Fantasy & Horror
Götterschatz

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"Götterschatz"
Veröffentlicht am 30. Juni 2011, 98 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Götterschatz

Götterschatz

Beschreibung

Tim, ein erfolgloser Journalist der "schäbigen Schabe", erfährt eines Tages von einem lange vermissten Verwandten von dem sogenannten Schatz der Götter. Zusammen gehen sie auf Schatzsuche und erleben ein atemberaubendes Abenteuer quer durch ganz Neropolis.

Kapitel 1

"Abgabeschluss in einer halben Stunde." verkündete eine blecherne Stimme aus einem Sprachröhrchen, dass neben Tims Schreibtischchen provisorisch festgebunden war.

Hinter Tim erklang ein kleiner, spitzer Schrei, gefolgt von den Worten "Sch-schon in ner halben Stunde. Oh nein!"

Tim brauchte sich nicht umzudrehen um den Verursacher zu erkennen. "Schon wieder nicht fertig Tenderich? Was machst du nur die ganze Zeit?"

"Ich schreibe ja schon so schnell ich kann, aber heute war Infildis Raps, der Keksverkäufer, in der Stadt. Du weißt, der kommt nur einmal die Woche und leider überschneidet er sich…"

"…mit deiner Arbeitszeit. Ich weiß!"

Tim seufzte. "Wegen deinen Keksen wirst du irgendwann noch mal gefeuert. Wie oft hast du in dieser Woche schon unvollständige Artikel abgeliefert?"

"Vielleicht 2 oder 3 mal." antwortete Trenderich nach einer kurzen Denkpause.

Daraufhin drehte sich Tim mit vorwurfsvollem Blick zu ihm um. Tenderich ließ sich davon immer so leicht aus der Fassung bringen.

"A-Aber ich habe a-auch 7 oder 8 ge-geschrieben" stotterte er zu seiner Verteidigung.

Jeder andere Mensch, der den Anblick eines Hutzelzwerges, nicht gewohnt ist, hätte bei dem Anblick, der sich Tim bot schreckliche Sorgen entwickelt. Denn Hutzelzwerge sind von Natur aus blass, zittrig und schweißnass. Da Tenderich aber in dem selben, auch „Abstellkammer“ genannten Raum, zusammen mit Tim arbeitete, hatte der sich schon seit längerer Zeit an diesen Anblick gewöhnt.

"Bist du denn schon fertig mit deinen Artikeln?" fragte Tenderich.

"So gut wie. Ich muss nur sie nur noch eintüten und abschicken."

"Meinst du der Boss wird damit zufrieden sein?" Tenderichs Stimme bekam einen änstlichen Klang wärend er das sagte.

"Ach, den ollen kann man doch eh nicht zufrieden stellen. Wozu soll ich mir dann große Mühe geben."

Aus dem Sprachröhrchen erklang ein knistern und knacken bis wieder die mechanische Stimme erklang "Tim Bonkermull und Afoldami Tenderich sollen sofort ihre Artkel abschicken und beim Chef vorbeikommen."

"Oh nein!Oh nein!!Oh nein, nein, neeeiiiinnnn…!"

Es war mal wieder Zeit für eine von Tenderichs Panikattacken. Da half nur eins.

Tim stand gelassen von seinem Sitz auf und beobachtete noch für einige Sekunden wie Tenderich in einen depresiven Tanz verfiel wobei er unablässig „Oh Nein!“ schrie. Dann rief Tim "Kekse! Schöne, neue, eckige Kekse!"

Der Hutzelzwerg blieb wie angewurzelt stehen und fing an zu riechen. Kaum vernahm er den Duft der Kekse, die er noch vor wenigen Stunden gekauft hatte, da stürzte er sich schon auf eine Packung und verschlang ihren Inhalt in windeseile.

Als kein Keks mehr übrig war sackte er auf den Boden und schaute sehnsüchtig auf die nun leere Packung "Hmmm…Tranzendentrische Kugelkekse. Sonderauflage mit 24,5 Ecken. Wunderlecker, aber so verletzlich."

Tim packte packte ihn unter den Armen und zog den langsam, wieder zu sich kommenden Tenderich auf die Füße.

"Komm schon, du Keksexperte. Wir schicken schnell unsere Arbeit ab und gehen dann zum Ollen. Bin mal gespannt was der von uns will."

 

Das Vorzimmer ihres Bosses war mindestens 4-mal so groß wie ihre „Abstellkammer“ und um soviel frischer schätzte Tim auch die Luft, was aber auch daran liegen konnte, dass in diesem Raum überhaupt Fenster vorhanden waren. An den Wänden hingen mehrere bekannte Bilder von noch bekannteren Malern wie Runzelino Pinsel oder Augatha Barock. Ein paar Stühle lehnten an der gegenüberliegenden Wand und ein Tisch, scheinbar ohne nutzen, stand in der Raummitte. Tim würde darauf wetten das er sogar perfekt mittig im Raum platziert war. Das einzig lebendige hier war die Sekräterin, eine Urglucke, die, ihren Kopf auf den Armen liegend, ein Nickerchen hielt.

"Sollen wir sie aufwecken?" Tenderich hatte wieder seine ängstliche Stimmlange angenommen.

"Natürlich! Willst du etwa einfach so beim Ollen reinplatzen?"

"Aber sie könnte böse sein und uns hauen."

Tim verdrehte die Augen. "Weißt du noch wie der Olle das letzte Mal darauf reagiert hat, als jemand, ohne der schlafkranken Urglucke Bescheid zu sagen, in sein Büro kam?"

Der Hutzelzwerg musste schlucken und seine Augen weiteten sich. "Das war ja kaum zu überhören. Und der arme Fiduldrian wurde bis heute nicht mehr gesehen." Tenderich erschauderte bei diesen Worten merklich.

"Na also! Ich geh sie aufwecken."

Tim schritt zum Schreibtisch der Urglucke und drückte 3-mal energisch auf die Klingel. Sie machte 3-mal ein schön, klingendes „Ding“.

So was wäre als Türklingel gar nicht schlecht dachte Tim gerade noch bevor eine Haarspange haarscharf an seinem linken Ohr vorbeiflog und sich hinter ihm in die Wand bohrte.

"WER WAGT ES MICH ZU WECKEN INMITTEN TIEFSTER NACHT?"

ertönte die sehr hohe Stimme der Sekräterin durch den Raum.

Tenderich stieß einen spitzen Schrei aus und warf sich mit einem Hechtsprung unter den Tisch.

Tim rief "HALT! Es ist erst 6 Uhr Präabends. Keine Nacht!"

Die Urglucke starrte ihn für einen Moment mit großen Augen an.

"Gibt es einen Beweis für diese Behauptung? Warum kann es nicht Nacht sein?"

"Guck doch durchs Fenster! Da, die Sonne scheint noch!"

"Oh! Na wenn das so ist. Bin ich wohl mal wieder eingeschlafen…hihi."

Tim guckte sie mit einer Mischung aus Wut und Ungläubigkeit an. "Was gibt es da zu lachen? Sie hätten mich mit ihrer Haarspange fast umgebracht!"

"Kein Grund laut zu werden junger Mann. Was wollen sie überhaupt hier?"

"Wir sollen uns beim Ol…äh beim Boss melden."

Der Urglucke schaute ihn durchdringend an. "Wer bitte ist wir?"

"Ich bin Tim Bonkermull und der, der unterm Tisch liegt ist Herr Adolfami Tenderich."

"Was macht er unterm Tisch?"

"Er hat wohl Angst gekriegt, dass sie auch noch etwas nach ihm werfen."

"Sie sind aber nachtragend."

Tim hatte keine große Lust weiter mit der verrückten Sekräterin zu diskutieren und so ließ er weitere Kommentare bleiben, was ihm nun wirklich nicht gerade leicht fiel.

Sie guckte etwas enttäuscht, da das verbale Scharmützel nun offensichtlich vorbei war, ging zu der großen, goldumrahmten Tür mit der Aufschrift „Chef vom Dienst“ und klopfte dreimal. Ein tiefes Grunzen war zu vernehmen, was wohl ein Zeichen für die Sekräterin war, das sie nun reinkommen dürfe, denn in diesem Moment öffnete sie die Tür ein Stück und sagte "Herr Bonkermull und Herr Tenderich sind hier."

Ein tiefe Stimme irgendwo hinter der Tür antwortete "Lass sie eintreten!"

 

Ligarottenrauch wallte durch den Raum, dass es Tim schwer fiel genug Luft zu kriegen. Das war einer der Gründe warum er es hasste im Zimmer des Ollen zu sein. Der Hauptgrund aber war die dicke Schweineschabe die ihn, von einem großen Sessel hinter einem noch größeren Schreibtisch, mit diesem durchbohrenden Blick ansah, von dem er immer Kopfschmerzen bekam.

Schweineschaben an sich sind schon ekelerregend genug, aber falls es eine Hitlist der übelkeitseregendsten Halbinsekten gab, dann wäre sein Boss ganz klar die Nummer 1.

Das Ding was sich genüsslich im Chefsessel wälzte, hatte 3 ganze Augen und 2 Augenhöhlen, aus denen manchmal Würmer und Spinnen hinauslugten. Seine Haare hingen fettig herab und wenn man genau hinsah konnte man Essensreste in ihnen erkennen. Ohren und Nase fehlten ihm komplett und aus seinem Mund tropfte unaufhörlich Speichel, wie bei einem kaputten Wasserhahn. Die besseren Zähne waren dunkelbraun verfärbt, die meisten aber so schwarz, dass man sich bei manchen nicht mal mehr sicher sein konnte das sie überhaupt vorhanden waren. Ein dicker Hals ging in einen fetten Bauch und zwei dürren Ärmchen über, wobei die Finger wurstig und kurz waren. Der dicke Bauch lag über dem einzigen Kleidungsstück was die Schweinsschabe trug. Einer sehr kurzen Hose mit Mustern, die wie Hundehaufen aussahen. Aus den drei Hosenbeinen ragten Tentakeln unterschiedlicher Farbe und Dicke.

"So, so! Wen haben wir denn da?" wärend die Schweinschabe ihren Mund öffnete, durchdrang ihr Mundgeruch den Raum weit genug um in Tim das starke Verlangen nach Fepperinzbonbons und Munddeo auszulösen.

"Tim Bonkermull und Afol…"

"RUHE! Ich habe euch hierhergerufen, also weiß ich wohl wer ihr seid. Ihr Idioten." Eines seiner Augen rollte bei diesen Worten so weit nach oben, dass nur noch das weiß, der Pupille zu sehen war.

"Entschuldigung!" quiekte Tenderich hinter mir.

"Setzt euch hin! Wir haben etwas zu besprechen."

Tim kam seiner Aufforderung wie selbstverständlich nach und setzte sich so schnell er konnte auf den nächstgelegensten Stuhl. Tenderichs Blick war so von einem dicken Wurm abgelenkt, der ihm aus einer Augenhöhle mit einem Fühler zuzuwinken schien, dass er beim ersten Versuch neben dem Stuhl landete.

Die Schweinsschabe irgnorierte das und fragte "Als was arbeitest du Bonkermull?"

Tim kratzte sich verwundert am Hinterkopf und antwortete "Als Journalist natürlich."

"Und du Tenderich?"

"Äh…a-auch als Journalist!?"

"Und kann einer von euch mir vielleicht verraten wie der Tag eines Journalisten aussieht?"

Tim wusste das er lieber reden sollte, da Tenderich am Ende vor Angst noch der Keksverkäufer rausgerutscht wäre.

"7 Uhr Arbeitsbeginn, eine halbe Stunde Zeit alles was man braucht einzupacken, von halb 8 bis 12 Uhr Außendienst, um 12 Bienenlimopause, von halb 12 bis 17 Uhr wieder Außendienst, danach bis 20 Uhr Artikel schreiben, Bilder hinzufügen, eintüten und abschicken."

"Ist dir das genauso bekannt Tenderich?"

Der Hutzelzwerg nickte.

"Und warum schafft es dann keiner von euch Flaschen mir wenigstens etwas  mittelmäßiges abzuliefern?"

