Kurzgeschichte
Schlimm, schlimmer, am schlimmsten - Erstens kommt es anders...

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"Schlimm, schlimmer, am schlimmsten - Erstens kommt es anders..."
Veröffentlicht am 09. Februar 2008, 28 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich habe vor über 10 Jahren mit dem Schreiben angefangen, leider fehlt es mir mehr und mehr an der dazu benötigten Zeit... "Das Wesen der Romantik ist die Ungewissheit." - Oscar Wilde
Schlimm, schlimmer, am schlimmsten - Erstens kommt es anders...

Schlimm, schlimmer, am schlimmsten - Erstens kommt es anders...

Beschreibung

Eine Person erlebt die selbe Ausgandssituation 4 Mal anders.

Episode 1

Tageszeit: 18:55 Uhr



Der blau-metallic-farbige VW Golf V hielt vor der Häuserreihe, wo Marko Heyer wohnte. Etwas schwerfällig stieg er aus dem noch recht neuen Wagen aus, und der peitschende Wind zerzauste seinen adretten Mittelscheitel, den er sich wenige Minuten zuvor hatte frisieren lassen. Hastig entfloh er dem ungemütlichen Treiben auf Deutschlands Strassen und schloss seine Wohnungstür auf. Gelassen trat er ein in sein fünfundneunzig Quadratmeter großes Reich und er griff sich die Brandy-Flasche auf der Arbeitsplatte in seiner Küche. Er nahm einen großzügigen Schluck aus der halbleeren Flasche in seiner rechter Hand. Anschließend war nur noch etwa ein drittel in der Flasche übrig geblieben.

Er ging in Richtung Wohnzimmer und streifte die noch leicht benässten Schuhe im Korridor ab. Seine Augen begannen zu leuchten, während er auf den neuen Berber-Teppich hinabblickte. Das samtige Weiß des Bodens harmonierte elegant mit der Kirsche-Einrichtung des Raumes. Besonders die schwarze Ledergarnitur profitierte von der neuen Investition. Erst am vorangegangenen morgen war der Teppich verlegt worden. Müde warf er sich auf die Zweier-Couch und spülte nach und nach den Rest aus der Flasche hinunter.

Sein Arbeitstag hatte Marko fast zur Verzweiflung getrieben. Hinzu kam, wie er erfahren musste, dass seine Radio-Sendung, deren Konzept er erstellt hatte und wofür er stets so hart arbeitete, kurz davor stand eingestellt zu werden. Gunther Piech, der Radio-Direktor, hatte zwar viele Aufgabengebiete, die er Mirko hätte zuteilen können. Doch er empfand es als Beleidigung, dass seine Version des Internet-Radios nun vor dem Aus stand; die Respektlosigkeit seinen Diensten gegenüber machte ihn wütend. Zumal es für ihn bedeutete, mindestens einen oder mehrere Monate lediglich als Lückenfüller beim Sender zu agieren.

Er ging in die Küche und öffnete einen 89er Bordeaux. Während der Wein „atmete“, ging Mirko zur Toilette. Missmutig fiel sein Blick auf das Gesicht im Spiegel. Seine narzistische Selbstherrlichkeit brachte ihn zur Weißglut, als ihm die völlig strubbelige Frisur ins Auge fiel. Mühevoll hatte er sie restauriert, so gut es ging. Wieder in der Küche schenkte er sich ein Glas Rotwein ein und stapfte zurück ins Wohnzimmer. In entspannter Atmosphäre versuchte Mirko nun zu entspannen – er lag ausgestreckt auf der Couch, das Glas mit Rotwein in der Hand, und Van Beethovens Mondscheinsonate in den Ohren. All der Stress der letzten Tage wich langsam, aber sichtlich, von ihm.



Nach einer ausgedehnten Weile der Ruhe klingelte sein Mobiltelefon. In der Leitung befand sich Cindy; seine bereits dreieinhalb Jahre bestehende Liebesbeziehung.



„ Wie meinst du das, du willst Schluss machen? Du kannst doch nicht einfach so aus einer Laune heraus unsere Partnerschaft beenden! “ Während sein Puls wieder schneller schlug, gestikulierte er wild in der Gegend herum, mit dem Weinglas in der rechten Hand, und sprach lauthals in sein Handy, das er in der linken Hand hielt. Dabei war er nervös das Wohnzimmer auf und ab gegangen.



