Beschreibung
Ein kalter Pariser Winter fordert alles vom jungen Heinz den auch viel Schwierigkeiten bevorstehen! Lesevergnügen wünscht Falk Peter Scholz
Wintertinte Kapitel IV
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Die Stunden flogen nur so dahin und ich war so ins Lesen vertieft, dass ich erst wieder auf sah als das Klavier verstummte und Wesen mir mit sanftem Druck die Hand auf die Schulter legte.
Scheint ja spannend zu sein“, meinte Wesen lächelnd. Ich erzählte Wesen dass ich das Buch von Alfred Koreanov bekommen hatte, und es in der Tat äußerst fesselnd war. Den Nachhauseweg nutzte ich dann dazu Wesen die Erlebnisse des Tages zu schildern, was Ihn wiederum dazu verleitete dieses häufiger mit einem: „Typisch Alfred“, zu kommentieren.
Danach erzählte ich Wesen in groben Zügen die Handlung der ersten fünfzig Seiten meines neuen Buches. Er hörte mir aufmerksam zu, doch ich wusste um sein Desinteresse wenn es um Bücher ging. Für Wesen war dies ein Buch mit sieben Siegeln und nur wenn er im Laden oder im Violine Noir war, blühte er auf.
Zu meiner Verwunderung erzählte mir Wesen rein gar nichts über den Mann dessen Bekanntschaft ich heute gemacht hatte und ich beschloss dieses Thema auf einen anderen Tag zu verlegen. Die Müdigkeit und zu verarbeitenden Erlebnisse ließen mich einen raschen Schlaf finden und mich erst am späten Nachmittag des darauf folgenden Tages erwachen, was Wesen mit einem „Na du Langschläfer“, bestätigte und ein Zwinkern folgen ließ.
Die nächsten Tage waren von Eintönigkeit und der Tristesse eines verschleierten Winters geprägt. Wesen hatte sich etwas erkältet und so übernahm ich die meisten Arbeiten im Laden, was mir recht gut gelang und flüssig von der Hand ging. An den Umgang mit den Kunden hatte ich mich recht schnell gewöhnt, dass führen des Kassenbuches gelang mir ebenfalls von Tag zu Tag besser. Nur ab und an erteilte mir mein erkrankter Ziehvater ein paar Ratschläge wenn ich ihm heiße Getränke und etwas selbst zubereitete Suppe ans Bett brachte.
Da mich Wesen ständig lobte und keine Gelegenheit ausließ mein Schaffen als unentbehrlich und wichtig zu bezeichnen, blühte ich zur Gänze auf wie ein Pflänzchen welches im Frühjahr durch den Rest der schneebedeckten Wiesen brach. So sortierte ich Waren, räumte Regale ein sowie wieder aus, beseitigte den nun schmelzenden Schnee vom Trottoir, kümmerte mich so gut es ging um die Post und wusch Wesens und meine Garderobe in der alten Zinkwanne die in der hintersten Ecke der Küche stand. „Du hast die Fähigkeiten einer guten Hausfrau“, maulte Wesen, dem es anzusehen war dass die Zeit voller Untätigkeit ihm schwer zu schaffen machte. Ich verstand nicht genau was er mir damit sagen wollte, fühlte mich dennoch leicht gekränkt und hängte seine langen Unterhosen leicht mürrisch auf die in seinem Zimmer gespannte Wäscheleine ohne darauf einzugehen.
Zu meinem Leidwesen verbesserte sich sein Gesundheitszustand in keinster Weise und so ließ ich am siebten Tage seiner Krankheit den Doktor kommen, der Wesen lange und gründlich untersuchte; wobei ich das Zimmer verlassen musste, was ich wiederum nicht verstand. Da ein Doktor zu den Respektspersonen zählte denen man nicht widersprach, ging ich während der Untersuchung meinen nun alltäglich gewordenen Tätigkeiten nach. Nach über einer Stunde kam der Doktor aus Wesens Zimmer und seine Miene verriet mir dass es wohl schlimmer um ihn stand als ich angenommen hatte. Wir setzten uns an den alten Eichentisch in der Küche und der Doktor erklärte mir wie es um meinen Ersatzvater stand. Er teilte mir mit, dass es sich um eine schwere Lungenentzündung handelte, deren Verlauf sich in den nächsten Tagen entscheiden würde.
Dann drückte er mir noch ein braunes Fläschchen mit Medizin in die Hand und fuhr mit seinen Ausführungen fort. „Du musst ihm jeden Tag heiße Umschläge machen, und dass am besten Morgens und Abends“, erklärte mir der Mann mit weißen Schläfen und bretonischem Dialekt.
Voller Respekt betrachtete ich die lederne, prall gefüllte Doktorentasche die wie ein Mahnmal auf dem Tisch stand. Ich bekam noch ein paar Anweisungen die ich mir sorgfältig einprägte und verabschiedete den leicht gebückt gehenden Arzt der sein Wiederkommen in vier Tagen ankündigte mit einem: „Vielen Dank Herr Doktor! “
Nachdem der Hoffnungsträger gegangen war, sah ich nach Wesen, der sichtlich mitgenommen wirkte; was ich an seinem vollkommen durchgeschwitzten Unterhemd und den geröteten Augen erkannte.
Wesen bemerkte meine Unruhe und beruhigte mich mit einem: „Nun das wird schon wieder.“
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