"Aber…aber Boss! Ich schicke doch immer rechtzeitig ab" versuchte Tim sich zu verteidigen.

"Oh Entschuldige das ich deine Glanzleistungen nicht würdige. Hilf mir auf die Sprünge! Worüber waren die Artikel heute?"

"Das Jubiläum eines hiesigen Spucknapfvereins und die Eröffnung einer Ellipse für Leseratten."

"Ohja. Das waren bestimmt deine interessantesten Berichte diese Woche."

"Oh gut. Ich hate schone in prima Gefühl beim eintüten." Tim atmete innerlich durch und hatte das Gefühl, dass sich das Gespräch noch in eine positive Richtung wenden würde. Kein langlebiges gefühl in diesem Raum wie er mal wieder feststellen musste, als die Schweinsschabe aufsprang und mit einer Hand so fest auf den Tisch schlug, dass es knackte und einige Holzwürmer panisch die Flucht ergriffen.

"WILLST DU MICH VERARSCHEN? DIESE ARTIKEL WAREN GENAUSO FURZÖDE WIE SONST AUCH!" schrie die Schweinsschabe, die sich jetzt in Rage gesteigert hatte. Während ihrem Geschrei war ihr eines Auge starr auf Tim gereicht, während die zwei anderen noch anwesenden scheinbar ziellos den Raum nach etwas absuchten, bis sie Tenderich gefunden hatten, der immer kleiner in seinem Stuhl zu werden schien.

"UND DU! KLEINER HUTZEL! WARUM HABE ICH SCHON WIEDER UNFERTIGE ARTIKEL VON DIR?"

Tenderich schaute hilfesuchend wild durch die Gegend, hatte aber Glück, da die Schweinsschabe offenbar keine Antwort erwartete. Ihr Wutanfall schien langsam zu Ende, denn sie ließ sich wieder in ihren Chefsessel sinken. Keuchend öffnete sie eine Holzschatulle, die auf ihrem Schreibtisch stand und nahm sich eine besonders dicke Ligarotte heraus, zündete sie an und steckte sie sich in den Mund. Wärend dieser Prozedur herrschte Stille im Raum, bis auf ein paar depressive Stöhner von Tenderich.

Nach einiger Zeit ergriff der Chef wieder das Wort und diesmal sprach er ruhig und sachlich "Ihr arbeitet für meine Tageszeitung, die „schäbige Schabe“, die meistabonnierte Zeitung des 23. Bezirks unserer geliebten Hauptstadt Mydia und ich als ihr Besitzer habe mir geschworen keine Ineffizienz zuzulassen. Weder meinerseits, aber ganz besonders nicht von meinen Untergebenen. Leider seit ihr meine Untergebenen und ich hatte eigentlich schon beschlossen euch zu kündigen…"

Tim und der Hutzelzwerg starrten sich entsetzt an. Mit Schrecken dachten sie an das Arbeitshaus, auch die Vorhölle genannt. Ihr Chef war zwar nicht gerade der Mitarbeiterfreundlichste, aber ihr Job war angesehen und für weniger arbeitswütige wie Tim optimal geeignet. Niemand saß einem im Außendienst im Nacken und so konnte man seine Tage mit dem schlendern durch Oberstadt verbringen. Sollte das nun wirklich vorbei sein?

"…aber das Schicksal scheint es gut mich euch zu meinen. Da gerade der Fliegenhusten umgeht sind viele eurer Kollegen krank geworden und so fehlt uns jemand der morgen die Parade des Bezirksfestes fotografiert und jemand der darüber berichtet. Ihr wisst wie wichtig es für unsere Bezirkszeitung ist, über diese Parade zu berichten!?"

Tim kannte tatsächlich einige Leute, die die Zeitung nur wegen der Parade abonnierten.

"Ich dachte Bonkermull, du schreibst den Artikel und Tenderich macht Fotos. Wenn das etwas wird, dann würde das eure Chancen auf eine Weiterbschäftigung stark erhöhen."

Tim wusste schon weshalb sie die „Ehre“ hatten morgen den Paradeartikel verfassen zu dürfen. Auf diesen Artikel wartete die gesamte Leserschaft der schäbigen Schabe und wem dieser nicht zur vollsten Zufriedenheit glückte, der sollte lieber auf unbestimmte Zeit verreisen. Denn nichts ist gefährlicher als verärgerte Leserschaft. Vor drei Jahren schrieb Frummel Triebesahm einen geharnischten Kommentar zu einem Paradewagen, dem die Leserschaft nicht  zustimmte. Am nächsten morgen hing Triebesahm mit einem Strick um den Hals an Frau Reinlichs Wäscheleine und machte einen recht leblosen Eindruck.

Der Chef verpackte es schlau als Gefallen, den er ihnen tat, aber Tim hatte das dumpfe Gefühl im Bauch das er auf eine weitere unheilvolle Wäschleine wartete.

"Vie-vielen Dank Che-Chef!" brachte Tenderich heraus. 

Tim dachte „Das hat der Olle ja schlau eingefädelt. Lässt uns die Wahl zwischen Paradebericht mit möglichen Nebenwirkungen oder dem unseligen Arbeitshaus.

"OK, ich werde schreiben!"

"Schön, schön! Dann verschwindet jetzt aus meinem Büro. Ich habe wichtiges zu tun im Gegensatz zu einigen meiner sogennanten Journalisten."

Wenn er damit meinte war Tim natürlich klar, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern freute sich darüber endlich dem vollgequalmten Büro entfliehen zu können.

Tenderich sprang noch schneller vom Stuhl auf als Tim und sie bewegten sich mit möglichst großen Schrittenzur Tür. Kurz bevor sie hindurchgeschlüpft waren sagte die tiefe Stimme der Schweinsschabe hinter ihnen noch "Vermasselt es nicht schon wieder. Das ist eure allerletzte Chance."

Kapitel 2

Als Tim endlich zu Hause ankam war es schon halb 10. Er wohnte weit weg von seiner Arbeitsstelle und musste jeden Tag 1 Stunde hin und zurück fahren. Tenderich fuhr einen Großteil der Strecke mit ihm, da er im selben Stadtbezirk lebte. Bevor sie sich heute verabschiedeten, hatten sie noch ausgemacht, dass der Hutzelzwerg Tim morgen früh abholen sollte und sie dann direkt zur Parade fahren würden.

"Endlich daheim!" rief Tim erleichtert aus, als er seine Wohnung betrat.

Feierabend war doch der schönste Abend. Er hatte ihn schon den ganzen Tag genau geplant. Er wollte sich als erstes einen Musikakao machen und dann eines seiner 1247 Abenteuerbücher lesen.

Seit ihm seine Mutter damals „Die Abenteuer von Troternius Fliegenhust“ vorgelesen hatte war er ganz bessesen von Schätzen, edlen Helden, finsteren Schurken und sauren Bregenwürmern, die in jeder halbwegs gutes mydianischen Abenteuergeschichte einen wichtigen Platz einnahmen.

Von seiner Kindheit bis heute hatte er nur eine wirkliche Leidenschaft bessesen. Abenteuerroma! Seit diesen ersten Vorlesungen am Gitterbettchen hatte er mehr und mehr Bücher angehäuft. Womit er seine Eltern zur Verzweiflung bringen konnte, besonders dann, wenn wieder ein Regal dem Gewicht des fantastischen Gemisches aus Papier und Tinte nicht gewachsen war. Deshalb wurde die Zeitungsseite mit den aktuellen Mobiliarwerten auch des häufigeren mit so manchem Seufzen und Stöhnen bedacht. Aber das hatte ihn damals wie heute nicht interessiert. Was waren schon eine paar kaputte Regale gegen die verrücktesten Geschichten von Eduald Wankelmut, dem Kampf des güldenen Strahlemanns gegen den aufbrausenden Fünfzwerg, der Versuch der Sonnenumseglung, der Experimente von Kiltris Hinterlist, den Flohmarkt zu manipulieren oder die Kriege der krankheitserregenden Hemmbinome. Das waren noch echte Geschichte bei denen Tim schon so oft geweint und gelacht, sein Fingernägel abgenagt und die Luft angehalten hatte. In diesen Romanen passierten Dinge, die konnte sich so jemand wie sein oller Chef nicht im entferntesten vorstellen. In ihnen ging es nicht so öde zu wie in unserer Welt. Oh nein! Da versuchten täglich drei Fieslinge gleichzeitig die Erde zu unterwerfen, die Sonne zu verdunkeln und ganze Städte zu verschmutzen.

Was würde er nicht alles dafür geben einmal seinem eintönigem, unbedeutendem Leben zu entfliehen, in so ein großes Abenteuer hinein. Eines worüber berühmte Bücher geschrieben würden mit ihm als strahlendem Helden. Aber Ach! Das waren alles nur Tagträume, die niemals in Erfüllung gehen würden. Vom Held war er nun wirklich ein ganzes Stück weit entfernt, wenn alles was er bisher erreicht hatte, eine unsichere Arbeitsstelle bei der „schäbigen Schabe“ war. Aber über  die Arbeit wollte er momentan ganz sicher nicht nachdenken. Eines seiner Mottos war „Nur wärend der Arbeit wird an die Arbeit gedacht“. Momentan hatte er sowieso ein ganz anderes Problem.

Er konnte sich nicht entscheiden. Welches Buch sollte er heute Abend wohl am besten lesen? Ritter Runkelrübe? Öpök der Schwafelnde? Oder gar die ausgefallenen Ausfälle Schrinklink Gargels?

Tim entfuhr ein lauter Seufzer. Jeden Abend musste er sich mit dem Problem „Wer die Wahl hat hat die Qual“ auseinandersetzen. So eine große Menge an Büchern konnte eben auch seine Nachteile haben.
Da er gerade so fest überlegte, erschreckte Tim sich höllisch als ein lauter Knall ertönte. Etwas war offensichtlich gegen eines seiner Fenster gekracht. Schnell rannte er zur Unfallstelle und schob das Fenster geschwind nach oben. Auf dem Fensterbrett lag tatsächlich etwas und schaute benommen in die Gegend. Das etwas trug eine Uniform der hiesigen Blitzpoststelle und lag auf einem Brief der dopelt so groß war wie es selbst. Als es bemerkte, dass Tim es beobachtete rappelte es sich schnell hoch, klopfte den Staub aus der winzigen Uniform und nahm Haltung an.

Eine piepsige Stimme erklang "Melde gehorsamst, Auftragsziel um 9:15 Uhr erreicht! Sendungsobjekt wird transferiert."

Dann hob es den Brief hoch und hielt ihn Tim hin. Es musste stärker sein als es aussah, wenn das kleine Ding es gechafft hatte, den Brief, hierher zu fliegen. Er nahm die Flugpost an sich und sagte "Danke! Ist noch alles heil bei dir?"

Es schien ihn gar nicht zu hören, denn es redete einfach weiter "Sendungsobjekt erfolgreich transferiert. Überbringer auf dem Weg zurück ins Hauptpostamt um neues Sendungsobjekt zu erhalten." Schon hob es sich in die Lüfte und war binnen Sekunden außer Sichtweite geflogen.

Tim dachte sich noch "Die spinnen, die Beamten!", dann schaute er verwundert auf den Brief.

Das war schon etwas seltsam. Er bekam doch sonst nie Post. Und schon gar keine Blitzpost. Viele Freunde hatte er nicht gerade. Um erlich zu sein war Tenderich der einzige und aus seiner Familie kannte er kaum jemanden. Seine Eltern hatten ihm nie viel über die Verwandschaft erzählt.

Aber Tenderich hätte ihm nie einen Brief geschickt, sondern wäre einfach vorbei gekommen und seine Eltern wussten vermutlich nicht einmal wie man Blitzpost versenden konnte. Also müsste das hier etwas ofizielles sein. Und etwas ofizielles war meist etwas weniger erfreuliches.

Mit einem flauen Gefühl im Bauch, beschloß Tim erst einmal zu schauen von wem dieser Brief war. Sein Bauchgefühl verbesserte sich augenblicklich, als er nirgendwo den öffentlichen Bezirks- oder Stadtstempel sehen konnte. Tatsächlich war der Brief von jemandem namens Odfiddel Bonkermull.

