Fantasy & Horror
Ein unscheinbarer Tropfen

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"Ein unscheinbarer Tropfen"
Veröffentlicht am 08. September 2012, 88 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Ein unscheinbarer Tropfen

Ein unscheinbarer Tropfen

Kapitel 1

Alles hat seinen Anfang!

 

Ich erzähle dir eine kleine Geschichte, eine Geschichte die um den Sinn des Lebens kreist und doch ist es ihr nicht möglich den Sinn dahinter ganz zu umfassen und festzuhalten… Jedenfalls nicht ohne die Mithilfe der Fantasie!

Nun ich will deine Zeit nicht länger mit belanglosen Wörtern beanspruchen, sondern gleich mit dir auf die Reise gehen, wo alles begann!

 

Irgendwo vor langer Zeit, an einem Ort der kein Ort war und in einer Zeit wo noch keine Zeit zu existieren schien, fing

alles an. Wie es passierte und warum es passierte wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, aber etwas ist sicher, es musste geschehen…

Eine unendliche Stille, eine unendliche Weite, eine tiefe Dunkelheit und plötzlich wie aus dem Nichts, ein helles Leuchten, kugelförmig schreitet das strahlende Licht hervor, immer und immer grösser werdend. So weiter das Strahlen in den entstandenen Raum hineingleitet, umso durchsichtiger wird das weise Licht, bis es in einem Hauch von Glanz entschwindet und daraus eine seidige Wolke entsteht. In diesem Moment erscheint in der Mitte der Wolke eine glasklare himmelsblaue Kugel. Eine

kurze Ruhe und da passiert es, ein kleiner Zweig schiesst aus der Kugel hervor und was nun geschieht ist mehr als rätselhaft, der kleine Zweig fängt zu wachsen an, er wächst und wächst in die Unendlichkeit empor. Aus dem Zweige ist nun ein grosser kräftiger Baum entstanden, seine Äste ragen weit, sehr weit hinauf, in eine Weite die so unendlich gross ist, dass wenn eine Sehnsucht die nach einem Punkt streben würde, der am Ende dieses Raumes existiert, zu einem Schmerz führen würde, der Niemand ertragen könnte! Die Wurzeln des Baumes ragen tief in die Kugel auf dem der Baum wächst hinein und umschlingt sie mit einer zärtlichen

Umarmung.

Nun so hat der Baum des Lebens das Licht der Welt erblickt, er ist das mächtigste Geschöpf der Geschöpfe. Der Baum des Lebens beherbergt alle Träume die es je gegeben hat und geben wird. An den Ästen des Baumes sind wunderschöne Blätter, an denen sich viele kleine Tröpfchen aus der Wolke sammeln, sie sind in einem tiefen Schlaf und warten auf dem Grün darauf von einem Wind wach geküsst zu werden und durch die Unendlichkeit zu gleiten, auf der Suche nach Lebendigkeit. Und so wird es auch geschehen, sobald sich der erste Tropfen von einem der Blätter durch den Wind löst, wird in diesem

Tropfen ein Traum des Baumes lebendig um darin eine Welt  entstehen zulassen.

 

Aber was wenn es ein Alptraum ist, der darin zum Leben heranwächst? Natürlich hat der Baum vorgesorgt. Auf jeder dieser entstandenen Welten gibt es eine/einen Assistentinnen/Assistenten die/der für die jeweilige Schöpfung verantwortlich ist um das zu bewahren was man Ordnung nennt. Doch diese Welten sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Nach einem gewissen Zyklus vergehen die erschaffenen Träume wieder. Aber der Baum des Lebens ist trotz seiner Macht ziemlich vergesslich. Also beschloss er zusätzlich einen

Himmel zu erschaffen. An diesen Himmel setzte er Milliarden von Sternen, er nannte das Himmelornament „Kalender der Welten“. Es soll ihm helfen seine apokalyptischen Termine einzuhalten. Dieser Kalender soll ersichtlich sein von allen Welten die er entstehen lässt und alle können hineinsehen. So wird nichts, wirklich nichts vergessen gehen. Aber nur er und seine Assistentinnen/Assistenten konnten den „Kalender der Sterne“ lesen. Doch es sollten schon bald gewisse Wesen entstehen in den Welten die mit den Jahren des Daseins das verstehen, was auf der Weisheit des Seins basiert.

 

Nach einer langen Ewigkeit geschieht es, zwei, drei kleine Tropfen, glasklar und mit einem hellen Glanz umgeben, fallen  unaufhaltsam von einem Blatt des riesigen Baumes. Sie fallen und fallen immer weiter und weiter hinab, in die tiefe Leerheit, sie strebt eine bestimmte Richtung an, vom Winde geführt. Einer der Tropfen erwacht zum Leben, er wölbt sich von einer Seite zur anderen und wenn man ganz genau hinschaut, sieht man, wie sich auf seiner Oberflache kleine Wellen bilden und wenn man noch etwas genauer hinschaut und noch ein kleines Stücken näher, dann kann man erkennen, was zu unglaublich zu sein scheint und doch passiert es, eine Welt

entsteht auf dem unscheinbaren Tropfen.

 

Ein kleines hölzernes Bötchen, das von nichts anderem als Wasser umgeben ist, helles tief türkisblaues scheinendes Wasser. Schwankend von einer zur anderen Seite, von der Strömung getrieben.

Kreisend über dem hölzernen Bötchen, ein kleiner bunter Vogel, mit blau orange Flügeln und an den Spitzen gelblich, mit grünem Köpfchen und rot gelber Brust, der Federschwanz mit rotweissen Streifen, ein buntes Gemisch. Neugierig schauend, auf eine kleine Gestalt, die reglos auf dem Boden des Bötchens liegt. „Wer mag das wohl sein?“ Fragt

sich der farbenfrohe Vogel. Mit einem Sturzflug rast der Vogel auf die Bootskante zu und mit einem flinken Flügelschlag setzt er zur Landung auf. Als der Vogel auf der Kante sitzt, mit noch grösserer Neugier auf die merkwürdige Gestalt starrt, fängt sich das Wesen zu regen an, das in einem dunkelbraunen Mantel mit Kapuze geschnürt ist. Als sich die Gestalt auf die Seite des Vogels wendet und die Kapuze von seinem Kopf hebt, erstarrt der Vogel mit eisigem Blick. „Hei du kleiner knuschliger Kauz, was treibt dich den so weit aufs Meer hinaus?“ „Na willst du ein kleines Stücken Brot?“ Da schnappt das Gefieder blitzartig zu und anstatt das

Brotstück erwischt er, vielleicht sogar absichtlich, einen Finger der Gestalt. „AAuuuAAA“, schreit die Gestalt mit lauter Stimme. Der Vogel schwingt sich vor Schreck in die Luft und flattert davon. Doch die Gestallt nimmt seinen Holzstock in die Hand und zielt mit wütendem Blick auf das freche Gefieder. Der Stock fängt am knolligem Ende blutrot zu glühen und mit plötzlicher Wucht, rast aus der Knolle ein kleines, sehr sehr kleines qualmendes Feuerbällchen, mit nicht ganz zielstrebiger fast kreisförmiger Bewegung Richtung bunter Vogel zu. Doch bevor die flammende Glut das Ziel erreicht hat, löst sie sich in ein

zischendes Rauchwölken auf. Als der Vogel das Missgeschick bemerkt, wendet er die Richtung mit grinsendem Blick. Nun wieder kreisförmig fliegend über dem Bötchen, schaut der Vogel hinab und sagt mit spöttischer Stimme. „Na, war wohl ein bisschen viel gewollt, ein kleines unschuldiges Vögelchen mit seinem Feuerdingsholz abzufackeln!?“ Da erwidert die Gestalt, „Das ist nicht irgendein Feuerdingsholz, das ist mein magischer Holzstock und wenn ich es gewollt hätte, dann, dann könnte ich wenn ich wollte, dann wärst du jetzt nur noch ein schwimmendes Häufchen Asche, aber ich habe dir nur Angst einjagen wollen, jawohl!“ Der Vogel fängt an zu

lachen, immer lauter und lauter, plötzlich verliert er die Kontrolle und kann sich vor Lachen nicht mehr in luftiger Höhe halten und stürzt ins Wasser, „plumps“! Als der Vogel an die Wasseroberflache schnellt und mit hastigen Flügelschlägen sich versucht über Wasser zu halten, schreit er mit lauter Stimme. „He, was kuckst du denn so! Hilf mir lieber aus dem Wasser!“ Immer wieder verschluckt sich das nun nicht mehr so stolze platschnasse Gefieder. „He… schluck… hust…he Hilfe, Hilfe…“ Mit schmunzelndem Lächeln nimmt die Gestalt eine Fischrute hervor und schwingt sie mit gekonnter Bewegung Richtung Gefieder. Der

