hereingelaufen kam.

,, Ein Bote. Er...“, der Mann versuchte zu Atem zu kommen...,, Er sagt in zwei Tagen oder weniger können wir mit dem Eintreffen von fast Zweihundert Kriegern aus dem Skjalfjord hoffen. Aber das sagt er euch am besten selbst, er wartet noch

am Dorfrand.“

,, Entschuldigen sie mich.“ Jaret lief sofort gefolgt von Owen aus dem Raum. Wenn wirklich mit so viel Verstärkung zu rechnen war... war das ganze doch nicht mehr so verzweifelt wie er dachte.

 

Revan der am Dorfrand wartete, denn er war natürlich der Bote, sah sich immer noch um. Wenn er immer noch einen Beweis brauchte, dass es tatsächlich Jaret war, hier die Rebellen anführte, so lösten sich diese in Luft auf als er die Flagge sah die über dem größten Gebäude des Dorfes wehte. Er hatte das Symbol bereits in dem Buch gesehen das Jaret immer bei sich getragen hatte, das

aber in Hama vom Feuer vernichtet worden war. Das Sternensymbol der Seher. Und auch seine allerletzten Zweifel verschwanden Spurlos als er den Mann bemerkte der gefolgt von einem weiteren aus dem Verwinkelten Gassen gelaufen kam.

Es war ohne Zweifel Jaret, die schwarzen Haare waren länger als er es in Erinnerung hatte und mittlerweile trug er einen ungepflegten Dreitagebart außerdem wirkte Jaret Müde, doch ohne Zweifel er war es. Blieb nur noch die Frage ob er ihn wiedererkannte.

,, Man hat mir erzählt ihr hättet eine wichtige Nachricht für mich ?“ , fragte er. Damit war zumindest eine von

Revans Fragen beantwortet.

,, Ja nur etwa zwei Tagesmärsche von hier befindet sich ein ganzer Clan des Skjalfjords der auf dem Weg hierher ist insgesamt über Zweihundert Männer und Frauen. Außerdem befinden sich auch noch ein Zauberer bei ihnen.“

,, Das ist genau die Art Nachricht die ich Momentan brauchte. Und ihr Seit?“

,, Mein Name ist Revan und ....“ Das Irrlicht tauchte auf,,... das ist Lis. Stets zu Diensten.“

,, Ein Irrlicht interessant. Sagt mal sind wir uns mal begegnet? Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor.“

Revan dachte kurz nach, entschied aber mit jeglicher Erklärung zu warten bis die

anderen hier waren. ;, Nein ich glaube nicht.“

,, Nun gut. Kommt mit dann könnt ihr für die anderen noch mal alles ausführlich berichten, dass wird sie garantiert aufmuntern. Folgt mir bitte.“

Nachdem Revan im Versammlungshaus noch einmal alles Berichtet hatte, schilderte seinerseits Jaret die Situation und dann aus heiterem Himmel stellte er eine Frage: ,, Möchtet ihr die Verteidigung des ersten Abschnitts übernehmen?“

Revan war kurz überrascht dann antwortete er : ,,  Wieso solltet ihr mir diese Aufgabe übertragen. Wir kennen uns erst seit ein paar Minuten.“

,, Möglich“ , Antwortete Jaret, ,, aber ihr wirkt wie jemand mit Kampferfahrung, was man leider vom Großteil hier nicht sagen kann. Außerdem bin ich immer noch überzeigt euch von irgendwoher zu kennen.“
 Revan brauchte nicht lange zu Überlegen. ,, Ich übernehme die Aufgabe. Ihr werdet es nicht bereuen.“

Sie tauchten am Mittag des nächsten Tages auf. Revan hatte den Morgen damit zugebracht die Palisaden zu inspizieren. Eine an sich gute Arbeit aber er fürchtete, dass sie einem geballten Angriff nicht lange standhalten würden. Dann hatte er begonnen mit den Männern zu sprechen die ihn hier unterstützen

wollten. Dabei war er auf einen Mann Namens Alain gestoßen der wohl mit der Örtlichen Heilerin verheiratet war, wie er erfuhr. Ein durchaus Brauchbarer Mann wie Revan fand und er erteilte ihm den Auftrag oben auf dem Wall nach ersten Anzeichen der feindlichen Streitmacht Ausschau zu halten.

Zur Mittagszeit, Revan begann schon zu Zweifeln ob die Armee überhaupt an diesem Tag noch ankommen würde,  ertönte Plötzlich ein Alarmschrei von Alain. Der Mann kam rannte über die Hölzernen Podeste der Palisade bis zur Nächsten Leiter und kletterte in einem Tempo hinab, das Revan fürchtete er würde stürzen.

