Romane & Erzählungen
Shakespeare hat nicht immer Recht - Teil 4 - Eine Posse in 5 Akten

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"Shakespeare hat nicht immer Recht - Teil 4 - Eine Posse in 5 Akten"
Veröffentlicht am 06. November 2011, 26 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Shakespeare hat nicht immer Recht - Teil 4 - Eine Posse in 5 Akten

Shakespeare hat nicht immer Recht - Teil 4 - Eine Posse in 5 Akten

Beschreibung

Verdammt beliebt ist Dr. Chris Petersen bei den Frauen, was er auch weidlich ausnutzt. Nur die streitsüchtige Dr. Kate Fielder nervt ihn total. Aber die sieht eh zu gut aus, um etwas auf dem Kasten zu haben! Oder?

4. Akt

Wie leicht es mir jetzt fiel, so zu denken! Im Ernst, ich konnte mir dieses Zimmer schon gar nicht mehr ohne sie vorstellen. Ich fühlte mich so gut wie nie, endlich mal auch eine Freundin unter den Frauen gefunden zu haben, die sich nicht albern und kokett benahm und mir überdies intellektuell gewachsen war. Oder sogar über, aber das war mir egal. Vielleicht wurde ich ja doch langsam reif? Konnte wie in 'Father & Son' daran denken, mich niederzulassen und eine Familie zu gründen? Komisch nur, dass die Kinder in meiner plötzlich vor mir auftauchenden Phantasie alle graue Augen und dunkelblonde Haare hatten.... Unwillig schüttelte ich den Kopf. Vielleicht hatten wir in den letzten Tagen doch etwas zu viel Zeit miteinander verbracht.

 

Trotzdem war ich enttäuscht, dass sie noch nicht im Zimmer war, als ich heimkam; es war allerdings auch noch früh. Den ganzen Tag war es immer heißer geworden und ich war froh, als durch das weit geöffnete Fenster eine kühle Brise wehte, vielleicht die erste Ankündigung eines Gewitters. So streckte ich mich lang auf meinem Bett aus und döste vor mich hin, bis ich endlich die Tür gehen hörte.

 

„Puh“, schnaufte sie, „was für ein Tag!“, dann hörte ich ihr Bett knarzen und drehte mich zu ihr.

„Du warst aber auch großartig. Ich habe direkt noch was gelernt!“

„Arsch!“, kam es liebevoll uncharmant von drüben und ich lachte.

„He, nimm doch mal ein Kompliment an!“

„Davon habe ich heute weiß Gott genügend bekommen. Aber von dir weiß ich wenigstens, dass es echt sein muss, weil du mich eigentlich nicht leiden kannst“, murmelte sie müde, doch ich schreckte wie elektrisiert hoch.

„Also das ist jetzt unfair! Ich ging eigentlich davon aus, dass wir das heute Morgen endgültig geklärt hätten. Und dass wir – Freunde wären.“ Kaum zu glauben, wie sehr mich ihre Worte wirklich getroffen hatten!

„Wirklich? Freunde?!“

„Ja. Wenn du magst.“

„Natürlich!“ Nach einer Pause fügte sie an. „Das ist ein schönes Gefühl, hier einen Freund zu haben.“

„Und nicht nur Speichellecker“, vollendete ich die Sentenz für sie.

„Yepp. Chris, du kennst mich schon erstaunlich gut.“ Etwas plumpste auf den Boden und sie gab ein geradezu obszönes Stöhnen von sich. Gerade rechtzeitig fiel mir ein, dass sie sich wohl gerade ihrer Pumps entledigt hatte. Dann stand sie auf, zog auch den Rest des Kostüms aus und fiel gleich wieder ins Bett. „Gute Nacht!“, hörte ich sie noch murmeln und schon kurz danach war sie eingeschlafen.

 

Blieb mir nichts anderes übrig, als mich ebenfalls inmitten der schönen Brise Morpheus Armen anzuvertrauen. Doch mitten in der Nacht weckte mich ein lauter Donner, aus der kühlen Brise war ein ausgewachsenes Gewitter geworden. Ein Blitz zuckte und sofort darauf donnerte es erneut, das Zentrum war anscheinend direkt über uns. Gerade wollte ich mich wieder gemütlich eindrehen, da stand plötzlich eine Gestalt vor mir und rüttelte an meiner Schulter.

