Biografien & Erinnerungen
Kaputtes Leben

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"Kaputtes Leben"
Veröffentlicht am 24. Januar 2008, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen. Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt. In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur ...
Kaputtes Leben

Kaputtes Leben

Kaputtes Leben



Lustig, überdreht und ausgeflippt lernte ich dich kennen. Beliebt warst du in unserer Clique. Deine freche, kecke und durchaus amüsante Art fand allgemein Anerkennung und so manches Erlebnis war albern, ergötzlich und erheiternd. Partys wurden ausgelassen gefeiert! Von der Liebe hast du oft gesprochen, hungrig hast du sie ausgekostet, aber kanntest du sie?

Du willst heiraten, er ist dein Traummann hast du gesagt. Er liebt dich, dein flammendes Wesen, deine unbändige Lebenslust, er will zu dir stehen dich

stützen und dein Quartalsversagen erdulden.

Hast Ja gesagt und gleich bereut – bist weggerannt – durchgebrannt – geflohen von dir selbst! Es folgt die Versöhnung bei Kerzenlicht und wachsen kann euer Familienglück. Beschwingt und dennoch mit Beklemmung wartest du auf das freudige Ereignis. Trägst mit stolz dein Neugeborenes und hast ein angenehmes Leben – doch ich weiß, so ist es nicht! Dein Herz blutet, dein Gewissen quält und droht dich zu erdrücken. Wie so oft bin ich zuständig für deinen seelischen Müll und dein Geständnis belastet mich sehr. Nein, ich will dich nicht verraten und außerdem liebt und vergöttert er

“sein“ Kind.

Du lässt dich im Alltag treiben, verdrängst und bist ganz lange treu, tüchtig und freust dich richtig auf das erneute Mutterglück. Dieses Mal stehe ich dir bei, du kommst mit dem Kleinen und dem Großen und ziehst für kurze Zeit bei mir ein. Wir sind alle Zuversichtlich, der Kleine wird mein Patenkind und ich werde ihn beschützen.

Wieder glaubten wir und hofften!

Du kannst nicht unbeschwert glücklich sein du brauchst jetzt wieder öfter diesen Alkohol und er wird zur täglichen Notwendigkeit!

Dein aufgedunsenes Gesicht dein Bierbauch, verzeih mir ich kann dich

nicht mehr ertragen! Deine Mutterpflichten kannst du nur noch bedingt erfüllen, rauchend und trinkend sitzt du am Küchentisch!

Mit einer unglaublichen Geduld erleidet dein Traummann deine Krankheit - in guten wie in schlechten Zeiten – die Guten werden wieder kommen – hofft er!

Er werkelt im Garten - pflanzt Rosen - keine Frage, er liebt dich!

Du sprichst von Therapie - von Trennung – eigentlich ist mir egal was du machst!

Als wäre all das nicht dramatisch genug ereignet sich ein trauriges Unglück.

An einem sanften Frühlingstag verunglückt dein Dreikäsehoch, mein Patenkind, auf einer Wiese tödlich.

Nichts – kein lustiges Lachen – kein herzerweichendes Weinen – von dem Kleinen kann dich jetzt noch aufhalten. Hemmungslos und nicht mehr grundlos kannst du jetzt saufen.

Du hast noch einen Sohn – ist dir egal – du hast noch einen Ehemann – ist unwesentlich – du hast eine Freundin – gleichgültig!

Ich säubere deine Wohnung und wasche deine Wäsche - bin zuständig für deinen Dreck du missbrauchst mich, ich will nicht mehr!

 

 

 