„ Verdammt! Ich habe über drei Jahre in diese Beziehung investiert, und jetzt soll es das gewesen sein? Hör mal auf zu spinnen! “ Er stellte das Weinglas ab und

verharrte vor dem Glastisch.



„ Und was wird aus den Heiratsplänen? Du hast doch gesagt, ... “ Hastig ergriff er das Glas und spülte seinen gesamten Inhalt in einem Zug herunter. Während Cindy ihre Gründe für die Trennung aufzählte, holte er aus der Küche die Weinflasche und füllte sein Glas wieder auf, und fiel anschließend seiner Verlobten ins Wort:



„ Was? Hast du einen anderen kennengelernt, oder was? “, brachte er in äußerst barschem Tonfall heraus. Wieder nahm er sich das Glas und trank einen großen Schluck und stellte das Glas wieder ab.



„ Ach, du bist gerade bei ihm? Dann gib ihn mir, sofort. Auf der Stelle! “ Cindy jedoch lehnte es ab, denn Mirko war eine unberechenbare Person, wenn er jähzornig war. Wieder nahm er einen großzügigen Schluck und stellte es zurück. Seine Hände zitterten; er machte sich nicht die Mühe, seine Wut zurückzuhalten.



„ Du dreckige Schlampe! Gib mir jetzt endlich diesen impotenten Wichser! Verdammt, gib ihn mir endlich, diese feige Sau! Ich krieg’ dich du Schwein, und dann reiߒ ich dir das verdammte Herz raus! “, brüllte er, an den Liebhaber gerichtet.



Doch Cindy hatte bereits bei der an sie gerichteten Beleidigung die Verbindung beendet. Mirko ließ sich auf die Couch fallen und weinte. Im tiefsten innersten war er durch diese Nachricht verletzt worden. Jetzt, in jenem Moment wurde er sich um den großen Verlust in seinem Leben bewusst. Er fürchtete sich vor der folgenden Einsamkeit; fürchtete, alles Bedeutungsvolle verlieren zu müssen, wovon Cindy den wohl größten Teil darstellte. Mit einem Taschentuch wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und griff daraufhin zu seinem Handy und wählte Cindys Nummer. Doch sie war nicht zu erreichen gewesen, da sie ihr Mobiltelefon ausgestellt hatte, denn sie rechnete schon damit, dass Mirko nicht so schnell aufgeben würde, sie von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen.



Müde schwenkte er das Weinglas hin und her, während er alles im Kopf verarbeitete. Eine Weile später stellte er es wieder ab und griff zu der Fernbedienung des Fernsehgerätes auf der Mitte des Glastisches. Dabei stieß er das Glas um und der Wein floss in kleinen Massen über die Grenzen des Tisches hinaus, direkt auf den neuen Teppich. Sofort sprang er wütend auf und schrie und brüllte undeutliche Worte aus. Mit schnellen Schritten rannte er ins Bad, um einen Lappen zu holen. Doch der Fleck war zu hartnäckig, als das er sich mit Wasser hatte herausreiben lassen.



Vor Kummer und Wut - teils über Cindy, teils über sich selbst - ließ er sich direkt neben dem Fleck auf den Boden sinken. Er stützte den Kopf auf die Handflächen; die Ellenbogen ruhten auf seinen Knien. Der innere Schmerz war zwar größer als der über den ruinierten Teppich, dennoch trug es nur noch mehr zu seinem allgemeinen Bedauern bei. Mit dem Glas war auch seine Welt zerbrochen, und mit dem Wein floss sein Lebensgeist auf den Grund des Glückes, welches nun gänzlich aus seinem Leben zu verschwinden drohte. Und ihm wurde plötzlich bewusst, dass sein Leben nicht mehr auf dem selben Weg verlief wie noch am morgen zuvor, sondern dass er von neuem beginnen musste, sein ganzes Leben aufzuräumen.



