Wieder einmal habe ich mich dabei erwischt aus dem Fenster
zu starren und den Regentropfen die aufs Fenster klopfen zuzuhören und wie
immer kommt der Gedanke an früher auf. Früher als ich noch ein kleines Mädchen
war und furchtbare Angst vor Gewittern hatte. Im ersten Moment kommt ein Anflug
von Furcht aber im zweiten Moment überwiegt eine tiefe innere Ruhe und das
damit verbundene Lächeln in meinem Gesicht.
Grund dafür ist eine furchtbare Gewitternacht vor ewig
langer Zeit. Ich lag als älteste von 3 Geschwistern gemeinsam mit meinen beiden
Schwestern in unserem Zimmer und tröstete beide mit den Worten dass da draußen
nichts böses ist und uns nichts passieren wird sondern wir im Gegenteil sogar
gut beschützt werden würden und weil meine Schwestern dies nicht so recht
glauben wollten erzählte ich Ihnen nachfolgende Geschichte die genau aus
unserer Situation heraus passieren hätte können… da war ein Mädchen dass sich
vor Angst unter der Bettdecke versteckte und bei jedem Donner zusammenzuckte
und mit jedem Blitz liefen mehr Tränen über die sonst so rosigen Wangen. Bis
sie irgendwann eine Stimme hörte die scheinbar zu ihr sprach. Erst war die Kleine
verängstigt und verwirrt zugleich dann aber erkannte sie dass die Stimme leise
ihren Namen rief und wurde neugierig.
Die großen blauen Augen blitzten unter der Decke immer
wieder hervor um herauszubekommen woher denn diese Stimme kam. Aber sie sah
nichts und kam auf die Idee dass sie vielleicht doch eingeschlafen war und nur
geträumt hatte dass eine Stimme ihren Namen rief.
Aber kaum war sie wieder unter die Decke gekrochen rief die
Stimme wieder ihren Namen, diesmal zusätzlich mit den Worten Süße hab keine Angst
ich bin bei dir.
Diese Worte hatte früher immer ihr Vater zu ihr gesagt wenn
sie Angst hatte aber der konnte es nicht sein der hier zu ihr sprach und
trotzdem nahm sie allen Mut zusammen und wagte einen weiteren Blick unter der
Decke hervor und traute sich sogar zu fragen wer denn nach ihr rufe.
Als Antwort bekam sie nur:“Hier, hier bin ich. Siehst Du
mich denn nicht?“
Immer wieder schaute die Kleine sich in ihrem Zimmer um und
konnte niemanden entdecken der mit so zärtlicher Stimme zu ihr sprach.
Als plötzlich Blitz und Donner gleichzeitig den Himmel in
helles Licht und Lärm verwandelten sprach die Stimme wieder zu ihr „Hier, hier
am Fenster – du musst mich doch sehen können, denn ich kann ja dich auch sehen.“
Die Kleine war verwirrter denn je denn da war einfach nichts
aber trotz all ihrer Angst wagte sie sich dem Fenster zu nähern um herauszufinden
wer denn da mit ihr sprechen möchte. Aber als sie ihre Nasenspitze schon am
Fenster plattdrückte sah sie immer noch nichts und all ihr Mut wurde in
Traurigkeit und Angst umgewandelt und die Tränen kullerten unaufhaltsam ihre
Wangen hinunter.
So lang bis sie wieder diese Stimme hörte, die ihr nun
zuflüsterte „sieh doch, ich bin direkt vor Dir. Hab doch keine Angst ich
beschütze dich. Ich wache hier auf Deinem Fenster über Dich und bin immer da
wenn es regnet.“
Die Kleine sah immer noch keinen Menschen der mit ihr sprach
und fragte mutig. Aber wer bist Du, wie kommt es das du auf meinem Fenster bist
und ich dich nicht sehen kann.
„Komm näher her, ich flüstere Dir das Geheimnis in Dein Ohr“,
verriet die Stimme und die Kleine ließ es geschehen und nach dieser Nacht gab
es nie wieder ein Gewitter vor dem sich die Kleine gefürchtet hätte. Im
Gegenteil an vielen Tagen an denen es regnete und stürmte sah man die Kleine
vor ihrem Fenster sitzen und lächeln.
Das Geheimnis, dass sie seit dieser Nacht mit Regentropfen
die am Fenster wohnen wenn es regnet befreundet ist hat sie nur mir anvertraut
und ich bitte euch es nicht weiterzuerzählen aber vielleicht in einer
stürmischen Nacht mal darauf zu hören ob nicht auch ihr einen Regentropfen zum
Freund haben könnt der euch die Angst vor Gewittern nimmt.