 

„Chris! Chris!! Bitte wach auf, du musst mich zu dir ins Bett lassen, ich hab solche Angst!“ Es war tatsächlich Kate, die da schlotternd an meinem Bett stand. Wieder krachten Blitz und Donner beinahe gleichzeitig und in der kurzen Helligkeit konnte ich sehen, wie kreideweiß sie im Gesicht war. Sie schrie leise auf und ehe ich Ja oder Nein sagen konnte, war sie schon unter meine Bettdecke geschlüpft. Dort rollte sie sich mit dem Rücken zu mir zu einem kleinen Ball zusammen, hörte dabei nicht auf zu zittern. Der nächste Blitz brachte sie dazu, sich die Decke über den Kopf zu ziehen.

 

Vollkommen perplex zog ich die Decke wieder weg und legte den Arm um sie. „Sht, ist ja gut, ich bin ja da“, murmelte ich leise und begann, die schocksteife Gestalt meiner kleinen Zimmergenossin sanft zu wiegen. „Hey, du bist ja ganz steif vor Angst! Entspann dich mal, Kate!“, redete ich weiter auf sie ein. Langsam wurde sie etwas lockerer und ich begann, die Wärme ihres Körpers überdeutlich an meinem zu spüren.

 

„Es tut mir leid“, begann sie, doch der nächste Blitz brachte sie wieder zum Schweigen. Zum Glück brauchte der Donner diesmal länger, das Gewitter schien uns langsam zu verlassen.

 

Ohne, dass ich es wollte – wir hatten uns doch gerade auf Freundschaft geeinigt! - fühlte ich eine tiefe Zärtlichkeit in mir für Kate aufsteigen. Nichts Schlimmeres, wie könnte ich an so etwas denken, wie sie so ängstlich und schutzsuchend da in meinen Armen lag! Ich versuchte es mit einem kleinen Scherz. „Was soll das denn überhaupt, ein Physiker, der Angst vorm Gewitter hat!“

„Junge, hab ich den schon oft gehört!“, seufzte sie, schien aber etwas auf zu tauen. „Ich weiß auch, dass das eigentlich vollkommener Quatsch ist, aber Ängste sind nun mal bekannt dafür, irrational zu sein. Iek!“ Das letzte galt dem erneuten Blitz, so dass ich sie unwillkürlich enger in den Arm nahm.

 

Den Anderen streckte ich so aus, dass Kate ihn bequem als Kissen benutzen konnte, worauf hin sie sich wieder etwas entspannte. „Da hast du natürlich wieder Recht“, flüsterte ich leise. „Denkst du, du kannst jetzt ein wenig schlafen?“ Sie streckte sich etwas aus und ich spürte ihre nackten Beine an meinen.

„Hmhm“, machte sie und schien tatsächlich langsam weg zu dösen. Ganz allmählich schlief auch ich wieder ein, mit einem, wie ich noch spürte, idiotisch glücklichem Lächeln auf den Lippen. Dann war auch ich weg.

 

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mich im Gesicht und daher wusste ich, es war noch etwas Zeit bis zum Aufstehen, wollte mich noch einmal umdrehen, als mir, auch sehr körperlich, bewusst wurde, ich war ja nicht allein in meinem Bett! Ich lag nun auf dem Rücken und Kate lag an meine Seite geschmiegt, ihr Kopf in meiner Armbeuge, eine Hand lag auf meiner nackten Brust.

 

So nahe und so genau hatte ich sie bisher noch nie betrachten können. Ihr Gesicht war fein geschnitten, hatte jedoch für ihr junges Alter überraschend – wie alt war sie eigentlich genau? - bereits feine Linien um die Mundwinkel, was man aber jetzt, wo sie entspannt schlief, kaum sah. Die Nase war gerade, keine Modelnase, aber doch gerade richtig, die Augen hatten ungefärbte, nicht allzu lange Wimpern. Und trotzdem erschien Kate mir in diesem Moment als die schönste Frau der Welt und als Reaktion darauf begann mein Herz heftiger zu schlagen.