Unten Angekommen sagte der völlig außer Atem geratene Mann nur: ,, Sie sind da.“

Sofort rief Revan seine Leute zusammen und kletterte selbst die Leiter hinauf um nachzusehen. Was er sah beunruhigte ihn. Am Horizont reiten sich durch die Entfernung noch undeutliche Schatten auf, doch selbst aus dieser Entfernung konnte Revan etwas erkennen das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Augen der Männer leuchteten in einem unübersehbaren und unverwechselbaren Grün-blauem Ton. Und dann raste auch noch ein Feuerball heran und landete weniger als Hundert Meter vor der Palisade wo er alles im Umkreis

verbrannte. Einschüchterungstaktik, dachte Revan. Aber durchaus effektive. Sie hatten also auch Magier dabei. Das würde ganz sicher kein leichter Kampf werden.

Revan überprüfte ein letztes Mal seine Ausrüstungen. Dann begann die Schlacht.

                                                              

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 24 Schlacht

 

 

,, Es existieren nicht mehr viele Aufzeichnungen aus den ersten Jahren dessen was einst einmal der Bund werden sollte. Doch die wenigen Berichte über die erste Schlacht im Krieg gegen den Seelenmagier sind heute Pflichtlektüre für viele Strategen.“

 

 

 

 

Revan starrte auf die langsam näherrückend Linie aus seelenlosen

Kriegern. Einige schleppten Leitern andere brennende Pechfackeln. Was hatten sie vor? Ein direkter Angriff auf die Barrikaden wäre Selbstmord. Also was Planten sie?

Neben ihm auf der Palisade hatte sich mittlerweile der Rest seiner Truppe versammelt und Beobachtete mit Pfeil und Bogen bewaffnet die feindliche Streitmacht. Ihm gefiel das ganz und gar nicht.

Genau in Pfeilschussreichweite machte die Armee Halt und Bewegte sich nicht mehr.

Revan nahm  dem neben ihm stehenden Alain den Bogen ab, er wollte keine Munition für seine Pistolen

verschwenden,  denn er würde sie später noch brauchen, und Zielte auf den nächsten der Krieger. Der Pfeil traf den Mann genau am Hals, doch anstatt wie erwartet Umzukippen ging er nur kurz in die Knie und rappelte sich danach wieder auf.

Das, dachte Revan , würde ein Problem werden. 

Bei den Bogenschützen machte sich Unruhe breit. Einige riefen durcheinander bis Revan sie etwas beruhigen konnte: ,, Na und wenn ein Pfeil sie nicht zu Fall bringt versucht es mit zwei. Irgendwen gehen auch die zu Boden glaubt mir.“

Die feindlichen Reihen hatten sich allerdings wie auf ein geheimes Zeichen

wieder in Bewegung gesetzt und stürmten jetzt gradewegs auf den Holzwall zu.

,, Also dann, zeigt ihnen das sie hier nicht durchkönnen.“ , reif Revan seinen Leuten zu und ein Pfeilregen prasselte auf die Angreifer nieder. Die gegnerischen Soldaten waren nicht geschützt und viele Pfeile fanden ihr Ziel, doch am Ende bleiben nur wenige getroffene Krieger liegen, die weitaus größte Zahl erreichte schließlich die Palisade und während einige im Pfeilhagel die Leitern aufstellten  bemerkte Revan wie etwas brennendes nur wenige Meter an ihm vorbeiflog und auf einer Hütte hinter dem Wall landete.

Er wandte sich an einen Schützen neben sich: ,, Sie versuchen das Dorf und den Wall in Brand zu stecken. Schnapp dir jeden der Momentan nicht mit der Verteidigung beschäftigt ist und sag ihnen sie müssen bei der Brandbekämpfung helfen, sonst zerfällt unsere Verteidigung unter uns zu Asche.“ Der Mann verschwand die Leiter hinab.

Mittlerweile waren die ersten Belagerungsleitern aufgerichtet und der erste Arbitrische Soldat setzte einen Fuß auf den Wall. Unglücklicherweise für ihn, sehr nah bei Revan. Der hob eine Pistole und verpasste dem Mann ein drittes Auge. Er fiel die Leiter sofort

wieder hinab und blieb Liegen. Einer weniger, dachte Revan, bleiben noch etwa fünfhundert.

Bisher hielt ihr Verteidigung stand.

An anderen Stellen der Barrikaden schafften es einige der Soldaten tatsächlich Fuß zu fassen.

In Alains nähe war einer der Soldaten mit den seltsamen Augen ganz auf die Mauer gelangt und begann die Verteidiger die ihn sofort von allen Seiten angriffen zu töten. Die Messerstiche und Wunden die ihn dabei zugefügt wurden schien er Anfangs gar nicht zur registrieren, erst als es einem der Männer gelang ihm einen Arm abzutrennen stolperte er und diese

Gelegenheit ließ sich Alain nicht entgehen. Er setzte mit einem Schwerthieb nach und brachte den Mann damit entgültig zu Fall so dass er wie sein Vorgänger wieder hinabstürzte.

 Plötzlich erschütterte irgendetwas den gesamten Plankenboden unter Alains Füßen. Die gesamte Konstruktion geriet ins Schwanken und Neigte sich in Richtung Erdboden. Eine weitere Erschütterung und ein Teile der Palisade stürzten in sich zusammen und Begruben einige der Kämpfer beider Seiten unter sich.