Er zitierte den Moderator seiner eigenen Radio-Sendung vor sich hin, in die Leere des Raums:



„ Jeder Tag ist ein neuer Anfang. “

Episode 2

Tageszeit: 19:48 Uhr

Völlig zerzaust stand Mirko Heyer vor seiner Wohnungstür. Die frisch frisierten Haare standen rigoros von seinem Kopf ab. Alkoholdurstig stapfte er in die Küche, um nach etwas trinkbarem zu suchen. Die ganze Woche über hatte er durch den Job wenig Zeit gehabt und dadurch vergessen einzukaufen. Also brühte er sich einen Tee auf und versuchte, seine Frisur wieder in Ordnung zu bringen. Während er es sich gerade auf dem Sofa bequem machen wollte, klingelte das Handy. Seine Verlobte, Cindy, hatte ihm, äußerst schweigsam, mitgeteilt, dass sie die Partnerschaft auflöste, weil sie einen anderen Mann kennengelernt habe, der ihr gegenüber mehr Respekt aufbrachte. Noch hatte er gar nicht die Möglichkeit gehabt, den Arbeitstag im Geiste zu verarbeiten, da traf ihn schon diese überraschende Meldung. Wütend über sich selbst - warum hatte er ihr niemals den nötigen Respekt entgegengebracht? - goss er den Tee in den Abfluss und zog sich Schuhe und Jacke an. Der Hunger trieb ihn wieder nach draußen; dort herrschte ein Hundswetter. Er sprang in seinen VW Golf V und fuhr auf schnellstem Wege zu einem kleinen italienischen Restaurant, nur wenige Autominuten von zu Hause entfernt. Auf der Brandenburger Straße fuhr er hinter einem roten Opel Calibra her. Der Fahrer in dem Wagen vor ihm machte plötzlich eine Vollbremsung und Mirko knallte auf das Heck des Calibra. Trotz eines mehr als genügenden Abstands hatte er den Unfall nicht vermeiden können, weil er für einige Sekunden in Gedanken versunken war. Der junge Fahrer des Opels war ausgestiegen und betrachtete das beschädigte Heck. Wutentbrannt brüllte er Mirko an, der entsetzt mit Beleidigungen dagegenhielt.

„ Warum bist du eigentlich voll in die Eisen gestiegen, du Hirni? “, platzte es aus ihm heraus.

„ Da liegt ein toter Hund auf der Straße. Deshalb musste ich bremsen, du Arschloch! “

„ Pass auf, was du sagst! “

„ Was willst du Spinner denn überhaupt von mir? Ich zerreiße dich Idiot gleich in der Luft! “

„ Ach ja? Dir werde ich es zeigen! “, brachte Mirko entgegen, und schlug nun heftig mit seinen Fäusten auf den anderen ein. Der kräftig gebaute, junge Mann versetzte ihm einen Tritt und Mirko verlor darauf das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Während er versuchte, sich wieder aufzurappeln, schlug der andere fortwährend auf ihn ein.
Ein Streifenwagen, der zufällig auf der anderen Straßenseite vorbeifuhr, hielt an und beendete die heftige Keilerei nur mit Mühen und anschließend klärten die beiden Polizeibeamten den Sachverhalt des Unfalls. Mirko war dabei noch mit einer Platzwunde über dem rechten Auge, und einem Veilchen davongekommen. Dafür trug er innerlich eine große Wunde mit sich, die nichts mit dem Unfall oder der Schlägerei zu tun gehabt hatte. Denn er hatte die Schuld daran getragen, dass Cindy unglücklich war. Er hatte sie in die Arme eines anderen Mannes getrieben. Ja, auch diesen Unfall hatte er verschuldet.
Sein Golf war wesentlich stärker beschädigt, als er es zunächst angenommen hatte. Vielleicht war er rein wirtschaftlich betrachtet ein Totalschaden, dachte er. Der Wagen, den er erst seit drei Monaten gefahren hatte, den er sich gekauft hatte, weil Cindy nicht mit seinem Mercedes-Benz SLK Kompressor klarkam. Noch Tage darauf hatte er sich darüber geärgert, warum er nicht irgendwann während der Mittagspause eingekauft hatte. Allerdings konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen, als er an die Folgen der verpassten Besorgungen dachte:

„ Ein Totalschaden und ein knurrender Magen. “, dachte er sich, Tage nach dem Vorfall, während er seine Tränen unterdrückte. Mirko schloss seine Augen und gab sich der Ironie des Schicksals hin, auf das für ihn doch noch ein paar schöne Tage geben könnte.