 

Ob sie davon wach geworden war? Jedenfalls begann sie sich nun zu regen, streckte sich erst und zog sich dann zusammen, presste für einen kurzen Moment ihr Gesicht tiefer in meine Armbeuge - und zuckte dann erschrocken hoch. Verwirrt sah sie mich an, doch ich lächelte beruhigend. „Alles in Ordnung. Du hast nur gestern Nacht Schutz bei mir gesucht. Wegen des Gewitters.“

„Ach ja.“ Kraftlos ließ sie wieder auf meinen Arm sinken, den ich sofort um ihr Schulter legte. „Tut mir leid, wenn ich dich belästigt habe.“ Ich musste grinsen.

„Kein Problem.“

„Du wunderst dich sicher...“

„..dass du Angst im Gewitter hast?“

„Um genau zu sein, nur noch ein Häufchen schlotterndes Elend vor lauter Angst bin, sobald des donnert. Ja, genau das.“ Intuitiv versuchte ich das Ganze auf der nur halb ernsten Ebene zu halten.

„Ich gebe zu, der Gedanke ist mir gekommen.“ Der und inzwischen alle möglichen weiteren, da sie so eng bei mir lag und auf so unaufdringliche Art und Weise so unerhört weiblich war. 'Reiß dich zusammen, Chris!', ermahnte ich mich und meinte damit vor allem meinen kleinen Freund. Leider, oder glücklicherweise, drehte sich Kate nun auf den Rücken. Ihr Kopf lag allerdings noch immer auf meinem Arm und ihr Haar fühlte sich weich darauf an.

„Die Geschichte dahinter ist eigentlich ganz einfach: Der Brand, bei dem mein Vater und meine Mutter starben, wurde durch einen Blitzschlag verursacht. Es war ein altes Haus, in das wir, so hat man mir erzählt, erst sehr kurz vorher eingezogen waren. Anscheinend hatte es keinen Blitzableiter und mein Vater war wohl noch nicht dazu gekommen, einen zu installieren.“ Sie seufzte, ganz in Gedanken.

 

„Die Leute sagen, es sei eh ein Wunder, dass ich überlebt hätte. Die Schlafzimmer waren im 2. Stock und der Brand hatte den Weg über die Treppe sehr schnell abgeschnitten. Meine Eltern sind da oben erstickt, während man mich weinend unten auf dem Rasen fand. Vielleicht hatte mein Vater oder meine Mutter mich aus dem Fenster geworfen, in der Hoffnung, mein junger Körper würde den Sturz in Verbindung mit dem feuchten, weichen Gras überstehen. Und ich war tatsächlich bis auf ein paar Prellungen unverletzt, konnte und kann mich aber an gar nichts erinnern.“

 

Ihre Stimme klang dunkel, abgeklärt, aber instinktiv wusste ich, dass es ihr doch weh tat, darüber zu reden und hob deshalb meine Hand, um ihr einmal liebevoll über die Wange zu streichen. Noch immer in Gedanken redete sie weiter. „Wie gesagt, ich habe keine bewussten Erinnerungen an jene Nacht. Aber mein Unterbewusstsein hat anscheinend sehr Gute, denn es begann schon mit dem ersten Gewitter ein paar Monate nach meiner, ähm, Ankunft im Waisenheim. Ich bin schier ausgeflippt vor Angst. Und so ist es, mit mehr oder weniger schlimmen Ausprägungen, bis heute geblieben. Wenn ich unter Stress stehe, habe ich es kaum unter Kontrolle.“

„Und im Moment stehst du unter Stress?“ Sie zuckte leicht die Achseln.

„Na ja, die Schließung meiner Gruppe, neuer Anfang hier, mein Vortrag und deine Reaktion auf meine Ankunft hier... da kann man schon mal unter Stress geraten“, meinte sie wie beiläufig, während ich schuldbewusst zusammen zuckte.

„Es tut mir leid, dass ich so garstig zu dir war“, murmelte ich leise, doch sie hob den Kopf und sah mich an.