Revan sah Fassungslos zu was geschehen war. Ein Mann in Rot-Goldener Robe war aus den Reihen der

Angreifer getreten und hatte, ungeachtet seiner eigenen Leute die sich noch vor ihm befanden, eine Schockwelle ausgelöst die einen ganzen Abschnitt der Palisade zu Fall gebracht hatte. Durch de entstandene Lücke konnten nun Soldaten ungehindert in das Dorf eindringen. Nun ja, weit würden sie nicht kommen tröstete sich Revan. Trotzdem hatten sie ihre Hauptverteidigungslinie verloren. Er richtete seine Pistole auf den Zauberer und drückte fast unbeteiligt ab. Der Mann in Robe sackte zusammen.

Wieder einer weniger, dachte Revan.

Alain rappelte sich langsam auf. Er war wie durch ein Wunder nicht von den Trümmern begraben worden, doch aus

den Staubschwaden stürmten nun mehrere Angreifer auf ihn zu. Zeit zu zeigen was gelernt hatte. Der erste Mann kam auf ihn zu gerannt doch Alain wich einfach aus und ließ ihn direkt in seine Klinge laufen. Eine Rasche Drehung und der Mann brach zusammen. Der nächste fiel ebenfalls während er noch in vollem Lauf war und schlitterte noch ein paar Meter weiter.

Doch dann kam eine weitere Gestalt aus den sich langsam setzenden Staubwolken gelaufen.

Der Mann war größer als die meisten die Alain bisher gesehen hatte und schwang eine Streitaxt als wäre es eine leichte Feder. Trotz der schweren

Plattenrüstung die er trug bewegte er sich überraschend schnell. Und er kam genau auf Alain zu. Der erste Hieb des Fremden ließ Alains Schwert zersplittern. Der nächste war das letzte was er sah.

 

Revan hatte sich mit seinen verbleibenden Leuten mittlerweile bis zu einem abgesprochenen Punkt zurückgezogen, der die zweite Verteidigungslinie bilden sollte. Dort traf er auch auf Jaret, der mittlerweile seine eigenen Leute zusammengerufen hatte und dort warteten sie darauf, dass die feindlichen Truppen aus den Häuserreihen auftauchten. Einer der

Männer trug eine Fahne mit der neuen Flagge der Rebellen .Mittlerweile war es fast Dunkel. Perfekt für Jarets vorhaben.

Er streckte eine Hand aus und ein schmaler Streifen vor ihnen begann schwach zu leuchten.

,, Das“ , bemerkte er dazu ,, sollte ihnen einen gehörigen Schrecken einjage. Es wir allerdings nicht allzu lang anhalten. Haltet euch bereit.“

Sie mussten nicht lange warten um zu erfahren, was nicht lange anhalten würde. Sobald der erste feindliche Soldat einen Fuß über die leuchtende Linie setzte wurde er von einer unsichtbaren Kraft gepackt und mehrere Meter in eine Hauswand geschleudert. Das

dazugehörige Gebäude brach mit einem hässlichen Knacken in sich zusammen.

Die anderen waren vorsichtiger und kamen noch vor der Barriere zum stehen.

,, Was machen wir jetzt ?“ , fragte Revan den neben ihm stehenden Jaret.

,, Warten.“ , antwortete dieser. ,, Sie können an der Barriere nicht vorbei. Wir können allerdings ebenfalls nicht hindurch. Somit bleibt nur warten.“

Eine Weile lang bewegte sich keiner der Kämpfer beider Seiten. Dann kam Bewegung in die Arbitrischen Soldaten. Sie bildeten eine Gasse für einen Mann in schwerer Plattenrüstung, der von einem Magier begleitet wurde.

Der Mann in der Rüstung begann zu

sprechen: ,, Ich bin Dunic Paetz . Befehlshaber der Armee von Arbitrium. Ergebt euch jetzt und euch Bauern wird zumindest euer Leben geschenkt. Allen bis auf die Anführer dieses Aufruhrs.“

Bevor irgendjemand sonst antworten konnte, antwortete Revan : ,, Ich denke ich spreche für alle hier wenn ich sage : Vergesst es. Möglicherweise ist es euch nicht aufgefallen, aber

Diese;, Bauern“ haben grade eurer Elite-Soldaten getötet. Also noch mal. Ich denke nicht.“

Er trat ein paar Schritte zurück und Reihte sich wieder in die Linien der Aufständischen ein.

,, Nun dann zahlt den Preis für eure

Auflehnung.“ Der Mann trat zurück und ließ den Magier vortreten. Der besah sich eine Weile den magischen Schutzwall.

,, Wenn der Schild fällt überlasst ihr den Zauberer mir.“ , flüsterte Jaret seinen Leuten zu.

Der trat ein paar Schritte von der Barriere zurück und streckte die Hand in Richtung der Barriere aus. Dann riss er sie mit einer Ruckartigen Bewegung nach unten.

Ein Blitz aus Energie schlug im Wall ein und ließ den ansonsten unsichtbaren Schild für einige Sekunden aufleuchten bevor er in sich zusammenbrach.

