Sinfoniekonzert
Vier Wochen lang hat eine Stadt die Werbetrommeln gedreht. An jeder Litfaßsäule, in den Tageszeitungen, auf Plakatwänden, überall wo sich die Gelegenheit bot, wurde für das große Sinfoniekonzert geworben.
Es hat sich gelohnt. Hunderte Musikbegeisterte haben sich vorschriftsmäßig in ihre beste Garderobe, Abendkleid und Smoking, geworfen und sind diesem Aufruf gefolgt. Sie strömen, regelrecht in Scharen, in das riesengroße Odeon. Bis auf zwei Galeieplätze ist das Haus, kurz vor zwanzig Uhr, ausverkauft und besetzt.
Um Neunzehnuhrneunundfünfzig, das Orchester probt bereits die ersten Töne, der Türschließer hat schon die meisten Zugänge leise ins Schloß fallen lassen, eilt eine sehr betagte Frau mit weißem Haar, langem schwarzen Abendkleid und einem, fast schon mittelalterlichen Hörrohr in der Hand, ihrem Logenplatz entgegen. Der Türschließer baut sich vor ihr auf, zeigt auf das aussergewöhnlich große Hörgerät und zischt leise aber direkt: "Sie dürfen Ihre Loge betreten, aber ich verspreche Ihnen - nur einen einzigen Ton auf diesem Ding, - und Sie fliegen raus!"