Vorwort
Hi, mein Name ist Brittany Jones und dies ist meine Geschichte:
Ich bin zwar erst 19 aber nicht von schlechten Eltern. Mein trautes Heim habe ich in dem wunderschönen Sonnenschein-Staate Florida, Orlando.
Es gehört meinen Eltern und ich liebe es.
Ich liebe es abends im Pool zu schwimmen.
Ich liebe es in unsere hauseigene Sauna hinein zu spazieren ohne aufpassen zu müssen nicht über meine eigenen Füße hin auszurutschen und mich von Kopf bis Fuße zu blamieren.
Ich liebe es in meinem Zimmer die dicksten Partys steigen zu lassen.
Ich liebe es im Whirlpool ein Eis zu essen.
Ich liebe es mit meinen Eltern an einem Tisch zu Abend zu essen und das andere Ende des Tisches kaum zu erblicken.
Ich will ja nicht angeben…aber…
…Ich liebe es reich zu sein!!
Meine beste Freundin Kim besucht mich in letzter Zeit immer öfter, ob das wohl daran liegt, dass wir in letzter Zeit immer öfter shoppen gehen?
Achja,…und ich liebe shoppen.
Sie kommt auch nicht grade aus einem armen Hause. Geboren in Kuba als Tochter eines schwerreichen Ölscheichs, der sich kurz nach der Trennung von seiner Frau eine Kugel in den Kopf jagte lebt sie nun hier in Orlando kaum ein paar Häuser entfernt mit ihrer Mutter.
Wir verstanden uns auf Anhieb und es war schön jemanden wie sie gefunden zu haben. Kennen gelernt haben wir uns durch unsere gemeinsame Schule. Mein Dad findet es sei die beste Schule auf der Welt für die begabtesten Kinder aus den reichsten Familien. Die Schule gefällt mir, obwohl ich von diesem ganzen „du bist ein sooo begabtest Kind“ Gelaber nicht viel halte.
Ich genieße mein Leben mit ihren vielen Vorteilen, doch wo Vorteile sind, sind Nachteile meist nicht weit. Und da ich jetzt in die Phase gekommen bin, wo man sich nicht mehr für Barbie Puppen und ewiges draußen rumspielen interessiert sondern an ganz andere Dinge denkt muss ich manchmal, wenn ich alleine im Pool schwimme, wenn ich alleine in der Sauna sitze und auch alleine zum Strand spazieren gehe bemerken, dass mir etwas in meinem Leben fehlt.
Liebe…und ich meine nicht die Liebe, die einem seine Eltern geben sondern richtige Liebe.
Ich glaube ich war noch nie richtig verliebt. Das eine Mal im Sandkasten mit 3 Jahren kann man doch nicht als Liebe bezeichnen, oder? Das war eher Rumspielerei und ich schäme mich heutzutage dafür. Hat so was nicht jeder einmal hinter sich gebracht??
Aber ich denke Liebe wird mir erst in frühestens 10 Jahren begegnen. Mein Dad ist ein super Mensch und ich liebe ihn wie niemand anderen auf der Welt doch er versucht aus mir Supergirl zu machen. Ich kann zwar Supergirl werden aber will ich das auch?
Er möchte, dass ich später einmal seine Firma übernehme und seine Millionen erbe. Toll, na da freu ich mich ja jetzt schon drauf. Stress, andauerndes länger arbeiten, Stress, umherreisen um die Kunden im höchsten Ausmaße zufrieden zu stellen, und noch mehr Stress!! Ist das, was ich mir für meine Zukunft vorstelle oder vorstellen möchte??
Möchte ich wirklich später einmal so werden wie die?
Ich mein, habe ich hier jemals Freunde von meinen Eltern gesehen oder Arbeitskollegen? Grillparty? Naja, zumindest besitzen wir einen Grill. Geburtstagsparty? Ohje, meine Mom wird bereits zum 5. Mal 25!!
Ich möchte nicht einsam sterben!
Ich möchte doch nur ein stink normales Leben führen wie alle anderen in meinem Alter.
Normales Leben? Von wegen!
Ich darf ja noch nicht einmal einen Freund haben, geschweige denn Sex.