Noch von dem Blitz geblendet verharrten

die beiden Armeen noch einen kurzen Moment an Ort und stelle, dann trafen die beiden Heere wieder aufeinander.

Jaret setzte sich sofort ab und versuchte den Zauberer im Getümmel wiederzufinden und ihn auszuschalten bevor er größeren Schaden anrichten konnte.

Eine Feuerwalze bahnte sich ihren Weg durch die Schlachtreihen. Jetzt wusste er zumindest wo er suchen musste. Wobei... er könnte den Zauberer auch ihn finden lassen.

Er entfesselte selbst einen Flammensturm den er auf die feindlichen Soldaten losließ. Dutzende Männer rannten brennend umher und entzündeten

im besten Fall noch weitere ihrer Verbündeten, wenn sie schließlich stürzten.

Jaret wehrte grade den Angriff eines trotz der Feuerwalze gefährlich nah gekommenen Gegners als ihn etwas traf und etwa zwei Meter zurückschleuderten. Der Mann den er eben noch bekämpft hatte wurde ebenfalls von der Druckwelle erfasst und weggeschleudert.

 Wo war der Zauberer? Als Jaret sich wieder aufrappelte konnte er grade eben einer weiteren Schockwelle ausweichen. Da entdeckte er die verräterisch rot-goldene Robe des Zauberers.

Ohne groß zu überlegen  entfesselte er

einen Sturm aus Energieblitzen die er auf den Magier losließ und denen der Mann nicht viel entgegenzusetzen hatte. Ein zerfetzter Mantel und ein Aschehaufen waren alles was noch von dem Mann blieb.

Revan befand sich schon wenige Sekunden nach beginn der Schlacht in einem Zweikampf mit einem der seelenlose Krieger. Im Nahkampf waren diese Männer schreckliche Gegner und der mit dem er es nun zu tun bekam schwang eine riesige Axt nach ihm, so dass er immer weiter zurückweichen musste und selbst immer weiter in die Defensive getrieben wurde. Zu allem Überfluss hatte er seine Pistolen nicht

nachgeladen und so blieb ihm auch nur der Nahkampf.

Er wich weiter zurück bis er mit dem Rücken gegen eine Holzwand stieß und nicht mehr weiter konnte. Der Mann hatte ihn in die Enge getrieben. er erwartete jeden Moment den tödlichen Schlag, doch der blieb aus. Stattdessen zuckte der Mann plötzlich zusammen und Revan sah das ihm eine Schwertklinge aus der Brust ragte. Er brach zusammen und Revan sah einen Mann in Lederweste der hinter dem gefallenen Soldaten stand und ihm kurz zunickte bevor er wieder im Schlachtgetümmel verschwand.

Sie mussten nur bis Morgen durchhalten, das war alles, dachte Revan.

Als der nächste Morgen anbrach zogen sich die Angreifer überraschend aus dem Dorf zurück.

Beide Seiten hatten schwere Verluste erlitten, doch es war eindeutig das sie am meisten hatten einstecken müssen. Doch auch über Einhundert Arbitrische Soldaten waren Tod zurückgeblieben. Trotzdem machte Revan sich keine Hoffnungen, dass ihr Feind endgültig verschwunden sein könnte. Die Arbitrischen Soldaten sammelten nur Kräfte und würden vermutlich schon im Verlauf dieses Tages zurücksein. Doch auch ihre Verstärkung müsste bald eintreffen, machte er sich selber Mut. Und Mut hatten sie nötig. Das Dorf bot

ein trostloses Bild. Bewaffnete, zerlumpte und teilweise verletzte Menschen strebten Ziellos durch die Ruinen und suchten nach Verwundeten und Überlebenden. Die Lücke in der Mauer war notdürftig mit Schutt verschlossen worden. Es würde sicher nicht lange halten, wenn sie es erneut mit einem geballten Angriff zu tun bekommen würden.

Revan selbst war auf den Weg zur Versammlungshalle die weiter im inneren des Dorfes lag und bei den Kämpfen halbwegs unbeschädigt geblieben war. Dort warteten bereits Jaret und seine Fünf Überlebenden Offiziere. Zumindest hielt Revan sie dafür. Alain war nach

dem Kampf an der Palisade nicht mehr gesehen worden und auch von Marta und einigen anderen fehlte jede Spur. Vermutlich hatte man ihre Leichen nur noch nicht gefunden.

Es war klar das sie dringen Verstärkung benötigten sonst würden sie den nächsten Angriff nicht überstehen.

Als Revan und auch der Rest des Dorfes eingetroffen waren, ausgenommen jene die auf den Überresten der Palisade Wache hielten, begann Jaret.

