Romane & Erzählungen
Schluss damit! -3-

Obwohl sie sich so fest vorgenommen hatte nicht zu weinen, kullerte eine einsame Träne ihre Wange hinab. Selten war ihr so bewusst, wie schlecht es ihr ging, welches erbarmungslose Los sie gezogen hatte. Der einsamen Träne folgte ein ganzer Fluss von Tränen, die die glühende Haut ihrer Wange kühlten. Aus einem leisen Schluchzen wurde ein bitterliches Weinen. Der Wald war so still als würde er horchen und auf die letzte Entscheidung von Lena warten. Aus dem Weinen wurde leises Wimmern und Lena riss sich ein letztes Mal zusammen. Sie holte die Berreta aus ihrem Rucksack. Langsam fuhr ihre mit Narben übersäte Hand den Lauf entlang. Sie streichelte den glänzenden Griff als wäre es das Kostbarste der Welt. Wie oft hatte ihr Vater sie mit diesem abscheulichen Ding bedroht, um sie gefügig zu machen? Sie hasste diese Kanone, doch nun sollte sie ihren Zweck erfüllen. Andauernd hat Lena sich diesen Moment vorgestellt, hatte sich fest vorgenommen tapfer zu sein und es ganz kurz zu machen. Doch nun überkam sie ein unheimliches Gefühl. Was würde passieren, wen sie es wirklich tat? Würde es ein „danach“ geben? Ihr Puls sprang in die Höhe. Ihr Herz pumpte in doppelter Geschwindigkeit das Blut durch ihre Adern. Ihr wurde heiß, und Schwindel überkam sie. „Reiß dich zusammen! Es geht ganz schnell.“Vorsichtig legte sie sich die Waffe an ihre Schläfe. Ihre zitternde Hand konnte nur mit großem Kraftaufwand die Waffe halten. Komm schon, sei kein Feigling."Komm schon, sei kein Feigling. Drück ab!!!" Wirre Gedanken schossen durch ihren Kopf. "Los jetzt, mach schon!!! Mach es endlich." Ihr Zeigefinger drückte langsam den Abschussknopf.                                                                                                         Leere, schwarzes Nichts. Gedanken, Bilder, Erinnerungen. Ein Film vonkonfusen Karikaturen lief vor ihrem geistigen Auge ab.Ihr ganzes Leben wiederholte sich noch einmal im Zeitraffer. Bis alles dunkel wurde. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich in einem schmucklosen Dreibettzimmer einer psychiatrischen Heilanstalt wieder. Der Arzt erzählte ihr dass die Waffe nicht funktionierte und sie durch die Aufregung einen Schock erlitten habe. Dies führte dazu dass sie ihr Bewusstsein verlor. Sie wurde von Spaziergängern gefunden, die sofort die Polizei alarmierten. Sie sei aber schon wieder auf dem Weg der Besserung. Als der Arzt das Zimmer verließ, machte sich Panik in Lena breit. „ Sie werden mich holen und dann geht der ganze Scheiß von vorne los.“ Sie sprang aus dem Bett und zog sich ihren Bademantel an. Doch es war bereits zu spät. In diesem Moment kamen ihre Eltern in das Zimmer. „ Na wo wollen wir denn  hin?“  fragte ihr Vater mit finsterer Miene als er das Zimmer betrat. Ihre Mutter machte sich sofort daran Lenas kleine Reisetasche zu packen. „ Komm Kind. Wir wissen dass du nicht verrückt bist. Wir vergessen die ganze Sache und fahren nach Hause. Das bleibt unser kleines Geheimnis. Was sollen denn die Nachbarn sonst von uns denken.“Sie gab Lena zwei Pillen und machten sich auf den Weg nach Hause.



ENDE