Endlich Urlaub. Anne und Torsten machten sich schon früh am Morgen auf den Weg in den Urlaub. Die Sachen hatte schon Torsten am Abend davor im Auto sicher verladen. Anne ging bereits zum zehnten Mal alles noch einmal gewissenhaft durch, dass auch ja nichts vergessen werden würde. Jetzt also nur noch Felix, ihren dreijährigen Labrador im Auto befestigen, und sich von ihrem Sohn Tobias verabschieden. Denn dieser ist jetzt 17 und nicht mehr darauf erpicht mit Mami und Papi in den Urlaub zu fahren. Zumal er seine Eltern auch ein wenig für durchgeknallt erklärte hatte, als sie ihm mitteilten nach über 20 Jahren mal wieder zelten zu wollen. Auch gut. Wer nicht will!    Allerdings musste er sich, auf an Annas Drängen hin, für die Zeit der Abwesenheit von seinen Eltern einen Ferienjob suchen, damit er ja nicht nur die ganze Zeit zu Hause abhängt oder gar noch Unsinn anstellt. Aber etwas Gutes hatte es ja auch für ihn. So kommt er, mit dem selbstverdienten Geld, und mit Mamis Unterstützung auch schneller an seinen vom ihm so sehr gewünschten neuen  Laptop. Natürlich kein Kinderspielzeug, sondern schon ein besseres  Modell aus einer höheren Preisklasse. Schließlich würde man das heute brauchen. Was soll´s, Hund einsammeln, Sohn tschüss sagen und ab geht´s Richtung Ostsee.
Ein wenig verrückt war sie schon, die Art ihrer gewählten Unterkunft. Denn anders wie in den Jahren davor, alles korrekt durchgeplant, war es in diesem Jahr völlig anders. Kein Hotelzimmer oder Ferienhaus, Voll- oder Halbpension und manchmal auch, damit man nicht nur den ganzen Tag am Strand oder in der Anlage verbringt, in Sachen Bildung ein Besichtigungsprogramm. Nein dieses Jahr waren spontane Sachen angesagt. Während Torsten schon Ende letzten Jahres seinen Urlaub planen konnte, war es bei Anne durch Umbau in den Strukturen ihrer Firma erst sehr spät klar, wann sie Urlaub nehmen konnte.   Aber schließlich war es ihr Wunsch, in diesem Jahr nicht irgendwo ins Ausland zu reisen sondern zu Hause in Deutschland zu bleiben. Das Problem war nur das es keine passenden Ferienunterkünfte mehr gab, die auch Hunde zuließen. Und Felix sollte dieses Jahr auf alle Fälle mit. Zu sehr schmerzte jedes Mal der Abschied von unserem geliebten Familienmitglied, auch wenn die Freude darüber, ihn wieder von seinen Gasteltern wieder abzuholen, auf beiden Seiten sehr überschwänglich war. Nicht dass wir nicht sicher waren das es ihm dort nicht gut gehen würde, aber irgendetwas fehlte doch in unserem Urlaub. Und wenn es nur der morgendliche Tagesablauf war, den Felix doch entscheidend mitbestimmte.                                                                                       Â