,, Ihr habt heute alle gesehen was uns wirklich erwartet wenn wir diese Rebellion weiter fortführen. Und das heute war vielleicht nur ein Vorgeschmack. Ich kann jeden

Verstehen, der Aufgeben möchte. Wenn ihr also dafür seit, dass wir uns der Arbitrischen Armee ergeben, dann bitte. Ich werde dem nicht im Weg stehen. Das ist alles.“

Revan wollte schon aufstehen und etwas sagen, hatte er nicht gestern schon allen klargemacht das so etwas wie Aufgeben nicht mehr in Frage kam , da flog die Tür der Versammlungshalle auf und ein völlig Außer Atem geratener Bote rief :,,  Verstärkung. Wir angekündigt.  Garde eben sind ein paar Reiter hier eingetroffen und sie sagen eine viel größere Armee zu unserer Unterstützung ist nur noch zwei Stunden von hier entfernt.“

In der kleinen Halle brach Jubel aus. Mit zweihundert weiteren und noch dazu erfahrenen Kämpfern würde man die Arbitrier schon zurücktreiben können.

Jaret wies den Mann an die Neuankömmlinge herzubringen, er wollte ihre Geschichte selbst hören, als die Versammlung ein weiteres Mal unterbrochen wurde.

Diesmal jedoch nicht von einem Boten sondern von einem Alarmschrei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 25 Entscheidung Ende Buch 1

,, Eine Schlacht zu gewinnen bedeutet nichts. Solange du nciht einsiehst das es in einem Krieg nie einen Sieger gibt."

 

Giller lief zusammen mir Ragnar, Jade und einigen anderen in die Richtung aus der der Alarmruf ertönte. Sie waren grade eben eingetroffen und waren entsetzt von dem Zustand des Dorfs gewesen. Eingestürzte oder verbrannte Häuser. Und die Menschen schienen in nicht grade besseren zustand zu sein. Und jetzt wurden sie auch noch selbst in die Kämpfe mit Hineingezogen. Nicht grade eine erfreuliche Situation, wie

Giller für sich selbst stumm feststellte. Aber wenigstens war Verstärkung Unterwegs. Sie mussten nur zwei Stunden durchhalten. Nur zwei Stunden.

Oben auf der Palisade die wie sie erkennen konnte nur notdürftig Repariert worden war,

sah Jade auf die Ebene vor der Barrikade heraus. In einiger Entfernung  hatten sich mehrere Hundert Soldaten in Rüstung versammelt. Dazwischen sah man immer wieder gestalten in Roben. Und alle hatte ein unheimliches grün-blaues Leuchten in den Augen.

Schnell sah sie sich auf der Palisade nach bekannten Gesichtern um. Giller war nirgends mehr zu sehen, doch sie

meinte kurz Revan irgendwo gesehen zu haben. Nur Jaret hatte sie bisher nicht entdecken können.

Als sie ihren Blick wieder auf die Ebene richtete hatte sich die Armee bereits ein beträchtliches Stück genähert. Doch es befand sich immer noch genug abstand zwischen ihnen, das die wenigen Pfeile die bereits durch die Luft flogen nutzlos zu Boden sanken und nichts trafen außer Erde.

Eine der Gestalten in Robe, ein Zauberer, dachte Jade und empfand einen kurzen ängstlichen Schauer, löste sich aus der Menge.  Vor dem Tod hatte sie eigentlich keine Angst. Früher oder später musste man so oder so sterben, das war Teil des

Lebens. Aber die Männer in den Roben machten ihr Angst. Die Luft um sie herum schien mit einer unsichtbaren Energie geladen die jederzeit alles in der Nähe vernichten konnte. Und diese Energie war gegen sie gerichtet.

Irgendetwas stimmte nicht. Das wurde ihr in diesem Moment schlagartig klar. Die Luft um den einzelnen Magier auf dem Feld schien in der Tat verdichtet, so als würde man den Mann durch Wasser sehen. Das bedeutete sicher nichts Gutes. Und schlagartig wurde ihr die Absicht des Magiers klar.

,, Alle Runter von...“

Der Rest des Satzes ging in einer Explosion unter.

Revan rappelte sich auf. Was war grade passiert? Die Frage beantwortete sich von Selbst. Diesmal hatten sie einen konzentrierten Zauber verwendet. Um ihn herum segelten immer noch vereinzelt Holzplanken zu Boden. Feuer loderte aus den Überresten der Barrikade.

Überall standen Menschen leicht taumelnd wieder auf. Andere blieben liegen. Von Splittern getötet oder direkt durch die Explosion. Und durch die Rauchwolken der Feuer konnte Revan erkennen das sich die Armee wiedereinmal in Richtung Dorf in Bewegung setzte.

Er überprüfte seine Waffen und begann die Überlebenden der Detonation zu

sammeln und zu organisieren.

 

Giller hatte fast damit gerechnet. Auch er hatte die Explosion halbwegs unverletzt überstanden. Die Überlebenden würden etwas Zeit brauchen sich neu zu organisieren. Und diese Zeit würde er ihnen verschaffen.

Er ging durch die Rauschschwaden in Richtung der feindlichen Armee. Wenigstens würde er sie eine Weile Beschäftigen können.

 

Jaret schüttelte Staub und kleinere Trümmerteile von sich ab. Er war von einem herabfallenden Holzbalken fast erschlagen worden hatte es aber

geschafft sich zur Seite abzurollen, so das er nicht getroffen worden war. Trotzdem war er mit kleineren Schnittwunden übersäht und nicht um eine größere Wunde am linken Arm umhergekommen. Seit Ruben seine Hand verbrannt hatte benutze er sie sowieso nur noch so selten wie möglich.