„Ach lass mal, im Grunde hat es sogar Spaß gemacht, so die Klingen mit dir zu kreuzen.“

Ich richtete mich auf und drehte mich zu ihr. „Echt?!“

„Ja, wo findet man schon sonst einen ebenbürtigen Gegner, mit dem man so schön streiten kann? Ist doch ein prima Mittel, um Dampf ab zu lassen. Auch wenn ich es noch schöner finde, dass wir jetzt befreundet sind.“

 

Ich war inzwischen halb über sie gebeugt und wusste, ich wollte, musste sie jetzt küssen. Auch Kate lag plötzlich voller Spannung da und sah mir in die Augen, machte jedoch keine Anstalten auszuweichen, als ich langsam näher kam. Um so größer war unser beider Schreck, als es nun auf ein Mal heftig an die Tür wummerte.

 

Wir spritzten auseinander, als hätte man uns bei wer weiß was ertappt, dabei waren wir doch erwachsene, unabhängige und selbständige Menschen, die niemandem Rechenschaft schuldig waren. Obwohl, von ihr wusste ich ja nicht einmal das! Mit ein paar geschmeidigen Bewegungen war Kate in ihr Bett gehüpft, während der ungebetene Besucher erneut laut klopfte.

 

„Miss Fielder? Dr. Fielder, sind sie da? Der Rektor schickt mich, ich soll Ihnen was ausrichten.“ Wütend sprang ich aus dem Bett und riss die Tür auf.

„Warum ruft er dann nicht einfach an!?“, polterte ich und der kleine Student, den ich flüchtig aus einem meiner Seminare kannte, duckte sich furchtsam.

„Das weiß ich nicht, Dr. Petersen. Ähm, ich suche eigentlich Dr. Fielder...“ Mit Schwung stieß ich die Tür nun ganz auf und er sah mit großen Augen Kate in ihrem Bett, meines auf der anderen Seite, aber auch die Trennwand in der Mitte. Ich beschloss, das Ganze so normal wie nur möglich wirken zu lassen.

„Ja, bis irgendwo etwas frei wird, wohnt Dr. Fielder ja bekanntlich bei mir. Was haben Sie denn für sie?“ Immer noch eingeschüchtert und irritiert hielt er einen Umschlag hoch.

„Die- Diesen Brief“, stotterte er und ich streckte die Hand danach auf.

„Darf ich ihr den übergeben oder erwarten Sie, dass sie aus dem Bett zu Ihnen kommt?“

„Was?!? Nein nein, hier bitte, geben Sie ihn ihr. Auf Wiedersehen.“ Damit drückte er mir den Brief in die Hand und war wie der Blitz verschwunden.

 

Kopfschüttelnd schloss ich die Tür und wedelte mit dem Umschlag in der Luft. „Liebling, die Post ist da!“, rief ich scherzhaft halblaut, als ich an ihr Bett trat. Doch ich hatte wohl etwas Falsches gesagt, ihrem Blick nach zu urteilen.

„Jetzt gib schon her.“ Ich gab ihr das Ding und verzog mich noch einmal auf mein Bett. Während sie las, ging ich die letzten Minuten vor der Unterbrechung noch einmal durch.

 

Um ein Haar hätte ich sie geküsst und ich wusste, es wäre wunderschön gewesen, zumal auch Kate nicht abgeneigt schien. Doch was wäre dann wohl passiert? Wir beide, eh schon halb nackt in einem Bett? Hätte ich mich zurück halten können? Oder hätte ich mein Macho-Image weiter zementiert, indem ich sie- Halt, nicht weiter auf dumme Gedanken kommen! Drüben raschelte Kate mit dem Brief und die gesamte Szene hatte so etwas verdammt friedliches an sich, dass ich beschloss, es sei vielleicht doch besser, wenn wir unsere Beziehung auf der neu gewonnenen freundschaftlichen Ebene ließen...

 

„Ist das zu fassen?!“, hörte ich jetzt von ihrer Seite. „Da kommt eine Neue daher, hält einen kleinen aber großspurigen Vortrag und schon sind alle Erfolge, welche die hiesigen Physiker haben, total vergessen.“ Ja, dieser Hang zur Selbstironie, auch wenn sie mich damit in den ersten Tagen beinahe abgeschossen hätte, war unbedingt ein äußerst liebenswerter Zug an ihr, ebenso wie der Wille, auch anderen Talenten Geltung zu verschaffen.