Das schien ein unbekannter Verwandter zu sein. Das war ja mal aufregend. Was er ihm wohl so dringendes mitzuteilen hatte? Aufgeregt rieß Tim den Brief auf. Zum Vorschein kam ein fein säuberlich gefaltetes Stück Papier. Er nahm es in die Hand und strich es glatt. Es war nur ein kurzer Text, was er schon ein bischen enttäuschend fand.

 

-- Lieber Tim --

 

-- Vermutlich kennst du mich nicht mehr -- Das letzte Mal als wir uns gesehen haben warst du noch ein kleines Kind -- Ich weiß, dass dieser eilige Brief dich sicher überascht -- Aber ich habe eine Bitte -- Komm schnellstmöglich zu mir -- Ich habe dir etwas mitzuteilen -- Meine Adresse: 33.Bezirk, Strubbelsgasse 213, -2.Stock

 

 

-- Odfiddel Bonkermull --

 

Nachdem er sich den Brief zweimal durchgelesen hatte, legte er ihn langsam auf den Tisch zurück. Zum einen war er wütend auf diesen Unbekannten, der sein Verwandter sein wollte, zum anderen spührte er Neugierde in sich aufwallen. Was erlaubte dieser Kerl sich eigentlich? Hatte sich offensichtlich all die Jahre nicht für ihn interessiert, aber konnte ihn dann einfach so zu sich bestellen. Andererseits hatte er ihm etwas mitzuteilen und da er die Blitzpost benutzt hatte, ihn zu benachrichtigen war es offensichtlich wichtig. Warum wollte er gerade ihm, den der Kerl ganz früher ein- oder zweimal gesehen hatte, etwas mitteilen?

Sollte er oder sollte er nicht? Eigentlich war es sinnlos zu überlegen, da er schon wusste wie er sich entscheiden würde. Seine Neugierde siegte am Ende ja doch immer und so steckte er sich den Brief in eine Hosentasche, nahm sich seine wolpertische Schwarzjacke vom Haken und öffnete die Tür.

Kapitel 3

Der 33.Bezirk war der schmutzigste und offensichtlich ärmste, den Tim bisher betreten hatte. Bezirke mit hauptsächlich armer Bevölkerung konnte man in Mydia an den Häusern mit wenigen Stockwerken erkennen. Dies lag an der städtischen Hochsteuer. Das Prinzip war ganz einfach: Wer höher wohnte musste auch mehr Hochsteuer zahlen.

In Tims Viertel hatten die höchsten Gebäude 10 Stockwerke, was ungefähr dem Mittelwert entsprach. Er selbst lebte im 4.Stock, was seiner Meinung nach völlig ausreichend war, aber er hätte sonst was drum gegeben einmal einen Blick aus einem der über 100-stöckigen Gebäuden im Stadtinneren werfen zu dürfen. Die Aussicht soll atemberaubend sein, der Wind übrigens auch. Aber leider war er kein König oder hochrangiger Politiker, oder supererfolgreicher Zuckerbörsenspekulant, die sich so etwas leisten konnten.

In diesem Bezirk war das höchste Gebäude, was Tim bisher gesehen hatte 3 Stockwerke hoch. Da die Dämmerung schon fast ins Dunkel der Nacht übergegangen war, bekam er ein mulmiges Gefühl. In der Strubbelsgasse waren einige schäbige Kreaturen, der unteren Bevölkerungsschichten versammelt. Hier ein Henkersgnom, dem ein einäugiger Werhund etwas zusteckte, dort eine Gruppe Schrumpffüße, die sich anscheinend ein unautorisiertes Fußkampfturnier lieferten und er glaubte gesehen zu haben, wie ihn zwei rote Augen aus einer Seitengasse angestarrt hatten.

Nummer 210…211…212…und da war war ja auch Nummer 213. Er spührte Erleichterung in sich aufkommen endlich die vermodernde Straße mit den zwilichtigen Kreaturen hinter sich lassen zu können. Jetzt musste er nur noch die richtige Klingel finden. Die meisten Namensschilder waren so zerissen und schmutzig das man die Namen kaum oder gar nicht mehr lesen konnte. Nur eines leuchtete ihm fast entgegen so strahlend wirkte dieses leicht ergraute weiß, im Kontrast zu den anderen schmudligen Namen. Und tatsächlich stand auf diesem O. Bonkermull. Er interpretierte das saubere Namensschild als positives Zeichen und klingelte. Nichts geschah. Er klingelte noch einmal. Immer noch nichts. Es wollte sich doch hoffentlich niemand ein Spaß mit ihm erlauben und er hatte den ganzen Weg umsonst gemacht? Er klingelte noch einmal, diesmal länger als zuvor. Gerade als er beschlossen hatte wieder zu gehen schwang die Tür mit lautem Knarren nach innen auf und offenbarte den Blick auf einen schummrig beleuchteten Flur. Was warscheinlich auch besser war, denn Tim glaubte nicht das man Wände und Boden des Flurs so gerne komplett sehen wollte. Nach dem Geruch zu urteilen waren da nämlich nicht nur Steinwände und alte, morsche Holzdielen.

Tim verzog bei dieser Vorstellung angewiedert das Gesicht und betrat den Flur.

 

Im -2.Stock war es noch dunkler als im Flur des Erdgeschoßes. Zwei einsame Glühbirnen flackerten in einem unrythmischen Takt und strahlten in einem unangenehmen orangenen Licht.

Tim hätte die Haustür von Odfiddel wohl nie gefunden, wenn sie nicht schon geöffnet gewesen wäre. Ein helles Licht drang aus ihr hervor und man konnte leise Musik hören. Entschlossen ging er zur Tür und stand einem alten Mann gegenüber. Es hatte immer etwas beruhigendes auf ihn andere Menschen zu sehen, da sie ihn Neropolis nicht gerade häufig vorkamen. Dieser war wohl ungefähr 70 Jahre alt und hatte einen langen Bart und vermutlich eine Glatze. Vermutlich, da er einen großen Zylinder trug, den nur seine abstehenden Ohren daran hinderten über seinen ganzen Kopf zu rutschen. Er war recht klein und musste sich mit der rechten Hand auf einen Stab aus merkwürdig schimmerndem Material stützen.

Sie schauten sich einen Moment lang an ohne etwas zu sagen, dann rief der Alte voller Freude "Mein lieber, lieber Junge! Du bist tatsächlich gekommen!" und drückte Tim mit einer Kraft an sich, die er dem Alten gar nicht zugetraut hätte.

"Äh…Ha-Hallo."

Als der Alte endlich genug davon hatte ihn zu drücken, humpelte er auch schon in seine Wohnung.

"Komm rein, mein lieber! Da draußen ist es so ungemütlich. Ich habe den städtischen Glübirnwerken schon zig mal geschrieben, aber du weißt ja wie das mit den Beamten ist." er seufzte einmal laut und wärend er das sagte führte er Tim in einen großen, hell beleuchteten Raum, der überhaupt nicht so ungemütlich war, wie alles andere, was er bisher hier gesehen hatte. Überall hingen Gemälde von wichtigtuerisch schauenden Personen, zwei Bücherregale standen an der Wand und eine kleine Einbauküche war in eine Ecke eingebaut. Der Alte zeigte auf eine Wendeltreppe und sagte "Machs dir unten schon mal gemütlich wärend ich uns beiden einen schön warmen Musikkakao kochen."

Tim wusste gar nicht was er sagen sollte und so kam nur ein gestottertes Danke aus seinem Mund.

Als er die Treppe hinuntergegangen war bot sich ihm ein Anblick, dass sein Herz anfing höher zu schlagen. Der ganze untere Raum war voller Bücherregale, in denen tausende und abertausende Bücher sein mussten. Ach was, das mussten zehntausende sein. Was für ein wundervoller Ort unter dieser schäbigen Gasse.

Er warf sich sich glückselig in einen der großen roten Kuschelsessel die um einen kleinen Glastisch standen und war kurzzeitig so benebelt von dem Geruch alter Bücher, die aus einem Regal hinter ihm drangen, dass er ganz vergaß wo er war und warum er hier war. Bis der Alte mit einem Tablett auftauchte, auf dem eine braune Kakaokanne und zwei Tassen mit Flauschkatzenmotiven standen.

Kunstvoll schenkte er den frischen Musikkakao ein und summte dabei vor sich hin.

"Vorsicht! Ist noch ziemlich heiß."

Tim fiel auf einmal auf, dass der Alte es irgendwie geschafft hatte ihn bis hierher zu bekommen. Dabei war er doch schon den ganzen Weg aufgeregt gewesen was sein Verwandter ihm zu sagen hatte. Apropos Verwandter.

"Wer bist du eigentlich?"

"Odfiddel Bonkermull."

"Ach was! Ich meinte ja auch inwiefern wir beide miteinander verwandt sind."

Der Alte strahlte mich an "Ich bin natürlich dein Großvater. Kannst mich aber auch Opa nennen." nach dem zweiten Satz blinzelte er mir zu.

Der da war mein Opa? Sofort schossen Tim weitere Fragen durch den Kopf.

"Aber warum habe ich dich dann nie gesehen? Warum meldest du dich heute plötzlich? Warum bin ich überhaupt hier?"

"Langsam, langsam. Ich verstehe das du verwirrt bist. Erlich gesagt hatte ich schon gedacht du wärest wütend auf mich und würdest gar nicht kommen, weil ich mich nie gemeldet habe. Alles hat einen Grund und ich werde alles erklären."

Tim nahm einen großen Schluck Musikkakao und lehnte sich zurück. Er war schon ganz gespannt auf die Erklärung.

"Erlich gesagt haben wir uns einmal gesehen. Das war kurz nach deiner Geburt und kurz bevor ich auf dieses Buch stieß."

"Dieses Buch?" fragte Tim verwirrt.

"Ja, es war der Grund warum wir uns über 20 Jahre nicht gesehen haben. Weißt du…ich hatte mir fest vorgenommen mich um dich zu kümmern. Halt ein guter Opa zu sein, aber dieser Tag in der 23.Bücherei änderte mein ganzes Leben."

"Wieso? Was ist dir denn passiert? Was für ein Buch?"

"Moment, moment. Immer eins nach dem anderen. Zu der damaligen Zeit stellte ich gerade Nachforschungen zur Krottenzucht an. Ich war damals Gesundheitsmanager und wollte wirksame Heilungspflanzen im Hintergarten züchten. Man, wäre das ein Goldgrube gewesen. Aber irgendwie fiel mir damals dieses Buch in die Hände. Genauer gesagt auf den Kopf, fast so als wollte es  von mir gefunden und gelesen werden."

Man der Alte machte es ja spannend. "Was stand denn nun in dem Buch?"

"In dem Buch standen uralte Sagen und Legende von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Eine wilder als die andere."

Jetzt war Tim Feuer und Flamme. Sagen und Legenden waren fast noch besser als Abenteuergeschichten.

"Ich verschlang das Buch förmlich. Konnte gar nicht genug kriegen von diesen fantastischen Geschichten. Jede einzelne von ihnen war ein Genuß , wie ein fünf-Sterne Menü der Breslauer Suaerwursthütte." bei diesen Worten leckte er sich einmal genüßlich über die Lippen "Aber eine Geschichte war anders als die anderen. Sie weckte in mir Tatendrang und Abenterlust. Die anderen waren zwar schon fantastisch, aber diese war einfach fantastischer, besser, atemberaubender und vor allem glaubwürdiger. Wärend ich bei den anderen Legenden hie und da schmunzeln musste aufgrund der ausbordenden Fantasie, wirkte diese so wirklich und so wahr, dass ich schon bald begann an sie zu glauben." Nach diesem Wortschwall atmete sein Großvater erstmal tief durch und genehmigte sich einen Schluck aus seiner Tasse.

Tims Aufregung war immer weiter angewachsen. Eine Legende an die man glauben konnte? So etwas hatte er noch nie gelesen oder gehört. War sie etwa dafür verantwortlich das sein Opa solange verschwunden war?

"Was war denn das für eine Legende? Erzähl schon!"

"In dieser Legende ging es um einen Schatz. Aber nicht um irgendeinen. Oh nein! Dort ging es um den Schatz."