Hacken schnellt in den linken Flügel und verhackt sich. Mit einem Ruck zieht die Gestalt den durchnässten Vogel aus dem Wasser durch die Luft, zurück auf das Bötchen, „platsch“! „He AAuuaa mein Flügel, nicht mal einen Vogel kannst du retten! Seufz au, dieser verflixte Hacken!“ „Du hast wohl immer was zu meckern!? Ich kann dich auch wieder ins Wasser schmeissen!“ Sagt die Gestalt beleidigt. „Ne danke! Mein schönes Federkleid ist schon so genug nass und nur wegen dir! Du Tollpatsch! Wenn du dich nicht so ungeschickt angestellt hättest, wäre ich nicht im Wasser gelandet!“ Mit lächelndem Gesichtsausdruck antwortet die Gestalt.

„Ja dann wärst du jetzt ein schwimmendes Ascheklümpchen.“ Der Vogel wendet der Gestalt den Rücken zu und tut so als er diese Anspielung nicht gehört hätte. Dann streckt der Vogel seine Flügel aus, wobei sich sein linker Flügel nur halbwegs öffnet, er versucht mit einem kleinen Hüpfer und mit einem nicht ganz schmerzfreien Flügelschlag das Bötchen zu verlassen, doch er prallt an die Bootskante und purzelt zurück auf den Boden. Von der Sonne geblendet, blinzelt der Vogel auf dem Rücken liegend zum hellblauen Himmel hoch. „Na, schöner Tag heute, das Fliegen wird wohl vorerst nichts, komm ich mache dir einen Verband.“ „Ne, ich brauche keine

Hilfe, ich brauche nie irgendwelche Hilfe!“ Sagt der Vogel. Da streckt er nochmals die Flügel aus, nimmt ein wenig Anlauf und versucht sich nochmals mit einem etwas grösserem Hüpfer als vorher aus dem Boot zu schwingen, doch diesmal schafft er es glücklicher Weise nicht einmal bis zur Bootskante und landet wieder auf dem harten Holzboden. Da Fragt die Gestalt nochmals. „Brauchst du immer noch keine Hilfe?“ Mit grimmigem Blick schaut der Vogel die Gestalt an und sagt, „Was wartest du denn noch, macht endlich!“ Schmunzelnd reisst die Gestalt ein Stoffstreifen aus seines Gewands. „He nicht so fest!“ Meckert der Vogel.

Nachdem der Verband sitzt, setzten sich die beiden hin und blicken schweifend in die Weite. Kein einziges Wölken ziert den Himmel, eine angenehme frische Brise zieht über das Wasser hinweg. Wenn man in die Tiefe des Meeres hinabschaut, könnte man meinen, dass es keinen Boden gäbe, es sieht sogar so aus, als ob man auf die Andere Seite der Welt blicken könnte. Nach einer gewissen Zeit fragt der Vogel. „Wie ist eigentlich dein Name?“ „Baumwurzel“, antwortet die Gestallt. „Ich bin Farbenstolz, wie findest das?! Fragt der Vogel weiter. „Schöner Name!“ „Ja habe echt ein Glück, so ein Name bekommt nicht jeder!“ Stolz blickt er ins Wasser, um

sich gleich mal anzuschauen. „Und wo geht die Reise hin? Mit diesem Boot kommst du jedenfalls nicht weit, bin schon oft zum Fischfang übers Wasser geflogen, da kam aus heiterer Luftbrise ein Sturm auf, ist ganz schön gefährliche!“ „Ja weisst  du, ich… die Sonne scheint, der Himmel ist glasklar, da dachte ich, eine kleine Bootsfahrt übers Meer wäre doch ganz toll!“ Sagt Baumwurzel fast schon zu überzeugend. „Hmm, bist jedenfalls nicht oft auf dem Meer, sonst hätte ich dich bestimmt schon gesehen! Aber hast Recht, ist echt tolles Wetter heute!“ Meint der Vogel.  „Ja und dann gibt es da noch so eine kleine Sache.“ Sagt Baumwurzel. „Was

für eine kleine Sache denn, klingt irgendwie eher grosskörnig diese Sache.“ „Ja weißt du eigentlich bin ich auf der Suche nach Etwas.“ „Komm lass die Brut aus den Eiern, was ist denn das kleine Etwas?“ „Also ich… ach eigentlich Suche ich gar nichts.“ „He Faul! Das kannst du nicht machen! Los jetzt musst du es mir sagen!“ „Aber versprich mir, dass du nicht gleich ausflippen wirst!“ „Versprochen, Versprochen!“ „Na gut, ich… ich bin nicht hier Draussen wegen dem Wetter.“ „Ach du meine Flügelspitze!!!“ „Ja, ja, nicht so ungeduldig! Also das Wet…“ „Hör endlich auf mit diesem scheiss Wetter!“ „Das ist ja genau der Punkt.“

„Welcher Punkt denn, Wetter, Wetter, Wetter, da ist kein Punkt!“ „Oh doch. Wie du schon sagtest, das Wetter ist ziemlich ein grosser Scheiss! Denn jemand aus unserer Zauberschule hat ein kleines Missgeschick angestellt und aus unerklärlichen Dingen, ist das ganze Schulareal in die Luft gesprengt!“ „Was hat das mit dem Wetter zu tun?! Gleich bringst du mich zum Flattern!“ „Du weisst ja nicht was hundertvierzig Zaubertränke, achtundzwanzigtausend Zauberformel, fünfzig Liter Mondscheinwasser, hundertundzwei Bücherregale mit gesamthaft ungefähr dreihunderttausend Bücher, die alles Einzelexemplare gewesen sind, mit

einem nicht ganz korrekt ausgesprochenen Zauberspruch und einem falsch dosierten, ach was sag ich denn da, mit einem komplett falschen Mengenverhältnis zusammen geschüttelten, statt gerührten Zauberwasser anstellen kann!“ Sagt Baumwurzel mit aufgeregter Stimme. „Und du meinst, dass das Einfluss auf das Wetter nehmen könnte?“ Fragt Farbenstolz verwirrt. „Von Magie hast du wohl nicht viel Ahnung, nehme ich an. Ja immensen Einfluss und wahrscheinlich nicht nur auf das Wetter, auf den ganzen Planeten, wenn nicht auf alles überhaupt! Schon jetzt in diesem Moment, es hat sich nach der Explosion

eine riesige dunkelgrüne Gewitterwolke gebildet und ich möchte nicht wissen was diese alles anstellen wird!“ „Wer kann nur so ungeschickt gewesen sein, der wird wohl nie wieder einen Zauberstab oder sonst was in die Finger nehmen dürfen! Was hast du jetzt vor?“ „Ich suche Doxa auf, denn wenn jemand das Wahrscheinlich grösste Unheil in der Geschichte dieses Universum aufhalten könnte, dann wird sie es sein!“ Sagt Baumwurzel mit beunruhigter Stimme. „Doxa? Noch nie von ihr gehört, wer ist das denn? Muss eine sehr besondere Persönlichkeit sein, diese Doxa!“ „Du kennst Doxa nicht, du scheinst nicht viel zu wissen, über das Geschehen und Sein

auf diesem Planeten. Habt ihr denn keine Flugblätter in eurer Gegend?“ Fragt Baumwurzel völlig überrascht. „Flugblätter, sind das diese fiesen aufgerollten Dinger, die einem um die Federn fliegen sobald man seinen Morgenflug macht?“ „Genau diese Dinger!“ „Ich habe mich schon lange gefragt, für was diese Dinger gut sein sollten. Die sind ganz schön gefährlich! Einmal da hat mich so ein aufgerolltes Papierröllchen fast um meinen Kopf gebracht!“ „Da haben wir ja ganz viel Glück gehabt!“ Murmelt Baumwurzel vor sich hin. „Was hast du gesagt!“ Fragt Farbenstolz empört. „Ach nichts, jedenfalls muss ich so schnell wie

möglich Doxa auffinden, es bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn sich die Gewitterwolke erst einmal über den ganzen Globus ausgebreitet hat, wird jede Bemühung um das Chaos zu verhindern, sinnlos sein!“ „Und wo ist diese Doxa aufzufinden? Wohnt sie etwa auf dem Meer?“ Fragt der Vogel spöttisch. „Das ist ja das Problem, ich weiss nicht wo sich Doxa aufhält, ich weiss nur, dass sie schon oft mit einem Zwerg zusammen gesehen worden ist und vermutlich kann mir da ein gewisser Zwerg Namens Findeklug weiterhelfen!“ „Ach das wird ja immer kompliziert und sag mir jetzt nicht, dass du nicht weisst wo dieser Findeklug zu finden ist.“ Sagt