„Meinst du damit John, Steve, Sid und mich?“, hakte ich nach.

„Natürlich! Hör dir das an, der Bürgermeister bittet, ich zitiere, 'das jugendliche Ausnahmetalent Dr. Kate Fielder' zu einem kleinen Empfang, der dazu noch im lokalen Fernsehsender übertragen werden soll!“

„Wow.“

„Ja, wow. Das ist doch gemein euch gegenüber.“ Sie sah mich schmunzeln. „Oder?“

„Ach ich weiß nicht, so schlimm sehe ich das nicht. Wir hier machen Alltagsgeschäft, haben keinerlei wahrhaftige Durchbrüche erzielt, während du aus einer namhaften Forschungsgruppe kommst. Und eine aufregende neue Theorie im Gepäck hast. Von der unser lieber Bürgermeister natürlich nicht einmal die Hälfte versteht, aber einen guten Sinn für Publicity hat.“

 

Sie hockte mit angezogenen Knien auf ihrem Bett. „Ich hoffe nur, deine Kollegen sehen das genau so.“

„Wenn nicht, werde ich ihnen das schon einbläuen“, brummte ich, worauf sie lachen musste.

„Du meinst also, ich soll annehmen.“

„Ehrlich gesagt glaube ich nicht mal, dass du eine Wahl hast.“

„Stimmt.“ Eine Gebilde wie unsere Lehrstatt war nie fertig, nie unabhängig und nie darum verlegen, jedwede Publicity zu nutzen, wenn es potentielle Geldgeber locken konnte. Insofern würde Kate sich sehr viele Feinde im Falle einer Absage machen.

 

Sie seufzte leise. „Ich wünschte, ich hätte mehr Charakter.“ Zeit für einen aufmunternden Witz.

„Schätzchen, tun wir das nicht alle!? Dein 'Charakter' steht dir aber sehr gut.“ Das Kissen, das ich nun an den Kopf bekam, überraschte mich dann doch.

„Du bist halt doch ein Chauvi!“, rief sie dazu, aber ganz klar diesmal nur im Scherz. „Was ist, gehen wir jetzt duschen?“ Verdutzt sah ich auf die Uhr.

„Aber diesmal haben wir doch genug Zeit, um...“

„Stell dich nicht so an. Du möchtest doch meinen Charakter gerne sehen, oder?“ Diese Frau machte mich einfach fertig! Was für eine Traumfrau, hübsch, klug und so natürlich im Umgang mit gesellschaftlichen Konventionen, dass sie diese einfach vom Tisch fegte. Ob sie sogar Interesse an einem Rülpswettbewerb hatte? Das war jedenfalls Johns bisherige Definition einer Traumfrau gewesen!

 

Anfangs fühlte ich mich dann doch etwas befangen, aber wir blödelten so fröhlich vor uns hin, dass die Kumpanei von gestern schnell wieder gefunden war.

 

Zurück im Zimmer sah mich Kate nachdenklich an. „Ich habe eine Idee. Kannst du Steve und John schnell erreichen?“ Ich nickte und sie erläuterte mir ihren Plan. Der versetzte mich in Staunen und mir war klar, im Sinne von Rektor Toeger war er nicht, aber sie bestand darauf. Also rief ich meine Freunde an und wir verabredeten, uns vor den Vorlesungen noch rasch im Labor zu treffen.

 

Nach diesem Treffen eilte jeder zu seinen Vorlesungen und ich war richtig froh, als mich ein paar Fragen meiner Studenten richtig forderten und damit endlich einmal gründlich ablenkten. So hatte die Nervosität erst wieder eine Chance, als wir uns zur Dritt vor dem Fernsehstudio trafen, Kate, Steve und ich. John hatte freiwillig verzichtet, war aber ansonsten mit Kates Plan einverstanden, uns als Gruppe vorzustellen.