"Den Schatz?"

"Ja, genau! Den größten Schatz, den es jemals gab. In der Legende auch Schatz der Götter genannt. Er sollte größer sein, als jede Höhle. So glänzend, dass er dich blendet. Wertvoller, als alles was es auf unserer Welt gibt. Dieser Schatz soll von den Göttern höchstpersönlich, bei der Erschaffung der Welt, versteckt worden sein."

Tim keuchte bei dem Gedanken an so viel Reichtum.

"Ich kam nicht mehr los von dem Gedanken, dass es diesen Schatz wirklich geben könnte. Was wäre wenn er irgendwo unter meinen Füßen liegen würde und ich nur ein bischen graben müssten um ihn zu finden?"

Eine kurze Stille trat ein, da der Alte gedankenverloren in die Ferne blickte. Offensichtlich dachte er voller Wehmut an einen riesigen Schatz direkt unter seinen Füßen.

"Was hast du dann gemacht, Opa? Hast du nicht versucht den Schatz zu suchen?"

"Natürlich! Aber wo sollte ich anfangen? Unsere Welt ist nicht so klein, als das ich planlos drauflos suchen konnte. Also beschloß ich mehr Informationen zu finden, zu sammeln und zu notieren. Dabei kam Schniffela ins Spiel."

"Schniffela?"

"Schniffela Putengurt. Eine Flussföhre mit der ich zusammen in der Schule gewesen war. Und glücklicherweise hatte sie, im Gegensatz zu mir, noch studiert. Und zwar Legendistik und Fantastik. Ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte und so fuhr ich zu ihr nach Adrehyd, einer kleinen Ortschaft, an den Ausläufern der Espatonberge, mit einer reichhaltigen, unerforschten Geschichte voller Mythen und Legenden. Also optimal für Schniffela. Sie war sofort Feuer und Flamme mindestens so begeistert von der Legende eines Götterschatzes wie ich. Mein Glauben an diesen war so fest, dass ich mich auf unbestimmte Zeit beurlaubte und in Schniffelas Gästezimmer zog. In dieser Zeit arbeiteten wir von Tag bis Nacht, untersuchten Manuskripte, Gedichte, andere Legenden, Mythen, Sagen, Geschichten und sogar kirchliche Texte auf einen Hinweis wo der Schatz versteckt war. Besonders genau schauten wir uns das Buch, was mir damals auf den Kopf gefallen war, an. Vielleicht waren ja kleine Symbole am Rand versteckt oder die Zeichnungen hatten eine größere Bedeutung, als bloße Verzierungen zu sein. Aber das Unternehmen stellte sich als noch schwieriger heraus als ohnehin erwartet. Wir untersuchten und forschten 6 Jahre lang, aber es gelang uns auch nicht nur den kleinsten Hinweis auf den Schatz zu finden. Kannst du dir vorstellen wie verzweifelt ich war? Wir konnten uns ja nie sicher sein, dass dieser Schatz tatsächlich exisierte und je länger die erfolglose Forscherei andauerte, desto mehr schwand der Glaube and die Legende. Wäre mir das Schicksal nicht wieder zuhilfe gekommen, hätte ich wohl einfach aufgehört und wäre wieder nach Mydia gezogen. Aber eines Nachts schliefen wir über unsere Arbeit ein. Es war eine unglaublich warme Nacht gewesen und wir hatten viel getrunken. Als wir am nächsten morgen aufwachten waren wir natürlich schweißnass. Irgendwie empfand ich das tiefe Bedürfniss auf das Buch zu schauen und merkte sofort das etwas anders war als sonst."

"Etwas war anders? Wieso?"

"Auf einmal waren die Symbole und Zeichen da, nach denen wir die ganze Zeit gesucht hatten. Sie wurden warscheinlich durch den Wasserdampf meines Getränkes, was die ganze Nacht unter dem Buch gestanden hatte, offenbart. Du kannst dir unsere Aufregung damals natürlich vorstellen. Nun mussten wir doch endlich etwas finden. Und tatsächlich, nach einem weiteren Jahr entschlüsselten wir die seltsamen Symbole."

"Und hattet ihr endlich euren Hinweis?" Tim war so aufgeregt das er seine Hände in den Kuschelsessel krallte.

"Ja, genau einen."

"Und? War er hilfreich?"

"Das kann man wohl sagen. Er brachte uns den Beweis für die Existenz des Schatzes."

Kapitel 4

"Der Schatz der Götter existiert tatsächlich?"

Tim war inzwischen von seinem Stuhl aufgesprungen und ging rastlos auf und ab, während er gar nicht merkte, dass die Flauschkatzentasse, aus der er trank leer war.

"Allerdings. Das war wohl der glücklichste Tag meines ganzen Lebens. Du musst verstehen. Ich hatte alles aufgegeben und mein Schicksal der Glaubwürdigkeit einer Legende überlassen. Aber es hatte sich gelohnt. Wir hatten einen Hinweis gefunden, der uns zum Beweis führte."

"Und was war das für ein Beweis?"

"Eine Klinke."

Tim runzelte verwundert die Stirn.

"Eine…Klinke?"

"Genau genommen war der Beweis eine Türklinke. Ein sehr schöne nebenbei bemerkt."

"Wie kann eine Türklinke der Beweis für einen Schatz sein?"

"Durch den Hinweis im Buch natürlich. Weißt du, der Schatz liegt irgendwo verschlossen."

"Verschlossen? Wie verschlossen?"

"Durch eine Tür. Diese kann nur mittels der Klinken geöffnet werden. Zusätzlich zu diesen Informationen fand Schniffela merkwürdige Zeichen im Buch, die anders waren als alle anderen. Irgendwie schaffte sie es diese Zeichen richtig zu deuten. Sie ist wirklich unglaublich. Dank ihrer Entschlüsselung fanden wir die erste Klinke in einem verlassenen Moortorfedorf und wähnten uns nun schon auf dem schnellsten Weg, alle Klinken zu finden und am Ende auch den Schatz. Aber wir irrten uns. Und zwar ganz gewaltig. Bei dieser zweiten Klinke fanden wir auch ein altes Pergament, das voll war mit Bildern, Symbolen, Zahlen und Buchstaben. Natürlich unternahmen wir alles um es zu entschlüsseln, denn ohne Zweifel barg dieses Pergament den Hinweis wo die zweite Klinke zu finden war. Aber wir schafften es einfach nicht. Es ist eine Sache nur Symbole zu entziffern, aber Zahlen, Buchstaben, Symbole und Zeichen lassen sich beinahe unmöglich in einen logischen Zusammenhang setzen. Wir versuchten warhaft alles und Schniffela wandte jeden Trick an den sie kannte, nutzte alle Erfahrung die sie hatte und von beidem hatte sie mehr als genug musst du wissen. Aber auch nach drei langen Jahren hatten wir keine einzigesinnvolle Kombination herausgefunden. Nach einem weiteren Jahr gab ich dann auf und zog zurück nach Mydia, in diesen Bezirk. Ich war so unglücklch und verzweifelt, da ich ja nun wusste das der Schatz existierte, aber nichts weiter tun konnte um ihn zu finden. Eine der Klinken hatte ja schon in meinen Händen gelegen. Es brach mir das Herz und ich verlor mich in meinen einsamen Gedanken und vergaß beinahe mein früheres Leben. Meinen ehemaligen Beruf, meine Freunde und meine Familie. Und damit auch dich, mein lieber, lieber Enkel. Wie egoistisch und dumm ich doch gewesen bin."

Sein Großvater schlug sich zweimal gegen die Stirn und begann zu schluchzen.

In diesem Moment konnte Tim ihm nur verzeihen. Nicht nur das. Er verstand sogar wie der Alte sich gefühlt haben musste. So viel hatte er investierte und als er kurz davor war für alle Mühen belohnt zu werden, musste er sich eingestehen, dass seine Suche schon vorbei war.

"Ach Großvater! Hör doch auf zu weinen. Du musst nichts bereuen. Oder bereust du etwa, dass du alles dafür gegeben hast, deinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen? Bereust du etwa die Existenz des Götterschatzes bewiesen zu haben? Oder bereust du etwa, mehr Fantasie als meine Eltern zusammen zu haben?"

Bei der letzte Frage musste sein Opa tatsächlich lächeln und Tim glaubte nun stolz in seinen Augen erkennen zu können.

"Natürlich nicht! Ich hätte mich immer wieder so entschieden. Danke Tim!"

"Nun weiß ich ja warum du all die Jahre nicht bei mir warst und ich kann dich besser verstehen, als du vermutlich glaubst, aber warum hast du mich eigentlich mit der Blitzpost herbestellen lassen. Etwa um das Wissen über den Schatz weiterzugeben? Aber dafür hätte ja eigentlich auch die normale Post gereicht."

Nun strahlte sein Großvater ihn wieder an.

"Die Blitzpost hatte natürlich seinen guten Grund. Weißt du wer mich gestern angerufen hat?"

"Ich habe keine Ahnung."

"Die gute, alte Schniffela. Und weißt du was sie mir zu sagen hatte?"

Man hätte seinem Opa in diesem Moment eine Krotte quer in den Mund schieben können, so breit war sein grinsen. Tim hatte schon einen Verdacht, wagte aber nicht ihn auszusprechen. Seine Hände zitterten nun wieder vor Aufregung.

"Die alte Intelligenzbazille hat doch tatsächlich das Pergament entziffern können und den Hinweis zur nächsten Klinke herausgefunden."

"UNGLAUBLICH!" schrie Tim so laut, dass sein Grossvater beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Schnell rapelte der sich wieder hoch, offenbar ganz begeistert von Tims Anteilnahme.

"All die Jahre hat sie nie aufgehört daran zu arbeiten. Natürlich hat sie mich gebeten schnellstmöglich zu ihr zu kommen und da ich nicht mehr der jüngste bin dachte ich an in bischen Unterstützung, falls wir wirklich wieder auf Schatzsuche gehen sollten. Deshalb der Blitzbrief an dich. Nun, willst du mich…"

Tim ließ ihn gar nicht ausreden, denn er wusste schon wie die Frage enden würde.

"Auf jeden Fall! Nach dem was du mir erzählt hast müsstest du mich schon einsperren, dass ich dir nicht folgen würde."

Sein Opa strahlte ihn an.

Kapitel 5

Ein schriller Ton riss Tim am nächsten Morgen aus einem unruhigen Traum. Er brauchte einige Zeit, bis er wusste wo er war. Nämlich in seinem altem, aber dennoch äußerst bequemen Bett. Als er es wagte einen Blick auf seinen Wecker zu werfen, der der berühmten Schwaflerin Farola Blabla nachempfunden war, zeigte er 4:30 Uhr an.

Als er sich gerade wieder umdrehen und weiterschlafen wollte erklang wieder dieser widerliche Ton. Erst jetzt viel ihm auf das dieser von seiner Türglocke kam. Aber wer wagte es zu so seiner Zeit zu klingeln? Sein Großvater konnte es noch nicht sein. Er wollte erst um 8 Uhr vorbei kommen um ihn abzuholen.

Aber wer auch immer da draußen stand und ihn wachgeklingelt hatte, brauchte einen guten Grund, sonst würde er was von ihm zu hören kriegen, dass der Klingler nicht mehr wusste wo oben und unten war. Er gehörte sowieso schon zu der Kategorie Morgenmuffel und da er heute Nacht erst um 1 Uhr nach Hause gekommen war und auch noch seine Sachen gepackt hatte, war seine Laune mörderisch schlecht.

Während er über eine angemessene Beschimpfung nachdachte, zog Tim sich seinen quietschgrünen Bademantel über und ging gemächlichen Schrittes zur Tür. Dort angekommen drückte er den Knopf für das Sprachrohr und rief hinein "Welcher sterbenswillige Sauhund wagt es zu dieser Zeit bei mir zu klingeln?"

Zu seiner Befriedigung erklang am anderen Ende des Rohres ein erstickter Schrei, den er sofort zuzuordnen wusste.

"A-aber wir waren doch verabredet."

"Komm erstmal hoch."