Farbenstolz mitgerissen. „Nein, wo ich Findeklug auftreiben kann, sollte keine Schwierigkeit sein, er ist in Flussuferberg geboren und wird wahrscheinlich auch dort sterben, Zwerge sind keine Weitläufer, sie halten sich meistens Lebenslang am selben Ort, sogar in derselben Goldgrube auf.“ „Na dann, was hält uns noch länger auf, gehen wir ab nach Flussuferberg!“ Sagt Farbenstolz voller Hochmut. „Was du willst echt mit mir mitkommen und mir dabei behilflich sein?“ „Wieso nicht, mein Leben ist sowieso so Öde, wie ein Maisfeld, ohne Mais, in vierzehn Tagen sollte ich diese blöde Schnepfe von Nebenan heiraten und dabei... ach egal

und ausserdem ein wenig Abenteuer kann ja nicht schaden!“ Und so beschlossen sich die beiden, ja man kann schon fast sagen Kameraden, gemeinsam auf den weg zu Findeklug, um Doxa aufzusuchen und um das Chaos abzuwenden, das diesem Planeten bevorsteht. Der Tag neigt sich am Ende zu, Baumwurzel und Farbenstolz habe es sich auf dem Boot gemütlich gemacht und dösen vor sich hin, Farbenstolz hat sich unauffällig an das Gewand von Baumwurzel geschmiegt. das Steuer ist gelegt und das Boot fährt mit dem Schub des sanften Windes Richtung Nordosten.

 

Seemann über Board!

Weit unterhalb der Oberfläche des Meeres, ist eine Ruhe, die sonst nirgends zu finden ist! Klares dunkelblaues Wasser umgibt die faszinierende Leere. Und da, ein umher schwimmender kleiner Fisch, ob er wohl auf der Suche nach Nahrung ist? Trotz der beachtlichen Geschwindigkeit, gleitet er elegant und mit sanfter Bewegung dem Meeresgrund entgegen. So tiefer er vordringt, umso erstaunlicher die Farben des Wassers, einmal in türkis, dann in dunkelblau und plötzlich in hellem Grün schimmernd und noch tiefer unten, blendendes fast reines Weiss.

 

„He Baumwurzel, schläfst du noch?

Wach auf, irgendwas sehr merkwürdiges braut sich da drüben am Himmel zusammen, sieht nach einem heftigen Gewitter aus!“ Doch Baumwurzel macht keinen wank, er schläft tief und fest, die letzten Tage waren im etwas zuviel. Farbenstolz beobachtet mit skeptischem Blick die auf sie zukommende Gewitterfront. „Was in allen Nestern ist das! So etwas habe ich in meinen Flugkünsten noch nie getroffen! Das sieht man von jedem Baum aus, dass da etwas im Korn ist! Hei, Baumwurzel wach endlich auf!“ Baumwurzel bewegt sich immer noch nicht, da hupft der kleine Vogel auf die Brust des halb elfenähnlich aussehenden Burschen und

pickt ihm mit einem schnellen Schnabelschlag in die Nase. „AAUAAAA! Was in aller Welt tust du da!?“ Ruft Baumwurzel laut auf.  „Na wird langsam Zeit das du aufstehst! Dreh dich mal um, dann wirst du schon bemerken was ich meine!“ Sagt der Vogel. Als sich Baumwurzel umdreht und sein Blick zum Horizont schweift, fliesst ihm ein kalter Schauer über den Rücken. „Das… das… das kann doch nicht sein!“ „Das sind jetzt wahrscheinlich die Folgen der Explosion, die du erwähnt hast.“ „Ja sieht so aus, aber ich dacht nie, dass sich das in so einem rasanten Tempo abspielt, wir werden nie rechtzeitig Doxa erreichen, wenn sich

das Unwetter weiterhin so schnell fortbewegt, wird dieser Planet in zwei, spätestens in drei Tagen, den letzten Atemzug gemacht haben!“ Sagt Baumwurzel mit hilfloser Stimme.

„Das ist wohl vorerst die kleinere Sorge, dieses Gewitter kommt direkt auf uns zu!“ Sagt der Vogel empört. „Wir müssen schnellstens an Land!“ Sagt Baumwurzel mit ernster Stimme. „Ja so sieht es aus, aber weit und breit ist nur Wasser und mit meinem verletzten Flügel kann ich immer noch nicht fliegen!“ „Lass mal dein Flügel, Flügel sein, wir müssen Rudern!“ „Ja dann nimm mal die Ruder in die Hände, oder hast du schon mal einen Vogel rudern sehen?“

Baumwurzel fängt zu rudern an, nach einer gewissen Zeit sieht man in seinem Gesicht die Erschöpfung und Schmerzen die er in den Armen hat an, doch er versucht tapfer zu trotzen. Das Unwetter breitet sich immer mehr aus, der Himmel verdunkelt sich allmählich und das Wasser fängt an unruhig zu werden, es bilden sich Wellen, die das Bötchen hin und her schaukeln lassen. Das Rudern wird zur Qual und die Hoffnung rechtzeitig auf Land zu stossen, schwindet allmählich vor sich hin. Da fängt es zu regnen an, zuerst nur ein paar Tröpfchen und plötzlich mit lautem rasseln giesst es in Strömen nieder. Das Bötchen fühlt sich langsam mit Wasser,

Farbenstolz hüpft unruhig hin und her. Bald darauf bemerkt er, dass das nichts bringt, hektisch versucht er nun das Wasser aus dem Boot zu schöpfen, das höher und höher aufsteigt. Das erste donnern, Farbenstolz und Baumwurzel sehen sich ängstlich an. Ein heftiger brausender Wind pfeift um die Bootskante. Stotternd und platschnass sagt der verstörte Vogel. „Ich… ich glaube nicht, dass wir das über… überleben werden!“ In diesem Augenblick bricht eine grosse Welle über dem Bötchen zusammen, das sofort auseinander fällt. Es reisst die Beiden ins eiskalte Wasser. Farbenstolz schwimmt, wenn man das so nennen

kann, voller Panik auf eine Holzlatte zu und klammert sich an dieser so fest an, wie es die Liebe seines Lebens wäre. Von Baumwurzel ist nichts mehr zu sehen, Farbenstolz schreit mit erschöpfter Stimme. „Baumwurzel wo bist du!? Baumwurzel!?“ Verzweifelt schaut er sich nach Baumwurzel um, doch ausser dem umher schwimmenden Holz ist nichts was sich bewegt. Der Vogel versucht sich mit fest umklammertem Griff vor dem Ertrinken zu retten, die Müdigkeit steigt in ihm auf, er versucht sich fest zu konzentrieren, doch seine Kräfte lassen allmählich nach und es blitzen tausende von Gedanken auf, die ihn in einen

traumartigen Zustand versetzen…

 

Mr. Plüschtier

 