 Eine andere Sache war auch in diesem Jahr die Urlaubskasse. Während in den Jahren zuvor doch auf den zu erwartenden Urlaub gespart wurde, war es diesmal anders. Anne und Torsten hatten eine neue Leidenschaft entdeckt. Das Motorrad fahren. Anfangs war nur Anne davon begeistert. Sie hatte nach vielen Jahren durch Zufall auf einer Internetseite ihren alten Schulfreund Jens wieder gefunden. Damals wären sie fast ein Paar geworden. Aber wie das so ist, nach der Schulzeit sieht man sich noch mal beim Klassentreffen und dann verliert man sich aus den Augen. Jeden fall kam es nach diesen vielen Jahren wieder zu einem Treffen zwischen Anne und Jens. Er ist inzwischen zum zweiten Mal verheiratet und hat zwei Söhne. Und seine Leidenschaft ist seine Chopper. Fast jede Minute seiner Freizeit verbringt er damit irgendwo an ihr zu schrauben oder natürlich auch damit zu fahren. Seine Frau konnte er von seinem Hobby und seinen Motorradfreunden begeistern. Nun auch Anne. Nach einem Treffen mit Jens erzählte sie freudestrahlend ihrem Torsten von der Ausfahrt auf der Chopper. Und wie geil das war. Und sie war davon überzeugt auch Motorrad fahren zu wollen.  Anfangs war Torsten überhaupt nicht überzeugt. Schließlich hatten beide zwar einen Autoführerschein, aber keine Berechtigung  dafür ein Motorrad zu lenken. Zwar besaß Torsten vor zwanzig Jahren mal ein Moped und ist auch viel damit gefahren, mit Anne damals als Sozius. Aber ein Motorrad in der jetzigen Zeit ist damit nun nicht mehr zu vergleichen. Man wird ja nicht jünger. Jedenfalls brauchte Anne, natürlich auch rein zufällig mit Hilfe von Jens,  viele Überredungskünste um auch Torsten von der Tatsache zu überzeugen, auch zur Auffrischung ihrer nun schon vierundzwanzigjährigen Ehe etwas neues  Gemeinsames anzugehen. Eben einen Führerschein fürs Motorrad zu machen. Und das frisst unheimlich Geld. Diesen Umfang haben sich beide so nicht vorgestellt. Zwar hat Torsten weniger Probleme fahrtechnisch, aber in Puncto Beweglichkeit beim Slalom und Ausweichhaken für die bevorstehende Prüfung. Annes Probleme liegen eher darin, sich mit der Maschine und dem eigenen fahren auseinander zu setzen. Hinten sitzen ist weit aus einfacher als nun Herr über die zweirädrige Technik zu werden. Gut, beide brauchen jedenfalls noch einige Fahrstunden, und etwas Geld, um sich dann einmal im praktischtischen Teil ihren Prüfer zu stellen.
Nun aber ist Urlaub angesagt. Abschalten vom Stress der letzten Monate, nichts hören von Problemen auf der Arbeit. Einfach Ruhe, Sonne und Strand genießen. Torsten hatte die Idee mit dem zelten. Wenn schon kein Ferienhaus Felix und sie aufnehmen wollte dann, eben auch in Anbetracht der wenig verbleibenden Zeit bis zum Urlaub, ist Zelten die einzige Alternative. Anfangs tat sich Anne mit dem Gedanken schwer nach so langer Zeit zu zelten. Zumal sie dazu die notwendigen Utensilien  nicht besaßen. Ok, sie hatten das alte Zweimannzelt von früher noch, und Tobias benutzte es mal bei einer früheren Klassenfahrt. Aber das konnte es ja wohl nicht sein. Doch hier gab Torsten nicht so schnell auf. Da Anne in Sachen Internet geschickter war schaffte sie es, immer nach nicht immer übereinstimmender Rücksprache mit Torsten,  in kurzer Zeit ein passendes Zelt samt Matratzen zu bestellen und alles auch rechtzeitig zu bekommen.
