Romane & Erzählungen
Jüdische Synagoge

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" Jüdische Synagoge"
Veröffentlicht am 17. November 2011, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Zu meiner Freude hat mir mein Verlag artofarts, ein riesen großes Geschenk gemacht. Frau Bartl hat mir bei youtube ein, von mir gesprochenes Video, meines Buches Prinzessin Emma, gebastelt. Perfekt würde ich mein Sprechen nicht nennen, aber mit ganz viel Herz und Liebe gelesen. Hört doch einfach mal rein. Ich freue mich auf einen Besuch : http://uteschuster.com/ mein blog Ich liebe alles was mich glücklich macht und das ist echt nicht ...
Jüdische Synagoge

Jüdische Synagoge

In der Synagoge.

 

Berlin. Montagvormittag. Eine goldene Kuppel. Sicherheitsbeamte.

 

Kaum, dass ich die jüdische Synagoge betreten habe, wird mir eiskalt, ich beginne zu zittern, spüre Schmerzen, höre Schreie, rieche Blut, sehe Menschen, sehe Angst und doch ist es still, totenstill.

 

Die Menschen die durch die Räume gehen, oder eher wandeln raunen sich Worte zu, leise sehr leise.  Allein gehe ich von Vitrine zu Vitrine, lese die Beschreibungen und falle immer mehr in eine tiefe Traurigkeit.

 

In einigem Abstand steht ein junges Pärchen. Das junge Mädchen, blond und sehr hübsch, der junge Mann aber ist von besonderer Schönheit, das Gesicht weich und doch maskulin. Ich schaue ihn an und denke, Du siehst sehr jüdisch aus. Verstehen kann ich nicht, was die beiden reden, auf jeden Fall sprechen sie weder Deutsch noch englisch. Sehr elegant sieht er aus, dieser schöne Mann, mit der großen schmalen Nase und dem weich geschwungenen Mund. Jüdisch denke ich noch einmal.

 

Immer und immer wieder sehe ich diesen Mann und obwohl an diesem Vormittag sehr viele Menschen in der Synagoge sind, ragt er aus der Masse heraus, er hat etwas verletzliches und auch arogantes an sich. Irgendwie fühle ich mich müde und schwach, verletzlich und traurig, ich kann nicht anders, ich muss dieser bedrückenden Stimmung entfliehen und so beschließe ich, das nächste Kaffeehaus aufzusuchen.

Eine ganze Weile suche ich nach dem Ausgang. Endlich finde ich eine Tür, drücke auf einen Schalter, die Tür öffnet sich automatisch und schließt sich dann sofort wieder hinter mir.Ich stehe in einem hellen Gang, circa drei Meter vor mir ist eine weiteren Tür,  Durch die Glasscheibe kann ich die Straße sehen, ich suche verzweifelt nach einem weiteren Schalter oder nach einer Türklinke, aber nichts. Ich bin gefangen in diesem circa acht Quadratmeter großen Raum. Obwohl beide Türen vollkommen aus Glas sind, vermutlich Sicherheitsglas, ergreift mich Panik. Ich bekomme solche Angst, dass ich mich fühle wie in einem Gefängnis, mir ist, als würde ich nie mehr aus dieser Synagoge herauszukommen. Ich drehe mich zitternd  um mich selbst und dann sehe ich vor der ersten Tür den jungen Mann stehen. Er schaut mich an, ich schaue ihn an. Es ist wie ein Kräftemessen. Es ist als würde er mich anklagen, mir die Schuld meiner Vorfahren überstülpen. Klein fühle ich mich, klein und schuldig. Sein Blick  ist von unendlicher Traurigkeit. Hilflos so hilflos, seiner und auch meiner. Ich könnte Deine Mutter, vielleicht sogar Deine Großmutter sein schießt es mir durch den Kopf und ich fühle mich noch schlechter. Vor meinem inneren Auge sehe ich alte Bilder meiner Mutter, sie  in ihrem alten Kittel, ein anderes Bild, das meinen Vater in Uniform zeigt, schön und so stolz, kein Wort hat er über den Krieg erzählt, nie. Alles alles, was ich nie erfahren habe sehe ich in den schwarzen Augen dieses Mannes.

 

 Ich weiß nicht wie lange wir uns durch diese geschlossene Glastür anschauten und unsere Blicke festhielten. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper, er öffnete die erste Tür ging an mir vorbei, drückte links einen Schalter und die zweite Tür ging auf. Ich war nicht fähig DANKE zu sagen, konnte nicht lächeln, nichts. Ich fühlte mich so sehr als Deutsche, die schuld war an dem ganzen Leid, dassman seinem Volk und auch ihm zugefügt hat, dass mir die Tränen in die Augen schossen, hilflos so wahnsinnig hilflos war ich.