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Hörbuch

Über den Autor

Coeur
16. Oktober 1952 erblickte ich das Licht der Welt in sehr bescheidenen Verhältnissen.
Als Nesthäkchen wurde ich von meinen zwei Schwestern, zwei Brüdern und meinen liebevollen Eltern umsorgt.
In meinen Erinnerungen ist die alte Hütte noch sehr präsent. Um das elterliche Bett vor Regen und Schnee zu schützen spannte mein Vater eine Plane an die Decke. Meine Schulzeit war alles andere als glücklich. Ungerechtigkeiten konnte und kann ich nur schwer ertragen und davon gab es in der Schule und außerhalb mannigfach.
Frauen brauchen keine Bildung, dieser Meinung war damals mein Vater obwohl meine Mutter einem 100% Job nachging.
1970 ziehe ich für einige Zeit zu meiner damals geschiedenen Schwester Irene und in diesem Jahr lernte ich meinen ersten Mann kennen.
1971 wurde unser gemeinsamer Sohn geboren.
Am 26. November 1974 erhängte sich meine Schwester Irene in ihrer Wohnung, am Schlafzimmerfenster. 13 Tage vor ihrem 29. Geburtstag! Mein verzweifelter Versuch eine Logik in den chaotischen Tod von Irene zu bringen, scheiterte. Entsetzen, Wut, Schuld, Enttäuschung und auch Angst der Verantwortung nicht gerecht zu werden.
Plötzlich war ich mit meinen 22 Lenzen die Ersatzmutter vom damals 10-jährigen Jungen, natürlich nicht ohne die Unterstützung meines ehemaligen Mannes, er war in all den schwierigen Zeiten mein fröhlicher und treuer Begleiter, auch wenn sich unsere Wege später getrennt hatten blieben wir jedoch Freunde. Abschied für immer musste ich am 18. Januar 1983 von Bruder Hans nehmen.
Im 33. Lebensjahr wählte er den Freitod. Ein Schnellzug erfasste ihn in Lenzburg.
Im gleichen Jahr starb auch mein Patenkind. Er war im zarten alter von 3 Jahren in ein Desinfektionsbad für Schafe gestürzt.
Der ohnehin schon angeschlagene Gesundheitszustand meines Vaters verschlechterte sich nach dem Todesfall von Hans zusehends, ja sogar schlagartig.
15. Juni 1984 war mein Vater gestorben. Wenigsten blieb ihm die nur ein gutes Jahr später schmerzliche Nachricht von meinem verunglückten Bruder Hugo, die ich meiner Mutter überbringen musste, erspart.
Am 5. Oktober 1985, im 39. Lebensjahr war er bei einem Tauchgang im Zugersee tödlich verunglückt.
Dieser Abschied war sehr, sehr, sehr schwer, dabei hat das Jahr 1985 glücklich angefangen.
Damals lebte ich allein mit meinem Sohn der ein fröhlicher, lieber und sorgloser Teenager war, ja, sicher in der Schule hätte er durchaus mehr leisten können...
Ich war glückliche Kioskleiterin. Durch gute Leistungen sowie Umsatzsteigerungen gewann ich immer wieder traumhafte und einzigartige Motivationsferien im Ausland unter anderem im Piemont, in Florida, Norwegen, Andalusien und vieles mehr. Den Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen war eine Herausforderung die ich gerne annahm. In meinem Team waren Frauen und Männer mit unterschiedlichsten Berufsausbildungen sowohl Hausfrauen, Lehrerinnen, Studenten und Verkäufer auch auf meinen 20jährigen Sohn durfte ich mich eine Zeitlang verlassen. Er war eine super tolle Unterstützung für unser Team. Zu den Kunden gehörte der Designer Luigi Colani oder der bekannte Jan Tinguely ebenso wie Obdachlose und natürlich meine neue große Liebe.
Am 17. Mai 1991 starteten wir mit einem gecharterten Düsenflugzeug im Berner Flughafen Belpmoos um über den Wolken unser Jawort zu besiegeln.
Am 17. Dezember 2003 wurde ich erneut daran erinnert, dass man diese Zeit nicht für immer hat! Mein geliebter Mann erlitt einen Herzinfarkt. Dieses Mal war es glücklicherweise nur eine Warnung. 2004 und 2005 wurde mein Mann erneut am Herzen operiert und konnte so einem erneuten akuten Herzversagen vorbeugen.
Während ich diese Zeilen schreibe genieße ich ein harmonisches und glückliches Leben!



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Windflieger Re: Re: Sehr bedrückend... -
Zitat: (Original von Coeur am 21.01.2010 - 13:22 Uhr) Danke für deine Anteilnahme. Es war wirklich keine berauschende Zeit.
LG, Erna

Zitat: (Original von Windflieger am 21.01.2010 - 13:08 Uhr) ...was aus mancher Freundschaft werden kann, die Familie tut mir sehr leid.
LG Ivonne


Das glaube ich Dir auf's Wort.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Sehr bedrückend... - Danke für deine Anteilnahme. Es war wirklich keine berauschende Zeit.
LG, Erna

Zitat: (Original von Windflieger am 21.01.2010 - 13:08 Uhr) ...was aus mancher Freundschaft werden kann, die Familie tut mir sehr leid.
LG Ivonne

Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Sehr bedrückend... - ...was aus mancher Freundschaft werden kann, die Familie tut mir sehr leid.
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: Bin schockiert - gerade habe ich diese Zeilen erneut gelesen und die Erinnerungen sind wieder da.... Die vergangen Jahren änderten nichts an der damaligen Dramatik!
Danke für deinen Kommentar
LG, Erna

Zitat: (Original von anteus am 11.12.2009 - 23:11 Uhr) Hast mich mit Deinem Text betroffen gemacht.