Als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte sah er sich um. Um ihn herum begannen einige der Leute bereits Trümmerteile als Improvisierte Barrikaden zu verwenden und so wenigstens den Rücken frei zu haben. Die Frage war nur ob sie dafür genug Zeit haben würden. Als er seinen Blick wieder auf die Näherrückende Armee

richtete erhielt er seine Antwort.

 

Der Arbitrische Magier wollte den plötzlichen Angriff abwehren war aber zu langsam. Er wurde von einer gewaltigen Feuerwalze verschlungen die sich einmal komplett durch die Schlachtformation der Gegner fraß. Fast schon Stolz begutachtete Giller sein Werk, als bereist wieder einige Gegner aus den Flammen gerannt kamen.

Er feuerte eine Schockwelle auf sie und schleuderte sie direkt in die langsam erlöschenden Flammen. Die nächsten paar  Angreifer wurden durch einen einzigen Blitz gefällt den er in den Boden lenkte. Dann stellte sich ihm ein Magier

entgegen der allerdings weitaus unerfahrener war als Giller. Vermutlich frisch von der Akademie, dachte Gerret. Und erledigte ihn mit einem angriff der sein Fleisch zu Staub zerfallen ließ und einem  gefluchten: ,, Bringen die euch heutzutage denn gar nichts mehr bei.“

 Er besah sich noch einmal sein Werk und entschied, dass er genug Chaos verursacht hatte, dann machte er sich schnellstmöglich auf den Weg zurück in das brennende Dorf.

 

Jade stand langsam wieder aus den rauchenden Trümmern auf.

Die Armee die eben noch geordnet auf das Dorf zustürmte lag jetzt in heillosem

Chaos und schien sich nur langsam wieder zu sammeln. Was war passiert?

Revan kam herbeigelaufen einen Trupp Rebellen hinter sich die Trümmer zu Barrieren Aufschütteten.

Als er sie bemerkte winkte er sie heran und wies sie an: ,, Hilf diesen Leuten bei Aufbau der Verteidigung. Ich gehe Gerret suchen. Ich denke mal er ist für das Feuerwerk eben verantwortlich gewesen. Vielleicht hat er ja noch etwas mehr davon in Reserve.“

Er verschwan im Rauch der aus den vielen neu entstandenen Feuern aufstieg.

Die Barrikaden waren schnell errichtet, da sie praktisch nur die passenden Trümmerstücke die überall herumlagen

zusammentragen mussten und diese dann behelfsmäßig aufgeschichtet wurden. Keine große Sache aber damit sie stabil standen musste man sie von einer Seite noch abstützen und das nahm Zeit in Anspruch. Als sie endlich fertig waren war die Arbitrische Armee bereits gefährlich nah gekommen. Sie hatten nur noch Minuten.

 

Jaret selbst befand sich in diesem Moment nur einen Barrikaden-Abschnitt weiter. Er wollte sich nicht auf einen bestimmten Ort festlegen sondern je nach Situation dorthin können wo er grade gebraucht wurde.

Die ersten feindlichen Kämpfer trafen

auf die Barriere und wurden von einem Pfeilhage begrüßt der einige von ihnen zu Fall brachte, doch der grossteil stürmte selbst noch von mehreren Pfeilen getroffen weiter und prallte auf die Truppen der Rebellen.

Jaret stürzte sich sofort selbst in den Kampf. Mal mit dem Schwert, mal mit Magie trieb er so viele Angreifer wie möglich zurück. Doch dann brach ein schwer gepanzerter Krieger durch der Mühelos ein halbes Dutzend von Jarets Leuten niederstreckte.

Daraufhin wies er sie an sich zurückzuhalten und ihm die anderen vom Hals zu halten. Um den würde er sich selbst kümmern.

Doch der Mann erwies sich als stärkerer Gegner als Jaret gedacht hatte. Er schaffte es ihn zurückzutreiben, bis Jaret schon dachte er müsste jeden Moment gegen eine Hauswand stoßen. Stattdessen stolperte er über irgendetwas und das rettete ihnen vermutlich beiden das Leben, denn in diesem Moment flog ein Feuerball über sie hinweg und hüllte den Mann mit dem Plattenpanzer ein bis nur noch ein Aschehaufen übrig war.

Jaret richtete sich auf und wollte der Person über die er gestolpert war grade aufhelfen, da erkannte er das Gesicht wieder. Und ihm viel auch der passende Name dazu ein.

Es war Jade. Und in einem Sturm aus

Visionen und Erinnerungen, er konnte beides nicht auseinanderhalten, viel ihm alles wieder ein. Er wusste wieder wer er war, nicht nur seinen Namen. Seminium, Ruben, Dunic, Revan, Jade, Garret Giller, Karla, Konstantin, Erane, das Buch, gefangene Seelen,  Hama, der Überfallartige Angriff. Und wie er zurückgeblieben war. Und er wusste wieder was er war. Ein Seher. Und irgendwie wurde ihm auch klar was geschehen war. Wieso er sich nicht hatte Erinnern können.