Episode 3

Tageszeit: 17:43 Uhr

An diesem Herbst-Nachmittag war das Wetter so rasant wie Mirkos Arbeitstag. Nach heftigen Turbulenzen mit dem Direktor des Radio-Senders, Herrn Piech, hatte es zur Folge, dass er Mirko fristlos kündigte.

Wütend stapfte er in seine Wohnung und suchte in der Küche nach alkoholischen Getränken. Da er in dieser Woche sehr beschäftigt gewesen war, hatte er vergessen einzukaufen. Also machte er sich wieder auf, das Nötigste einzukaufen.

Auf der Hauptstraße hielt er vor der Bank, da er nicht mehr genügend Bargeld mit sich trug. Noch bevor er aussteigen konnte, läutete sein Mobiltelefon. Seine Freundin erklärte ihm in wenigen Worten, dass sie die Beziehung auflöste. Mirko hatte kommentarlos die Verbindung beendet.

Er fühlte sich am Boden zerstört. Kein Job mehr, keine Verlobte mehr. Alles um ihn herum drehte sich mit einem Male. Er verdrängte den inneren Schmerz und die Tränen, denn heute wollte er nicht trauern. Heute wollte er nur vergessen.

Wie betäubt schleppte er sich in die Bank. Der ältere Herr am Geldautomaten brauchte noch eine Weile, bis er mit allem fertig war. Doch bevor der alte Mann Mirko an den Automaten hatte herantreten lassen können, zog ein jüngerer Mann, der zuvor unscheinbar seine Kontoauszüge überprüft hatte, eine Schusswaffe und verlangte von beiden alles Geld, dass sie auf die schnelle hätten geben können. Der ältere Mann sträubte sich und hielt seine Geldbörse mit beiden Händen fest. Mirko kramte bereitwillig nach der Konto-Karte, denn an Bargeld hatte er nur noch ein paar Euro Kleingeld in seinem Portemonnaie. Doch der Alte sträubte sich so sehr, dass er überhaupt nicht von dem Geldautomaten abwich. Daraufhin löste sich ein Schuss aus der Waffe. Entsetzt darüber, ergriff der Täter die Flucht; ohne jegliche Beute. Der Alte hielt sich die rechte Seite. Alles was Mirko getan hatte, war die Polizei zu benachrichtigen. Danach war er, unter Schock stehend, neben dem alten Mann zu Boden gesunken. Der Verletzte wurde nur kurze Zeit später vom Notarzt behandelt und in ein Krankenhaus gebracht.

Glücklicherweise hatte er keine schwerwiegenden Schäden davon getragen.

Mirko trauerte noch Wochen später, dass er seine Verlobte und seinen Job verloren hatte. Doch er war auch dankbar, noch am leben sein zu dürfen. Denn die knifflige Situation hatte gezeigt, dass es das Schicksal noch einmal gut mit ihm gemeint hatte. Er war dankbar für die Chance, weitere Frauen kennenlernen zu dürfen, und dass er noch viele Berufe hätte ausüben können. Denn er hatte etwas behalten dürfen, was alles andere lächerlich wirken ließ: sein Leben.

Und das, so dachte er sich, werde er niemals vergessen.