Hab mit jeder Zeile mit gefühlt.
Liebe Grüße
Anteus

Vor langer Zeit - Antworten
anteus Bin schockiert - Hast mich mit Deinem Text betroffen gemacht.

Hab mit jeder Zeile mit gefühlt.
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: .... -
Zitat: (Original von KueknDesLichts am 31.12.2008 - 13:34 Uhr) ich bin irgendwie vollkommen sprachlos ... der Text geht einem echt völlig unter die Haut. Naja ... man mag jetzt vielleicht denken, ich könnte bei so was nicht unbedingt mitreden. Aber das ist nicht immer unbedingt nötig, denke ich...
Wie gesagt, der Text geht vollkommen unter die Haut!


Danke für deinen Kommentar, ich kann deine Sprachlosigkeit gut verstehen denn manchmal bin ich es selbst heute noch...
alles Liebe und gute fürs neue Jahr
Erna
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: ich weiß -
Zitat: (Original von Meryl am 21.09.2008 - 19:39 Uhr) es ist zu wenig, hier einfach nur Sterne auszuteilen
und doch, liebe Erna fehlen mir auch nach 2maligem Lesen immer noch die Worte, hierzu etwas zu sagen....
vielleicht bin ich einfach zu sehr belastet *lächel*
wieder ein Text, der mir unter die Haut geht... *****

dir alles alles Liebe
Meryl


Es war eine schwierige Zeit mit meiner in der Zwischenzeit verstorbenen Freundin und sie machte mich oft sprachlos, mutlos und hilflos....
Ich hoffe du hast die Kraft um deine Last zu tragen... :-)
Danke für deinen Kommentar und alles Liebe und Gute
Erna
Vor langer Zeit - Antworten
Meryl ich weiß - es ist zu wenig, hier einfach nur Sterne auszuteilen
und doch, liebe Erna fehlen mir auch nach 2maligem Lesen immer noch die Worte, hierzu etwas zu sagen....
vielleicht bin ich einfach zu sehr belastet *lächel*
wieder ein Text, der mir unter die Haut geht... *****

dir alles alles Liebe
Meryl
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Re: ich habe... -
Zitat: (Original von seelchen am 09.09.2008 - 11:31 Uhr) ... tränen in den augen. erstens, weil ich in deiner freundin jemanden erkenne, und weil ich in dir auch jemanden erkenne. und ich erkenne dieses leben von beiden seiten.

auch wenn es unangebracht ist, möchte ich dir einen tipp geben (auch wenn es nur um lyrische ich's und du's geht) - steh auf, kümmere dich um dein leben. nimm grosse steine, packe deine sorgen da rein, und werfe die steine ins wasser, oder sonst wohin. weit weg von dir. oder schreib alles auf ein holz und verbrenne es. mach dich frei, damit du die kraft hast, dem kind eine stütze zu sein.
sie wird sich nie wieder finden. sie hat sich verloren, als sie sich das erste mal belog.

eine traurige, aber leider eine sehr reale geschichte hast du da für mich niedergeschrieben.

liebe grüsse
seelchen


Von wegen unangebracht - wenn ich meine Erinnerungen ins Internet stelle ist es mein Zweck und Ziel mich über diese Themen auszutauschen und zu unterhalten und deshalb freue ich mich sehr über deinen Beitrag.
Die Vergangenheit belastet mich nicht mehr, ganz im Gegenteil sie hat aus mir die Person gemacht die ich heute bin... Einige meiner Freunde behaupten ich sei zu realistisch und zu kompromisslos... Kann schon sein aber ich erachte diese Eigenschaft als meine Stärke!
Leider konnte meiner damaligen Freundin niemand helfen und es gab kein Happy End.
Liebe Grüsse
Erna
Vor langer Zeit - Antworten
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