 

 

Und bin es jetzt in diesem Moment wo ich das niederschreibe immer noch oder wieder,

ich frage mich, wie können Menschen anderen Menschen solch ein Leid zufügen, Wie konnten sie das?

 

 

© Ute AnneMarie Schuster

 

 

 

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UteSchuster
Zu meiner Freude hat mir mein Verlag artofarts, ein riesen großes Geschenk gemacht. Frau Bartl hat mir bei youtube ein, von mir gesprochenes Video, meines Buches Prinzessin Emma, gebastelt. Perfekt würde ich mein Sprechen nicht nennen, aber mit ganz viel Herz und Liebe gelesen. Hört doch einfach mal rein.


Ich freue mich auf einen Besuch : http://uteschuster.com/ mein blog Ich liebe alles was mich glücklich macht und das ist echt nicht wenig. carpe diem et carpe nocem. Für mich ist ein Traum, den ich schon seit Kindertagen träume, endlich wahr geworden. Was mich aber am meisten bewegt und was ich nun immer beachten werde ist: Wenn du dir etwas wünschst, dann wünsch es dir ganz genau. Glaub an die Erfüllung deiner Wünsche und vor allen Dingen, glaub an dich. An sich selbst zu glauben, das ist die größte Arbeit, aber sie ist zu bewältigen. Der Rat von einem lieben Ratgeber: Halte Dich einfach an meinen Wahlspruch - Du darfst an ALLEM zweifeln, nur nicht an Dir selbst. Ich werde es mir zu Herzen nehmen und dabei immer an dich denken, lieber Horst.

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pekaberlin Egal ob Deutsche den Juden, ... - ... ob Weiße den Indianern oder Schwarzen, Israelis den Palästinensern und umgekehrt, ob Nazis den Linken oder Ausländern so etwas antun, immer sind es Menschen, die Menschen morden!
Lass es mich mit Brecht sagen, Ute: "Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern. Er will unter sich keine Sklaven sehn und über sich keine Herrn!"
Das ist die einzige Lehre aus der Geschichte! Und der Mord an meinen jüdischen Vorfahren wiegt nicht schwerer als der Mord an den anderen genannten.
Nur dass ein ganzes Volk zusah, es nicht selbst beendete, unterscheidet die deutsche Judenvernichtung von allen anderen Genoziden!
Und auch nur das ist unser Vermächtnis, unser Erbe, aus dem keine Schuld erwächst, aber eine Schuldigkeit, eine Pflicht - dieses (das tatenlose Zusehen) darf nie wieder geschehen! (Eine Enschuldigung oder Abschwächung a' la rainer001 ist mir zuwider!)
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Weil damals viele Menschen -
Zitat: (Original von baesta am 17.11.2011 - 20:38 Uhr) NICHT nachgedacht haben, sich nicht in den anderen hineinversetzen konnten, nicht spürten, wenn sie jemandem weh taten. Aber Du hast mich an etwas erinnert. Ich fühlte damals das gleiche, als ich in Polen in Lublin das KZ Majdanek besucht hatte. Dort hat man viele tausende Kinder ihren Eltern entrissen und umgebracht. Ich konnte damals tagelang nicht schlafen, sah immer wieder die vielen Kinderschuhe vor mir, die in den Baracken lagerten und einst jedes Paar einem Kind gehörten. Es waren tausende. Damals fragte ich mich, wieso Menschen so etwas tun konnten und was diese Kinder ihnen getan hatten....., sie hatten doch gar keine Schuld auf sich geladen, waren doch viel zu jung.
Und doch blüht der Hass schon wieder auf, junge Generationen, die diese Zeit gar nicht erlebt haben, vereinen sich schon wieder unter dem Hakenkreuz. Leider!

Liebste Grüße
Deine Bärbel


wie sehr kann ich das nachfühlen. Mein Berlinaufenthalt ist ca. 2 Wochen her, und doch kann ich diesen Mann nicht vergessen, oder besser diese Situation.
Ich drück Dich ganz lieb,
Deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: ++++++++++++++++++++++++++++++++++ -
Zitat: (Original von roxanneworks am 17.11.2011 - 14:11 Uhr) ?Die Deutschen müssen sich zwei Fragen in jeder Generation, in jedem Jahrzehnt aufs Neue stellen: Warum konnte das Gewaltverbrechen, warum konnte der Holocaust gerade in Deutschland geschehen? Oder anders herum gefragt: Warum konnte Hitler, warum konnte eine staatliche Rassenpolitik nicht verhindert werden??
(Peter Reichel, Politikwissenschaftler)


?Gleichwohl sollte man nicht vergessen, daß erinnerte Vergangenheit immer einen instrumentalisierenden Charakter hat; man bemächtigt sich des Vergangenen stets aus den Bedürfnissen des Gegenwärtigen. Die Frage ist freilich, in welcher Absicht sich das Vereinnahmen dessen, was sich nicht mehr unmittelbar erfahren bzw. erleben läßt, vollzieht. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man sich z. B. der Opfer vergangener Gewalt um der Vermeidung künftiger oder der Rechtfertigung gegenwärtiger Opfer willen erinnert.?
(Moshe Zuckermann, Historiker)

Liebe Ute...

