Biografien & Erinnerungen
Der Zug meines Lebens

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"Der Zug meines Lebens"
Veröffentlicht am 20. November 2011, 4 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Der Zug meines Lebens

Der Zug meines Lebens

Der Zug meines Lebens

Im ersten Wagen und ersten Abteil meines Zuges war ich irgendwann da, ich fand meine Eltern und Geschwister. Ab und zu schauten Bekannte rein, waren da und gingen wieder. In dem Abteil war ich zu Hause, da fühlte ich mich wohl. Ich wurde größer und schaute vor dem Abteil den Gang entlang, besuchte ein anderes Abteil mit vielen Kindern. Einige davon kamen in mein Abteil und manchmal besuchte ich sie in ihren Abteilen. Dann wurde es Zeit ein anderes Abteil zu besuchen. Dort wo gelernt wurde, mit vielen anderen zusammen. Aber auch dort kamen und gingen einige Mitfahrer, doch die meisten blieben, bis unsere Zeit dort zu Ende war. In meinem ersten Abteil lernte ich in einem Beruf zu arbeiten, habe Stück für Stück den ganzen Wagen kennen gelernt, bis ich genug Abteile kannte. Ab und zu musste ich erfahren, das Mitfahrer aus dem Zug gestiegen sind und nich wieder kamen.

Ich wollte einen neuen Wagen kennen lernen, der Weg dahin schien lang zu sein, aber in Wirklichkeit trennte uns nur eine Tür. Im ersten Abteil des neuen Wagens war ich nicht allein. Mit vielen Gleichgesinnten trug ich die gleiche Uniform und lernte wieder. Dieses Mal  den Umgang mit Waffen, Versteckspiele für Große und Achtung und Respekt vor höher gestellten. In diesem recht kurzen Wagen blieb ich nicht lange, aber immerhin länger wie andere, jedoch für immer dort zu bleiben konnte ich mir nicht vorstellen.

Ich ging weiter zum nächsten Wagen. Doert im ersten Abteil wollte ich es mir einrichten, ein Heim schaffen und mich zu Hause fühlen. Ich habe wieder gearbeitet und angefangen mir eine Frau zu suchen. Zu zweit fühlte ich mich in dem Abteil wohl, habe aber auch Kindernisse in Kauf genommen und toleriert. Viel Zeit zum überlegen gab es nicht, bald waren zwei Söhne da und das Leben wollte finanziert werden. Wenn es Streit gab wurde der schnell verdrängt und an die Seite geschoben, etwas neues hat uns dann wieder abgelenkt. Die Bilder wechselten in dem Abteil, andere Orte, andere Wohnungen, immer wieder Veränderungen, doch der Weg zum ersten Wagen, zum ersten Abteil wurde immer schwieriger und weniger. Das Abteil wurde langsam zu eng, es kamen viele fremde Dinge hinein, zu viele. Es wurde unübersichtlich, Ärger und Streit nahmen zu. Unbemerkt bin ich krank geworden, es wurde Zeit das Abteil zu wechseln. Ich brauchte eine ruhige Fahrt für meinen Zug.

Im nächsten Abteil war ich viel allein, habe gearbeitet und mich abgelenkt. Aber leider musste ich schmerzlich meine Söhne zurück lassen. Wie so oft habe ich wieder vieles verdrängt und in Schubladen gepackt um mich von dem Kummer zu befreien. Nach einiger Zeit kam wieder eine Frau dazu. Alles schien harmonisch zu laufen und selbst der Kontakt zu den Söhnen schien wieder in Gang zu kommen. Aber in dem Abteil blieb alles ruhig, die Hoffnung mit den

 

 

Söhnen ein Trugschluß. Meine Eltern haben inzwischen den Zug verlassen, ihre Reise war zu Ende. Auch mit großer Veränderung des Abteils blieb es ruhig, zu ruhig. keine guten Gespräche mehr, die Wärme wich aus der Zweisamkeit, die Gier nach Besitz machte sich breit. Wieder ein Klima das mich krank gemacht hat, wieder musste ich da abteil verlassen um zu mir zu finden, um mich nicht ganz aufzugeben.

Im neuen Abteil der gleiche Anfang, allein mit dem nötigsten zum leben. Wieder viel arbeiten, verdrängen und das Schubladen-system nutzen. Aber ich war nicht ganz allein. Freunde und Bekannte aus dem letzten Abteil schauten auch jetzt rein und gaben mir Halt und Mut. Ich konnte wieder leben und zufrieden in die Zukunft sehen. Aber dann schaute jemand aus weiter Ferne in mein Abteil. Mit viel Wärme und Verständnis. Endlich, nach so langer Fahrt eine Partnerin die nicht zugelassen hat das ich wieder verdränge und ausweiche. Endlich jemand die mir gezeigt hat das ich Schubladen und alte Pakete wieder öffnen muss um die alten Geschichten zu bearbeiten. Hoffentlich bleibt mir diese Partnerin noch lange eine Reisebegleitung. Unbemerkt haben die alten, versteckten Geschichten mich kräftig belastet, haben schwer auf meinen Schultern gelegen und mich fast erdrückt. Stück für Stück habe ich mit ihr versucht Pakete und Schubladen zu öffnen, aber bald war klar, ohne Hilfe geht es nicht.


 

 

Dann hatte ich Gelegenheit ein anderes Abteil zu besuchen. Dort habe ich viele liebe Menschen getroffen die auch ihre Pakete öffnen und bearbeiten wollen. Auch in diesem Abteil war ein stetiges kommen und gehen, aber die gemeinsame Arbeit an den Paketen, die vielen persönlichen Gespräche haben mir  und auch den anderen geholfen. Eine gute, erlebnisreiche, lehrreiche Zeit in dem Abteil. Dort habe ich viele neue Freunde und Freundinnen gefunden, einige wenige ganz besonders.

Ich wünsche alen in diesem Abteil viel Erfolg, Mut und Kraft. Die Zeit in diesem Abteil lohnt sich, immer und für jeden. Für jeden auf seine Weise. Ich wünsche allen die von ihren Paketen erdrückt werden, den Mut solche Abteile zu suchen und sie zu nutzen.

Nun bin ich wieder in meinem Abteil. Das alte Leben geht weiter. Aber die Erfahrungen und Hilfen geben mir Kraft und Mut für den Rest der Reise. Kraft meine Pakete zu tragen und Mut die Pakete und Schubladen zu öffnen und mich den Inhalten zu stellen. Ich habe gelernt mich zu wehren und zu behaupten, habe aber auch gelernt, meine Mitreisenden dabei nicht zu vergessen. Für alle bleibt die Tür zu meinem Abteil offen.

Heiner,

20.11.2011


 

 

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Baer46

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pegasus50 Re: -
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pegasus50 
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Gast Fern ab der Wirklichkeit! - Entspricht nicht der Realität!
Maske absetzen!!!
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