Kurzgeschichte
Wunderland

Kann man verrückt werden, wenn man Tag für Tag, Stunde für Stunde aus dem Fenster glotzt und dabei dasselbe Haus anstarrt, je nach Tageszeit variierend in verschiedenes Licht getränkt? Wird man verrückt, wenn man tagtäglich danach strebt, etwas Größeres, Besseres erreichen zu wollen bzw. die Meinung zu haben, dafür bestimmt zu sein? Ich investiere gerne in hoffnungslose Geschäftsideen. Ich bin selbst mein größter Verlust.

Begonnen hat diese Erkenntnis schon vor einigen Jahren. Ich war gerade in der schwierigsten Phase meines Lebens, hasste meine Eltern und vergötterte tote Musiker. Ich liebte Literatur und strebte danach, meine Umwelt so viel wie möglich zu quälen. Bis heute ist dieser Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen, aber man braucht erst Zuhörer, bevor man Macht verliehen bekommt. Diese Macht werde ich nutzen um damit alljene in den Arsch zu ficken, die seit eh und je danach trachten, es mir gleich zu tun. Ich benutze meine Stalker Kompetenzen um euch auf den Zahn zu fühlen. Eigentlich wollte ich nie einer dieser Parasiten sein, die ich immer schon so verachtet habe. Aber man muss sich anpassen, um geachtet zu werden oder um verachtet zu werden. Ich steh unheimlich drauf, 1 und 2. Während ich also aus dem Fenster glotze kommen mir diese brillianten Ideen. Ich sollte zehn Tonnen Schokoosterhasen einschmelzen und darin baden. Ich sollte meinen verfickten Laptop aus dem Fenster werfen und dabei hysterisch kreischen. Ich sollte dir meine Faust in die Fresse rammen. Keine Panik, diese Ideen werden nur in den seltensten Fällen verwirklicht. Eine tränenrührende Autor-Rezipienten Beziehung. Fühl dich mindestens erstochen, wenn nicht sogar zärtlich umarmt. Die Realität mit all ihrer Brutalität tut nur deswegen so weh, weil wir das zulassen. Weil wir Teil ihrer sind. Ihr verdammten Idioten, erkennt doch endlich, dass ihr, ihr und nur ihr Schuld sein an eurem eigenen Leid. Selbst ich hab das mittlerweile erkannt, beim stundenlangen aus dem Fenster Starren. High Five.

Ich bin nicht besser, ich bin einfach nur noch mehr im Arsch.