Dein Text hat mich betroffen gemacht....
wie dieses Thema mich immer betroffen macht,
nachdenklich und fassungslos...
Es gäbe so viel dazu zu sagen und nichts....
Bewusstsein und Zivilcourage müssen wachsen...

liebste Grüße
roxanne


ja da hast Du recht, zu viel und doch immer zu wenig.

Ganz liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Zu gut geschrieben, um noch Worte zu verlieren -
Zitat: (Original von cyranoDe am 17.11.2011 - 13:40 Uhr)
Gruß

cyrano



ich danke Dir Cyrano

Liebe Grüße
Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: -
Zitat: (Original von Gast am 17.11.2011 - 12:36 Uhr) gepfercht in einen Viehwaggon
so hat man es geschunden.
Dabei steht in der Bibel schon:
"Das Heil kommt aus den Juden."

Für den Moment nur spürtest Du
den Aufschrei Deiner Seele.
Was war, das darf auf Nimmer ruh'n,
doch Israel wird leben!!

Da sei gewiß, denn Gottes Plan
zeigt uns direkt vor Augen;
das Volk, das so geschunden ward
wird bald den Retter schauen.

Er kommt aus ihren eignen Reih'n,
an Schönheit ohnegleichen,
er öffnet Türen, still und fein
und ihre Not wird weichen..




So weit reicht mein Glaube nicht,
dass ich darauf antworten kann.
Für mich war es ein emotionaler Moment,
der mir ins Herz schnitt.



Ganz liebe Grüße
Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: liebe u*t*e -
Zitat: (Original von rainer001 am 17.11.2011 - 11:09 Uhr) ergreifend deine zeilen und sicherlich ist das was gesechehen ist ein großes unrecht an die menschlichkeit.
sicher ist aber auch , das die genaration die nach dem krieg geboren wurde keine schuld trägt .
sicher auch , dass es nicht unbedingt der soldat war , der an der front sein leben lies.
sicher ist aber auch , dass die welt wusste was im damaligen deutschland geschieht .
sicher ist auch , dass das nicht die einzigsten verbrechen der menschheit ist ,
kambodscha über eine million tote umgebracht nur weil sie anders waren ,
ruanda über eine million tote , nur weil sie anders waren .
jugoslawien tausend nur weil sie anders waren .
und wie handelt israel , es hat land genommen welches in der bibel ihr land gewesen ist ,
sie unterdrücken und haben tausende gefangene .
und wir zahlen jedess jahr millionen fürs vergessen.
nein ute wir tragen keine schuld nicht mal eine moralische auch wenn wir als deutsche geboren sind
lieben gruß zu dir rainer


ich weiß Rainer, dass WIR keine Schuld tragen, es war eher das Gefühl, denn die Schuld. Es waren die Blicke die wir schweigend tauschten. So schmerzlich und traurig. Das war es was mich so sehr betroffen gemacht hat
und das gerade er mir die Tür öffnen musste, war schon sehr mystisch.
Ja mystisch ist das richtige Wort. Die beiden kamen ja lange nach mir, er ist ja dann auch wieder zurückgegangen und nicht wie ich aus der Tür. Es hätte jeder andere auch sein können, aber genau ER war es.

Ganz liebe Grüße
Ute
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Das Gute in uns ist, dass wir es nie verstehen werden -
Zitat: (Original von cbvisions am 17.11.2011 - 09:35 Uhr) wie man anderen Menschen ein solches Leid zu fügen kann.

Zumindest das unterscheidet uns heute von der Vergangenheit.

Dein Text macht betroffen bzw läßt uns deine Betroffenheit spüren, so dass es weht tut.

GlG Chris

PS: Markante Gesichtszüge, fremde Sprache was du sofort als jüdisch annimmst, auch wegen der Synagoge - doch aus solchen Asosertionen entsteht Fremdenhass. (keine Anklage gegen dich, eher ein Hinweis zum verstehen, wie so etwas entstehen kann)


Lieber Chris,
wir sehen nunmal unterschiedlich aus und das ist gut so finde ich.
Dieser junge Mann hatte so etwas edles stolzes an sich, so elegant, wie es nicht viele Leute gibt. Ich kann nicht mal sagen ob er dieses typische Käppchen aufhatte. Ich glaube es war die Ruhe und Distanz die er ausstrahlte, wenn er sich umsah. Er wirkte wie ein Gast aus einem fremden Land, der die Gräber seine Vorfahren besucht. Es waren viele Männer da, die diese Käppchen trugen, aber nur er war etwas ganz besonderes.

GGLG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
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