 

Ganz im Gegensatz zu Rektor Toeger, der kurz darauf mit Bürgermeister Kelly ankam. „Da müssen Sie etwas falsch verstanden haben“, säuselte er, doch Kate zog ihn entschlossen zu Seite. Sie hatte sich offensichtlich noch einmal umgezogen und sah einfach fantastisch aus. Wir konnten nicht hören, was sie mit Toeger besprach, aber man konnte sehen, wie er unter ihren Argumenten und der leicht auf seinen Arm ruhenden Hand langsam weich wurde. Schließlich schlenderten Beide wieder auf uns zu. Kate strahlte einmal wieder übers ganze Gesicht.

 

„Nun gut, Dr. Fielder hat mir klar gemacht, dass sie ihre Arbeit nun einmal nicht als Einzelleistung erbringen kann und dass immer die Gruppe als Ganzes gesehen werden sollte.“ Er räusperte sich jetzt. „Im Vertrauen, ich weiß das, aber verstehen Sie auch mich, wann hat man schon mal, nun ja...“ Ich beschloss, den Mann zu erlösen.

„Keine Sorge, wir wissen sehr gut, was Sie meinen. Und wir wären auch nicht hier, wenn Dr. Fielder uns nicht ausdrücklich darum gebeten hätte. Aber wir werden uns eher im Hintergrund halten, in Ordnung?“ Auch Steve nickte dazu und Toeger atmete erleichtert auf.

„Vielen Dank!“

 

Dann waren wir auch schon drinnen und der Bürgermeister führte ein äußerst triviales kleines Interview mit Kate, das wirklich nur Bezug auf sie als Frau und ihre Figur nahm. So gut kannte ich sie schon, dass ich sehen konnte, wie ihr unmerklich die Galle hoch kam. Und dann lenkte sie freundlich, aber bestimmt das Gespräch auf ihre Arbeit, verwies dabei ab und zu auf uns. Dabei machte sie das aber so geschickt, dass Kelly immer noch meinte das Gespräch zu leiten, während doch längst sie das Heft an sich gerissen hatte!

 

Sie schaffte es sogar, ihn zu einem deutlichen Appell an alle junge Mädchen zu verleiten, den Gang an die Uni in naturwissenschaftliche Fächer nicht zu scheuen. Und das, wo auch er eher einen chauvinistischen Ruf hatte.

 

Vergnügt verließen wir den Aufnahmeraum. Während Kate sich die Nase pudern ging, wie man so schön zu sagen pflegte, nahm Steve mich kurz zur Seite. „Sag mal, läuft da was zwischen dir und der Kleinen?“

„Nenn sie nicht so, sie ist unsere Kollegin.“ Er verdrehte die Augen.

„Das sind ja ganz neue Töne! Also?“

„Nein! Also ja, aber nicht was du denkst“ 'Jedenfalls noch nicht' „Wir haben uns ein wenig angefreundet, nachdem ich mich für meine Patzigkeit entschuldigt habe.“

„Soso.“ Nachdenklich trat er einen Schritt zurück. „Wenn du meinst... ich denke, ich werde es dann aber doch lieber sein lassen...“

„Was sein lassen?“, fragte Kate, die gerade zurück kam. Steve sah sie etwas länger an, warf mir einen kurzen Seitenblick zu und lachte dann. Offenbar verwarf er gerade seine Anbaggerpläne in Bezug auf Kate.

„Eine Karriere im Fernsehen anzustreben! Da bleibe ich lieber bei meinem Quantenschaum.“ Er reichte ihr die Hand. „Danke für deine Idee, Kate. Wir sehen uns dann morgen im Labor.“ Mir nickte er nur zu und stapfte dann aus dem Studio. Etwas verwirrt sah Kate ihm nach.

„Oh muss er schon gehen? Ich dachte, wir gehen vielleicht noch was essen?“ Etwas hilflos zuckte ich mit den Schultern, da fiel mir etwas ein.

„Er hat halt noch etwas zu tun. Aber soweit ich mich erinnere, habe ich noch ein Essen beim Italiener bei dir gut, oder?“ Ihre Miene hellte sich wieder auf.

„Ja natürlich! Ich hoffe, du kennst einen Guten.“

„Doch, keine Sorge“, sagte ich und öffnete die Tür.

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Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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