Gedichte
Warten?

Gewartet hat sie hundert Jahre,

 inzwischen ist sie alt und grau,

getragen schwer an ihrer Bürde,

gelitten unter keiner Würde,

nie wieder will sie das erleben,

heut ist sie eine starke Frau.

Des Lebens müd ist sie geworden,

die Zeit verrann für sie im Flug,

manch Abend hat sie nur gesessen,

sich selbst vor warten fast vergessen,

nie wieder wird sie einem glauben,

 denn viel zu oft herrscht Lug und Trug.

Gehofft das Leben würd sich ändern,

es fing noch mal von vorne an,

saß sie aufs neu im Wartezimmer,

vertröstet wurde sie wie immer,

nie wieder will sie sich ergeben,

 in einen fremdbestimmten Plan.

Gewartet hat sie manche Stunde,

genau wie damals ging´s ihr schlecht,

sie wollte doch nur etwas Liebe,

und dass er immer bei ihr bliebe,

nie wieder wird sie einen bitten,

verloren hat auch er sein Recht.

Getröstet hat sie sich wie immer, 

das Herz schon längst auf Eis gelegt,

erfroren ist sie schon vor Jahren,

als sie nichts ahnte von Gefahren,

nie wieder will sie sich verlieren,

 in Kummer der nur Schmerzen pflegt

Beenden was gerad  begonnen,

die Zeit doch alle Wunden heilt,

verloren und mit leeren Händen,

wird sie ihr Schicksal selbst noch wenden,

nie wieder wird sie darauf warten,

dass einer ihre Zukunft  teilt.

© Ute Annemarie Schuster 25.6.2011