Fantasy & Horror
Nur ein Spiel...

Es sollte doch nur ein harmloses Spiel sein. So stand es zumindest in der „Bravo“ -Nimm Kontakt zum Jenseits auf und erfahre, was du schon immer wissen wolltest-. Dort fanden die beiden Freundinnen auch die Anleitung.
Jenny schrieb auf einem Holzbrett die Buchstaben von A bis Z in eine Reihe, die Zahlen von 0 bis 9 darunter. Links schrieb sie –JA-, rechts –Nein- und in der Mitte stand –Ausgangspunkt-. Marie präparierte in der Zeit den Raum mit Kerzen und Duftstäbchen, um die richtige Atmosphäre zu schaffen. Sie hatten gewartet, bis die Eltern aus dem Haus waren und wussten, dass sie erst sehr spät wieder heimkehren würden. So hatten sie die nötige Ruhe, um ihre Sitzung abhalten zu können. Der Duft von Jasmin verbreitete sich großzügig im Raum und die Kerzen tauchten ihn in ein gemütliches und doch irgendwie unheimliches Licht.
Sie stellte das Schnapsglas auf die Mitte des Brettes und fing an, den Spruch, den sie auch aus der Zeitschrift hatten, aufzusagen, um ihren Schutzgeist zu rufen. „Heiliger Schutzgeist, wir rufen Dich. Schütze uns vor dem Bösen aus dem Jenseits und stehe uns bei, diese uns auferlegte Aufgabe zu bewältigen. Schütze die Seelen, die den Weg zum Licht noch nicht gefunden haben und hilf uns ihnen den Weg zu zeigen“. Sie wiederholten den Spruch noch zweimal und legten dann ihre Zeigefinger auf das Glas. Gespannt warteten sie ab. Nichts passierte. Irgendwie erleichtert, aber doch auch enttäuscht, dass es nicht funktionierte, fingen sie an zu kichern. „Ich hab 'ne Idee“ sagte Marie und stand auf, um zu ihrem Bett zu laufen. Sie holte unter dem Bett einen Karton hervor, in dem einige Zettel, Kerzen und Amulette waren. „Der ist von meiner Schwester. Wenn die das merkt, bringt die mich um“ flüsterte sie, als sie Jenny eines der Amulette um den Hals legte. Sie legte sich auch eins um und fing an, einen Spruch vorzulesen. „Daemon minor appareat.   Spes motae appareant. Effectum venustatis ad infinitum.“ Jenny setzte ein und sie wiederholten den Spruch noch zwei mal. Ein mulmiges Gefühl machte sich in den Mädchen breit als sie die Finger auf das Schnapsglas legten. Sie schauten sich tief in die Augen und bemerkten, dass sie beide ängstlich waren. Nichts passierte. Nach einiger Zeit atmeten die Mädchen auf und fingen an zu lachen, wie albern sie doch seien auf solch einen Kinderspuk hereinzufallen. Als Jenny gerade anfing, den Zettel wieder zusammen zu falten, fing das Glas an sich langsam zu bewegen. Gespannt starrten die Freundinnen auf das Glas. Zuerst ganz langsam , dann immer schneller drehte sich das Glas auf dem Brett. Mit kreisenden Bewegungen fuhr das Glas über die einzelnen Buchstaben. T-O-T. „Oh Gott!“ fuhr es aus Jennys Mund. K-E-I-N-G-O-T-T ergaben die darauf folgenden Buchstaben. „Es kann uns hören.“ flüsterte Marie mit Tränen in den Augen. Mit zitternder Stimmer frage Marie „Wer, wer bist du?“ „Red doch nicht mit ihm!“ fauchte Jenny, die mittlerweile auch panisch wurde. S-A-T-A-N ergaben diesmal die Buchstaben. Jenny sprang auf, machte das Licht an und pustete die Kerzen aus. „Hast du einen Gegenspruch oder so etwas, um ihn los zu werden“ schrie Marie nun angsterfüllt. „Keine Ahnung ich verstehe doch die Sprüche nicht!“ schrie Jenny zurück die nun mittlerweile kreidebleich geworden war. „Dann ruf deine Schwester an und frag sie“ Antwortete Marie, die ihrer Freundin schon das Telefon entgegen hielt. Hektisch wählte Jenny die Nummer ihrer Schwester. Doch die Leitung war tot. Leise flüsterte sie ihrer Freundin ins Ohr „Ich kann nicht raus telefonieren.“ Marie begann zu schluchzen. „Lass uns in Ruhe! Bitte lass uns in Ruhe!“ Mit einem mal ging das Licht aus. Dunkelheit, nur das schwache Licht der Straßenlaterne erhellte den Raum ein wenig. So dass es gerade reichte, um die Konturen der Möbel zu erkennen. Die Mädchen krallten sich aneinander. „Warst du das?“ schluchzte Marie. „Was ?“ fragte Jenny ängstlich „Hör auf Jenny!“ schrie sie nun und machte sich von ihrer Freundin los. „Waaaaas???? Womit den???“  es war zwar dunkel, doch nicht dunkel genug, um nicht zu erkennen, dass hinter Marie eine große Person stand. „Marie, hier ist noch jemand!“ kam es nur kläglich aus Jennys trockener Kehle. „Wo? Wo? Oh Gott! Mach, dass es aufhört! Jenny mach es weg“ heulte Marie. Doch Jenny war wie angewurzelt. Auf einmal entfachten sich die Flammen der Kerzen wie von Geisterhand. Die Person hinter Marie war verschwunden. Ängstlich starrten sie auf das Brett, als das Glas wieder anfing sich zu bewegen. I-H-R Pause. Die Mädchen fassten sich an den Händen. W-E-R-D-E-T wieder eine Pause S-T-E-R-B-E-N. „Oh Gott! Oh Gott! Nein“ Jenny fing an zu weinen. Sie sackte zusammen und schluchzte immer wieder die gleichen Worte vor sich hin.  Marie fing an zu beten „Vater unser im Himmel...“ Ihr Gebet wurde von Jennys Schreien unterbrochen. Wie von Geisterhand fingen die Bücher an, aus den Regalen zu fallen, die Fenster sprangen auf und sämtliche Gegenstände flogen durch das Zimmer. Marie sprang auf „Wir müssen hier raus! Komm Jenny raus hier!“ Doch Jenny reagierte nicht. Sie stand einfach nur so da. Und starrte ihr Freundin an. Marie fing an zu rennen, raus aus dem Zimmer die Treppe runter und aus dem Haus. Einfach nur raus. Als sie
vor dem Haus stand sah sie die Blitze und die fliegenden Bücher durch Jennys Fenster. Ein lauter Schrei dann war alles vorbei. Sie rannte los, nach Hause. Dort angekommen erzählte alles ihrer Mutter.
Ihre Mutter beruhigte sie und brachte sie ins Bett, worauf sie von fürchterlich Alpträumen geplagt wurde. Am nächste Tag wurde sie von der Polizei verhört. Jenny wurde seit diesem Tag vermisst, das Zimmer war ordentlich und von dem Gläserrücken war keine Spur mehr. Marie wurde seit dem fast täglich von Alpträumen und Wahnvorstellungen heimgesucht. Sie hatte einige Male versucht, sich das Leben zu nehmen und lebt seit dem in einer psychiatrischen Anstallt und wird täglich von den Schreien ihre Freundin gepeinigt