Alles Kaninchen

Zwischen Freude und Ernüchterung

Ich kenne kaum einen, der mich bisher nicht gefragt hat, wieso ich Kaninchen züchte. Ehrlich gesagt, hab ich selbst nicht die leiseste Ahnung. Schließlich kann man sich seine Freizeit auch schöner vorstellen, als das man im Stall von einer Ecke zur nächsten springt um 40 hungrige Kaninchen mit Wasser, Futter und Heu zu versorgen. Ganz zu schweigen von den Körperverletzungen die einen diese kleinen Biester zufügen können, wenn sie wollen. Es kommt nicht selten vor das man mit Kratzern und Biswunden nach Hause geht, vor sich hin flucht und eigentlich am liebsten alle Stalltüren aufmachen würde um die Plagegeister loszuwerden. Also stellt sich einem erneut die Frage: "Wieso eigentlich?"

Ich kann mich noch Jahre zurück erinnern. Jedesmal wenn im Sommer die Kaninchenausstellungen begannen, zog es mich und Toni in sämtliche Ausstellungshallen die unsere Umgebung zu bieten hatte. Ob Jungtierausstellung oder Gemeinschaftsschau. Wir losten jedesmal die von den Vereinen prachtvoll ausgestatteten Tombolas leer in der Hoffnung vielleicht doch mal ein kleines Kaninchen zu gewinnen. Umso größer das stauen dann, als wir im vor 4 Jahren dann tatsächlich mit einem garnicht so kleinen Kaninchen heim gingen. Wie war die Freude groß, sogar ein Außengehege war gleich mit dabei. Und schon hatte uns der Verein geködert.

Genau darauf hatte ich gewartet, das war mein Stichwort - sozusagen. Es dauerte nicht lang und wir hatten zum gewonnenen Kaninchen, es war ein Japaner-Kaninchen, einen passenden Partner gekauft. Liebet und vermehret euch war nun das Motto, denn mit der neuen Vereinsmitgliedschaft eröffneten sich auch neue Möglichkeiten. Nun konnten wir endlich selbst ein paar Käfige mit unseren schönsten Tieren ausfüllen und versuchen einen Pokal mit Heim zu nehmen.

Die erste Ausstellung war für uns gekommen und wir hatten durchaus ein paar gutaussehende und wunderschöne Hasen. Das hatten wir allerdings mehr dem Zufall zu verdanken, als jahrelanger Erfahrung. Aufgeregt wie ein Erstklässler zur Einschulung verfolgten wir jeden Handgriff und jedes Urteil der Preisrichter. Mit Argusaugen hingen wir an ihren Lippen um ablesen zu können, was sie über unsere Kaninchen zu sagen hatten. Einer unserer Japaner veranlasste alle Preisrichter, sich an einem Tisch zu versammeln und den Prachtkerl zu begutachten. Wir schauten uns an und unser Herz schlug uns bis zum Hals. Gemischte Gedanken schwirrten uns durch den Kopf von "Was gibts denn an dem Kerlchen auszusetzen?" bis hin zu "So gut kann er doch nicht sein, oder? Nicht bei der ersten Ausstellung!" Einen ganzen Tag mussten wir abwarten um zu erfahren, was es über ihn zu diskutieren gab.

97,0 Punkte war das Ergebnis das uns unsagbar stolz werden lies. Kaum ein Kaninchen schaffte eine höhere Punktzahl und somit war uns der Pokal sicher. Die allererste Ausstellung und wir gehen nicht mit leeren Händen nach Hause. Was für ein Gefühl, aber auf dieses Gefühl sollte bald das Gefühl der Ernüchterung folgen.