Gedichte
Mamas Liebling - kann Mutterliebe krank machen?

Du warst der blonde Lockenkopf,

hingst stets an Mamas Bein,

die Schwestern waren lang schon groß,

doch warst Du nie allein.

Gehegt, geliebt und auch umsorgt,

kein Wunsch blieb unerfüllt,

Du warst der blonde Lockenkopf,

der liebevoll umhüllt.

Du gingst zu Schule warst stets brav,

Mama war stolz auf Dich,

sie liebte ihren Sonnenschein,

vergaß dabei oft sich.

Du wurdest größer als Mama,

hast hauptlang überholt,

Sie schenkte Dir ihr ganzes Herz,

hat Dich niemals versohlt.

Sie liebte Dich noch wie ein Kind,

zog Dich mit Fläschchen auf,

nie merkte sie Veränderung,

so nahm es seinen Lauf.

Du gingst zur Arbeit dann und wann,

entschuldigt hat sie stets,

sie hütete Dich gar im Bett,

lächelte matt, „wie geht’s?“

Es ging Dir schlecht so sagte man,

Du warst wohl etwas wirr,

und hinter Mutters Rücken klang,

passt auf, der ist doch irr.

Du hast in jeder kleinen Schnur,

sich Schlangen winden sehn,

doch Mama blieb für alles blind,

nur so konnt` es gescheh´n.

Es war ein Tag, novemberkalt,

der Frühstückstisch gedeckt,

Mama aß Marmeladenbrot,

und Dir hat´s auch geschmeckt.

Verschüttet hatte sie Kaffe,

Dein liebes Mütterlein,

in ihr sahst Du den Teufel nun,

dann stachst Du auf sie ein.

Geflohen bist Du vor dem Schmerz,

ganz nackt und eisigkalt,

erst als man Dich nach Hause bracht,

sah man von der Gewalt.

Voll Blut das Haus, ein Scherbenmeer,

am Boden liegt Mama,

du schreist und weinst kannst nicht versteh´n,

was alles dort geschah.

Ein jeder hat es ja gewusst,

und wusst es immer schon,

sie hat verwöhnt ihn viel zu sehr,

den kranken blonden Sohn.

Ich könnte weiter Euch erzähl´n,

doch wem nützt das heut noch.

Er starb zehn Jahre nach Mama,

geliebt hat er sie doch.

© Ute AnneMarie Schuster 31.7.2011