„Hust, keuch, schluck, wo bin ich hier?“ Fragt sich der Vogel. Mit müden Augen blickt Farbenstolz umher, weisser Sand, Palmen und noch mehr Palmen sind zu sehen. Geschwächt von der Tortur, rappelt sich der Vogel langsam auf. Einen Schritt nach vorne, einen Schritt zurück, wieder einen Schritt nach vorne, „rumbs!“ Da liegt der Vogel mit dem Bauche liegend im Sand. Kurz darauf ein leises Kichern, wer mag das wohl sein? Farbenstolz schaut mürrisch  eine Palmen hinauf. „Hei welcher freche Schnabel

findet das so komisch? Zeig dich gefälligst!“ Wieder ein leises Kichern, aber dieses Mal von weiterer Entfernung. Wenn Farbenstolz etwas nicht mag, dann ist es, wenn sich jemand über ihn lustig macht. Schnell steht er wieder auf seinen Beinen und springt dem Laut entgegen. Als er vor der Palme steht, verstummt das Kichern. „Na, findest du es immer noch so komisch?“ Wieder ein Kichern und wieder von einem anderen Ort. Doch bevor Farbenstolz dem Laut entgegen spurten will, raschelt es direkt über ihm. Erschrocken starrt er zu der Palme hinauf und da kommt ihm schon ein braunes haariges Geschoss entgegen. Ein lauter hohler Knall ertönt, „Poing“,

„AAAAAAAAuuuAAA!!!“ Schreit der Vogel in den Palmenwald hinein. Die Kokosnuss ist direkt auf den Kopf des Vogels gefallen, seufzend torkelt sich Farbenstolz in sichere Entfernung. Nun ist es nicht mehr ein einzelnes Kichern das ertönt, rund um ihn herum ein lautes Gelächter, wie ein grosser Chor erklingt es von den Palmen herab; „Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss getroffen, es war das Gefiederte, es war das Gefiederte, es war das Gefiederte aus dem Meer!“  Plötzlich bewegt sich etwas im Busch hinter Farbenstolz, „Hei schnell komm mit!“ Ohne zu überlegen, springt der Vogel in das Gebüsch hinein. „Huch wer bist den

du?“ Sagt Farbenstolz überrascht. „Los wir müssen hier weg, haben keine Zeit für Erklärungen!“ Hektisch rennt Farbenstolz dem Helfer hinterher. Immer tiefer und tiefer dringen die beiden in den Palmenwald hinein. Hechelnd und mit zerzaustem Gefieder folgt Farbenstolz dem Unbekannten. Plötzlich bleiben die beiden stehen, der Wald endet abrupt und sie befinden sich direkt vor einem steilen und felsigen Abhang, die Sonne scheint hell über ihren Köpfen. „Und was jetzt?“ Fragt der Vogel. „Ach jetzt kommt der einfache Teil, wir springen auf die andere Seite der Insel und schon sind wir in Sicherheit!“ „Springen? Du willst doch

nicht im Ernst da hinüber springen?!“ „Wieso nicht, für dich als Vogel sollte das ja kein Problem sein!“ „Ja wenn ich Fliegen könnte, aber mein Flügel ist gebrochen und Springen werde ich auf keinen Fall!“ „Hmmm, entweder springst du, oder die Palmenkletterer werden dich ausstopfen. „Ausstopfen, wieso wollen die mich ausstopfen?!“ „Gibt es bei euch keine Sitten? Jede Kultur hatte ihre Sitten und die Sitten der Palmenkletterer sind halt, Fremdlinge auszustopfen und ihren Geliebten zu präsentieren. „Los springen wir, sie haben uns gleich aufgeholt!“ Ein wildes Geschrei das immer näher kommt, ist aus der Ferne zu entnehmen. „Nein ich kann da nicht

herüber springen, das schaffe ich nicht!“ „Na gut ich habe dir meine Hilfe angeboten, mehr kann ich nicht, dann wünsche ich dir eine schöne Restzeit und geniesse noch ein wenig die Sonne! Ach ja wie unhöfflich von mir, habe mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Steinhart, also lebe wohl!“ Bevor Farbenstolz überhaupt auf den Gefühlsmut vom Fremden eingehen kann, ist dieser prompt auf der anderen Hälfe der geteilten Insel in Sicherheit angelangt. „Was soll ich jetzt nur tun!“ Fragt sich der Vogel. Das Geschrei wird immer lauter, dazu ist jetzt ein deutliches rascheln der Gebüsche zu hören. Mit dem Kopf vor und zurück

schauend, das Gesicht kreideweiss, der Puls rast wie verrückt. Farbenstolz erstarrt vor Angst, nichts geht mehr, seine Fusskrallen sitzen tief fest im Boden, wie angewurzelt steht er da. Nur noch die Angst, die ihn bestimmt. Die Schweissperlen werden immer grösser, die Augenpupillen weiten sich, ein lähmender Schmerz im Hals, doch dann, wie ein Geistesblitz schiesst ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Das Gewitter, wer wird das Gewitter aufhalten, da Baumwurzel vielleicht schon ertrunken ist!“ Schnell sammelt er seine letzten Kräfte zusammen, er richtet seine Augen auf die andere Inselhälfte hinüber. Wie von einem Hagelkorn getroffen, rennt

Farbenstolz dem Abhang entgegen. Seine Bewegungen gleichen einer Gazelle, nur die schrecklichen, krampfhaften und wahrscheinlich sehr schmerzlichen Flügelbewegungen sollte er lieber weglassen. Sie drosseln eher das Tempo ab, als sie von Nutzen sind. Es ist soweit, kurz vor der Schlucht, der Vogel kneift seine Augen zusammen, auch das sollte er lassen, denn auch wenn er die Augen zukneift, der Steinklumpen vor dem Abhang wird sicher nicht von alleine verschwinden und das Flugwetter wird bestimmt nicht besser! Doch was ist das! Der Steinklumpen scheint nicht sein Ende zu sein, mit einer zierlichen Eleganz weich der Vogel in letzter

Sekunde dem Stein aus und da passiert es, er springt ab, wie er noch nie abgesprungen ist, hoch und höher und noch viel, viel höher, aber was ist das! Der arme Vogel, wenn es einen Vogelhochsprung Wettkampf gäbe, gibt es aber nicht, dann wäre Farbenstolz bestimmt unter den ersten drei Topspringer, wenn es aber einen, Vogelweitsprung gäbe und denn gibt es tatsächlich, dann wäre er bestimmt der Letzte. Als er den höchsten Punkt erreicht hat, reisst er seine Augen auf, um zu sehen wie es um sein Ergehen steht. Er bemerkt schnell, an was es ihm gefehlt hat, seine Augen, die nun um etliches grösser sind, als sonst, bezeugen

von seiner Enttäuschung. Ganz spontan fängt der Vogel zuflattern an, doch wie vermutet, mit Fliegen klappt es nicht! Wie ein Sack voller Körner, schnellt der Vogel dem Grunde entgegen. Nur eine ruhig dahinschwebende bunte Feder, zeugt von seiner Präsenz. Dem Vogel scheint die Fahrt nicht wohl zubekommen, leicht grünlich färbt sich sein Gesicht, vielleicht eine verborgene Begabung? Ich denke nicht, es ist anderer Ursprungs! Ein kräftiges Rauschen ist zu hören, was kann das bloss sein? „Platsch!!!“ Kälte ist zu spüren, das Rauschen nun viel dumpfer, Farbenstolz will nach Luft schnappen, da verschluckt sich der Vogel, es ist

Wasser, Wasser, das ihm fast sein Leben gekostet hat und jetzt schenkt es ihm das Leben, einfach so, ohne etwas dafür zu wollen, oder etwa doch? Der starke Strom zieht ihn mit, Farbenstolz kämpft sich an die unruhige Wasseroberfläche. Überall spritzt es ihm ins Gesicht, auf der linken und rechten Seite sind empor ragende Felsen zu sehen. Dem Vogel steigt ein mulmiges Gefühl auf. „Wenn ich das überleben sollte, dann werde ich nie, nie, nie mehr an die nähe vom Meer gehen, ich werde mich irgendwo niederlassen, weit, weit einwärts im Landesinnern!“ Schreit Farbenstolz die Schlucht hinauf. In diesem Moment wird das Rauschen noch stärker, als ob es

seine Worte verstanden hätte und ihm eine Antwort geben möchte. Farbenstolz dreht sich dem Geräusch entgegen, der Vogel glaubt es kaum, es ist ein Wasserfall, direkt vor ihm! Dem Laut entnommen, ein beachtlicher Wasserfall! „Oh meine Schnabelspitze!“ Der Vogel sieht, was er kaum glauben kann. Wie auf einem Rollband, kommt er dem Ende immer näher. Ein heftiger Ruck, der gigantische Sog zieht ihn über den Vorsprung. In nasser Fahrt wird er von den Wassermassen mitgerissen!