Tim drückte einen Knopf neben dem Sprachrohrknopf und er konnte leises summen vernehmen, dass immer dann ertönte, wenn sich die Haustür öffnete.

Nun konnte er immer lauter werdende Schritte hören, bis der kränklich aussehende Hutzelzwerg vor ihm stand.

"Hast du es etwa vergessen? Wir werden noch zu spät kommen. Die guten Plätze sind bestimmt schon weg."

Tenderich schaute ihn mit einem Blick aus Verzweiflung und Entsetzen an.

"Was vergessen?"

Nun war der Blick seines Freundes nur noch voller Entsetzen, wärend er die Arme flehend in die Luft warf. Fast wie die Espatonischen Himmelsanbeter.

"Wie konntest du das vergessen? Die Parade, Tim, die Parade! Unsere letzte Chance uns vor dem Arbeitshaus zu retten. Wir wollten doch extra früh los. Du weißt doch wie schnell die guten Plätz da weg sind. Wie soll ich jetzt gute Fotos schießen? "

Tenderich brach schluchzend vor Tims Wohnungstür zusammen.

Die Parade hatte er vor lauter Aufregung ja völlig vergessen. Das konnte ihm ja nun auch egal sein. Er würde bald den Schatz der Götter suchen und nicht mehr popelige Paradeartikel verfassen müssen.

"Na, na. Beruhig dich doch erstmal und komm rein. Ich muss dir etwas erzählen."

Tim hatte keine Bedenken Tenderich vom Schatz zu berichten. Er war zwar der größte Angsthase und Panikmacher, den er kannte, aber im Geheimnisse für sich behalten war er der größte.

Sie setzten sich beide ins Wohnzimmer und Tim begann zu erzählen. Anfänglich schaute Tenderich immer wieder auf die Uhr, aber schon bald begann er vollauf entsetzt Tims Worten zu lauschen. Als alles berichtet war, brach der Hutzelzwerg in Wehklagen aus.

"Ach, ohje und oh weh! Mein bester Freund wird weggehen und umkommen und mein Boss wird mich lynchen, da ich den Paradeartikel nie alleine fertig kriege und da du nicht da bist kriege ich alle Schuld und…"

"Ruhig Tenderich! Halt mal die Luft an. Erstens werde ich nicht umkommen und zweitens, ja der Olle wird dich lynchen."

"Bitte Tim, bitte bleib hier. Du hast doch ein wunderbares Leben hier."

"Machst du Witze? Dieses fade und eintönig, fantasielose Leben bezeichnest du als wunderbar?"

"Gerade die Eintönigkeit ist doch das wunderbare. Du kennst dich doch gar nicht aus da draußen. Was ich alles so gehört habe. Da würdest du dir die Ohren zunähen wollen."

Tim schaute seinen besten Freund nun sehr ernst an.

"Versteh doch Tenderich. Es war schon immer mein Traum selbst Abenteuer zu erleben. Endlich aus diesem tristem Dasein auszubrechen und Geschichten und Legenden für die Ewigkeit selbst zu erleben. Ich muss das tun. Und außerdem kennt sich mein Großvater schon gut genug aus, da passiert mir garantiert nichts."

"A- aber wa-was ist mit mir wenn du nicht mehr da bist?"

Tims Aufregung auf das was ihn erwartete wurde nun mit einem Gefühl der Trauer vermischt. So lange kannte er Tenderich nun schon. Sie waren zwar schon immer  grundverschieden gewesen, aber trotzdem verband sie wohl das Unzertrennlichste was es gab. Das Band der Freundschaft.

"Ich weiß es nicht. Du glaubst gar nicht wie schwer es mir fällt dich hier zurückzulassen. Aber du kannst eben nicht…M-Moment mal! Natürlich würde das gehen. Das ist doch die Idee!"

Warum war Tim da nicht früher draufgekommen. Er und Tenderich mussten sich doch gar nicht voneinander trennen.

"Wovon redest du denn?" fragt Tenderich neugierig.

"Du kommst mit!"

"WAS?"

Tenderich schaute ihn so entsetzt an, als hätte Tim gerade verkündet, dass die Welt in 5 Minuten untergehen würde.

"Ist doch ganz einfach. Du kommst mit auf Schatzsuche. Mein Opa hat bestimmt nichts dagegen, den besten Freund seines Enkels mitzunehmen."

"Ha-halt! Auf Schatzsuche? Für unbestimmte Zeit von zu Hause weg? In der gefährlichen Welt außerhalb des Bezirks? Ich bin nicht so wie du, Tim. Ich kann das nicht!"

"Natürlich kannst du das! Einmal überwinden und du wirst Dinge erleben von denen noch deine Urenkel ihren Kindern voller Stolz berichten werden."

"Vermutlich eher voller Verwunderung über die Dämlichkeit ihres Ur-Opas, sich freiwillig da draußen umgebracht haben zu lassen."

"Die Warscheinlichkeit umzukommen ist deutlich höher, wenn du hier bleibst. Was meinst du wird der Olle mit dir machen, wenn der Bericht nicht vollständig ist? Bestenfalls feuert er dich und du kommst ins Arbeitshaus. Aber ich habe auch schon ganz andere Dinge über unseren ollen Boss gehört, da würdest du dir die Ohren zunähen wollen."

Tenderich schluckte hörbar und stieß einen verzweifelten Laut aus.

"Ich weiß Tim, aber ich habe Angst vor dem was du vorhast, genauso wie ich Angst habe was mit mir passiert, wenn ich alleine hier bleibe."

"Dann entscheide dich für mich. Mit einem Freund an der Seite wird dir nichts passieren. Das verspreche ich!"

"Ich glaube ich sollte jetzt besser nach Hause gehen und darüber nachdenken."

"Gut. Falls du doch noch mitkommen willst, dann sei bis spätestens 9:20 an der neuen Flutschvehikelstation."

Ohne zu Antworten stand Tenderich vom Sofa auf und verließ den Raum. Tim hörte noch, wie die Tür geschloßen wurde, dann war es still um ihn.

Der arme Tenderich. Heute morgen war seine Welt noch in Ordnung gewesen und nun musste er vielleicht die folgenschwerste Entscheidung seines Lebens treffen.

 

Die Flutschvehikelstation war erst vor gut einem Monat eröffnet wurden und strahlte noch vor Sauberkeit. Ein wirklich schöner, moderner Ort dachte Tim, als er mit seinem Großvater unter dem großen Marmoreingang hindurchmaschierte, der mit goldenen Sterntilopen und Manaratzen verziert war.

"Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich Tenderich davon erzählt habe, Opa."

"Aber nein. Wenn du meinst du kannst ihm vertrauen, dann vertraue ich ihm auch. Immerhin habe ich gestern jemandem davon erzählt, den ich über 20 Jahre nicht gesehen hatte."

Bei diesen Worten grinste er mich an.

"Aber er schien deine Begeisterung nicht ansatzweise zu teilen, wie ich hörte. Wenn er wüsste was ihm entgeht, wenn er nicht mitkommt."

Sein Opa schüttelte verständnislos den Kopf.

"Naja. Du kennst ihn eben nicht. Hoffentlich kommt er noch."

"10 Minuten hat er ja noch."

Sie ließen sich auf einer Bank in der großen Eingangshalle nieder und Tim ließ seinen Blick nicht von der Tür wandern. Jatzt waren es nur noch 5 Minuten. Hatte er sich etwa…Nein! Tenderich würde kommen. Hundertprozentig!

Noch 3 Minuten. Vielleicht ja auch nur fünfzigprozentig. Noch 2 Minuten. Wo bleibst du denn? Willst du dich etwa vom Ollen masakrieren lassen? Noch eine. Langsam wurde es eng. Wollte er etwa einen dramatischen Auftritt? In allerletzter Sekunde auftauchen? Nein, das war nicht Tenderichs Art. Die allerletzte Sekunde war in diesem Moment auch schon angebrochen. Und nirgendwo ein Hutzelzwerg zu sehen.

"Wir müssen leider los."

Sein Großvater stand von der Bank auf und deutete auf seine Uhr. Tim schaute gedankenverloren in die Eingangshalle.

"Er ist nicht gekommen…tatsächlich nicht gekommen."

"Na komm. Das Abenteuer liegt vor uns und das Flutschvehikel wartet nicht."

Tim erwachte aus seiner Trance, stand auf und ging mit seinem Opa in Richtung einer großen Doppeltür, über der ein Schild hing auf dem „Flutschvehikel - Abfahrt hier“ stand. Als sie hindurchgetreten waren offenbarten sich ihnen mehrere dreieckige Gänge, die in unterschiedliche Richtungen abzweigten.

Sein Großvater meinte gerade "Hier entlang!", als Tim eine ihm wohl bekannte, verzweifelt klingende Stimme hörte. War das nicht? Blitzschnell drehte er sich um und rannte zurück durch die Doppeltür in die Eingangshalle. Und tatsächlich. Da stand er. Klein und kränklich wie eh und je.

"Tenderich!" schrie Tim.

"Tim!" erwiderte Tenderich.

Für ihr Geschrei wurden sie von den Leuten aus der Halle mit pikierten Blicken bedacht, die Tim im Moment aber warlich nicht kümmerten. Er lief so schnell er nur konnte zu Tenderich.

"Du bist ja tatsächlich noch gekommen!"

"Naja. Was hatte ich schon für eine Wahl?"

"Ich versprech dir, du wirst es nicht bereuen."

Ein Stimme drang nun von hinten an ihre Ohren.

"Wollt ihr da noch ewig quatschen oder wollt ihr unser Flutschvehikel noch bekommen?"

Sein Opa schaute mit besorgtem Blick durch die Doppeltür.

Das musste er sie nicht zweimal fragen. Die beiden sahen sich an, grinsten und rannten los.

Kapitel 6

Flutschvehikel wurden erst vor einigen Jahren von Gundus Summ erfunden und galten als die schnellste Art zu reisen. Summ stieß durch Zufall auf diese neue Art der Fortbewegung. Genauer gesagt durch einen Unfall, in dem er versehentlich Schmierfett über ein Gummirohr verschüttete. Das war das Grundprinzip, dass den Flutschvehikeln zu ihrer Geschwindigkeit verhalf. Sie fanden großen anklang in der Bevölkerung und in kürzester Zeit wurden alle wichtigen Orte mittels eingefetteten Gummisschienen verbunden. Anfangs fuhren Flutschvehikel noch einzeln, aber für die Gewinnoptimierung wurden heutzutage einfach so viele von ihnen bei einer Fahrt zusammengebunden, wie Leute reisen wollten.

Tim versuchte gerade keuchend und stöhnend seine prallgefüllte Tasche im Gepäcknetz über seinem Sitz zu verstauen. Ein sehr schweres Unterfangen, da das Netz bedeutend höher hing als ihm lieb war. Nach einigem Hängen und Würgem hatte er es endlich geschafft, sank zufrieden auf seinen Sitz und schaute sich noch einmal das Abteil an. Insgesamt waren Sitze für 8 Leute vorhanden, die allesamt kaminrot und deren Kopfstützen viel zu niedrig waren.

Auf jeder Seite des Flutschvehikels standen 4 von ihnen, jeweils gegenüber eines Sitzes auf der anderen Seite. Es waren vielleicht eineinhalb Meter Platz zwischen ihnen, gerade genug das man seine Beine ausstrecken konnte.

Neben den zwei äußersten Sitzen war ein großes Fenster angebracht, was den Blick auf die vorbeirauschenden Häuser und Bezirke Mydias offenbarte. Tim saß zwischen seinem Großvater und Tenderich. Außer ihnen befanden sich noch eine alte Rasentrulla und zwei Streithühner im Wagen, welche sich permanent Grimassen schnitten.

"Das ist schon der 136. Bezirk. Gleich müssten wir endlich diese trostlose Stadt verlassen haben." sagte sein Großvater.

Bei diesen Worten fing Tenderich sofort an zu jammern.

"Oh weh! Was habe ich bloß getan. Ich werde sterben. Noch nie war ich so weit weg. Ach, die schönen Zeiten sind nun vorbei."

Tim blickte ihn mit einem abenteuerlustigen Gesichtsausdruck an und sagte "Weißt du was? Du wirst mir noch die Füße küssen wollen, dass ich dich mitgenommen habe."