Ob ich trotzdem schon hatte?
Naja, mein Dad würde wohl Kleinholz aus mir machen und ich glaube nicht, dass ich schon mit fast 20 sterben möchte.
Komisch, irgendwie denke ich trotzdem, dass die Zeit gekommen ist, da ich nun allein entscheiden möchte was ich will..."Treff"punkt Einkaufszentrum
Gerade dabei mich anzuziehen klingelte es plötzlich an der Tür. Rasch und wohl wissend wer das sei rannte ich aus meinem Zimmer, den Korridor hinunter, um die Tür mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu öffnen.
Es war Kim. Als ob ich es geahnt hatte.
Direkt piepste sie mir „Hi“ entgegen und kam rein, als ob ihr das Haus gehören würde.
Nun präsentierte ich ihr stolz mein Outfit.
Während sie mich lobte und musterte verfiel ihre glückliche Miene plötzlich.
„Was ist?“ Fragte ich und dachte ihr würde es nicht gefallen.
Noch ein kurzes Schmollen und „na, wie konntest du nur ohne mich ins Einkaufzentrum???“
Sie fing laut an zu schreien wo ich es her hätte und lachte.
Dann fiel mir ein: „Hey, ich habe gestern ein mega trendiges, wunderschönes Kleid gesehen. Das muss ich haben. Begleitest du mich?“
„Aber sicher!“ entgegnete sie und fragte: „Und womit zahlen wir?“
Nach nicht langem Überlegen griffen wir beide gleichzeitig in die Taschen und schwenkten unsere Träume aus Plastik durch die Luft.
„Kreditkarte!“
Das ist einer der vielen Punkte, in denen wir uns vollkommen einig sind.
Sofort gingen wir hinaus. Mit einem Griff zum Schlüsselkasten verabschiedete ich mich von meiner Ma und es konnte losgehen.
„Na, ist dein Dad schon wieder nicht zuhause?“
Ich verneinte.
„Schon wieder auf Geschäftsreise?“
Ich nickte.
„Für zwei Wochen?“
„Nein, für 5.“
Sie nickte.
Es machte mich traurig eines der wenigen Jugendlichen zu sein, die eigentlich nur bei dem Butler des Hauses aufwuchsen, weil ihre Eltern nie da waren.
Immer nur auf Geschäftsreise, geschäftlich hier, geschäftlich da. Ich fragte und frage mich noch heute wie meine Ma das manchmal aushält. Ich denke, wenn ich nicht da wäre würde sie wahrscheinlich vor Einsamkeit dahin vegitieren.
Aus meinen Gedanken aufgewacht blickte ich in Richtung Straße. Und was ich dort sah verschlug mir die Sprache.
„Gefällt er dir?“ Lächelte mir Kim entgegen und blinzelte vereinzelt in Richtung des Erstaunens und in Richtung meiner Wenigkeit.
„Ist das…Ist das etwa…? Wow!“
„Ja, das ist ein nagelneuer Porsche. Ich habe ihn von meiner Mom bekommen. Ja ja, viel lernen lohnt sich also doch.“
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen hüpfte ich rasch zur Strasse, sprang direkt in den Wagen und fing an die Armatur zu streicheln und die Lederausstattung zu bewundern.
„Das ist ein echter Wahnsinn!“
Ich hatte zwar schon längst meinen Führerschein und meine Eltern, also eher meine Ma, erlaubten mir ab und zu mit ihrem Mercedes zu fahren aber ein eigenes Auto…?! Meine Mutter würde mir, sobald ich auch nur mit dem Finger schnipste den tollsten Wagen auf Erden beschaffen aber mein Vater...ja, mein Vater!! Ich denke mal ihr könnt euch sicher denken, dass er wohl derjenige sein wird, der sagen wird ich benötigte kein Auto und wenn ich fahren wolle könne ich ja den von meiner Mom benutzen. Blah blah, dummes Gewäsch! Als ob ich in meinem eigenen Auto nicht fahren könnte. Gewinnt man den Führerschein heutzutage im Lotto oder bekommt man ihn, weil man ihn sich verdient hat?
