Romane & Erzählungen
Hömma Schätzken, weisse noch? - Teil 2 Der Kegelausflug

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"Hömma Schätzken, weisse noch? - Teil 2 Der Kegelausflug"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2011, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Lieber Leser! Viel Spaß und eine gute Unterhaltung wünsche ich Ihnen beim Lesen meiner Gedichte und Aphorismen. Mit lieben Grüßen euer/Ihr Norbert (van Tiggelen) Meine bisherigen Buchveröffentlichungen: Menschenskinder ... ,werdet wach! Taschenbuch 01.07.2015 ISBN: 978-3738617566 Mit freundlichen Grüßen ... ,der Gedichtband speziell für Gästebuch-Einträge im Internet. 23.02.2015 ISBN: 978-3734763984 Unser Revier - das ...
Hömma Schätzken, weisse noch? - Teil 2 Der Kegelausflug

Hömma Schätzken, weisse noch? - Teil 2 Der Kegelausflug

Hömma Schätzken, weisse noch…

...den Kegelausflug mitte „Wilden Pudel“ … drei Tage anne Nordsee mit Vollpension!?
Naja, alleine schon der ausgefallene Club-Name ließ mich an immer wieder schmunzeln. Wenn wir zwei als Mitte-der-Sechziger-Jahre-Generation dort nicht vertreten gewesen wären, hätte das Durchschnittsalter dieser netten Seniorengruppe wohl im Bereich der Flugsaurier gelegen, aber Humor hatten diese alten Herrschaften allemal, auch wenn es im Grunde ein halbes Lazarett war.

Ich erinnere mich noch genau an den ersten Kegelabend, wo man uns echt superfreundlich begrüßte. Der asthmakranke Rudi stimmte arg röchelnd den Schlachtruf an, den kaum jemand von den anderen verstand (naja, wir beide eigentlich selber nich), aber alle brüllten zum richtigen Zeitpunkt „Gut Holz!“ zurück. Na, ich glaub ma, wenn man fast 40 Jahre lang zusammen kegelt, dann weisse blind, watt der andere macht, bzw. ruft … oder röchelt.
Apropos blind… Hannelore war im Grunde ohne Brille blind wie eine Fledermaus mit verbundenen Augen - mit Brille ging es so eben noch. Zum Aufschreiben an der Tafel jedoch hat ihre Sehkraft selbst mit den dicksten Minuskeln nich ausgereicht. Immer wenn sie in die hellen Scheinwerfer der Bahnbeleuchtung sah, hatte ich Angst, dass sie sich ihre Augen ausbrennt, solch dickwandigen Scheiben können nämlich schnell zu den reinsten Brenngläsern werden. Aufmerksam wurde ich auch immer, wenn sie ihre Brille abnahm und, ohne nachzudenken, auf den Tisch legte. Könnte die Tischdecke jetzt wohl anfangen zu brennen, wenn ein Lichtstrahl durch diese Glasbausteine dringen und zu einem schmelzenden Kegel gebündelt würde?
Vielleicht passiert es gerade in dem Augenblick, wo ich auf der Toilette bin und mich entleere… naja, und wenn wir ehrlich sind, nach dem achten Bier dauert das Geschäft halt ein wenig länger als gewohnt. Ich käme zurück und die Hütte stände in Flammen…. kaum auszudenken!

Hätte Heinz, der auf dieser Kegelbahn schon zwei Bandscheibenvorfälle hatte, es noch zu seinem Rollator geschafft? Würde Hannelore ohne Brille den Notausgang finden, was wohl mit Brille wahrscheinlicher wäre!? Würde Kalle, der Dauerpudel, die Königspartie abbrechen, obwohl er ausnahmsweise mal nicht der Letzte war? All diese Fragen stellte ich mir, wenn ich auf Hannes Brille starrte, die im hellen Schein der Lampen lag.

Zurück zum Kegelausflug anne Nordsee. Kaum zu glauben was mit den Alten geschah, wenn denen mal etwas Frischfleisch geboten wurde (also Herrschaften im Bereich der 70er Jahre etwa): Heinz kam blendend ohne Gehhilfe klar, Hanne konnte plötzlich Schatten erkennen und Gertrud zog das Bein nicht mehr nach. Angeblich, wie man mir erzählte, beruhte ihre Behinderung darauf, dass sie im Alter von knackigen 75 Jahren einer Kugel von Fritz hinterher schlich und dabei in die Rinne trat und umknickte, was aber durchaus glaubwürdig erschien, denn wie ich schon selbst oft bemerkte mied sie den Bereich der Rinne wie ein ehemaliger DDR-Grenzsoldat den Minenstreifen.