"Da!", sein Großvater deutete auf einen gigantischen Turm, der immer näher kam. "Das sind die „fetten Zwei“, die letzten und ersten Gebäude, an der Nordgrenze der Stadt."

Tim konnte ihre Spitzen schon nicht mehr erkennen, so dicht fuhren sie gerade an ihnen vorbei. Eine beträchtliche Zeit lang konnte er nur noch die Turmmauer durchs Fenster beobachten, bis plötzlich die Sonne hervorbrach und sich eine grüne Wiese bis zum Horizont erstreckte.

"Haben wir gerade…?"

"Ja, Tim. Wir haben gerade Mydia hinter uns gelassen. Nun liegen die weiten Landschaften von Neropolis vor uns."

"O-Oh Nein!"

Kaum hatte sein Opa das gesagt überkam ihn ein Gefühl der Erleichterung, als hätte er nach vielen Jahren endlich eine schwere Last abgeworfen. Noch einmal schossen ihm Gedanken an sein altes Leben durch den Kopf, was ihm nun so weit entfernt vorkam. Seine Eltern, die Sammlung Abenteuerromane, seine Wohnung und sogar an den Ollen. Wehmut überkam ihn dabei nur, als er an seine Sammlung denken musste.

"Unglaublich! Ich war noch nie außerhalb der Stadt."

Sein Großvater schaute ihn unglaubwürdig an.

"Noch nie? Ich glaube ich sollte meinen Sohn auch noch mal besuchen. Der würde was von mir zu hören kriegen."

"Kann ich vielleicht ans Fenster, Opa?"

"Unbedingt sogar. Willst du nicht auch näher zum Fenster, Tundrich?"

Der Hutzelzwerg hatte sich auf seinem Stuhl eingeigelt, was er immer tat wenn er Angst hatte. Als er so plötzlich angesprochen wurde schaute er Odfiddel nervös an und sagte leise "Ich heiß Tenderich. N-Nein Danke!"

"Wirklich nicht? Du verpasst da echt was."

"Las ihn, Opa. Der wird schon noch wollen, wenn er sich erstmal ein bischen beruhigt hat."

Tenderich verpasste wirklich etwas, wie Tim beglückt feststellte. An seinen Augen zogen erst weitläufige Wiesen vorbei, geschmückt mit tausenden und abertausenden Blumen, bis sich die Landschaft zu ändern begann und immer hügeliger und waldiger wurde. All die vielen Pflanzen, Bäume und Tiere hatte Tim bisher nur in Büchern gesehen und war ganz verzaubert von der Vielfalt der außerstädtischen Welt. Nun musste er feststellen wie beschränkt sein Leben bisher gewesen war. Überhaupt hatte Tim sich keine Idee von der Größe und Weitläufigkeit, dieser ihm fremden Welt, machen können. Erst jetzt verstand er was sein Großvater damit meinte, nicht einfach, auf gut Glück, losbudeln zu können.

Urplötzlich umfing in tiefe Müdigkeit. Der wenige Schlaf forderte nun doch seinen Tribut. Aber er wollte unbedingt noch die Landschaft betrachten. Nein, jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt zum schlafen. Seine Augen wurden immer schwerer, wärend er versuchte dagegen anzukämpfen. Aber es es war ein kurzes ankämpfem. Scho bald waren seinen Augen zugefallen und er schlief tief und fest.

 

Tim stand in einem leeren Raum, völlig im Nichts, da vernahm er auf einmal ein klimperndes Geräusch von oben. Es wurde immer lauter. Offensichtlich kam etwas von oben runter. Tatsächlich, da fiel etwas merkwürdiges auf ihn zu. Intuitiv streckte Tim seine Hände aus ohne zu wissen wieso, bis das Ding in ihnen landete. Es war eine Klinke. Bevor er sie sich genauer angucken konnte lag auch schon eine zweite in seinen Händen. Nun eine dritte, vierte, fünfte…Es wurden immer mehr. Und das auch noch immer schneller. Nun öffneten sich auch noch nicht vorhandene quadratische Klappen aus denen Gold auf ihn herabfiel.

"GENUG!" schrie er verzweifelt, aber offenbar ohne Nutzen, da in diesem Moment eine goldener „fetter Zwilling“ direkt auf ihn viel.

 

Unsanft wurde Tim wachgerüttelt. Kaum hatte er die Augen geöffnet sah er direkt in die schreckensgeweiteten Augen von Tenderich.

"T-TIM! Es ist so furchtbar. Wir sind alle verloren!"

Zuerst dachte er, dass der Hutzelzwerg mal wieder einen Anfall hatte, wurde aber stutzig als er merkte, dass die Rasentrulla versuchte sich unter ihrem Sitz zu verstecken und die beiden Streihühner panisch fluchend auf und ab flatterten.

Nur sein Großvater saß ungerührt auf seinem Sitz und schaute ihn besorgt an.

"Was ist denn los, Opa?"

"Wie Tenderich schon zutreffend in dein Gesicht schrie. Wir sind verloren."

"Wie bitte? Würdest du mir mal bitte erklären warum?"

"Hörst du nicht dieses Geräusch?"

Jetzt wo Odfiddel es sagte fiel Tim ein schmatzendes Kaugeräusch auf, was direkt von etwas unterhalb ihres Flutschvehikels zu kommen schien.

"Was ist denn das?"

"Vielesser. Und unglücklicherweise sind sie gerade dabei, unsere rechte Kufe als Mittagessen zu sich zu nehmen. Ohne die wird das Flutschvehikel leider entgleisen."

"Können wir nicht einfach abspringen?" 

"Guck mal raus."

Die Hügel und Berge waren verschwunden. Tim konnte nur noch weit entfernte Felsen erkennen, die hoch in den Himmel ragten. Als sein Blick nach unten wanderte blickte er in einen endlos scheinenden Abgrund.

Das hier war echt eine beschissene Situation.

"Verdammt!"

"Wie du siehst sind wir verloren. Ohne Hoffnung auf Rettung. Aber es ist schon enormes Pech das Vielesser genau unseren Wagon über der Finsterschlucht anfallen."

Kaum hatte sein Opa das gesagt verstummten die Kaugeräusche. Eine kurze Zeit blieb alles ruhig, dann begann ihr Flutschvehikel nach links zu kippen. Direkt in den Abgrund hinein.

Kapitel 8

Kapitel 8

 

"Warum hast du uns eigentlich gerettet?" rief Tim dem Lündchen zu.

Tenderich drehte sich zu ihm um und schaute ihn empört an.

"Warum fragst du ihn denn das? Ich fand seine Aktion sehr praktisch und nett. Auch wenn sein Fahrstil noch das selbe Ende nehmen wird, wie es unser Aufprall genommen hätte."

"Unser junger Retter scheint wohl eine gute Erziehung genossen zu haben." meinte Odfiddel und fing an zu lachen.

"Ich würde die Art meiner Eltern mich großzuziehen ja eher als streng, altmodisch oder auch engstirnig bezeichnen, aber einige Verhaltensregeln, die in meinem Leben bisher ganz hilfreich waren, haben sie mir immerhin auch mit auf den Weg gegeben. Und eine davon besagt, dass man Kreaturen in Not beistehen soll. Und ihr wart ziemlich offensichtlich in Not, oder?"

"Ich verstehe. Aber bist du nicht in diesem Verein der sinnentleerenden Aktionen und Erlebnisse?"

"Ja und?"

Tim hatte schon die ganze Fahrt darüber nachgedacht.

"Unsere Rettung war doch eher eine sinnvolle Aktion oder nicht?"

Darüber schien ihr Retter erst nachdenken zu müssen, denn seine Antwort lies etwas auf sich warten.

"Was sinnvoll ist, ist meistens ziemliche Interpretationssache. Zum einen habe ich doch mit dieser Aktion die Sinnlosigkeit meines Beitritts in dem Verein bezeugt. Und zum anderen war eure Rettung an sich auch sinnlos."

"A-Also ich fand sie äußerst sinnvoll."

"Überleg doch mal, kleiner Hutzel. Werdet ihr nicht ohnehin sterben?"

Tenderich dachte offenbar daraufhin über seinen Tod nach und wahrscheinlich auch über die Sinnlosigkeit des Seins, denn große Tränen kullerte nun aus seinen Augen, als ob er gerade auf seiner eigenen Beerdigung wäre.

Tim ging der Kerl nun etwas zu weit.

"Die Götter werden sich schon etwas dabei gedacht haben uns Leben einzuhauchen."

"Was sollte das sein?"

Darauf wusste Tim keine Antwort. Er schaute seinen Großvater an, der aber nur den Kopf schüttelte und sagte "Meiner Meinung nach hat jeder seine eigene Meinung, die er sich kaum verbiegen lassen wird, weswegen ein Streit nun wirklich sinnlos ist."

Das leuchtete Tim ein. Es viel ihm zwar schwer, dem frechen Lündchen nicht die Meinung zu geigen, aber es wäre wohl wirklich nur verschwendete Energie gewesen. Stattdessen sah er sich lieber die Landschaft an, die nun weit unter ihnen dahinzog. Die Berglandschaft, mit den vielen Schluchten hatten sie seit einiger Zeit hinter sich gelassen. Momentan lag unter ihnen ein Wald, der sich bis zum Horizent erstreckte.

"Was ist das für ein gigantischer Wald?"fragte Tim in Richtung seines Großvaters.

Überraschenderweise antwortete Tenderich.

"D-Das ist der Va-Valariawald. Und wenn du einmal auf mich hören willst, dann komme diesem Wald niemals näher als jetzt. Er ist böse."

Das letzte Wort hauchte er mit einer Theatralik in der Stimme, dass Tim ganz schwindelig wurde.

"Jetzt mach mal halblang Tenderich. So schlimm sieht er nun wirklich nicht aus."

Odfiddel beugte sich nun zu Tim und sprach mit gedämpfter Stimme "Dendurich hat recht. Komm diesem Wald niemals zu nah. Er wird dich hineinziehen und langsam zermalmen, dass am Ende nichts mehr von dir übrig ist."

"Jetzt fang du nicht auch noch an mit dem Quatsch."

"H-Hast du denn noch nie vom irrlichterndem Schlachtschwein gehört? Von den doppeldeutigen Kröpfen? Von Salsa Bramna der hinkenden Hexe? Vom dreibeinigem Hund? Vom…"

"Ist ja gut, ist ja gut! Ich werde diesem Wald nicht zu nahe kommen."

"Gut." sagten sein Großvater und Tenderich.

Tim warf noch einen Blick hinab auf den dichten Wald, der mehr sein sollte, als was das Auge in ihm zu sehen vermochte. Jetzt konnte er aber schon den Waldrand sehen und in der Ferne eine Vielzahl an Gebäuden.

"Adrehyd in Sicht!" rief das Lündchen ihnen zu und Odfiddel und Tim  stießen einen Freudenschrei aus.

"Schniffela, du altes Genie! Wir kommen!"

"Schnallt euch lieber vernünftig an. Wir landen."

Bei diesen Worten verfiel Tenderich wieder in Wehklangen, wärend Tim noch einmal seinen Gurt überprüfte. Aber die Landung konnte ihn jetzt nicht mehr schrecken. Sie hatten den Absturz in die Finsterschlucht überlebt und würden gleich in Adrehyd landen. Sie würden tatsächlich Schniffela besuchen und den Hinweis zur zweiten Klinke erhalten. Schon bald würde die Schatzsuche beginnen.

Er wurde aprubt aus seinen Gedanken gerissen, als ihr fliegender Untersatz plötzlich nach unten schoß. Fast rechtwinklig sauste er auf den äußerst unsanft aussehenden Boden zu, der nun immer näher kam. Gerade als Tim dachte, dass sie aufs Pflaster aufschlagen würden, hielt der Flugapperat aprubt an und dreht sich gemächlich in seine ursprüngliche Stellung. Nachdem der Motor erloschen war und keine schwarzen Wölkchen mit dem merkwürdigem Geräusch mehr auftauchten, sprang ihr Fahrer, wie von der Dorntentakel gestochen, von seinem Sitz auf  und rief "Was für eine fabelhafte Landung!"