Episode 4

Tageszeit: 18:40 Uhr

„ Welch ein Tag. “, dachte sich Mirko Heyer, als er seine Wohnung betrat. Er stellte die Einkaufstüten in der Küche ab und öffnete direkt eine Flasche finnischen Wodka, den er mit Orangensaft verdünnte. Er stürzte den gesamten Inhalt des Glases hinunter und entkorkte sofort darauf eine Flasche 89er Bordeaux. Mit samt der Flasche zog er sich ins Wohnzimmer zurück, allerdings nicht, ohne sich vorher die Schuhe im Korridor abzustreifen.
Er war innerlich aufgewühlt. Heute wurde ihm mitgeteilt, dass er der allgemein bekannten Personalfreisetzung des Senders zum Opfer fiele. Im Scherz sagte er zu sich selbst, dass es auch sein gutes habe, denn jetzt bliebe ihm in Zukunft die Zeit, um einzukaufen.
Aus den Boxen dröhnte die tief-kreischende Stimme von AC-DC-Bassist Angus Young. Die Musik unterstrich seine innere Aggression. Denn zu der Entlassung kam noch hinzu, dass er zuvor seine Verlobte Cindy, mit einem anderen Mann an ihrer Seite, in der Einkaufspassage gesehen hatte. Bei der Verarbeitung dieses ungewöhnlichen Tages goss er sich Wein in sein Glas. Er trank es mit einem einzigen Schluck aus, und sofort folgte das nächste. Nun hielt er sich für mutig genug, mit Cindy zu sprechen. Allerdings war ihr Handy ausgeschaltet gewesen. Er warf das Handy enttäuscht auf den Tisch, wodurch das zuvor erneut aufgefüllte Glas Rotwein umfiel und sich bis auf den neuen Berber-Teppich ergoss. Der Teppich war erst am morgen zuvor verlegt worden. Alles in allem hatte er ihn über zweitausend Euro gekostet.

„ Was für eine verdammte Scheiße! “, brüllte er in den Raum hinein.

