Biografien & Erinnerungen
Es war im Oktober - ein überraschendes Wiedersehen

Es war im Oktober, ein sonniger Tag

mit strahlendem Himmel, wie ich es mag,

da ist wer an der Tür, ein sanfter Ton,

nur mit der Ruhe, ich komme ja schon.

Welch Überraschung, vertraut dein Gesicht,

meine feuchten Augen leugne ich nicht,

du stehst plötzlich vor mir, einfach so

und lächelst mich an, macht mich das froh.

Meine Kindheit, die Jugend und vieles mehr,

gibt jetzt die Erinnerung Stück für Stück her,

meine Patentante bist du seit langer Zeit,

ich hoffe, du hast es niemals bereut.

Die Feier im Dom, meine erste Uhr,

nachmittags im Prater, Vergnügen pur,

eine Gruselfahrt mit der Geisterbahn,

auf dem kleinen See der wacklige Kahn

Noch etwas habe ich nicht vergessen,

wir beide gingen auch ganz fein essen,

ein Festtag für mich in der großen Stadt,

am Abend im Bus dann müde und matt.

Ich ging noch zur Schule, dich lockte die Welt,

vom Land der Berge hast du gerne erzählt,

dort wolltest du leben, suchen dein Glück,

dann gingst du und ließest vieles zurück.

Auch deine Hochzeit fällt mir wieder ein,

dabei durfte ich deine Brautjungfer sein,

aus deinem Haar nahm ich den Myrthenkranz,

und spendete dir Beifall beim Hochzeitstanz.

Spärlich folgten noch Briefe, irgendwann

zog uns das Leben ganz in seinen Bann,

gerissen der Faden, Verbindung unterbrochen,

es kam leider anders als wir einst es versprochen.

Unser Leben verlief in getrennten Bahnen,

es verbindet uns fest die Heimat der Ahnen,

seit der Kindheit geborgen in engen Gassen,

habe ich unser Städtchen nie ganz verlassen.

Du hast Träume verwirklicht, sicher nicht leicht

und hast weit in der Ferne so manches erreicht,

doch glaube ich, es klingt nicht vermessen,

die Melodie der Heimat hast du nie vergessen.

Auch ich habe dein Bild tief im Herzen bewahrt,

wenn auch mit Worten zu oft gespart,

im Buch der Erinnerung fest eingebrannt,

spüre ich noch immer auf meiner Schulter die Hand.