Dabei ließ er sich auch nicht von Tenderihc stören, der sich gerade auf das Kopfsteinpflaster einer kleinen Seitenstraße übergab.

"Das nennst du fabelhafte Landung?" rief Tim mit fragendem Blick.

"Natürlich. Wir haben doch noch nicht mal den Boden berührt. Außerdem seit ihr jetzt da wo ihr hinwolltet. Also kein grund zu meckern, klar?"

Tim wollte gerade etwas erwidern, da sagte sein Großvater voller Freude "Wir sind wahrhaftig in Adrehyd. Ich kenne sogar diese Straße. Das ist die kleine Nebelgasse. Fantastisch das ich noch einmal hierher kommen darf. Danke! Ich danke dir Herr…äh…mir scheint dein Name entfallen zu sein."

"Nein. Ich habe nur vergessen mich vorzustellen. Ich heiße Knobulos Hinterbein. Es war mir ein Sinlosigkeit euch begegnet zu sein."

Mit diesen Worten schwang er sich wieder hinter Steuer und startete den Motor.

"Vergesst euer Gepäck nicht" rief er noch und Tim und Tenderich zogen ihre Koffer schnell unter dem Sitz hervor und hievten ihn auf die Straße.

Dann raste, dass merkwürdige Fluggeräht auch schon in die Luft und verschwand binnen Sekunden zusammen mit ihrem noch merkwürdigerem Retter.

Tims Großvater schaute erfurchtsvoll in den Abendhimmel und sagte noch "Eine Vorstellung und Verabschiedung in einem. Das hat Stil."

"I-Ich hab ja gesagt, dass mir diese Fliegerei nicht bekommt und außerdem tut mein Hintern jetzt weh." jammerte Tenderich, dem es offensichtlich schwer viel auf seinen immer noch zitternden Beinen zu stehen.

Tim schüttelte einfach nur den Kopf.

"Verrückt, der war verrückt."

Sein Großvater hatte den Blick vom nun schon abendlichen Himmel gelöst.

"Kommt schon ihr beiden! Schniffela wartet schon auf uns."

 

Kapitel 9

Kapitel 9

 

Adrehyd schien eine schöne Ortschaft zu sein. Auf dem Weg zu Schniffela gingen Tim und seine zwei Begleiter an vielen, sehr alten Häusern vorbei, die bei jedem Windzug unheimlich knarrten und knackten. Auf vielen von ihnen waren Zeichnungen oder man hatte das Holz so zurechtgeschnitzt, dass unglaublich feine Muster entstanden waren. Dieser Ort musste wirklich eine reichhaltige Geschichte voller Mythen und Legenden haben.

Der Mond war vor kurzem aufgegangen und tauchte die ganze Szenerie in ein blasses hellgraues Licht. Tim hatte seit sie hier gelandet waren ein merkwürdiges Gefühl gehabt und je dunkler es wurde, desto stärker wurde auch sein Unbehagen. Ab und zu glaubte er zwei rote Augen sehen zu können, die aber nie da waren, wenn er genau hinschaute.

"M-Mir gefällt es hier nicht. I-Ich habe so ein d-doofes Gefühl." brachte Tenderich zum Ausdruck.

"Du auch?"

Tim wusste nicht ob ihn das beruhigen oder verängstigen sollte. Immerhin spinnte er nicht rum, aber wenn es Tenderich genauso ging musste das Unbehagen einen Grund haben und er war nicht erpicht darauf ihn zu erfahren, geschweige denn ihm zu begegnen.

"So geht es den meisten hier. Besonders in der Nacht macht sich ein Unbehagen breit, wenn man auf diesen alten Straßen herumläuft. Die Atmosphäre von alten Sagen und Mythen kann einem ganz schön aufs Gemüt drücken."

Tim war sich sicher, die Augen diesmal in einer kleinen schwarzen Seitengasse

Gesehen zu haben, aber als er genauer hinsah waren sie wie immer verschwunden.

"Opa?"

"Was ist denn?"

"Ist es auch normal hier rote Augen zu sehen?"

"Nicht das ich wüsste. Warum?"

"Ach…nicht so wichtig."

Sein Großvater blickte ihn für einen Augenblick besorgt an, wandte sich dann aber ohne etwas zu sagen von ihm ab und ging weiter. Tim tat es ihm gleich, nachdem er noch einen Blick in die dunkle Seitengasse gewagt hatte, aber natürlich nichts rotes erkennen konnte.

 

"Ach…so lange ist es nun schon her, dass ich hier war. So viel Zeit habe ich in diesem Haus verbracht. Immer auf der Suche nach Hinweisen für die Wirklichkeit meines Traums."

Odfiddel stand auf der Fußmatte und grinste sie an, wie ein kleines Kind an Weihnachten.

"Lange musste ich warten. Doch nun geht die Suche endlich weiter. Was für ein erhebender Augenblick. Diese unvergesslichen Mo…"

Weiter kam er nicht. Denn in diesem Moment ergoß sich eine große Menge ziemlich dreckig aussehenden Wassers über ihm. Gefolgt von einem Eimer, der ziemlich dicht an Tenderichs Nasenspitze vorbeisauste.

Das Licht im 1.Stock war angegangen und eine rauchige Frauenstimme schrie sie an "WENN IHR NICHT SOFORT VERSCHWINDET, DANN ZIELE ICH GENAUER!"

Sein Großvater schien sich vom ersten Schreck erholt zu haben. Er ging jetzt mehrere Schritte rückwärts, blieb dann stehen und winkte der Frau zu.

"Schniffela. Ich bin es."

"WER IST ICH?"

"Erkennst du meine Stimme schon nicht mehr? Ich bin es doch. Odfiddel."

Für kurze Zeit war nichts zu hören, dann rief sie "Du bist es Odfiddel? Das glaub ich ja nicht. Warte kurz! Ich komme sofort runter und mache dir auf."

Sie schloss das Fenster und schien irgendetwas in ihrem Zimmer zu machen, denn man konnte nun ein lautes Rumpeln vernehmen und auch einmal ein Krachen, gefolgt von wüsten Flüchen. Als die Geräusche verstummten höhrte man ein schnelles trappeln von Füßen, was immer lauter wurde bis die Tür aufgerissen wurde und eine ältere Frau mit zerzausten Haaren vor ihnen stand.

Als sie Odfiddel sah drückte sie ihn an sich, das diesem die Luft wegblieb.

"Wir haben uns so lange nicht gesehen altes Haus. Wie schön das du mich Alte Schrabnell nochmal besuchst."

"Deine Art der nächtlöichen Begrüßung hat sich offenbar nicht geändert."

"Tut mir leid, Odfiddel, aber ich konnte ja nicht wissen das du es bist. So schnell hätte ich nicht mit dir gerechnet. Obwohl es mir eigentlich hätte klar sein müssen, bei dem was ich dir erzählt habe. Wen hast du mir da eigentlich angeschleppt?"

Sie deutete mit misstrauischem Blick auf Tim und Tenderich.

Odfiddel machte eine beschwichtigende Handbewegung und lächelte sie an.

"Das hier ist mein Neffe Tim und das ist sein Freund Tenderich. Sie wissen Bescheid und du kannst ihnen vertrauen."

"Na wenn das so ist. Dann seid herzlich Willkommen in Schniffelas Bruchbude."

Sie zog die beiden lachend zu sich und drückt jeden einzeln.

"Kommt erstmal rein. Hier draußen ist es immer so ungemütlich."

 

Schniffelas Wohnzimmer war warm und das unbehagliche Gefühl von draußen war, kaum hatte man den Raum betreten, wie weggeblasen. Sie schien eine Vorliebe für weibliche Farben zu haben. Sogar die Holzscheite waren pink angemalt, wie Tim verblüfft feststellte. Mehrere Stapel alter Bücher standen auf dem Boden. Einige von ihnen wohl schon etwas länger bei der fingerdicken Staubschicht. Auch sonst war der Raum nicht sonderlich geordnet, geschweige denn geputzt. Wenn seine Mutter das sehen würde dachte Tim sich gerade, wärend er sich auf das große rosane Sofa vorm Kamin setzte.

"Darf ich euch eine Tasse Gelbsünder anbieten?"

"Eine was?" fragten Tim und Tenderich gleichzeitig.

"Sagt nicht, dass ihr noch nie Gelbsünder getrunken habt."

Schniffela schaute Odfiddel empört an. "Ich dachte du hättest ihnen alles erzählt."

"Nur das wichtige."

"Was gibt es wichtigeres als Gelbsünder? Weißt du nicht mehr, als wir früher in kalten Nächten hier vorm Kamin gesessen haben mit einer schönen Tasse Gelbsünder?"

"Wie sollte ich das jemals wieder vergessen." Odfiddel schaute verträumt in das flackernde Feuer.

Schniffela wartete offensichtlcih nicht mehr auf eine Antwort, denn sie war schon aus dem Zimmer gewuselt und als sie kurz darauf wiederkam, trug sie ein Tablett mit vier Tassen, aus denen eckige Blasen aufstiegen, und einer Schüssel mit schwarzbraunen Kugeln.

"Hier bitte sehr! Wenn ihr schon mal in Adrehyd seid, dann sollt ihr auch unsere typische Zwischendurchmahlzeit gegessen haben. Und bevor ihr fragt. Das sind Grottenolmer Wispis aus den hiesigen Traumgärten."

Tim nam sich einen Wispi aus der Schüssel und schaute ihn misstrauisch an. Tenderich schien drauf zu warten, dass er hineinbiss, um zu schauen ob er es wagen konnte selbst einen zu essen. Vorsichtig knabberte Tim daran. Das schmeckte auf jeden Fall besser als es aussah. Eigentlich schmeckte das sogar richtig gut. Tenderich schien an Tims Gesichtsausdruck abzulesen, das diese, ihnen bislang unbekannte, Speise genießbar zu sein schien. Also nahm er sich auch einen Wispi und schob ihn sich in den Mund.

Schniffela schaute sie interessiert an.

"Na, wie schmeckt es euch?"

"Fantastisch!" rief Tim.

Tenderich war gerade zu beschäftigt mit kauen um ihr zu antworten und grunzte nur zustimmend.

Odfiddel meinte "Superlecker wie immer. Ich hatte schon ganz vergessen wie gut Wispis schmecken. Ihr beiden solltet vor lauter Begisterung aber nicht den Gelbsünder vergessen."

Diesmal schaute Tim nicht misstrauisch in den Becher, sondern trank einfach. Das bereute er augenblicklich.

"Oh mein Gott! Ist das heiß!" schrie er, streckte seine Zunge raus und versuchte ihr Luft zuzufächeln.

Bei diesem Anblick fingen die anderen an zu lachen, wobei Tenderich mehrere Stücke Wispi auf den rosa Flauschteppich spuckte.

"Hihihi! Du hast mir da aber ein paar Dummerchen mitgebracht."

"Bei meinem Enkel haben wohl die Eltern Schuld. Das kommt eben davon wenn man so lange weg ist. Wie geht’s eigentlich deiner Cousine?"

Schniffela und Odfiddel fingen nun offensichtlich an über alte Zeiten zu quatschen. Das störte Tim in diesem Moment nicht besonders, da er so reichlich Zeit zum essen und trinken hatte. Am Anfang hörte er noch zu, aber als sie über die Cousine, die Tante, den Opa und die Oma geredet hatten und seinem Großvater offensichtlich immer mehr alte Verwandte von Schniffela einfielen, begann er über den Tag nachzudenken. Wenn ihm langweilig war dachte er sich immer etwas. Häufig irgendwelche Abenteuergeschichten. Da sie aber anscheinend gerade ihre eigene erlebten, dachte er über das nach, was sie bisher so erlebt hatten. Er hatte wunderschöne Landschaften gesehen und wäre einmal fast gestorben, in letzter Not wurden sie gerettet und einen bösen Wald aus sicherer Entfernung betrachtet. Alles in allem konnte er nicht sagen, dass seine Erwartungen nicht erfüllt worden waren. Tim hörte noch einmal hin worüber sich die beiden alten Freunde gerade unterhielten.