 

Eine wohltuende Frische, ein blumiger Duft, die Sonne scheint durch die Bäume hindurch, ein harmonisches Schatten-

und Lichtspiel. Seerosen schmücken den Teich, auf dem Wasser schwebend, ein zartes Wesen, in sanftem Weiss gekleidet, eine faszinierende Stimmung! Im Hintergrund ein Wasserfall, nein es ist nicht der Wasserfall, den sie meinen, es ist der Wasserfall der alle Wasser miteinander verbindet, er sorgt dafür, dass der Kreislauf des Seins ungestört seine Runden dreht.

Das Wesen hebt seine rechte Hand, sie fängt zu leuchten an, ein heller Strahl gleitet Richtung Wasserfall. Nochmals ein heftiges Leuchten, etwas Farbiges tritt hervor, kurz darauf fällt es hinab, hinab in den Teich „Platsch!“ „Hust, Keuch, Schluck!“ Das Wesen hebt seine

linke Hand und kaum zu glauben, es ist Farbenstolz, der aus dem Wasser in luftige Höhe gleitet, nun direkt neben dem, mehr als unglaublichen Wesen schwebend. „Du hast Glück!“ Sagt das Wesen mit klangvoller Stimme. „Du hast grosses Glück! Es sieht auf eurem Planeten nicht besonders gut aus! Und es braucht dich dort noch! Du hast eine Aufgabe zu bewältigen und da du schon zugestimmt hast, bist du das auserwählte Exemplar!“ „Was für eine Aufgabe? Wo bin ich hier? Wer bist du überhaupt? Und…“ „Halt! Keine weiteren Fragen mehr! Wir haben hier alle Zeit der Welt, doch ich habe noch anderes zu bewirken, an einem anderen Ort! Nun zu deinen

drei Fragen, ich will ja nicht unhöfflich sein! Deine Aufgabe, die Welt zu retten! Wo du hier bist, schon beantwortet, an einem Ort wo die Zeit keine Rolle spielt. Nun zu mir, wer ich bin, ein Geschöpf wie du, erschaffen um meine auferlegten Aufgaben zu bewältigen, um Ordnung zu schaffen! Ach was soll’s, zu deiner vierten Frage, du hast auf dem Boot bei Baumwurzel zugestimmt, dass du ihm helfen wirst, das Chaos abzuwenden! Also viel Glück dabei!“ Ein grelles Leuchten umgibt Farbenstolz, bevor er irgendwas sagen kann, ist er wieder in einem Sturzflug, Richtung Boden unterwegs. Steine sind zu sehen, überall Steine, Farbenstolz rast mit wahnsinniger

Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Reflexartig fängt er mit den Flügeln zu flattern an und siehe da, er fliegt, er fliegt wieder! Sein linker Flügel ist bester Gesundheit, wie ein Wunder scheint er geheilt zu sein! „War das eben ein Traum? Nein wie kann sonst mein Flügel wieder geheilt sein! Da unten ist ja alles versteinert, die Häuser, die Felder, einfach alles! Merkwürdig!“ Farbenstolz setzt zur Fluglandung an.

 

Magie liegt in der Luft!

 

Ein grauer Nebel zieht sich über den versteinerten Boden, ein eisiger Wind pfeift um die Ecken der verlassenen

versteinerten Häuser. Das Gewitter ist bereits über das ganze Festland der Insel hinweggefegt. Und alles was nicht niet- und nagelfest war, ist vom heftigen Unwetter mitgerissen worden. Alles Andere, versteinert, zu Stein erfroren! Es ist eine Stimmung in der Luft, die man ansonsten nur auf Fridhöfen um Mitternacht antrifft. Weit oben auf dem nur noch halb so grossen Berg, wo ein Tempel in den Himmel ragte, ist ein rauchender Krater zu sehen.

 

Plötzlich schwingt sich eine Krähe in die Lüfte, wie sie wohl dem Schrecken des Unwetters entkommen konnte? Von der stürmischen Biese getrieben sucht sie

Schutz im nahe gelegenen Wald, der nicht mehr ein Wald zu sein scheint, denn auch er ist nicht verschont geblieben. Voller Eifer stürzt sich der in einem schwarzen Federkleid geschmückte Vogel auf einen versteinerten Ast einer alten, in mitten des Waldes stehende Tanne, die ein knirschendes Schluchzen  von sich gibt. In Sicherheit gebracht, pickt sich die Krähe das störende Ungeziefer aus den Federn. Nicht weit davon entfernt, ein kurzes helles Aufleuchten, es ertönt ein mächtiges donnern. Ein Blitz hat direkt in einen Baum eingeschlagen, wie in einem Kriege gefallener Soldat, stürzt sich der Baum auf den Waldboden nieder. Im Nu

schwingt sich die Krähe in die Lüfte und gibt ein in Angst verhülltes Krähen von sich, anschliessend verschwindet sie in der Weite. Aber nicht nur die Krähe entkam dem Sturm, ein Zwerg, der sich gerade aus einer eingestürzten Grube befreien konnte, scheint dieses Glück mit der Krähe zu teilen. „Hust, was in aller Welt ist den hier passiert!“ Schreit der Zwerg in den Wald hinein. „Stein und Schaufelspitz, da hat jemand einen Riesen losgelassen! Das kann nur ein Zauberer gewesen sein! Diese verflixten Grossfüssler werden noch unser Ende sein!“ Verzweifelt setzt sich der Zwerg auf einen Stein. Plötzlich fängt sicher der Stein zu bewegen an, der Zwerg fällt

auf den harten versteinerten Waldboden. „Was für ein Katzengold ist das wieder!“ Ruft der Zwerg. „Lautwut, bist du das? Ich steck hier fest, kannst mir helfen? Ich komm hier nicht raus!“ Ertönt es mit dumpfem Ton aus der eingestürzten Grub. Nur mit viel Mühe gelingt es Findeklug seinen Zwergfreund Lautwut aus der Grube zu ziehen. „Danke Findeklug, ich weis nicht wie ich ohne dich da raus gekommen wäre!“ Sagt Lautwut erleichtert. Wieder ein kurzes Aufleuchten am dunkelgrünen fast schwarz gefärbten Himmel, danach ein kräftiges donnern! Die beiden Zwerge zucken vor Schrecken zusammen, Lautwut schreit. „Steinschlag und

Donnerblitz! Los wir müssen hier weg, bevor uns noch ein Baum auf den Kopf fällt!“ Findeklug voller Sorge. „Wo sind die Anderen? Wir können doch nicht einfach weg!?“ Lautwut antwortet hektisch, „ich bezweifle das es jemand von Ihnen überlebt hat, sie waren viel tiefer in der Grube als wir! Schnell, wir müssen uns beeilen!“ Lautwut dreht sich um und rennt das Tal hinab. Nach kurzem Zögern, trampelt Findeklug hinterher. Doch sie sind zu langsam, um dem Unwetter zu entkommen. Diesmal schlägt ein Blitz direkt vor den Füssen der Beiden ein. Ein grosser Riss tut sich auf, sie versuchen zu bremsen, aber es ist schon zu spät. Lautwut schreit, „was

zum Meisel ist …“ und die zwei Zwerge verschwinden in der Tiefe.

