Sonstiges
EIN SACK BARES

EIN  SACK  BARES

Angeregt von der Installation Christina Jüttners, Station 2, Schwabacher Kunsttage Ortung VII

Das große Rock-Im-Park-Festival ist zu Ende. Aufräumen ist angesagt. Die städtischen Arbeiter müssen Tonnen von Müll entfernen. Wenn es das nur wäre. Es sind Zelte, Luftmatratzen, Isomatten, Decken, Kleidungsstücke, Grills, Essensreste und aller möglicher Unrat. Dazwischen jede Menge Glasflaschen und ohne Ende Plastikflaschen, für die Pfand bezahlt wurde.

Kaum dass die Besucher sich verlaufen haben, da huschen schon die ersten Gestalten noch in der Morgendämmerung über das riesige Areal. Große Säcke haben sie bei sich, kleine Karren und sogar Wägelchen ziehen sie hinterher. Und dann heißt es, sich fleißig zu bücken und dreckige Hände in Kauf zu nehmen. Denn hier liegt im wahrsten Sinn des Wortes das Geld auf der Straße. Die Pfandflaschen aus Glas wandern in die Wägelchen und Karren, die aus Plastik in die mitgebrachten Säcke. Wenn dann der Supermarkt an der Ecke öffnet, werden die Pfandstationen zum willkommenen Abnehmer. Auch die Papierkörbe am Straßenrand werden zu einer wahren Fundgrube.

Alles in allem gibt das ein ordentliches Zubrot zur winzigen Rente oder zur Sozialhilfe, die bei manchen kaum das Nötigste abdeckt. Und der eine oder andere, der aus irgendwelchen Gründen auf der Straße lebt, kann hier kostenlos seinen Hausrat ergänzen, erneuern oder überhaupt aufbauen, damit er es in der Zukunft etwas leichter hat.

Was dem einen zum lästigen Müll geworden ist, empfindet der andere als Kostbarkeit.

In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?

© HeiO 23-08-2011