Kim startete den Motor und ich dachte die Erde würde beben. Ein abgefahrenes Geräusch!
„Ich bin so neidisch…“
Und ich war es. Warum zur verdammten Hölle konnte ich nicht auch so eine Mom haben wie Kim?? Sie gibt Geld aus bis zum Abwinken, sie ist eine unheimlich nette Person aber leider 24 Stunden am Tage betrunken. Naja, war das besser? Immerhin würde sie sich sicher nicht so viele Sorgen um ihre Tochter machen als meine Eltern. Gut oder schlecht?
Direkt am Einkaufcenter geparkt stolzierten wir in Richtung Dolce & Gabbana. Ich freute mich schon wenn ich nur in die Nähe meines absoluten Lieblingsgeschäftes kam und mir der Geruch der Ledertäschchen auch nur in die Nase stieg.
„Meine zwei Liebhaber! Dolce, Dolce, Dolce…“
„…Gabbana, Gabbana, Gabbana…“ freute sich Kim mit mir.
Wie ich fand, die luxuriöseste Kleidung, die es gibt. Ich liebte es einfach einen BH am Leibe tragen zu können, der soviel kostet wie ein Kleinwagen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, einem Erstaunen im Blick und einem leisem Seufzer traten wir ein und schwebten engelsgleich über den goldenen Teppich hinüber zu den verschiedensten Stücken.
Angefangen vom klitzekleinsten Slip, der mehr zeigte als er verdeckte, bis hin zum traumhaftesten und ausgefallensten Abendkleid.
Während Kim bei der Unterwäsche haschte widmete ich mich den Sommerkleidern zu. Ob Blumen, Perlen, Strass, Streifen, bunt oder eintönig, sie hatten einfach alles. Also entschied ich mich vorerst für 5 der „Kleinwagen“. Sofort ging es in die Umkleidekabine…
Sie waren alle so schön, dass ich direkt alle mitnahm und dazu passende Dessous.
So, auf zu Prada. Schuhe müssen her!
Mit vollbepackten Taschen, die übrigens alleine schon ein kleines Vermögen wert waren, stolzierten wir weiter, mit unseren Riemchensandalen durch die Strassen Orlando’s.
Da erblickte ich etwas im Schaufenster des wohl angesagtesten Schick § Trendy Geschäftes neben Dolce, Dolce, Dolce: Louis, Louis, Louis… Vuitton.
Eine Tasche sah ich dort aus der neusten Saison. Die musste ich haben! Gaffend, wie ein kleiner Junge über seinem ersten Playboy Magazin, stand ich da nun nicht drüber nachdenkend, dass ich eigentlich auch hätte reingehen können.
Sofort flüsterte Kim mir spielend angenervt ins Ohr, dass sie doch schon mal weiter ziehen würde. Sie hätte wohl keine Lust, sich mit mir vor ein Fenster zu stellen und einfach nur zu gucken. Ich bekam von alldem gar nichts mehr mit.
Kim war bereits weg und ich entschloss mich doch nun, nachdem ich mich endlich wieder gefangen hatte, rein zu gehen. Doch dort sagte man mir, dass ich mich doch tatsächlich auf eine Warteliste setzen und 6 Monate auf meine Tasche warten müsse. Es brachte noch nicht einmal etwas mehr anzubieten als sie eigentlich kostete.
Also ließ ich mich, zähneknirschend darauf ein und setzte mich auf die Warteliste.
Mit einem letzten Blick zum Traumstück zog ich deprimiert ab. Mit wütendem Blick ging ich noch provozierend am Geschäft vorbei doch da half nichts. Wie ein Eisblock stand die Alte da und wartete, die Hände auf den Tisch gefaltet, auf den nächsten Kunden, der hoffentlich nie rein spazieren wird…
Irgendwie wundert es mich doch. Man gibt ein Vermögen aus, um solch ein Stück besitzen zu können und dann muss man ein halbes Jahr drauf warten. Ich mein, die bekommen doch das Geld von mir und nicht ich von denen! Ich hätte nicht gedacht, dass man in einem Modegeschäft so behandelt wird als wolle man beim Finanzamt um Erstattung der Steuern bitten.