Am zweiten Abend unseres Ausfluges fand jedenfalls ein großer Tanzabend statt, wobei der Begriff "Tanzabend" doch etwas übertrieben war. Ich hätte es eher "Mumienschieben" genannt. Nicht selten krochen auf einem Quadratmeter Tanzfläche fünf- bis siebenhundert Menschenjahre (etwa acht bis neun Elefantenleben) herum.
Dieser ewige grausame Anblick schlug sich so dermaßen auf meine Psyche nieder, dass mir die Augen tränten und ich auch unter Kopfschmerzattacken zu leiden hatte. Naja…. was mache ich diese Aktion auch mit als so junger Spund, schließlich hätte der jüngste Alte mein Uropa sein können.
Ich entschloss mich dazu, die Räumlichkeit zu verlassen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Du, mein Schätzken, bliebst jedoch bei den Alten am Tisch sitzen, denn schließlich musste ja einer auf Hannelores Brille achten, die irgendwo auf der Tanzfläche herum irrte - sowas nennt man im Übrigen auch „Feuerwache“.
Marianne, die mit uns eher zu den jungen zählte (sie war 15 Jahre älter als ich 30jähriger damals), entschied sich dazu, mich zu begleiten - warum auch immer, weiß ich nicht. Sie war auch bei den Rentnern bekannt dafür, räudig wie Nachbars Lumpi zu sein, oder mit anderen Worten „heiß wie ein Autoblech in der prallen Sonne Kenias“.

Etwa eine halbe Stunde später tauchten wir im Tanzsaal wieder auf, indem dank Deines wachen Auges zum Glück kein Feuer ausgebrochen war.

Drei ganze Jahre vergingen, bis die schlechten Gedanken unserer Kegel(Saurier)-brüder und -schwestern bei einem Streitgespräch auf den Tisch kamen. Sie zerrissen sich die ganzen Jahre hinter unserem Rücken ihren Schlund darüber, dass Marianne und ich es an diesem Abend miteinander getrieben hätten, was natürlich nicht stimmte. Für uns war es der letzte Kegelabend in diesem Verein. Viel größer war für uns der Schmerz, erfahren zu müssen, dass man uns die ganze Zeit nur Freundlichkeit vorgeheuchelt hatte, und das noch in diesem Alter - traurig, traurig.
Na dann … gut Holz… weisse noch Schätzken?

Der Autor
Norbert van Tiggelen

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Über den Autor

NorbertvanTiggelen
Lieber Leser! Viel Spaß und eine gute Unterhaltung wünsche ich Ihnen beim Lesen meiner Gedichte und Aphorismen.

Mit lieben Grüßen euer/Ihr
Norbert (van Tiggelen)

Meine bisherigen Buchveröffentlichungen:


Menschenskinder ... ,werdet wach! Taschenbuch 01.07.2015
ISBN: 978-3738617566

Mit freundlichen Grüßen ... ,der Gedichtband speziell für Gästebuch-Einträge im Internet. 23.02.2015
ISBN: 978-3734763984

Unser Revier - das Ruhrgebiet ... ,mit Ecken und Kanten aus Kohle und Stahl, doch ganz tief im Herzen oft treu und loyal! 25.11.2014
ISBN: 978-3735757999

Nackte Tatsachen ... ,denn wegschauen bringt uns allen nichts! 25.08.2014
ISBN: 978-3735743473

Weisheiten ... ,erlebt, verdaut, betrachtet - geschrieben! 11.07.2014
ISBN: 978-3735757418

Aufrecht gehen ... ,das Buch für Menschen mit Rückgrat! 23.06.2014
ISBN: 978-3735742827

Streicheleinheiten ... ,was ich Dir immer mal sagen wollte! 19.06.2014
ISBN: 978-3735739896

Stolpersteine ... ,das Leben ist nicht immer fair! 18.06.2014
ISBN: 978-3735741578

Galgenhumor ... ,wer zuletzt lacht, lacht am besten. 06.06.2014
ISBN: 978-3735792037

Na(rr)türlich van Tiggelen 20.3.2014
(ISBN: 978-3735791542)

"Narrenfreiheit" - 20.12.2013
(ISBN: 978-3-86483-034-1)

"Mensch Meier" - November 2012
(ISBN: 978-3864830198)

"Von A bis Zett" - November 2011
(ISBN: 978-3864830037)

"Kopfkino" - Juni 2011
(ISBN: 978-3940119674)

"Ende gut, alles gut" - Oktober 2010
(ISBN: 978-3940119520)

"6 vor 12" - Dezember 2009
(ISBN: 978-3940119346)

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