 

Ein heftiges Donnern ertönt, ein Schaudern zieht sich über Farbenstolzs Federkleid. „Was für Kuckuckseier sind den in diesem Nest versteckt!“ Schreit Farbenstolz laut in die versteinerte und düstere Umgebung hinein. Sein Herz rast wie eine Windmühle im Sturm. Wenn das schon nicht genug wäre, ein merkwürdige Sirene ist zu hören „kräääh, krähä, kräääh, immer lauter und lauter werden, da schiesst aus dem Nichts ein schwarzes Geschoss neben ihm vorbei. „Huch,..“ Farbenstolz’s Herz steht für einen Moment still. Sein Gesicht wirkt etwas

verkrampft. Ja er kann ziemlich frech sein, aber wenn er Gefühle zum Ausdruck bringt, dann immer mit voller Ausdruckskraft.  „Was war das denn? Das klang ja wie eine Krähe? Oder war das eine fliegende Ambulanz? “ Farbenstolz setzt zur Landung auf. Mit einem gekonnten Flügelschlag setzt er auf einem kleinen Felsen Fuss. Sein kranker Flügel scheint tatsächlich geheilt zu sein. Mit einem verdutzten Blick schaut er in die Richtung des vorbei geflitzen Geschosses. „Wie soll ich hier bloss Findeklug aufspüren? Wenn er noch nicht von einem Blitz getroffen wurde, dann ist er bestimmt schon vor Schreck gestorben! Zwerge sind nicht

gerade die Mutigsten! Wieso passiert mir immer solche Sachen. Zuerst dass mit dieser Heirat und nun so ein Geier. Ich versteh die Welt nicht mehr!“ Farbenstolz schaut umher. Was er nicht ahnt, der Riss der die beiden Zwerge verschlang, ist direkt hinter dem Felsen auf dem er gerade die Umgebung inspiziert. Doch der Riss lässt nicht lange auf sich warten. Er scheint sich in beunruhigendem Tempo Richtung Farbenstolz fortzubewegen. Doch das ist nicht genug, der Riss wird zudem immer grösser und grösser. „Irgendetwas riecht hier angebrannt?!“ Stellt Farbenstolz mit überzeugtem Blick fest. Er schaut um sich herum, aber das Einzige was er

erblickt sind die versteinerten Bäume. „Kann mir gut vorstellen, das dieser versteinerte Wald ein ziemliches schönes Plätzchen gewesen ist, vorher. Hmm muss wohl noch eine Runde Fliegen um mir einen Überblick zu verschaffen.“ Gerade als Farbenstolz zum Flügelschlag ansetzt, geschieht es. Der Riss hat den Felsen erreicht. Der Untergrund fängt zu vibriere an. Farbenstolz dreht sich um, sein Schnabel hängt ihm bis zu seinen zitternden Beine hinunter. „Schluchzt, schnell weg hier!“ Doch es ist zu spät, ein grelles Leuchten und Farbenstolz  verschwindet wie die beiden Zwerge in der Tiefe.

 

Schiff Ahoi

 

„Was ist passiert? Ich fühle mich so schwer, was sind das für Geräusche?“ Fragt sich Baumwurzel in Gedanken. „Schwab, Schwab, Schwab“ und dazu ein Brummen, Summen und Rattern. „Schwab, Schwab, Schwab, BRRRRRrrrrr, BRRRRRRRrrrrr, SSSsSSSsSSSsSSS, RRRRRattttterrrrr, RRRRRRattttterrr, Schwab, Schwab, Schwab“ Als Baumwurzel die Augen öffnet, sieht er alles nur verschwommen und unscharf, seine Erinnerungen sind wie weggespült. „Wo bin ich hier?“ Sagt Baumwurzel leise vor sich hin. „Ah schau an, na haben sie sich erholt? Sie

hatten enormes Glück das wir mit unserem Schiff in der Nähe gewesen sind. Bleiben sie ruhig noch etwas liegen! Sie müssen sehr erschöpft sein! Ich bringe ihnen gleich ein Glas Wasser, einen kleinen Augenblick!“ Sagt eine liebevoll klingende Stimme von der Bettseite her. Als sie über den Parkett schreitet, ertönen die Schritte in Baumwurzels Ohren wie Hammerschläge, merkwürdige Echos erklingen, dann wieder das Schwaben das in den Vordergrund gelangt. „Schwab, Schwab, Schwab, BRRRRRrrrr, BRRRRrrrr, SSSsSSSsSSSsSSS, RRRRRattttterrrrr, RRRRRRRatttterrrr“ Einen kurzen Augenblick blitzt im ein Gedanke auf,

ein kleines Boot, Wind, Wasser, dann kurze Zeit alles schwarz, eine Stimme, sein Name wird gerufen, dann alles wie weggeblasen. Für einen Moment dachte er… aber nein da war wohl nichts. Dann erklingen wieder die Schritte über dem Parkett. „Nein! Nein! Nein!“ Ruft Baumwurzel in den Raum hinein. „Was haben sie? Geht es ihnen nicht gut? Haben sie schmerzen?“ Fragt die weibliche Person besorgt. „Nein, ich glaube mir geht’s gut, es ist mir nur ein wenig übel!“ Kurz darauf übergibt sich Baumwurzel, mit einer hektischen Kopfbewegung versucht er das Erbrochene über die Bettkante hinweg auf den Parkett niederzulassen, aber das

meiste davon spritz auf das Bettlacken herab. „Kommen sie, ich begleite sie in den Duschraum hinüber, stützen sie sich auf meiner Schulter ab!“ Sagt die Person mit mütterlicher Stimme. Im Duschraum ist alles verziert und vergoldet, hellblaue Plättchen mit weissen und rosaroten Blumen, die, die Wände schmücken, ein grosser Spiegel lässt den Raum der schon ohnehin gross ist, noch grösser wirken. Der Rahmen des Spiegels aus purem Gold, sowie die Kleider- und Tücherhaken die an den Wänden, mit dazu passenden goldenen Schrauben angebracht sind, der Boden aus edlem Holze mit einem glasklaren Lack überzogen. Baumwurzel wagt sich kaum

etwas anzurühren, das ganze Bad ist wahrscheinlich teurer, als alles andere was er schon mit seinen Augen erfassen konnte. Nachdem er sich gewaschen hat und nach dem er den Toilettendeckel wieder runterklappen wollte, der so wie alles andere in diesem Bad prunkvoll verziert ist, spielt sich Merkwürdiges ab. Ein starker Sog ergreift das Umfeld, spiralenförmig verschlingt die Toilettenöffnung die Wände in sich. Als Baumwurzel direkt in die Toilette starrt zum anderen Ende des Spiralensoges, sieht er eine Sanddüne mitten in einem Wüstensturm. Plötzlich ergreift der Sog auch ihn, nur mit Mühe und Not kann er sich an einem der goldenen Kleider- und

Tücherhacken festhalten. Ein unruhiges Pfeifen und Dröhnen erklingt, der Spiegel hat sich aus der Verschraubung gelöst und prallt direkt auf die gegenüberliegende Wand, er zerbrich, ein lauter Knall, danach zieht der Sog die Scherbensplitter komplett mit dem zerbrochen Rahmen in die Toilette hinein. Jemand eilt zielstrebig ins Bad, es ist die vorhin besorgte Person um ihn, ihr Name Hildegard „Gib mir deine Hand, schnell!“ Mit einer behutsamen jedoch kräftigen Bewegung, zieht Hildegard Baumwurzel aus dem Bad, die Türe schnellt zu, wieder ein heftiger Knall und dann, eine unglaubliche Stille. Das Pfeifen und Dröhnen hat aufgehört,

urplötzlich und einfach so, als ob es das geholt hätte, was es wollte, verschwindet der Sog in der Toilette. Die Kabinentüre öffnet sich, zwei Besatzungsmitglieder treten über die Türschwelle ein. Einer der Beiden sagt mit bestimmender Stimme. „Was ist passiert, gibt es Probleme mit dem…“ Da unterbricht ihn Hildegard. „Nein Herr Kapitän, irgendwas im Bad hat wohl den Lärm verursacht, ein plötzlicher Sog der aus der Toilette kam.“ „Verflixt! Das kann kein Zufall sein! Irgendwas Merkwürdiges Spielt sich auf unserem Schiff ab, gerade vorhin sind im Maschinenraum drei unserer Leute spurlos verschwunden! Ich will, dass alle

an Deck kommen, wir müssen die Augen offen halten, ich kann es nicht verantworten, noch mehr unserer Mannschaft zu verlieren! Erich du gehst sofort Alarmstufe drei auslösen und sorgst dafür, dass der Rest der Mannschaft an Deck gelangt! Hildegard du kümmerst dich um unser neues Besatzungsmitglied, ihr zwei geht sofort zu Tobias, er soll vorsorglich die Rettungsboote klar machen, dann kommt ihr auch an Deck und seit in Bereitschaft für weitere Massnahmen!“ Befiehlt der Kapitän laut und deutlich.