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Nach fast sechs Stunden Autofahrt erreichten Anne und Torsten gemeinsam mit ihrem Labrador Felix den von Torsten ausgewählten Zeltplatz am nördlichsten Zipfel der Insel Fehmarn. Nicht dass man die Wegstrecke auch hätte in kürzerer Zeit zurücklegen können. Aber Anne hasste lange Autofahrten und auch Felix war so lange Strecken nicht gewöhnt. Das liegt vermutlich auch an dem Umstand dass ihre Verwandten, Bekannten und Freunde nicht mehr als eine Autostunde von ihrem zu Hause entfernt wohnten. Felix durfte dabei mit, wenn dort ein Garten oder weites Gelände war wo er seinen Auslauf bekam. Natürlich wurden auch schon mal weitere Ausflüge oder auch unter anderem eine Reise zum Balaton vor gut zehn Jahren  mit dem Auto gemacht. Aber auch Torsten war nicht gerade ein Fan von langen und meist stupiden Autobahnfahrten.                                                                                                                                                   Also wurden insgesamt drei Pausen eingelegt, wobei eine davon eine etwas längere Mittagspause wurde. Diese Pausen wurden aber zum einen auch als Raucherpausen genutzt, beide hatten es sich trotz mehrerer Versuche noch nicht abgewöhnen können, zum anderen sollte aber auch Felix die Möglichkeit bekommen „sein Geschäft“ zu erledigen. Das jedoch war schwieriger als gedacht. Denn anders als in der häuslichen Umgebung gewohnt, waren hier vollkommen neue Gerüche und somit viel Neues zu entdecken. Er entwickelte sich dabei zu einer Art Parkplatzräuber, da er an den Pausenplätzen die Hinterlassenschaften der vorherigen Nutzer genau untersuchte und dabei auch etwas zu fressen fand. Und so zog sein Weg von Bank zu Bank, entweder mit Anne oder Torsten an der Leine, um noch etwas Verwertbares zu finden. Sehr zum Missfallen von Anne, da sie doch befürchtete das er davon vielleicht eine Magenverstimmung bekäme. Torsten hingegen fand es amüsant wie Felix die beiden doch etwas an der Nase herumführte bis er endlich sein Geschäft erledigte.                                                                                                                                                    Â
Anders als angenommen, war der Weg zum Zeltplatz von der Straße her nicht so gut ausgeschildert so dass sie ihn gleich finden konnten. Das wiederum bestärkte Torsten in seiner Ansicht, das hauptsächlich wohl nur Insider den Zeltplatz kannten und somit sicher auch für sie noch ein Platz zum zelten vorhanden wäre.  Jedenfalls ging für die Suche ihres Zielortes auch noch einmal gut eine Viertelstunde drauf. Was soll´s. Sie haben ihr Ziel erreicht, allerdings kam diese Ansage nicht vom Navi sondern von Torsten, als sie vor der Zeltplatzeinfahrt standen.                                                      Â
 Und er sollte auch Recht behalten. Der Zeltplatz war wirklich nicht überfüllt. Sie konnten sich sogar einen Standplatz aussuchen. Allerdings mussten sie noch eine gute halbe Stunde nach der Erledigung der Anmeldung warten um alles ausladen zu können, da laut Platzordnung das Befahren der Anlage in der Zeit von 13 bis 15 Uhr untersagt wurde. Zwecks Mittagsruhe und aus Rücksicht auf die Dauercamper. Was soll´s, dafür hatten die beiden vollstes Verständnis. Und so nahmen sie ihren Felix und erkundeten erst einmal die Umgebung und natürlich den Strand. Die Zeltanlage war bestens ausgestattet. Ein kleiner Laden mit Dingen des täglichen Bedarfes und morgens sogar frischen Brötchen sowie ein kleines Restaurant waren in der Anlage vorhanden. Die sanitären Einrichtungen waren sehr sauber, und die Duschmarken bekam man in der Anmeldung. Man brauchte nur über die Übergänge der Düne zu gehen und schon war man am Strand. Herrlich. Auch Felix war sofort begeistert. Schließlich