"…unbehagliches Gefühl hier."

"Wirklich?"

Schien sich um die unangenehme Atmosphäre von draußen zu handeln, also sagte Tim "Ja. Tenderich und ich hatten beide dieses Gefühl. Und ich habe immer wieder für kurze Momente zwei rote Augen gesehen, die aber verschwanden als ich versuchte sie genauer zu betrachten."

H-Hoffentlich bist du nicht verrückt geworden." warf Tenderich mit besorgtem Blick in die Runde.

"Hmmm…Von diesem Gefühl habe ich schon gehört. Hauptsächlich von denjenigen, die zum ersten Mal hier sind. Ich selbst habe mich wahrscheinlich daran gewöhnt. Aber, das mit den roten Augen ist mir neu. Vielleicht eine besonders starke Reaktion auf die neue Umgebung."

Sie zuckte mit den Schultern.

"Das ist ja auch verständlich. Der Junge ist zum ersten Mal außerhalb Mydias und wer weiß wie das Gehirn so viele neue Eindrücke verarbeitet."

Tim war sich nicht sicher ob es wirklich so war, aber er hielt die Erklärung für akzeptabel.

"Also Schniffela. Kommen wir endlich mal zu dem Grund warum wir hier sind. Ich platze ja schon vor Neugierde."

Odfiddel rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her.

"Nein, Odfiddel."

"Was? Aber…"

Sein Großvater gucktesie ganz verwirrt an.

"Es ist schon spät. Wir sollten uns alle erstmal hinlegen und schlafen. Morgen werde ich euch erzählen, was ich herausgefunden habe."

Schlafen klang nach einer wunderbaren Idee in Tims Ohren und die anderen sahen auch schon ziemlich matt aus.

"Ich bringe das hier schnell noch in die Küche." Schniffela deutete auf das Tablett "Und dann zeige ich euch eure Betten."

 

Die Treppe knarrte ganz schön laut, als sie in den ersten Stock hochgingen.

"Ich würde sagen, dass Odfiddel hier, in seinem alten Lieblingszimmer schläft und ihr beiden ein Stockwerk höher."

"Gerne." meinte Tim.

Sie wünschten Odfiddel noch eine gute Nacht und wurden dann von Schniffela nach oben geführt wo sie ihnen ihr Zimmer zeigte und meinte "Ich gehe dann auch mal pennen. Falls ihr noch was braucht klopft nicht."

Und schon war sie verschwunden.

In dem Raum stand nichts außer einem Schrank und zwei großen Matratzen, die schon bezogen und mit einem Kissen versehen worden waren. Ohne sich groß umzuziehen schlüpfte sie unter die weichen Decken.

"Gute Nacht Tenderich."

Tim bekam ein Schnarchen als Antwort und er musste grinsen. Dann fielen ihm die Augen zu und er schlief ein, ohne zu bemerken, wie ihn zwei rote Augen durch das Fenster beobachteten.     

Kapitel 7

Kapitel 7

 

Wärend das Flutschvehikel immer weiter nach links kippte, schien es Tim, dass alles um ihn herum in Zeitlupe ablaufen würde, so als wären sie in einen der lägenderen Zeitdreher geraten. Deshalb konnte er alles um ihn herum genau warnehmen. Tenderich, der sich auf seinem Sitz zusammen gerollt hatte und permanent Schreie ausstieß, die schon fast wie Gesang klangen. Seinen Großvater, der immer noch stur in seinem Sitz saß, aber sich immer stärker festhalten musste. Die anderen Fahrgäste gackerten oder seufzten in regelmäßigen Abständen lautstark und rollten oder flogen hilflos herum.

Das wäre ein schönes Foto dachte Tim sich gerade, als das Vehikel endgültig die Haftung auf den Gummischienen verlor und nun ohne Halt hinabstürzte, in diese unendlich tief erscheinde Schlucht.

Tim bemühte sich verzweifelt das Fensterbrett zu fassen, verpasste es aber um einige Zentimeter und fiel nun in Richtung Einstiegstür. Das könnte schmerzhaft werden dachte Tim schon, da spürte er wie in jemand an seinem Handgelenk packte und festhielt. Als er aufblickte sah er seinen Opa, der sich immer noch in seinem Sitz halten konnte. Das änderte sich nun, da Odfiddel nur noch eine Hand hatte sich festzuhalten, abrutschte und nun zusammen mit Tim fiel. Plötzlich spürte Tim etwas im Rücken, was vermutlich Tenderich war, da nur er so einen panischen Schrei ausstoßen konnte. Anscheinend hatte er sich irgendwie an einem Sitz festgeklammert und wurde nun von Tim und seinem Großvater mitgerißen. Wie so eine Art menschliche Lawine fielen sie nun, in dem ehemals so ordentlichen und gemütlichen Abteil, in Richtung der ebenfalls ehemaligen linken Wand. Ein Schmerzensschrei ertönte als Tim auf Tenderich landete, der vorher schon auf die Tür aufgeprallt war. Das unheilvolle Geräusch von knackendem Holz ertönte und als sein Großvater auch noch auf Tim fiel, wurde es zu einem bersten. Die Tür war durchgebrochen und sie fielen schon wieder. Diesmal aber nicht in Richtung einer Tür mit Wand, sondern in den schwarzen Abgrund der Finsterschlucht hinein.

Sollte es das etwa schon gewesen sein mit seinem Abenteuer dachte Tim gerade.

Naja, er hatte es geschafft ein paar Stunden zu überleben und immerhin war endlich mal aus der ollen Stadt gekommen und hatte so viele wunderschöne Landschaften und Lebewesen gesehen. Aber war das etwa alles was er erlben wollte? Nein, er wollte den Schatz suchen und finden und nicht auf der Fahrt mit einem Flutschvehikel umkommen. Aber ach! Es war zu spät. Seine Eltern würden in dieser Situation vermutlich so etwas sagen wie „Wir haben dich gewarnt“. Und dabei hatte er Tenderich versprochen, dass er es nicht zulässt, dass dem Angsthasen was passiert. Und auch sein Großvater würde nun nie mehr das finden, wofür er alles aufgegeben hatte. Das war ja echt zum Verzweifeln.

Brrrrriiiiiiiihhhhhhhhaaaaa!

Was war das? Von irgendwo kam dieses merkwürdige Geräusch. War einer der Uhrenknechte schon gekommen um in zum Sandmann mitzunehmen? Er war doch noch viel zu jung zum sterben.

Brrrrrrrrriiiiiiihhhhhhhaaaaaaaa!!

Das Geräusch wurde lauter, als käme das Ding immer näher.

Brrrrriiiiiiiiiiiiiihhhhhhaaaaaaaa!!!

Diesmal klang es so, als würde es von etwas direkt neben ihm kommen. Aber es war so dunkel, dass Tim nichts sehen konnte. Warum war es überhaupt dunkel?

Plötzlich packte ihn etwas und zog kräftig. Fühlte es sich etwa so an, wenn man ins Allerseits gebracht wurde? Immerhin fiel er jetzt nicht mehr. Tatsächlich lag er nun auf festem Boden.

"Tim! Tim mach doch die Augen auf!"

"E-er ist bestimmt tot!"

Erst bei diesen Worten merkte Tim, dass er die ganze Zeit seine Augen zugepresst hatte. Vermutlich aus intuitivem Reflex um den Abgrund nicht sehen zu müssen. Als er sie öffnete sah er in den altbekannten blauen Mittagshimmel. Neben ihm kniete sein Großvater, wärend Tenderich sich auf den Boden presste.

Den Boden?

"Was ist denn passiert?"

"Oh Tim! Es war alles so furchtbar. Wir kippten um und fielen durch die Tür und in den Abgrund und ich dachte wir sterben alle und du bist auch noch auf mich draufgefallen!"

"Jetzt beruhig dich mal Fendarich. Ich glaube Tim interessiert eher warum wir nicht tot sind. Wir hatten im Endeffekt echtes Schwein gerade hier, in diesem Moment, abzustürzen."

"Warum Schwein?"

Warum redete sein Opa auf einmal von Glück? 

"Wegen dem V.f.s.E.u.A."

"Ich kann immer noch nicht so ganz folgen."

"Steh erstmal auf und schau dich um, dann wird dir einiges klarer."

Tim tat wie ihm empfohlen und konnte endlich erkennen wohin er gezogen worden war. Er stand auf dem Boden eines kutschenähnlichen Flugobjekts, welches in der Luft schwebte und hie und da eine kleine Abgaswolke ausstieß, wobei jedesmal das merkwürdige Geräusch ertönte, welches Tim vorhin vernommen hatte. Irgendjemand saß vor ihm an einem Lenkrad und sagte "Schnallt euch besser an. Wir fliehen aus dieser Sinnlosigkeit."

Kaum hatten sich die drei angschnallt, gab das Wesen vor ihnen auch schon Gas, eine Feuerwolke stob aus dem Auspuff und das merkwürdige Flugobjekt raste die Schlucht nach oben, begleitet von Tenderichs lautstarken „Oh Nein!“ Schreien.

Als sie oben angekommen waren, stiegen sie alle erst einmal aus, denn das Ding fuhr doch bedeutend schneller als es aussah. Was für ein schönes Gefühl wieder richtigen Boden unter den Füßen zu haben.

Der rasende Fahrer war ebenfalls ausgestiegen und stand nun mit einer riesigen Fliegerbrille, die fast sein ganzes Gesicht bedeckte, vor ihnen. Wie Tims schon erwartet hatte, war es kein Uhrenknecht, sondern ein Lündchen. Eine Mischung aus kleinem Hund und Leguan.

"Hey, hey. Ich hoffe euch dreien geht’s gut. Ihr seit ja echt krass drauf, die Finsterschlucht runterzuspringen. Seit ihr etwa welche von diesen fetten Gefahrenaktionisten?"

Der Kerl hatte einen mekwürdige Art sich auszudrücken, die Tim noch nie gehört hatte.

Sein Opa antwortete "Nein, so etwas sind wir nun wirklich nicht. Das war schon ziemliches Pech, das wir da hineingefallen sind. Vielen Dank das du uns gerettet hast."

"Woher weißt du eigentlich, das ich von dem V.f.s.E.u.A. bin?"

"So einen übergroßes Häkelshirt ist doch eines eurer Markenzeichen."

Tim war mal wieder verwirrt und so fragte er "Wofür steht denn V.f.s.E.u.A.?"

Das Lündchen schaute ihn empört an.

"Du weißt nicht wofür das steht? Von welchem Mond bist du denn? Ich gehöre zum Verein für sinnentleerende Ereignisse und Aktionen."

"Und was ist das so für ein Verein?"

"Natürlich ein sinnloser. Wer seit ihr drei Freaks eigentlich?"

Jetzt sprach sein Großvater wieder "Ich heiße Odfiddel und bin mit meinem Enkel Tim und seinem Freund Tenderich auf den Weg nach Adrehyhd"

"Nach Adrehyd? Was wollt ihr denn ihn dem Kaff?"

"Einfach nur alte Bekannte besuchen."

"Achso! Ich bin immer für Dinge, die man einfach so macht. Das ist meistens so wunderbar sinnlos. Soll ich euch hinfliegen?"

"Das wäre wunderbar!" rief Odfiddel freudig.

"Na, dann mal los!" sagte der merkwürdige Kerl und saß schon wieder vorm Steuer.

Tim und sein Großvater stiegen ebenalls ein und schnallten sich so fest an wie es ging. Da bemerkte Tim, dass Tenderich noch vor dem Fahrzeug stand und es mißtrauisch beäugte.

"Was ist los Tenderich? Steig endlich ein!" rief Tim ihm aufmunternd zu.

"Aber das Ding ist lebensgefährlich. Schon vorhin bin ich fast rausgefallen und außerdem wird mir in so welchen Dingern immer schlecht."

"Steig einfach ein und hör auf zu jammern."

"Na gut! Auf mich hört ja eh keiner."

Und mit einem tiefem Seufzer betrat er das fliegende Fahrzeug.

Kaum hatte er sich angeschnallt gab ihre neue Bekanntschaft auch schon Gas und sie rasten los. 

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