,, Ich kenne dich .?“ , war das erste was er nach einem kurzen Moment des Schweigens wieder sagte. Es klang mehr wie eine Frage

Dann nahm er hinter ihr eine Bewegung war. Eine Klinge schnitt durch die Luft. Jade sank getroffen zu Boden.

Es war Dunic, der Oberbefehlshaber der Armee und Jaret erkannte ihn erst jetzt wieder.

,, Sieh mal an, wenn haben wir denn hier. Ich denke das wird Ruben einen Bonus wert sein.“
Er versuchte nun auch Jaret niederzustrecken. Von Wut getrieben stieß Jaret den Mann zurück und schleuderte einen Feuerblitz auf ihn. Brennend und heulend sank der Mann in sich zusammen. Im selben Moment begann es geradezu Feuer zu regnen welches die verbleibenden Arbitrischen

Truppen aus dem Dorf jagte. Ich muss mich nachher unbedingt noch bei Giller bedanken, dachte er als er den Flammenregen bemerkte. Doch Momentan galt seine ganze Sorge der vor ihm am Boden liegenden Gestalt.

 

Giller begutachtete zusammen mit Revan von einem Hügel über der Statd aus wie die Soldaten aus dem Dorf flohen.

,, Gute Arbeit.“ , meinte der zu Gerret.

,, Nein, gutes Timing.“ , meinte der und wies mit einer Hand Richtung Horizont.

Die Armee der Skjalfjord-Clans war eingetroffen und der Flammenregen trieb die verwirrten Arbitrischen Truppen genau auf sie zu. Die Schlacht war

entschieden.

,, Suchen wir Jaret.“ , meinte Revan. ,, Dann kannst du ja mal versuchen ihm vorsichtig zu erklären wer er ist.“

 

Sie fanden Jaret noch inmitten des Schlachtfelds. Der Großteil der Rebellen setzte noch den Überresten des Arbitrischen Heeres nach nur einige der Männer die Revan vorher schon im Versammlungshaus gesehen hatte waren noch bei ihm.

 Jaret kniete neben jemanden und schien zu weinen, aber als er Giller erblickte funkelte kurz so etwas wie Hoffnung oder vielleicht auch nur die Hoffnung auf eine Idee in seinen Augen auf. Revan war

fast schon in dem Moment alles klar, als er sah neben wem Jaret kniete.

Es war Jade und Revan sah auf den ersten Blick das sie nicht mehr lebte.

Jaret stand auf, ging zu Gerret hinüber und packte den alten Mann an den Schultern.

,, Ihr habt mich einst zurückgeholt ihr habt es selbst gesagt. Wie habt ihr das gemacht? Wie funktioniert der Zauber?“

Giller schüttelte Jaret ab. ,, Und ich habe dir auch gesagt das es gefährlich ist und die Erfolgschance gering. Glaubst du etwa es fordert keinen Preis sich in Leben und Tod einzumischen?“
,,Den zahle ich.“ , entgegnete Jaret.,, Und es ist immer noch meine

Entscheidung. Wie lautet der Zauber?“, fragte er wieder.

Giller beugte sich zu Jaret hinüber. ,, Ich glaube immer noch das du nicht weißt worauf du dich einlässt aber ich werde dir helfen. Dieser Zauber wird nur unter den mächtigsten Magiern weitergegeben und das aus gutem Grund. Es kann dich selbst das Leben kosten, schlimmer noch die Welt in Gefahr bringen. Bist du bereit dieses Risiko zu akzeptieren?“

,, Ja.“ , antwortete Jaret.

,, Dann hör mir gut zu und merk dir alles ganz genau.“

Gerret erläuterte ihm haarklein was zu tun war und ermahnte ihn mehrmals ja

nichts auszulassen oder zu vergessen. Ihm das ganze Auszureden hätte sowieso keinen Sinn gehabt.

Nachdem er zum Wiederholten mal auf die Gefährlichkeit hingewiesen hatte, sagte er schließlich: ,, Nun gut. Ich habe dir alles gesagt was du wissen musst. Viel Glück. Und hoffentlich bringst du durch dein Verhalten nicht uns alle in Gefahr.“
Jaret ging im Geist noch einmal alles durch. Dann kniete er sich wieder neben die leblose Jade. Dann legte er eine Hand auf ihre Stirn und konzentrierte sich.

Giller hatte ihn gewarnt das es nicht angenehm werden würde. Sich in Leben und Tod einzumischen forderte eben

seinen Preis. Aber darauf war er nicht gefasst gewesen. Bilder und Visionen rasten vor seinem inneren Auge vorbei. Krieg, Gewalt, Mord alles Schlechte dieser Welt fokussiert auf einen einzigen Punkt. Als wollte ihm jemand Fragen warum er versuchte jemanden in eine solche Welt zurückzuholen. Weil ich sie ändern werde, antwortete er im Geiste.