 

Wüstensand

 

„Lautwut wach auf!“ Sagt Findeklug überrascht. „Lass mich, ich will noch nicht aufstehen. Bin noch zu müde!“ Erwidert Lautwut. „Hey wir sind hier nicht zu Hause, los wach endlich auf! Schau dich doch hier mal um wo wir gelandet sind!?“ Sagt Findeklug empört. Lautwut richtet sich auf und blinzelt vor sich her. „Warum ist hier alles so grell?“ Lautwut blendet es förmlich als er versucht die Augen aufzureisen. „Wo sind wir hier gelandet? Warum bin ich voller Sand?“ Fragt sich Lautwut. Findeklug antwortet mit erleichterter Stimmt. „Ich habe keine Ahnung aber es ist schön das du und ich, das wir noch leben. Es scheint als der Riss die beiden

an einen anderen Ort oder sogar in eine andere Welt gebracht hat. „Von wo kommt nur dieser Sand her? Ich komm mir vor wie in der Sahara!“ Sagt Lautwut. „Ich denke das hier ist sogar eine Wüste, schau dich doch bloss um, weit und breit nichts ausser Sand!“ Stellt Findeklug fest. Die beiden sind tatsächlich in einer Wüste gelandet. Bis hin zum Horizont ist alles voller Sand. „Los wir müssen so schnell wie möglich hier weg. Die Sonne ist noch nicht lange aufgegangen, schon ist es hier so heiss wie in der Sauna! Wir müssen uns ein kühles Plätzchen suchen!“ Meint Findeklug voraussichtlich. Die beiden stehen auf und trampeln Richtung

Nordosten. Der Tag scheint immer wärmer zu werden. Die beiden sind bereits ziemlich erschöpft. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als weiter zu laufen. Immer weiter und weiter durch die Dünengänge hindurch Richtung Hoffnung.

 

Ein kraxelndes schleimiges auf tausenden von winzigen Füssen gehendes Ungeziefer, die Bewegungen wirken etwas verkrampft, so als  hätte es jahrelang in einer Schublade verbracht. Dann taumelt es ein wenig als ob es zu viel getrunken hat.

„Igitt, was für ein Vogelkraut ist das den?“ Farbenstolz greif zu einem

mächtigen Knebel der neben ihm im Sand liegt, mit heftigen Schlägen hämmert Farbenstolz blindlings auf das wirbellose fast gleichgroße Tierchen ein, bis es sich reglos und zerquetsch auf dem sandigen Untergrund gemütlich gemacht hat.

„Igitt, ich bin ja nicht wählerisch aber so was esse ich nicht!“ Er ahnt es nicht, aber dieses Viech täuscht sein totes Dasein nur vor. „Wo bin ich bloss hier gelandet? Hoffe diese Wasserfallfee wusste was Sie tat!“ Das reglos liegende Tierchen hört aufmerksam zu, es kann’s nicht abwarten dieses bunte gefiederte exotische Häppchen zu verspeisen. Farbenstolz schweift in seinen Gedanken, so schlecht war sein Leben bisher gar

nicht. Er hatte Freunde ein schönes Zuhause und wäre schon bald unter den Fittichen eine gar nicht so üblen Braut. „Muss wohl zuerst so ein Graus erleben, bis ich merke was ich eigentlich gehabt hätte.“

 

Findeklug und Lautwut begegnen in der Wüste einem merkwürdigen Volk, den Beduinen. Aber in den Zeiten der Not ist man nicht wählerisch. Sie werden als Gäste eingeladen in ihren Beduinenzelten zu übernachten. Als die Abenddämmerung einbricht sammeln sich die Beduinen im Aussenplatz bei der Feuerstelle auch Lautwut und Findeklug sind dabei. Ein geschlachtetes Schaf ist

bereits am Spiess über der Feuerstelle am bruzeln. Findeklugs Blick schweift umher bis sein Blick bei einem Käfig hängen bleibt. Ein kleines buntes Gefieder. „Den haben wir in mitten der Wüste aufgegabelt. Schmeckt bestimmt lecker. Sind wahrscheinlich sehr Selten. Jedenfalls spricht er im gleichen Dialekt wie ihr.“ Findeklug zieht es den Magen zusammen. „Ich esse keine Gestalten dieser Art, wir essen überhaupt keine Dinge die Sprechen können.“ Lautwut erwidert. „In Zeiten der Not es ich alles.“

  

Herr Gutgemeint

 

Die Knie angezogen, die Arme nach hinten gestreckt, dann mit einem eher krampfhaften aber jedoch amüsanten Hüpfer springt der nackte, langbeinige, knöchlige und langbärtige Zauberer mit den Füssen voran, in den Teich, „platsch!“ Wieder aufgetaucht schwimmt er mit froschartigen Bewegungen im Kreise herum. Sein Name Herr Gutgemeint, ein Zauberer der sich an diesen weit abgelegten Ort mit dem Namen Schmetterlingen zurückgezogen hat, um hier seine Ruhe zu finden. Vor kurzem wohnte er noch in New Futura, eine Grossstadt die ausschliesslich von Zaubern bewohnt wird, mit zirka 5’700 Bewohnern gehört sie zu der viert

grössten Stadt der Welt und man sagt sich, das 54 Prozent aller Zauberer dort zuhause sind. Die anderen 46 Prozent sind in der ganzen Welt zerstreut, wobei sich 44 Prozent in Silbermondsteinen niedergelassen haben. Es ist die einzige Spezies, bei der sich weniger in Silbermondsteinen befinden, als in anderen Regionen, denn als die grosse Flut kam, wurden die meisten Gebiete überschwemmt und der einzige bekannt Ort der davon nicht betroffen gewesen ist, ist Silbermondsteinen. Nach neusten Volkszählungen weist sie 840'000 Bewohner auf und führt somit unangefochten die Spitze der grössten aller Städte an. Dagegen wirkt New

Futura, wie ein Sandkasten neben einer Wüste.

 „Ach diese Ruhe ist wunderbar!“ Sagt Herr Gutgemeint mit einem etwas perplexen Ausdruck im Gesicht, der immer noch planschend im Teiche seine Runden schwimmt. Seine ansonsten gekräuselten Haarpracht wirkt etwas zerzottelt und seine Fingerspitzen sind vom langem Baden schon geschrumpelt.

 Man könnte meinen die Krähe die auf dem Laubbaum zwischen dem Haus und dem Teich sitzt, beobachte mit ungeduldigem Blick Herr Gutgemeint.

Nichts ahnend planscht er fröhlich und gelassen im Teich der mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen besiedelt ist,

vor sich hin.

 

Der grosse Krieg

 

Irgendwo an einem anderen Ort in derselben Zeit... „He warte auf mich, ich bin nicht so schnell!“ Ruft ein merkwürdiger Kleinfüssler. Aber die vor ihm zielstrebig nach Südosten dahin fliegende glänzende Kugel, scheint das nicht zu kümmern. Keuchend trampelt der erschöpfte kleine Taugenichts wie man in nennt hinterher. Plötzlich steht sie still, die Kugel und gibt ein leises Flüstern von sich. „Wir sind da! Das berüchtigte Silbermondsteinen, schau da oben ...“ Der Rest war zu undeutlich. Ein

grelles Leuchten, die Kugel verformt sich und ein sanftes, blondes Wesen schlüpft aus dem Lichte hervor. „Das nächste Mal kannst ein bisschen auf die Bremse drücken!“ Sagt der Taugenichts spöttisch. „Die Zeit ist kostbar, wir sind wieder mal spät dran!“ Begründet die Schönheit. „Bei deiner Orientierung ist dies kein Wunder!“ Meint der kleine Nichtsnutz. Ohne zu erwidern, hätte sowieso keinen Zweck, begibt sich das sanfte Wesen auf den Weg zur Treppe. Sie führt empor in die Weite des Himmels. Rasch läuft der Zwerg hinterher. Weiser Porzellan, strahlend wie das Leuchten des Mondes. Stufe um Stufe nähern sich die zwei dem Himmel.