fand er hier sein Lieblingselement Wasser vor. Labradore sind ausgesprochene Wasserfanatiker. Und so natürlich auch Felix der egal zu welcher Jahreszeit, außer es war Eis auf dem See oder Bach, immer in das nasse Element musste. Egal ob Anne oder Torsten ihm sagten das er einen kalten Bauch davon bekommt. Felix störte es überhaupt nicht, er liebte Wasser, konnte er sich doch darin austoben. Hinterher einmal richtig ausschütteln um dann bei einem Schäferstündchen in der Sonne sein Fell zu trocknen.                                                                    Â
 Torsten konnte Anne eigentlich nur für einen Zelturlaub überzeugen da man, anders als bei einer Hotel- oder Ferienanlage, hier bei Nichtgefallen der Örtlichkeiten im sprichwörtlichen Sinn seine Zelte abbauen könnte und dann einfach zu einem anderen Zeltplatz fährt.                                            Â
Na gut, er sprach dabei von abbauen. Jetzt musste aber erst einmal das Zelt aufgebaut werden, damit Anne alles zu ihrer Zufriedenheit, natürlich dem Nutzen entsprechend, einräumen konnte. Die halbe Stunde des Wartens war ja nun schon lange vorbei, und so holte Torsten das Auto vom Parkplatz und fuhr es zum von beiden ausgesuchten Platz. Felix machte sein Trocknungsschläfchen im Schatten eines Baumes, und Anne und Torsten luden das Auto aus. Es lag nun an Torsten das neu erworbene Zelt aufzubauen, was sich anfangs schwieriger als gedacht gestaltete. Das lag jedoch nicht an einer komplizierten Aufbauanleitung, die war sehr einfach geschrieben. Sondern eher daran das sich Torsten ein wenig blond anstellte. Und wie so oft schon wenn ihm nicht gleich solche oder ähnliche Dinge gelangen, wurde er schnell maulig und unbeherrscht. Anne hasste diese Momente. Kannte sie doch in diesen Situationen ihren Torsten zu gut, wenn er dann wütend Dinge in die Ecke warf. In der Hinsicht war sie diejenige die dann die Ruhe wahrte und, gerade auch bei fummeligen Arbeiten, sich der Situation und damit auch Torsten stellte. Der sonst eigentlich die Ruhe in Person ist. Manchmal zu ruhig wie Anne oft meinte, gerade wenn es zu Hause um tägliche Dinge, Probleme mit den Nachbarn oder Schulischen Sachen von Tobias ging. Hier hatte sie sich oft mehr Unterstützung von Torsten erhofft. Nach fast einer Stunde Aufbauzeit stand dann auch endlich ihr großes Zelt. Es hatte vier Schlafkabinen und einen überdachten Mittelteil, wo man bei schlechtem Wetter sich auch mal drin aufhalten konnte. Aber eben auch zum Sitzen und einnehmen der Mahlzeiten, wenn es dafür morgens noch zu frisch oder abends schon zu dunkel war. Eigentlich war es für die drei jetzt zu groß. Aber bei der Suche nach einem geeigneten Zelt für den Urlaub wurde auch berücksichtigt dass Tobias vielleicht ein anderes Mal mitkommt. Somit hätten er, Felix sowie Anne und Torsten einen eigenen Schlaf- bzw. Rückzugsbereich, und die vierte Kabine ist dann für Taschen und Proviant reserviert. Alles also doch wohl überlegt. Und auch wenn Tobias später einmal mit seinen Freuden vielleicht mal auf Reisen geht, würde das Zelt dafür ausreichend Platz bieten.                                                                   Â
 Jetzt aber waren Anne und Torsten damit im Urlaub, und nach den ganzen Anstrengungen des Tages  völlig erledigt aber auch irgendwie zufrieden. Und zufrieden war auch Felix, der sein doch unruhiges Schläfchen,  auf Grund von Torstens zeitweiliger Unbeherrschtheit und dem damit verbundenen mehrmaligen Platzwechsel,  nun beendet hatte und nun sein Recht auf Auslauf und Futter einforderte indem er nun seine Streicheleinheiten von beiden einforderte. Also wurde ein gemeinsamer Spaziergang mit anschließendem Besuch des Restaurants beschlossen, wo Anne und Torsten dann essen würden während Felix dann später  im Zelt sein Futter bekommt.