Dann war es vorbei.

 

 

 

Er fand sich selbst in der Versammlungshalle wieder auf einem zu einem Feldbett umfunktioniertem Tisch. Um ihn herum befanden sich weitere

Betten für die Verwundeten und um ihn herum standen Revan, Gerret, Owen und einige Dorfbewohner in einem Halbkreis.

,, Hat es funktioniert ?“ , fragte er als er wieder einigermaßen bei Sinnen war.

,, Ja“ , brummte Giller, ,, und wir werden uns nachher mal über Respekt älteren Magiern gegenüber unterhalten.“ , meinte er scherzend, ,, Und ich denke da möchte sich jemand mit dir unterhalten. Oben auf dem Hügel oberhalb der Stadt.“

 

Sie verschwanden und Jaret setzte sich vorsichtig auf. Er zitterte noch etwas aber wenn er aufpasste konnte er laufen. Langsam ging er durch das völlig

verwüstete Dorf. Es kam ihm so vor als sei kein einziges Gebäude unbeschädigt geblieben. Hier konnten sie nicht bleiben denn es gab hier nichts mehr. Vielleicht konnten sie die Höhlen benutzen die Owen erwähnt hatte...

Aber das war momentan nebensächlich.

Er fand sie tatsächlich oben auf dem Hügel.

,, Danke.“ , war das erste und einzige was sie sagte.

, Wofür ?“ , fragte er. Die Bilder die er gesehen hatte belasteten ihn noch immer. ,, Sie dich um. Was gibt es in dieser Welt?“ , fragte er und deutete auf das zerstörte Dorf.

,, Aber du wirst sie ändern.“ , meinte sie

ernst.

,, Ich ? Was kann ich schon tun. Ich habe lediglich einen weiteren Krieg losgetreten. Einen von vielen.“
,, Vielleicht. Aber du hast es selbst gesagt und mich gefragt was es in dieser Welt schon gibt. Dich.“

Seine Antwort wurde von einem Kuss erstickt. Für ihn gab es einen Kurzen Moment nichts anderes. Es würde sich eine Lösung finden. Er musste sie nur finden. Möglicherweise hatte er die Antwort sogar schon gesehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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abschuetze Haben diese Bücher auch etwas mit Canton zu tun?
... und ich denke mal "in Überarbeitung" bedeutet, die bekommen irgendwann auch ein anderes Layout?

Dann werde ich mich in nächster Zeit mit dieser Lektüre befassen :-)

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter ^^ Nein , auch wenn viele meiner Ideen , die ich später wieder aufgegriffen habe, noch aus diesem Roman stammen hat es nichts mit Canton und Co zu tun. Das hier ist tatsächlich das erste Buch das ich je geschrieben habe. Was dir bei den noch nicht überarbeiteten Kapitel ( bin bei Kapitel 10 gewesen ? Müsste das unbedingt mal zu Ende bringen ) auch massiv auffallen wird, glaube ich.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze okay .... schaun wir mal :))

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
exguesi Auf Seite 9 hast du ein Nomen kleingeschrieben

(Nein Scherz, ich sage natürlich welches... ---> Fragen) und danach hast du schein statt schien geschrieben.

Auf Seite 12 hast du Glitzerte statt glitzerte geschrieben

Nach Wertgegenständen müsste ein Punkt (oder bei deinen langen Sätzen ein und :D) sein


Auf Seite 17 hast du das statt dass geschrieben und auf 18 nochmal
ach und jetzt weiss ich auch was ein Tabajaxie ist. Dachte zuerst an etwas mit Tabak... Auf Seite 19 hättest du das Adjektiv roter klein schreiben müssen...

okay, ich höre schon auf, die Fehler zu suchen :D

Also das Buch scheint sehr lebendig zu sein, du hast jetzt vielleicht einen kleinen Überblick, welche Fehler du noch gemacht haben könntest.
Mir gefällt es ;)
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Finde ich gut. Wie gesagt, befindet sich momentan noch in Überabreitung ( Bis Kapitel 12 , der Rest ist nach wie vor in ,,Rohform") und ich weiß noch nicht, wann ich mich das nächste mal ransetze.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
exguesi dann weisst du ja schon, was das nächste mal dran kommt. Bin übrigens auch grad in Überarbeitung der Bücher. *Fühle also mit dir*.
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Macht zwar Spaß, aber wenn man schon wieder drei neue Ideen hat^^ Schwer das an einem Stück durchzuziehen.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
exguesi Du hast bloss drei Ideen? haha... Ich habe täglich gefühlte hundert Ideen (von denen zeittechnisch hundert wieder verworfen werden...)
Vor langer Zeit - Antworten
Caliope Zwar kenne ich bisher ,ganz nur das "Alte" aber..... ich weiß, das hier Vorschusslorbeeren angebracht sind
GLG
Birgit
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Die ersten 8 Kapitel sind schon überarbeitet und tja, mittlerweile doppelt so stark wie zuvor. Wenn das so weitergeht muss ich noch Kapitel hinzufügen^^
Vor langer Zeit - Antworten
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