Musik erklingt! Trommeln und Trompeten die, die Weite mit lautem Klang erfüllen. Stufe um Stufe immer Höher hinauf, dem grossen Tor entgegen. Endlich ist es geschafft, angekommen vor dem Eingang der gewaltigen Stadt, erleichterte Gesichter. „Puhh, geschafft!“ sagt Doxa das blonde Wesen erschöpft. Klopf, Klopf... Klopf, Klopf,... Klopf, Klopf, Klopf, Klopf und das Tor öffnet sich. „Tschüss, ich hab noch was zu erledigen!“ Schnell rennt der Zwerg zielstrebig zum Bahnhof. „Ich wusste doch, auf ihn ist kein Verlass!“ Doch Doxa kümmert es nicht weiter, sie folgt dem Weg zum grossen Turm.

 

Die Dächer der Häuser sind aus purem Gold, die Mauern aus weisem Marmor, die Straßenränder verziert mit wunderschönen Farben und zauberhafte Blumen schmücken die Umgebung. Es ist die grösste aller Städte auf dieser Welt. Von hier aus wird das Gute in der Welt bewahrt, aber es wird auch gesagt, dass sowohl das Böse hier behütet wird, den es muss ein Gleichgewicht herrschen, ansonsten würde die Welt im Chaos versinken!

Doch die friedliche Atmosphäre trügt, die Stadt sah nicht immer so zauberhaft und wunderschön aus. Und die Wesen die hier Zuhause sind, leben in einer künstlichen Freundschaft untereinander,

sie tragen eine schwere Last auf sich, die ihnen niemand entnehmen kann.

 

In den uralten Schriften, die in der „Bibliothek der Bücher“ aufbewahrt werden steht geschrieben;

 

Wir wollen euch warnen, seit behutsam mit euren Gaben und gebt Acht was ihr damit tut! Wir mussten es am eigenen Leibe erfahren und verloren mehr als wir wieder gut gemacht haben!

 

Ursprünglich wurde  Silbermondsteinen von Elfen aufgebaut, doch es gab eine riesige Flut und viele Wesen mussten aus ihrer Heimat flüchten und stürmten in

Strömen hierher, die Elfen fühlten sich ihres Landes bestohlen und es brach in mitten der Stadt ein Krieg aus. Die Elfen setzten ihre magischen Kräfte ein, sie zogen ihre Schwerter und rissen den Fremdlingen ihre Seelen aus dem Leibe. Doch auch unter den Geflüchteten gab es solche die über Fähigkeiten besitzen, die, denen der Elfen gleich kommen. Darunter waren Zauberer, sowie Zwerge und Amben (das sind sehr mächtige Wesen  und haben zwei Seelen).

Immer und immer mehr Magie kam ins Spiel, doch dann geriet alles ausser Kontrolle, es bildeten sich Risse im Raum und die Zeit verzerrte sich. Als die Elfen und die Eindringlinge dies

bemerkten,  war es schon zu spät, sie konnten es nicht mehr aufhalten. Es entstand ein starker Sog, viele zog es in die Risse, andere verschwanden in der Zeit, einige konnten sich jedoch in Sicherheit bringen. Die Zauberer, Elfen, Zwerge, Amben die sich retten konnten, mussten ihre Kräfte gemeinsam einsetzten, um die Welt und sich vor dem Chaos zu bewahren. Doch so sehr sie sich bemühten, gelang es ihnen nicht, die ausser Kontrolle geratenen Kräfte einzudämmen, umso mehr Magie eingesetzt wurde, umso grösser wurden die Risse. So gab es nur noch eine Möglichkeit, um das Ende der Welt abzuwenden. Sie beschlossen …

Leider ist der letzte Teil der Schriftrolle nie gefunden worden, es wird vermutet, dass sie jemand absichtlich verschwinden lies, aus welchem Grund auch immer.

 „Bitte einsteigen, die Türen schliessen sich jeden Moment, alle einsteigen!“ Hechelnd rennt Taugenichts dem Zug entgegen, die Abfahrtsglocke erklingt, die Türen schliessen sich mit einem quietschenden Geräusch. Mit letzter Mühe erreicht Taugenichts die Geleise, doch der Zug ist schon mit dampfendem Zischen angefahren. „Verflixt! Warum sind diese Züge immer überpünktlich!“ Eine kurze Verschnaufpause, mit einem Griff in die linke Hosentasche grabscht er ein Häufchen goldglänzender Sand

hervor, das er mit einer kreisförmigen Bewegung in die Luft schwingt, ein kurzes Aufblitzen, plötzlich wie aus der Pistole geschossen rennt der kleine Zwerg dem Zuge entgegen. Trotz dem beachtlichen Tempo das der Zug erreicht hat, gelingt es Taugenichts ihn einzuholen, mit einer athletischen Bewegung springt er auf das Trittbrett des hintersten Wagons.

Der Zug verlässt den Bahnhof, er fährt über eine mächtige Brücke Richtung Waldhausen, ein kleiner Ort in der verwirrend grossen Stadt. Ohne die Züge und Nonstoppers (das sind fliegende Teppiche, jedoch sind diese nicht ganz ungefährlich, schon mancher musst die

schmerzhafte Erfahrung machen, seinen Kopf dabei zu verlieren!), bräuchte man zu Fuss 14 Tage um von der Ost- zu der Westseite der Stadt zu gelangen, mit einem Nonstopper hätte man gerade mal 3 Stunden und mit dem Zuge ungefähr eineinhalb Tage. Im Innern der Wagons sind hölzerne Bänke, mit Handgeschnitzten Schnörkeleien, die Fenster sind aus Glas mit eingeritzten Mustern, wo man auch hinschaut, der ganze Zug ist voll verziert mit vielen Details. Als Taugenichts den Wagon durch die Türe betritt, schauen ihn die sitzenden Leute mit musterndem Blick an. Trampelnd schreitet der Zwerg durch den schmalen Gang, von der einen zu der

anderen Seite blickend, suchend nach einem freien Platz. Und da in der zweitletzten Reihe auf der linken Seite eine freie Sitzgelegenheit. Taugenichts hat sich schon fast hingesetzt, da schreit die grauhaarige etwas seltsam wirkende Dame neben im empört auf! „In Gottes Namen, du willst doch nicht hier Platz nehmen!“ Verwirrt zuckt der Zwerg zusammen. „Das Zwergenabteil ist vier Wagons weiter vorne!“ Sagt mit einer ihm zeigende Handbewegung gegenüber ein junger Mann. In diesem Moment bemerkt Taugnichts, was ihm schon von Vornherein hätte auffallen sollen. Kein einziger Zwerg, kein einzige Elfe, nicht mal ein Zauber in diesem Abteil,

ausschliesslich Robers. Breite Gesichter, dicke Nase und sehr kleine Ohren, normalerweise sind sie nur in weit abgelegten Wäldern anzutreffen, doch hier in Silbermondsteinen leben die unterschiedlichsten Wesen miteinander zusammen, jedoch hat jede Spezies eigene Wohnquartiere, sowie eben auch eigene Zugabteile. Schnell verlässt der Zwerg den Wagon…

 
Fortsetzung folgt... 

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Baumwurzel

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Baumwurzel Re: Eine NATURGESCHICHTE, die mir gefällt! - Danke, es freut mich das dir gefällt was du gelesen hast.
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Eine NATURGESCHICHTE, die mir gefällt! - Habe Deine Geschichte Seite für Seiter erst einmal "überflogen" , da sie sehr lang ist. Aber was ich hier gelesen habe, gefällt mir recht gut. Ich werde später noch einmal vorbeischauen, versprochen!!!!

Lieben Gruß
GerLINDE
Vor langer Zeit - Antworten
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