Er sprang auf, zog sich Schuhe und Jacke an und ging zu seinem Wagen. Es gab nur noch ein Ziel: die Wohnung von Karl Orloff, einem Arbeitskollegen vom Sender. Der Mann, der Dank seiner schlampigen Arbeit eigentlich entlassen werden sollte; der Mann, der an seiner Stelle Cindys Hand hielt und ihr schöne Augen machte, dachte er sich, während er losgefahren war.
Zügig - mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit - bahnte er sich den Weg in die Kölner Innenstadt. Bei Orloff angekommen, stürmte er wütend auf die Klingel zu, die er wie ein besessener immer wieder durchdrückte. Die Haustür öffnete sich und im Türrahmen stand Karl Orloff selbst. Ohne nur ein Wort zu sagen, hatte Mirko damit begonnen, auf seinen Kontrahenten einzuschlagen. Cindy und Karls Bruder Manfred schritten sofort ein. Manfred brachte den tobenden Mirko zu seinem Wagen und versuchte ihm zu erklären, dass er ihre Entscheidung akzeptieren müsse.
Doch er konnte es nicht akzeptieren, allerdings fühlte er sich damals außerstande, am selben Abend noch etwas zu erreichen. Außerdem war er sehr hungrig, weshalb er sich auf den Weg zu seinem Lieblings-Restaurant machte, dem „Dolce Vita“, das nahe seiner Wohnung lag.
Auf der Brandenburger Straße, direkt in der Nähe seiner Wohnung, machte der Opel Calibra vor ihm eine Vollbremsung und er knallte reaktionslos auf dessen Heck. Der Fahrer des Opel stieg aus und betrachtete den Schaden. Wütend gestikulierte er in Mirkos Richtung. Der wollte keinerlei Diskussionen führen und holte eine Gas-Pistole aus dem Handschuhfachs seines Wagens, die er wegen Orloff mitgenommen hatte, zuvor aber - glücklicherweise vergessen hatte. Er ging auf den jungen Mann zu und schlug ihm mehrmals mit dem Griff der Pistole auf den Kopf, bis er blutend und ohne Bewusstsein zu Boden sank. Mirko war nun Fern jeglicher Realität. Er suchte im Wagen nach der Geldbörse, die er allerdings zu Hause auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte. Doch nach dem Einkauf am Nachmittag des Tages hatte er seine Konto-Karte im Wagen liegen gelassen. So schritt er geradewegs zur Bank gegenüber, um etwas Bargeld abzuheben. Vor ihm stand ein älterer Herr am Geldautomaten, den er in forschem Ton dazu aufgefordert hatte, sich zu beeilen. Ein junger Mann, der am Kontoauszugs-Drucker gestanden hatte, gesellte sich zu den beiden Männern, und forderte sie mit einer Schusswaffe, die er zuvor aus der Tasche gezogen hatte, ihm alles Geld vom Konto zu übergeben, was sie jetzt hatten abheben können.
Der alte Mann sagte daraufhin:
„ Scher dich doch zum Teufel! Von mir kriegst du nichts! “ In diesem Moment zog Mirko die Gas-Pistole aus der Jackentasche und zielte damit auf den jungen Mann. Dieser war sichtlich verängstigt, denn er hatte nicht gesehen, dass es eine Gas-Pistole gewesen war. Dabei verlor Mirko, der sich bei dem Aufprall auf den vor ihm fahrenden Opel Calibra das linke Bein verstaucht hatte, das Gleichgewicht und es löste sich ein Schuss aus seiner Gas-Pistole. Noch im selben Moment betätigte auch der junge Mann den Auslöser der Walther PPK, die er mit beiden Händen versteift in Mirkos Richtung gehalten hatte. Nur wenige Sekunden später hatte er sich schockiert aus dem Staub gemacht. Mirko sank währenddessen unter starken Schmerzen zusammen. Eine Kugel war in seine rechte, obere Brust eingedrungen, in gefährlicher Nähe zum Herzen. Der Alte war sofort aus der Bank gestürmt, um Hilfe zu verständigen. Nach einigen Minuten war der Notarzt eingetroffen, der ihn sofort für den Transport bereitgemacht hatte.
Wie sich im nachhinein herausstellte, hatte Mirko noch einmal Glück im Unglück gehabt, da keine Organe oder Arterien durch das Projektil beschädigt worden waren. Und was Karl Orloff betraf, der hatte auf eine Anzeige wegen Körperverletzung abgesehen - weil Cindy ihn beinahe angefleht hatte, er solle sich doch in Mirkos Situation versetzen.
Vor Gericht hatte er sich trotzdem zu verantworten, und die Anklage ergab: Körperverletzung,
Fahren im Zusammenspiel mit Alkoholmissbrauch und extrem überhöhter Geschwindigkeit. Der Richter sprach ihn in allen drei Punkten für schuldig. Die Benutzung der nicht registrierten Gas-Pistole hatte der Richter gar nicht mit in das Verfahren einbezogen, da er das Strafmaß schon für ausreichend befand. Mirko musste also den Führerschein auf unbestimmte Zeit abgeben, und zudem lastete eine Bewährungsstrafe von zweieinhalb Jahren auf ihm.
Immer noch - jetzt, ganze sechs Monate danach - spürt er einen innerlichen Schmerz, der scheinbar nie nachlassen will. Doch mittlerweile hat Mirko erkannt, dass alles unabänderlich ist. Teilweise trug er Schuld für die Vorfälle, aber vielleicht sogar war es die Fügung des Schicksals, und, wenn sie es war, so hatte sie ihn sicher dazu bewegen wollen, sich und sein komplettes Leben zu ändern. Daran glaubte er nun.
Denn nichts von dem, was er getan hatte, war geplant oder wenigstens kurz durchdacht gewesen. Unmittelbar nach dem gescheiterten Überfall in der Bank - im Krankenwagen - hatte er gehofft, der bevorstehenden Konsequenzen wegen, dass er nicht überleben würde. Doch heute, nachdem er alles mehr oder weniger glimpflich überstanden hat, ist er heilfroh darüber, noch am leben zu sein. Für diese Lehre ist Mirko sehr dankbar, und er ist dankbar im Nachhinein, weitere Lehren erfahren zu dürfen.

„ Was mich nicht tötet, härtet mich ab. “, ist mittlerweile zu seinem Lebensmotto geworden.
Und genau in diesem Punkt muss ich ihm beipflichten, denn es könnte nur noch schlimmer kommen.

Getreu der Steigerung: schlimm, schlimmer, am schlimmsten. Und außerdem, erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt ...
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Über den Autor

oscarwilde
Ich habe vor über 10 Jahren mit dem Schreiben angefangen, leider fehlt es mir mehr und mehr an der dazu benötigten Zeit...

"Das Wesen der Romantik ist die Ungewissheit." - Oscar Wilde

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oscarwilde Re: Kommentar - Hallo franziw2000!
danke für deinen Kommentar. Ich fand die Idee auch gut, als ich die Geschichte geschrieben habe. was wäre, wenn...
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franziw2000 Schlimm, schlimmer, am schlimmsten - Hat mir sehr gefallen. Tolle Idee!!! LG Franzi
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