Gedichte
Mutter und Töchter - Ein Leben lang Kind

Schüchtern schau´n die kleinen Mädchen,

hoch von ihrem Schul-Lernplan,

Mutter rümpft die Nasenhärchen,

haben wieder nichts getan.

Spielen gehen, Kinder treffen,

nein das gibt es heute nicht,

und auch morgen müsst ihr lernen,

liebe Kinder das ist Pflicht.

Vor dem Teller mit der Suppe,

schlafen beide Mädchen ein,

„Faule Luder“ schreit die Mutter,

„dümmer ist nicht mal ein Schwein“.

„Könnt nichts, seid nichts, werd nichts werden,

niemals wird eine wie ich“,

so nimmt Mutter nun die Bücher,

macht die Hausarbeit für sich ;-).

Essen gehen, Freunde treffen,

heimlich in das Kino geh´n,

reden mit den andern Mädchen,

die, die Sorgen auch versteh´n.

Diese Frage stellt sich niemals,

denn Mama regelt die Welt,

ihre Kinder müssen lernen,

sieht sie sich doch selbst als Held.

Ohne Bücher in den Urlaub,

das hat keine je erlebt,

Mutter schreibt die Doktorarbeit,

ohne sie gar nichts mehr geht.

Männer, kennen sie von Bildern,

beide Mädchen ungeküsst,

und Mama sogar noch heute,

Beiden ihren Kaffee süßt.

Wenn am Sonntag Glocken läuten,

geht die Mutter in der Mitt

rechts ein Mädchen, links ein Mädchen,

forsch der dominante Tritt.

Alte Jungfern sie wohl werden,

Mutter lässt sie niemals los,

Vater ist vor Schmerz gestorben,

weil sein Kummer war zu groß.

Hat geschmückt die braven Mädchen,

auf dem Kopf glänzt gold´ne Haub,

selbst für kleine Kinderwünsche,

war sie alle Zeit zu taub.

Groß geworden sind die Beiden,

schön und stolz ist Mamas Blick,

auch Erfolg kann sie verzeichnen,

denn es war ja ihr Geschick.

Vor ihr liegt die Doktorarbeit

gut zweihundert Seiten stark,

sie hat jedes Wort geschrieben,

opfert Zeit und lebt stets karg.

Lebensfreude, Lebenswillen,

kommt vielleicht wenn Mutter stirbt,

doch so lang sie noch am Leben,

Freude sie wohl doch verdirbt.

Nur gedichtet, hör ich sagen,

leider nein, sag ich Euch dann,

diese Mutter gibt es wirklich,

hat das Beste doch getan.

Brauchte Titel, Anerkennung,

jeder hat den Blick gesenkt,

sie geht nur erhobnen Hauptes,

hat der Kinder Glück gelenkt.

© Ute AnneMarie Schuster 2.8.2011