Kaum hatte der Urlaub angefangen, war er schon wieder vorbei. Geschockt über diese Erkenntnis standen wir am Gate. Missmutig beobachtete ich die anderen Mitreisenden. Nichts Auffälliges dabei, dachte ich, keiner der aussah als hätte er einen Bombengürtel unter seinem Shirt. Meist nur harmlose Pilger die den Jakobsweg bezwungen hatten .
Somit ließ ich mich in eine der Sitzreihen der Wartehalle fallen und wollte mich gerade meinem Buch widmen, als eine sieben köpfige Familie das Gate betrat. Betrat ist nicht ganz der richtige Ausdruck, man hatte plötzlich das Gefühl als wäre man in das Auge eines Hurrikans geraten.
Die Kinder – alles Jungs- schienen auf Extasy, die Eltern hatten auch irgendwas eingeschmissen und wirkten wie ein Überbleibsel der Hare Krishna Bewegung für Extra- Durchgeknallte.
Mir schwante nichts Gutes.
Das Zeitmanagment der von uns gewählten Airline sah es vor, das die Passagiere nach dem boarden auf der Treppe zum Vorfeld solange eingepfercht werden bis der Flieger leer ist. Sowieso schon keine schöne Sache und unsere sieben Evolutionsbremsen machten es auch nicht besser.
Fröhlich stimmten sie ein Lied an „ Valencia“.
Ich bekam Schnappatmung.
Doch immer wenn man denkt es kann nicht mehr schlimmer kommen, muss man feststellen dass es noch viel schlimmer kommt!
Männe und ich schafften es in die Sitzreihe der Notausgänge. Gerade als wir wegen der unglaublichen Beinfreiheit in frenetischen Jubel ausbrechen wollten, kam es zum Super Gau, die hyperaktiven Hare Krishnas setzten sich um uns herum. Der Alptraum bekam eine neue Dimension.
Während der Safety Demo brach der erste Sohn in sich zusammen. Flugangst!
Doch nach dem Start fielen alle sieben Hardcore Pilger in ein tiefes Koma.
Alles verlief ruhig bis zum Aufprall (unter einer Landung stelle ich mir etwas anderes vor) der Maschine in Köln. Nachdem die Fanfare der Airline ertönt war, ich Männe und mir ein Schleudertrauma diagnostiziert hatte, kam Leben in die Bude.
Handgepäck und Pilgerstöcke wurden aus den Gepäckfächern gerissen ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich wagte mich in den Mittelgang des Fliegers dicht hinter mir einer der Söhne und dann vernahm ich dieses unglaubliche Geräusch unmittelbar neben meinem Ohr- der Rotzlöffel zog ungehemmt seinen Nasenschleim nach unten. Als er zur dritten Rotzladung ansetzte fragte ich in höflich ob er noch alle Synapsen beisammen hätte. Er grinste und rotzte erneut.
Männe, der Mann der nicht viel Worte macht, sah dem Jüngling in die Augen und konstatiert „ Penner“ Sofort schossen dem „Penner“ die Tränen in die Augen und er rief verzweifelt seiner Mutter zu: „ Maamaaa“ der Mann hat Penner zu mir gesagt, der lügt ich habe doch eine Wohnung“.
Ein Wort ergab das andere und man kann sich sicher denken dass die Stimmung auf dem Weg zum Gepäckband nicht sonderlich gut war.